Mittagsjournal 1991.10.16

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag beim Mittwoch-Mittagsjournal wünscht Manfred Kronsteiner.
    Über den Austritt des Volksanwalts Kohlmeier aus der ÖVP und erste Reaktionen werden wir heute berichten, des Weiteren über die Aspekte, die sich aus der in Moskau erzielten serbisch-kuratischen Waffenruhe und Gesprächsvereinbarung ergeben.
    Weitere Themen sind der düstere Bericht,
    den der sowjetische Wirtschaftsexperte Javlinski bei der Weltbanktagung in Bangkok zur ökonomischen Situation der UDSSR vorgelegt hat, die Gespräche des US-Außenministers Baker in Jerusalem, der endlich eine Nahostkonferenz auf die Beine stellen will, sowie die Diskussionen beim ÖGB-Bundeskongress in Wien.
    Wir bringen außerdem ein Gespräch mit Christian Tschapp, der beim Bundeskongress der jungen Generation am Wochenende aus Altersgründen nicht mehr für den Vorsitz der Jungsozialdemokraten kandidieren wird.
    Dazu kommt ein Bericht über die Hochwasserprobleme Venedigs und ein Vorbericht zur Uraufführung des Ernst-Molden-Stücks Der Basilisk im Wiener Schauspielhaus.
    Die Nachrichten wurden heute von Ellen Lemberger verfasst, gelesen werden sie von Josef Wenzl-Natek.
    Österreich.
    Volksanwalt Herbert Kohlmeier tritt aus der ÖVP aus.
    Er will aber parteiloser Volksanwalt bleiben.
    Kohlmeier sagte in einem ORF-Interview, er habe erst gestern über den ÖVP-Pressedienst erfahren, dass er als Volksanwalt zurücktreten solle.
    Mit einer derart kalten und herzlosen Gesinnungsgemeinschaft wolle er nichts mehr zu tun haben, betonte Kohlmeier.
    ÖVP-Generalsekretärin Korosek sagte in einer ersten Reaktion, sie bedauere den Austritt Kohlmeiers aus der ÖVP.
    Dies sei aber seine persönliche Entscheidung.
    Kohlmeier sei von der ÖVP als Volksanwalt entsandt worden.
    Sie empfehle ihm nun, darüber nachzudenken, wie er diese Funktion im Falle seines Austrittes sehe, erklärte Korosek.
    Der Geschäftsmann Bela Rabelbauer ist heute vom obersten Gerichtshof zu sieben Jahren unbedingter Haft verurteilt worden.
    Das Höchstgericht entschied über die Rechtsmittel der Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung, die der Verteidiger Rabelbauers nach dem Urteil in erster Instanz eingebracht hatte.
    Jugoslawien.
    Trotz der vom sowjetischen Präsidenten Gorbatschow vermittelten neuen Waffenstillstandsvereinbarung ist es in Kroatien in der Nacht wieder zu kämpfen gekommen.
    Vor allem die Städte Osijek, Vinkovci und Vukovar wurden neuerlich von Artillerieeinheiten beschossen.
    Im Westen Kroatiens sollen bei Gefechten drei Menschen ums Leben gekommen sein.
    Die Präsidenten Serbiens und Kroatiens, Milosevic und Tudjman, hatten gestern nach Gesprächen mit Staatspräsident Gorbatschow ein Kommuniqué unterzeichnet, das eine sofortige Waffenruhe und die Aufnahme von Friedensgesprächen innerhalb eines Monats vorsieht.
    Die Beratungen sollen von der Sowjetunion, den Vereinigten Staaten und der Europäischen Gemeinschaft organisiert werden.
    Nahe Osten
    Der amerikanische Außenminister Baker hat seine Gespräche mit dem syrischen Präsidenten Assad verlängert.
    Bisher konnten offenbar nicht alle strittigen Fragen für die geplantene Ostfriedenskonferenz geklärt werden.
    Baker hätte ursprünglich bereits heute Vormittag nach Israel weiterreisen sollen.
    Jordanien und die Palästinensische Befreiungsorganisation haben sich offenbar über die politische Zusammenarbeit bei einer Ostfriedenskonferenz geeinigt.
    Ein Mitglied des PLO-Exekutivkomitees teilte mit, darüber solle heute in Tunis entschieden werden.
    Europäische Gemeinschaft
    Der französische Präsident Mitterrand und der deutsche Bundeskanzler Kohl planen eine neue Initiative zur europäischen Sicherheitspolitik.
    Frankreich und Deutschland wollen ein gemeinsames Armeekorps aufstellen.
    Das Kern einer zukünftigen europäischen Armee sein soll.
    Albanien, Italien.
    Etwa 2000 Albaner haben gestern Abend in den Hafenstädten Dores und Flora erfolglos versucht, Schiffe zur Flucht nach Italien, Griechenland oder Spanien zu erreichen.
    Dabei kam es nach einem Bericht der römischen Tageszeitung La Republica zu Zusammenstößen mit Soldaten, die die Häfen bewachen.
    In Flora sollen drei Menschen verletzt worden sein.
    Die albanische Führung hatte die Abschirmung der Häfen mit Stacheldrahtzäunern und durch Militärpatrouillen im August angeordnet, nachdem etwa 15.000 Albaner nach Italien geflüchtet und kurz darauf wieder zurückgeschickt worden waren.
    Rumänien Der neue Ministerpräsident Stolojan hat dem Parlament in Bukarest seine Regierung vorgestellt.
    Dem Kabinett gehören neun Mitglieder der bisher regierenden Front zur nationalen Rettung sowie sechs Parteilose an.
    Darüber hinaus sind in der Koalitionsregierung auch Vertreter der Nationalliberalen Partei, der Ökologischen Bewegung und der Demokratischen Landwirtschaftspartei Rumäniens vertreten.
    Sowjetunion In Kirgisien ist die Wahl des bisherigen Parlamentspräsidenten Akayev zum Präsidenten der Republik heute bestätigt worden.
    Nach dem offiziellen Endergebnis stimmten 95,3 Prozent der Wähler für Akayev, 4,6 Prozent gegen ihn.
    Die Wahlbeteiligung betrug etwa 90 Prozent.
    In Armenien wählt die Bevölkerung ihren Präsidenten heute erstmals direkt.
    Als chancenreichster Kandidat dafür gilt der bisherige Parlamentspräsident Ter-Petrosyan.
    Der russische Präsident Jelzin hat eine Regierungsumbildung angekündigt.
    Boris Jelzin will eine Übergangsregierung des nationalen Vertrauens unter einem neuen Ministerpräsidenten ernennen.
    Außerdem sollen konkrete Schritte zur Annäherung an die Marktwirtschaft eingeleitet werden.
    Österreich Bundeskanzler Wranicki hat Bildung als Ausgangspunkt eines neuen Europas der Vielfalt bezeichnet.
    Nur durch Bildung können Ideale wie Humanisierung, Demokratisierung, aber auch Professionalisierung und Kreativität der jungen Menschen erreicht werden, meinte Franitzki anlässlich der Eröffnung der Erziehungsministerkonferenz des Europarats in Wien.
    Und Richtsminister Scholten verwies in seiner Rede vor allem auf die zahlreichen Fortbildungsseminare für hunderte Lehrer aus den europäischen Reformländern sowie auf Schulpartnerschaften.
    Soweit die aktuellen Meldungen.
    Es ist sieben nach zwölf.
    Und den aktuellen meteorologischen Entwicklungen ist Christian Hundorf von unserer Wetterredaktion nachgegangen.
    Dies mit folgendem Ergebnis.
    Schwacher Hochdruck bewirkt vorerst noch sonniges und mildes Wetter.
    Morgen Donnerstag erreicht uns allerdings kalte und feuchte Luft, die zurzeit über England liegt.
    Vor den Aussichten aber zu den aktuellen Messwerten von 12 Uhr.
    Wien Heiter 19 Grad, Eisenstadt Heiter 18, St.
    Pölten Heiter 15, Linz Wolkig 13, Salzburg Wolkig 14, Innsbruck Heiter 15,
    Bregenz heiter 15, Graz heiter 16 und Klagenfurt wolkig 15 Grad.
    Im Donauraum gibt es noch einige Hochnebelfelder, diese bleiben bis zum Abend bestehen.
    Die Wolken in Vorarlberg, Tirol und Salzburg lockern weiter auf und es wird überall freundlich.
    Die Temperaturen liegen heute Nachmittag zwischen 15 und 20 Grad.
    Die Aussichten für morgen Donnerstag, in der Früh gibt es in den Alpentälern und im Süden einige Nebelfelder, im Donauraum hingegen nicht.
    Am Vormittag ist es in Ostösterreich noch sonnig, in Verarlberg und Tirol beginnt es bereits zu regnen.
    Bis zum Abend regnet es dann in ganz Österreich.
    Die höchsten Temperaturen erreichen morgen im Süden und Osten noch 18 Grad, überall sonst nur mehr 15 Grad.
    Soviel zum Wetter.
    Herbert Kohlmeier, mit 50er und seit 35 Jahren Mitglied der ÖVP, hat resigniert.
    Nicht als Volksanwalt wohlgemerkt, dieses Amt will er weiterhin ausüben, dies jedoch als parteiloser Volksanwalt.
    Denn der ÖVP-Generalsekretär der Ära Schleinzer und vor Antritt seiner Volksanwaltsfunktion 1988 als ÖAAB-Bundesobmann agierende Kohlmeier legt seine Parteimitgliedschaft zurück.
    Als Beweggrund für diesen seinen Schritt nennt Kohlmeier die Rücktrittsforderung des Wiener VP-Landesparteiobmanns Heinrich Wille, die, so Kohlmeier, das Maß voll werden ließ.
    War Willes Äußerung für Kohlmeier also der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, so zeigen seine näheren Erklärungen, dass er ganz allgemein etwas vermisste, was sich unter dem Begriff Solidarität in den Reihen der eigenen Partei zusammenfassen lässt.
    Stein des Anstoßes der parteiinternen Kritik an dem lang gedienten VP-Mann war die Volksanwalt-Fernsehsendung am Sonntag gewesen.
    Nach einer Auseinandersetzung mit dem Moderator Hans-Paul Strobl hatte Kohlmeier vor laufender Kamera das Studio verlassen.
    Im heutigen Morgenjournal begründete Kohlmeier seinen Rücktritt, seinen Parteiaustritt wie folgt.
    Es hat bereits im Sommer der Generalsekretär der österreichischen Volkspartei erklärt,
    Der Journalist Hans Barstrobel sei der eigentliche Volksanwalt.
    Ich habe daraufhin beim Bundesparteiobmann einen verärgerten Protest eingelegt und gebeten, dass über diese Sache in den Parteigremien gesprochen werde.
    Dr. Bussek hat in kalter und zynischer Art meinen Wunsch, mit der Partei zu sprechen, zurückgewiesen.
    Mit Menschen, mit einer Partei,
    die das Gespräch verweigert, die mit unbeschreiblichem Zynismus einen Mensch, der 35 Jahre dieser Partei angehört und ihr viele Jahre in führenden Funktionen und sehr bemüht gedient hat, über die Medien wissen lässt, er soll gehen, mit einer solchen kalten, herzlosen Gesinnungsgemeinschaft kann und will ich nichts mehr zu tun haben.
    konstatiert Kohlmeier.
    Erste Reaktionen auf Herbert Kohlmeiers Abschied von der ÖVP hat Franz Simbürger für das Mittagjournal eingeholt.
    Bedauern über den Parteiaustritt von Herbert Kohlmeier, gleichzeitig aber auch Unverständnis wegen seines Verhaltens in der jüngsten Volksanwaltssendung, so der Tenor der heutigen ÖVP-Reaktionen.
    ÖVP-Obmann Vizekanzler Erhard Busseck, von Kohlmeier als zynisch und kaltherzig reagierend beschrieben, war zu keiner Stellungnahme bereit.
    Generalsekretärin Ingrid Korusek sagte aber am Vormittag, Ich bedauere natürlich den Auftritt des Dr. Kohlmeier, aber das ist eine persönliche Entscheidung.
    Wobei ich aber auch, das möchte ich auch sagen, auch bedauere, sehr bedauere, dass er am Sonntag aus einer Tendung geht.
    Kohlmeier hatte wie gesagt der Partei und der Parteiführung Kaltherzigkeit und Zynismus vorgeworfen.
    ÖVP-Klubobmann Heinrich Neisser wies diese Vorwürfe natürlich heute auch zurück.
    Ich kann mir diese Vorwürfe nur aus der Emotion erklären, in der sich der Dr. Kohlmeier offensichtlich aufgrund des Ereignisses vom vergangenen Sonntag befindet.
    sein Ausscheiden aus der ÖVP für eine weitaus überzogene Reaktion, die mir unverständlich ist und ich teile auch seine Vorwürfe, die er jetzt an die Adresse der Partei richtet, nicht.
    Unmittelbarer Auslöser für seinen Rücktritt, so sagt er, war die Aufforderung des Wiener Parteiobmanns, als Volksanwalt zurückzutreten.
    Wie sehen Sie denn diese Forderung?
    Sollte Dr. Kohlmeier sich Ihrer Meinung nach überlegen, als Volksanwalt abzutreten?
    Ja, ich glaube, er sollte schon darüber nachdenken.
    Denn es ist jetzt natürlich ein Klima entstanden,
    das, meine ich, der Tätigkeit der Volksanwaltschaft nicht sehr förderlich ist.
    Ein Problem für die ÖVP, jetzt daraus zu konstruieren, halte ich für völlig verfehlt.
    Das ist sein Verhalten und er hat dieses Verhalten selbst zu verantworten.
    Und man sollte auch nicht versuchen, ihn dazu zu bewegen, seinen Schritt zurückgängig zu machen?
    Ja, ich meine, ich bin jederzeit zu einem Gespräch bereit, wenn es
    ein verloren gegangenes Vertrauen auf der persönlichen Ebene wiederherstellt.
    So will ich das tun, aber bitte, Kanossa-Bittgänge um eine Rückkehr in die ÖVP werden wir sicher nicht unternehmen.
    Man sollte die Entscheidung Kohlmeiers für den Parteiaustritt akzeptieren, meint auch Wiens ÖVP-Obmann Heinrich Wille.
    Es tut mir leid, dass der Dr. Kohlmeier aus der Partei ausgetreten ist, wie mir jeder Austritt aus der Partei leidtut.
    Das ist die eine Seite.
    Auf der anderen Seite
    Ist das aber ein klärender Schritt, da damit das Verhalten des Dr. Kohlmeier nicht mehr der ÖVP zugerechnet werden kann?
    Und zutiefst bedauert, so wörtlich, wird der Parteiaustritt Kohlmeiers auch vom Vorsitzenden des ÖAAB Josef Höchtl.
    Er lässt erkennen, dass er für die Wiedereingliederung Kohlmeiers in die Partei eintritt und meint, man hätte schon viel früher mit Kohlmeier reden sollen.
    Höchtl heute... Ich bin immer für einen Stil, wo man mit einem anderen auch in schwierigen Situationen spricht und nicht über Medien eine gewisse Meinung mitteilt.
    Kann ich Ihren Worten entnehmen, dass Sie meinen, es wäre besser gewesen, Heinrich Wille hätte sich seine Äußerungen überlegt?
    Ich sage das deswegen nicht, weil auch das meinem Stil widersprechen würde.
    Ich sage nur, das Gespräch, die Verbindung, der Kontakt, das Aufnehmen von Kontakten, gerade in schwierigen Situationen,
    ist der von mir bevorzugte Weg.
    Ich glaube, Brücken zu schlagen zwischen Fronten, Brücken zu schlagen zwischen Menschen, die wegen irgendwelcher Gründe eben Konflikte haben, ist das, was eine christliche Partei, eine menschliche Partei auszeichnen soll.
    Ich habe gerne dieses Gespräch mit Dr. Kohlmeier geführt und deswegen bedauere ich umso sehr diesen Zeitschritt.
    ORF-Fernsehinformationsintendant Johannes Kunz hat heute übrigens mitgeteilt, dass aufgrund der Vorfälle die Sendereihe Einfall für den Volksanwalt abgesetzt werde.
    Trotz zahlreicher Bemühungen erscheine eine weitere Zusammenarbeit aller an der Sendung Beteiligten nicht möglich, sagte Kunz.
    Für Beginn des kommenden Jahres wird eine neue Bürgerservice-Sendung des Fernsehens vorbereitet, kündigt Kunz an.
    Ins Ausland jetzt.
    Getrennt waren sie nach Moskau gereist, separat waren sie zunächst vom sowjetischen Staatspräsidenten Michael Gorbatschow empfangen worden.
    Der serbische Präsident Slobodan Milošević und sein kroatisches Gegenüber Franjo Tudjman.
    Den separaten Gesprächen über den Jugoslawien-Konflikt folgte dann doch ein gemeinsames Abendessen.
    Und weil die Gegner im Konflikt schließlich bereits an einem Tisch saßen, setzten Tudjman und Milošević ihre Unterschrift unter ein Dokument, in dem sich die beiden auf die Aufnahme von Friedensgesprächen innerhalb eines Monats und auf sofortige Waffenruhe in Kroatien verständigen.
    Über die Relevanz und die Perspektiven des Moskauer Jugoslawien-Memorandums reflektiert ihm folgenden Otto Hörmann Belgrad.
    Deutschland bringt einen neuen Faktor ins Spiel und verdient es deshalb nicht von vornherein mit bloßer Resignation aufgenommen zu werden.
    Die Vermittlung der EG hat bisher dazu geführt, dass der innerjugoslawische Konflikt in der europäischen Öffentlichkeit ausgetragen wird und nicht in einer vergessenen Ecke Europas.
    Die EG hat vor allem lernen müssen, dass die technokratischen Drohungen mit dem Entzug von Wirtschaftshilfe auf viele Teilnehmer dieses Streits nicht aufregend stark wirken.
    Hier sind zu einem Gutteil Historia und Emotion die Triebkraft des Verhaltens.
    Die Amerikaner haben sich bisher herausgehalten.
    Außenminister Baker schaute einmal kurz in Belgrad vorbei und redete den Republikspräsidenten ins Gewissen.
    Ansonsten gab es nur gerüchteweise die Drohung, die sechste Flotte der USA werde in die Adria einlaufen.
    Mit Michael Gorbatschow hat jetzt die andere Supermacht sich als Vermittler eingeschaltet.
    Wieder hat man ein Papier unterschrieben.
    Man wird sehen, ob auch Gorbatschow lernen wird müssen, dass für jugoslawische Politiker weder ein gegebenes Wort noch eine geleistete Unterschrift etwas bedeuten müssen.
    Der in dem Papier enthaltene sofortige Waffenstillstand wird den Test der Zeit bestehen müssen, so wie es die anderen acht vor ihm es nicht getan haben.
    Friedensverhandlungen mit Beginn innerhalb eines Monats sind nichts Neues, denn dazu gibt es schon das Forum in Den Haag.
    Neu ist, dass jetzt neben der EG auch die beiden Supermächte organisierend tätig sein sollen.
    Parallel zu der Mission des früheren amerikanischen Außenministers Vance in Jugoslawien im Auftrag des UNO-Generalsekretärs, manifestiert sich darin, dass sich der Schwerpunkt der Friedensbemühungen für Jugoslawien jetzt in Richtung UNO verlagert, also über die Ebene Europas hinaus auf die Weltbühne.
    Die Politiker Tudjman und Milosevic werden damit auf eine Ebene hinaufgereicht,
    ihrem politischen Selbstwertbewusstsein schmeicheln muss, sie aber auch dazu zwingen wird, dementsprechend sich zu verhalten.
    Die Beteiligung der USSR bzw.
    Russland könnte von Bedeutung sein, wenn man die historischen Bande zwischen den Serben und den Russen berücksichtigt.
    Diese beginnen bei den kyrillischen Buchstaben und enden bei der orthodoxen Religion, von politischen Naheverhältnissen früherer Zeitgangs zu schweigen.
    Wenn es bei den Serben Leute gegeben haben sollte, die auf Hilfe oder zumindest schweigendes Einverständnis Moskaus für das Vorgehen in Kroatien spekuliert haben sollten, so hat Gorbatschow sie eines Besseren belehrt.
    Es gibt heute offenbar niemanden, der einen Balkon-Konflikt für seine eigenen Ziele ausnutzen möchte.
    Das Erdöl aus der USSR könnte angesichts von Embargo-Drohungen eine weitere Handhabe Gorbatschows gewesen sein.
    Dass Gorbatschow bei all dem nicht nur als Wohltäter auftritt, ist klar.
    Er braucht wieder einmal einen außenpolitischen Erfolg.
    Und außerdem geben die Serben und Kroaten ein schlechtes Beispiel für die Lösung nationaler Konflikte.
    Gorbatschow hat bei sich zu Hause
    Otto Hörmann hat von Belgrad aus die wichtigsten Aspekte des Moskauer Jugoslawien-Memorandums analysiert.
    Wie das Ergebnis des Moskauer Dreiergesprächs Gorbatschow, Milošević, Tudjman in Kroatien eingeschätzt und aufgenommen wird, berichtet Gerhard Seyfried aus Zagreb.
    Der Großteil der Kroaten dürfte wohl erst heute früh realisiert haben, dass Waffenstillstand herrscht.
    In Moskau sei ein Memorandum über einen Waffenstillstand unterzeichnet worden, meldete die kroatische Zeitung Viesnik auf Seite 1.
    Dem Auflagen stärksten Blatt, welcher eine List war, das Ereignis keinen Aufmachertitel wehrt.
    Es heißt nur lapidar, zuerst Waffenstillstand und dann alles weitere.
    Wie bereits bei früher ausgehandelten Feuerpausen ist auch diesmal kein Jubel in der Bevölkerung ausgebrochen.
    Niemand glaubt hier an eine bessere Haltbarkeit der Vereinbarung, nur weil Michael Gorbatschow die Vermittlerrolle gespielt hat.
    Vielmehr gelten Waffenstillstandsabkommen mit all ihren begleitenden Bestimmungen in Kroatien mittlerweile als gefährliche Drohungen.
    Sie waren nach bisweilen kurz abgeflauter Kampftätigkeit jeweils Zwischenstationen zu einer weiteren Eskalation der Brutalitäten.
    Bisher machte da die jüngste verordnete Waffenruhe keine Ausnahme.
    Nach Mitternacht und seit den frühen Morgenstunden werden wieder heftige Angriffe auf Vukovar an der Donau gemeldet.
    Das gleiche gilt etwa für Nova Gradiska an der Autobahn Zagreb-Belgrad und für Ilok im Grenzdreieck Serbien, Bosnien, Kroatien.
    In der Stadt halten sich tausende Flüchtlinge auf.
    Nach einer Meldung der jugoslawischen Nachrichtenagentur TANJUK sollen die kroatischen Verteidiger morgen ihre Waffen an die Bundesarmee abgeben.
    Es bestehen größte Zweifel, dass die Belgrade Armeeführung ihre Einheiten an der ostslawonischen Front noch hundertprozentig im Griff hat.
    Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die schlecht funktionierende Kommunikation zwischen den Frontsoldaten und den Kommandostellen.
    Die serbischen Chetniks haben ihre Tätigkeit in den letzten Tagen wieder verstärkt und zwar sowohl in Ostkroatien als auch in der Gegend um Karlovac.
    Es häufen sich wieder Massaker an Zivilisten.
    Das sind Hypotheken, die trotz der verordneten Waffenruhe nicht wegzudiskutieren sind.
    Ebenso wie das Faktum, dass aus Osijek einmal mehr kritische Stimmen gegen Präsident Franjo Tudjman zu hören sind, die dem Ex-General zu große Verhandlungsbereitschaft vorwerfen.
    Diese Vorhaltungen hört man immer stärker auch unter Bewaffneten in Zagreb und beileibe nicht nur aus den Reihen der rechtsgerichteten schwarzen Legion.
    Der Gegenseite, also Armee und serbischen Nationalisten, wird jegliche Paktfähigkeit abgesprochen.
    Unterstützt wird diese Stimmung durch den früheren Verteidigungsminister Martin Spegel, der öffentlich eine Offensivstrategie für Kroatien fordert.
    Die Zeit für eine solche Offensive sei bereits weit fortgeschritten, doch es sei die einzige Chance, sollte Kroatien nicht völlig erdrückt werden.
    Auf politischer Ebene muss man sich fragen, ob die richtigen Personen am Moskauer Verhandlungstisch gesessen sind.
    Ein innenpolitisch extrem unter Druck stehender Franjo Tudjman auf der einen Seite und ein Serbenpräsident Slobodan Milošević auf der anderen Seite, der wiederholt erklärt hatte, Serbien befinde sich
    Eine kurze Fußnote, wir erhoffen für den weiteren Verlauf dieser Sendung noch einen Bericht über die Pressekonferenz des serbischen Präsidenten Milosevic aus Moskau.
    In der thailändischen Hauptstadt Bangkok tagen zurzeit Weltbank und internationaler Währungsfonds.
    Die Jahrestagung 1991 in Bangkok ist durch den Einstand der Sowjetunion in die internationale Finanzwelt gekennzeichnet.
    Die Problematik der Zahlungsunfähigkeit der UdSSR ist somit eines der meistdiskutierten Themen beim Stell-Dich-Ein der Weltfinanz.
    Die Wirtschaft der UdSSR, die Überwindung des Erbes eines totalitären Systems.
    So lautet der Titel eines 13-seitigen Berichts, den der sowjetische Chefwirtschaftsberater und Reformer Grigory Javlinsky in Bangkok vorgelegt hat.
    Ein Bericht, der ein denkbar düsteres Bild der Volkswirtschaft der Sowjetunion zeichnet.
    Details von Karl Stipsitz, der das Treffen der Finanzwelt in Bangkok verfolgt.
    Unsere Lage ist dramatisch.
    Ich bin hier um den Westen, um politische, moralische und intellektuelle Unterstützung zu bitten.
    Grigori Javlinski ist der wichtigste, weil einzige Ansprechpartner der internationalen Finanzwelt, wenn es um die Zukunft der neuen Union geht.
    Bei der Tagung von Weltwährungsfonds und Weltbank spricht er allein im Namen der ehemaligen Sowjetunion.
    Javlinski ist Zweckoptimist.
    Man müsse davon ausgehen, dass der Unionsvertrag in Kürze unterschrieben wird.
    Wirtschaftliche Zusammenarbeit der Republiken stellt er einem Chaos mit unabsehbaren Folgen gegenüber.
    Javlinski überzeugt viele Journalisten und Verhandlungspartner hier in Bangkok durch offene Worte, locker vorgetragen in amerikanisch gefärbten Englisch.
    Oft aber lässt auch dieser radikale Marktwirtschaftler durchblicken, dass er den eigenen Zahlen und Statistiken nicht traut.
    Die Schrumpfung der sowjetischen Goldreserven auf offiziell 240 Millionen Tonnen, ein Zehntel des von westlichen Experten geschätzten Wertes, habe auch ihn überrascht.
    Für die 60 bis 70 Milliarden Dollar Auslandsschulden müsste, so sagt er, die neue Union gut stehen.
    Auch unabhängig gewordene Republiken bekommen nur dann neue Kredite, wenn sie zumindest die Rückzahlungsverpflichtungen zu ihrem alten Anteil übernehmen.
    Den wesentlichen Unterschied zwischen Michael Gorbatschow
    Und ihn selbst sieht der junge Ökonom in der, so sagt er, veralteten Weltsicht des Präsidenten.
    Gorbatschow glaubt, dass die Politik an erster Stelle steht.
    Ich sage, dass wir die neue Union zuerst wirtschaftlich zusammenschmieden sollen.
    Die Politik folgt automatisch.
    Die Geduld der ehemaligen Sowjetvölker mit Inflation und der dramatischen Schrumpfung der Wirtschaft sei beschränkt.
    Die Folgen des Scheiterns seiner radikalen Pläne sind unabsehbar.
    Die westlichen Finanzminister haben sich hier in Bangkok darauf geeinigt, der ehemaligen Sowjetunion in den kommenden schweren Monaten mit Krediten und später beim Aufbau eines Finanz- und Kreditsystems zu helfen.
    Wie unter Westen, sagt Jawlinski, wir beide haben keine Alternative.
    Im Konferenzzentrum von Bangkok heißt der radikale Marktwirtschaftler seither nur noch der allerletzte Held der Sowjetunion.
    Es ist die mittlerweile achte Nahostreise, auf die sich der US-Außenminister James Baker begeben hat und die ihn nun nach den Stationen Cairo, Amman und Damaskus nach Jerusalem führt.
    Baker versucht nun auf Druck, die Nahostfriedenskonferenz zustande zu bringen.
    Wesentlichster unter den strittigen Punkten ist bis dato nach wie vor die Frage der Palästinenservertretung.
    Um denkbare Terroranschläge und Unruhen während des Besuchs des amerikanischen und des mit ihm reisenden sowjetischen Außenministers Punk hinzuverhindern, haben die israelischen Behörden Jerusalem für Palästinenser aus den besetzten Gebieten zum Sperrgebiet erklärt.
    Über Zielsetzungen und Ausblicke der achten Nahostreise Bakers informiert Ben Segenreich, Israel.
    Wenn es nach dem starken Willen des amerikanischen Außenministers geht, dann wird er noch im Rahmen dieses Besuchs den großen Erfolg vermelden können.
    Die Friedenskonferenz mit Israel, dessen arabischen Nachbarstaaten und den Palästinensern.
    Um das Prestige der USA noch durch jenes der Sowjetunion zu untermauern, hat sich Baker seinen Amtskollegen Boris Pankin dazu bestellt.
    Am Freitag treffen die beiden Außenminister in Jerusalem zusammen.
    Wenn die Konferenz wie geplant noch in diesem Monat stattfinden soll, müssten die Einladungen spätestens am Montag verteilt werden.
    Aber immer noch verlangen einige der Beteiligten Garantien, die Baker nicht alle unter einen Hut bringen kann.
    Auf der arabischen Seite sind nicht die Syrer und sicher nicht die Jordanier oder die Ägypter die schwierigsten Passagiere in Bakers Friedensbus, der vielleicht zum letzten Mal fährt.
    Baker zeigt sich vielmehr immer ungehaltener über das Zögern der Palästinenser.
    Formal verlangen diese immer noch eine Vorausgarantie für einen eigenen Staat und eine Stellungnahme der USA gegen die israelischen Siedlungen.
    Doch diese Wünsche sind jetzt schon irreal.
    Auch der Forderung nach einem Vertreter aus Ost-Jerusalem wird Becker in dieser Phase nicht nachgeben können.
    Die Palästinenser werden, wenn sie nicht abspringen, bei der Konferenz in einer Delegation unter jordanischer Leitung auftreten.
    Becker möchte endlich eine klare Antwort und die Namen der palästinensischen Kandidaten hören.
    Einer Version zufolge hat er schon eine Namensliste bekommen, die er morgen dem israelischen Premier Shamil vorlegen soll.
    Zuvort trifft er heute Nachmittag die üblichen Unterhändler unter Faisal Husseini.
    Die Bedingungen für die Palästinenser sind hart, doch sie scheinen keine Wahl zu haben.
    Heute soll der Zentralausschuss der PLO in Tunis die endgültige Entscheidung treffen.
    Auch die Israelis möchten in dem Garantiebrief der USA noch einige Formulierungen verbessern, wie Außenminister Lewy sich ausdrückte.
    Aber sie wirken schon recht zufrieden.
    Die Amerikaner haben etwa versprochen, dass bei der Konferenz selbst nichts entschieden wird, sondern erst bei den bilateralen Verhandlungen.
    Die USA erklären auch, dass sie die Gründung eines palästinensischen Staates nicht unterstützen, dass sie Israel nicht zu Gesprächen mit der PLO verleiten wollen und dass die Israelis mit niemandem zu verhandeln brauchen, der ihnen nicht passt.
    Unzufrieden ist Israel aber damit, dass die USA nach der Formel Friede gegen Gebiete vorgehen wollen.
    Und ein Albtraum für Israel wäre es, wenn die palästinensischen Delegierten sich gegen die Abmachung plötzlich als PLO-Leute identifizieren.
    Die Israelis würden den Tisch verlassen, aber es ist unsicher, ob die Amerikaner ihnen folgen würden.
    Ein Problem für sich sind die beiden prominenten Palästinenser Faisal Husseini und Hanana Shraoui.
    Weil sie in Jerusalem wohnen, entsprechen sie nicht den israelischen Kriterien.
    Aber vielleicht wird Israel hier ein Auge zudrücken müssen, genauso wie es hinnimmt, dass die beiden ständig Rücksprache mit der PLO halten.
    Bakers Marschplan ist klar, heute die Einigung mit den Palästinensern, Donnerstag die Zusage von Shamir und vielleicht die Ankündigung diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Israel durch Pankin und schließlich am Freitag die symbolkräftige Zusammenkunft zwischen Baker und Pankin, den beiden Sponsoren deiner Ostkonferenz in Jerusalem.
    Ob Baker das historische Ziel erreicht, werden wir in 72 Stunden erfahren.
    Eins vor halb eins nach Österreich.
    Am dritten Tag des 12.
    ÖGB-Bundeskongresses standen heute Vormittag die Berichte der verschiedenen Arbeitskreise und die darauf bezogenen Diskussionen auf dem Programm.
    Neben Organisation, Umweltfragen, Berufsbildung, internationaler Politik und Forschung war die Arbeitszeitverkürzung eines der brisantesten Themen.
    Und dazu gab es auch Kritik aus den Reihen des ÖGB selbst.
    Vom Kongress im Wiener Austria Center berichtet Ingrid Thurnherr.
    Der Generalkollektivvertrag und die 35-Stunden-Woche, das sind die wichtigsten Anliegen der Gewerkschaft bei diesem Kongress.
    Zunehmend seien Tendenzen bemerkbar, dass Unternehmer bisherige Erfolge in Richtung Arbeitszeitverkürzung durch zusätzliche Überstunden ausgleichen, so ÖGB-Vizepräsidentin Eleonore Hostasch.
    Um dieser Strategie der Unternehmer zu begegnen, mit Überstunden den positiven Effekt der Arbeitszeitverkürzung zu unterlaufen, glaube ich, muss man einerseits darauf drängen und Maßnahmen setzen, dass regelmäßige Überstunden
    reduziert werden bzw.
    verteuert werden.
    Und ich glaube, wir müssen daher mit vollem Nachdruck die Forderung realisieren, dass der Überstundenzuschlag von 50 Prozent auf 75 Prozent erhöht wird und somit dieser Unternehmerstrategie etwas Wirkungsvolles entgegengesetzt wird.
    1,1 Millionen Arbeitnehmer seien derzeit in Gefahr, durch übermäßige Arbeitsbelastung krank zu werden, weil sie unter zu großem Druck stehen.
    Daraus leiten die Gewerkschafter etwa auch ihre Forderung nach besserer betriebsärztlicher Versorgung ab.
    Gerade beim Thema 35-Stunden-Woche sieht aber so mancher die bisherigen Gewerkschaftserfolge als zu gering an.
    Das zeigte sich auch zum Beispiel in folgendem Diskussionsbeitrag des Delegierten Ottmar Grün.
    ohne jetzt das Erreichte bei der Arbeitszeitverkürzung schmälern zu wollen, steht doch fest, dass der ÖGB und damit wir alle unser Ziel, das wir angepeilt haben, um die 35-Stunden-Woche zu erreichen, also diesem Ziel nicht entscheidend näher gekommen sind.
    Am 10.
    Bundeskongress haben wir die 35-Stunden-Woche branchenweise eingefordert.
    Am 11.
    Bundeskongress haben wir den Generalkollektivvertrag für die 35-Stunden-Woche bis zu diesem Kongress angepeilt und nicht erreicht.
    Aber auch branchenweise, liebe Kolleginnen und Kollegen, sind die Ergebnisse matt.
    In vielen Bereichen wird der arbeitsplatzsichernde, schaffende Effekt der Arbeitszeitverkürzung unterlaufen durch Mehrarbeit und durch Überstunden.
    Also insgesamt kein so gutes Ergebnis in unseren Bemühungen um eine Verkürzung der Arbeitszeit.
    Damit wir aber in vier Jahren nicht wieder vor dem selben Problem stehen wie heute, dass wir uns fragen müssen, warum haben wir noch nicht mehr erreicht in der Arbeitszeitverkürzung, glaube ich, ist doch ein gewisses Umdenken in der Arbeitszeitpolitik unserer Gewerkschaft notwendig.
    Dazu müssten zunächst Zweifel in den eigenen Reihen an diesem Gewerkschaftsziel beseitigt werden.
    Und so manche Alternative innerhalb des ÖGB sei wohl noch nicht ausreichend besprochen worden, soll der Delegierte Robert Hermann.
    Ich glaube, dass es auch in der Frage der Arbeitszeitverkürzung verschiedene Optionen geben sollte.
    Und die wir ausdiskutieren müssen, das ist also die Frage der Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit.
    die Frage der Verkürzung einer allfälligen Jahresarbeitszeit und die Frage der Verkürzung einer Lebensarbeitszeit.
    Haben wir diese drei Optionen schon gründlich ausdiskutiert?
    Ich glaube, das sollte also auch ein Weg sein, um gemeinsam, getragen von unseren Kolleginnen und Kollegen, die Arbeitszeitverkürzung in der nächsten Zeit anzugehen.
    Danke.
    Wie schwierig das Erreichen des Zieles der 35-Stunden-Woche ist, zeigt sich auch beim ÖGB-Kongress selbst.
    ÖGB-Präsident Ferdinand Nitsch hatte am ersten Tag angekündigt, das Programm in 35 Stunden durchziehen zu wollen.
    Dieses Zeitlimit, so wurde schon heute klar, kann wohl kaum eingehalten werden.
    umfangreich etwa die Wortmeldungen zum Thema Pensionsalter.
    In diesem Punkt rief Vizepräsidentin Hostasch die Höchstrichter auf, sich der Tragweite ihrer Entscheidung bewusst zu werden, das unterschiedliche Pensionsalter von Mann und Frau aufzuheben.
    Hostasch bekräftigte neuerlich, dass für die Gewerkschaft eine Neuregelung des Frauenpensionsalters erst dann infrage komme, wenn Maßnahmen zur Gleichstellung von Mann und Frau in Arbeit und Gesellschaft
    erkennbar und überprüfbare Erfolge zeigten.
    Am Nachmittag steht die Generaldebatte der Anträge auf dem Programm und ich gebe jetzt zurück ins Funkhaus.
    Vom Bundeskongress des ÖGB zur Bundeskonferenz der jungen Generation in der SPÖ.
    Diese Bundeskonferenz findet am kommenden Wochenende in Wien statt.
    Die etwa 300 Delegierten werden einen neuen Vorsitzenden wählen.
    JG-Obmann Christian Zschapp ist vor ein paar Tagen 36 geworden und wird aus Altersgründen nicht noch einmal für den Vorsitz kandidieren.
    Im Gespräch mit Manfred Steinhuber erläutert Christian Zschapp seinen Entschluss.
    Ich habe heute einen Punkt erreicht, an dem ich mich ganz bewusst zurückziehen will, die Veränderungen, die sich in Europa zeigen, auch für mich reflektieren will, wieder eigene politische Ansichten vertiefen möchte und von daher vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt gestärkt und besser fundiertes, vielleicht heute in dem ein oder anderen Bereich,
    einen Beitrag leisten will.
    Die junge Generation ist ja nicht eine Jugendorganisation im eigentlichen Sinn mit Mitgliedern und so, sondern eine Arbeitsgemeinschaft innerhalb der SPÖ.
    Trotzdem die Frage, glauben Sie, dass heute Jugendorganisationen von politischen Parteien noch eine Funktion haben?
    Ich glaube, dass Jugendorganisationen in der heutigen Form sich zunehmend überleben deshalb, da es nicht mehr die Jugendpolitik gibt.
    Wir können feststellen, dass es heute nur noch junge Erwachsene gibt und von daher Jugendfragen zugleich auch Fragen der allgemeinen Politik darstellen.
    Aber es ist mit Sicherheit so, dass desto jünger jemand ist, die politischen Themen, die ihn berühren,
    umso weitreichender in ihren Auswirkungen sind.
    Das heißt, desto älter jemand ist, umso unmittelbar sind die politischen Fragen, die ihn interessieren.
    Desto jünger, umso langfristiger, umso perspektivischer sind auch die Themen, die er für sich in seinem Leben seit und lösen will.
    Ist es nicht so, dass die FPÖ mit ihrem heutigen Erscheinungsbild fast schon eine Jugendpartei ist und deshalb den Jugendorganisationen aller Parteien sozusagen das Wasser abgräbt?
    Sie berühren mit der Frage einen sehr schmerzlichen Punkt, weil wir natürlich immer versucht haben, junge Leute, junge politisch interessierte Personen in Landtage, ins Parlament zu bringen, in die Gremien zu bringen und das ist uns auch nur zum Teil geglückt.
    Ich gebe Ihnen insofern recht, dass die FPÖ derzeit dieses Image einer Jugendpartei besitzt.
    Nur die Gründe sind sicherlich nicht darin erschöpft zu sagen, das sind nur junge Menschen oder jüngere Menschen.
    Es ist ja nicht richtig, dass das nur junge Menschen sind.
    Sie sind nur braungebrannt, sie leichnen fortwährend.
    Das ist halt ihr Tretmark.
    Aber warum es, glaube ich, geht, ist etwas anderes.
    Die FPÖ als kleine Partei hat es früh genug verstanden aus der Not ihrer Kleinheit heraus,
    jenen Weg zu gehen, den die Großparteien für sich haben, nämlich weg vom Kammern- und Parteienstaat hin zu einer Parteiform in einer zivilen Gesellschaft.
    Ich meine damit, dass die zivile Gesellschaft nicht mehr das politisch gestaltende Monopol bei den Parteien sieht,
    sondern politische Macht oder gestaltender Einfluss, je nachdem welche Formulierung man erwähnen will, zu vagabundieren beginnt.
    Von den Medien zu einer Initiativgruppe, von einer Bürgerinitiative hin zu einer durchauser Lobbygruppe, von einer Partei zu einer Kammer.
    Jedenfalls ist nicht mehr das Monopol nur bei den Parteien liegt und daher der stete Kampf und der stete Bemühen, um Überzeugungsarbeit in der Öffentlichkeit in Vordergrund zu stehen hat.
    Nun aber, was bedeutet das für die junge Generation oder für Jugendorganisationen in den traditionellen Parteien?
    Was können sie da tun?
    Wir haben daraus relativ früh die Konsequenz gezogen und unsere politischen Anliegen nie nur in der Partei vertreten, nie nur in der Sozialdemokratischen Partei Österreichs vertreten, sondern immer auch zugleich in der Öffentlichkeit.
    Ich hoffe, und wenn das nur geglückt ist in manchen Bereichen, dass wir doch die öffentliche Diskussion ein wenig beeinflussen konnten.
    Ich glaube, das ist auch gelungen.
    Ich denke zum Beispiel daran, dass jetzt beim Gewerkschaftskongress Mindesteinkommen von 10.000 ein politischer Konsens darstellt, ein Thema, das wir in der Öffentlichkeit gebracht haben.
    Ich denke zum Beispiel, dass heute das Umrüstungsthema als Thema erledigt ist.
    Die Verstaatliche produziert keine Waffen mehr.
    Auch da haben wir die Vorarbeiten geleistet.
    Ich denke zum Beispiel daran, dass im Ökologiebereich vielleicht manches von uns in der Sozialdemokratie zur Entschärfung beigetragen werden konnte.
    Und wenn man sich das ansieht, ich meine das Ökologiethema in der Bundesregierung, das ist ein Standardthema geworden.
    Christian Tschapp, scheidender JG-Obmann, im Gespräch mit Manfred Steinhuber.
    Und jetzt, wie angekündigt, zurück zu den Moskauer Jugoslawien-Gesprächen.
    Der serbische Präsident Milošević ist heute, ebenso wie sein kroatisches Gegenüber Tudjman, Gast beim russischen Präsidenten Boris Jelzin.
    In diesen Minuten ist eine Pressekonferenz mit Milošević im Gange und aus Moskau berichtet darüber Christian Schüller per Funktelefon.
    Der serbische Präsident ist bereit, über alles zu diskutieren, auch über einen losen Staatenbund als Zugeständnis an die Separatisten.
    Das ließ Slobodan Milosevic heute nach seinem Gespräch mit Boris Jeltsin verlauten.
    Wenn er auch nicht genau sagen wollte, worin sich die heutige Ausgangsposition von der vor einer Woche oder vor einem Monat unterscheidet, so glaubt sich der serbische Präsident doch zuversichtlich und vermied scharfe Töne gegen seine Gegner.
    Wichtig für das bessere Gesprächsklima in Moskau sei vor allem die Mitwirkung Gorbatschows gewesen, der die Situation in Jugoslawien besser verstehe, sagte Milosevic, als die EG-Politiker.
    Einig sei man sich darin gewesen, dass es keine Alternative zu einer friedlichen Lösung gebe.
    Das habe die Erfahrung der letzten Wochen gezeigt.
    Milosevic vermietet seinen kroatischen Gesprächspartner Tudjman zu erwähnen und Tudjman hat seine Pressekonferenz, die in wenigen Minuten hier beginnen sollte, im letzten Augenblick abgesagt.
    So kann man derzeit nicht feststellen, ob die Kroaten den Optimismus des serbischen Präsidenten teilen.
    Und damit zurück in Stuttgart.
    Soviel für heute Mittag aus Moskau.
    In Italien regnet es in einigen Gebieten seit mehreren Wochen ohne Unterbrechung.
    Mindestens 17 Menschen sind in den schwersten Unwettern seit Jahren ums Leben gekommen.
    Hilferufe kommen vor allem aus Sizilien, wo das Wasser ganze Dörfer unterspült hat und, wie immer zu Hochwasserzeiten, aus Venedig.
    Die Stadt im Wasser droht unterzugehen.
    Nichts hemmt die Fluten der Adria, die die ohnehin morschen Pfeiler, auf denen Venedig steht, bedenklich ins Wackeln gebracht haben.
    Hochwasserschutzbauten gibt es nicht und das, obwohl der italienische Staat solche Bauten und damit den Schutz Venedigs vor fast 20 Jahren schon zur Sache von höchstem nationalen Interesse erklärt hat.
    Andreas Pfeiffer aus Venedig.
    Im Umgang mit Sintfluten und Tierobstbotschaften sind die Bewohner Venedigs durchaus erfahren.
    Erst am vergangenen Wochenende standen die Souvenirverkäufer am Markusplatz von alten Touristenhorden alleingelassen.
    wieder einmal knietief im Wasser.
    Die Aqua Alta, jene Flutwelle, die bei Scirocco Wind und Tiefdruck über die Lagune schwappt, hatte ein Sechstel der Altstadt beträchtlich unter den Meeresspiegel getaucht.
    Doch dieses Schauspiel zählt seit Jahrhunderten zum feuchten Alltag Venedigs.
    Besorgniserregend allerdings ist die Tatsache, dass die Adria die Lagune immer häufiger überflutet.
    Waren es in den Jahren 1975 bis 85
    noch 100 Hochwasser, so heulten die Sirenen allein im Jahre 1990 41 Mal.
    Diese sprunghafte Steigerungsrate hat mehrerlei Gründe.
    Der durch das Schmelzen der Polkappen gestiegene Meeresspiegel und die allmähliche Senkung der Lagune durch Erosion mögen noch unter der Rubrik Höhere Gewalt geführt werden.
    Doch ein Gutteil der entfesselten Naturkräfte ist auf Menschenwerk zurückzuführen.
    Die monströsen Hafenanlagen von Mestre und Marghera haben das natürliche Antlitz der Lagune völlig verunstaltet.
    An die Stelle von Sandbänken und des verzweigten Geflechts von Kanälen sind die Standorte der Ölindustrie getreten.
    Und um den Tankern aus aller Welt die Einfahrt in die Porta di Malamocco, einer der drei Zugänge zum offenen Meer zu ermöglichen, wurde ein breiter und tiefer Graben ausgehoben, der Canale dei Petroli.
    Die natürliche Zirkulation des Wassers, die für das ökologische Gleichgewicht der Insellandschaft unabdingbar ist, ist damit seit langem unterbrochen.
    Und die Ölverschmutzung, das Fehlen eines Kanalisationsnetzes sowie das steigende Salzgehalt des Wassers haben zu ihrem Absterben ein Übriges getan.
    Einen Rettungsanker hat der Staat 1984 mit einem Sondergesetz ausgeworfen.
    Damals wurde das Konsortium Venezia Nuova gegründet.
    Es hat den Auftrag, vereint mit Region und Stadtgemeinde bis zur Jahrtausendpfände das einstige Idyll wiederherzustellen.
    Hoch und heilig wurden dafür 160 Milliarden Schillinge in Aussicht gestellt.
    Doch über umfangreiche Studien und wenige Baustellen ist das Mammutprojekt nicht hinausgediehen.
    Aufgrund von Kompetenzstreitigkeiten, vor allem aber, weil der Geldsegen aus Rom bis heute auf sich warten ließ.
    Als vor drei Tagen ruchbar wurde, Erkone wegen der drastischen Sparmaßnahmen der Regierung für immer ausbleiben, standen die Zeichen in Venedig wieder auf Sturm.
    Gestern verhandelte Bürgermeister Hugo Bergamo mit Ministerpräsident Giulio Andriotti, um das Schlimmste abzuwenden.
    Und nach 20-minütigem Gespräch zeigte sich ein schwacher Lichtblick am Horizont.
    Sieben Milliarden Schillinge sollten die Stadt in den nächsten drei Jahren über Wasser halten.
    Die Venezianer haben die Botschaft mit stoischem Gleichmut aufgenommen.
    Für sie bleibt Venedig nach wie vor ein sinkendes Schiff.
    So weitreichend hat es der Austropoper Thomas Forstner vermutlich nicht gemeint, als er über Venedig im Regen sang.
    Und jetzt zu einem Programmhinweis für heute Abend.
    Journal Panorama.
    Und sie sägten an den Ästen, auf denen sie saßen, und schrien sich zu ihre Erfahrungen, wie man besser sägen könne.
    Und fuhren mit Krachen in die Tiefe, und die ihnen zusahen beim Sägen, schüttelten die Köpfe und sägten kräftig weiter."
    Mit diesem Prächt-Zitat charakterisiert der Schweizer Ökologie-Professor Jost Krippendorf die Umweltzerstörung in der Industriegesellschaft.
    In einem Vortrag in Wien führte Krippendorf eindringlich die Selbstzerstörung der Menschheit vor Augen.
    Alles wird mehr.
    Alles wächst.
    Unsere Wirtschaft wächst.
    Wie kaum je zuvor.
    Seit Anfang dieses Jahrhunderts hat sich das Volumen der Weltwirtschaft verzwanzigfacht.
    Der Verbrauch fossiler Brennstoffe verdreissigfacht.
    die Weltindustrieproduktion verfünfzigfacht.
    Und vier Fünftel dieses Wachstums ist praktisch seit dem Zweiten Weltkrieg, also in den letzten 40 Jahren, über die Bühne gegangen.
    Die daraus entstehenden Probleme seien bekannt, würden aber verdrängt.
    Es bleibe die Hoffnung auf einen grundlegenden kulturellen Wandel und ein gänzlich neues Weltbild.
    Auf dem Weg dorthin hat der Mensch für Krippendorf nur wenige Möglichkeiten.
    Welche, hören Sie heute Abend im Programm Österreich 1 nach dem Abendjournal um etwa 18.20 Uhr in einem
    Und weiter geht's jetzt mit Theater.
    Das Wiener Schauspielhaus bringt heute die Uraufführung eines Theaterstücks von Ernst Molden in einer Inszenierung von Hans Grazer heraus.
    Das 90-minütige Zauberspielchen Der Basilisk.
    Der 24-jährige Jung-Autor transponiert die Altwiener Basiliskensage ins Heute und variiert dabei das Thema.
    Nicht der hässliche Basilisk stirbt am Schock über seinen eigenen Anblick, sondern die Menschen versteinern, sobald sie im Spiegel der Erkenntnis ihren wahren Kern erkennen.
    Eva-Maria Klinger war Augen- und Ohrenzeugin einer Probe.
    Die Augen am oberen Brunnenrand sind von blutigen Adern durchzogen.
    Das See, dem Vogel, der den Menschen starrt, kommt zu mir in den Brunnen geflogen.
    Im Stil der Altwiener Vorstadtkomödie bewegen sich neuere Wiener Menschen zu Zittermusik.
    Karl Ferdinand Kratzl ist in liebenswert origineller und gar nicht furchterregender Maskerade der wiederauferstandene Basilisk.
    In Begleitung eines somnambulen Jungen, Vera Borek im kurzen Matrosenanzug mit Luftballon, verfolgt er einzig den Zweck, den Menschen einen speziellen Spiegel vorzuhalten, in dem sie erkennen, wie sie wirklich sind.
    Bös, meint Autor Ernst Molden und lässt sie zu Stein erstarren.
    Das Gefährliche ist das Kaschieren unter diesen Fassaden.
    Auch das gibt es woanders, die Fassaden gibt es auch überall, nur sind in Wien, hat man Jahrhunderte von Ideenfindung darauf aufgewendet, die Fassaden möglichst kunstvoll und möglichst perfekt zu gestalten.
    Und darum ist es den Wienern sehr schwer beizukommen.
    Ich schließe mich da nicht auf, ich bin selbst ein Wiener und bin hier aufgewachsen, aber es gibt einfach
    Die Ringstraße im Herzen jedes Wieners und da ist viel Gips zum Abgratzen.
    Diese Schicht von Gips und Gips und Gips versuche ich abzutragen.
    Sehr viel Gemeinheit fördert Molden unter dem Gips nicht zu Tage.
    Eher kleine Schwächen zum Schmunzeln.
    Madame flirtet gerne auf Sommerbellen und der Herr Minister gibt alles hin für ein Bäuscherl mit Knödel.
    Das Gute gibt es natürlich auch.
    Einen Blinden und ein redliches Mädchen.
    Auf ihren Wunsch lässt der Basilisk die Steine wieder zu Menschen werden.
    Besser wird dadurch nichts.
    Es ist kein Happy End, weil der Basilisk geht wieder schlafen, aber das furchtbare und deswegen kein Happy End, die Wiener kommen nicht etwa geläutert aus dem Stein hervor, sondern sie gehen sofort wieder zu Beuschel, Bellen und anderen Grauenhaftigkeiten.
    Ein Salonbeuschel ist ohne Haut, führt nicht zu heißer Wirt und seine Innereien sind ohne Saft.
    Aber was nützt das, wenn der Gulaschsack fehlt?
    Das ist das Ende der Kultur.
    Und was kommt danach?
    Hoffentlich Applaus, denn das ist der Schlusssatz im Zauberspiel der Basilisks.
    Eva Maria Klinger über Ernst Moldens Basilisken im Wiener Schauspielhaus.
    Der Schockmaler Gottfried Hellenwein stellt wieder einmal in Wien aus.
    Ab morgen bis 16.
    November zeigt er in der Galerie Würtle 18 neue Arbeiten, in denen er seine bekannt grell-brutalen Bildwelten verlassen und sich eiskalten Grün- und Blautönen zugewandt hat.
    Hellenwein, vorher und nachher.
    Markus Moser hat den folgenden Beitrag über den alten und den neuen Gottfried Hellenwein gestaltet.
    Gottfried Hellenwein zählt zu den umstrittensten Künstlern Österreichs.
    Nicht nur seine prinzipiell ablehnende Haltung gegenüber dem Kunstbetrieb und jeder Art von Kulturelite, sondern auch der oftmals überaus plakative Inhalt seiner Arbeiten sorgten in den letzten Jahren immer wieder für Verwirrung in der Öffentlichkeit.
    Triste Stimmungen, Situationen der Hoffnungslosigkeit, Szenen von Brutalität gegenüber Kindern, Erinnerungen an die Nachkriegskindheit Hellenweins in der sowjetischen Besatzungszone in Wien-Favoriten.
    Das war halt eine Zeit, die unglaublich trostlos und depressiv war.
    Es war alles hässlich, die Leute waren schier, die Häuser waren schier, alles war kaputt.
    Ich habe nie jemanden singen oder lachen gehört, das war alles sehr
    Es war alles tot.
    Und die ersten Lebenszeichen, die ich wahrgenommen habe, das erste Mal, wo ich Farbe, Bewegung oder sowas wie einen Kontakt zu einer Kultur gekriegt habe, war eigentlich das erste Mickey Mouse Heft, das ich in die Hand gekriegt habe, die erste Elvis-Platte, die ich gehört habe.
    Und das war für mich der erste Kontakt zu einer Kultur.
    Diese Berührungen mit amerikanischer Trivialkultur prägen bis heute das Werk Gottfried Hellenweins.
    Kunst- und Symbolfiguren aus der Neuen Welt, von Donald Duck bis Andy Warhol, stammen auch von den großformatigen Bildern in der Galerie Wörtle.
    Kunst müsse alle Menschen erreichen, fordert Hellenwein.
    Die ideale Art von Ausstellung ist für ihn demnach, mit einer illustrierten Titelseite eine Woche lang an jedem Kiosk vertreten zu sein.
    Ganz nach amerikanischem Vorbild.
    Es gibt immer wieder Leute, besonders in Europa, die der Meinung sind, Amerika hätte keine Kultur.
    Was ein Schwachsinn ist, was absolut unrichtig ist, beweisbar unrichtig ist.
    Das Coca-Cola-Zeichen ist ein
    Ein Symbol, das ist ein Teil dieser Kultur und Andy Warhol, die Musik, diese Graffiti, Comicstrips, Filme, Hollywood, das ganze ist eine Kultur.
    Und es ist eine Kultur, die alles verändert.
    Ja, tausende indische Kultur mit all ihren Eigenarten, das verdampft.
    Wasser von Hasenstamm, wenn da der erste Big Mac hinkommt, ist alles vorbei.
    Im Gegensatz zu Gottfried Hellenweins aggressiver Bildsprache steht seine Besinnung auf Vorbilder aus der Kunstgeschichte.
    Er sieht sich weniger als Vertreter der fotorealistischen Schule, die sich in Amerika der 50er-Jahre formierte, sondern eher als ein Nachfahre Waldmüllers oder Maulperchs.
    Dass seine Werke weit weniger schöngeistig ausfallen als die seiner Vorgänger, resultiert wohl auch aus seiner ambivalenten Beziehung zu Österreich, insbesondere zu Wien.
    Ich glaube, jede Gesellschaft kriegt die Kunst, die sie verdient.
    Und wenn ich die österreichische Kunst anschaue, muss ich sagen, da kann man Rückschlüsse auf die Gesellschaft ziehen.
    Was ich merke, ist, dass Wien ein eigenartiges Gebilde ist.
    Man hat den Zuckergruß, man hat dieses Fjerker-Wien und Biedermeier und auf der anderen Seite hat man den Wiener Aktionismus mit allem, was dazwischen sich so abspielt.
    Gottfried Heynwein hat Österreich längst den Rücken gekehrt.
    Heute lebt der 43-Jährige in Deutschland und reist immer wieder in sein gelobtes Land Amerika.
    Ein eigenes Atelier in Los Angeles steht kurz vor der Fertigstellung.
    Hellwein hat vor allem mit seinen fotorealistischen Arbeiten, mit der Gestaltung von Schallplattencovers oder Plakatwänden internationale Berühmtheit erlangt.
    Dennoch sieht er sein Oeuvre ungern auf den Aspekt der Gebrauchskunst reduziert.
    Ich kann für die Zukunft überhaupt nichts sagen, sonst wäre es ein Fad.
    Also ich weiß gar nicht, was ich morgen machen werde.
    Es ist eben, wie gesagt, so eine Art Vortasten.
    Das heißt, wenn man alle Brücken hinter sich verbrannt hat, wenn man ein Ausgestoßener ist, wenn man verabscheut wird, wenn man der Abschaumer ist, ist irgendwie ganz gut.
    Auch eine Art von Freiheit.
    Hellwein über seine grüne und blaue Periode.
    6 vor 1 ist es jetzt, Zeit für das Nachrichtenresümee im Mittagschanal.
    Österreich.
    Volksanwalt Herbert Kohlmeier tritt aus der ÖVP aus.
    Er will aber parteiloser Volksanwalt bleiben.
    In einem Hörfunkinterview sagte Kohlmeier, er habe erst gestern über den ÖVP-Pressedienst erfahren, dass er als Volksanwalt zurücktreten solle.
    Mit einer derart kalten und herzlosen Gesinnungsgemeinschaft wolle er nichts mehr zu tun haben.
    ÖVP-Generalsekretärin Korosek sagte in einer ersten Reaktion, sie bedauere den Austritt Kohlmeiers aus der Volkspartei.
    Dies sei aber dessen persönliche Entscheidung.
    Kohlmeier sei von der ÖVP als Volksanwalt entsandt worden.
    Er sollte deshalb darüber nachdenken, wie er diese Funktion nach seinem Parteiaustritt sehe, sagte Korosek.
    Ähnlich äußerte sich auch ÖVP-Klubobmann Neisser.
    Die Vorwürfe Herbert Kohlmeiers seien nur durch die entstandenen Emotionen zu erklären, meinte Neisser.
    ÖAB-Obmann Höchtl sprach sich für die Wiedereingliederung Kohlmeiers in die Volkspartei aus.
    Die Fernsehsendung »Ein Fall für den Volksanwalt« wird aufgrund der Vorfälle vom vergangenen Sonntag abgesetzt.
    Trotz zahlreicher Bemühungen erscheine eine weitere Kooperation aller an der Sendung Beteiligten nicht möglich, heißt es in einer Aussendung des Fernseh-Informationsintendanten Kunz.
    Für Beginn des kommenden Jahres wird eine neue Fernseh-Bürgerservice-Sendung vorbereitet.
    Der frühere Geschäftsmann Bela Rabelbauer ist heute vom obersten Gerichtshof zu sieben Jahren unbedingter Haft verurteilt worden.
    Das Höchstgericht entschied damit über Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung, die der Verteidiger Rabelbauers nach den Urteilen in erster Instanz eingebracht hatte.
    Rabelbauer war in erster Instanz wegen schweren Betruges, Beteiligung an der Untreue und am Amtsmissbrauch zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
    52 Monate verbüßte Rabelbauer bereits in Untersuchungshaft.
    Die Neubemessung der Strafe durch das Höchstgericht ist darauf zurückzuführen, dass Rabelbauer betrug, nicht nachgewiesen werden konnte.
    Jugoslawien
    Trotz der vom sowjetischen Präsidenten Gorbatschow vermittelten neuen Waffenstilstandsvereinbarung wird in Kroatien weiter gekämpft.
    Vor allem die Städte Osijek, Vinkovci und Vukovar wurden neuerlich durch Artillerie beschossen.
    Im Westen Kroatiens sollen bei Gefechten drei Menschen ums Leben gekommen sein.
    Ruhig ist es hingegen in der Küstenregion Dalmatien.
    Die Präsidenten Kroatiens und Serbiens, Tudjman und Milosevic, unterzeichneten gestern nach Gesprächen mit Korbatschow ein Kommuniqué, in dem eine sofortige Waffenruhe und die Aufnahme von Friedensgesprächen innerhalb eines Monats vorgesehen sind.
    Die Beratungen sollen von der Sowjetunion, den USA und der Europäischen Gemeinschaft organisiert werden.
    Albanien, Italien.
    Der Fluchtversuch von etwa 2000 Albanern ins Ausland ist gestern Abend gescheitert.
    Die Ausreisewilligen versuchten, in den Hafenstädten Durres und Flora auf Schiffe zu gelangen, die nach Italien, Griechenland oder Spanien auslaufen.
    Nach Angaben einer italienischen Tageszeitung wurden sie von Soldaten gehindert, die Schiffe zu stürmen.
    Mehrere Menschen sollen dabei verletzt worden sein.
    Die albanischen Häfen sind seit der Flucht von etwa 15.000 Albanern nach Italien und deren unverzügliche Abschiebung in die Heimat im vergangenen Sommer streng bewacht.
    Schweden.
    Der diesjährige Nobelpreis für Physik geht an den Franzosen Pierre Gilles Dejean.
    Dies gab heute das Nobelkomitee in Stockholm bekannt.
    Das Wetter heute in Vorarlberg, Tirol und Salzburg lockern die Wolken weiter auf.
    Es wird überall sonnig.
    Nachmittagstemperaturen heute bis 20 Grad.
    Und das war's auch schon für heute Mittag.
    Für Redaktion und Technik verabschiedet sich Manfred Kronsteiner.
    Einen schönen Nachmittag noch.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kohlmaier zu seinem Parteiaustritt
    Volksanwalt Herbert Kohlmaier (ÖVP) legt seine Parteimitgliedschaft zurück und begründet dies mit mangelnder Solidarität innerhalb der ÖVP nach einem Streit mit einem ORF-Journalisten bei einer "Volksanwalt"-Sendung vor laufenden Kameras. Einblendung: Kohlmaier.
    Mitwirkende: Kronsteiner, Manfred [Gestaltung] , Kohlmaier, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktionen zum Parteiaustritt von VP-Volksanwalt Kohlmaier
    Einblendung: Korosec, Neisser, Wille, Höchtl
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung] , Korosec, Ingrid [Interviewte/r] , Neisser, Heinrich [Interviewte/r] , Wille, Heinrich [Interviewte/r] , Höchtl, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Moskauer Waffenstillstand für Kroatien: neue Stufe der Ermittlung?
    9. Waffenstillstand, der von Franjo Tudjman und Slobodan Milosevic in Moskau unter der Vermittlung Michail Gorbatschow beschlossen wurde.
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reaktionen aus Kroatien
    Lapidare Reaktionen kroatischer Medien und Beobachter auf den in Moskau geschlossenen Waffenstillstand. Die Waffenstillstandsverordnungen werden eher als Zwischenstufe zu einer weiteren militärischen Eskalation gesehen. Nach wie vor Angriffe in ostkroatischen Städten durch Cetnik-Verbände.
    Mitwirkende: Seifried, Gerhard [Gestaltung]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Ort: Zagreb
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit sowjetischem Wirtschaftsreformer Jawlinski bei Weltbanktagung in Bangkok
    Grigori Jawlinski, Chef-Wirtschaftsberater und Reformer der Sowjetunion, zeichnet ein düsteres Bild der finanziellen Zukunft der Sowjetunion und bittet den Westen um intellektuelle, politische und finanzielle Hilfe.
    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor entscheidenden Nahostgesprächen Bakers in Israel
    US-amerikanischer James Baker und sowjetischer Außenminister Boris Pamkin verhandeln im Vorfeld der Friedenskonferenz über Formalia und Forderungen der Palästinenser.
    Mitwirkende: Segenreich, Ben [Gestaltung]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖGB-Kongress zu Arbeitszeit, Überstunden
    Einblendung: Hostasch, Grün, Hermann
    Mitwirkende: Thurnher, Ingrid [Gestaltung] , Hostasch, Eleonora [Interviewte/r] , Grün, Othmar [Interviewte/r] , Hermann, Robert [Interviewte/r]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit scheidendem JG-Vorsitzenden Christian Cap
    Interview: Christian Cap
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Cap, Christian [Interviewte/r]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Gespräch mit Jelzin
    Milosevic lobt Vermittlung Gorbatschows und spricht sich für eine friedliche Lösung aus. Der kroatische Präsident Tudjman hat allerdings seine Pressekonferenz abgesagt, es ist also unklar, ob die Kroaten den Optimismus Milosevics teilen.
    Mitwirkende: Schüller, Christian [Gestaltung]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hochwasser in Venedig
    "Aqua Alta" hat ein Sechstel der Altstadt Venedigs unter Wasser gesetzt. Hochwasserschutzmauern fehlen.
    Mitwirkende: Pfeifer, Andreas [Gestaltung]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Panorama: Prof. Jost Krippendorf
    Einblendung: Krippendorf
    Mitwirkende: Schweinzer, Josef [Gestaltung] , Krippendorf, Jost [Interviewte/r]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Vorbericht zur Uraufführung "Der Basilisk" von Ernst Molden
    Einblendung: Ernst Molden
    Mitwirkende: Klinger, Eva Maria [Gestaltung] , Molden, Ernst [Interviewte/r]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Theater ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Helnwein stellt wieder in Wien aus
    Einblendung: Helnwein
    Mitwirkende: Moser, Markus [Gestaltung] , Helnwein, Gottfried [Interviewte/r]
    Datum: 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1991.10.16
    Spieldauer 00:57:50
    Mitwirkende Kronsteiner, Manfred [Gestaltung]
    ORF [Produzent]
    Datum 1991.10.16 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-911016_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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