Mittagsjournal 1982.01.08

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Kontakt, meine Damen und Herren, Lois Glück begrüßt Sie heute beim Mittagsschanal.
    Seit gestern ist die Ankündigung des Bundeskanzlers, das 7-Milliarden-Konferenzzentrum für die UNO in Wien doch bauen zu wollen, Hauptthema der Innenpolitik.
    Die Oppositionsparteien haben ihre Ablehnung bekräftigt und verlangen eine bundesweite Volksabstimmung.
    Kreisky deutete an, dass er wegen der Wiener Volksbefragung auch einen finanziellen Alleingang des 50%-Partners Bund planen könnte und ließ das Vorgehen Wiens zunächst offen.
    Heute nimmt dazu der Bürgermeister der Bundeshauptstadt Leopold Kratz Stellung.
    Kratz hat ja im Gegensatz zu Kreisky das 90%-Ergebnis bei der Volksbefragung gegen das Projekt zumindest indirekt anerkannt.
    Zum Thema UNO-City-Konferenzzentrum gibt es auch eine Presseschau heute Mittag schonal.
    Unsere Interview-Reihe mit den Führern der drei Parlamentsparteien beenden wir heute mit einem Gespräch mit ÖVP-Obmann Alois Mock über die politischen Perspektiven der Volkspartei für das neue Jahr.
    Ausland.
    In Polen treten die Leute zwar massenweise aus der Partei auswärts berichtet, aber gleichzeitig will das Militärregime die 10 Millionen Solidaritätmitglieder zum Austritt aus der vorerst verbotenen Freien Gewerkschaft zwingen.
    Wir untersuchen heute den Zustand von Solidarność zwischen passivem Widerstand und aktivem Untergrund.
    Moskau rührt mit Enthüllungen über US-Spionage wieder kräftig die antiamerikanische Propagandatrommel und Spanien und Großbritannien verhandeln über die Zukunft Gibraltars.
    Die spanische Blockade über die britische Kronkolonie soll nach zwölf Jahren beendet werden.
    Dazu also auch Berichte aus Moskau und aus
    Spanien.
    Eine Wirtschaftsschlagzeile, neue Entwicklungen in der Mikroelektronik, eine Kulturschlagzeile.
    Der französische Filmstar Jacques-Claude Brialy spielt in Wien Theater.
    Und zum Wochenendwetter gibt's wie jeden Freitag einen Studiogast.
    Zunächst aber jetzt.
    Nachrichtenverantwortlich als Redakteur ist Adolf Poindl, der Sprecher ist Peter Fichner.
    Österreich.
    Die Kontroverse über den Bau eines UNO-Konferenzzentrums bei der Wiener UNO-City bleibt innenpolitisches Hauptthema.
    ÖVP-Obmann Mock erklärte in einem Interview im Morgenjournal, er glaube, dass bezüglich dieses UNO-Konferenzzentrums noch nicht das letzte Wort gesprochen sei.
    Es werde auch innerhalb der SPÖ noch Diskussionen über den ökonomischen und vor allem demokratischen Stellenwert dieses Projektes geben.
    Schon gestern hatte Mock ebenso wie FPÖ-Obmann Steger eine bundesweite Volksabstimmung über das UNO-Konferenzzentrum in Wien gefordert.
    Bundeskanzler Kreisky und SPÖ-Klubobmann Fischer äußerten sich dazu ablehnend.
    Die Industriellenvereinigung vertritt heute die Ansicht, ein Großprojekt schaffe noch keine Vollbeschäftigung.
    Der Bauwirtschaft könne nur mit einer nachhaltigen Verbesserung des baulichen Investitionsklimas auf breiter Front im privaten wie im öffentlichen Sektor geholfen werden.
    Nach Meinung der Industrie bringt die Realisierung von Großprojekten nur eine zeitlich und regional stark begrenzte Verbesserung der Beschäftigungslage für eine relativ kleine Anzahl von Betrieben.
    Der oberösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter Hartl vertrat in einem Interview die Ansicht, die grundsätzliche Ablehnung solcher Großbauprojekte sei kleinkariert.
    Landeshauptmann Ratzenböck meinte dagegen, der Bau dieses Konferenzzentrums würde mehr Belastungen als Nutzen bringen.
    Fast 17.000 Menschen haben im vergangenen Jahr ihre Arbeitsplätze durch Konkurs oder Ausgleich ihres Arbeitgebers verloren.
    Wie aus einem Bericht des Kreditschutzverbandes von 1870 über die Insolvenzentwicklung im Vorjahr hervorgeht, sind dies um 64 Prozent mehr als im Jahr 1980.
    Insgesamt hat sich in Österreich die Zahl der Konkurse und Ausgleiche um 25 Prozent auf fast 1.500 erhöht.
    Aus der Analyse des Kreditschutzverbandes geht hervor, dass vor allem junge Betriebe besonders insolvenzanfällig sind.
    Polen.
    Seit der Verhängung des Kriegsrechtes am 13.
    Dezember sind nach Angaben der Militärregierung bei Zusammenstößen zwischen Arbeitern und Sicherheitskräften zehn Menschen ums Leben gekommen und 467 verletzt worden.
    Nach einem Bericht des stellvertretenden Innenministers Stachura an das Parlament ist die Situation im Land zurzeit friedlich.
    Miliz und Armee hätten aber zu Beginn des Ausnahmezustandes streiksgewaltsam niederschlagen müssen.
    Die dramatischeste Auseinandersetzung habe es im Kohlenbergwerk Vujek gegeben.
    Nach Angaben des Innenministeriums in Warschau verteidigten sich hunderte Bergleute mit Äxten, Ketten, blühenden Metallrohren und Sprengstoff gegen die vorrückende Miliz.
    Als einige der Polizisten ihr Leben bedroht gesehen hätten, sei auf die Arbeiter geschossen worden, erklärt das Ministerium das Vorgehen der Miliz.
    Erzbischof Glemp erklärte in einer Rede in Warschau, die Behörden übten immer häufiger Druck auf die Mitglieder der Solidarität aus, damit diese aus dem unabhängigen Gewerkschaftsverband austreten.
    Der Erzbischof betonte, nach der kirchlichen Lehre hätten Willenserklärungen, die unter Zwang abgegeben werden, keine Gültigkeit.
    Funktionäre der Solidarität, die sich noch in Freiheit befinden, bestreiten in einer in den Westen gelangten Botschaft die Behauptung der Militärregierung, die Solidarität habe Verhandlungen mit dem neuen Regime aufgenommen.
    Voraussetzung für Verhandlungen sei die Aufhebung des Kriegsrechtes und die Freilassung aller Inhaftierten, heißt es in der Solidaritätsmitteilung.
    Die Versorgungslage in Polen ist weiterhin katastrophal.
    In Dankschreiben der katholischen Kirche in Katowice und Jasna Góra an die österreichische katholische Arbeitnehmerbewegung geht hervor, dass sich die Polen für 20 Dkg Käse bis zu einem halben Tag anstellen müssen.
    Wenn es in einem Geschäft Fleisch gibt, beträgt die Wartezeit mindestens fünf Stunden.
    Kohle zum Heizen war in den vergangenen Tagen nicht zu bekommen, heißt es in einigen der Briefe.
    Sowjetunion
    Die Moskauer Pravda wirft den USA in der heutigen Ausgabe eine groß angelegte Agententätigkeit in der Sowjetunion vor und berichtet, eine große Gruppe als Diplomaten getarnte CIA-Mitarbeiter sei von den sowjetischen Sicherheitsorganen entlarvt worden.
    Als Zeitpunkt wurde in der TASS-Meldung wörtlich angegeben, in letzter Zeit.
    Wie sich jetzt herausstellt, beziehen sich die angeführten Beispiele ausgewiesener Diplomaten tatsächlich auf die vergangenen zehn Jahre.
    Das Todesurteil über einen angeblich vom amerikanischen Geheimdienst angeworbenen Sowjetbürger, über das die TASS ohne Angabe eines Zeitpunktes berichtete, wurde bereits im Jahr 1975 gefällt.
    Neue Beschuldigungen gegen die amerikanische Botschaft in Moskau werden in dem heutigen Artikel der Pravda nicht erhoben.
    Schweiz.
    Wirtschaftsexperten in Bern erwarten für heuer ein Nachlassen der Inflation in der Schweiz von 6,5% auf 4,5%.
    Zugleich wird ein Rückgang des Bruttosozialprodukts um 1,5% vorausgesagt.
    Wegen der hohen Auftragsbestände erwartet die Schweizer Kommission für Konjunkturfragen ein volles Durchschlagen der Rezession in der Schweiz erst für die zweite Hälfte des Jahres.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Mit einem Staatsakt wurde heute in Saarbrücken des 25.
    Jahrestages der Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland gedacht.
    Nach einer Volksabstimmung am 23.
    Oktober 1955 akzeptierte schließlich Frankreich den Wiederanschluss des Saarlandes.
    Der deutsche Bundespräsident Carstens erklärte, die Lösung der Saarfrage habe den Weg zur deutsch-französischen Aussöhnung und Freundschaft geebnet und starke Impulse für die europäische Einigung gebracht.
    Großbritannien.
    Der spanische Ministerpräsident Calvo Sotelo wird heute in London mit Regierungschefin Thatcher über die Zukunft Gibraltars verhandeln.
    Calvo Sotelo will nach Angaben aus Madrid die Öffnung der Grenzen Spaniens zu Gibraltar anbieten, falls sich die britische Regierung in ihrer Haltung flexibler zeige.
    Spanien erhebt Anspruch auf Gibraltar, das seit 1704 von Großbritannien verwaltet wird.
    1969 hatte der damalige spanische Diktator Franco die Blockade angeordnet.
    Spanien spricht von Gibraltar als der letzten Kolonie Europas.
    USA.
    Im Süden des Bundesstaates Kalifornien ist heute Nacht ein Eisenbahnzug verunglückt, mit dem radioaktive Stoffe transportiert wurden.
    Die Ladung bestand aus Uran und aus dem radioaktiven Isotop Americium.
    Einige Personen wurden verletzt.
    Die Polizei hat den in der Nähe des Unglücksortes vorbeiführenden Teil einer Autobahn gesperrt.
    Präsident Reagan hat den Bundesstaat Kalifornien nach heftigen Regenfällen und Überschwemmungen zum Katastrophengebiet erklärt.
    Durch die Naturkatastrophe sind in Kalifornien in den vergangenen Tagen mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen, 20 Personen werden vermisst.
    Der Sachschaden wird auf etwa 200 Millionen Dollar geschätzt.
    Wegen der schweren Regenfälle und Vermurungen war in dieser Woche die Golden Gate Bridge in San Francisco für den gesamten Verkehr gesperrt.
    Großbritannien.
    Schwere Schneestürme haben im mittleren und südlichen England das öffentliche Leben heute zum Teil lahmgelegt.
    Viele Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten, weil die Straßen durch Schneeverwehungen unpassierbar sind.
    Dadurch die Stadt York, fließende Ouse, ist durch die Schneeschmelze auf fünf Meter über dem Pegel angeschwollen.
    Nach Angaben der Londoner Tageszeitung Daily Mail schätzen die Versicherungsgesellschaften allein die Flutschäden im Norden Englands auf umgerechnet etwa eine Milliarde Schilling.
    Norwegen.
    Nordeuropa erlebt zurzeit den härtesten Winter seit vielen Jahren.
    Im ostnorwegischen Darfsell ist heute früh mit minus 50 Grad Celsius der tiefste Wert in Norwegen seit 1914 gemessen worden.
    In der Hauptstadt Oslo liegen die Temperaturen zwischen minus 24 und minus 32 Grad Celsius.
    Die seit vier Wochen anhaltende Kältewelle führt im öffentlichen Leben zu erheblichen Behinderungen.
    Ja, und wir bleiben jetzt gleich zunächst bei diesem Thema der letzten drei Meldungen, dem Thema Wetter.
    Mein Gesprächspartner dazu ist Dr. Walter Sobiczka von der Hohen Waadt in Wien.
    Grüß Gott.
    Grüß Gott.
    Minus 50 Grad in Nord-Norwegen, Notstand in Kalifornien.
    In Schottland ist der Dieseltreibstoff, habe ich gelesen in einer Meldung, in den Tanks der Lastwagen gefroren.
    Es war ja recht warm zwischen den Feiertagen, das war erwartet.
    Ist auch erwartet, dass es jetzt mit so einer Massivität wieder ganz kalter Winter ist?
    Wir haben diesen Kaltlufteinbruch in Österreich erwartet, zu dem es am Mittwochabend gekommen ist.
    Zu den Katastrophenmeldungen möchte ich sagen, starke Regenfälle in Kalifornien sind im Winter nichts Außergewöhnliches.
    Im Winter liegt ja Kalifornien, das ein Klima hat, das ähnlich ist dem Mittelmeerklima.
    im Winter oft in einer Westströmung und feuchte Pazifikluftmassen werden dann an den Küstengebirgen Kaliforniens zum Aufsteigen gezwungen und dadurch diese ergiebigen Niederschläge.
    Starke Regenfälle hingegen im Sommer werden in dieser Gegend eher ungewöhnlich.
    Die Temperaturen hängen in Norwegen natürlich sehr stark ab, ob jetzt der Wind vom Kontinent, also vom Land kommt oder vom Meer.
    Norwegen liegt ja direkt am warmen Golfstrom.
    Es kann aber trotzdem sehr niedrige Temperaturen aufweisen, wenn die Luft aus dem Inneren Skandinaviens kommt.
    Die Sonneneinstrahlung ist ja so gut wie zu vernachlässigen.
    beziehungsweise in Nordnorwegen überhaupt nicht vorhanden.
    Und wenn jetzt also Kaltluft aus dem Inneren Skandinaviens kommt und kann durch die Ausstrahlung bei einer Neuschneedecke, sind natürlich sehr tiefe Temperaturwerte zu erreichen.
    In England ist es zu diesen Überschwemmungen gekommen, einerseits durch Schneeschmelze, andererseits durch sehr starke Temperaturgegensätze.
    Es ist einerseits in Großbritannien Kaltluft aus Skandinavien eingeflossen, andererseits sehr milde
    Atlantikluftmass sind aufgegliedert auf diese Kaltluft und haben zu Regen- bzw.
    Schneefällen geführt.
    Es ist auch derzeit so, dass über Frankreich zum Beispiel Warmluft lagert, vor allem im Südwesten Frankreichs.
    Biarritz hat heute früh 14 Grad gemeldet.
    Und diese Warmluft führt derzeit auch schon in Westösterreich zu Aufkleidniederschlägen in Form von Schnee.
    während im Osten Österreichs ja noch unter Hochtog-Einfluss recht schönes Wetter herrscht.
    Ich erwarte, dass am Wochenende
    diese Tiefdruckstörung vom Atlantik sich Richtung Balkan verlagern wird.
    Es wird also in Österreich Schneefälle geben.
    Ich rechne nicht, dass sich die Warmluft durchsetzen wird.
    Der Niederschlag wird durchwegs als Schnee fallen.
    Der Schwerpunkt der Schneefälle ist morgen zu erwarten.
    Morgen in Österreich verbreitet Schneefall und es ist mit einigen Zentimetern Neuschnee zu rechnen.
    Am Sonntag wird dann der Störungseinfluss nachlassen.
    Es nur noch strichweise Schneeschauer und bereits auch einige Auflockerungen.
    Es bleibt also insgesamt in Österreich ein winterlicher Wettercharakter erhalten.
    Die warme Luft, die vom Westen kommt, wird die hier lagernde massive Kaltluft nicht verdrängen können, sondern nur zu einer Frostabschwächung führen.
    Wir haben ja in der vergangenen Nacht Temperaturen bis zu minus 20 Grad gehabt, in Kärnten und in Salzburg.
    So tiefe Temperaturen wird es am Wochenende nicht mehr geben.
    Ich rechne mit Frühtemperaturen zwischen minus 12 und minus 3 Grad und Tageshöchstwerten zwischen minus 6 Grad und 0 Grad.
    Aber heute Mittag ist, wie man den Werten entnehmen kann, noch ziemlich kalt in den Landeshauptstädten.
    Das ist richtig.
    Wien, heiter, minus 6 Grad, Nordwest 10 Kilometer pro Stunde.
    Eisenstadt, heiter, minus 6 Grad, Nordwest 15 Kilometer pro Stunde.
    Linz, stark bewölkt, minus 8 Grad, Ost 20 Kilometer pro Stunde.
    Salzburg, stark bewölkt, minus 9 Grad, Südwest 5 Kilometer pro Stunde.
    Innsbruck bedeckt Schneefall minus neun Grad, Nordost zehn Kilometer pro Stunde.
    Bregenz bedeckt Schneefall minus fünf Grad, Windstille.
    Graz wolkig minus sieben Grad, Süd zehn Kilometer pro Stunde und Klagenfurt heiter minus neun Grad, Windstille.
    Vielen Dank Herr Dr. Sowitschka.
    Wir beginnen jetzt die politische Berichterstattung mit dem dritten unserer drei großen Interviews mit den Parteiführern der Parlamentsparteien.
    Wir sprachen mit Bundeskanzler Kreisky, wir sprachen mit FPÖ-Obmann Steger und heute mit Alois Mock, dem Obmann der Volkspartei.
    Für die ÖVP hat die Arbeit ja bereits in vollem Umfang begonnen.
    Ihre führenden Politiker aus Bund und den Ländern sind gestern Abend im Wahlfahrtsort Mariaplein bei Salzburg zusammengetroffen, um die innenpolitischen Weichen für die kommenden Wochen und Monate zu stellen.
    Erich Aichinger und Fritz Pesata nutzten diesen Anlass, um dem Obmann der großen Oppositionspartei Allesmog einige grundsätzliche Fragen zum politischen Saisonauftakt zu stellen.
    Die Rolle der Opposition ist schwierig, hat jüngst erst der sozialistische Klubobmann Fischer gesagt.
    Attackieren oder arrangieren, wie in Fragen der verstaatlichten Industrie, wie kann man eine nächste Wahl gewinnen, wie kann man Weichen stellen vor einer sozialistischen Regierungsklausur.
    Wir machen unsere Weichen nicht von einer sozialistischen Regierungsklausel abhängig und bei schwierigen Fragen ist jede politische Aufgabe, wenn man sie ernst nimmt, schwierig.
    Wenn ich mir ansehe,
    in welcher Situation der Finanzminister ist, mit den Staatsschulden, mit den Defiziten, mit den Widersprüchen, was er vertritt, was Dallinger vertritt, 35 Stunden Woche, eine Woche Urlaub mehr, was Sekaniner dazu sagt.
    So ist ja auch offensichtlich durch die Schwierigkeitsgrad der Probleme ausgerichtete Situation der Regierung nicht gerade leicht.
    Wir glauben, dass wir in dieser Zeit klare Prioritäten setzen müssen.
    Dort, wo die Regierung auf diese Überlegungen eingeht, kann man mit uns reden.
    So einfach nur kritisieren oder nur arrangieren, wie Sie das formuliert haben, ist die Politik eben nicht.
    Die Tatsache, dass wir in diesem Jahr
    zum ersten Mal 140.000 oder fast 140.000 Arbeitslose haben, dass es einzelne Bezirke gibt, wo die Arbeitslosigkeit 10 oder 14 Prozent beträgt, gibt uns leider recht.
    Das ist ein Ergebnis der sozialistischen Politik.
    Es gibt eine lange Diskussion, ja der ÖVP zur Verstaatlichten und was vielleicht auch hängen geblieben ist, dann bei der Bevölkerung.
    Im Grund wollte die ÖVP verhandeln über ein 8.
    Vorstandsmitglied bei der VÖST.
    Wir haben die Verstaatlichte Industrie übergeben im Jahre 1970.
    Da hatte der gesamte Verstaatlichte Bereich einen Gesamtertrag von einer Milliarde 700 Millionen Schilling.
    Heute ist er tief in den roten Ziffern.
    Jeder hat in seiner Zeit die Verantwortung.
    Wir übernehmen die Verantwortung für das, was wir geleistet haben als ÖVP-Alleinregierung, auch für manchen Fehler, den wir gemacht haben.
    Und heute trägt für die Situation in der verstaatlichen Industrie, auch für die finanzielle Auszerrung, auch der verstaatlichen Betriebe durch eine unverantwortliche Steuerpolitik,
    eben die sozialistische Alleinregierung die Verantwortung.
    Und ich glaube, dass man sich überhaupt überlegen müsste, die Vorstände kleiner zu halten.
    Wenn ich mir die österreichischen Umsatzziffern der österreichischen verstaatlichten Betriebe ansehe, und das gilt nicht nur für verstaatlichte Betriebe, das gilt auch für einzelne Sozialversicherungen, dann glaube ich, dass wir viel zu große Vorstände haben.
    Mir sind einige Milliarden Schulden lieber als mehr Arbeitslose.
    Dieser Slogan des Bundeskanzlers wird möglicherweise der kommende Wahlslogan sein.
    Wie, mit welchem Slogan wird die ÖVP dem entgegnen?
    Wird die ÖVP dem Slogan umdrehen?
    Wir sind einige Arbeitslose lieber als mehr Schulden.
    Nein, wir werden mit einem wirtschaftspolitischen Konzept antworten.
    Wir sichern Arbeitsplätze durch Investitionen, weil wir der Auffassung sind, wenn man es ehrlich mit den Menschen meint, dass einfach nur ertragsfähige, wettbewerbsfähige Betriebe, die ihre Produkte im In- und Ausland verkaufen können, auch tatsächlich die Arbeitsplätze sichern und, weil sie investitionsfähig sind, neue Arbeitsplätze schaffen.
    Wenn man manchmal die Propaganda der ÖVP hört, dann glaubt man, es ist schon die Verschuldung so hoch und die Situation wirtschaftlich gesehen so schlimm, dass es eigentlich zu den schlimmsten Befürchtungen Anlass gibt.
    Schauen Sie, wenn der Finanzminister selbst sagt, im Dezember, dass ihm die Verschuldung große Sorgen macht, so darf das wohl die Opposition auch sagen.
    Wenn der Bundeskanzler im August sagt, wir sind in der schwierigsten Situation seit 1945, darf das die Opposition auch sagen und darf darauf verweisen, dass sie so etwas ähnliches vielleicht bereits früher gesagt hat.
    Ich glaube persönlich, dass wir, wenn wir den Mut zu einem wirtschaftspolitischen Kurswechsel haben, heute noch eine viel bessere Ausgangsposition haben, die Probleme in den Griff zu bekommen, als wir das vielleicht in zwei oder fünf Jahren haben.
    Wie passt der Slogan Kurswechsel für Österreich zusammen mit der Tatsache, dass die beiden Wirtschaftsprogramme der Großparteien jüngster gegenübergestellt wurden und relativ geringe Unterschiede festgestellt wurden?
    Ja, sehen Sie, die Unterschiede sind halt doch noch immer sehr groß.
    Man hat sich in einer bestimmten Frage der Investitionsförderung gefunden, aber ich muss Ihnen halt sagen, es gibt viele andere Fragen.
    Der ganze Bereich der enormen steuerlichen Belastung, der sparsamen Verwendung der Steuergelder, der Tatsache, dass wir nicht nur Großbetriebe fördern sollen, internationale Großinvestitionen wie General Motors privilegieren sollen, sondern dass wir die Betriebe gleich behandeln sollen.
    dass wir österreichische Unternehmen nicht diskriminieren sollen, dass wir der Bildung von Eigenkapital eindeutig Vorrang geben vor der Stützung von Betrieben nur durch staatliche Subventionen.
    Alles das sind Punkte, wo noch beträchtliche Unterschiede vorhanden sind.
    Vielen Dank für das Gespräch.
    Dass zu diesem Projekt auch schon eine ablehnende Volksbefragung in Wien vorliegt, stört den Kanzler nicht sonderlich.
    Er meint, hier müsse der Bund entscheiden.
    Beide Oppositionsparteien liefen gestern Sturm gegen die Pläne des Kanzlers und forderten eine gesamtösterreichische Volksabstimmung über das UNO-City-Konferenzzentrum.
    Zu dem Thema erwarten wir noch ein Interview mit dem Wiener Bürgermeister Leopold Kratz.
    Zunächst zu diesem Thema aber die Presseschau.
    Und zwar ist sie heute gestaltet von Wilfried Seifert, gesprochen wird sie von Hannes Eichmann.
    Vor allem rechtliche Aspekte untersuchen sozialistische Zeitungen bei der Frage Kongresszentrum und Volksbefragung.
    Manfred Scheuch etwa im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung hebt hervor, dass eine Volksbefragung durchaus nicht verbindlich, sondern nur eine Entscheidungshilfe sei.
    Und es ist nicht nur das Recht, sondern geradezu die Pflicht verantwortlicher Politiker auf allen Ebenen abzuwägen, wie gewichtig das Ergebnis einer solchen Befragung etwa durch die Beteiligung ist und in welchem Ausmaß beispielsweise bloße Gruppeninteressen gegenüber dem allgemeinen Interesse Berücksichtigung verdienen.
    Und ganz ähnlich Paul Fritz in der gleichfalls sozialistischen Neuen Zeit.
    Eine Volksbefragung mit den Federn einer Volksabstimmung zu schmücken, das ginge zu weit.
    Bei aller Lust am unbeschwerten Opponieren sollte man doch die Kirche im Dorf lassen.
    Der Verfasser des mit Staberl gekennzeichneten Kommentars in der Kronenzeitung ist da ganz anderer Meinung.
    Bei uns darf der Regierungschef einen Volksentscheid für null und nichtig erklären, weil zu wenig mitgestimmt haben und weil die Frage gar nicht die Wiener, sondern den Bund, somit also alle Österreicher angeht.
    Dann möge Kreisky doch, fairer und korrekter Kompromissvorschlag, auch in den Bundesländern die Leute fragen, ob sie sich ein Konferenzzentrum in Wien wünschen.
    Davon hält wieder Franz Ortner in den Vorarlberger Nachrichten nichts.
    Ob eine österreichweite Volksabstimmung über das Wiener Konferenzzentrum mit eventueller Scheich-Emir-Hilfe, wie von der FPÖ und ÖVP angedroht, staatspolitisch sinnvoll wäre, kann angezweifelt werden.
    Die Folge könnten künstlich hochgeputschte Spannungen zwischen Wien und den Bundesländern sein.
    Dass die Bundesmilliarden vom größten Teil der Bevölkerung in einem Hochstapelprojekt abgelehnt würden, steht außer Frage.
    Reinhard Hampel in den oberösterreichischen Nachrichten zerbricht sich den Kopf über den Sinn des Bauwerks.
    In Paris, London, Hamburg, Berlin gibt es sowas.
    Da darf Wien nicht fehlen.
    Richtig, nahezu überall dämmern solche Riesenbauten der Pleite entgegen, weil die Zeit der Großkonferenzen vorbei ist.
    Da darf Wien nicht fehlen.
    Was?
    während in Wien und in anderen Orten Österreichs erschwingliche Wohnungen fehlen.
    Die Salzburger Nachrichten zum Bau selbst.
    Bei ihrem Streit übersehen die Herren, dass die Pläne für das Konferenzzentrum aus den 60er-Jahren stammen und nach den heutigen Begriffen längst veraltet sind.
    Vor allem, was Maßnahmen des Energiesparens anlangt.
    Das Konferenzzentrum als solches ist sicher keine Sünde, wenn man es sich leisten kann.
    Es aber rasch nach veralteten Plänen zu errichten, ist eine Todsünde.
    Warum das Konferenzzentrum überhaupt errichtet werden soll, fragt sich der Kurier.
    Jede Epoche hat ihre Prunkbauten.
    Kaiser Franz Josef hatte die Ringstraße.
    Und in der aufgeklärten Monarchie des Bruno K. sollen wir eben zur UNO-City auch noch ein Konferenzzentrum um 7,5 Milliarden haben.
    Der Hauptgrund ist wohl die Panik wegen der Beschäftigungslage in der Bauwirtschaft.
    Und da hat die SPÖ immer schon auf gigantische Großprojekte, AKH, Donauinsel, gesetzt.
    Die Frage ist, ob nicht allen mehr geholfen wäre, wenn man die Bauten aus der Ringstraßenzeit saniert.
    In der Tageszeitung Die Presse hält Kurt Horwitz den Bau des Konferenzzentrums für ökonomischen Wahnsinn.
    Mit immer neuen Steuern, die zur Bezahlung jetzt noch, also trotz besseren Wissens eingegangener Schulden, eingeführt werden müssen, wird die österreichische Wirtschaft bald wirklich ausschließlich von des Staates Gnaden leben.
    Sie wird schlecht leben und die Arbeitsplätze werden unsicherer sein denn je.
    Noch haben die Regierungsmitglieder Zeit, ihren Chef wenigstens in Sachen Konferenzzentrum eines Besseren zu belehren.
    Wenn die Klausur am kommenden Montag nicht eine reine Versammlung von Befehlsempfängern ist, sollte sie diese Chance nützen.
    Abschließendes Zitat von Kurt Wimmer in der kleinen Zeitung.
    Der Kanzler hat gesprochen.
    Die Sache ist erledigt.
    Grant ist freilich kein Ersatz für politische Argumente.
    Die Sache ist, so hoffen wir, noch lange nicht erledigt.
    Auch nicht für den Kanzler.
    Der Wiener Bürgermeister Leopold Kratz, also der Vertreter des 50%-Eigners an diesem Projekt sozusagen, ist also in dieser Frage UNO City-Konferenzzentrum in einer ganz besonderen Klemme.
    Einerseits hat Kratz ja mehrfach erklärt, Ergebnisse von Wiener Volksbefragungen seien unabhängig von der Wahlbeteiligung zumindest für die laufende Legislaturperiode zu berücksichtigen.
    Zum anderen gibt es in Wien auch noch zahlreiche andere Projekte für deren Verwirklichung die Finanzierung jedenfalls auch noch problematisch ist.
    Die Haltung von Leopold Kratz zu diesem Thema versucht Josef Brokkal nun im folgenden Interview zu erforschen.
    Herr Bürgermeister, Bundeskanzler Kreisky hat es der Stadt Wien quasi freigestellt, sich jetzt daran zu beteiligen, dass das Konferenzzentrum bei der UNO-City doch schon in den kommenden Monaten gebaut werden soll.
    Was die Wiener tun, wäre ihre Sache, sagte Kreisky etwa wörtlich.
    Was wird die Stadt Wien tun?
    Jetzt mitgehen mit der neuen Entscheidung oder zuwarten?
    Nach meiner persönlichen Meinung sollte man mitgehen, wenn der Bundeskanzler, wie ich von ihm gehört habe, eine sehr langfristige Finanzierungsform findet, um ein Projekt gleich beginnen zu können, das sehr, sehr vielen Menschen Arbeit bringt.
    Sie haben vor wenigen Wochen nach der von der ÖVP initiierten Volksbefragung in Wien erklärt, der im Frühjahr dieses Jahres gefasste Beschluss, das Konferenzzentrum erst später zu bauen, gelte für den Wiener Bereich mindestens bis 1983.
    Diese Meinung würden Sie jetzt revidieren?
    Ich habe gesagt, das gilt für den Wiener Bereich meiner Ansicht nach für die Dauer der Arbeitsperiode des Gemeinderates, wobei aber das Wesentliche ja in der finanziellen Belastung bzw.
    Entlastung liegt.
    Wenn es hier eine Möglichkeit gibt, mit einer sehr günstigen langfristigen Finanzierung sofort Arbeit zu schaffen und nicht erst in einem oder zwei Jahren, dann ist das in einer Zeit, in der ich heute in den Zeitungen von den steigenden Arbeitslosenzahlen im Westen rede, gerade für Wien sehr, sehr interessant.
    Das heißt, Ihr Ja zu einem vorgezogenen Baubeginn hängt davon ab, dass das Wiener Budget nicht aktuell belastet wird mit den Kosten dieses Baus?
    Ja, das ist richtig.
    Die Gegner dieses Projektes, vor allem die ÖVP, haben in der SPÖ einen prominenten Kronzeugen für ihre Ansicht, dass man das Konferenzzentrum nicht braucht, nämlich Bautenminister Sekanina.
    Er sagte sinngemäß, es gibt keine Kongresse mehr von der Größenordnung, wie das Konferenzzentrum sie brauchen würde, um wirtschaftlich zu arbeiten.
    Die Hofburg allein reiche aus.
    Sie sagen das Gegenteil.
    Recht kann nur einer von Ihnen beiden haben.
    Wer und warum?
    Hier muss man sich die internationale Entwicklung ansehen, wie es die Verantwortlichen der IAKW auch getan haben.
    Es ist ja nicht die Lust am Geld ausgeben, sondern die Lust am Geld einnehmen, das sehr viele große Städte von Manila bis Berlin veranlasst hat, Konferenzzentren zu bauen.
    Und das, was im Allgemeinen als Umwegrentabilität bezeichnet wird, nämlich die Tatsache, dass sehr, sehr viele Kongressdelegierte sehr viel Geld im Land lassen,
    Das darf halt nicht nur für Sommerfestspiele irgendwo in Österreich gelten, sondern das gilt für das Festspielhaus Bregenz, für den Kongresssaal in Innsbruck, genauso wie für ein Konferenzzentrum in Wien.
    Das heißt, Ihrer Ansicht nach war die Aussage des Bautenministers, Wien braucht kein so großes Konferenzzentrum, nicht stichhältig?
    Ich glaube, dass der Bautenminister, soweit ich mich erinnere, im Wesentlichen auf den Ausbau der Hofburg gedrängt hat, weil das unmittelbar sein Ressort ist und weil auch dort seine Budgetmittel eingesetzt werden.
    Diese Budgetmittel wurden eingesetzt, allerdings ohne, dass die Hofburg wesentlich kapazitätsmäßig erweitert werden konnte.
    Herr Bürgermeister, Bundeskanzler Kreis gehört im Jahr 1981 zweimal seine Meinung, was das Konferenzzentrum betrifft, geändert.
    Bis weit ins Frühjahr hieß es bauen, dann hieß es auf einmal nicht bauen, es ist kein Geld da, jetzt heißt es wieder sofort bauen.
    Sind Sie von diesen Meinungsänderungen im Vorhinein informiert gewesen oder haben Sie es auch aus den Zeitungen und aus dem ORF erfahren?
    Ich hätte gern dem ORF das Kompliment gemacht, aber ich habe es von meinem Bundeskanzler vorher erfahren.
    Wobei es ja keine Meinungsänderung in dem Sinn war, wie Sie sagen, sondern der Bundeskanzler war und ist, so wie ich, davon überzeugt, dass das Konferenzzentrum für Wien etwas Gutes ist, weil es die Ergänzung der UNO-City darstellt und weil es, wie gesagt, Kongress-Tourismus bringt.
    Der Bundeskanzler hat bei dem Aufschiebungsbeschluss auf die Finanzen des Staates Rücksicht genommen, so wie ich es allerdings bedauernd akzeptieren musste und wir dabei auf die Finanzen der Stadt Wien Rücksicht genommen haben.
    Wenn jetzt Bundeskanzler Kreisky eine Finanzierungsform gefunden hat, die das aktuelle Budgetargument ausschließt, na ja, dann bleiben nur mehr die Argumente über, die dafür sprechen.
    Die ÖVP und die FPÖ fordern eine Volksabstimmung in ganz Österreich über den Bau des Konferenzzentrums, etwa so wie es seinerzeit die Volksabstimmung über das Atomkraftwerk in Zwentendorf.
    Würden Sie eine solche Forderung unterstützen?
    Wären auch Sie für eine Volksabstimmung?
    Ich unterstütze diese Forderung nicht, weil es meiner Ansicht nach die Möglichkeit gibt, auf demagogische Weise einen Teil Österreichs gegen die anderen Teile auszuspielen.
    Das war die Innenpolitik im Mittagsschanal.
    Es ist halb eins vorbei.
    Ein Blick auf das Programm, das wir bis 13 Uhr noch planen.
    Die Themen Polen, was blieb von der Solidarität?
    Großbritannien und Spanien verhandeln über die Zukunft von Gibraltar.
    Die Pravda in Moskau berichtet in großer Aufmachung über amerikanische Spionage in der sowjetischen Hauptstadt.
    Die Mikroelektronik in Österreich ist im Vormarsch und Kultur.
    Der französische Filmschauspieler Jean-Claude Brialy spielt in Wien Theater.
    In Polen wird auch in Zukunft Platz sein für unabhängige Gewerkschaften, aber nur als eigentliche Vertreter der Arbeiter in den Betrieben.
    Das sagte polenstarker Mann General Wojciech Jaruzelski in seiner Neujahrsbotschaft.
    Doch den Namen Solidarität erwähnte er nicht.
    Und sein Sprecher Wieslaw Górnicki erklärte gestern, so viel sei sicher, Solidarność werde nie mehr wieder das sein, was sie einmal war.
    Aus diesen beiden Aussagen wird klar, dass die polnischen Machthaber die Solidarität längerfristig liquidieren wollen.
    Die erste parteiunabhängige Gewerkschaft des Ostblocks war ja sofort nach dem Putsch am 13.
    Dezember verboten worden, ihre Führer verhaftet oder interniert, wie man will.
    Eine große Kampagne zur Einschüchterung der rund 10 Millionen Mitglieder wurde begonnen, mit Schnellverfahren nach dem Kriegsrecht und mit massiven Drohungen aus der Solidarität auszutreten, sonst würde man den Arbeitsplatz verlieren.
    Derzeit scheint die Organisation selbst wohl weitgehend zerschlagen, doch der Geist der Solidarität, der eineinhalb Jahre lang nicht nur Polen in den Grundfesten erschüttert hat, ist nicht so schnell auszurotten.
    Über den derzeitigen Zustand der Solidarität berichtet Barbara Kudenhowe-Kalergi.
    Der stellvertretende Innenminister Stachura hat vor einem Parlamentsausschuss offizielle Zahlen über unter dem Kriegsrecht Verhaftete und Verurteilte genannt.
    5906 Personen sind danach interniert, 170 sind indessen gerichtlich verurteilt worden.
    Die Strafen lagen im Allgemeinen zwischen zwei und sieben Jahren und lauteten am häufigsten auf Anstiftung zum Streik.
    Über diese Prozesse sind indessen einige Nachrichten nach außen gesickert.
    Die Angeklagten bekommen nur Pflichtverteidiger, aber es sind oft die besten Rechtsanwälte im Land, die diese Aufgabe übernehmen.
    Es hat sich auch eingebürgert, dass angesehene Intellektuelle in möglichst großer Zahl als Zuschauer an den Prozessen teilnehmen.
    Man will den Angeklagten damit sagen, ihr seid nicht allein.
    Die informellen sogenannten Clubs der katholischen Intelligenz haben noch aus früheren Zeiten Erfahrung in dieser Form der Solidarität.
    Bisher haben die Angeklagten im Allgemeinen nichts abgestritten, sondern ihre sogenannten Verfehlungen offen zugegeben.
    Den Verhafteten und Internierten gilt auch die besondere Sorge der Kirche.
    Das Zentrum für ihre Betreuung ist die Warschauer Martinskirche.
    Sie war in den Jahren vor der Reform mehrmals Schauplatz von Hungerstreiks für Gefangene und ist mit dem Franziskanerinnenkloster in Lasky verbunden, wo einst der verstorbene Primas Wyszynski spiritual war.
    Hier gibt es Gebetsstunden für die Verhafteten, hier vor allem werden Päckchen für sie abgegeben und hier kann man Nachrichten über ihr Schicksal austauschen.
    Es gibt einen kirchlichen Sozialrat, angeführt von dem katholischen Ex-Abgeordneten Prof. Stanislav Stommer, der sich im Auftrag des Primas speziell um die Verhafteten kümmert.
    Wie das Innenministerium bekannt gegeben hat, können die Internierten einmal im Monat Verwandtenbesuch empfangen und erfahren kirchliche Betreuung.
    Auch die Bischöfe sollen demnächst die Internierungszentrum besuchen.
    offengezeigte Solidarität mit den Verhafteten, das ist sozusagen die stille und legale Opposition, die nach wie vor möglich ist und die von breiten Kreisen auch geübt wird.
    Daneben gibt es einen illegalen und konspirativen Widerstand, von dem der stellvertretende Innenminister wahrscheinlich wahrheitsgemäß gesagt hat, dass er schwach und vereinzelt ist.
    Er äußert sich vor allem in Flugblättern, hergestellt auf den wenigen Vervielfältungsapparaten, die seinerzeit den Razzien entgangen sind.
    Von bekannten Solidaritätsführern sind derzeit nur der Chef der Warschauer Organisation, Zbigniew Bujak, auf freiem Fuß und im Untergrund, außerdem angeblich auch die beiden Danziger Bogdan Lis und Bronislaw Borusiewicz, alle drei eng verbunden mit der linksgerichteten Gruppe KOR, dem seinerzeitigen Komitee für die Verteidigung der Arbeiter.
    Dass die Solidarität als Ganzes in den Untergrund gegangen ist, kann man sicher nicht sagen.
    Aber es gibt auch bisher so gut wie keine Kollaboration mit den Behörden.
    Die wenigen Solidaritätsfunktionäre, die bisher zu entsprechenden Erklärungen bereit waren, sind an den Fingern abzuzählen.
    Die Militärregierung sagt zwar nach wie vor, für eine sogenannte richtige Gewerkschaft, die keine politische Bewegung ist, sei nach wie vor Platz und sie hat auch Verhandlungen mit der Solidarität gemeldet.
    Aber weder Lech Walesa noch irgendein anderer halbwegs bekannter Solidaritätsmann war bisher dazu bereit.
    Das gilt auch für die Basis.
    Das Parteiorgan Tribuna Ludu hat dieser Tage eine lange Reportage über die tagelange Besetzung des schlesischen Bergwerks Piast veröffentlicht und behauptet, die Arbeiter seien durch Redelsführer terrorisiert und zu ihrem Widerstand gezwungen worden.
    Aber am Schluss musste der Reporter zugeben, dass er im ganzen Bergwerk keinen einzigen Bergmann gefunden hätte, der ihm Auskunft gegeben und ihm diese Version bestätigt hätte.
    So berichtet das Parteiorgan Pravda heute in großer Aufmachung von der Zerschlagung eines amerikanischen Agentenringes in Moskau.
    Da alle Zeitangaben in dem Artikel fehlen und manche sogenannte Enthüllungen wohl schon Jahre alt sind, verdichtet sich der Verdacht des Timings.
    Gerade jetzt scheint es dem Kreml offenbar angebracht, wieder einmal in die allzeit wohlgefüllte Redaktionsschublade mit der Aufschrift CIA greifen zu lassen.
    CIA, General
    Central Intelligence Agency, so heißt es, das ist der Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten.
    Er verfügt über geschätzte 16.000 Mitglieder und rund 3.000 sollen als offizielle Diplomaten getarnt sein.
    Umgekehrt sind nach amerikanischen Angaben 40% aller sowjetischen Offiziellen in Washington und New York
    ebenfalls geheimdienstlich also für den KGB tätige.
    In puncto Spionage dürften sich die Supermächte also eigentlich nichts vorzuwerfen haben.
    Die Pravda tut es heute dennoch ausführlich.
    Mehrere Attachés der US-Botschaft in Moskau sind festgenommen oder abgeschoben worden.
    Sie hätten im Dienste der Gegner da in Spannung gearbeitet, heißt es.
    Und es gibt an James Bond gemahnende Details wie Minikameras in Kugelschreibern, Funkgeräte in Feuerzeugen, Nervengaspistolen und Ciancali-Ampullen.
    Otto Hörmann berichtet.
    Nicht ganz unerwartet reagiert die amerikanische Botschaft in Moskau heute auf den 5-Spalter in der Pravda mit No Comment.
    Der Pravda-Artikel enthalte nur bloße Behauptungen.
    Unter der Balkenüberschrift aus Trichatata Taptum mit dem Untertitel der CIA im Dienste der Gegner von Entspannung und Frieden schreibt die Pravda, dass in der letzten Zeit von den Tschechisten, das heißt vom KGB,
    eine große Gruppe von CIA-Angehörigen enttarnt worden sei, die in der USSR unter diplomatischem Deckmantel aufgetreten seien.
    Dabei ist gewisse Vorsicht geboten, wenn die Pravda schreibt, in letzter Zeit, denn zumindest einer der angeführten Fälle liegt viereinhalb Jahre zurück.
    Eine Angehörige der US-Botschaft namens Martha Peterson wurde bei der Bedienung eines toten Briefkastens in Moskau von KGB-Leuten festgenommen, verhört und nach der üblichen Praxis ausgewiesen.
    Ein Foto von Frau Peterson, das sie beim Verhören im KGB-Büro zeigt, ging später durch die westliche Presse.
    Das amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek berichtete vor eineinhalb Jahren, Frau Peterson habe über tote Briefkästen Kontakt zu einem Spitzenspion des CIA in der Sowjetunion mit dem Decknamen Trianon oder Trigon zu unterhalten versucht.
    Ein Sowjetbürger, der im Westen angeheuert wurde und nach seiner Rückkehr in die sowjetische Heimat den Amerikanern erstklassige Informationen, ähnlich wie früher Oberst Penkovsky, geliefert habe.
    Trianon alias Trigon soll jener Anatoly Filatov gewesen sein, der im Juli 1978 in der Sowjetunion wegen Spionage zum Tode verurteilt wurde.
    Dies stand damals auch in der Praxa, aber eben im Sommer 1978.
    Es darf also nicht der Eindruck entstehen, als melde die Pravda heute aktuell die Enttarnung eines CIA-Agenten-Ringels.
    Die Pravda macht lediglich dem breiten manipulierten Sowjetpublikum eine Enthüllung, die im Westen schon längst keine Enthüllung mehr ist.
    Aus diesem Grund muss der Artikel im Parteiorgan eher als Signal gelesen werden.
    Zeitungsartikel über die Aktivitäten oder angeblichen Aktivitäten des CIA in der USSR gibt es in Abständen immer wieder.
    Man darf also spekulieren, warum gerade jetzt
    Von den fünf Spalten des heutigen Artikels befasst sich lediglich die erste mit dem eben geschilderten Kasus Filatov, die übrigens wir aber mit einem Sowjetbürger namens Kalinin, der beim Besuch einer amerikanischen Ausstellung in Moskau in die Fänge des CIA geraten sei bzw.
    den Kontakt sogar selbst gesucht habe.
    In der amerikanischen Botschaft in der Ulizei Tchaikowskowa habe man ihm einen Schnellsiederkurs in Spionage verpasst und ihn dann in einem Betrieb der Verteidigungsindustrie in Leningrad losgeschickt.
    Das Ende der Karriere Kalinins als CIA-Agent kam laut Pafter vor dem Exekutionskommando.
    Genaueres, wer Kalinin war und was er geleistet hat, wissen im Augenblick wohl nur die Angehörigen der dunklen Zünfte diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs.
    Die breite Darstellung, wie Kalinin unter anderem durch das Anhören westlicher Rundfunksender vom rechten Weg eines Sowjetpatrioten abkam, deutet darauf hin, dass der Pravda-Artikel in erster Linie als Warnschuss für die Sowjetbürger gedacht ist, sich vor den westlern und westlichen Einflüssen in Acht zu nehmen.
    In der Pravda wird der Eindruck erweckt, als seien die KGBler von allem Anfang an Kalinin auf der Spur gewesen.
    Die Allmacht und Allgegenwart des KGB wird dem Sowjetleser suggeriert, denn es werden Gespräche Kalinins mit Amerikanern in direkter Rede, in Dialogform wiedergegeben.
    Es ist dies wohl nur dichterische Freiheit, aber eben der Eindruck bleibt, dass das Komitee für Staatssicherheit immer und überall auf Wache steht.
    Letzten Endes könnte man in dem Artikel auch eine Reaktion Moskaus auf die jüngste Verschlechterung des Verhältnisses mit Washington sehen.
    In diesem Sinne der Appell des Kremls an den russisch-sowjetischen Patriotismus im Angesicht des äußeren Feindes.
    So, da hören wir ihn.
    Als im Hochsommer in London die Hochzeit des Jahres stattfand, als Lady Diana Spencer zur Gemahlin des britischen Thronfolgers Prinz Charles avancierte, da fehlte ihr unter den illustren Festgästen kaum einer aus Europa, in dessen Adern noch blaues Blut pulst.
    Ein ganz prominenter Monarch war allerdings nicht dabei, König Juan Carlos von Spanien.
    Der Grund Gibraltar, der markante Felsen an der Südspitze der iberischen Halbinsel, ist ein historischer Zankapfel zwischen London und Madrid.
    Im Jahr 1704 kam das Stück Land eher zufällig an die Engländer, seither reklamiert Spanien seine territorialen Ansprüche vergeblich.
    Besonders vergeblich seit 1969 die Bewohner Gibraltars, damals 25.000, jetzt sind es rund 32.000, in einer Abstimmung mit überwältigender Mehrheit entschieden, britisches Dominion bleiben zu wollen.
    Groß war deshalb auch die Entrüstung beim Generalissimus Francisco Franco, Spaniens Diktator, verhängte eine bis heute wirksame Blockade über Gibraltar.
    Die Leute dort wurden in ihrer antispanischen Einstellung dadurch noch verstärkt, als Shai Dai und der Prinz of Wales am 1.
    August des Vorjahres von Gibraltar aus ihre Flitterwochen begannen, da war der Jubel groß und auf Hauswänden war zu lesen, Juan Carlos of Spain, go to hell, fahr zur Hölle.
    Nun nicht zuletzt, weil Spanien NATO-Mitglied wurde, gibt es in London doch Verhandlungen zwischen dem spanischen Ministerpräsidenten Leopoldo Calvo Sotelo und der britischen Regierungschefin Margaret Thatcher über eine Annäherung in der Gibraltar-Streitfrage.
    Robert Gerhardt berichtet.
    Seit 1704 halten sie den Felsen, die letzte Kolonie auf spanischem Boden.
    Gibraltar ist britisch, forever heißt es in einem Dokument, und darauf pochen die Untertaner der englischen Krone.
    Die Spanier haben immer wieder versucht, Gibraltar zurückzubekommen.
    Bisher vergeben.
    Auch mit einer Blockade à la Berlin ist es ihnen nicht gelungen.
    Vom verstorbenen Diktator Franco war damals 1968 zu hören, Gibraltar wird uns wie ein reifer Apfel in den Schoß fallen.
    Der Landweg zu dem hoch aufragenden Felsen wurde versperrt, die Telefonverbindungen abgeschnitten.
    Gibraltar, der wichtige Militärstützpunkt, konnte seitdem nur noch vom gegenüberliegenden Marokko mit Fährbooten oder mit kleinen Flugzeugen erreicht werden.
    Doch die 25.000 Bewohner ließen sich nicht aushungern.
    Sie blieben treu zur britischen Krone.
    Sie verankerten ihren Schutz per Grundgesetz und die stolzen Spanier warteten vergebens auf eine Kapitulation.
    Auch der Weltsicherheitsrat konnte nicht helfen.
    Er forderte die Entkolonialisierung von Gibraltar, während die Engländer immer wieder darauf bestanden, die Bevölkerung des Felsens habe das Recht, demokratisch über ihre Zukunft abzustimmen.
    Ein Referendum brachte eine überwältigende Mehrheit für ein Verbleiben bei London.
    Die Blockade konnte die antispanische Stimmung nur noch verstärken.
    Inzwischen haben sich die eingeschlossenen Gibraltarenser an ihre Isolation gewöhnt.
    Sie wünschen natürlich die Aufhebung der Restriktionen.
    Sie möchten gern wieder einmal nach Spanien reisen, doch das nicht auf Kosten eines bedingungslosen Anschlusses.
    So ist die Lage bis heute.
    Nun kann dieser Freitag zu einem historischen Datum werden.
    Spanien ist bald Mitglied der NATO und will auch in den gemeinsamen Markt.
    Es zeigt sich daher zu Konzessionen bereit.
    Die Blockade von Gibraltar könnte aufgehoben werden, wenn England dafür Spanien in der EG-Frage entgegenkommt.
    Premier Calvo Sotelo ist zu dieser Stunde in London.
    Heute Abend wird wahrscheinlich ein Termin zur Grenzöffnung genannt.
    Man rechnet mit Ostern.
    Bis dahin müssten dann ernsthafte Verhandlungen über die Zukunft der letzten Bastion des britischen Imperiums auf europäischem Boden beginnen.
    Die Bewohner zeigen sich gelassen.
    Sie sind allerhöchstens zu einer Autonomie innerhalb des spanischen Staates bereit.
    Denn sie fühlen sich mehr mit London verbunden.
    Sie sprechen Englisch, haben ihre Pubs und ihre Clubs, tragen Bowlerhut und Regenschirm und fahren britische Wagen.
    Gibraltar, der Felsen am westlichen Ausgang des Mittelmeers, ist England en miniature.
    Lange Verhandlungen zwischen London und Madrid werden erwartet.
    Doch alle rechnen damit, dass es zu einer europäischen Lösung kommt.
    Gerade wurde König Juan Carlos mit dem Deutschen Karlspreis geehrt und die Madrider Presse jubelt.
    Europa!
    Und jetzt noch zum Thema Technik, genau Mikroelektronik.
    Die Mikroelektronik greift immer stärker in unser Leben ein.
    Mikroelektronische Schreibmaschinen, Steuerungselemente, Blinkrelais sind auch schon elektronische Schaltkreise in den Autos geworden.
    In aller Welt stehen derzeit zehn Fabriken, die am höchsten Stand der Technik diese mikroelektronischen Bauelemente erzeugen.
    Eine dieser Fabriken steht in Vielach in Kärnten.
    Helmut Gezander von unserer Wirtschaftsredaktion hat das im vergangenen August eröffnete Siemens Bauelementewerk besucht und den folgenden Beitrag gestaltet.
    Mikroelektronikfabriken sind etwas Besonderes.
    Um die unvorstellbar vielen Transistoren, Widerstände und Kondensatoren auf einer Fläche von wenigen Quadratmillimetern Silizium zusammenpacken zu können, ist nämlich schon die Reinheit der Luft für das Ergebnis maßgebend.
    Selbst kleinste Staubteilchen sind schon größer als ein Transistor auf diesen Schaltungen und deshalb dürfen auch die Produktionsräume nur mit besonderen Schutzanzügen, die lediglich einen Augenschlitz freilassen, betreten werden.
    Die elektrischen Leitungen auf den Chips, wie diese mikroelektronischen Schaltungen genannt werden, sind dünner als der hundertste Durchmess eines Haares.
    Trotz der extremen Sauberkeit in den Produktionsräumen mit mehrfacher Luftfilterung und eigens festgelegter Luftströmung bestimmt die sogenannte Ausbeute bei der Produktion der Chips Gewinn oder Verlust der Fabrik.
    Trotz aller Reinheitsvorschriften und der höchsten Präzision beim Aufbringen der Schaltungen auf die Siliziumscheibe stellen sich doch bei der Prüfung der fertigen Chips rund die Hälfte als in irgendeiner Form fehlerhaft heraus.
    Nicht ohne Stolz wird aber im Fehler vermerkt, dass hier die Ausbeute höher liegt als in einer entsprechenden deutschen Fabrik.
    Nicht nur die Prüfung der fertigen Schaltungen erfolgt nun mittels Computer, auch in der Planung werden Computer eingesetzt.
    Für diese Höchstleistungen in der Miniaturisierung sind Computer bereits bei den Konstruktionszeichnungen notwendig, damit die Verbindungsleitungen möglichst platzsparend untergebracht werden können.
    Der Computer zeichnet nach dem Entwurf der Entwicklungsingenieure die Details und prüft selbsttätig, ob der geplante Aufbau überhaupt verwirklicht werden kann.
    Derzeit werden im Villach von etwa 600 Mitarbeitern sowohl Mikroprozessoren, die sozusagen das Herz der Computer darstellen, als auch 16-Kilobit-Speicher erzeugt.
    Demnächst wird die Fertigung von 64-Kilobit-Speichern aufgenommen.
    Diese können dann auf einer Fläche von 4 mal 5 Millimetern 64.000 verschiedene Informationen speichern, was etwa dem Inhalt von vier vollgeschriebenen Briefseiten entspricht.
    Gerade mit den althergebrachten Speichern machen nun so gut wie alle Elektronikproduzenten Verluste, wie dies ähnlich aber schon einige Male auf dem Elektroniksektor erlebt wurde.
    1967, 1971, 1974 und eben jetzt 1981 brachten starke Preiseinbrüche, weil eben eine neue Technologie von zu vielen Firmen beherrscht wurde und die Überkapazitäten dann Preiswettkämpfe brachten.
    Die Krisen 1971 und 1974 waren besonders arg.
    Sie kosteten einigen größeren Firmen in diesem Sektor das Leben.
    Wieso Siemens trotzdem voll auf die Mikroelektronik setzt, erläutert Werksdirektor Wolfgang Spalek, übrigens einer der lediglich drei deutschen Gastarbeiter in der Villacher Chipfertigung.
    Wenn man an der Spitze der Technologie mitbleiben will und sich nicht damit abfinden will, irgendwann mal, weil man zurückbleibt auszuscheiden, muss man einfach mithalten, ob es Verlust bedeutet oder nicht, ist dann nur noch eine Sache der Größenordnung.
    Mit dem Einstieg in die Fertigung der 64-Kilobit-Speicher erhofft man sich im Villach wieder bessere Geschäftsergebnisse, weil noch nicht allzu viele Firmen diese Technik beherrschen.
    Langfristig wird es aber im Bereich der Mikroelektronik weltweit noch zu einigen Betriebsstilllegungen in den Reihen der rund zehn Großunternehmungen kommen.
    Es gibt Branchenkenner, die behaupten, dass die Anzahl der an der Spitze stehenden
    Unternehmen, die diese Technologie bis zum Exzess technisch ausknautschen können, 5 bis 6 in der Welt im Ende betragen wird.
    Natürlich möchte jeder bei diesen 5 bis 6 sein und es geht auch hier um
    technologischen Fortschritt und technologisches Mithalten für das eigene Haus.
    Wenn einer auf der Geräteseite mithalten will, muss er an dieser Technologie teilnehmen.
    Ich glaube, dass unser Haus, das Haus Siemens, sicher an der Spitzenhalbleitertechnologie festhalten wird, weil es auf dem Gebiet der gesamten Elektrotechnik an der Spitze bleiben will.
    bleibt natürlich in einem Beitrag über Mikroelektronik noch die Frage zu beantworten, wie die Auswirkung auf die Arbeitsplätze zu beurteilen ist.
    Aus den Reihen der Elektronikindustrie ist mit unterschiedlichen Begründungen die Aussage zu hören, dass die Mikroelektronik mehr Beschäftigungsmöglichkeiten schafft, als durch Rationalisierung eingespart wird.
    Studien anderer Bereiche kommen zu gegenteiligen Ansichten, wie auch eine jüngste Untersuchung des Wissenschafts- und Forschungsministeriums in Wien.
    Diese Debatte geht nun schon seit Jahren pro und kontra.
    Für Pragmatiker zählen möglicherweise zwei andere Argumente.
    Argument Nummer 1.
    Industrieländer, die sich nicht an der Mikroelektronik beteiligen, könnten bald keine Industrieländer mehr sein.
    Argument Nummer zwei, gerade die Europäer müssen dafür Sorge tragen, dass nicht alle durch die Mikroelektronik vernichteten Arbeitsplätze nur in Europa sind und die neuen Arbeitsplätze nur in Japan.
    Ein Bericht von Helmut Glitzander.
    Das Theater Francais de Vienne, das bekanntlich mit Viennas English Theatre gekoppelt ist, beginnt das Jahr 82 mit einem Erfolgsstück aus Paris mit Madame est sortie, Madame ist gegangen von Pascal Chardin.
    Premiere ist am Montagabend.
    Star der Aufführung ist der bekannte französische Bühnen- und Filmschauspieler Jean-Claude Brialy, der gestern Abend in Wien eingetroffen ist.
    Hören Sie dazu einen Beitrag von Karin Bauer.
    Begeisterte Kritiken aus Paris eilen dem Stück »Madame es sortit« voraus, das man mit »Die gnädige Frau ist weggegangen« übersetzen könnte.
    Sein Autor Pascal Jardin, der im vergangenen Jahr mit 40 Jahren gestorben ist, wurde von der Presse als »untröstlich frohes Wesen« bezeichnet.
    Drei Bücher und Textarbeiten für Filmdialoge, Fernsehspiele und Chansons gingen diesem Erfolgsstück voraus.
    Wir baten Professor Franz Stoß, Präsident des Theaters Francais de Vienne, uns dieses Stück vorzustellen.
    Madame Sortie von Pascal Jardin ist eines ihrer seltenen Stücke, das nicht nur vom Publikum, sondern auch von der Presse mit ungeheurer Begeisterung in Paris aufgenommen wurde.
    Sicherlich ist die Mitwirkung von Jean-Claude Brialy in der Hauptrolle
    mit ein besonderer Grund für den Erfolg dieses Stückes gewesen.
    Die Essenz dieses Stückes lässt sich am besten vielleicht in einem Satz zusammenfassen, den Marcel Proust einstmals gesagt hat.
    Es gibt keine Frau, deren Besitz so kostbar ist wie die Wahrheiten, die sie uns enttödelt, indem sie uns Leiden macht.
    Es ist also kein Boulevardstück im eigentlichen Sinn des Wortes.
    Es ist ein Stück über einen Mann, der an seiner Frau leidet und der letztlich aber froh ist, darüber leiden zu dürfen.
    Ich glaube, dass sich der große Erfolg in Paris, in Wien, das ja eine gewisse Affinität zu Paris besitzt,
    Jean-Claude Brialy spielt die Hauptrolle.
    Er ist uns vor allem als brillanter Filmschauspieler bekannt.
    Er ist einer der Schauspieler, der gleich zu Anfang der Nouvelle Vague, der Neuen Welle, zu Beginn der 60er Jahre in den Filmen Beau Serge und Schrei wenn du kannst von Claude Chabrol enorme Erfolge verbuchen konnte und seither in vielen französischen Streifen als glänzender Interpret zu sehen war.
    Welche Rolle spielt in seinem Leben das Theater?
    Für einen Schauspieler ist das Theater genauso wichtig, wie Sauerstoff einzuatmen.
    Aber ich liebe das Kino sehr.
    Ich bin nicht nur ein Theatermensch.
    Ich glaube, um ein Theatermann zu sein, muss man sein Leben total dem Theater widmen, wie zum Beispiel Louis Jouvet und Jean-Louis Barraud.
    Ich hoffe, eine gute Geige zu sein.
    Wenn ich Theater spiele, habe ich Angst.
    Ich habe keine Angst beim Fernsehen, auch keine Angst beim Radio und keine Angst vor den Journalisten.
    Aber das Theater beängstigt mich, weil ich denke, dass es eine Zauber ausstrahlen soll, dessen Charme beim Publikum etwas Aussergewöhnliches auslösen soll.
    Das Theater ist ein Fest, aber es hat auch einen Zauber.
    Und wenn,
    Das Publikum, das nicht empfindet, dann ist kein Theater.
    Aber jeden Abend Scham zu erzeugen oder einen Zauber auszulösen, ist genauso schwer wie die Zukunft zu sagen, weil man vielleicht müde ist.
    Und das ist das, was mir daran gefällt.
    Es ist erregend, wie ein Kampf und gleichzeitig ein verliebtes Rendezvous mit dem Publikum.
    Und wenn das Publikum Ihnen zuhört, lacht und weint, ist das das größte Glück für einen Schauspieler.
    Das ist stärker als Kino, weil man einen direkten Kontakt mit dem Publikum hat.
    Als nächste Filmaufgabe kommt auf Jean-Claude Brialy ein Film über Edith Piaf von Claude Lelouch zu.
    Das Programm Österreich 3 steigt jetzt wegen einer Ski-Übertragung etwas verfrüht aus dem Journal aus.
    Und wir im Programm Österreich 1 bringen noch Kurzmeldungen.
    Österreich.
    ÖVP-Bundesparteiobmann Mock hat neuerlich einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel gefordert, um die derzeitigen Probleme in den Griff zu bekommen.
    Mock sagte unter anderem, die derzeitige Arbeitslosigkeit sei ein Ergebnis der sozialistischen Politik.
    Die Entwicklung habe der ÖVP leider Recht gegeben.
    Auch für die Situation in der verstaatlichen Industrie trage die SPÖ die Verantwortung, setzte der ÖVP-Obmann fort.
    In die nächsten Nationalratswahlen will MOK mit einem wirtschaftspolitischen Konzept gehen, das als Kernpunkt die Sicherung der Arbeitsplätze durch Investitionen vorsieht.
    Innenpolitisches Hauptthema ist weiterhin die Kontroverse über den Bau eines Unikonferenzzentrums.
    ÖVP-Obmann Mock sagte, er glaube, dass bezüglich dieses Unikonferenzzentrums das letzte Wort noch nicht gesprochen sei.
    Bürgermeister Graz vertrat die Meinung, die Stadt Wien solle bei dem Projekt mitgehen, wenn eine langfristige Finanzierung gefunden sei, da sofort Arbeitsplätze geschaffen würden.
    Das Wiener Budget dürfe mit den Baukosten nicht zusätzlich belastet werden, sagte der Bürgermeister.
    Die Industriellenvereinigung vertritt die Ansicht, ein Großprojekt schaffe noch keine Vollbeschäftigung.
    Positiv zum Projekt äußert sich die Bauholzarbeitergewerkschaft.
    FPÖ-Sozialsprecher Haider vertrat die Ansicht, Bautenminister Seckaninne müsste konsequenterweise zurücktreten, falls der Bau tatsächlich beschlossen werden sollte.
    Der oberösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter Hartl sagte, die grundsätzliche Ablehnung solcher Großbauprojekte sei kleinkariert.
    Landeshauptmann Ratzenberg sagte dagegen, der Bau würde mehr Belastungen als Nutzen bringen.
    Fast 17.000 Menschen haben im vergangenen Jahr die Arbeitsplätze durch Konkurs oder durch Ausgleich ihres Arbeitgebers verloren.
    Dies geht aus einem Bericht des Kreditschutzverbandes von 1870 über die Insolvenzentwicklung im Vorjahr hervor.
    Insgesamt hat sich in Österreich die Zahl der Konkurse und Ausgleiche im Jahr 1981 um 25 Prozent erhöht.
    In diesen Tagen wird im Siemensbauelementewerk in Villach die Produktion neuer elektronischer Speicher aufgenommen.
    Diese können 64.000 Einzelinformationen auf einer Fläche von 20 Quadratmillimetern speichern.
    Das Siemensbauelementewerk gehört mit der Aufnahme der Produktion dieser neuen Klasse von Elektronikbauteilen zu den zehn modernsten Elektronikfabriken der Welt.
    noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Im Westen Schneefall, sonst Bewölkungszunahme und nachfolgend ebenfalls Aufkommen von Schneefall.
    Nachmittagstemperaturen minus 10 bis minus 4 Grad.
    Und das war unser Mittagschanal.
    Im Namen aller Mitarbeiter verabschiedet sich Louis Glück.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1982.01.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter zum Wochenende
    Mitwirkende: Sobitschka, Walther [Gestaltung] , Glück, Luis [Moderation]
    Datum: 1982.01.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit ÖVP-Bundesparteiobmann Alois Mock: Wirtschaftsliche Abgrenzung der ÖVP von der SPÖ
    Interview: ÖVP-Bundesparteiobmann Alois Mock
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Pesata, Fritz [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1982.01.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: UNO-Konferenzzentrum
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1982.01.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Bürgermeister Gratz zu UNO-Konferenzzentrum - Gegen gesamtösterreichische Volksabstimmung
    Interview: Bürgermeister Gratz
    Mitwirkende: Broukal, Josef [Gestaltung] , Gratz, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1982.01.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    UdSSR: "Prawda" berichtet über US-Spionageaffäre in Moskau
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1982.01.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Spanien und Großbritannien verhandeln über Zukunft Gibraltars und der Gibraltaresen
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1982.01.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Mikroelektronik-Werk in Villach wird ausgebaut
    Einblendung: Direktor Spaleek (Siemens)
    Mitwirkende: Keltz, Maria [Gestaltung] , Spaleek, Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1982.01.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jean Claude Brialy spielt in Wien Theater - "Madame est sortie" von Pascal Jardin im Theatre Francais de Vienne
    Einblendung: Prof. Franz Stoß, Jean Claude Brialy
    Mitwirkende: Baur, Karin [Gestaltung] , Stoß, Franz [Interviewte/r] , Brialy, Jean Claude [Interviewte/r] , Anonym, Übersetzer [Interviewte/r]
    Datum: 1982.01.08 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Theatre Francais de Vienne [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1982.01.08
    Spieldauer 00:59:47
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1982.01.08 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-820108_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo