Mittagsjournal 1979.11.20

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier ist die Redaktion des Mittagsschornals am Mikrofon Bruno Berger.
    Einige Anmerkungen zum Mittagsprogramm.
    Wie steht es um Österreichs Sicherheit?
    Das Innenministerium hat nun den Sicherheitsbericht 1978 vorgelegt.
    Wir bringen Einzelheiten daraus.
    Finanzminister Andros spricht wörtlich von geordnetem Rückzug aus dem Erdöl.
    Weitere Schlagzeilen.
    Beginn der Budgetausschussberatungen im Parlament.
    Eröffnung des Islamischen Zentrums in Wien und österreichische Krebswoche für Laien.
    Und aus dem Ausland aktueller Bericht zur Teheraner Geiselaffäre.
    Freigelassene Geiseln für Auslieferung des Schah und Israels Regierung will hohe Inflationsrate durch drastische Einsparungen drücken.
    Gleichzeitig aber enorme Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln in Israel.
    Soviel also meine Damen und Herren zu unserem heutigen Mittagsprogramm, dass wir nun mit Nachrichten beginnen.
    Chef vom Dienst ist Feder Holi, Sprecher Wolfgang Riemerschmid.
    Iran.
    16 Tage nach dem Überfall auf die amerikanische Botschaft in Teheran ist heute früh eine zweite Gruppe von Geiseln freigelassen worden.
    Die vier weißen Frauen und sechs farbigen Männer sollten zu Mittag in Paris ankommen, doch kann die Maschine der Iran Air wegen Nebels auf dem Flughafen Orly nicht landen und muss voraussichtlich nach Genf oder Frankfurt umgeleitet werden.
    Damit sind jetzt insgesamt 13 amerikanische Geißeln frei.
    49 Amerikaner, unter ihnen zwei weiße Frauen und ein farbiger, werden noch in der Botschaft festgehalten.
    Außerdem sollen sich noch ein Koreaner, ein Filipiner und ein Thailänder in der Gewalt der fanatischen muslimischen Studenten befinden.
    Eine der heute früh freigelassenen Geißeln erklärte vor dem Verlassen des Irans auf dem Flughafen von Teheran, die weiterhin festgehaltenen Geißeln befänden sich in großer Gefahr.
    Die amerikanischen Nachrichtenmedien könnten ihnen helfen, wenn sie nicht nur berichteten, dass die Geißelnehmer die Auslieferung des entmachteten Shah wollten, sondern auch warum.
    USA Präsident Carter hat Indien ersucht, sich für die Freilassung der amerikanischen Geißeln in Teheran einzusetzen.
    In einer Botschaft an den indischen Ministerpräsidenten Charan Singh brachte Carter seine Zuversicht zum Ausdruck, dass Indien bei dem Versuch, Druck auf den Iran auszuüben, eine nützliche Rolle spielen könnte.
    Österreich.
    Bundeskanzler Kreisky hat heute nach einer Sitzung des Ministerrates unter anderem auch zum neuen Mediengesetz Stellung genommen, in dem die Verantwortung von Journalisten und Herausgebern neu geregelt werden soll.
    Kreisky meinte, die ganze Medienlandschaft sei in Bewegung geraten.
    Zu verschiedentlich erhobenen Einwänden gegen den Gesetzentwurf meinte Kreisky, diese sollten geprüft werden.
    Es sei aber jedenfalls nicht so, sagte der Kanzler, dass er Justizminister Broda bremsen wolle.
    Zur Kritik an Außenminister Paar, wonach dieser während seiner jüngsten Reise in Prag einen Bürgerrechtskämpfer nicht empfangen habe, sagte Kreisky, der Minister sei zu diesem Zeitpunkt verhindert gewesen, habe sich jedoch von seinem Rang höchsten Beamten vertreten lassen.
    Zu seiner Einstellung zur Geiselaffäre von Teheran befragt, antwortete der Bundeskanzler, er sei bestrebt, jeden Eindruck zu vermeiden, dass sich Österreich in diese Angelegenheit einmische.
    Die von den Behörden erfassten Suchtgiftdelikte haben im Vorjahr gegenüber 1977 um mehr als 40 Prozent zugenommen.
    Dies geht aus dem heute der Öffentlichkeit vorgelegten Sicherheitsbericht des Innenministeriums hervor.
    Es wird darauf hingewiesen, dass der Handel mit Suchtgiften nur um 25, der Konsum hingegen um 75 Prozent gestiegen ist.
    Die Gesamtzahl der im Vorjahr angezeigten strafbaren Handlungen hat sich gegenüber 1977 um drei Prozent erhöht.
    In dem Sicherheitsbericht wird ferner betont, dass im vergangenen Jahr die Jugendkriminalität gesunken ist.
    So wurden nur gegen knapp 18.000 Personen im Alter von 14 bis 18 Jahren unter dem Verdacht eines Vergehens oder Verbrechens ermittelt.
    Das sind um fast acht Prozent weniger als 1977.
    In Wien-Floridsdorf ist heute Vormittag in Anwesenheit von Bundespräsident Kirchschläger und Bundeskanzler Kreisky das neue islamische Zentrum mit Österreichs erster Moschee eröffnet worden.
    Das nahe der UNO-City gelegene Zentrum, dessen Bau Saudi-Arabien finanziert hat, besteht unter anderem aus einer im türkisch-osmanischen Stil errichteten Kuppelmoschee, einer Koranschule, einer Bibliothek und einer kleinen Moschee für die täglichen Gebete.
    Der saudi-arabische Unterrichtsminister al-Khawaiter sagte in seiner Eröffnungsrede, Wien sei schon immer ein wichtiges internationales und kulturelles Zentrum gewesen.
    Die Moschee wird von einem Verwaltungsrat geleitet, der aus den Vorsitzenden aller in Wien akkreditierten Missionen der islamischen Länder besteht.
    Bundespräsident Kirchläger wies darauf hin, dass in Wien etwa 50.000 Mohammedaner leben.
    Libanon, Tunesien.
    In Tunis beginnt heute ein Gipfeltreffen der Arabischen Liga.
    Grundlage der Diskussionen ist ein Arbeitsdokument für die Lösung der fortwährenden Krise im Libanon.
    Der Sechs-Punkte-Plan sieht vor, dass die militärische Präsenz des palästinensischen Widerstandes auf die Gebiete, wo sie gestartet ist, beschränkt wird.
    Außerdem sollen den palästinensischen Freischärlern Militäroperationen gegen Israel vom Libanon aus verboten werden.
    Tunesien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate wollen heute mit Unterstützung Saudi-Arabiens der Gipfelkonferenz einen Nahostfriedensplan vorlegen, der eine Alternative zu den Vereinbarungen von Camp David sein soll.
    Dies berichtet eine jordanische Zeitung mit dem Hinweis, der Alternativplan sei für die Gesamtheit der arabischen Länder und für die internationale Gemeinschaft akzeptabel.
    Frankreich.
    In Paris ist die Jahrestagung des Komitees für Entwicklungshilfe der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, eröffnet worden.
    Die Mitgliedsländer wollen eine Übereinstimmung über Hilfsmaßnahmen in den nächsten zehn Jahren erzielen.
    Mehrere Delegationen befürworten, die Hilfe je nach den Bedürfnissen der einzelnen Länder stärker zu differenzieren.
    Außerdem soll das Schwergewicht auf die Schaffung von produktiven Arbeitsplätzen in den Entwicklungsländern gelegt werden.
    Türkei Unbekannte Attentäter haben heute in Istanbul einen Dekan der Universität erschossen und einen Professor verletzt.
    Die beiden Männer wurden beim Verlassen ihrer Wohnungen aus Maschinenpistolen unter Feuer genommen.
    Außerdem ist der Kommentator einer rechtsgerichteten Zeitung heute Nacht einem Anschlag zum Opfer gefallen.
    Er gehörte zur Führung der Partei der Nationalen Bewegung in Istanbul.
    Thailand.
    Die Behörden haben Maßnahmen zur Evakuierung der Zivilbevölkerung aus dem Grenzgebiet zu Kambodscha eingeleitet.
    Es wird ein Übergreifen der Kämpfe zwischen Vietnamesen und Roten Khmer befürchtet.
    Tausende Thailänder sollen ins Landesinnere gebracht werden.
    Für die übrige Bevölkerung begannen Luftschutzübungen.
    In den thailändischen Aufnahmelagern für die kambodschanischen Flüchtlinge begann unterdessen die Verteilung von empfängnisverhütenden Mitteln.
    Die offiziellen Stellen in Bangkok teilten mit, wegen des allgemein schlechten Gesundheitszustandes der Flüchtlinge hätten Neugeborene kaum Aussicht auf Überleben.
    USA.
    Der im Zusammenhang mit der Watergate-Affäre zum Rücktritt gezwungene Ex-Präsident Nixon wird in einem Zivilprozess keine Immunität erhalten.
    In dem Verfahren kommen ungesetzliche Handlungen der Behörden gegen die neue Linke während der Amtszeit Nixons zur Sprache.
    Die Kläger, acht Mitglieder der Neuen Linken, fördern Schadensersatz in der Höhe von 100 Millionen Dollar.
    Sie werfen Nixon, den ehemaligen Justizministern Mitchell und Bell sowie hohen FBI-Beamten illegale Überwachung, Einschüchterung und andere Arten der Einschränkung persönlicher Freiheit vor.
    Der amerikanische Forscher Gmuhala hat die Echtheit des in der Kathedrale von Turin ausgestellten Schweißtuchs Christi bestätigt.
    Gmuhala leitet ein Forschungsteam, dem von der katholischen Kirche im vergangenen Jahr die Erlaubnis zur genauen Untersuchung des Grabtuches mit Hilfe von Strahlen erteilt worden ist.
    Der Forscher ist der Meinung, dass die Leiche Christi vor fast 2000 Jahren tatsächlich in dieses Tuch gewickelt worden ist.
    Er erklärte heute, nach seinen Untersuchungen lasse das auf dem Tuch erkennbare Abbild einen gekreuzigten Mann mit zahlreichen Verletzungen am Kopf und einer tiefen Wunde an der Seite erkennen.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Österreich liegt nach wie vor im Einflussbereich des Mittelmeertiefs, dessen Randzone bis zur Ostsee reicht.
    Luftdruckanstieg in allen Höhen führt jedoch allmählich zu einem Nachlassen der Niederschlagstätigkeit.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    In Osttirol und Kärnten lokale Aufhellungen, sonst jedoch durchwegs noch stark bewölkt oder bedeckt und weitere Niederschläge, meist in Form von Schnee, in Tiefenlagen, Regen oder Schneeregen.
    Nachmittagstemperaturen 2 bis 7 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 3 bis plus 3 Grad.
    Wind aus West bis Nordwest.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Hauptsächlich im Süden Aufhellungen.
    Im größten Teil Österreichs aber weiterhin stark bewölkt oder bedeckt und besonders an der Alpen-Nordseite gebietsweise Niederschlag in Tiefenlagen als Regen oder Schneeregen.
    Mäßiger Wind aus West bis Nord.
    Tageshöchsttemperaturen 1 bis 7 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr, Wien bedeckt, leichter Regen, 3 Grad, Nordwestwind 25 km in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt, Regen 4°, Westwind 40 km.
    Linz bedeckt, Schneeregen 1°, West 10.
    Salzburg bedeckt, 1°, Windstill.
    Innsbruck stark bewölkt, 2°, Windstill.
    Bregenz bedeckt, leichter Regen, 3°, Süd 3 km.
    Graz bedeckt, 3°, Südwest 10.
    Und Klagenfurt bedeckt, 4°, Westwind 3 km in der Stunde.
    In 5 Minuten ist es Viertel 1.
    Bei einem Pressegespräch im Innenministerium stellt derzeit Minister Erwin Lanz den Sicherheitsbericht 1978 vor.
    Das ist eine statistische Aufstellung über Gesamt- und Detailzahlen alter im Vorjahr zur Anzeige gebrachten gerichtlich strafbaren Handlungen.
    Die Bedeutung einer solchen Statistik liegt darin, im Vergleich zu den Vorjahren Tendenzen der Kriminalität zu erkennen und daraus Maßnahmen zur Verbesserung der Verhütung und Aufklärung von Verbrechen zu entwickeln, Erich Aichinger berichtet.
    3,2 Prozent mehr Verbrechen und Vergehen als 1977 wurden im vergangenen Jahr registriert.
    In absoluten Zahlen waren das 1978 313.233 Verbrechen und Vergehen und im Jahr vorher etwa 10.000 weniger.
    Etwa ein Fünftel der Delikte, 61.800, sind Verbrechen.
    Abgenommen um 13 Prozent hat die Zahl der Verbrechen gegen die Sittlichkeit von ca.
    1.500 auf 1.300.
    Die Mordstatistik zeigt eine Abnahme um fast 9 Prozent, die der Mordversuche ein Minus von 15 Prozent.
    Zugenommen um 2,2 Prozent haben die Verbrechen gegen fremdes Vermögen.
    Soweit einige Tendenzen, wobei man allerdings anmerken muss, dass bei kleineren Zahlen die Zufallsschwankungen erheblich sein können.
    Ein Beispiel.
    Körperverletzung mit tödlichem Ausgang weist von 1977 auf 1978 einen Anstieg um 31 Prozent auf.
    In absoluten Zahlen sind das genau fünf Fälle mehr als im Jahr vorher, nämlich 21 statt 16.
    Ein anderes Beispiel.
    Tötung eines Kindes bei der Geburt 1977, sechs Fälle im Vorjahr 2013.
    Interessant ein Anstieg der Zahl der Brandstiftungen von 323 auf 396.
    Zurückgegangen ist auch die Kriminalitätsbelastungsziffer bei den Jugendlichen um 7,7 Prozent.
    Allgemein verständlich, je 100.000 Einwohner gibt es 3.513 Tatverdächtige im Alter zwischen 14 und 18 Jahren.
    Typisch für die Jugendlichen sind Vermögensdelikte.
    Fast jeder zweite Automateneinbruch wird von einem Jugendlichen begangen.
    Fast um ein Viertel zugenommen hat die Zahl der Suchtgiftfälle, wobei allerdings ein Großteil der Zunahme auf den Konsum und nur der kleinere Teil auf den Handel mit Rauschgift zurückzuführen ist.
    Reaktion von Minister Ranz, zu den derzeit 110 Kriminalbeamten kommen heuer zusätzlich 18 ausschließlich zur Suchtgiftbekämpfung.
    Tenor des Sicherheitsberichtes 1978 für den Innenminister, das Erfreulichste ist der Rückgang der Schwerkriminalität, weniger erfreulich der Einstieg der Verbrechen um 0,4 Prozent.
    Minister Lanz in einem Kurzinterview auf die Tatsache angesprochen, dass nur jeder zweite Fall aufgeklärt wird, nämlich präzis die Aufklärungsquote 55,9 Prozent beträgt.
    Diese Aufklärungsrate ist international gesehen noch immer sehr hoch.
    Man kann
    eine vereinfachte Formel aufstellen.
    Je dichter die Besiedlung, umso niedriger die Aufklärungsrate.
    Da größere Anonymität in der dichten Siedlung.
    Obwohl die Menschen näher beisammen sind, sind sie offenbar doch weiter voneinander entfernt.
    Und das macht es schwieriger, Aufklärung erfolgreich zu betreiben.
    Gibt es irgendwelche direkten Konsequenzen aus dem Sicherheitsbericht?
    Ich glaube, wir haben im Großen und Ganzen, da sich ja keine wesentlichen tendenziellen Abweichungen von den bisherigen Jahresberichten der letzten Jahre ergeben, sowohl unser Bekämpfungs- als auch unser Präventionsprogramm höchstens um Nuancen zu verändern, aber nicht im Prinzip.
    Mit welcher Berechtigung können Sie eigentlich sagen, dass die Zahl der Banküberfälle durch Präventivmaßnahmen zurückgegangen ist?
    Erstens einmal durch die faktischen Zahlen.
    Das muss irgendeinen Grund gehabt haben.
    Das heißt nicht, dass...
    ausgesprochene Gewohnheitskriminelle von Banküberfällen abzuhalten sind.
    Aber das, was man als Beispielskriminalität bezeichnet, holen wir uns auch ein Geld, weil es so leicht geht, das ist zweifellos durch die im Jahre 1978 verstärkt einsetzende Aufklärung von Banküberfällen, die Berichterstattung darüber, gebremst worden.
    Und diese höhere Aufklärungsrate wieder ist nicht von selbst gekommen, sondern wir haben ja mit erheblichem Personaleinsatz und verschiedenen Schwerpunkten dieses Personaleinsatzes eben vor allem in den Ballungszentren überdurchschnittlich hohe Aufklärungsraten erzielt.
    Resümee Minister Lanz, insgesamt keine dramatische Entwicklung.
    Und damit beende ich meinen Bericht und gebe zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Das also waren Einzelheiten aus dem Sicherheitsbericht 1978.
    Knapp vier Wochen nach der Budgetrede des Finanzministers haben heute im zuständigen Parlamentsausschuss die Beratungen über das nächste Budget begonnen.
    Hier noch einmal die Zahlen.
    Bei Gesamtausgaben von 302 Milliarden Schilling sieht das Budget 1980 ein Defizit von 49 Milliarden vor.
    An diesem Budgetentwurf werden nun die insgesamt 22 Abgeordneten des Budgetausschusses in den kommenden zwei Wochen gleichsam letzte Hand anlegen.
    Hören Sie dazu folgenden Vorausbericht von Hans Langsteiner.
    Politisch sind die Fronten klar.
    Für die Regierungspartei ist dieses 10.
    Budget eines sozialistischen Kabinetts ein Sparbudget, das der Stabilität und der Vollbeschäftigung absolute Priorität einräumt.
    Die beiden Oppositionsparteien werden den Entwurf vom heute behandelten Kapitel Oberste Organe abgesehen, wegen der ihrer Ansicht nach mangelnden Spargesinnung der Regierung ablehnen.
    Diese grundsätzliche Frontstellung wird auch die heute beginnenden Ausschussberatungen beherrschen und einschneidende Abänderungen am Budgetentwurf voraussichtlich verhindern.
    SPÖ-Klubchef Fischer wäre zwar unter Umständen bereit, die Spargesinnung der Regierung durch flexible Verhandlungen unter Beweis zu stellen, ist aber, was diesbezügliche Vorschläge der Opposition anlangt, eher skeptisch.
    Was Verhandlungsbereitschaft betrifft, so muss man zuerst einmal sehen, ob und welche Anträge überhaupt gestellt werden.
    Ich darf aber hinweisen auf die, wie mir scheint, recht bemerkenswerte
    Äußerung von Präsident Koren vor wenigen Tagen, dass eigentlich wenig echte Alternativmöglichkeiten zu dem wirtschaftspolitischen Kurs der Regierung sieht und ich erwarte eigentlich nicht so sehr Einsparungsanträge der Opposition, sondern bisher war es zumindest immer so, Forderungen nach Mehrausgaben und da muss man sich natürlich sehr zurückhalten.
    Für die Große Oppositionspartei ist das Budget die erste Bewährungsprobe für die auf der letzten Klubklausur in Villach erarbeitete neue Angriffsstrategie, sprich weniger Globalkritik und mehr Konzentration auf einige wenige Schwerpunktthemen.
    Natürlich werden Schwerpunkte gesetzt werden, so wie wir das auch im vergangenen Jahr gemacht haben.
    Ein Schwerpunkt liegt sicherlich in der Frage der öffentlichen Verschwendung.
    Es ist eine der natürlichen Aufgaben der Opposition und der Demokratie, einfach darauf zu sehen, was geschieht mit dem Schilling des Steuerzahlers.
    Ein zweiter Schwerpunkt liegt darin, dass man, sei es im Rahmen des Budgets, sei es an den Tagen, wo andere Vorlagen vorhanden sind, auch Eintritt für die besonders sozial Schwachen in unserem Land, dass man nicht mit der Gießkanne herumgeht und jeden 30 Schilling oder 300 Schilling mehr verspricht, ganz gleich über 3.000, 13.000 oder 23.000 Schilling verdient, sondern dass man sich tatsächlich fragt,
    Wo sind die sozial Schwachen?
    Wie geht es wirklich den kleinen Bergbauern?
    Wie schaut es mit den Mindestpensionisten aus?
    Wie sieht es aus mit den großen kinderreichen Familien?
    Auch dort wird zweifellos ein Schwerpunkt liegen.
    In der kleinen Oppositionspartei hat Klubchef Friedrich Peterheuer erstmals den neuen attackieren statt arrangieren Kurs seines fernen Parteichefs Götz zu vollziehen.
    Eine FPÖ-Zustimmung zu einzelnen Teilen des Budgets, wie vor Jahren noch durchaus denkbar, kommt heuer nicht in Frage und auch sonst lässt Peter keinen Zweifel an der harten Gangart seiner Fraktion.
    Die Linie der freiheitlichen Nationalratsfraktion wird sich bei den Budgetberatungen klar und präzise nach dem Programm der freiheitlichen Partei halten und daher in harter Kontraststellung zur sozialistischen Mehrheitspolitik und zum Bundesfinanzgesetzentwurf 1980 vollzogen werden.
    Interpretiere ich Sie richtig, wenn ich da ein bisschen eine Kursverschärfung auch bei den Budgetberatungen heraushöre?
    Die Kursverschärfung ergibt sich unter anderem auch aus der Tatsache, dass wir mit einer völlig neuen Fraktion ins Rennen gehen.
    Wir sind die jüngste und damit die dynamischste Fraktion.
    Das wird auch in der Kontrastellung der Freiheitlichen gegenüber der Mehrheit einen entsprechenden Niederschlag finden.
    Die Budgetberatungen im Ausschuss gehen am übernächsten Freitag zu Ende.
    Die insgesamt sechstägige Budgetdebatte im Nationalratsplenum beginnt dann am 5.
    Dezember.
    Finanzminister Andros hat heute Vormittag in der Wiener Börse die sechste Bundesanleihe im heurigen Jahr vorgestellt.
    Die Bedingungen sind wie gewohnt.
    8% Verzinsung, Ausgabepreis 100%.
    Ursprünglich war ein Volumen von 2 Milliarden Schilling vorgesehen, weil aber der Kapitalmarkt des Bundes nicht so groß ist wie erwartet, werden nur 1,2 Milliarden Schilling verkauft.
    Bei der Ansprache des Finanzministers stand aber wie üblich nicht die Anleihe im Vordergrund, sondern die Energie- und Wirtschaftspolitik und Situation.
    Helmut Glitzander berichtet.
    Zur Wirtschaftslage meinte der Finanzminister, dass zwar die Wissenschaftler in ihren Prognosen eher zurückhaltend und pessimistisch seien, dagegen die Unternehmer bei den regelmäßigen Befragungen sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in Österreich immer mehr Optimismus erkennen ließen.
    Für Österreich liege das Schwergewicht jedenfalls auf der Erhaltung der Stabilität, denn mit der steigenden Tendenz der Inflationsrate, zuletzt 4,1%, sei erkennbar, dass alle Maßnahmen zur Bekämpfung einer stärkeren Inflation ergriffen werden müssten.
    Zur Energie meinte Andros, Österreich müsse sich auf einen geordneten Rückzug aus dem Erdöl vorbereiten.
    Wie sehr die Österreicher von der Rohölpreisentwicklung getroffen werden, verdeutlichen folgende Zahlen.
    1970 beliefen sich die Benzinkosten für den Durchschnittsautomobilisten auf 5.800 Schilling.
    Im vergangenen Jahr musste an den Tankstellen 10.000 Schilling bezahlt werden.
    Ähnlich auch die Entwicklung der Energiekosten im Haushalt.
    1970 5.300 im österreichischen Durchschnitt, 1978 bereits 14.000 Schilling.
    Finanzminister Andros stellt eine Einsparung von 20 bis 30 Prozent dieser Kosten ohne Komfortverlust für möglich, das hieße 3.000 bis 5.000 Schilling geringere Ausgaben je Haushalt.
    Andros bezifferte den Steuerausfall durch die Begünstigung von energiesparenden Maßnahmen für das kommende Jahr mit rund 500 Millionen Schilling.
    Für 1981 schätzt das Finanzministerium 700 Millionen Schilling, die von den Lohnsteuerpflichtigen weniger bezahlt werden müssen, weil die Ausgaben für zusätzliche Wärmedämmung von der Steuer abgesetzt werden können.
    Soweit zur Wirtschaft und Energie.
    Wie sieht nun die Situation am Anleihenmarkt aus?
    Im heurigen Frühjahr hat sich nach dem Verbot der von den Banken und Sparkassen gezahlten grauen Zinsen eine Umschichtung zum Wertpapier und hier wieder zu den Anleihen ergeben.
    Die Spareinlagen werden heuer nur halb so stark wachsen wie im Vorjahr, dagegen hat sich der Absatz an Wertpapieren nahezu verdoppelt.
    Finanzminister Androsz sieht in dieser Entwicklung einerseits ein steigendes Zinsenbewusstsein der Sparer, andererseits dürften sich die Sparer weiterentwickelt haben.
    Waren früher die Österreicher traditionell nur auf das Sparbuch fixiert, so werden jetzt die höheren Sparformen immer mehr genutzt.
    Das war ein Bericht von Helmut Klezander.
    Seit heute Vormittag 10 Uhr ist die erste Phase der bisher größten Bundeswehrmanöver in der Geschichte der Zweiten Republik abgeschlossen.
    Die Angreifer konnten zwar vereinzelte Durchbrüche erzielen, scheiterten aber im Großen und Ganzen an denen den Schlüsselzonen eingegrabenen Verteidiger.
    Nicht zuletzt waren aber auch die schlechten Wetterbedingungen ein entsprechendes Handicap für die Angreifer.
    Nun werden die einzelnen Truppenteile ausgetauscht.
    Morgen früh beginnt erneut Angriffs- und Abwehrkampf.
    Schon heute allerdings zogen der Übungsleiter Generalmajor Helmut Berger und Armeekommandant General Spanocchi eine erste Zwischenbilanz im Informations- und Pressezentrum in Scheibs.
    Leopold Estere meldet sich von dort.
    Die Raumverteidigungsübung 79, so der offizielle Titel für diese bisher größten Bundeswehrmanöver seit 1955, als der Gradmesser bisheriger Anstrengungen und vorgelegter Konzeptionen.
    So will Armeekommandant Panzergeneral Emil Spanocki den unter Anführungszeichen Krieg verstanden wissen, der seit Montag zwei Uhr früh im Raum am Städten St.
    Pölten-Scheibs bei ungünstigsten Wetterbedingungen tobt.
    Wenn der Krieg bei Regen im Saale stattfände, hätte auch die Probe aufs Exempel keinen Sinn, scherzt man hier.
    Dass man noch zu Scherzen aufgelegt ist, hat zwei Gründe.
    Erst einmal haben die Verteidiger vorerst das Heft fest in der Hand.
    Zweitens hat es bisher auch keinerlei nennenswerte Unfälle gegeben.
    Der Übungsleiter, Chorkommandant Helmut Berger, fasst zusammen.
    Überragende Moral und Haltung der Truppe bei schwierigsten Witterungsverhältnissen.
    Keine einzige unerlaubte Entfernung, bis zum heutigen Tag.
    Die BD, die Bereitschaftstruppe, die angreifenden Orangekräfte werden einer außerordentlichen Zerreißprobe unterzogen.
    Sie sind jetzt zwei Tage im Einsatz gewesen, müssen umgliedern heute, müssen sich nachts bereitstellen und müssen morgen wieder angreifen.
    Es ist also auch eine hervorragende Übung für die 1.
    Panzergrenadierdivision.
    Die Meldungen über Kranke von 10 und 20 und weiß Gott wie viel Prozent
    stimmen nicht.
    Das muss sich um einen Irrtum handeln.
    Ich habe die neueste Meldung von 9.15 Uhr.
    Wir haben genau 212 Kranke im gesamten Übungsbereich.
    Das ist weit unter ein Prozent der eingesetzten Kräfte und ist viel, viel weniger als wir normalerweise in den Kasernen
    Und Generalmajor Berger zum strategischen Ergebnis bei einem möglichen Verteidigungsfall?
    Welchen Verzögerungseffekt diese Raumverteidigung hier in diesem Gelände zu erzielen vermag, an der engsten Stelle zwischen Donau und den Voralpen?
    Das kann man heute noch nicht genau beurteilen, aber man sieht, dass er ganz beträchtlich sein wird.
    Diese auf den unmittelbaren Einzelfall zutreffende Erfolgsmeldung stimmt auch den Armeekommandanten generell optimistisch, was die Gesamtkonzeption der Raumverteidigung anlangt.
    Obwohl eine endgültige Beurteilung des Manövers noch Monate danach nicht abgeschlossen sein wird, glaubt sich Spanocchi und seine Mannen auf dem richtigen Weg.
    Vorwürfen, mit nur 150.000 Mann diese Konzeption der Verteidigung nicht durchführen zu können, begegnet der Armeekommandant mit dem Hinweis auf zahlenmäßige Verstärkungen auf 186.000 Mann bis Mitte der 80er Jahre.
    Spanocchi?
    Wir können nicht das ganze Vaterland verteidigen.
    Das ist einfach ausgeschlossen, weil ein Land mit 84.000 Quadratkilometern und etwas über 7 Millionen Menschen das nun einfach nicht zustande bringt.
    Aber dass wir keinen Quadratmeter dieses Landes aufgeben wollen und auch nicht einfach, ohne gezwungen zu werden, aus unserer Kontrolle lassen wollen, das ist das Prinzip der Raumverteidigung.
    Also Bewegung und Statik in ein System gebracht und das, was wir jetzt machen, ist das System von Bewegung und Statik in zwei Zonen nebeneinander auszuprobieren.
    Und dazu glauben wir wirklich verpflichtet zu sein.
    Es muss einmal, wenigstens soweit das in Frieden geht, ausprobiert werden, ob die theoretisch recht eindrückliche und recht ins Ohr gehende Doktrin überhaupt anwendbar ist.
    Ein Manko, das Armeekommandant General Spanocchi heute zugibt, ist das Manko der Luft-Raum-Verteidigung, immerhin auch ein sehr wesentliches Element der Raumverteidigung.
    Hier Spanocchi auf kritische Journalistenfragen.
    Es ist uns, wie wir meinen,
    gelungen, aus den vorhandenen konventionellen Panzerabwehrmitteln den ersten Albtraum, den unsere Armee seit Jahren mit sich schleppt, die Panzerabwehr mit einem System zu beantworten.
    Das System besteht aus festen Anlagen mit starken Kanonen, konventionellen Panzerabwehrwaffen bis zu rückstoßfreien Panzerabwehrwaffen, die sehr gute Ausrüstung, sehr dichte Ausrüstung des kleinen Mannes mit Panzerabwehrrohren
    also die Paar 66 und 72, sehr großmaßig, zusammen mit Sperren und Minen ist ein System, von dem wir glauben, dass es wirklich jeden Angreifer sehr viel Panzer kosten wird.
    Dasselbe ist uns bei weitem in der Fliegerabwehrfrage nicht gelungen.
    Wir kennen ganz genau diese Schwäche, die hier noch vorhanden ist und müssen Wege suchen, sie zu überwinden.
    Hier müssten die Politiker mehr tun.
    Ein permanentes Fordern zwischen dem Finanzminister und den Offizieren finde statt.
    Soweit wesentliche Punkte der heutigen Pressekonferenz von Übungsleiter Generalmajor Berger und Armeekommandant Emil Spanocki und damit gebe ich zurück ins Studio des Mittagschanals.
    Und wir, meine Damen und Herren, nähern uns langsam der Halbzeit des Mittagsschonals.
    An dieser Stelle vielleicht einige Schlagzeilen zum restlichen Programm.
    Eröffnung des Islamischen Zentrums in Wien, österreichische Krebswoche für Laien und Israels Regierung will hohe Inflationsrate bekämpfen.
    Nun aber zur Teheraner Geiselaffäre.
    Heute früh war es endgültig soweit, denn heute früh wurde die zweite Gruppe von Geiseln in Teheran freigelassen.
    Damit haben die Besetzer der amerikanischen Botschaft insgesamt 13 Geiseln wieder aus ihrer Gewalt entlassen.
    Es sind dies, wie angekündigt, Frauen und farbige Amerikaner.
    Die anderen werden weiter festgehalten unter Androhung, dass man ihnen wegen Spionage den Prozess machen werde, wenn Washington nicht Shah Pahlavi ausliefert.
    Ulrich Enke aus Teheran.
    Heute Morgen um 7 Uhr wurden die 10 entlassenen Geiseln von der amerikanischen Botschaft in Teheran zum Flughafen gebracht.
    Zweieinhalb Stunden später
    flogen sie mit einer normalen Linienmaschine der persischen Luftfahrtgesellschaft Iranair aus.
    Schwierigkeiten gab es während der Überführung zum Flughafen nicht.
    Gestern Abend waren die Geiseln in der amerikanischen Botschaft der internationalen Presse vorgestellt worden.
    Ihre Aussagen deckten sich weitgehend mit dem, was die drei einen Tag früher entlassenen Geiseln erklärt hatten.
    Die Behandlung sei gut gewesen, ihr Gesundheitszustand sei zufriedenstellend.
    Allerdings gaben die zehn Geiseln gestern Abend an, sie seien mehrere Tage lang an Händen und Füßen gefesselt gewesen.
    Die ersten drei freigelassenen Geiseln hatten nur davon gesprochen, während der ersten 16 Stunden nach der Besetzung der US-Botschaft gefesselt worden zu sein.
    Erstmals versuchten die Geiselnehmer gestern, mithilfe der Aussagen ihrer Gefangenen den Spionagevorwurf gegenüber der amerikanischen Botschaft zu untermauern.
    Der letzte vom Schah ernannte Ministerpräsident Shapur-Bakhtiar, so erklärte eine heute entlassene Sekretärin aus dem Sicherheitsbüro der Botschaft, habe ständigen Kontakt mit der US-Botschaft gehabt und mit Offiziellen auch über seine Rückkehr in den Iran beraten.
    Zudem treffe es zu, dass die amerikanische Botschaft in Teheran mit daran beteiligt gewesen sei, falsche Dollars und D-Mark im Millionenwert in Umlauf zu bringen, um das iranische Geldsystem empfindlich zu stören.
    Beide Aussagen muss man mit Vorsicht betrachten.
    Es dürfte interessant werden, was die Sekretärin fernab von den Geiselnehmern im Ausland zu diesen Fragen zu sagen haben wird.
    Eine Freilassung weiterer Geiseln deutet sich im Moment nicht an.
    Die Revolutionsführung hat heute noch einmal betont, dass jetzt nur noch die Auslieferung des Schahs eine Lösung der Geiselaffäre bringen könne.
    Die ersten Geiseln sind inzwischen in den Vereinigten Staaten eingetroffen.
    Was sie dort erklärten und wie die amerikanische Bevölkerung auf die persische Herausforderung reagiert, berichtet nun Barbara Jentsch aus Washington.
    Auf großes Erstaunen stießen Aussagen der ersten Freigelassenen, die sich alle, wie die 22-jährige Botschaftssekretärin Kathy Gross, für die Auslieferung des Schafs ausgesprochen haben.
    Sie sagt, sie wisse zwar nicht, ob er schuldig oder unschuldig sei, aber ihm sollte doch der Prozess gemacht werden.
    Soll der Schar ausgeliefert werden?
    Die Regierung bleibt natürlich bei ihrem Nein, aber in den Leserbriefen der großen Zeitungen sind die Ansichten doch etwas geteilt.
    Aus der Presse erfährt man die üblichen Randerscheinungen.
    In Detroit sind die grün-weißen iranischen Flacken ausverkauft.
    Die großen im Format einmal anderthalb Meter für 23,50 Dollar aus reiner Baumwolle.
    Die Amerikaner kaufen sie zum Verbrennen.
    In Kalifornien haben viele iranische Studenten jetzt angefangen, sich die Haare zu färben.
    So fühlen sie sich sicherer.
    Konfusionen und Verrücktheiten beherrschen auch die Szene beim US-Immigration-Service der nationalen Einwanderungsbehörde.
    Seitdem Justizminister Ziviletti die Ausweisung aller sich illegal in den Staaten aufhaltenden iranischen Studenten geordert hat, ist dort der Teufel los.
    Jetzt hat diese Behörde gemeldet, dass nicht wie ursprünglich angenommen 50.000, sondern wahrscheinlich 100.000 iranische Studenten in den USA leben.
    Da es in den Vereinigten Staaten keine Meldepflicht gibt,
    haben die auf die Studenten angesetzten Fahnder eine Lebensaufgabe gefunden.
    Inzwischen ist man sich auch in der Regierung aber gar nicht mehr so sicher, ob die geplanten Deportationen auch legal sind.
    Die Bürgerrechtsorganisation ACLU hat schon einen Prozess angestrengt, der die Ausweisungen stoppen soll, weil das, wie es heißt, eine rassistische Aktion sei.
    In Wien wird heute das Islamische Zentrum in der Nähe der UNO-City eröffnet.
    Es besteht aus einer Moschee und Nebengebäuden, in denen unter anderem eine Bibliothek, ein Versammlungssaal, die Wohnung des Imams und andere Einrichtungen wie etwa für rituelle Waschungen untergebracht sind.
    Die Baukosten in Höhe von 65 Millionen Schilling wurden vom Königreich Saudi Arabien getragen.
    Andere islamische Staaten haben Beiträge zur Ausstattung geleistet.
    Die beiden Gebetsnischen in der Moschee sind Geschenk der österreichischen Bundesregierung.
    In Österreich leben schätzungsweise 50.000 Moslems, etwa die Hälfte von ihnen in Wien.
    Den stärksten Anteil haben türkische und jugoslawische Staatsangehörige.
    Das islamische Zentrum wird in einer Feier, die um 11 Uhr begonnen hat, in Anwesenheit in- und ausländischer Prominenz eröffnet.
    Wir schalten nun zu Roland Machatschke ins islamische Zentrum.
    Diejenigen, die sagen, unser Herr ist Allah, und dann stehen, werden von den Engeln heruntergelassen.
    Im Namen des Allbarmherzigen Gottes, zu denen, welche sagen, Allah ist unser Herr, und sich sonst fromm verhalten,
    steigen die Engel herab und sagen, fürchtet euch nicht und seid nicht traurig, sondern freut euch des Paradieses, das euch verheißen ist.
    Wir sind eure Freunde in diesem und dem zukünftigen Leben, in welchem ihr alles, was ihr nur wünscht und fördert, erhalten
    werdet, als Gastgeschenk von Allgütigen und Allbarmherzigen.
    Wer führt wohl eine schönere Sprache als der, welcher die Menschen zu Allah einlädt und Rechtschaffen handelt, er sagt, ich bin Muslim.
    Mit diesen Worten aus dem heiligen Buch des Islams, vorgetragen von einem Khawari, einem Rezitator aus Saudi-Arabien und übersetzt vom pakistanischen Geschäftsträger in Wien, begann vor einigen hundert Festgästen die Eröffnungsfeier für das islamische Zentrum.
    Seit mehr als einem Jahr bereits gehört die schlanke Silhouette des Minarets unweit dem Donauturm und dem Großbau der UNO-City zum Stadtbild des nördlichen Wiens.
    67 Jahre nach der gesetzlichen Anerkennung der islamischen Religion erhielten die Moslems Österreichs endlich eine dauerhafte Kult- und Kulturstätte.
    Der Bau vom österreichischen Architekten Lugner durchgeführt, bringt einen Hauch von Orient zum Hubertusdam, aber inmitten einer durchaus wienerischen Umwelt.
    Wenn man im Gebetsraum der Moschee steht, einem weiten, überkuppelten Raum in den Farben Grün und Hellblau gehalten, schaut man auf der einen Seite aus den Fenstern auf die Donau hinaus und auf der anderen auf Schrebergärten.
    Der Betraum enthält übrigens auch eine Frauengalerie und entgegen Berichten der letzten Tage waren auch einige Frauen bei der Eröffnungsfeier anwesend.
    Der Botschafter Saudi-Arabiens in Österreich erinnerte an die lange Zeit, die von der Grundsteinlegung im Jahre 1968 bis zum heutigen Tag verstrichen ist, hauptsächlich Geldmangel als Ursache, bis dann Saudi-Arabien als Financier auftrat.
    Als persönlicher Vertreter von König Khalid sprach dann Unterrichtsminister Dr. Abdulaziz Al-Khuwaiter.
    Er sang das Lob Wiens als Stadt mit internationaler Bedeutung, weshalb wir besonders froh seien, dass dieses islamische Zentrum gerade in Wien gebaut wurde und er knüpfte einige Hoffnungen daran.
    Dieses Zentrum ist eine der Manifestationen unseres Glaubens an Gott und seine Propheten und seine Erkenntnisse.
    Es ist eines der vielen Häuser Gottes.
    Die Hoffnung sprach der saudi-arabische Unterrichtsminister aus, dass dieses Zentrum des islamischen Glaubens, der islamischen Religionsausübung beitragen möge, das Gebot Mohammeds zu befolgen, in Frieden mit den Mitmenschen zu leben.
    Bürgermeister Graz skizzierte kurz die islamische Gemeinschaft in Wien in der Geschichte von der ersten Ansiedlung türkischer Handelsleute um 1730 bis heute.
    Und auch Bundeskanzler Kreisky erinnerte an die Vergangenheit, an die Tausenden von Studenten aus islamischen Ländern, die an österreichischen Hochschulen gearbeitet haben, an die Ansiedlung von Organisationen wie der OPEC in Wien und an den Gastarbeiterzustrom aus Jugoslawien und der Türkei, bevor er dann das Versprechen abgab.
    Ich möchte heute hier namens
    der österreichischen Bundesregierung sagen, dass wir sehr froh und sehr glücklich sind, dass es zu dieser Gründung und zur Verwirklichung dieser Idee gekommen ist, dass sie für uns ein Unterpfand der guten Beziehungen zwischen Österreich und
    der Welt des Islams sein soll und dass wir versprechen wollen, dass wir diesem Zentrum und dieser Moschee jenen Schutz angedeihen lassen wollen, die sie verdienen, dass wir sie als Zeichen und als Symbol
    der Versöhnung zwischen den Völkern betrachten.
    Bundespräsident Kirchschläger schließlich, der als letzter Redner sprach, stellte das neue Islamische Zentrum in Wien in einen größeren Zusammenhang.
    Durch dieses Islamische Zentrum wird zusätzlich, und mir scheint es von großer Bedeutung,
    auch die Möglichkeit eines besseren gegenseitigen Kennenlernens von Islam und Christentum angeboten.
    In einem Dokument des letzten Vatikanischen Konzils stehen die Worte, ich zitiere, mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslims, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen,
    und in sich seienden, beim Herzigen und Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat.
    Diese Hochachtung und diese Anerkennung des Islam war für viele von uns Katholiken, ich will es gerne gestehen,
    eine bis dahin ungewohnte Sprache.
    Denn gar viele von uns kannten den Islam nicht in seinem Glaubensinhalt und auch nicht in seiner geistigen Kraft und nicht in seiner großen Spiritualität, sondern nur in Äußerlichkeiten, verbunden mit politischen und geschichtlichen Assoziationen.
    Diese politischen und geschichtlichen Assoziationen gründen sich in Österreich auf das Schulwissen über die sogenannten Kreuzzüge und über die Türkenbelagerungen von Wien und Reichen bis zu den uns zutiefst berührenden Tagesnachrichten gerade der letzten Wochen.
    Diese politischen Assoziationen verdecken den Blick auf den religiösen Kern und auf das Wesensgemäße des Islam in einem so starken Maße, dass hier Korrektur und Abhilfe Not tut.
    Anschließend wurde die Moschee in einer kleinen feierlichen Stunde mit Durchschneiden eines Bandes sozusagen eröffnet.
    Der heutige Tag hat übrigens besondere Bedeutung.
    Es ist der erste Muharram des Jahres 1400 nach der Hejra, der Neujahrstag im letzten Jahr eines Jahrhunderts nach dem islamischen Kalender.
    Und damit aus dem islamischen Zentrum in Wien zurück ins Studio.
    Ja, meine Damen und Herren, mehr zum islamischen Zentrum bringen wir heute im Abendjournal in einem Journal extra mit dem Titel Die Renaissance des Islams.
    Nun nach Israel.
    Der Kampf gegen die rasche Geldentwertung ist nach dem Kampf gegen die palästinensischen Terroristen einer der wichtigsten, den die Regierung Begins seit vielen Monaten zu führen hat.
    Diese Ansicht wird immer häufiger von israelischen Zeitungskommentatoren vertreten und die Statistik gibt den Kritikern der Finanzpolitik der Regierung Begin auch recht.
    Im Jahr 1978 sind in Israel die Preise so stark gestiegen wie seit 1952 nicht mehr.
    Seit der Gründung Israels vor rund 30 Jahren haben sich die Preise um mehr als 5.200 Prozent erhöht.
    Heuer liegt die Inflationsrate bei rund 100 Prozent bereits.
    Der neue Finanzminister Hurman hat nun heute ein drastisches Anti-Inflationsprogramm vorgelegt.
    Moshe Meisels berichtet dazu aus Jerusalem.
    Der neue israelische Finanzminister Yigal Hurwitz hat heute mit einem Schlag scharf durchgegriffen.
    um die über 100% hohe Inflationsrate zu bremsen und die chaotische israelische Wirtschaft auf längere Sicht zu gesunden.
    Der israelische Bürger wurde heute mit drastischen Maßnahmen konfrontiert, die seinen Lebensstandard erheblich einschränken werden.
    Mit noch nie dagewesenen Preiserhöhungen, wirtschaftlicher Rezession, Knappheit an Geldmitteln, Einfrierung der Löhne bis April 1981, Verkleinerung des Imports und der Dienstzweige,
    einer gewissen Arbeitslosigkeit und Ankurbelung der Industrie für den Export, sollen die Erhöhung der Inflationsrate aufgehalten und die Grundlage für eine Besserung der wirtschaftlichen Situation gelegt werden.
    Die Regierung hat ihre Subventionen für Grundnahrungsmittel fast zur Gänze aufgehoben.
    Ab heute ist der Preis für Milch- und Molkereiprodukte um 100%, für Brot um 43%, für Speiseöl um 100%,
    und für Margarine um 41% gestiegen.
    Außerdem wurden die Preise für Strom um 37%, für Wasser um 22%, für den öffentlichen Verkehr um 50% und für Telefongespräche und Kommunikationsmittel um 40% erhöht.
    Die Regierung hat auch eine Lohneinfrierung für Staats- und öffentliche Angestellte bis April 1981, Einstellung der öffentlichen Bauten wie Schulen und Spitäler, Einschränkung der Kredite,
    und ein Importdepot von 10% auf alle zollpflichtigen Einfuhrgüter beschlossen.
    Diese Maßnahmen werden zu einschneidenden Kürzungen im Regierungshaushalt und im Beamtenapparat der öffentlichen Dienste führen.
    Auf den Märkten kam es heute zu Sturmszenen, da sich die Bevölkerung nicht mit den über Nacht gekommenen Preiserhöhungen abfinden will.
    Die Gewerkschaften und Opposition der Arbeiterparteien laufen gegen die neue Wirtschaftspolitik der Regierung Sturm.
    Die Zahlung einer Teuerungszulage an den Lohnangestellten im Jänner 1980 und die Entschädigung an minderbemittelte Kreise und kinderreiche Familien würden das schwere Los dieser Bevölkerungsteile kaum erleichtern.
    Beunruhigung herrscht auch in Kreisen der Industriellen, die die Befürchtung Ausdruck gaben, dass sie ein Drittel ihrer Belegschaften entlassen müssten, was zu einer Arbeitslosigkeit von 100.000 Industriearbeitern führen könnte.
    Während die Regierung hofft, mit ihrem schlagartig durchgeführten Wirtschaftsplan viel Kaufkraft abzuschöpfen, was auf längere Sicht zu einer Preis- und Inflationsbremsung führen soll, war die israelische Bevölkerung heute erbittert und voller Kritik und Besorgnis.
    Wir verstehen, dass etwas gemacht werden muss, um die israelische Wirtschaft zu sanieren.
    Aber warum fällt die Hauptlast immer wieder auf den Lohnangestellten, hörte man halbseits.
    Man verlangt von uns, den Gürtel enger zu schnallen.
    Man muss jedoch fragen, wie lange es noch überhaupt einen solchen Virus geben wird.
    Inflationsbekämpfung in Israel.
    In Wien findet seit gestern eine sogenannte Krebsinformationswoche für Laien statt.
    Das Besondere an dieser Veranstaltung, erstmals findet in der Öffentlichkeit eine breite Diskussion zwischen Laien und Betroffenen auf der einen Seite und Medizinern und Wissenschaftlern auf der anderen Seite statt.
    Jeder Tag bis Freitag ist einem anderen Schwerpunktthema gewidmet.
    Heute Nachmittag geht es um Krebserkrankungen bei Frauen.
    Besonders interessant für Brustkrebsoperierte ist eine Informationsausstellung, die von der Frauen-Selbsthilfe-Gruppe Wiener Urania organisiert worden ist.
    Erstmals wird da ein Überblick über alle medizinischen Behelfe geboten.
    Die Selbsthilfegruppe Urania, die sich in den nächsten Wochen als Dachverband für ganz Österreich konstituieren wird, will außerdem das Beratungs- und Betreuungsangebot für betroffene Frauen verstärken.
    Mit der Initiatorin dieser Gruppe, der Fürsorgerin Martha Frühwirth, sprach Ilse Vögl.
    Frau Frühwirth, wenn ich von Selbsthilfegruppen höre, habe ich persönlich eigentlich immer ein bisschen ein zwiespältiges Gefühl.
    Auf der einen Seite ist es etwas unerhört Positives, weil es, glaube ich, so etwas wie ein wirklich entwickeltes politisches Bewusstsein anzeigt, nämlich in dem Sinn, dass Leute einfach ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.
    Auf der anderen Seite zeigt die Tatsache, dass es Selbsthilfegruppen gibt, doch irgendwie an, dass von außen, von Instanzen,
    etwas versäumt worden ist, dass zu wenig geschehen ist.
    Ich meine, was waren Ihre Erfahrungen, warum Sie diese Selbsthilfegruppe überhaupt gegründet haben?
    Dazu muss ich sagen, dass meine Operation schon Jahre zurückliegt.
    Also es liegt schon zwölf Jahre zurück.
    Und es hat sich in der Zwischenzeit schon einiges geändert und gebessert.
    Aber noch immer gibt es ein Manko.
    Und zwar die Frauen, das
    Das Schlechteste, was einer Frau passiert, ist die Spitalsentlassung.
    Sie geht nun hinaus in ihre Umgebung, in die Familie zurück und weiß nicht, wie ihr die entgegentreten.
    Sie ist schließlich ärmer geworden um ein weibliches Attribut und sie weiß auch nicht, wie sie im Beruf aufgenommen wird.
    Und da müsste eine Betreuung und eine Beratung einsetzen.
    Und die geschieht noch nicht.
    Noch immer nicht.
    Nicht wie wir es glauben.
    Es geschieht wohl eine ärztliche Beratung, eine ärztliche Betreuung, aber man nimmt noch zu wenig Rücksicht, dass man in die Beratung auch den Partner, die Familie einbeziehen muss.
    Man nimmt zu wenig Rücksicht, dass die Frau also ein seelisches Tief erreicht hat.
    Ich glaube, Sie sprechen hier etwas sehr Wichtiges an, dass gerade der Brustkrebs psychologisch auch sehr belastend für die Frau ist, mehr als vielleicht jede andere Krebserkrankung, dass man speziell hier auch einsetzen müsste mit Hilfen, aber mit welchen?
    Die Hilfe, glaube ich, kann hier nur von Betroffenen wiederkommen und daher wird unsere Selbsthilfegruppe auch sehr begrüßt, denn die Betroffene kann dieser Frischoperierten aus ihrer Erfahrung natürlich vieles sagen.
    Es wäre aber auch nicht wichtig, eine intensive Zusammenarbeit mit den Ärzten, denn bis jetzt ist es so, da gibt es das Spital, wo man operiert wird und dann kommt man hinaus, dann hört auch der Kontakt mit den Ärzten auf.
    Ja, leider.
    Wir finden die Zusammenarbeit mit den Ärzten als ein ganz wichtiges Problem und wir freuen uns daher auch, dass es zum Beispiel jetzt gerade diese Krebswoche für Laien gibt.
    Es ist nämlich so, Krebs ist eine schwere Krankheit wie jede andere auch.
    Und trotzdem ist es belastet mit einem Tabu, das uns irgendwo unerklärlich ist, aber das natürlich wie ein Ungeheuer wirkt.
    Und gegen dieses Tabu anzukämpfen, das kann sicher nur eine Gemeinschaft, die aus Ärzten und aus Patienten besteht.
    Haben Sie diesbezüglich schon konkrete Vorstellungen?
    Könnten Sie sich ein Modell vorstellen, wie Hilfe für krebskranke Frauen intensiviert werden kann?
    Ja, zum Beispiel in Beratungsstellen, die man sogar in Spitälern einrichten kann.
    wo neben dem Arzt aber eine schon geschulte Betroffene auch sitzt und die Betroffenen, also die Frischoperierten, beraten.
    Könnten Sie sich vorstellen, dass man das wirklich realisieren kann?
    Oder haben die Ärzte da doch noch eine gewisse Schau, auch den Laien heranzulassen?
    Diese Scheu wird vielleicht von einigen Stellen sicher noch da sein.
    Aber ich glaube, wir müssen eben noch mehr reden und noch mehr diskutieren und es ihnen zeigen, es muss so werden.
    Und in die Beratung muss der Partner, muss die Familie miteinbezogen werden.
    Ein Hinweis dazu, meine Damen und Herren, die Krebsinformationswoche findet im Haus der Begegnung Rudolfsheim statt.
    Die Adresse 1150 Wien, Schwendergasse 41.
    Beginn der Veranstaltung 17.30 Uhr.
    Über die Frauenselbsthilfe nach Krebs informiert heute auch die Sendung von Tag zu Tagung 14.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Nun zu einem Kulturbeitrag.
    Treffpunkt ArtClub ist der Titel einer Veranstaltung, die heute Abend im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses stattfindet und an der unter anderem HC Artmann, Friedrich Tscheher, Hans Kamm, Paul Kont und Gerhard Rühm teilnehmen.
    Dazu gibt es auch noch eine Ausstellung mit Werken von ArtClub-Künstlern zu sehen.
    Was war nun der ArtClub und welche Bedeutung hatte er für die Entwicklung der Kunst in Österreich nach 1945?
    Dazu ein Beitrag von Walter Gellert.
    Der ArtClub wurde 1947 gegründet und war zunächst eine Vereinigung bildender Künstler.
    Präsident des ArtClubs wurde Albert Paris Gütersloh.
    Zu den bildenden Künstlern kamen aber bald auch Musiker und Schriftsteller hinzu, sodass der ArtClub zu einem Treffpunkt der Kunstavantgarde Wiens wurde.
    Arnolf Reiner, Ernst Fuchs, Maria Lassnig, Brauer und Hundertwasser waren ebenso Mitglieder wie die Musiker Friedrich Zerha, Paul Kont, Hans Kahn, Ernst Kölz oder Gerhard Lampersberg
    oder die Schriftsteller HC Artmann, Konrad Bayer und Gerhard Rühm.
    Was war nun das Besondere am Art-Club, dem in den Jahren 1951 bis 1953 als Vereinslokal der Strohkoffer, das waren Kellerräumlichkeiten unter der Losbar im 1.
    Wiener Gemeindebezirk, zur Verfügung stand?
    Friedrich Zerha?
    Ja, der Art-Club war ja stilistisch niemals uniform, nicht einmal in seinen Zielsetzungen
    nach einer Tendenz hin ausgeprägt.
    Eigentlich könnte man sagen, der Art Club war eigentlich das letzte Mal, dass die Schaffenden der verschiedensten Sparten zweckfrei, unprogrammiert einfach miteinander kommuniziert haben, zusammengekommen sind.
    Wobei natürlich auch die Geselligkeit im Mittelpunkt stand.
    Es gab geistreiche Unterhaltungen, aber man hat natürlich auch getrunken und man hat oft genug auch nur geblödelt.
    Für den Schriftsteller und Musiker Gerhard Rühm hatte der Artklub noch eine zusätzliche Bedeutung.
    Gleichzeitig war der Artklub sozusagen ein Fluchtpunkt, könnte man sagen.
    Ich habe also oft den Eindruck gehabt, dass wir vor der feindlichen Umwelt in den Strohkoffer flüchten.
    Denn moderne Kunst war damals noch sehr verfämt.
    Das kann man sich heute kaum vorstellen, welche Aggressionen Konzerte mit neuer Musik oder Ausstellungen mit modernen Bildern, geschweige denn Lesungen mit neuen Dichtungen, mit moderner Dichtung erzeugt haben.
    Man hat sich da gefunden und fühlte sich unter seinesgleichen und in dem Sinn auch stärker, als wenn man allein kämpfen hätte müssen.
    Das musikalische Schaffen der jungen Komponisten des Artklubs ist viel weniger in das Bewusstsein der Öffentlichkeit eingedrungen als etwa das der Schriftsteller.
    Friedrich Zerha.
    Ich denke, es ist vielleicht gerade heute interessant, musikalisch wieder an diese Zeit zu erinnern, die gekennzeichnet ist durch gewisse
    vereinfachende Tendenzen, einen gewissen Hang zum Primitivismus hin.
    Was vor allem deshalb interessant ist, weil auch heute zum Beispiel in den Vereinigten Staaten oder in Skandinavien in der Musik solche vereinfachende Züge wieder zu finden sind.
    Etwa bei Steve Reich oder Terry Reilly.
    Ergänzt wird der Abend Treffpunkt ArtClub im Mozartsaal des Konzerthauses in Wien durch eine von Christa Hauer zusammengestellte Ausstellung mit Werken von ArtClub-Künstlern aus den Jahren 1947 bis 1954.
    Zu sehen sind 50 bis 60 Exponate, größtenteils Grafiken, aber auch Ölbilder, eine Plastik, Fotografien, alte Kataloge und Plakate.
    Wann der ArtClub sich endgültig auflöste, ist heute kaum mehr genau zu eruieren.
    Fest steht, dass die verschiedenen Interessensgruppen mit ihren unterschiedlichen stilistischen Tendenzen sich profilierten und eigene Wege gingen.
    Das war so um 1954.
    Mit ein Grund für die Auflösung des Artclubs war aber sicher auch die nach dem Verlassen des Strohkoffers erfolgte Übersiedlung in das Domcafé.
    Die Gruppe um Artmann, Gerhard Rühm und Konrad Beyer mit Oswald Wiener und Friedrich Achleitner gründete jedenfalls 1954 einen eigenen Klub mit dem durchaus programmatisch gedachten Titel Exil.
    Soviel zur Veranstaltung Treffpunkt Artklub und wir meine Damen und Herren bringen jetzt noch Meldungen.
    Frankreich, Iran.
    Die Linienmaschine der Iran Air aus Teheran mit den zehn freigelassenen amerikanischen Geiseln an Bord ist vor etwa einer Dreiviertelstunde auf dem Pariser Flughafen Orly gelandet.
    Die Bürger der USA wurden vom amerikanischen Botschafter in Frankreich begrüßt.
    49 Amerikaner, darunter zwei weiße Frauen und ein farbiger, werden nach wie vor von fanatischen muslimischen Studenten in der US-Botschaft in Teheran festgehalten.
    Eine der freigelassenen Geiseln erklärte, diese Personen schwebten in größter Gefahr.
    Zambia.
    Präsident Kaunda hat heute als Antwort auf neuerliche Angriffe der Streitkräfte Zimbabwe-Rhodesiens gegen zambisches Territorium die Einberufung aller Reservisten und eine Ausgangssperre für die aktiven Soldaten angeordnet.
    In einer Rundfunkansprache erklärte Kaunda in Dosaka, sein Land befinde sich nun im totalen Kriegszustand.
    Österreich.
    Die Regierung hat den von Justizminister Broda vorgelegten Sicherheitsbericht 1978 verabschiedet.
    Er zeigt, dass die Verbrechen gegen die Sittlichkeit um 13,4 Prozent abgenommen haben.
    Die Zahl der Morde sank um 8,6 Prozent, die der Mordversuche um 15,4 Prozent im Vergleich zu 1977.
    In Wien ist am Vormittag in Anwesenheit von Bundespräsident Kirchläger und Bundeskanzler Kreisky das neue islamische Zentrum mit Österreichs erster Moschee eröffnet worden.
    Das nahe der UNO-City gelegene Zentrum hat Saudi-Arabien finanziert.
    Bundespräsident Kirchläger wies darauf hin, dass in Wien etwa 50.000 Muhammedaner leben.
    Tunesien.
    In Tunis hat heute ein Gipfeltreffen der Arabischen Liga begonnen.
    Grundlage der Diskussionen ist ein Arbeitsdokument für die Lösung der Krise in der Republik Libanon.
    Der Sechs-Punkte-Plan sieht vor allem vor, dass die militärische Präsenz des palästinensischen Widerstandes auf die dafür vorgesehenen Gebiete beschränkt wird.
    Frankreich.
    In Paris begann die Jahrestagung der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
    Mehrere Delegationen befürworten, die Hilfe in den nächsten zehn Jahren je nach den Bedürfnissen der einzelnen Länder der dritten Welt stärker zu differenzieren.
    Türkei Unbekannte Täter haben heute in Istanbul einen Dekan der Universität erschossen und einen Professor verletzt.
    In der vergangenen Nacht ist der Kommentator einer rechtsgerichteten Zeitung einem Anschlag zum Opfer gefallen.
    Meine Damen und Herren, das war das Mittagjournal des aktuellen Dienstes.
    Für das Team verabschiedet sich Bruno Berger.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sicherheitsbericht 1978 veröffentlicht
    Interview: Minister Lanc
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Lanc, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beginn der Budget-Ausschußberatungen im Parlament
    Einblendung: Fischer, Mock, Peter
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Fischer, Heinz [Interviewte/r] , Mock, Alois [Interviewte/r] , Peter, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Investitionsanleihe 6/79, Androsch setzt auf Rückzug von Erdöl
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Manöverbericht
    Einblendung: Spannocchi, Gen.Major Berger
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Spannocchi, Emil , Berger, ...
    Datum: 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Iran: 10 weitere Geiseln von Botschaftsbesetzern freigelassen
    Mitwirkende: Encke, Ulrich [Gestaltung]
    Datum: 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Geiseln in den USA eingetroffen
    Mitwirkende: Jentzsch, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eröffnung des islamischen Zentrums in Wien
    Einblendung: Kreisky, Kirchschläger
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Kirchschläger, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Israel - drastische Maßnahmen gegen Inflation, Protest der Bevölkerung
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frauenselbsthilfe nach Krebs
    Interview: Martha Frühwirth
    Mitwirkende: Oberhofer, Ilse [Gestaltung] , Frühwirth, Martha [Interviewte/r]
    Datum: 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: "Treffpunkt Art Club" im Konzerthaus
    Einblendung: Friedrich Cerha, Gerhard Rühm
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Cerha, Friedrich [Interviewte/r] , Rühm, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1979.11.20
    Spieldauer 00:59:40
    Mitwirkende Berger, Bruno [Moderation]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.11.20 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-791120_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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