Mittagsjournal 1982.05.10

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, zum Mittagsjournal des aktuellen Dienstes begrüßt Sie Roland Machatschke.
    Kurz zu den wichtigsten Punkten unseres Programms bis 13 Uhr.
    Im Falkland-Konflikt ist wiederum eine Atempause eingetreten.
    Alles wartet auf die Fortsetzung der UNO-Vermittlung.
    Wir bringen einen Lage- und Stimmungsbericht aus London sowie eine Zusammenfassung von Reaktionen lateinamerikanischer Politiker.
    Zweites außenpolitisches Thema heute Mittag ist das Angebot des amerikanischen Präsidenten Reagan an die Sowjetunion, im Juni Gespräche über den Abbau atomwaffenbestückter Interkontinentalraketen zu beginnen.
    Wir berichten aus Washington und versuchen in einem Gespräch mit dem deutschen Sowjetexperten Werner eine Analyse der sowjetischen Außenpolitik.
    Die weiteren Themen des Mittagssonals in Kürze, ÖVP-Pressekonferenz zum Thema Wohnbaupolitik, Abschluss des Kongresses der sozialistischen Jugend, Sonderprogramm soll mehr Lehrstellen für Mädchen schaffen und Unternehmenssituation der Semperit-Werke.
    Der Kulturteil steht heute ganz im Zeichen Goethes.
    Wir berichten über ein Symposium in Wien und über die Faustlesung bei den Wiener Festwochen.
    Soweit also in kurzen Zügen unser geplantes Programm bis 13 Uhr.
    Zu Beginn jetzt die Nachrichten.
    Verantwortlicher Redakteur ist Feder Holi, Sprecherin Melitta Czapka.
    Argentinien, Großbritannien.
    Der argentinische Verteidigungsminister Fragoli hat die britische Regierung beschuldigt, im Falkland-Konflikt immer gerade dann anzugreifen, wenn diplomatische Bemühungen zur Lösung der Krise im Gange seien.
    Zugleich betonte der Minister, Argentinien sei verhandlungsbereit.
    Beim gestrigen Angriff der Briten auf die Hauptstadt der Falkland-Inseln wurde ein argentinischer Fischkutter beschossen.
    Dabei wurde ein Besatzungsmitglied getötet, weitere 13 wurden verletzt.
    Der durch eine argentinische Rakete schwer beschädigte britische Zerstörer Sheffield ist aus der Kriegszone geschleppt worden.
    Das Schiff ist völlig ausgebrannt.
    Auf dem Flugzeugträger Hermes wurde am Wochenende ein Gedenkgottesdienst für die 20 Matrosen abgehalten, die durch den Raketentreffer ums Leben kamen.
    UNO-Generalsekretär Peres de Cuéllar setzt heute seine Vermittlungsbemühungen im Falkland-Konflikt fort.
    Er wird neuerlich mit dem britischen UNO-Botschafter Parsons und dem stellvertretenden argentinischen Außenminister Ross zusammentreffen.
    Sowjetunion Die Falkland-Krise zeigt nach Ansicht der Moskauer Parteizeitung Pravda deutliche Parallelen zur Lage in Nordirland.
    Das Parteiorgan schreibt, beide Krisenherde seien das Ergebnis sinnloser Härte der britischen Regierung.
    USA, Sowjetunion.
    Die Sowjetunion hat bisher nicht auf die gestrige Rede Präsident Reagans reagiert, in der der Präsident neue Abrüstungsvorschläge gemacht hat.
    Ein Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur TASS geht nur auf den wirtschaftspolitischen Teil der Ansprache Reagans ein und kritisiert die geplanten Kürzungen der Sozialausgaben in den USA.
    Reagan hat der Sowjetunion vorgeschlagen, die Zahl der atomaren Interkontinentalraketen auf je 850 und die der strategischen Bomber auf je 350 zu begrenzen.
    Der frühere amerikanische Außenminister Muskie vertritt die Ansicht, solange die Sowjetunion auf den Abrüstungsplan nicht reagiert, sollten die USA die Bestimmungen des SAL-2-Vertrages des zweiten Abkommens über die Rüstungsbegrenzung anwenden.
    Polen.
    In mehreren Städten ist es gestern neuerlich zu Demonstrationen gekommen.
    In Breslau löste die Polizei eine Versammlung von Jugendlichen in der Nähe eines Sportstadions auf.
    Einzelheiten der Auseinandersetzung wurden nicht bekannt.
    Der Untergrundsender der unabhängigen Gewerkschaft Solidarität strahlte neuerlich ein Kurzprogramm aus.
    In der Sendung wurde für Donnerstag zu einem viertelstündigen Streik aufgerufen.
    Genau fünf Monate vor diesem Tag ist in Polen das Kriegsrecht verhängt worden.
    Vatikan.
    Der Vatikan hat zwei weitere Bühnenstücke von Papst Johannes Paul II.
    veröffentlicht, die in den 50er Jahren entstanden sind, als der Papst noch einfacher Priester in Polen war.
    Das eine Stück trägt den Titel »Bruder unseres Gottes« und schildert das Leben des polnischen Malers Adam Chmielowski, der im 19.
    Jahrhundert seine Arbeit aufgab, um sich ganz der Verbreitung des Evangeliums zu widmen.
    Das andere heißt »Leitstrahlen der Vaterschaft« und handelt von einem Mann, der im Zwiegespräch mit seinem Sohn zu Liebe und Selbstverwirklichung findet.
    Die zwei Bühnenstücke werden vom Verlagshaus des Vatikans in italienischer Sprache herausgebracht.
    Eine polnische Ausgabe ist bereits 1979 erschienen.
    Tschechoslowakei.
    In einem heute vom slowakischen Parteiorgan Pravda veröffentlichten Interview erklärt Außenminister Knopek, sein Österreich-Besuch und seine Gespräche in Wien seien von einer Atmosphäre des Interesses an Zusammenarbeit geprägt gewesen.
    Knopek fügt hinzu, er schätze besonders die realistische Sicht Wiens für die globalen Probleme.
    Was die Fortsetzung des Entspannungsprozesses betreffe, seien die Ansichten beider Seiten identisch.
    Der tschechoslowakische Außenminister unterstreicht den Beitrag Österreichs zur Fortsetzung des KSZE-Prozesses und würdigt die Entschlossenheit der Regierung in Wien, in Madrid zu praktikablen Ergebnissen zu gelangen.
    Österreich
    Die achttägige Eintragungsfrist für das von der ÖVP initiierte Volksbegehren gegen den Bau des Konferenzzentrums bei der Wiener Unocity hat um 8 Uhr früh begonnen.
    Teilnahmeberechtigt sind mehr als 5 Millionen Österreicher.
    Die ÖVP ruft dazu auf, gegen das Bauprojekt zu unterschreiben.
    Die Sozialisten haben sich ausdrücklich gegen das Volksbegehren ausgesprochen.
    Die Freiheitlichen haben sich gegen den Bau des Konferenzzentrums ausgesprochen, jedoch keine Empfehlung für oder gegen das Volksbegehren gegeben.
    Der österreichische Dichter und Rundfunkpionier Rudolf Henz feiert heute seinen 85.
    Geburtstag.
    Prof. Dr. Henz stand schon während des vergangenen Wochenendes im Mittelpunkt zahlreicher Ehrungen, wobei sein großes literarisches Werk, seine Arbeit als langjähriger Präsident des österreichischen Kunstsenats und seine Verdienste beim Wiederaufbau des Rundfunks nach dem Krieg besonders gewürdigt wurden.
    Rudolf Henz wurde am 10.
    Mai 1897 in Göpfritz in Niederösterreich geboren.
    Er hat den Ersten Weltkrieg als Offizier miterlebt und war nach Studium und journalistischer Arbeit von 1931 bis 1938 Leiter der wissenschaftlichen Abteilung der RABAG.
    Nach dem Anschluss wurde er entlassen und erhielt Schreibverbot.
    Sofort nach Kriegsende holte man Rudolf Henz wieder zum Rundfunk.
    Seiner Arbeit als langjähriger Programmdirektor wird zugeschrieben,
    dass aus den vier Sendegruppen der Besatzungsmächte die Basis für das heutige Rundfunkwesen in Österreich wurde.
    Der ÖAMTC hat heute Sozialminister Dallinger aufgefordert, den sogenannten Regressanspruch von Krankenkassen gegenüber Fahrzeuglenkern noch vor Beginn des Sommerurlaubsverkehrs zu beseitigen.
    Bisher kann der Lenker bei einem selbstverschuldeten Unfall für die Bezahlung von Heilungskosten und Renten für den verletzten mitfahrenden Autobesitzer herangezogen werden.
    Die Versicherung kommt nur für die anderen Beifahrer auf.
    Eine Novelle zum Kraftfahrgesetz, die den Sozialversicherungen nun eine Regressmöglichkeit gegenüber den Haftpflichtversicherungen einräumt, soll im Herbst vom Parlament verabschiedet werden.
    Die 24 Mitgliedstaaten der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, haben sich am Wochenende in Paris auf eine Kompromissformel geeinigt, die künftig die Export-Kreditbedingungen für einige Ostblockländer und sogenannte industrielle Schwellenländer erschweren sollen.
    Der Kompromiss muss allerdings noch von den Regierungen der Mitgliedstaaten gebilligt werden.
    Mit dem von dem schwedischen Diplomaten Axel Wallen vorgeschlagenen Kompromiss konnten angeblich Differenzen zwischen Vertretern der europäischen Gemeinschaft und den USA überbrückt werden.
    Nach diesem Vorschlag werden Kreditempfänger künftig in drei Kategorien eingeteilt und zwar
    in relativ reiche, relativ arme und solche mittlere Struktur.
    Als relativ reich gelten dabei Staaten mit einem Bruttosozialprodukt von mindestens 4000 Dollar pro Kopf.
    Dies würde bedeuten, dass unter anderem die Sowjetunion, die DDR und die Tschechoslowakei aus der Mittelklasse in diese Kategorie aufrücken und für Kredite höhere Zinsen als bisher zahlen müssen.
    Kenia.
    In der Hauptstadt Nairobe beginnt heute eine mehrtägige Konferenz der Vereinten Nationen über Probleme des Umweltschutzes.
    An der Tagung nehmen Delegierte aus 140 Ländern teil.
    Österreich ist durch Gesundheitsminister Steirer und Abgeordnete der drei Parlamentsparteien vertreten.
    Hauptthemen der Umweltschutzkonferenz sind die Wasser- und Luftverschmutzung und die Gefährdung der Wälder.
    Für Österreich ist vor allem die Frage der Schwefeldioxidemissionen von Bedeutung.
    Durch schwefeldioxidhaltige Abgase kommt es immer öfter zu sogenanntem sauren Regen, der die Waldbestände bedroht.
    Die Bundeswirtschaftskammer vertritt in einer Aussendung die Ansicht, der saure Regen könne nicht allein durch innerösterreichische Regelungen bekämpft werden, weil die Ursache für die Luftverschmutzung auch in den Industrieballungszentren anderer europäischer Länder zu suchen sei.
    Iran, Irak.
    Nach Meldungen von Radio Teheran hat die iranische Armee heute einen neuerlichen Angriff zur Rückgewinnung des Ölhafens Koramchar eingeleitet.
    Der Irak bestätigt die neue persische Offensive, meldet jedoch, der Vorstoß sei abgewährt worden.
    Seit Beginn der neuen Großoffensive am 30.
    April gelang es bisher dem Iran, Teile der vom Irak besetzten Gebiete am Persischen Golf wieder zurückzuerobern.
    Das Wetter.
    Als Folge der flachen Druckverteilung über Mitteleuropa gestaltet sich der Wetterablauf in Österreich zurzeit sehr unterschiedlich.
    Die Wettermeldungen reichen von Regen bis wolkenlos.
    Die flache Druckverteilung wird auch morgen andauern.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Besonders im Osten und Süden strichweise Regen, im Westen und Norden teilweise sonnig, schwache bis mäßige Winde.
    Nachmittagstemperaturen 12 bis 19, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht um 11 Grad.
    Die Aussichten für morgen Dienstag.
    Im Osten und Süden veränderlich bis stark bewölkt, strichweise Regen, im Westen und Norden teilweise sonnig.
    Schwache bis mäßige Winde, Tageshöchsttemperaturen 12 bis 19 Grad.
    Das Wetter übermorgen Mittwoch.
    Im Süden strichweise Regen, sonst unterschiedlich bewölkt, zum Teil auch sonnig, mild.
    Die Wetterübersicht von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 14 Grad Nordostwind, 4 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 15 Grad Windstill.
    Linz wolkig, 17 Grad Ostwind, 15 Kilometer in der Stunde.
    Salzburg heiter, 17 Grad Nordwind, 5 Kilometer.
    Innsbruck stark bewölkt, 14 Grad, Nordostwind 20.
    Bregenz bedeckt 8 Grad, Nord 3.
    Graz bedeckt Regen, 12 Grad, Nordostwind 5 Kilometer.
    Und Klagenfurt bedeckt Regen, 11 Grad, Südwestwind 3 Kilometer in der Stunde.
    Es ist 12 Uhr und 12 Minuten.
    Bei den Bemühungen der UNO, im Falkland Konflikt zwischen Großbritannien und Argentinien zu vermitteln, hat es nach Angaben eines Sprechers in New York gestern einen substanziellen Fortschritt gegeben.
    Worin er bestand, weiß man natürlich nicht.
    Die Gespräche werden heute jedenfalls fortgesetzt.
    Mittlerweile herrscht Unklarheit, was Großbritannien im Raum Falkland beabsichtigt bzw.
    unternimmt.
    Ob die Briten gestern eine Landung versuchten und dabei von den Argentinien zurückgeschlagen wurden, ob sie die seit mehr als einer Woche von jedem Nachschub abgeschnittene argentinische Besatzung der Falklands zermürben wollen, ob sie ein Lande unternehmen oder nur die Fortsetzung der Blockade beabsichtigen,
    Das alles sind Fragen, die man in London sicherlich mit voller Absicht unbeantwortet lässt oder auf die man ausweichend reagiert.
    Das gehört zu jener psychologischen Kriegführung, über die im folgenden Beitrag Hans-Heinz Schlenker berichtet, der sich in diesem Beitrag auch mit der Stimmungslage in Großbritannien befasst.
    Wochenende Argentiniens Militärunter militärisch und psychologisch zu zermürben.
    Militärisch, indem die britische Premierministerin ihren Flottenadmiral im Südatlantik, Sandy Woodward, erneut den Flugplatzport Stanley und das Flugfeld Goose Green auf den Ostfaltland bombardieren, einen argentinischen Puma-Hubschrauber abschießen und ein spionierendes argentinisches Fischereiboot beschießen und kapern ließ.
    Psychologisch, indem sie die Argentinier weiterraten lässt, ob und wann nun eine Invasion der Faltlandinseln oder gar eine Bombardierung des argentinischen Festlandes selbst bevorsteht.
    Verteidigungsminister John Knott führte dabei kräftig die Spekulationen, indem er zwar nachdrücklich unterstrich, dass die britische Regierung gegenwärtig keine Pläne habe, das argentinische Festland anzugreifen,
    Doch wie er dabei gegenwärtig betonte und außerdem darauf hinwies, dass die Briten keine Option zurückweisen, konnte nur den psychologischen Druck erhöhen.
    Genau darum aber geht es der britischen Regierung.
    Nachdem die militärische Eskalation durch die Torpedierung des argentinischen Kreuzers Belgrano und den Verlust des britischen Raketenzerstörers Sheffield die argentinische Haltung eher noch versteifte, soll sie nun verstärkt mit den Mitteln der psychologischen Kriegsführung aufgeweicht werden, um das nach wie vor vornehmlich angestrebte Ziel der friedlichen Beilegung des Falkland-Konflikts zu erreichen.
    Die Frage ist nur, ob die Briten dabei mehr Erfolg haben.
    Bislang nämlich haben sich die Argentinier als erstaunliche Meister der psychologischen Kriegsführung erwiesen.
    Zwar nicht gegenüber den Briten, aber gegenüber der Weltmeinung und selbst unter Londons Freunden und Verbündeten.
    Den Argentiniens Militärjunta gab sich immer wieder den Anschein, dass sie verhandlungs- und friedensbereit ist, nur um dabei zu überdecken, dass sie in der Kernfrage, um die es geht, nicht im Geringsten nachgibt, nämlich dem argentinischen Souveränitätsanspruch auf die Falkland-Inseln.
    Das aber ist nach wie vor für London unannehmbar, selbst wenn die französische Regierung inzwischen ernsthaft eine UNO-Treuhandschaft für das Archipel ins Auge fasst.
    Doch auch das kann die argentinische Militärjunta offenbar nicht beeindrucken.
    Deshalb ist es schwierig zu sehen, wie die gegenwärtigen Friedensbemühungen von UNO-Generalsekretär Pérez de Cuéllar die Kluft zwischen London und Buenos Aires überbrücken und eine Lösung herbeiführen können.
    In London jedenfalls sind die Hoffnungen auf eine diplomatische Beilegung des Konflikts nicht groß.
    Nicht, nachdem Argentinien bisher alle diplomatischen Bemühungen und Vorschläge torpedierte.
    Doch trotz aller militärischen Aktionen der britischen Volklandflotte und ungeachtet aller harten Worte über eine sogar nicht ausgeschlossene Bombardierung Argentinien selbst, wollen Margaret Thatcher und ihre Minister oder Generalsekretär Perez de Cuéllar eine Chance geben.
    Dabei wissen sie jedoch, dass dies die letzte Chance ist.
    Deshalb deutete Verteidigungsminister John Nott auch an, dass die Thatcher-Regierung mehr zu einer langen Blockade neigt, zumindest so lange, wie die Friedenssuche in der UNO vorangeht.
    Bei dieser Entscheidung spielte zweifellos jedoch auch die deutliche Warnung der EG-Partner Londons eine Rolle, dass Margaret Thatcher nicht mehr mit deren Rückendeckung und Unterstützung rechnen kann, wenn sie eine militärische Lösung des Falkland-Konflikts sucht oder einer diplomatischen vorzieht.
    Das machten die IG-Außenminister am Wochenende ihrem britischen Kollegen Prim und Margaret Thatcher nachdrücklich klar.
    London liegt auf dem Testbett.
    Demgegenüber hat Margaret Thatcher die Rückendeckung der Mehrheit ihrer eigenen Bevölkerung, wenn sie sich zu einer Invasion der Falkland-Inseln entschließen sollte.
    Nach einer erst gestern vom unabhängigen britischen Fernsehen veröffentlichten Meinungsumfrage sind 55 Prozent dafür, selbst wenn dabei weitere britische Verluste zu beklagen wären.
    Scheitern die diplomatischen Bemühungen sind gar 70 Prozent für die Rückeroberung der Falkland-Inseln.
    Der Patriotismus schlägt wieder hohe Wellen, so hohe, dass es jetzt zu einem Medienkrieg kam.
    Schon wurde dabei von dem Boulevardplatz Sun, dem BBC, dem ITV-Fernsehen, der liberalen Zeitung Guardian und dem sozialistisch gefärbten Daily Mirror vorgeworfen, Hochverrat zu begehen, weil sie objektiv über den Falkland-Konflikt berichten.
    Niemand anderer als Margaret Thatcher selbst förderte einen solchen Vorwurf, kritisierte sie doch im Unterhaus, dass der BBC, das ITV-Fernsehen und eine Reihe anderer Zeitungen den Standpunkt Argentiniens und Britanniens wertneutral, so als ob beide gleichbringend
    Die Staats- und Regierungschefs von sieben lateinamerikanischen Staaten haben in einer gemeinsamen in Costa Rica veröffentlichten Erklärung die rasche Einstellung der Feindseligkeiten im Südatlantik und die Aufnahme von Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien Argentinien und Großbritannien gefordert.
    Die führenden Staatsmänner von Venezuela, Panama, Kolumbien, Nicaragua, Honduras und Belize, die sich anlässlich der Angelobung des neuen Staatspräsidenten von Costa Rica in San Jose aufhalten, brachten in diesem Kommuniqué ihre Unterstützung für die Bemühungen des UNO-Generalsekretärs um eine friedliche Lösung zum Ausdruck.
    Hören Sie mehr von Leo Gabriel.
    Obwohl wir zugeben müssen, dass die Gewaltanwendung der argentinischen Regierung unrechtmäßig war,
    müssen wir auch feststellen, dass Großbritannien vor 150 Jahren ebenso gewaltsam und daher unrechtmäßig gehandelt habe, meint der panamaische Staatspräsident Aristides Royo.
    Zwar sind die Argumente, die die Auseinandersetzung als einen antikolonialen Befreiungskampf sehen wollen, von Mexiko bis Buenos Aires noch immer zu hören,
    und geben dem Nationalbewusstsein fast aller politischen Strömungen auf dem Kontinent immer wieder neue Nahrung.
    Doch wird anstelle einer aktiven Intervention der Organisation amerikanische Staaten im Rahmen des Militärpaktes TIAR eine Diskussion im Rahmen der UNO-Resolution 502 vorgezogen.
    Und das mit gutem Grund, denn jeder Beschluss
    Lateinamerikas im Rahmen der OAS würde von den USA sicherlich boykottiert und damit zum Scheitern verurteilt sein.
    Gerade die Unterstützung Großbritanniens durch Washington hatte in den letzten Tagen eine einhellige Kritik fast aller lateinamerikanischer Regierungen an der Politik Hakes zur Folge gehabt.
    In Managua ging sie sogar so weit, dass dort
    eine vom nicaraguanischen Außenminister einberufene Konferenz aller hier akkreditierten lateinamerikanischen Botschafter über Sanktionen gegen die Vereinigten Staaten sprachen, weil diese mit ihrer Haltung, ihrem eigenen Prinzipien untreu geworden wären.
    Die Diplomaten stützten sich eigenartigerweise dabei gerade auf die nordamerikanische Monroe-Doktrin, die diesmal
    durch die USA mit ihren aktiven Unterstützungen einer intrakontinentalen Macht durchbrochen würde.
    Noch bevor es gelungen ist, den Krieg um die Falkland-Inseln zu stoppen, hat sich also der Fall auf der diplomatischen Ebene Lateinamerikas kompliziert.
    Die politischen Wellen, die von dem winzigen Inselreich ausgehen, haben in Lateinamerika so sehr um sich gegriffen,
    dass sie im Augenblick sogar das bisherige Kräfteverhältnis im Nord-Süd-Konflikt infrage stellen.
    Dabei sind sich die Lateinamerikaner und selbst die argentinische Delegation beim improvisierten Gipfeltreffen in San Jose vergangenes Wochenende darüber einig gewesen, dass diese Auseinandersetzungen nicht ausschließlich mit militärischen Mitteln fortgeführt werden.
    Noch vor dem Sommer wollen die USA die Gespräche über atomare Abrüstung wieder in Gang bringen.
    In einer Rede hat Präsident Reagan jetzt den Sowjets einen Zwei-Stufen-Plan vorgeschlagen, der zunächst die Verringerung der Atomsprengköpfe auf beiden Seiten um mindestens ein Drittel vorsieht.
    Das wäre eine Konzession der USA, die über die größere Zahl von Sprengköpfen verfügen.
    In der zweiten Phase soll es um gleiche Obergrenzen auch bei anderen Elementen der strategischen Nuklearkräfte gehen, wie Reagan sagte.
    Darunter würde etwa die Nutzlastkapazität der Trägerraketen fallen.
    Ein Gebiet also, auf dem zurzeit die Sowjetunion den USA überlegen ist.
    Verhandlungen sollen nach Reagans Vorschlag im Juni beginnen.
    Das wäre dann der Auftakt für einen Prozess, der am Ende in jenem von Reagan im Herbst des Vorjahres vorgeschlagenen neuen Nuklearabkommen mit der Bezeichnung START gipfeln würde, dem regenschen Ersatz für das ungeliebte SALT.
    START bedeutet Abbau von Atomwaffen, während SALT Begrenzung von Atomwaffen heißt.
    Das zweite SALT-Abkommen, im Juni 1979 zwischen Jimmy Carter und Leonid Brezhnev in Wien unterzeichnet,
    wurde ja vom amerikanischen Kongress nach der Wahl des SALT-Gegners Reagan nicht ratifiziert und ist daher nicht in Kraft.
    In diesem Zusammenhang ist eine Äußerung Jimmy Carters von Interesse, dass er vor zwei Jahren in Wien vorgeschlagen habe, die Aufstellung und die Produktion von Atomwaffen auf dem damaligen Stand einzufrieren, sowie den Verzicht beider Supermächte auf den Ersteinsatz von Gewalt auf europäischem Boden zu erklären.
    Beide Vorschläge, so sagt Carter heute, seien damals von Brezhnev abgelehnt worden.
    Die Sowjetunion habe darauf bestanden, die leistungsfähigen SS-20-Mittelstreckenraketen aufzustellen, was wiederum im Dezember des selben Jahres 1979 den sogenannten Nachrüstungsbeschluss der NATO auslöste.
    Über die jüngste Initiative der USA berichtet nun Klaus Emmerich.
    Ein Drittel weniger Atomsprengköpfe beider Supermächte.
    Dieser neue Abrüstungsvorschlag des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan entspricht politischer und diplomatischer Maßarbeit.
    Reagan will damit erneut unter Beweis stellen, dass er Atomwaffen nicht nur einfrieren, sondern konkret und nachweisbar verringern will.
    Reagan will damit der innenpolitischen Bewegung für ein sogenanntes Freeze, also Einfrieren der Atomwaffen, den Wind aus den Segeln nehmen.
    Reagan will außenpolitisch datun, dass die USA mit der anderen Supermacht, nämlich der Sowjetunion, in wirkliche Abrüstungsverhandlungen eintreten will.
    Und Reagan möchte damit seinen Europabesuch Anfang Juni vorbereiten, indem er den interessierten Europäern eine weitere konkrete Alternative zur Aufrüstung durch Abrüstung anbietet.
    So jedenfalls wird in Washington der Zwei-Stufen-Plan des amerikanischen Präsidenten mehrheitlich erläutert.
    Die zweite Stufe soll den langfristigen Charakter des Vorschlages von Präsident Reagan unterstreichen, dass nämlich im Sommer in Genf etwa auch unter andere Bereiche der Abrüstung zwischen den Supermächten erstmals verhandelt werden soll.
    Den USA schwebt, wie man hören kann, vor, mit der Sowjetunion zu einer Art Rahmenvertrag zu gelangen, der Atomsprengköpfe, interkontinentale Atomraketen und andere Waffensysteme sowie deren künftige Entwicklung umfasst.
    Diesen Rahmen eines Abrüstungssystems sollen dann Einzelabsprachen etwa im Rahmen der NATO folgen.
    Diese Absprachen sollen nicht nur Waffensysteme, Waffenlagerung und Waffenproduktion umfassen, sondern auch den Ausdehnungsbereich von Abrüstungsverhandlungen über Europa und Amerika hinaus erfassen, etwa unter Einfluss von Afrika, Lateinamerika und Asien.
    In Washington gibt man sich keinen Illusionen hin, dass ein so weit gespannter Rahmen politische Verständigungsbereitschaft voraussetzt, die momentan weder zwischen den Supermächten noch innerhalb der Bündnissysteme ausreichend gegeben ist.
    In der Verwaltung Reagan heißt es aber, zunächst müsste einmal ein Anfang gemacht werden.
    Es sei für jede Supermacht schwierig, sich militärisch und politisch auf wirkliche Abrüstung einzustellen.
    Auf der amerikanischen Seite hat Präsident Reagan nach Washingtoner Beobachtungen sich für eine weitgehende Vorgabe entschieden und dies ist innerhalb seiner eigenen Regierung nicht unumstritten, arbeiten doch nicht weniger als 14 amerikanische Ministerien und Spezialagenturen an Abrüstungsfragen.
    Die Meinungen über die Verhandlungsmarsch der USA gehen innerhalb dieser verschiedenen Organisationen weit auseinander.
    Im Weißen Haus weist man darauf hin, dass vor einem allfälligen Gipfeltreffen von Reagan und Brezhnev auch auf amerikanischer Seite noch wesentliche Voraussetzungen geschaffen werden müssten.
    Umso neugieriger sei man, wie Moskau auf die amerikanischen Abrüstungsvorschläge jetzt reagiere.
    Von sowjetischer Seite liegen ebenfalls Vorschläge für Eingrenzung der atomaren Aufrüstung vor.
    So etwa das Versprechen, einseitig SS-20 Mittelstreckenraketen, also jene Atomwaffen, die Europa direkt bedrohen, aus Europa abzuziehen oder sogar überhaupt abzubauen.
    Welche Ziele verfolgt die sowjetische Außenpolitik zurzeit?
    Wer leitet sie?
    Welchen Einfluss haben militärische Kreise auf sie?
    Mit Fragen wie diesen warnte sich Franz Kößler an Dr. Wolfgang Berner, den Direktor des angesehenen Bundesinstituts für ostwissenschaftliche Studien in Köln, der am Wochenende zu einem Kongress in Österreich war.
    Herr Dr. Berner, in letzter Zeit sieht es so aus, als sei zwischen Ost und West eine Eiszeit eingetreten.
    Sehen Sie Chancen, dass sich Gespräche wieder anbannen zwischen den beiden Blöcken?
    Diese Chancen sind durchaus vorhanden und es gibt Anzeichen dafür, dass gerade von sowjetischer Seite großer Wert darauf gelegt wird, den Dialog zwischen Moskau und Washington in erster Linie wieder in Gang zu bringen.
    Wahrscheinlich ist in der sowjetischen Führungsspitze, in der Endphase der Katerperiode,
    die Möglichkeit unterschätzt worden, dass auf Carter und die Demokraten eine neue Führungsgarnitur folgen könnte in den USA, die imstande sein würde, ganz andere Seiten aufzuziehen, was zum Teil wohl auch ein Versagen
    der Politikberater, der Amerika-Kenner zur Ursache hat, der Amerika-Kenner, die den Zugang zum Politbüro der Sowjetunion haben.
    Und jetzt befindet sich die Sowjetunion in Schwierigkeiten?
    Das ist ganz offenkundig.
    Die Sowjetunion hat in Afghanistan nicht die schnellen Erfolge erzielen können und sieht sich dort mit einem sehr ernsten Problem belastet.
    Sie hat es nicht vermocht,
    die polnischen Schwierigkeiten mit relativ routinemäßigen Mitteln aus der Welt zu schaffen.
    Sie sieht sich jetzt konfrontiert mit der Gefahr, dass Mittelstreckenraketen in Westeuropa stationiert werden, die die Vorwarnzeit für Moskau auf sechs oder acht Minuten reduzieren würden.
    Alle diese Vorstellungen und andere Probleme, die hinzukommen, vor allen Dingen die schlechte,
    wirtschaftliche Entwicklung in der Sowjetunion, müssen die sowjetische Führung dazu drängen, den Dialog wieder aufzunehmen.
    Fehlentscheidungen einer überalteten Führungsgarnitur?
    Weniger Fehlentscheidungen als Fehlentwicklungen, auch in dem Sinne, dass der Entscheidungsprozess sich enorm verlangsamt hat.
    wenn man davon ausgeht, dass dort alte Herren an der Spitze stehen, die vielfach nur noch drei oder vier Stunden pro Tag voll teilnehmen können an wichtigen Beratungen.
    Würde sich eine mögliche, ja wahrscheinliche Ablösung Brezhnevs stark verändernd auf die Außenpolitik der Sowjetunion auswirken können?
    Damit ist eigentlich nicht zu rechnen.
    Gerade wegen der Verlangsamung aller Entscheidungsprozesse an der Spitze haben die großen Apparate in der Sowjetunion, ob das der außenpolitische Apparat ist, der Militärapparat, der ökonomische Apparat, auch der KGB und was es sonst an Institutionen gibt, eine gewisse
    Selbstständigkeit gewonnen in zweierlei Beziehungen.
    Erstens haben sie sich angewöhnt, sehr viele Entscheidungen selbst zu treffen und weniger Entscheidungen als früher von der Spitze anzufordern.
    Im Übrigen hat sich eben sehr viel Erfahrung, sehr viel Routine angesammelt und diese Apparate haben eine Tendenz
    gewissermaßen die erprobten Verfahren weiter anzuwenden, den bekannten Kurs weiter zu steuern.
    Und es würde auch für einen Brechef-Nachfolger erhebliche Anstrengungen bedürfen, um diese Apparate
    auf neue Kurse umzustellen.
    Kann man in der sowjetischen Außenpolitik eine zunehmende Militarisierung feststellen, wenn man etwa an Afghanistan oder Polen denkt?
    Und gibt es dafür interne Beweggründe, interne Machtverschiebungen?
    Ich glaube, es ist berechtigt, wenn man immer wieder die Entwicklungen in der Sowjetunion auf derartige Symptome überprüft.
    Es gibt andererseits eine ganze Reihe von Hinweisen darauf, dass die militärische Führung in letzter Zeit eher Rückschläge erlitten hat, als dass sie große Macht und Einflussgewinne hätte verbuchen können.
    Offensichtlich hat die
    Unfähigkeit des Militärs in relativ kurzer Zeit mit den Schwierigkeiten in Afghanistan fertig zu werden, er auch zu einem Vertrauensverlust, zu einer Vertrauenskrise in den Beziehungen zwischen der politischen Führung und der militärischen Führung geführt.
    Man kann annehmen, dass auch der Verzicht auf militärische Intervention in Polen nicht zuletzt
    darauf zurückgeführt werden muss, dass man den Prognosen der sowjetischen militärischen Führung im Politbüro nicht mehr voll vertrauen wollte, nachdem man mit solchen Prognosen in Afghanistan so schlechte Erfahrungen gemacht hatte.
    Soweit Dr. Wolfgang Berner, Direktor des Bundesinstituts für Ostwissenschaftliche Studien in Köln.
    Eine Minute nach halb eins.
    Was können Sie noch hören bis 13 Uhr im heutigen Mittagsschanal?
    Abschluss des Kongresses der Sozialistischen Jugend Österreichs.
    ÖVP-Pressekonferenz zum Thema Wohnbaupolitik.
    Sonderprogramm soll mehr Lehrstellen für Mädchen schaffen.
    Unternehmenssituation der Sempritwerke und im Kulturteil Goethe-Symposium in Wien und Faustlesung bei den Wiener Festwochen.
    Am kommenden Samstag findet in Wien eine Friedensdemonstration statt, zu der mehr als 200 Organisationen aufgerufen haben.
    Diese von der Vorplanung her bisher größte österreichische Kundgebung gegen Abrüstung und für Frieden stand auch im Mittelpunkt der Linzer Verpannstagung der sozialistischen Jugend Österreichs.
    Als Vorsitzender wurde dort mit mehr als 87 Prozent der Stimmen Josef Tschapp wiedergewählt.
    In einer Pressekonferenz erläuterte er heute Vormittag noch einmal die Haltung seiner Organisation zur Friedensbewegung.
    Johannes Fischer berichtet.
    Eine Woche vor der bislang einzigen und größten Friedensdemonstration in Österreich bemühen sich die Veranstalter oder wenigstens Teile davon, Motive und Ziele der Friedensbewegung in einem Land wie dem unseren zu erläutern, in dem die Probleme der atomaren Nach-, Vor- und sonstigen Rüstung durchaus nicht so deutlich sind wie etwa im Nachbarland Bundesrepublik Deutschland.
    Am Verbandstag der jungen Sozialisten in Linz etwa hat der SPD-Parteivorstandsmitglied Erhard Eppler deutlich gemacht, warum die Friedensbewegung gerade jetzt unter jungen Menschen solchen Zulauf erhalte.
    Jahrzehntelang, so Eppler, sei die atomare Bedrohung, der atomare Overkill, die 15-malige Vernichtungskapazität der Supermächte nur diffus empfunden worden und habe gewisse Gewöhnungseffekte mit sich gebracht.
    Wohl auch deshalb, so Eppler, weil immer klar war, dass der Erste, der im atomaren Feuergefecht losschießt, als Zweiter stirbt.
    Die diffuse Bedrohung, so Eppler, sei nun aber abgelöst worden durch ganz konkrete Schrecken.
    Die amerikanischen Superwaffen Cruise Missile und Pershing mit ihrer unglaublichen Zielgenauigkeit und ihren zahlenreichen Sprengköpfen hätten erstmals möglich gemacht, woran früher niemand ernsthaft zu glauben wagte.
    Den begrenzten Atomkrieg, den auch eine Seite gewinnen könnte.
    Dies sei, so Erhard Eppler, die Erklärung dafür, warum nun in Westeuropa die Friedensbewegung solchen Zuspruch erhalten habe.
    Genau dort hakt aber auch der Vorwurf an die Jungsozialisten in Österreich ein, der da lautet, sie seien auf einem Auge blind, würden zwar die amerikanischen, nicht aber die russischen Vernichtungswaffen sehen und kritisieren.
    Joseph Chubb, neugewählter Verbandsobmann der S.J., schloss sich heute im Wesentlichen der Eppler-Argumentation an und wies Vorwürfe der Einäugigkeit zurück.
    Das bedeutet aber jetzt nicht,
    dass uns die übermäßige Stationierung der SS-20 gefällt oder dass wir sie legitimieren wollen.
    Natürlich wollen wir, dass sie ebenfalls abgebaut und zerstört werden.
    Und wir finden es auch eigentlich sehr ungerecht und diffamierend, wenn jetzt aufgrund unserer Kritik gegenüber diesen neuen amerikanischen Mittelstreckenraketen- und Waffensystemen uns Antiamerikanismus unterschoben wird.
    Das trifft nicht zu, weil wir uns als enge Bündnispartner der amerikanischen Friedensbewegung, an deren Spitze ja Edward Kennedy und andere wichtige Persönlichkeiten stehen, fühlen.
    Aber wir glauben, dass Friedensbewegung nur dann wirklich
    eine Kraft der Veränderung und der Wirksamkeit entwickeln kann, wenn sie diese Tatsache wirklich herausarbeitet und wenn sie diese Tatsache wirklich aufgreift.
    Im Übrigen kritisierte Josef Tschab, dass prominente Spitzenfunktionäre der SPÖ am 15.
    Mai nicht mitmarschieren wollten und forderte heute SPÖ, ÖGB und Wiener Stadtsenat auf, Solidarität mit der Friedensbewegung durch Teilnahme zu demonstrieren.
    Zur Wohnbaufragen meldete sich heute der Bautensprecher der österreichischen Volkspartei, der Nationalratsabgeordnete Otto Keimel, zu Wort.
    Er ging mit der Wohnungspolitik der SPÖ-Regierung hart ins Gericht und meinte, dass in den vergangenen Jahren weniger statt wie von den Sozialisten versprochen mehr Wohnungen gebaut worden seien.
    Außerdem warnte Keimel davor, dass die Wohnungsprobleme in den nächsten Jahren noch zunehmen würden, dann nämlich wenn die geburtenstarken Jahrgänge der 60er Jahre nicht nur genügend Arbeitsplätze brauchen, sondern auch genügend Wohnungen.
    Näheres über die Vorschläge der Volkspartei zur Wohnungspolitik hören Sie von Irmgard Baier.
    Zu wenig, zu teuer und zu eigentumsfeindlich.
    Mit diesen drei Schlagworten lässt sich die Kritik der ÖVP an der Wohnbaupolitik der SPÖ-Regierung zusammenfassen.
    Dagegen glaubt die Volkspartei, mit ihren eigenen Vorschlägen jährlich für zusätzliche 5.000 bis 6.000 Wohnungen sorgen zu können.
    Und zwei Tage vor Verabschiedung des Gesetzes über die Startwohnungen im Parlament, hofft Bautensprecher Keiml, dass die SPÖ auf diese Vorschläge eingehen wird.
    Was die ÖVP dann ihrerseits dazu veranlassen würde, dem Startwohnungsgesetz, damit sollen Mietwohnungen für junge Leute bereitgestellt werden, zuzustimmen.
    Bautensprecher Keiml meint, dass die SPÖ mittlerweile nämlich selbst Versagen in der Wohnbaupolitik habe einsehen müssen.
    Im SPÖ-Wirtschaftsprogramm 81 heißt es, in den letzten zehn Jahren ist der Bedarf an Wohnraum in Österreich nicht gedeckt worden, obwohl, Sie wissen es, 1970 die Sozialisten angetreten sind, sie werden jährlich 5.000 Wohnungen mehr bauen.
    Sie haben im Durchschnitt weniger als 50.000 gebaut.
    Und ich glaube, Sekhaninas Aussage vor 14 Tagen bei der Pressekonferenz, es ist sinnlos, mehr Wohnungen zu bauen, wenn sich diese die Menschen nicht mehr leisten können, ist die bankrotte Erklärung einer Wohnungspolitik, die nun seit zwölf Jahren die Sozialisten in Österreich betreiben.
    Die ÖVP schlägt zur Verbesserung der Wohnungssituation eine Änderung der Wohnbauförderung und ihr Eigentumsbildungsgesetz vor.
    Für eine Eigentumswohnung soll man in den ersten Jahren nur wenig, später aber mehr zurückzahlen müssen.
    Und außerdem soll die Möglichkeit geschaffen werden, dass die Mieter von Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen ihre Wohnungen kaufen können.
    Beide Maßnahmen würden nach Keimel etwa 8 Milliarden Schilling jährlich für den Wohnungsbau bringen.
    den jährlichen Bau von zusätzlichen 5.000 bis 6.000 Wohnungen, die jährliche Sanierung von zumindest 10.000 Wohnungen, vor allem aber auch die Dauerarbeitsplätze von zumindest 13.000 Beschäftigten.
    Ich fordere daher die SPÖ und vor allem den Bautenminister, ich biete es ihm aber auch an,
    auf, ähnlich dem Übereinkommen zu einem Kapitalbeteiligungsgesetz im Unternehmungsbereich, die Basis war ja das Zweite Eigentumsbildungsgesetz der ÖVP, unverzüglich die Verhandlungen für diese ÖVP-Initiativen aufzunehmen und sie mit uns zu beschließen.
    Soviel von der ÖVP-Zentrale und damit zurück zum Studio.
    Wie kann man alle Lehrlinge, die eine Ausbildungsstätte suchen, auch tatsächlich unterbringen?
    Wie kann man dabei auch den Wünschen der Wirtschaft gerecht werden?
    Wie ist im Umstand Rechnung zu tragen, dass heute jeder zweite Knabe, aber nur jedes vierte Mädchen einen Lehrberuf ergreift?
    Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer gemeinsamen Pressekonferenz der Staatssekretärin im Sozialministerium Franziska Fast und des Wiener ÖVP-Staatsrates Neusser.
    Erich Eichinger berichtet.
    Das Sonderprogramm des Sozialministeriums zur Förderung von Lehrstellen, seit 1976 zur Bewältigung der geburtenstarken Jahrgänge angewendet, erhält heuer offenbar angesichts geburtenschwächerer Jahrgänge einen zusätzlichen Schwerpunkt.
    Allein zur Erreichung eines höheren Frauenanteils in bestimmten Lehrberufen werden 350 Lehrstellen gefördert, was zusammen mit 250 wie üblich geförderten Lehrstellen insgesamt 600 ergibt.
    Im Vorjahr waren es insgesamt 400.
    Keine Mädchen in Lehrausbildung gibt es derzeit beispielsweise bei den Berufen Dreher, Kühlmaschinen oder Werkzeugmechaniker, Modelltischler und so weiter.
    Folge der Umorientierung dürfe es aber nicht sein, sagte Staatssekretärin Fast, dass Mädchen in Berufe gedrängt werden, die Burschen zu schwer sind.
    Zum Beispiel Dachdecker oder Installateur.
    Anmerkung der Wirtschaft, mit der dokumentiert durch die Anwesenheit des Wiener ÖVP-Stadtrates Neusser bei der heutigen Pressekonferenz die Aktivitäten abgesprochen sind.
    Anmerkung also, die Auflagen des Arbeitsinspektorates bei Einstellung eines weiblichen Lehrlings machten oft ein Mehrfaches der Förderung aus, nämlich eine eigene Garderobe, Waschgelegenheiten, Toiletten etc.
    für die Mädchen neu zu installieren.
    Mehr als differenziert ist allgemein der Lehrstellenmarkt in Österreich.
    In Salzburg kommen beispielsweise auf einen Lehrstellensuchenden, gleich welchen Geschlechts, fünf Angebote.
    In Wien fehlen 420 Lehrstellen.
    Differenziert ist auch in anderer Hinsicht die Situation.
    Insgesamt 193.000 Lehrlinge stehen in 60.000 Betrieben in Österreich in Ausbildung.
    Aber 200.000 Betriebe brauchen Facharbeiter.
    Und damit gebe ich wieder zurück ans Studio.
    In Wien-Passing bei Wiener Neustadt gab es heute Vormittag eine denkwürdige Firmeneröffnung.
    Im Semperit-Werk hat die neue Keilriemenfabrik die Produktion aufgenommen.
    Diese Keilriemenfabrik ist ein gemeinsames Tochterunternehmen von Semperit und dem japanischen Keilriemenspezialisten Mitsuboshi.
    Mitsuboshi liefert die Keilriemen für zwei von drei japanischen Autos und erzeugt in seinen Werken in mehreren Ländern der Welt täglich 300.000 Keilriemen.
    In Wimpassing produziert übrigens zum ersten Mal eine japanische Firma in Österreich.
    Hören Sie Helmut Klezander.
    Wohl jeder Autofahrer kennt den Keilerriemen und aus der Antriebstechnik ist der Keilerriemen als Kraftübertragung nicht mehr wegzudenken.
    Was früher aber einmal ein relativ schlichtes Gummiband mit Gewebeeinlage war, ist heute ein hochkompliziertes Gebilde, schon rein äußerlich bemerkbar, dass heute ein Keilerriemen im Auto viel länger hält als früher.
    Und Keilriemen am modernsten Stand der Technik soll nun in Wimpersingh erzeugt werden.
    Als Ziele erläutert Werkschef Horst Kreitler.
    Den Antrieb energiesparender vorzunehmen als wie in der Vergangenheit, eine längere Lebensdauer und eine bessere Anpassung an die Motorenentwicklung der Zukunft zu gewährleisten.
    Auf diesem Sektor ist es kein altes Produkt, sondern ein forschungsintensives Produkt, das sich nur einige wenige Firmen in der Welt leisten können.
    In der beeindruckenden neuen Halle im Wimpersink sind seit heute 85 Arbeiter mit der Keilriemenproduktion beschäftigt, darunter auch einige Japaner, die bei der jetzigen Betriebsaufnahme unterstützen.
    Weil eben die Keilriemen recht komplizierte Produkte sind, gab es auch Einschulungen bei Mitsuboshi in Japan.
    Mit dem jetzigen Belegschaftsstand sollen täglich 23.000 Keilriemen produziert werden, davon sind wieder 90 Prozent für den Export vor allem zu den Autofabriken in der Bundesrepublik Deutschland bestimmt.
    Werkschef Kreutler ist jedenfalls optimistisch, dass die neue Produktion schon bald Gewinne abwerfen wird.
    Wir haben es geplant und wir sind bisher im Plan, dass wir im Jahr 1983 bereits den Break-Even, die so gewandte Nullschwelle, erreichen werden.
    Und wir haben diesbezüglich bereits 1982 umfangreiche Marktvorbereitungen getätigt.
    Die bisherige Keilriemen-Erzeugung brachte Semperit-Verluste in Millionenhöhe.
    Mit den neuen Produktionsverfahren und den japanischen Maschinen soll insbesondere die Qualität auf höchstes Niveau gebracht werden.
    Denn Semperit braucht dringend gewinnbringende Bereiche, wie erst kürzlich anlässlich der Bilanz 1981 betont wurde.
    Musste man doch im vergangenen Jahr fast 500 Millionen Schilling Verlust hinnehmen.
    Ein Blick auf die Uhr, eineinhalb Minuten vor dreiviertel eins, nun zur Kulturberichterstattung im Mittagsjournal.
    Heute Vormittag begann im Palais Palffy in Wien ein bis Mittwoch dauerndes Goethe-Symposium, das von der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, dem Wiener Goethe-Verein und dem Österreich-Haus im Auftrag des Kulturamtes der Stadt Wien veranstaltet wird.
    Die Gesellschaft für Literatur setzt damit die Reihe der Symposien über namhafte Dichter fort.
    Veranstaltungen dieser Art waren bisher unter anderem Rilke, Werfel, Doderer, Musil und Schnitzler gewidmet gewesen.
    Hören Sie zu Beginn des Goethe-Symposiums einen Bericht von Walter Gellert.
    Thema des dreitägigen Goethe-Symposiums ist der Einfluss des Dichters auf die österreichische Literatur von Grillparzer bis Handtke.
    Namhaft die Wissenschaftler aus dem In- und Ausland referieren zu Problemen wie Goethe und Grillparzer, das Ärgernis Goethe, Rudolf Steiner und Goethe, Goethe und Rilke, sowie über das Verhältnis Goethe und Kafka, um hier nur einige Referate herauszugreifen.
    Wolfgang Kraus von der Gesellschaft für Literatur zur Themenwahl des Symposiums.
    Es gibt eigentlich bisher noch keine Untersuchung und keine Bilanz, wie sich der Einfluss Goethes auf die österreichische Literatur von Grillpatzer bis Peter Handtke tatsächlich ausgewirkt hat.
    Es gibt sehr starke Anzeichen und wir wollen in diesem Symposium untersuchen, wie es nun wirklich um diesen Einfluss steht.
    Unsere Symposien, die Symposien der österreichischen Gesellschaft für Literatur, sind nüchterne Versuche, Bilanz zu ziehen.
    Und wir wollen einfach feststellen im Laufe dieses Symposiums, welche Bedeutung Goethe in Österreich hatte, und zwar bis in die Gegenwart.
    Mit der Vergangenheit beschäftigte sich aber der erste Referent heute Vormittag beim Goethe-Symposium.
    Der amerikanische Wissenschaftler Eric A. Blackall, der sich bereits als Retter des Arthur-Schnitzner-Nachlasses um die österreichische Literatur verdient gemacht hat, versucht in seinem Vortrag immer wieder, vor allem was das dramatische Schaffen betrifft, Gegensätzliches im Werk Goethes und dem Grillpazers herauszuarbeiten.
    Allerdings immer unter dem Aspekt, dass auch Grillpazer an Goethe nicht vorbeigehen konnte.
    Goethes Talent, so meinte er, sei vollbiegend episch.
    Daher die weniger drastische Kraft seiner Draht.
    Das Drama überhaupt soll ein Spiegel sein, in dem sich die lebendige Handlung malt.
    Sein Drama ist ein Gemälde, das heißt etwas schon Gemaltes, nicht etwas, in dem gemalt wird.
    Daher kommt es, dass seine Schrifte sich so schön lesen und so schlecht darstellen.
    Universitätsprofessor Herbert Seemann, er spricht am Mittwoch zu Goethes Wirkung in Österreich, meint zum Problemkreis Goethe und die zeitgenössische österreichische Literatur.
    Goethes Wirkung in Österreich war seit dem späten 18.
    Jahrhundert, also seit den 70er Jahren, eine höchst intensive.
    Er hat eine leidenschaftliche Ablehnung erfahren, aber zu gleicher Zeit oft von denselben Leuten eine hohe Anerkennung in der Richtung, dass man von Haus aus erkannt hat, dass hier ein Dichter mit einer unerhörten Sprachgewalt am Werk ist.
    Nicht immer hat man sich identifiziert natürlich damit.
    dann bedenken Sie, dass nicht nur die Literatur eine große Dimension der Göttewirkung für sich beanspruchte, sondern darüber hinaus die Musik.
    Beethoven, Schubert und letztlich dann Hugo Wolf haben eine Göttewirkung sondergleichen
    quasi über die ganze Welt verbreitet.
    Dazu kommt noch parallel nach Hugo Wolf im Bereich der Pädagogik Rudolf Steiner ein unerhörtes Engagement, das ja bis in die Gegenwart wirkt, in der Erziehungsart der Steiner Zöglinge.
    Und dann muss man sagen, dass die Zeit eines Stefan Zweig, der ja auch jetzt sehr aktuell geworden ist,
    sich mit Goethe Identifikation auszeichnete und von da ist das Erbe Goethes in das 20.
    Jahrhundert weit hineingegangen.
    Das heißt entweder traditionell oder wie bei Handke auf einer Rückkehr zu den Positionen des Guten, des Waren und des Schönen.
    Und bei Handke findet man eine Fülle von Goethe Affinitäten, sodass auch ein
    Vortrag über Affinität und Diskrepanz zwischen Goethe und Handke mehr als am Platz ist.
    Im Rahmen der Veranstaltung lesen Elisabeth Orth und Walter Reier morgen Abend aus dem westöstlichen Divan.
    Das Goethe-Symposium der Österreichischen Gesellschaft für Literatur wird am Mittwochabend mit einer Schlussdiskussion abgeschlossen.
    Ob den Wissenschaftlern, die in diesem Goethe-Symposium in Wien teilnehmen, allerdings einer der diesjährigen Programmschwerpunkte der Wiener Festwochen gefallen wird,
    Das ist eine Frage, die man stellen muss, denn die Wissenschaftler werden sicherlich für möglichst unverfälschten Goethe eintreten.
    Mehr kulinarischen Goethe aber soll die Faustlesung der drei prominenten Schauspieler Christine Ostermeyer, Helmut Lohner und Otto Schenk bieten.
    Diese Lesung wird an den verschiedensten, unüblichen Spielstätten Wiens zu hören sein.
    Premiere ist am kommenden Mittwoch in einer Werkshalle der Firma Wagner Biro im 22.
    Wiener Gemeindebezirk.
    Brigitte Hofer besuchte eine der letzten Proben.
    Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis.
    Das Unzulängliche hier
    wird's Ereignis?
    Unzulänglich, nein.
    Ereignis, ja.
    Soll wohl die Zielsetzung für dieses ungewöhnliche Projekt lauten.
    Faust als Lesung, in der sowohl der Aspekt der Charaktertragödie wie der des Menschheitstramas nicht zu kurz kommen soll.
    Als Lesung an verschiedensten Plätzen, unter anderem im Simmeringer Kulturzentrum, im Haus der Begegnung der Pär-Albin-Hansons-Siedlung oder im Baumgartner-Casino.
    Später auch in den Bundesländern.
    Ein endlich gemeinsam realisierter Wunsch von Helmut Lohner und Otto Schenk.
    Unser Karl May war der Faust eigentlich.
    Es war ein Begleitbuch von Kindheit.
    Es war schon der erste Fluchtversuch aus der Schulwelt eigentlich.
    Lange bevor er in der Schule gelesen wurde, haben wir den schon gelesen.
    Ganz unabhängig voneinander.
    Und es war unser Wunsch,
    einmal fern der Theater, sondern in den Hallen, die wir uns selber in dieser seltsamen Welt, die der Faust spielt, die bedarf auch einer seltsamen Bretterbuden-Theater-Fabrikshallen-Welt, in einem seltsamen Ort, wollten wir den vorlesen.
    Und wollten, da ich mich scheue, dieses Stück zu inszenieren, weil es sehr leicht in Maschinerie und Interpretitis untergeht,
    habe ich mal den Text hergenommen und gedacht, vielleicht kann man beim Lesen einiges mehr bieten als eine Inszenierung, die immer auf halbem Wege misslingt.
    Und so führen die drei Schauspieler, auch Christine Ostermeier ist selbstverständlich nicht nur das Gretchen, alle drei in schwarzen Pullovern und Hosen, so führen sie selbst durch die Faustgeschichte.
    Walpurgisnacht, Harzgebirge, Forst, Mephistopheles, Hexen im Chor.
    Die Hexen zu den Brocken ziehen, die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün.
    Dort sammelt sich der große Rauf.
    Herr Ulia, sitz obenauf, so geht es über Stein und Stock.
    Es fasst die Hexe, es stinkt der Bock.
    Verlangst du nicht nach einem besen Stiele?
    Ich wünschte mir den allerderbsten Bock.
    Solange ich mich noch frisch auf meinen Beinen fühle, genügt mir dieser Knotenstock.
    Sie rast, die Wind spraut durch die Luft, mit welchen Schlägen trifft sie meinen Nacken.
    Ja, der Weg ist breit, der Weg ist lang, was ist das für ein toller Krang?
    Die Gabel sticht, der Besen kratzt, das Kind erstickt, die Mutter klatzt.
    Hörst du die Stimmen in der Höhe, in der Ferne, in der Nähe, ja, den ganzen Bergen klang, strömt ein wütender Zaubergesang.
    Es trägt der Besen, trägt der Stock, die Gabel trägt, es trägt der Bock, wer heute sich nicht heben kann.
    Die Fantasie der Zuschauer heftig zu aktivieren, die Sinnlichkeit der Sprache wirken zu lassen, das will diese dramatisch-explosive Lesung bewirken, in der der zweite Teil des Faust nicht vom ersten getrennt werden konnte.
    Das zerreißt den Fluss irgendwie.
    Außerdem ist der zweite Teil irgendwie ein Satirespiel nach dem ersten.
    Er gehört dazu.
    Es gehört nach diesem Menschenschock, den der Faust erlebt, gehört ein Wiedererwachen zum selben Abend, finde ich.
    Und das haben wir natürlich
    Unendlich viel Schönes.
    Verzichten müssen.
    Man würde das nie so streichen.
    Wir haben da so eine Highlight-Potpourri ein bisschen daraus gemacht und einen Faden gesponnen, sodass Menschen, die den Faust noch nie gesehen haben, durchaus hoffentlich sogar Spaß daran haben.
    Spaß auch am ungewöhnlichen Raum, zum Beispiel an den rot, blau und grünen Turbinenteilen, den verrosteten Metallrädern oder den gelben Kranwagen der großen Werkshalle.
    Rolf Langenfass sorgt für den Einsatz der kargen Requisiten.
    Wir haben ein Lesepodium, auf dem gelesen und agiert wird und da haben wir dazu gehängt alle möglichen herrlichen Fabriksteile, die wir gefunden haben in der Fabrik und das verbunden mit theatralischen Vorhängen und solchen Sachen, aber so, dass es die Lesung, die szenische Lesung nicht stört.
    Mittelpunkt also bei dieser Faustlesung, Goethes Wort.
    Vielen oberflächlich geläufig, aber nicht wirklich bekannt.
    Kannst du mich schmeichelnd je belügen, dass ich mir selbst gefallen mag, kannst du mich mit Genuss betrügen, das sei für mich der letzte Tag, die Wette biete ich.
    Top!
    Und Schlag auf Schlag werd ich zum Augenblicke sagen, verweile doch, du bist so schön, dann magst du mich in Fesseln schlagen.
    Dann will ich gern zugrunde gehen, dann mag die Totenglocke schallen, dann bist du deines Dienstes frei, die Uhr mag stehen, der Zeiger fallen, es sei die Zeit für mich vorbei.
    Bedenk es wohl, wir werden's nicht vergessen.
    Goethes Faust, gelesen von Helmut Lohner, Christine Ostermeier und Otto Schenk im Rahmen der Wiener Festwochenpremiere am Mittwoch in einer Werkshalle der Firma Wagner Büro in Wien im 22.
    Bezirk.
    Wieder ein Blick auf die Uhr, fünf Minuten vor 13 Uhr.
    Wir schließen jetzt das Mittagsschonal mit einer Zusammenfassung der Nachrichten.
    Vereinte Nationen, UNO-Generalsekretär Peres de Cuellar setzt in New York seine Bemühungen um eine Verhandlungslösung im Falkland-Konflikt fort.
    Er wird neuerlich Gespräche mit dem britischen UNO-Botschafter Parsons und dem stellvertretenden argentinischen Außenminister Enrique Ross führen.
    Argentinien, Großbritannien.
    In Buenos Aires beschuldigte Verteidigungsminister Fragoli die Regierung in London, im Falkland-Konflikt immer dann militärisch aktiv zu werden, wenn diplomatische Bemühungen zur Lösung der Krise im Gange seien.
    Der Minister nahm auf den Beschuss eines argentinischen Fischkutters Bezug.
    Dabei wurden ein Besatzungsmitglied getötet und 13 sich Leute verletzt.
    Österreich.
    Für das ÖVP-Volksbegehren gegen den Bau des Konferenzzentrums bei der Wiener UNO-City hat heute früh im gesamten Bundesgebiet die Eintragungsfrist begonnen.
    Sie endet am 17.
    Mai.
    Teilnahmeberechtigt sind mehr als 5 Millionen Österreicher.
    Bei einer Pressekonferenz in Wien sprach ÖVP-Bautensprecher Keimel von einer Bankrotterklärung der sozialistischen Wohnbaupolitik.
    Keimel forderte die SPÖ zu gemeinsamen Initiativen mit der ÖVP auf, um in den nächsten Jahren mehr Wohnungen zu bauen und sanieren zu können.
    In Graz wurde der 8. österreichische Juristentag eröffnet.
    Justizminister Broder bekannte sich zur vollen Wahrung der Vertraulichkeit des Vorverfahrens in Strafsachen und zur Medienfreiheit.
    Der Vorsitzende des Verbandes Sozialistischer Jugend, Zschapp, wandte sich in Linz gegen Vorwürfe, seine Organisation sei anti-amerikanisch eingestellt.
    Im Zusammenhang mit den für kommenden Samstag in Wien angesetzten Friedensdemonstrationen, sagte Chapp, sowohl das Raketenarsenal der USA als auch das der Sowjetunion sollten abgebaut werden.
    Die Weberei der Pottendorfer Textilwerke in Niederösterreich soll stufenweise stillgelegt und die Spinnerei verkauft werden.
    Ein formeller Beschluss soll Ende Mai oder Anfang Juni gefasst werden.
    In der Weberei sind derzeit 222, in der Spinnerei 163 Personen beschäftigt.
    Innerhalb der letzten Jahre dürften die Pottendorfer Textilwerke Verluste zwischen 500 und 750 Millionen Schilling erlitten haben.
    Die Semperit AG in Wimpassing hat ein neues Werk zur Herstellung von Keilriemen eröffnet.
    Werkchef Kreutler sprach von einem forschungsintensiven Produkt, das für Semperit künftig Gewinne abwerfen werde.
    Vorrangiges Ziel sei es, Keilriemen mit besserer Qualität als bisher herzustellen.
    Der Dichter und Rundfunkpionier Rudolf Henz feiert seinen 85.
    Geburtstag.
    Im Rundfunk war Henz vor dem Zweiten Weltkrieg Leiter der wissenschaftlichen Abteilung und nach 1945 Programmdirektor.
    In dieser Eigenschaft hat er die Grundlagen für das heutige Rundfunkwesen in Österreich geschaffen.
    Nahe Osten.
    Das Kabinett in Jerusalem ist zu einer Sondersitzung über die Lage im Südlibanon zusammengetreten.
    Gestern hatte die israelische Luftwaffe Palästinenser-Stützpunkte bombardiert.
    Dabei sind elf Menschen getötet und 40 verwundet worden.
    Auf Ortschaften in Nordisrael wurden daraufhin von Palästinenser-Verbänden etwa 200 Raketen und Artilleriegeschosse abgefeuert.
    Dabei soll allerdings kein Schaden entstanden sein.
    Kenia.
    In Nairobi beginnt eine mehrtägige Konferenz der Vereinten Nationen über Fragen des Umweltschutzes.
    An der Tagung nehmen Delegierte aus 140 Ländern teil.
    Österreich ist durch Gesundheitsminister Steirer und Abgeordnete der drei Parlamentsparteien vertreten.
    Hauptthemen sind die Wasser- und Luftverschmutzung sowie die Gefährdung der Wälder.
    Südjemen.
    Der Absturz eines südjemenitischen Verkehrsflugzeuges bei Aden hat 30 Menschenleben gefordert.
    19 Personen, darunter der Pilot und der Co-Pilot, konnten lebend geborgen werden.
    Nach amtlichen Angaben war das Flugzeug gestern während eines Inlandsfluges kurz vor der Landung in Aden aus bisher ungeklärten Gründen ins Meer gestürzt.
    Noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Im Osten und Süden strichweise Regen, im Westen und Norden teilweise sonnig, Nachmittagstemperaturen 12 bis 19 Grad.
    Und mit dieser Zusammenfassung der Nachrichten haben wir das Mittagschanal beendet.
    Wir melden uns wieder mit ausführlichen Informationen um 18 Uhr auf österreich1 und österreich-regional im Abendschanal.
    Auf Wiederhören.
    Das war's.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1982.05.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1982.05.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    USA - UdSSR: Reagan Vorschläge zum Abbau von Atomwaffen
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1982.05.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Probleme und Perspektiven der sowjetischen Außenpolitik - Verstärkte Suche nach Dialog
    Interview: Dr. Wolfgang Berner (Direktor des Bundesinstitutes für ostwissenschaftliche Studien in Köln)
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung] , Berner, Werner [Interviewte/r]
    Datum: 1982.05.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SJ-Obmann Josef Cap zum Verbandstag seiner Organisation. Mittelpunkt: Friedensdemonstration in Wien am 15. Mai
    Einblendung: SJ-Obmann Josef Cap
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Cap, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1982.05.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP-Pressekonferenz von ÖVP-Bautensprecher Otto Keimel zur Wohnbaupolitik der SPÖ
    Einblendung: ÖVP-Bautensprecher Otto Keimel
    Mitwirkende: Bayer, Irmgard [Gestaltung] , Keimel, Otto [Interviewte/r]
    Datum: 1982.05.10 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Semperit eröffnet in Wimpassing ein neues Keilriemenwerk
    Einblendung: Werkschef Horst Kreutler
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung] , Kreutler, Horst [Interviewte/r]
    Datum: 1982.05.10 [Sendedatum]
    Ort: Wimpassing [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Goethe-Symposion" ab heute bis 12. Mai im Palais Palffy in Wien
    Einblendung: Wolfgang Kraus, Eric A. Blackall, Herbert Zeman
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Kraus, Wolfgang [Interviewte/r] , Blackall, Eric Albert [Interviewte/r] , Zeman, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1982.05.10 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Palais Palffy [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Literatur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wiener Festwochen "Faust"-Lesung mit Otto Schenk, Helmut Lohner und Christine Ostermayer
    Einblendung: Lesungsausschnitt mit Otto Schenk, Otto Schenk, Lesungsausschnitt mit Helmut Lohner, Otto Schenk und Christine Ostermayer, Rolf Langenfass, Lesungsausschnitt mit Otto Schenk und Helmut Lohner
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Schenk, Otto [Interpret/in] , Schenk, Otto [Interviewte/r] , Lohner, Helmuth [Interpret/in] , Ostermayer, Christine [Interpret/in] , Langenfass, Rolf [Interviewte/r]
    Datum: 1982.05.10 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1982.05.10
    Spieldauer 00:59:55
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1982.05.10 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-820510_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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