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KI-generiertes Transkript
Guten Tag beim Donnerstag-Mittag-Journal.
Redakteur im Studio ist Manfred Kronsteiner.
Die Themen heute Mittag.
Der Absturz einer italienischen Linienmaschine in der Schweiz, bei dem alle 46 Passagiere ums Leben gekommen sind.
Die in ganz Europa immer weitere Kreise ziehende Gladio-Affäre.
Spannungen nach Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen in Mazedonien.
Konflikt zwischen der sowjetischen Zentralregierung und der russischen Föderation und die Aufhebung der Preiskontrolle bei Luxusgütern.
Aus dem Inland die erste Pressekonferenz Heinz Fischers in seinem neuen Amt als Nationalratspräsident.
Protestdemonstration der Transitinitiative vor der ÖVP-Zentrale.
Jane Tilden wird morgen 80.
Soweit die wesentlichsten Mittagsthemen.
Vor den Beiträgen jedoch das Wichtigste in Nachrichtenform.
In Meldungen von Edgar Theider, Josef Wenzel-Hnatek sitzt bereits im Sprecherstudio.
Schweiz.
Über die Ursache für den Absturz einer italienischen Linienmaschine beim Landeanflug auf Zürich gestern Abend lässt sich noch nichts Konkretes sagen.
Fest steht lediglich, dass die DC-9 der Fluggesellschaft Alitalia beim Instrumentenanflug 200 Meter tiefer als nötig flog.
Dies ergaben die Auswertungen der Radaraufzeichnungen der Flugkontrolle Zürich.
Einer der beiden Flugschreiber, der Maschine, ist bereits gefunden, aber noch nicht ausgewertet worden.
Das Flugzeug prallte gegen einen Berghang, zerbarst und ging dann in Flammen auf.
Von den 46 Insassen überlebte niemand.
In dem unwegsamen Gelände sind bis jetzt erst zehn Leichengeborgen worden.
USA, Nahe Ostern.
Die amerikanische Regierung will den Druck auf den Irak weiter verschärfen.
Präsident Bush sagte gegenüber Kongressmitgliedern, der zusätzliche Truppenaufmarsch am Persischen Golf solle eine glaubwürdige Option für ein militärisches Vorgehen schaffen.
Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht getroffen worden.
Führende Kongresspolitiker forderten Bush auf, vor militärischen Maßnahmen die Zustimmung des Kongresses einzuholen.
Verteidigungsminister Cheney hat zusätzlich 72.500 Mitglieder der Reserve und der Nationalgarde aktiviert.
Unterdessen sind die ersten modernen Panzer des Typs M1A1 der amerikanischen Armee aus Europa in Saudi-Arabien eingetroffen.
Sie sind auch für den Fall eines Chemiewaffenangriffs gerüstet.
Bundespräsident Waldheim hat sich nach seiner Rückkehr aus Tokio, wo er mit hochrangigen Politikern aus aller Welt zusammengetroffen war, pessimistisch über die Entwicklung im Golfkonflikt geäußert.
Zurzeit sei überhaupt kein Ansatz für eine Verhandlungslösung in Sicht, sagte der Bundespräsident.
Deutschland Die Wirtschaft im bisherigen Westdeutschland wird weiter dynamisch wachsen.
Die fünf Experten des Sachverständigenrates sagen für 1991 einen Anstieg des Bruttosozialproduktes um real 3% voraus.
Heuer werden es 4% sein.
Die Verbraucherpreise werden voraussichtlich im Westen Deutschlands im kommenden Jahr um 3,5% steigen.
Für den Osten Deutschlands und für Gesamtdeutschland gab der Sachverständigenrat keine genaue Prognose ab.
Im Osten Deutschlands wird allgemein mit einer Überwindung des wirtschaftlichen Tiefpunkts ab der Jahresmitte 1991 gerechnet.
Im Ostteil Berlins hat die Polizei in der vergangenen Nacht weitere besetzte Häuser geräumt.
Bei dem Einsatz im Stadtbezirk Lichtenberg wurden vier Personen vorläufig festgenommen.
Nach Angaben der Polizei gab es keine Zwischenfälle.
Dagegen war es gestern Abend nach einer zunächst friedlichen Demonstration von etwa 10.000 Menschen gegen die gestrigen Räumungen im Bezirk Friedrichshain wieder zu Krawallen gekommen.
Die Polizei nahm etwa 100 Personen fest.
Sympathisanten der Hausbesitzer hatten Pflastersteine und Molotow-Cocktails geworfen.
Die Polizei setzte Wasserwerfer und Trinengas ein.
Jugoslawien.
In der Teilrepublik Mazedonien müssen die ersten freien Wahlen seit 1945 wegen Unregelmäßigkeiten teilweise wiederholt werden.
Betroffen sind mehr als 30 Wahlsprengel.
In all diesen Sprengeln gingen durchwegs Kandidaten der albanischen Volksgruppe als Wahlsieger hervor.
Aus Protest gegen die Unregelmäßigkeiten soll heute in der Landeshauptstadt Skopje eine Kundgebung stattfinden.
Dazu hat der Block der Nationalen Parteien Mazedoniens aufgerufen.
Er will ein Verbot der albanischen Partei für demokratischen Wohlstand durchsetzen.
Sowjetunion.
Die Teilrepublik Russland hat die Freigabe der Preise für Luxusgüter abgelehnt.
Der Oberste Sowjet Russlands hat eine Verordnung der Zentralregierung in Moskau wenige Stunden nach deren Veröffentlichung für null und nichtig erklärt.
Die Annäherung zwischen Staatspräsident Gorbatschow und dem Präsidenten der russischen Teilrepublik Jelzin, die in Fragen der Machtverteilung erzielt worden ist, dürfte damit nicht weitergehen.
Die beiden Politiker hatten sich zu Beginn der Woche darauf geeinigt,
dass zwei Kommissionen die Kompetenzen und Rechte der Teilrepubliken und der Zentralregierung abstecken sollten.
Österreich.
Die Bundeswirtschaftskammer wendet sich gegen das geplante Fahrverbot für LKW, das den Transport einer Reihe von Gütern auf der Inntal- und der Brenner Autobahn verhindern soll.
Die Sektion Industrie begründet ihre Ablehnung mit den unzureichenden Möglichkeiten des Bahntransports und mit etwaigen Vergeltungsmaßnahmen der benachbarten Staaten.
Das waren die Meldungen.
Die Wetteraussichten bis morgen früh bei reichlicher Bewölkung, regional Regen.
Schneefallgrenze um 1300 Meter.
Im späteren Tagesverlauf dann Bewölkungsauflockerung.
Aufkommender Westwind, Nachmittagstemperaturen 6 bis 12 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 3 bis plus 5 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Freitag.
Aufgelockerte Bewölkung, zum Teil heiter.
Lebhafter auf den Bergen, stürmischer Westwind.
Mild mit Frühtemperaturen zwischen minus 3 und plus 5 Grad, Tageshöchsttemperaturen zwischen 7 und 12 Grad.
Das Wetter übermorgen am Samstag stark bewölkt bis bedeckt und streichweise Regen, windig am Samstag.
Die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
Wien stark bewölkt, leichter Regen, 8 Grad, Eisenstadt bedeckt 6, St.
Pölten bedeckt 9, Linz bedeckt leichter Nieselregen, 7 Grad, Salzburg bedeckt Regen, 8 Grad, Innsbruck bedeckt Regen, 5, Bregenz bedeckt Regenschauer, 7 Grad, Graz stark bewölkt, 6 Grad und Klagenfurt bedeckt bei 2 Grad.
Das waren Nachrichten und Wetter.
Es ist jetzt sieben Minuten nach zwölf Uhr und damit gleich zum Absturz der italienischen DC-9, die gestern Abend beim Landeanflug auf Zürich an einem Hang des Stadlerbergs zerschellt ist.
Von den 46 Insassen hat, wie gesagt, niemand das Unglück überlebt.
Derzeit ist die Ermittlung über die Ursache des Absturzes noch im Gange.
Willi Stoil berichtet.
637 Meter ist der Stadler Berg hoch, liegt in rund 10 Kilometern Entfernung von der Landebahn 14 des Flughafens Zürich-Kloten.
Alitalia, Flug 404, eine DC9-32, war gestern Abend kurz nach 8 auf korrektem Anflugkurs, begann aus 1200 Metern Höhe, 4000 Fuß, in der Nähe des Rheins, nahe der deutschen Grenze, aus nordwestlicher Richtung kommend, den Sinkflug, der zum Anfang der Landepiste geführt hätte.
Alitalia 404 verschwand um 20.13 Uhr von den Radarschirmen des Flughafens Zürich-Kloten, prallte an den Stadlerberg.
Um halb eins in der Nacht bestätigte die Polizei, dass es für die 40 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder keine Hoffnung gibt, dass 46 Menschen tot sind.
Heute Morgen erklärte Josef Meier von der Flugüberwachung Swiss Control, man habe bis zum letzten Moment noch zwei Kilometer vor der Absturzstelle normalen Funkkontakt gehabt.
Das heißt, rund 20 Sekunden vor dem Absturz.
Gleitwinkel und Kurs waren korrekt, doch habe mittlerweile die Detailauswertung der Radarbilder gezeigt, dass die italienische DC-932 rund 300 Meter zu tief geflogen sei.
Beim Instrumentenanflug gestern Abend bei relativ guter Sicht und leichtem Nieselregen wurden wie üblich nur Kurs- und Gleitwinkel der Maschine überwacht.
Für die Höhe sind die Piloten alleine zuständig, müssen sie nur auf Anfrage mitteilen.
Dies geschah nach Auskunft der Flugleitung gestern Abend deshalb nicht, weil kurz nach acht Andrang herrschte am Himmel über Zürich, der Kontrolleur gleichzeitig zehn bis zwölf Maschinen zu führen hatte.
Nach Angaben des Einsatzleiters der Rettungsmannschaften war der Aufprall der Maschine sehr heftig, was auf eine noch hohe Geschwindigkeit schließen lässt.
Auf eine Länge von 250 Metern hat die DC-9 in dem bewaldeten, schwer zugänglichen Gelände eine Schneise in die Baumwipfel geschlagen.
Beim Aufprall wurden die Trümmer auf einer relativ kleinen Fläche von 50 mal 120 Metern verstreut.
Teile des Leitwerks sind erhalten sowie das linke Triebwerk.
Einer der Flugschreiber, der alle Daten wie Höhe, Geschwindigkeit, Kurs und auch den jeweiligen Zeitpunkt festhält.
Einer der Flugschreiber wurde mittlerweile gefunden, wird ausgewertet.
Interessant sind Aussagen von Augenzeugen.
Danach stand das Flugzeug, standen die Triebwerke möglicherweise schon vor dem Aufprall in Brand.
War es nicht menschliches Versagen, Irrtum der Piloten, ließe sich damit die zu geringe Höhe der Maschine erklären.
Auch die Aussage anderer Zeugen, dass seltsame, plötzlich sehr laute Motorengeräusche zu hören waren, so als versuchten die Piloten, ihre absackende Maschine wieder hoch und über den drohenden Berg zu ziehen.
Dem widerspricht jedoch der heute Morgen bekannt gewordene völlig normale Funkkontakt nur ganz kurz vor dem Absturz.
Immerhin wäre der Ablauf des Absturzes einigermaßen geklärt, aber nicht die Ursache selbst, weshalb die Maschine oder ihre Triebwerke schon vor dem Absturz gebrannt haben sollen.
Das sind andere Augenzeugen, die angeblich Explosionen gehört haben wollen.
Die DC-9-32 war 16 Jahre alt, was jedoch beim hohen Wartungsstand einer großen internationalen Fluglinie wie der Alitalia nichts besagt.
Erst vor zwei Wochen wurde das Flugzeug generalüberholt.
Die Maschine war gestern Abend um 18.07 Uhr aus Frankfurt kommend in Mailand gelandet
Um 19.25 Uhr dann als Alitalia 404 nach Zürich Kloten abgeflogen, planmäßige Landung 20.15 Uhr.
Zwei Minuten vorher verschwand sie in rund zehn Kilometern Entfernung vom Flughafen vom Radarschirm, starben 46 Menschen.
Soweit der aktuelle Stand der Untersuchungen zum Flugzeugunglück in der Schweiz.
Mitte Oktober war es, als in Italien die Affäre um die Geheimorganisation Gladio aufflog.
Gladio, zu Deutsch Schwert, wurde, so kam nach und nach ans Licht, in den 50er Jahren als eine Mischung aus antikommunistischer Untergrundgruppe und einer Art Parallelgeheimdienst gegründet.
In der Zeit des Kalten Krieges entwarf Gladio Strategien für den Fall kommunistischer Machtübernahmen oder eines Angriffs aus dem Osten.
Die Geheimpläne waren mit der NATO abgestimmt.
Nach und nach hat die Gladio-Affäre europaweite Ausmaße angenommen.
Die Fäden laufen bei der NATO zusammen.
Gladio in Belgien, in Frankreich, in den Niederlanden, in der Bundesrepublik Deutschland, in Großbritannien etc.
etc.
Nach Angaben eines belgischen Regierungsvertreters sind in den 50er Jahren in allen NATO-Staaten derartige Organisationen aufgebaut worden.
Und sie existieren noch als Relikt des Kalten Krieges.
Nach Angaben der belgischen Regierung soll eine solche Struktur auch in Österreich aufgebaut worden sein.
Unmittelbar nach Kriegsende habe Frankreich ein derartiges Netz in den unter seiner Kontrolle stehenden Gebieten Tirols und Vorarlbergs aufgebaut.
Aus Österreich gab es dazu bis dato lediglich Dementis.
Doch zurück in jenes Land, in dem diese Affäre ursprünglich aufgeflogen ist, nach Italien, dessen Innenpolitik seit Wochen von Gladio-Enthüllungen beherrscht wird, Reinhard Frauscher berichtet.
In die Affäre sind inzwischen nicht nur ehemalige und aktive Geheimdienstler und Armeeoffiziere verwickelt, sondern auch Ministerpräsident Andriotti und Staatspräsident Kosiger.
Beide haben zugegeben, über das Treiben von Gladio zumindest teilweise informiert gewesen zu sein, und beide stehen nun unter Beschuss von Opposition und Presse.
Vor allem deshalb, weil noch immer unter dem Titel Staatsgeheimnis wesentliche Teile der Wahrheit verschwiegen werden.
So hat Ministerpräsident Andriotti heute vor einer Woche bei seiner Erklärung im Senat davon gesprochen, dass die 622 Mitglieder von Gladio schon alle über 60 Jahre alt seien und keinerlei militärische Bedeutung mehr hätten.
Heute hingegen veröffentlicht das Nachrichtenmagazin Europeo eine Liste von 91 Gladiatoren, die in Norditalien tätig waren und es wohl auch noch sind.
Der älteste davon ist zwar 85 Jahre alt, der jüngste aber nur 21.
Auf der Liste scheinen auch zwei Frauen auf, sowie alle Kommandanten von Gladio seit seiner Gründung 1951.
Es handelt sich dabei durchwegs um Geheimdienstoffiziere bis hin zum derzeitigen Stabschef des Militärischen Geheimdienstes, Brigadegeneral Paolo Inzirilli.
Dass es sich bei Gladio auch heute noch nicht um einen Pensionistensportverein handeln kann, diesen Eindruck hatten auch zwei kommunistische Mitglieder der Parlamentarischen Geheimdienstkommission.
Sie haben vorgestern als Erste das streng geheime Ausbildungszentrum von Gladio auf Sardinien besuchen können.
Was sie im Militärcamp auf Cap Marajú, acht Kilometer von Alghero entfernt, fanden, ist eine hochmoderne, sehr anspruchsvolle Trainingsanstalt für Terroristen mit Übungseinrichtungen zum Sprengen von Brücken, Häusern, Panzern und Ähnlichem.
Der letzte Kurs für Zivilisten hat dort im Frühjahr 1990 stattgefunden.
In den nächsten Tagen wird Staatspräsident Francesco Cossiga vor der Parlamentarischen Kommission zur Untersuchung der ungeklärten Attentate aussagen.
Dies als Ersatz für die von Untersuchungsrichter Felice Casson geforderte Vorladung.
Der venezianische Untersuchungsrichter Casson hatte mit seiner Hartnäckigkeit ein neofaschistisches Attentat von 1972 aufgeklärt und war dabei auf die Verbindung zur bisher unbekannten Organisation Gladio gestoßen.
Nun wollte er auch Kosiger vernehmen, der in den 60er und 70er Jahren Staatssekretär im Verteidigungsministerium gewesen war und nach eigenen Aussagen schon immer davon gewusst hatte.
Nach bisherigen Erfahrungen ist aber damit zu rechnen, dass seine Aussagen den immer wilder werdenden Gerüchten über die innenpolitische Verwicklung von Gladio in den Terrorismus der 70er Jahre neue Nahrung geben werden.
Inzwischen fordern sogar die Landtage von Südtirol und Trentino eine Untersuchungskommission, die den Verdacht der Verwicklung von Gladio in die Südtiroler Attentate der 60er und 80er Jahre unter die Lupe nehmen soll.
Die meisten dieser Attentate sind ja nach wie vor ungeklärt.
Oft wurden zwar Täter in dünnen Indizienprozessen verurteilt, die Hintermänner blieben aber immer im Dunkeln.
Erwartet werden dürfen auch nähere Details über die Existenz einer Gladio-Organisation in Österreich.
Ebenso wie in allen anderen Ländern Westeuropas bis hin zur Türkei.
Entsprechende Meldungen geistern seit gestern zwar durch die italienische Presse, ohne aber durch Quellen belegt zu werden.
Mit Spannung wartet daher die italienische Öffentlichkeit auf die Aussagen diverser Geheimdienstchefs, die seit heute Vormittag in Rom von der Parlamentarischen Untersuchungskommission befragt werden.
Auch wenn zu befürchten ist, dass die sich wieder hinter dem noch immer gültigen Staatsgeheimnis verstecken werden.
Erst gestern hat die deutsche Bundesregierung bestätigt, dass es das mysteriöse und geheime NATO-Netz Gladio auch in der Bundesrepublik Deutschland gibt.
Wie in anderen NATO-Mitgliedsstaaten seien auch im deutschen Westen seit den 50er Jahren, Zitat, im Rahmen der Vorbereitungen für den Verteidigungsfall Vorkehrungen getroffen worden, um die nachrichtendienstliche Informationsbeschaffung auch im mutmaßlichen Konfliktgebiet sicherzustellen, Zitat Ende.
Die SPD-Opposition fordert nun die Einschaltung des Generalbundesanwalts, weil die Bonner Bundesregierung dem Parlament bis gestern noch nie über den deutschen Gladio-Ableger berichtet hatte.
Ein Bericht aus Bonn von Susanne Scholl.
Man hält sich bedeckt in Bonn.
Die Existenz des NATO-Geheimnetzes Gladio in der Bundesrepublik ist gestern von Regierungssprecher Hans Klein zwar offiziell bestätigt worden, doch das ist auch schon fast alles.
Er könne keine detaillierten Angaben machen, sagte Klein.
Einzelheiten könnten nur den zuständigen Gremien, der Parlamentarischen Kontrollkommission also genannt werden.
wozu die Regierung auch jederzeit bereit sei.
Was den Schluss zulässt, dass der Bundestag noch nie über Gladio informiert wurde, was von Seiten der SPD wiederum bedeutet, die ganze Angelegenheit müsse an den Generalbundesanwalt weitergeleitet werden.
Denn, so ein SPD-Abgeordneter zur Affäre Gladio, die Existenz einer bewaffneten militärischen Geheimorganisation außerhalb jeglicher Kontrolle durch Parlamente und Regierungen
und außerhalb des Status der offiziellen Streitkräfte sei mit der verfassungsmäßigen Legalität nicht vereinbar und müsse daher strafrechtlich verfolgt werden.
Die Unklarheiten über den bundesdeutschen Teil Gladius jedenfalls sind beachtlich.
So erklärte Klein gestern, Gladius sei in der Bundesrepublik von Anfang an vom Bundesnachrichtendienst aus geführt worden und habe mit der Bundeswehr nichts zu tun gehabt.
Man habe in der Bundesrepublik, wie in anderen NATO-Staaten auch, seit Ende der 50er-Jahre Vorkehrungen getroffen, um im Ernstfall die Beschaffung von Informationen aus einem möglichen Konfliktgebiet Bundesrepublik Deutschland sicherzustellen.
Was in jenes Szenario passt, dass jahrzehntelang Mitteleuropa und hier vor allem die Bundesrepublik als einen möglichen Austragungsort eines direkten militärischen Konfliktes zwischen den USA und der Sowjetunion annahm.
Was im Licht der jüngsten Ost-West-Entwicklungen wiederum schon fast anachronistisch anmutet.
Regierungssprecher Klein jedenfalls deutete gestern an, dass Gladio auch heute noch in der Bundesrepublik existiere.
Aufgrund der geänderten Beziehungen zwischen Ost und West überprüfe man zur Zeit allerdings, welche Veränderungen auch in diesem Bereich geboten seien.
Nähere Einzelheiten waren, wie gesagt, nicht zu erfahren.
Und selbst die sonst nicht so zimperlichen bundesdeutschen Zeitungen halten sich bei Fragen nach Gladio zurück.
Man handelt das Thema lieber anhand der Gladio-Verstrickungen der europäischen Partner ab.
oder anhand des Beispiels Schwedens, wo, wie sich jetzt herausstellt, Neutralität hin oder her, der CIA offenbar in den 50er Jahren ebenfalls eine Geheimorganisation installiert hat, die vermutlich ebenfalls heute noch intakt sein dürfte.
Als Grundzeugen für diese Vermutung hat der schwedische Rundfunk jetzt den früheren CIA-Chef William Colby aufgetrieben, der zwischen 1951 und 1953 an der amerikanischen Botschaft in Stockholm tätig war und hier den Auftrag hatte, so erzählt er selbst, in vier skandinavischen Ländern eine militärische Untergrundorganisation aufzubauen.
Wobei in zwei dieser Länder offenbar den beiden NATO-Mitgliedern Dänemark und Norwegen die Regierungen selbst in Zusammenarbeit mit NATO und CIA für den Aufbau dieser Organisationen gesorgt hätten.
Ziel des Unternehmens sei es gewesen, für den Fall eines militärischen Überfalls der Sowjetunion auf diese beiden Länder gerüstet zu sein.
Für das neutrale Schweden sind diese Enthüllungen, Kohlbiss, alles andere als angenehm.
Der auch erzählte, in den beiden skandinavischen Nicht-NATO-Mitgliedern Schweden und Finnland habe er teils auf eigene Faust, teils mit inoffizieller Hilfe Basisorganisationen aufgebaut.
Weshalb sich die schwedische Regierung zur Zeit auch in noch tieferes Schweigen hüllt, als dies die Bonner Regierung tut.
Soviel für heute Mittag zur Gladio-Affäre.
Geheimnisumwittert ist auch das Unternehmen der Astronauten an Bord der US-Raumfähre Atlantis.
Im amerikanischen Kennedy Raumfahrtzentrum in Cape Canaveral soll heute Nacht diese Raumfähre starten.
Sie soll einen militärischen Aufklärungssatelliten in seine Erdumlaufbahn befördern.
Die genaue Startzeit wird aus Gründen der Geheimhaltung erst neun Minuten vor der Zündung der Triebwerke bekannt gegeben.
Experten gehen aber davon aus, dass Atlantis um 0.46 Uhr unserer Zeit abheben soll.
Die fünf Astronauten mit dem Kommandanten Richard Covey an der Spitze sind allesamt hochrangige Offiziere.
So wie bei früheren militärischen Missionen der Raumfähre werden auch keine Details über den mitgeführten Satelliten und den Verlauf der Mission bekannt gegeben.
Eines scheint aber klar zu sein, der Start steht im Zusammenhang mit der Krise am persischen Golf.
Roland Machatschke berichtet.
Ursprünglich sollte die Raumfähre Atlantis mit ihrer geheimen Nutzlast schon im Juli starten, als von der Golfkrise noch keine Rede war.
Defekte im Bereich der Treibstoffzuleitung der Wasserstoff-Sauerstoff-Motoren machten jedoch eine Verschiebung notwendig.
Das Militär nutzte die Frist und programmierte den Satelliten um.
Er wird jetzt nicht in geostationärer Bahn 36.000 Kilometer über dem Äquator sozusagen aufgehängt, um die Sowjetunion zu beobachten, sondern wird in 720 Kilometer Höhe in einer Bahn ausgesetzt, die ihn direkt über den Irak führt.
Im Zeichen der Entspannung zwischen Ost und West ist die Sowjetunion für die amerikanischen Militärplaner zu einem Aufklärungsziel minderer Kategorie geworden.
Die genauen Aufgaben des neuen Satelliten sind nicht bekannt.
Man kann aber davon ausgehen, dass er sowohl Bilder liefert, möglicherweise auch im Infrarotbereich, also auch während der Nacht, und dass er sämtliche Kommunikationen der Iraker abhören kann.
Mit mehr als 10 Tonnen Gewicht ist er einer der schwersten je gebauten militärischen Satelliten.
Satelliten spielen in der Golfkrise eine größere Rolle als je zuvor bei militärischen Konflikten.
Allein die USA dürften mindestens fünf Satelliten im Einsatz haben, die die Planer im Pentagon mit Bildern versorgen.
Ein weiterer Satellit steuert Bilder bei, die nicht auf dem üblichen optischen Weg, sondern durch Radar gewonnen werden.
Gegen diese Form der Ausspähung ist konventionelle Tarnung, etwa von Panzern oder Flugzeugen durch Netze oder Stoffplanen, wirkungslos.
Auch die Sowjetunion hat drei erst in diesem Jahr gestartete Satelliten zur Beobachtung des Iraks abgestellt und dürfte die amerikanisch-europäisch-arabische Streitmacht im Golf mit Bildern und anderen Informationen versorgen.
Die auf elektronischem Weg gewonnenen Bilder der amerikanischen Aufklärungssatelliten werden von einer Spezialabteilung des Geheimdienstes CIA ausgearbeitet und ausgewertet.
Über ein eigenes Satellitensystem werden die wichtigsten Bilder praktisch sofort an den Kommandostab in Saudi-Arabien weitergeleitet.
Tragbare Bodenstationen machen es sogar möglich, Truppenkommandeure im Feld mit den neuesten Informationen zu versorgen.
Die trockene, wolkenfreie Luft über den Wüstenregionen des Golfs macht Satelliten zu idealen Aufklärungsinstrumenten.
Sollte es zum Krieg kommen, sind sie unersetzlich.
Die amerikanischen Angriffspläne sehen eine erste Angriffswelle der 20 sogenannten Tarnkappen-Jagdbomber vom Typ F-117 gegen strategische Ziele vor.
Die exakte Position der irakischen Radar- und Luftabwehrstellungen, Kommandozentralen, Treibstoffdepots, Raketenstellungen, aber auch Brücken, Bahnhöfe und Flugplätze ist durch die intensive Aufklärung aus dem Weltall den US-Militärs kein Geheimnis mehr.
Die Piloten der zweiten Angriffswelle verfügen über Computerprogramme, die sie an allen Gefahrenstellen vorbeileiten, die vielleicht durch den ersten Angriff nicht ausgeschaltet wurden.
Ziel der Strategie ist es, im Kriegsfall die irakische Luftwaffe noch auf dem Boden zu zerstören.
Die zahlenmäßig so imposanten irakischen Bodentruppen und Panzerverbände wären dann Angriffen aus der Luft fast hilflos preisgegeben.
Der Krieg könnte mit einem Minimum an Opfern auf beiden Seiten gewonnen werden.
In der Hauptstadt der jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien, in Skopje, hat heute der Block der nationalen Parteien zu einer Protestkundgebung aufgerufen.
Die Proteste der Nationalen richten sich gegen Unregelmäßigkeiten bei den freien Parlamentswahlen am vergangenen Sonntag.
Bei dieser ersten Runde der mazedonischen Wahlen soll es zu Unregelmäßigkeiten in über 30 Sprengeln gekommen sein.
In all diesen Sprengeln waren durchwegs Kandidaten der albanischen Bevölkerungsgruppe Mazedoniens als Wahlsieger hervorgegangen.
Jetzt wird das Wahlergebnis in eben diesen Sprengeln annulliert.
Details aus der Republikhauptstadt Skopje von Friedrich Orta, der für heute Mittag bereits auf Gesamtergebnisse der Wahlen gerechnet hatte.
Wahlbeobachter in Mazedonien brauchen Geduld.
Für heute hatte die Wahlkommission definitiv die Veröffentlichung der Endresultate angekündigt.
Jetzt heißt es, morgen ist man soweit.
Anstatt konkrete Angaben zu machen, wer als Delegierter ins Parlament gewählt wurde oder wer sich der Stichwahl stellen muss,
wirkt die Öffentlichkeit mit unwichtigen Ergebnissen und unvollständigen Daten mehr verwirrt als informiert.
Begründet wird diese chaotische Stimmenauszählung unter anderem damit, dass die Ergebnisse aus den einzelnen Wahlbezirken nur mit großer Verzögerung bei der Hauptwahlbehörde in Skopje einlangen.
Aus den bisher noch immer spärlich vorliegenden Teilergebnissen kommen die KP-nahe Zeitung Nova Macedonia und Radio Skopje zum Schluss.
dass die Partei der Reformkommunisten unter Peter Gosche führt.
Vor der Partei der Albaner.
Drittstärkste Fraktion demnach die Reformkommunistische Partei des jugoslawischen Regierungschefs Markovic, dem man übrigens in Belgrad wieder übel mitspielt.
Seine für heute angesetzte Rede im Belgrader Parlament über Wirtschaftsreformen hat sich das Belgrader Fernsehen geweigert, direkt auszustrahlen.
Begründet wurde das mit technischen Problemen.
Marković und seine Partei haben nämlich inzwischen ein eigenes Fernsehprogramm, das sogenannte YouTel, auf die Beine gestellt.
Kooperation gibt es mit allen Republikstationen, außer mit Belgrad.
Dort ist Jugoslawiens Regierungschef offenbar persona non grata.
Die Mazedonienwahl war für ihn und seine Partei ein erster bundesweiter Test.
Offenbar hat er ihn aus serbischer Sicht zu erfolgreich bestanden.
In 60 Wahllokalen hier in Mazedonien muss die Wahl am 25.
November wiederholt werden.
In den Orten Tetovo, Kicevo, Struga, Gostiva und Kumanovo.
Dort, wo der Großteil der albanischen Minderheit lebt.
Allein in Tetovo wurde die Wahl in 50 Wahllokalen für ungültig erklärt.
Weil auch Personen gewählt hatten, die sich entweder nicht ausweisen konnten oder die Unterstützung hilfsbereiter Mitmenschen beim Ausfüllen der Wahlzettel in Anspruch nahmen.
Es ist richtig, meint dazu Neftet Halili, der Chef der Albaner-Partei mit Sitz in Tepovo, dass es Schwierigkeiten bei der Wahl gegeben hat.
Aber dafür kann man nicht allein nur die Albaner verantwortlich machen.
Diejenigen, die das machen, organisieren zur Stunde in Skopje eine albanerfeindliche Kundgebung.
Die Drahtzieher der Demonstration sind einige über den Wahlausgang enttäuschte Aktivisten der Nationalen Front, die mit anti-albanischen Parolen die Unzufriedenheit unter der Bevölkerung schüren wollen.
Westmazedonien drohe eine albanische Okkupation, heißt eine ihrer Losungen.
Die Albaner sind heute das drittgrößte Volk in Jugoslawien.
Die Wahlen in Mazedonien haben erstmals gezeigt, sagt Yusuf Bujovi vom Demokratischen Bund in Pristina, der Albaner-Partei im Kosovo, wie stark die albanische Minderheit in Mazedonien tatsächlich ist.
Die Wahlen in Serbien Anfang Dezember wollen die Kosovo-Albaner boykottieren, solange ihre Rechte nicht wiederhergestellt sind.
Die Zukunft Jugoslawiens sieht die politische Führung der Alwaner in einer Konföderation, aber nur in einem Abkommen, in dem sie als gleichberechtigter Balkaner akzeptiert werden.
Wenn Jugoslawien zerfällt, wollen die Alwaner selbst über ihr Schicksal entscheiden.
Mit allen demokratischen Mitteln.
Aber Balkan ist Balkan, sagt Bujobi.
Man kann auch Waffengewalt nicht anders.
Zwischendurch ein kurzer Hinweis, wie erst diesen Moment bekannt wurde, ist der langjährige, frühere Präsident des Rechnungshofes, Jörg Kandutsch, am vergangenen Sonntag in Wien verstorben.
Einen Beitrag dazu bringen wir vermutlich noch im heutigen Mittagsjournal.
Weiter in der Außenpolitik.
In der UdSSR spitzt sich der Konflikt zwischen der Zentralregierung in Moskau und der Regierung der Russischen Föderation, der weitaus größten der 15 Unionsrepubliken, empfindlich zu.
Stein des Anstoßes zum jüngsten Konflikt war die gestern vom Ministerrat der UdSSR beschlossene Aufhebung der Preiskontrolle bei Luxusgütern.
Mit diesem Beschluss werden zum ersten Mal seit Jahrzehnten die Preise einer kompletten Warenkategorie dem freien Spiel von Angebot und Nachfrage überlassen, was Preiserhöhungen in der Praxis bedeutet.
Wenige Stunden nach Bekanntwerden des Beschlusses kam die Gegenreaktion der Russischen Föderation, deren Regierung erklärte, die Preisfreigabe habe auf russischem Gebiet keine Geltung.
Und auch innerhalb der sowjetischen Zentralregierung selbst ist die Aufhebung der Preiskontrolle bei Luxusgütern nicht unumstritten.
Aus Moskau dazu Veronika Seiers Bericht.
Die Begründung für die Preisfreigabe trägt die Unterschrift des sowjetischen Ministerpräsidenten Ryschkow und hört sich an wie die Lektion 1 in Betriebswirtschaftslehre.
Freie Handelspreise sind ein Schritt zum Markt, heißt es da, wo Angebot und Nachfrage alles bestimmen.
Zwischen den Unternehmen muss Konkurrenz entstehen.
Wenn sich der Markt gesättigt hat, werden die Preise wieder fallen.
Es war nicht dieser Mechanismus und nicht das Faktum der Preisfreigabe für sogenannte Luxusgüter und auch nicht die erwartete Verdoppelung der Preise, was die Entrüstung der Abgeordneten im russischen Parlament ausgelöst hat, sondern dass es von der Unionsregierung nicht konsultiert worden war.
Die Zentrale habe wieder einmal bewiesen, dass sie nicht gewillt sei, die Gesetzeshoheit der russischen Föderation anzuerkennen.
Von den hinteren Abgeordnetenbänken kamen allerdings auch einige Einwände gegen das, was die Rischkow-Regierung offenbar für Luxus hält.
Als ob sie nicht wüssten, dass ein Großteil der russischen Republik im Norden liegt und dort Pelzmützen absolut kein Luxus darstellen.
Im Grunde hatte die russische Parlamentarierriege aber nichts gegen die Preiserhöhungen für Gold, Juwelen, Kaviar, Teppiche, Möbel, Autobestandteile, elektronische Güter, amerikanische Zigaretten und Whisky.
Und weil es ums Prinzip der Souveränität geht, war in Windeseile eine Resolution ausgearbeitet und zur Abstimmung vorgelegt.
Das Regierungsdekret hat keine Wirkung auf dem Gebiet der russischen Föderation, ist die fast einstimmige Entscheidung.
In einem Zusatz werden die anderen Republiksparlamente und autonomen Regionen aufgefordert, es ebenso zu halten.
Der Schlagabtausch zwischen Zentrale und Russische Republik wird von Mal zu Mal schneller und erbitterter, auch wenn in der morgigen Krisensitzung des obersten Sowjets Gorbatschow die Wogen zu glätten versuchen wird.
Der Streit nimmt auch immer absurdere Formen an, handelt es sich doch in diesem Fall um Güter, die es ohnehin nicht gibt.
Vor allem aber entfernt sich das abgeordnete Hickhack immer weiter vom Leben der Menschen, das von der Knappheit bei den einfachsten Grundnahrungsmitteln bestimmt ist.
Aber solange der Vorrat an russischer Geduld reicht, wird es auf den Abgeordnetenbänken gemütlich bleiben.
und damit zur österreichischen Innenpolitik.
Heinz Fischer, langjähriger SPÖ-Klubobmann, alles in allem hat er diese Funktion zwölf Jahre lang begleitet, gab heute seine erste Pressekonferenz in der neuen Funktion als Präsident des österreichischen Nationalrates.
An Themen mangelt es ihm angesichts der aktuellen politischen Gespräche in Österreich nicht.
Ernest Hauer berichtet.
Er möchte, so Heinz Fischer heute mehrmals, keineswegs die Arbeit seiner Vorgänger pöder und kratz schlecht machen.
Aber es gelte, gerade auf dieser Arbeit aufbauend, das Parlament aufzuwerten und auch lebendiger zu machen.
Fischers Pläne, die Arbeitsmöglichkeiten der Parlamentarier zu verbessern, bei aller gebotenen Sparsamkeit auch mehr Geld und Dienstposten für die Parlamentsarbeit einzusetzen, die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken.
Etwa durch Videofilme über die Parlamentsarbeit, die den Schulen oder dem Bundesheer zur Verfügung gestellt werden.
Fischers Ziel ist es überhaupt, das Parlament stärker in den politischen Prozess einzubinden.
Zwar nicht nach dem Motto, immer wenn die Regierung A sage, müsse das Parlament B sagen, aber im Sinn einer vertrauensvollen und produktiven Kooperation zwischen Regierung und Parlament.
Und nicht im Verhältnis wie zwischen Oberbehörde und Unterbehörde.
Ob angesichts dieser geplanten Aufwertung des Parlaments und des geplanten Persönlichkeitswahlrechts der Klubzwang im Parlament nicht kontraproduktiv und wählerfeindlich wäre?
Entweder habe ich da noch Umstellungsschwierigkeiten nach einer langen Dauer als Klubobmann oder es gelingt mir vielleicht Folgendes klarzumachen.
Der Klubzwang, wie er manchmal geradezu als Karikatur geschildert wird, nämlich in einem Klub sitzen 60 oder 80 Hascherln
Und der Klubobmann sagt Ihnen, wann Sie aufzeigen oder aufstehen müssen und wann Sie sitzen bleiben müssen und das tun Sie.
Bitte, diese Art von Klubzwang ist absurd und die hat es in dieser Form auf Ehre und Gewissen nicht gegeben.
Und auch das neue, persönlichkeitsnähere Wahlrecht, wie Fischer formuliert, wird das Stärkeverhältnis der Parteien genau widerspiegeln müssen.
Sie werden eine Vorgangsweise brauchen, ich sage nicht ein System, um dem Wähler, der sich für eine bestimmte Person entscheidet, die aber für eine Partei steht, weil der Josef Tschab steht für die SPÖ und der Herr Himmer steht für die ÖVP und der Herr Riegler und der Herr Franitzki sowieso.
Wenn also Personen um Wählerstimmen werben,
aber auf der Liste einer Partei stehen, dass dann die Grund- und Kernpunkte des Programmes dieser Partei im Parlament in irgendeiner Art und Weise transportiert werden.
Seine Arbeit als Nationalratspräsident sehe er als überparteiliche Aufgabe, aber auch als politische Funktion, wenn auch nicht als parteipolitische.
Doch auch im Interesse des Parlamentarismus dürfe der Parlamentspräsident keine politische Randfigur sein.
Und so sei es auch kein Widerspruch, dass er auch in seiner neuen Funktion an den Koalitionsverhandlungen auf Seiten der SPÖ teilnehme.
Und somit zu Fischers Kommentar zur gestrigen Verhandlungsrunde.
Man sei nach zwölf Stunden müde, aber zufrieden vom Verhandlungstisch aufgestanden.
Es ist nicht so, dass nicht noch eine Reihe von Problemen vor uns liegen, aber es ist andererseits so, dass wichtige Probleme bereits so weit behandelt wurden, dass man sagen kann, man ist über den Berg und es ist die Lösung absehbar.
Diese Verhandlungen sind nicht einfach, sind schwierig, werden noch vielleicht beachtliche Anstrengungen erfordern, aber
Wir waren mit dem Vorwärtskommen am gestrigen Tag sehr zufrieden, oder um es anders zu formulieren, wenn der Dr. Jörg Haider Gelegenheit gehabt hätte, mit einer Darnkappe oder als kleines Mäuschen unter dem Tisch zuzuhören, wäre er heute nicht so zufrieden.
Vorsichtiger Optimismus sei also angebracht, meint der neue Nationalratspräsident.
Und damit aus dem Parlament zurück ins Studio.
Reporter war Ernest Hauer.
Gestern hat der FPÖ-Obmann Jörg Haider der ÖVP neuerlich Zusammenarbeit angeboten.
Er versandte jedoch nicht hinzuzufügen, dass die FPÖ in einer Koalition mit der ÖVP wohl Erfolg für zwei haben müsse, damit, so Haider, für die Volkspartei auch etwas abfalle.
Hopp oder Tropp verlangte Haider von der ÖVP, sie solle die Regierungsverhandlungen mit den Sozialisten abbrechen.
Auf diese Aussagen Haiders wird in den heutigen Tageszeitungen vielfach in Kommentaren Bezug genommen und Bettina Reuter hat Auszüge daraus zusammengestellt.
Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt befindet Peter Klar, dass Jörg Haider es der ÖVP schwer mache, sich für die Option einer schwarz-blauen Zusammenarbeit zu erwärmen.
Wer den Beutekärntner gestern im Originalton hörte, der lernte das Gruseln kennen.
Jörg Haider versuchte mit flotten Formulierungen die ÖVP vor sich herzutreiben und verlangte eine Hopp-oder-Drop-Entscheidung zugunsten eines Zusammengehens der ÖVP mit seiner Partei.
Hop oder Drop mag ein angängiges Rezept fürs Lizitieren beim Bauern schnapsen sein.
Für politisches Tun eignet es sich nicht.
In der Wiener Tageszeitung Courier kommentiert Hans Rauscher, wie sich die ÖVP ihre Watschen abholt.
Jörg Haider denke nicht daran, der ÖVP jetzt die Mehrheit zu liefern, schreibt Rauscher.
Denn Haider wolle selbst in zwei oder drei Jahren Bundeskanzler werden.
Nicht er sei der Mehrheitslieferant für die ÖVP, sondern die ÖVP für Haider.
Deshalb ist es geradezu kindliche Naivität, wenn einzelne ÖVP-Politiker wie der Kärntner Christoph Zernato vorschlagen, doch jetzt die SPÖ mit Parallelverhandlungen mit der FPÖ unter Druck zu setzen.
Wer mit dem Fremdgehen droht, muss auch einen Partner dazu haben.
Jörg Haider hat dann auch sofort die tollpatschigen Annäherungsversuche der ÖVP mit Spott und Hohn übergossen.
Er stehe der ÖVP für Erpressung nicht zur Verfügung.
Die ÖVP müsse sich endlich einmal entscheiden und überhaupt könne sie von der FPÖ lernen, wie man bürgerliche Vorstellungen durchsetzt.
Das nennt man sich die Watschen abholen.
Eva Rossmann in den oberösterreichischen Nachrichten ist überzeugt, dass die Große Koalition doch noch kommen werde.
Jeder VPler, den die Wahlkatastrophe nicht in einen geistigen Lähmungszustand versetzt hat, weiß, dass unter den drei schlechten Möglichkeiten die Große Koalition noch immer die beste ist.
In der großen Koalition könne sich die ÖVP regenerieren, meint Rossmann.
In einer kleinen Koalition würde sie zerrieben.
Und die Oppositionsrolle brächte der ÖVP auch keine Chancen zur Verbesserung ihrer Lage.
Nach diesen Kosten-Nutzen-Überlegungen ist es fast hinfällig, auf die moralische Dimension einer Partnerschaft mit Haider hinzuweisen, der von einer sozialismusfreien Regierung träumt.
Nicht der Inhalt, die Sprache gibt zu denken.
Es gab einmal einen, der träumte von einer judenfreien Welt.
In den Salzburger Nachrichten wird über die gestrige Pressekonferenz von FPÖ-Obmann Haider unter der Überschrift, Haider hält die ÖVP weiterhin zum Besten, berichtet.
Mit beißendem Spott reagiere Haider auf die tatsächlichen oder taktischen Annäherungsversuche der ÖVP, heißt es da.
Und Karikaturist Helmut Hütter nimmt sich des Themas in einer Zeichnung an.
Jörg Haider schwingt in Dompteurs Montur die Peitsche und ein Tanzbär mit Nasenring und einer ÖVP-Marke um den Hals dreht sich dazu.
In der Kronenzeitung erörtert Humbert Fink allerdings ÖVP-Vorstöße in Richtung einer kleinen Koalition,
mit der FPÖ als ernsthafte Alternative.
Das anvisierte bürgerliche Lager könnte zumindest theoretisch eine beachtliche Ausdehnung erfahren, schreibt Fink.
Man würde einerseits mit einer besseren Umsetzung der ökosozialen Marktwirtschaft sozialdemokratisch inspirierte Kreise ansprechen und andererseits vermittels Heiders populistischer Politik auch das nationale Lager diesem zukünftigen Bürgerblock zuführen können.
Was dann jene satte Mehrheit bedeuten könnte, mit deren Hilfe man alle sozialistischen Offensiven zurückschlagen würde.
Sandkastenspiele?
Immerhin hat die Koalition zwischen ÖVP und FPÖ in Kärnten auch so ähnlich begonnen.
Und die Befürworter einer kleinen Koalition auf Bundesebene gewinnen neuerdings an Einfluss.
Soweit unser Blick in die Zeitungskommentare.
Im Rahmen eines in verschiedensten Ländern Europas heute veranstalteten Verkehrsaktionstages hat in Österreich die Transitinitiative verschiedenste Aktionen organisiert, darunter auch eckliche Blockaden auf Transitrouten.
Die Transit-Initiative, gegründet vom Forum österreichischer Wissenschaftler für Umweltschutz, dem Verkehrsclub Österreich und der Arbeitsgemeinschaft Stopp Transit, will darauf aufmerksam machen, dass Österreich in den nächsten Jahren zur Transit-Hölle Europas zu werden droht.
Aus diesem Anlass gibt es in Wien eine Demonstration, die vor der ÖVP-Zentrale begonnen hat und bis zum Bundeskanzleramt auf dem Ballhausplatz führt.
Näheres von Gisela Hopfmüller.
Der Platz neben der Wiener Staatsoper vor der ÖVP-Bundesparteileitung heute Vormittag.
Ein paar hundert Demonstranten mit Transparenten wie «Transit mordet die Alpen» oder «Eisenbahn statt Autobahn».
Ein riesiger Container-Lkw fährt auf.
Die Demonstration beginnt mit einer prominent besetzten Pressekonferenz im Container.
Die Anliegen formuliert als erster Günter Nenning.
Während in der Regierung darüber geredet wird, bzw.
in den Koalitionsverhandlungen, wie viele Milliarden gehen in den weiteren Straßenbau, sollen die Bürger jetzt dafür sorgen, dass die Milliarden, es sind ja unsere Milliarden, in die richtige Gegend gehen.
Straßenbau bedeutet derzeit, insbesondere der Bau von Transitautobahnen, die Zerstörung Österreichs.
Helmut Hies, Verkehrsexperte des Ökologieinstituts, betont,
Finanzmittel, die in die Bahn gesteckt werden, werden vergeudet sein, wenn man weiterhin die Straßen ausbaut.
Und Peter Weiß vom Forum Österreichischer Wissenschaftler für den Umweltschutz warnt.
Der totale Kollaps ist unvermeidlich.
In den Ballungsgebieten bahnt er sich schon an.
Jeder von uns, der hin und wieder einmal mit dem Auto fährt, stellt fest, von Mal zu Mal wird es schlimmer.
Was hier an Gegend verstunken wird, an Zeit verwartet wird, an Energie unnötig verpufft wird, das ist alles Volksvermögen.
Der ehemalige grüne Abgeordnete, Staatsanwalt Walter Geier, sagt, das Transitproblem ließe sich lösen, würde Österreich nur die strengen Schweizer Regelungen bezüglich Tonnagebeschränkung und Nachtfahrverbot übernehmen.
Wenn diese beiden Nadelöhre in Europa gleich groß sind, dann löst sich das Lkw-Transitproblem schlicht und einfach
von selbst.
Dann ist es einfach nicht mehr möglich, dass die Riesentonner durch Österreich durchfahren, dann bedarf es keiner weiteren Verhandlungen mit Österreich und der EG.
18 außerbudgetäre Milliarden habe Wirtschaftsminister Schüssel jetzt für den weiteren Autobahn- und Schnellstraßenausbau verlangt, um die Lücken bei den Transitautobahnen zu schließen.
kritisiert die Transit-Initiative und überbringt der ÖVP Papiere mit Forderungen gegen den Transit-Wahnsinn.
Einstweilen laufen vor der ÖVP-Zentrale verschiedene Aktionen ab.
Eine mit dem Motto, der LKW-Transit überrollt die ÖVP.
Zu diesem Zweck bitte ich, dass da jetzt Platz gemacht wird.
Es kommen jetzt die Reifen herübergerollt.
Minister Schüssel hat einmal gesagt, dass die Leute, die da gegen die Straßen demonstrieren, ja nicht dort wohnen und keine Ahnung haben, wie es dort wirklich zugeht.
Ich kann nur darauf sagen, dass Minister Schüssel auch nicht entlang an der Brenner Autobahn wohnt und auch nicht weiß, wie es dort zugeht.
Er wohnt auch nicht an der Bühner Autobahn und weiß auch nicht, wie es dort zugeht.
Und er kann sich wahrscheinlich auch nicht vorstellen, wie es dort zugehen wird, wenn seine Autobahnen fertig gebaut werden.
So, und jetzt kommen die Reifen zur ÖVP.
Auf der Straße vor der ÖVP-Bundesparteileitung wird ein Berg aus riesigen alten Lkw-Reifen aufgeschichtet.
Der Kabarettist Richard Weiß verteilt Atemschutzmasken an Junge und Alte.
Du Alte, du Alte!
Lieber Kabarettist Herr Weiß, alte Alten sind auch wichtig.
Mittlerweile ist die Demonstration hier am Wallhausplatz vor dem Bundeskanzleramt angekommen.
Auch hier gibt es noch einige Aktionen und auch Bundeskanzler Wranitzki wird die Forderungen der Transitinitiative überreicht bekommen.
Ich gebe zurück zum Studio.
Gisela Hopfenmüller berichtete vom Ballhausplatz.
Es folgt der angekündigte Nachruf auf Jörg Kandutsch, den langjährigen Präsidenten des Rechnungshofes.
Kandutsch ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am Sonntag in Wien gestorben.
1920 in Leoben geboren, war Kandutsch vor seiner Bestellung zum Präsidenten des parlamentarischen Kontrollorgans langjähriger FPÖ-Abgeordneter zum Parlament.
Ein Nachruf von Fritz Pesata.
Jörg Kandutsch war ein homo politicus, ein zutiefst politischer Mensch.
Der gebürtige Steirer war schon während seines Studiums der Staatswissenschaften politisch tätig.
Von 1949 bis 1953 war er Mitglied des Steirischen Landtags.
Später wurde er dann von der FPÖ Steiermark nach Wien in den Nationalrat entsandt.
Er vertrat dort eher die nationale Linie der Freiheitlichen Partei.
Im Parlament war er nicht nur für Sozialpolitik zuständig, sondern er widmete sich auch zunehmend Fragen der Gebahrungskontrolle und bereitete sich für sein späteres Amt als Rechnungshofpräsident durch den Vorsitz im Parlamentarischen Rechnungshofsausschuss vor.
In der Zeit der Großen Koalition war es denn auch nur natürlich, dass ein Mitglied der damals einzigen Oppositionspartei FPÖ den Vorsitz im Rechnungshof selbst übernehmen sollte.
So war denn auch Jörg Kandutsch von 1964 bis 1980 Präsident dieses Kontrollorgans.
Nicht immer unumstritten, denn schon damals gab es immer wieder Indiskretionen rund um Rohberichte des Rechnungshofs, aber dennoch eilseits auch beim politischen Gegner anerkannt.
Im Juli 1980 legte er dieses Amt zurück.
Doch nach seinem Ausscheiden aus dem Rechnungshof setzte sich Kandutsch keinesfalls zur Ruhe.
Er wurde nicht zuletzt vom damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky, der ein persönlich ausgezeichnetes Verhältnis zu Kandutsch hatte, sogenannter begleitender Kontrollor für den Neubau des monströsen allgemeinen Wiener Krankenhauses, welches nach dem Spatenstich im Jahr 1960 nicht und nicht fertig werden wollte.
Doch nach zwei Jahren begleitender Kontrolle hatte Jörg Kandutsch im Mai 1982 genug und erwarf das Handtuch.
Ich habe immer gesagt, die begleitende Kontrolle, seine zehnstündige Knochenarbeit, mache ich nicht weiter.
Das hat damit nichts zu tun, dass nach einiger Zeit, nach den bisherigen Vereinbarungen zwischen den beiden Gebirgsbürgerschaften und der Voest, eine Art der begleitenden Kontrolle kommt, die ich völlig ablehne.
Sie verdient den Namen nicht, sondern ist eine andere Form einer innerbetrieblichen Revision.
Dafür ist ein Kontroller professioneller herkunftlich nicht zu haben.
Soweit Jörg Kandutsch vor mehr als acht Jahren.
Er sollte die totale Fertigstellung des Monsterbaus am Wiener Werdinger Gürtel nicht mehr erleben.
Soweit ein erster Nachruf auf Jörg Kandutsch.
Zwischendurch die Zeit, es ist 12 Uhr und 50 Minuten.
Kammer-Schauspielerin Jane Tilden feiert morgen ihren 80.
Geburtstag.
Sie begann ihre Laufbahn in ihrer tschechischen Heimatstadt Aussik über Teplitz-Schönau, Prag und Hamburg, kam sie 1934 ans Volkstheater nach Wien, ein Jahr später an die Josefstadt.
Von 1957 bis zu ihrer Pensionierung 1978 gehörte sie dann dem Burgtheater an.
Die noch recht jugendlich wirkende Jubilarin mit Wohnsitz in Kitzbühel dreht seit Jahren für die Serie Diese Trombuschs und heute Abend ist sie um 22.10 Uhr in FS1 in der legendären Neuberg-Verfilmung Geschichten aus dem Wiener Wald aus dem Jahr 1961 zu sehen.
Ihre Partner sind längst von der Bühne abgetreten.
Walter Kohut, Helmut Qualtinger und Hans Moser leben nicht mehr, Johanna Matz spielt nicht mehr.
Eva-Maria Klinger hat Jane Tilden interviewt.
Zum Köstlichsten, was von Altösterreich geblieben ist, zählt Janne Tilden.
Schon mit 17 kam sie eher zufällig zum Theater und blieb, weil es ihr weder an Talent noch an Förderern mangelte.
Mehr als 100 Rollen auf der Bühne in Film und Fernsehen sind die berufliche Bilanz.
Drei Ehemänner, Erik Frey, Alexander Steinbrecher und der englische Kaufmann Sidney Blackburn, zwei Töchter und neun Enkelkinder sind die private Bilanz ihres ausgefüllten Lebens.
Ihr Fach waren die keckenschnippischen Mädchen, die schlagfertigen Damen in den Konversationskomödien, die temperamentvoll-verführerischen im österreichischen Repertoire wie die Antoinette im Schwierigen und die späten Mädchen bei Nestroy.
Das Attribut Vital ist eine Beleidigung für die quirlige 80-Jährige.
Jane Tilton ist jung.
Deshalb konnte sie ihre berühmteste Rolle, die Trafikantin Valérie in Geschichten aus dem Wiener Wald, ab ihrem 50.
Lebensjahr fast 20 Jahre hindurch in sechs verschiedenen Fassungen spielen.
Die Jahre sind dabei vorbeigegangen.
Meine Liebhaber sind jünger geworden, ich bin älter geworden.
Das erste war der Alfred der Kochhut.
Dann war der Alfred dreimal der Lohner und dann war der hübsch der Alfred.
Das erste Mal habe ich es gespielt, das war eigentlich
die Wiederbeliebung des Horvath.
Der Neuberg ist da draufgekommen und ich habe gerade gespielt in Zürich mit dem Bobby Lindner, wieder einmal den schwierigen, und da hat er mir das Buch geschickt und ich habe es dem Bobby Lindner auch zu lesen gegeben und der Bobby Lindner hat gesagt, nein Jane, das kannst du dir nicht leisten, das zu spielen, weil bis zu dieser Zeit hat man also Worte,
Ich muss es halt aussprechen.
Steht ja in der Rolle.
Wie Scheiße vermieden auf der Bühne und derartige Dinge.
Das gab es nicht auf der Bühne.
Man hat so nicht gesprochen.
Und in diesem Horat sagt der Student zu der Trafikantin, du altes 50-jähriges Stück Scheiße.
Und das hat den Bobby Lynn also vollkommen aus den Schuhen gehoben.
Und das ist es, dass seither sich die Dinge sehr geändert haben.
Heute gibt es überhaupt keine Grenze mehr, was man auf der Bühne sagt oder nicht sagt.
Da Sie in vielen Konversationsstücken gespielt haben, haben Sie es ja nur mit feinen Herren zu tun gehabt.
Also Hesters und Robert Lindner und Hans Jahr.
Waren das auch sonst wirklich feine Herren?
Ja, sicher.
Sicher.
Ich habe in keinster Weise irgendwie
eine Enttäuschung erlebt mit meinen Kollegen und Kolleginnen, muss ich sagen.
Die ganzen Jahre, die ich beim Theater war, war ich eigentlich mit allen und bin heute mit allen noch sehr gut.
Und mit Regisseuren haben Sie auch keine Probleme gehabt?
Doch manchmal so mit kleinen, zugezogenen Zugrasten, aber die sind dann auch wieder verschwunden.
Diejenigen, die keinen Humor gehabt haben, die haben es nicht leicht mit mir gehabt.
Haben Sie mit Fritz Kortner gearbeitet?
Oh ja, habe ich auch gearbeitet.
Wie war das?
Naja, wir waren wunderbar.
Ich habe herrlich mit ihm gearbeitet.
Den Kortner, an den denke ich sehr, sehr, sehr oft.
Warum?
Nämlich, weil der Kortner immer gesagt hat, das spüre ich schon wieder, wie das auswendig gelernt ist.
Und wenn ich aufdrehe das Fernsehen und höre auswendig gelernt, drehe ich gleich wieder ab.
Wie geht es Ihnen, wenn Sie sich alte Filme ansehen?
Ja, die mag ich schon, weil damals zu dieser Zeit, wo ich sie gedreht habe, habe ich mich leider dafür geschämt, weil natürlich das Theater in der Josefstadt besser war als das Niveau in den Filmen in diesen damals...
Für heutige Begriffe fabelhafte Filme.
Und wenn Sie sich sehen als junges Mädchen, als junge, sehr schöne, attraktive... Ich habe das nicht gewusst.
Ich habe das nicht gewusst, wirklich nicht.
Ich freue mich noch schade, dass an die Burg war nicht so schier, wie ich immer geglaubt habe.
Ja, ich habe immer geglaubt, ich bin schier.
Ich habe schon meine Kritiker gehabt, vor allen Dingen in der Familie.
In erster Linie sehr, sehr strenge Kritiker.
Und deswegen bin ich vielleicht auch nicht übergeschnappt.
Sie waren dreimal verheiratet.
Das könnte entweder heißen, dass Sie sehr gerne verheiratet sind, oder dass Sie so oft probiert haben, um es endlich zu erlernen.
Eigentlich habe ich mir nie was dabei gedacht.
Das hat sich halt ergeben.
Nicht umsonst sagt man, ich bin ein Hudrewudre.
Ich wundere nicht.
Ich denke nicht, das kommt, das kommt.
Mach mir keine Akkonto-Sorgen.
Gehen wir.
Sie haben einmal gesagt, Ihre Ehemänner können nicht sehr glücklich gewesen sein mit Ihnen, weil Sie sich um Mann und Herd nicht gekümmert haben.
Die Töchter haben gesagt, Sie waren eigentlich nie zu Hause.
Und vom Theaterspielen haben Sie gesagt, ich zitiere, 60 Jahre kasperl ich schon herum, aber Theaterspielen kann ich noch immer nicht.
Also was war Ihnen da wichtig?
Wichtig musste mir das Theater natürlich sein.
Meine Zeit, mein Leben habe ich verbracht mit meinem gewordenen Hobby.
Ich habe ja dann sehr gern Theater gespielt.
Janne Tilden am Vortag ihres bereits 80.
Wiegenfestes.
Und nach diesem Beitrag zum Abschluss der Sendung noch ein Blick in die Nachrichtenmappe.
Österreich Der langjährige, frühere Präsident des Rechnungshofes, Jörg Kandutsch, ist, wie erst jetzt bekannt wird, am vergangenen Sonntag in Wien gestorben.
Kandutsch war 70 Jahre alt.
Er war von 1964 bis 1980 Präsident des Rechnungshofes.
Früher war Jörg Kandutsch als Landtagsabgeordneter, Nationalratsabgeordneter und Klubobmann für die Freiheitliche Partei tätig gewesen.
Schweiz
Die Ursache des Absturzes einer italienischen Linienmaschine beim Landeanflug auf Zürich ist noch nicht geklärt.
Bei dem Absturz der DC-9 der Alitalia gestern Abend wurden die 46 Insassen getötet.
Erst die Ermittlungen ergaben, dass die Maschine beim Instrumentenanflug 200 Meter tiefer als nötig war.
Das Flugzeug prallte gegen einen Berghang, brach auseinander und ging dann in Flammen auf.
In dem unwegsamen Gelände sind bisher erst zehn Leichen geborgen worden.
USA, Nahe Osten.
Die amerikanische Regierung will den Druck auf den Irak weiter verschärfen.
Mit neuen diplomatischen Initiativen möchte man Bagdad weiter isolieren und sich um internationale Rückendeckung für ein militärisches Vorgehen bemühen.
Präsident Bush sagte, der zusätzliche Truppenaufmarsch am Persischen Golf solle die Möglichkeit eines militärischen Vorgehens glaubwürdig machen.
Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht getroffen worden.
Verteidigungsminister Cheney hat zusätzlich 72.500 Mitglieder der Reserve und der Nationalgarde aktiviert.
Unterdessen sind moderne amerikanische Panzer in Saudi-Arabien eingetroffen, die auch für den Fall eines Chemiewaffenangriffes ausgerüstet sind.
Sowjetunion.
Der Mann, der während der Revolutionsfeier auf dem Routenplatz in Moskau am 7.
November Schüsse abgefeiert hat, wollte Staats- und Parteichef Gorbatschow töten.
Dies teilte der Leiter der polizeilichen Untersuchung mit.
Der Attentäter soll ein Stück Papier in seiner Tasche getragen haben, das ein entsprechendes Bekenntnis enthielt.
Die Behörden teilten mit, der Mann habe sich mehr als zwei Jahre auf seine Tat vorbereitet und bereits mehrmals sowjetische Spitzenpolitiker in anonymen Briefen mit der Ermordung gedroht.
Deutschland
Nach den schweren Krawallen im Ostteil von Berlin am gestrigen Abend war die Situation in der Nacht wieder ruhig.
Die Polizei räumte weitere besetzte Häuser.
Dabei gab es keine größeren Zwischenfälle.
Bei den Unruhen hatten Hausbesetzer und ihre Sympathisanten Pflastersteine und Molotow-Cocktails auf die Polizisten geworfen.
Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein.
Wegen der Räumung der besitzten Häuser steht die Koalition aus Sozialdemokraten und Alternativen in West-Berlin vor dem Bruch.
Der Delegiertenrat der alternativen Liste hat die Fraktion aufgefordert, die Stadtregierung wegen der Polizeiaktion sofort zu verlassen.
Die Fraktion will darüber am Nachmittag entscheiden.
Jugoslawien.
In der Republik Mazedonien müssen die ersten freien Wahlen seit 1945 wegen Unregelmäßigkeiten zum Teil wiederholt werden.
Betroffen sind Wahlsprengel, in denen durchwegskandidaten der albanischen Volksgruppe als Wahlsieger hervorgegangen sind.
Das endgültige Wahlergebnis ist noch immer nicht bekannt.
Die Gruppe der Reformkommunisten führt nach der bisherigen Auszählung.
Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Zunächst regnerisch, dann Bewölkungsauflockerung, Tageshöchsttemperaturen 6 bis 12 Grad.
Und kurz noch ein Hinweis auf das heutige Abendjournal.
Im Journal Panorama, 18.20 Uhr, Österreich 1, geht's heute um die Drogenszene Zürich.
Und damit sind wir ans Ende des heutigen Mittagjournals gelangt.
Für Redaktion und Technik verabschiedet sich Manfred Kronsteiner auf Wiederhören.
Keine überlebenden Insassen, italienische Maschine bei Landeanflug zerschellt, Maschine war rund 300m zu tief geflogen
Mitwirkende:
Steul, Willi [Gestaltung]
Datum:
1990.11.15 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Die Gladio war in den 1950ern als Parallelgeheimdienst und paramilitärische Untergrundgruppe gegründet worden und war europaweit gegen einen möglichen Angriff von Warschauer Pakt Staaten tätig. Sie hatte geheime Ausbildungszentren auf Sardinien.
Mitwirkende:
Frauscher, Reinhard [Gestaltung]
Datum:
1990.11.15 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Die Regierung hält sich in puncto des NATO-Geheimdienstnetzes sehr bedeckt. Der Bundestag wurde zuvor nicht über Gladio informiert, die SPD strebt eine juristische Verfolgung an.
Mitwirkende:
Scholl, Susanne [Gestaltung]
Datum:
1990.11.15 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Politik
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
An Bord befinden sichhochrangige Offiziere. Der Start steht in Zusammenhang mit der Krise am Persischen Golf. Die Raumfähre hätte eigentlich schon im Juli starten sollen.
Mitwirkende:
Machatschke, Roland [Gestaltung]
Datum:
1990.11.15 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Unregelmäßigkeiten vor allem in albanischen Sprengeln notiert, in denen die Wahl nun annuliert wird.
Mitwirkende:
Orter, Friedrich [Gestaltung]
Datum:
1990.11.15 [Sendedatum]
Ort:
Skopje
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Politik
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Die Preiskontrolle für Luxusgüter wurde von Ministerrat der UdSSR aufgehoben. Die Russische Föderation hob die Preisfreigabe aber im Gegenzug wieder auf. Schlagabtausch zwischen Zentrale und Russischer Republik um Güter, die es ohnehin kaum zu kaufen gibt.
Mitwirkende:
Seyr, Veronika [Gestaltung]
Datum:
1990.11.15 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Wirtschaft
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten