Mittagsjournal 1979.12.28

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    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Und hier ist die Redaktion des Mittagschannals.
    Eine angenehme Mittagstunde wünsche ich Ihnen, meine Damen und Herren.
    Im Studio begrüßt Sie Ilse Vögel.
    Hier gleich ein erster Überblick über unser Programm bis 13 Uhr.
    Es gibt ein Gespräch mit ÖVP-Parteichef Mock.
    Er zieht Bilanz des abgelaufenen Jahres aus der Sicht der Volkspartei und formuliert politische Schwerpunkte für das kommende Jahr.
    Und die Wirtschaftsredaktion untersucht das Weihnachtsgeschäft 1979.
    Wie ist es heuer gelaufen?
    Was lässt sich daraus ablesen?
    Wichtigstes Thema aus dem Ausland natürlich der Umsturz in Afghanistan.
    Es gibt dazu auch erste Reaktionen aus Moskau.
    Ein Beitrag aus dem internationalen Wirtschaftsbereich.
    Wie schauen die Konjunkturprognosen für 1980 aus?
    Und wie jeden Freitag im Mittagsschanal auch ein ausführlicher Überblick über das Wetter.
    Jetzt aber Nachrichten verantworte ich als Chef vom Dienst Adolf Poindler, Sprecher Wolfgang Grimerschmidt.
    Afghanistan.
    In der Hauptstadt Kabul ist die Situation nach dem blutigen Putsch und der Entmachtung des unterdessen hingerichteten Präsidenten Amin weiterhin gespannt.
    In den Straßen patrouillieren, nach Angaben aus diplomatischen Kreisen, sowjetische Soldaten in Kampfanzügen.
    Sowjetische Verbände waren nach übereinstimmenden Agenturberichten in Gefechte mit offenbar regierungstreuen Truppen verwickelt und sollen auch den Rundfunksender in Kabul eingenommen haben.
    Zurzeit sind alle Flugverbindungen Afghanistans mit dem Ausland unterbrochen.
    Auch der Telefon- und Fernschreibverkehr über die Grenzen wurde eingestellt.
    Der neue Staatschef Karmal hat unterdessen die Zusammensetzung seines Kabinetts bekannt gegeben.
    Außenminister ist Mohammed Dost, der unter Amin stellvertretender Ressortchef im Außenamt war.
    In einem Rundfunkinterview deutete Karmal an, dass er mit den rebellierenden Moslems im Land Verhandlungen aufnehmen will.
    Seine Regierung werde versuchen, sagte er wörtlich, militärische Probleme durch politische Handlungen zu lösen.
    Er kündigte ferner die Freilassung aller politischen Gefangenen an und versprach demokratische Freiheiten.
    Indien.
    In einer Note an die Regierung in Neu-Delhi hat die Sowjetregierung das direkte Eingreifen in Afghanistan zugegeben und sich auf bilaterale Abkommen mit Kabul berufen.
    Nach Angaben eines indischen Regierungssprechers heißt es in der Note, die Sowjetunion habe auf Versuchen der Behörden Afghanistans zur Wiederherstellung normaler Verhältnisse und zur Abwehr einer Bedrohung von außen Truppen in das Land entsandt.
    Nach amerikanischen Angaben sollen in den vergangenen drei Tagen in Kabul rund 200 sowjetische Transportmaschinen mit Soldaten und schwerem Kriegsmaterial an Bord gelandet sein.
    Afghanistan.
    Afghanistan gehört zu den ärmsten Ländern der Erde.
    Das Jahresprokop-Einkommen wird auf weniger als 2500 Schilling geschätzt.
    Mehr als 15 Prozent der rund 20,4 Millionen Einwohner leben in Städten.
    Die Hauptstadt Kabul hat etwa 750.000 Einwohner.
    Etwa zwei Millionen Afghanen sind Nomaden.
    Staatsreligion ist der Islam.
    90 Prozent der Einwohner sind Sunniten.
    Das Land wurde seit dem Militärputsch vom April des Vorjahres ohne Parlament durch Dekrete regiert.
    Iran.
    Eine Gruppe afghanischer Moslems kündigte heute in Teheran an, sie werde auch nach dem Sturz des Präsidenten Amin ihren Kampf gegen die Regierung in Kabul fortsetzen.
    Der Machtantritt des Staatschefs Karmal und die direkte Intervention der Sowjetunion verstärke die Entschlossenheit der Exilgruppe nur, wird betont.
    Karmal wird in der Erklärung als Söldner der Sowjetunion bezeichnet.
    Ägypten.
    In einem fünfspaltigen Bildbericht würdigt die in Kairo erscheinende Zeitung Al-Ahram in der jüngsten Ausgabe das neue Islamzentrum in Wien.
    In dem Bericht wird die religiöse Toleranz Österreichs besonders hervorgehoben.
    Die Einrichtung des geistlichen Mittelpunktes für die etwa 50.000 in Österreich lebenden Moslems, Diplomaten, Studenten und Gastarbeiter, bezeichnet die führende Zeitung Ägyptens als folgerichtige Weiterführung des schon von der Monarchie mit ihrer Sondergesetzgebung für die bosnischen Moslems eingeschlagenen und in der Republik mit der vollen gesetzlichen Anerkennung des Islams gekrönten Weges.
    Österreich.
    In der Verteidigung der Preisstabilität und der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft sieht der Gewerkschaftsbund die wichtigste wirtschaftspolitische Aufgabe für das kommende Jahr.
    In der heute veröffentlichten Neujahrsbotschaft des ÖGB heißt es, im auslaufenden Jahr seien die Zielsetzungen der Gewerkschaften, etwa die Wahrung der Vollbeschäftigung und die Bekämpfung der Inflation, besser als erwartet erfüllt worden.
    Mit der etappenweisen Einführung der Arbeiterabfertigung habe der Gewerkschaftsbund einen weiteren Schritt zur Vereinheitlichung des Arbeiterrechtes getan.
    Für die Zukunft kündigt der ÖGB in seiner Neujahrsbotschaft Bemühungen um Verbesserungen für Schwer-, Schicht- und Nachtarbeiter an.
    Die Fälle von Zahlungsunfähigkeit in Österreich sind heuer gegenüber 1978 um 7,8 Prozent zurückgegangen.
    Wie der Alpenländische Kreditorenverband, einer der beiden in Österreich tätigen gläubiger Schutzverbände, meldet, wurden heuer 817 Konkurse und 387 Ausgleiche eröffnet.
    Der stärkste Insolvenzrückgang wurde in Salzburg mit minus 53 Prozent registriert.
    Einen starken Anstieg gab es im Burgenland und zwar um 75 Prozent und in Niederösterreich um 25 Prozent.
    Die meisten zahlungsunfähig gewordenen Firmen meldete das Baugewerbe, gefolgt von der Sparte Holz und Möbel.
    Die Verschuldung liegt nach Angaben des Altendändischen Kreditorenverbandes insgesamt bei etwa 10 Milliarden Schilling.
    Vatikan.
    In Rom findet heute das Gespräch zwischen Papst Johannes Paul II.
    und Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz über die Zukunft des Schweizer Theologen Professor Küng statt, dem am 15.
    Dezember die kirchliche Lehrbefugnis entzogen worden ist.
    Eine Entscheidung wird nicht vor morgen Abend erwartet.
    Küng ist zurzeit in der Schweiz, steht aber mit den deutschen Bischöfen in Kontakt.
    Syrien.
    Die Regierung in Damaskus betonte heute in einer Reaktion auf den Rücktritt des syrischen UNO-Botschafters Hamoud El-Tschoufi, der Diplomat sei vom offiziellen Kurs der syrischen Politik abgewichen.
    Unter anderem wird der Botschafter beschuldigt, bei der jüngsten Nahostdebatte in den Vereinten Nationen offen mit dem ägyptischen Delegierten zusammengearbeitet zu haben.
    Hamoud El-Tschoufi richtete gestern bei einer Pressekonferenz schwere Beschuldigungen gegen das Regime von Staatschef Assad,
    In Syrien gebe es Folterungen und eine Reihe anderer schwerer Menschenrechtsverletzungen, sagte der Diplomat.
    Großbritannien Nach Meinung des Internationalen Presseinstituts in London kann 1979 nicht als ein Jahr angesehen werden, in dem die Pressefreiheit Fortschritte machte.
    Im Jahresbericht des Presseinstitutes wird darauf hingewiesen, dass 1979 zahlreiche Journalisten getötet, verletzt oder festgenommen worden seien.
    Die Mehrheit der in der UNO und UNESCO vertretenen Staaten wisse nicht, was Pressefreiheit bedeutet, heißt es in dem Jahresbericht.
    Kritisiert werden unter anderem Südafrika, mehrere islamische Staaten und die kommunistischen Länder wegen ihrer Pressepolitik.
    Thailand, China.
    In Bangkok wird keine vietnamesische Großoffensive in Kambodscha mehr erwartet.
    Noch in der vergangenen Woche hatte Thailand die Ansicht vertreten, ein Großangriff Hanois im westlichen Landesteil von Kambodscha stehe unmittelbar bevor.
    China hat unterdessen seine Unterstützung für das gestürzte kambodschanische Regime der Roten Khmer bekräftigt.
    In einer Glückwunschbotschaft an den neuen Regierungschef der Roten Khmer, Kyo San Pan, meint der chinesische Ministerpräsident Hua Kuo Fang wörtlich, der Widerstand in Kambodscha habe die Expansion der kleinen und großen Hegemonisten in Südostasien zum Scheitern gebracht.
    Japan.
    Die weltweit führende Position der Schweiz in der Uhrenproduktion wird jetzt von Japan beansprucht.
    Nach Angaben des Generaldirektors der japanischen Uhrenvereinigung soll die Schweiz auf die zweite Stelle verdrängt werden.
    In diesem Jahr produzierte Japan etwa 59 Millionen Uhren.
    In der Schweiz wurden 1979 angeblich weniger als 50 Millionen Stück hergestellt.
    Ja, das waren die Meldungen.
    Neun Minuten nach zwölf Uhr ist es jetzt und wie jeden Freitag im Mittagsschanal zum Wetter für das Wochenende.
    Diesmal ja besonders interessant, es steht ein verlängertes Wochenende vor der Tür.
    Für die einen verlängert das Wochenende, für die anderen sogar schon sowas wie ein Urlaubsausklang.
    Es interessiert also, glaube ich, eine Menge Leute.
    Wie wird das Wetter für die kommenden Tage aussehen?
    Bei uns im Studio wieder jemand von der Hohen Waadt in Wien, das ist heute der Herr Dr. Sobiczka.
    Grüß Gott.
    Grüß Gott.
    Wie schaut es aus mit der Großwetterlage?
    Ja, ich habe gute und schlechte Nachrichten.
    Die schlechten Nachrichten sind, dass die Störungen eines über Nordfrankreich angelangten Tiefs den Wetterablauf in den nächsten Tagen sehr unbeständig gestalten werden.
    Dabei gelangen vorübergehend etwas mildere Luftmassen in den Alpenrauben.
    Sie machen sich derzeit bereits in mittleren Höhenlagen bemerkbar.
    Der Feuerkogel hat zum Beispiel am Vormittag schon plus 3 Grad gehabt.
    In tiefen Lagen überwiegt meist noch kühles bzw.
    kaltes Wetter.
    In den Föhndelern der Alpen-Nordseite wird die Warmluft aber noch heute in die Dallagen durchgreifen.
    Dieser vorübergehende Tauwettereinbruch ist allerdings nur von kurzer Dauer.
    Ich erwarte, dass morgen zwar die milde Luft sich auch im Osten bemerkbar machen wird, also es wird morgen Tageshöchsttemperaturen von 5, 6 Grad geben.
    Dann am Sonntag allerdings wieder Temperaturrückgang und die Schneefallgrenze sollte dann bis in mittlere Tallagen absinken.
    Zu Wochenbeginn ist dann ein weiteres Absinken der Schneefallgrenze zu erwarten.
    Der Schwerpunkt der Niederschlagstätigkeit wird an der Alpen-Nordseite liegen, also in den Gebieten, wo jetzt die Schneelage teilweise nicht allzu gut ist.
    Also für die Wintersportler sind ausgezeichnete Aussichten für die nächsten Tage zu erwarten.
    Und ich erwarte, dass es in weiten Teilen des Bundesgebietes weiße Silvester geben wird.
    In weiten Teilen im Osten auch.
    Also ich glaube, da wird die Hoffnung schon ziemlich aufgedrückt.
    Auch wir haben Chancen.
    Auch wir haben Chancen?
    Ja.
    Ich erinnere mich, voriges Jahr zu Silvester, naja, hat es einen ähnlichen Wetterumschwung gegeben.
    Zu Silvester, ich war damals gerade in Salzburg, plus 20 Grad, und dann ist also das bittere Erwachen in der Früh gekommen, da hat es dann glaube ich schon Minusgrade gehabt.
    Ist so ein ähnlicher Wetterumsturz wieder zu erwarten, zu befürchten?
    Damals ist es vor allem am Sklateris gegangen, in der Silvesternacht war es eher sehr unangenehm.
    Ein dermaßen krasser Wettersturz ist diesmal nicht zu erwarten, da die Temperaturgegensätze nicht so stark sind.
    Ja, Herr Dr. Sobiczka, ich würde meinen, das wäre so das Allerwichtigste gewesen.
    Hoffen wir, dass es auch so eintrifft, wie Sie es gesagt haben, vor allem was die Schneelage betrifft und die vielen Skifahrer, die schon darauf warten.
    Jetzt haben wir noch die Messwerte hereinbekommen.
    Von 12 Uhr wären Sie so lieb und würden Sie uns die auch vorlesen?
    Gerne.
    Wien bedeckt 0°C, Südost 30 km pro Stunde.
    Eisenstadt bedeckt leichtes, gefrierendes Nieseln, 0°C, Ost 45.
    Linz stark bewölkt, 0°C, Ost 10.
    Salzburg stark bewölkt, Minus 2, Stille.
    Innsbruck stark bewölkt, 0°C, Nordwest 20 km pro Stunde.
    Bregenz bedeckt 1°C, Stille.
    Graz bedeckt 0°C, Südost 3.
    Und Klagenfurt, Heiter, 2°C, Stille.
    Ja, das war der Wetterbericht.
    Dr. Sobiczka war da von der Hohen Warte.
    Danke noch einmal, dass Sie gekommen sind.
    In drei Minuten ist es Viertel Eins jetzt zur politischen Berichterstattung im Mittagsschanal.
    Seit gestern Abend, Sie werden es ja jetzt schon in den Meldungen gehört haben, gibt es in Afghanistan, dem strategisch wichtigen Durchgangsland zwischen der Sowjetunion, dem Iran, Pakistan und China, eine neue Regierung.
    Mit massiver Hilfe sowjetischer Truppen hat Babrak Kamal seinen Vorgänger Hafizullah Amin gestürzt und noch in der Nacht hinrichten lassen.
    Kamal gilt als enger Vertrauensmann der Sowjetunion.
    Er war unter Amins Vorgänger Taraki stellvertretender Ministerpräsident und wurde später kaltgestellt.
    Er hat unterdessen die Freilassung aller politischen Gefangenen, eine blockfreie Außenpolitik und Verhandlungen mit den gegen die Zentralregierung kämpfenden Moslem-Rebellen angekündigt.
    Die Vereinigten Staaten haben zu den Weihnachtsfeiertagen schon vor dem Putsch, also gegen die Landung sowjetischer Truppen in Afghanistan als flagrante Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates protestiert.
    In den vergangenen Tagen war ja die Luftbrücke zwischen Kabul und Moskau ausgebaut worden.
    Tausende sowjetische Soldaten sollen nach Angaben Washingtons nach Afghanistan gebracht worden sein.
    Was ist das nun für ein Land, dieses Afghanistan, und weshalb ist es für die Großmächte so interessant geworden?
    Barbara Kutenhofe-Kalergi analysiert die Situation.
    Zum ersten Mal seit 1968, der Invasion der Tschechoslowakei, hat die Sowjetunion direkt in einem anderen Land militärisch interveniert.
    Aber anders als damals in Prag ist der Putsch in Kabul nicht gegen ein populäres, sondern gegen ein zutiefst verhasstes Regime gegangen.
    Mehr oder weniger pro-sowjetisch waren die afghanischen Machthaber in den letzten 60 Jahren seit dem Krieg gegen die Engländer immer schon gewesen.
    Schon seit 1921, also noch unter Lenin, ist der erste Freundschaftsvertrag zwischen Moskau und Kabul geschlossen worden.
    Seit dem Sturz der Monarchie 1973 hat es aber in Afghanistan nicht weniger als vier Staatsstreiche gegeben.
    Der Jüngste von gestern Nacht hat das Land offenbar endgültig von einem sowjetischen Klienten in einen sowjetischen Satellitenstaat verwandelt, in dem sowjetische Berater und sowjetische Militärs die wahre Macht ausüben.
    Hafizullah Amin, dem Vorgänger des neuen Staatschefs, ist offensichtlich die Art zum Verhängnis geworden, wie er den Krieg gegen die rebellierenden islamischen Bergbewohner in seinem Land geführt hat, übrigens mit massiver sowjetischer Hilfe.
    Die wenigen Journalisten, die in letzter Zeit in Afghanistan waren, haben berichtet, dass der Aufstand mit beispielloser Brutalität bekämpft worden ist und dass der Hass der Menschen gegen das von den Russen gestützte Regime stetig im Wachsen ist.
    Afghanische offizielle und russische Berater konnten sich nur unter schwerem militärischem Schutz ins offene Land wagen, so wurde berichtet, wer allein unterwegs war, ist bald mit durchschnitterner Kehle aufgefunden worden.
    Dass die Rebellen nicht schon längst gesiegt haben, ist nach der Meinung vieler Beobachter allein auf die russische Hilfe an die Zentralregierung zurückzuführen gewesen und auch darauf, dass die Moslemkrieger keine einige Führungspersönlichkeit haben und auf viele Stämme aufgesplittert sind.
    Die Parallele zum amerikanischen Engagement in Vietnam drängen sich auf.
    Plötzlich waren die Russen in einem Krieg gegen eine Volksbewegung verwickelt, der kaum zu gewinnen war und der ihnen überdies das Misstrauen anderer wichtiger Staaten in der Region eingebracht hat, die alle von der islamischen Renaissance ergriffen sind.
    Auf sowjetischer Seite waren darüber hinaus vor allem usbekische und tatschikische, also moslemische Truppen in Afghanistan eingesetzt.
    Es wird berichtet, dass viele Soldaten mit der Zeit Sympathien für die aufständischen Religionsgenossen entwickelt haben.
    In dieser Situation hat sich Moskau offenbar abrupt entschlossen, die Pferde zu wechseln, Karmal statt Amin zu unterstützen und vom Kriegsführen aufs Verhandeln umzuschalten.
    Den afghanischen Bergkriegern wird nachgesagt, dass sie drei Dinge auf der Welt am höchsten schätzen.
    Ihre nationale Unabhängigkeit, ihre islamische Religion und ihre übrigens berühmt schönen Frauen, die sie mit patriarchalischer Strenge bewachen.
    Dass die Mädchen von der Regierung aus in die Schule geschickt worden sind, meistens gegen den Willen der Väter, hat auch heftigen Konfliktstoff abgegeben.
    Denn auch das muss man bedenken, hier wie anderswo in der Dritten Welt geht es nicht allein um die Anlehnung an Ost oder West, sondern auch um Tradition und Fortschritt und um die Art, wie dieser Fortschritt zu bewerkstelligen ist.
    Das Land, das plötzlich zum Zankapfel der Großmächte geworden ist, hat heute noch 90 Prozent Analphabeten und zehnmal so viele Kamele wie Autos.
    Die aufständischen Moslems kämpfen nicht nur gegen ein verhasstes Regime, sondern auch um ihre gewachsene Kultur.
    Ob der von den Sowjets in letzter Minute inszenierte Machtwechsel daran noch etwas ändern kann, ist zumindest fragwürdig.
    Das war eine Analyse der Situation in Afghanistan von Barbara Kudenhofe-Kalergi.
    Und zwar ist es nicht möglich, bis jetzt irgendeinen Korrespondentenbericht aus Afghanistan selbst aufzutreiben.
    Aber es gibt Reaktionen aus Moskau, die sind ja insofern interessant, als für die Sowjetunion Afghanistan geopolitisch ein sehr sensibles Gebiet ist.
    Im Norden grenzt es an die Sowjetunion selbst, im Westen, wie schon gesagt, an Persien.
    Sollte es also dort im Iran für die Sowjets zu ungünstigen Entwicklungen kommen, könnte man dann vom Ruhepol und befreundeten Afghanistan aus besser operieren.
    Der neue Mann in Kabul, Kamal, hat ja übrigens gestern gleich nach dem Putsch um brüderliche Hilfe aus Moskau angesucht.
    Die Formulierungen diesbezüglich klingen ja irgendwie bekannt im Ohr.
    Ja, und jetzt hat man darauf gewartet, wie wird man in Moskau selbst auf diese Vorgänge reagieren?
    Wir fragten unseren Korrespondenten Peter Kunze.
    Für die sowjetische Öffentlichkeit ist heute Morgen in der Parteizeitung Pravda ein Artikel bestimmt, der direkt aus Kabul kommt, das gestrige Datum trägt und als Ansprache an das Volk überschrieben ist.
    Die Nachrichtenagentur TASS hat diesenselben Text auffallend früh schon gestern Abend, zwei Stunden nach Veröffentlichung erster westlicher Nachrichten, im Wortlaut verbreitet.
    Es ist die Rede des neuen Machthabers Babrak Karmals, die er im Namen und im Auftrag des Zentralkomitees der Demokratischen Volkspartei, des Revolutionsrates und der Regierung der Demokratischen Republik Afghanistan an die Bevölkerung gerichtet hat.
    Babrak Karmal gibt darin selbst den Umsturz in Kabul bekannt,
    nennt seinen Vorgänger Hafizullah Amin und sein Regime eine blutrünstige Maschinerie, die tausende von Menschen auf dem Gewissen habe, und behauptet schlichtweg, Amin sei amerikanischer Agent gewesen.
    Jetzt erst werde die echte Linie der April-Revolution von 1978 wieder aufgenommen.
    Was war inzwischen, muss sich der sowjetische Leser fragen.
    Noch im September vor gut drei Monaten, als Armin seinen Amtsvorgänger Taraki zu beseitigen wusste, ließ Moskau keinen Zweifel, dass auch der neue Mann seine volle Unterstützung finde.
    Eine Unterstützung, die sich auf den zwischen Afghanistan und der Sowjetunion im Dezember des vergangenen Jahres abgeschlossenen Vertrages über Freundschaft, gute Nachbarschaft und Zusammenarbeit stützt.
    An Berichten über die Lage in Afghanistan fehlte es seit dem Taraki-Armin-Wechsel in den hiesigen Massenmedien nicht.
    Kein Bericht allerdings, in dem jemals Zweifel an Amins Zuverlässigkeit angeklungen wären.
    Keine Silbe über seine nun plötzlich aufgedeckte antirevolutionäre Tätigkeit.
    Noch am Vorweihnachtstag wies die Pravda westliche Berichte zurück, denen zufolge sowjetische militärische Hilfe für Afghanistan erfolge.
    Alles das seien Erfindungen, schreibt die Pravda, die die eigentlichen Interessen an innerafghanischen Unruhen in die Welt setzten, nämlich amerikanische imperialistische Kreise und Peking.
    Über ein militärisches Eingreifen lag buchstäblich bis zur Minute keine sowjetische Äußerung vor.
    Erst in den soeben verbreiteten Mittagsnachrichten heißt es, die Sowjetunion habe einem entsprechenden Hilfsersuchen aus Kabul entsprochen.
    Ähnlich las man es vor elf Jahren aus der Tschechoslowakei.
    Gestützt auf sowjetische militärische Kräfte, und das heißt ja im Moment der Bekanntgabe allemal, dass es mehr als bisher sind, ist Barbara Karmals Zukunft damit wohl gesichert.
    Soviel zur aktuellen Situation in Afghanistan, sechs Minuten nach Viertel Eins im Mittagsschanal.
    Jetzt Innenpolitik.
    Der Jahreswechsel, das ist natürlich immer die Zeit, wo Bilanz gezogen wird, wo man Ausblick hält im privaten Bereich ebenso wie im politischen.
    Und so ist es natürlich kein Wunder, dass ausgerechnet in diesen Tagen auch die Parteichefs vors Mikrofon gebeten werden.
    Wir haben gestern ein Interview mit dem neuen designierten Parteiobmann der Freiheitlichen gebracht, mit Norbert Steger gesprochen.
    Morgen wird es dann ein Interview im Mittagsschanal mit Bundeskanzler Kreisky geben und heute ist der Chef der österreichischen Volkspartei Alois Mock an der Reihe.
    Er hat ja nach dem Rücktritt von Josef Taus im Juni dieses Jahres diese Position übernommen.
    Sie erinnern sich, Taus hatte den Parteivorsitz zurückgelegt, weil er für seine Reformideen nach den verlorenen Nationalratswahlen nicht die nötige Unterstützung in der Partei zu finden glaubte.
    Alois Mock ist also nun seit einem halben Jahr im Amt.
    Die Reformdiskussion in der Volkspartei hat einen Höhepunkt erreicht.
    Wie sieht der ÖVP-Parteichef unter all diesen Voraussetzungen das abgelaufene Jahr 1979?
    Was erwartet er sich für 1980?
    Mit Alois Mock sprachen Markus Sommersacher und Hans Langsteiner.
    Herr Parteipartner Dr. Mock, was immer dieses zu Ende gehende Jahr für die ÖVP war, ein Jahr des glänzenden Erfolgs war es sicher nicht.
    Es gab die verlorenen Nationalratswahlen, die Generalüberholung der Partei, die Parteireform zeitigt bis jetzt wenig spektakuläre Ergebnisse nach außen zumindest.
    Wie sieht für Sie, für die Volkspartei, diese Bilanz unter das Jahr 1979 aus?
    Zweifellos war der 6.
    Mai mit den Wahlen zum Nationalrat für die österreichische Volkspartei eine große Enttäuschung.
    Die Stärke der Volkspartei hat sich nur sehr rasch gezeigt, indem sie kurz darauf, nur vier Wochen später, schon in einem Teilbereich bei den allgemeinen österreichischen Arbeiterkammerwahlen neuerdings zusätzliches Vertrauen im Arbeitnehmerbereich erhalten hat.
    Man darf nicht vergessen, dass damit innerhalb von fünf Jahren das Vertrauen in den österreichischen Arbeiter- und Angestelltenbund der Volkspartei von 23 Prozent auf
    über 30 Prozent der österreichischen Arbeitnehmerschaft gestiegen ist.
    Wir haben im Herbst dann bei den Landtagswahlen Erfolge und teilweise spektakuläre Erfolge errungen, vor allem in Oberösterreich und in Tirol.
    Es hat die österreichische Volkspartei nach dem Obmannwechsel sehr rasch und konsequent die Erneuerungsdiskussion begonnen.
    Und sie hat damit etwas gemacht, was zum ersten Mal überhaupt in Österreich versucht wurde, nämlich dass eine große Partei ihren zukünftigen politischen Weg und ihre Struktur in jeder österreichischen Gemeinde diskutiert, zur Diskussion stellt und gemeinsam mit den Mitgliedern, den Funktionären sozusagen an der politischen Front, aber vor allem auch mit anderen interessierten Demokraten gemeinsam diesen Weg sucht.
    Ich glaube, aus dieser Entwicklung des zweiten Halbjahres kann man sicherlich sehr viel Optimismus schöpfen.
    Letztlich ist ja schon auch der zweite Teil der Erneuerung eingeleitet, wo wir zum ersten Mal in einer Urabstimmung jedes Mitglied befragen über unseren weiteren Weg, also in einem Ausmaß innerparteiliche Demokratie praktizieren, die etwas ganz Neues darstellt im österreichischen Parteienleben.
    Herr Dr. Mock, was Sie so eben aufgeführt haben, die Erfolge zum Beispiel bei den Landtagswahlen oder den Erfolg, den Sie sehen in der Reformerneuerung innerhalb der Partei, zum Beispiel durch die Mitgliederbefragung.
    Ist das nicht ein sehr zweischneidiges Schwert?
    Kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass es zu einer inhaltlichen Reform bei der ÖVP doch nicht kommt?
    Es kommt zu einer politischen Reform, die steht endlich an der Spitze.
    Die Frage, was sind die Grundsatzwerte des Salzburger Programms?
    Und wie legen wir sie um auf die aktuellen politischen Fragen?
    Das hat eindeutig Vorrang vor der Struktur der organisatorischen Reform.
    Bitte auch hier ist die Volkspartei sozusagen wieder präsent.
    Ich erinnere an die schulpolitische Diskussion, wo sich anhand ganz konkreter Fragen sehr deutlich zeigt, welchen Weg wir gehen, welchen Weg eine sozialistische Partei geht.
    Zwei praktische Beispiele, die österreichische Volkspartei, die als Unterstützung vor allem für die berufstätige Frau das Modell der Tagesheimschule anbietet, wo eben das Erziehungsrecht der Eltern gewahrt wird, indem die Eltern entscheiden, ob das Kind nachmittags in der Schule bleiben soll oder nicht.
    gegenüber dem Angebot der zwangsweisen Ganztagsschule von sozialistischer Seite, wo von vornherein das Kind nachmittags in der Schule bleiben muss.
    Auf der einen Seite der hohe Stellenwert der Familie, der hohe Stellenwert des Wahlrechtes,
    des Bürgers und der hohen Stellenwert des Erziehungsrechts, auf der anderen Seite das starre System, wo vom Staat her vorgeschrieben wird, dass auch nachmittags das Kind in der Schule bleiben muss, selbst wenn die berufstätige Mutter z.B.
    daheim ist.
    Nur ein praktisches Beispiel aus vielen möglichen, wo wir auch den Vorrang der politischen Diskussion bereits wieder in der Öffentlichkeit sichtbar gemacht haben.
    ein bisschen neue Inhalte und neue Zielgruppen sucht, etwa hier in Wien ihr Wiener Landesobmann Bussek.
    Man hat manchmal das Gefühl, er will sich ein bisschen an die Alternativbewegung anhängen, zumindest ist das verschiedentlich so interpretiert worden.
    Ist das für die gesamte ÖVP, glauben Sie, auch ein möglicher Weg für die 80er Jahre?
    hier Politik im Kleinen zu machen, ein bisschen mit den Grünen zu kooperieren und in diese Richtung vorzugehen.
    Bitte, ich glaube sehr wohl, dass die Unterstützung und das Verständnis für die Bürgerinitiativen, auch wenn man nicht in jeder einzelnen Frage einer Meinung ist, etwas ist, was unserem demokratischen Selbstverständnis entspricht und was
    Freund Pusek in Wien sehr sichtbar praktiziert, aber auch sonst das Anliegen der Lebensqualität in der Stadt.
    Ich darf daran erinnern, dass bereits in der ersten Hälfte der 70er Jahre die österreichische Volkspartei die Pläne zur Lebensqualität vorgestellt hat, aber wir waren sicherlich in der Durchführung unserer grundsätzlichen Konzeptionen sehr oft zu inkonsequent.
    Und hier hat Pusek eine sehr konsequente Linie eingeschlagen.
    Die letzten Tage dieses Jahres 1979 sind, was die Opposition generell betrifft, jetzt gekennzeichnet, vor allem durch den Obmannwechsel bei der Freiheitlichen Partei.
    Sie haben bereits betont, dass Sie mit jedem Parteiobmann einer anderen Partei ein gutes Gesprächsklima haben wollen, auch mit dem neuen FPÖ-Chef Steger.
    Was hat sich aber nun Ihrer Ansicht nach im Parteiengefüge, im Gefüge der Demokratie geändert durch den Wechsel an der Spitze der Freiheitlichen Partei für die Volkspartei?
    Man wird das erst beurteilen können, wenn Steger dann als Parteiobmann gewählt ist und Politik praktiziert.
    Ich bin dagegen, auch über den politischen Gegner gleich vorschnell ein Urteil zu fällen.
    Natürlich sind seine ersten Erklärungen auch gewisse Hinweise.
    Ich habe vorgestern gesagt, dass ich
    überrascht war über die Formulierung, dass er sich also zu einer sehr national-liberalen Linie bekennt.
    Aber letztlich ist es der Obmann einer Partei, der um die politischen Akzente setzt und wir werden uns auch mit dieser Frage konfrontieren.
    Aber wir werden erst im Nachhinein uns ein Urteil bilden, ob die Freiheitliche Partei weiterhin eine eigenständige politische Linie verfolgt,
    Oder zum Beispiel, wie das auch in manchen Massenmedien vermutet wird, sich sehr stark an die Sozialistische Mehrheitspartei anlehnt.
    Aber wie gesagt, ich bin gegen vorschnelle Urteilsbildungen.
    Eine Frage in diesem Zusammenhang, aber nur indirekt, ist eigentlich das überraschend schnelle Ausscheiden von Dr. Götz aus der Bundespolitik für Sie ein Anzeichen dafür, dass man jetzt praktisch auch auf Kommunalebene von Seiten der Volkspartei daran gehen müsste, mit Dr. Götz Schluss zu machen in Graz?
    In Graz wurde nach den letzten Gemeinderatswahlen zwischen den drei Parteien über die Bildung der Stadtregierung und einer regierungsfähigen Mehrheit verhandelt.
    Es kam damals zu einem normalen Regierungsübereinkommen zwischen der Freiheitlichen Partei
    und der österreichischen Volkspartei.
    Und ich glaube, dass solche Übereinkommen naturgemäß, wenn es ernst genommen werden soll, in einer Legislaturperiode, für die sie abgeschlossen worden sind, auch halten sollen.
    Ich habe auch in keiner Weise irgendeinen Hinweis, dass das Gegenteil angestrebt wird.
    Herr Parteifachmann, von der Regierungspartei von den Sozialisten wird das Jahr 1979 als ein recht gutes Jahr bezeichnet.
    Allerdings hat man auch in der Regierungspartei für das kommende Jahr 1980 gewisse Bedenken, was die gesamtwirtschaftliche Situation betrifft, zum Beispiel den Preisauftrieb.
    die Vollbeschäftigung und ähnliche Eckdaten aus der Wirtschaftspolitik.
    Wie sieht für die ÖVP der Ausblick auf das Jahr 1980 aus?
    Ich glaube, es wird wichtig sein, wenn Sie die wirtschaftlichen Fragen anschneiden, dass wir vor allem die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen, privaten Unternehmen und verstaatlichten Unternehmen, auch am Auslandsmarkt sicherstellen.
    Österreich verdient sozusagen sein Nationaleinkommen über ein Drittel im Ausland.
    Es wird sehr wichtig sein, dass das, was wir erzeugen oder was wir an Dienstleistungen anbieten, auch am Auslandsmarkt akzeptiert wird, wegen der Qualität.
    und wegen der Preise, mit denen diese Angebote gemacht werden.
    Es wirkt diesem Ziel einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit entgegen, wenn man so in Abständen von einem Jahr an eineinhalb Jahren immer wieder neue Belastungswellen seitens des Finanzministers in Form höherer Steuern, höheren Gebühren und höherer Tarife erfindet.
    Das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit.
    Und die Wettbewerbsfähigkeit ist eine zentrale Voraussetzung für die Sicherheit der Arbeitsplätze.
    Ein Betrieb, dessen Produkte laufend verkauft werden, ein Betrieb, der wettbewerbsfähig ist, vor allem auch im Ausland, der hat sichere Arbeitsplätze und der wird vor allem für die jungen Menschen neue Arbeitsplätze schaffen können.
    Ein sehr einfaches Konzept, das schwer zu verwirklichen ist, das vor allem dann schwer zu verwirklichen ist, wenn es, wie gesagt, immer neue Belastungen gibt.
    Und da lag ja auch ein sehr kritischer Punkt bei uns in der laufenden Budgetdebatte.
    Ein Thema, das auch im kommenden Jahr auf dem Tisch bleiben wird, ist sicher die Energiepolitik.
    Vizekanzler Andros hat am Schluss der Budgetdebatte einen geordneten Rückzug aus dem Energiebereich Öl vorgeschlagen.
    Wie sehen hier die energiepolitischen Vorstellungen der ÖVP aus?
    In der Energiepolitik hat die österreichische Volkspartei nach dem Ölschock 1973 ein Energiekonzept vorgelegt.
    Das ist dann sehr lange von der Regierungspartei einfach nicht zur Kenntnis genommen worden.
    Wir haben dann im Jahr 77, 78 Gesetzesanträge eingebracht auf Begünstigung der Verwendung von Alternativenergien, auf Begünstigung des Energiesparens, auf die Begünstigung der Errichtung von Kleinkraftwerken.
    Diese Gesetzesanträge blieben zwei Jahre im Parlament liegen und wurden erst jetzt, als die Regierungspartei im Sommer 1979 zu einem energiepolitischen Maßnahmenpaket und einem Operationskalender gefunden hat, dort eingebaut.
    Ich betrachte es als nicht sehr konstruktiv, wenn man Jahre vorbeigehen lässt, um in dieser wichtigen Frage Maßnahmen zu ergreifen, die uns der Wiesn ersparen, die uns den geordneten Rückzug aus dem Öl ermöglichen, wie der Finanzminister das gesagt hat.
    Das ist sicherlich ein legitimes Ziel.
    Wie gesagt, hätte man hier schon vor vier oder fünf Jahren einsteigen können.
    Die Tatsache, dass man auch hier unsere Vorschläge übernommen hat, wenn auch mit dieser Verzögerung hatte, dazu geführt,
    dass wir in den vergangenen Tagen einigen Gesetzen auch der Regierung die Zustimmung gegeben haben.
    Wie es immer das Prinzip der Volkspartei ist, wenn man einen vernünftigen Kompromiss erreicht, kann man ja solche Fragen und soll man so wesentliche Fragen auch gemeinsam erledigen und lösen.
    Nur bitte, wir sind eben sehr, sehr im Verzug.
    Und ich glaube, dass die Lösung der energiepolitischen Frage ganz wesentlich sein wird für die Stabilität unserer Währung, wegen der Auswirkungen auf die Zahlungsbilanz, für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft.
    Und ich glaube, dass daher die Behandlung dieser Frage auch im kommenden Jahr Priorität haben soll.
    Vielen Dank für dieses Gespräch.
    Mit ÖVP-Parteichef Alois Mock sprachen Markus Sommersacher und Hans Langsteiner.
    Morgen gibt es dann im Mittagsschanal ein Interview mit Bundeskanzler Kreisky zu hören.
    Und jetzt gleich weiter mit der Inlandspresseschau.
    Da befassen sich die Kollegen der innenpolitischen Redaktionen in den Zeitungen mit unserem gestrigen Interview im Mittagsschanal, Interview mit Norbert Steger von der Freiheitlichen Partei.
    Hans Langsteiner hat die Inlandspresseschau zusammengestellt.
    Das Jahresabschlussinterview des designierten FPÖ-Obmannes Norbert Steger im gestrigen Mittagsschanal wird heute gleich mehrfach kommentiert.
    In der Presse geht ein Kurzkommentar vor allem auf die Ankündigung Stegers ein, mit jenen parteiinternen Lobbyisten ein ernstes Wort reden zu wollen, die ihm, Steger, das Image eines Götz-Killers andichten wollten.
    Dazu meint die Presse,
    Im götzischen Visier damals Norbert Steger.
    Heute freilich ist das alles ganz anders.
    Denn heute heißt der kommende Mann Norbert Steger und der will freilich nicht zu den Götzkillern zählen.
    Was auch sicher niemand von ihm behaupten würde.
    Oder?
    Soweit die Presse.
    Im Neuen Volksblatt der ÖVP urteilt Walter Salzmann über die gestrigen Aussagen Stegers.
    Norbert Steger mag so manchem in seiner Partei einiges voraus haben.
    Etwas versteht er nicht.
    Die Kunst, parteiinterne Querelen für sich bzw.
    für die Partei zu behalten.
    Klagte schon seinerzeit Parteiobmann Götz darüber, dass es in der FPÖ zu viele undichte Stellen gäbe, aus denen mehr oder weniger gezielt Partei-Internes an die Öffentlichkeit gelangte, so hat Norbert Steger jedenfalls noch nicht damit Schluss gemacht.
    Und weiter?
    Norbert Steger atmet Höhenluft und spielt den starken Mann.
    Anders als Götz.
    Vorerst vor eigenem Publikum.
    Ob ihm der Hang zur Präpodenz mehr Freunde bringen wird?
    Mit einem anderen Aspekt des gestrigen Steger-Interviews als das ÖVP-Organ Neues Volksblatt setzt sich die sozialistische Arbeiterzeitung auseinander.
    Ein Kurzkommentar kritisiert dort die Ankündigung Stegers, politisch interessierte Frauen in Zukunft stärker in die FPÖ einbinden zu wollen.
    Das sind vom Obmann einer Partei, die bisher keine Frauen in den Nationalrat entsandt hat, völlig neue Töne.
    Ob es nur ein Buhlen um die Stimmen von Frauen bei kommenden Wahlen ist, wird sich ja noch zeigen.
    Eines jedoch ist klar.
    Die bürgerlichen Parteien versuchen mit ihrer plötzlich entdeckten Frauenfreundlichkeit nur den Anschluss an die Politik, die die SPÖ seit langer Zeit praktiziert und die von der Regierung zuletzt durch die Berufung von vier neuen Staatssekretärinnen dokumentiert wurde.
    Soviel in der A-Zeit zum gestrigen Steger-Interview.
    In der Tiroler Tageszeitung meint schließlich Hans Thür zur Situation der kleinen Oppositionspartei im Allgemeinen.
    Wenn heute Wahlen wären, würde die FPÖ gewiss weiter unter ihre derzeitigen elf Mandate sinken.
    Es wird auch in den drei Jahren bis zur nächsten Nationalratswahl eines gewaltigen Arbeitspensums der gesamten Partei bedürfen, um ein solches Desaster zu vermeiden.
    Dazu wird auch nötig sein, dass sich die neu geschmiedete Achse Steger-Peter als Alternative nicht zur ÖVP, sondern vor allem zur SPÖ mausert, was schließlich auch Sinn und Ziel der Götz-Politik gewesen ist.
    Das war unsere Inlands-Presseschau.
    Die vorweihnachtliche Hektik in den Straßen ist vorbei, auch in den Geschäften ist zumindest am Ladentisch Ruhe eingekehrt.
    Die Hektik hat sich allerdings in die Magazine und Büros verlegt, denn die Inventur hat teilweise schon begonnen.
    Das Weihnachtsgeschäft ist für die österreichischen Handelsbetriebe ja ausschlaggebend für den Jahreserfolg.
    Ohne Mehrwertsteuer wanderten im Dezember 1978 etwa 22 Milliarden Schilling in die Registrierkassen.
    1977 waren es 24,5 Milliarden Schilling.
    Das Weihnachtsgeschäft vergangenen Jahres liet unter der Einführung der 30-prozentigen Mehrwertsteuer für eine Reihe von Artikeln.
    Wie sieht es nun heuer aus?
    Mit dem Syndikus der Sektion Handel in der Bundeswirtschaftskammer, Stefan Kloss, führte Herbert Hutter das folgende Gespräch.
    Die österreichische Wirtschaft und speziell der Handel sind mit sehr gemischten Erwartungen ursprünglich ins Weihnachtsgeschäft hineingegangen.
    Ersten Prognosen zufolge waren die Warenhausmanager eher optimistisch.
    Der Fachhandel hat an den ersten beiden Einkaufswochenenden eher noch Schaukundschaft gemeldet.
    Nun, Herr Dr. Klosters, das Weihnachtsgeschäft ist nun gelaufen.
    Was sind die ersten Meldungen?
    Stimmt es, dass die Warenhäuser besser abgeschnitten haben als der Fachhandel?
    Das kann man, glaube ich, im Moment noch nicht dezidiert sagen.
    Es hat sich eines ganz deutlich gezeigt, dass gerade im Fachhandelsbereich in den letzten Einkaufstagen bis hinein zum 24.
    Dezember noch ein sehr gutes Geschäft gelaufen ist und dass vor allem der Konsument heuer sehr stark zur qualitativ hochwertigen Ware tendiert hat bei seinen Einkäufen.
    Welche Branchen werden da hier besonders hervorzuheben?
    Prognosen zufolge wären ja hier besonders Sportartikel gefragt gewesen.
    Und der Freizeitsektor, was sind die Ergebnisse?
    Der Freizeitsektor und Hobbysektor ist sowohl im Warenhausbereich nach den Meldungen, die wir bekommen haben,
    sehr gut gegangen.
    Allerdings ist beim Wintersporthandel doch ein gewisses Loch eingetreten durch die warme Witterung, die natürlich auch regional etwas unterschiedlich ist.
    Beispielsweise aus Vorarlberg hören wir aus dem Bereich des Sportartikelhandels bessere Ergebnisse wie im Osten Österreichs, was ja völlig klar ist, weil hier die Witterung nicht wintermäßig war.
    Bei Fotos ist ein leichtes Umsatzplus festzustellen.
    Es ist, glaube ich, auch zu sagen, dass im Sportartikelhandel interessanterweise zum Beispiel in Oberösterreich jetzt schon Tennissachen gekauft wurden.
    Hingegen wiederum, wie bereits erwähnt, dass die typischen Wintersportartikel
    ausgelassen haben.
    Wetterbedingt war natürlich auch speziell im Schuhhandel, kann man fast sagen österreichweit, ein sehr großes Manko.
    Auch natürlich durch die Luxussteuer ein Rückgang bei den
    Juwelenhändlern, Goldjuwelenhändlern, wobei natürlich hier auch der unheimlich stark gestiegene Goldpreis eine Rolle gespielt hat, sodass man sich hier etwas stärker auf Silberwaren und etwas billigere Artikel konzentriert hat.
    Nun kommen wir vielleicht zu einer Besonderheit des heurigen Weihnachtsgeschäftes.
    Der 8.
    Dezember, der Samstag, war ein Feiertag.
    Das ganze Weihnachtsgeschäft ist daher vom Handel um eine Woche vorverlegt worden.
    Wie hat sich das eigentlich ausgewirkt?
    Die Erwartungen waren ja auch unterschiedlich.
    In den westlichen Bundesländern, die eine sehr starke Konkurrenzsituation zum Ausland haben, hat sich der 8.
    Dezember negativ ausgewirkt.
    Salzburg meldet insgesamt
    bestenfalls ein gleichbleibendes Umsatzniveau zum Vorjahr, gerade im Hinblick darauf, dass viele Konsumenten den 8.
    Dezember zu Einkaufsfahrten ins Ausland ausgenutzt haben.
    Etwa ähnlich auch in Tirol.
    Dadurch sind diese Länder, die diese Grenzsituation haben, schlechter im Gesamtumsatz gelegen, wie die anderen Bundesländer.
    Abschließend eine zusammenfassende Erwartung.
    Wie ist das Weihnachtsgeschäft 1979 gelaufen?
    Mit welchen Erwartungen geht der Handel ins nächste Jahr?
    Ich glaube man kann sagen, dass der Handel insgesamt österreichweit mit dem Weihnachtsgeschäft zufrieden ist.
    Seine Erwartungen im Wesentlichen erfüllt wurden.
    Die Erwartungen für das nächste Jahr sind etwas gemischt und zwar im Hinblick darauf, dass von den Wirtschaftsforschern eine deutliche Abschwächung der Kaufkraftzuwächse prognostiziert wurden und damit natürlich eine Umsatzausweitung im Handel eher fraglich ist und natürlich damit in Verbindung die Kosten- und Ertragslage im Handel nicht günstiger werden wird.
    Das Gespräch führte Herbert Hutter.
    Auch für die Konjunkturforscher ist der Jahreswechsel ein besonderer Anlass für einen Blick in die Zukunft.
    Das fast schon vergangene Jahr 1979 hat ja vor allem eine Erhöhung der Rohölpreise und damit eine ziemliche Erhöhung der Energiekosten gebracht.
    Die Folge davon geringeres Wirtschaftswachstum und höhere Inflation und daher auch geringere Beschäftigung.
    Die Erwartungen in Westeuropa für 1980 reichen von wenig ermutigend über unverändert bis hin sogar zu optimistisch.
    Zu den Optimisten zählen unter anderem auch wir Österreicher.
    Hier erwartet man nämlich ein Wirtschaftswachstum um etwa 2,5 Prozent und ein leichtes Ansteigen der Inflationsrate auf etwa 5 Prozent.
    Wie geht es nun unserem Nachbarn und wichtigsten Handelspartner der Bundesrepublik Deutschland im nächsten Jahr?
    Hans Beuerlein berichtet.
    Die Konjunkturprognose für das kommende Jahr wird in Bonn in zwei Versionen geboten.
    Die eine ist optimistisch, die andere ist etwas düsterer.
    Beide Ausgaben haben, wie die Urheber versichern, gleichermaßen ihre Berechtigung.
    Die optimistische Prognose gründet darauf, dass es den Bewohnern der Bundesrepublik noch nie so gut gegangen ist wie im vergangenen Jahr.
    Insbesondere das Weihnachtsgeschäft hat gezeigt, dass vorwiegend Luxusgüter gefragt worden sind und das ist schließlich der beste Beweis dafür, dass die Leute alles haben, was sie brauchen und dass sie glauben, dass alles so weiter geht.
    Bundeswirtschaftsminister Lambsdorff hat seine Beurteilung der Lage auf diesen Ton abgestimmt.
    Natürlich warnt er davor, dass die Gewerkschaften zu hohe Forderungen erheben könnten und dass aus dieser Richtung eine gewisse Gefahr für die Stabilität drohe.
    Doch gleichzeitig äußerte er die Erwartung, dass die Gewerkschaften dies einsehen und sich entsprechend zurückhalten werden.
    Lambsdorff, der das liberale Element der Bonner Regierungskoalition am stärksten verkörpert, meinte in seiner Vorausschau, das kommende Jahr werde zwar eine gewisse Abschwächung der Konjunktur, jedoch keinen Einbruch, kein Ende des Aufschwunges bringen.
    Die Preise, so meinte der Wirtschaftsminister, würden etwas weniger stark steigen und die Beschäftigung dürfte weiter zunehmen.
    Das kommende Jahr, so seine Zusammenfassung, werde die Bundesrepublik Deutschland sicherlich auf dem Weg eines soliden wirtschaftlichen Wachstums ein Stück weiter bringen.
    Diese optimistischen Töne gehen sicherlich auch auf die Erkenntnis zurück, dass in einem Wahljahr die Regierung Zuversicht ausstrahlen soll.
    Deshalb ist es erstaunlich, dass der Bonner Regierungschef Helmut Schmidt die wirtschaftliche Entwicklung nicht in so optimistischen Farben malt wie sein Minister.
    Der Bundeskanzler bevorzugt die zweite Darstellungsart, die etwas trüber getönte.
    Allerdings geht auch er davon aus, dass die Wirtschaftslage vollkommen in Ordnung sei und positive Erwartungen zulasse.
    Schmidt misst jedoch den Unwägbarkeiten der Politik größeres Gewicht bei als manche seiner Regierungskollegen.
    In seiner letzten öffentlichen Rede vor Jahresschluss, vor der Versammlung der Arbeitgeberverbände, hatte er deutlich gemacht, dass unter den heutigen Umständen Voraussagen überhaupt keinen Wert hätten.
    Er sagte,
    Die Gutachten lese ich gar nicht.
    Sie sind zwar sehr gut gemeint und mit aller wissenschaftlichen Sorgfalt gemacht, aber was nützt das Ganze, wenn morgen ein Ölscheich gestürzt wird?
    Dann sieht die Welt plötzlich ganz anders aus, und zwar möglicherweise so, wie wir uns das heute noch gar nicht vorstellen können.
    Soweit der Bundeskanzler.
    Auch seine Aussage ist allerdings auf den kommenden Wahlkampf gemünzt.
    Denn wenn die Dinge vielleicht so schlimm kommen, dann ist es wichtig, so soll es der Bürger auffassen, einen bewährten Krisenmanager an der Spitze zu haben.
    Und jetzt Nahostpolitik.
    Mitte Jänner werden die Autonomieverhandlungen zwischen Israel und Ägypten wieder aufgenommen.
    Bis Mai hat man sich ein Limit gesetzt, da soll in groben Zügen eine Regelung feststehen.
    Ein besonderes Problem dabei stellen die in Jerusalem lebenden Araber dar.
    Unser Nahost-Korrespondent Hans Benedikt untersucht die Situation.
    Jerusalem, 400.000 Menschen, davon etwa 300.000 jüdischen Glaubens, 100.000 Araber, islamischen und christlichen Glaubens, ein dichtes Netz europäischer Klösterorden aller Bekenntnisse und jährlich Hunderttausende von Pilgern.
    Die Heiligtümer der drei Weltreligionen, König Salomons Tempel und dahinter der Felsendom, von wo der Prophet Mohammed gegen Himmel ritt.
    Die Grabeskirche Jesu Christi am Ende der Via Dolorosa.
    Sie geben Jerusalem eine im Weltreligiösen verankerte internationale Stabilität und zugleich einen permanenten weltpolitischen Spannungszustand.
    Er kam aus den Besitzansprüchen der Israelis, für die Jerusalem seit dem Sechstagekrieg vor 13 Jahren die geeinte Hauptstadt ist.
    Und aus den Besitzansprüchen vor allem Saudi-Arabiens, dessen Königsfamilie als Wächter der Heiligtümer von Mekka und Medina sich auch für Jerusalems Tempelberg verantwortlich fühlt.
    Die Menschen von Jerusalem leben so dicht und so eng zusammen, dass sie gar keinen Raum finden, politische Fronten und Lager zu bilden, zwischen denen sich ein neues Niemandsland auftun sollte, so etwa wie vor Juni 1967.
    Zum vorweihnachtlichen jüdischen Chanukka-Lichterfest empfing Jerusalems Wiener Bürgermeister Teddy Kolek die Notablen der ethnischen und religiösen Gemeinschaften der Stadt.
    Alle waren gekommen.
    der armenische Erzbischof mit seinem Gefolge, der Franziskanerobere, die Vertreter der mächtigen arabischen Familien und Stämme in der Umgebung Jerusalems, das Oberhaupt der koptischen Kirche Äthiopiens in Jerusalem.
    Sie alle vertreten weltliche und religiöse Mächte, deren Einfluss oft viel tiefer und in ganz andere Richtungen geht, als es die Tagespolitik andeutet.
    Mag sein, dass Israels Nachbar, der jordanische König Hussein, den Israelis eine Botschaft über den Salon Teddy Koleks zugespielt hat.
    Mag sein, dass sich ein Gespräch um die Frage dreht, wie weit man die PLO ernst nehmen kann, wenn sie sich international gemäßig gibt.
    Ein Thema ist und bleibt Jerusalems zukünftige Beziehungen zur zukünftigen politischen Position der Palästinenser im benachbarten Westjordanien.
    Herr Bürgermeister, wenn es nach dem Wunsch Ägyptens geht, sollen die Jerusalemer Araber in die Wahlgänge im Westbank und in Gaza einbezogen werden.
    Könnten Sie sich das überhaupt vorstellen und welche Art des Zusammenlebens würde daraus erwachsen?
    Im Augenblick eigentlich nicht.
    Endgültig, wenn man einmal eine
    Lösung für alle Probleme gefunden hat, kann ich mir vorstellen, dass so wie die Amerikaner in Paris bei den Wahlen in Amerika sich beteiligen, ohne dass da überhaupt eine Frage daran ist, dass Paris die Hauptstadt Frankreichs ist, auch diese hunderte, zehntausend jordanischen Bürger
    Mohammedaner und Christen, Araber und Armenier und Griechen, die alle jordanische Pässe haben und dann vielleicht einmal einen anderen Pass haben werden, was immer die Vereinbarung zum Ende sein wird, dass sie sich an staatlichen Wahlen außerhalb Israels beteiligen.
    Spüren Sie oder spüren die Araber hier den Einfluss der PLO und ihrer Opposition gegen jede von Israel vorgeschlagene Westbank-Regierung?
    Vor allem nur in einem, sie haben schreckliche Angst vor der PLO, deswegen reden sie nichts.
    Oder wenn sie reden, sagen sie, was sie glauben, dass sie nicht gefährdet.
    Und außerdem haben sie nur schreckliche Angst und hoffen mit vollem Herzen, dass die PLO niemals herkommen wird, weil sie wissen, dass das ihr Ende sein würde.
    Gibt es hier in Jerusalem selbst, im Stadtgebiet und in unmittelbaren Umgebungen eine effiziente PLO-Bewegung?
    Paramilitärische, sabotage, Terrorbewegung?
    fast überhaupt nicht.
    Vielleicht ein paar Jungen unter irgendeinem bestimmten Alter, 20, 22, aber überhaupt nicht.
    Die Araber, und nicht weil sie uns gern haben oder nicht weil sie im großen Prinzip eigentlich überhaupt nie Terror haben wollen, sondern sie wollen hierbleiben, sie wollen auf den arabischen Charakter ihrer Stadt
    Acht geben, das ist Ihnen wichtig.
    Um hier zu bleiben, müssen Sie sich hier beschäftigen, Sie müssen hier verdienen.
    Das ist vor allem Tourismus, das ist Touristik, das ist die Verbindung mit dem jüdischen Marktplatz und Touristik und Terror gehen nicht zusammen.
    Haben Sie eigentlich einen alten Plan, Jerusalem so unter die religiösen und auch ethnischen Gemeinschaften aufzuteilen?
    Natürlich unter Anführungszeichen, etwa wie London nach einem System der Muros.
    Haben Sie den Plan jetzt ad acta gelegt oder ist der noch aktuell?
    Nein, im Gegenteil.
    treffen uns im Januar in London mit dem größeren London Council, wie der heißt, Greater London Council, und wollen von dem ein bisschen lernen, wie das zu machen.
    Aber wir machen das nicht vor allem wegen der jüdisch-arabischen Probleme, sondern deswegen, weil wir zu der Auffassung gekommen sind, dass eigentlich keine Stadt mehr diese Dienste leisten kann, die die Bürger fordern.
    und man die Bürger irgendwie mehr in die eigentliche Leitung ihrer eigenen Angelegenheiten einschalten muss.
    Und das kann man nur in kleinen Einheiten machen.
    Also wollen wir in der ganz nahen Zukunft zumindest mit einem selbstverwalteten Bezirk, jüdischem Bezirk, beginnen.
    Und wenn das gut geht, wird es auch eine Antwort auf die arabische Angelegenheit sein.
    Aber inzwischen wollen wir das mit den Juden beginnen.
    Danke vielmals für das Gespräch.
    Das war ein Beitrag von Hans Benedikt, unserem Korrespondenten im Nahen Osten, und jetzt noch zu einem Beitrag unserer Kulturredaktion.
    Morgen hat am Wiener Volkstheater die Komödie Der gläserne Pantoffel von Franz Molnar Premiere.
    Der weltberühmte ungarische Dramatiker und Erzähler schrieb dieses Stück 1924.
    Noch im selben Jahr erlebte es am Wiener Volkstheater seine deutschsprachige Erstaufführung.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es je einmal am Volkstheater und in der Josefstadt inszeniert.
    Bisher also kein Bühnenhit, aber Regisseur Rudolf Jusitz glaubt jetzt, das richtige Inszenierungskonzept dafür gefunden zu haben.
    Hören Sie Näheres von Konrad Zobel.
    In der Komödie Der gläserne Pantoffel begegnet man nicht dem Molnar der geistreich witzigen Konversationsstücke und oberflächlichen Gesellschaftskomödien.
    Vielmehr ist dieses Stück in der Nähe von Molnars 15 Jahre vorher, nämlich 1909, entstandenem Lilium angesiedelt.
    Und am Wiener Volkstheater tut man ein übriges, um vom Zuckerl-Klischee von Molnar wegzukommen.
    Regisseur Rudolf Jusitz will zwar die Komödie nicht verleugnen, aber eine harte, eine spröde Inszenierung liefern.
    Er selbst sagt über das Stück, ich finde reizvoll, dass es Komödie genannt wird, obwohl es eigentlich sehr
    reale, harte Aspekte in sich trägt.
    Es ist für mich gar keine Komödie in dem Sinne, wie man sich eine Komödie vorstellt, sondern es soll zum Lachen sein, aber diese Art von Lachen, wo das Lachen kurz nachdem man gelacht hat, erstickt.
    Volkstheater-Dramaturg Heinz Gerstinger erklärt den Inhalt des Stücks.
    Es ist die Geschichte eines Dienstmädchens und darin wird schon sehr viel gesagt.
    Das Dienstmädchen
    in einer Zeit, in der eben das Personal, die Domestiken, die Dienstboten, wie sie hießen, eben wirklich noch unterdrückte waren.
    Und das kommt in dem Stück stark zum Ausdruck.
    Sie wird von allen Seiten als Aschenbrödel behandelt.
    Und der Titel, der gläserne Pantoffel, geht ja auch da hinaus.
    Sie setzt sich aber durch,
    Dadurch, dass sie einen Mann liebt, der eigentlich für eine andere Frau gedacht ist und dies zuletzt auch durchsetzt.
    Ganz Wiedererwarten dieses Mannes und ganz Wiedererwarten auch des Publikums.
    Der gläserne Pantoffel sagt ja, das ist eigentlich, und das ist vielleicht das Richtige noch, als wenn man Volksstück sagt, das ist ein Märchen für Erwachsene, aber ein sehr realistisches Märchen, ein sehr wirkliches Märchen.
    Wie schon angedeutet, lautet das Stichwort der Volkstheater-Inszenierung keineswegs Märchen, sondern Realismus.
    Zu diesem Zweck setzt Jusits auch das Medium Film ein.
    Die Idee des Films ist die, dass man drei Akte hat, dieses Stück.
    Und diese drei Akte werden ergänzt durch Filmszenen.
    Oder ergänzt ist vielleicht zu viel.
    Ja, man kann sagen, eine Art von Ergänzung von Impressionen.
    der Hauptfigur, die in diesen Filmteilen auch sozusagen den Hauptpaar trägt, um einerseits den Realismus dieser Inszenierung zu unterstützen und andererseits auch, gebe ich ohne weiteres zu formal, zu einer härteren Form zu kommen.
    Zu einer Form, wie man sie etwa von den Horvath-Stücken her kennt.
    Eine wesentliche Unterstützung erfährt dieses Konzept durch Uli Meier, die Darstellerin des Dienstmädchens Irma.
    Nach ihrem Volkstheater-Debüt in Gerhard Roths Sehnsucht hat sie hier die echte Chance, als sensationelle Entdeckung gewertet zu werden.
    Ihr Partner ist Uwe Falkenbach.
    Hören Sie die beiden im folgenden Szenenausschnitt.
    Süßer Pilot.
    Wer ist der Pilot?
    Der Herr Schippersch.
    Ich bin Möbeltischler.
    Für mich sind Sie Pilot.
    Jeder ist Pilot, der ideal ist.
    Ich bin ideal?
    Für meine Seele ideal.
    Idealer Pilot, der aus den Wolken herabfliegt, auf die blumige Wiese, um sich seine Braut zu holen.
    Was redest du da für einen Unsinn zusammen?
    Ich träum das jede Nacht, dass mein Bräutigam ein Pilot ist und in die Wolken fliegt und ins Meer hinabfällt.
    Und in jedem Traum sieht der Pilot Herrn Schipposch ähnlich.
    Und fällt ins Meer?
    Ja.
    Danke.
    Was tust du?
    Ich wandle auf und ab am Meeresufer in weißer Hülle.
    Meine Haare sind lose und ich strecke meine Arme nach dem Meere aus und singe im Vane.
    Oh, es ist so schön!
    Wenn du im Vane singst?
    Nein, aber das Ganze.
    Ein so schöner Schmerz und so ideal.
    Und der Herr Schipusch ist immer drin.
    Im Meer?
    Im Traum.
    Und alles gehört mir.
    In weiteren Hauptrollen spielen Renate Olarova und Johannes Seilern.
    Mit ihnen allen will das Volkstheater zum Jahreswechsel keine leichte, oberflächliche Komödie, sondern ein ernstzunehmendes, gesellschaftskritisches, zugleich aber unterhaltendes Volkstück bieten.
    Morgen also Franz Molnars Komödie, der erkläsene Pantoffel im Wiener Volkstheater.
    Das war ein Beitrag von Konrad Zobel.
    Und wir schließen jetzt das Mittagsjournal mit einer Kurzfassung der wichtigsten Meldungen.
    Österreich.
    ÖVP-Bundesparteiobmann Mock hat im traditionellen Jahresabschlussinterview im Mittagsschornal vor allem zum Stand der internen Parteireform Stellung genommen.
    Mock sagte, dabei hätten die politischen Inhalte Vorrang vor der Strukturreform.
    Generell könne man aus der Entwicklung des vergangenen Halbjahres sehr viel Optimismus für die Zukunft schöpfen.
    Die Sozialistische Partei stellte in ihrem Pressedienst fest, sie habe das Jahr 1980 zum Jahr der Parteiarbeit erklärt.
    Ständiges Bemühen der Parteiorganisation werde es sein, Vorschläge und Ideen aus der Bevölkerung zu erhalten.
    Die Freiheitliche Partei meint in einem Jahresrückblick, sie habe neben Erfolgen auch manche Enttäuschung zu verzeichnen.
    Die Stimmengewinne bei den jüngsten Nationalratswahlen seien der größte Erfolg der Freiheitlichen seit 20 Jahren gewesen.
    Die damit verbundenen Chancen habe man aber zu wenig genutzt.
    Professor Hermann Lanzke, der seit Beginn der Übertragungen des Neujahrskonzerts in alle Welt Bildregie geführt hat, ist in Wien einem Herzinfarkt erlegen.
    Afghanistan.
    Nach dem blutigen Putsch und der Hinrichtung des Präsidenten Armin ist die Situation in der afghanischen Hauptstadt Kabul nach wie vor gespannt.
    Nach übereinstimmenden Agenturberichten waren sowjetische Verbände in Gefechte mit regierungstreuen Truppen verwickelt und sollen auch den Rundfunksender in Kabul besetzt haben.
    Der neue Stadtchef Karmal sagte in einem Rundfunkinterview, seine Regierung werde versuchen, militärische Probleme durch politische Handlungen zu lösen.
    Indien.
    Die Sowjetregierung hat in einer Note an die Regierung Indiens das direkte Eingreifen in Afghanistan zugegeben und sich auf bilaterale Abkommen mit Kabul berufen.
    In den vergangenen drei Tagen sind in Kabul 200 sowjetische Transportflugzeuge mit Soldaten und schwerem Kriegsmaterial gelandet.
    Und wir sind damit am Ende des Mittagsschanals.
    Ich möchte Sie noch auf das Abendschanal hinweisen.
    Sie wissen, 18 Uhr in den Programmen Ö1 und Öregional.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1979.12.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wochenendwetter
    Mitwirkende: Sobitschka, Walther [Gestaltung]
    Datum: 1979.12.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse des Putsches in Afghanistan
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1979.12.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sowjetunion greift in Afghanistan ein
    Mitwirkende: Kunze, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1979.12.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Parteiführer zum Wochenende: Mock-Rückblick, Ausblick
    Einblendung: ÖVP-Bundesparteiobmann Mock
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1979.12.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: ORF-Steger-Interview
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1979.12.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ergebnisse Weihnachtsgeschäft 1979
    Interview: Syndikus der Sektion Handel der Bundeswirtschaftskammer Dr. Kloss
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Kloss, Stefan [Interviewte/r]
    Datum: 1979.12.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schmidt nicht pessimistisch in Wirtschaftszukunft 1980
    Mitwirkende: Bäuerlein, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1979.12.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview Teddy Kollek über Rolle der Araber Jerusalems vor Autonomiegesprächen
    Mitwirkende: Benedict, Hans [Gestaltung] , Kollek, Teddy [Interviewte/r]
    Datum: 1979.12.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Molnars "Der gläserne Pantoffel" im Wiener Volkstheater
    Einblendung: Regisseur Jusits, Volkstheater-Dramaturg Gerstinger, Szenen-Ausschnitt
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Jusits, Rudolf [Interviewte/r] , Gerstinger, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1979.12.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1979.12.28
    Spieldauer 01:00:07
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Machatschke, Roland [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.12.28 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-791228_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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