Mittagsjournal 1979.07.17

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Das war's.
    Hier ist das Mittagssjournal des aktuellen Dienstes.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Es begrüßt Sie Udo Bachmeier.
    Das geplante Programm bis 13 Uhr.
    Wir informieren Sie aus dem Ausland über die letzte Sitzung des Ministerrates vor der Sommerpause.
    Die Bundesregierung befasste sich vor allem mit Fragen der Energiepolitik, aktualisiert durch das gestern von Präsident Carter vorgelegte große Energiekonzept.
    Die OIAG, die Verstaatlichten Holding, wird für das Geschäftsjahr 1978 erstmals keinen gewinnenden Aktionär, die Republik Österreich, auszahlen.
    Wir berichten über die Hintergründe dieser Entwicklung.
    Hauptereignis im Ausland, der Rücktritt von Diktator Somossa in Nicaragua, in dem bürgerkriegserschütterten und nun befreiten Land, bricht eine neue Zeit an.
    Weitere Themen.
    Erste Sitzung des Europaparlaments in Straßburg.
    Auf der Tagesordnung steht die Wahl eines Präsidenten.
    Drohender Abzug der UNO-Truppen von der Halbinsel Sinai.
    Zunehmende innenpolitische Krise in Syrien und aktuelle Lage in Uganda.
    Im Kulturteil berichten wir dann über einen Wiener Modellversuch zur Kulturanimation.
    Soweit der grobe Überblick auf das Programm.
    Zunächst aber wie immer die Nachrichtenchef vom Dienst ist Raimund Heller und Sprecher Wilfried Schierlbauer.
    Nicaragua.
    Staatschef Somoza ist heute früh von seinem Amt zurückgetreten.
    Der Kongress des mittelamerikanischen Staates wählte den bisherigen Vorsitzenden der Abgeordnetenkammer Malainas zu seinem Nachfolger.
    Die Präsidentschaft dieses Politikers soll allerdings nur provisorisch sein.
    Es wird damit gerechnet, dass die Regierungsgewalt sehr bald an das von der sandinistischen Befreiungsfront gebildete Gegenkabinett übergehen wird.
    Die Exilregierung, die im vergangenen Monat in Costa Rica zusammengestellt worden ist, wird bereits heute Nachmittag nach Managua reisen.
    Über den derzeitigen Aufenthaltsort Somosas ist offiziell nichts bekannt gegeben worden.
    Es wird allerdings angenommen, dass er noch heute nach Florida kommt, wo seine Familie größere Grundstücke besitzt.
    Österreich.
    Die Bundesregierung hat in ihrer heutigen letzten Sitzung vor der Sommerpause beschlossen, für Vietnamflüchtlinge in den Auffangländern in Südostasien Lebensmittel im Gegenwert von einer Million Schilling zur Verfügung zu stellen.
    Gleichzeitig ruft die Bundesregierung die österreichische Bevölkerung zur Hilfeleistung durch Überweisung von Geldspenden auf.
    Diese können auf ein von der Bundesregierung bei der Postsparkasse eröffnetes Konto mit der Bezeichnung Flüchtlingshilfe Vietnam Hilfsaktion der Bundesregierung überwiesen werden.
    Kontonummer 1.669.000.
    Ich wiederhole 1.669.000.
    Bundeskanzler Kreisky hat heute nach dem Ministerrat die Ausarbeitung eines Operationskalenders für die Durchführung eines Energiesparprogramms angekündigt.
    Kreisky sagte, voraussichtlich in jeder zweiten Regierungssitzung werde über die Fortschritte bei der Durchführung des Energieprogramms berichtet.
    Damit soll vermieden werden, dass ein gutes Programm in den Schubladen liegen bleibt.
    Der Operationskalender werde vermutlich auch das zentrale Thema der Herbsttagung der Bundesregierung sein.
    Zum Angebot der ÖVP, bei allen Maßnahmen auf diesem Gebiet zusammenzuarbeiten und gegebenenfalls auch jenen Gesetzen zuzustimmen, die eine Zweidrittelmehrheit erfordern, meinte der Bundeskanzler, jeder der zuständigen Ressortminister werde im Sinne dieses Angebots zu prüfen haben, wie man diese Möglichkeit am besten wahrnehmen könne.
    Die Hauptarbeit werde sich dabei in den parlamentarischen Ausschüssen abspielen.
    Bei bestimmten Fragen werde man, nach den Worten Kreiskis, schon in einem vorbereitenden Stadium Gespräche führen.
    Verkehrsminister Lausecker hat heute in einer Aussendung auf Untersuchung an einer Arbeitsgruppe der Europäischen Verkehrsministerkonferenz hingewiesen, aus der hervorgeht, dass Österreich im Straßengüter-Transitverkehr im Jahr 1977 ein mehr als doppelt so großes Verkehrsaufkommen zu bewältigen hatte, wie das gesamte Transitaufkommen der Schweiz, Jugoslawiens, Griechenlands und der Türkei zusammengenommen.
    Damit sei Österreich das am meisten belastete Land Europas, meinte Lausegger.
    Umso erfreulicher sei daher die Entwicklung des Güterverkehrs bei den österreichischen Bundesbahnen seit Einführung des Straßenverkehrsbeitrages.
    In der zweiten Hälfte 1978 hätten die Bundesbahnen mit fast 24 Millionen Tonnen ein Plus von 2,4 Prozent aufzuweisen.
    Der steigende Trend hält nach Angaben des Verkehrsministers auch heute weiter an.
    Schweiz.
    An den wichtigsten Devisenbörsen verfällt der Kurs des amerikanischen Dollars weiter.
    Nach Auskunft von Börsenhändlern ist diese Entwicklung auf Diskepsis in Finanzkreisen gegenüber der neuen Energiepolitik von Präsident Carter zurückzuführen.
    Gleichzeitig nähert sich der Goldpreis der 300-Dollar-Marke.
    In Zürich wurden heute Vormittag 297 Dollar je Feinunze bezahlt.
    USA.
    Mit großer Mehrheit hat sich der Senat in Washington für die Schließung aller Kernkraftwerke in den Bundesstaaten ausgesprochen, die bis zum 1.
    Juni nächsten Jahres nicht über einen von den Bundesbehörden gebilligten Evakuierungsplan verfügen.
    Die mit 63 gegen 19 Stimmen verabschiedete Maßnahme betrifft auch die Atomkraftwerke, die sich im Bau befinden.
    39 der 70 Kernkraftwerke der Vereinigten Staaten stehen in Bundesstaaten, deren Evakuierungspläne von der amerikanischen Atombehörde nicht gebilligt worden sind.
    Das Atomkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg wird nach dem schweren Reaktorunglück vom vergangenen März voraussichtlich noch vier Jahre außer Betrieb bleiben.
    Die Kosten für die Säuberung und wieder in Betriebnahme der Anlage werden auf umgerechnet etwa vier Milliarden Schilling geschätzt.
    Europäische Gemeinschaften Das am 10.
    Juni in den neuen EEG-Staaten von der Bevölkerung direkt gewählte Europäische Parlament ist heute in Straßburg zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengetreten.
    Vor den 410 Abgeordneten appellierte die 86-jährige Alterspräsidentin, die französische Schriftstellerin Louise Weiss an die heutige Generation,
    angesichts der Gefahren in der Welt nicht völlig an der menschlichen Vernunft zu zweifeln.
    Es gebe eine Chance, sagte sie, den heute denkbaren Katastrophen zu entgehen.
    Es sei an den Parlamentariern gelegen, diese Chance zu nützen.
    Erster Punkt der Tagesordnung der heutigen Eröffnungssitzung ist die Wahl des Parlamentspräsidenten.
    Als aussichtsreichster Kandidat gilt die ehemalige französische Gesundheitsministerin Simone Weil.
    Mitbewerber um das Präsidentenamt sind der italienische Sozialist Mario Zagari und der von den Kommunisten unterstützte Abgeordnete Amendola.
    Stärkste Fraktion des Europaparlaments bilden die Sozialisten mit 111 Abgeordneten, gefolgt von den christlichen Demokraten mit 106.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Unter umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen hat heute in Straubing in Bayern der erste Prozess gegen mutmaßliche arabische Terroristen auf deutschem Boden begonnen.
    Die beiden libanesischen und zwei iranische Angeklagte sollen Verbindungen zur PLO, zur Palästinensischen Befreiungsorganisation gehabt und dem Vernehmen nach vier Sprengstoffanschläge auf jüdische Einrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland Erdöllager und Verarbeitungsanlagen geplant haben.
    Die Anklage lautet auf Verbrechen gegen das Sprengstoffgesetz, Urkundenfälschung und illegale Einreise.
    Die mutmaßlichen Terroristen wollten Ende April dieses Jahres in zwei Gruppen von Österreich und Holland aus mit gefälschten Papieren in die Bundesrepublik Deutschland einreisen.
    Sie wurden aber schon an der Grenze verhaftet.
    Im Auto der bei Passau aufgegriffenen Gruppe fand die Polizei mehr als 50 Kilogramm Sprengstoff, Zeituhren und elektrische Zünder.
    Nahe Osten.
    Die ägyptische Zeitung Al-Akbar berichtet heute, die Israelis hätten mit der zweiten Phase der Räumung der Halbinsel Sinai begonnen.
    Ägyptische Arbeitsgruppen haben bereits den öffentlichen Dienst und einige der Erdölquellen in der am 25.
    Juli unter ägyptische Hoheitsgewalt zurückkehrenden Zone übernommen.
    Der ägyptisch-israelische Militärausschuss tritt morgen in Abu Rodeis zusammen, um die letzten Einzelheiten des israelischen Abzugs zu regeln.
    Brasilien.
    In Rio de Janeiro wurde offiziell ein unbefristeter Ausfuhrstopp für Kaffee bekannt gegeben.
    Brasilien will damit dem Preisverfall auf dem Weltmarkt begegnen.
    Nach Angaben des Brasilianischen Kaffeeinstituts werden die Exporte erst wieder aufgenommen, wenn sich die Marktlage stabilisiert hat.
    In den vergangenen Wochen waren die Weltmarktpreise für Kaffee ständig gestiegen, in erster Linie wegen der Anfang Juni in Brasilien aufgetretenen Frostschäden.
    Ende vergangenen Woche begannen jedoch die Preise an den wichtigsten Handelsplätzen wie in New York und London zu fallen.
    In Genf hat heute eine Konferenz des internationalen Luftfahrtverbandes IATA begonnen, bei der über eine Erhöhung der Flugtarife angesichts der gestiegenen Treibstoffkosten beraten wird.
    Wie ein Sprecher der Dachorganisation der Luftfahrtgesellschaften sagte, sollen die Tariferhöhungen am 1.
    Oktober in Kraft treten.
    Die einzelnen Gesellschaften planen Erhöhungen um 10 bis 15 Prozent.
    Die IATA schätzt den durchschnittlichen Preisanstieg für den Flugzeugtreibstoff Kerosin für dieses Jahr auf 71 Prozent.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Der Ostalpenraum verbleibt im Bereich einer nordwestlichen Höhenströmung.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Zunächst noch durchwegs reichliche Bewölkung und vor allem am Alpennordrand strichweise Regen.
    Im weiteren Tagesverlauf regional Bewölkungsauflockerungen.
    Mäßige Winde aus westlichen Richtungen.
    Nachmittagstemperaturen 14 bis 21, Frühtemperaturen morgen 12 bis 17 Grad.
    Die Prognose für morgen Mittwoch?
    In Staulagen starke, sonst meist aufgelockerte Bewölkung, kaum noch Niederschläge.
    Mäßige Winde aus westlichen Richtungen.
    Tageshöchsttemperaturen 18 bis 24 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 17 Grad Südwestwind, 25 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt heiter, 19 Grad West 10.
    Linz stark bewölkt, 14 Grad Südwest 10.
    Salzburg bedeckt, 13 Grad Südost 10.
    Innsbruck stark bewölkt, 17 Grad Nordost 5.
    Bregenz bedeckt 17° Nordwest 5°, Graz bedeckt 15° Südwestwind 10kmh und Klagenfurt stark bewölkt 20° Windstill.
    Ein Blick auf die Uhr, mittlerweile ist es 12 Uhr und 11 Minuten geworden.
    Im mittelamerikanischen Staat Nicaragua, in dem die Dynastie des Diktators Somoza seit dem Jahr 1933 ihre Herrschaft aufrechterhalten hat, gibt es nun nach wochenlanger Unklarheit, ob General Somoza zurücktreten würde oder nicht, nun Gewissheit.
    Das Schicksal der Militärdiktatur Somossas, die zahlreiche Menschenleben gekostet hat, ist besiegelt.
    Großen Anteil an dieser Entwicklung hatte die Sandinistische Befreiungsfront, die vor rund zehn Jahren gegründet, seit 1977 den Widerstand gegen Somossa organisiert.
    Ein Kampf, der vor allem gegen die Nationalgarde als Hausmacht des Diktators geführt wurde.
    Um etwa 18.30 Uhr heute Abend werden die Mitglieder der im vergangenen Monat in Costa Rica gebildeten Exilregierung in der Hauptstadt Nicaraguas, in Managua, erwartet.
    Der Nicaraguanische Kongress wählte mittlerweile den bisherigen Präsidenten des Abgeordnetenhauses und des Kongresses, Urcuyo, zum neuen Staatschef.
    Der neue Staatschef ist 55 Jahre alt und von Beruf Kinderarzt.
    Besonders an ihm wird es liegen, den Wiederaufbau des zu einem großen Teil zerstörten Landes voranzutreiben.
    Die Telefonleitungen von und nach Managua sind derzeit noch gestört.
    Wir versuchen noch im Laufe des Nachmittags Verbindung mit Managua zu bekommen, um sie von Ort und Stelle aus über die Lage dort nach Somoza zu informieren.
    Sie hören aber nun aus Mexiko einen Bericht über die aktuelle Situation in Nicaragua und zwar von Klaus Ellroth.
    Nicaragua ist befreit.
    General Anastacio Somoza ist zurückgetreten und hat in der Nacht zum Dienstag das Land mit unbekannten Zielen verlassen, ohne vorher wie angekündigt vor dem Kongress zu erscheinen und ohne eine vom Fernsehen ausgestrahlte Abschiedsansprache zu halten.
    Er hat sich nur von seinen Generälen und Obristen verabschiedet, die er in dem Bunker befohlen hatte, um sie aus seinen Diensten zu entlassen, und hat sich dann davon gestohlen.
    Der Kongress hat nach zehnstündigem Warten schließlich den Rücktritt zur Mosas verkündet und seinen Präsidenten Francisco Orgullo als neuen Staatspräsidenten eingesetzt.
    Orgullo wird heute Mittag sein Amt zugunsten der neuen Wiederaufbauregierung Nicaraguas niederlegen, die von San Jose, der Hauptstadt Costa Ricas, nach Managua fliegen wird, um die Macht zu übernehmen.
    In diesem Moment ruft Radio Santino, der Geheimsender der Fremde Santinistas,
    Guerrieros und Nationalgardisten auf, die Waffen niederzulegen.
    Der Bürgerkrieg in Nicaragua ist am 50.
    Tag der letzten Offensive der Sardinistas zu Ende.
    In drei Stunden fliegt ein Vorauskommando der Sardinistas nach dem Flughafen Las Mercedes, um die Ankunft der neuen Regierung militärisch zu sichern, um zu verhindern, dass es doch noch zu militärischen Auseinandersetzungen mit der Nationalgarde kommt, von deren noch nicht bekannt ist,
    ob sie dem Aufruf zum Waffenstillstand Folge leistet.
    In diesen Stunden geht ein Aufatmen durch den ganzen amerikanischen Kontinent.
    44 Jahre Diktatur der Familie Somoza, die in der letzten Phase mindestens 30.000 Tote, über 100.000 Verletzte und weit über eine halbe Million obdachlose Flüchtlinge gefordert hat, sind zu Ende.
    Nicaragua kann endlich einen demokratischen Weg in die Zukunft beschreiten.
    Aber die neue provisorische Wiederaufbauregierung, die noch heute von den USA und den lateinamerikanischen Staaten anerkannt wird, tritt ein schweres Erbe an.
    Die Industrie des Landes ist zu 90 Prozent zerstört und die meisten Städte liegen in Schutt und Asche.
    Die Kriegsschäden werden auf über 4 Milliarden Dollar geschätzt.
    Die Wiederaufbauregierung wird alle Kräfte brauchen, um das Land
    mit seinen zweieinhalb Millionen Einwohnern von Hunger und Seuchengefahr zu befreien und Nicaragua wieder lebensfähig zu machen.
    Die Wiederaufbauregierung muss sich dabei auf eine einheitliche politische Konzeption einigen, was bei der vorwiegen bürgerlichen Zusammensetzung des Kabinetts nicht einfach sein wird, denn die linksgerichteten Sandinistas werden ihre sozialistischen Ziele innerhalb dieser breiten Volksfrontregierung aller Oppositionskräfte kaum verwirklichen können.
    Sie sind in der Präsidentschaft der Fünferhundert nur mit einem Mitglied und im 18-köpfigen Kabinett nur mit fünf Mitgliedern ihrer Formation vertreten.
    Dabei erhält freilich der Führer der radikalsten Fraktion der satanistischen Bewegung, der in Kuba ausgebildete Thomas Borge, mit dem Innenministerium eine Schlüsselrolle im Übergangskabinett.
    Die neue Armee, die sich aus Guerillereinheiten und Genelementen der alten Nationalgarde zusammensetzen wird,
    die keine Kriegsverbrechen begangen haben, wird von Oberstleutnant Bernardino Larios kommandiert, der zu den Sardinistas übergelaufen ist.
    Im Übrigen sind zwei katholische Priester Außenminister und Kultusminister geworden und der gesamte ökonomische Sektor wird von bürgerlichen Politikern und Technokraten geführt.
    Heute ist Nicaragua frei von der Diktatur, freigekämpft von allen demokratischen Kräften des Landes.
    Aber der innenpolitische Kampf um die Macht
    wird jetzt wohl erst beginnen.
    Ob durch freie Wahlen oder neue Putschversuche, das steht noch dahin.
    In Nicaragua ist also Diktator Somoza zurückgetreten.
    Berichterstatter war Klaus Ellroth.
    Die Energiepolitik war heute das dominierende Thema des Pressefoyers nach der wöchentlichen Kabinettssitzung.
    Eckpfeiler für die Fragen, dass am Wochenende vom amerikanischen Präsidenten Carter angekündigte Energiesparprogramm der USA
    und innenpolitisch das Energiesparprogramm der österreichischen Bundesregierung und das jüngst von der ÖVP gestellte Zusammenarbeitsangebot auf dem Energiesektor.
    Aus dem Bundeskanzleramt berichtet nun Hans Langsteiner.
    Viel Lob für Jimmy Carters Energierede, relativ viel Entgegenkommen aber auch für das Zusammenarbeitsangebot der ÖVP auf dem Energiesektor fand Bundeskanzler Kreisky heute im letzten Ministerratsfoyer vor der innenpolitischen Sommerpause.
    Die am vergangenen Freitag von ÖVP-Energiesprecher König formulierte Bereitschaft, einigen Energiegesetzen der Regierung, die wegen der dafür nötigen Zweidrittelmehrheit erforderliche, parlamentarische Zustimmung zu geben, wurde von Kreisky heute ausdrücklich begrüßt.
    Jeder einzelne zuständige Ressortminister würde schon im Stadium der Gesetzesvorbereitung die jeweils beste Vorgangsweise prüfen, wobei sich aber hier immer wieder die Frage der Zweckmäßigkeit stelle, meinte Kreisky ferner, um dann gleich selbst ein Beispiel zu zitieren.
    Es ist bei dieser ganzen Materie so, dass man wahrscheinlich nach dem Prinzip vorgehen wird müssen, so sehe ich das ja auch aus der Erklärung Katers, dass man einen riesigen Korb von Maßnahmen vorsieht, alles in diesen Korb hineingibt und dann erst sehen wird, ob die Dinge auch tatsächlich halten, was sie versprechen.
    der Handelsminister hat mit Recht diese Alkoholverkehrsgeschichte releviert.
    Hier muss man glaube ich sehr genau berechnen, welcher Energieaufwand hier notwendig ist, damit am Schluss nicht
    etwas herauskommt, worüber die Leute lachen.
    Für das soeben von Kreisky erwähnte Energieprogramm von US-Präsident Jimmy Carter gab es ebenfalls viel Lob.
    Unter der Voraussetzung seiner Realisierbarkeit wäre es in höchstem Maße zielführend und das umfassendste, was es auf diesem Gebiet je gegeben habe.
    Allerdings sei dieses Programm nicht so ohne weiteres auf europäische und heimische Verhältnisse zu übertragen.
    Auch hierfür zwei Beispiele aus der Sicht Kreiskis.
    Der Ausbau alternativer Energiequellen könne mit den in Amerika dafür bereitgestellten Mitteln ungleich effizienter vorangetrieben werden als in Österreich.
    Und die von Carter angekündigte Durchleuchtung der Gewinne der Öl-Multis würde hier auf andere Voraussetzungen stoßen.
    Die Ölgesellschaften seien in Österreich auf einen kleinen Teil der Importe eingeschränkt und spielten daher nicht die dominierende Rolle, die sie in Amerika hätten.
    Kreisky zum Kataschen-Durchleuchtungsvorschlag?
    Da würde ich sagen, in all diesen Fragen sollte man vorerst einmal den Amerikanern, sagen wir, ihnen den Vortritt lassen.
    Und wir sollen uns durch besondere Wachsamkeit auszeichnen.
    Aber auch ich bin der Meinung, und das sieht man ja aus den Berichten der Wirtschaftsseite, dass die Ölgesellschaften ungeheure Gewinne gemacht haben.
    Das ist überhaupt keine Frage.
    Doch zurück zum Sparprogramm der österreichischen Regierung.
    Kreisky teilte heute mit, er habe mit Vizekanzler Androsch vor dessen Urlaubsantritt ein längeres Gespräch über diese Frage geführt.
    Wir sind über reingekommen.
    dass ein Operationskalender verfasst wird, abgeleitet von diesem großen Energieprogramm, und dass in jeder zweiten Sitzung der Bundesregierung jeweils berichtet wird, was von diesem Operationskalender der Verwirklichung zugeführt wird.
    Dieser Operationskalender wird auch im Mittelpunkt der herbstlichen Regierungsklausur stehen.
    Keine nahe Nuancen gab es dagegen in der Frage, ob die gestiegenen Ölpreise in Lohnrunden zu berücksichtigen seien oder nicht.
    Kreisky betonte nur abermals, er habe Verständnis für die ablehnende Haltung Androschs hierzu, wolle aber das Ergebnis der Verhandlungen, Kreisky sprach wieder von Verteilungskämpfen, nicht präjudizieren.
    Soweit mein Bericht vom Ministerrat und damit zurück zum Studio des Mittagsschonals.
    Über die letzte Sitzung der Bundesregierung vor der politischen Sommerpause informierte sich Hans Langsteiner.
    Wir bleiben in der Berichterstattung im Inland.
    Gestern Nachmittag hat die Hauptversammlung, das Aktionärsgremium der OIAG, also der Österreichischen Industrieverwaltungsaktiengesellschaft, in Wien getagt.
    Bundeskanzler Greisky als Aktionärsvertreter der Republik Österreich betonte nach Ende der Sitzung, dass die wirtschaftliche Entwicklung der verstaatlichten Industrie seit dem Jahr 1970 durch ein insgesamt stetiges Wirtschaftswachstum gekennzeichnet war.
    Die weltweit aufgetretenen Krisenerscheinungen konnten in Österreich durch die ÜIG-Politik hoher Investitionen und branchenweise Zusammenfassung von Betrieben gemildert werden, soweit der Bundeskanzler gestern nach der Sitzung.
    Eines ist allerdings besonders zu vermerken.
    Die OIAG, die Verstaatlichen Holding, wird für das Geschäftsjahr 1978 erstmals keinen Gewinn an den Aktionär, die Republik Österreich, auszahlen.
    Über die Gründe dieser Entwicklung und die anstehenden Probleme der OIAG führte Michael Kerbler mit dem Generaldirektor der Dachorganisation der Verstaatlichen Industrie Österreichs, mit Diplom-Kaufmann Grünwald, das folgende Gespräch.
    Herr Generaldirektor Grünwald, die OEAG hat heuer, sieht man vom Gründungsjahr dieser Dachorganisation ab, zum ersten Mal keine Dividende an den Aktionären, den Hauptaktionären der Republik Österreich ausbezahlt.
    Der Grund eine halbe Milliarde Schilling Verlust.
    Was bedeutet das für das Geschäftsjahr 1978?
    Heißt das, dass die OEAG in ihrer Geschäftsführung die Konzerngesellschaften versagt haben?
    Ich glaube von einem Versagen kann man keinesfalls sprechen.
    Was man klar festhalten muss ist, dass die Stahlkrise und teilweise auch die schwierige Situation bei den Buntmetallen nicht nur bei unseren Tochtergesellschaften Verluste zur Folge hatten, sondern dass sich das auch in der ÖAG-Bilanz ausgewirkt hat.
    Man muss aber doch auch dem gegenüberstellen, dass ein wesentlicher Teil der ÖAG-Tochtergesellschaften, nämlich die Unternehmungen in der Elektroindustrie, in der Investitionsgüterindustrie ganz allgemein, besonders im Fahrzeugbau, im Waggonbau und natürlich auch unsere Erdölindustrie, dass die nach wie vor sich gut, erfolgreich und auch mit Gewinn entwickeln.
    Nun, aus den jüngsten Entwicklungen der vergangenen fünf, sechs Monate kann man doch ablesen, dass es zum Beispiel in der Stahlindustrie aufwärts geht.
    Auch im Edelstahlbereich ist die Auslastung recht gut.
    Nicht zu sprechen von der Elin zum Beispiel oder Simmering-Graz-Bauker oder gar von der ÖMV.
    Heißt das, dass 1979 ein besseres Jahr wird?
    Heißt das, dass es wahrscheinlich heuer eine Dividende geben wird?
    Es wagt in unserer Industrie fast niemand die Gesamtentwicklung für das Jahr 1979 abzuschätzen.
    Das erste Halbjahr war allerdings sehr gut, besonders von den Umsätzen her sehr gut.
    Wir hatten Belebungen bei Ranshofen-Berndorf, bei der Chemie Linz.
    Wir hatten auch einen beachtlichen Umsatzzuwachs bei der ÖMV, auch bei der BBU und im Edelstahl.
    Es ist auch mit der Ertragslage aufwärtsgegangen.
    Allerdings, und das möchte ich doppelt unterstreichen, haben wir
    noch nicht durchgehend ein befriedigendes Ertragsniveau erreicht.
    Nach wie vor haben wir Produktionen und Standorte, die in den roten Zahlen sind und die dringender Umstrukturierung bedürfen.
    Sie haben von roten Zahlen gesprochen, von der Notwendigkeit umzustrukturieren.
    Wer zahlt denn das eigentlich?
    Zahlt das der Steuerzahler?
    Wir haben bisher den Steuerzahler nur wenig in Anspruch genommen, viel weniger als in anderen europäischen Ländern, wo große Umstrukturierungshilfen bezahlt wurden für Verstaatlichte, aber auch für private Unternehmen der Stahlindustrie, der Edelstahlindustrie.
    und so weiter.
    Und wir glauben, dass sich jede Umstrukturierung letzten Endes selber finanziert, weil aus kranken Standorten gesunde Standorte werden, Standorte die wettbewerbsfähig sind, die sichere Arbeitsplätze bieten und die auch eine entsprechende Steuerleistung wieder erbringen werden.
    Nun, wie rasch ein Unternehmen gesund werden kann, wie gut es produzieren kann, hängt ja wohl auch davon ab, wie viel Geld es zur Verfügung hat, wie gut die Ausstattung mit Eigenkapital ist.
    Es gibt einige Betriebe in der ÖERG, die sich eine Aufstockung des Eigenkapitals erwarten.
    Wird die ÖERG heuer noch solche Schritte setzen und bei welchen Tochterfirmen?
    Wir werden heuer einzelnen Tochtergesellschaften noch Mittel zuführen.
    Wahrscheinlich an die Chemie Linz, sicherlich an Ranshofen.
    Allerdings möchte ich den Beschlüssen unserer Organe nicht vorgreifen.
    Ich kann Ihnen aber nicht voll beipflichten.
    Ich glaube, dass das wesentliche Problem der Umstrukturierung ist jeweils das Management.
    Ein gutes Management wird die Umstrukturierung viel besser, viel schneller voranbringen.
    Und der zweite unbedingt notwendige Faktor ist das Verständnis und die Mitarbeit der Belegschaften, der Betriebsräte, der Gewerkschaften und dieses Verständnis ist in Österreich in einem sehr hohen Maße gegeben.
    Herr Generaldirektor Grünwald, wie sieht denn Ihrer Meinung nach die Belastungsmöglichkeit der Stahlindustrie aus, wenn man die bevorstehende Lohnrunde heranzieht?
    Glauben Sie, dass die österreichische Stahlindustrie eine Lohnerhöhung zwischen 4 und 4,5 Prozent Ist-Lohnerhöhung aushalten kann?
    Ich möchte mich bei den Prozenten hier nicht festlegen.
    Ich kann mich nur voll den Ausführungen von Generaldirektor Abfalter anschließen, der vom Standpunkt der österreichischen Stahlindustrie gesagt hat,
    darauf hingewiesen hat, dass wir eine maßvolle Lohnpolitik, eine maßvolle Einkommenspolitik brauchen, um die Unternehmungen von dieser Seite her nicht allzu sehr zu belasten.
    Danke für das Gespräch.
    Mit Generaldirektor Dr. Grünwald sprach Michael Kerbler.
    Traditionell nach den Beratungen der Erdölminister der OPEC versammeln sich in Genf auch die Manager der Fluglinien.
    Die IATA, die Internationale Vereinigung der Linienfluggesellschaften, beraten seit heute zum zweiten Mal in diesem Jahr über eine Erhöhung der Flugpreise.
    Von einem einheitlichen Vorgehen der Fluggesellschaften ist aber schon seit langem nicht mehr die Rede, seit nämlich die Amerikaner die IATA-Beschlüsse über die Tariffragen nur mit großen Einschränkungen respektieren.
    Immerhin ist das Pan Am die größte Luftverkehrsgesellschaft der Welt aus der IATA ausgetreten.
    Hören Sie folgenden Beitrag von Herbert Hutter über die Ausgangspositionen der diesmaligen IATA-Verhandlungen in Genf.
    Was sich seit der letzten Yata-Konferenz Ende März wirklich geändert hat, das ist eigentlich nur der Rohölpreis und damit der Treibstoffpreis.
    Nach wie vor stehen sich innerhalb der Yata grob gesehen drei Gruppen von Fluggesellschaften gegenüber.
    Da sind zunächst einmal die Amerikaner, die auf Geheiß der amerikanischen Zivilluftfahrtbehörde die Vorkämpfer des Billigfliegens sind.
    Dies fällt den amerikanischen Gesellschaften insofern leichter, als durch das dichte Luftverkehrsnetz und durch die hohe Flugfrequenz im eigenen Land die Flughäfen besser ausgelastet sind.
    Das bedeutet, dass auf den einzelnen Start oder auf die einzelne Landung ein geringerer Kostenanteil entfällt.
    Diese Kostenvorteile können die amerikanischen Linien bis zu einem gewissen Grad auch für Flüge außerhalb Amerikas nützen.
    Auf der anderen Seite stehen die Europäer und auch hier gibt es wieder zwei Gruppen.
    Nämlich die Länder mit stabilen Währungen und geringen Inflationsraten auf der einen Seite, also die Bundesrepublik Deutschland, die Schweiz und Österreich.
    Auf der anderen Seite die Länder, deren Währungen unter Abwertungsdruck stehen und die hohe Inflationsraten haben.
    Von den großen Nationen sind hier vor allem Großbritannien und Italien zu nennen.
    Sie haben schon auf der letzten IATA-Konferenz um mehr als 10% höhere Flugpreise verlangt.
    Bereits Ende März in Genf haben sich die Hartwährungsländer, genauer deren Fluglinien, nicht an die beschlossene 7-prozentige Flugpreiserhöhung gehalten.
    Entweder durch geringere Preiserhöhungen überhaupt oder durch die Gewährung sogenannter Währungsabschläge blieben damals die Austrian Airlines und die Swissair bei einer 5-prozentigen Flugpreiserhöhung gültig ab 1.
    Mai.
    Eine ähnliche Vorgangsweise ist auch diesmal zu erwarten.
    Die beantragten Flugpreiserhöhungen schwanken bislang zwischen 10 und 15 Prozent.
    Die Fluglinien der Hartwährungsländer, darunter auch die Austrian Airlines, würden aber aller Wahrscheinlichkeit nach einen solchen Höhenflug der Ticketpreise nicht mitmachen.
    werden die Jata-Preiserhöhungen deutlich unter zehn Prozent bleiben.
    So will man sich in etwa daran halten.
    Ansonsten beabsichtigt man sich wieder der Währungsabschläge zu bedienen, da die internationale Verrechnungseinheit für Flugpreise, einfach ausgedrückt, weniger wert ist als die Landeswährung.
    Die sogenannten Weichwährungsländer, darunter auch die Vereinigten Staaten, verlangen hingegen Währungszuschläge.
    Die Zielvorstellung über die reale Flugpreiserhöhung unter den Hartwährungsländern liegt derzeit bei etwa plus 5% oder leicht darüber.
    Aber egal was die IATA in Genf auch beschließt, das Flugpreischaos wird nicht beseitigt.
    Es bleibt nur auf einem etwas höheren Tarifniveau bestehen.
    Denn wie gesagt, außer den Öl, sprich den Treibstoffpreisen, hat sich an der Lage der Gesellschaften wenig geändert.
    Nur die Schätzungen über die Erhöhung der Treibstoffpreise sind innerhalb der letzten dreieinhalb Monate gewaltig hinter der Realität zurückgeblieben.
    Hat man damals noch mit einem Anstieg der Treibstoffpreise bis Jahresmitte um 30 Prozent gerechnet, so sind es nun zwischen 50 und 100 Prozent geworden.
    Und der Treibstoffkostenanteil an den Flugkosten beträgt ungefähr 25 Prozent.
    Die internationale Knappheit an Treibstoff für Flugturbinen, also an Kerosin, das ähnlich wie Dieselöl ist, hat sich bisher nicht gelegt.
    Versorgungsschwierigkeiten treten vor allem im Mittelmeerraum auf.
    Die Fluggesellschaften müssen Flugtreibstoff oft außerhalb der langfristigen Verträge auf den freien Märkten zu Fantasiepreisen kaufen.
    Der Urlauberverkehr in diesem Sommer bei den Charterflügen wird aber von diesen neuerlichen Treibstoffpreissteigerungen aller Voraussicht nach noch nicht betroffen werden, wenn man sich auch vorsichtigerweise Änderungen vorbehält.
    Mit dem Inkrafttreten der neuen Linientarife rechnet man erst im Herbst.
    Die Ausgangspositionen für die IATA-Verhandlungen in Genf untersuchte Herbert Hutar.
    In Straßburg hat heute Vormittag das Europaparlament seine Arbeit aufgenommen.
    Vor einem Monat waren die Europaparlamentarier in den Ländern der Neuner-Gemeinschaft in direkter Wahl gewählt worden.
    Die Wahlbeteiligung war in den einzelnen Mitgliedsländern der europäischen Gemeinschaften unterschiedlich hoch, insgesamt aber doch ziemlich niedrig und wurde allgemein als eher geringes Interesse an den Europawahlen gewertet.
    Heute nun, einen Monat später, also erste konstituierende Sitzung in Straßburg.
    Einziger Tagesordnungspunkt, die Wahl eines Präsidenten des Europaparlaments.
    Norbert Paul Engel fasst zusammen.
    Zu einem Dialog mit den großen Europäern unserer Geschichte gestaltete die Alterspräsidentin des Europäischen Parlaments, die Französin Louise Weiß, ihre Eröffnungsrede.
    Die 86-jährige Schriftstellerin, elsässische Abstammung, bezeichnete sich selbst als Liberale.
    Gewählt wurde sie allerdings auf der Liste des Kulistenführers Jacques Chirac.
    Doch sie erhob sich in ihrer einstündigen Rede, die sie Stehen vortrug, über die Niederungen der Parteipolitik.
    Sie spannte den historischen Bogen von Karl dem Großen,
    über Karl Marx bis hin zu Karl de Gaulle.
    Es ist beeindruckend, eine Frau zu hören, die schon als junge Journalistin für Europa kämpfte und die großen Europäer unseres Jahrhunderts von Angesicht kannte.
    So erinnerte sie auch an Richard Kudenhof Kalergi.
    Nachfolger seiner Pan-Europa-Bewegung sei in diesem Parlament ein Prinz von Habsburg.
    Louise Weiss plädierte dafür, in Europa nicht nach amerikanischem Vorbild einen Schmelztiegel der Völker und Kulturen zu versuchen,
    sondern die Vielfalt der europäischen Völker zu erhalten und aus ihr für die politische Einigung Kraft zu schöpfen.
    Den Wahlkampfstrategen der ersten Direktwahl hielt sie einen Spiegel vor und forderte sie auf.
    Geben Sie zu, dass ihre Wahlkampagnen des Öfteren einseitig die Parteipolitik im Schilde führten und weniger Europa dienten.
    Trotzdem habe Europa ein Kompliment verdient.
    Es habe sein bestes Versuch in einem abstrakten Klima voller Eifersucht, das Europäische Parlament
    könne der europäischen Einigung ein zweites Leben einhauchen, wenn die Abgeordneten sich nicht in sterilem Parteiengezänk verzehren.
    Und hier liegt die Gefahr, die größte Gefahr für den heutigen Tag, an dem die Wahl des Präsidenten des Europäischen Parlaments vorgesehen ist.
    Denn in der Rangfolge der Fraktionen gibt es sechs, die als solche anerkannt sind.
    Und eine siebente Fraktion mit elf Politikern kämpft um die Anerkennung und um die Zulassung zum Fraktionsstatus.
    Das einzig Gemeinsame dieser Abgeordneten besteht darin, dass sie von politischen Splittergruppen kommen.
    Sie beginnen bei den Grünen, reichen dann bis zu extrem rechts und links.
    Ihr Wortführer, der Italiener Panella, hat angekündigt, dass er notfalls durch 180 Geschäftsordnungsanträge die Wahl des Präsidenten heute ersticken wird.
    In der Rangfolge der
    Fraktionen stehen an erster Stelle die Sozialisten mit 112 Mandaten, gefolgt von den Christdemokraten mit 108, dann an dritter Stelle die Konservativen, an vierter die Kommunisten, an fünfter die Liberalen und an sechster Stelle die von den Goulisten beherrschte Fraktion der Europäischen Demokraten für den Fortschritt.
    Den Goulisten hatten sich eine Schottin, einige Dänen und einige Iren angeschlossen.
    die größten Chancen, Präsidentin des direkt gewählten Europäischen Parlaments zu werden, hat die ehemalige französische Gesundheitsministerin Simon Weil.
    Sie wurde von der liberalen Fraktion vorgeschlagen, obwohl sie selbst keiner politischen Partei angehört.
    Und die Fraktionen der Konservativen, die sich jetzt europäische Demokraten nennen, der Christdemokraten, der Liberalen natürlich und der Goulisten haben zugesagt, sie zu wählen.
    Man muss sagen, mehr oder weniger sie zu wählen.
    Denn bei den Christdemokraten kommen Vorbehalte aus Irland und aus Italien.
    Sie habe als Gesundheitsministerin die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in Frankreich durchgesetzt.
    Die Einwände einiger deutscher Christdemokraten laufen darauf hinaus, dass sie als politische Vertraute, wie einiger, wie einer sogar sagte, als Partisanin des französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d'Estaing hier im Parlament möglicherweise nicht genügend Kampfeswillen aufbringt.
    wenn es darum geht, die Interessen des direkt gewählten Europäischen Parlaments gegenüber den nationalen Regierungen zu vertreten.
    Wie dem auch sei, die Fraktionen, die sie wählen wollen, bringen insgesamt 232 Stimmen in die Waagschale.
    206 Stimmen sind notwendig, um im ersten Wahlgang gewählt zu werden und nach dem dritten Wahlgang
    genügt dann die einfache Mehrheit.
    Und die dürfte Madame Weil sicher sein, wenn nicht eine Überraschung geschieht.
    Und die könnte daran bestehen, dass der ehemalige luxemburgische Premierminister Gaston Thorn, der ja nicht zu vergessen Präsident der Föderation der Europäischen Liberalen ist, wenn nicht Gaston Thorn, der innerhalb seiner Fraktion bei einer Kampfabstimmung bei der Kandidatenaufstellung Simon Weil unterlag, wenn er nicht versucht, in einem Alleingang seine Stimmen von den Sozialisten und von
    all denen, die mit Simon Weil unzufrieden sind, zu bekommen.
    Im Abend-Journal werden wir Sie dann bereits darüber informieren können, wer Präsident oder Präsidentin des Europaparlaments sein wird.
    Im Nahen Osten zeichnet sich eine neue Krise ab.
    Die Sowjets haben durchblicken lassen, sie könnten sich dazu entschließen, die UNO zum Abzug ihrer Friedenstruppen vom Sinai zu zwingen.
    Eindeutig steht das zwar im Augenblick noch nicht fest, wie vieles in der Nahost-Diplomatie, aber der sowjetische Sprecher Semjatin hat bereits beim Wiener Gipfeltreffen Katar-Brezhnev auf Fragen klargestellt.
    Die Sowjets würden es zu verhindern wissen, dass die UNO für einseitige Nahost-Abkommen, wie die Vereinbarungen von Camp David zwischen Israel, Ägypten und den USA, missbraucht würden.
    Das wurde allgemein als indirekte Drohung der Sowjets interpretiert, am 24.
    Juli im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York ein Veto gegen die Verlängerung des Sinai-Mandats einzulegen und damit den Abzug der UNO-Truppen vom Sinai zu erzwingen.
    UNO-Generalsekretär Waldheim warnte bereits vor einer ernsten Lage, die dadurch im Nahen Osten entstehen würde.
    Waldheim sagt übrigens heute, am Tag an dem die Israelis und Ägypter die zweite Phase des Rückzugs der Israelis vom Sinai einleiten, er werde keine Empfehlung für die Verlängerung des Sinai-Mandats geben, was er bisher noch nie gemacht hat.
    Wie die Israelis die kommende Entwicklung sehen, darüber haben wir sie am Wochenende in einer Analyse aus Israel informiert.
    Nun aber zum ägyptischen Standpunkt.
    Peter Fischer aus Kairo.
    Die 4.000 UNO-Soldaten auf der Sinuei-Halbinsel werden demnächst wohl ihre Tornister packen und die Pufferzone zwischen den ägyptischen und israelischen Truppen verlassen.
    Es wird ihnen kaum etwas anderes übrig bleiben, so glauben westliche Diplomaten in Kairo, denn mit einer Verlängerung des Mandats der Friedenstruppe über den 24.
    Juli hinaus durch den Weltsicherheitsrat sei nichts zu rechnen.
    In der Tat hat die Vetomacht Sowjetunion in den letzten Wochen mehrfach signalisiert, dass sie ein Votum für eine Mandatsverlängerung notfalls durch ihr Veto blockieren würde.
    Die Zeit ist also sehr knapp geworden, um nach einem Ersatz für die UNO-Truppe zu suchen.
    Gesucht wird eine international zusammengesetzte Friedenstruppe, die den phasenweisen Abzug der Israelis aus dem Sinai und die Einhaltung der militärischen Friedensvertragsvorschriften durch Israelis und Ägypter überwachen soll.
    Moskau wehrt sich dagegen, hierbei die Vereinten Nationen einzuschalten, denn damit würde die Weltorganisation nach sowjetischer Auffassung ihre Zustimmung für den Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel geben, der nach Moskauer Einschätzung nichts weiter als ein unzulänglicher Separatfrieden ist.
    In dem Friedensvertrag ist allerdings bereits die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass der Weltsicherheitsrat seine Zustimmung zu einer Verlängerung der UNO-Friedensgruppe im Sinai verweigern könnte.
    Für diesen Fall haben sich die Amerikaner vertraglich verpflichtet, anstelle der Blauhelme eine neue, wohl allerdings erheblich reduzierte internationale Kontrolltruppe auf die Beine zu stellen.
    Die Regierungen in Washington und Kairo bemühen sich derzeit, durch Kontakte in zahlreichen Hauptstädten Afrikas, Europas und Asiens Zusagen für einzelne Truppenkontingente zu bekommen.
    Bisher, so verlautete aus ägyptischen Regierungskreisen,
    Bisher haben die amerikanischen und ägyptischen Kontakte zwar einige noch unverbindliche, positive Reaktionen ergeben, aber noch mehr Absagen.
    Auch die österreichische Regierung hat abgewinkt.
    Die Bereitschaft, außerhalb des UNO-Rahmens freiwillig für die Israelis und Ägypter Wachhund zu spielen und sich damit möglicherweise die Verärgerung der arabischen Ölstaaten zuzuziehen, scheint derzeit nicht groß zu sein.
    Kein Wunder also, dass es den USA und Ägypten auch mit Geld und guten Worten nicht leicht fällt, internationale Truppenkontingente auf die Sinai-Halbinsel zu locken.
    Acht Tage vor Ablauf des Mandats kann daher in Kairo noch niemand mit Bestimmtheit sagen, wer die Blauhelme der UNO im Sinai ersetzen wird und wann das frühestens sein könnte.
    Notfalls muss es zumindest eine Zeit lang ohne eine internationale Truppe gehen.
    Sie hörten Peter Fischer.
    Nicht nur drohende Krise um die Halbinsel Sinai, im Nahen Osten ist auch ein weiterer Krisenherd aufgebrochen, der jederzeit in der Lage sein könnte, den Nahostkonflikt wieder zum Explodieren zu bringen, die innenpolitische Krise in Syrien nämlich.
    Begonnen hatte es eigentlich mit alten Führungsproblemen in der arabischen Welt.
    Den Syrern gelang es unter Präsident Assad nicht immer, sich nach der Isolierung Ägyptens im arabischen Lager als aufsteigende Führungsmacht unter den Arabern zu profilieren.
    Dann brachen immer wieder Gegensätze um die sehr aktive Minderheit der Alawiden in Syrien auf.
    Die Alawiten sind eine Moslem-Sekte, der auch Präsident Assad angehört.
    Radikale Moslem-Gruppen wie die Moslem-Brüderschaften haben diese Alawiten-Klieg den gnadenlosen Kampf angesagt.
    Diese Auseinandersetzungen erreichten den Höhepunkt mit dem Attentat von Aleppo, wo fast eine ganze Kathetenschule von Moslem-Extremisten in die Luft gejagt wurde.
    18 mutmaßliche Täter wurden hingerichtet.
    Und kaum hat die Assad diese Entwicklung überstanden, ließ er sich aus innenpolitischen Zwängen in ein militärisches Abenteuer drängen.
    Er ließ Kampfbomber im Südlibanon gegen Israelis fliegen und verlor.
    Erstens, weil die Israelis den Syrern noch immer militärisch wesentlich überlegen sind und zweitens, weil selbst Palästinenser irrtümlich zwei syrische Kampfbomber heruntergeschossen hatten, die Israelis angeblich drei.
    Neuer Konfliktstoff also für Assad.
    Über die gegenwärtig innenpolitische Lage in Syrien nun folgende Analyse von Gerd Schneider.
    Die Hinrichtungen fanden im Morgengrauen statt.
    14 wurden gehängt, einer als Angehöriger der Armee wurde erschossen.
    Drei der gestern gefällten 18 Todesurteile wurden in Gefängnisstrafen umgewandelt.
    Die Angeklagten hatten sich bereit erklärt, mit den Behörden zusammenzuarbeiten.
    Einige der Täter erschienen gestern Nacht noch im syrischen Fernsehen, wo sie die ihnen zur Last gelegten Verbrechen gestanden, zum Beispiel die Zugehörigkeit zur Muslimbruderschaft.
    Ihre Aktivitäten liegen allerdings in einer Zeit vor dem Massaker von Aleppo, bei dem am 16.
    Juni 50 Offiziersschüler niedergemacht wurden.
    Die Urheber dieses Anschlages sind noch auf freiem Fuß, man vermutet sie in der Türkei.
    Das Blutbad in der Militärakademie war der Höhepunkt einer Welle von Gewalt, die seit geraumer Zeit über Syrien hinweg geht.
    Nach offiziellen syrischen Angaben steckt hinter der Unruhe die rechtsradikale, streng religiöse Moslembruderschaft, eine Vereinigung, die im Jahre 1928 gegründet wurde und sich zu einer einflussreichen politischen Organisation im Nahen Osten, insbesondere in Ägypten und Syrien entwickelt hat.
    Die Muslimbruderschaft wurde von Nasser verfolgt und nach der Machtübernahme der Baptisten in den 60er Jahren auch in Syrien verboten.
    Einige prominente Führer dieser muslimischen Fundamentalisten setzten sich damals über den Libanon in die Bundesrepublik Deutschland ab, nachdem auch Saudi-Arabien sie nicht mehr aufnehmen wollte.
    Kreise, die der Muslimbruderschaft nahestehen, haben in Beirut erklärt, vor einem Monat sei bei einer Geheimkonferenz in der Bundesrepublik Deutschland der Umsturz des Assad-Regimes geplant worden.
    Lyrische Regierungs- und Parteivertreter haben angekündigt, die Moslembrüder zu liquidieren, wo immer sie sich aufhalten, innerhalb oder außerhalb Syriens.
    Wörtlich hieß es, wir werden sie bekommen in Saudi-Arabien, Kuwait, den Vereinigten Emiraten oder in Westeuropa, insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und in Österreich.
    Trotz der wiederholten Hinweise auf die Moslembruderschaft als Urheber der Terrorakte in Syrien bleibt das Bild der Oppositionsbewegung ziemlich unscharf.
    Wie tief die Moslem-Organisation in der Bevölkerung verwurzelt ist, wie groß die Zahl der Mitläufer und Förderer ist, lässt sich kaum feststellen.
    Noch schwieriger wird die Suche nach den Motiven.
    Die syrische Nationale Front, der Zusammenschluss von Was-Partei, Nazaristen und Kommunisten, sieht die Drahtzieher in Washington und Jerusalem.
    Die Agenten des Imperialismus und Zionismus versuchten, die Festerhaltung Syriens gegen die amerikanische-israelische-ägyptische Allianz zu durchbrechen.
    In ersten vorsichtigen Analysen, aufgebaut auf dem wenigen, was inzwischen aus Syrien bekannt wurde, kommen Beobachter in Beirut zu anderen Ergebnissen.
    In Syrien sind mit Hafez al-Assad die Mitglieder einer religiösen Minderheit, der muslimischen Alawiten-Sekte, an die Macht gekommen.
    Obwohl Präsident Assad dem Land die längste Periode an Stabilität gebracht hat und sein Regime als gemäßigt gilt, könnten sich die Angehörigen der sunnitischen Mehrheit um manche Führungspositionen im Staatsapparat betrogen fühlen.
    Diesen religiösen Grundkonflikt scheinen sich die Muslimbrüder zu Nütze zu machen, offenbar ermutigt vom Erfolg der muslimischen Fundamentalisten in Iran.
    Nach unbestätigten Meldungen sollen allerdings vor zwei Monaten zwei Söhne des Großmuftis von Syrien von Geheimdienstlern umgebracht worden sein.
    Möglicherweise ist auch dies der aktuelle Anlass für die religiösen Spannungen.
    Was sich hier abzeichnet, ist wohl eine Mischung aus Minderheitenkonflikt, Religionsstreit und politischer Systemveränderung.
    Den rechts stehenden Moslem-Brüdern passt die sozialistische Bas-Richtung schon lange nicht.
    Sind all diese Erklärungen ausreichend für die gewaltigen Erschütterungen, die Syrien so plötzlich getroffen haben?
    Offenbar weiß die Bas-Regierung in Damaskus selbst nicht genau, wo überall die Opposition im Lande zu lokalisieren ist.
    Nie geschlossen ist zum Beispiel das Militär, nachdem das syrische Engagement im Libanon zu einem Fiasko wurde.
    Stimmen berichte, dass sich alawitische und sunnitische Soldaten der syrischen Armee im Libanon gegenseitig beschießen.
    Noch sind zu viele Fragen offen, um ein endgültiges Urteil über die Ereignisse abzugeben.
    Das Massaker in Aleppo, das hat die syrische Regierung erkannt, sollte wohl ein Signal sein für den Beginn eines Bürgerkrieges, ähnlich wie im Libanon.
    Gewiss gefährdet ist das Regime von Präsident Assad noch nicht.
    Doch eine Zukunftsprognose über die weitere Stabilität mag im Augenblick niemand
    Innenpolitische Krise also in Syrien, die aktuelle Lage analysierte Gerd Schneider.
    Ein Blick auf die Uhr, es ist nun 12.48 Uhr zum Kulturbericht im Mittagsschanal.
    Erstmals wurde in den vergangenen Wochen in Wien ein Projekt durchgeführt, das Bewohner eines bestimmten Gebietes aktiv in ein zum Teil organisiertes Kulturprogramm miteinbeziehen sollte.
    Eine Initiativgruppe von 20 jüngeren Künstlern und Interessierten, die vom Wiener Volksbildungswerk unterstützt wurden, veranstaltete vom 22.
    Juni bis 9.
    Juli am Bacherplatz im 5.
    Wiener Gemeindebezirk ein Programm unter dem Motto »Geschichten von Moser und seiner Zeit«.
    Mit dem Organisator dieses Projekts, dem Regisseur Götz Fritsch, sprach darüber Brigitte Hofer.
    Herr Fritsch, welches Programm wurde in diesen 17 Tagen am Bacherplatz abgewickelt?
    Welches Motiv hatten Sie für dieses Projekt, das ja in dieser Form erstmalig in Wien durchgeführt worden ist und damit eigentlich Modellcharakter erhalten hat?
    Wir haben ca.
    100 Stunden Programm gehabt und zwar freiluftkinomäßig Moser-Filme gespielt und dazu versucht, jeweils aus dem Entstehungsjahr der einzelnen Moser-Filme die Literatur, die Musik der Zeit zu bringen und das Leben der Margarethner, wie es zu der Zeit der Moser-Filme war, auszustellen.
    Der Trick war der, dass wir sehr wohl mit Heurigen,
    allein unterhalten mit Schrammelmusik auf der einen Seite und auf der anderen Seite mit der Literatur.
    gearbeitet haben, die de facto das Leben des einfachen Mannes beleuchtet.
    Unser Motiv war das, dass wir der Meinung sind, dass sehr viel an Kulturarbeit an den Leuten vorbeigeht, da wir als die Kulturschaffenden eigentlich gar nicht wissen, was die Leute wirklich wollen, was sie wirklich brauchen.
    Und das Letzte ist mir wichtiger.
    Wie sehr haben Sie Ihr Publikum jetzt erreichen können?
    Haben Sie das mit Hilfe von professionellen Schauspielern, Künstlern gemacht?
    Ist Ihnen das gelungen?
    Auf der einen Seite haben wir selbstverständlich mit sehr, sehr vielen professionellen Schauspielern, Künstlern, Musikern gearbeitet und ich bin also sehr, sehr froh, wie groß die Hilfsbereitschaft all der Professionellen war.
    Auf der anderen Seite haben wir natürlich versucht, das ist das Hauptziel gewesen, so viel wie möglich von Kulturarbeit des Bezirkes einzubeziehen, den Menschen klarzumachen, dass der Kulturbegriff nicht etwas ist, was sie
    eigentlich ausschließt, was irgendwo in höheren Sphären gemacht wird, sondern dass jeder eigentlich täglich Kultur produziert und hier nur ein anderes Selbstbewusstsein erforderlich ist, um zu einer Veränderung auch der kulturellen Landschaft zu kommen.
    Würden Sie diese Arbeit als Erschließungsarbeit bezeichnen?
    Ja, ich glaube, das ist genau der richtige Ausdruck.
    Und es ist eine gelungene Arbeit gewesen für Sie und wie weit wollen Sie die jetzt weiterführen, in welcher Form?
    Nun, gelungene Arbeit, ja, also grundsätzlich kann ich sagen gelungene Arbeit, denn wir haben also über 8000 Menschen gehabt und doch ein ganz, ganz großer Teil an Stammpublikum.
    Und das ist eigentlich uns das Wichtige gewesen, dass wir nicht kaufhausartig Kultur unter die Leute schleudern, sondern versuchen, einen Prozess einzuleiten, in der Kultur als etwas Lebensnotwendiges für die Leute wird, in der sie wiederkommen, um Kultur gebrauchen zu lernen oder zu können.
    Wer hat dieses Projekt jetzt finanziert und wie soll das in Zukunft weitergehen?
    Es ist finanziert worden von der Gemeinde Wien und auf der anderen Seite vom Bundesministerium Sinovac.
    Wir wollen gerne einen geografisch und soziologisch überschaubaren Raum über eine längere Frist kulturell bearbeiten, könnte man sagen.
    Wir halten nicht so viel davon, dass man nun eine Arbeit macht und mit der herumzieht, obwohl das mit unserem Projekt sehr wohl möglich wäre, sondern auf längere Frist
    verschiedenartige Projekte durchführt und damit die gleichen Menschen konfrontiert.
    Dadurch kann sich selbstverständlich ein Modellcharakter ergeben, der dann in Bregenz oder St.
    Pölten oder wo immer auch in Floridsdorf genutzt werden kann.
    Das wollen wir als nächstes einmal jetzt in Angriff nehmen.
    Wir haben vor, die Ergebnisse, unsere Erfahrungen, unsere Fehler auch
    in einer Art Broschüre, in einem Katalog zusammenzufassen, der also auch unsere Ausstellung beinhalten soll, um unser Modell handhabbar auch für andere Gemeinden zu machen, auch wenn es nicht unbedingt mit Moser-Filmen verbunden sein muss, da kann man sich ja dann sehr viel einfallen lassen.
    Wir würden gerne in Margareten weitermachen mit den Menschen, die wir nun schon kennengelernt haben, in Hinterhöfen arbeiten, um die Anrainer einzubeziehen, das auf der einen Seite.
    Auf der anderen Seite wäre es natürlich unseres Erachtens zu begrüßen, wenn ein größeres
    Zentrum entstehen könnte in diesem Bezirk, in der all diese Laienkulturarbeiten gemacht werden könnten, gleichzeitig aber auch professionelle Arbeiten, die die Kultur im Interesse der Arbeitendenbevölkerung entwickeln hilft.
    Ist da nicht die Gefahr gegeben, dass sie zu ähnlich den schon bestehenden Kulturzentren und Kulturinstitutionen werden, dass die offene Initiativgruppe, die sie ja jetzt bilden, dann eben wieder zur Institution zu starren wird?
    Das ist eine Frage der kulturellen Inhalte.
    Ich habe da weniger Angst.
    Ich glaube, dass die Offenheit in jedem Fall gewährleistet bleibt bei einem Projekt, das also viel stärker auf die Kultur des Einzelnen ausgeht.
    Ich habe eigentlich sehr wenig Angst vor einer Institutionalisierung.
    Geschichten von Moser und seiner Zeit.
    Unter diesem Motto stand ein Modellversuch zur Kulturanimation im 5.
    Wiener Gemeindebezirk.
    Mit Regisseur Götz Fritsch sprach Brigitte Hofer.
    Und nun im Mittagsschanal noch einmal zu Wilfried Schirrlbauer ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Bundeskanzler Kreiske hat heute die Ausarbeitung eines Operationskalenders für die Durchführung eines Energieprogramms angekündigt.
    Kreiske sagte, voraussichtlich werde künftig in jeder zweiten Regierungssitzung über die Fortschritte bei der Durchführung dieses Programms berichtet werden.
    Damit soll vermieden werden, dass ein gutes Programm in den Schubladen liegen bleibt.
    In ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause hat die Bundesregierung heute beschlossen, für Vietnam-Flüchtlinge in den Auffanglagern in Südostasien Lebensmittel im Wert von einer Million Schilling zur Verfügung zu stellen.
    Zugleich rief die Bundesregierung die österreichische Bevölkerung zu einer Spendenaktion auf.
    Die Bundesregierung hat zu diesem Zweck bei der PostSparkasse ein Konto mit der Bezeichnung Flüchtlingshilfe-Vietnam-Aktion der Bundesregierung eröffnet.
    Verkehrsminister Lausecker hat heute auf Untersuchungen einer Arbeitsgruppe der Europäischen Verkehrsministerkonferenz hingewiesen, aus der hervorgeht, dass Österreich im Straßengüter-Transitverkehr 1977 ein mehr als doppelt so großes Verkehrsaufkommen zu bewältigen hatte, wie das Gesamttransitaufkommen der Schweiz, Jugoslawiens, Griechenlands und der Türkei zusammengenommen.
    Damit sei Österreich das am meisten belastete Verkehrstransitland Europas, meint Lausecker.
    Nicaragua.
    Die im Vormonat in Costa Rica gebildete Exilregierung der sandinistischen Befreiungsfront wird noch heute in Managua eintreffen und sofort mit der Arbeit beginnen.
    Staatschef Somoza, der heute seinen Rücktritt bekannt gab, ist bereits außer Landes.
    Er wird noch heute in Florida erwartet, wo seine Familie mehrere Landgüter besitzt.
    USA.
    Der Senat in Washington hat sich mit großer Mehrheit für die Schließung von Kernkraftwerken in jenen Bundesstaaten ausgesprochen, die bis zum 1.
    Juni kommenden Jahres nicht über einen von den Bundesbehörden bewilligten Evakuierungsplan verfügen.
    Das Atomkraftwerk Three Mile Island wird nach dem Unfall vom vergangenen März voraussichtlich noch vier Jahre lang außer Betrieb bleiben.
    Europäische Gemeinschaften Das am 10.
    Juni von der Bevölkerung der EG-Staaten direkt gewählte Europäische Parlament ist heute in Straßburg zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengetreten.
    Erster Punkt der Tagesordnung ist die Wahl des Präsidenten.
    Als aussichtsreichster Kandidat gilt die ehemalige französische Gesundheitsministerin Weil.
    Israel.
    Die Streitkräfte des Landes haben heute mit ihren jährlichen Mobilmachungsmanövern begonnen, an denen einige 10.000 Reservisten teilnehmen.
    Das Oberkommando in Tel Aviv gab bekannt, die arabischen Staaten seien über die Übungen unterrichtet worden, um Missverständnisse zu vermeiden.
    Ein Regierungssprecher in Teheran hat neuerlich Berichte über den Rücktritt von Verteidigungsminister Riachi dementiert.
    Er sagte, der Minister ruhe sich derzeit in seiner Wohnung aus und werde in einigen Tagen in sein Amt zurückkehren.
    Nach dem Rücktritt von Staats-, Partei- und Regierungschef al-Bakr ist sein bisheriger Stellvertreter Saddam Hussein zum neuen Präsidenten ernannt worden.
    Der 42-jährige Hussein wurde zugleich auch Chef der Baath-Partei und Vorsitzender des irakischen Revolutionsrates.
    Al-Bakr hatte seinen Amtsverzicht gestern in einer Rundfunk- und Fernsehansprache bekannt gegeben und mit seinem Gesundheitszustand begründet.
    Großbritannien.
    Der Londoner Stadtrat plant von den Autolenkern für Fahrten in das Zentrum der britischen Hauptstadt eine Gebühr zu verlangen.
    Beabsichtigt ist die Einhebung einer Abgabe von umgerechnet etwa 15 Schilling.
    Am Schluss des Journals noch ein Programmhinweis.
    Heute gibt es im Programm Ö1 um 20 Uhr eine weitere Sendung der Reihe der Wirtschaftskompass.
    Heutiges Thema, Wiener Börse, ein Duft nach Kaffeehaus.
    Wer unter Börse einen Markt versteht, auf dem ganze Firmen ihre maßgeblichen Eigentümer wechseln können, der muss sich damit abfinden, dass dies an der Wiener Börse schon seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr stattfindet.
    Die Sendung heute Abend steht im Zeichen von Vergangenheit und Zukunft der Wiener Börse.
    Heute um 20 Uhr also im Programm Ö1.
    Ja und eine Stunde Mittagsinformation des aktuellen Dienstes ist damit beendet.
    Für Redaktion und Technik verabschiedet sich Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1979.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1979.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nach Somozas Rücktritt Bildung einer Wiederaufbauregierung
    Mitwirkende: Ellrodt, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1979.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Regierung begrüßt Carters Energiesparprogramm und Bereitschaft der ÖVP zu Mitarbeit
    Einblendung: Kreisky
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1979.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖIAG-Abschluß 1978 - keine Gewinnausschüttung
    Interview: Gen.Dir. Grünwald
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Grünwald, Oskar [Interviewte/r]
    Datum: 1979.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    IATA berät in Genf über höhere Flugpreise
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1979.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Europaparlament in Straßburg nimmt Arbeit auf
    Mitwirkende: Engel, Norbert Paul [Gestaltung]
    Datum: 1979.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor UN-Truppenabzug von Sinai
    Mitwirkende: Fischer, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1979.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Innenpolitische Zerreißprobe in Syrien
    Mitwirkende: Schneider, Gerd [Gestaltung]
    Datum: 1979.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Kulturprojekt einer Initiativgruppe
    Interview: Götz Fritsch
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Fritsch, Götz [Interviewte/r]
    Datum: 1979.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1979.07.17
    Spieldauer 00:59:55
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Sommersacher, Markus [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.07.17 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-790717_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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