Mittagsjournal 1979.02.09

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Und hier ist die Redaktion des Mittagschanals.
    Eine angenehme Mittagstunde wünsche ich Ihnen, meine Damen und Herren.
    Im Studio begrüßt Sie wieder Ilse Vögel.
    Mitglieder der Steuerreformkommission ziehen heute eine erste Bilanz über ihre Arbeit.
    Der Steuerdschungel soll ja endlich durchforstet werden.
    Und dazu gibt es auch kritische und teilweise gar nicht so negative Anmerkungen der Wirtschaftstreuhänder.
    Wir berichten über zwei Pressekonferenzen in diesem Zusammenhang.
    Das wäre so das wichtigste innenpolitische Thema im Mittagschanal.
    Was gibt es aus dem Ausland?
    Da erwarten wir wieder einen aktuellen Bericht aus Teheran.
    Heute hatte der Chef der Gegenregierung, Mehdi Bazargan, seine erste Grundsatzrede gehalten auf dem Universitätscamp.
    Und wir wollen erfahren, wie es nun nach Ansicht der Khomeini-Leute in Persien weitergehen soll, nachdem gestern ja Ministerpräsident Bachtiar ziemlich dezidiert erklärt hatte, er werde sich nicht dem Druck der Straße beugen.
    Zur Gefahr eines möglichen bewaffneten Konflikts zwischen Kambodscha und Vietnam erwarten wir einen Korrespondentenbericht aus Peking und aus Thailand kommen nun Meldungen, wonach die Regierung den Chinesen gestattet habe, militärischen Nachschub für die Truppen des gestürzten Pol Pot-Regimes nach Kambodscha über Thailand zu transportieren.
    Die Kulturredaktion berichtet über ein Kunstereignis oder auch Unereignis, da gehen die Meinungen ein bisschen auseinander, in München.
    Klingender Titel, Performance 1979, lassen Sie sich überraschen, was das ist.
    Zunächst aber gibt es Nachrichten.
    Chef vom Dienst ist Adolf Poindl und gesprochen werden die Meldungen von Annemarie Perthet.
    Der Chef der vom Schiitenführer Koumeni eingesetzten Gegenregierung, Bassagan, hat heute in einer programmatischen Erklärung von etwa 100.000 Anhängen seine Ziele dargelegt.
    Wie Bassagan hervorhob, werde sich die Gegenregierung dafür einsetzen, dass die Religion in alle Bereiche des öffentlichen Lebens Persiens Eingang erhalte.
    Außerdem werde sie die angeschlagene iranische Wirtschaft reorganisieren und freie Parlamentswahlen durchführen, bevor sie zurücktreten werde, um der ersten Regierung der Islamischen Republik Iran Platz zu machen.
    Vor dieser Erklärung Passagans ist es zu heftigen Zusammenstößen zwischen regimetreuen Demonstranten und Parteigängen Khomeinis gekommen.
    Etwa 10.000 Anhänger der Monarchie hatten sich in einem Stadion versammelt und in Sprechchören für den Schah Stellung genommen.
    Im Anschluss daran gerieten Gruppen von Befürwortern und Gegnern aneinander.
    Soldaten trennten die Streitenden und gaben Warnschüsse ab.
    Verletzte wurden nicht gemeldet.
    Ministerpräsident Bachtier hat unterdessen in einem vom französischen Rundfunk ausgestrahlten Interview abermals betont, dass seine Regierung die von Comeni gestellten Bedingungen niemals akzeptieren werde.
    Österreich
    Einen Zuwachs der Deviseneinnahmen aus dem Fremdenverkehr von mehr als 10 Prozent gegenüber 1978 prognostiziert das Institut für Wirtschaftsforschung.
    Wie der für den Fremdenverkehr zuständige Experte Dr. Schulmeister in einem Interview im Morgenjournal erklärte, habe Österreich zwar im vergangenen Jahr aufgrund der Hartwährungspolitik Marktverluste auf dem Fremdenverkehrssektor hinnehmen müssen.
    In diesem Jahr aber wird es aufgrund der hohen Inflationsrate in den Mittelmeerländern bei gleichzeitig relativ stabilen Wechselkursen zu einer Umkehr dieser Entwicklung kommen.
    Schulmeister erwartet, dass die Deviseneingänge aus dem Fremdenverkehr heuer zum ersten Mal die 70 Milliarden Schillinggrenze überschreiten werden.
    Im Kaufhaus Gerngroß an der Wiener Maria-Hilfer-Straße befinden sich derzeit nur noch einige Brandwachen der Feuerwehr, nachdem der Großbrand gestern Abend gelöscht worden ist.
    Es steht noch nicht fest, ob der Gebäudekomplex völlig neu aufgebaut werden muss oder ob man die Brandruine renovieren kann.
    Die Einsturzgefahr konnte gebannt werden.
    Die Marie-Hilfer-Straße ist nach wie vor gesperrt.
    Die Zufahrt aus Richtung Ring bis zur Stiftgasse ist allerdings gestattet.
    Das ionisierende Material aus den Brandmeldegeräten wird erst später von der Installationsfirma geborgen werden, da nach Angaben der Feuerwehr keinerlei Gefahr besteht.
    Die Geschäftsführung vom Gern Groß gibt zur Stunde eine Pressekonferenz über Brandursache und Brandverlauf.
    SPÖ-Abgeordneter Harzl bezeichnete es heute in der sozialistischen Korrespondenz als äußerst bedauerlich und gegen die Interessen vieler junger Österreicher gerichtet, dass ÖVP und FPÖ bei der gestrigen Sitzung des Verfassungsausschusses eine rasche Verabschiedung des Zivildienstgesetzes verhindert haben.
    Harzl meint, die beiden Oppositionsparteien hätten sich damit im Gegensatz zu einer Regierungsvorlage gestellt, die bereits ein Kompromiss sei, der in langen Verhandlungen mit den Jugendorganisationen und der Hochschülerschaft erreicht wurde.
    Der ÖVP-Pressedienst begründet heute die Haltung der Volkspartei.
    In der Aussendung heißt es, dass am 1.
    Jänner 1975 in Kraft getretene Zivildienstgesetz verlange vom Innenminister, dass er nach vier Jahren einen zusammenfassenden Bericht über die Erfahrungen mit diesem Gesetz vorliege.
    Minister Lanz habe aber keinerlei Anstalten gemacht, dies zu tun.
    Der Bundesobmann des Ringes freiheitlicher Jugend, Allisch, sprach sich heute gegen die Verabschiedung der Novelle zum Zivildienstgesetz, der von Lanz vorgelegten Form, aus.
    Er argumentierte, die Zielsetzung des Zivildienstes sei nach wie vor eher auf Alibi-Tätigkeiten als auf einen wirklichen Ersatzdienst für den Dienst mit der Waffe ausgerichtet.
    Sozialminister Weisenberg hat heute am Stichtag für die Arbeiterkammerwahlen am 10. und 11.
    Juni die Verordnung über die Zuteilung der Mandate zu den drei Arbeiterkammerwahlkörpern, nämlich Arbeiter, Angestellte und Verkehr, veröffentlicht.
    Diese Verordnung war notwendig geworden, da die ursprüngliche Mandatszuteilung das jüngste Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes, wonach der Ausschluss nahe Angehöriger des Firmenchefs vom Arbeiterkammerwahlrecht verfassungswidrig ist, nicht berücksichtigen konnte.
    Durch die Entscheidung des Höchstgerichtes sind insgesamt sieben Mandate von den Arbeitern zu den Angestellten gewandert, und zwar je eines in Wien, in Tirol und in Vorarlberg, sowie je zwei in Oberösterreich und in Salzburg.
    Von den insgesamt 810 Mandaten entfallen 460 auf den Wahlkörper Arbeiter.
    285 werden bei den Angestellten vergeben und 65 im Bereich Verkehr.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß soll nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorerst von dem Plan Abstand genommen haben, für die Bundestagswahl im kommenden Jahr CSU-Listen im gesamten deutschen Bundesgebiet aufzulegen.
    Die FAZ schreibt ferner ohne Quellenangabe, Strauß halte aber in seiner Bewertung fest, dass die Regierungszeit der sozialliberalen Koalition in Bonn nur durch eine Veränderung des Parteiengefüges zu beenden sei.
    Angeblich setzt Strauss zurzeit auf die Parteigründung des Vorsitzenden der Deutschen Steuergewerkschaft, Friedersdorf.
    Er teilt die meisten programmatischen Auffassungen des Gewerkschaftsführers und meint, sie legen auf eine Linie mit denen der CSU.
    Der Bundestag in Bonn hat heute eine Debatte über die Situation der Behinderten und neue Möglichkeiten zu ihrer Wiedereingliederung in die Gesellschaft und den Wirtschaftsprozess aufgenommen.
    Grundlage der Beratungen ist eine vor einem Jahr von der Opposition eingebrachte Anfrage.
    In der Bundesrepublik Deutschland leben derzeit mehr als vier Millionen Behinderte.
    Frankreich Die Mehrheit der Fernsehzuschauer ist mit dem französischen Fernsehprogramm unzufrieden.
    Der Figaro veröffentlicht heute die Ergebnisse einer Meinungsumfrage, wonach 54 Prozent über das Programm klagen.
    81% meinen, es gebe zu viel Darstellung von Gewalt auf dem Bildschirm.
    39% klagen über zu viel Politik.
    27% kritisieren die vielen Diskussionen.
    53% der Befragten
    halten die im Jahre 1974 durchgeführte Neuordnung der Organisation des französischen Fernsehens für die Ursache des Übels, da die drei Fernsehanstalten seither gezwungen seien, miteinander zu konkurrieren und ihre Programme nicht koordinieren.
    Am besten kamen bei der Umfrage die Nachrichtensendungen weg.
    73% der Befragten äußerten sich mit diesem Programmteil zufrieden.
    Syrien.
    Anlässlich des Besuches des jugoslawischen Staats- und Parteichefs Tito in Damaskus hat Präsident Assad die Ansicht vertreten, der Schlüssel für eine politische Lösung des Nahostproblems bestehe darin, das Thema an die Vereinten Nationen zu verweisen.
    Assad sagte, die UNO sei das dafür am besten geeignete und mächtigste Gremium.
    Tito ist gestern aus Bagdad kommend in Damaskus, der dritten Station einer Reise durch vier Länder des Nahen Ostens, eingetroffen.
    Der jugoslawische Staats- und Parteichef hatte vorher auch Kuwait besucht und will am Sonntag zu Gesprächen mit König Hussein nach Jordanien weiterreisen.
    Tito bemüht sich um die Unterstützung für sein Land bei der Konferenz der blockfreien Länder im September in Havanna.
    Außerdem dürfte er versuchen, zwischen dem ägyptischen Präsidenten Sadat und dessen Gegnern im arabischen Lage zu vermitteln.
    Israel
    Die Regierung in Jerusalem hat drastische wirtschaftliche Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation verabschiedet.
    Dazu gehören dreiprozentige Reduzierungen am Staatshaushalt sowie Kürzungen der Lebensmittel und der Verkehrssubventionen.
    Außerdem sollen die Einkommensteuern erhöht werden.
    Die entsprechenden Vorschläge hat Finanzminister Ehrlich eingebracht.
    Er war in jüngster Zeit heftig kritisiert worden, weil er die 1978 um 48 Prozent gestiegenen Lebenshaltenskosten nicht drosseln konnte.
    Ungarn.
    Das Feuer an einer Erdgasquelle in der Nähe der südungerischen Stadt Schana, das erst am Montag nach 13 Tagen gelöscht werden konnte, ist neuerlich ausgebrochen.
    Feuerwehrleute hatten versucht, die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen.
    Zur Unterstützung der Löschmannschaften wurden nun auch Angehörige der Streitkräfte und der Grenztruppen eingesetzt.
    Das waren die Meldungen.
    Nun zum ausführlichen Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Mit der großräumigen West- bis südwestlichen Höhenströmung gelangen erneut milde Luftmassen nach Mitteleuropa.
    Der Wettercharakter im Alpenraum bleibt unbeständig und wechselhaft.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Westen bereits stark bewölkt und strichweise etwas Regen.
    Im übrigen Bundesgebiet zunächst noch aufgelockert bewölkt.
    Im weiteren Verlauf von West nach Ost Bewölkungszunahme und nachfolgend Strichweise Niederschlag.
    In Tiefen lagen meist Regen, daher Glatteisgefahr.
    Winde aus Südost bis West.
    Nachmittagstemperaturen
    minus 1 bis plus 3 Grad.
    Im Westen bis plus 5 Grad.
    Frühtemperaturen morgen minus 4 bis plus 2 Grad.
    Und die Wetteraussichten für morgen?
    Für endliche vielfach auch stärkere Bewölkung und strichweise Niederschlag.
    In tiefen Lagen Regen.
    Winde aus Südost bis West.
    Tagestemperaturen 0 bis 7 Grad.
    Noch die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 1°, Ostwind 10 kmh.
    Eisenstadt stark bewölkt, 1°, Ostwind 20 kmh.
    Linz stark bewölkt, 0°, Ostwind 15 kmh.
    Salzburg stark bewölkt, 1° Windstille.
    Innsbruck stark bewölkt, 2° Westwind, 5°.
    Bregenz bedeckt, leichter Regen, 3° Windstille.
    Graz bedeckt, Schneekrisel, 0° Windstille.
    Und Klagenfurt stark bewölkt, 1° Windstille.
    In zwei Minuten ist es Viertel eins.
    Im Iran ist gestern Ministerpräsident Bachtiar nach Tagen des Zögerns in die politische Offensive gegangen.
    Hatten politische Beobachter noch vor Tagen damit spekuliert, dass Bachtiar möglicherweise zugunsten der von Khomeini aufgestellten Gegenregierung abtanken könnte, hat der Ministerpräsident nun gestern klargestellt, dass für ihn nur eine legale Machtübergabe nach freien und demokratischen Wahlen in Frage käme.
    Wahlen aber, so meinte Bachtiar, seien im momentan aufgeschaukelten politischen Klima nicht möglich.
    Er werde solche Wahlen erst in etwa einem halben Jahr ausschreiben.
    Ich habe mich dem Schar nicht gebeugt, sagte Bachtiar gestern wörtlich.
    Ich werde mich auch Koumeni nicht beugen.
    Wobei er betonte, dass ihn mit dem Quasi-Regierungschef der Gegenregierung Basargan eine langjährige Freundschaft verbinde und er jederzeit bereit sei, mit Medi-Basargan zu sprechen.
    Das war also gestern das politische Credo Pachtjahres.
    Wir haben ja auch ausführlich darüber im Mittagsschanal berichtet.
    Für heute hat nun Mehdi Bazargan eine große Rede auf dem Universitätsgelände von Teheran angekündigt und man war natürlich gespannt, wie es nun nach Ansicht der Gegenseite weitergehen soll.
    Man durfte darauf warten, dass es eine programmatische Rede sein wird.
    Vor wenigen Minuten hat sich hier bei uns im Studio Thomas Fuhrmann aus Teheran gemeldet.
    Herr Fuhrmann, grüß Gott.
    Können Sie mich hören?
    Ja, die Verbindung ist nicht so besonders gut, aber ich hoffe, es klappt halbwegs.
    Zunächst die Frage, die wichtigsten Aussagen Bassagans, war es wirklich eine politische, eine programmatische Rede?
    Es war weniger eine programmatische Rede als ein in drei Teilen gegliederter Appell.
    Einerseits in Richtung an den amtierenden Premierminister Bachtjahrt,
    Andererseits an die Bevölkerung und zum Dritten an das Militär.
    Das heißt, Bazargan hat in dieser Rede auf dem Universitätsgelände vor allem den Ball zurückgespielt auf die gestrigen Erklärungen von Bachtiar.
    Auch er hat die Verdienste Bachtiars gewürdigt, der ja ein Freund von ihm ist.
    Basargan hat gemeint, Bachtjar hätte die Gefangenen freigelassen und dem Land die Pressefreiheit wiedergegeben.
    Er hat also einen Teil des Programms der religiösen Opposition verwirklicht.
    Nur jetzt will er die Revolution nicht anerkennen.
    Er sei allein, gibt in seinen Bemühungen das Volk, gebe ihm keinen Rückhalt mehr, der Schaar sei weg und auch im Parlament werde er sich bald allein befinden.
    Wie kannst du vom Volk reden?
    meinte Bazargan, wenn du ein Mann bist und ein bisschen vernünftig bist, dann musst du zurücktreten.
    Bazargan meinte, Bakhtiar werde es nicht schaffen, das Volk sei nicht mit ihm, er müsse erkennen, dass er keinen Schritt vorwärts mehr machen kann.
    Und zur Frage eines Referendums, das ja gestern von Bakhtiar angedeutet wurde, sobald es im Land wieder Ruhe gebe, hat Bazargan heute gemeint,
    Ein solches Referendum können wir mit der derzeitigen Verfassung nicht veranstalten, denn in der gegenwärtigen Verfassung steht, dass zwei Prinzipien unabhängig sind, die Dynastie Pahlavi und der Islam als Staatsreligion.
    Diese Verfassung kann man auch nur durch eine Revolution ändern.
    Wenn acht Jahre ein Referendum veranstalten würde, dann würde keiner zu den Urnen kommen.
    Wenn allerdings wir, also die religiöse Opposition, die Bewegung Ayatollah Khomeini solche Wahlen durchführt, dann würden alle kommen.
    Mir kommt vorher vor, Herr Fuhrmann, dass da jetzt zwischen diesen beiden Männern, zwischen Bachtiar und Pasagan sowas wie ein ideologischer Schlagabtausch stattfindet, dass man sich sozusagen gegenseitig Mäßigung auferlegt, bloß verbal vielleicht ein bisschen radikal ist, an sich aber noch keine konkreten Schritte setzt.
    Denn man hätte doch auch erwartet, dass Pasagan heute zum Beispiel so eine Art Ministerliste auf den Tisch legt oder wirklich die Gegenregierung proklamiert.
    Ja, das hatte man erwartet, dass wir heute die Zusammensetzung dieser Ministerliste erfahren würden.
    Das ist nicht geschehen.
    Barragán ist doch immer dabei, diese Liste zusammenzustellen.
    Er war gestern bei Ayatollah Khomeini und auch Khomeini hat ihn gefragt, hast du deine Liste fertig?
    Die Antwort war nein.
    Er sucht noch die Persönlichkeiten.
    Wenn er einmal das Kabinett fertig hat, dann will er es dem Revolutionsrat präsentieren.
    Und dieser muss es bestätigen, ebenso wie Khomeini, und dann wird er sie veröffentlichen.
    Anscheinend lässt er sich Zeit damit, um doch Baskar die Chance zu geben, einer Konfrontation, die unausweichlich wäre, wenn es eine Gegenregierung gibt, dieser Konfrontation noch auszuweichen und zurückzutreten.
    Denn wenn es einmal eine Ministerliste gibt, dann müsste eigentlich Basargan versuchen, diese Minister und sich selbst
    in den Ministerien auch tatsächlich zu installieren und das würde vermutlich dann eine Reaktion der Armee hervorrufen, die ja die gegenwärtige Verfassung schützt und auch die gegenwärtige Regierung, die vom Schah eingesetzt wurde.
    Sie meinen also, Basargan wartet mit der Ministerliste ab, um einer Konfrontation auszuweichen, das heißt er hat keine Schwierigkeiten an sich Persönlichkeiten für ein Kabinett zu finden oder hat da auch ein bisschen einen Haken damit?
    Sie haben gemeint, ob er bereits Persönlichkeiten gefunden hat und ob er Schwierigkeiten hat, diese Persönlichkeiten zu finden.
    Ja.
    Bitte?
    Ja, das war meine Frage.
    Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass er Persönlichkeiten nicht finden würde, denn jedenfalls wäre diese Gegenregierung ja nur eine Übergangslösung.
    Das hat Bazargan heute auch gesagt.
    Das Volk soll sich nicht erwarten, dass dein Kabinett ein hundertprozentiges Kabinett ist.
    Die Leute werden zwar 100 Prozent für das Volk arbeiten, aber in ihren Kompetenzen kann es durchaus möglich sein, dass diese Leute, nachdem es sich ja um Persönlichkeiten handelt, die seit 25, 30 Jahren in der Opposition waren und keinerlei Kontakt mit der Macht, mit der Ausübung der Macht in Ministerien gehabt haben, dass diese Leute Zeit brauchen, um sich zurechtzubinden.
    Herr Fuhrmann, vielleicht eine Frage noch, die ein bisschen jetzt weggeht vom spekulativen Gebiet.
    Wie schaut es eigentlich aus mit Demonstrationen?
    Würden Sie sagen, Sie sind jetzt also ja schon einige Zeit in Teheran, dass da der Druck der Straße ein bisschen nachgelassen hat oder ist da eigentlich alles beim Alten geblieben?
    Wir haben heute hier in den Meldungen gehört, dass es wieder Zusammenstöße gegeben haben soll zwischen regimetreuen Demonstranten und Anhängern Komenis.
    Ja, es wird in den letzten Tagen wiederholt
    Kundgebungen und Veranstaltungen von regimetreuen sogenannten Konstitutionalisten statt.
    Aber das sind meist nur einige Tausend.
    Das heißt, der Rückhalt des gegenwärtigen Regimes, des Schafs, der Dynastie Bachia, ist sehr gering auf der Straße.
    Allerdings, wenn diese Leute sich manifestieren, kann es zu Zusammenstößen kommen.
    Aber die große Auseinandersetzung findet nicht statt.
    Herr Fuhrmann, ich danke fürs Erste für diesen Telefonbericht hier im Mittagschanal.
    Auf Wiederhören!
    Bei uns ist es jetzt fünf Minuten nach Viertlein.
    Ich hoffe, die technische Qualität dieses Telefongesprächs war nicht ganz so schlimm.
    Ich habe den Herrn Fuhrmann nicht besonders gut verstanden, er mich auch nicht, aber ich hoffe, Sie daheim haben das besser gehört.
    Die Volksrepublik China scheint nun im Kambodscha-Konflikt offensiv werden zu wollen.
    Hatte es bisher aus Peking nur verbale Unterstützung für das gestürzte Regime Pol Pot gegeben, so häufen sich nun Meldungen über chinesische Truppenverstärkungen an der Grenze zu Vietnam.
    Nach Angaben einer japanischen Zeitung von gestern hat China mehrere hundert Kampfflugzeuge an die Grenze zu Vietnam verlegt.
    Mehr als 100.000 Soldaten sollen dort auch praktisch schon Gewehr bei Fuß stehen.
    Vieles deutet also auf eine militärische Kraftprobe zwischen den ehemaligen Verbündeten Peking und Hanoi hin.
    Und dafür spricht vielleicht auch die Tatsache, dass sich in den vergangenen Tagen in der südchinesischen See plötzlich vier sowjetische Kriegsschiffe eingefunden haben.
    Gestern kam dann auch, gar nicht mehr so überraschend, der amerikanische Flugzeugträger Constellation in Begleitung mehrerer Fregatten dazu.
    Wie schätzt man die Kriegsgefahr, die Gefahr eines möglichen Krieges zwischen China und Hanoi in Peking selbst ein?
    Hören Sie Joachim Bartmann.
    Besteht jetzt nach der Eroberung Phnom Penh, nach der Unterwerfung Kambodschas durch Vietnam die Gefahr eines groß angelegten bewaffneten Konflikts zwischen Vietnam und China?
    Vordergründig spricht manches dafür, dass sich der Grenzkonflikt der beiden kommunistischen Nachbarn zu einem wirklichen Grenzkrieg ausweiten könnte.
    Die bewaffneten Zwischenfälle häufen sich immer mehr.
    Fast täglich melden beide Seiten Zusammenstöße mit Toten und Verwundeten.
    Während die Chinesen nach eigenen Angaben im Januar sechs Gefallene und sieben Verwundete zu beklagen hatten, sollen in der ersten Februarwoche schon 18 chinesische Soldaten getötet und 30 verletzt worden sein.
    Peking wirft seinen früheren Genossen vor, nicht nur zuletzt auf Betreiben des Kreml eine Kriegspsychose zu schüren.
    Es handelt sich um eine bedrohliche Entwicklung
    die nach chinesischer Lesart dazu geführt habe, dass es täglich mehr nach Pulverdampf rieche.
    Chinesische Funktionäre lassen keine Gelegenheit ungenutzt, in Gesprächen mit ausländischen Diplomaten zu betonen, dass Chinas Geduld bald erschöpft und dass man entschlossen sei, von einem bestimmten Punkt an
    den vietnamesischen Provokationen mit derselben Entschlossenheit zu begegnen, mit der man schließlich auf die Grenzverletzungen der Inder 1962 im Himalaya beantwortet habe.
    Im Klartext heißt das, Peking schließt eine militärische Strafexpedition nicht mehr aus.
    Auf den ersten Blick spricht manches dafür, dass die Chinesen daran denken könnten, in einer Blitzaktion dem verfeindeten Nachbarn eine Lehre zu erteilen.
    Kein Beobachter, auch nicht der nüchternste, wagt eine solche begrenzte militärische Aktion der Volksbefreiungsarmee weiter ganz aus seinem Kalkül herauszuhalten.
    Tatsache ist, dass der Pekinger Generalstab in der letzten Zeit immer mehr Kampftruppen an die Grenze zu Vietnam verlegt hat.
    Ausländische Aufklärungsberichte sprechen von mehr als 200.000 Mann.
    Einige Verbände kommen von der sogenannten Pukjenfront,
    also aus derjenigen Provinz, die Taiwan gegenüberliegt und die bei allen bisherigen militärischen Überlegungen gegenüber dem Kuomintang-Regime die strategische Schlüsselposition eingenommen hat.
    Bedenklich ist schließlich, dass neuerdings kein Geringerer als Vizepremier Deng Xiaoping persönlich in Washington und in Tokio vor möglichen militärischen Konsequenzen gewarnt hat.
    Aber trotzdem mag in der chinesischen Hauptstadt kein seriöser Beobachter so recht daran glauben,
    dass ein Angriffsbefehl des Pekinger Generalstabs unmittelbar bevorsteht, dass diese Warnungen von höchster Stelle unter ständig an Vehemenz zunehmende Trommelfeuer der Propagandakanonen die Weltöffentlichkeit auf einen militärischen Vergeltungsschlag Pekings vorbereiten sollen.
    Dagegen sprechen handfeste Gründe, Überlegungen, die umso mehr ins Gewicht fallen als die neue Pekinger Führung,
    in der zurückliegenden Zeit immer wieder bewiesen hat, dass sie sehr wohl nüchtern denken kann, dass sie Vor- und Nachteile genau abzuwägen weiß.
    Ein Angriff über die Demarkationslinie, und wäre er gebietsmäßig und zeitlich noch so sehr begrenzt angelegt, könnte sehr leicht viele der jüngsten politischen und diplomatischen Erfolge Pikings aufs Spiel setzen.
    Selbst wenn heute Vietnam von der Welthöffentlichkeit im Allgemeinen und von den Ländern Südostasiens im Besonderen
    Wegen seiner Aggression gegen Kambodscha verurteilt wird, müssten die Chinesen zwangsläufig mit äußerst kritischen Reaktionen rechnen, wenn sie sich ihrerseits zu einem militärischen Vorstoß über die Grenze entschließen würden.
    Aus Peking gehörten sie Joachim Wagner.
    In Kambodscha selbst leisten die Truppen des gestürzten Pol Pot Regimes ja nach wie vor massiven Widerstand gegen die neuen Machthaber.
    Was bisher selbst militärische Beobachter staunt hat, war die Tatsache, dass dieser Widerstand fortdauert, obwohl es den Roten Khmer ja längst an Waffen und Nachschub mangeln sollte.
    China hat zwar dem Roten Khmer, wie gesagt, ideelle und militärische Hilfe zugesagt, der einzige Hochseehafen Kambodschas wird aber von den Truppen der neuen Regierung kontrolliert.
    Der Landweg ist ja auszuschließen, da Kambodscha mit China keine gemeinsame Grenze hat.
    Nun scheint allerdings das Rätsel dieses Nachschubs gelöst.
    Nach Informationen des amerikanischen Nachrichtendienstes haben die Thailänder den Chinesen die Möglichkeit gegeben, Munition und Nachschub durch ihr Territorium nach Kambodscha zu bringen.
    Und dies, obwohl Thailand offiziell immer beteuert, sich aus dem Konflikt heraushalten zu wollen.
    Hören Sie Werner Rieder.
    Der amerikanische Militärnachrichtendienst weist darauf hin, dass er für diese Angaben ein zweifelbeschränktes Beweise habe.
    Aber alle bisher vorliegenden Tatsachen lassen darauf schließen, dass Kriegsmaterial, das von chinesischen Trachtern in thailändischen Häfen gerüstet wird,
    auf dem Landweg an die thailändische Süd-Ost-Grenze nahe der Stadt Atambang transportiert wird.
    Dort wird das Material an der kambodschanischen Grenze den Truppen der Roten Khmer übergeben, die in diesem Bereich noch ihre letzten Verteidigungspositionen gegen die Vietnamesische Nationen-Armee halten.
    Der chinesische Vizepremier Deng Xiaoping hatte während seines Besuchs in Washington diesen Vorgang auf einer Pressekonferenz nicht einmal dementiert.
    Wörtlich meinte er auf die Frage eines Journalisten, ob Chinas Nachschub für die Roten Khmer
    Sicher, wir haben keine gemeinsame Grenze mit ihnen.
    Gemeinsam sind sie Kambodschaner.
    Aber China schickt Waffen.
    Die einzige Route dafür geht jetzt durch Thailand, und Thailand hat seine eigenen Schwierigkeiten.
    Demgegenüber hat der thailändische Premierminister General Kriangdak öffentlich dementiert, dass genetisches Nachschubmaterial via Thailand an die kämpfenden Truppen der Roten Knie geliefert werde.
    Thailand wolle im dritten Indochina-Krieg strikt neutral bleiben, erklärte er.
    In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass die in Kambodscha kämpfenden vietnamesischen Invasionsgruppen bisher stets einen gewissen Sicherheitsabstand zur thailändischen Grenze gewahrt haben.
    Bündnische Gefechte mit den roten Gnäen in diese Richtung zogen.
    Lediglich Anfang Januar sind zweimal vietnamesische Artilleriegranaten nahe der Stadt Battambang auf thailändischem Territorium eingeschlagen.
    Nach geheimnischen Protesten der thailändischen Regierung in Hanoi kam es seitwärts nicht mehr zu solchen Zwischenfällen.
    Sollte Hanoi jedoch als Tatsache erachten, dass chinesischer Nachschub via Thailand transportiert wird, dann dürften die vietnamesischen Truppen künftig wohl kaum mehr richtig darauf nehmen, ob das thailändische Grenzgebiet von den Kämpfen in Kambodscha in Mitleidenschaft gezogen wird.
    Sie hörten Werner Rether so viel als zu den außenpolitischen Krisenherden in diesen Tagen.
    In zwei Minuten ist es halb eins, jetzt wieder nach Österreich.
    Eines der letzten Reformvorhaben, das die Regierung vor den nächsten Nationalratswahlen in Angriff genommen hat, ist eine generelle Durchforstung des unübersichtlichen, komplizierten Steuersystems.
    Am Donnerstag vergangener Woche hat sich im Finanzministerium zu diesem Zweck eine aus 130 Mitgliedern bestehende Steuerreformkommission konstituiert, die innerhalb eines Jahres Vorschläge zur Neuordnung des Steuersystems ausarbeiten soll.
    Finanzminister Andrusch erklärte damals, das neue Steuersystem solle sozial und leistungsfördernd sein, wobei das Steueraufkommen nicht geringer als jetzt sein dürfte.
    Heute Vormittag haben nun der Vorsitzende der Steuerreformkommission, der ehemalige Vizepräsident des Verwaltungsgerichtshofes Bruno Schimecek und seine drei Stellvertreter eine Pressekonferenz gegeben.
    Und ebenfalls zu Wort gemeldet haben sich in Wien und auch bei einer Pressekonferenz die Wirtschaftstreuhänder.
    Es berichten Hans Langsteiner und Herbert Hutter.
    Schon bei der Installierung der Kommission hatte Finanzminister Androsch davor gewarnt, von einer generellen Steuerreform zu viel und vor allem spürbare Steuersenkungen für den einzelnen Steuerzahler zu erwarten.
    Kommissionsvorsitzender Simecek dämpfte die Erwartungen heute noch zusätzlich, als er gleich einleitend folgenden wirtschaftspolitischen Hintergrund für die Tätigkeit der Reformkommission skizzierte.
    Betrachtet man aber nun unter diesem Gesichtspunkt die derzeitige Budgetlage Österreichs, den großen Überhang der Ausgabenseite gegenüber der Einnahmenseite im Budget, so ist es von vornherein klar, dass die Möglichkeit einer wesentlich
    Einschmälerung der Einnahmenseite derzeit in Österreich nicht gegeben ist.
    Hier könnte ja wohl nur Abhilfe geschaffen werden durch eine wesentliche Verringerung der Ausgaben.
    Aber dazu hat ja
    zumindestens im Wesentlichen die Steuerreformkommission keine Kompetenz, abgesehen davon, dass selbst wenn sie Vorschläge in dieser Richtung erstatten würde, wahrscheinlich unsere Politiker nicht die nötige Courage hätten, die Sache gerade von dieser unpopulären Seite her anzupacken.
    Sektionschef Bauer, einer der Vertreter Schimmelchecks, ergänzte, zu viel sollte man sich von der Kommission auch schon deshalb nicht erwarten, weil die Finanzverwaltung schon jetzt sehr rationell arbeite und nur etwas mehr als zwei Prozent der Steuereinnahmen für ihre eigene Arbeit verbrauche.
    Nun, Vizekanzler Andrus hat ja bereits angedeutet, wie er sich eine Neuordnung des Steuersystems vorstellen könnte.
    So würde etwa, um ein Beispiel zu nennen, der Wegfall der Steuerfreiheit für das 13. und 14.
    Monatsgehalt seiner Ansicht nach eine Halbierung der Steuertarife ermöglichen.
    Kommissionschef Simecek stellte heute klar, dass die Kommission nicht verpflichtet sei, Vorschläge des Finanzministers als bindend anzusehen.
    Die Kommission arbeite völlig frei, werde auch keine detaillierten Gesetzestexte ausformulieren und sich im Übrigen hauptsächlich auf Bundes-, nicht aber auf eine Bereinigung der vielen Landesabgaben konzentrieren.
    Simecek skizzierte dann, welche grundlegenden Reformen er sich vorstellen könnte.
    Man wird zum Beispiel darüber nachdenken müssen, ob es dem Prinzip der steuerlichen Leistungsfähigkeit entspricht, den Familienstand des Steuerpflichtigen bei Anwendung des Einkommensteuersatzes völlig zu vernachlässigen.
    Oder darüber, ob es wirtschaftlich gerechtfertigt ist, die im Unternehmen belassenen Gewinnanteile gleich hoch zu besteuern wie die Entnahmen.
    Ja überhaupt, ob bei der Steuergesetzgebung wirtschaftliche Gesichtspunkte gelegentlich nicht zu sehr außer Acht gelassen wurden, was nicht nur ein Nachteil der von der Steuer direkt Betroffenen bedeutet, sondern letztlich auch ein Schaden für den Fiskus, für die Allgemeinheit ist.
    Ihre eigentliche Arbeit will die Kommission Anfang März aufnehmen und voraussichtlich bis Jahresende abgeschlossen haben.
    Lob und Tadel für die bisherige Tätigkeit der Steuerreformkommission verteilte heute die Vereinigung österreichischer Wirtschaftstreuhänder.
    Präsident, Diplomkaufmann Josef Beck vermerkte zunächst positiv, dass die Reformkommission überhaupt eingesetzt wurde.
    Lob auch für die Person des Vorsitzenden.
    Der Tadel folgte aber gleich auf dem Fuß.
    Eher negativ beurteile ich die Einberufung der Steuerkommission zum jetzigen Zeitpunkt.
    Nicht nur zu spät, sondern auch so kurz vor den Wahlen.
    Es könnte dazu führen, dass man irgendetwas schnell heraushaut, was sich dann nachher als Eintagsfliege entpuppt.
    Und eine Steuerreform ist eine viel zu ernste Angelegenheit, um sie als Wahlmunition unbedingt zu benutzen.
    Außerdem erscheint es mir als ungünstig, dass 130 Mitglieder dieser Steuerkommission dabei sind.
    Es kann aber auch nur sein 120, jedenfalls über 100 Mitglieder der Steuerkommission dabei sind.
    Denn ich glaube, dass die Wirksamkeit einer derartigen Kommission verkehrt proportional ist zur Zahl ihrer Mitglieder.
    Außerdem, das vorliegende Papier sei zu wenig präzise abgefasst und der Finanzminister lege einen zu starken Akzent darauf, die Steuergesetzgebung der Bevölkerung zu verkaufen, statt wirksam zu reformieren.
    Um gleich bei den Politikern zu bleiben.
    Der Präsident der Wirtschaftstreuhänder vermisst im Arbeitspapier der Steuerreformkommission jenen Paragrafen, der die Politikerbezüge betrifft.
    Eine Reform an dieser Stelle, so Böck, würde zwar dem Fiskus nicht allzu viel bringen, die Glaubwürdigkeit der Politiker aber stärken, was gerade vor den Wahlen nicht ungünstig wäre.
    Nun zu einigen Details, zunächst zur Familienbesteuerung.
    Schlechter als es jetzt ist für die Familien im Einkommenssteuerrecht kann es nicht mehr werden.
    Wir haben selbst da schon einige Male Wünsche geäußert in die Richtung der Wiedereinführung eines von Kinder frei Beträgen, denn nur diese gewährleisten eine echte
    dem progressiven Tarif innewohnende Berücksichtigung der steuerlichen Leistungsfähigkeit von Staatsbürgern, die auch Kinder haben.
    Die Kinderabsatzbeträge wurden bekanntlicher abgeschafft.
    Es gibt jetzt also nur mehr Kinderbeihilfen.
    Und diese alleine sind nicht nur zu gering.
    Sie belaufen sich so zwischen 930 und 990 Schilling pro Kind.
    gestaffelt nach Kinderzahl, sind also vielleicht etwa ein Drittel der Kosten, die ein Kind in der Tat verursachen wird, weswegen es also logisch wäre, dass man die restlichen 2.000 Schilling zumindest in einem Freibetrag oder wie das auch von anderer Seite genannt wird, erhöhten Existenzminimum für Familien mit Kindern berücksichtigt.
    Auch weitere Tendenzen zu staatlichen Eingriffen in das Wirtschaftsleben ortete Präsident Böck.
    Da wird plötzlich von einem Betriebsausgabenkatalog gesprochen und das höre ich an sich deswegen nicht gerne, weil bisher in Paragraf 4 es hieß, Betriebsausgaben sind die Aufwendungen, die durch den Betrieb veranlasst sind.
    Das sind also alle, die heißt alle Aufwendungen.
    Sollte es jetzt zu weiteren Einschränkungen kommen, etwa wie das bereits beim zweiten Abgabenänderungsgesetz 1977 erfolgt ist, das wäre sicher eine Art von Lenkung der Wirtschaft, die uns nicht gefallen kann und die die freie Wirtschaft in erheblichem Maß beeinträchtigen würde.
    Direkte Investitionsprämien als Ersatz für steuerliche Investitionsbegünstigungen wollen die Wirtschafts-Dreihänder nicht gern realisiert sehen.
    Denn, so Präsident Böck, Prämien würden auch an verlustbringende Unternehmen ausbezahlt, was vielleicht sozial sei, aber die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft kaum fördern könnte.
    Das waren Herbert Hutter und Hans Langsteiner.
    Gestern Abend, wenige Minuten vor 19 Uhr, hat es das Kommando Feuer aus der Feuerwehr im Kaufhaus Gerngroß gegeben.
    20 Stunden lang kämpften jahrhunderte Feuerwehrleute gegen die Flammen an.
    Ein übergreifendes Großbrandes konnte ja auch tatsächlich verhindert werden.
    Ob der Gebäudekomplex nun völlig neu aufgebaut werden muss oder ob man die Brandruine renovieren kann, das steht allerdings noch nicht fest.
    Was auch noch nicht ganz fest zu stehen scheint, ist wie es überhaupt zu diesem Brand hat kommen können, beziehungsweise zu einem Brand in diesem Ausmaß.
    Stadtrat Schieder erklärte ja gestern im Mittagsschanal, der Brand sei bei nicht genehmigten Umbauarbeiten ausgebrochen, die Sprinkelanlage und die Brandmeldeanlage seien außerdem ausgeschaltet gewesen.
    Demgegenüber stellte dann am Nachmittag die Geschäftsführung fest, die Umbauarbeiten seien so gut wie genehmigt gewesen.
    Alles andere sei ebenfalls korrekt abgelaufen.
    Wir haben darüber ja gestern ausführlich berichtet.
    Heute Mittag, kurz vor zwölf, hat er nun die Geschäftsführung von Gerngroß ziemlich überraschend eine Pressekonferenz einberufen.
    Hans Fockenhuber war dort dabei, ist jetzt gerade zu mir ins Studio gekommen.
    Herr Fockenhuber, was ist jetzt dort an neuen Details aufgetaucht?
    Im Wesentlichen ging es darum, eben diese Anschuldigungen zurückzuweisen und zwar ganz detailliert und ganz nach den Erhebungen der Geschäftsführung.
    Die wesentlichen Punkte der Feststellungen von Zentraldirektor Plotz waren erstens, die Bauarbeiten waren genehmigt.
    Die Bauverhandlungen waren am 18.
    Dezember des vorgehenden Jahres beendet.
    Ende Dezember erteilte der Verhandlungsleiter der Firma Schlichtinger, die diese Schweißarbeiten ausgeführt hat, die Bauerlaubnis.
    Zweitens, alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen waren getroffen.
    Und zwar, es waren zwei Handfeuerlöscher in Griffbereitschaft.
    Löschwasser war in Kübeln und in Scheibtruhen in der Nähe vorhanden.
    Ob das natürlich ausreicht, kann ich nicht beurteilen.
    Insgesamt waren fünf Arbeiter an der Brandausbruchstelle beschäftigt.
    Zwei davon haben geschweißt.
    Außerdem war ein Hausinspektor dabei, der diese Arbeiten überwachen sollte und im Fall einer
    irgendeines Missgeschickes sofort die Feuerwehr verständigen sollte.
    Nach Auskunft der Geschäftsleitung ist das tatsächlich auch geschehen.
    Der Hausinspektor hat sofort bei Ausbruch des Feuers die Feuerwehr verständigt.
    Es gab offenbar oder nach Angaben der Geschäftsleitung hier keine Verzögerung.
    Dann die Sprinkleranlage.
    Die war nach Angaben der Geschäftsleitung in Betrieb.
    Und zwar ist sie nicht gekoppelt mit diesem Rauchgasmelder, der ja ausgeschaltet war.
    Und die Geschäftsführung führt hier Zeugen an, leitende Angestellte und Feuerwehrleute.
    Der Rauchgasmelder war schon ausgeschaltet.
    Und es wurde kein Wort erwähnt, dass davon die Feuerwehr verständigt worden wäre.
    Also dürfte das nicht geschehen sein.
    Allerdings hat Direktor Plotz darauf hingewiesen, dass diese Rauchgasmelder in den Sicherheitsauflagen der Behörden nicht drinnen sind.
    Das sind also freiwillige Sicherheitsleistungen des Kaufhauses.
    Und noch etwas, die polizeilichen Erhebungen haben, und da muss ich mich jetzt auf Zentraldirektor Plotz stützen, die polizeilichen Erhebungen haben seiner Auskunft nach keinen Anlass für eine Anzeige gegeben.
    Es sind also noch keine Anzeigen erfolgt.
    Das soll Sicherheitsdirektor Kornek dem Direktor Plotz zugesichert haben.
    Der Akt geht ohne Anzeige in die Staatsanwaltschaft weiter.
    Es wird sicherlich Erhebungen und Untersuchungen geben.
    Also noch keine Anzeige, was ein bisschen seltsam vielleicht ist, wenn man denkt, dass Stadtrat Schieder gestern ganz anderslautende Erklärungen abgegeben hat.
    Ist irgendwas davon gesagt worden, dass man vielleicht eine Untersuchungskommission oder sowas einsetzt, um einmal diese Divergenzen zu klären?
    Ja, die Geschäftsführung hat natürlich ihren eigenen Blickwinkel in der Angelegenheit und die untersucht und sagt eben, was sie für gut befindet.
    Ich konnte das jetzt nicht mehr beurteilen, ich konnte auch keine Fragen mehr stellen, ich musste auch gleich hereinfahren, weil ich keine Verbindung hatte.
    Ja, die Frage natürlich, die man sich auch heute nach wie vor stellt, bitte schön, wer wird eigentlich für diesen ganzen Schaden aufkommen?
    War dort vielleicht auch ein Vertreter der Versicherungen, der da noch einmal Stellung genommen hat?
    Ja, da war Direktor Sorko von der Anglo Elementar, das ist ja die
    federführende Versicherung bei Germ Groß und der hat eigentlich die Aussagen der Geschäftsleitung untermauert, weil er gesagt hat, sein Unternehmen findet keinerlei Grund und Anlass, den Versicherungsschutz nicht zu gewähren.
    Die Versicherung wird natürlich zahlen, die Versicherung wird das nicht alleine zahlen, da gibt es wieder Rückversicherungen etc.
    Aber die Versicherung an und für sich findet kein, erstens keine Brandstiftung und kein grob fahrlässiges Vergehen der Geschäftsführung.
    Und ich glaube, was natürlich auch die Hörer interessieren würde, weiß man schon ungefähr, wie es jetzt mit dem Kaufhaus selber weitergehen wird.
    Wird man das total abreißen müssen?
    Besteht da die Möglichkeit, das bloß zu renovieren und wieder in Stand zu setzen?
    Gibt es da schon Angaben?
    Ja, da wurden auch einige Aussagen getroffen, und zwar im Haupthaus sollen in zwei bis drei Wochen die ersten Verkaufsräume schon wieder eingerichtet werden, im Tiefparterre und im Parterre, natürlich nur provisorisch.
    Das Mittelhaus, das am schwersten geschädigt und beschädigt wurde, wird wahrscheinlich abgetragen werden müssen und neu errichtet.
    Und die Architekten sind schon fest am Arbeiten, würde man so sagen.
    Ich glaube, da ist einiges an Informationen drinnen gewesen von dieser Pressekonferenz.
    Danke, Herr Fockenhuber, dass Sie da gleich zu uns gekommen sind.
    Wir setzen jetzt fort mit der Presseschau.
    Denn ein Thema ist natürlich auch der Großbrand bei Gerngroß.
    Die Zitate hat Zita Bernardi ausgewählt.
    In einer Kurierglosse liest man über den gestrigen Großbrand in der Bundeshauptstadt.
    Der Gerngross brennt.
    Das ist für den Wiener ein Alarmruf höchsten Grades.
    Und der jagte gestern wie ein Lauffeuer durch die Stadt.
    Lauffeuer.
    Da bekam das Wort seinen brennheißen Sinn.
    Und jetzt fragt jeder, wer ist schuld?
    Sind es wirklich nur die Arbeiter, die Feuermelder und Berieselung ausgeschaltet hatten und einzuschalten vergaßen?
    Nicht aus Nachlässigkeit, sondern vermutlich unter der Panik, der Gerngross brennt.
    Ist der Umbau des Hauses, der noch nicht genehmigt war, mit Schuld an der Katastrophe?
    Sind es Umstände, die wir heute noch nicht kennen und die uns vielleicht morgen entsetzen werden?
    Was immer die Untersuchungen ergeben, eines steht fest.
    Wo der Mensch versagt, versagen auch die Automatismen, die er zu seinem Schutz errichtet hat.
    heißt es auf der heutigen Titelseite des Kurier.
    In der Presse werden die Hintergründe um die Bestellung des bisherigen Hörfunkintendanten Wolf Indermauer zum Intendanten von FS1 kommentiert.
    So sanftmütig hatte man den Medien-Charlie Blecher schon lange nicht mehr erlebt.
    Nur Gutes wusste er über den heimatlosen Liberalen Indermauer zu sagen, der gewiss nicht zum Wunschkandidaten der SPÖ für den 1er-Kanal zählte.
    Dieser Stimmungswechsel in der SPÖ ist mehr als bemerkenswert.
    Des Rätsels Lösung liegt auf der Hand.
    In der Mauer gilt als guter persönlicher Freund des Bundeskanzlers.
    Und Kreisky hatte schon seit Bachers überraschender Wiederkehr in den ORF genug vom parteipolitischen Hickhack rund um den Königberg.
    Er bremste Brecher und ermöglichte Bachers definitive Wahl zum Generalintendanten.
    Er dürfte auch jetzt wieder Deus ex machina gespielt haben.
    Ruhe sei nun die erste Bürgerpflicht im ORF, beschwichtigte Karl Blecher, alle ORF-Dienstnehmer.
    Sie hätten schon genug mitgemacht.
    Spät kommt diese Erkenntnis, aber sie kommt.
    Der 6.
    Mai steht vor der Tür.
    heißt es in einem Kurzkommentar in der Presse.
    Und in der sozialistischen Arbeiterzeitung zieht Manfred Scheuch aus den jüngsten Personalveränderungen im ORF die folgende Bilanz.
    Nicht, dass für die Sozialisten nun Anlass wäre, ihre Bedenken gegen Bacher aufzugeben.
    Aber die Bestellung des neuen Fernsehintendanten hat jedenfalls nicht dazu beigetragen, diese zu vertiefen.
    Zum Schluss noch ein Auszug aus einem Kommentar in der sozialistischen Grazer Neuen Zeit, in dem Paul Fritz die gestrige Forderung von ÖVP-Generalsekretär Lanner nach Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Erklärung der Rechnungshofvorwürfe gegen Gesundheitsministerin Leodolter kritisiert.
    Er schreibt,
    Bei allem Verständnis dafür, dass Wahlkampfmunition aus allen Winkeln zusammengekehrt werden muss, wenn man mit den Alternativen schwach auf der Brust ist, und dass auch die kleinste Mücke zum fliegenden Elefanten aufgeblasen werden muss, sollte es doch wenigstens um der eigenen Glaubwürdigkeit willen so etwas wie eine Grenze des Anstandes geben.
    Es dürfte doch eigentlich nicht passieren, dass gleichzeitig mit wüsten Angriffen auf die SP, sie missachte den Rechtsstaat, wieder die Verfassung gesündigt wird.
    Man kann nicht gleichzeitig die Fahne des Rechtsstaates hochhalten und auf einem Zipfel stehen.
    Es darf eigentlich nicht ein Generalsekretär einen unvollständigen, verfassungswidrig unter die Leute gebrachten Bericht zur Grundlage der Forderung nach Einsetzung eines Untersuchungsausschusses machen.
    Der Bericht kommt schon noch rechtzeitig genug ins Hohe Haus.
    Um diesen Gag und um nichts anderes handelt es sich, landen zu können.
    Das war unsere Inlandspresse schauen und jetzt ein Beitrag aus dem Bereich der Medizin, aktuell glaube ich momentan wirklich gerade für alle Skifahrer.
    Eine neuartige Heilungsmethode bei komplizierten Knochenbrüchen wird nämlich derzeit im Lorenz-Böhler-Krankenhaus in Wien angewandt.
    Durch einen speziellen Bindestoff wird der Heilprozess bei diesem Verfahren wesentlich beschleunigt.
    Manfred Gronsteiner sprach darüber mit Universitätsdozent Dr. Günter Schlag, dem Leiter der Forschungsabteilung des Krankenhauses.
    Herr Dozent Dr. Schlag, um es vereinfachend zu sagen, geklebte Knochen heilen besser.
    Dieser Knochenklebstoff ist allerdings keine anorganische Substanz.
    Der Knochenkleber selbst besteht aus Fibrinogen.
    Das Fibrinogen ist im menschlichen Blut enthalten und wird daraus gewonnen.
    Der Fibrin-Kleber, wie er eben genannt wird, wurde von Professor Lindner des Institutes für experimentelle Pathologie sozusagen initiiert und seither sind schon zahlreiche Klebeversuche in verschiedenen Geweben und auch in verschiedenen Indikationsrichtungen durchgeführt worden.
    Und wir arbeiten eben in enger Zusammenarbeit mit der Orthopädischen Universitätsklinik auf dem Knochensektor.
    Wie gehen also die Forschungen weiter?
    Welche Verbesserung der derzeitigen Wirkung dieses Fibrinklebers könnten Sie sich noch vorstellen?
    Der Fibrinkleber bewirkt bei der Knochenheilung eine raschere Heilung und eine raschere Belastbarkeit.
    Und ich glaube, das ist ja das Um und Auf in der Knochenheilung, dass die Belastbarkeit rasch zurückgewonnen wird, sodass der Patient nicht allzu lange
    mit ruhig gestellter Extremität im Gipsverband gehen muss.
    Wie ist die Verbesserung zeitmäßig abzulesen?
    Wenn man jetzt eine Zeitskala aufstellen würde, inwieweit bringt der Knochenkleber hier eine schnellere Heilung?
    Wir haben im Tiermodell vergleichende Untersuchungen der Knochenheilung durchgeführt und konnten sehen, dass der Fibrinkleber gegenüber einer Kontrolle, die eben nicht mit Fibrinkleber behandelt wurde, mindestens die Knochenheilung um zwei Wochen verkürzen konnte.
    Inzwischen verwenden wir auch den Fibrinkleber beim Menschen.
    Wir kleben aber dabei nicht einfache Frakturen, sondern vorerst komplizierte Knochenhöhlen, die sonst eine sehr lange Heilungsdauer aufweisen.
    In der letzten Zeit hört man auch von einem Verfahren, das teilweise schon erprobt wird.
    Und zwar wird gearbeitet an der Möglichkeit, mit Hilfe von elektrischen Strömen den Heilungsprozess etwas zu beschleunigen.
    Besteht diese Möglichkeit Ihrer Meinung nach auch beim Menschen und nicht nur im Modellversuch?
    Die Anwendung der elektrischen Ströme bei der Knochenheilung ist zurzeit noch relativ umstritten.
    Es gibt hier verschiedene Methoden und wir arbeiten zurzeit im Tiermodell an einer Methode.
    Dabei wird die Energiequelle
    direkt im Organismus versenkt, sodass die Stimulation wie von einem Schrittmacher erfolgt, zum Beispiel bei einem Herzerkrankten.
    Und wir können bis jetzt bereits sagen, dass die Knochenheilung beschleunigt wird.
    Aber bis jetzt noch keine Ergebnisse der Belastbarkeit.
    Das Gespräch führte Manfred Gronsteiner und jetzt Berichte unserer Kulturredaktion.
    In der Städtischen Galerie im Lennbachhaus in München herrscht derzeit Hochbetrieb.
    Ursache ist die Veranstaltungsreihe Performance 1979.
    Unter den etwa 30 Teilnehmern sind auch die Namen vieler österreichischer Künstler zu finden, so etwa Anulf Rainer, Gerhard Röhm, Ossi Wiener, Hermann Nitsch, Wally Export und Peter Weibel hören Sie folgenden Beitrag von Burkhard Müller.
    Performance heißt Aufführung.
    Von einer Theateraufführung etwa unterscheidet sie sich im Grunde nur durch den Stellenwert der Sprache.
    Das Schauspiel existiert als Literatur.
    Alles weitere ist Inszenierungssache.
    Die Performance hingegen ist das Ereignis selber.
    Sie ist eine eigene Kunstform.
    Jung noch und sogar nie alternd in einer Hinsicht.
    Man kann sie nämlich nicht festhalten, aufschreiben, fixieren.
    Sie ist Ereignis und gehört somit zur sich ereignenden Zeit.
    Film und Video, die elektronische Aufzeichnung, sind Hilfsmittel zur Wiedergabe.
    Sie werden auch oft bei der Darbietung benutzt, da die Wiedergabe selber ja auch Ereignis ist.
    So umfasst eine Performance ihre eigene Vermittlung als simultanes Medienereignis.
    Vor so viel allseitiger Offenheit muss sich der Kritiker neue Maßstäbe zulegen.
    Am Dienstag fanden drei Vorführungen unter der Rubrik Video statt.
    Ich nehme das Stück von Wally Export einfach als Beispiel, um die Absichten des ganzen Unterfangens zu erläutern.
    Es hieß »Restringierter Code«.
    Wally Export hatte mich mit meinen Fragen dankenswerterweise nicht allein gelassen, denn es lag ein hektografiertes Schreiben auf, dem zu entnehmen war, dass es um Körperausdruck, um Körpersprache ginge.
    Das Gegenteil von Literatur sozusagen.
    Diese lebendige, sinnliche Kommunikation ist überhaupt der erklärte oder verkappte Gegenstand aller Performances.
    Daher auf Publikumsseite die Notwendigkeit, sie wirklich zu erleben.
    Während Wally Export sich auf der Bühne nach Art der von Konrad Lorenz beschriebenen Stimmfühlungslaute oder nur durch gestische Kopie mit einem anwesenden Goldhamster, Cockerspaniel und Kleinkind unterhielt oder wie soll ich es nennen,
    deuteten zwei an Bildschirmtürme angeschlossene Fernsehkameras jeweils die Bezüge an.
    Video war hier nicht bloß höhere Dokumentationsebene, sondern geradezu der Aussagerahmen.
    Ach ja, die Aussage.
    Eine alte und besonders in künstlerischen Dingen bekanntlich oft gestellte Frage lautet, was soll's?
    Also versuchen wir eine Antwort.
    In der Performance wird der Betrachter dieser Kunst Teilhaber der künstlerischen Erfahrung, die Situationen des täglichen Lebens durchbricht und damit als veränderbar erscheinen lässt.
    Das war ein Zitat aus Helmut Friedels Vorwort zu dem Programmheft der Performance ist 79.
    Situationen durchbrechen.
    Es ist wahr,
    Indes die Kunstpolitik den Rollladen herunterlässt, geht er in der Kunst selber ein wenig hoch.
    Wie weit, und ob mit dem Erfolg des Durchblicks, das bedarf freilich noch kritischerer Würdigung als diese Kostprobe, die bloß einen Vorgeschmack geben wollte.
    Das war ein Beitrag von Burkhard Müller.
    Die Budgetgebahrung des Zürcher Schauspielhauses ist unter Beschuss der Öffentlichkeit geraten.
    Das Theater, das als von Stadt und Kanton subventionierte Gesellschaft mit beschränkter Haftung geführt wird und dessen Finanzgebahrung vom Verwaltungsrat kontrolliert wird, leitet der ehemalige Burgtheaterdirektor Gerhard Klingenberg.
    Mit ihm spricht Brigitte Hofer.
    Herr Klingenberg, Sie leiten nun seit Jänner 1978, also seit einem Jahr, das Zürcher Schauspielhaus, leiten ein festes Ensemble von ungefähr 60 Schauspielern und haben für Ihre Arbeit ein Budget von 16 bis 17 Millionen Franken zur Verfügung.
    Nun gab es vor einigen Tagen eine parlamentarische Anfrage im Kantonsrat,
    in der die seltsame Lohn- und Tantjemen-Politik am Zürcher Schauspielhaus kritisiert wird.
    Wie stehen Sie nun zu diesen Angriffen und zu den Angriffen, die man jetzt gegen sie in der Schweizer Presse erhoben hat, dass sie sich ihre Bearbeitungen von deutschsprachigen Stücken, die sie selbst inszenieren, wie zum Beispiel von Carvalho und Liebe, extra bezahlen lassen?
    Ich lasse mich nicht extra bezahlen.
    Und man kann diese Angriffe, wie Sie es nennen, auch nicht vergleichen mit den Nuisancen, die wir von Wien her kennen.
    Es ist so, dass ich auf Wunsch des Verwaltungsrates Inszenierungen mache, die ich schon gemacht habe.
    Ich brauche für die Vorbereitung einer Inszenierung zwei bis drei Monate und es wäre unverantwortlich, wenn ich ein Theater noch dazu neu übernehmen würde und daneben
    mehrere Monate darauf erwähnt wird, eine Szenierung vorzubereiten.
    So habe ich die Widerspenstige gemacht in einer Übersetzung von mir, die ich vor zwölf Jahren für das Schauspielhaus in Hamburg gemacht habe.
    die beim Eirich Verlag liegt, und die Rechte, auf die ich nicht mal verzichten kann, liegen bei Eirich.
    Wenn ich jetzt eine Neuübersetzung wählen würde, würde der Sinn dieses Vertrages und dieser Abmachung überhaupt verloren gehen, denn dann müsste ich ja wieder mehr Arbeit verwenden, darauf eine Neuübersetzung dieser Konzeption unterzuordnen, und das wäre eigentlich der Sinn dieser Abmachung beim Teufel.
    Ich müsste weniger Zeit oder könnte weniger Zeit dem Theater opfern.
    Nun gut, so ist es also auch zum Beispiel beim Sommernachtstraum, den Sie im Herbst inszenieren wollen, den Sie auch selbst übersetzt haben.
    Das habe ich auch in Wien gemacht, in der gleichen Übersetzung.
    Wie ist es aber jetzt bei der Kabale?
    Sie wurden ja auch angegriffen, schon damals in Wien, als Sie eine Bearbeitung für den König Ottokar bekommen haben.
    Sie können sich erinnern, das war damals ein Angriffsstoff.
    Wie ist es nun bei einem deutschsprachigen Stück?
    Also ich glaube, dass es immer wieder umstritten sein wird, dass man so eine Geschichte macht oder nicht macht oder honoriert bekommt oder nicht honoriert bekommt.
    In Wien war das sehr einfach.
    Ich habe meine Kabale, die ja auch in Wien in dieser Fassung gespielt wurde und auch beim Eirich Verlag lag und auch dann themenpflichtig war, nicht für Wien hergestellt, sondern ich habe sie hergestellt im Jahre 68 für den WDR.
    Im Auftrag des WDR zu einem Zeitpunkt, wo die Schiller-Forschung nicht annähernd in der Situation war, wie sie heute ist, oder ein paar Jahre später, hat die Dramaturgie des WDR
    mir und mit mir Material zusammengetragen, um zurückzugehen durch alle Lesarten und Fassungen des Kabbalistoffes, durch sämtliche Möglichkeiten hindurch, bis auf die letzte und allererste Fassung, um aufzubereiten einen Stoff, der durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte sehr unübersichtlich gewesen ist.
    Heute bekommen Sie dieses Material in der Buchhandlung.
    Damals bekamen Sie das keinesfalls.
    Es war eine wissenschaftliche Arbeit, möchte ich sagen, von der Dramaturgie und von mir, durch Monate hindurch,
    Und dann ging diese Fassung an einen Verlag, den Eirich Verlag.
    Und wer immer das spielen sollte, natürlich werden Regisseure die Fassung eines anderen kaum je spielen, aber wo immer ich das je inszenieren sollte, ist des Verlags gebunden und es ist auch richtig.
    Es haben ja letzten Endes Generationen dafür gekämpft, dass Urheberrechte vorhanden sind und ich finde es einfach unbillig zu verlangen, wenn ein Mensch
    mehrere Berufe im Theater ausüben, Theaterdirektor, Übersetzer, Regisseur, dass plötzlich jemand kommt und sagt, aber einen davon werden Sie umsonst ausüben.
    Also Sie sind nicht grundsätzlich der Ansicht, dass ein Regisseur jede Bearbeitung finanziell vergütet bekommen soll.
    Das würden Sie auch bei anderen Stücken, die Sie also nicht so ausführlich bearbeiten, wie eben die Kabale, auch nicht selbst verlangen.
    Nein, ich fände das auch unzulässig.
    Aber ich werde auch nie, und das ist ja der schwache Punkt, und das muss ich auch deutlich sagen, ich werde nie sagen können und beweisen können, dass ich das nicht aus Geldgier getan habe.
    Wenn jemand behauptet, das tut der Klingelberg nur aus Geldgier, kann ich mit so etwas sprechen, aber ich kann das Gegenteil nie beweisen.
    Sie können aber Ihren Verwaltungsrat hier in Zürich überzeugen davon, und wenn der hinter Ihnen steht, sind Sie ja geschützt.
    Ich brauche den nicht zu überzeugen, denn diese Sachen sind ja vorher mit dem Verwaltungsrat abgesprochen.
    Ich habe, wie ich von derartigen Recherchen hörte, den Verwaltungsrat informiert darüber, habe ihn gefragt, wer dazu steht, und das sind ja sehr sachliche Leute.
    Die sagen, das haben Sie vor unserer Zeit erarbeitet, dafür haben Sie Zeit investiert, das ist rechtlich einwandfrei, dann fragen Sie, machen Sie das auch.
    Es gibt ja keinen Zweifel im Verwaltungsrat über diese Frage.
    Mit Gerhard Klingenberg sprach Brigitte Hofer und wir schließen das Journal mit Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Der Vorsitzende der Steuerreformkommission, Simicek, dämpfte heute wie schon vorher Finanzminister Andros die Erwartungen, die in die Arbeit dieser Kommission gesetzt würden.
    In einer Pressekonferenz sagte Simicek, bei dem Überhang der Ausgabenseite gegenüber der Einnahmenseite im Budget sei keine Voraussetzung für eine Schmälerung der Einnahmen gegeben.
    Im Übrigen wolle sich die Kommission bei ihrer Arbeit auf die Bundesabgaben und nicht auf die vielfältigen Landesabgaben konzentrieren.
    Die Kommission wird ihre eigentliche Arbeit Anfang März aufnehmen und will sie bis Jahresende abschließen.
    In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz stellte die Geschäftsführung des Wiener Kaufhauses Gerngroß heute fest, dass die Bauarbeiten genehmigt waren und auch alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen für die Schweißarbeiten getroffen worden waren, die den Großbrand ausgelöst hatten.
    Die Geschäftsführung legte auch Wert auf die Feststellung, dass die Sprinkleranlage in Betrieb war und die Feuerwehr ohne Verzögerung verständigt wurde.
    Ebenso wurde behauptet, die polizeilichen Erhebungen hätten keinerlei Anhaltspunkte für eine Anzeige ergeben.
    Mit dem Wiederaufbau des Kaufhauses soll so rasch als möglich begonnen werden.
    Iran.
    Der Chef, der vom Schiitenführer Khomeini ernannten Gegenregierung Basargan, hat heute in Teheran sein Regierungsprogramm skizziert.
    Danach strebte den Übergang der Regierungsgewalt vom amtierenden Ministerpräsidenten Bakhtiar zu einer Regierung an, will eine Volksbefragung über einen beabsichtigten Wechsel der Regierungsform abhalten, ebenso wie Wahlen für eine verfassungsgebende Versammlung.
    Ferne schlägt Bazargan die Ausarbeitung einer neuen Verfassung und die Bildung einer islamischen Regierung vor.
    Ja und wir sind damit am Ende des Mittagsjournals in einer halben Minute des 13 Uhr.
    Die Redaktion meldet sich wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendsjournal.
    Ich sage Ihnen auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1979.02.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1979.02.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Lage im Iran: Regierungsprogramm des Führers der iranischen "Freiheitsbewegung" Mehdi Bazargan
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung] , Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Datum: 1979.02.09 [Sendedatum]
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    China droht Vietnam mit Bestrafung, Kriegsgefahr zwischen beiden Ländern
    Mitwirkende: Bargmann, Hans Joachim [Gestaltung]
    Datum: 1979.02.09 [Sendedatum]
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    Inhalt: Nachrichten
    Chinesische Waffen für Kambodscha
    Mitwirkende: Rieder, Werner [Gestaltung]
    Datum: 1979.02.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz: Diskussion um Steuerreform-Kommission, dazu Wirtschaftstreuhänder
    Einblendung: Vorsitzender der Steuerreformkommission und ehemaliger Vizepräsident des Verwaltungsgerichtshofs Bruno Schimetschek und Obmann der Wirtschaftstreuhänder Josef Böck
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Hutar, Herbert [Gestaltung] , Schimetschek, Bruno [Interviewte/r] , Böck, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1979.02.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Geschäftsführung vom Kaufhaus Gerngross weist Vorwürfe mangelnder Sicherheit zurück
    Mitwirkende: Vockenhuber, Hans [Gestaltung] , Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Datum: 1979.02.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wissenschaft entwickelt Klebstoff für Knochenbrüche
    Interview: Dozent Dr. Schlag (Lorenz-Böhler-Krankenhaus)
    Mitwirkende: Kronsteiner, Manfred [Gestaltung] , Schlag, Günther [Interviewte/r]
    Datum: 1979.02.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Performance 1979 unter Beteiligung zahlreicher Österreicher
    Mitwirkende: Müller, Burkhard [Gestaltung]
    Datum: 1979.02.09 [Sendedatum]
    Ort: München
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Theater ; Humor ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Angriffe auf die finanzielle Gebarung des Zürcher Schauspielhauses unter der Leitung von Klingenberg
    Interview: Leiter des Zürcher Schauspielhauses Gerhard Klingenberg
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Klingenberg, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1979.02.09 [Sendedatum]
    Ort: Zürich
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Wirtschaft ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1979.02.09
    Spieldauer 00:59:57
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.02.09 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-790209_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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