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Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag meine Damen und Herren, hier meldet sich die Redaktion des Mittagsschonals, am Mikrofon ist Herbert Dobrowolny.
Die heutige Sendung hat den Schwerpunkt Gaddafi-Besuch in Österreich.
Der libysche Revolutionsführer soll ja in knapp einer Stunde in Wien ankommen.
Grund genug für uns einmal diese schillernde Figur näher zu beleuchten.
Unsere Wirtschaftsredaktion beschäftigt sich mit der wirtschaftlichen Bedeutung des Wüstenstaates.
Außerdem bringen wir ein Gespräch mit einem Kärntner, der als einer der etwa 1.000 Österreicher auf einer der verschiedenen Baustellen in Libyen beschäftigt war.
In den heutigen Tageszeitungen wird dem Gaddafi-Besuch auch breitem Raum gewidmet.
Wir zitieren in unserer Inlands-Presse-Show aus den Kommentaren.
Schließlich planen wir noch einen Direktbericht vom Flughafen Wien-Schwächert,
Wo man ja auf das Eintreffen der Maschine des Revolutionsführers wartet.
Wie jetzt nämlich bekannt wurde, weiß man noch immer nicht die genaue Ankunftszeit des Flugzeuges.
Sie kann, wie es offiziell heißt, zwischen 12 Uhr und 15 Uhr in Wien landen.
Die weiteren Themen des Mittagsschanals sind Schlagzeilenformen, Abschluss der Gespräche des deutschen Außenministers Genscher in Washington, Jahresabschluss 1981 der größten österreichischen Bank, der Kreditanstalt Bankverein und die Kulturredaktion informiert Sie über das Festival Tanz 82, das in Wien weitergeht.
Hier wird jetzt ein New Dance 1982 im Schauspielhaus präsentiert und wenn die Zeit noch reicht, bringen wir eine Vorschau auf die Documenta 82.
Zu Beginn aber die Nachrichten aus aller Welt.
Verantwortlicher Redakteur ist heute Federoli.
Gelesen werden die Nachrichten von Wilfried Schirrlbauer.
Österreich.
Der libysche Staatschef Gaddafi wird heute Nachmittag zu einem viertägigen Österreich-Besuch in Wien eintreffen.
Unmittelbar nach seiner Ankunft wird Gaddafi eine erste Unterredung mit Bundeskanzler Kreisky haben.
Bei den Gesprächen mit der Bundesregierung werden Wirtschaftsfragen im Vordergrund stehen.
Am Freitag wird Gaddafi die Föstalpine in Linz besuchen.
Die Föst hofft auf einen Großauftrag zur Errichtung von Ausbildungszentren in Libyen im Wert von etwa 4 Milliarden Schilling.
In einer Presseaussendung fordert die österreichische Hochschülerschaft den Bundeskanzler auf, bei den Wirtschaftsgesprächen mit Revolutionsführer Gaddafi keinesfalls über eventuelle Waffenlieferungen zu verhandeln.
Die Hochschülerschaft meint selbst, das Argument der Arbeitsplatzsicherung sei bei allem Ernst der Lage, bei Waffenlieferungen nicht gültig.
Der Bundesobmann der jungen ÖVP, Caras, hofft, dass die Regierungsmitglieder bei ihren Gesprächen mit Gaddafi moralische Fragen nicht vernachlässigen.
Handelsminister Staribacher hat heute Vormittag die Wiener Messe eröffnet.
Er wies dabei darauf hin, dass die österreichischen Ausfuhren wieder steigen und bezeichnete dies als ein Signal dafür, dass sich die österreichische Wirtschaft auf den internationalen Märkten behaupten könne.
Auch den Rückgang der Arbeitslosenzahl im vergangenen Februar wertete der Minister als erstes Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung.
Insgesamt gelte es aber, so Starybacher, auch weiterhin in Übereinstimmung mit Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern und den Bundesländern alle möglichen Anstrengungen zu unternehmen, um auch künftig die wirtschaftlichen Probleme lösen zu können.
Der Präsident der Bundeswirtschaftskammer, Salinger, sagte hingegen, die Wirtschaft sehe nach wie vor keine Anzeichen einer konjunkturellen Belebung.
Die Erträge der Betriebe werden immer geringer und zahlreiche Unternehmen kämpfen mit größten finanziellen Schwierigkeiten.
Zugleich wie Salinger aber auf den ungebrochenen Mut und die verstärkten Anstrengungen der Unternehmen hin, sich mit verbesserten Produkten und internationaler Marktbearbeitung dem Wettbewerb zu stellen.
Die bunte Vielfalt des Warenangebotes auf der Wiener Messe gebe davon ein imponierendes Zeugnis, sagte Salinger.
Der Nationalrat hält heute und morgen im Parlament in Wien Plenarsitzungen ab.
Wichtigste Tagesordnungspunkte sind der Bundesrechnungsabschluss 1980 und ein Antrag der beiden Großparteien zur Änderung des Arbeiterkammergesetzes.
Morgen steht der Sicherheitsbericht 1980 zur Debatte.
Österreich, Costa Rica.
Nach Meldungen internationaler Nachrichtenagenturen soll der Vorarlberger Geschäftsmann Bela Rablbauer, bekannt als der Mann mit dem Geldkoffer, in Costa Rica festgenommen worden sein.
Rablbauer soll sich als Diplomat ausgegeben und drei verschiedene Pässe sowie 20.000 Dollar bei sich gehabt haben.
Der Wiener Anwalt des Geschäftsmannes bestätigte auf Anfrage, dass sich Rablbauer derzeit auf Geschäftsreise in Südamerika befinde und dass er gestern noch nach Österreich telefoniert habe.
Ursprünglich wollte Rablbauer am 18.
März wieder in Österreich sein.
Die sogenannte Geheimkirche in der Tschechoslowakei baut ihre Aktivitäten trotz massiver Polizeiaktionen weiter aus.
Dies berichtete heute der in Rom lebende slowakische Bischof Nilić.
Nach Informationen des Bischofs sind es in der Tschechoslowakei vor allem junge Menschen, die sich in zunehmendem Maße für den Glauben engagieren und mit Gleichgesinnten zusammenschließen.
Die Behörden betrachten die religiösen Gruppen jedoch als illegal und reagieren mit Hausdurchsuchungen und Verhaftungen.
Bundesrepublik Deutschland.
Außenminister Genscher ist heute früh von seinem zweitägigen Besuch in Washington nach Bonn zurückgekehrt.
Genscher betonte vor Journalisten, die Vereinigten Staaten und die Bundesrepublik Deutschland seien entschlossen, das westliche Bündnis zu stärken und ihm durch intensive Konsultationen eine größere politische Dimension zu verleihen.
Der deutsche Außenminister erklärte, sein Besuch in Washington habe ein großes Maß an Übereinstimmung zwischen beiden Staaten deutlich werden lassen.
Der Streit um das Erdgasröhren-Geschäft Westeuropas mit der Sowjetunion ist nach Aussage Genschers beigelegt.
Die amerikanische Regierung hat in den Gesprächen zwar ihre Ablehnung des Geschäftes bekräftigt, jedoch akzeptiert, dass die Europäer gegenüber Moskau vertragstreu bleiben.
Genscher gab bekannt, dass Präsident Reagan nach seinem Bonn-Aufenthalt im Juni wahrscheinlich auch West-Berlin besuchen wird.
USA.
Der ehemalige Vizepräsident Mundell hat Präsident Reagan mangelndes Gefühl für die atomare Bedrohung vorgeworfen.
Mundell förderte vor Journalisten einen Aufschub bei der Produktion, Erprobung und Stationierung von Atomwaffen.
Diese Förderung wollen heute mehrere Senatoren, darunter Edward Kennedy, im Kongress mit einer Resolution unterstützen.
Mundell gilt als aussichtsreicher Bewerber der Demokratischen Partei für die Kandidatur bei den kommenden Präsidentenwahlen im Jahr 1984.
Großbritannien.
Der erste lückenlose Streik im Londoner Nahverkehr seit 1926 hat heute früh zu schweren Verkehrsbehinderungen in der britischen Hauptstadt geführt.
Nach ersten Berichten haben sich alle 60.000 Angestellten der städtischen Verkehrsbetriebe dem Streik angeschlossen.
An Werktagen transportieren die Autobusse und U-Bahnen Londons durchschnittlich 5 Millionen Passagiere.
Die Gewerkschaften haben zu dem eintägigen Streik aufgerufen, um gegen ein Urteil des höchsten britischen Gerichts zu protestieren.
In diesem Urteil wurden drastische Preissenkungen für Rechtsfriedrich erklärt, weil diese im Budget der Stadt durch erhöhte Abgaben ausgeglichen werden sollten.
Die Gemeindeverwaltung hat daraufhin die Fahrpreise wieder verdoppelt und die Entlassung von mehreren tausend Angestellten angekündigt.
Guatemala.
Nach den Präsidentenwahlen am Wochenende ist es zu Unruhen gekommen.
Anhänger der drei geschlagenen Präsidentschaftskandidaten protestierten in Demonstrationszügen gegen den ihrer Meinung nach durchgeführten Wahlbetrug.
Die Polizei ging gegen die Demonstranten mit Tränengas und Schlagstöcken vor.
Gestern Abend hatte die Polizei die drei unterliegenen Kandidaten der Präsidentenwahl vorübergehend festgenommen.
Die drei hatten versucht, gemeinsam zum Regierungspalast zu fahren, um dort ihren Antrag auf Annullierung der Wahlen zu übergeben.
Südafrika.
Vor einem Gericht der Provinzstadt Pietermaritzburg beginnt heute der Prozess gegen 45 Söldner, die an dem im vergangenen Herbst gescheiterten Umsturzversuch auf den Seychellen beteiligt waren.
Unter ihnen befindet sich auch ein österreichischer Staatsbürger.
Sein Name wird von der südafrikanischen Botschaft in Wien mit Sven Helge Forssell angegeben.
Das Söldnerkommando war im November als Rugby-Team getarnt auf den Seychellen gelandet.
Söldner entdeckten jedoch in ihrem Gepäck Waffen.
Daraufhin kam es zu mehrstündigen heftigen Kämpfen.
Den 45 Söldnern gelang es ein Flugzeug in ihre Gewalt zu bringen und mit ihm nach Südafrika zu fliehen.
Die Behörden Südafrikas ließen die Söldner zunächst frei, erst unter dem Druck der internationalen Öffentlichkeit wurden die Männer jetzt der Luftpiraterie angeklagt.
Sowjetunion.
Nach neuesten Erkenntnissen der sowjetischen Forschung weist die Oberfläche des Planeten Venus Ähnlichkeiten mit mitteleuropäischen Bodenformationen auf.
Nach Berichten der amtlichen Nachrichtenagentur TASS ist die Venus zum größten Teil von sogenannter Basaltschmelze überzogen.
Diese Gesteinsart ist in der Erdkruste in etwa 60 bis 80 Kilometern Tiefe vorhanden.
Die jüngsten sowjetischen Erkenntnisse über die Beschaffenheit der Venusoberfläche, die von zwei Robotern gewonnen wurden, lassen, nach Angaben von Wissenschaftlern, Rückschlüsse auf die früheren geologischen Prozesse auf der Erde zu.
USA.
Bei einer Routinekontrolle eines kolumbianischen Flugzeuges haben die Zollbehörden in Miami mehr als eineinhalb Tonnen Kokain entdeckt.
Das Rauschgift war im Plastikbeutel verpackt, unter einer Kleidersendung versteckt.
Das Kokain hätte einen Verkaufswert von umgerechnet mehr als 15 Milliarden Schilling gehabt.
Die Wetterlage.
In Österreich geht der Hochdruckeinfluss zu Ende.
Es kommt ein Übergang zu veränderlichem Westwetter, wobei die Temperaturen vorerst in allen Höhen steigen.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Meist noch sonnig.
Im weiteren Tagesverlauf im Westen Bewölkungszunahme.
Schwacher bis mäßiger Wind aus südlichen Richtungen.
Nachmittagstemperaturen 3 bis 9.
In Vorarlberg, Nordtirol und Salzburg bis 12 Grad.
In der kommenden Nacht Eintrübung.
Tiefstemperaturen minus 3 bis plus 4 Grad.
Die Prognose für morgen Donnerstag.
Überwiegend stark bewölkt und Regen.
Schneefall bis gegen 1200 Meter.
Auffrischender Westwind.
Temperaturanstieg, Höchstwerte in der Niederung 6 bis 13 Grad.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien wolkenlos 6°, Südostwind 10 km in der Stunde.
Eisenstadt wolkenlos 4°, Ost 10.
Linz wolkenlos 3°, Süd 3.
Salzburg heiter 9°, Südost 5, 10.
Innsbruck heiter 9°, Wind still.
Bregenz heiter 11°, Südostwind 5 km.
Graz heiter 6°, Süd 5.
Und Klagenfurt heiter, fünf Grad Südostwind, drei Kilometer in der Stunde.
Zwölf Uhr und elf Minuten war es soeben, Sie hören das Mittagsschanal des aktuellen Dienstes.
Libyens Revolutionsführer Mohamed Gaddafi wird also heute Nachmittag
oder in den nächsten Minuten zu einem offiziellen Besuch nach Wien kommen.
Gaddafi, das ist ja seit Jahren so etwas wie ein enfant terrible der internationalen Politikszene, wobei es relativ schwer fällt, die Persönlichkeit dieses Revolutionsführers aus allen Klischees herauszuhalten.
Im eigenen Land wird er ja fast als Prophet verehrt und für die anderen gilt er dann wieder als Drahtzieher des internationalen Terrorismus und als ständiger Unruhestifter.
Die Amerikaner haben ihn zu ihrem Todfeind vielleicht erklärt.
Andere Kreise, auch Politiker sagen immer wieder, es gebe keine Beweise, dass Gaddafi der Drahtzieher des internationalen Terrorismus sei.
Wie dem auch immer sei, Muammar al-Gaddafi kommt heute nach Wien, Grund genug für Harry Sikorowski ein Porträt über diesen libyschen Revolutionsführer zu gestalten.
Führer der großen Al-Fatah-Revolution der sozialistischen libyschen arabischen Volks Jamahiriya Muammar al-Qadhafi.
So wird der in einer Stunde in Wien erwartete Gast im offiziellen Programm seines Österreich-Besuchs bezeichnet.
Qadhafi hat vor zwei Jahren alle seine Ämter zurückgelegt, ist nicht mehr Oberst, Staatschef oder Oberkommandier der Armee, sondern schlicht Generalsekretär des Volkskongresses.
Es ist nicht der einzige Faktor, der Qadhafi aus dem Rahmen der Routine fallen lässt.
Schon seine Biografie verschweigt mehr als sie mitteilt.
Kein Hinweis dafür, wieso der Beduiniensohn als einziger seines Stammes von Analphabeten nicht nur die Schule besuchen durfte, sondern es sogar bis zum Kadetten einer britischen Militärakademie brachte.
Schon als Schüler soll der heute 40-jährige Demonstrationen gegen jenen König Idris organisiert haben, den er dann auch im Alter von 27 Jahren durch einen Putsch junger Offiziere zum Teufel jagte.
Seit diesem Tag im Jahre 1969 hat sich Gaddafi sein ideologisches Gebäude aus orthodoxem Islam, marxistischem Gedankengut und Prinzipien der chinesischen Kulturrevolution aufgebaut.
In seinen grünen Büchern entwickelt er einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus.
Nebenbei empfiehlt er sich als eine Art arabischen Messias, der wiederholt vergeblich versuchte, durch die Zusammenlegung von Staaten unter seinem Kommando ein arabisches Großreich zu schaffen.
Mit Ägypten und Syrien als Dreibund, dann wieder mit Ägypten allein, jetzt wieder mit Tunesien und Algerien.
Pläne, die alle fehlschlugen.
Aber mit unermüdlichem Reisefieber versucht Gaddafi für seine Politik zu werben.
Er hat ein Dutzend afrikanische Staaten besucht, in Asien, Pakistan und Sri Lanka, fast alle osteuropäischen Staaten und wiederholt die Sowjetunion, im Westen allerdings nur Frankreich und Spanien.
Die Gegenbesuche waren eher spärlich.
Unter ihnen 1975 Bundeskanzler Kreisky in seiner Eigenschaft als Vertreter der Sozialistischen Internationale, der Gaddafi nachher als einen sehr ernsten, reifen und nachdenklichen Mann bezeichnete, der sich sehr für den Sozialismus interessiere.
Im Westen steht Gaddafi freilich eher als Drahtzieher des internationalen Terrorismus im Scheinwerferlicht.
Ihm wird vorgeworfen, Befreiungs- und Terrorbewegungen von Irland bis zu den Philippinen zu unterstützen, was sich allerdings nur auf Vermutungen, Gerüchte und Kombinationen stützen kann, wenn es auch Tatsache bleibt, dass viele Terroristen nach ihrer Freilassung Asyl in Libyen gefunden haben.
Für die Bevölkerung seines Landes hat sich Gaddafi den Ruf eines wohltätigen Vaters der Nation erworben.
Gaddafi regiert ein Land von 1,7 Millionen Quadratkilometern Fläche mit knapp drei Millionen Einwohnern, also weniger als zwei Menschen pro Quadratkilometer Bodens, der allerdings zum größten Teil aus Wüste besteht.
Der Ölreichtum Libyens hat bewirkt, dass die Libyer heute mit umgerechnet nahezu 100.000 Schilling pro Kopfeinkommen jährlich zu den Völkern mit dem höchsten Lebensstandard zählen.
Dank dieses Reichtums konnte ein umfassendes Sozialwesen ausgebaut werden, Wohnung und ärztliche Betreuung sind frei, Arbeitslose erhalten 10.000 Schilling monatliche Unterstützung, Widmenweisen und Alte bekommen großzügige Renten.
Die Hauptstadt Tripolis wird als eine einzige Großbaustelle mit ganzen Vierteln riesiger neuer Wohnblocks geschildert.
Daneben kann es sich Gaddafi auch leisten, jährlich etwa eine Milliarde Dollar für die Aufrüstung seiner Armee zu opfern, die mit 40.000 Mann gemessen an der Bevölkerung gar nicht so klein ist und mit fast 300 Kampfflugzeugen und 4.000 Panzern in der Bewaffnung an die Militärmaschine einer Großmacht herankommt.
Der asketische Moslem-Fanatiker Gaddafi hat sich auch nicht gescheut, seine Streitmacht mit sowjetischen Waffen auszurüsten, wie er überhaupt in Moskau ein gern gesehener Gast ist und dort sogar mit dem Leninpreis geehrt wurde.
Im Jahre 1976 gab Gaddafi seinem Land eine neue Verfassung.
Die traditionelle Verwaltung wurde abgeschafft.
Volkskongresse in allen Provinzen wählen Volkskomitees und diese wiederum das zentrale Volkskomitee.
Einen Parlamentsersatz mit 980 Abgeordneten.
Der Ministerrat ist das allgemeine Volkskomitee.
Die Leitlinien der neuen Administration sind der Koran, Tradition, Familie und Stamm.
das Zukunftsziel, die Abschaffung jeglicher Regierung, des Polizeiapparats und die Bildung einer bargeldlosen Gesellschaft ohne Löhne und Preise, in der alle Bedürfnisse befriedigt werden.
Aber damit ist für Libyen gewiss noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Denn der wohl ausgeprägteste Charakter zu Gaddafis ist seine Unberechenbarkeit.
Unberechenbarkeit, dieses Schlagwort gilt vielleicht auch für das Besuchsprogramm des libyschen Revolutionsführers.
Offiziell wurde ein Besuchsprogramm vorgelegt vom Bundespressedienst, das heute nach der Ankunft der Sondermaschine in Wien schwächert.
am späteren Nachmittag ein erstes Gespräch mit Bundeskanzler Kreisky vorsieht.
Für morgen ist ein Besuch im Parlament und im Wiener Rathaus geplant, anschließend ein Mittagessen mit Kanzler Kreisky und dann ein ausführliches Gespräch mit dem österreichischen Regierungschef.
Am Abend soll es dann eine Pressekonferenz im Hotel Imperial geben und ein offizielles Abendessen mit Kreisky im Kongresssaal des Bundeskanzleramtes.
Am Freitag soll es die Abfahrt des Sonderzuges nach Linz geben, eine Ankunft um 11 Uhr bei der Pföst, eine Werksbesichtigung und ein Mittagessen.
Und am Nachmittag soll dann Muramalega Grafi nach Salzburg weiterfahren.
mit Landeshauptmann Haaslauer im Schloss Klessheim ein Abendessen einnehmen.
Dieser Punkt ist noch relativ umstritten, da nach allen Anscheinen nach der Landeshauptmann von Salzburg keine Zeit aufbringen dürfte, um mit Gaddafi gemeinsam Abend zu essen.
Der Landeshauptmann will nämlich einen Gemeindebesuch in der kleinen Wolfgangsseegemeinde Strobl nicht absagen, zumal bei diesem Besuch ein verdienter Altbürgermeister zu Ehren sei, wie es in einer Erklärung seines Sekretariats heißt.
Der Besuch Oberst Gadaffis in Österreich ist aber neben außenpolitischen Gesichtspunkten auch unter wirtschaftlichen Aspekten zu sehen.
Dies hat ja Bundeskanzler Kreisky gestern nach dem Ministerrat ausdrücklich unterstrichen.
Einige österreichische Firmen erhoffen sich vom Besuch des libyschen Revolutionsführers verschiedenste Aufträge.
Die Vestalpine AG etwa ist optimistisch, nun ihr Berufsausbildungszentrumsprojekt abschließen zu können.
Ein Projekt, das die Ausbildung von Fachkräften für die libysche Stahlindustrie zum Ziel hat.
Aber auch die Steyr-Daimler-Puch AG will bei dieser Gelegenheit eine Reihe von zivilen Produkten wie LKWs, Traktoren, aber auch Mopeds zur Auswahl vorlegen, so es dazu im ausführlichen Besuchsprogramm substanzielle Möglichkeiten geben sollte.
Die Simmering-Graz-Pauker AG, die gemeinsam mit den Vereinigten Edelstahlwerken ein mehrere Milliarden Schilling-Projekt einer Meerwasserentsalzungsanlage fertig kalkuliert in der Schublade hat, hofft dieses beim Besuch der libyschen Delegation unterbreiten zu können.
Wie stehen nun die Chancen dieser österreichischen Firmen angesichts ständig sinkender Einnahmen aus dem Rohölverkauf Libyens mit diesem Staat Nordafrikas überhaupt ins Geschäft zu kommen?
Hören Sie dazu den folgenden Beitrag von Michael Kerbler.
Libyen ist als Handelspartner Österreichs im nordafrikanischen Raum der wichtigste Absatzmarkt für unsere Produkte.
Im vergangenen Jahr konnten die Ausfuhren in dieses Land um 50% gegenüber 1980 auf beachtliche 2,4 Milliarden Schilling gesteigert werden.
Was nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass aufgrund der Öllieferungen Libyens nach Österreich die Handelsbilanz mit rund 1,5 Milliarden Schilling zu Ungunsten Österreichs ausgefallen ist.
Ob es den österreichischen Firmen gelingen wird, zufriedenstellende Geschäfte mit den libyschen Gesprächspartnern abzuschließen, während des Besuchs von Staatschef Gaddafi tagt parallel dazu in Wien eine gemischte österreichisch-libysche Wirtschaftskommission unter Leitung von Handelsminister Starrybacher, hängt zum überwiegenden Teil vom Gutwill des ersten Mannes der sozialistisch-libyschen Arabischen Volks Jamaha-Iria ab.
Ob Libyens Außenhandel sich in den kommenden Jahren den westlichen Staaten öffnen wird, hängt aber nicht zuletzt davon ab, inwieweit die Einnahmen aus den Rohölverkäufen, aber auch der Verkauf von Raffinerieprodukten und petrochemischen Erzeugnissen den budgetierten Einnahmenserwartungen entsprechen.
Ein Blick in den vorliegenden Fünf-Jahres-Plan Libyens von 1981 bis 1985 zeigt, dass die Libyer die Förderung von Rohöl drosseln wollen.
In der Einführung zu diesem Kapitel des Fünf-Jahres-Plans wird auch die wirtschaftspolitische Begründung für diesen Schritt gegeben.
Man will die wichtigste Rohstoff-Ressource des Landes schonen und bei reduzierter Förderung mehr Erlöse aus weiterverarbeiteten Rohöl-Erzeugnissen erwirtschaften.
Während etwa die Exporterlöse aus Rohöl im Fünfjahreszeitraum 1981 bis 1985 um siebeneinhalb Prozent sinken werden, plant man die Einnahme aus Raffinerieprodukten und petrochemischen Erzeugnissen um 23 beziehungsweise 39 Prozent anzuheben.
Ob diese Rechnung der Libyer aufgeht, ist angesichts der sinkenden Ölpreise, die nach wie vor zu mehr als 90 Prozent am Bruttosozialprodukt beitragen, aufgeht, bleibt angesichts der jüngsten Entwicklungen fraglich.
Denn zu Beginn vergangenen Jahres konnten die Libyer für ein Fass Rohöl zu 159 Liter mehr als 40 Dollar verrechnen.
Vergangene Woche bot man ihnen dagegen nur mehr 36,5 Dollar.
Probleme muss Libyen auch in den nächsten Monaten im Rohölverkauf nach den USA bewältigen.
Nach dem Rückzug des amerikanischen Mineralölkonzerns Exxon im Herbst vergangenen Jahres will nun die Reagan-Administration endgültig den Kauf libyschen Erdöls einstellen.
Aus dem Weißen Haus wird nicht dementiert, dass politische Überlegungen ausschlaggebend für diesen Schritt sind.
Da schon im vergangenen Jahr die Erdölleinnahmen auf fast 7 Milliarden Dollar gegenüber rund 22 Milliarden Dollar im Jahr 1980 gesunken sind, sehen Beobachter manche ehrgeizigen und notwendigen Projekte zur Industrialisierung, aber auch zum Ausbau der Landwirtschaft Libyens vom Rotstift gefährdet.
Die geringer fließenden Erdöl-Einnahmen könnten nämlich auch dazu führen, dass Libyen in der Bruttosozialproduktstatistik der Weltbank einige Plätze nach unten abrutscht.
Betrachtet man das Einkommen Libyens pro Kopf der Bevölkerung, so liegt dieser nordafrikanische Staat mit 7.210 Dollar hinter Österreich, vergleichswert 7.520 US-Dollar, an 15.
Stelle der Weltrankliste.
Ein geringeres Volkseinkommen allerdings könnte Gaddafi innerpolitisch vor das Problem wachsender Unzufriedenheit mit seiner Politik stellen.
Es wird letztlich auch auf das Verhalten der OPEC-Mitglieder, die in eineinhalb Wochen in Wien zu einer Sitzung zusammentreffen, ankommen, ob nämlich der gegenwärtige Preisverfall des Rohöls gebremst und auf einem für alle Mitglieder träglichen Niveau eingefroren werden kann.
Fixe Rohölpreise würden Libyen eine risikolosere Planung für den Ausbau der Wirtschaft und der Landwirtschaft des Landes in den kommenden fünf Jahren erlauben.
Soweit eine Analyse der libyschen Wirtschaft, verfasst von Michael Kerbler.
In Libyen sind zeitweise mehr als tausend österreichische Arbeiter an den verschiedensten Baustellen beschäftigt.
Einige von ihnen leben bereits seit Jahren im Lande Gaddafis.
Harald Gras vom Landesstudio Kärnten hat während seines Libyenaufenthalts die österreichischen Arbeiter in der Wüste besucht.
Hier ist sein Bericht.
Die Arbeiter aus Kärnten und aus der Steiermark haben in den letzten Wochen im Süden von Sirte einen Flugplatz in nächster Nähe von Gaddafis Geburtshaus in Gazropuhadi fertiggestellt.
Auch in anderen Städten wie Tripolis sind seit Jahren hunderte Österreicher an Baustellen beschäftigt.
Sie errichten Trinkwasseraufbereitungsanlagen und unterirdische Kanalsysteme.
Untergebracht sind die Kärntner und Steirer in Barackenlagern.
Ein- bis zweimal pro Jahr fahren die Arbeiter nach Hause.
In Libyen leben sie weitgehend isoliert.
Den Namen Gaddafi wagen sie nicht auszusprechen, aus Furcht, man könnte ihre Aussagen falsch auslegen.
Wenn sie über Gaddafi sprechen, verwenden sie Synonyme wie Franz und Fritz.
Die Österreicher nehmen viele Strapazen auf sich, denn in Libyen wird gut bezahlt.
60.000 Schilling im Monat sind keine Seltenheit.
Bei mir ist es schon einigermaßen komisch gewesen, wie ich überhaupt den Gedanken gefasst habe, nach Libyen zu gehen.
Das Land bloß sollte aber absolut daherzukommen, um Geld zu verdienen.
In den ersten Monaten, als wir hier waren, mussten wir das Wasser ungefähr 30 Kilometer aus der Wüste herbeischaffen.
Nun haben wir uns einen eigenen Brunnen gebohrt.
Dadurch sind wir unabhängiger und haben das Wasser auch näher bei der Aufbehaltung.
Wie spürt man jetzt den Sand?
Wie spürt man die Sandstürme?
Die Sandstürme machen sich bei uns in den Räumen schon ein wenig bemerkbar.
Wenn das Fenster nicht geschlossen ist, dann ist der Boden eben rot.
Ich bin im 76er Jahr im Frühling mit einer österreichischen Baufirma nach Bersing gegangen und war dort bis Weihnachten 78.
Das hat sich dann zerschlagen durch die Comene-Revolution.
Ich hab mich dann umgesehen nach was Neuem.
Ich wollte also nicht unbedingt in Österreich bleiben.
Ich bin noch jung und ledig, noch ungebunden.
Ich war der Meinung, ich sollte ins Ausland gehen wieder.
Und hab dann eben diesen Job hier angenommen und mach jetzt auf dieser Baustelle hier den Baukaufmann.
Das bringt sicherlich einige Probleme mit sich, vor allem mit den hiesigen Behörden.
Probleme,
die sicherlich in Österreich oder in Europa auch auftreten, aber die hier durch die arabische Mentalität besonders groß und krass zutage treten.
Obergangen sind wir zum Arbeiten, wir arbeiten auch unten.
um die 100 Stunden pro Woche, dass es auszahlt und dass wir richtig verlieren.
Das Einzige ist schon noch ein Runden.
Man hat keine Vergnügungen und so.
Aber am längsten vergnügt man sich, wenn man nicht arbeiten kann.
Die Post ist ein bisschen schwierig, weil man ja oft drei, vier Wochen bis zum Monat keinen Post kriegt und dann die Post nicht rauskriegt.
In der Ramadan-Zeit hat man oft zwei Monate, bis man einen Post kriegt, weil alles gesperrt ist durch das, dass man nicht arbeitet.
Ich bin erst seit einigen Wochen hier.
Es ist ein interessantes Land.
Was einem gefällt hier, das sind die herrlichen Sonnenstrände.
Dafür gibt es natürlich keine Berge, so wie man sie von zu Hause gewohnt ist.
Aber die Kameradschaft hier ist auch ausgezeichnet.
Und was einem vielleicht nicht gefällt,
Das sind die verschleierten Meter, denen man nicht einmal nachschauen darf.
Einige Arbeiter sind schon seit fünf Jahren in Libyen.
Sie werden nun vermutlich bleiben, da es für Österreichs Firmen weitere Aufträge gibt.
Musik.
Nach diesem atmosphärischen Bericht über die Österreicher in Libyen, den Harald Grass gestaltet hat, nun zu den Kommentatoren der österreichischen Tageszeitungen.
Sie stehen in der Mehrzahl dem nun ins Haus stehenden Besuch Gaddafis in Österreich eher kritisch gegenüber.
Eine Auswahl der Zitate für unsere Inlandspresseschau hat Herbert Huthar zusammengestellt.
Ein gequältes Aber-Bitte-Treten-Sie-Nur-Ein, ein etwas gepeinigtes Willkommen und alle anderen Formen jener Alibi-Höflichkeit, die überraschende Gäste auslösen, müssen den Herren am Ballhausplatz bei der Begrüßung Oberst Gadaffis aus der Verlegenheit helfen.
Beginnt Ernst Trost in der Neuen Kronenzeitung seinen Kommentar unter dem Titel Aus der Wüste und weiter...
Der Autor präsentiert dann ein politischer Sündenregister des libyschen Machthabers, ohne besonders auf die Vorwürfe einzugehen.
Gaddafi begünstige den Terrorismus.
Seine imperialistischen Ambitionen offenbaren sich in der Bereitschaft, wo immer sich eine Chance bietet, libysche Truppen einzusetzen.
Früher in Uganda, vor kurzem im Tschad.
Und als sich Exil-Libyer seinen Befehl zur Heimkehr widersetzten, wurden sie in Rom, London, in den USA und anderswo einfach ungebracht.
Und abschließend?
Nach Wien drängt es ihn wohl, um der Welt zu beweisen, dass er gar nicht so ist, wie er dargestellt wird.
Die Grazer Kleine Zeitung nimmt heute das Kreiskehr-Argument aufs Korn.
Der Besuch diene zur Sicherung österreichischer Arbeitsplätze, nachdem das Blatt gestern die Visite als beschämend und unwürdig bezeichnet und betont hatte, dass ja Gaddafi nach Meinung des Blattes als Drahtzieher hinter dem blutigen Terrorüberfall auf die OPEC-Ölministerkonferenz Ende 1975 gestanden sei.
Gaddafi versorge den internationalen Terrorismus mit Geld und mit Waffen
und bekämpfe jeden Ansatz einer Friedenslösung mit allen Mitteln, schrieb das Blatt gestern.
Und heute Hans Winkler.
Kreisky ist dabei, nicht nur sein Ansehen als Außenpolitiker zu zerstören.
Das wäre seine Sache.
Er schadet auch der internationalen Reputation unseres Landes.
Man fürchtet sich davor, was eigentlich noch alles unter dem Namen Arbeitsplatzsicherung kommen wird.
Gefahr für Österreichs Außenpolitik sieht auch Josef Nowak in der Tiroler Tageszeitung.
Es sei das gute Recht der Bundesregierung, Gespräche zu führen, mit wem auch immer, meint Josef Nowak, gibt aber zu bedenken.
Doch sollte man die Frage nicht einfach vom Tisch wischen, ob nicht eine allzu intensive wirtschaftliche Bindung Österreichs an die arabischen Staaten, etwa bei der Aufnahme von Krediten, längerfristig Österreichs Neutralitätspolitik in Schwierigkeiten bringen könnte.
Die überwiegend negativen Kommentare in den heutigen Tageszeitungen scheint die sozialistische Arbeiterzeitung vorausgesehen zu haben, wenn sie schreibt.
Nach Ansicht des Autors des Kurzkommentars hat die Ablehnung Gaddafis mit dem Wüstenstaat und seiner Politik wenig zu tun.
Er sieht die kritischen Kommentatoren als Opfer einer rassistischen Propaganda aus Washington und kritisiert die Aussage des ÖVP-Chefs Mock, Kreisky hätte die internationale Quarantäne gegen Gaddafi durchbrochen.
Eine Quarantäne sollte man vielmehr gegen den Geist verhängen, aus dem solche Stellungnahmen geboren werden, meint die Arbeiterzeitung.
Nun zwei Kommentare zum Thema Moral und Ehre auf der einen Seite, Geschäft auf der anderen Seite.
Martin Stieglmeier im ÖVP-Organ, neues Volksblatt zur Haltung Kreiskis.
Denn wenn er sich eines Geschäftes willen mit jenem Mann trifft, der die Mörder von Österreichern wie Staatsgäste aufgenommen hat, dann hat das mit Ehre nichts mehr zu tun.
Und weiter unten?
Freilich kann Kreiski mit seiner Ehre machen, was er will.
Es geht aber letztlich um unser aller Ehre.
Und die Presse in einem Kurzkommentar.
Bundeskanzler Kreisky hat zu erkennen gegeben, dass der heimischen Wirtschaft ein, wie er sagte, unermesslicher Schaden entstanden wäre, wenn man Gaddafi ausgeladen hätte.
Ob es jenseits der kommerziellen Erwägungen einen ideellen Schaden geben wird und ob nicht die Moral wieder ihren doppelten Boden zeigt, wird sich herausstellen.
Und abschließend Hans Rauscher im Kurier.
Münzwäscherei Kreisky, Meisterbetrieb, Spezialservice für den arabischen Raum.
Weiße Westen nach Wunsch.
Auch Blutfleckenentfernung.
Und der Autor kommt zu dem Schluss.
Nun tut Österreich aus wirtschaftlichen Gründen so, als sei Gaddafi ein ganz normaler Partner.
Nein, nicht Österreich tut so, sondern Kreisky.
Denn in dieser Sache steht der Kanzler ganz allein.
Wahrscheinlich so allein wie noch nie.
Soweit also Auszüge aus Kommentaren der heutigen österreichischen Tageszeitungen.
Herbert Huthar hat sie zusammengestellt.
Mittlerweile ist es 12.32 Uhr geworden und mit dieser Inlandspresse-Schau sind wir vorläufig auch am Ende unseres Berichterstattungs-Blogs über die Ankunft von Gaddafi in Österreich.
Gegen Ende des Journals planen wir noch einen kurzen Direktbericht vom Flughafen Wien-Schwächert, was sich dort derzeit abspielt.
Wie schon zu Beginn erwähnt, weiß man ja noch immer nicht genau, wann die Maschine des libyschen Revolutionsführers in Österreich ankommen soll.
Zeiten zwischen 12 Uhr und 15 Uhr sind hier im Gespräch.
Weiters planen wir für die uns noch verbleibende Zeit im Mittagsschanal einen Bericht aus der Bundesrepublik Deutschland, wo heute der Außenminister Genscher über seine Gespräche, die er in Washington geführt hat, das Kabinett informiert hat.
Die Kulturredaktion berichtet unter anderem über das Tanzfestival Tanz 82, das nun ein New Dance Festival im Schauspielhaus in Wien präsentiert.
Nun aber noch ein Wirtschaftsbericht aus Österreich.
Als erste Bank in diesem Jahr hat heute Österreichs größtes Institut, die CA, ihre Bilanz veröffentlicht.
Interessant darin ist nicht nur der eigentliche Geschäftsjahresabschluss 1981 der Bank, sondern auch und vor allem der der Konzernbetriebe, von denen ja zwei, nämlich Semperito und Steyr-Daimler-Puch in der letzten Zeit öfters wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten im Gespräch waren.
Hans Adler informiert Sie näher.
Als den Umständen entsprechend zufriedener Bankchef hat sich Androsch heute den Journalisten präsentiert.
Zufrieden mit dem Geschäftsgang, der den Besitzern, das ist der Staat und 23.000 ATCA Aktienbesitzer, eine 10-prozentige Dividende versprechen kann.
Zufrieden auch,
mit der Aussicht auf 600 Millionen Schilling mehr Grundkapital, die der Staat als Haupteigentümer der Bank heuer zuschießen soll.
Ansonsten Vorsicht bei Auslandsgeschäften, vor allem mit den Comicon-Staaten, die in einer schweren Wirtschaftskrise stecken.
Man dürfe zwar nicht alle in einen Topf werfen, aber Polen und Rumänien hätten nun einmal Auswirkungen auf das gesamte östliche Wirtschaftsbündnis und seine Beteiligten, meinte Androsch.
Mit einem Dank an seinen Vorgänger Dreichl, der zwischen den Journalisten im Publikum saß, verbannt Androsch die Ankündigung weiterer Auslandsaktivitäten in New York und in den Golfstaaten im Mittleren Osten.
Ansonsten bedauern über die wörtlich historisch hohen Zinsen, die nach Ansicht der CA-Führung heuer etwas abbröckeln sollten.
Und dann zum Konzern.
Zuerst die guten Kinder, die im vergangenen Jahr der Konzernchefin keinen Verlust eingestehen mussten.
Der steirische Papierkonzern Leikam, Österreichs, so Androsch, größte Baufirma, Universale, die Maschinen- und Fahrzeughersteller Jenbacher und Maschinenfabrik Andritz und die Treibacher Chemischen Werke, trotz deren enger Verflechtung mit der notleidenden Stahlindustrie.
Dann aber die Sorgenkinder Androsch.
Größere oder große Probleme, wie Sie wissen, gibt es bei Semperit, aber hier sind einschneidende Maßnahmen entweder schon
vorgenommen worden in den letzten Monaten oder sind in Begriffe verwirklicht zu werden, um sicherzustellen, dass auch in den nächsten Jahren dieses Unternehmen ein erfolgreicher Marktteilnehmer sein wird.
Details über die einschneidenden Maßnahmen wollte Androsch nicht nennen und vertröstete die neugierigen Journalisten auf eine in einigen Wochen geplante Veröffentlichung von Semperit selbst.
Und Sorgen hat Androsch auch mit seiner größten Konzerntochter, der Steier Daimler Buch AG.
Notwendige Anpassungen sind auch im Steier-Konzern Erfolg, die es zu nennen, Notwendigkeiten, die sich im Zusammenhang mit der Moped-Produktion und den Marktentwicklungen dort ergeben hat, aber auch die Trennung
der BMW-Produktion einerseits in Steyr von der gemeinsamen Entwicklung eines auf einer neuen Technologie aufbauenden Leichtmetallmotors.
Andererseits, das ist hinreichend bekannt, die Notwendigkeit
eine wichtige Sparte erfolgreich zu betreiben, nämlich Kette ist unverändert gegeben.
Kette, das sind die Steyr-Schützenpanzer, von denen derzeit viele, man spricht von mehr als 100, auf Lager stehen.
Frage, wird man anschließlich des Gaddafi-Besuches versuchen, sie nach Libyen zu verkaufen?
Androsch vorsichtig.
Notwendigkeit von Exporten bei der Waffe ist sicherlich nach wie vor gegeben im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten, versteht sich.
Problem Nummer zwei, der veränderte Vertrag mit BMW.
Dort ist Steyr bekanntlich aus der Gemeinschaftsproduktion eines herkömmlichen Dieselmotors ausgestiegen
und hat nur den Anteil an der Entwicklungsgesellschaft für den vom Professor List in Graz erfundenen Leichtmetall-Diesel mit Direkteinspritzung behalten, der allerdings nicht so bald wie ursprünglich angenommen serienreif sein dürfte.
Hier reklamierte Androsch die Zustimmung vom Bundeskanzler Kreisky für sich und gab sich für die Zukunft des Projektes eher optimistisch.
Das war das Wesentliche aus der CA-Bilanz und damit wieder zurück zum Funkhaus.
Berichterstatter war Hans Adler.
Mittlerweile ist es 12 Uhr und 38 Minuten geworden.
Wieder ins Ausland.
Der nächste Beitrag handelt um die rege Besuchsdiplomatie, die seit Monaten zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten abgehalten wurde.
Es war ja erst der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt in Washington, dann der Wirtschaftsminister Graf Lambsdorff und nun Außenminister Genscher.
Genscher führte Gespräche mit Alexander Haig, mit Verteidigungsminister Weinberger und mit Präsident Ronald Reagan.
Die Themen waren unter anderem das nicht gerade unproblematische Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten, andererseits auch das in ziemlichen Misskredit von Seiten Washingtons geratene Gasgeschäft mit der Sowjetunion und schließlich noch die Lage in Polen, wobei hier natürlich speziell die Haltung Amerikas und die Haltung Europas diskutiert wurde.
Genscher ist nun aus Washington zurückgekommen und hat heute Vormittag das Kabinett in Bonn informiert.
Hören Sie dazu den folgenden Bericht von Paul Schulmeister.
Der Besuch von Außenminister Genscher in Washington hat zu einer deutlichen Endkrampfung geführt.
Wenige Stunden nach seiner Rückkehr hat Genscher heute Vormittag vor dem Kabinett in Bonn einen Erfolgsbericht seiner Gespräche gegeben.
Die Westdeutschen zeigen sich überzeugt, dass die Amerikaner das umstrittene Erdgasröhrengeschäft der Westeuropäer mit den Sowjets endgültig geschluckt hätten.
Die Drohung mit einem amerikanischen Truppenabzug aus Europa sei erheblich entschärft.
Washington habe erkannt, dass es vor den zwei wichtigen westlichen Gipfeltreffen im Frühjahr das transatlantische Verhältnis mit Rücksicht auf die eigenen Interessen nicht weiter belasten dürfe.
Die Amerikaner hätten die Notwendigkeit verbesserter Konsultationen erkannt.
Die Gemeinsamkeiten, nicht die Differenzen, müsse man jetzt betonen.
Als besonderes Verdienst rechnete sich Genscher an, dass er Präsident Reagan höchstwahrscheinlich für einen kurzen Abstecher nach West-Berlin im Anschluss an die Bonner NATO-Konferenz im Juni gewinnen konnte.
Bisher zögerte er Reagan, offiziell aus Zeitmangel und weil es sich nicht um einen regulären Staatsbesuch in der Bundesrepublik handele.
De facto aber, weil er einer Wiederholung der blutigen Straßenschlachten ausweichen wollte, zu denen es im vergangenen September in West-Berlin während des Besuchs von Außenminister Haig kam.
Um dem tiefen Misstrauen in der amerikanischen Öffentlichkeit über die Bundesrepublik, einst 150-prozentiger Musterknabe, entgegenzuwirken, hat der CDU-Vorstand im Übrigen eine Massenkundgebung beschlossen, bei der am 5.
Juni, also am Vorabend der Reagan-Ankunft und damit heftiger Protestdemonstrationen seitens der Friedensbewegung, 100.000 in Bonn für das westliche Bündnis und für Frieden und Freiheit demonstrieren sollen.
Das Misstrauen der Amerikaner hatte sich bereits vor mehr als einem Jahr an einer westdeutschen Entwicklung entzündet, die vergröbert mit den Schlagworten Pazifismus, Neutralismus, Anti-Amerikanismus bezeichnet wird.
Politisch wirksam wurde das Misstrauen in Washington angesichts der betont zurückhaltenden Reaktion Bonns nach der Verhängung des Kriegsrechtes in Polen.
Die Westdeutschen seien bereits finlandisiert, so konnte man hören.
Sie würden sich nicht mehr trauen, die Sowjetunion als wahren Schuldigen anzubrangen.
Um des schnöden Osthandels willen, der letztlich nur dem Rüstungsaufbau der Sowjetunion diene, seien sie bereit, die Prinzipien der westlichen Verteidigungsgemeinschaft hintanzustellen.
Es waren Schrille, zum Teil bösartige Töne, die aus den USA, aber auch aus dem sozialistischen Frankreich an den Rhein drangen.
In Bonn sah man sich gezwungen, die eigene Tonart gegenüber der Sowjetunion zu verschärfen, um der drohenden Isolierungsgefahr im Westen zu entgehen.
Doch das Festhalten am Erdgasröhrengeschäft erregte weiterhin die Falken in Washington rund um Verteidigungsminister Weinberger.
Hier blieb Bonn aber hart.
In einer beispiellos intensiven Besuchsdiplomatie zahlreicher westdeutscher Abgeordneter und Regierungsmitglieder versuchte man seit Jahresanfang, die Amerikaner zu überzeugen, dass dieses Geschäft die Bundesrepublik keineswegs in einseitige Abhängigkeit bringe.
Der sowjetische Erdgasanteil am gesamten westdeutschen Primärenergieverbrauch wird nur auf fünf bis sechs Prozent steigen.
Und dass man schon aus Gründen der Berechenbarkeit bereits geschlossene Verträge nicht wieder brechen könne.
Die offenkundige Informationslücke steigerte das Vertrauensdefizit in Amerika.
Der Seelenmassage führender Meinungsmacher war auch ein Großteil des jüngsten Genscher-Besuchs gewidmet.
Ob es ein Erfolg von Dauer sein wird, bleibt abzuwarten.
Wie überhaupt die neuen, demonstrativen, deutsch-amerikanischen Freundlichkeiten vor allem taktischer Natur sein dürften.
Im Kern beurteilt man die kommunistische Gefahr weiterhin unterschiedlich.
Haig selbst äußerte Zweifel, ob die amerikanische Regierung künftig keine Sorgen mehr über das Gasröhrengeschäft äußern werde.
Immerhin konnte Genscher unter dem neuen Schlagwort Konzertierung der atlantischen Beziehungen die Amerikaner dazu bewegen, eventuell schon beim bevorstehenden NATO-Gipfel einem ständigen Konsultationsmechanismus zuzustimmen, wonach sich die westlichen Außenminister nach EEG-Beispiel zweimal jährlich zwanglos treffen sollten.
Beruhigt zeigt sich Genscher auch über die Versicherung der Amerikaner, wonach sie trotz der Unwahrscheinlichkeit eines Gipfels mit Brezhnev ihre ständigen Kontakte mit den Sowjets fortsetzen werden.
Schon in den nächsten Wochen, so Haig, sei man fertig mit den Vorbereitungen für die Wiederaufnahme der strategischen Rüstungskontrollverhandlungen, einst SOLT, künftig START genannt.
Am ernsten Verhandlungswillen der Amerikaner, so Genscher, bestehe jedenfalls kein Zweifel.
Soviel von Paul Schulmeister aus Bonn und soviel zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen im Lichte des jüngsten Aufenthalts von Außenminister Genscher in Washington.
Mittlerweile ist es 12.44 Uhr geworden.
Da wir aus Schwächheit noch einen Direktbericht erwarten, knapp vor der Ankunft von Libyens Revolutionsführer Gaddafi, ziehen wir jetzt die Kulturbeiträge etwas vor.
In Wien wird wieder getanzt und zwar noch bis zum 4.
April.
Da dauert das Tanzfestival 82, das in den verschiedensten Spielstätten wie in der Kirche, am Steinhof, der Spanischen Reitschule, aber auch in der Staatsoper oder im Theatern der Wien stattfindet.
Ab heute wird eine Woche lang im Schauspielhaus getanzt.
Bei Tanzkennern bereits bekannte Gruppen aus New York und der Bundesrepublik Deutschland, wie zum Beispiel die Gruppe Fenley und Reinhild Hoffmann, sind zu Gast und haben mit der Ankündigung ihrer New Dance Programme einen Run auf die Vorverkaufskassen bewirkt.
Über New Dance ein Beitrag von Brigitte Hofer.
Du schaust zu und bist unfähig wegzuschauen.
Da gibt es nichts als diese beiden Tänzer und die Intensität eines starken weißen Lichtes.
Atemberaubend, aber wunderschön.
Das ist zum Beispiel eine der Reaktionen auf Aiko und Koma, die beiden japanischen Tänzer, die in Wien dreimal zu sehen sein werden.
Und die, trotz ihres japanischen Erbes, als typische Vertreter der modernen Choreografie des New Dance gelten.
Wie entwickelte sich eigentlich dieser New Dance?
In den 60er Jahren, zur Zeit des Vietnamkrieges, der Gefängnisaufstände, der Ermordung von John F. Kennedy, von Martin Luther King, wurde die Befreiung zum wichtigen Thema.
Die Befreiung von der Konvention, im Speziellen von den Konventionen der Kunst.
Die Tanzkünstler dieser Zeit wollten ihre Körper nicht mehr überzüchtet, nicht mehr spezialisiert einsetzen, sondern manchmal ungeschickt und schwach, manchmal auch stark und anmutig.
Die Gegenstände, die in den Tänzen verwendet wurden, waren alltägliche.
Bretter, Seile, Matratzen, Kübel mit Wasser.
Das Interesse aber an Verbindung von Kunst und Technologie führte zu Tänzen, in denen die Körper der Ausführenden rätselhaft durch Raum und Zeit fortgesetzt wirken sollen.
Durch den Einsatz von Film, von Mikrofonen und Video.
Die individuelle Begegnung des Einzelnen aber steht meist im Mittelpunkt.
So charakterisiert auch die amerikanische Ballett-Expertin Marcia Siegel einige Programmpunkte des New Dance Festivals in Wien.
Sie sind sehr interessiert an der Bewegung.
Manchmal sieht es gar nicht nach konventionellem Tanz aus, aber es ist verbunden mit starker Dynamik, mit Spontaneität und viel Improvisation.
Zum Beispiel, John's und Zane tun vieles, das wie Akrobatik wirkt, sehr athletisch.
Aber es ist Tanz, denn es hat Rhythmus.
Es hat eine bestimmte ästhetische Linie.
Und Carol Armitages Arbeit würde man immer als Tanz bezeichnen.
Aber es ist sehr extrem, sehr schnell.
Sie hat viele Jahre mit Merce Cunningham gearbeitet.
Alles ist extrem laut, zu Rockmusik, zu Punkrock.
In fast all diesen Menschen gibt es ein Element von...
In den meisten dieser Tänzer ist viel Witz, manchmal sehr verschmitzt, oft trocken, sehr satirisch.
Manche sind wie im Zirkus, Charlie Moulton zum Beispiel.
Er tanzt kleine Spielstrukturen, wie Bälle jonglieren oder ähnliches.
Es ist einfach hübsch anzusehen, die Präzision dabei zu beobachten, die Zusammenarbeit der Tänzer.
Mehr zu zeigen, findet er zum Beispiel, nicht notwendig.
Auch Dana Reitz, eine der wesentlichsten Vertreterinnen des New Dance, will keine Botschaften mit ihrem Programm vermitteln.
Der Grund, warum ich keine Musik verwende, ist, weil ich besonders an den rhythmischen Variationen, die durch den Körper ausgedrückt werden können, interessiert bin.
Und weil ich nichts von außen an mich herantragen will, das mir aufdrängt, was ich tun soll.
Das hat starke choreografische Basis.
Aber es gibt nur doch die Freiheit, eine Menge zu variieren.
Man muss dem Tanz wirklich zuschauen, um die Musik zu sehen.
Es dauert oft eine ganze Weile, um das Publikum dafür zu erwärmen, dass es akzeptieren kann, dass die Musik in der Bewegung liegt.
Mehr als in irgendeinem speziellen Tanzmuster.
Und dass es keine besondere Deutung, keine besondere Geschichte gibt.
Ergänzt wird dieses Tanzprogramm im Schauspielhaus durch New Dance Filme im Österreichischen Filmmuseum vom 18. bis 24.
März.
Filme unter anderem mit der Mitwirkung von Merce Cunningham und Dana Reitz, die durch Einführungsvorträge von Marcia Siegel ergänzt werden.
Diesen Beitrag gestaltete Brigitte Hofer, eine ursprünglich für dieses Journal vorgesehene Forscher.
Auf die Documenta 82 können Sie heute um 17.10 Uhr in der Sendung Kultur aktuell hören und bis wir zu einem weiteren Beitrag unserer Kulturredaktion kommen.
Er behandelt ein Stück, das in Graz uraufgeführt wird, eine getakte Musik.
12 Uhr und 51 Minuten, Sie hören das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
Heute Abend findet im Grazer Kellertheater die österreichische Erstaufführung des Stückes »Die schlechte Wohnung« des sowjetischen Autors Viktor Slavkin statt.
Regie führt der österreichische Schriftsteller Reinhard P. Gruber, von dem gerade der Roman »Im Namen des Vaters« ins Russische übersetzt wird.
Hören Sie näheres von Peter Wolf.
Scharf geschossen wird heute Abend im Theater im Keller in der Münzgraumstraße in Graz, wenn auch auf und hinter der Bühne nur Knallpatronen verwendet werden dürfen.
Scharf geschossen wird dafür aber mit den Waffen des Humors und der Satire.
Zielscheibe ist die allmächtige Bürokratie, ist das System, das Menschen zu seinen Untertanen macht.
Schauplatz der Satire von Viktor Slavkin, die schlechte Wohnung, ist eine Schießbude.
Drei Menschen als Übergangslösung zugewiesen, bis sie eine bessere Wohnung erhalten werden, die sich dann übrigens als Hallenbad herausstellen soll.
Vordergründe ich also ganz klar, dass die Wohnverhältnisse dieser drei Menschen als schlecht bezeichnet werden können, wenn ihnen dauernd die Kugeln um die Ohren pfeifen, auf dem Weg zwischen Esstisch und Diwan, zwischen Geschirrregal und Kasten.
Doch Slavkin gibt sich damit noch nicht zufrieden.
Seine drei Protagonisten haben sich an diesen Zustand schon gewöhnt.
Sie haben sich mit dem, wie sie es nennen, Regime arrangiert.
Sie beherrschen die Kunst, den Kugeln auszuweichen, wohingegen der zu Besuch weilende Neffe schockiert ist.
Irgendetwas ist an mir vorbeigepfiffen, wie eine Kugel.
Du solltest einen Bart tragen.
Einen Schnurrbart.
Sagt, wächst bei dir schon der Bart?
Es hat wieder getriffen, wie eine Kugel.
Hintergründig gibt es aber noch ein Problem für die Familie, die Belästigung durch Fliegen.
Und um die Lösung dieses Problems ersuchen sie den Besitzer der Wohnung, den Schießbodenbesitzer.
Dieser lehnt aber ab.
Schauen Sie, was für hübsche Zielscheiben ich hier habe.
Jede von ihnen ein Kunstwerk.
Aber Fliegen?
Pfui!
Im Fernrohr wird man die haarigen Beinchen und Glotzaugen sehen.
Nein, ich kann meine Klienten nicht einer solchen Beleidigung ihres künstlerischen Geschmacks aussetzen.
Ja, aber die Fliegen haben doch so zarte Flüge, wie Spitzen.
Und mit einiger Fantasie könnte man sie doch auch für Rebhühner halten.
Also wenn man sich eine Fliege von der Größe eines Rebhuhns vorstellt, könnte man vor Ekel sterben.
Und überhaupt, Sie denken nur an sich selbst, damit Sie es angenehm haben.
Auf meine Klienten pfeifen Sie, was?
Aber bedenken Sie doch!
Nein, sag ich.
Jeder hat seine Profession.
Ich bin Schütze und Denker.
Bedenken Sie das.
Regisseur der Grazer Aufführung ist Reinhard P. Gruber.
Es ist nicht nur eine Satire auf die Wohnungssituation im Allgemeinen, sondern sicher weit darüber hinaus eine Satire auf das Gesellschaftssystem.
Viktor Slavkin, 47 Jahre alt, Chef der Humorabteilung einer sowjetischen Zeitschrift, hätte anlässlich dieser Aufführung selbst nach Österreich kommen sollen.
Im letzten Augenblick wurde dieser Besuch, der bei einer Russlandreise österreichischer Schriftsteller vereinbart worden war, aber wieder abgesagt.
Dazu grober
In Russland selber ist es, wie ich dort erfahren habe, so, dass die Stücke, dass also durchaus auch systemkritische Stücke aufgeführt werden.
Aber man ist sehr vorsichtig, wenn es darum geht, diese Stücke im Westen aufhören zu lassen, also übersetzen zu lassen.
Reinhard P. Gruber, der Regisseur der Grazer Aufführung des Stücks »Die schlechte Wohnung«.
Mittlerweile ist es 5 Minuten vor 13 Uhr geworden und wir haben Verbindung mit dem Flughafen Wien-Schwechert, wo in den nächsten Minuten oder auch Stunden Libyens Revolutionsführer Muammar Gaddafi ankommen soll.
Von Wien-Schwechert meldet sich Jürgen Jungwert.
Ja, ein riesiges Polizeiaufgebot, das schon auf der Fahrt zum Flughafen Schwächert zu sehen ist.
Polizisten mit Funkgeräten an allen Kreuzungen, an den Zufallstraßen Polizeiautos, ein Hubschrauber des Innenministeriums, der extrem niedrig über dem Gebiet um den Flughafen kreist.
Es ist tatsächlich eine eigenartige, gespannte Situation am Flughafen Schwächert.
Eine Unmenge innen und vor allem ausländische Journalisten natürlich, die auf die Ankunft Gaddafis zum ersten offiziellen Staatsbesuch in einem westlichen Land wartet.
Natürlich auch peinlich genaue Kontrollen.
Rundherum auch Polizisten der Sondereinheit Cobra mit Maschinenpistolen.
Um die genaue Ankunft gibt es jetzt noch Rätsel.
Entweder 13 Uhr oder 15 Uhr werden genannt.
Vor uns jetzt der niederösterreichische Sicherheitsdirektor Hofrat Schüller, der hier verantwortlich ist.
Heute wurde im Wesentlichen das getan, was in ähnlichen Fällen in der letzten Zeit, siehe Mubarak, Sadat und so weiter, immer getan wurde.
Wir stufen diese Persönlichkeit ungefähr in sicherheitsgefährdeter Hinsicht so ein wie die von mir soeben genannten Herren.
Wie viele Leute sind ungefähr eingesetzt?
Ich glaube, das ist vielleicht gar nicht so wichtig.
Wir haben momentan nur ein bisschen Schwierigkeit, weil wir ja für 13 Uhr jetzt programmiert hatten und dann heißt es wieder, er soll doch erst um 15 Uhr kommen und dadurch ist es für uns momentan ein bisschen schwieriger, uns auf die Situation einzustellen.
Haben Sie überhaupt keine Ahnung, wann die Ankunft sein sollte?
Na, wie es jetzt ausschaut, wird es doch wieder 15 Uhr werden.
Man merkt aber schon, dass eine gespannte Situation da herrscht.
Ja, das merkt man interessanterweise bei allen Akteuren.
Und wenn man da beobachtet, sieht man, dass es eine gewisse Aufregung und eine gewisse Hektik herrscht.
Aber ich glaube, das wird sich widerlegen.
Nach diesem Gespräch mit Hofrat Schüller bleibt uns nur übrig, weiter zu warten.
Wir werden in den Nachrichten und im Abendjournal weiter berichten und damit wieder zurück ins Funkhaus.
Berichterstatter war Jürgen Jungwirth und wir schließen das Mittagjournal mit den üblichen Kurzmeldungen.
Österreich.
Bautenminister Sekanina gab heute in der Fragestunde des Nationalrates bekannt, dass die Einnahmen aus der Bundesmineralölsteuer, die Hauptfinanzierungsquelle für den Straßenbau, seit dem Vorjahr rückläufig sind.
Wie Sekanina sagte, wird ein Beamtenkomitee bis Ende März einen Bericht über eine zu gründende Autobahn- und Schnellstraßenfinanzierungsgesellschaft vorlegen.
Mit ersten Beträgen sei bereits im April zu rechnen.
Der Bautenminister kündigte ferner an, dass in Kürze Verhandlungen mit der Europäischen Gemeinschaft über die Mitfinanzierung der Pürdenautobahn aufgenommen werden.
Für die Fertigstellung seien noch 17 Milliarden Schilling notwendig.
Die ÖVP-Fraktion hat heute im Nationalrat eine dringliche Anfrage an Landwirtschaftsminister Heiden eingebracht, die nach der Geschäftsordnung noch in der heutigen Sitzung behandelt werden muss.
In der Anfrage werden, wie der ÖVP-Pressedienst schreibt, 43 konkrete Fälle sozialistischer Personalpolitik des Ministers aufgezeigt.
Der Präsident der Bundeswirtschaftskammer, Salinger, hat heute Äußerungen von Sozialminister Dallinger kritisiert, wonach die Sozialpartnerschaft kein geeignetes Instrument sei, wirtschaftliche Schwierigkeiten zu bewältigen.
In einer Grußadresse anlässlich der Eröffnung der Wiener Frühjahrsmesse bezeichnete Salinger diese Äußerungen Dallingers wörtlich als Spiel mit dem Feuer.
Der Kammerpräsident betonte, die Sozialpartnerschaft habe sich vor allem beim Meistern von Problemen auf dem Arbeitsmarkt als geeignetes Instrument erwiesen.
Der Vorarlberger Geschäftsmann Bela Rablbauer, der als der Mann mit dem Geldkoffer bekannt wurde, soll in Costa Rica aufgrund einer Interpol-Verhandlung festgenommen worden sein.
Nach Meldungen international der Nachrichtenagenturen soll sich Rablbauer als Diplomat ausgegeben und drei verschiedene Pässe bei sich gehabt haben.
Die Regierung in Bonn hat einen Auslieferungsantrag gestellt.
Bundesrepublik Deutschland.
Außenminister Genscher hat nach der Rückkehr aus Washington noch einmal an die besondere Verantwortung von Amerikanern und Deutschen für den Zustand des westlichen Bündnisses erinnert.
In einem Interview sagte Genscher, die Bedeutung der Bundesrepublik in und für Europa gebe dem deutsch-amerikanischen Verhältnis eine Schlüsselrolle für die Handlungsfähigkeit der NATO.
Die Wetteraussichten für ganz Österreich bis heute Abend, meist noch sonnig, Nachmittagstemperaturen drei bis neun Grad, im Westen bis zwölf Grad.
Damit sind wir am Ende von 60 Minuten Berichterstattung durch den aktuellen Dienst angelangt.
Für Redaktion und Technik des Mittagschonals verabschiedet sich Herbert der Brauwollne.
Einblendung: Niederösterreichs Sicherheitsdirektor Hofrat Schüller
Mitwirkende:
Jungwirth, Jürgen [Gestaltung]
, Schüller, Emil [Interviewte/r]
Datum:
1982.03.10 [Sendedatum]
Ort:
Schwechat, Flughafen Wien-Schwechat [Aufnahmeort]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Politik Österreich
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Politik
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Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten