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Marker setzen in: Mittagsjournal 1982.12.31
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KI-generiertes Transkript
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Grüß Gott, sage ich Ihnen bei diesem Mittagsjournal des aktuellen Dienstes fast müßig dazu zu sagen, dass es das letzte in diesem alten Jahr 1982 ist.
Als Redakteurin im Studio begrüßt Sie Ilse Oberhofer.
Bei uns knallen noch keine Sektpfropfen, von Böllern sind sie auch verschont.
Wir werden Sie nicht animieren, gute Vorsätze fürs nächste Jahr zu fassen.
Auch einen guten Rutsch werden wir Ihnen in diesem Mittagsjournal nicht wünschen.
Das können Sie sicherlich auch ohne uns.
Die Meldungen und Beiträge in diesem Journal sind eigentlich nüchtern und sachlich wie immer und wir glauben, dass wir damit wohl am ehesten die Stimmung an dieser Jahreswende 82-83 einfangen.
Da ist ja eine wirtschaftliche Situation, die weltweit alles andere als rosig ist, das ist eine politische Situation in weiten Teilen der Welt auch, die ebenfalls nicht gerade optimistisch stimmt.
In unseren Journalbeiträgen gibt es kurze Streiflichter, etwa zur Wirtschaftssituation in Österreich, die ja sicher auch ihren Teil dazu beiträgt, dass nun auch die Atomdiskussion wieder aufgeflammt ist.
Soll es etwa nach den nächsten Wahlen eine neue Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf geben?
Das ist eine Frage, die plötzlich in dieser Woche aufgetaucht ist.
Und einer, der dazu Ja sagt und dessen Meinung erhebliches Gewicht hat, ist Bundeskanzler Greisky.
Unmittelbar nach den Wahlen kann ich mir so eine Abstimmung nicht denken, aber in einem gegebenen Zeitpunkt wird sich diese Frage sicherstellen.
Ich würde sagen, es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb der nächsten Legislaturperiode zu einer Volksabstimmung kommt.
Aber das kann man sicher sein.
Es wird eine Volksabstimmung geben.
Mehr dann gleich im ersten Beitrag nach den Nachrichten.
Auf unserem Programm stehen außerdem Kommentare österreichischer Journalisten zur Jahreswende.
Wir informieren sie darüber, was im kommenden Jahr alles teurer wird.
Die Brieftasche wird auf jeden Fall leichter, das kann ich Ihnen jetzt schon sagen.
Die wirtschaftliche Situation in Österreich bringt es wohl auch mit sich, dass immer mehr Bundesländer die Bestimmungen für sogenannte Landstreicher und solche, die es werden wollen oder einfach werden müssen aufgrund der Situation, drastisch verschärfen.
Und Polen im Jahresrückblick, das ist ein Auslandsbeitrag, der einmal mehr bewusst macht, dass auch nach Aussetzung des Kriegsrechtes heute in Polen die Situation weiter politisch äußerst sensibel bleibt.
Die Kulturredaktion bringt dann ein Gespräch mit Helmut Lohner, der auch heuer den Frosch in der traditionellen Silvester-Fledermaus spielt, alle Jahre wieder.
Aber Kontinuität und Tradition haben ja auch etwas Beruhigendes.
So wie Fixpunkt in jedem Mittagsschanal auch die Nachrichten sind.
Heute ist dafür Elisabeth Manners die verantwortliche Redakteurin und Sprecherin Angelika Kofler.
Polen.
Das am 13.
Dezember 1981 verhängte Kriegsrecht in Polen ist um Mitternacht ausgesetzt worden.
Die Regierung behält allerdings weitgehende Vollmachten für die Sicherheit des Staates.
Beschränkungen wie das Verbot der unabhängigen Gewerkschaftssolidarität bleiben aufrecht.
Alle internationalen automatischen Telefon- und Telex-Verbindungen werden wiederhergestellt.
Telefongespräche sollen nicht mehr überwacht werden.
Der stellvertretende Ministerpräsident Rakowski kündigte an, der Kampf für die Erhaltung des politischen Systems in Polen werde noch die nächsten Jahre weitergehen.
In Posen sind zwei im Untergrund tätige Funktionäre der Solidarität festgenommen worden.
Bei ihnen sollen verschlüsselte Dokumente über den Aufbau der Untergrundorganisation der verbotenen Gewerkschaft gefunden worden sein.
Italien.
Das Parteiorgan der italienischen Kommunisten, Lunita, hat Papst Johannes Paul II.
gegen sowjetische Angriffe in Schutz genommen.
Lunita betont, es gebe manche Dinge, weshalb man den Papst kritisieren könne, aber hier scheinen nur ein Vorwand vorzuliegen, die dramatischen Entwicklungen in der polnischen Krise dem Papst anzulasten.
Es sei absurd, die Bemühungen und positiven Initiativen des Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche in so wichtigen Bereichen wie dem Kampf gegen die atomare Rüstung zu ignorieren, meint das kommunistische Parteiorgan.
Sowjetische Massenmedien haben Johannes Paul II.
am Mittwoch vorgeworfen, im Gegensatz zu seinen Vorgängern eine härtere Haltung gegenüber dem Kommunismus einzunehmen.
USA.
Der frühere Außenminister Kissinger hält eine Verwicklung des nunmehrigen sowjetischen Parteichefs Andropow in das Attentat auf Papst Johannes Paul II.
für ziemlich wahrscheinlich.
In einem Fernsehinterview sagte Kissinger, wenn man versuche, die bekannten Fakten zusammenzustellen, könne man kaum zu einem anderen Ergebnis kommen.
Der Chef des amerikanischen Geheimdienstes CIA, Helms, habe ihn außerdem darauf hingewiesen, dass das Attentat alle Kennzeichen einer KGB-Operation getragen habe.
Der neue sowjetische Parteichef Andropov war zum Zeitpunkt des Attentats auf den Papst Chef des Geheimdienstes KGB.
Bundesrepublik Deutschland.
Bundeskanzler Kohl hat in seiner Neujahrsansprache die 300.000 arbeitslosen Jugendlichen in der Bundesrepublik Deutschland als seine größte Sorge für das kommende Jahr bezeichnet.
Kohl appellierte jedoch an seine Landsleute, mit Zuversicht in das neue Jahr zu gehen.
Der Kanzler hob ferner die Verpflichtungen der Verfassung hervor, die Einheit der Nation zu wahren und die Teilung des deutschen Vaterlandes zu überwinden.
Deutsche Demokratische Republik.
Staats- und Parteichef Honecker hat zum Jahresende die Notwendigkeit guter Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten unterstrichen.
Honecker betonte, eine Politik der guten Nachbarschaft zwischen Bonn und Ost-Berlin diene der Verwandlung Europas aus einem Kontinent der Spannungen in einen Raum friedlicher Zusammenarbeit.
Großbritannien.
Premierministerin Margaret Thatcher hat zum Jahresende in einer Botschaft an die Nation eine politische und wirtschaftliche Erfolgsbilanz vorgelegt.
Margaret Thatcher betonte, trotz heftiger Kritik von Unternehmen und Gewerkschaften werde es keine Wende in der Wirtschaftspolitik geben.
Außerdem bekräftigte die Regierungschefin unter allen Umständen die Mitgliedschaft Großbritanniens in der europäischen Gemeinschaft beizubehalten.
Finnland.
Ministerpräsident Sörsa wird heute wahrscheinlich sein neues Kabinett vorstellen.
Die Regierungskrise hat er rasch gelöst.
Sörsa musste gestern wegen eines Streits mit den kommunistischen Kabinettsmitgliedern um den Verteidigungshaushalt den Rücktritt einreichen.
Er wurde aber vom Staatspräsidenten Koivisto gebeten, bis zu den für März vorgesehenen Wahlen ein Übergangskabinett zu bilden.
Sorsa ersetzte daraufhin die kommunistischen Kabinettsmitglieder durch drei Sozialdemokraten und den parteiunabhängigen Außenhandelsminister durch einen Liberalen.
Mit den verbliebenen drei Koalitionsparteien verfügte der sozialdemokratische Ministerpräsident im Parlament von Helsinki über eine Mehrheit von 103 der 200 Sitze.
Nahe Osten.
Die Verhandlungen über den Rückzug der israelischen Truppen aus dem Libanon sind nach wie vor durch den Streit über die Tagesordnung blockiert.
Nach der zweiten Runde der Gespräche im israelischen Grenzort Kiryat Shomona hieß es zwar, man habe gewisse Fortschritte erzielt.
Aus Konferenzkreisen verlautete allerdings, es bestünden nach wie vor tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten.
Die Verhandlungen sollen am kommenden Montag in Calde südlich von Beirut fortgesetzt werden.
Spanien.
Der aus dem 16.
Jahrhundert stammende Palast des Erzbischofs von Granada ist heute früh von einem Großbrand total zerstört worden.
Das zum größten Teil aus Holz errichtete historische Gebäude brannte trotz intensiver Löscharbeiten rasch nieder.
Dabei wurden unschätzbar wertvolle Kunstschätze vernichtet.
Verletzt wurde niemand.
Das Feuer dürfte gelegt worden sein.
Unbekannte Täter haben eine der Verkaufsbuden eines Weihnachtsmarktes vor dem Palast angezündet.
Von dort soll das Feuer auf den Palast übergegriffen haben.
Österreich.
In Wien ist derzeit eine Großfahndung nach einem mutmaßlichen Doppelmörder im Gang.
Nach Angaben des Wiener Sicherheitsbüros wird ein 27-jähriger Mann aus Wien-Leopoldstadt verdächtigt, seine Eltern ermordet zu haben.
Seine Mutter wurde in ihrer Wohnung, der Vater im Geschäft der Eltern einer Buchhandlung tot aufgefunden.
Das Motiv des Doppelmörders ist vorläufig nicht bekannt.
Der mutmaßliche Täter gilt als Waffennarr und Alkoholiker.
Er dürfte noch bewaffnet sein.
In Bad Gastein werden die letzten Vorbereitungen für das Silvester-Gala-Konzert mit dem amerikanischen Showstar Liza Minnelli getroffen.
Liza Minnelli wird um Mitternacht als Höhepunkt der Gala ein Neujahrslied singen, das speziell für ihr Gastspiel in Österreich geschrieben wurde.
Das waren die Meldungen.
Die Wetterlage.
Ein Hoch mit Schwerpunkt über den Alpen bestimmt das Wetter in unserem Land.
Die Aussichten bis morgen früh.
Im Norden und Osten mit unter Durchzug höherer Wolkenfelde, sonst gering bewölkt oder wolkenlos.
Schwachwindig.
Nachmittagstemperaturen minus 5 bis plus 3 Grad.
Im Süden örtlich auch darüber.
Frühtemperaturen morgen minus 10 bis minus 3 Grad.
In inneralpinen Beckenlagen bis minus 20 Grad.
Die Aussichten für morgen Samstag.
Im Norden und Osten teils aufgelockerte, teils starke Bewölkung und örtlich unergiebiger Schneefall, sonst weiterhin sonnig.
Schwache bis mäßige Winde aus West bis Nord.
Frühtemperaturen minus 10 bis minus 3 Grad.
In inneralpinen Beckenlagen bis minus 20 Grad.
Tageshöchsttemperaturen minus 6 bis plus 3 Grad.
Im Süden auch darüber.
Das Wetter übermorgen Sonntag, im Süden sonnig, sonst veränderlich bewölkt und örtlich etwas Schneefall.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien stark bewölkt, 3 Grad, Westwind mit 5 Kilometern in der Stunde.
Eisenstadt stark bewölkt, 1 Grad Windstill.
Linz stark bewölkt, minus 2 Grad, Süd 5.
Salzburg stark bewölkt, minus 2 Grad, Südost 20.
Innsbruck heiter, minus 6 Grad, Windstill.
Bregenz-Wolkenlos minus ein Grad, Süd drei, Graz-Heide minus ein Grad, Windstill und Klagenfurt-Heide minus fünf Grad, Nordwestwind mit drei Kilometern in der Stunde.
Zwölf Minuten nach zwölf Uhr ist es jetzt.
Vier Monate vor den Nationalratswahlen ist ein schlafender Riese geweckt worden, mit einer Diskussion, die ohne Zweifel noch Auswirkungen auf den Ausgang der Wahlen haben kann.
Der schlafende Riese, das ist das Atomkraftwerk in Zwentendorf.
Und aufgeweckt hat ihn der ÖVP-Abgeordnete und ÖGB-Vizepräsident Gassner, der sich ja für eine neujährliche Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf in der nächsten Legislaturperiode ausgesprochen hat.
ÖGB-Präsident Peña hat den Ball aufgenommen und auch Bundeskanzler Kreisky deutete neue Möglichkeiten in der umstrittenen Endlagerfrage an.
Bisher war die Abhaltung einer Volksabstimmung an eine Vereinbarung zwischen SPÖ und ÖVP gebunden, das Atomsperrgesetz nur mit Zweidrittelmehrheit aufzuheben.
In einem Gespräch mit Johannes Fischer meinte nun Bundeskanzler Kreisky auf die Frage, was mit dieser Zweidrittelmehrheit geschehen solle.
Ich möchte mich zu dieser sehr problematischen Frage, ob die Zwei-Drittel-Vereinbarung für die neue Entschließung des Parlaments und die gilt dann für die Parlamentssession, für die das Parlament die Entschließung fassen kann, darüber kann man also streiten.
Aber es hat große Entwicklungen in diesem Bereich gegeben.
Erstens einmal hat man erfahren, dass Frankreich
durch seine Entwicklung der Atomenergie eindeutig eine starke Stellung im europäischen Energiebereich gewonnen hat.
Zweitens hat man festgestellt, dass die Gefahren, von denen man immer den Menschen erzählt hat, unter Kontrolle zu bringen sind.
Drittens werden wir in ganz kurzer Zeit
von einer großen Zahl von Atomkraftwerken umgeben sein.
Es hat also beträchtliche Entwicklungen und ich bin auch zudem der Auffassung, dass wenn es in der Frage der Endlagerung allmählich zu politischen Entscheidungen bei den Großen kommt, wird es auch neue Voraussetzungen für die Endlagerung geben.
Diese Entlagungsfrage ist sehr wichtig, weil sie psychologisch die Voraussetzung meiner Meinung nach für eine Volksabstimmung ist.
Daher, unmittelbar nach den Wahlen kann ich mir so eine Abstimmung nicht denken, aber in einem gegebenen Zeitpunkt wird sich diese Frage sicherstellen.
Das heißt, in der nächsten Legislaturperiode kommt es auf jeden Fall zu einer Volksabstimmung über Zwentendorf, mit oder ohne Zustimmung der ÖVP und der Oppositionspartei?
Ich würde es nicht so drastisch formulieren, denn die ÖVP ist ja innerlich sehr
gespalten.
Ich würde sagen, es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb der nächsten Regulaturbehörde zu einer Volksabstimmung kommt.
Aber das kann man sicher sein.
Es wird eine Volksabstimmung geben.
Warum tut sich die Regierung, warum tun Sie sich in einem so politisch heiklen Thema das noch einmal an?
Erstens, weil das Kraftwerk fast fertig ist und Milliarden kostet.
Zweitens, weil wir zwar eine gute Energieversorgung haben, aber vergessen Sie nicht, Europa ist in der Krise und in der Krise braucht man weniger Energie.
Wir haben, drittens importieren wir sehr viel Energie, so ich glaube, dass das alles zwar heute nicht unbedingt notwendig ist, aber wie die Wirtschaft wieder zu expandieren beginnen wird, wird sich zeigen, dass unsere Energiegrundlage zu schmal ist.
Das Wenden der Bundeskanzler ist so etwas wie ein Kürzel oder Synonym der österreichischen Grünen und Alternativen.
Vor den Wahlen im April 1983 sagen fast alle Meinungsforscher, dass drei bis fünf Prozent der Österreicher entschlossen sind, grün oder alternativ zu wählen.
Wenn Sie jetzt eine neue Zwentendorf-Debatte in Gang setzen und mit einem offenbar positiven Ausgang der Volksabstimmung rechnen, riskieren Sie dann nicht auch, dass viele von denen, die grün wählen, dann tatsächlich auch weggehen, etwa von der SPÖ weggehen, etwa unter Umständen sogar die Mehrheit kosten?
Man muss über eine Politik klare Auskunft geben.
Das letzte Mal haben wir gesagt, wir werden, falls wir die Wahlen gewinnen, sicher nicht Zwentendorf weiterführen.
Das haben wir gehalten.
Wir haben das mit den zwei Dritteln durch die Parlamentsentschließung beschlossen.
Ich kann die Debatte überzeugen, darf mich nicht aufhalten, ich will sie nicht aufhalten.
Ich muss darauf Antwort geben und ich gebe die Antwort, die ich ihnen gegeben habe.
Eine Volksabstimmung wird das entscheiden.
Und Sie riskieren unter Umständen, dass bestimmte, vor allem auch Jungwähler, hier ganz besonders sich enttäuscht von der SPÖ abwenden könnten, Ihnen gerade wegen dieser Frage?
Ich werde argumentieren, so wie ich es bisher gewöhnt war, zu sagen, was ich glaube.
Und wenn das Wahlresultat uns Unrecht gibt, dann muss man das auch in Kauf nehmen.
Entschuldigung, aber ganz verstehe ich diese Zwentendorf-Debatte jetzt nicht.
Ich habe es ja nicht begonnen, daher brauche ich gar nichts dazu sagen.
Aber Sie führen sich jetzt sehr intensiv fort und Zwentendorf war so etwas wie ein Schlaf in der Riese.
Warum weckt man den jetzt drei Monate vor den Wahlen auf?
Ich habe ihn nicht aufgeweckt.
Aufgeweckt hat ihn der ÖVP, Abgeordnete Gassner.
In der ÖVP gibt es ja sehr gespaltene Auffassungen.
In der SPÖ gibt es auch nicht eine absolute Geschlossenheit.
Aber wenn man mich fragt, was ich davon halte, muss ich eine Antwort geben.
Ein ausführliches Gespräch mit dem Bundeskanzler zu vielen anderen aktuellen anstehenden Fragen können Sie dann schon im neuen Jahr hören, am Montag im Mittagsschanal.
Das ist dann schon der 3.
Jänner.
Und da wird es ganz sicher ja auch um die Frage gehen, welche Belastungen wohl im nächsten Jahr auf uns alle zukommen werden.
Einiges ist ja schon im Gespräch.
Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, etwa eine Besteuerung der Sparzinsen, eine Besteuerung des 13. und 14.
Monatsgehaltes, eine Erhöhung des Arbeitslosenversicherungsbeitrages.
Was konkret letztlich beschlossen werden wird im Schoß der Regierung, das jedenfalls sollen wir ja noch rechtzeitig vor den Wahlen erfahren.
Und so unerfreulich wohl diese Belastungswelle ist, es muss uns aber doch auf der anderen Seite gerade für dieses kommende Jahr klar sein, dass in Zeiten wie diesen Solidarität nicht nur ein Stichwort für polnische Verhältnisse ist, wenn es wohl auch darum gehen wird, Solidarität wirklich von allen zu verlangen.
Wie etwa Kardinal König in seiner Silvesteransprache meint, die Sie dann übrigens gleich ausführlich im Anschluss an das Mittagsschnall hören können.
Dort sagt der Kardinal, was wir in Österreich heute am nötigsten haben, das ist Solidarität.
Das ist die Einsicht, dass Egoismus uns nicht weiterhelfen kann.
Nicht der Egoismus der Verbände, der Klassen und Parteien, sondern nur die solidarische Haftung aller für alle.
Im nächsten Beitrag wollen wir Sie nun darüber informieren, was ab morgen schon an Teuerungen feststeht, etwa an Tarif, Gebühren, Preiserhöhungen.
Hans-Christian Unger informiert Sie.
Nachdem es mit Anfang dieses Jahres recht erhebliche Verteuerungen vor allem auf dem Energiesektor gegeben hat, darf der Bürger im kommenden Jahr etwas durchatmen.
Der alle vier Jahre wiederkehrende Grund dafür?
1983 gibt es Nationalratswahlen und aus diesem Anlass sind Bund, Länder und Gemeinden meist recht zurückhaltend, wenn es um die Anhebung verschiedener Tarife und Gebühren geht.
Für die Industrie und den Handel wiederum liegt das Motiv dafür, dass sie nur bescheidene Preiserhöhungen durchsetzen werden können woanders.
Wenn angesichts schmeller gewordener Brieftaschen die Preisschilder in den Auslagen allzu abrupt nach oben korrigiert werden würden, trägt das gerade nicht zu einer gesteigerten Kauflust bei.
Und außerdem sorgen schon die harte Wettbewerbssituation und reichliche Überkapazitäten in vielen Branchen dafür, dass sich die Verteuerung in Grenzen hält.
Ohne einen etwas tieferen Griff in die Brieftasche geht's aber auch 1983 nicht ganz ab.
Das trifft vor allem auf die Kanal- und Wassergebühren in den Gemeinden zu.
In Wien zum Beispiel kostet ab 1.
Jänner der Kubikmeter Wasser nicht mehr 8 Schilling 80, wie bisher, sondern wird um einen Schilling teurer.
Und um 2 Schilling, nämlich von 4 auf 6 Schilling pro Kubikmeter Abwasser, steigt die Kanalgebühr.
Bei Bahn und Post gibt es keine spektakulären Veränderungen.
Das einzig Neue vom Postfuchs, Briefe nach Ungarn kosten um einen Schilling weniger, also nur mehr sechs statt sieben Schilling.
Die Bundesbahnen wiederum erhöhen nur einen einzigen Personentarif, nämlich jenen für das sogenannte Austria-Ticket, das Fahrgäste bis zur Vollendung des 26.
Lebensjahres benutzen können.
Die Kosten für ein 9-Tage-Billett erhöhen sich um 200 auf 950 Schilling, jene für ein 16-Tage-Billett um 300 auf 1350.
Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass das Austriatiket ab 1.
Jänner nicht nur auf der Bahn, sondern auf allen Linien der Post und der DDSG zusätzlich gültig ist.
Die Gütertarife der ÖBB werden ab 1.
Jänner bis zu 9% angehoben.
Während man also im kommenden Jahr bei den staatlichen Transportmitteln so gut wie gar nicht aufs Erhöhungspedal tritt, wurde für die Taxifahrer die Preisbremse deutlich gelockert.
Die Einzelheiten dazu.
Die Grundgebühr in Wien bleibt mit 22 Schilling gleich.
Allerdings wird der erste Preissprung auf dem Taxometer nicht erst nach 800 Metern, sondern schon nach 250 erfolgen.
Der gefahrene Kilometer wird an 8 Schilling 26 statt wie bisher 8 Schilling kosten.
Da die Fahrpreisanzeiger nicht alle auf einmal umgestellt werden können, wurde den Taxlern für die Änderung eine Frist von einem halben Jahr eingeräumt.
Bis dahin müssen die Fahrgäste einen Zuschlag von 5 Schilling bezahlen.
Und was erwartet den privaten Autofahrer am 1.
Jänner?
Mehr als bisher zur Kasse gebeten werden ab diesem Zeitpunkt nur jene, die ihr Fahrzeug mit Flüssiggas betreiben.
Aufgrund der neuen Belastung durch die Mineralölsteuer wird der Liter statt 6 Schilling 20 6 Schilling 80 kosten.
Eigentlich wäre das Plus an der Tankstelle noch viel höher ausgefallen, wenn nicht die Unternehmen selbst einen Teil der Erhöhung schlucken würden.
Der Grund dafür, seit der ersten Ankündigung der Besteuerung durch den Finanzminister vor etwa eineinhalb Jahren ist die Nachfrage deutlich zurückgegangen und hätte man nun die volle Steuerlast auf den Verbraucher überwälzt, wäre vermutlich der Markt total zusammengebrochen.
Bei den Benzinpreisen, die ja nach wie vor freigegeben sind, dürfte sich in den nächsten Monaten nichts tun.
Abgesehen davon, dass vielleicht der eine oder andere Discounter wieder um 10 bis 20 Groschen pro Liter nach oben oder unten springt und die in seinem Umkreis davon betroffenen Marken mitziehen werden.
Und Ruhe an der Preisfront, das gilt zumindest vorläufig auch für die Strom- und Gastarife.
Und jetzt gibt es Stimmen österreichischer Journalisten zur Jahreswende zu hören.
Fritz Besata hat die heutige Presseschau zusammengestellt.
Karl-Heinz Ritschl stellt in den Salzburger Nachrichten an den Beginn seines Kommentars, dass das amerikanische Magazin Time den Computer zum Mann des Jahres 1982 erwählt hat.
Von da ist es nur ein kleiner Schritt zu George Orwells Buch 1984.
Ritschl spannt seinen Bogen weiter zum generellen Zustand unserer Welt, wo sich im Ost wie im West Zersetzungsprozesse, wenn auch mit unterschiedlichen Vorzeichen zeigen.
Von Ost und West findet Ritschl zu Nord und Süd zum ungelösten Verhältnis zwischen den glücklichen Besitzenden und den Habenichtsen.
Dieses Ungleichgewicht zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern ist nicht nur menschlich katastrophal.
In der Beseitigung liegt nicht nur ein Akt menschlicher Solidarität, sondern auch eine entscheidende Möglichkeit, die Weltwirtschaftskrise zu überwinden.
sowie auch in der Bewahrung der Natur, in der Beseitigung von Schadstoffen, in all dem, was wir mit Umwelt und Ökologie beschreiben, ein weiterer wirtschaftlicher Bezugspunkt liegt.
Dazu bedürfe es nach Ritzl jedoch einer neuen Ausrichtung des menschlichen Geistes wie des politischen Willens.
Bei aller Skepsis und Sorge über den gegenwärtigen Zustand der Welt im Großen wie im Kleinen sieht der Chefredakteur der Salzburger Nachrichten aber auch Positives in der Zukunft.
Die Bereitschaft, menschenwürdige Werte anzuerkennen, ist weit um vorhanden.
Darauf aufbauend ließe sich ein Anfang für unsere Gesellschaft setzen.
Mit allen Schmerzen, die ein solcher Wandlungsprozess, von der Suche nach Frieden bis zum Verzicht auf Konsum, mit sich bringen muss.
Aber schließlich auch mit den Freuden, die jeder noch so beschwerlich erreichte Erfolg letztlich gibt.
Ansätze dazu sind da.
Noch einen Schritt weiter als Ritschl in dieser Beurteilung geht der Herausgeber der Tageszeitung die Presse Otto Schulmeister.
Das kommende Jahr ist eine Herausforderung und darin ist es zu begrüßen, denn so wie die Jahre vorher kann es nicht mehr weitergehen.
Der Zusammenbruch des Lebenssystems wäre unvermeidlich geworden.
Nun kommt ein besserer Verbündeter zur Sanierung, einer, vor dem man sich nicht verstecken kann.
Für Schulmeister ist es einfach der Zwang zur Sanierung, das letztlich selbstverschuldete Depakel der Verstaatlichten, ist es die wachsende Zahl der Arbeitslosen, der Verdruss an der öffentlichen Misswirtschaft und der Zorn und der Verdacht unter den Jungen.
Gegen eine solche Kräftekonstellation hilft der Kunsthonig der Wahlpropaganda nichts.
Die Beruhigungssprüche von Monsterplakaten, die Papierflut, die auf jeden zukommt, der gütig beschwörende Blick vom Porträt des Landesvaters.
Fazit, die Dinge kommen in Bewegung, hoffentlich noch rechtzeitig.
Wir haben eine Chance.
In den oberösterreichischen Nachrichten setzt sich Chefredakteur Hermann Polz mit seinem Leitartikel zur Jahreswende mit dem bereits anlaufenden Wahlkampf auseinander.
unter dem Titel »Das wirklich Gefährliche«, schreibt Polz.
Im Wahlkampf wird auch die ohne dies herrschende Angst durch die politische Agitation kräftig verstärkt werden.
Angst aber hat auf das Wirtschaftsgefüge eine ähnliche Wirkung wie Hysterie auf die Währung, eine zerrüttende.
Jede Partei wird aus der Angst ihren Profit schlagen wollen, indem sie sich als die einzige und allein zuverlässige Retterin anbietet.
Gerade dadurch aber wird keine überzeugend sein.
Polz warnt die Politiker aller Parteien davor, den kommenden Wahlkampf in eine Schmutzkübelschlacht ausarten zu lassen.
Nicht so sehr deshalb, weil Politiker dann nach geschlagener Wahl nicht rasch wieder zueinander fänden.
Dazu wären sie viel zu sehr Profis, meint Polz.
Sondern deshalb, weil die Masse der Wähler den Politikern bei deren schnellen Haltungswechseln nicht folgen könnten.
Aus eben diesem Grunde sollten die Politiker es endlich unterlassen, gewisse demokratische Regierungsformen grundsätzlich herabzusetzen, wenn ihnen dies im Dienste der Wahlwerbung gerade zweckmäßig erscheint.
Allein Regierungen sowie Koalitions- oder Konzentrationsregierungen sind grundsätzlich alle gleichberechtigt.
Ihr jeweiliger Wert aber wird von der jeweiligen Situation bestimmt.
Karelski sollte daher aufhören, die Regierungsform einer großen Koalition mit dem ganzen Einsatz seines psychologischen Repertoires nur deshalb diffamieren zu wollen, weil er die Macht mit niemandem teilen will.
Das war die Presseschau von Fritz Besatter.
Indirekt mit der angespannteren Wirtschaftssituation in Österreich hat eigentlich auch der nächste Beitrag zu tun.
Da geht es nämlich um die Situation der Landstreicher oder wie wir auch sagen der Sandler.
Es dürfte mehrere tausend dieser Menschen derzeit in Österreich geben.
Möglicherweise wird sich ihre Zahl durch die Wirtschaftslage auch noch erhöhen.
Menschen, die durch ein bestimmtes Schicksal aus der Bahn geworfen sind.
Ihre Situation könnte sich aber nun auch via Gesetz eher weiter verschlechtern.
1974 ist zwar ein Gesetz außer Kraft gesetzt worden, das Landstreicherei unter Strafe stellt, denn schon seit 1885 kämpften die Sozialdemokraten gegen diese Bestimmung, die noch in der Monarchie erlassen worden ist.
Aber nun häufen sich in letzter Zeit wieder Fälle, dass Landstreicher doch wieder fest und angehalten werden, weil nämlich nun die Länder die gesetzliche Möglichkeit dazu erhalten haben.
und davon auch immer mehr Gebrauch machen.
Jürgen Jung wird informiert.
Landstreicherei gibt es in einem Bundesgesetz nicht mehr.
Man meint, dass alle Delikte durch die jetzigen Sandler mit allen anderen Gesetzen geahndet werden könnten.
Was der Bund aber vor acht Jahren abgeschafft hatte, wurde jetzt von einigen Ländern neu aufgegriffen.
Der Verfassungsrechtler Dr. Manfred Matzger
Das ist richtig, dass die Länder, einige zum Beispiel Tirol und Salzburg, die Landstreicherei wieder in Landespolizeigesetzen regeln.
Diese neue Regelung als Verwaltungsstraftatbestand hat auch Kritik gefunden.
Es gibt Leute, die sagen, wenn
diese Landstreicherei in die Zuständigkeit des Bundes fällt, dann hat der Bund seine Regelung aufgegeben mit dem Zweck, dass keine Neuregelung Platz greifen soll.
Er hat es sicher nicht mit dem Zweck aufgegeben, um den Ländern zu ermöglichen, etwas zu tun, was er jetzt nicht mehr regeln will.
So gesehen ist es ohne Zweifel nicht in Einklang mit der rechtspolitischen Tendenz der Strafrechtsreform, dass man das jetzt wiederum in den Landespolizeigesetzen regelt.
Aber es gibt auch Überlegungen, die bezweifeln, dass das verfassungsrechtlich in Ordnung ist, dass die Länder hier wiederum etwas regeln, was ursprünglich dem Bund zugefallen ist.
Paradox erscheint es, dass die Gründe für eine Verhaftung wegen Landstreicherei die gleichen Voraussetzungen sind, um in den Genuss der Sozialhilfe zu kommen.
Jemand, der kein Einkommen hat, unverschuldetermaßen jemand, der
keine Wohnung hat, hat nach den Sozialhilfegesetzen der meisten Länder Anspruch auf Sozialhilfe.
Hier besteht ein gewisser Gegensatz.
Auf der einen Seite gibt die Gesellschaft diesen Leuten die Möglichkeiten und die Mittel zum Unterhalt und auf der anderen Seite werden aber genau dieselben Voraussetzungen dafür hergenommen, um zu bestrafen.
Wie viele Landstreicher es tatsächlich gibt, lässt sich nicht genau feststellen.
Eben weil sie keinen festen Wohnsitz haben und deswegen kaum registriert werden können.
Der Universitätsdozent Dr. Roland Girtler vom Institut für Soziologie glaubt, dass es allein in Wien zwei bis drei sogenannte Sandler, also Landstreicher gibt.
Zu den Beweggründen und zur Gefahr für die Gesellschaft sagt Girtler,
der Sandler, der ja aus der Kriminalität vielleicht kommt, das mag schon sein, oder der irgendwelche Probleme, menschliche Probleme hinter sich hat, der nun den Kontakt zu anderen Menschen ja sucht, die ein ähnliches Schicksal hinter sich haben, wie er es hat, dass er eben versucht, dadurch sowas wie soziale Anerkennung zu erfahren, die er woanders nicht bekommt.
Das ist ja das wesentliche Problem des Sandlers.
Der Zugang in die Sandlergruppen findet darum statt, meine ich, weil eben er dort anerkannt wird, eben als Mensch.
Er bekommt hier das Attribut Mensch, das ihm woanders abgesprochen wird.
Darum sind ja die meisten Leute, gerade wenn sie aus den Gefängnissen kommen, nicht daran interessiert, sich unbedingt bei irgendeiner Arbeit einstellen zu lassen, weil sie dort ja nicht als vollwertige Menschen akzeptiert werden.
Es wird ihnen ohnehin nur arbeiten angeboten,
in denen sie so ein Untermenschen-Dasein führen.
Wie würden Sie den Landstreicher, oder wie man jetzt sagt, den Sandler definieren?
Ich würde schon sagen, im soziologischen Sinne, dass er ein Obdachloser, ein Nichtsseeshafter ist, der also nicht an einen bestimmten Wohnort gebunden ist, der wohl eine Sozialhilfe und solche Sachen bekommt, das schon.
Die Lokale, die Gaststätten braucht,
im Winter um einen Schutz zu haben und im Sommer um soziale Kontakte zu anderen anknüpfen zu können.
Es gibt ganz bestimmte lokale, gerade in Wien jetzt, um den Bahnhöfen und so weiter, in denen der Sandler eben versucht, in sozialen Kontakt mit anderen Menschen zu kommen, die ein ähnliches Schicksal haben wie er.
Soweit Dozent Roland Giertler.
Der Soziologe dann weiter zu den Landesgesetzen, die Landstreicherei unter Strafe stellen?
Ich glaub eher, dass da ein enges Herz damit zusammenhängt.
Ich glaub, dass mir eine gewisse Großzügigkeit diesen Menschen über, man diesen Menschen eher helfen würde.
Denn dadurch würde man diese Menschen ja auch als Menschen anerkennen.
Wenn ich jetzt ihr Dasein, das ohnehin schwer ist, das ohnehin nicht leicht ist und das nur aus ihrer Karriere heraus verständlich ist, wenn ich das unter Strafe stelle, diese Form des Daseins, dann dekretier ich ihn ja auch.
Dann mach ich ihm das Leben ja noch schwerer.
Die andere Seite wieder, sagen manche Länder, man brauche eine Handhabe gegen Leute, die andere belästigen.
Im jetzigen Strafgesetz gibt es dafür keine geeigneten Möglichkeiten, um einzugreifen.
Ein Beitrag von Jürgen Jungwirth war das und jetzt ins Ausland.
In Polen ist heute um 0 Uhr das Kriegsrecht ausgesetzt worden, jenes Kriegsrecht, das vor knapp mehr als einem Jahr ausgerufen worden ist und das bis heute zu einer ganz schweren Belastungsprobe im Verhältnis Regierung-Volk geworden ist.
Ursprünglich hatte man ja noch damit gerechnet, dass das Kriegsrecht ganz aufgehoben würde, aber dazu haben sich die Militärs offensichtlich doch nicht entschließen können.
Noch sei die politische Situation zu labil, heißt es offiziell in Warschau, noch seien kontrarevolutionäre Kräfte am Berg.
Und obwohl diese Bezeichnung konterrevolutionär ja wohl eine Frage des Standortes ist, muss man den Militärs fast Recht geben.
Denn eines hat sich in diesem Jahr Kriegsrecht gezeigt.
Der Widerstandswille der Polen ist ungebrochen.
Der Gedanke der freien Gewerkschaften lebt und nicht zuletzt den fürchten die Machthaber in Warschau.
Gegen das einmal erwachte Bewusstsein eines Volkes ist schwer zu regieren, es sei denn, man löst das Volk auf und wählt ein anderes.
Unser Korrespondent Ludwig Tam lässt dieses Jahr 1982 in Polen in politischen Schwerpunkten noch einmal Revue passieren.
Und es beginnt mit dem Stichtag 13.
Dezember 1981.
Ich gebe bekannt, dass sich am heutigen Tag ein Militärrat zur nationalen Rettung konstituiert hat.
Der Staatsrat hat entsprechend den Bestimmungen der Verfassung heute um Mitternacht den Kriegszustand im ganzen Land eingeführt.
Von diesem Schritt wurde das Jahr 1982 bestimmt.
Nach und nach wurden die zunächst strengen Beschränkungen der Bewegungsfreiheit und der bürgerlichen Rechte gelockert.
Aber bis zum Jahresende hieß es vor jedem Telefongespräch...
Ein kontrolliertes Gespräch.
Ebenso blieben Brief- und Paketzensuren, waren viele Schlüsselbetriebe militarisiert, das heißt, in vielen die Bestimmungen des Arbeitsrechtes und die Arbeiter wurden wie Soldaten behandelt.
Immer wieder wurde gegen Kriegsrecht, Diktatur, Verbot der Solidarität aufbegehrt.
Es kam zu Streiks und Demonstrationen, die ihren Höhepunkt am 31.
August erreichten, am zweiten Jahrestag des Abkommens von Danzig zwischen streikenden Arbeitern und der Regierung, das zur Geburtsurkunde der Solidarität geworden war.
Im Laufe des Jahres gab es bei derartigen Demonstrationen und Zusammenstößen mit der Miliz mindestens 15 Tote und viele Verletzte.
Im November stellte sich heraus, dass angesichts der Repressionen am Arbeitsplatz nur noch wenige Arbeiter zu streiken bereit waren.
Die Untergrundsolidarität verlor nach und nach an Einfluss.
Das offizielle Ende dieser Gewerkschaft, an die Millionen von Polen so große Hoffnungen geknüpft hatten, kam am 8.
8.
Oktober.
Da beschloss das Parlament ein neues Gewerkschaftsgesetz, das alle bisherigen Gewerkschaften auflöst.
Ich stelle fest, sagt der Parlamentspräsident, dass der SEM das Gewerkschaftsgesetz angenommen hat.
Nach offiziellen Angaben wurden im Laufe des Jahres mehr als 10.000 Polen interniert, die meisten im Dezember und Januar.
Fast alle wurden bis Jahresende entlassen.
Am 14.
November traf Lech Wałęsa, der die ganzen Monate über allein und von seinen Freunden und Beratern isoliert festgehalten worden war, bei seiner Familie in Danzig ein.
Die Menge feierte ihn.
Ich weiß es nicht.
Wir waren nie auf der Rollstrasse.
Ich weiß es nicht.
Aber ich werde sich auf jeden Fall ausruhen.
Wahrscheinlich.
Auf jeden Fall öffentlich.
Wir haben bald das Jahrtausende.
Das große Jahrtausende, das wir hatten und das wir noch haben.
Bravo!
Bravo!
In einer kurzen Ansprache aus einem Fenster seiner Wohnung versicherte der Arbeiterführer, er sei seinen Idealen treu geblieben und werde weiter besonnen für sie eintreten.
Für die Regierung ist Vavenza ein Privatmann ohne jegliche öffentliche Funktion.
Weite Teile der Bevölkerung sind enttäuscht, resignieren, haben die Hoffnung auf eine Wende zum Besseren aufgegeben.
Viele setzen nach wie vor auf die Autorität der katholischen Kirche.
Der Dialog zwischen Staat und Kirche werde fortgesetzt, sagte Primas Glemm bei einer seiner letzten Pressekonferenzen.
Am 12.
Dezember befand General Jaruzelski in einer Fernsehansprache.
Der Militärrat zur nationalen Rettung hält die Bedingungen für gegeben, den Kriegszustand auszusetzen.
Also keine Aufhebung, wie viele erwartet hatten.
Inzwischen wurden einschränkende Bestimmungen der Kriegsrechtsdekrete in normale Gesetze umgewandelt.
Für die Bewohner dieses Landes heißt das, es bleibt fast alles so wie 1982.
Die Aussichten, auch im wirtschaftlichen Bereich, bieten wenig Anlass zu Optimismus.
Polen im Rückblick, man darf gespannt sein, was das neue Jahr 1983 bringt.
Und jetzt noch ein Beitrag unserer Kulturredaktion.
Zur Silvestertradition gehört es nun schon jahrelang in den beiden Wiener Opernhäusern Johann Strauß Fledermaus zu spielen.
Die begehrte Rolle des Gefängniswärters Frosch, eine Paraderolle ja unter anderem von Hans Moser, Attila Hörbiger und Josef Meinrad, ist in der Staatsoper mit Helmut Lohner besetzt.
Brigitte Hofer traf ihn heute Vormittag bei einer Probe.
Helmut Lohner mit einem ganz amseligen grau-blauen Mantel, mit einem dunklen Kapperl, mit einem sehr grau gewordenen Bart und grauen Schläfen sitzen Sie da jetzt vor mir in Erwartung einer ungeheuren Rolle, einer sehr begehrten Rolle des Frosch.
Ja, na ja, eine sehr belastete Rolle auch.
Aber jetzt, es ist ja das vierte Jahr dieses Mal.
So schnell vergeht die Zeit, kann man sagen.
So schnell vergeht die Zeit, also ich glaube, ich bin aber genauso aufgeregt wie vor vier Jahren.
Ich hätte die Angebote heute genauso in Berlin zu sitzen oder in München und ich bin doch sehr froh, dass ich hier sitze.
Warum?
Na ja, warum?
Ich halte es für schön hier.
Fallen Ihnen hier mehr aktuelle Einstreuungen, aktuelle Bemerkungen, die so nur nebenbei fallen in Ihrer Rolle?
Aktuelle Sachen soll es ja viel geben.
Ich habe mich ja schon bemüht, den Frosch auf Arabisch zu studieren, aber das ist nicht ganz genug.
Was wird's denn geben heute Abend?
Verraten Sie ein bisschen was?
Ich weiß noch nichts.
Ich weiß wirklich noch nichts.
Wenn wir am 2. darüber reden, könnte man das kommentieren.
Aber mir ist bis jetzt noch... Ich bin auch zu kurz erst in Wien und hab nur im Flugzeug zwei völlig harmlose Zeitungen gelesen, die man halt im Flugzeug so kriegt.
Ich frag Sie nicht, welche jetzt.
Um Gottes Willen, ich würd's ja auch nie sagen.
Aber jetzt lasse ich mal erst von den Kollegen und so Aktualitäten erzählen und vielleicht fällt mir was ein.
Kennen Sie schon Ihren Direktor, denn schließlich sind Sie ja jetzt Mitglied der Staatsoper, zumindest für den Frosch.
Kennen Sie schon Lorin Marcel persönlich?
Nein, vom Sehen, aber... Wie viele haben klar?
Ja, das weiß ich ja nicht.
Nein, das will ich nicht sagen.
Um Gottes willen.
Aber schauen Sie, ich bin seit zehn Jahren in Salzburg und ich habe noch nie den Präsidenten der Festspiele kennengelernt.
Aber das macht ja nichts.
Das ist ja auch nicht wichtig.
Wozu soll man denn?
Man soll seine Rolle kennen, aber doch nicht die Administration.
Gehen Sie ins Neujahrskonzert morgen früh.
Ich glaube, das wird kaum gelingen.
Es gibt doch sicher keine Karten.
Und dann... Ich will ja nicht gern gesehen werden, aber ich würde ganz gern gehen.
Ist es nicht ein Wunsch für das nächste Jahr, für Sie nicht gern gesehen zu werden, aber viel zu machen?
Wenn man das so jetzt verallgemeinert so ganz grob... Ein Wunsch, naja...
dass es mit verschiedenen Rollen gut ausgeht.
Also ich persönlich habe mir sehr viel.
Was werden Sie tun hier in Wien am Theater?
Den Kirschgarten von Tschechow.
Beginnen nächste Woche die Proben im Burgtheater.
Jetzt ist es so, am 31. sieht man immer, zum nächsten Jahr sieht man immer eine Zukunft.
Sehen Sie das positiv, negativ?
Ist das so eine indiskrete Frage?
Wenn ich Sie frage, was erwarten Sie von der nächsten Zeit?
Ich kann das nicht sagen, weil ich habe immer die Zukunft sehr trüb gesehen.
Ich habe teilweise die letzten Jahrzehnte Recht gehabt, natürlich auch Unrecht, weil es gar nicht so arg geworden ist.
Ich glaube, es wird alles beim Alten bleiben.
Und die Katastrophe, die eines Tages kommt, ist ja sowieso unabwendbar.
Und inzwischen Drama im Theater?
Und inzwischen tanzt man auf dem Vulkan und spielen Theater.
Alle miteinander.
Naja, wie auch immer.
Bei uns gibt es jedenfalls Kurzmeldungen im Journal.
Österreich.
Bundeskanzler Kreisky hat heute eine neuerliche Volksabstimmung über das Kernkraftwerk Zwentendorf als sicher bezeichnet.
Es besteht die Wahrscheinlichkeit, sagte Kreisky in einem Interview für das Mittagsschornal, dass eine neuerliche Volksabstimmung innerhalb der nächsten Legislaturperiode stattfinden werde.
Auf die Frage, ob er nicht fürchte, dass die SPÖ wegen ihrer Atomhaltung bei den nächsten Wahlen Stimmen verlieren könnte, erwiderte der Kanzler, sollte das Wahlresultat der SPÖ Unrecht geben, müsste man auch das in Kauf nehmen.
Der Umweltschutzsprecher der Freiheitlichen Partei Probst bezeichnete die Äußerungen von Bundeskanzler Kreisky über die Möglichkeit einer Lagerung des österreichischen Atommülls in den USA als unverantwortlich.
Probst sagte, er habe sich bei seiner Amerika-Reise überzeugen können, dass es in den Vereinigten Staaten keine Bereitschaft zur Lagerung von Atommüll gebe.
Nach Meinung der ÖVP Niederösterreich ist weder eine neue Diskussion, geschweige denn eine neuerliche Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Zwentendorf sachlich gerechtfertigt.
Landesparteisekretär Vetter bemerkte dazu, seit dem Nein der Mehrheit der österreichischen Bevölkerung im Jahr 1978 habe sich nichts geändert.
Die Wetteraufsichten für ganz Österreich bis heute Abend.
Im Norden und Osten Durchzug höherer Wolkenfelder, sonst sonnig.
Nachmittagstemperaturen minus 5 bis plus 3 Grad.
Die Journalredaktion meldet sich dann wieder am Sonntag, am 2.
Jänner um 17 Uhr.
Bis dahin halten die Kollegen von der Nachrichtenredaktion die Stellung.
Für Sie alle verabschiede ich mich.
Ilse Oberhofer hat sich durch diese Sendung geführt.
Wir freuen uns auf ein Wiederhören im nächsten Jahr.
Einblendung: Verfassungsrechtler Dr. Manfred Matzka, Univ.-Doz. Dr. Roland Girtler
Mitwirkende:
Jungwirth, Jürgen [Gestaltung]
, Matzka, Manfred [Interviewte/r]
, Girtler, Roland [Interviewte/r]
Datum:
1982.12.31 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Einblendung: Stimme der Ankündigung der polnischen Telefonzensur, Demonstrationsgeräusche, Feststellung der Annahme des Gewerkschaftsgesetzes durch den polnischen Parlamentspräsidenten, Lech Walesa, Polens Primas und Erzbischof von Warschau Jozef Glemp, General Jaruzelsik
Mitwirkende:
Thamm, Ludwig [Gestaltung]
, Anonym, Telefonstimme [Interviewte/r]
, Anonym, Polens Parlamentspräsident [Interviewte/r]
, Walesa, Lech [Interviewte/r]
, Glemp, Jozef [Interviewte/r]
, Jaruzelski, Wojciech Witold [Interviewte/r]
Datum:
1982.12.31 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Interview: Helmut Lohner
Mitwirkende:
Hofer, Brigitte [Gestaltung]
, Lohner, Helmuth [Interviewte/r]
Datum:
1982.12.31 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
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"Die Fledermaus" (1874) Operette in drei Akten von Johann Strauss. Libretto von Karl Haffner und Richard Genée,