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Guten Tag beim Samstag-Mittagschanal, sagt Christel Reis als Redakteurin im Studio.
Das sind die Schlagzeilen der Beiträge unserer Sendung.
Nachruf auf den heute Nacht tödlich verunglückten dreifachen österreichischen Ski-Weltmeister Rudi Nierlich.
Jugoslawien hat nach wie vor keinen Staatspräsidenten.
Eine neuerliche Zusammenkunft des Staatspräsidiums ging auch gestern Abend ergebnislos zu Ende.
Vorschau auf das morgige Referendum in Kroatien.
Auch die pentagonale Länder beraten heute in Bologna die Jugoslawien-Krise.
Auch heute wieder schwere Unruhen in Südkorea.
Bei den Verhandlungen um eine Autonomie für Kurden im Irak wurde heute grundsätzliche Einigung erzielt.
Die hohe Akademiker-Arbeitslosigkeit in der ehemaligen DDR und Maßnahmen, die dagegen getroffen werden.
Ein Österreich-Thema, Unruhe im Kurierkonzern.
Und im Journal zu Gast ist heute der Tiroler Autor Felix Mitterer.
Vor diesen Beiträgen die Nachrichten verfasst hat sie Elisabeth Mahners, gelesen werden sie von Herbert Slavik.
In Niederösterreich herrscht Hochwasser.
Seit Mitternacht sind im gesamten Bundesland mehr als tausend Personen im Einsatz.
Zahlreiche Flüsse sind über die Ufer getreten.
Unter anderem die Triesting, die Schwächert und die Große Tulln.
In Baden werden bereits Evakuierungen vorgenommen.
Im Helenental sind wegen des Hochwassers mehrere Straßen gesperrt.
Der bekannte Skifahrer Rudi Nierlich ist in der Nacht auf heute in seiner Heimatgemeinde St.
Wolfgang im Salzkammergut tödlich verunglückt.
Nierlich verlor in einer Linkskurve, offensichtlich aufgrund von Aquaplaning die Herrschaft über sein Auto, prallte zunächst gegen eine Leitschiene und dann gegen ein Gasthaus.
Der 25-Jährige erlitt so schwere Verletzungen, dass er noch während des Transportes ins Krankenhaus Bad Ischl starb.
Am Unfallort wurden keinerlei Bremsspuren gefunden.
Rodinierlich war dreifacher Skiweltmeister.
Zuletzt hatte er bei der alpinen Skiweltmeisterschaft 1991 in Saalbach-Hinterglemm eine Goldmedaille im Riesentourlauf errungen.
Jugoslawien.
Die Verfassungskrise hat einen neuen Höhepunkt erreicht.
Die Wahl des Kroaten Stipe Mesic zum Staatspräsidenten ist gestern Abend auch im dritten Anlauf gescheitert.
Im Staatspräsidium stimmten vier Vertreter für Mesic und vier gegen ihn.
Für die Wahl wären fünf Stimmen nötig gewesen.
Die Vertreter Kroatiens, Sloweniens und Mazedoniens zogen sich daraufhin unter Protest aus dem Staatspräsidium zurück.
Der Block unter der Führung Serbiens rückt ebenfalls stärker zusammen.
Der Vertreter Serbiens im Staatspräsidium, Jović, hat vorgeschlagen, das Bundesparlament in Belgrad solle entscheiden, wie das Problem der Präsidentenernennung gelöst werden könne.
Morgen findet in Kroatien eine Volksabstimmung über den künftigen Status der Republik statt.
Ein eindeutiges Votum für die Unabhängigkeit gilt als sicher.
Südkorea.
Mit der Selbstverbrennung einer Studentin in Seoul haben die Proteste in Südkorea zum 11.
Jahrestag des Massakers von Gwangju begonnen.
Die junge Frau erlag ihren schweren Verletzungen.
Ein zweiter Jugendlicher konnte noch gerettet werden.
Die Regierung hat die Hauptstadt zu einer Polizeifestung aufgerüstet.
22.000 Polizisten wurden aufgeboten, um der größten regierungsfeindlichen Kundgebung seit dem Amtsantritt von Präsident Rote Vaux vor drei Jahren entgegenzutreten.
In Guangzhou brachen schwere Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei aus.
Irak.
Die kurdischen Aufständischen und die Regierung in Bagdad haben ein Grundsatzübereinkommen über eine Demokratisierung des politischen Systems und über eine Kurdenautonomie im Norden des Landes erzielt.
Dies gab Massoud Barsani, der Führer der größten kurdischen Bewegung, heute bekannt.
Barsani sagte bei einer Pressekonferenz, nach zwei wöchigen Verhandlungen sei man sich darin einig, allgemeine freie Wahlen im Irak durchzuführen und die Trennung zwischen der regierenden arabischen Baath-Partei und den staatlichen Institutionen zu vollziehen.
USA, Nahe Osten.
Washington schätzt die Chancen für eine Friedenslösung im Nahen Osten optimistisch ein.
Nach der Rückkehr Außenminister Bakers von seiner Nahostmission sagte Präsident Bush, es gebe realistische Gründe, zuversichtlich zu sein.
Bush nannte keine Einzelheiten, er bemerkte nur, jetzt müsse stille Diplomatie eingesetzt werden.
Veränderungen im Nahen Osten könnte auch ein neuer Freundschaftsvertrag zwischen Syrien und dem Libanon bringen.
Er sieht die völlige Gleichschaltung der libanesischen Außen- und Verteidigungspolitik mit der Syriens vor.
Vielfach befürchtet man das Ende der Souveränität des Libanons.
Der Vertrag soll in der nächsten Woche von den Parlamenten beider Länder ratifiziert werden.
Die USA haben ihre Zustimmung signalisiert.
Sowjetunion
Heute Nachmittag soll eine britisch-sowjetische Raumfahrtmission beginnen.
Eine 27-jährige Biochemikerin aus Großbritannien fliegt gemeinsam mit zwei sowjetischen Kosmonauten zur Raumstation Mir.
Die Mannschaft soll acht Tage in der Station bleiben, um Forschungsarbeiten durchzuführen.
Nun der Wetterbericht.
Ein Tief über Osteuropa bringt feuchte Luft nach Österreich, die sich mit kalter Luft aus dem Norden vermischt.
Daher regnet es fast in ganz Österreich.
Das Wetter bis morgen früh.
Die ergiebigsten Regenfälle gibt es noch im Norden und Osten.
Im Südwesten und Westen lässt der Regen nach und die Bewölkung wird am Nachmittag auflockern.
Nachmittagstemperaturen nur 8 bis 10 Grad.
Die Schneefallgrenze liegt bei 1000 Metern.
Im Osten und Nordosten Österreichs wird es auch während der Nacht regnen.
Die Vorschau auf die Pfingstfeiertage.
Am Sonntag zuerst im Süden und Westen, später im Norden und Osten Wetterberuhigung mit Auflockerungen.
Am Pfingstmontag zeitweise Regen, im Süden sonnig, allgemein wärmer.
Die Messwerte von 12 Uhr.
Wien starker Regen, 7 Grad, Nordwestwind 20 Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt starker Regen, 6 Grad, Nordwestwind 25, Spitzen bis 55 Kilometer.
Sankt Pölten Regen 5 Grad, Linz Regen 7, Westwind 20, Salzburg stark bewölkt 9 Grad, Innsbruck stark bewölkt Regen 6, Bregenz stark bewölkt 10, Graz leichter Regen 9, Nordwestwind 25 km in der Stunde und Klagenfurt Regen 7 Grad.
Sieben Minuten nach zwölf, alle reden über das Wetter und wir im Mittagsschanal wollen das auch ganz kurz tun.
Die seit gestern gefallenen Regenmengen, besonders im Wiener Raum und im Osten Österreichs, sind beachtlich.
In Wien wurden innerhalb von 24 Stunden zwischen gestern 7 Uhr und heute 7 Uhr insgesamt 84 Liter pro Quadratmeter registriert.
In den seit 1872 in Wien kontinuierlich geführten Aufzeichnungen ist dies der drittgrößte Wert überhaupt und der zweitgrößte in unserem Jahrhundert.
Das absolute Maximum der Regenmenge wurde mit 139 Liter Niederschlag pro Quadratmeter am 15.
Mai 1885 gemessen.
Soweit diese kurzen Anmerkungen zum Wetter.
Ich betrachte mich als legitimer Präsident Jugoslawiens.
Für mich ist diese Sache erledigt, das sagte gestern Abend der Kroate Stipe Mesic, kurz nachdem der dritte Anlauf zu seiner Wahl zum Staatspräsidenten gescheitert war.
Der Serbenblock im acht Mitglieder umfassenden Staatspräsidium hat sich seit vergangenen Mittwoch erfolgreich gegen den turnusmäßigen Wechsel an der Spitze des höchsten Organs des Staates gewirrt.
Ein Fall ist eingetreten, der in der Verfassung gar nicht vorgesehen ist und der die ohnehin gespannten Beziehungen der Völker zueinander im Vielvölkerstaat noch verschärfte.
Tatsache ist, Jugoslawien hat seit 15.
Mai keinen Staatspräsidenten und damit auch keinen Oberbefehlshaber der Armee.
Wie geht es nun weiter in Jugoslawien?
Eine Analyse des aktuellen Standes der Krise und heute bekannt gewordenes von der gestrigen Sitzung des Präsidiums nun von Otto Hörmann aus Belgrad.
Freitagssitzung im Staatspräsidium nicht mehr zu einer Abstimmung über den Kroatensippel mäßig gekommen, sondern zu einer Abstimmung über den Vorschlag des Mazedonius Dubokowski ohne weiteren Wahlgang den Präsidenten und Vizepräsidenten einfach zu proklamieren.
Dies hätte der Mechanik des Rotationsverfahrens entsprochen und wäre in Übereinstimmung mit dem eigentlichen Auftrag der Verfassung gewesen, im obersten Bundesorgan alle Republiken nach einem geregelten Ablauf für ein Jahr das oberste Amt einnehmen zu lassen.
Der Vertreter Montenegros, der es in der Hand gehabt hätte, die fünfte Stimme abzugeben, wären da nicht die politischen Auflagen seiner Republik gewesen, hat jetzt nachträglich erklärt, seine Stimme wäre auf einen Quaken gefallen, der sich aber für die Bewahrung des jugoslawischen Gesamtstaates hätte aussprechen müssen und nicht für seine Zerschlagung.
Die Sitzung des Staatspräsidiums vom Mittwoch ist formal noch immer nicht beendet, sie ist weiterhin nur unterbrochen, womit eine Möglichkeit zur Fortsetzung unter den früheren Gegebenheiten besteht, ohne dass die nächste Einberufung vom Präsidenten abhängt, den es nur nach Ansicht von vier Mitgliedern gibt.
Der bestellte Koordinator hat jetzt die Aufgabe, die nächste Sitzung zustande zu bringen und dies soll nach seinen Worten nicht vor Montag kommender Woche sein.
Die BMS hat gesagt, er werde sein Amt als Präsident von Zagreb aus führen.
Es ist also sehr die Frage, ob jemals noch eine Sitzung des Präsidiums zustande kommt.
Aber dort hatte man nach den ersten Schwierigkeiten die Uhren festgehalten und so werden sie vermutlich auch stehen bleiben.
Dies würde dann einen völligen Abbruch der Kommunikation auf oberster Bundesebene bedeuten.
Abgehalten soll dafür nach vielen Verschiebungen nächste Woche das sechste und vorläufig letzte Treffen der Republikpräsidenten in Sarajevo werden, bei dem man über die Zukunft Jugoslawiens reden wollte, über Föderation oder Konföderation.
Diese Gespräche waren schon vorher in der Sackgasse, die letzten Ereignisse werden sie nicht gefördert haben.
Zum Streit über die Präsidentschaft hat man den amerikanischen Botschafter in Belgrad, Zimmermann, befragt, der im Auftrag der Regierung in Washington in letzter Zeit in Slowenien und Kroatien war, um die beiden Republiken vom Ausschehen aus dem Staatsverband abzuhalten.
Der amerikanische Botschafter sagte zu den jüngsten Entwicklungen, in den USA würden nur wenige Leute verstehen, warum Serbien den normalen Wechsel an der Staatsspitze verhindert habe.
Es ist in der Tat schwierig für das Ausland jetzt zu sehen, wie Serbien als bisher angeblicher Bewahrer der staatlichen Einheit der Föderation einen entscheidenden Schlag versetzt hat.
Im Leitartikel einer renommierten Belgrader Zeitung heißt es heute, der Verlierer dabei ist Jugoslawien und sein Bemühen um Reform und wirtschaftliche Konsolidierung.
In diesem unserem traurigen und gefährlichen Theater interessiert das aber nicht im geringsten Ende des Zitats.
In der Tat, man regt sich in Serbien lieber darüber auf, dass das morgige Referendum in Kroatien illegal und illegitim sei und ergeht sich in gefinkelter Beweise.
Das Auseinandertriften des Vielvölkerstaates ist also nur noch eine Frage der Zeit, offen dabei allerdings die Form des Auseinandergehens und die zukünftige Staatsform der jetzt sechs Teilrepubliken und zwei Provinzen.
Morgen, Otto Hörmann hat es schon erwähnt, sind rund 4,8 Millionen Kroaten aufgerufen, über ihren Weg in die Zukunft zu entscheiden.
Wie das Referendum ausgehen wird, ist jetzt schon klar.
Die überwiegende Mehrheit der Kroaten wird für ein souveränes Kroatien stimmen.
Ein Bericht aus der kroatischen Hauptstadt, dazu von Gerhard Seyfried.
die heute im politischen Zagreb dominieren.
Da ist einerseits die Empörung über die, wie es heißt, Manöver des serbischen Quartetts im Belgrader Staatspräsidium und andererseits das für das offizielle Kroatien so wichtige Unabhängigkeitsreferendum am morgigen Sonntag.
Als eindeutiger Buhmann stellt sich mehr und mehr Borisav Jovic heraus, der Serbe, der bis zum Mittwoch an der Spitze des Staatspräsidiums stand.
es seien die Tricks des Kommunisten Jovic gewesen, mit denen der Kroate und Ex-Kommunist Stipe Mesic als Staatspräsident verhindert werden sollte.
Mesic wiederum, mit Rückendeckung vor allem aus Kroatien und Slowenien versehen, schert sich kaum um die fehlende fünfte Stimme.
Er wird hier als rechtmäßiger Staatspräsident angesehen.
Wie sich die Situation auf verfassungsrechtlich schwammigem Boden weiterentwickelt, ist unklar.
Der als Pragmatiker und Hemdsärmeliger Politiker bekannte Mesic wird zweifellos schon bald versuchen, eine Präsidiumssitzung einzuberufen.
Da sich Mesic als Staatspräsident versteht, ist im Moment auch keine Sitzung des kroatischen Parlaments zwecks Abspaltung von Jugoslawien vorgesehen.
Schon morgen Abend wird, wenn nicht alle Vorzeichen gänzlich trügen, die Regierung in Zagreb auf ein sattes Votum ihrer Bevölkerung für ein unabhängiges Kroatien und gegen ein föderatives Jugoslawien zentralistisch-kommunistischer Prägung verweisen können.
Seit Tagen kann man sich kaum der Propaganda für dieses Referendum entziehen.
Im Fernsehen werben Spots für die Teilnahme.
Die Zeitungen sind voll davon und auf den blauen Plakaten auf Haustüren und Hinterglasscheiben steht ein schlichtes SA für die Unabhängigkeit.
Die rund 3,5 Millionen Wahlberechtigten werden in den Wahllokalen, allein in Zagreb sind es 1.300, in Split 300 zwei Stimmzettel vorfinden.
Auf einem blauen ist die Frage nach einem unabhängigen Kroatien und der Möglichkeit einer Konföderation gestellt.
Der rote Zettel soll nach dem Willen der Organisatoren eine überwältigende Meinungsäußerung gegen ein föderatives Jugoslawien bringen.
Erwartet wird eine Wahlbeteiligung von 90 Prozent.
Zehntausende sind bereits in der abgelaufenen Woche zu den Urnen gegangen.
Internationale Beobachter des Referendums sind nach Auskunft von Velimir Starcevic, Mitglied der Wahlkommission, nicht vorgesehen.
Gefragt nach der Möglichkeit für die kroatischen Serben am Volksentscheid teilzunehmen, antwortet Starcevic.
Wir haben Kontakt mit allen Gemeinden, auch in den Problemgebieten, etwa Knin, Kracac, Obrovac aufgenommen.
Manche kooperieren, manche nicht.
In dem nach wie vor von der Armee abgeriegelten kroatischen Dorf Kievu in der Kraina im Serbengebiet soll die Abstimmung mit Hilfe der Armee und der Polizei ermöglicht werden.
Morgen gegen Mitternacht soll ein vorläufiges Endergebnis vorliegen.
Trend gibt es schon vorher.
Um 18 Uhr ist Wahlschluss.
In Zagreb kommt es heute Abend übrigens zu einer mit Spannung erwarteten Begegnung.
Kroaten gegen Serben.
Im Fußballstadion treffen die beiden Spitzenteams der laufenden Meisterschaft aufeinander.
Dynamo Zagreb gegen Roter Stern Belgrad.
aus Zagreb hat Gerhard Seyfried berichtet.
Wie schon erwähnt befassen sich heute auch die pentagonale Länder in Bologna mit der Jugoslawien-Krise.
Auf einen Bericht aus Bologna warten wir noch im Verlauf dieser Sendung.
Mit dem nächsten Beitrag kommen wir kurz weg von der aktuellen Politik.
Der Anlass ist ein trauriger.
Sie haben es vermutlich schon in den Nachrichten gehört.
Der dreifache österreichische Ski-Weltmeister Rudi Nierlich ist tot.
Der 25-jährige Oberösterreicher prallte vergangene Nacht in seinem Heimatort St.
Wolfgang im Salzkammergut mit dem Auto gegen ein Haus und starb.
Rudi Nierlich war einer der erfolgreichsten und auch populärsten österreichischen Rennläufer der letzten Jahre.
Er holte Gold im Slalom und Riesenslalom bei der WM in Vail in Colorado und siegte letzten Februar bei der Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterklem im Riesentourlauf.
Schon mehrere österreichische Skirennfahrer sind tödlich verunglückt, allerdings auf der Piste.
Vergangenen Jänner der junge Gernot Rheinstadler am Lauberhorn in Wenger, 1978 Weltmeister Sepp Walcher bei einem Hobbyrenner, 1959 Toni Mark bei einer Abfahrt am Tegernsee.
Ein Nachruf auf Rudi Nierlich nun von Adi Niederkorn.
Rudi Nierlich, geboren am 20.02.1966, stand bereits als Dreijähriger auf Skiern und wurde mit acht Jahren österreichischer Kindermeister.
1983 dann Jugendmeister im Riesentorlauf, ein Jahr später Juniorenweltmeister in dieser Disziplin.
Auch im Europacup war der Riesentorlauf seine Stärke.
1986 wurde Nierlich Gesamtsieger.
Der erste Weltcup-Sieg gelang ihm 1988 beim Riesentorlauf in Schladming.
Ein Jahr später dann der erste Slalom-Sieg auf dem schwierigen Hang in Wengern.
1989 das Erfolgsjahr für Rudi Nierlich.
Bei den Weltmeisterschaften in Wales gewann er Riesentorlauf und Slalom.
Nicht Alberto Tomba, der stille Rudi Nierlich war der Held dieser Weltmeisterschaften.
1990 Slalom-Sieg auf dem Ganslanhang in Kitzbühel.
Im WM-Winter kam Nierlich vorerst nur langsam in Form.
Dritte Plätze in Sestriere, Kitzbühel und Adelboden.
Aber in Saalbach verteidigte er seinen Riesentorlauf-Titel mit Erfolg.
Die letzten Tore von Rudi Nierlich.
Jetzt rutscht er aus, schafft es, holt sich gerade noch, erwischt das nächste Tor.
Mein Gott, ist das dramatisch.
Geht durch und Festzeit!
Ja, darf das wahr sein?
2.29.94.
Erster Platz für Rudi Nierlich.
35 Hundertstel Sekunden vor Urs Kehlin.
Da in der Heimat einen Titel zu erringen ist natürlich eine größere Freude.
Es war ein Riesenslalom, den man sich ewig merken wird.
Das Toba-Bo wegen der Plombe.
Dann der gestürzte Tomba.
Dein großartiger zweiter Lauf.
Großartig immer.
Es war Klicksache.
Die letzten paar Tore sind gut ausgegangen.
Ich bin zufrieden mit diesem Lauf.
Ein Aufschrei im Publikum.
Du warst ja beinahe schon gestürzt.
Das habe ich nicht mitgekriegt.
Ich hatte da viel zu viel Zeit in der Runde.
Sekunden oder Minuten.
Was hast du alles gemacht?
Der Ski ist weggegangen?
Nein, ich habe mich hinten reingesetzt.
Ich habe so einen Schlag gekriegt und habe mich unten reingesetzt und bin fast nicht mehr aufgekommen.
Ich hätte vor dem Tor gerade noch umsitzen können und dann ist er gerade reingegangen ins Ziel.
Gott sei Dank hast du dich schon ein bisschen im Ziel gesehen.
Hat die Konzentration ein bisschen nachgelassen vielleicht?
Nein, das nicht.
Ich bin ein bisschen direkt reingefahren über den Gang.
Wir haben es jetzt exakt im Statum wieder vor einmal so.
Nach der Weltmeisterschaft folgten noch Slalom-Siege in Obtal und Espen.
Nierlich wurde schließlich noch dritt im Weltcup hinter Girardelli und Tomba.
Insgesamt hat er acht Weltcup-Rennen gewonnen, fünf Torläufe und drei Riesentorläufe.
sein langjähriger Trainer Hans Boom zur Persönlichkeit von Rudi Nierlich.
Natürlich ist es schwierig in so einer Situation über einen Menschen zu sprechen, mit dem man sehr viele Jahre zusammengearbeitet hat und wirklich ein sehr gutes freundschaftliches Verhältnis gehabt hat.
Wir haben gestern am Abend um ca.
21 Uhr, hat mich der Rudi noch angerufen, wir haben einige Termine koordiniert und haben gesprochen über das Training.
wie alles geht und er hat gesagt, er erholt sich jetzt zu Hause in Wolfgang und trainiert sehr fleißig und ist eigentlich sehr zuversichtlich gewesen schon und er hat sich gefreut auf die kommende Saison.
Er hat auch in dieser Saison sehr große Ziele gehabt und das ist natürlich gerade in diesem Augenblick ein sehr großes Problem.
Der Rudi war immer ein sehr ruhiger, besonnener Bursche.
Er war sehr beliebt in der Mannschaft.
Denn er war ein sehr guter Freund und Kollege.
Und was ganz wichtig war, er war immer ehrlich.
Und das waren wahrscheinlich seine großen Stärken.
Und das hat ihm ausgezeichnet.
sagt Trainer Hans Boom.
Der dreifache österreichische Ski-Weltmeister Rudi Nierlich ist heute Nacht mit seinem Auto tödlich verunglückt.
Ein Nachruf auf den populären Sportler war das von Adi Niederkorn.
12.21 Uhr, noch einmal zurück zum Thema Jugoslawien.
Pentagonale, so heißt die regionale Zusammenarbeit zwischen Österreich, der Tschechoslowakei, Jugoslawien, Italien und Ungarn.
Und das Treffen der nicht nur Außenminister, sondern auch Parlamentarier dieser fünf Länder heute in Bologna wird dominiert von der Krise in Jugoslawien.
Direkt aus Bologna dazu nun Reinhard Frauscher.
Eigentlich hätte heute die erstmalige Teilnahme Polens als sechster Partner, wenn auch noch als Beobachter, im Mittelpunkt des Treffens stehen sollen.
Nun aber steht es ganz im Zeichen der jugoslawischen Krise.
Hauptakteure dabei sind Österreich und Italien, obwohl deren beiden Positionen bisher nicht gänzlich konkurrent waren.
Während Österreich die Demokratiebewegungen und auch das Unabhängigkeitsstreben der Teilrepubliken, vor allem also Slowenien und Kroatien,
mit unverhohlener Sympathie verfolgt, hat sich Italien bisher sehr zurückgehalten und versucht einen flexiblen Kurs zwischen Belgrad und den Republikhauptstädten zu steuern.
Diese Zurückhaltung Italiens gegenüber der Jugoslawien-Krise ist erst in den letzten Tagen einer aktiveren Haltung gewichen.
So hat Italien in enger diplomatischer Abstimmung mit Österreich eine Vermittlerrolle im innerjugoslawischen Konflikt angeboten, was aber bekanntlich zurückgewiesen worden ist.
Italiens Außenminister Gianni De Michelis, der hier in Bologna auch Gastgeber ist, hat in den letzten Tagen die IG verstärkt auf Jugoslawien aufmerksam gemacht.
Vor allem auch darauf, dass eine unbedingte Unterstützung des Zentralstaates von der jugoslawischen Armee als Freibrief für ihr Eingreifen missverstanden werden könnte.
Trotzdem betont Demichelis viel deutlicher als Österreichs Außenminister Mock, dass nur ein demokratisches und geeintes Jugoslawien wünschenswert sei, auch wenn dazu selbstverständlich grundsätzliche Verfassungsreformen notwendig seien.
Viel klarer ist da die österreichische Position.
Außenminister Mock hat hier vor einer Stunde auf die Menschenrechtsverletzungen im Kosovo hingewiesen.
und damit einen einstimmigen Beschluss des österreichischen Nationalrates ausgeführt, der Ende April gefasst worden war.
Mocks Erklärung rief den vehementen Protest des jugoslawischen Außenministers Budimir Lonczar hervor.
Österreich und Außenminister Mock arbeiteten gegen die Einheit Jugoslawiens, sagte Lonczar.
Im Moment wird auf Vorschlag von Italiens Außenminister De Michelis versucht,
trotzdem ein gemeinsames Kommuniqué der Pentagonale zustande zu bringen.
Der außenpolitische Sprecher der ÖVP-Nationalratsfraktion, Andreas Kohl, einer der drei hier anwesenden österreichischen Parlamentarier, hat jedenfalls in der getrennten Parlamentariersitzung beantragt, Jugoslawien angesichts seiner Krise unter Menschenrechtsverletzungen im Kosovo vom geplanten Vorsitz der Pentagonale zu entbinden.
Ob dem Antrag Folge geleistet wurde, ist derzeit noch nicht bekannt.
Denn beide Sitzungen, die der Außenminister und die der Parlamentarier, finden unter Ausschluss der Presse statt und dauern länger als geplant.
Dies ist eine weitere Bestätigung dafür, dass es in den Gesprächen kontroversieller zugeht als in allen früheren pentagonalen Sitzungen.
Angesichts der Jugoslawien-Krise ist es auch fraglich, ob die für heute geplanten Sachthemen überhaupt beschlossen werden können.
Eigentlich hätte die Pentagonale heute entscheiden wollen, ob die zwei konkretesten Wirtschaftsprojekte, eine Autobahn Triest-Laibach-Budapest und ein Glasfasernetz in den Oststaaten der neuen Entwicklungsbank für den Osten, BERT, zur Finanzierung vorgelegt werden sollen.
Angesichts der Jugoslawien-Krise muss aber auch dabei mit einem Stillstand gerechnet werden.
Reinhard Frauscher hat berichtet von pentagonalen Treffen in Bologna.
Wir bleiben im Ausland.
Von einer beginnenden Normalisierung für die kurden Flüchtlinge war in diesen Tagen die Rede.
Tausende von ihnen sind nach der Flucht vor Saddam Hussein nun doch wieder in ihre Städte im Norden des Irak zurückgekehrt.
Schon unmittelbar nach Ende des Golfkrieges begannen Kurdenführer mit Verhandlungen in Bagdad, um weitgehende Demokratisierung bzw.
Autonomie zu erreichen.
Und diese Verhandlungen haben heute ein entscheidendes Stadium erreicht, berichtet Ulrich Tildner.
Aus 20 Punkten besteht das Grundsatzabkommen zwischen der irakischen Führung und der Kurdenopposition.
Neben einer umfassenden Autonomie für die Kurden sind weitreichende Demokratisierungsmaßnahmen für die Übereinkunft geplant.
Es soll künftig im Irak eine Trennung von Staat und der bisher herrschenden Bas-Partei geben.
Die Demokratisierung des Landes soll freie Wahlen, ein Mehr-Parteien-System und Pressefreiheit umfassen.
Die Verhandlungsführer der Kurden unter Leitung von Massoud Barzani erklärten jedoch nicht, welche Parteien zugelassen werden sollen.
Die Grundzüge des Abkommens deuten auf eine grundlegende Veränderung der innenpolitischen Verhältnisse im Irak.
Es muss abgewartet werden, ob die Führung sich an die Zusagen auch halten wird.
Umstritten zwischen Kurden und Regierung ist weiterhin das Gebiet eines künftig autonomen Kurdestans.
Die Regierung widersetzt sich dem Anspruch der Kurden, die Erdölstadt Kirkuk zu kontrollieren.
Auch über die Verwendung der Erdöleinnahmen ist noch keine Einigung erzielt worden.
Dennoch kann man davon ausgehen, dass in Kürze ein Abkommen unterzeichnet wird.
Saddam Hussein dürfte ein Interesse daran haben, um vor dem Hintergrund des Ausgleichs mit innenpolitischen Gegnern seine internationale Isolation durchbrechen zu können.
Innenpolitisch würde sich Hussein eine enorme Entlastung schaffen.
Die Kurden bilden etwa ein Viertel der irakischen Bevölkerung.
Sollten sie in der Praxis an der Regierungsmacht beteiligt werden, hat der irakische Präsident seine Herrschaft möglicherweise entscheidend gefestigt.
Hussein muss seinen Herrschaftsstil ändern, wenn er an der Macht bleiben will.
Insofern ist vorstellbar, dass die von ihm abhängigen Spitzenpolitiker mit den Kurden tatsächlich umfassende demokratische Reformen ausgehandelt haben.
Ob Hussein diese Maßnahmen tatsächlich ernst meint und sie der Anfang von einer Reihe grundsätzlicher Änderungen im Irak bilden werden oder ob es sich nur um taktische Maßnahmen handelt, lässt sich schwer beurteilen.
Viele der kurdischen Flüchtlinge und die Schiiten-Opposition halten die Maßnahmen und angekündigten Reformen für einen Trick.
Hussein G. ist nur darum, die internationale Isolation zu durchbrechen und vor allem eine Aufhebung der Sanktionen des Weltsicherheitsrates zu erreichen.
Mit einer Festigung seiner internationalen Stellung werde dann die Unterdrückung im Inneren zurückkehren.
Es ist nur schwer zu beurteilen, ob diese Einschätzung stimmt.
Der Herrschaftsstil Husseins mit seiner brutalen Verfolgung der Opposition in den vergangenen Jahren lässt nur schwer daran glauben, dass es eine Demokratisierung im Irak geben kann.
Andererseits ist eine Öffnung der Gesellschaft für Hussein jedoch die einzige Chance, seine Macht langfristig zu verteidigen.
Es war am 18.
Mai 1980, also vor genau elf Jahren, in Südkorea.
Nach Demonstrationen für eine Demokratisierung des vom damaligen Militärmachthaber General Hun Do Wan diktatorisch geführten Staates hatte die südkoreanische Regierung das Kriegsrecht verhängt.
Davon unbeeindruckt demonstrierten tags darauf, eben am 18.
Mai, hunderte Studenten in Gwangju.
Eine für den Fall eines Krieges mit Nordkorea speziell ausgebildete und für ihre Brutalität bekannte Sondertruppe der Armee schlug die Demonstration blutig nieder.
In einem wahren Massaker wurden etwa 200 Studenten niedergemetzelt.
Und in diesen Tagen, rund um den Jahrestag der Ereignisse von Gwangju, verschärfen sich wieder die Proteste gegen die Regierung, diesmal unter Präsident Rohdejo.
Die Hauptstadt Seoul wurde zur Polizeifestung verwandelt.
Es gab auch heute wieder Demonstrationen und auch heute wieder, wie in den letzten Tagen, eine Selbstverbrennung, berichtet Hannelore Veith.
Wieder kriegsähnliche Szenen in Seoul.
Die Selbstverbrennung einer jungen Frau heute Morgen war es, die die Gemüte der Demonstranten erhitzte.
Die sechste Selbstverbrennung in den letzten drei Wochen.
Gruppen von radikalen Studenten und Dissidenten gelang es, trotz einem Polizeiaufgebot von 22.000 Mann bis in die Nähe des Rathauses vorzudringen.
In den Straßen der Innenstadt kommt es immer wieder zu blutigen Kämpfen zwischen Protestanten, die mit Molotow-Cocktails und Pflastersteinen die Phalanx der Polizeischilde durchbrechen wollen, und zwischen Polizeidruppen, darunter der Eliteeinheit der Kampftruppen, den berüchtigten Weißschädeln.
Tränengaswerfer der Polizei stehen im Dauereinsatz.
Ätzender weißer Nebel hängt in den Straßen.
Es ist hochgradigstes Tränengas, das die Polizei hier einsetzt.
Radikale unter den mehr als 100.000 Demonstranten in Seoul griffen heute nicht nur Polizeieinheiten an, sondern attackierten zum ersten Mal auch die internationale Presse.
Ein Kamerateam wurde verprügelt.
Selbst Hotels in der Innenstadt warnten ihre Gäste heute nach Möglichkeit, die Hotels nicht zu verlassen.
Das Ziel der Demonstranten ist es, die Begräbnisprozession eines vor drei Wochen von der Polizei zu Tode geprügelten Studenten bis zum Rathaus zu führen.
Schon am vergangenen Dienstag versuchten sie dies, scheiterten aber am Großaufgebot der Polizei.
Ob der neuerliche Versuch heute gelingt, ist im Augenblick noch fraglich.
Noch blockiert die Polizei den Weiterzug der Prozession in der Nähe des Universitätsgeländes.
In der 10-Millionen-Stadt Seoul ist heute auch das Militär in Alarmbereitschaft.
Es ist dies das erste Mal seit 1987, als Massenproteste gegen das damalige autoritäre Regime das ganze Land erfasst hatten.
Damals erzwangen Studenten den Übergang zur Demokratie.
Im Gegensatz zu damals sind die Forderungen der Studenten heute vage.
Sie fordern zwar vordergründig den Rücktritt Rote Hues und mehr Demokratie, doch nur wenige glauben, dass sie mit ihren Protesten die Masse der Bevölkerung anstecken können.
Der Jahrestag des Massakers von Gwangju war in früheren Jahren meist der Höhepunkt der in Südkorea schon rituellen Frühjahrsproteste von Studenten.
Die Regierung hofft, dass trotz der angespannten Situation die Demonstrationen auch heuer nach dem heutigen Tag abkingen.
Einige Zeitungen berichteten diese Woche, dass Präsident Roh Tae-woo plant, zur Beschwichtigung der Protestanten die Regierung und den Premierminister zu entlassen.
Allerdings erst nach Nachlassen der UNO, um Gesicht zu wahren.
Anhalte der Unruhen in Südkorea, Hannelore Veith hat berichtet.
In der ehemaligen DDR wächst der Unmut nach der Wende.
Der Einheitskanzler Helmut Kohl hat an Sympathie in den neuen deutschen Bundesländern gewaltig eingebüßt.
Zu sehr leiden die ehemaligen Ossis unter der tristen Wirtschaftslage.
Ende April war in Ostdeutschland fast jeder zehnte Erwerbstätige arbeitslos.
Betroffen davon besonders auch ehemals geistig Tätige.
Sie werden, wie andere, die nach der Wende durch geänderte Wirtschaftsstrukturen ihre Arbeit verloren haben, in Arbeitslosenzentren, vor allem psychologisch betreut.
In dieser Woche wurde in Berlin ein neues Arbeitslosenzentrum eröffnet, berichtet Roland Adrovica.
In der ehemaligen DDR ist derzeit etwa die Hälfte aller früheren Arbeitsplätze ernsthaft bedroht.
Die Zahl der Arbeitslosen wird im Laufe dieses Jahres noch weiter deutlich steigen, vor allem nach dem 1.
Juli.
Ende Juni laufen nämlich in vielen Betrieben sogenannte Warteschleifen oder Kurzarbeitsregelungen ab, auf die man sich zu Beginn des Jahres geeinigt hatte.
Allgemein wird erwartet, dass im Sommer die Zahl der Arbeitslosen von derzeit etwas mehr als 800.000 auf weit über eine Million steigt.
Pessimisten sprechen sogar von zwei Millionen.
Nun haben aber vor allem qualifizierte Arbeiter langfristig durchaus gute Aussichten, nach einem Umstrukturierungsprozess der ehemaligen Planwirtschaft in neuen Betrieben wieder Arbeit zu finden.
Viel schlechter sieht es hingegen für die ehemals geistig oder wissenschaftlich tätigen Menschen in der früheren DDR aus.
Die Ministerien und Ämter existieren alle nicht mehr, Forschungseinrichtungen wurden eingestellt.
Viele dieser Menschen waren Parteimitglieder der SED, sie genossen Privilegien und hohes Ansehen.
Die Urania, Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse, hat etwa die Wende drastisch zu spüren bekommen.
Von ehemals 70 Mitarbeitern sind ganze vier übrig geblieben.
Ihre Tätigkeit wird nun von der Bundesanstalt für Arbeit über sogenannte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen finanziert.
Die Orania hat nun im Ostteil Berlins ein Arbeitslosenzentrum eingerichtet, das vor allem den zur Untätigkeit Verurteilten ehemals geistig Tätigen helfen will.
Harald Holin, Leiter des neuen Arbeitslosenzentrums.
Mehrere Jahrzehnte.
Ich will mal sagen, wer studiert hat.
sein ganzes Leben lang über mehrere Jahrzehnte gewohnt war, sich geistig zu betätigen, zu denken, mit Leuten zusammen zu sein, mit denen er einfach zusammengearbeitet hat und so weiter und so fort, Möglichkeiten der Kommunikation hatte, und der jetzt auf einmal aus dem Berufsleben raus ist.
Für den ist das eine Lebenssituation, in der ganz gewiss Hilfe gebraucht wird.
Man kann sich ja vorstellen, ich muss das sagen, ich war selbst auch arbeitslos, wenn man
Grunde genommen über die Probleme und Konflikte, die in dieser Situation entstehen, dann jeden Tag nur zu Hause mit dem Ehepartner redet, entsteht eine Familiensituation, die sehr sehr schwer über Jahr auszuhalten ist.
Und von der Seite her möchten wir eben auch mit einer Beratungsstelle
Holin schätzt die Chancen für diese Bevölkerungsgruppe, wieder Arbeit zu finden, sehr schlecht ein.
Also ich glaube, für die große Zahl derjenigen, und es sind ja in der Regel Menschen, die sich im Alter zwischen 45 und 55 befinden, das hängt nun auch mit der gesamten Entwicklung zusammen, wird die Chance, wieder ins Berufsleben zurückzukehren, sehr gering sein.
unterstützt wird das Beratungszentrum der Urania unter anderem durch den Arbeitslosenverband in der ehemaligen DDR.
Dieser Verband ist nicht unumstritten, seine leitenden Mitarbeiter sind bei den kurzzeitig wieder aufgepflannten Montagsdemonstrationen durch besondere Schärfe aufgefallen.
Dem Präsidenten des Verbandes, dem Soziologen Klaus Grehn, wurde von den Medien wiederholt seine SED-Vergangenheit vorgehalten.
Im Gespräch mit dem ORF meinte er auf die Frage, ob er es für fair halte, der heutigen Bundesregierung und nicht der 40-jährigen SED-Misswirtschaft, die Schuld an der derzeitigen Misere anzukreiden.
Bei uns gehen Betriebe in die Knie, die sehr wohl mit dem Weltmaßstab mithalten können, die also neueste Technik eingeführt, eingebracht haben, auch die gehen in die Knie.
Und das stimmt mich etwas bedenklich.
Ansonsten stimme ich hinzu, dass natürlich das Land seine Geschichte hat und dass es die Geschichte ist, die dieses Land in die Misere gebracht hat.
Aber meditieren darüber, wie wir in den Dreck hineingekommen sind, hilft gar nicht, sondern wir müssen darüber nachdenken, wie wir aus dem Dreck herauskommen.
Und da sind nun mal
die höchsten Verantwortungsträger mit den höchsten Anforderungen konfrontiert.
Die müssen sie bringen, dafür werden sie auch bezahlt.
Wie sehr da im Westen die Meinungen bei den Entscheidungsträgern auseinandergehen, zeigt sich am Beispiel der beiden Parteiobmänner, der Koalitionspartner CDU und FDP.
Helmut Kohl hatte in der Vorwoche den Bestand der Chemieindustrie im Raum Bitterfeld garantiert, was ihm prompt heftige Kritik von FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff einbrachte.
Lambsdorff warnte davor, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben und an allen Ecken und Enden nach dem Staat zu rufen, der für alles verantwortlich gemacht werde.
Gerade die Staatswirtschaft habe aber die ostdeutsche Wirtschaft ruiniert.
Ein Bericht von Roland Adrovica war das und jetzt wieder nach Österreich.
Im Konzern des Kurier, der unter anderem die nach wie vor zweitgrößte gleichnamige Zeitung des Landes herausgibt, herrscht schon seit längerem dicke Luft.
Diese Woche kam es zu einer Entladung, die, was selten in dieser Branche ist, auch an die Öffentlichkeit drang.
Der Geschäftsführer einer Untergesellschaft im Kurier, der Printmediengesellschaft, wurde abgelöst und durch einen Mann einer anderen Gruppe ersetzt.
Der abgelöste Geschäftsführer, Vertreter der Agrargruppe im Kurier, will nun den Vertreter der anderen Gruppe, den Anwalt von ÖVP-Abgeordneten Leopold Helbig, klagen.
Mehr über die tatsächlichen oder möglichen Hintergründe dieser Auseinandersetzung im Kurierkonzern nun im Folgenden von Fritz Besatter.
Die handelnden Personen in dieser diffizilen Causa.
Da ist einerseits Christian Konrad, mächtiger Mann aus der Agrariagruppe, genauer von Raiffeisen Niederösterreich.
Bis vor kurzem Geschäftsführer der Printmediengesellschaft, Aufsichtsrat der Kurieraktiengesellschaft und Mitglied des Lenkungsausschusses der Mediaprint, die Kurier- und Kronenzeitung seit 1988 zu gleichen Teilen verbindet.
Ein mächtiger Mann also, der schon seit vielen Jahren den maßgeblichen Einfluss des Grünen Riesen, also der Raiffeisengruppe, am Kurierkonzern personifiziert.
Konrad sieht in seinem dieswöchigen Rausschmiss aus der Kurieruntergesellschaft der Printmediengesellschaft einen Unrechtstatbestand erfüllt und er will mit Klage auf Auflösung jenes Vertrages reagieren, der seinerzeit die Industriegruppe mit den Agrariern zusammengeschlossen hat.
Wir führen Krieg, sagt Christian Konrad.
Krieg gegen die andere handelnde Person in dieser Angelegenheit, Krieg gegen den Wiener Wirtschaftsanwalt Ewald Weninger.
Jenen Ewald Weninger, der die beiden ungeliebten Kronenzeitungspartner Kurt Falk, jetzt ganze Woche, und Hans Dichand in einem Milliardendeal trennte und der gleichzeitig zustande brachte, dass sich ebenfalls bei einem Milliardendeal die westdeutsche Allgemeine Zeitung Kurzwatz zu jeweils 45 Prozent an Kurier und Krone beteiligte.
und damit den Krokowatzschuf.
Ich bin der Vater des Krokowats, sagt Weninger selbstbewusst.
Dabei ist er eigentlich nur ein kleiner Anwalt, der auch Geschäftsführer der NORPA ist, die dem industriellen und ÖVP-Abgeordneten Leopold Helbig gehört.
Jenem Helbig, der vor vielen Jahren den Kurier für das sogenannte bürgerliche Lager rettete.
Im Vorjahr hatte sich Helbig wieder einmal auf Sammel- und Aufkauftour gemacht und Anteile der Kurierbeteiligungsgesellschaft von verkaufswilligen Industriellen an sich gebracht, bis hin zur hauchdünnen Mehrheit von 51 Prozent.
Seit damals ist Feuer auf dem Dach des Kurierkonzerns.
Die Raiffeisengruppe sieht wohl nicht zu Unrecht ihren Einfluss auf den Kurier schwinden.
Anwalt Weninger leugnet dies auch gar nicht.
Er sieht lediglich eine demokratisch legitimierte Ordnung entstehen, die wiederum ihn legitimiert, die Führung des Konzerns zu übernehmen.
Für Anwalt Weninger ist Christian Konrad, der Mann vom grünen Riesen, durch seine zahlreichen Funktionen im Kurier-Konglomerat überfordert und er glaubt obendrein, dass der von ihm durchgesetzte neue Geschäftsführer Peter Piller, der schon einmal im Vorstand des Kurier war, der kompetentere Mann ist.
Für Christian Konrad wiederum ist Anwalt Weninger jemand, dem es vor allem um Geld und Einfluss geht.
Konrad glaubt, dass sowohl Krone-Chef Hans Dichand als auch der Deutsche Watz-Partner auf seiner Seite stehen.
Um Geld und Einfluss könnte es auch beim nächsten möglichen Schritt von Helbig Anwalt Weninger gehen.
Vor Jahresende ist die nächste Hauptversammlung in der Kurieraktiengesellschaft vorgesehen.
Denkmöglich ist, wie im Falle der Printmediengesellschaft, der Versuch von Weninger, im Falle einer außerordentlichen Versammlung seinen Einfluss auf Vorstand und Aufsichtsrat der Kurier AG zu gewinnen.
Derzeit, sagt Anwalt Weninger, sei er in keinem dieser Organe vertreten.
Sollte er das einmal sein, werde er sich darüber den Kopf zerbrechen.
Bis dahin kann man über Änderungen in der Geschäftspolitik und auch über Änderungen an der Spitze der Redaktion nur spekulieren, was hier ausdrücklich nicht gemacht werden soll.
Krach im Kurierkonzern Fritz Pesater hat informiert.
Der 43-jährige Tiroler Autor Felix Mitterer wurde diese Woche für sein Drehbuch zur Piefke-Saga mit dem Gerhard Freund ihren Ring ausgezeichnet.
Mitterer stammt aus dem Bergbauernmilieu in der Nähe von Kitzbühel und wird zunächst Zollbeamter.
1977, nach dem Sensationserfolg seines ersten Theaterstückes »Kein Platz für Idioten«, entschließt er sich als freier Schriftsteller zu leben.
Er schreibt so erfolgreiche und gesellschaftskritische Stücke wie Besuchszeit, Kein schöner Land, Die wilde Frau, Kinder des Teufels, Sibirien, Ein Jedermann und so prämierte Fernsehdrehbücher wie Verkaufte Heimat, Die fünfte Jahreszeit oder eben die Biefgesager.
Felix Mitterer ist heute bei Eva-Maria Klinger im Journal zu Gast.
Herr Mitterer, anlässlich der Preisverleihung des Gerhard-Freund-Ehrenringes für Ihre Pifke-Saga, sagte der Laudator, der Motor ihres Schaffens sei nicht die Wut, wie bei den meisten anderen zeitgenössischen Autoren, sondern das Mitleid.
Braucht das Publikum im zu Ende gehenden 20.
Jahrhundert aber nicht doch Provokation oder gar Skandal, um überhaupt aufmerksam zu werden?
Also es ist ja so, dass sich schon manchmal Leser oder Zuhörer provoziert gefühlt haben von dem, was ich geschrieben habe.
So ist das ja nicht.
Ich bin auch der Meinung, dass Literatur immer wieder provokant sein muss und wehtun muss, um etwas zu bewirken.
Aber es ist richtig,
dass ich keinen Hass in mir habe.
Also den habe ich einfach nicht.
Irgendwie bin ich drauf gekommen, dass es ja eigentlich im Grunde böse Menschen nicht gibt, sondern nur unglückliche Menschen.
Was möchten Sie eigentlich mit Ihren Stücken beim Publikum bewirken?
Ich wollte immer nur eines, seit ich ein Kind bin, schreiben, schreiben, schreiben, Schriftsteller sein.
Das wollte in erster Linie überhaupt nicht die Welt verändern oder irgendwas bewirken, sondern als Kind schon wollte ich einfach schreiben, Schriftsteller sein.
Später dann hat sich herausgestellt, an dem was ich schreibe, dass man es immer wieder als gesellschaftskritisch betrachten kann, dass ich mich immer wieder mit denselben Themen auseinandersetze.
vielleicht eh immer wieder genau dasselbe schreibe, wie die meisten.
Aber der Impetus war wirklich, dass ich Schriftsteller sein wollte, aus einem Milieu kommend, wo das eigentlich völlig absurd war, wo schon eigentlich Lesen etwas Unnötiges war.
Aber ich finde das, was ich überhaupt mache, schon als gar nichts Besonderes.
Ich bewundere jeden Tischler, der wirklich einen schönen, stabilen Stuhl machen kann, der 30 Jahre hält, genauso wie einen Künstler, der was Gutes macht, muss ich sagen.
Warum, Herr Mitterer, sind Sie über Ihren Erfolg immer noch überrascht?
Ja, nein, das bin ich wirklich.
Ich bin überhaupt ständig überrascht, muss ich sagen.
Ich habe mir das gar nicht bewusst gemacht, dass von mir jetzt in Wien zurzeit gleichzeitig drei Stücke laufen.
Da denke ich, wie ergibt es das?
Wieso laufen jetzt von mir drei Stücke?
Genauso ist es mir gegangen bei der Bifke-Saga.
Ich meine, das hat man geschrieben, das ist lang her schon, und das wird dann gemacht, es ist weg, man hängt nimmer dran.
Und plötzlich redet ganz Österreich drüber und alle schauen zu, und ich bin ganz verblüfft, und die fragen mich, ja, hab ich das überhaupt gemacht?
Und dann muss man sagen, dass
dass ich bis vor kurzem die Akzeptanz zwar gehabt habe von vielen Zuschauern, dass ich aber die Akzeptanz eigentlich nicht gehabt habe,
wenn man so sagen will, von der großen Kritik oder vom großen Feuilleton oder von den Intellektuellen oder wie immer.
Also ich war so einer der Waldbauernpuppe irgendwie, der da hinter den sieben Bergen lebt und das ist ganz interessant und der schreibt halt so Sachen.
Aber diese Sparte hat mich eigentlich immer unterschätzt.
Wobei mir wichtiger war, dass mich das Publikum akzeptiert.
Es hat mir aber schon gestört, dass die nicht in der Lage sind, genauer hinzuschauen, was ich da mache.
Und dass das jetzt auch schön langsam kommt, obwohl ich immer noch die fürchterlichsten Frisse krieg, von denen das überhaupt geht.
Aber dass die Akzeptanz insofern kommt, dass zumindest die Dramaturgen sich nicht mehr beeinflussen lassen oder die Theaterdirektoren beeinflussen lassen und sagen, doch, den Demitra spielen wir jetzt.
Dass die Akzeptanz jetzt da auch kommt, das hat mich also wirklich überrascht und freut mich, freut mich wirklich.
Sie sind heute mit 43 ein hochgeschätzter österreichischer Autor, zurzeit der meistgespielte österreichische Dramatiker.
Das war natürlich nicht immer so, man kommt ja schließlich nicht als Erfolgsautor auf die Welt.
Sie sind als, wie es so schön heißt, ungefähr zehntes Kind einer Kleinbäuerin, schon vor der Geburt an deren Freundin verschenkt worden und wuchsen also unter den Ärmsten in der unterprivilegiertesten Schicht der Bevölkerung auf.
Eine Kindheit im tiefsten Elend.
Und wie Sie gerade gesagt haben, schreiben wollte dort niemand, viele konnten nicht einmal lesen.
Haben Sie sich in Ihrer kleinen Umgebung zunächst als Außenseiter gefühlt mit Ihrem Wunsch, Künstler, Schriftsteller zu werden?
Ich würde mich auch heute als Außenseiter fühlen, wenn ich heute ein Kind wäre, weil ich wäre auch heute ganz anders als die meisten anderen Kinder.
Ganz bestimmt.
Weiterführend tut das jetzt unsere Tochter Anna, fällt mir ein, die jetzt elf ist und auch anders ist als die meisten anderen Kinder.
Wieso ist sie anders?
Naja, weil sie sich nicht für die Dinge interessiert, für die sich die meisten Kinder interessieren.
Also ich habe mich in eine Traumwelt zurückgezogen.
Unsere Anna lebt, hoffentlich entschuldigt sie das, wenn ich das jetzt erzähle öffentlich.
Unsere Anna hat sich auch irgendwie aus der Zeit ein bisschen zurückgezogen und lebt eigentlich in der Jahrhundertwende.
in Gedanken hauptsächlich in Wien.
Wir sind auch sehr oft in Wien, auch wegen ihr.
Und trägt halt lange Kleider und Hüte und keine Jeans und T-Shirts.
Und hört Mozart und Walzer am liebsten.
Und schaut nur fern, wenn was zur Jahrhundertwende spielt.
Unterscheidet sich also völlig.
Und wenn wir im Auto fahren und es läuft zufällig Ö3
dann muss ich umschalten auf Ö1.
Also ist er völlig anders und hat natürlich auch dadurch zu leiden gehabt, was sich aber gibt, wenn man mit den Menschen redet.
Bei mir war es halt auch so, dass ich zurückgezogen war, dass ich gelesen habe, was ich erwischt habe, mich im Heu versteckt habe und gelesen habe, bis man mich halt wieder zur Arbeit gerufen hat.
Hat diese armselige Kindheit seelische Blessuren hinterlassen?
Es war ja nicht so, dass wir gehungert haben.
Überhaupt nicht.
Wir waren halt bei den Bauern da und dort und bei einem Großbauern
Da war man halt wirklich der Dienstbote, wo die Herrschaft in einem eigenen Raum gegessen hat und was anderes gegessen hat, als wir Dienstboten.
Aber dann waren wir auch wieder bei einem Kleinbauern, wo wir alle an einem Tisch gesessen sind und wirklich zur Familie gehört haben, wo es überhaupt kein Problem war, wo der Bauer genauso mitgearbeitet hat oder noch mehr.
Da hat es keinen klassen Unterschied gegeben.
Ich kann nicht alles öffentlich erzählen.
Es geht da um bestimmte Grobheiten und Verletzungen auch, die einen widerfahren und die den Menschen, die sie verüben, dann später leidtun.
Und damit ist es ja in Ordnung.
Man kann nicht alles erzählen, muss ich sagen.
Sie sind in einer Umgebung aufgewachsen, in einem sozialen Umfeld, in dem kaum gelesen wurde.
Wie können Sie sich erklären, dass Sie unbedingt schreiben wollten?
Natürlich war das zuerst eine Fluchtbewegung.
Also das erste war die Flucht in den Tagtraum.
Das war manchmal so extrem, dass ich nicht mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden konnte und unglaubliche Lügenmärchen den Leuten erzählt habe.
Und dann, wie ich lesen habe können, habe ich halt gelesen, angefangen von den Schundhefteln, die die Knechte gehabt haben, bis zum Bauernkalender, bis zur Zeitung.
Mein Adoptivvater war der einzige Knecht in diesem ganzen Unterhintal, der in den 50er Jahren eine Tageszeitung, eine Wiener Tageszeitung abonniert gehabt hat.
Dann die ersten Bücher von Wiener Fremdenkästen übrigens.
Und dann haben mir meine Adaptiveltern meine Mutter auch Bücher besorgt.
Und dann das Beginnen des Schreibens war wieder meine Flucht.
Also ich habe über ganz andere Dinge geschrieben als über meine Welt.
Meine Geschichten haben in Chicago gespielt oder in Soho.
oder im Weltraum oder irgendwo sonst, aber nie dort, wo ich gelebt habe, weil ich mit dem nichts zu tun haben wollte.
Und erst viel später, als ich endlich erwachsen worden bin, schön langsam mit 18, 19, 20, 21, habe ich wirklich schreiben können, beginnen können über diese Welt.
Sie haben gesagt, Sie haben sich als Kind als Außenseiter empfunden und hätten sich wohl auch in einer anderen Umgebung als Außenseiter empfunden.
Tun Sie das heute noch?
Ich bin ja als Autor jetzt sehr akzeptiert.
Und trotzdem, darüber soll man sich nicht hinwegtäuschen, als Autor, als Künstler steht man irgendwie immer draußen und ist irgendwie immer zwischen den Stühlen.
Nicht nur, weil wir morgen das Pfingstfest feiern, sondern auch, weil Sie sich sehr oft mit religiösen Themen auseinandergesetzt haben.
Sind Sie ein religiöser Mensch, Herr Mitterer?
Ich bin katholisch aufgewachsen, natürlich, war aber nie unter einem katholischen Druck von meinen Adoptiveltern her, zum Beispiel.
Mein Vater war ein tiefreligiöser Mensch, mein Adoptivvater, hat aber niemanden damit behelligt,
Und meine Mutter war, wie viele Tiroler, Heidin und Katholikin zugleich und außerdem Sozialdemokratin.
Ich würde mich gar nicht als Katholik bezeichnen.
Ich kann nicht einmal die Frage beantworten, ob ich religiös bin.
Aber es gibt so zwei Dinge.
Erstens, wenn ich daran denke, habe ich so eine Art von Kindheitssehnsucht nach irgendetwas Schönem, sich geborgen fühlen und solche Sachen.
Und dann glaube ich auch, dass meine Arbeit schon mit Religion im weitesten Sinne was zu tun hat, wie Kunst
immer was damit zu tun gehabt hat und auch davon herrührt, Kunst überhaupt, vom Mythos, vom Kult, vom Gottesdienst oder wie auch immer.
Also mich berührt das schon.
Felix Witterer, was haben Sie heute für ein Verhältnis zu Ihrer Adoptivmutter und zu Ihrer leiblichen Mutter?
Es leben ja beide noch.
Ein sehr, sehr gutes Verhältnis, muss ich sagen.
Und ich finde es schön, ja, weil ich eigentlich jetzt sagen kann, früher war es ja nicht so, weil ich meine leibliche Mutter fast nicht gesehen habe, aber jetzt wieder.
Jetzt muss ich sagen, dass es eigentlich schön ist.
Zwei Mütter zu haben, würde sagen, dass natürlich die Adoptivmutter einen Anspruch hat.
Nämlich, dass sie mich aufgezogen hat, viele Opfer gebracht hat, sehr viele Opfer.
Für mich putzen gegangen ist nebenbei, in Fremdenpensionen, damit das Internat bezahlt werden kann in Innsbruck.
dass aber die leibliche Mutter eben keinen Anspruch erhebt, weil sie sagt, ich habe die weggegeben, also ich habe da nichts zu sagen.
Aber sie freut sich natürlich, dass sie jetzt wieder dabei ist.
Wissen Sie, wer Ihr Vater war?
Naja, das ist eine lange Geschichte.
Jedenfalls weiß ich jetzt, dass mein Vater ein rumänischer Flüchtling war, namens Samson Dichoniut, der 1943 ins Aachental kam.
Und irgendwann, wenn ich mich herantraue, werde ich also da hinunterfahren wieder und nachzuforschen beginnen.
Felix Mitterer, in die große Anerkennung mischt sich auch Kritik.
Ich habe in der Zeitung Standard eine kritische Anmerkung gefunden.
Mitterer ist der Philosoph der Einfältigen im besten Sinn in starken Momenten.
In schwächeren Momenten wirkt er eher unbeholfen.
Ist das eine berechtigte Kritik?
Um diese Einfachheit zu erreichen, muss man unglaublich raffiniert sein.
und gleichzeitig überhaupt nicht.
Und ich glaube, das ist gut für einen Künstler.
Meine Frau übrigens, die Malerin, ist eine interessante Ähnlichkeit.
Meine Frau wird von manchen Kunstkritikern für eine naive Malerin gehalten.
Wir passen ja so wunderbar zusammen.
Fällt mir jetzt gerade ein.
Und sie ist genauso wie ich.
Naiv und gleichzeitig überhaupt nicht.
Und gleichzeitig raffiniert.
Das ist jetzt schön, was entsteht schon bei einem Interview.
Meistens nicht sehr viel.
Und jetzt haben sie mich auf einen Gedanken gebracht, der mich meiner Griselle das wieder näher bringt.
Und das ist wenigstens was Tolles.
Finde ich ganz wunderbar.
Felix Mitterer war heute im Journal zu Gast.
Das Gespräch führte Eva-Maria Klinger.
Im Mittagsschornal jetzt noch Kurznachrichten.
Österreich.
Wegen der anhaltenden Regenfälle gibt es in Niederösterreich Hochwasseralarm.
Zahlreiche Flüsse traten über die Ufer, unter anderem die Pisting, die Schwächert und die Große Tulln.
Im gesamten Bundesgebiet gibt es wegen des Schlechtwetters erhebliche Verkehrsbehinderungen.
Der Skirennfahrer Rudi Nierlich ist heute Nacht in seiner Heimatgemeinde St.
Wolfgang im Salzkammergut bei einem Verkehrsunfall getötet worden.
Der 25-jährige Nierlich war dreifacher Ski-Weltmeister.
Er hatte zuletzt bei der alpinen Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterklemm eine Goldmedaille im Riesentourlauf errungen.
Südafrika.
Der Afrikanische Nationalkongress bricht die Gespräche mit der Regierung in Pretoria ab.
Das Leitungsgremium der Befreiungsbewegung teilt in Johannesburg mit, eine Wiederaufnahme der Verhandlungen komme erst in Frage, wenn es Fortschritte bei den vom Nationalkongress an die Regierung de Klerk gerichteten Forderungen gebe.
Noch kurz zum Wetter.
Heute Nachmittag lassen die Regenfälle im Südwesten und Westen nach.
Dort auflockern der Bewölkung am Sonntag zuerst im Süden und Westen, später im Norden und Osten Wetterberuhigung.
Am Montag zeitweise Regen, im Süden sonnig, allgemein Wärme.
Und das war das Mittagsschanal am Samstag.
Für alle Mitarbeiter verabschiedet sich Christel Reis.
Der Kroate Mesic erhebt den Anspruch auf das Amt als Präsident Jugoslawiens trotz seiner nicht erfolgten Wahl. Der Serbenblock im Staatspräsidiums hat sich erfolgreich gegen den turnusmässigen Wechsel gewehrt. Die angespannte Lage hat sich noch verschärft.
Mitwirkende:
Hörmann, Otto [Gestaltung]
Datum:
1991.05.18 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Politik
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Der 3-fache österreichische Skiweltmeister Rudi Nierlich ist verstorben. Der 25-jährige Oberösterreicher prallte mit dem Auto gegen ein Haus und starb. Einblendung: Mitschnitt der WM-Laufes von Nierlich, Interview: Skifahrer Rudolf Nierlich mit Heinz Prüller, Einblendung: ÖSV-Trainer Hans Pum.
Mitwirkende:
Niederkorn, Adam [Gestaltung]
, Nierlich, Rudolf [Interviewte/r]
, Pum, Hans [Interviewte/r]
, Prüller, Heinz [Interviewer/in]
Datum:
1991.05.18 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Sport
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Die regionale Zusammenarbeit zwischen Österreich, Jugoslawien, Tschechoslowakei, Italien und Ungarn heißt Pentagonale. Beim letzten Treffen dominiert das Thema der Krise Jugoslawiens.
Mitwirkende:
Frauscher, Reinhard [Gestaltung]
Datum:
1991.05.18 [Sendedatum]
Ort:
Bologna
Schlagworte:
Gesellschaft
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Politik
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Politik Österreich
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
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Inhalt:
Nachrichten
Tausende der vor Saddam Hussein geflohenen Kurden sind in den Norden des Iraks zurückgekehrt. Eine Entspannung der Situation ist auch durch ein neues Abkommen greifbar.
Mitwirkende:
Tilgner, Ulrich [Gestaltung]
Datum:
1991.05.18 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Politik
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
In der ehemaligen DDR wächst der Unmut nach der Wende. Zu sehr leidet man unter der tristen Wirtschaftslage. Arbeitslosenzentren werden eröffnet. Einblendung: Leiter Arbeitslosenzentrum Harald Holin, Einblendung: Soziologe Klaus Kren.
Mitwirkende:
Adrowitzer, Roland [Gestaltung]
, Holin, Harald [Interviewte/r]
, Kren, Klaus [Interviewte/r]
Datum:
1991.05.18 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Wirtschaft
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Im Konzern des Kurier herrscht dicke Luft. Der Geschäftsführer einer Untergesellschaft wurde abgelöst. Klagen sind die Folgen. Eine Hintergrundreportage.
Mitwirkende:
Pesata, Fritz [Gestaltung]
Datum:
1991.05.18 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Medien und Kommunikation
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Der 43-jährige Tiroler Autor Felix Mitterer wurde für das Drehbuch für die "Piefke-Saga" mit dem Gerhard-Freund-Ehrenring ausgezeichnet. Er ist im Journal zu Gast. Interview: Schriftsteller Felix Mitterer.
Mitwirkende:
Klinger, Eva Maria [Interviewer/in]
, Mitterer, Felix [Interviewte/r]
Datum:
1991.05.18 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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Film
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
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Nachrichten