Mittagsjournal 1979.04.21

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Eine recht angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Bruno Berger ist am Mikrofon des Mittagsschornals.
    Kurz die wichtigsten Schlagzeilen zu unserem Programm.
    Wahlkampf in Österreich.
    Wir ziehen eine Bilanz über den bisherigen Verlauf.
    Wie teuer sind Koalitionen?
    Das ist das Thema einer Diskussion heute Vormittag in Wien.
    Lissabon kritisiert Kreisgeäußerungen über geplanten Bau eines Fahrradwerkes in Portugal und Ferienmesse in Klagenfurt.
    Trend zum Campingurlaub verstärkt sich.
    Und nun kurz einige Anmerkungen zum Auslandsgeschehen und Beiträge dazu, die wir im Programm haben.
    Vor Abschluss der Wahlen in Rhodesien und Porträt des libanesischen Christenführers Haddad, der das von ihm kontrollierte Gebiet im Süden des Libanon für unabhängig erklärt hat.
    Und gließe noch einen Kulturbeitrag zur Ausstellung Verbrannte Bücher, eine Veranstaltung im Kulturzentrum in Wien.
    Soweit ein kurzer Überblick.
    Nun die Nachrichten, verantwortlich für den Inhalt ist heute Mittag Adolf Poindl, Sprecherin ist Eva Itter.
    Österreich Innenminister Lanz hat durch das Gendarmeriezentralkommando einen Erlass verfügt, der ab sofort die Benützung von Gemeindearresträumen durch die Gendarmerie untersagt, wenn nicht zwischen Arrestraum und Dienststelle eine Klingeleinrichtung hergestellt ist, mit der sich eingesperrte Personen bemerkbar machen können.
    Dieser Befehl des Innenministers geht auf die Vorkommnisse im Gemeindearrest von Höchst in Vorarlberg zurück, wo der 18-jährige Andreas Mijavec fast drei Wochen ohne Nahrung, Wasser und Licht von den Behörden vergessen worden war.
    Ferner sieht der Erlass vor, dass alle benützten Arresträume täglich einmal zu kontrollieren sind, von den Dienststellen ein Verwahrungsbuch zu führen ist und alle Maßnahmen im Einvernehmen mit dem zuständigen Gemeindeamt zu treffen sind.
    Die unselbstständig Erwerbstätigen haben im vergangenen Jahr um fast 19 Prozent mehr an Krediten aufgenommen als im Jahr vorher.
    Der Verschuldungsstand erhöhte sich innerhalb von zwölf Monaten um mehr als 18 Milliarden Schilling.
    Industriebetriebe nahmen 1978 von Kreditinstituten zusätzlich 15,5 Milliarden Schilling auf, die öffentliche Hand fast 14 Milliarden Schilling mehr als im Vorjahr.
    Ende Dezember 1978 hatten österreichische Kreditinstitute Kredite im Ausmaß von insgesamt 588 Milliarden Schilling vergeben.
    Dieses Kreditvolumen lag um fast 86 Milliarden Schilling oder 17 Prozent über jenem zum Jahresende 1977.
    Bei den vom Bundesheer durchgeführten Hilfsflügen für die Erdbebenopfer in Jugoslawien wurden bisher Zelte für rund 1.000 Personen sowie tragbaren und sonstiges Gerät des Roten Kreuzes in das Erdbebenkatastrophengebiet transportiert.
    Täglich bringt eine Maschine des Typs SkyVane abwechselnd von Graz und Schwechert aus Hilfsgüter nach Titograd.
    Die Einfluggenehmigung läuft morgen ab, möglicherweise wird sie von den jugoslawischen Behörden aber um eine Woche verlängert.
    Italien.
    Der für morgen Abend angesetzte Streik bei der italienischen Eisenbahn wurde abgesagt.
    Die Gewerkschaften haben dies nach einem bis in die heutigen Morgenstunden dauernden Gespräch mit der Generaldirektion der Bahnen bekannt gegeben.
    Der Streik hätte den gesamten Bahnverkehr in Italien 24 Stunden lang lahmgelegt.
    Über die Vereinbarungen zwischen Gewerkschaften und Direktion ist bisher nichts bekannt geworden.
    Die Pflanzen- und Tierproduktion der Landwirtschaft in allen Erdteilen ist nach Angaben der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, im vergangenen Jahr um etwa 3 Prozent gestiegen.
    Bei Getreide gab es mit 5 Prozent Wachstum einen neuen Rekord.
    Die Getreidevorräte werden nach Meinung der FAO-Experten Ende der heurigen Saison 205 Millionen Tonnen erreichen, ein statistisch ausreichendes Niveau für die Sicherung der Welternährung.
    Die FAO weist jedoch gleichzeitig darauf hin, dass viele Entwicklungsländer im Agrarbereich wenig Erfolg erzielt haben und die Zahl der unterernährten Menschen weiter gestiegen ist.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Oppositionsführer Kohl hat Bundeskanzler Schmidt aufgefordert, Gegenmaßnahmen als Antwort auf die Behinderung der Arbeit westlicher Korrespondenten in der DDR einzuleiten.
    In einem Interview für die Lübecker Nachrichten sprach der CDU-Chef von der Verletzung des innerdeutschen Grundvertrags und der Schlussakte von Helsinki.
    Die Arbeitsgruppe für Menschenrechte in West-Berlin hat in einem Telegramm an UNO-Generalsekretär Waldheim gegen die zunehmende Welle der Verfolgung von Regimekritikern in der DDR protestiert.
    Wie die Arbeitsgruppe heute mitteilte, hat sie Waldheim gebeten, bei der Regierung in Ost-Berlin in diesem Sinn zu intervenieren.
    Es sei bezeichnend, erklärte die Menschenrechtsgruppe, dass die Verschärfung der Situation erst jetzt einsetze, nachdem Waldheim seinen Besuch in der DDR beendet habe.
    Nordirland
    In der Provinz Amar wurde am Vormittag von bisher unbekannten Tätern ein Güterzug überfallen und nach dem Bericht einer privaten britischen Rundfunkgesellschaft gesprengt.
    Zurzeit ist noch nicht bekannt, ob die Täter unter der verbotenen irischen republikanischen Armee zu suchen sind und ob es Opfer gegeben hat.
    Der Überfall ereignete sich kurz nachdem der Zug die Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland passiert hatte.
    Libanon
    Der Chef der christlichen Milizen im Südlibanon, Haddad, und die dort stationierte UNO-Friedenstruppe haben ein Abkommen geschlossen, sodass in dem Grenzgebiet wieder Ruhe eingekehrt ist.
    Aufgrund der Vereinbarung haben die Milizen die Belagerung des UNO-Truppenhauptquartiers in Nakura aufgehoben und die Straßensperren beseitigt.
    Haddad hatte in einem Interview im israelischen Fernsehen angekündigt, er werde sein Möglichstes tun, um die Spannungen zwischen seinen Truppen und dem UNO-Kontingent abzubauen.
    Der ehemalige libanesische Staatspräsident und Chef der Nationalliberalen Partei Shamun hat die Ausrufung eines freien Libanons durch Haddad im Südlibanon begrüßt.
    Shamun meinte, eine Teilung des Landes sehe er darin nicht.
    Ägypten Präsident Sadat wird die Volksversammlung nach einem Bericht der halbamtlichen Zeitung Al-Ahram voraussichtlich noch heute auflösen und für den 7.
    Juni Neuwahlen ansetzen.
    In der Volksabstimmung am vergangenen Donnerstag hatten sich nahezu 99,9 Prozent der wahlberechtigten Ägypter neben der Billigung des mit Israel abgeschlossenen Friedensvertrages auch für einige Verfassungsreformen ausgesprochen.
    Bei den Wahlen im Juni sollen zum ersten Mal seit 1952 mehrere Parteien zugelassen werden.
    Die ersten freien Wahlen unter Beteiligung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit werden heute am fünften Tag des Wahlgangs abgeschlossen.
    Allgemein wird mit einer Wahlbeteiligung der schwarzen und weißen Rhodesia von mehr als 60 Prozent gerechnet.
    Ministerpräsident Smith hat gestern Abend noch einmal für eine internationale Unterstützung der sogenannten internen Rhodesian-Lösung plädiert.
    Der Regierungschef erklärte in einer Pressekonferenz, der Schlüssel für die Zukunft des Landes mit dem künftigen Namen Zimbabwe Rhodesia liege in London und Washington.
    Uganda.
    Nach der Besetzung der Hauptstadt Kampala nähern sich die von den neuen Regierungen unterstützten tansanischen Truppen- und Kampfverbände der Exil-Uganda nun Jinya, der zweitgrößten Stadt des Landes.
    Wie Flüchtlinge berichten, sollen die Truppen sechs bis acht Kilometer vor der Stadt sein, die etwa 80 Kilometer östlich von Kampala liegt.
    Nach bisher nicht bestätigten Meldungen soll sich der gestürzte Diktator Idi Amin mit etwa 500 bis 600 ihm ergebenen Soldaten in Jinya aufhalten.
    Mexiko.
    Der Austritt einer Chlor-Gas-Wolke aus einer Fabrik in der Hauptstadt Mexiko City hat nach Berichten der Presse des Landes 35 Menschenleben gefordert.
    Zunächst war bei mehreren hundert Menschen in der Umgebung der Fabrik Übelkeit und Unwohlsein aufgetreten.
    Schon kurze Zeit später wurden jedoch zahlreiche verdächtige Todesfälle gemeldet.
    Die mexikanische Regierung erwägt jetzt angeblich die Evakuierung von 35.000 Menschen aus dem Gebiet um die Fabrik.
    Sowjetunion.
    Anlässlich der 109.
    Wiederkehr des Geburtstages von Staatsgründer Lenin leisten heute mehr als 100 Millionen Sowjetbürger unbezahlte Arbeit.
    Das Geld, das am traditionellen Subotnik verdient wird, fließt normalerweise dem Fünf-Jahres-Plan zu.
    Diesmal sollen jedoch drei Viertel davon als Sowjethilfe nach Vietnam weitergeleitet werden.
    In der Widmung heißt es, es solle der vietnamesischen Wirtschaft geholfen werden, die durch die jüngste chinesische Aggression Schaden erlitten habe.
    Der Subotnik wurde in der Sowjetunion 1919 noch unter jenen eingeführt.
    Soweit die Meldungen.
    Und nun ein Blick auf das Wetter, die Wetterlage.
    Das Frontensystem eines Nordmeertiefs hat in abgeschwächter Form auf den Alpenraum übergegriffen.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Von einzelnen Auffällungen im Süden Österreichs abgesehen, meist stark bewölkt oder bedeckt und strichweise Regen oder Regenschauer, vor allem im Westen und Norden sowie entlang des Alpennordrandes.
    Westliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 7 bis 12 Grad, Frühtemperaturen morgen 1 bis 7 Grad.
    Und die Wetteraussichten für morgen, vorübergehend Bewölkungsauflockerungen, vor allem im Süden und Osten Österreichs, im Durchschnitt jedoch weiterhin veränderlich oder stark bewölkt, strichweise weitere Niederschläge in erster Linie am Alpennordrand.
    Westliche Winde, Tageshöchsttemperaturen 8 bis 14 Grad.
    Nun noch die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 9 Grad Westwind mit 10 Kilometern in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 9 Grad Südwest 5.
    Linz bedeckt Regen 7 Grad Südwest 10.
    Salzburg wolkig, 9 Grad, Süd 15.
    Innsbruck stark bewölkt, 9 Grad, Nordostwind mit 5 km in der Stunde.
    Bregenz bedeckt, leichter Regenschauer, 6 Grad, West 3.
    Graz stark bewölkt, 11 Grad, Südost 5.
    Und Klagenfurt stark bewölkt, 11 Grad, Südwind mit 3 km in der Stunde.
    Ja, es war vor wenigen Sekunden 12 Uhr und 10 Minuten.
    Sie hören das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Wahlkampf in Österreich.
    Perg, eine Kleinstadt in Oberösterreich, Freitagnachmittag.
    Hier, wie auch bei allen übrigen Stationen der drittletzten sozialistischen Wahlkampftour vor dem 6.
    Mai, wird eines deutlich.
    Womöglich noch stärker als früher setzt die Regierungspartei auf ihr Zugpferd Nummer 1 auf Bundeskanzler Bruno Kreisky.
    Mehr denn je wird die Person des Parteichefs in den alles verdeckenden Vordergrund sozialistischen Stimmenwerbens gerückt.
    Auf Kreiskys Kurzauftritt allein soll jede der zahlreichen Vorreden der jeweiligen Landespolitiker bei den Wahlveranstaltungen hinweisen.
    Auf Kreisky allein warten die Leute.
    Geduldig, selbst dann, wenn sich der Bundeskanzler wie etwa hier im Berg um fast eine Stunde verspätet.
    Wenn Kreisky dann zu Fuß, der Wahlkampfburg hat einige Meter vor dem Veranstaltungsort gewartet, eintrifft, regen sich zahlreiche Hände zum Applaus, bis der Bundeskanzler im Verhandlungssaal erschienen ist und seine Wahlrede mit einigen improvisierten Entschuldigungen beginnt.
    Meine Damen und Herren, liebe Parteifreunde,
    Zuerst einmal muss ich mich für die große, für die außerordentliche Verspätung entschuldigen, aber ich muss Ihnen auch gleichzeitig sagen, warum ich so spät gekommen bin.
    Ich bin nämlich heute früh, heute Vormittag noch nach einer Pressekonferenz nach Judenburg in der Steiermark geflogen.
    und dort an einer großen Betriebsversammlung, an der nahezu 2000 Arbeiter teilgenommen haben, zu sprechen, weil wir im Bereich der Eisen- und Stahlindustrie in der ganzen Welt heute eine schwere Krise haben.
    Und damit ist auch schon der Grundton der sozialistischen Wahlkampagne angeschlagen.
    Die SPÖ setzt einmal mehr auf das Stichwort Arbeitsplatzsicherung.
    Ein Hauch von »Es soll nur nicht schlechter werden« durchzieht alle Wahlreden des Kanzlers, der sich immer wieder bemüht, die Situation Österreichs vor dem düsteren Hintergrund eines von Wirtschaftskrisen und Ausschreitungen gekennzeichneten Resteuropas nur umso farbenprächtiger aufleuchten zu lassen.
    Auffallend deutlich stellt Kreisky immer wieder die Kontinuität zum letzten Wahljahr 1975 her, als ich die von Österreich nun gemeisterte Weltwirtschaftskrise erstmals abgezeichnet habe.
    Auffallend oft wendet er sich dabei an die ältere Generation, die nun, nach zwei Weltkriegen und den 30er Jahren, ein Recht darauf habe, nicht vergessen zu werden.
    Regelmäßig in allen Wahlreden wiederkehrend, ein Hauch der großen weiten Welt, wenn Kreisky von einer kürzlichen Parisreise erzählt.
    Regelmäßig Applaus provoziert auch der alte Kreisky Stesers, wonach ihm ein paar Milliarden Schulden weniger schlaflose Nächte bereiteten als mehr Arbeitslose.
    Die Opposition wird meist nur mit ein paar sarkastischen Seitenheben gestreift, wie etwa hier in Steyr.
    Wenn Sie da kommen, die Herren der Opposition und alles besser wissen und alles besser machen und dann dabei so fad miteinander reden, dass die meisten Leute eingeschlafen sind dabei.
    Die Verspätung, unter der der sozialistische Wahlkampf an diesem Wochenende hier in Oberösterreich steht, wird übrigens trotz größter Anstrengungen des an sich gut geölten Funktionärsapparats nicht mehr eingeholt und während vorne die Vorredner die wartenden Zuhörer alle Viertelstunden vertrösten müssen,
    dass sie nun bereits etwa eineinhalb Stunden ausharren und hier am Steirer Stadtplatz... Versucht man im Hintergrund fieberhaft den heranlahenden Waldtross über verkehrsarme Straßen und Plätze per Funk umzuleiten.
    ...so verstopft ist.
    Wo du stehst, bitte geradeaus weiterfahren.
    Und um den Häuserblock herum von links kann da einer einfahren,
    Die Anstrengungen sind im Grunde gar nicht nötig.
    Die Zugkraft Bruno Kreiskis lässt die Leute ohne dies bei Blasmusik und Aufwärmreden ausharren.
    Und der endlich Erschienene versäumt denn auch keine Gelegenheit, sein persönliches Image für das der Gesamtpartei zu nützen, wie etwa hier im abendlichen Gmunden.
    Und wenn es da hier und da, wie man mir sagt, den einen oder anderen geben soll, der meint,
    Naja, den Kreisky tät ich schon wollen, aber die Sozi mag ich nicht wollen.
    Dann muss ich jedem sagen, dass ihm das alles nichts nützt.
    Wer den Kreisky haben will, der muss ihn auch wollen, anders würde das nicht gehen.
    Der so Umjubelte findet freilich kaum Zeit für hautnahe Publikumskontakte.
    Während die Ortskapelle zum Abschluss meist die Bundeshymne intoniert, kämpft sich Kreisky, von den Wartenden sorgsam durch Gendarmen und Wahlbegleiter abgeschirmt, bereits wieder zum Auto, um zur nächsten Veranstaltung zu eilen.
    Der Wettlauf gegen die Zeit geht weiter.
    Aber Ortsmärkte, Schuhsocken, wir darfen dich, Herr Dr. Klaus, und du, die kleine Bundeskanzlerin, hoch.
    Wir möchten dich halt so viel gern als Bundeskanzler haben, so sagt es brav eingelernt ein Dirndl am Mittwochspätnachmittag in Kitzbühel als Einstimmung vor einer Wahlenrede des Führers der Großen Opposition Josef Taus.
    Die Einstimmungen wechseln.
    Kinderreime, Trachtenkapellen, Tiroler Schützen.
    Fallschirmspringer ganz in weiß, ein Heißluftballon wegen seiner roten Farbe des Öfteren für ein Werbemittel der Sozialisten gehalten.
    Die Hauptsache bleibt stets mehr oder minder gleich.
    Die Wahlrede des Josef Taus mit dem inhaltlichen Bogen von der Pensionsgarantie durch die Volkspartei bis zur Warnung vor dem Alles-oder-Nichts-Anspruch durch die SPÖ-Kreiskis, für den Taus offenbar eine neue Kurzformel im Nestreu-Stil gefunden hat.
    Wenn einer so lange in der Politik ist wie der Dr. Kreisky, hat er einen Nimbus.
    Aber ein Nimbus ist kein Konzept.
    So Donnerstagmittag vor der Presse in Salzburg.
    Circa 40 Auftritte hat Josef Taus nach dem Osterfrieden in dieser Wahlkampfwoche von Dienstagfrüh bis heute Mittag absolviert.
    Seine Tour führte ihn zum letzten Mal durch den Westen.
    Durch Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich.
    Durch Länder, in denen die ÖVP den Ton angibt.
    Man hatte, wie die örtlichen ÖVP-Funktionäre versichern, gemessen am Wahlkampf 1975, 50 bis 60 Prozent mehr Zulauf zu den Wahlveranstaltungen.
    Von Taus nach Selbstdarstellung, Skeptiker von Natur aus, auf vielleicht ein Drittel mehr reduziert.
    Bei Betriebsbesuchen schüttelt der Dutzende meist nur von der Arbeit her schwarze Hände und versucht ein Gespräch.
    Wie lang sind Sie schon im Betrieb?
    Wie viel verdient Sie in der Stunde?
    Deutet Fachwissen an.
    Aha, Punktschweißen, Siebdruck, sehr schön und so weiter.
    In Gasthaussälen gibt er meist den eigenen Funktionären eine Stunde politischen Elementarunterricht.
    Wenn wir das Budget sanieren wollen, müssen wir sparen.
    Wenn Josef Taus,
    dem früher aktiven Wasserballer überraschend ein Ball zugespielt wird, dann trickst er nicht, sondern wartet, um in der Sportlersprache zu bleiben, gelassen auf die Gelegenheit zum Torschuss.
    Dienstag, Seniorenabend in Bregenz.
    Wahlkämpferthaus, der Österreich einen neuen Frühling bringen will, bekommt den Slogan gesungen
    Da kommen die seligen Träume.
    Es muss wieder Frühlingzeit sein.
    Tauscher Reaktion?
    Herzlichen Dank für das so schön gesungene Lied.
    Dankeschön.
    Weil der Wahlkampf so konzipiert ist, spricht Taus im Übrigen stets pünktlich, auch bei wenig einladendem Wetter in Freien.
    In der Hoffnung, dass sich der eine oder andere aus der parteioffiziell georteten, noch großen Gruppe der unentschlossenen Wähler verehrt und für die ÖVP einstimmen lässt.
    Nach der Rede setzt er sein Autogramm auf Farbkarten mit seinem Konterfei, wobei kein Mensch registriert, dass Taus laut Rückseite gern grün sieht und Liebhaber von Jazz, Nestroy und Tafelspitz ist.
    Wenn sich Taus blumenverteilend um das Volk mischt, etwa auf dem Schrannenmarkt Donnerstagvormittag in Salzburg, dann hört sich das so an.
    Aber ein bissl vom Fleisch ist's ja gefallen.
    Nein, ganz im Gegenteil.
    Alle 4 Jahre müsst ihr euch hier die Füße im Bauch reinlassen, damit's bleibt.
    Jedenfalls seid ihr doch so ein Rehrer wie der Schleizer.
    Der Schleizer hat's viel gelernt.
    In Salzburg hat Taus beim Rundgang mitgezählt.
    Nur sechs Hausfrauen haben einen Märzenbecher aus seiner Hand abgelehnt.
    Bemerkenswert wenig, wie er feststellt.
    Politische Themen kommen nur spärlich, vereinzelt Atom, Fristenlösung, die Arbeitsplätze und die 30er Jahre.
    Für eine ausführliche Debatte bliebe auch meist keine Zeit, da in der Wahlkampfkarawane schon die Automotoren angelassen sind oder auf einer Wiese der Hubschrauber zum Weitertransport des Mannes lauert, der kraftvoll die Zukunft Österreichs gestalten will.
    Dienstag, 17.04. der Parteichef der kleinsten Parlamentsfraktion, Alexander Götz, nimmt seine durch die Karwoche Wahlreise wieder auf.
    Hier in Neuenkirchen auf dem Hauptplatz, Schütter besetzt, Gehsteige rundherum vor diesen hübschen Altenhäusern.
    Götz, wie üblich, ohne Vorankündigung hier in Neuenkirchen eingetroffen, keine Musik, kein Rednerpult,
    Götz steht mitten auf dem Hauptplatz, spricht über den Lautsprecher eines Autos.
    Die Autos zirkulieren, nur einige Leute bleiben stehen und hören sich an, was Götz ihnen zu erzählen hat.
    Die Schulden, die die Regierung macht, sind ein beliebtes Thema vom Bundesparteichef Götz.
    Auch hier in Wiener Neustadt, der Allzeitgetreuen, hier ist gerade Markttag, deshalb gibt es von vornherein eine größere Zuschauerkulisse.
    Götz bemüht sich eben, die 200 Milliarden Schilling, die für alle Österreicher praktisch in ihrer Größe unbegreifbar sind, an einem Beispiel zu verdeutlichen.
    Das heißt, in der knappen halben Stunde, die ich Möglichkeit habe, hier bei Ihnen in Wiener Neustadt zu sein, fallen rund 1,2 Millionen Schilling Schulden unter zwölf Golfautos.
    an Zinsen an, für die Staatsschulden.
    Und das geht Stunde für Stunde, Tag für Tag, Monat für Monat.
    St.
    Pölten, 12.40 Uhr, Dienstag, 17.
    April.
    Götze ist hier in St.
    Pölten mittlerweile wieder bei einem seiner Lieblingsthemen angelangt.
    Er beschreibt, warum die Wähler, wenn sie schon nicht mehr die sozialistische Partei wählen sollen, warum sie freiheitlich wählen sollen.
    Es ist das Meer an Freiheit, das Götz verspricht.
    Es ist skandalös, dass in unserem freiheitlichen, demokratischen Land die Grundbedürfnisse vieler unserer Mitbürger, sehr vieler und zu vieler, abhängig gemacht werden,
    von der Dunst oder Untunst von Parteisekretariaten, von Parteibüchern und anderen Institutionen.
    Hier in der Kurstadt Baden endlich der Empfang für den freiheitlichen Parteichef Alexander Götz, wie man ihn gemeinnützig von Wahlkämpfen erwarten kann.
    Eine Trachtenkapelle spielt auf.
    250 Personen etwa haben sich in der Fußgängerzone unter der Pestsäule in Baden eingefunden, um der Rede des freiheitlichen Parteichefs zuzuhören.
    Der freiheitliche Wahlkonvoi auf der Fahrt durch Niederösterreich.
    Heute sind die Städte Baden, Berchtolzdorf, Vöslau und Mödling dran.
    Es ist ein Gebiet, in dem sehr viele junge Wähler wohnen und daher ein Hoffnungsgebiet für die freiheitliche Partei.
    Das Wetter spielt allerdings nicht mit beim Wahlkampf der freiheitlichen Partei.
    Es ist schneitend kalt geworden.
    Die Veranstaltungen sind kaum besucht.
    Umso schneller kommt der freiheitliche Wahlkonvoi von einem Ziel zum anderen.
    Freitag, 20.
    April 1979.
    Der Wahlkonvoi der Freiheitlichen Partei ist mittlerweile in Oberösterreich angelangt.
    Götz spricht hier vor dem Marktplatz in der alten Kaiserstadt Bad Ischl.
    Und zum ersten Mal auf dieser Wahlreise scheint Götz Glück zu haben.
    Der Platz ist voll gefüllt.
    250 bis 300 Leute dürften es sein.
    Auch der Wettergott hat ein Einsehen.
    Es ist nicht mehr so kalt wie bei den Wahlreisen in Niederösterreich.
    Vielleicht liegt es aber auch daran, dass zwei Raubfangkehrer sich auf einem nahegelegenen Haus auf dem Dach aufgestellt haben.
    und der Götz-Rede lauschen.
    Vielleicht liegt es daran, dass Götz zum ersten Mal Glück zu haben scheint bei seiner Wahlreise nach Ostern.
    Der Rathausplatz hier in Munden ist heute sozusagen das Zentrum des Wahlkampfgeschehens in Österreich.
    Jetzt in den Mittagstunden spricht hier der freiheitliche Parteichef Dr. Alexander Götz zu etwa 80 bis 90 Leuten, vielleicht sind es sogar 120.
    Heute am Abend ist hier ein Besuch von Bundeskanzler Kreisky angesagt.
    Der Parteichef der Freiheitlichen, Alexander Götz, hat auch darauf bereits Bezug genommen.
    Er könnte, sagt er, mit den Fehlern der sozialistischen Regierung bis zum Abend weiterreden und hätte dann noch für Kreisky genug Argumente, um aufzuzeigen, warum diese Partei nicht in der absoluten Mehrheit bestätigt werden sollte.
    Musikkapellen, Auftrittsapplaus, der freiheitliche Parteichef Dr. Alexander Götz ist eben in Mons eingetroffen.
    Ob der begeisterte Empfang auch damit zusammenhängt, dass Mons hier eine der wenigen Gemeinden ist, die einen freiheitlichen Bürgermeister haben?
    Erwarten Sie doch bitte nicht von einer freiheitlichen Opposition, dass sie sich irgendwo anbiedert, weder bei Schwarz noch bei Rot.
    Was wir wollen, ist eine Politik in diesem Land, in der der einzelne Mensch weniger Abhängigkeiten und mehr Freiheit hat.
    Und ich darf Ihnen erläutern, was wir darunter verstehen.
    Mit dieser Absage an Koalitionen aller Richtungen geht wieder ein Tag in der Wahlreise des Alexander Götz zu Ende.
    Es ist in der vorletzten Woche, die noch dem Wahlkampf gewidmet ist, es ist in Oberösterreich einem der Hoffnungsgebiete der Freiheit verteilt.
    Und erhebt sich in sehr weiten Bereichen von irgendeinem Parteititel ab, von einem roten oder einem schwarzen.
    Ja, so also spielt sich das Wahlkampfgeschehen in Österreich ab.
    Reporter waren Wilfried Seifert, Erich Aichinger und Hans Langsteiner.
    Ja, und auch die Kommentare der österreichischen Tageszeitungen sind überwiegend dem Wahlkampf, seinen Aussagen, seinem Stil gewidmet.
    In den Salzburger Nachrichten warnt etwa Gerhard Neureuther vor der Lächerlichkeit politischer Argumente.
    In den oberösterreichischen Nachrichten schlägt Chefredakteur Hermann Polz unter dem Titel Kampf diesem Kampf in dieselbe Kerbe und fordert die Staatsbürger auf, sich von den Politikern nicht zum Deppen stempeln zu lassen.
    Und in der Wiener Tageszeitung die Presse etwa spricht Otto Schulmeister von einem Wahlkampf als Ausverkauf der Republik an 100.000 Funktionäre.
    Aktuellstes Thema heute ist jedoch ein Detail des Wahlkampfes, nämlich die gestrige Pressekonferenz von Bundeskanzler Kreisky im Presseclub Concordia, die ebenfalls in mehreren Blättern analysiert wird.
    Auszüge daraus hat Leopold Esterle für unsere heutige Inlandspresseschau zusammengestellt.
    Unter dem Titel »Inferiore Gegner« schreibt heute Gerald Höchtler im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt.
    Der Kanzler hat in seiner gestrigen Pressekonferenz glaubhaft demonstriert, dass es einfach derzeit nur einen gibt, der ihn in Verlegenheit bringen könnte, ihn selbst.
    Er hat den Herren vorexerziert, wie eine solche Konfrontation von der Opposition aus sinnvoll zu führen wäre.
    Traurig genug, wenn sich der SPÖ-Vorsitzende auch die Köpfe der Oppositionsführer zerbrechen muss, weil weit und breit keine echte Opposition zu spüren ist.
    Immerhin war es Kreis G, der die FPÖ letzten Endes in den Rechnungshof gebracht hat und es war auch Kreis G, der durchgesetzt hat, dass das Wahlrecht zugunsten der Kleinen umgekrempelt wurde.
    Auch wenn das ganz klar zu Ungunsten der SPÖ ausgefallen ist.
    Der Kanzler hat also der Opposition praktisch alle Instrumente in die Hand gegeben, um im positiven Sinn mitmischen zu können in diesem Staat.
    Wenn die anderen dann mit diesen Instrumenten nicht umgehen können und vor allem die völlig verkehrten Leute ans Ruder lassen, ist das sicher zum einen ihre Sache.
    Zum anderen ist es aber ein Trauerspiel für die gesamte Parteiendemokratie.
    Schließt Gerald Höchtler im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt.
    Erwin Scharf in der kommunistischen Volksstimme sieht die Situation anders.
    Bundeskanzler Kreisky hat zugegeben, dass er es war, der unbedingt eine dritte Kraft in Österreich installieren wollte.
    An sich ist das alles nicht neu.
    Dennoch ist es gerade jetzt vor der Parlamentswahl für viele Sozialisten gut, das alles aus dem Mund Kreiskys bestätigt zu bekommen und auch das Ergebnis dieser Politik
    Das alles hat nicht geholfen, sagte Kreisky wörtlich.
    Die FPÖ ist heute ein Hintersasse der ÖVP-Propaganda.
    Damit gibt Kreisky zu, dass die SPÖ-Politik der dritten Kraft und der Aufwertung der FPÖ geschadet hat.
    Wenn Kreisky heute nach Scheitern seiner Politik vor der Gefahr eines Bürgerblocks, einer Taus-Götz-Regierung warnt, so warnt er in Wahrheit vor einem politischen Kurs, für den er und die SPÖ-Führung voll verantwortlich sind.
    Erwin Scharf in der kommunistischen Volkstimme.
    Ein Kurzkommentar im Kurier wertet die gestrige Pressekonferenz des Bundeskanzlers unter völlig anderen Gesichtspunkten.
    Offenbar animiert durch die zahlreichen Klagen, der Wahlkampf sei so fad, springt Bruno Kreisky auf die Bühne.
    Bruno, der Verwandlungskünstler.
    Er stellt sich hin und spielt vor, wie er mit sich selbst debattiert hätte, wenn er FPÖ-Obmann Götz wäre.
    Er kann halt nicht mit ansehen, wenn jemand dilettiert.
    Der Presseclub Concordia wird zum Ronacher, die Journalisten zum vor Vergnügen johlenden Publikum.
    Burgtheaterschef Achim Benning hat Schimpfer von der Opposition gekriegt, weil er in Inseraten Kreisky anschwärmt.
    Das ist ungerecht.
    Ein Theaterdirektor wird sich doch noch für den größten Charakter Komiker Österreichs begeistern dürfen.
    Kreisky.
    Das Kabarett braucht ihn.
    Das meinen also die österreichischen Kommentatoren in den Zeitungen und bleiben wir gleich dabei beim Wahlkampf, denn eine der Fragen, die in diesem Wahlkampf eine besondere Rolle spielen, ist jene, welche Regierungsform nach dem 6.
    Mai für Österreich die beste wäre.
    So haben zum Beispiel mehrere ÖVP-Politiker wie die Landeshauptleute Niederlund-Wallnöfer die Meinung vertreten, dass eine Konzentrationsregierung nach dem 6.
    Mai für Österreich am günstigsten wäre.
    Auf der anderen Seite wieder hat Bundeskanzler Kreiske darauf hingewiesen, dass nach seinen Erfahrungen die Große Koalition die teuerste Regierungsform gewesen sei.
    Die Frage, wie teuer sind Koalitionen, war heute Vormittag auch eine Diskussion gewidmet, die im Wiener Europahaus stattfand.
    Es diskutierten unter anderem der sozialistische Abgeordnete Nowotny, die Politologen Prof. Pelinka und Schneider und der Rechtswissenschaftler Prof. Wähler.
    Wir bringen eine Zusammenfassung dieser Diskussion und zwar von Markus Sommersacher.
    Um es gleich vorwegzunehmen, eine rein ökonomische Antwort auf die Frage der Kosten einer Regierungsform wollte heute niemand geben.
    Lösungsansätze angeboten wurden jedoch auf die Problemstellung, ob Koalitionen effizienter als Alleinregierungen sind.
    Allerdings eine alleingültige Antwort konnte man aus den Ausführungen der vier Wissenschaftler dazu nicht herausfiltern.
    Für Professor Schneider, Politologen aus Wien, ist vor allem die Entwicklung in Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg insofern interessant, als sie eine Abkehr von der breiten Befürwortung der Großen Koalition nach Kriegsende zum britischen Muster der Regierungsform mit Alleinregierung und Opposition brachte.
    Persönlich neige er selbst zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu folgender Einschätzung möglicher Koalitionsformen nach dem 6.
    Mai, meinte Schneider.
    Eine schwarz-blaue Koalition käme in eine relativ schwierige Lage.
    Ein Regieren gegen die Arbeitnehmerseite in der Wirtschaft, ein Regieren gegen die Gewerkschaften wäre wohl nicht ganz leicht.
    Insbesondere das, was gerade die Vertreter einer solchen Koalition proklamieren, nämlich eine Sparpolitik, wäre wohl nicht sehr leicht zu praktizieren und durchzusetzen.
    Ich spreche gar nicht von den emotionalen Problemen, vom Regieren sozusagen mit dem Bürgerblock-Image.
    Zweitens, eine rot-blaue Koalition wäre demgegenüber möglicherweise in einer etwas leichteren Lage.
    Die freiheitliche Seite könnte Teile des Bürgertums, Teile der Wirtschaft binden und die Regierungspolitik auf eine mittlere Linie hinlenken.
    Ich würde allerdings davor warnen,
    das Modell der sozialliberalen Koalition der Bundesrepublik hier einfach auf österreichische Ergebnisse zu übertragen.
    Letzter Punkt, schwarz-rote Koalition.
    Nun stärkere Basis, Integration einer breiteren Mitte, allerdings möglicherweise oder wahrscheinlicherweise verbunden mit stärkeren innerparteilichen Diskussionen,
    und Spannungen und damit auch mit einigen innenpolitischen Problemen.
    Allerdings bleibt dabei nach Ansicht Schneiders die Frage offen, wie groß der inhaltliche programmatische Spielraum für jede Regierung sei.
    Für den sozialistischen Abgeordneten und Wirtschaftsprofessor Nowotny aus Linz ist es bedeutsam, dass sich in der Vergangenheit so etwas wie Schwerpunkte des Arbeitsprogramms bei verschiedenen Regierungsformen herausgestellt hätten.
    In der Großen Koalition seien z.B.
    die Bereiche Landwirtschaft und Landesverteidigung besser als bei Alleinregierungen weggekommen.
    Unter der ÖVP-Alleinregierung Straßenbau und Verkehr, unter der SPÖ Gesundheit, Wohnungsbau und Soziales, meint die Novotny.
    Das heißt per saldo glaube ich, dass in Österreich der Spielraum für die Politik
    durch die Wirtschaftspartnerschaft ohne dies bereits ziemlich neutralisiert ist und ziemlich eingeengt ist, was ich übrigens von ökonomischen Sicht für gut halte, um da kein Missverständnis aufkommen zu lassen, dass aber Koalitionsregelungen dazu noch wahrscheinlich doch eine politische Verödung bedeuten würden und wirtschaftlich sicherlich nichts bringen.
    Der Innsbrucker Politologe Pelinka sieht die jeweilige Haltung der Parteien zur Frage Koalition oder Nicht-Koalition beeinflusst von der jeweiligen Selbsteinschätzung der Partei.
    So vertrete die ÖVP jetzt Forderungen nach Zusammenarbeit der Parteien, wie sie die SPÖ 1958 aufgestellt habe und umgekehrt ähnliche Bundeskanzler Kreiskis Kritik an der Großen Koalition jetzt frappant der Haltung der ÖVP 1959.
    Pelinka ist der Ansicht, dass eine Koalitionsregierung kurzfristig politische Konflikte allzu sehr in Richtung Konsens glätten würde.
    Kurzfristig würde eine breite Regierungszusammenarbeit zweifellos politische Gegensätze minimieren, etwa den Gegensatz, der aus dem Rollenkonflikt zwischen Regierung und Opposition besteht.
    der eine Opposition gleichsam indirekt dazu zwingt, etwa das Budget abzulehnen, obwohl jeder weiß, genau genommen gibt es nur winzige Alternativen systemimmanent zum Budget der Regierung.
    Kurzfristig gäbe es auch die Möglichkeit, etwa Unpopuläres zu verabschieden und auf diese Weise politische Konflikte zu vermeiden.
    Langfristig scheint mir aber wiederum gerade angesichts der intensiven Konsensualbereiche in Österreich
    die man aber eher zudeckt, gerade in Wahlkampfzeiten, die Gefahr einer politischen Entfremdung weiter Kreise der Bevölkerung sehr groß zu sein.
    Für den Wiener Verfassungsrechtler Wähler nahehebt sich vor allem die Frage, ob es demokratisch sei, dass der Wähler zwar Parteien wählen, nicht aber Einfluss auf die Regierungsform nehmen könne.
    Seiner Ansicht nach hätten Koalitionen folgende Vor- und Nachteile.
    Unsicherlich könnte man
    jetzt vom Verfassungsrechtler her gesehen sagen, eine große Koalition könnte überfällige Verfassungsreformen, wie es also die Grundrechtsreform ist oder auch Teile, die also in der Kompetenzverteilung drinnen stecken, im Föderalismus, aber auch Probleme, die in der Frage der direkten Demokratie angesprochen sind, könnte also von einer großen Koalition möglicherweise leichter behandelt werden.
    als in einem System der Alleinregierung.
    Ebenso könnte ich mir vorstellen, dass gewisse Fragen der Wirtschaftspolitik oder der Stellung Österreichs in der Welt, welche Funktion hat Österreich etwa in Bezug auf die Entwicklungsländer oder Fragen des
    Umweltschutzes, dass diese Dinge, man hat von unpopulären Maßnahmen ja hier gesprochen, möglicherweise in einer großen Koalition leichter zu bewältigen sind und ich sehe auch die Möglichkeit, dass eine große Koalition durchaus ein Gegengewicht zur Sozialpartnerschaft sein kann.
    Soweit einige Ausschnitte aus einer Diskussion zum Thema, wie teuer sind Koalitionen hier im Europahaus in Wien und damit wieder zurück zum Studio des Mittagsschornals.
    Reporter war Markus Sommersacher.
    Die Gefängnisaffäre in Vorarlberg in Höchst ist sicher auch noch immer Gesprächsthema in Österreich.
    Wir haben kurz in den Nachrichten den neuesten Stand geschildert.
    Ich möchte Ihnen dazu noch einige ausführlichere Details geben.
    Der Mann, um den es geht, der 18-jährige Andreas Mijavec, der 18 Tage im Gemeindekotter von Höchst vergessen wurde, ist ja noch immer im Spital.
    Die Ärzte bemühen sich derzeit, dem Mann gesundheitliche Spätfolgen zu ersparen.
    und ihn sozusagen wieder auf die Beine zu verhelfen, ihn wieder zu Kräften zu bringen.
    Innenminister Lanz hat noch gestern durch das Gendarmeriezentralkommando in seinem Ministerium einen Erlass verfügt, der ab sofort in ganz Österreich die Benützung von Gemeindearresten durch die Bundesgendarmerie untersagt, wenn nicht zwischen Arrestraum und der betreffenden Gendarmeriedienststelle eine Klingeleinrichtung hergestellt ist, mit der sich verwahrte Personen im Bedarfsfall allerdings nur bemerkbar machen können.
    Wie Lanz weiter erklärt, sind in diesem Erlass außerdem noch folgende Weisungen enthalten.
    Arresträume, die sich im direkten Verband einer Gendarmerieunterkunft befinden, von Unbefugten also nicht betreten werden können, sind unversperrt zu lassen, wenn sie nicht belegt sind.
    Alle von Gendarmeriedienststellen benützten Arresträume, gleichgültig ob belegt oder nicht, sind täglich einmal zu kontrollieren.
    Alle in Betracht kommenden Gendarmeriedienststellen haben ab sofort ein Verwahrungsbuch zu führen,
    in dem jede Verwahrung unter Angabe genauer Daten einzutragen ist, ebenso wie die täglichen Kontrollen.
    Und sofern es sich um Gemeindearreste handelt, sind alle Maßnahmen im Einvernehmen mit dem zuständigen Gemeindeamt zu treffen.
    Innenminister Lanz erklärte abschließend, sollen diese von ihm veranlassten Sofortweisungen die Gewähr dafür bieten, dass künftig auch im Fall von menschlichen Fehlleistungen einzelner Beamter derartige Folgen wie bei dem Vorfall in Fadelberg in Höchst verhindert.
    werden.
    Soweit also einige Details zum Fadelberger Gefängniskandal und nun zu einem Thema, das auch mit Österreich zu tun hat, mit wirtschaftspolitischen Aspekten.
    Kurz der Hintergrund zum besseren Verständnis.
    Am Montag dieser Woche hat die portugiesische Zeitung Diario de Noticias gemeldet.
    Der amerikanische Automobilhersteller Ford habe sich für die südportugiesische Stadt Sienesch als Standort für ein neues Automobilwerk entschieden.
    Die auflagenstärkste portugiesische Zeitung schrieb damals, dass eine entsprechende Grundsatzvereinbarung zwischen der Regierung in Lissabon und der Firma fortgetroffen wurde.
    Auch die Gesamtkosten des Projekts wurden genannt.
    21 Milliarden Schilling.
    USA das Dementi.
    Ford, so hieß es, habe sich noch nicht entschieden.
    Für Österreich ist in diesem Zusammenhang von Interesse, dass die österreichische Regierung neben Portugal, Spanien und Frankreich ebenfalls bemüht ist, den Zuschlag für das Ford-Projekt zu bekommen.
    Portugal ist jedenfalls noch ein ernstzunehmender Konkurrent, wie uns Robert Gerhardt berichtet.
    Das Rennen um die Gunst von Ford geht weiter.
    Noch sind keine Entscheidungen gefallen, erklärte jetzt in Lissabon der Generaldirektor von Ford Lusitana.
    Und es liegt auch noch kein Datum fest, bis zudem einer der drei Kandidaten die nervös erwartete Zusage erhält.
    Noch gehen die Verhandlungen mit den konkurrierenden Ländern Österreich, Portugal und Frankreich weiter.
    Unfreundlich wurde jetzt von der portugiesischen Presse aufgenommen, dass sich Bundeskanzler Kreisky in Paris gegen den Standort der neuen Ford-Autowerke in Portugal aussprach, als er sagte,
    Dieses Land bietet keinerlei Vorteile für fort.
    Die Portugiesen meinen dagegen, dass sie viel anzubieten haben.
    Seit Jahren schon wird in Zines etwa 200 Kilometer südlich von Lissabon ein großer Atlantik Hafen gebaut und im Umkreis entstanden inzwischen die Infrastrukturen für die Ansiedlung neuer Industrien.
    Schon wurde dort über 2 Milliarden Dollars in den Bau von Zubringer Autobahnen, Hafenanlagen, in Wasser- oder Energieversorgung investiert.
    Im Sienesch Industriekomplex entstand eine neue Stadt mit allen Möglichkeiten, die benötigten 7.000 bis 10.000 Arbeitskräfte aufzunehmen, die Ford für seine Fabriken benötigt.
    Von der Regierung wird Sienesch mit allen Mitteln gefördert.
    Wer dort Industriebetriebe ansiedelt, erhält staatlich garantierte Privilegien.
    Vor allem ist dabei an ausländische Interessenten gedacht.
    Ein großer Devisenbringer für die finanzschwache Wirtschaft Portugals erhält Steuer- und Zollvorteile.
    Ihm wird das Terrain in Sienesch wahrscheinlich völlig gratis zur Verfügung gestellt und Gewinntransfer wird garantiert.
    Für Ford wären das in der Tat große Vorteile.
    Portugal dagegen brächte seine Fabrik mit allen Zuliefererbetrieben Arbeitsplätze für rund 20.000 Personen und Deviseneinnahmen von etwa 100 Millionen Dollar pro Jahr.
    Portugal bietet dem Autokönig noch eine weitere Attraktion.
    Die Produktionskosten für die etwa 200.000 Wagen, die pro Jahr vom
    Wand laufen sollen, könnten am Atlantik geringer sein als in Frankreich oder in Österreich.
    Die Arbeiter erhalten auch nach der Revolution vom 25.
    April 1974 noch immer weniger Lohn als ihre Kollegen in Zentraleuropa.
    Der staatlich garantierte Minimallohn, den es vor dem Sturz der Diktatur in Portugal überhaupt nicht gab, liegt bei etwa umgerechnet 2000 Schilling pro Monat.
    Der Durchschnittslohn für Industriearbeiter geht kaum über 5000 Schilling.
    Vor dem historischen April, der in diesen Tagen mit Paraden, Volksfesten, Reden und Feuerwerk überall in Portugal inzwischen zum fünften Mal als Tag der Freiheit gefeiert wird, hätte das Land allerdings noch bessere Konditionen offerieren können.
    Vor dem 25.
    April, der Revolution der Nelken, hatten die Arbeiter überhaupt keine Rechte.
    Die Demokratie brachte ihnen unter anderem immerhin Gewerkschaften und die Möglichkeit, mit Streiks für bessere Löhne zu kämpfen.
    An eine Ausweitung seiner Fabriken in Valencia, die vor fünf Jahren gebaut wurden, denkt der Autokonzern nicht.
    In Spanien sind die Löhne in die Höhe geschnellt, es wird viel gestreikt und es gibt ständig soziale Konflikte, wie gerade wieder in diesen Tagen.
    Ford wünscht eine ruhige und preiswerte Produktions
    Robert Gerd aus Lissabon.
    Was von vielen seit langem befürchtet wurde, scheint im Libanon nun greifbare Formen anzunehmen, nämlich die Teilung des Landes.
    Im Südlibanon hat der Kommandant der christlichen Milizen, Major Haddad, einen unabhängigen Staat programmiert.
    Die Bemühungen um eine Stärkung der Zentralgewalt zur Wahrung der Einheit des Libanon haben damit einen empfindlichen Rückschlag erlitten.
    Wer ist nun dieser Major Haddad?
    Edgard Heydart hat sich damit beschäftigt.
    Vor zwei Jahren war der Name des Majors Saad Haddad bloß den Angehörigen der libanesischen Offizierskaste ein Begriff.
    Heute ist er in weiten Kreisen innerhalb und außerhalb seiner Heimat der zurzeit meistgehasste Mann des Libanons.
    Geboren wurde Haddad 1937 in dem südlibanesischen Städtchen Marja Djun,
    heute die Hauptstadt des von ihm als unabhängig erklärten Gebietes.
    Dort besuchte er auch bis zum 15.
    Lebensjahr die Schule.
    Danach schlug Haddad die Soldatenlaufbahn ein, absolvierte unter anderem auch Offizierskurse in Beirut und in Frankreich.
    Nach Ausbruch des Libanesischen Bürgerkrieges im Jahr 1975 entsandte ihn die Armeeführung als Kommandanten der Einheiten in den Südlibanon.
    1976 öffnen die Israelis ihre Nordgrenze und versorgen die christliche Bevölkerung, die unter den Angriffen der Moslems und der Palästinenser besonders schwer zu leiden hat, mit allem Notwendigen, nicht zuletzt auch mit Waffen.
    Damals begann die intensive Zusammenarbeit Major Haddads und der ihm unterstellten Kontingente mit Israel.
    Ein Jahr später kommt es zur Spaltung der libanesischen Armee, hervorgerufen durch die syrische Invasion im Libanon.
    Ein Teil der A-Einheiten, die Moslems, geht zu den Syrern über.
    Die Milizen der maronitischen Christen beginnen auf eigene Faust zu handeln.
    Haddad wird wegen seines eigenmächtigen Handelns und der Verlust seines Offiziersranges aus der regulären libanesischen Armee ausgestoßen, ein Akt, um den sich Haddad nicht kümmert.
    Eine Wendung für seine von den Palästinensern stets hart bedrängten Milizen tritt dann im März 1978 ein.
    Nach einem palästinensischen Anschlag in Israel dringen im März des Vorjahres israelische Truppenverbände im Südlibanon ein und besetzen das Gebiet bis zum Litani-Fluss, die Grenze zwischen den Einflusssphären Israels und Syriens im Libanon.
    Der Widerstand der Fedayeen im berüchtigten Fatah-Land ist gebrochen.
    Zwar zieht sich Israel wenige Wochen später unter stärkstem Druck des Auslandes aus dem eroberten Gebiet zurück.
    Die Stützpunkte entlang der Nordgrenze übergibt es jedoch nicht den einrückenden Kontingenten der UNO-Friedenstruppe, sondern Haddad und seinen Milizen.
    Haddad war von Anfang an ein unerbittlicher Gegner des UNO-Einsatzes.
    Für ihn waren und sind die Soldaten der Vereinten Nationen nichts anderes als der verlängerte Arm Syriens.
    Denn die UNO-Truppen hatten von Anfang an den Auftrag, eines Tages der regulären libanesischen Armee die Kontrolle im Südlibanon zu übergeben, vor allem auch, um die Integrität der Regierung in Beirut zumindest optisch zu unterstreichen.
    Als es vorige Woche dazu kommen sollte, wagte Haddad die Flucht nach vorn.
    Im israelischen Metulla proklamierte er die Unabhängigkeit.
    Wir sind unabhängig.
    Wir werden nicht aufgeben.
    Unsere Wille und Wünsche ist es, dass alle Lebanoner so unabhängig wie wir sind.
    Das von ihm kontrollierte Gebiet hat etwa die Größe von Monaco und erstreckt sich vom Mittelmeer bis zum Fuß des Berges Hermon.
    Ohne die israelische Rückendeckung wäre das Überleben von Haddads Milizenstaat unmöglich.
    Ihn aber als bloßen Handlanger Israels abzutun, wäre verfehlt, denn Haddad kämpft in erster Linie für seine eigene Sache.
    Jetzt wartet auf den ehrgeizigen Offizier das Todesurteil eines von der Regierung in Beirut eingesetzten Militärgerichtes.
    Für Herwart ist allerdings die andere Seite der eigentliche Hochverräter an der Unabhängigkeit des Libanons.
    Darum beabsichtigt er auch, dem libanesischen Präsidenten Sarkis eine Art Gegenprozess zu machen.
    Wie auch immer die Entwicklung weitergehen mag, der Name Haddad könnte in den Geschichtsbüchern als der Anfang vom Ende der libanesischen Einheit stehen.
    Das war ein Porträt des libanesischen Milizengenerals Major Madad.
    Und nun wieder ein Österreich-Thema.
    Seit Donnerstag gibt es in Klagenfurt die diesjährige Fachmesse für Freizeit, Urlaubs- und Reiseangebote, die Urlaub79.
    Diese Veranstaltung soll vor allem im kärntner und steirischen Raum das Interesse für Freizeitartikel vom Trainingsanzug bis zur hochseetüchtigen Segeljacht wecken.
    Für die Aussteller scheint dieser Markt recht interessant zu sein.
    Nicht weniger als 165 Aussteller, davon 76 aus dem Ausland, stellen auf dem Klagenfurter Messegelände aus.
    Michael Kerbler von unserer Wirtschaftsredaktion war in Klagenfurt.
    Hier sein Bericht.
    Nimmt man den Besucherstrom des gestrigen Tages als Maßstab für das Interesse an einem Urlaub im Zelt oder Wohnmobil, dann werden die Aussteller, die auch aus dem Ostblock, ja sogar aus Korea anreisten, voll auf ihre Rechnung kommen.
    Denn die Neugier, derbe auch das intensive Beratungsgespräch, war bei jenen Keujen und Ständen am größten die Campingausrüstung, wie etwa Zelte, Campingmöbel oder Kochgeräte anboten.
    Das Angebot der Aussteller reichte vom kleinen Ein-Mann-Iglu um knapp 1.700 Schilling bis zum geräumigen Großzelt um mehr als 10.000 Schilling.
    Kunststoffe und Aluminium waren die beherrschenden Materialien am Campingsektor, auf die auch von Seiten der Verkäufer immer wieder hingewiesen wurde, wenn die Frage nach dem Gewicht von Großzelten gestellt wurde, die mitunter eine Bodenfläche von mehr als 17 Quadratmetern erreichte.
    Ein Umstand überraschte.
    Die Besucher waren viel mehr an technischen Details interessiert als etwa am Preis, was ein weiblicher Messegast auch bestätigte.
    Da rechnet man eigentlich gar nicht so viel zuerst einmal.
    Man will irgendwie, dass man das den Kindern und sich selbst irgendwie ein Optimum schafft.
    Sicher ist es aber auch finanziell.
    Es ist jetzt eine Mehranschaffung, aber später bringt uns doch etwas herein.
    Der Preis spielt also keine dominierende Rolle.
    Ein Verkäufer, der einen speziell konstruierten Anhänger präsentierte, welcher mit wenigen Handgriffen in einen Wohnwagen zu verwandeln ist, bestätigte rege Nachfrage.
    Und das, obwohl das Modell an die 40.000 Schilling kostet.
    Befragt, ob man um 40.000 Schilling nicht öfter oder besser Urlaub machen könnte, meinte er,
    Hundertprozentig.
    Es fragt sich nur eines, man darf also jetzt nicht von der Einzelperson ausgehen, sondern jetzt einmal von der Familie her.
    Und dann muss man auch noch dazu sagen, dass die Unabhängigkeit, also die Ortsungebundenheit, glaube ich, sehr sehr wichtig ist.
    Und es sind ja die Leute auch bereit auszugehen.
    Mit so einem Wohnmobil ist man vielleicht etwas unabhängiger als mit einem Zelt.
    Bei einem Zelt ist man doch eher gezwungen auf einen Campingplatz zu gehen, weil es ja auch gesetzliche Vorschriften in den Urlaubsländern gibt.
    Ja, nicht unbedingt, das kommt ganz drauf an.
    Es gibt heute noch Wildcampingplätze.
    Sind das die Mehrzahl der Fälle oder sind das die Ausnahmen?
    Das sind leider die Ausnahmen.
    Aus dem Alltag ausbrechen können, ein wenig unabhängiger sein.
    Das waren zumeist die Antworten auf, warum wählen Sie einen Campingurlaub.
    Und so mancher Besucher gestand sich ein, dass Campingurlaub nicht immer seinem Erholungsbedürfnis gerecht wird.
    Nein, Erholung sicher nicht.
    Mein Maximum Erholung, nein, das kann man nicht behaupten.
    Es ist relativ anstrengend.
    Aber ja, die Freiheit.
    Und die Freiheit kostet halt ein bisschen Anstrengung auch.
    Ausschlaggebend für zahlreiche Messebesucher, die sich für Zelte oder Wohnmobile interessierten, scheinen die subjektiv als zu teuer empfundenen Hotelarrangements zu sein.
    Meinem Gefühl nach habe ich jetzt Prospekte geholt und was ich sehe, sind die Preise sehr hoch, weil mich interessiert an und für so ein Arbeitement.
    Und da die Preise sehr hoch sind, würde ich vielleicht in zwei Jahren das Zicker wieder herinnen haben, was mir ein Urlaub auf eine andere Art und Weise kosten würde.
    Besonders gefragt waren aber nicht nur die Zeltausrüstungen, sondern auch Boote.
    Vom simplen Ruderboot bis zum komfortablen Motorboot oder zur gediegenen Segeljacht für sechs Personen.
    Eines wird beim Messebesuch in Klagenfurt offenbar.
    Nicht nur im beruflichen Alltag, sondern auch im Urlaub macht sich die Technisierung breit.
    Bleibt noch die Frage offen, ob dieses Mehr an Technik nicht den Weg für eine echte Erholung, sprich Entspannung verbaut.
    Michael Kerbler war das aus Klagenfurt.
    Übrigens, die Messe ist noch bis morgen geöffnet.
    Nun noch ein Kulturthema.
    Kommenden Montag wird im Wiener Kulturzentrum in der Annagasse eine Ausstellung unter dem Titel Verbrannte Bücher eröffnet.
    Gezeigt werden etwa 500 Werke von Autoren, die während der Nazi-Zeit verfilmt waren.
    Koschka Hetzer berichtet.
    Auftakt zum Bücherverbot während des Dritten Reiches war der symbolische Akt der Bücherverbrennung im Mai 1933 in Berlin.
    Die Kundgebung gestaltete sich zu einer Massendemonstration.
    In der Mitte des Platzes, in der Nähe der Staatsoper, hatten Studenten einen großen Scheiterhaufen aufgeschichtet.
    Unter dem Jubel der Menge wurden schließlich mehr als 20.000 Bücher in den brennenden Scheiterhaufen geworfen.
    Einige Beispiele der begleitenden Rufe.
    Gegen Dekadenz und moralischen Verfall.
    Für Zucht und Sitte in Familie und Staat.
    gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist.
    Die Schriften von Sigmund Freud wurden etwa mit den Worten ins Feuer geworfen, gegen seelenzerfasernde Überschätzung des Trieblebens, für den Adel der menschlichen Seele.
    Hofrat Dr. Anton Pick, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, die diese Ausstellung veranstaltet, über die historische Dimension von Bücherverbrennungen.
    Es hat im Mittelalter
    und auch in der Neuzeit Bücherverbrennungen gegeben.
    Die Verbrennung ist ein Symbol.
    Man hat nicht nur Menschen verbrannt, wie Jan Hus am Kanzel von Konstanz.
    Es war auch, ich will nicht sagen üblich, aber es ist auch vorkommen, dass man Bücher, also geistige Werte, verbrannt hat und damit symbolisch die Vernichtung dieser Ideen
    anzudeuten.
    Dr. Kurt Scholz, Leiter des Referates für politische Bildung im Unterrichtsministerium, weist auf die Bedeutung der Ausstellung für unsere Zeit hin.
    Ich glaube, dass die Kulturpolitik der Nationalsozialisten in Österreich nach 1945 nie vollständig aufgearbeitet worden ist und dass gewisse Missverständnisse der Kulturpolitik des Nationalsozialismus auch in der Zweiten Republik weiter bestehen.
    Eines dieser Missverständnisse scheint mehr der Terminus der entarteten Kunst zu sein.
    Und ein weiteres Missverständnis ist etwa das, dass die Kunst grundsätzlich in staatlichem Interesse produziert werden soll, bzw.
    die jeweils im Staat vorherrschenden Ideale verherrlichen soll.
    Man hat sich, glaube ich, auch in der Zweiten Republik noch nicht in dem Maß
    an die Existenzberechtigung einer kritischen Kunst, einer kritischen Kultur gewöhnt, als das in einer Republik und vom Selbstverständnis einer Republik aus notwendig wäre.
    Die Ausstellung Verbrannte Bücher wendet sich an die gesamte Wiener Bevölkerung, speziell aber an die Schuljugend.
    Inwiefern wird die Situation der Literatur im Dritten Reich heute in den Schulen aufgearbeitet?
    Dazu Dr. Elisabeth Springer, Direktorin am Bundesgymnasium für Mädchen in Floridsdorf,
    und pädagogische Beraterin für diese Ausstellung.
    Die literarische Vergangenheit des Dritten Reiches kann in den Schulen aufgearbeitet werden, in der vierten Klasse der Hauptschulen oder in der vierten Klasse der AHS und in den achten Klassen der AHS, im Rahmen des Geschichtsunterrichtes und auch im Rahmen des Deutschunterrichtes.
    Im Geschichtsunterricht steht in diesen genannten Jahren, das 20.
    Jahrhundert,
    zur Debatte und im Literaturunterricht der achten Klassen der AHS verlangt der Lehrplan die Beschäftigung mit der Literatur des 20.
    Jahrhunderts, mit wesentlichen Vertretern dieser Literatur.
    Und dabei kann sich zwangsläufig die Aufarbeitung der Literatur des Dritten Reiches ergeben,
    da fast alle Autoren, die wir heute als bedeutende Autoren deutscher Sprache des 20.
    Jahrhunderts bezeichnen, unter Hitler groteskerweise verboten waren.
    Als Begleitprogramm der Ausstellung, die bis zum 30.
    Juni gezeigt werden wird, finden Diskussionen und Lesungen prominenter Wiener Schauspieler aus den Werken der im Dritten Reich verbotenen Autoren statt.
    Ausstellung Verbrannte Bücher ab Montag in Wien und wir schließen die Sendung mit Meldungen.
    Österreich Innenminister Lanza durch das Gendarmeriezentralkommando verfügt, dass die Benützung von Gemeindearresträumen durch die Gendarmerie ab sofort untersagt ist, wenn zwischen Arrestraum und Dienststelle keine Klingeleinrichtung angebracht ist.
    Der Erlass des Innenministers geht auf die Vorkommnisse im Gemeindearrest von Höchst in Vorarlberg zurück, wo der 18-jährige Andreas Mijavec fast drei Wochen lang ohne Nahrung, Wasser und Licht von den Behörden vergessen worden ist.
    Die unselbstständig Erwerbstätigen haben im vergangenen Jahr um fast 19 Prozent mehr an Krediten aufgenommen als 1977.
    Der Verschuldungsstand erhöhte sich innerhalb von zwölf Monaten um mehr als 18 Milliarden Schilling.
    Industriebetriebe nahmen 1978 von Kreditinstituten zusätzlich 15,5 Milliarden Schilling in Anspruch.
    Die öffentliche Hand nahm fast 14 Milliarden Schilling mehr an Krediten auf als im Vorjahr.
    Die Kärntner Zellstofffabrik in Rechberg ist gerettet.
    Die Arland AG hat das Grundstück und das Fabriksgelände im Norden von Eisenkappl an eine schweizerisch-jugoslawische Interessensgruppe verkauft.
    Der neue Eigentümer wird auf dem Areal ein neues Werk errichten.
    Die Bauarbeiten sollen bereits im Mai beginnen.
    Die bisher in der Zellstofffabrik Rechberg tätig gewesenen Arbeitnehmer dürften in dem neuen Betrieb Beschäftigung finden.
    Bei den vom Bundesheer durchgeführten Hilfsflügen für die Erdbebenopfer in Jugoslawien sind bisher Zelte für 1.000 Personen sowie tragbaren und sonstiges Gerät des Roten Kreuzes in das Erdbebenkatastrophengebiet transportiert worden.
    Täglich bringt eine Maschine abwechselnd von Graz und von Wien Schwechert aus Hilfsgüter nach Titograd.
    Iran.
    Auf Anweisung von Schiitenführer Khomeini hat die Staatsanwaltschaft in Teheran heute die Bankkonten aller Mitglieder des früheren Parlaments beschlagnahmt.
    Khomeini erklärte, die 268 Abgeordneten und 60 Senatoren seien keine echten Volksvertreter gewesen und müssten deshalb ihre Diäten zurückerstatten.
    Das, meine Damen und Herren, war das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Bruno Berger sagt auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1979.04.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1979.04.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reportage von Wahlreisen in den Bundesländern
    Einblendung: Kreisky, Taus, Götz
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Eichinger, Erich [Gestaltung] , Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Taus, Josef [Interviewte/r] , Götz, Alexander [Interviewte/r]
    Datum: 1979.04.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Kreisky zu FPÖ
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1979.04.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Diskussion: Wie teuer sind Koalitionen
    Einblendung: Nowotny, Pelinka
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Nowotny, Ewald [Interviewte/r] , Pelinka, Anton [Interviewte/r]
    Datum: 1979.04.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Portugal bietet Ford Zollbegünstigung, Grundstückem, fast fertige Infrastruktur
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1979.04.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Werdegang des Majors Saad Haddad
    Einblendung; Haddad
    Mitwirkende: Haider, Edgard [Gestaltung] , Haddad, Saad [Interviewte/r]
    Datum: 1979.04.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ferienmesse in Klagenfurt
    Einblendung: Messebesucher
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1979.04.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: "Verbrannte Bücher"-Ausstellung in Wien
    Einblendung: Hofrat Dr. Anton Pick (Präsident der israelitischen Kultusgemeinde), Dr. Kurt Scholz (Kulturministerium), Dr. Elisabeth Springer (AHS-Direktorin)
    Mitwirkende: Hetzer-Molden, Koschka [Gestaltung] , Pick, Anton [Interviewte/r] , Scholz, Kurt [Interviewte/r] , Springer, Elisabeth [Interviewte/r]
    Datum: 1979.04.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1979.04.21
    Spieldauer 00:59:40
    Mitwirkende Berger, Bruno [Moderation]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.04.21 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-790421_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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