Mittagsjournal 1977.08.22

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    Rechtliches

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    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag, verehrte Damen und Herren.
    Bei der einstündigen Mittagsausgabe des Journals begrüßt sie Adolf Poindl im Namen von Redaktion und Technik.
    Die Autopreise, Lohnforderungen der Chemiearbeiter und Familienpolitik, das sind heute die wichtigsten Inlandsthemen und die Anlässe für unsere Beiträge.
    Handelsminister Staribacher spricht von überhöhten Autopreisen und will ihre Senkung durchsetzen.
    Die Chemiearbeiter verlangen 2% Reallohnerhöhung und die ÖVP stellt ihr familienpolitisches Konzept vor.
    In der Presseschau werden dazu noch die ÖVP-Kritik an der Regierungspolitik und die bisherigen Erfahrungen mit dem Bonus-Malus-System angeschnitten.
    Es gibt also heuer anscheinend keine saure Gurkenzeit in der Innenpolitik.
    Einige Schlagzeilen zu den Auslandsthemen.
    Amerikanischer Außenminister Vance in Peking eingetroffen.
    Generalmobilmachung in Äthiopien, weitere Erfolge Somalias und Gerüchte über ein Treffen des israelischen Außenministers Dayan mit dem jordanischen König Hussein in London.
    Die Kulturredaktion schließlich bereitet einen Abschlussbericht vom Internationalen Forum für Psychoanalyse in Berlin und einen Beitrag über eine Oskar Schlemmer Retrospektive in Stuttgart vor.
    So wäre es jedenfalls geplant für die Zeit bis 13 Uhr.
    Zuerst aber ins Nachrichtenstudio.
    Zu Wolfgang Riemerschmid, verantwortlicher Chef vom Dienst, ist jetzt Henry Goldhahn.
    Österreich.
    Die Geschäftsführung der Kernkraftwerk-Tullner-Feldgesellschaft hat heute Gerüchte über die bevorstehende Aufnahme des Probebetriebes im 1. österreichischen Kernkraftwerk in Zwentendorf dementiert.
    Wie die Werksleitung erklärte, könne rein technisch erst Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres mit der Beladung des Reaktors mit Brennelementen begonnen werden.
    Auch habe der bereits bewilligte Antransport der Brennelemente aus der Bundesrepublik Deutschland noch nicht eingesetzt, da die Genehmigung für die Lagerung auf dem Kraftwerksgelände noch ausstehe.
    Seit heute 9 Uhr früh stehen 9 Vorarlberger Frauen vor dem Bundeskanzleramt in Wien im Hungerstreik, um gegen einen Probebetrieb des Kernkraftwerkes Zwentendorf zu protestieren.
    Österreich-Ungarn.
    Die Produktivität der österreichischen Industrie ist um 75 Prozent höher als die der ungarischen.
    Dieser gibt ein Vergleich statistischer Daten, den das österreichische Statistische Zentralamt angestellt hat.
    Daraus geht hervor, dass Österreichs Industrie mit halb so viel Beschäftigten 85 Prozent der ungarischen Industrieproduktion leistet.
    Der Vorsprung Österreichs gegenüber Ungarn ist innerhalb von zehn Jahren von 38 Prozent auf die jetzigen 75 Prozent angewachsen.
    China.
    Der amerikanische Außenminister Vance ist heute als erstes Mitglied der Regierung Katar zu Gesprächen über eine Normalisierung der amerikanisch-chinesischen Beziehungen in Peking eingetroffen.
    Ein weiterer wichtiger Punkt der Beratungen mit der chinesischen Führungsspitze ist das von Peking kritisierte Bündnisverhältnis der Vereinigten Staaten zu Taiwan.
    Wenige Stunden vor der Ankunft des amerikanischen Außenministers veröffentlichte die amtliche Nachrichtenagentur Neues China Auszüge aus einer Rede von Parteichef Huakuo Feng vor dem 11.
    Parteikongress.
    Darin wird die Forderung Pekings bekräftigt, dass eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Washington und Peking nur möglich sei, wenn die Vereinigten Staaten alle politischen und militärischen Bindungen zu Taiwan abbrechen.
    Libanon.
    Syrische Einheiten der Arabischen Friedenstruppe haben in der vergangenen Nacht die heftigen Kämpfe zwischen christlichen Milizen und linksgerichteten Drusen in der Gebirgsstadt Brié durch ihr Eingreifen beendet.
    Nach Darstellung der christlichen Miliz wurden die Kämpfe durch einen Feuerüberfall von Anhängern des ermordeten Drusenführers Djungblad auf Kirchenbesucher ausgelöst, die nach einer Trauermesse das Gotteshaus verließen.
    Die Drusen beschuldigen hingegen die christlichen Milizen, statt der im Libanon traditionellen Salven in die Luft nach dem Trauergottesdienst ihre Gewehre auf die von Drusen bewohnten Häuser gerichtet zu haben.
    Äthiopien.
    Zum ersten Mal seit Ausbruch der Kämpfe in der Ostprovinz Ogaden hat die Regierung in Addis Ababa schwere Verluste zugegeben.
    Bei den bewaffneten Auseinandersetzungen um die drittgrößte Stadt des Landes, Dire Dawa, sind 150 äthiopische Soldaten gefallen und 250 wurden verwundert.
    Die Schlacht um Dire Dawa hat vor etwa einer Woche begonnen.
    Mitglieder der westsomarischen Befreiungsfront griffen die Stadt mit Raketen und Granatwerfern an.
    Kuwait.
    Angesichts der Weigerung der Regierung von Kuwait, ihre Rohölpreisung 10 Cent je Barrel zu senken, haben die in den Häfen des Landes liegenden Tanker des amerikanischen Konzerns Exxon und anderer westlicher Ölgesellschaften die Übernahme von Ölladungen gestoppt.
    Auch die amerikanische Gesellschaft Gulf Oil hat aus diesem Grund die Abnahme von kuwaitischem Rohöl drastisch reduziert.
    Die Unternehmen wollen nicht eher wieder Öl in vollem Umfang von Kuwait kaufen, bis das Land ihrer Förderung nach einer Senkung der Ölpreise nachgekommen ist.
    Die internationalen Erdölpreise werden sich bis 1985 verdoppeln.
    Diese Ansicht vertrat der Direktor des britischen Verbandes, der in der Nordsee tätigen sogenannten Offshore-Produzenten, Williams, in einem Fernsehinterview.
    Williams begründete seine Prognose damit, dass derzeit mehr Öl verbraucht, als gefunden werde.
    Er sagte, der Seltenheitswert werde den Preis unweigerlich steigern.
    Die britischen Nordseereserven dürften nach Ansicht des Experten für 20 bis 30 Jahre reichen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der am vergangenen Sonntag in Frankfurt verhaftete Rechtsanwalt Armin Neverla ist heute früh wieder freigelassen worden.
    Der Richter erließ keinen Haftbefehl gegen Neverla.
    Im Wagen des Anwaltes hatte die Polizei 80 Exemplare einer Broschüre gefunden, in der der Mord an Generalbundesanwalt Buback verherrlicht und ein Anschlag auf den Nachfolger Bubacks, Rebmann, gefordert wird.
    Der Rechtsausschuss des Bundestages in Bonn berät heute in einer Sondersitzung Möglichkeiten zur Bekämpfung des Terrorismus.
    Diese Sitzung wurde von der Opposition unmittelbar nach der Ermordung des Bankiers Ponto gefordert.
    Österreich.
    Teils verbrannte, teils angebrannte Teile eines menschlichen Körpers hat, wie erst heute bekannt wird, am Donnerstag ein Rentner an der Grenze zwischen den Kärntner Gemeinden Globastitz und Eberndorf gefunden.
    Kopf und Extremitäten des Torsos fehlen.
    Da am Klippitz-Tördl Leichenteile ohne Torso gefunden wurden, ist die Annahme berechtigt, dass der jüngste Fund mit denen vom Klippitz-Tördl zusammenhängt.
    USA, Österreich.
    Amerikanischen Kardiologen ist es in Zusammenarbeit mit Herzchirurgen gelungen, durch das Einsetzen einer sogenannten Ballonpumpe in die Aorta, die Körperschlagader, den Sauerstoffverbrauch des Herzmuskels zu senken, andererseits aber die Durchblutung des Herzens zu verstärken.
    Damit ist der Tod durch kardiogenen Schock nach einem akuten Herzinfarkt nicht mehr unabwendbar.
    Wie Dozent Hutter dieser Tage in Wien vor Herzspezialisten bekannt gab, reiche die Funktion des Ballons aus, um in 75% der Fälle das Krankheitsbild zu beseitigen.
    Ungelöst ist allerdings weiterhin das Problem, dass es nach der Entfernung des Ballons neuerlich zu einem Verfall des Patienten kommt.
    Von 120 Patienten, denen eine Ballonpumpe eingesetzt wurde, konnte nur in 17 Fällen die Pumpe ohne Verschlechterung des Zustandes entfernt werden.
    Großbritannien, Bundesrepublik Deutschland.
    Elisabeth Bergner, eine der prominentesten Gestalten der deutschen und der internationalen Theater- und Filmszene, feiert heute in London ihren 80.
    Geburtstag.
    Die aus Drohobycz in Galicien gebürtige Künstlerin erhielt ihre Ausbildung unter anderem auch am Wiener Konservatorium.
    Ihre Filme wie Der träumende Mund mit Rudolf Forster, Ariane und New mit Emil Jannings und Konrad Veith wurden Welterfolge.
    Das Jahr 1933 zwang die Bergner gemeinsam mit ihrem Mann Paul Zinner in die Emigration.
    In London und in Kanada feierte sie am Theater neue Triumphe und startete nach Kriegsende in Deutschland eine dritte Karriere.
    Zurzeit schreibt Elisabeth Bergner an den letzten Kapiteln ihrer Memoiren.
    In München begeht Leni Riefenstahl, die erste Filmemacherin, heute ihren 75.
    Geburtstag.
    Die gebürtige Berlinerin fing als Tänzerin an und erreichte in der nationalsozialistischen Ära den Höhepunkt ihrer Karriere.
    Ein Umstand, der ihr lange vorgeworfen wurde.
    Jetzt, da ihre alten Filme im Ausland mit viel Erfolg laufen, bricht, wie Leni Riefenstahl sagte, für sie auch in der Bundesrepublik langsam wieder das Eis.
    Die Wetterlage.
    Ein mächtiger Tiefdruckkomplex bedeckt Zentraleuropa.
    Da er nur langsam ostwärts zieht, gestaltet sich der Wettercharakter im Alpenraum weiterhin unbeständig.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Örtlich aufgelockert, sonst meist starke oder geschlossene Bewölkung.
    Strichweise Regen oder Regenschauer.
    Winde aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen 14 bis 22 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 8 bis 14 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Dienstag.
    Wechselnde gebietsweise starke Bewölkung, vor allem im Nord- und Zentralalpenbereich.
    Anhaltende hohe Neigung zu Niederschlägen.
    Winde aus Nordwest.
    Tageshöchsttemperaturen 15 bis 22 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkig 20 Grad, Westwind 30 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig 22 Grad, Nordwestwind 35 Kilometer.
    Linz stark bewölkt, Regenschauer 16°, West 35.
    Salzburg stark bewölkt, 16°, Südwest 5km.
    Innsbruck wolkig, 17°, Nordost 10.
    Bregenz stark bewölkt, 17°, Ost 5km.
    Graz wolkig, 21°, Wind still und Klagenfurt stark bewölkt, 17°, Südwest Wind 10km in der Stunde.
    Elf Minuten nach zwölf ist es jetzt und wir kommen gleich ausführlicher zurück auf die Innenpolitik.
    Dieser Sommer 1977 hat eine Reihe von Problemen auf das innenpolitische Tapet gebracht, die alle mittelbar oder unmittelbar mit der heimischen Wirtschaftssituation, dem Zahlungsbilanzdefizit und mit der Situation des Staatshaushaltes zusammenhängen.
    Probleme, die die Arbeit der Sozialpartner auch im Hinblick auf kommende Lohnrunden nicht gerade erleichtern werden.
    Für die Gewerkschaftspolitik kommt hinzu, dass neben einer Verschiebung der geplanten Lohnsteuerreform auch noch Belastungen auf die Arbeitnehmer in Form neuer Steuern möglicherweise zukommen könnten.
    Man denke an die Möglichkeit einer Autosonderabgabe.
    Die erste Gewerkschaft, die in diesem Herbst einen Gewerkschaftstag abhält, ist die der Chemiearbeiter.
    Die Ausgangsposition untersucht Johannes Fischer.
    Die Gewerkschaft der Chemiearbeiter mit fast 70.000 Mitgliedern, eine der kleineren Gewerkschaften innerhalb des ÖGB, schickt sich auf ihrem Kongress in diesem Herbst an, die bisherige Struktur des heimischen Gewerkschaftsbundes radikal in Frage zu stellen.
    Chemiearbeiterobmann Teschl will mittels offizieller Anträge im ÖGB nachvollzogen wissen, was seiner Ansicht nach durch die gesellschaftspolitische Entwicklung der letzten Jahre Realität sein sollte.
    Die gemeinsame Vertretung von Arbeitern und Angestellten in einer Gewerkschaft.
    Gewerkschaft.
    Diesem sogenannten Industriegruppen-Prinzip zum Durchbruch zu verhelfen, würde aber langfristig nicht weniger als die de facto Auflösung einer ganzen Gewerkschaft bedeuten, nämlich jener der Angestellten von ÖGB-Vizeschef Alfred Stallinger.
    Woraus folgert, dass mit dem Chemiearbeitergewerkschaftstag der Startschuss zur internen Debatte über Struktur und Aufbau des ÖGB fallen dürfte.
    Ein Startschuss anderer Art, wenn auch nicht gerade von solcher Brisanz und Langzeitwirkung, dürfte mit den Chemiearbeitern aber auch für die kommende Lohnrunde fallen.
    Eine Lohnrunde, die allen Beteiligten schon heute einiges Kopfzerbrechen zu bereiten scheint.
    ist doch die geplante Lohnsteuerreform aufgrund der angespannten Budgetsituation in weite Ferne gerückt und nicht genug damit, appellieren bereits SPÖ-Spitzenpolitiker an die Gewerkschaftsfunktionäre, in ihren Forderungen maßvoll zu bleiben.
    Chemiearbeiterchef Teschl, der für seine eigene Branche nicht allzu unüberwindliche Hindernisse und echte Zuwachsraten in den chemischen Industrien registriert, legt sich bei den Reallöhnen auf eine Marschroute fest.
    Aus heutiger Sicht würde ich meinen, dass eine Reallohnerhöhung maximal um zwei Prozent herum gerechtfertigt erscheint.
    Auf jeden Fall aber eine Reallohnerhöhung würden Sie befürworten?
    Aus heutiger Sicht gesehen würde ich eine bescheidene Reallohnerhöhung sicherlich sehen.
    Eng verbunden mit den Löhnen sind auch die Sozialleistungen, die Teschl durch das neue Abgabenänderungsgesetz von Finanzminister Hannes Androsch aber gefährdet sieht.
    Vor allem die Halbierung der Abschreibung der betriebseigenen Sozialkapitals, nicht selten Basis für Zusatzpensionen, aber auch für das Eigenkapital der Unternehmer, ist Teschl ein Dorn im Auge.
    Wir sind der Meinung, dass das Sozialkapital von einer weiteren steuerlichen Belastung ausgenommen bleiben soll.
    Dieses Kapital wird in der Regel für Betriebsmittelkredite, für mittelfristige und kurzfristige Finanzierungen herangezogen und verbessert somit die Liquidität der Unternehmen.
    Wir wissen alle, dass die österreichischen Unternehmen fast durchwegs unterkapitalisiert sind und ich kenne eine Reihe von Unternehmungen, die sich nur durch das Sozialkapital noch finanzieren können.
    Daher sind wir der Meinung, dass jeder Finanzminister keine Belastungen den Unternehmen auferlegen soll.
    Ich glaube, wenn das Sozialkapital sozusagen verteuert wird für die Unternehmensleitungen, werden die weniger zugänglich werden für zusätzliche Sozialeinrichtungen.
    Die Chemiearbeiter sehen durchaus die gegenwärtigen Schwierigkeiten im Budget und damit verbunden auch im Gesundheitswesen, würden sich aber wünschen, es könnte gelingen, vor einer jüngst diskutierten zusätzlichen Belastung der Bevölkerung deren Bewusstsein zu heben.
    Dass nämlich die Voraussetzungen in der Gesundheitspolitik heute andere sind als noch vor 50 Jahren.
    Vorrang das Problem der Bewusstseinsmachung über die gesamte Kostengestaltung des Gesundheitswesens.
    Wenn das einmal geschehen ist, und das müsste Hand in Hand gehen, mit der Findung nach neuen Geldquellen, dann ist die Öffentlichkeit auch bereit, zusätzliche Opfer zu bringen.
    Kann man das Spitalen finanzieren über eine Autosondersteuer?
    Ich glaube, man sollte alle Staatsbürger zu einer Abgabe heranziehen, unabhängig davon, ob sie ein Auto in Verwendung haben oder nicht.
    Ich persönlich lehne die Autosondersteuer ab.
    Nach ÖGB-Vizeschef Alfred Tallinger, also der zweite Gewerkschafter, der den Kreisky-Vorschlag nach einer Autosondersteuer ablehnt.
    Dafür aber ein weiterer Vorschlag Teschls zur Verbesserung der Finanzsituation der Kassen.
    Ich persönlich trete für einen Selbstbehalt etwa über den Weg der Rezeptgebühr ein, weil sogenannte Bagatell-Medikamente durchaus von jenen, die sie in Anspruch nehmen, selbst bezahlt werden könnten.
    Soweit der Obmann der Chemiearbeiter Teschl.
    Wie auch immer die Herbstrunde in der Spitalfinanzierung ausgehen sollte, scheint doch jetzt schon bereits deutlich zu werden, dass es ohne mehr Belastungen nicht abgehen dürfte.
    Das also wäre die Ausgangsposition der Chemiearbeiter vor der Herbstlohnrunde.
    Johannes Fischer hat zusammengefasst.
    Die Diskussion um die Preise für Autos, sie geht weiter in Österreich.
    Seit dem Frühjahr wird von verschiedenen Seiten behauptet, dass die Automobilfirmen von den österreichischen Käufern mehr verlangen und auch bekommen als Autoverkäufer in anderen Ländern.
    Die Autoimporteure ihrerseits weisen diesen Vorwurf zurück.
    Nach der Anregung des Finanzministers, das Auto doch selber aus dem billigeren Ausland nach Österreich zu bringen, fanden sich einige Firmen, die diesen Auto mobil im Port durchführen und dabei billiger anbieten, angeblich um bis zu 20 Prozent, als die offiziellen Generalvertreter.
    Das Thema Autopreise beherrschte auch die heutige Pressekonferenz des Handelsministers, die erste nach der Sommerpause.
    Helmut Gletsander war dabei.
    Das Handelsministerium führte im Monat August eine Untersuchung der Preise für Personenautos durch.
    Solche Studien wurden schon in der Vergangenheit publiziert, doch war das Ergebnis solcher Vergleiche immer umstritten.
    Waren doch meist die Untersucher Partei, nämlich die angegriffenen Automobilfirmen oder ihre Repräsentanten.
    Handelsminister Staribacher stellte heute zu den Resultaten der ministeriellen Preislistenvergleiche zwischen Österreich, der Bundesrepublik Deutschland, Italien und Frankreich fest.
    Ich habe mit größter Verwunderung jetzt feststellen müssen, dass diese Appelle und diese Verhandlungen, die ich seit Jahren führe, noch immer nicht das Ergebnis gebracht haben, dass wir uns alle erhoffen.
    Und ich bin sehr froh, dass Herr Generaldirektor Sternberg hier ist, denn er wird Ihnen jetzt hier von seinem Standpunkt aus sagen, wie er dazu denkt.
    Denn ich stehe auf dem Standpunkt, dass die Ziffern, die wir jetzt erarbeitet haben, wir haben sie Ihnen ja
    im Waschzettel gegeben, eindeutig zeigen, dass unter Ausschaltung der Mehrwertsteuer, sodass also der Vergleich absolut möglich ist, die österreichischen Konsumenten noch überhöhte Autoimportpreise bezahlen müssen.
    Dass das jetzt momentan sehr aktualisiert wurde, ergibt sich aus der Tatsache, dass der Herr Bundeskanzler vorgeschlagen hat, es soll bei den Autoimport
    eine Abgabe eingehoben werden und diese Autoimportabgabe, meiner Meinung nach, dann dazu führen müsste, dass eben die europäischen Lieferwerke dann die entsprechenden Autoimportpreise
    nicht um diese Autoimportabgabe erhöhen, weil dafür gar keine Begründung vorhanden ist, sondern dann zumindest aus einem Teil, manche sagen einen Großteil, dann aus diesen überhöhten Autopreisen gezahlt werden könnte.
    Das hat jetzt momentan einen sehr aktuellen Zeitpunkt und ich glaube daher, dass es sehr zweckmäßig ist, die Bevölkerung in dieser Beziehung einmal
    zu ihr aufzuklären und ihr zu sagen, wie die Situation sich hier in Österreich verhält.
    Das war der Grund, warum jetzt in den letzten Wochen eingehendste Berechnungen in den einzelnen Ländern stattgefunden haben mit den einzelnen Autotypen.
    Wobei es zuerst notwendig war, genau die Autotype festzulegen, die verglichen wird.
    Und es wurden alle Autoimporte berücksichtigt.
    Also nicht, wie das wieder dann heißt, aha, da sind ein paar herausgesucht worden.
    Sondern es wurden alle Autoimporte berücksichtigt.
    Wenn auch nicht alle in der Preistabelle aufscheinen, so deshalb, weil das zu umfangreich geworden wäre.
    Aber es wurden alle Autotypen untersucht und es wurden alle Vergleichspreise festgestellt.
    Die größten Unterschiede ergeben sich zwischen den Preisen in Österreich und Frankreich.
    Nach der Studie des Handelsministers kostet zum Beispiel das Modell Peugeot 504 GL in Frankreich um etwa 27% weniger als in Österreich.
    In absoluten Zahlen heißt das bei diesem Modell, der österreichische Kunde muss um 20.000 Schilling mehr bezahlen als der französische Neuwagenkäufer.
    Bei anderen Marken sind die Preisdifferenzen nicht so hoch, doch immerhin noch mehr als 10%.
    Ähnlich ist die Situation in Italien.
    Auch dort sind Autos weitaus billiger als in Österreich.
    Zu diesem Vorwurf stellte der Vertreter der Automobilimporteure, Generaldirektor Sternbach, fest.
    Ich glaube ganz ehrlich, dass eine Studie kann nur der machen, der über alle Informationen verfügt und das kann gewöhnlich nur der, der damit befasste.
    Ich kann also über die Marke, die ich persönlich vertrete,
    jedes Detail sagen.
    Ich kann aber schon nicht die gleiche Präzision in eine Studie hereinbringen, die ich über einen Konkurrenten, mit dem wir sind ja auch untereinander harte Konkurrenten, deshalb kann ich das nie mit so einer Genauigkeit sagen.
    Deshalb wundert es mich auch gar nicht, dass ich
    aus meinen mir zur Verfügung stehenden Unterlagen zu anderen Ergebnissen kommen.
    Es sind nicht sehr gravierende Unterschiede, aber es sind doch Unterschiede von sagen wir zwei oder drei Prozent.
    Neben dieser Kritik an der Erhebung des Handelsministers meinte Generaldirektor Sternbach zu den Preisdifferenzen.
    Die Größe des Marktes ist, glaube ich, für die Kosten beim Vertrieb sehr wesentlich.
    Es ist ein ganz großer Unterschied, ob ich im Heimatland
    Wenn ich ein französischer Produzent bin, einen hohen Marktanteil von 20 oder 30 Prozent erziele.
    Wenn ich einen Markt habe, wo ich in einem Jahr vielleicht 300.000 oder 400.000 Autos meiner Marke platzieren kann.
    welche Kosten, welche Vertriebs-, Service- und Betreuungskosten ich dort habe, oder ob ich dann einen Markt wie Österreich habe, wo die gleiche Marke vielleicht 7.000, 8.000 Stück verkauft.
    Gewisse Kosten sind nämlich Fixkosten.
    Der französische Automarkt ist, was wir nennen, ein sogenannter geregelter Automarkt.
    Diskussionen über Nachlässe sind in Frankreich nicht üblich.
    Nicht salonfähig, sondern einfach nicht üblich.
    Und der zweite sehr, sehr wesentliche Punkt ist, dass in Frankreich seit vielen Jahren der Eintauschwagen sich so vollzieht,
    dass es eine, ich würde fast sagen, staatliche Schätzstelle gibt, die stellt für das Fahrzeug eine Schätzurkunde aus und diese Urkunde ist Evangelium für ganz gleichgültig welchen Händler.
    Also ein sozusagen ein Stützen, wie wir das hier nennen, des Gebrauchtwagenpreises fällt in Frankreich weg.
    Das sind also alles Kostenfaktoren, die mit ins Gewicht fallen.
    Die Preise sind also unterschiedlich und werden es aller Voraussicht nach bleiben.
    Fazit für den Autokäufer, selbst importieren.
    Dieses Verfahren ist aber noch
    Nach wie vor so kompliziert und umständlich, dass nur wenige Neuwagenkäufer den Schritt dazu wagen.
    Eine Chance also für die Automobil-Discounter, die den Behördenweg und die Formalitäten dem Kunden abnehmen und durch die billigeren ausländischen Einstandspreise günstiger verkaufen können.
    Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz des Handelsministers und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Die Autopreise in Österreich über dieses aktuelle Thema berichtete Helmut Gletsander aus dem Regierungsgebäude in Wien.
    Wir setzen nun fort im Mittagsjournal mit einem Blick in die österreichischen Zeitungen.
    Die Hauptthemen der Kommentatoren sind heute die Oppositionskritik an Finanzminister Androsch,
    die gestrigen Schmieraktionen in Wien und die ersten Erfahrungen mit dem Bonus-Malus-System.
    Die Auswahl hat heute Leopold Esterle getroffen.
    Die Salzburger Nachrichten beziehen sich in ihrem heutigen Kommentar auf den harten Schlagabtausch zwischen ÖVP-Bundesparteiobmann Taus und Finanzminister Androsch über die Wirtschaftslage der Nation.
    Bekanntlich hatte die ÖVP der Regierung vorgeworfen, Österreich befinde sich finanziell in der ärgsten Krise seit dem Staatsvertrag.
    Und der Finanzminister hatte gekontert, dass die Volkspartei ihre eigene Lage mit der des Staates verwechsle.
    Im Zusammenhang mit dem früheren Beruf des ÖVP-Chefs hatte Androsch dann auch noch gemeint, Taus sei entweder damals ein unseriöser Bankdirektor gewesen oder er sei nun ein unseriöser Politiker.
    Dazu meinen die Salzburger Nachrichten.
    Die Aussprüche von Androsch und Taus gingen über das Übliche bei Sonntagsreden hinaus.
    Man darf daraus schließen, dass beide die Sache ernst nehmen.
    Die Finanzlage des Staates und die Steuerbelastung des Bürgers sind auch zu gewichtig, um allein in Sonntagsreden behandelt zu werden.
    Sie verdienten allerdings auch einen besseren Ton, als er zum Wochenende angeklungen ist.
    Wenn die Opposition Zahlen und ein Sanierungskonzept ohne Steuern und Tariferhöhungen verlangt, dann liegt die Antwort nicht in Erklärungen über frühere Berufe des Oppositionsführers, sondern darin, ob die von der Opposition angeführten Zahlen stimmen oder nicht und ob ein Sanierungskonzept notwendig ist.
    Mit verbalen Injurien werden unsere Politiker weder den Staatsbürger beruhigen noch Wirtschaftsprobleme lösen können.
    Soweit die Salzburger Nachrichten zur Auseinandersetzung Taus Androsch.
    Die Provokation, betitelt sich der heutige Kommentar von Erich Pfeiffer in den oberösterreichischen Nachrichten, der sich mit der gestern früh entdeckten antijüdischen Schmieraktion in Wien befasst.
    Pfeiffer bezeichnet die Aktion einleitend als dummdreiste und im höchsten Maß abscheuliche Tat und stellt bewusst provokant die Frage, ob es nicht reine Zeitverschwendung sei, nach allem, was die Vergangenheit lehrte, nach den Ursachen zu fragen.
    Die Antwort Pfeifers.
    Mit der Zunahme der Fahrerfluchtunfälle seit Inkrafttreten der Bonus-Malus-Bestimmungen beschäftigt sich Pia Maria Plechl in der Wiener Tageszeitung Die Presse, wobei sie einleitend meint, dass der Unmoral staatlicherseits Vorschub geleistet und der Bürger in Versuchung geführt werde.
    Plechl schreibt, Der Österreicher und im Besonderen der Ostösterreicher neigt dazu, sich über Vorschriften hinwegzusetzen, wenn es leicht geht.
    Und man erzieht ihn geradezu zu solchem Verhalten, wenn man ihn mit Vorschriften konfrontiert, die unvernünftig sind, oder gar ihn in eine Lage bringen, in der die strikte Einhaltung von Vorschriften, Gesetz eingeschlossen, ihm massive Nachteile bringt.
    Blechli, weiter.
    Selbstverständlich weist der Staat von all dem.
    Er kalkuliert ein bestimmtes Maß von solcher, sagen wir, Unkorrektheit automatisch ein.
    Damit stimmt vielleicht die Rechnung zumindest kurzfristig, denn nach und nach breitet sich das ungute System natürlich aus.
    Noch rascher und um vieles gefährlicher freilich breitet sich das Bewusstsein aus, den Staat, die öffentliche Hand, das eigene Gemeinwesen als unverbindlich zu betrachten und nach Möglichkeit zu betrügen, sei nachgerade selbstverständlich.
    Damit aber hört die Identifikation des Bürgers mit seinem Staat auf.
    Und ein demokratischer Staat, dessen Bürger sich nicht mehr als solche verstehen, führt sich unvermeidlicherweise ad absurdum.
    So betrachtet erzieht das Bonus-Malus-System Antidemokraten.
    In Österreich jedenfalls.
    Soviel zu Bonus-Malus.
    Abschließend noch ein Ausspruch der Parade-Karikatur der oberösterreichischen Nachrichten, ebenfalls zum Thema Verkehr.
    Im Zusammenhang mit der missglückten Sprengung der Welser Autobahnbrücke, die am Wochenende zu kilometerlangen Stauungen führte, meint dort nämlich Vitus Mostipf, Wenn's die Reichsbrücken den Sprengexperten überlossen hätten, vielleicht stand's heut noch.
    Die oberösterreichischen Nachrichten standen also heute am Schluss der Presseschau.
    Die ÖVP hat in den Sommermonaten eine Reihe von Problemen in die politische Diskussion gebracht, die vielleicht während der Hektik des übrigen Jahres nicht die Aufmerksamkeit gefunden hätten.
    Diese Themen reichen von speziellen Aspekten der Energiepolitik,
    über Probleme der Verteidigungspolitik bis zu den Schwierigkeiten der Familien und der berufstätigen Frauen.
    Diese beiden Themen hatte sich heute die familienpolitische Sprecherin der Volkspartei, die Abgeordnete Dr. Marga Hubinek, vorgenommen.
    Von der Pressekonferenz in der Wiener ÖVP-Zentrale berichtet Wilfried Seifert.
    Die Probleme sind zumindest so alt wie die berufliche Tätigkeit der Frau selbst, vielleicht also so alt wie das Patriarchat.
    Und nicht Lösungen für diese Probleme anzubieten, hatte die familienpolitische Sprecherin der Volkspartei zu einer Pressekonferenz gebeten, sondern um die Probleme wieder einmal bewusst zu machen.
    Wie berechtigt die Anliegen der Frauen sind, endlich als gleichwertige berufliche Partner anerkannt zu werden, das zu beurteilen, ist vielleicht als Mann nicht so ganz einfach.
    Tatsache ist, dass auch bei diesem Pressegespräch über Probleme der Frauen die Männer dominierten.
    Tatsachen sind ferner, dass die Frauen immer noch wesentlich schlechter ausgebildet sind als Männer, nur jede dritte Frau hat länger die Schulbank gedrückt, als sie unbedingt musste, dass die Frauen, also wenn überhaupt, dann doch in untergeordneter Position beschäftigt werden, im Normalfall zumindest.
    All das und auch alle sich daraus ergebenden Probleme sind nicht neu, aber sicher aktuell.
    Vielleicht gerade jetzt noch eine Spur aktueller, meint die Abgeordnete Hubinek.
    Ich glaube, dass Frauen gleichwertige Arbeitnehmer sind und dies zu allen Zeiten.
    Sie sind keine Reservearmee, die man in Zeiten einer Hochkonjunktur mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln in den Arbeitsprozess lockt.
    Daher würde ich also die Ausbildung der Mädchen auf zukunftsträchtigere Berufe sehen, auch beim Hintergrund einer drohenden Jugendarbeitslosigkeit.
    Natürlich und in erster Linie müssen die Mädchen die Konsequenzen aus diesen Überlegungen ziehen.
    Sie müssen versuchen, aus ihrer selbstgewählten beruflichen Ghetto-Situation auszubrechen.
    Sie müssen die Konkurrenz zu den Männern nicht scheuen, sondern suchen und sich nicht wie bisher in den traditionellen Frauenberufen zusammendrängen lassen.
    Dort ist der Platz nämlich ziemlich beschränkt.
    Die Zukunftsaussichten sind gering.
    Und wenn sie das tun, nämlich ausbrechen, mein Tubinek, dann brauchen sie auch Hilfe.
    Wenn die berufstätige Frau bei der Geburt eines Kindes ihren Beruf zu unterbrechen wünscht, dann darf das kein Privileg für die Wohlhabenden sein.
    Ich glaube, die Kindererziehung, die wir als eine gesellschaftliche Aufgabe ansehen, sollte zumindest in den ersten Jahren des Kindes in den Händen der Mutter gelegen sein.
    Wenn sie es also wünscht, dann müsste die Gesellschaft wirklich ihr alle Hilfe angedeihen lassen.
    Es geht wieder einmal um die alte Forderung Hubineks, drei Jahre nach der Geburt eines Kindes als Ersatzzeit für die Pensionsberechnung und Zuerkennung heranzuziehen.
    Die von Sozialminister Weißenberg vorgeschlagene und für die Allgemeinheit sicher billigere Methode hält Hubinek für wirklichkeitsfremd.
    Niemand könne von einer jungen Familie verlangen, den Entfall eines Einkommens der Frau nämlich auf sich zu nehmen und noch zusätzlich die Kosten für eine freiwillige Weiterversicherung zu tragen.
    Alles in allem keine neuen Probleme, nicht einmal neue Teillösungsmöglichkeiten.
    Aber vielleicht sollte gerade nachdenklich stimmen, dass dieselben Probleme schon so oft zur Diskussion gestellt wurden und Probleme geblieben sind.
    Und vom familienpolitischen Konzept der ÖVP jetzt zweieinhalb Minuten nach halb eins zur Außenpolitik.
    Die Vereinigten Staaten sind international gesehen jetzt wieder auf Entspannungskurs.
    Daran besteht kein Zweifel.
    Erst vor einigen Tagen haben sie ein neues Panama-Abkommen mit bemerkenswerten Zugeständnissen abgeschlossen.
    Sie suchen Kontakt mit Kuba.
    Und auch die Politik gegenüber Moskau ist wesentlich elastischer als in früheren Zeiten.
    Heute beginnt in dieser Politik der Entspannung nun eine neue, eine wichtige Etappe.
    Außenminister Wenz ist in Peking eingetroffen.
    Zum ersten Mal hat die Regierung Katar Direktkontakt mit der Führungsspitze Chinas nach Mao Zedong.
    Washington beeilt sich allerdings vor allzu hochgespannten Erwartungen zu warnen, damit die Öffentlichkeit nicht zu sehr enttäuscht ist, wenn der Minister aus Peking ebenso mit leeren Händen zurückkehrt, wie kürzlich nach seiner Vermittlungsaktion aus dem Nahen Osten.
    Die amerikanische Regierung hat auch einen Grund vor zu großem Optimismus zu warnen, denn Washington und Peking stehen ja praktisch am Anfang und die Positionen scheinen regelrecht eingefroren.
    China verlangt Voraufnahme engerer Kontakte, dass die USA Taiwan, das frühere Formosa, fallen lassen, die bestehenden Schutzverträge kündigen.
    Das aber ist undenkbar.
    Oder gibt es doch Möglichkeiten für eine Annäherung?
    Das fragten wir Hans-Joachim Balgmann in Peking.
    Amerikas Außenminister Cyrus Vance traf heute schon wenige Stunden nach seiner Ankunft in Peking zur ersten Gesprächsrunde mit seinem chinesischen Amtskollegen Huang Hua zusammen.
    Es war dies gleichzeitig die erste Kontaktaufnahme auf hoher Ebene zwischen der Carter-Administration und der chinesischen Führungsspitze, die nur wenige Tage vorher vom 11.
    Kongress der KP Chinas in ihre Ämter gewählt worden war.
    Während die Chinesen mit keinem einzigen Wort zu erkennen gegeben haben, was sie sich im Einzelnen von diesem weltpolitischen und bilateralen Duotorison erhoffen, Peking lehnte eine Tagesordnung auch nur in ganz vagen Umrissen ab, tat man amerikanischerseits alles, um Erwartungen hinsichtlich eines Durchbruchs in den zwischenstaatlichen Beziehungen gar nicht erst aufkommen zu lassen.
    Wenn's, so wurde aus gerufenem amerikanischen Mund in Peking nochmal versichert,
    wolle in der chinesischen Hauptstadt Sondierungsgespräche führen und sonst nichts.
    Der Außenminister sehe, was den bilateralen Fragenkomplex angehe, seine Hauptaufgabe darin, zu erodieren, ob es vielleicht nicht doch noch einen gewissen Unterschied zwischen der in der letzten Zeit immer intransigenter gewordenen offiziellen Haltung Pekings in der Taiwan-Frage und dem gibt, was man im Politbüro darüber sorglich denkt.
    Mit anderen Worten, der Abgeordnete Mikatas
    will die Flexibilität der Chinesen testen.
    Er sucht nach Manövrierraum, ohne den kaum eine Kompromissformel gefunden werden kann, die ihrerseits die Voraussetzung dafür darstellt, dass der amerikanische Präsident nach dem verfügten Abzug der amerikanischen Bodentruppen aus Korea und dem angestrebten neuen Panama-Kanal-Abkommen dem Kongress und der amerikanischen Öffentlichkeit auch noch den Rückzug Amerikas aus Taiwan zumuten kann.
    Bisher scheinen die divergierenden Standpunkte unüberbrückbar zu sein.
    Während Carter sicherstellen will, dass die Taiwanesen auch nach der Annullierung des amerikanischen Sicherheitsvertrags in Frieden leben und ihre politische Zukunft selbst bestimmen können, lehnt Peking jede Zusage ab, die Wiedervereinigung der Insel mit dem Mutterland nur mit friedlichen Mitteln zu betreiben.
    China pocht hier mit muttem Recht auf das 1972 von Nixon und Zhou Enlai unterzeichnete Schanghaier Kommuniqué,
    in dem von einer diesbezüglichen Zusage nicht die Rede ist.
    In Peking hält man es denn auch für höchst unwahrscheinlich, dass Huo Guofeng in einem Gespräch unter vier Augen bereit sein könnte, dieses Versprechen auch nur mündlich zu geben, geschweige denn es schriftlich zu fixieren.
    Die Chinesen haben in letzter Zeit mehr als einmal deutlich gemacht, dass sie sich von niemandem die Wahl der Mittel vorschreiben lassen werden, die eingesetzt werden können, um Taiwan, wie es in der Pekinger Terminologie heißt, eines Tages zu befreien.
    Beamte des chinesischen State Departments haben daher mit ihrer Feststellung gewiss Recht, dass beide Seiten, wenn überhaupt, frühestens am Ende der Pekinger Konsultationsgespräche auch nur in etwa, eine Vorstellung haben werden, wohin die Reise geht, wie viel Zeit der lange Marsch noch in Anspruch nehmen wird, an dessen Ziel die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen steht.
    Wir hörten Hans-Joachim Bargmann aus der Hauptstadt Chinas.
    Die Regierung Israels, nach ihrer Siedlungspolitik in den besetzten arabischen Gebieten wieder ins Kreuzfeuer der internationalen Kritik geraten, hat durch Meinungsumfragen im eigenen Land gehörig den Rücken gestärkt bekommen.
    Der Liquid-Block würde, fänden jetzt Wahlen statt, mit 63 Parlamentssitzen die absolute Mehrheit erringen, ergaben diese Umfragen.
    Fast 70 Prozent der israelischen Bevölkerung sind der Meinung, dass Begin der beste Regierungschef ist, für die Gegenwart jedenfalls.
    Und mit der Siedlungspolitik Begins und seiner Regierung in den besetzten Gebieten sind immerhin 58 Prozent einverstanden, nur 14 Prozent haben gegen diese Politik Einwände.
    Außenminister Dayan, dessen Berufung ja zum Teil recht heftig kritisiert worden ist, kommt nicht ganz so gut weg, aber immerhin äußerten sich noch 45 Prozent der Befragten zufrieden, sind mit seiner Politik einverstanden.
    Der israelische Außenminister will nun diesen politischen Kurs auf einer Europareise erläutern.
    Er wird zunächst in London mit Vertretern der jüdischen Gemeinde in Großbritannien zusammentreffen.
    Peter Philipp geht darauf aus Jerusalem näher ein.
    Offizielle Kreise in Israel haben beteuert, dass sie nichts von etwaigen Plänen eines Treffens zwischen Außenminister Dayan und dem jordanischen König Hussein wüssten.
    Beide Politiker befinden sich jetzt in London.
    Hussein bereits seit einigen Tagen.
    Dayan entschloss sich so überraschend in die britische Hauptstadt zu fliegen, dass sein Adjutant nicht einmal Zeit hatte, die eigenen Angelegenheiten so weit zu regeln, dass er den Minister hätte begleiten können.
    Der offizielle Anlass der Blitzreise nach London ist, dass Dayan die Führer der britischen jüdischen Organisationen über die jüngsten Kontakte zwischen Israel und den Vereinigten Staaten und auch über die israelische Nahostpolitik allgemein informieren will.
    Dieser Grund allein scheint vielen Beobachtern allerdings nicht genug zu sein, eine solch plötzliche Reise zu unternehmen.
    Und so hält sich bisher das Gerücht von den geplanten Kontakten zwischen Dayan und Hussein.
    Dafür spricht, dass es solche Kontakte bereits rund zehnmal gegeben hat in der Vergangenheit, wie Dayan erst am Wochenende wieder zugab.
    Dagegen allerdings spricht, dass solche Kontakte einmal viel besser im Nahen Osten selbst abgeschirmt werden könnten und dass sie besser etwa an der israelisch-jordanischen Grenze stattfinden könnten, wie früher auch schon.
    Ein zweiter Grund dagegen ist, dass Dayan wohl kaum Chancen hat, König Hussein mit seinem Programm der funktionalen Teilung der Westbank zu überzeugen, nach der Israel zwar die militärische und auch außenpolitische Oberhoheit über die besetzten Gebiete westlich des Jordan innebehält, Jordanien aber die politische Verantwortung für die Einwohner dieser Gebiete übernimmt.
    Dieser Plan, der ebenfalls Israels Recht einschließt, in den heute noch besetzten Gebieten neue jüdische Siedlungen zu gründen, wird im Allgemeinen als völlig unrealistisch betrachtet und es besteht kein Zweifel, dass König Hussein und auch die anderen Araber ihn deswegen ablehnen werden.
    Und Hussein dürfte sich deswegen wohl auch kaum zu einem Treffen mit Dayan in London bereit erklärt haben, denn ein solches Treffen auf der Basis des Dayan-Planes wäre geeignet, Husseins Stellung in der arabischen Welt zu schwächen.
    Es würde den Monarchen in den Augen der unnachgiebigeren arabischen Regierungen zum Verräter abstempeln.
    Hussein hat auch aus einem anderen Grund kaum für Anlassung, sich jetzt mit Dayan zu treffen.
    Gemeinsam mit den Ägyptern und Syrern, möglicherweise auch einer gemäßigteren PLO, bereitet er angeblich einen Friedensplan vor, der Israels Existenz innerhalb sicherer und anerkannter Grenzen respektieren wird, nicht aber Israels Anspruch auf die besetzten Gebiete.
    Mit diesem Plan, der wohl noch vor der UNO-Vollversammlung im September ausgearbeitet werden wird, dürften die Araber in der Lage sein, Israel weiter in die Defensive zu drängen.
    Schon jetzt glaubt Israel, sich gegen Anfeindungen selbst aus Washington verteidigen zu müssen.
    So sprach das Kabinett in Jerusalem gestern den Amerikanern das Recht ab, die neuen israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten als illegal zu bezeichnen und es bekräftigte die israelische Auffassung, dass es sich bei der Gründung neuer Siedlungen um eine interne israelische Angelegenheit handle.
    Auch UNO-Botschafter Herzog, der am Wochenende UNO-Generalsekretär Waldheim wegen dessen Kritik an Israel angegriffen hatte, setzte seine Verteidigungskampagne fort.
    In einer Rede in New York bestritt er, dass neue israelische Siedlungen in den besetzten Gebieten ein Hindernis für den Friesen seien.
    Ein solches Hindernis sei vielmehr die arabische Weigerung, Israel anzuerkennen.
    Herzog warnte weiter, man solle die Berichte nicht ernst nehmen, wonach die Ablehnungsfront in der PLO nun bereit sei, gemeinsam mit Yasser Arafat eine versöhnlichere Politik gegenüber Israel einzuschlagen.
    Die PLO habe weiterhin nur ein Ziel, meinte der Botschafter, nämlich Israel zu zerstören und man werde deswegen nicht mit ihr verhandeln.
    Das erneute Auflammen bewaffneter Auseinandersetzungen im Libanon über das Wochenende, bei dem mindestens elf Personen getötet wurden, ist für viele Israelis Beweis genug dafür, dass es mit der PLO keinen Frieden wird geben können.
    Peter Philipp befasste sich aus Jerusalem mit den Hintergründen der Dayan-Reise nach Europa.
    Einer der akuten Brandherde in Afrika
    auf dem Tag für Tag Menschen sterben und das seit einigen Wochen, droht gefährliche Ausmaße anzunehmen.
    Die Auseinandersetzung zwischen Äthiopien und Somalia wird anscheinend zum offenen Krieg.
    In Addis Ababa hat Oberstleutnant Mengistu jedenfalls in einer Radiorede die allgemeine Mobilmachung für Äthiopien angeordnet.
    Peter Laudan analysiert in einem Korrespondentenbericht aus dem Krisengebiet die jüngste Entwicklung.
    Am Horn von Afrika stehen die Zeichen mehr denn je auf Sturm.
    Was viele noch in der vorigen Woche für einen begrenzten Konflikt um eine nomadenbesiedelte Wüstenprovinz gehalten haben, scheint jetzt endgültig als ein wirklicher Krieg betrachtet zu werden.
    Äthiopien hat, wie es in den Meldungen der internationalen Agenturen heißt, eine sogenannte totale Mobilmachung angeordnet.
    Aber schon in den vergangenen 14 Tagen hatten sich hier in Ostafrika die Nachrichten über eine Verstärkung der Volksmilizen, Einziehung auch von Reservisten und Veteranen und militärische Schulung der regierungstreuen, selbsthaften Bevölkerung gehäuft.
    Was heißt da noch totale Mobilmachung?
    Auf der anderen Seite gibt sich hier kein Beobachter mehr der von der somalischen Regierung gehäthörten Illusion hin, es seien reguläre Einheiten, Waffen und Kampfflugzeuge Somalias nicht in diesen Krieg verwickelt.
    Längst weiß man hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass die beiden sich sozialistisch nennenden Nachbarnationen in einen wirklichen Krieg verstrickt sind, in dem am meisten Opfer bisher die Zivilbevölkerung zu bringen hat.
    Denn auf diese wird von beiden Seiten am wenigsten Rücksicht genommen.
    Und sie weiß im Grunde überhaupt nicht, warum da gepanzerte Wagen am Boden und Düsenjäger aller Provenienz in der Luft so vehement miteinander kämpfen.
    Tatsächlich ist dies auch kein Krieg, in dem auch nur eine Seite behaupten könnte, sie hätte die sogenannten Massen hinter sich.
    Weder wissen die meisten Untertanen des früheren äthiopischen Kaiserreichs, die der Chef der Militärjunta Mengistu nicht weiter nach ihrer Meinung gefragt hat, als er sie sozusagen mobil machte, wofür sie in der Südostprovinz Ogaden eigentlich kämpfen, noch begreifen es die somalischen Soldaten, die ihrer Rangabzeichen und Uniformen entkleidet wie Partisanen an diesem Feldzug ihrer Regierung teilnehmen müssen.
    Die Regierungen der beiden involvierten Länder haben ihre propagandistisch aller Orten veröffentlichten Erklärungen für diesen Konflikt.
    Äthiopien behauptet, seine territoriale Integrität zu verteidigen.
    Und diese ist ja außer im Ogaden im Südosten auch noch auf dem Kriegsschauplatz Eritrea im Nordosten gefährdet.
    Und Somalia erhebt seit seiner Unabhängigkeit 1960 Anspruch auf dieses Gebiet, dass von all das her nach Rasse, Kultur und Selbstverständnis seiner Einwohner eben zu Somalia gehöre und noch nicht, wie es heißt, vom kolonialistischen Joch des Äthiopischen Imperiums befreit worden sei.
    Worum aber geht es noch am Horn von Afrika?
    Neben diesen regionalen Konflikten geht es um strategische Interessen der Großmächte.
    Die USA,
    Inzwischen nicht nur mit den reaktionären arabischen Emiraten, sondern auch mit Somalia, dem Sudan und Ägypten verbündet, wollen ihre dominierende Stellung am Roten Meer nicht verlieren.
    Die Sowjetunion, nach 16 Jahren Unterstützung Mogadischus von der Ineffektivität und geringen Bedeutung Somalios überzeugt, will Äthiopien jetzt um jeden Preis innerhalb seiner gegenwärtigen Grenzen überleben lassen.
    Dazu gehört neben der Hilfe gegen die eritreischen Separatisten im Norden,
    auch die militärische und personelle Förderung des Mengistu-Regimes im Kampf gegen die somalische Invasion im Süden.
    Denn es geht neben angeblichen Erdöl- und Erdgasvorkommen im Ugaden vor allem um die strategisch wichtige Straße von Addis Abeba zum Hafen Djibouti am Roten Meer, die im Moment nicht in der Hand der äthiopischen Regierung ist.
    Resümee, wenn die Großmächte den Krieg am Horn von Afrika wirklich beenden wollten, sie könnten es in wenigen Tagen tun.
    durch direkte Verhandlungen über den Kopf der regionalen Regierungen hinweg.
    Im Augenblick aber haben sie nicht das geringste Interesse an einer wirkungsvollen diplomatischen Intervention.
    Sie warten noch ab, wer Sieger, wer Verlierer sein wird in dieser für sie so wichtigen Region.
    Sie lassen sozusagen Krieg führen mit ihren Waffen, ihren Ideologien und ihren Versprechungen.
    Der wirkliche Verlierer aber sind die von oben herab regierten Menschen am Hornfeld.
    Äthiopien und Somalia also im offenen Krieg, Peter Laudan berichtete.
    Zurück nach Europa und ein wenig in die Vergangenheit.
    Im Osten der Region Frial Julisch-Venezien wurde mehrere Tage lang der Geburtstag von Kaiser Franz Josef festlich begangen.
    Während in Udine und in anderen oberitalienischen Städten verschiedene politische Gruppen gegen die Entführung von Kappler demonstrierten,
    und energisch eine Überprüfung der Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland verlangten, ließen in Görz und Umgebung die Altösterreicher italienischer Staatsbürgerschaft ihren Kaiser hochleben.
    Dazu Harald Grass vom Landesstudio Kärnten.
    Plakate mit viersprachiger Aufschrift, italienisch, friaulisch, slowenisch und deutsch, hatten die Vecchi aus Trierci und die Anhänger der Kulturgemeinschaft Mitteleuropa zu den traditionellen Treffen geladen.
    Im Freien, inmitten einer Jahrmarktstimmung, konzertierte ein Orchester aus Triest in altösterreichischen Uniformen.
    An den Buden wurden Ölbilder, Ansichtskarten,
    Medaillen und Münzen mit dem Porträt des Langzeitkaisers verkauft.
    Daneben gab es Bücher aus Altösterreich,… …Vignetten mit Symbolen aus der Monarchiezeit,… …und illegal geprägte Friaul-Münzen aus dem heurigen Jahr.
    Unter dem Doppeladler, und vor den Fahnen in Rot-Weiß-Rot und in Schwarz-Gold,… …wurde nach den Evergreens aus Österreich getanzt.
    Die letzten Nummern, der in Wien erschienenen Monarchisten illustrierten, verkauft.
    Die Teilnehmer, Gäste aus Jugoslawien, Italien und Österreich, waren aus sehr unterschiedlichen Motiven gekommen, dazu einige Stimmen aus dem Publikum.
    1920, da wurde mein Vater mit anderen Trentiner Staatsbeamten nach Venedig versetzt, weil sie glaubten, sie hätten uns damit zu Italiener gemacht, aber
    Die Tatsache, dass ich heute Abend da bin, widerspricht dieser Hoffnung von der italienischen Regierung.
    Ich bin in Cervignano geboren.
    In meiner Familie wird viel über Franz Josef und Maria Theresa gesprochen.
    Wir pflegen Tradition.
    So war unser Kaiser Franz Josef.
    Meine Eltern haben beide eine österreichische Schule gemacht.
    Ich wusste, dass ich hier mehrere Freunde wieder treffen konnte.
    Dies ist ein sehr schöner Tag für uns.
    Ganz die Triestiner Pfadfinder machen diese Feste.
    Wir sagen, dass es schade ist, dass Österreich gestorben ist.
    Das sagen wir immer.
    Wir bleiben eine italienische Stadt, sicher.
    Aber wir sind nicht in einer guten Lage.
    Wie sagt man denn?
    Eine richtige Regierung, verstehen Sie?
    Weil Triest war immer im Zentrum Europas.
    Und heute sind wir eine Stadt ohne Wert, verstehen Sie?
    Ich muss Ihnen sagen, Tries ist eigentlich nur mehr eine Pensionsstadt geworden, seit eigentlich Österreich nicht mehr ist.
    Stimmt?
    Ja, aber das muss man sagen.
    Wir lieben nur Österreich, wissen Sie.
    Hier heute ist ein Stück Erde von Österreich.
    Hier.
    Verstehen Sie?
    Eine Gruß von Tries, alles Österreich.
    Das war's dann.
    Mehrmals klang bei den Feierlichkeiten die altösterreichische Hymne an.
    Aus dem Veranstaltungsreigen wurde auch politisches Kapital geschlagen.
    Die Kulturgemeinschaft Mitteleuropäer, sie fühlt sich als Vertreter der Altösterreicher, sammelte Mitglieder.
    Nach der 5000.
    Unterschrift
    wurde von den Funktionären erklärt, dass sich ihre Gruppe nun mit der friaulischen Freiheitsbewegung, dem Movimento Friuli, zusammenschließen und bereits im November bei den kommunalen Wahlen unter dem Namen Triestiner Volkspartei, Friauler Volkspartei, kandidieren würde.
    Der Movimento ist bereits jetzt im Regionalrat von Triest vertreten.
    Die Bewegung stellt einen Bürgermeister und zahlreiche Gemeinderäte.
    Bei den letzten Wahlen entschlossen sich 8,5% aller Friauler für diesen Vorläufer der neuen Volkspartei.
    Als Forderung an Rom liegt ein Paket vor, das sehr an jenes der deutschen Minderheit in Südtirol erinnert.
    Verlangt werden mehr Sprachigkeit in den Schulen, also Förderung des fräulischen, slowenischen und deutschen und eine Verwaltung, die das System von Altösterreich zum Vorbild hat.
    Auch an die Regierung in Wien werden Forderungen gestellt, so die Zulassung der Studenten aus den altösterreichischen Gebieten in Italien an österreichischen Universitäten.
    Das war ein Bericht des Landesstudios Kärnten, ein Beitrag von Harald Gras.
    Vom vergangenen Donnerstag bis gestern fand in der Westberliner Kongresshalle das sechste internationale Forum für Psychoanalyse statt.
    Veranstalter?
    die Internationale Föderation psychoanalytischer Gesellschaften, der zurzeit 17 Gesellschaften aus 11 Ländern angehören.
    Es war seit 55 Jahren das erste große Treffen von Psychoanalytikern in Berlin und seit 45 Jahren in Deutschland überhaupt.
    Lothar Wiechert berichtet.
    Rund 900 Teilnehmer auf dem 6.
    Internationalen Forum für Psychoanalyse in West-Berlin.
    Die zu erwartende babylonische Sprachverwirrung, meine Damen und Herren, allerdings blieb aus.
    Der Satz, dass es so viele Schulen, Methoden und Techniken der Behandlung psychischer Störungen wie Therapeuten gibt, gilt offenbar immer noch.
    Aber man begegnet einander heute doch mit weniger Anfeindung und mehr innerer Gelassenheit.
    Auf internationalen Kongressen auf jeden Fall.
    Das ist lange nicht so gewesen.
    Gerade die Psychoanalytiker fühlten sich stets angegriffen und igelten sich als Folge daraus dogmatisch ein.
    Aber wie soll man den Menschen eigentlich klarmachen, dass sie zu einer besseren Lebensbewältigung fähig sind, indem sie ihre eigenen Schwierigkeiten analytisch durcharbeiten, wenn die Fachleute selbst, die ihnen dabei helfen sollen, im Verkehr unter und miteinander zu spannungsfreien Begegnungen kaum fähig sind?
    Mit diesem Widerspruch muss also heute kaum noch jemand leben.
    In Berlin, wie auch bei ähnlichen Veranstaltungen woanders, seit gestern beim Weltkongress der Konkurrenzvereinigungen in Jerusalem, saßen dennoch klassische Freudianer neben denen, die die Psychoanalyse sogar für gefährlich halten, eher auf die Gruppenarbeit schwören, oder neben Verhaltens- und Familientherapeuten, um nur einige Richtungen anzusprechen.
    Wer fehlte bei den Vertretern aus mehr als 20 Ländern, darunter auch Österreich und schwerpunktmäßig besonders aus den Vereinigten Staaten, das waren die Osteuropäer.
    Nur ein Jugoslawe hielt einen Vortrag.
    Der angekündigte Bulgare war nicht erschienen.
    mag speziell dieses nicht erscheinen, mit der gleichzeitig laufenden 15.
    Kunstausstellung des Europarates zusammenhängen, die ja schon dafür herhalten musste, dass die Ungarn und Polen nicht an den Westberliner Festwochen teilnehmen.
    So ist die Abstinenz der Osteuropäer allgemein wohl diesmal nicht mit dem Veranstaltungsort, sondern mit der Sache, die zur Verhandlung stand, zu erklären.
    Denn, wie man es auch wendet, die Psychoanalyse in ihrer klassischen Form auf die einzelne Persönlichkeit und ihre Deutung gerichtet,
    wird in diesem Ansatz als bürgerliches Relikt abgelehnt.
    Und die analytische Arbeit in modernerer Form, die die sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse mit einbezieht und psychische Erkrankung als Folge daraus interpretiert, kann wegen der Enttarnung der Verhältnisse als krankmachend im Sozialismus natürlich noch weniger akzeptiert werden.
    So bleibt man lieber fern, obwohl auch in diesen Ländern psychisch-therapeutische Arbeit notwendig ist,
    Und auch geleistet wird, nur die Begriffe und Namen dafür lesen sich dem ideologischen Umfeld angemessen etwas anders.
    Andererseits wurden solche Fragen auf dem 6.
    Forum für Psychoanalyse auch nicht diskutiert.
    Im Gegensatz etwa zum Ende August anstehenden Weltkongress für Psychiatrie in Honolulu.
    Dort sind schon jetzt Anträge eingebracht, die sich kritisch mit der psychiatrischen Praxis in der Sowjetunion gegenüber Dissidenten beschäftigen.
    Aber auch ohne solche politisch brisanten Zusammenhänge gibt es für Analytiker hochaktuelle Themen, gegenüber denen es Stellung zu beziehen gilt.
    Etwa krankmachende Faktoren am Arbeitsplatz in der hochindustriellen Leistungsgesellschaft,
    Arbeitslosigkeit mit ihren schwerwiegenden auch psychischen Folgen für die Betroffenen und deren Familien, das Fehlen von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen für Jugendliche, Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, ja sogar solche Fragen wie die nach dem familiären und sozialen Umfeld, aus dem junge Menschen heraus zu Terroristen werden.
    Die Reihe der Stichworte ist lang.
    Zwar wurden manche dieser Fragen angeschnitten, aber richtig gestellt hat man sich ihnen nicht.
    Staatssprachverwirrung, dem interfakultativen Streit, doch weitgehende Sprachlosigkeit gegenüber brennenden Problemen.
    Lothar Wichert war das aus Berlin.
    Und wir hören jetzt noch einmal das Wichtigste, kurz zusammengefasst.
    Österreich.
    Der Obmann der Chemiearbeitergewerkschaft Teschl sagte heute, das Sozialkapital der Unternehmen sollte von weiteren steuerlichen Belastungen verschont bleiben.
    Auch die von Bundeskanzler Kreisky vorgeschlagene Autosondersteuer zur Finanzierung der Spitalsdefizite lehnte Teschl ab und sprach sich dagegen für einen Selbstbehalt bei Medikamenten aus.
    Handelsminister Starrybacher gab heute das Ergebnis seiner Untersuchung der Preise von Personenautos in Österreich, Italien, Frankreich und in der Bundesrepublik Deutschland bekannt.
    Demnach muss der österreichische Käufer um 10 bis 27 Prozent mehr bezahlen als der Käufer eines Wagens der gleichen Type im Ausland.
    Der Vertreter der Autoimporteure, Sternbach, begründete die Unterschiede mit der Größe des Absatzmarktes.
    Die Geschäftsführung der Kernkraftwerk Tullner Feldgesellschaft hat heute Gerüchte über die bevorstehende Aufnahme des Probebetriebes in Zwentendorf dementiert.
    Wie die Werksleitung erklärte, können rein technisch erst Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres mit der Beladung des Reaktors mit Brennelementen begonnen werden.
    Österreich-Ungarn.
    Die österreichische Industrie leistet mit halb so viel Beschäftigten 85 Prozent der ungarischen Industrie.
    Dies geht aus einem Vergleich des Statistischen Zentralamtes hervor.
    China.
    Der amerikanische Außenminister Vance hat seine politischen Gespräche in Peking aufgenommen.
    Im Mittelpunkt einer ersten Unterredung mit seinem chinesischen Ressortkollegen Huang Hua standen internationale Fragen.
    Libanon.
    Syrische Einheiten der Arabischen Friedenstruppe haben in der vergangenen Nacht heftige Kämpfe zwischen christlichen Milizen und linksgerichteten Drusen im Südlibanon durch ihr Eingreifen beendet.
    Christen und Drusen beschuldigen einander das Feuer als erste eröffnet zu haben.
    Äthiopien.
    Zum ersten Mal seit Ausbruch der Kämpfe in der Ostprovinz Ogaden hat die Regierung in Addis Ababa schwere Verluste zugegeben.
    Bei Kämpfen um Dire Dawa, die drittgrößte Stadt des Landes, sind 150 äthiopische Soldaten gefallen und 250 wurden verwundet.
    Großbritannien.
    Eine Verdoppelung der internationalen Erdölpreise bis 1985 erwarte der Direktor des Verbandes der in der Nordsee tätigen Ölproduzenten.
    Die britischen Nordseereserven dürften nach seinen Ansichten für 20 bis 30 Jahre reichen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der am vergangenen Sonntag in Frankfurt verhaftete Rechtsanwalt Armin Neverla ist heute wieder freigelassen worden.
    In seinem Wagen hatte die Polizei 80 Exemplare einer Broschüre gefunden, in der der Mord an Generalbundesanwalt Bubak verherrlicht und ein Anschlag auf Bubaks Nachfolger Rebmann gefordert wird.
    Großbritannien, Bundesrepublik Deutschland.
    Elisabeth Bergner, eine der prominentesten Gestalten der deutschen und der internationalen Theater- und Filmszene, feiert heute in London ihren 80.
    Geburtstag.
    In München begeht Leni Riefenstahl den 75.
    Geburtstag.
    Und damit, verehrte Zuhörer, schließen wir die Mappe des Mittagsjournals.
    Für Redaktion und Technik sagt Ihnen Adolf Poindl auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören vielleicht ab 18.30 Uhr bei unserer Abendausgabe im Programm Österreich 1 oder dann beim Nachtjournal ab 22 Uhr.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Chemiearbeiter fordern 2 % Reallohnerhöhung
    Einblendung: Alfred Teschl (ÖGB)
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Teschl, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1977.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Minister Staribacher nimmt Stellung zu überhöhten Autopreisen
    Einblendung: Minister Staribacher, Generaldirektor Sternberg
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Staribacher, Josef [Interviewte/r] , Sternberg, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1977.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Familienpolitische Probleme aus Sicht der VP-Sprecherin Hubineck
    Einblendung: Marga Hubinek
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Hubinek, Marga [Interviewte/r]
    Datum: 1977.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US-Außenminister Vance in Peling
    Mitwirkende: Bargmann, Hans Joachim [Gestaltung]
    Datum: 1977.08.22 [Sendedatum]
    Ort: Peking [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Moshe Dayan wirbt in Europa für seinen Westjordanplan
    Mitwirkende: Philipp, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1977.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jüngste Entwicklung im äthiopisch-somalischen Krieg
    Mitwirkende: Laudan, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1977.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Friaul feiert den Geburtstag von Kaiser Franz Josef
    Musik, Festteilnehmer , Einblendung: Musik, Publikumsstimmen
    Mitwirkende: Grass, Harald [Gestaltung]
    Datum: 1977.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    6. Internationales Forum für Psychoanalyse in Berlin
    Musik
    Mitwirkende: Wichert, Lothar [Gestaltung]
    Datum: 1977.08.22 [Sendedatum]
    Ort: Berlin, Westberlin [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1977.08.22
    Spieldauer 01:00:05
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Steinwendner, Wolfgang [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.08.22 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770822_k02
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