Mittagsjournal 1982.10.28

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Einen schönen guten Tag, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich die Redaktion des Mittagsjournals der Mikrofonist Reinhold Henke.
    Der Schwerpunkt des heutigen Mittagsjournals liegt klarerweise wieder in der Innenpolitik und auch in der Wirtschaft.
    Am zweiten Tag des Parteitages der Sozialisten in der Wiener Stadthalle hielt am Vormittag Bundeskanzler Bruno Kreisky, der Parteivorsitzende, sein Referat, nachdem gestern unter anderem auch der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt seine Worte an den Freund Kreisky richtete.
    Die Kommentatoren der heutigen Tageszeitungen befassen sich klarerweise auch mit dem Parteitag der Sozialisten und in der Wirtschaft gibt es düstere, konkrete Ereignisse.
    Den Vereinigten Edelstahlwerken VEW geht es schlecht, weshalb die Kündigung von Arbeitnehmern, dann die zwangsweise Frühpensionierung und die Einführung der Kurzarbeit
    geplant ist.
    Nach der gestrigen Aussprache zwischen Unternehmensleitung des verstaatlichen Unternehmens und Belegschaft untersuchen wir heute, wie ernst und weitreichend eigentlich die Schwierigkeiten der VEW sind und welche Kosten für wen bei den beabsichtigten Maßnahmen entstehen.
    Rein rechnerisch wären 1.600 Kündigungen bei der VEW notwendig.
    Heute Vormittag gibt es auch eine Sitzung des Parteivorstandes der Volkspartei und wir werden gegen Ende des Mittagsschonals sehen, was dabei beraten wurde.
    Ein Thema ist, so höre ich, die Frage der geplanten Urlaubsverlängerung der Bundesregierung.
    In der Bundesrepublik Deutschland stellt heute die christlich-liberale Koalitionsregierung Kohl das Budget 1983 vor.
    Ein Budget,
    dem der Sparstift wahrlich anzumerken ist, nachdem man draufgekommen ist, dass man mehr Geld braucht, als die ehemalige Regierung Schmidt an Berechnungen hinterlassen hat.
    Heute wählen die rund 26 Millionen Spanier ein neues Parlament und es gibt eigentlich keinen Zweifel, dass die Sozialisten unter Felipe González gewinnen werden.
    Auf der anderen Seite des politischen Spektrums dürften die Ultrarechten unter dem ehemaligen Franko-Minister-Frager Iribarne auch ziemlich gut abschneiden.
    Auf der Strecke dürften allerdings die bisher regierenden Zentrumsparteien bleiben.
    Franz Köstler hat sich in den vergangenen Tagen in Spanien umgesehen und unter anderem auch feststellen müssen, dass in weiten Gebieten des Landes die Begeisterung für die Wahl lange nicht mehr so groß ist, wie zum Beispiel bei den ersten demokratischen Wahlen 1977.
    Jürgen Jungwirth hat mit der Tiefenpsychologin Kremser-Springer ein Gespräch geführt, in dem versucht wird, zumindest etwas Licht in den unfassbaren Eifersuchtsmarkt von Niederösterreich zu bringen, wo die ermordete Rivalin zerstückelt wurde.
    Und dann noch einen wirklich weiten Sprung zur Kulturberichterstattung.
    Im Salzburger Landestheater gibt es eine interessante Premiere, und zwar den Auftritt einer Gehörlosen,
    was eine bemerkenswerte Probenarbeit des Ensembles verlangte.
    Jetzt aber zum Meldungsteil im Mittagschanal.
    Verantwortlicher Chef vom Dienstestag im Mittag Rainer Warnecke und der Sprecher Wolfgang Riemerschmidt.
    Österreich.
    Hauptpunkt des SPÖ-Parteitages in der Wiener Stadtteile ist heute das Referat von Bundeskanzler Kreisky.
    Zu Beginn der Debatte gab es zunächst eine Kontroverse um den burgenländischen Landeshauptmann Kerry.
    Der Vorsitzende der jungen Sozialisten, Ciab, richtete drei Fragen an den Landeshauptmann.
    ob er tatsächlich wesentlich höhere Bezüge habe als der Bundeskanzler, ob ihm trotz hoher Bezüge ein verbilligtes Stromdeputat zur Verfügung stehe und ob er in seiner Freizeit tatsächlich mit Maschinenpistolen schieße.
    Anstelle Kerrys antwortete Vizekanzler Sinowaz.
    Er hob die Verdienste Kerrys hervor und sagte, von höheren Bezügen könne keine Rede sein.
    Das Stromdeputat stehe Kerry wegen seiner Tätigkeit bei der burgenländischen Elektrizitätsgesellschaft zu.
    Was die Freizeitgestaltung betreffe, sei der Landeshauptmann mehr an der Technik als am Schießen selbst interessiert.
    Bundeskanzler Kreisky ging zu Beginn seines Referats ebenfalls auf die Verdienste Kerrys ein.
    Er wandte sich direkt an Chubb und meinte, es gebe viele Dinge, die ihm schlaflose Nächte bereiteten.
    Dies seien aber andere als die, die Chubb bewegten.
    Etwa die Lage in der Eisen- und Stahlindustrie.
    Die Eisenbahner-Gewerkschaft hat neuerlich Vorwürfe über Privilegien der Eisenbahner zurückgewiesen.
    In einem Flugblatt, das in den nächsten Tagen in hoher Auflage an die Bevölkerung verteilt wird, heißt es, es liege an verkehrspolitischen Grundsatzentscheidungen und nicht an sogenannten Privilegien, ob sich die wirtschaftliche Lage der Bahn verbessern könne oder nicht.
    Die Eisenbahner hätten ein Recht darauf, in der Öffentlichkeit fair behandelt zu werden.
    In dem Text werden weiters die intensive Fortsetzung der Modernisierung der Bundesbahnen, wirksame verkehrspolitische Maßnahmen und die Fortsetzung sinnvoller Reformen im inneren Bereich verlangt.
    Spanien.
    Etwa 27 Millionen Spanier sind heute aufgerufen, die Cortes, das Parlament in Madrid, zu wählen.
    Um die 350 Sitze des Kongresses und die 208 Mandate des Senats bewerben sich 7700 Kandidaten.
    Erstmals seit dem Tod von Staatschef Franco im Jahr 1975 wird aufgrund von Meinungsumfragen mit einem Sieg der Sozialistischen Arbeiterpartei unter Führung von Felipe González gerechnet.
    Als wichtigste Konkurrenzparteien gelten die Volksallianz, die bisher regierende Demokratische Zentrumsunion und die Kommunistische Partei.
    Wegen der Putsch- und Attentatsdrohungen werden die Wahlen unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen abgehalten.
    Etwa 130.000 Polizisten sind im Einsatz.
    Bereits gestern haben Militäreinheiten vor wichtigen Gebäuden Stellung bezogen.
    Mit ersten Auszählungsergebnissen ist für heute Abend zu rechnen.
    Die Vorsitzenden der sieben wichtigsten Parteien haben sich gestern Abend in einem Gespräch mit König Juan Carlos dazu bekannt, das Ergebnis der Wahl zu respektieren und gemeinsam das demokratische System in Spanien zu festigen.
    Polen
    Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei hat heute Vormittag seine gestern aufgenommenen Beratungen über die Wirtschaftskrise fortgesetzt.
    In einem gestern veröffentlichten Bericht des Politbüros heißt es, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sei an einem Wendepunkt angelangt.
    Das Zentralkomitee will nun mit einem Fünf-Punkte-Programm den Lebensstandard heben und die Wirtschaftskrise entschärfen.
    Schwerpunkte des Programms sind die Beseitigung der Lebensmittelknappheit, die Bereitstellung von Konsumgütern für den täglichen Bedarf, eine bessere Abgeltung der zuletzt verfügten Preiserhöhungen, die Verstärkung des Wohnbaus und eine Reform des Gesundheitswesens.
    ZK-Sekretär Goriwoda wies allerdings darauf hin, dass das Programm nicht über Nacht verwirklicht werden könne.
    Goriwoda machte für die schwierige Situation vor allem die ungünstige politische und wirtschaftliche Lage in der Welt sowie die von den USA verhängten Wirtschaftssanktionen verantwortlich.
    USA, Sowjetunion.
    Präsident Reagan hat die Meistbegünstigungsklausel für Polen im Handel mit den Vereinigten Staaten formell aufgehoben.
    Die Maßnahme steht im Zusammenhang mit dem Verbot der unabhängigen Gewerkschaft Solidarität.
    Diese Entscheidung der Regierung in Washington ist in den sowjetischen Medien auf scharfe Kritik gestoßen.
    Die Nachrichtenagentur TASS sprach von einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten Polens.
    Außerdem warf TASS regelnwörtlich vor, Krokodilstränen über das Schicksal internierter Solidaritätsführer zu vergießen und selbst eine Offensive gegen die Rechte und Freiheiten der amerikanischen Bürger eingeleitet zu haben.
    Österreich
    In Wien haben heute Verhandlungen zwischen der Sowjetunion und den USA über die Verlängerung eines Abkommens über amerikanische Getreideverkäufe um ein Jahr begonnen.
    Das vor sieben Jahren unterzeichnete Abkommen sieht den Verkauf von 6 bis 8 Millionen Tonnen Getreide pro Jahr an die Sowjetunion vor.
    Präsident Reagan hat der Führung in Moskau zusätzlich 15 Millionen Tonnen Getreide angeboten und eine Lieferung innerhalb von sechs Monaten garantiert, falls im November ein Vertrag unterzeichnet wird.
    Die britische Premierministerin Margaret Thatcher reist heute zu Konsultationen mit Bundeskanzler Kohl nach Bonn.
    Hauptthemen dürften das Verhältnis zwischen Europa und den USA, die Ost-West-Beziehungen, die Zukunft der europäischen Gemeinschaft sowie internationale Währungs- und Wirtschaftsfragen sein.
    Morgen wird Frau Thatcher in West-Berlin erwartet.
    Nahe Osten, Vereinte Nationen.
    Bei einem Überfall bisher unbekannter Attentäter auf einen Wachposten im Südlibanon sind drei irische Soldaten der UNO-Friedenstruppe erschossen worden.
    Ein Soldat erlitt Verletzungen.
    UNO-Generalsekretär Peres de Cuellar hat den Anschlag scharf verurteilt.
    Seit der Stationierung der Friedenstruppe im Südlibanon im Jahr 1978 sind bisher 86 UNO-Soldaten ums Leben gekommen.
    Israel.
    Nach Angaben eines Armeesprechers hat Israel heute 339 während der Invasion des Libanons gefangengenommene Palästinenser freigelassen.
    Insgesamt sind etwa 3000 Palästinenser seit dem Abschluss der Intervention Israels im Libanon aus israelischer Gefangenschaft entlassen worden.
    In einem Gefangenenlager im Südlibanon sollen sich allerdings noch 6000 PLO-Kämpfer befinden.
    Israel billigt den Palästinensern nicht den Status der Kriegsgefangenen nach der Genfer Konvention zu.
    Vereinte Nationen.
    In New York wird die Verurteilung Israels wegen Rassendiskriminierung durch die Vollversammlung erwartet.
    Der Ausschuss für Soziale und Humanitäre Fragen hat in der vergangenen Nacht einen entsprechenden Antrag gebilligt.
    Darin wird der Vollversammlung empfohlen, größte Besorgnis über die Politik Israels zu äußern.
    Israel wird vorgeworfen, gegen die Grundsätze und Ziele der UNO-Konvention gegen Rassendiskriminierung zu verstoßen.
    Israel.
    Der internationale Flughafen von Tel Aviv ist heute wieder geöffnet worden, nachdem sich die Regierung gestern Abend zu Verhandlungen mit dem Gewerkschaftsverband bereit erklärt hatte.
    Die etwa 5000 Angestellten der Fluggesellschaft El Al protestierten gestern auf dem Ben Gurion Flughafen gegen den geplanten Verkauf des Unternehmens und erzwangen damit die kurzzeitige Schließung des Flughafens.
    Die Regierung Beijing hat den Verkauf der El Al angekündigt, falls die Belegschaft einem Umstrukturierungsplan und Personalkürzungen nicht zustimmen sollte.
    Jugoslawien, Österreich
    Treibstoff ist in Jugoslawien nach wie vor nur schwer erhältlich.
    Die österreichischen Autofahrerorganisationen empfehlen den Kraftfahrern daher bis auf weiteres nur in wirklich dringenden Fällen mit dem Auto nach Jugoslawien zu fahren.
    Die Mitnahme von Benzin in Kanistern ist verboten.
    In Jugoslawien sind zahlreiche Tankstellen geschlossen.
    Einige haben nur stundenweise geöffnet oder geben an Ausländer Treibstoff nur in geringen Mengen ab.
    Die Wetterlage.
    Ein kräftiges Hoch bedeckt weite Teile des europäischen Kontinents.
    Es bestimmt heute und in den nächsten Tagen das Wettergeschehen in unserem Land.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Über den Niederungen teilweise beständige Boden- oder Hochnebelfelder.
    Außerhalb der Nebelzonen, beziehungsweise nach deren Auflösung, allgemein gering bewölkt oder wolkenlos.
    schwach windig.
    Nachmittagstemperaturen in den Nebelgebieten 5 bis 10 Grad, sonst 10 bis 16 Grad.
    Frühwerte morgen 1 bis 7 Grad.
    Nach klarer Nacht örtlich Bodenfrost.
    Die Wetteraussichten für morgen Freitag.
    Über den Tal und Becken lagen häufig beständige Nebelfelder.
    Außerhalb der Nebelgebiete beziehungsweise nach deren Auflösung allgemein sonnig.
    Ausgezeichnetes Bergwetter mit guter Fernsicht.
    Schwachwindig.
    Tageshöchsttemperaturen in den Nebelzonen 5 bis 10 Grad, sonst 11 bis 17 Grad.
    Temperaturen 2000 Meter Höhe um plus 3 Grad.
    Die Vorschau auf das kommende Wochenende.
    Fortbestand der herbstlichen Hochdrucklage.
    Die Messwerte, abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, Nebel, 8°, Ostwind 10 km in der Stunde.
    Eisenstadt, Nebel, 8°, Südost 10 km.
    Linz, bedeckt durch Hochnebel, 8°, Windstill.
    Salzburg, bedeckt durch Hochnebel, 8°, Windstill.
    Innsbruck, Heiter 9°, West 3 km, Bregenz, Heiter 9°, Westwind 3 km in der Stunde, Graz stark bewölkt, 12° Windstill und Klagenfurt stark bewölkt, 11° Windstill.
    12 Uhr und 13 Minuten ist es hier an das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Gleich Innenpolitik zuerst, zweiter Tag des SPÖ-Parteitages in der Wiener Stadthalle.
    Für heute ist sozusagen der Höhepunkt programmiert, nämlich das Referat vom Bundeskanzler Bruno Kreisky.
    Gestern, am ersten Tag, am Tag der Berichte, referierten SPÖ-Klubobmann Heinz Fischer und der stellvertretende Parteivorsitzende Karl Blecher.
    Ihre Reden waren gestern schon eindeutig auf den kommenden Nationalratswahlkampf ausgerichtet, wie er letztlich auch der Höhepunkt des gestrigen Tages, nämlich das Referat von Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt aus der Bundesrepublik Deutschland, der seine österreichischen Genossen oder Kollegen, wie er sagte, aus eigener Erfahrung eindringlich vor jeder Koalition warnte.
    Heute also der österreichische Bundeskanzler und Parteivorsitzende Bruno Kreisky.
    Wir schalten in die Wiener Stadthalle zu Johannes Fischer und Markus Sommersacher.
    Das war der Höhepunkt des 27. ordentlichen Parteitages der SPÖ hier in der Wiener Stadthalle.
    War deshalb, weil der Bundeskanzler vor ungefähr drei Minuten mit seinem Referat beendet hat.
    Es gab minutenlange Ovationen an der Parteitagsdelegierten, großen Beifall und zu diesem Referat des Bundeskanzlers, das wie gesagt vor wenigen Minuten zu Ende gegangen ist.
    Jetzt im Augenblick gibt es hier eine Pause, in denen die Wahlen zum Bundesparteivorstand stattfinden.
    Kreisky wollte den Delegierten jedenfalls deutlich machen, wie er das und wie er und die Regierungspartei das zu bewältigen versuchen wird, was in diesen Monaten und Jahren wohl auch die Menschen am meisten bewegt, nämlich die Krise der Weltwirtschaft, die deutlicher als noch je zuvor auch auf Österreich bereits übergegriffen hat.
    Was, so Kreisky, antworten wir, gemeint waren die Sozialdemokraten, jungen Menschen auf die Frage, wie es denn nun wirtschaftlich weitergehen werde?
    Der Kanzler und der SPÖ-Parteivorsitzende hatte viele Fragen, klare Analysen, aber im Grunde, so wie die Regierungen aller Industrienationen, nur Antworten, die, so Kreisky, wie er selbst sagte, nicht immer befriedigend ausfallen können.
    Das Bekenntnis zum Kampf gegen die Krise, zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung, soweit es eben möglich sei, werde weiterhin im Mittelpunkt der Bemühungen der Regierung stehen.
    Aber weltweit, so der Kanzler, seien die Rezepte nicht zu sehen, wie die Krise kurzfristig gelöst werden könne.
    Die Krise des Kapitalismus, so der Kanzler, habe er erwartet.
    Aber auch in den kommunistischen Ländern sei die Wirtschaft in eine Krisensituation geraten.
    Die Wirtschaftsordnung dieser Staaten ist notleidend.
    und sie ist vor allem gekennzeichnet durch einen Umstand, dass man den arbeitenden Menschen das Recht auf den Arbeitsertrag zu einem großen Teil vorenthält.
    Denn vergessen Sie eines nicht, alles was wir gegenwärtig in Polen erleben, ist entstanden aus der Not der arbeitenden Menschen,
    aus ihrem Zorn, dass sie für ihr Arbeitsergebnis, für ihren Arbeitsertrag nicht genug Lebensmittel kaufen konnten oder andere wichtige Waren des täglichen Bedarfs.
    Die konservativen Regierungen, wie etwa jene von US-Präsident Ronald Reagan oder Margaret Thatcher in England, hätten Sokraski auch keine Rezepte.
    Aber auch die liberale Wirtschaftspolitik habe europaweit abgedankt.
    Was sei nun jungen Menschen zu sagen, was die Antwort der Sozialdemokraten auf diese Entwicklung sei?
    Soll die Sozialdemokratie mithelfen, jenen Kapitalismus zu reparieren, der die Ursache für die Krise sei?
    Jedenfalls, so der Kanzler heute, müsse die SPÖ eine Antwort parat haben.
    Zuerst einmal müssen wir die Interessenvertreterinnen der arbeitenden Menschen bleiben, ganz gleichgültig wie sich innerhalb dieser Klasse die Berufsgruppen verschieben.
    Etwa weniger Arbeiter, mehr Angestellte und so weiter.
    Sie sind alle gleichermaßen von der Arbeitslosigkeit und von den Folgen dieser Wirtschaftsordnung betroffen.
    Und allein diese Feststellung hilft Ihnen wenig, sondern Sie erwarten von einer Partei, die Ihre Interessen vertritt, dass sie auch dagegen etwas tut.
    Und das, liebe Genossinnen und Genossen, war der österreichische Weg.
    Weltweit, so der Kanzler weiter, gebe es einige Signale für diese Wirtschaftskrise.
    So hätten etwa zwischen 1960 und 1973 alle Industrienationen, der Kanzler nannte sie kapitalistische Nationen, Wachstumsraten von rund 4 Prozent gehabt.
    Diese Wachstumsraten seien in den letzten Jahren auf 1,2 Prozent zurückgegangen und die Prognose für heuer sei 0,0.
    1980 hätte es noch den Welthandel mit 1,5 Prozent Steigerung gegeben, heuer ebenfalls null.
    Und es gäbe eine weltweite Kreditkrise.
    Diese Kreditkrise gelte es zu bewältigen, ansonsten würden die Folgen unabsehbar sein.
    Politisch wäre eine Lösung allerdings nur durch die Entspannungspolitik zu forcieren, denn die Vorgangsweise, etwa die Ostblockstaaten wirtschaftlich zu boykottieren, sei falsch.
    Die Vorstellung, dass man einfach
    den europäischen Osten auf die Knie zwingt, indem man ihnen keine Pumpen liefert, ist, mit Verlaub gesagt, naiv.
    Angesichts einer Entwicklung, die viele von uns miterlebt haben.
    Österreich jedenfalls, so der Kanzler weiter, habe auch von dieser weltweiten Entspannungspolitik, die es gelte, aufrecht zu erhalten, profitiert.
    Glauben Sie wirklich, dass wenn es nicht die Entspannungspolitik noch bis vor wenigen Jahren gegeben hätte, dass der größte amerikanische Konzern 30 Kilometer von der Demarkationslinie, die durch Europa geht, einen seiner großen Betriebe errichtet hätte?
    Wir haben in Österreich nicht nur eine gute Politik gemacht, wir haben auch profitiert von der Entspannungspolitik in Europa.
    Denn hätte es sie nicht gegeben, dann läge Österreich im Schatten einer Frontlinie im Kalten Krieg und alle großen Initiativen wären gescheitert, alle großen Bemühungen wären vergeblich gewesen.
    Und eine Entspannungspolitik zwischen Österreich und Amerika gab es auch bei einer Äußerung des Bundeskanzlers, denn er forcierte ganz besonders ein Lob für die amerikanische Politik.
    Die Vereinigten Staaten wissen sehr genau, dass sie einen loyalen, ihnen zutiefst ergebenen Freund in Österreich haben, denn wir wissen genau, was die Vereinigten Staaten und ihr Volk für uns getan hat.
    Aber Freundschaft
    Freundschaft kann ja nicht bedeuten, dass wir zu allem, was dort gesagt oder gedacht wird, immer wieder Ja und Amen sagen, wobei er auf Amen weniger Wert gelegt wird als auf das Ja.
    Entspannung also zwischen Österreichs Bundeskanzler Bruno Kreisky und Amerika.
    Der Kanzler zog dann eine kurze Bilanz der erreichten Leistungen in der österreichischen Politik, nannte noch einmal die zwei Beschäftigungsprogramme, die jedenfalls versucht hätten, die Wirtschaftskrise zu überwinden.
    Er nannte Erfolge bei der Kindersterblichkeit, er nannte Erfolge in der Sozialpolitik, er nannte Erfolge in der Wohnungspolitik und er nannte Erfolge in der Wissenschafts- und Forschungspolitik.
    Dann allerdings gab es im Zusammenhang mit jüngsten Ereignissen bei der VEW eine Schelte des Bundeskanzlers für die Direktoren der verstaatlichten Industrie.
    Wie wir ja schon bereits berichtet haben, wird bei der VEW aller Voraussicht nach das Problem entstehen mit Kurzarbeit und mit der sogenannten Aktion 57, also mit Frühpensionierungen für wahrscheinlich mehr als 1.000 Mitarbeiter.
    Dazu der Kanzler heute.
    So leicht können es sich die Herren Direktoren in der verstaatlichten Industrie nicht machen, dass sie verfügen, wie viel zu entlassen sind, uns nicht einmal etwas davon sagen als den Eigentümern,
    und noch dazu über unsere Mittel verfügen, indem Sie sagen, und die müssen alle pensioniert werden.
    Dazu geben wir Ihnen nicht dreieinhalb Milliarden, damit Sie uns dann noch sozusagen mit dieser Tatsache konfrontieren.
    Da werden Sie schon noch ein bisschen verhandeln müssen, vor allem mit den Vertretern der Belegschaften, denn das ist eine Verpflichtung, die Sie haben, und dann natürlich auch mit dem Eigentümer.
    In Sachen VEW wird es übrigens in der nächsten Woche noch eingehende Verhandlungen zwischen Regierung und Sozialminister und Belegschaftsvertretern sowie VEW-Vertretern geben.
    Vor der Rede Kreiskis war es zu einer bemerkenswerten Auseinandersetzung oder besser gesagt zu einem Fernduell zwischen dem Chef der sozialistischen Jugend Josef Ciab und dem burgenländischen Landeshauptmann Theodor Keri gekommen.
    Zschapp hatte beim Tagesordnungspunkt Wahlvorschlag für den Parteivorstand das Wort ergriffen und im Zusammenhang mit kritischen Presseberichten über Kerrys politischen und persönlichen Stil folgende Fragen an Kerry gerichtet.
    Stimmt es, dass dein Einkommen wirklich um so vieles größer ist als das Einkommen des Bundeskanzlers und warum?
    Stimmt es, dass trotz dieses hohen Einkommens du also verbilligt Strom beziehen kannst?
    Ich sage das ganz bewusst, weil das Fragen sind, die uns also draußen immer wieder begegnen.
    Und die letzte Frage, die uns ganz besonders schmerzt, wenn sie stimmen sollte, ist, stimmt es, dass unter anderem zum Freizeitverhalten gehört hat, dass du Maschinenpistolen oder Pistolenschießen oder Kombatschießen oder wie man das nennt, betreibst?
    Schon während Chaps Wortmeldung war deutlich hörbares Murren unter den Delegierten die bereits vorweggenommene Antwort auf diese Fragen Chaps, der sie damit begründet hatte.
    Man sollte schließlich wissen, für wen man im Parteivorstand stimme.
    Kerry selbst lehnte eine Antwort aus seinem Mund auf diese Fragen an ihn ab.
    Er überließ Vizekanzler-Unterrichtsminister Fred Sinowatz die Verteidigung.
    Es stimmt nicht, dass der Landeshauptmann vom Burgenland
    einen so hohen Bezug hat.
    Er hat den Bezug eines Landeshauptmannes und eine Pauschale für die Reiserechnungen, die nicht verrechnet werden im Burgenland.
    Der Landeshauptmann hat wie alle die
    im Vorstand sind und im Aufsichtsrat sind bei der BWAG einen ermäßigten Strombezug.
    Und wir waren es, die darauf bestanden haben, dass in dieser wichtigen Funktion der Genosse Kerry verblieben ist.
    Und das Dritte, der Genosse Kerry hat etwas übrig für Technik.
    Und die Technik fordert ihn heraus und nicht das Schießen.
    Und das habe ich selbst miterlebt oft.
    Er ist keiner, der in die Luft ballert.
    Er ist keiner, der nur am Schießen Freude hat.
    Er ist nicht einmal ein Sportschütze.
    Kerry sei ein Mann, dem die Partei unendlich viel im Burgenland verdanke, ergänzte Sinowatz.
    Er sei auch der am längsten dienende Bezirksparteiobmann.
    Seine Politik sei von Liebe zu den Menschen gekennzeichnet.
    Starker Applaus unterstrich diese Antwort des Vizekanzlers und die symbolische Ohrfeige für Zschab wurde noch stärker, als auch Bundeskanzler Kreisky Kerry verteilte.
    Er fand folgende Qualifikation für Zschabs Kritik.
    Das sind Kinkerlitzchen, das sind Lächerlichkeiten, die für die Beurteilung
    eines Funktionärs nicht maßgebend sein können.
    Tschapsitze ja auch im Parteivorstand, sagte der Kanzler, warum habe er dort nie gefragt.
    Gerade die jüngsten Landtagswahlen in Burgenland hätten die Leistungen der burgenländischen SPÖ und KERIs deutlich unterstrichen.
    Und was den Vorwurf des Sportschießens betreffe, so sei schließlich sogar er selbst Mitglied einer Generation, die im Wehrsport gewesen sei, sagte Kreisky.
    In der Mittagspause findet also jetzt die Wahl zum Parteivorstand statt, inzwischen zurück zum Studio des Mittagsschornals.
    Das war der heutige Tag im SPÖ-Parteitag in der Wiener Stadthalle mit einem Referat von Bundeskanzler Kreisky und der Kritik und Auseinandersetzung um Einzelheiten bei Landeshauptmann Theodor Kerry von Burgenland.
    Bundeskanzler Kreisky hat auch die Probleme bei den Vereinigten Edelstahlwerken der VEW angesprochen.
    Darauf kommen wir noch zurück.
    Aber zuerst noch die heutige Inlandspresse schaut in der gestrige Parteitag und dabei besonders der Auftritt des Ex-Bundeskanzlers Helmut Schmidt.
    wird nämlich von den Kommentatoren der heutigen Tageszeitungen ausführlich behandelt.
    Daneben wird auch insgesamt die Lage der regierenden SPÖ knapp sechs Wochen, sechs Monate vor den nächsten Nationalratswahlen analysiert.
    Auszüge aus heutigen Kommentaren hat Fritz Pesata zusammengestellt.
    Gerold Christian in den Salzburger Nachrichten.
    Dem SPÖ-Parteitag präsentierte sich gestern ein enttäuschter, verärgerter, vergrämter, gekränkter, abgewählter Weltpolitiker.
    Dennoch hatte Schmidts Rede Format.
    Sie war nämlich ehrlich.
    Der von den deutschen Unionsparteien und der FDP abgewählte und von seiner Partei nur begrenzt geliebte Schmidt machte nämlich kein Hehl daraus, dass ihn, den politischen Macher, sein erzwungener Abgang als Regierungschef und Spitzenpolitiker
    persönlich getroffen hat.
    Genau dieses Schicksal könnte viele Sozialisten treffen, die ihre Spitzenfunktionen und ihre Macht der absoluten sozialistischen Mehrheit verdanken.
    Daher ist zu erwarten, dass die SPÖ mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln um die Erhaltung ihrer Macht im Staat kämpfen wird.
    Ähnlich wie Gerold Christian in den Salzburger Nachrichten, argumentiert auch Josef Nowak in der Tiroler Tageszeitung.
    Nowak zitiert dabei neben dem Appell Schmitz an die österreichischen Genossen, um Gotteswillen alles zu tun, um eine Koalition zu vermeiden, auch den stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden Blecher, der gestern beide Oppositionsparteien scharf attackiert hatte.
    Daraus zieht Nowak den Schluss.
    Die SPÖ, Oktober 1982, kennt keine Koalitionen mehr.
    Weder eine kleine noch eine große.
    Sie marschiert auf die neuerliche absolute Mehrheit los.
    Sie ist auf den härtesten Wahlkampf in der Geschichte der Zweiten Republik gefasst.
    Zumindest hat das Karl Blecher gestern klar und deutlich gesagt.
    Nun die Stimmen von zwei Parteizeitungen zum gestrigen Auftritt Helmut Schmitz, Manfred Scheuch in der Sozialistischen Arbeiterzeitung.
    Alles zu tun, um sich nicht von einem Koalitionspartner zum Abweichen von einem Kurs zwingen lassen zu müssen, der als der richtige erkannt ist und durch chaotische Verhältnisse überall dort, wo konservative Rezepte befolgt werden, täglich bestätigt wird, das ist der Rat, den Helmut Schmidt gibt.
    Davon waren Österreichs Sozialisten auch schon bisher überzeugt.
    Aber die Ereignisse in Deutschland haben sie darin noch bestärkt.
    Hingegen nennt Peter Klar in der ÖVP-Zeitung Neues Volksblatt
    den gestrigen Auftritt Schmidts eine Personifizierung des Dilemmas eines abgedankten Politikers, abtretenden Freunden, Mut zusprechen zu müssen.
    Schmidt beschwor Frieden und Zusammenarbeit.
    Auch die Weltwirtschaft aus ihrer Krise zu führen, bedürfe es gemeinsamer Anstrengungen.
    Diesem Appell Schmitz zur Gemeinsamkeit stellt klar den Appell Schmitz an die SPÖ gegenüber, keine Koalition einzugehen.
    Da jubelte das Genossenvolk.
    Heißer san wir stark.
    Nur ned andere brauchen müssen.
    Da war vom Frieden machen und gemeinsamen Anstrengungen nichts mehr übrig.
    In der kleinen Zeitung Graz beschäftigt sich Kurt Vorhofer ebenfalls mit dem bundesdeutschen Starredner des SPÖ-Parteitags, geht aber darüber hinaus auf die derzeitige Lage der SPÖ ein.
    Helmut Schmidt hat gestern einiges zum Regierungswechsel in Bonn gesagt, wobei er einen nicht unwichtigen Aspekt des Scheiterns seiner Regierung verschwiegen hat.
    Die Bonner sozialliberale Koalition war schließlich auch daran zerbrochen, dass sie sich zu keinen gemeinsamen Entscheidungen durchringen konnte.
    Und die führende Partei dieser Koalition, die SPD, bot doch selbst ein Bild tiefer Zerrissenheit in wichtigen Fragen der Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik.
    Vorhofer dann zur SPÖ.
    Da ist die SPÖ in einer weit besseren Situation.
    Unterstützt vom ÖGB und von einem erheblichen Teil der Medien, dominiert die Regierungspartei heute in einem Ausmaß,
    wie es vor 13 Jahren beim Amtsantritt des damaligen Minderheitskanzlers Bruno Kreisky wahrscheinlich nicht einmal die Sozialisten erwartet hatten.
    Nichts hat die SPÖ heute so fest im Griff wie die Opposition.
    Vorhofer geht dann auf die Schwierigkeiten ein, denen sich die Regierung Kreisky derzeit gegenüber sieht.
    Vor allem die schlechte Wirtschaftslage und das nach 30 Jahren Wohlfahrtsstaat kaum mehr finanzierbare Sozialsystem, welches dringend Einsparungen bedürfe.
    Die größeren Sorgen der SPÖ ortet Vorhofer jedoch woanders.
    Groß ist die Sorge um Bruno Kreisky.
    Erstmals werden bei einer Nationalratswahl Fragen der Gesundheit des Bundeskanzlers und SPÖ-Vorsitzenden eine erhebliche Rolle spielen.
    Und das lässt für die Wahlkampagne in den kommenden sechs Monaten noch Schlimmes befürchten.
    Vielleicht liegt in der Führungsfrage der eigentliche Grund für die so außerordentliche Gereiztheit der SPÖ in diesen Tagen.
    Das waren Auszüge aus heutigen Tageszeitungen.
    Eine Minute nach halb eins ist es.
    Wir planen noch ein Gespräch mit der tiefen Psychologin Kremser-Springer, die etwas Licht in den spektakulären Eifersuchtsmord von Niederösterreich zu bringen versucht.
    Und wir sprechen dann noch mit Franz Köstler, der in den vergangenen Tagen in Spanien war.
    Heute wird ja das neue Parlament in Spanien gewählt.
    Die ÖVP hält zur Zeit eine Sitzung ihres Bundesparteivorstandes, aber wir werden dann gegen Ende der Sendung berichten.
    Und im Kulturteil gibt es einen Beitrag über zwei Premieren am Salzburger Landestheater.
    Aber jetzt zurück zum Problemkreis VEW.
    Die finanzielle Auszerrung der Vereinigten Edelstahlwerke geht unvermindert weiter.
    Verluste in Millionen Schillingkühe sind zu verbuchen und vor allem sinkende Auftragseingänge.
    Sie zwingen den VEW-Vorstand, Personalkosten abzubauen.
    VEW-Generaldirektor Bayer und sein Vorstandsteam haben daher gestern den Zentralbetriebsarztobmännern der verstaatlichten Edelstahlunternehmen einen ungeschminkten Bericht über die Lage des Unternehmens vorgelegt, dessen Kern eine Kombination von Frühpensionierungen, Kündigungen und Kurzarbeit darstellt.
    Heute sind noch weitere Einzelheiten aus dem Vorstandspapier bekannt geworden.
    Michael Kerbler informiert Sie darüber.
    Rein rechnerisch wären aufgrund der schlechten Auftragslage der Vereinigten Edelstahlwerke 1.614 Kündigungen notwendig.
    Laut Vorstandspapier müssten 1.165 Arbeiter und 449 Angestellte so rasch als möglich gekündigt werden.
    Betroffen davon wären vor allem die Hüttenbetriebe der VEW, nämlich die Werke Kapfenberg, Ternitz, Judenburg und Mürz-Zuschlag.
    Aber auch im Verwaltungsbereich, wie etwa in Wien, wäre ein Personalschnitt von 146 Kündigungen notwendig.
    Diese nach Berechnungen des Vorstandes notwendigen Kündigungen würden gut zehn Prozent des gegenwärtigen Belegschaftsstandes von etwa 15.800 Personen betreffen.
    In der Vorstandsetage der Vereinigten Edelstahlwerke will man nun auf zwei Ebenen, einerseits gegenüber dem Eigentümer, also der OEAG und damit der Republik Österreich, vertreten durch den Bundeskanzler, andererseits gegenüber der Belegschaftsvertretung, Wege aus der Krise suchen.
    Deshalb schlägt das Vorstandsteam eine Kombination von Kurzarbeit, Frühpensionierungen und Kündigungen vor, um das Gesamtausmaß von mehr als 1.600 Kündigungen deutlich zu verringern.
    In einer Aktion 57 sollen, sobald es möglich, alle 57-jährigen männlichen Mitarbeiter und in einer Aktion 52 Frauen im Alter von 52 Jahren in Frühpension geschickt werden.
    Die Kosten für diese Frühpensionierungsmaßnahme werden mit rund 700 Millionen Schilling beziffert.
    Kurzarbeiten müssten, um die 1.600 Kündigungen zu verhindern, mindestens 3.200 VEW-Beschäftigte.
    Bei Verwirklichung der Kurzarbeit und der Frühpension würden sich die Kündigungen auf etwa 300 reduzieren.
    Mit dem Eigentümer soll daher verhandelt werden, ob die Kosten für die Frühpensionierung etwa vom Sozialministerium getragen werden könnten.
    Denn eines stellte VW-Generaldirektor Bayer zur Frage der Finanzierung der Frühpensionen unmissverständlich fest.
    Für die VEW kann und muss ich sagen, dass die VEW nicht in der Lage ist, diese finanzielle Belastung zu übernehmen.
    Es ist ja allgemein bekannt, dass die VEW schon seit Jahren in einer finanziell sehr schwierigen Situation ist.
    Wir könnten diese zusätzliche Last nicht übernehmen, beziehungsweise wenn wir Teile davon übernehmen würden, würde die Entlastung der VEW entsprechend geringer ausfallen, was bei der finanziellen Situation
    des Unternehmens ganz einfach undenkbar ist.
    Bei der im vergangenen Jahr unterschriftsreich gewordenen Regelung der Frühpensionierung von 58- und 59-Jährigen teilten sich die Kosten für etwa 800 vorzeitig in den Ruhestand versetzte im Ausmaß von 270 Millionen Schilling zu je einem Drittel der Bund, die ÖIAG und die Vereinigten Edelstahlwerke.
    Auch eine Beteiligung im Ausmaß eines Drittels der Kosten ist für die VEW, so deren Generaldirektor Bayer, aufgrund der finanziellen Verfassung des Unternehmens diesmal nicht möglich.
    Um die Zahl der Kündigungen so nieder wie möglich zu halten, will auch der Zentralbetriebsrat als oberste Belegschaftsvertretung aktiv werden.
    Der Sprecher der Zentralbetriebsobmänner Gruber meinte deshalb auch... Die Frühpensionierungen sind sicher eine Möglichkeit, die von der Belegschaftsvertretung sehr zu begrüßen ist.
    Und wenn das möglich ist, würde sich ja die Situation sehr entspannen.
    dann könnte man über Kurzarbeit, Schulung vielleicht einen Ausweg bei den Kündigungen auch noch finden.
    Es sei kein Durchtauchen durch die gegenwärtige Lage mehr möglich, ist aus der VEW-Zentrale zu hören.
    Die Krise müsse so oder so auch mit Hilfe einer Personalverringerung bekämpft werden.
    Wobei man im VEW-Vorstand betont, dass die Frühpension wohl die menschlichste Lösung des gegenwärtigen Dilemmas wäre.
    Die unverändert schwierige Lage der Vereinigten Edelstahlwerke, die auch trotz Finanzzuwendungen des Eigentümers in Millionen Schillinghöhe aufgrund eines desolaten Edelstahlmarktes kaum eine Tendenz zur Besserung zeigt, wird durch neue Hiobsbotschaften belastet.
    Der VEW-Markt in den Ostblockländern ist heuer völlig ausgefallen, was einen Auftragsverlust von rund einer Milliarde Schilling bedeutet.
    Die USA haben ein Anti-Dumping-Ermittlungsverfahren gegen sieben Länder, darunter Österreich und die VEW eingeleitet, was es für das Edelstahlunternehmen zusätzlich erschwert, Produkte am amerikanischen Markt abzusetzen.
    Das langjährige Lieferland Brasilien hat eine fast totale Einfuhrsperre für Edelstahlprodukte verfügt und auch Mexiko ist als Abnehmer von VEW-Produkten ausgefallen.
    Nun überlegt man nach dem Muster der Stahlproduzenten auch für Edelstahl in der europäischen Gemeinschaft, Preisverabredungen im Schutze der Wirtschaftsgemeinschaft zustande zu bringen, um den da niederliegenden Markt wieder auf halbwegs gesunde Beine zu stellen.
    Die Verhandlungen mit der Belegschaft, aber auch mit dem Eigentümer werden aller Voraussicht nach äußerst kontrovers verlaufen.
    Der Zentralbetriebsratsobmann Gruber wollte Kampfmaßnahmen der Kollegen nicht ausschließen.
    Gleichzeitig ist die Frage offen, ob der Eigentümer in der Lage ist.
    die Frühpensionierungskosten in der Höhe von 700 Millionen Schilling zu tragen.
    Mit Sicherheit kann festgestellt werden, dass sich gleichgültig, ob es zu Frühpensionierungen oder zu Kündigungen im Ausmaß von 1.600 Personen kommt, das Defizit der VEW im kommenden Jahr deshalb wieder steigen wird, weil Abfertigungen in Millionenhöhe für Arbeiter und Angestellte bezahlt werden müssen.
    Die geplanten Einsparungsmaßnahmen der VW haben auch der Bundeskanzler Kreis, wie Sie ja schon gehört haben, heftige Kritik hervorgerufen.
    Der hat gemeint, die Herren bei der VW dürften es sich nicht so einfach machen.
    Zwölf Uhr und 37 Minuten ist es jetzt ein ganz anderes Thema.
    Die Berichterstattung über jenes Verbrechen, bei dem vor bereits acht Tagen eine 40-jährige Niederösterreicherin ihre junge Rivalin ermordete und die Leichenteile auf grausame Weise beseitigte,
    Die Berichterstattung darüber geht auch heute noch weiter.
    Die Hintergründe der Tat liegen noch immer nicht im Klaren, auch wenn das Motiv, nämlich Eifersucht, ziemlich klar erscheint.
    Jürgen Jungwirth versuchte deshalb im folgenden Beitrag in dem Gespräch mit der Psychologin Kremser-Springer einiges über die möglichen Hintergründe einer solchen Tat zu erfahren.
    Alles scheint unfassbar an dem Verbrechen.
    Zum einen der Mord einer 14-jährigen Frau an einem 17-jährigen Mädchen, das ihr, wie man so sagt, einen jugendlichen Freund ausgespannt hat.
    Dann vor allem die Art, wie die Leiche beseitigt wurde.
    Da erübrigen sich Details.
    Seit dem Zeitpunkt des Mordes am 20. dieses Monats wissen selbst Nichtzeitungsleser alles bis in die letzte Kleinigkeit.
    Wann, wo und wie.
    Zum Teil auch warum.
    Nur an diesem Warum scheint vieles zu hängen.
    Eine Frau, die 20 Jahre erfolgreich ihrer Arbeit nachgegangen ist, die einen schwer kranken Mann versorgte und dann zur Mörderin wurde.
    Wenn die Aussagen stimmen, geplant.
    Eine Frau, die, wie es heißt, sich einen jungen Freund erkauft hat und dann sehen musste, dass alles verloren ging.
    Wie konnte das Unfassbare geschehen?
    Dazu die tiefen Psychologin und Dozentin Dr. Gremser-Springer.
    Die Tragödie einer alternden Frau mit jungen Liebhaber, wobei ich alternd unter Anführungszeichen meine und eher so im gesellschaftlichen Sinn der präklimakterischen Frau, die Neigung einer Frau in so einer Situation, einem psychischen Ausnahmezustand, zuzuschreiben, ist allgemein bekannt.
    Der Wechsel oder die Vorboten des Wechsels werden ja als besonders belastend angesehen, wobei sehr wenig, wirklich einer hormonellen Veränderung das meiste der sozialen Einstellung dazu, dass eine Frau eben nicht mehr imstande ist, Kinder zu kriegen, zuzuschreiben ist.
    Die Frage ist aber immer noch, wie es zu einem derartigen Hass auf die Rivalien kommen konnte, was einen begreifen lässt, wie so etwas überhaupt möglich sein kann.
    Die Rivalität zwischen Frauen ist an sich ein tabuisiertes Thema.
    Die Rivalität zwischen Müttern und Töchtern wird jetzt langsam sowohl im populärwissenschaftlichen als auch im wissenschaftlichen Bereich aufgearbeitet und beschrieben.
    den wirklich ganz extrem starken Einfluss, den Mütter auf ihre Töchter aufüben und die daraus resultierenden problematischen Beziehungen, die Frauen eben zu anderen Frauen haben, weil die Mutter-Tochter-Beziehung eine von ihrer Natur her einfach schwierige Beziehung ist.
    Und in dem Fall, wo es sich um eine Frau handelt, deren Rivalin ihre Tochter sein könnte,
    ist die Frage, inwieweit nicht auch die Mutterbeziehung der älteren Frau in dem Fall, man sich anschauen müsste, wenn man zum Beispiel ein Gutachten schreibt.
    Und zur Ausführung des Mordes, zu den Begleitumständen und zur Zerstückelung der ermordeten Rivalin, sagt die Tiefenpsychologin Kremser-Springer.
    Es passt nur diese ganze Geschichte so wunderschön in jedes Klischee hinein.
    Sowohl diese Dreieckssituation als auch das nach außen hin so böse Aussehende der Rache dieser Frau.
    Wie lässt sich das erklären?
    Ich glaube, dass man doch wirklich diese Rivalin, die muss zerstört werden, im wahrsten Sinn des Wortes.
    Ich kann mir das nur so vorstellen.
    Da genügt nicht ein gewöhnliches Beseitigen, sondern eine absolute Zerstörung.
    um so die eigene Zerstörung irgendwie zu kompensieren oder hintanzuhalten.
    Nicht die eigene Verletzung, die man empfindet durch das Verlassenwerden zugunsten einer Jüngeren.
    Stimmt es, man spricht manchmal davon, dass in solchen Situationen Männer ihre Frau töten, während Frauen die Rivalinnen töten.
    Ich glaube wirklich, dass das, gerade wenn es sich um so eine Panik, um so eine Angst-Situation handelt, ganz allgemein, ich will ja jetzt überhaupt keiner Entscheidung vorgreifen, ob da etwas in Panik geschehen ist, das meine ich nicht.
    Mit Panik meine ich den Zustand der Frau so im letzten Jahr, seitdem sie halt weiß, dass es da eine jüngere Revalin gibt oder wie lange auch immer das sein mag, dass da wirklich so die Beziehungen
    gefärbt sind von der ersten Beziehung, die man halt gehabt hat.
    Und die erste Beziehung ist für Männer und Frauen eigentlich die Beziehung zu einer Frau.
    Meistens immer noch in unserer Gesellschaft zur Mutter, nicht?
    Daher ist das gefährlichere Wesen im weitesten Sinn immer die Frau.
    Der Mann ist gefährlich in Hinsicht der Brutalität und Gewaltausübung.
    Aber dass so aufgesogen werden, Verschmelzungsängste und dergleichen Fantasien, da sind Frauen von Männern und Frauen im Wesentlichen als gefährlicher erlebt.
    Der Lokalaugenschein nach diesem Verbrechen soll in der nächsten Zeit durchgeführt werden.
    Wann der zur Teilklärung des Verbrechens anberaumte Termin ist, weiß man noch nicht.
    Das war ein Beitrag von Jürgen Jungwirth, der in einem Gespräch mit der Psychologin Kremse-Springe etwas Licht in die Mordaffäre von Niederösterreich bringen wollte.
    In einer Minute ist es dreiviertel eins.
    Wir kommen jetzt zurück in die Innenpolitik und zwar zur Sitzung des Parteivorstandes der ÖVP.
    Da reagierte Parteichef Alois Mock nach der Sitzung auf den ablaufenden Parteitag der Sozialisten und in der Sitzung des Parteivorstandes ging es auch um die Frage Urlaubsverlängerung.
    Die ÖVP kündigte nämlich an, dass falls die Regierung eine Urlaubsverlängerung beschließen sollte, sie eine Volksabstimmung über dieses Thema beantragen wird.
    Hans Langsteiner meldet sich nun aus der ÖVP-Zentrale.
    Die Volkspartei scheint, was direkt demokratische Initiativen anlangt, auf den Geschmack gekommen zu sein.
    Nach dem Volksbegehren gegen das Konferenzzentrum bei der UNO-City will die ÖVP nun also eine Volksabstimmung für den Fall verlangen, dass die umstrittene Urlaubsverlängerung noch vor den Wahlen, also nach ÖVP-Lesart zur wirtschaftlichen Unzeit, beschlossen werden sollte.
    Parteichef Mock.
    Es wird sich an dieser Frage erweisen, was wichtiger ist für eine Partei, die Sicherung der Arbeitsplätze auf Dauer oder
    ein sozialpolitisches Zuckerl für die bevorstehenden Nationalratswahlen.
    Sollte die sozialistische Partei diesen Beschluss über eine Woche Urlaub mehr wegen der Nationalratswahlen vorzeitig fassen, wird die österreichische Volkspartei
    vorschlagen, über dieses Gesetz eine Volksabstimmung durchzuführen?
    Die Urlaubsverlängerung zum jetzigen Zeitpunkt würde nach ÖVP-Berechnungen 20.000 Arbeitsplätze gefährden und die Österreicher seien, so MOG, reif genug, sich für die Sicherung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit zu entscheiden, zumal ja die SPÖ in dieser Frage selbst uneins sei.
    Auch eine Etappenlösung im Sinn einer zunächst zweitägigen Urlaubsverlängerung ab 1984 oder 1985
    würde die ÖVP eine Volksabstimmung unterwerfen lassen.
    Wobei der Termin dieser Abstimmung entweder noch vor den Nationalratswahlen oder auch auf denselben Tag wie diese fallen könnte.
    Mock nahm in seiner Pressekonferenz auch zum gleichzeitig stattfindenden SPÖ-Parteitag Stellung.
    Er sprach von einem beachtlichen Spektakulum, einer gekonnten Show, die zwar Technikern imponieren könne, wichtige Fragen von der Spitalsfinanzierung bis zur Kreisky-Nachfolge aber unbeantwortet lasse.
    Mocks politisches Resümee
    Ja, ich habe natürlich mit Aufmerksamkeit registriert, dass der linke Flügel in der SPÖ doch stärker wird.
    Ich meine, das Bekenntnis der stellvertretenden Parteiobmanns Blecher zu marxistischen Grundsätzen, die große Anzahl von Streichungen, die die stellvertretende Klubchefin des SPÖ-Klubs, die Abgeordnete Ofenböck,
    eine Frau, die weit über Parteigrenzen hinaus anerkannt ist, entgegennehmen musste und sich offensichtlich die Frau Dr. Donal hier sehr stark durchsetzt.
    Ja, und wenn man so sieht, was sich an Nachwuchspolitikern dort profiliert, auch als künftige Abgeordnete, so ist das die linke Generation der 68er-Jahre, der Herr Tschapp und der Herr Edlinger,
    Also sicherlich unter dem Gesichtspunkt der politischen Analyse zeichnet sich hier eine Stärkung des linken Flügels in der SPÖ ab.
    So weit als ÖVP-Reaktion zum SPÖ-Parteitag und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Das war der Bericht von Hans Langstein aus der ÖVP-Zentrale und jetzt noch aus Land.
    In Spanien wählen heute die rund 26 Millionen wahlberechtigten Bürger des Landes unter strengen Sicherheitsvorkehrungen das neue Parlament.
    Diese Sicherheitsvorkehrungen sind notwendig geworden, nachdem wieder einmal von Gerüchten eines Militärputsches die Rede war.
    Diese Wahl wird mit allergrößter Wahrscheinlichkeit einen Regierungswechsel bringen.
    Die Sozialisten unter dem 40-jährigen Felipe González werden und das wahrscheinlich sogar haushoch Sieger sein.
    Die bisher regierende Zentrumspartei wird zwischen den Sozialisten auf der Linken und den Ultrarechten unter dem ehemaligen Franco-Minister-Frager Iribarne wahrscheinlich aufgerieben werden und völlig bedeutungslos werden.
    Denn die konservativen Unterfrager dürften ebenfalls einen ziemlich großen Sprung vorwärts machen.
    In Spanien wird damit eine Entwicklung der Polarisierung sichtbar und das bestätigt auch die Sorge von Felipe González, der gemeint hat, das politische Spektrum dürfe nicht aus den Sozialisten und den Ultrakonservativen allein bestehen und hat sogar gemeint, dass jemand, der die Sozialisten nicht wählen will, dann lieber das Zentrum wählen soll.
    Franz Kössler hat in den vergangenen Tagen Spanien besucht und meine Frage an ihn, haben Sie eigentlich auch den Eindruck einer gewissen Polarisierung des politischen Interesses der Spanier gehabt?
    Ja, wenn man mit alten Leuten spricht, dann merkt man das sehr stark, dass das Trauma des Bürgerkriegs noch tief in den Gliedern sitzt.
    Es wird immer noch unterschieden zwischen Republikanern und Monarchisten, zwischen Linken und Rechten.
    Die Kluft ist doch sehr groß.
    Bei den jüngeren Leuten wirkt sich stärker der sogenannte Desencanto, die Enttäuschung, die Resignation aus.
    Dieser Fehlschlag der Zentrumspolitik in den letzten Jahren hat doch viele junge Leute dazu geführt, sich entweder
    entschieden auf die linke oder entschieden auf die rechte Seite zu stellen.
    Eine Polarisierung ist wirklich spürbar.
    Kann man überhaupt sagen, dass die Leute ein wirkliches Interesse an dieser Wahl haben?
    Da gibt es eine Begeisterung, tun da die Menschen mit?
    Begeisterung würde ich nicht sagen.
    Es sind sehr viele Wahlveranstaltungen.
    Die ganzen Städte sind vollgeklebt mit Plakaten.
    Das geht bis in die Dörfer hinein.
    Es gibt eine sehr aktive Beteiligungsstärke etwa als in unseren Ländern, als wir es gewohnt sind.
    Aber trotzdem im Vergleich zu 1977, als die Demokratie richtig ausbrach damals mit großen Erwartungen, großer Begeisterung, das ist heute nicht der Fall.
    Es ist alles mehr resigniert.
    Man sagt, man kann eh nichts tun.
    Und überall hängt natürlich das Damoklesschwert des Golpes, des möglichen Militärputschs.
    Und die Leute sagen, was sollen wir uns wählen, bemühen, wenn dann doch das Militär alles kaputt schlagen kann.
    Ja, das wollte ich nämlich fragen.
    Ich meine, Spanien ist ja eben mit den Umstürzdrohungen eng verknüpft.
    Gibt es wirklich diese Angst?
    Ist das so täglich präsent, die Möglichkeit eines Umsturzes?
    Oder trifft man auch Leute, die sagen, vielleicht wäre es ja besser?
    Ich meine, natürlich hängt das auch von der politischen Zugehörigkeit ab, aber ist das so ein täglich präsentes Problem, die Umsturzmöglichkeit?
    Ich glaube schon.
    In den Gesprächen kommt das immer wieder heraus, wenn man über irgendein Problem spricht.
    Am Ende des Satzes steht ganz bestimmt, ja, was soll das Ganze?
    Die Militärs werden doch wahrscheinlich butschen oder vielleicht butschen.
    Das kommt darauf an, wie man die Situation einschätzt.
    Aber die Leute haben eine sehr große Angst.
    Das geht von engagierteren Leuten, die in diesen Tagen nicht zu Hause schlafen, die große Angst haben.
    Es gibt eine richtige Panik.
    Auch in Madrid etwa in der letzten Woche, als dann ein paar Panzer durch die Straße fuhren, angeblich zurück von irgendeiner Übung, ein ganz reguläres Ereignis, hat es sofort geheißen im Radio, in den Zeitungen, möglicher Putsch, die Wachen am Königspalast wurden verstärkt.
    Es herrscht schon eine große, empfundene Angst vor diesem Militär.
    Und auch die Gewissheit, dass die Sozialisten unter Felipe González gewinnen werden, die verringert diese Angst nicht.
    Man glaubt nicht, dass es dann ausgeschlossen ist, einen Putsch zu erleben.
    Nein, im Gegenteil.
    Es gibt sehr viele, die sagen, für die Militärs sind die Sozialisten, so sozialdemokratisch sie sich jetzt auch geben, doch verkappte Marxisten, also doch die Feinde von einst, die Besiegten von einst, die heute kommen, nicht ohne revanchistische Gedanken.
    Und es gibt sehr viele Leute, die glauben, dass ein Sieg der Sozialisten die Gefahr eigentlich noch verstärken würde.
    Und umgekehrt Leute, die sagen, die Sozialisten sind die einzigen, die dieses Militär reformieren könnten.
    Aber genau das ist ja auch der Punkt, an dem der Bürgerkrieg 1936 ausgebrochen ist.
    Und auch heute sieht es so aus, als ob eine militäre Reform nicht möglich wäre.
    Das haben wir in vielen Gesprächen auch militärs bestätigt, dass das der Punkt ist, den das Militär absolut nicht akzeptieren wird.
    Und das heißt, dass die Sozialisten das wenigstens für die ersten ein, zwei Jahre auch akzeptiert hätten.
    Ja, danke Herr Kößler für dieses Gespräch.
    Die morgige Sendung im Brennpunkt wird sich ja auch mit der Situation in Spanien befassen.
    12 Uhr und 52 Minuten ist es.
    Wir kommen jetzt noch zu einem Beitrag der Kulturredaktion.
    Zwei österreichische Erstaufführungen, beide Stücke aus Amerika, bringt das Salzburger Landestheater an diesem Wochenende.
    Am Freitagabend ist die Premiere jenes Bühnenstückes
    von Woody Allen, das auch als Film ein großer Erfolg wurde, und zwar Spiel's noch einmal, Sam!
    Im Kino hieß der Film Mach's noch mal, Sam!
    Am Sonntagabend wird dann die deutschsprachige Fassung eines Riesenerfolges des angloamerikanischen Theaters geboten, und zwar Gottes vernachlässigte Kinder von Mark Madoff.
    Und so heißt es die Geschichte der problemreichen Beziehung zwischen einem sogenannten normalen Mann und seiner gehörlosen Frau.
    Dietmar Dvorsak gibt eine Vorschau auf beide Premieren.
    Die Entstehungsgeschichte des Stückes Gottes vernachlässigte Kinder ist intim und wenig spektakulär.
    An der Universität von New Mexico leitete der Autor Mark Medoff gewissermaßen als Hausdramatiker die Bühne des Institutes für Theater.
    Man entwickelt Stücke gemeinsam, Impulse kommen von Lehrenden, von Studenten oder von Schauspielern.
    Eine, die hier auftrat, war die Gehörlose Phyllis Freilich, die einen Namen nicht nur als Darstellerin fürs Gehörlosen-Theater hat, sondern auch dank besonderer Ausdruckskraft beim sogenannten Hörenden-Theater in Amerika mitspielt.
    Mark Madoff, der Lehrer und Autor, erfährt von Phyllis Freilich ihre Lebensgeschichte und schreibt darüber das Stück Gottes vernachlässigte Kinder, amerikanisch vielleicht präziser Children of a Lesser God.
    Worum es geht, schildert der Regisseur der Salzburger Aufführung, Lutz Hochstrate.
    James Leeds, der Lehrer, der seine ehemalige Schülerin heiratet, ist ein sehr liebevoller Mann, aber er ist fast zu liebevoll, und das soll es ja wohl auch unter Hörenden geben.
    Er lässt Sarah, seine Frau, nicht zu der Entwicklung kommen, die nötig wäre.
    Und sie merkt das und versucht dann einen Ausbruch,
    versucht, sich auf eigene Füße zu stellen und dadurch lernt wiederum der Ehemann, was nötig ist, um in einem guten Verhältnis miteinander leben zu können.
    Das klingt ja als wäre es eine Parabel für das Zusammenleben zweier ganz normaler Menschen.
    Genau.
    Das sind auch ganz normale Menschen.
    Mit dem einzigen kleinen Handicap, dass die Kommunikationsebenen nicht die gleichen sind.
    Und daran ist natürlich auch das große Drama angehängt.
    Es scheitert zum Teil auch an der unterschiedlichen Kommunikationsebene.
    Aber letztlich ist es ein Beziehungsstück.
    Letztlich ist es ein Stück, was auch zwischen uns passieren könnte.
    Die Hauptrolle der Sarah wird in der österreichischen Erstaufführung am Salzburger Landestheater von einem Star des deutschen Gehörlosentheaters von Ingeborg Podell gespielt.
    Sie wurde taub geboren, ihre Verbindung zur Umwelt ist die Sprache der Gästen und Zeichen.
    Der Regisseur zum Problem der Verständigung.
    Marion Jokisch, die dolmetscht.
    Man muss sich das so vorstellen, dass alles das, was ich also versuche zu formulieren, über Frau Jokisch an unsere Hauptdarstellerin Inge Podel läuft.
    Denn natürlich kann man sich miteinander nach einer gewissen Zeit unterhalten und man versteht sich per Blick
    Per Geste.
    Ich habe natürlich auch ein wenig versucht, die Zeichensprache zu erlernen, aber natürlich nur in geringem Maße.
    Aber wenn es dann um Präzision geht, sind wir auf Frau Juckisch angewiesen.
    Und sie hat alles gedolmetscht.
    Und es war erstaunlich, wie schnell also Frau Bodehl alles das umsetzen konnte, wie professionell sie ist.
    Und man hat nach weniger Zeit überhaupt nicht mehr gemerkt, dass es da eventuell um etwas
    ungewöhnliches geht, um eine behinderte Schauspielerin überhaupt nicht.
    Sie ist eine Profi-Schauspielerin, sie ist brillant, sie hat eine Körpersprache, die jedem Schauspieler, der die Sprache zur Verfügung hat, wünschen würde.
    Zweite österreichische Erstaufführung, Spiels noch einmal Sam an den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters.
    Wurde Ellen aus dem Film als Stadtneurotiker bekannt, er liegt hier auf der Bühne total dem Zauber des Humphrey Bogart.
    Regie Michael Gampe.
    In diesem Stück geht es um den Alan Felix, der ist der Hauptdarsteller, die Titelfigur dieses Stückes.
    Und der ist notgedrungenerweise in dieser amerikanischen Konsumgesellschaft als hochsensibler, intellektueller, mit sehr vielen Problemen konfrontiert.
    Er kämpft eben nicht nur gegen die Außenwelt, sondern auch gegen seine verinnerlichten Mechanismen, hat Schwierigkeiten mit Frauen und lebt auch, das ist ganz wichtig, er ist ein Filmkritiker, lebt auch sehr in der Welt des Films und ist auch von dieser sehr beeinflusst, vor allem von Humphrey Bogart.
    Zwei interessante Premieren, also am Salzburger Landestheater an diesem Wochenende, Spiels noch einmal Semm und Gottes vernachlässigte Kinder.
    Und bei uns im International gibt es jetzt noch einmal Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Ein Referat von Bundeskanzler Kreisky stand heute im Mittelpunkt der Beratungen des SPÖ-Parteitages in der Wiener Stadthalle.
    Kreisky sagte unter anderem, es gebe weltweit keine Rezepte gegen die Wirtschaftskrise, auch nicht in den kommunistischen Staaten.
    Die SPÖ sei die Interessensvertreterin der arbeitenden Bevölkerung und müsse es bleiben, sagte Kreisky.
    Zu außenpolitischen Fragen erklärte der Bundeskanzler, die Entspannungspolitik müsse fortgesetzt werden.
    Ein Boykott der Oststaaten sei abzulehnen.
    Zu den Beziehungen zu Washington sagte Kreisky, Österreich wisse genau, was die USA für das Land getan haben.
    Der ÖVP-Bundesparteivorstand befasste sich heute mit der Frage einer Urlaubsverlängerung.
    Sollte die SPÖ ohne Rücksicht auf die steigende Zahl von Arbeitslosen, auf das explodierende Budgetdefizit und auf die ständig wachsende Staatsverschuldung trotzdem eine Woche mehr Urlaub beschließen, werde die ÖVP im Parlament eine Volksabstimmung über diese Frage verlangen, wurde erklärt.
    Neuerlich hat heute die Eisenbahner-Gewerkschaft Vorwürfe über Privilegien der Eisenbahner zurückgewiesen.
    Die zehntausenden Eisenbahner hätten ein Recht darauf, in der Öffentlichkeit fair behandelt zu werden.
    Sie hätten keine Privilegien, denn sie hätten nichts bekommen, was ihnen nicht zustehe, wird argumentiert.
    In den nächsten Tagen wird in hoher Auflage ein Flugblatt der Gewerkschaft der Eisenbahner an die Bevölkerung verteilt.
    Spanien.
    Nach dreiwöchigem, von Putsch und Attentatsgerüchten begleiteten Wahlkampf hat in Spanien heute die Wahl zu den beiden Kammern des Parlaments begonnen.
    Etwa 27 Millionen Menschen sind stimmberechtigt.
    Die Wahllokale schließen zumeist um 20 Uhr.
    Ein erster repräsentativer Trend ist kurz nach Mitternacht zu erwarten.
    Aufgrund von Meinungsumfragen wird mit einem Sieg der Sozialistischen Arbeiterpartei unter Führung von Felipe González gerechnet.
    Polen.
    Mit einem Fünf-Punkte-Programm will das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei den Lebensstandard heben und die Wirtschaftskrise entschärfen.
    Schwerpunkte sind die Beseitigung der Lebensmittelknappheit, die Bereitstellung von Konsumgütern für den täglichen Bedarf, eine bessere Abgeltung der zuletzt verfügten Preiserhöhungen, die Verstärkung des Wohnbaus und eine Reform des Gesundheitswesens.
    Ein ZK-Sekretär wies allerdings darauf hin, dass das Programm nicht über Nacht verwirklicht werden könne.
    Damit ist das Mittagsschanal wieder beendet.
    Den Beitrag über die Probleme des deutschen Budgets haben wir leider nicht mehr untergebracht.
    Den haben wir jetzt auf das Abendschnall geschoben.
    Da werden wir Sie näher über den deutschen Bundeshaushalt informieren.
    Am Mikrofon des heutigen Mittagsschanals war Reinhold Henke.
    Einen schönen Nachmittag noch und auf Wiederhören.
    Das war's.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1982.10.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1982.10.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ-Parteitag: Referat des Parteivorsitzenden Bundeskanzler Kreisky - Die drei Fragen des Josef Cap
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky, Vizekanzler Sinowatz, Juso-Obmann Cap
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r] , Cap, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1982.10.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Die 3 Fragen des Josef Cap , Nachrichten
    Inlandspresseschau: Gestriger Auftritt von Helmut Schmidt beim SPÖ-Parteitag
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung]
    Datum: 1982.10.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Die 3 Fragen des Josef Cap , Nachrichten
    VEW: Rechnerisch sind 1614 Kündigungen notwendig - Kurzarbeit und Frühpension sollen Kündigungen vermindern
    Einblendung: Generaldirektor Adolf Baier, Zentralbetriebsratsobmann Josef Gruber
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Baier, Adolf [Interviewte/r] , Gruber, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1982.10.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit Tiefenpsychologin Dr. Marianne Kremser-Springer über mögliche Hintergründe des spektakulären Eifersuchtsmordes in St. Andrä-Wördern
    Interview: Dr. Marianne Kremser-Springer
    Mitwirkende: Jungwirth, Jürgen [Gestaltung] , Springer-Kremser, Marianne [Interviewte/r]
    Datum: 1982.10.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP-Bundesparteivorstand: ÖVP-Obmann Mock zu SPÖ-Parteitag
    Einblendung: ÖVP-Obmann Alois Mock
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1982.10.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Heute wählt Spanien - Moderatorengespräch mit Franz Kössler, der den spanischen Wahlkampf auch abseits der Metropolen verfolgte
    Mitwirkende: Henke, Reinhold [Moderation] , Kössler, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1982.10.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    2 Premieren am Salzburger Landestheater: "Gottes vernachläßigte Kinder" und "Spiel's nochmal Sam"
    Einblendung: Lutz Hochstraate (Regie), Michael Gampe (Regie)
    Mitwirkende: Dworschak, Dietmar [Gestaltung] , Hochstraate, Lutz [Interviewte/r] , Gampe, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1982.10.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1982.10.28
    Spieldauer 00:59:44
    Mitwirkende Henke, Reinhold [Moderation] [GND]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1982.10.28 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-821028_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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