Mittagsjournal 1979.01.18

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    Rechtliches

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    Und hier ist der aktuelle Dienst mit dem Mittagsjournal.
    Guten Tag meine Damen und Herren, der Mikrofonist Roland Bachatschke.
    Kurz die wichtigsten Themen, über die wir nach den Nachrichten ausführlich berichten wollen.
    Aus Österreich, erste Einzelheiten des Energieplans der Bundesregierung, Gespräche über Zulieferverträge mit einem amerikanischen Automobilkonzern, Sitzung der ÖVP-Bundesparteileitung und wie schaut der Gesundheitszustand der männlichen Jugend in Österreich aus.
    Unsere Auslandsberichte befassen sich mit den Investitionen der USA im Iran, die jetzt gefährdet erscheinen, mit dem Protest von 60 Bürgermeistern der spanischen Basken-Provinz Gipuzkoa gegen die Verhaftung eines Kollegen und mit dem Bombenanschlag auf dem Zentralmarkt von Jerusalem.
    Im Kulturteil bringen wir unter anderem eine Vorschau auf die Premiere des Stücks des Kaisers Treue Jakubina von Conny Hannes-Meyer im Theater im Wiener Künstlerhaus.
    Zu Beginn dieses Programms jetzt die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Georg Schallgruber.
    Gesprochen werden die Meldungen von Peter Fichner.
    Nahe Osten.
    Auf dem Marktplatz von Jerusalem explodierte heute eine vermutlich von Palästinensern gelegte Bombe.
    Mindestens 21 Menschen wurden verletzt.
    Der Markt war bereits mehrfach das Ziel blutiger Sprengstoffanschläge, zu denen sich stets Palästinenser-Organisationen bekannt haben.
    USA.
    In seiner ersten Pressekonferenz seit Jahresbeginn hat Präsident Carter Vietnam und die Sowjetunion vor den Gefahren gewarnt, die Thailand durch den Kambodscha-Konflikt drohen könnten.
    Er sehe jedoch die Sicherheit der thailändischen Grenze nicht unbedingt bedroht, fügte Carter hinzu.
    Er werde dem thailändischen Ministerpräsidenten, der Anfang Februar den Vereinigten Staaten einen offiziellen Besuch abstatten soll, Garantien für Sicherheit und Frieden Thailands geben.
    Zu den Nahostfriedensverhandlungen meinte der Präsident, 99 Prozent aller Probleme seien gelöst.
    Die restlichen Fragen würden hoffentlich auf Außenminister-Ebene bereinigt werden.
    Weiters bestätigte der amerikanische Präsident, dass sich die chinesische Regierung geweigert habe, öffentlich die Verpflichtung zur friedlichen Lösung ihres Konflikts mit Taiwan einzugehen.
    An den im französischen Exil lebenden Schiitenführer Khomeini appellierte Carter der neuen iranischen Regierung Bachtiar eine Chance in dem Bemühen, um eine Normalisierung der Lage zu geben.
    Carter deutete an, dass die USA durchaus zu direkten Kontakten mit dem Führer der religiösen Opposition bereit seien.
    Außerdem warnte der Präsident vor jeder ausländischen Einmischung im Iran.
    Iran, Ägypten.
    Mindestens 40 Menschen sind gestern in Arvas, der Bezirkshauptstadt der südpersischen Ölprovinz Khuzistan, bei blutigen Zusammenstößen ums Leben gekommen.
    Die Unruhen begannen, als Soldaten auf eine Demonstration, mit der die Abreise Shah Mohammed Reza Pahlavis gefeiert wurde, das Feuer eröffneten.
    Im Verlauf der Zusammenstöße entstand in der Stadt schwerer Sachschaden.
    In ihren Berichten über die neuen Gewalttaten forderten die iranischen Zeitungen heute die Regierung Bachtiar zu energischem Eingreifen auf.
    Ein Blatt meinte, die Armee sei offenbar dabei, die Nerven zu verlieren.
    Wie heute in Teheran bekannt wurde, wird der Iran möglicherweise seine Ölexporte wieder aufnehmen müssen, weil alle Lager schon überfüllt sind.
    Die für den Inlandsbedarf wieder in Schwung gebrachte Produktion hat wegen des Streiks im Verkehrswesen zu einem Lagerstau von fast 10 Millionen Fassöl geführt.
    Wie die ägyptische Zeitung Al-Haram berichtet, hat König Hassan von Marokko den Schah eingeladen, auf dem Wege in die Vereinigten Staaten in Marokko Station zu machen.
    Das Blatt schreibt, der Schah werde noch heute Aswan verlassen.
    Kambodscha.
    Die Kämpfe um die Hafenstadt Kompong Som und um die weiter östlich gelegene Stadt Kampot dauern nach Berichten aus thailändischen Militärkreisen an.
    Kompong Som ist vor einigen Tagen von Soldaten der Roten Khmer zurückerobert worden.
    Jetzt wird der für den Nachschub militärischer Güter wichtige Hafen von der vietnamesischen Luftwaffe bombardiert.
    Nach Berichten aus Thailand wird das Gebiet im Süden des Hafens von den Roten Khmer gehalten, während die provietnamesischen Truppen den Südosten und die Stadt Kampot beherrschen.
    Im Golf von Siam wurden acht thailändische Fischkutter von vietnamesischen Kriegsschiffen versenkt.
    Wie die thailändische Fischereibehörden meldeten, waren mindestens zwei vietnamesische Zerstörer an der Aktion beteiligt.
    China
    Das Außenministerium hat der Vietnamesischen Botschaft in Peking heute eine Protestnote zugesandt, in der gegen vietnamesische Grenzverletzungen in insgesamt 45 Fällen protestiert wird.
    Die Grenzverletzungen, heißt es in der Note, hätten vier Chinesen das Leben gekostet, vier weitere seien verwundert worden.
    Alle Zwischenfälle ereigneten sich demnach zwischen 23.
    Dezember und 15.
    Jänner.
    Großbritannien.
    Die Regierung in London wird voraussichtlich heute eine Entscheidung treffen, ob sie wegen der durch zahlreiche Streiks entstandenen Lebensmittelknappheit den Notstand ausrufen soll.
    Zuletzt ist es Premierminister Gehlehen nicht gelungen, in Gesprächen mit Gewerkschaftsvertretern die Krise zu lösen.
    In der Umgebung von London sind heute früh durch Sabotageakte der Untergrundorganisation irische Republikanische Armee zwei Explosionen ausgelöst worden.
    In Greenwich wurde ein Erdgasbehälter zerstört.
    Weiters ging ein Tanklager in Flammen auf.
    Etwa 300 Menschen mussten evakuiert werden.
    Verletzt wurde niemand.
    Rumänien.
    Der französische Staatspräsident Giscard d'Estaing trifft heute zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Bukarest ein.
    Die Gespräche mit Staats- und Parteichef Ceaușescu werden vor allem politischen und wirtschaftlichen Fragen gewidmet sein.
    Weiters melden die internationalen Presseagenturen übereinstimmend, Giscard werde Ceaușescu bestärken, den außenpolitisch unabhängigen Kurs beizubehalten.
    An internationalen Themen werden voraussichtlich die Lage im Nahost, Krisenherde in Afrika sowie Abrüstungsfragen erörtert.
    Dänemark.
    70 Prozent der Wahlberechtigten haben sich bei der gestrigen Volksabstimmung für die Autonomie Grönlands ausgesprochen.
    26 Prozent waren dagegen.
    Stimmberechtigt waren etwa 30.000 der 50.000 Einwohner der größten Insel der Welt, die seit 1721 zu Dänemark gehört.
    Befriedigt über das Ergebnis des Referendums zeigte sich der dänische Ministerpräsident Jørgensen.
    Nach seinen Angaben sollen die entsprechenden Durchführungsgesetze schon nächste Woche dem dänischen Parlament vorgelegt werden.
    Die neue Regionalregierung für Grönland könnte somit am 1.
    Mai ihre Arbeit aufnehmen.
    Österreich.
    Der Bundesobmann der Vereinigung österreichischer Wirtschaftstreuhänder, BÖK, hat sich heute in der Diskussion über die Einführung einer Abfertigung für Arbeiter zu Wort gemeldet.
    Der Zeitpunkt sei für die Wirtschaft äußerst ungünstig, erklärt BÖK.
    Derartige Vorhaben hätten in Zeiten der Hochkonjunktur und des Arbeitskräftemangels durchgeführt werden müssen.
    Bei der derzeitigen Unterbeschäftigung berge eine solche Maßnahme die Gefahr von Massenkündigungen gerade älterer Arbeiter noch vor der Einführung der Verpflichtung zur Zahlung von Abfertigungen, folgert der Bundesobmann der Wirtschaftstreuhänder.
    Der SPÖ-Parlamentsklub erklärt heute zu diesem Thema die negative Reaktion der ÖVP und insbesondere von ÖAAB-Obmann Kohlmeier,
    sei außerordentlich befremdend und zeige, dass die Arbeitnehmervertretung der ÖVP dann kneife, wenn es um konkrete Verbesserungen für die Arbeiter gehe.
    Die Bundeswirtschaftskammer macht heute rechtliche und wirtschaftliche Bedenken zu dem vom Sozialministerium geplanten sogenannten Frühwarnsystem auf dem Arbeitsmarkt geltend.
    Durch dieses Frühwarnsystem sollen Industriebetriebe verpflichtet werden, das zuständige Arbeitsamt vor Kündigungen zu verständigen.
    Eine derartige Verordnung könne nur dann erlassen werden, wenn besondere arbeitsmarktpolitische Erfordernisse für bestimmte örtliche oder fachliche Bereiche vorliegen, argumentiert die Bundeswirtschaftskammer.
    Grundsätzlich sei es verfehlt, Arbeitsmarktprobleme durch Zwangsmaßnahmen lösen zu wollen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Schauspielerin Gertrud Kückelmann hat in München Selbstmord begangen.
    Sie stürzte sich aus dem vierten Stock eines Wohnhauses in Schwabing.
    Das Tatmotiv ist unbekannt, ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden.
    Gertrud Kückelmann war 50 Jahre alt.
    Sie ist vor allem durch zahlreiche Filme und durch Fernsehspiele und Theaterstücke bekannt geworden.
    Das Wetter.
    Österreich befindet sich am Rand des mit dem Zentrum über Russland gelegenen Hochdruckgebiets.
    Auch im Südosten des Bundesgebietes ist kaum noch Störungseinfluss vorhanden.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    In Unterkärnten sowie in der Steiermark, mit Ausnahme der nördlichen Landesteile, starke, hochnebelartige Bewölkung und gebietsweise noch unergiebiger Schneefall.
    Sonst fast durchwegs gering bewölkt.
    In der Niederung schwache, auf den Bergen mäßige südliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen minus 12 bis minus 4 Grad.
    Nach vielfach klarer Nacht Temperaturen morgen früh zwischen minus 20 und minus 10 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen.
    Im Osten und Süden lokale Hochnebelfelder, sonst meist gering bewölkt.
    Südost- bis Südwind, Tageshöchsttemperaturen minus 10 bis minus 4 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien wolkig, minus 8 Grad, Nordostwind 5 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig, minus 7, Windstill.
    Linz wolkenlos, minus 7, Ostwind 20.
    Salzburg wolkenlos, minus 10, Nordwestwind 5.
    Innsbruck wolkenlos, minus 10 Grad, Windstill.
    Bregenz heiter, minus 6, Südostwind 5.
    Graz stark bewölkt, Schneefall minus fünf, windstill.
    Klagenfurt wolkig, minus sieben Grad, Nordwind drei Kilometer in der Stunde.
    Und nun zehn Minuten nach 12 Uhr zum wichtigsten Thema der Außenpolitik der letzten Tage und Wochen, müsste man fast schon sagen, zum Iran.
    Wir haben in unseren Nachrichten, die Sie gerade gehört haben, haben wir gemeldet,
    dass mindestens 40 Menschen bei Demonstrationen, bei blutigen Zusammenstößen in einer Bezirkshauptstadt in Südpersien in Achwas ums Leben gekommen sind und dass noch andere Demonstrationen im Iran stattgefunden haben.
    Man fragt sich Demonstrationen auch nach der Abreise des Schah warum.
    Diese Frage gebe ich gleich weiter an Ulrich Enke in Teheran, mit dem ich jetzt direkt verbunden bin.
    Ja, Grüß Gott aus Teheran.
    Vielleicht zunächst zu der Demonstration, die Sie gerade angesprochen haben und über die auch eine Meldung in Ihren Nachrichten enthalten war in der südtirafischen Stadt Achwas.
    Nach jetzt inzwischen in der Hauptstadt Teheran eingetroffenen Informationen.
    Bisher waren die Nachrichtenverbindungen in den Süden vollkommen unterbrochen.
    Dadurch hat es eine sehr lange Verzögerung gegeben.
    Nach den jetzt hier vorliegenden Informationen handelt es sich also nicht um 30 oder 40 Menschen, die getötet worden sind, sondern angeblich aufgrund von Augenzeugen berichten um mehrere hundert.
    Es muss eine furchtbare Auseinandersetzung gewesen sein.
    So wie das die Lage sich gegenseitig hier aus teheraner Sicht für uns darstellt, ist das so gewesen, dass entgegen dem Wunsch des Kommandanten der dort stationierten Truppen vor allem jüngere Offiziere der mittleren Rangstufen
    auf eigene Faust mit ihren Panzern aus der Kaserne rausgefahren sind, in die Stadt hineingefahren sind, auf so gut wie alles geschossen haben, was ein Komeni-Bild in der Hand hielt.
    Sie haben drei Komeni-Läden auseinandergenommen, sie zerstört und sind dann in die Kaserne zurückgefahren.
    Es muss also schon ein ziemliches Blutbad gewesen sein und Leute, die dabei waren, sagen,
    Hier haben einfach pro Scharleuter ihre Enttäuschung über die Abreise des Schahs in der Armee Luft gemacht.
    Sie sind rausgefahren und haben dem aufrührerischen Volk, so wie Sie das sehen, einmal gezeigt, was hier passieren kann, wenn keine Ruhe kommt.
    Und sie haben einfach zeigen wollen, dass sie auch noch da sind und dass hier nicht ganz fertig und sich nur freut, dass der Schah gegangen ist, weil man diesen Eindruck bisher gehabt haben musste, weil man wirklich in allen Ecken und Enden nur Jugel feiern sah.
    Hier in Teheran hat es gestern Abend, so wurde heute Morgen bekannt, auch eine erste Pro-Schaar-Demonstration gegeben.
    Knapp 1000 Menschen sollen hier im südlichen Teil der Stadt mit Knüppeln bewaffnet durch zwei Straßen gezogen sein.
    Es hat dabei Handgreiflichkeiten gegeben, aber keine größere Auseinandersetzung, weil die Gegendemonstranten, also jene, die immer noch die Abreise des Schaars feierten, sich zurückgehalten haben, ganz offensichtlich der Auseinandersetzung aus dem Wege gehen wollten.
    Hier in Teheran, diese Demonstration von knapp 1.000, das mag viel klingen, ist nicht sehr viel, wenn man weiß, dass gleichzeitig Zehntausende immer noch in langen Demonstrationszügen als Schar-Gegner durch die Straßen marschieren.
    Aber hier wird nun doch langsam sichtbar, wovor viele Angst hatten, dass eben die Fronten pro und kontra Schar nach dessen Abreise hier aufeinandertreffen, aufeinanderprallen und das ist dazu sehr blutig und auseinandersetzen.
    Die Tatsache, Herr Enke, dass Soldaten das Feuer auf Pro-Khomeini-Demonstranten eröffnet hatten in Südpersien, wird wahrscheinlich auch den Gerüchten neuen Auftrieb geben, dass ein Militärputsch in Teheran, ein Militärputsch im Iran nicht ganz so auszuschließen ist, wie es ursprünglich geheißen hatte.
    In den letzten Tagen haben sich hier wieder Gerüchte über einen möglichen Militärputsch
    verdichtet, weniger aufgrund der Tatsache, dass in Ahvaz geschossen wurde.
    Das hat man zunächst mal als eine Einzelaktion, als eine nicht gesteuerte Aktion eines einzelnen Truppenteils hier interpretiert.
    Aber die Befürchtungen sind laut geworden, weil der Iran gegenwärtig in einer sehr merkwürdigen Phase sich befindet.
    Jahrelang hatte alles darum gerungen, hatten alle politischen Oppositionskräfte, alle religiösen Oppositionskräfte darauf hingearbeitet.
    den Schah zu stürzen, den Schah außer Landes zu bekommen.
    Nun ist der Schah außer Landes und nun entsteht hier plötzlich ein politisches Vakuum.
    Man ist auf der einen Seite überrascht, dass dies tatsächlich möglich war, dass man es geschafft hat, den Schah aus dem Iran rauszudrängen.
    Auf der anderen Seite weiß man nicht so recht, wie es hier jetzt überhaupt weitergehen soll.
    Der einzige Mann, der bis hier die Führungs-, die Orientierungen, die politischen Orientierungen vorgegeben hat,
    war der religiöse Schiitenführer Ayatollah Khomeini in Paris.
    Man hat gedacht, dass er am Tag nach der Abreise des Schahs sozusagen, wenn man so will, als Wundermann hier im Iran einschwebt, dass er in Teheran auftaucht, dass er die politischen Zügel in die Hand nimmt und dass er nun die Richtung bestimmt in Richtung auf islamische Republik.
    Nichts dergleichen passiert.
    Khomeini ist offensichtlich nach wie vor in Paris und hier mehren sich die Gerüchte, dass er auch in den nächsten Tagen nicht zu erwarten ist und
    Und damit entsteht ein politisches Vakuum, das je länger es dauert, umso mehr die Militärs herausfordern könnte nun dann doch eben ihrerseits hier die Initiative zu ergreifen.
    Die Gefahr ist heute sicherlich nicht mehr auszuschließen.
    Danke, Ulrich Enke, dann für diese Direktinformationen aus Teheran.
    Auf Wiederhören.
    Die Lage im Iran ist auch im Mittelpunkt der ersten Pressekonferenz gestanden, die der amerikanische Präsident Carter in diesem Jahr gegeben hat.
    Eine Pressekonferenz gestern Abend, über die wir ausführlich im Morgenjournal berichtet haben.
    Carter hat dabei betont, dass die USA die Regierung Bachtia unterstützen und hat appelliert an den religiösen Führer Khomeini, er solle dieser Regierung eine Chance geben.
    Khomeini ruft wie bekannt zum Widerstand gegen Bachtia auf.
    Qatar nahm auch Bezug auf die Streiks in der iranischen Erdölindustrie.
    Der zweitgrößte Ölexporteur der Welt kann ja zurzeit gerade seinen Inlandsbedarf decken.
    Die USA haben im Iran aber noch mehr zu verlieren als nur eine Quelle für Öleinfuhren.
    Aus Washington berichtet Nehres darüber, Ulrich Schiller.
    Wird die große Autobahn von Teheran an den Persischen Golf, für die die amerikanische Firma Morris & Knudsen einen Auftrag des Shah schon in der Tasche hatte, überhaupt noch gebaut werden?
    Wird das Hafenprojekt weiterlaufen, das die Firma Braun & Ruth erst vor kurzem am Golf von Oman in Angriff genommen hat?
    Und was wird aus dem ultramodernen Fernsprechnetz, das der Shah bis zum Ende des Jahrhunderts seinem Land bescheren wollte?
    Ein elektronisches Kommunikationssystem,
    das nach amerikanischem Vorbild Telefon, Datenverarbeitung, Fernsehen und Satellitenübertragungen gleichermaßen übernehmen sollte.
    Die Abreise des Schahs und die realistische Erwartung, dass er nie wieder in sein Land zurückkehren wird, hat für zahlreiche amerikanische Industriekonzerne ein Paradies in ein Minenfeld verwandelt.
    Natürlich waren auch andere westliche Firmen zu Hunderten heftig in den Investitionsboom eingestiegen,
    denn der Schah entfesselte, als ihm die Ölpreisexplosion seit 1973 die Kassen überfließen ließ.
    Doch kein Land ist so forciert mit seiner Technologie in den Iran gegangen wie die USA.
    Trotz der hohen amerikanischen Öleinfuhren aus dem Iran haben die Dollarzahlen für den Export amerikanischer Güter und Dienstleistungen die Einfuhrwerte weit übertroffen.
    Um das Zehnfache ist der Export von 1970 bis 1978 gestiegen.
    Die großen multinationalen Konzerne, General Motors, Automobile, General Tire, Autoreifen, DuPont, Chemie, Coca-Cola, Colgate, Palmolive, sie alle hatten zusammen mit iranischem Kapital neue Produktionsanlagen im Iran errichtet.
    Jetzt mussten sie schließen, die meisten amerikanischen Manager sind geflohen oder bangen noch um ihr Leben.
    Millionenschwere Aufträge des Schahs an die amerikanische Flugzeugindustrie
    sind in jüngster Zeit bereits gestrichen worden oder hängen gegenwärtig in der Luft.
    Die Boeing-Werke in Seattle sind davon betroffen, weil niemand mehr daran denkt, dass der Iran jetzt noch die teuren fliegenden Frühwarnsysteme anschaffen würde.
    Dem Hersteller des modernen Jagdbombers F-14 Krammen hatte der Shah noch eigens einen großen Kredit zugesagt, um die Produktion und den Erwerb von 80 Maschinen dieses Typs sicherzustellen.
    500 Millionen Dollar
    sind allein in den Bau eines supermodernen Wohnzirkels am Rande von Teheran gegangen.
    Doch wer wird sich dort jetzt, nach der Revolution, noch eine Eigentumswohnung leisten können?
    Kurz, bei Big Business in Amerika ist an die Stelle von Euphorie jetzt Katzenjammer getreten.
    Allein die in der Gewinnung und Verarbeitung von Erdöl tätigen Firmen zeigen noch einigen Optimismus, was ihre Zukunft im Iran betrifft.
    Sie sagen nämlich, Öl und Öleinkünfte braucht jede kommende Regierung im Iran.
    Man werde sich lediglich auf neue Formen und Bedingungen der Zusammenarbeit einzurichten haben.
    Beruhigung suchte gestern auch das Pentagon zu verbreiten.
    Soweit ihnen die in die Sowjetunion hineinhorschenden elektronischen Beobachtungsanlagen im Iran unterstehen, so ließ das US-Verteidigungsministerium erklären, seien sie unverändert in Betrieb und durchaus gesichert.
    Da die nordöstlichen Grenzgebiete des Iran die besten Voraussetzungen bieten,
    sowjetische Raketentests zu registrieren und zu analysieren und kein anderes Land, zum Beispiel die Türkei, Ersatz dafür schaffen könnte, ist Washington sehr um das Zweite-Sold-Abkommen besorgt.
    Kritiker der Regierung behaupten nämlich, das Abkommen werde unkontrollierbar, wenn der Iran als Beobachtungsposten ausfiele.
    Und jetzt 20 Minuten nach 12 zur Inlandsberichterstattung.
    Nur der Ölschock von 1973-74 hat die Österreicher kurzzeitig dazu gebracht, etwas sparsamer mit Energie umzugehen.
    Damals hat man auch den Entschluss gefasst, einen gesamtösterreichischen Energieplan aufzustellen.
    In diesem Plan wurden der Energiebedarf festgehalten und die Deckung dieses Bedarfs, also Stromerzeugung, Importe und Kraftwerksprojekte der Elektrizitätswirtschaft,
    Förderzahlen der Erdölindustrie, der Erdgaswirtschaft und Importprojekte, ebenso auch die Kohlewirtschaft.
    Der Energieplan sollte die Grundlage für eine gesamtösterreichische Energiepolitik sein.
    Doch seit September 1976 hat man vom Energieplan nichts mehr gehört und eine gesamtösterreichische Energiepolitik ist bisher im Kompetenzen-Dschungel zwischen Bund und Ländern stecken geblieben.
    Nach dem Nein zur Zwentendorf sah man sich nun veranlasst einen neuen Anlauf zu nehmen, denn immerhin musste ja Ersatz für ein Projekt geschaffen werden, das mehr als zehn Prozent des österreichischen Strombedarfs hätte decken sollen.
    Die Verhandlungen um den neuen Energieplan gestalten sich aber zäh, hören Sie in die Zwischenbilanz von Herbert Hutter.
    Neue Akzente, aber keine Revolution.
    So charakterisiert Sektionschef Frank vom Handelsministerium, Österreichs oberster Energiebeamter, noch recht verschwommen den Inhalt des neuen Energieplanes.
    Die neuen Akzente sollen sich auf das Energiesparen beziehen, ein Punkt, der bisher nicht ausdrücklich festgehalten wurde.
    In der Hauptsache geht es ja hier um eine Vereinheitlichung von Bauvorschriften zur besseren Wärmedämmung und in weiterer Folge vielleicht auch um eine Änderung der Wohnbauförderung.
    Da der ÖVP dem Handelsminister hier keine zusätzlichen Kompetenzen zugestehen will, müssen Staatsverträge zwischen dem Bund und den einzelnen Ländern abgeschlossen werden.
    Hier sollen Gespräche zwischen dem Bundeskanzler und den Ländern Anfang Februar eine erste Bresche in den Kompetenzen-Dschungel schlagen.
    Die zweite Komponente des Energieplanes bezieht sich auf die Bedarfsdeckung, einschneidend das Ereignis auf dem Elektrizitätssektor, das Nein zu zwenden darf.
    Dazu Handelsminister Starrybacher.
    In der Nähe des Kernkraftwerkes
    Dullner Feld wird also jetzt ein kalorisches Kraftwerk mit 430 Megawatt geplant und ich bin überzeugt davon, auch in kürzester Zeit der Bau begonnen werden, damit das ein Teil der ausfallenden Energie, die ansonsten das Kernkraftwerk Zwentendorf hätte, insbesondere im nächsten Winter liefern müssen, ersetzt werden kann.
    Damit aber ist natürlich noch nicht vorgesorgt für den vollen Ersatz.
    Wir haben im kommenden Winter daher die größten Schwierigkeiten zu erwarten und es wird Aufgabe der Verbundgesellschaft sein, durch Importverträge diese notwendigen Elektrizitätsmengen, die wir brauchen werden.
    zu importieren.
    Wir haben im vergangenen Jahr entgegen allen anderen Behauptungen, dass wir heute mit Sparen zwei oder drei Prozent Zuwachs nur haben dürften, 4,8 Prozent Elektrizitätszuwachs gehabt und ich fürchte, trotz der größten Anstrengung des Handelsministeriums,
    die Sparmaßnahmen endlich durchzusetzen, wie wir auch im heurigen Jahr mit solchen Zuwachsraten rechnen müssen.
    Nun, die bisherigen Intentionen des Handelsministeriums gingen ja dahin, Österreich von Ölimporten bzw.
    von Importen von Kohlenwasserstoffen allmählich weniger abhängig zu machen.
    Durch den Ausfall von Zwentendorf ist ja hier ein Strich durch diese Rechnung gemacht worden.
    Das ist vollkommen richtig und wir haben daher nur drei Energierohquellen, die uns importmäßig zur Verfügung stehen.
    Das eine ist Örtöl, das zweite ist Gas und das dritte ist die Kohle.
    Bezüglich der Kohlenimporte verhandle ich gerade jetzt mit österreichischen Proponenten, ob und inwieweit wir nicht doch eine Kohlenpipeline vom Polen nach Österreich bauen sollten, damit es leichter sein wird, in Hinkunft die notwendigen Kohlenmengen, die wir sicherlich brauchen werden, nach Österreich zu bringen.
    Die Polen bestehen ja darauf, dass 5 Millionen Tonnen pro Jahr nach Österreich importiert werden.
    Eine Menge, die wir nicht gebrauchen können.
    Gibt es hier bereits Gedanken, wie man diese Kohle weiterverwerten bzw.
    weiterverkaufen könnte?
    Die Polen bestehen nicht darauf, aus Justament-Standpunkt 5 Millionen Tonnen nach Österreich zu exportieren, sondern eine Kohlenpipeline macht sich eben nur bei 5 Millionen Tonnen Transportleistung rentabel.
    Es wird daher die Aufgabe der österreichischen Abnehmer sein und der österreichischen Proponenten zu versuchen, sei es im bayerischen Raum, sei es im italienischen Raum, gegebenenfalls die überschüssigen Kohlenmengen, die wir in Österreich nicht brauchen können, weiter zu verkaufen.
    Diesbezügliche Verhandlungen werden geführt.
    Um den Weiterverkauf soll sich in erster Linie die Firma Polcarbon kümmern, eine Gesellschaft für den Verkauf polnischer Kohle in Österreich.
    Die Kohle-Pipeline soll aus der Gegend von Katowice über 400 Kilometer bis in die Gegend von Linz führen.
    Weitere Schwierigkeit bei diesem Projekt.
    Die Verhandlungen mit der Tschechoslowakei über die Errichtung der Pipeline auf ihrem Territorium und über die Durchleitung der Kohle.
    Frühestens in fünf Jahren ist überdies, so Starrybacher, mit einem neuen Kohlekraftwerk im Südburgenland zu rechnen.
    Verhandlungen mit Ungarn sind im Gang.
    Abschließend zu den Erdgasimporten.
    Ab 1981 weitere eineinhalb Milliarden Kubikmeter aus Persien über die Sowjetunion und nach längerer Verhandlungspause auch ein Abschluss mit Algerien.
    Ab Mitte der 80er Jahre sollen wir zwei Milliarden Kubikmeter pro Jahr erhalten.
    Kurz zusammengefasst, Energie zu beschaffen ist immer noch wesentlich leichter als Energie einzusparen.
    Und mit dem Thema Energie befasst sich heute auch die Sendung im Brennpunkt.
    Sie hat den Titel Tatort Energiepolitik vom Konzept zur Wirklichkeit.
    Diese Sendung von Hans-Werner Mackwitz hören Sie heute um 21.15 Uhr im Programm Österreich 1 und wir wiederholen Sie am Samstag um 9 Uhr im Programm Österreich Regional.
    Nächster Programmpunkt im Mittagsjournal ist nun die Inlandspresse-Show.
    Die Auszüge aus den Leitartikeln hat Hans Langsteiner zusammengestellt.
    Die gestern neu aufgeflammte Diskussion um die von Sozialminister Weißenberg angekündigte Abfertigung für Arbeiter wird heute ausführlich kommentiert.
    In den oberösterreichischen Nachrichten meint Josef Laschober zur reservierten Reaktion der ÖVP.
    Es ist gewiss verständlich, dass die ÖVP verstimmt reagiert, doch allein mit einem Aufschub auf später hinzutreten, das kann haarscharf ins Auge gehen und Folgen am Wahltag eintragen.
    Ähnliches wie in den oberösterreichischen Nachrichten liest man auch im Salzburger Volksblatt, wo Karl-Georg Relek schreibt, Was hätte der Abgeordnete Kohlmeier dann dazu gesagt?
    Im Organ der hier angesprochenen ÖVP, im Neuen Volksblatt, meint Walter Salzmann zu den gestrigen Weißenberg-Ankündigungen.
    Zu kitschig bunt ist das Papierl, in das das Wahlzuckerl des Sozialministers gewickelt ist.
    Hatte Weißenberg doch jahrelang Zeit gehabt, der ÖAAB-Forderung zu entsprechen und eine entsprechende gesetzliche Initiative zu ergreifen.
    Neben der Abfertigungsdiskussion findet heute aber auch der gestrige Rücktritt des Fernsehintendanten Tadeusz Podgorski das Interesse der Kommentatoren.
    Unter dem Titel Starker Abgang resümiert Peter Gnam in der Neuen Kronen Zeitung.
    Knapp vier Monate vor der Nationalratswahl ist der Einser-Kanal ohne Chef, geht es im ORF drunter und drüber.
    Erfahrungsgemäß wirken sich solche Positionskämpfe kaum positiv auf die Qualität des Produkts Fernsehen aus.
    Der neue Anfang im ORF nach der Oberhammer-Rotfunk-Pleite, von der ÖVP erst kürzlich euphorisch gefeiert, steht sich unter keinem guten Stern, findet Peter Gnam in der Neuen Krone Zeitung.
    Die Salzburger Nachrichten gehen insbesondere auf den Anlass des Podgorski-Rücktritts, nämlich auf den von ihm angestrebten geänderten Intendantenvertrag, ein.
    Da fragt sich der Fernseher zunächst einmal, ob über solche Verträge auf beiden Seiten nicht Klarheit herrscht, ehe es zur Bestellung durch das Kuratorium kommt.
    Dass es 96 Tage der Überlegung braucht, um zu wissen, ob ein Arbeitsvertrag annehmbar ist, dürfte ebenso einem internationalen Rekord nahe kommen, wie die Großzügigkeit von 30 Kuratoren, die Personen bestellen, von denen sie noch nicht einmal wissen, ob sie diesen Posten zu den gegebenen Bedingungen überhaupt annehmen wollen.
    Soweit die Salzburger Nachrichten.
    In der Sozialistischen Arbeiterzeitung sieht Manfred Scheich die gestrigen Vorgänge im ORF in anderem Licht.
    Was alle, die immer wieder den Beginn einer neuen Konsenspolitik im ORF unter Generalintendant Gerd Bacher erhofft hatten, weil insbesondere die bis dahin nur negative ÖVP-Seite dies ankündigte, stutzig machen muss, ist, dass Bacher so rasch zu einem Einvernehmen mit Podgorski kam und diesem seinen Leitungsposten im Sport zurückgab, ohne auch nur zu versuchen, über die Änderungswünsche im ORF-Kuratorium zu berichten.
    Dass ein solcher Versuch ausblieb, muss Bachers nach vollzogenen Tatsachen getroffene Feststellung, er halte Podgorski für den geeignetsten, der FS1 hätte leiten können, in einem mehr als fragwürdigen Licht erscheinen lassen.
    Nach diesem Zitat aus der Sozialistischen Arbeiterzeitung zum Abschluss noch ein Blick in die Presse.
    Dort heißt es in einem Kurzkommentar zum Podgorski Rücktritt.
    Die SPÖ gerät in neuerliche Rundfunk-Turbulenzen, denn ihr Mann war es, der sich da nicht halten konnte oder wollte.
    Hinter der Verabschiedung des Intendanten vermutet die Regierungspartei vielleicht sogar wirklich, nicht nur als Kampfparole, den treibenden ÖVP-Einfluss auf Gerd Bacher.
    Wie aber kann sie das glaubhaft machen?
    Allzu viele Informierte wussten um die ständigen Abgangsdrohungen Podgorskis und um seine Vertragsforderung, die auf eine für ihn gefahrlose ewige Aufhängung dieses Damoklesschwertes über den ORF hinausgelaufen wäre.
    Bacher hat aber schon genug Zeitzünder in seinem Betrieb.
    Den gefährlichsten ist er jetzt los.
    Das war die Inlandspresse-Schau.
    In diesem Monat haben die Musterungen für den Präsenzdienerjahrgang 1960 begonnen.
    Etwa 40.000 junge Männer sind davon betroffen.
    In St.
    Pölten, in Graz und in Klagenfurt wird dabei nach dem modernsten System der Welt vorgegangen.
    Einer nach schwedischem Vorbild weiterentwickelten Diagnose-Straße.
    Die Untersuchung dauert insgesamt eineinhalb Tage und umfasst psychologische Testreihen, ebenso wie Blut-, Haaren-, Sehschärfe und andere Untersuchungen, etwa über Körpermaße oder körperliche Eignung.
    Später wollen auch andere Bundesländer auf das System umstellen.
    Der leitende Arzt der Diagnosestraße in St.
    Pölten, Oberstleutnant Arzt Dr. Peter Reiner, gibt jedes Jahr einen Überblick über die Ergebnisse des Vorjahres.
    Ergebnisse, die einen ziemlich guten Rückschluss auf den Gesundheitszustand der männlichen Jugend in Österreich zulassen.
    Mit Dr. Reiner sprach Leopold Esterle.
    Herr Dr. Rainer, seit nunmehr drei Jahren gibt es die Diagnosisstraße hier in St.
    Pölten.
    Im Vorjahr wurden mehr als 13.000 junge Niederösterreicher bei Ihnen untersucht.
    Insgesamt liegt die Zahl ja schon bei mehr als 30.000.
    untersuchten.
    Was waren die Hauptursachen für die Untauglichkeit der jungen Präsenzdiener, die ja statistisch bei 23 Prozent gelegen hat im Vorjahr?
    Die Hauptursache der Untauglichen waren vier große Gruppen, das waren seelische Störungen im weitesten Sinne,
    An erster Stelle mit etwa 16 Prozent, an zweiter Stelle Erkrankungen des Auges, Brechungsfehler mit 15,5 Prozent, an dritter Stelle Schäden durch äußere Gewalt mit 13,9 Prozent, das sind Unfälle im weitesten Sinn, und an vierter Stelle Intelligenzmängel bis zu Schwachsinnformen mit 13,1 Prozent.
    Das sind die vier Hauptgruppen.
    Das heißt, dass rund 20 Prozent der Untauglichen, also jeder Fünfte, aus psychologischen Gründen nicht genommen wird.
    Können Sie das detaillierter beschreiben, was da die Hauptgründe sind?
    Das hat uns also sehr überrascht, dieses Ergebnis.
    Es sind relativ viele neurotische Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Intelligenzmängel
    Und was wir also immer wieder erleben, Depressionen, neurotische Depressionen, also psychische Störungen im weitesten Sinn bei Jugendlichen, die man eigentlich bei 18-Jährigen nicht erwarten würde.
    Worauf führen Sie die zurück?
    Gibt es da Erkenntnisse Ihrer Untersuchungen?
    Ist das beispielsweise Alkoholgenuss oder Erbschäden?
    Es ist so, dass sowohl Erbschäden wie Alkoholgenuss unter diesem Titel subsumiert sind, aber eine klare Aussage zu treffen, was hier die Ursache ist, ist sicher schwer.
    Ich würde aber glauben, dass sicher ein sehr wesentlicher sozialer Faktor hier eine Rolle spielt und die Einsamkeit der heutigen Menschen.
    Nun handelt es sich ja bei den von Ihnen Untersuchten um Niederösterreicher.
    Kann man diese Ergebnisse auf Gesamtösterreich umlegen?
    Man kann sie insofern auf Gesamtösterreich umlegen, da nur in Nuancen gewisse Unterschiede sich hier zeigen.
    Aber diese Einteilung, wie ich sie hier getroffen habe mit den vier ersten Krankheitsgruppen, ist sicher für Österreich repräsentativ, wobei Nuancen sicher in Unterschieden hier sein werden.
    Nun liegen bekanntlich die Ziffern der Untauglichkeitsraten erst seit dieser Einführung der Diagnosenstraßen so hoch, denn bei der alten Form des Stellungsverfahrens lag, soweit mir bekannt ist, die Untauglichkeitsrate ja nur bei etwa 5%.
    Das ist richtig.
    Durch die viel größere Basisinformation, die das neue Stellungsverfahren bietet, wo wir uns einfach der modernen Medizin angepasst haben, wird einfach bei intensiveren Untersuchungen mehr gefunden.
    Das heißt, man untersucht mehr Krankheiten genauer.
    Wo sehen Sie den volksgesundheitlichen Aspekt Ihrer Diagnosestraße?
    Der volksgesundheitliche Aspekt liegt wohl darin, dass ein gesamter, stellungspflichtiger Jahrgang
    nach genormten Richtlinien untersucht wird und darüber hinaus der Stellungspflichtige selbst von der Stellungskommission einen Untersuchungsbefund mit allen erhobenen Daten zur Information für seinen Hausarzt bekommt und darüber hinaus wie imstande sind, hier Erkrankungen zu einem Zeitpunkt festzustellen, wo eine subjektive Beschwerdesymptomatik noch fehlt.
    Dieses Gespräch führte Leopold Esterle.
    Und nun, fünf Minuten nach halb eins, wieder Auslandsberichterstattung.
    Wie wir zu Beginn der Nachrichten gemeldet haben, ist heute auf dem Zentralmarkt von Jerusalem wieder einmal eine Bombe explodiert.
    Es gab zahlreiche Verletzte.
    Alles Nähere berichtet nun Moshe Meisels.
    Eine Bombe explodierte am Vormittag in einem Obststand auf dem Hauptmarkt Mahneh-Jehuda im Zentrum Jerusalem.
    21 Personen wurden verwundet.
    Der Sprengstoff hatte sich in einer Obstkiste befunden.
    Der Markt war wie immer vor dem Wochenende mit Frauen, Männern und Kindern gefüllt, die ihre Einkäufe für den bevorstehenden Sabbat machten.
    Die starke Detonation löste Panik aus.
    Von allen Seiten wurden Hilferufe gehört.
    Ambulanzen und Angehörige der Polizei und Grenzwache eilten zum Tatort.
    Die Verwundeten wurden in Krankenhäuser evakuiert.
    Sicherheitskräfte rieselten das Gebiet des Zentralmarkts ab und fahndeten nach weiteren Sprengstoffen.
    Polizei und die Grenzwache schützten Araber, die sich auf dem Markt und in seiner Umgebung befanden, vor Angriffen der erregten Menge.
    Mehrere verdächtige Araber wurden festgenommen.
    Die Bombe explodierte zu einem Zeitpunkt, an dem der Sonderbeauftragte Präsident Katers für den Nahen Osten, Alfred Asserton,
    Verhandlungen mit einem israelischen Team über eine Lösung der strittigen Fragen in den Friedensverhandlungen mit Ägypten und über ihre Erneuerung auf Ministerebene führte.
    Man nimmt an, dass der Anschlag der palästinensischen Terroristen gegen die Erneuerung dieser Verhandlungen gerichtet war und ein Zeichen ihrer Tätigkeit während der Tagung des Palästinensischen Nationalrates in Damaskus bilden sollte.
    Vor zwei Tagen wurde ein großer Sprengkörper
    im Kofferraum eines Mercedes-Wagens im Zentrum Jerusalems entdeckt und rechtzeitig entschärft.
    Der offene Zentralmarkt Machne Yehuda in Jerusalem war in den letzten Jahren öfters der Zielpunkt von Terroranschlägen, insbesondere vor dem Wochenende.
    Der letzte Bombenanschlag war am 29.
    Juni während des Besuchs des amerikanischen Vizepräsidenten Walter Mondale in Jerusalem
    wobei zwei Personen getötet und 47 verwundet wurden.
    Vor circa einem Jahr wurden bei einem Bombenexplosion auf dem Markt zwölf Personen getötet und über 50 verwundet.
    Der Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kolek, erklärte am Tatort, die Stadtverwaltung werde alles tun, um die Sicherheit auf dem Jerusalemer Zentralmarkt zu verstärken.
    Die palästinensischen Terrorverbände haben diese Woche angekündigt,
    dass ihre Terroranschläge in Israel intensivieren werden.
    Starke Polizeieinheiten begaben sich in die arabischen Vierteln Jerusalems, um die arabische Bevölkerung vor Übergriffen von Hitzköpfen zu schützen.
    Das war ein Bericht von Moshe Meisels.
    Eine Demonstration besonderer Art ist seit gestern in der spanischen Provinz Gipuzkoa im Gange, die ein Teil des sogenannten Baskenlandes ist.
    Mehr als 60 Bürgermeister haben sich in einem Gebäude in der Hauptstadt San Sebastian eingeschlossen und protestieren auf diese Weise gegen die Festnahme eines Kollegen.
    Den Hintergrund bildet natürlich die Terrorkampagne der baskischen Untergrundorganisation ETA, die in den vergangenen Wochen besonders viele Opfer gefordert hat.
    Der verhaftete Bürgermeister wird beschuldigt, die ETA unterstützt zu haben oder Mitglied zu sein.
    Hören Sie Robert Gerhard.
    wird vorgeworfen, einem ETA-Kommando zur Verbreitung von Informationen anzugehören.
    Und daher wurde der Bürgermeister des kleinen Baskenstädtchens Oyarzun an der Vizcaya von Inspektoren der Staatspolizei festgenommen.
    Seit drei Tagen wird der Automechaniker und Alkalde Iñaki Aristizabal zu den Vorwürfen vernommen, ohne dass er einen Anwalt zu Hilfe bitten kann.
    Anti-Terror-Gesetze erlauben Verhöre bis zu 72 Stunden und mehr.
    Juristischer Beistand wird in dieser Zeit nicht gestattet.
    Inzwischen haben über 60 Bürgermeister des Baskenlandes, die sich unter dem Namen Alcaldes de Vergada zusammengeschossen haben, gegen die Polizeimaßnahmen protestiert.
    In einem Schreiben an den Zivilgouverneur der Basken-Provinz Gipuzkoa fragen sie,
    wer eigentlich die legale Gewalt in Euskadi, dem Baskenland, aussieht.
    Die höchste zivile Autorität war nämlich von der Polizei nicht über die Verhaftung des ihm unterstellten Bürgermeisters informiert worden.
    Die Protestierenden sehen in den Polizeiaktionen eine schwere Verletzung der demokratischen Spielregeln.
    Währenddessen geht die Suche nach Mitgliedern der baskischen Untergrundorganisation ETA weiter.
    Zur Verstärkung der 8.000 im Baskenland stationierten Sicherheitskräfte wurden Mitte dieser Woche noch weitere 3.000 in das Krisengebiet beordert.
    Außerdem operiert jetzt von der Hafenstadt Bilbao aus ein etwa 100 Personen umfassendes Spezialkommando zur Terrorismusbekämpfung unter Führung von Inspektor Roberto Conessa.
    Inzwischen kommt auch Unterstützung bei der ETA-Jagd von Seiten der französischen Polizei.
    Gestern Nachmittag wurden die Grenzübergänge bei Hirun, über die auch der internationale Tourismusverkehr abgewickelt wird, für mehrere Stunden gesperrt.
    Mit dieser Blockade soll sie verhindert werden, dass von Spanien Demonstranten in die französische Grenzstadt Saint-Jean-de-Luz einreisen konnten.
    Dort war nämlich eine Protestaktion gegen das Attentat auf einen der ETA-Führer vorgesehen.
    Pike Dotter war in dem französischen Badeort am Samstag durch Maschinengewehrsalven schwer verletzt worden.
    Ein Anti-ETA-Kommando hat die Verantwortung für das Attentat übernommen und angekündigt, dass weitere Anschläge folgen werden.
    Es wird allgemein angenommen, dass es sich bei diesem Anti-Heter-Kommando um eine Parallelpolizei handelt, die mit Billigung der Autoritäten auf beiden Seiten der Grenzen ihre Operation ausführt.
    Der Protest der über 60 Bürgermeister im Baskenland gegen die Verhaftung ihres Kollegen und die Machtlosigkeit ihres Zivilgouverneurs wird wenig Wirkung zeigen.
    Die höchste Autorität wird jetzt im Baskenland von den Polizeikräften ausgehübt,
    Die glauben, nur so mit dem Ita-Terror Schluss machen zu können.
    Robert Gerhard war das, der aus Madrid berichtet hat.
    Seit einigen Monaten haben die internationalen Autofirmen Österreich entdeckt und zwar nicht nur als Absatzland für ihre Produkte, sondern auch als Zulieferant von Teilen oder wie im Fall des sogenannten Ford-Projekts zum Bau einer Assembling-Fabrik, wo Karosserie und andere Blechteile in Österreich gefertigt werden sollen, Motor, Getriebe, Lenkung und Hinterachse aber zugeliefert würden.
    Heute Vormittag war eine Delegation von General Motors aus Detroit unter Führung des Vizepräsidenten und ehemaligen Opel-Generaldirektors John McCormack bei Bundeskanzler Kreisky, um der österreichischen Regierung ihr Projekt einer Zulieferung von Teilen für die Automobilfertigung vorzulegen.
    Helmut Glitzander berichtet nun.
    Wichtigster Punkt in den Gesprächen der General Motors-Delegation mit Bundeskanzler Kreisky, Handelsminister Staribacher, Sozialminister Weißenberg und Staatssekretär Nussbaumer war ein Überblick über die Zukunftspläne des größten Automobilherstellers der Welt.
    Nach den Worten von Kommerzialrat Schimpf, Generaldirektor der General Motors Austria, braucht seine Firma zusätzliche Produktionsstätten in Europa für Automobile.
    Nur wann und wo ist noch nicht geklärt.
    Ein wichtiger Punkt in den derzeitigen Gesprächen ist jedenfalls die Überraschung der General Motors Leute, dass für das Projekt der Konkurrenz vom Ford keine Probleme bei der Aufnahme der dazu benötigten etwa 8.000 Beschäftigten von den zuständigen österreichischen Stellen gesehen werden.
    General Motors glaubte nämlich, dass Österreich für ein Projekt dieser Größenordnung zu klein wäre.
    Die Expansionspläne von General Motors sind aber jedenfalls noch nicht konkret und es wird noch eingehender Studien bedürfen, bis auf diesem Sektor Entscheidungen fallen werden, meinte Generaldirektor Schimpf.
    Viel konkreter als ein Automobilprojekt ist der Plan von General Motors, in den ehemaligen Juniorwerken im steirischen Köflach eine Fertigung von Bremsbelägen aufzuziehen.
    Dazu meinte soeben Bundeskanzler Kreisky nach dem Ende des Gesprächs mit der General Motors Delegation,
    Das ist ein relativ fortgeschrittenes Stadium, da bin ich eigentlich eher zuversichtlich.
    Da sind die entsprechenden Beschlüsse in unseren Gremien bereits erfolgt.
    Also dort wird, glaube ich, sehr bald, hoffe ich jedenfalls, dort wird sehr bald neues Leben in diese Betriebe kommen.
    Wie viele Arbeitskräfte könnten in den ehemaligen Juniorwerken in Köflach beschäftigt werden nach den gegenwärtigen Verhandlungen und Gesprächen?
    Vorläufig ist das eine relativ bescheidene Zahl, aber das ist ja nur der Anfang.
    Über 100, aber allmählich wird das dann wahrscheinlich mehr werden.
    Gibt es schon einen Zeitplan für die Inbetriebnahme des Werkes in Köflach?
    Nein, ich glaube, das kann man heute noch nicht sagen, aber ich würde sagen, dort sind die Vorarbeiten weitgehend durchgeführt und die Entscheidungen müssen natürlich noch erfolgen.
    Wie sieht es mit den Förderungen für General Motors aus?
    Wurden auch hier schon Beträge genannt, mit denen der österreichische Staat eine solche Ansiedlung unterstützen würde?
    Wir müssen natürlich vorsichtig sein, dass wir nicht andere Verhandlungen dadurch stören.
    Wir wollen auch nicht da an einer Lizitationspolitik uns selber schuldig machen.
    Wir können das im Moment noch gar nicht sagen.
    Das müssen wir alles erst überprüfen.
    Von Seiten General Motors wurde eine Frist von zwei Monaten bis zur Entscheidung über die Bremsbelägefertigung in Köflach genannt.
    Zurzeit untersucht eine Studiengruppe von amerikanischen Spezialisten die Chancen und Möglichkeiten einer solchen Produktion mit im Anfangsstadium, wie Sie eben hörten, etwa 100 Beschäftigten.
    Soweit mein Bericht aus dem Bundeskanzleramt und damit zurück zum Studio des Mittagsschanals.
    Reporter war Helmut Klezander.
    Der Bundesparteivorstand der österreichischen Volkspartei hat sich in seiner heutigen Sitzung hauptsächlich mit dem Parlamentsfahrplan bis zum 6.
    Mai befasst, also mit der Frage, welche Gesetzesmaterien die Abgeordneten noch vor der Wahl erledigen sollten.
    Breiten Raum nahm in dieser Diskussion die Frage der Abfertigung für Arbeiter ein.
    Bekanntlich hat Sozialminister Weißenberg gestern angekündigt, dass die Sozialisten noch vor den Wahlen ein Gesetz beschließen möchten, durch das die Abfertigungen für Arbeiter innerhalb von dreieinhalb Jahren an jene der Angestellten angeglichen werden sollen.
    Welche Haltung nimmt nun die ÖVP in dieser Frage ein?
    Johannes Fischer berichtet.
    Die Abfertigung für Arbeiter wird zum politischen Zankapfel der beiden Großparteien.
    Der Sozialminister möchte das Gesetz noch vor den Wahlen vom Parlament beschließen lassen, um damit eine alte Forderung des Gewerkschaftsbundes, aber auch des ÖVP-Arbeiter- und Angestelltenbundes zu erfüllen.
    Die BundesöVP und Parteichef Josef Taus räumen zwar ein, dass hier praktisch im Nachziehverfahren die weitere Angleichung zwischen Angestellten und Arbeitern im arbeitsrechtlichen Bereich vollzogen werden soll, legen sich aber ganz offensichtlich quer, was den Zeitplan für die Realisierung des Gesetzes anbelangt.
    Parteichef Taus qualifiziert das Gesetz heute als reines Sozialpartner-Thema.
    Ich möchte hier darlegen, die Sozialpartner.
    sollen sich über diese Frage auseinandersetzen.
    Wie halten das für wichtig?
    Das ist ja ein lohnpolitisches Problem.
    Das ist der erste Punkt.
    Der zweite Punkt ist, warum haben die Sozialisten nicht längst diese Dinge beschlossen?
    Jetzt als Wahlzuckerl, acht, zehn Minuten vor Torschluss kommen sie daher, irgendwo ziemlich unüberlegt.
    Der dritte Punkt ist,
    Ich bleibe bei meiner Aussage nach Maßgabe der wirtschaftlichen Möglichkeiten, wenn man es sich leisten kann.
    Ich persönlich bin nicht für eine Wirtschaftspolitik zu haben, wo ich um den Preis eines Wahlzuckers vielleicht tausende Arbeitsplätze gefährde.
    Dafür bin ich nicht zu haben.
    Aber ich bin durchaus dafür zu haben, dass man sachlich und ruhig überlegt,
    und durchaus auch eine Einigung finden kann, aber nicht in einer Atmosphäre, wo also hier fünf Minuten vor zwölf so schnell noch ein Wahlgag gesucht wird.
    Auf eine Zustimmung oder Ablehnung des Gesetzes im Parlament mochte sich Taus aber nicht festlegen.
    Die ÖVP werde, so Taus, die richtige Entscheidung treffen.
    Er ist aber offen, was denn die richtige Entscheidung nun sei.
    Im Übrigen forderte die Volkspartei heute eine Übereinkunft der drei Parlamentsklubs über noch zu beschließende Gesetze in dieser Legislaturperiode und urgierte auch noch den Sonderprüfungsbericht des Rechnungshofs über die Verwaltungsausgaben des Bundes.
    Gegebenenfalls werde die Volkspartei auch den Rechnungshof auffordern, erst einen Rohbericht ins Parlament zu bringen, um diesen auf jeden Fall behandeln zu können, kündigte Parteischifthaus heute an.
    Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz und damit wieder zurück zum Funkhaus.
    Es berichtete Johannes Fischer, drei Minuten nach dreiviertel eins, Kulturbeiträge im Mittagsschanal.
    Das austro-jakobinische Phänomen, eine Episode aus dem Habsburger Reich, ist die Vorlage für eine Theatercollage, die der Wiener Regisseur Conny Hannes-Meyer geschrieben und in Szene gesetzt hat.
    Morgen ist die Uraufführung bei den Komedianten im Künstlerhaus.
    Der Titel?
    Des Kaisers Treue Jakobiner.
    Die Zeit, in der das Stück spielt?
    Zwischen 1792, dem Todesjahr des fortschrittlichen Kaisers Leopold II.
    und dem Beginn des Wiener Kongresses 1815.
    Hören Sie einen Beitrag von Koschka Hetzer.
    Jahrzehntelang war das Material über die österreichischen Jakobiner für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
    Große Teile wurden verbrannt oder während der Nazi-Zeit vernichtet.
    Erst nach 1945 gelang es Geschichtsforschern, an das Material heranzukommen.
    Conny Hannes Meyer beschäftigt sich seit 15 Jahren mit diesem Phänomen und hat nun aus dokumentarischen Texten, Briefen, Verhörprotokollen, Tagebuchnotizen und Flugzettel ein Stück fertiggestellt.
    Es geht um die österreichischen Jakobiner, jenen Beratern und geheimen Mitarbeitern Leopold II., die nach seinem Tod versucht haben, das aufklärerische und demokratische Werk ihres Kaisers weiterzuführen, gegen den Widerstand des neuen, reaktionären Kaisers Franz II.
    Regisseur und Autor Conny Hannes-Meyer über sein Stück.
    Mich hat an diesem ungeheuren Stoff vor allem das interessiert, dass hier in Österreich es Vorläufer der Demokraten gegeben hat,
    die, wenn sie das wahrmachen hätten können, was sie gemeinsam mit dem Kaiser Leopold vorhatten, diese ganze Monarchie anders verlaufen wäre und die ganze Entwicklung dieses Landes von der Monarchie bis nach heute sicher ganz anders verlaufen wäre.
    Und des Ferneren interessiert mich eben diese Situation, dass eben Menschen von heute auf morgen von Mitarbeitern eines Staatswesens zu Staatsgegnern werden können.
    Das ist das, was mich dabei ungeheuer interessiert hat.
    weil es so viele Gleichungen mit anderen revolutionären Unternehmungen auch unserer Zeit haben.
    Kann eine Revolution von oben gemacht werden?
    Kann eine Revolution von wenigen gemacht werden?
    Und kann eine Revolution importiert werden?
    Das sind die Grundfragen jeder Revolution.
    Das Stück hat eine Rahmenhandlung.
    Während der Regentschaft Franz II.
    wurde es den fahrenden Komedianten verboten, Oppositionelles oder auch nur Mokantes über irgendwelche Regierungsmitglieder oder Praktiken in ihren Stücken zu sagen.
    Eine der vielen umherfahrenden Theatertruppen gibt eine Probevorstellung,
    im Vorstadtpalais eines Adeligen.
    Ihr Thema, Szenen aus dem Leben der österreichischen Jakobiner.
    Hören Sie eine solche Szene, gespielt von Reinhard Reiner und Waltraud Kutschera.
    Da kommen schon einige, Geschamsterdiener.
    Man nannte sie auch in Wien Jakobiner.
    Ich, Ignaz von Martinovic, lebte all die Jahre über höchst missvergnügt unter diesem Stande.
    Du warst Franziskaner?
    Mit siebzehn Jahren musstest du ins Kloster, wurdest sogar Priester.
    Studiert hast du Mathematik, Physik, Chemie, Sprachen, Theologie.
    Ich lief weg aus dem Kloster, hielt es nicht mehr aus.
    Überall, lebenslang wich ich der Priesterwut aus und liebte in der Stille grenzenlos den Kaiser Josef.
    weil er dieses unheilige Gift endlich durch menschliche Gesetze unterdrückte.
    Die Jakobiner, die bei den Komedianten zum ersten Mal auf einer österreichischen Bühne abgehandelt werden, hat es in der Zeit nach 1792 in ganz Österreich gegeben.
    Für Conny Hannes Meyer ist dies nicht das erste Stück, das er geschrieben hat.
    Seine Collage, die Sache mit Dornröschen, ist zwei Jahre lang am Wiener Börseplatz gelaufen.
    Es folgten eine Heine-Collage, Bettler, Bauern und Balladen und Rose, Schwert und Bettelstab.
    Derzeit arbeitet Meier an einem Festwochenstück über Grillparzer und die österreichische Resignation.
    Morgen hat in Bremen eine Rockrevue mit dem Titel Drönland Symphonie Premiere, die der Regisseur Peter Zadek inszeniert hat.
    Zadek wurde vom deutschen Rocksänger Udo Lindenberg mit der Show beauftragt.
    Sie wird anschließend auf einer großen Tournee in der Bundesrepublik zu sehen sein.
    Mit Peter Zadek sprach Dieter Bubb.
    Warum sind Sie daran interessiert, eine Rock-Revue zu inszenieren?
    Was mich daran interessiert...
    diese Rock-Revue, nicht eine Rock-Revue, aber diese Rock-Revue zu machen, ist die Tatsache, dass sich, dass Lindenberg sich für Leute interessiert und nicht für Apparate.
    Und das, obwohl er, genau wie ich, gerne schöne Beleuchtung sieht und auch gerne theatralische Effekte mag, die mag ich ja auch, interessiert ihn, genau wie mich, vielmehr
    Inhalte, Kontakt mit dem Publikum, was da wirklich vorgeht und, wenn überhaupt möglich, zu der allgemeinen Verblödung nicht noch etwas zuzutragen.
    Wie lässt sich denn so etwas szenisch auflösen oder optisch verständlicher machen?
    Welche Funktion übernehmen Sie dabei?
    Ja, die Funktion erstmal eigentlich zu den
    Songs, die festliegen, Bilder, Szenen, Tänze, Sachen zu erfinden, die entweder eine Spannung zu dem Song haben, also nicht unbedingt, dass sie jetzt den Song direkt illustrieren, das passiert auch manchmal,
    die vielleicht für den Publikum auch um das Umfeld von so einem Lied, weiß ich, wie zum Beispiel der Schmidt-Mitmacher, das Guten Tag, ich heiße Schmidt-Lied, das hat ja von dem simpelsten Disco-Einfall, das sich alle wie Herr Travolta verhalten, bis zu sehr komplizierten politischen Dingen, die man sich dazu denken kann,
    Und wo man mit viel Humor, hoffe ich, also wirklich nicht mit tief Ernst und dicken Messages, vielleicht das für ein Publikum klarer und deutlicher und witziger und schärfer machen kann.
    Haben Sie da richtig ein Ensemble hinzugefügt zur Udo Lindenberg Show?
    Ja, teilweise haben wir das Ensemble von Lindenberg selber genommen, also seine Familie sozusagen, Rudi Rathlos und so, und zwar auf meinen Wunsch auch, weil ich finde, das gehört zu Lindenberg.
    Das ist nicht nur zu seinem Image, sondern eigentlich zu seinem, wie er funktioniert.
    Und das ist eins, eine der Dinge, die mir immer sehr sympathisch waren, dass diese komischen Menschen,
    so eigentlich eine richtige Familie bilden, die man immer erwartet und die immer irgendwelche verschiedenen Funktionen haben und die ihn auch kennen und mit ihm umgehen können.
    Und dann kommen dazu vier exzellente Tänzer, die dann wieder zu integrieren sind natürlich mit diesen, ich nenne sie immer die Lindenberg-Familie, mit den Musikern, mit Lindenberg selber und mit der ganzen Show.
    Ist das eigentlich ein konsequenter Weg von Bochum über die intensive Beschäftigung mit Shakespeare dann zu Udo Lindenberg?
    Sie haben vor ein paar Wochen in der Zeit einen Aufsatz geschrieben über englisches Boulevardtheater und da kam das oder klang das somit durch, dass Sie sich eigentlich darüber ärgern, wie hier so eine scharfe Trennung in Deutschland nach wie vor vollzogen wird zwischen U- und E-Elementen.
    Ja, sehr.
    Ich beschäftige mich schon seit 20 Jahren, seitdem ich in Deutschland bin,
    seit 1959, eigentlich permanent damit, das aufzubrechen, weil ich finde eben, dass die großen Dramatiker und die großen Theaterereignisse, sprich Shakespeare zum Beispiel, das sind Showmänner gewesen.
    Und Shakespeare hat die besten Musicals geschrieben, die waren schon von vornherein Musicals, es ist Musik drin, es ist Tanz drin,
    Komödie, es ist Slapstick, es ist alles drin.
    Und das ist die Tradition von dem, das englische Theater immer noch zehrt.
    Die haben Glück gehabt, das waren Engländer.
    Lindenberg ist eigentlich die ganz logische Konsequenz von der Entwicklung, die auch in den Shakespeare-Stücken zu sehen ist.
    Wenn Sie von den ersten Shakespeare-Arbeiten bis zu der letzten jetzt,
    Wintermärchen, man immer wieder stärkeres Empfinden gegen den Mief und gegen diese furchtbare, immer noch museale Qualität eigentlich, die auch das modernste deutsche Theater immer wieder hat, weil es sich nicht an Show-Elementen orientiert, sondern immer wieder an Literatur.
    Und nach diesem Gespräch mit Peter Zadek noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Iran.
    Nach dem Bericht eines ORF-Mitarbeiters aus Teheran sind bei den gestrigen Demonstrationen von Shah-Gegnern in der Stadt Awaz nicht, wie ursprünglich gemeldet, 40, sondern wahrscheinlich mehrere hundert Menschen getötet worden.
    In dem Bericht heißt es, entgegen den Wünschen des örtlichen Militärkommandanten seien vor allem jüngere Offiziere der unteren Dienstränge auf eigene Faust mit Panzern in die Stadt gefahren und hätten auf alle Menschen geschossen, die Bilder des Schiitenführers Khomeini in der Hand hielten.
    In Teheran ist es gestern Abend zur ersten Demonstration von Schah-Anhängern gekommen.
    Tausende zogen mit Knüppeln bewaffnet durch die Stadt, doch kam es nur zu unwesentlichen Übergriffen, weil sich die Schah-Gegner zurückhielten.
    Lebanon.
    Der in der Nähe von Paris im Exil lebende iranische Schiitenführer Khomeini hat in einem Interview für die libanesische Tageszeitung As-Safir sein Konzept des künftigen iranischen Staates vorgestellt.
    Nach seinen Vorstellungen wird ein islamischer Staat Persien außenpolitische Unabhängigkeit und militärische Blockfreiheit praktizieren und innenpolitisch auf dem Koran gegründete islamische Gesetze haben.
    Israel.
    Bei einem Bombenanschlag auf dem Obstmarkt von Jerusalem sind heute 21 Menschen verletzt worden.
    Zum Zeitpunkt der Explosion war der Marktplatz von vielen Menschen bevölkert.
    Unterdessen hat sich nach einer Meldung der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA in Beirut ein Kommando mit dem Namen Mertyrer Abu Ali Iyad zu dem Anschlag bekannt.
    Die Agentur kündigte eine detaillierte Erklärung an.
    Österreich.
    Nach Angaben von Handelsminister Starrybacher wird sich die Bundesregierung im März mit dem neuen Energieplan befassen, an dem zurzeit noch gearbeitet wird.
    Darin wird voraussichtlich der Plan einer Kohle-Pipeline von Polen nach Österreich aufgenommen.
    Wie Starrybacher betonte, werde dieses Projekt wegen des Nein zu Zwentendorf nunmehr reaktiviert.
    Allerdings werde es nach den Worten des Handelsministers im kommenden Winter zu Schwierigkeiten in der Strombeschaffung kommen, da auch heuer wieder Verbrauchszuwachsraten von mehr als 4 Prozent erwartet werden.
    Und diese Nachrichten bilden das Ende des Mittagsjournals.
    Das Abendsjournal hören Sie dann ab 18.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1979.01.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1979.01.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lage im Iran: weitere Demonstrationen
    Mitwirkende: Encke, Ulrich [Gestaltung] , Machatschke, Roland [Moderation]
    Datum: 1979.01.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schwere Verluste für die amerikanische Industrie im Iran
    Mitwirkende: Schiller, Ulrich [Gestaltung]
    Datum: 1979.01.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zwischenbilanz zu neuem Energieplan
    Interview: Handelsminister Staribacher
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Staribacher, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1979.01.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Diagnosestraße St. Pölten zeigt beunruhigende Zahl geistig Untauglicher für den Präsenzdienst
    Interview: Leitender Arzt Oberstleutnant Peter Rainer
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Rainer-Harbach, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1979.01.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bombenanschlag auf Obstmarkt in Jerusalem: 21 Verletzte
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1979.01.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sechzig Bürgermeister im Baskenland aus Solidarität verbarrikadiert
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1979.01.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch über Produktion in Autozulieferfirmen
    Interview: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1979.01.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP-Bundesparteivorstand: Arbeiterabfertigung
    Einblendung: ÖVP-Obmann Josef Taus
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Taus, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1979.01.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Künstlerhaus-Uraufführung "Des Kaisers treue Jakobiner"
    Interview: Regisseur Conny Hannes Meyer , Einblendung: Szene (mit Reinhard Reiner und Waltraud Kutschera)
    Mitwirkende: Hetzer-Molden, Koschka [Gestaltung] , Meyer, Conny Hannes [Interviewte/r] , Reiner, Reinhard [Interpret/in] , Kutschera, Waltraud [Interpret/in]
    Datum: 1979.01.18 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Künstlerhaus, Theater im Künstlerhaus
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit dem Regisseur Peter Zadek zu Udo Lindenbergs "Rock Revue 79"
    Mitwirkende: Bub, Dieter [Gestaltung] , Zadek, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1979.01.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Theater ; Unterhaltung ; Humor ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1979.01.18
    Spieldauer 00:59:47
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Holy, Friedrich [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.01.18 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-790118_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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