Mittagsjournal 1992.10.10

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    Rechtliches

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    Guten Tag, meine Damen und Herren, Herbert Dobrowolny begrüßt Sie zum Samstag-Mittag-Journal, das Ihnen Informationen zu folgenden Schlagzeilen bietet.
    Bundeskongress der Grünen, SPÖ-Vorschläge zur Ausbildungsreform im Bundesheer, Hintergründe zum ergebnislos zu Ende gegangenen Gipfel der Staatschefs der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, Morgenstichwahl in Rumänien, im Journal zu Gast ist Pater Hans Schmidt, Verstimmung in der JSFR wegen Gab Ciccovo und Ring-Neuinszenierung an der Wiener Staatsoper.
    Zu Beginn aber der Meldungsblog, zusammengestellt von Elisabeth Manners und gelesen von Stefan Pokorny.
    Bosnien-Herzegowina.
    Trotz des Flugverbots der Vereinten Nationen über Bosnien setzen serbische Flugzeuge ihre Angriffe fort.
    Die Städte Gradacac und Bručko im Norden Bosniens werden seit heute früh bombardiert.
    In Gradacac wurden mehrere Menschen getötet.
    Der Sachschaden ist enorm.
    Die Stadt wird von moslemisch-kroatischen Truppen gegen serbische Einheiten verteidigt.
    Der bosnische Präsident Izet Begovic hat ein gemeinsames, moslemisch-kroatisches Kommando angekündigt.
    Es soll die Republik gegen die serbischen Angriffe verteidigen.
    Dies berichtet zumindest die Belgrader Nachrichtenagentur TANJUK.
    Demnach meinte Izet Begovic wörtlich, das Kommando werde schon bald seine Wirksamkeit bei der Verteidigung angegriffener Städte beweisen.
    Großbritannien.
    London erlebt derzeit eine anhaltende Serie von Bombenanschlägen der IRA.
    Nach der Explosion zweier Sprengstoffsätze im Zentrum detonierte heute früh am Paddington Bahnhof eine Bombe.
    Eine Person wurde leicht verletzt.
    In der Nacht auf heute waren ein Klub britischer Kriegsveteranen und eine U-Bahn-Station Ziele von Angriffen.
    In beiden Fällen wurde niemand verletzt, es entstand Sachschaden.
    Schon am Mittwoch, am Donnerstag und gestern Nachmittag gab es zwei Sprengstoffanschläge, zu denen sich die IRA bekannte.
    Deutschland.
    In Berlin und in Bonn haben am Abend tausende Menschen des verstorbenen Altbundeskanzlers Willy Brandt gedacht.
    Für Ende kommender Woche ist ein Staatsakt in Berlin angesetzt.
    Anschließend soll Brandt im engsten Familienkreis beigesetzt werden.
    Der ehemalige Bundeskanzler und SPD-Vorsitzende ist in der Nacht auf gestern im Alter von 78 Jahren an Krebs gestorben.
    Drei Asylbewerberheime im Osten Deutschlands waren in der Nacht auf heute wieder Ziele von Anschlägen.
    Rechtsextreme Jugendliche bewarfen die Unterkünfte in Mecklenburg-Vorpommern und in Thüringen mit Steinen.
    Es entstand Sachschaden, verletzt wurde niemand.
    In Frankfurt ist in der Nacht auf heute neuerlich radioaktives Material aus dem Osten sichergestellt worden.
    Insgesamt wurden zwei Behälter gefunden, die Cesium und Strontium enthielten.
    Einer der Behälter wurde im Hauptbahnhof entdeckt, ein anderer im Kofferraum eines Personenwagens in der Stadt.
    Die Polizei nahm mehrere Verdächtige aus Polen fest.
    Die Staatsanwaltschaft in Wiesbaden ermittelt derzeit gegen drei Polen und einen Deutschen wegen des Transports von hochradioaktivem Cesium-137 aus der ehemaligen Sowjetunion über Wiesbaden in die Schweiz.
    Bei dem Deutschen und einem der Polen wurden schwere Strahlenschäden festgestellt.
    Angesichts der Gewalttätigkeiten gegen Ausländer warnen die Goethe-Institute vor einer Verschlechterung des Deutschlandbildes im Ausland.
    Besonders stark sind demnach die Reaktionen auf die Krawalle vor Ausländerheimen in Polen und in den Niederlanden.
    Dadurch würde die jahrelange Arbeit der Goethe-Institute kaputt gemacht, meint ein Sprecher der Organisation.
    Die Folgen des Rechtsextremismus machten sich auch dadurch bemerkbar, dass die Zahl der Sprachkursteilnehmer spürbar zurückgehe.
    Österreich.
    Beim Bundeskongress der Grün-Alternativen in Bad Gleichenberg ist heute die Unvereinbarkeit von Parteifunktion und Mandat gefallen.
    In geheimer Abstimmung wurde die dafür notwendige Zweidrittelmehrheit erreicht.
    Vom heutigen Parteitag werden auch wichtige personelle Entscheidungen erwartet.
    Der Bundesgeschäftsführer Franz Floss und der Klubobmann im Wiener Rathaus, Peter Pilz, stellen sich der Wahl für die neue Funktion des Vorstandssprechers.
    In Wien-Leopoldstadt ist heute anlässlich des 50.
    Jahrestages des Höhepunkts der Judendeportationen in die KZs der Nazis eine Gedenkfeier abgehalten worden.
    Der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, Paul Gross, meinte, man dürfe niemals vergessen und müsse seine Verpflichtung erkennen, dagegen zu kämpfen, dass nach nur 50 Jahren Damaliges wieder heraufbeschworen werde.
    Deutschland.
    Der Wiener Theaterregisseur und Dramatiker George Tabori erhält heute in Darmstadt den Georg-Büchner-Preis.
    Es ist dies eine der renommiertesten Auszeichnungen der deutschen Literatur.
    Der 78-jährige gebürtige Ungar wird nach einer Würdigung durch den Vorjahrespreisträger Wolf Biermann den mit 420.000 Schilling dotierten Preis entgegennehmen.
    Soweit also der Nachrichten-Meldungsblog im Mittagschanal und jetzt sagt Ihnen Andreas Thiesner, wie das weiter zum Wochenende wird.
    Ziemlich genau über Österreich mischt sich Polare mit feuchter Luft vom Mittelmeer, dabei entstehen dichte Wolken, die uns das ganze Wochenende erhalten bleiben werden.
    Erst am Montag setzt sich dann die kühle und trockene Luft durch, es wird fast stürmisch sein, aber auch wieder sonnig.
    Die Meldungen von 12 Uhr, Wien bedeckt 11 Grad, Eisenstadt und St.
    Pölten bedeckt 10, Linz und Salzburg bedeckt 11 Grad, Innsbruck und Bregenz leichter Regen 11, Graz Regen 11 Grad und Klagenfurt leichter Regen bei 11 Grad.
    Heute bleibt also die Wolkendecke über Österreich geschlossen und daran ändert sich vorerst nichts mehr.
    Es wird immer wieder etwas Regen geben, intensiv, vor allem in Osttirol, Kärnten und der Steiermark.
    Die Schneefallgrenze liegt im Norden und Osten um etwa 1700 Meter, sonst noch über 2000 Meter.
    Die Höchsttemperaturen heute zwischen 8 und 13 Grad.
    Und bewölkt und regnerisch bleibt es auch morgen Sonntag.
    Kurze Auflockungen gibt es am Nachmittag nur im Flachland Ober- und Niederösterreichs.
    Da wird es zeitweise auch windig sein.
    Die Temperaturen morgen früh zwischen 5 und 8 Grad, die Höchstwerte um 13 in 2000 Meter um 5 Grad.
    Und auch der Montag ist zunächst noch bewölkt, doch lockert es rasch auf.
    Es wird merklich kühler mit Temperaturen um 7 Grad.
    12 Uhr und 7 Minuten wird es in wenigen Sekunden.
    Nach der Koalitionseinigung über die Verkleinerung des Bundesheers steht nun die nächste Etappe der Heeresreform auf der Tagesordnung, die Reform der Ausbildung.
    Die SPÖ drängt auf eine rasche Verwirklichung dieses Teils der Reform.
    ÖVP-Verteidigungsminister Fasslerabend hat bis heute allerdings noch keine konkreten Vorschläge auf den Tisch gelegt.
    Nun hat der Koalitionspartner SPÖ die Initiative ergriffen und eigene Vorstellungen für eine neue Ausbildung im Heer präsentiert.
    Ziel ist die Wiederherstellung der Motivation der Soldaten.
    Ein Bericht von Robert Staubacher.
    Demokratie statt Hierarchie, modernes Führungsverhalten statt antiquiertem Drill, zivile Ausbildung statt militärischer Einbildung.
    So könnte man die Grundzüge der sozialdemokratischen Vorstellungen einer an Pädagogik und Management orientierten neuen Ausbildung beim Militär zusammenfassen.
    Gestützt auf die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie des Renner-Instituts mit dem Titel »Öffnung und Demokratisierung« listet die SPÖ die Anforderungen an die künftige Ausbildung von Grundwehrdienern und Kaderpersonal auf.
    Dazu gehört unter anderem auch, dass Befehle infrage gestellt werden dürfen und sollen.
    Der Chef des SPÖ-Verhandlungsteams in Sachen Bundesheerreform, Staatssekretär Peter Kostelka, plädiert generell für mehr Demokratie im Heer.
    Das Bundesheer ist ein, wie jeder militärische Apparat, ein sehr hierarchisch gegliederter Apparat.
    Das muss wohl auch so sein.
    In einer demokratischen Gesellschaft wird aber nicht nur in Österreich, sondern weltweit in zunehmendem Maße
    von einem untergebenen, noch dazu einem Milizangehörigen, der ja auch einen Privatberuf hat, erwartet, dass er den Sinn eines Befehles einsehen kann und dass er dann an der Durchführung und Umsetzung der Befehle auch mitwirken kann, dass er aber auch bei der Erarbeitung der konkreten Befehle seinen Teil einbringen kann.
    Zur Demokratie im Heer gehört laut Kostelka auch, dass sich Soldaten ihre Kommandanten selbst wählen können.
    Und zwar auf der untersten Ebene der Gruppe der kleinsten militärischen Einheit.
    Kostelka verteidigt diesen brisanten Vorschlag mit Hinweis auf die Privatindustrie.
    Es gibt beispielsweise in großen Autowerken,
    zwar nicht die Möglichkeit, den Generaldirektor zu wählen, das schlagen wir auch nicht vor, aber sehr wohl in kleinen Gruppierungen bei solchen großen Konzernen ganz bestimmte Aufgaben übertragen zu erhalten, die dann von Gruppen erledigt werden, die sich ihre eigenen Strukturen und ihre eigenen Hierarchien bilden.
    Es gibt mehrere Autowerke, die nach dieser Methode arbeiten und die Effizienz hat sich um wesentliches erhöht,
    Zu realisieren ist die Modernisierung der Ausbildung im Bundesheer freilich nur dann, wenn auch die Ausbildner entsprechend ausgebildet werden.
    Daher will die SPÖ das Kaderpersonal verpflichtend in zivile Bildungseinrichtungen stecken, wo sie Management und Führungsverhalten sowie pädagogisch richtigen Umgang mit jungen Menschen lernen sollen.
    Dafür kommen Einrichtungen wie das Wirtschaftsförderungsinstitut oder das Berufsförderungsinstitut infrage.
    SPÖ-Verhandler Staatssekretär Kostelka über diese Teilprivatisierung der Heeresausbildung.
    Überall dort, wo das Bundesheer nur eine begrenzte Ausbildungskapazität besitzt und wo unter Umständen diese Ausbildungskapazitäten
    auch nur teilweise ausgenutzt sind, sollen solche externe Ausbildungseinrichtungen herbeigezogen werden.
    Das hat zudem auch noch einen grundsätzlichen demokratischen Aspekt.
    Ein Militär in einer demokratischen Gesellschaft muss ein offenes, ein kommunizierendes Gefäß mit den Resten der Gesellschaft sein.
    Und daher sind den eigenen Bereich überschränkende, überschränkende Ausbildungen durchaus sinnvoll.
    Soldaten sollen genauso die Möglichkeit haben, mit Leuten aus anderen Wirtschaftsbereichen gemeinsam Ausbildungen zu absolvieren, wie auch selber die Kasernen in erhöhtem Maße, würde ich meinen, geöffnet werden sollen, Sporteinrichtungen beispielsweise zugänglich gemacht werden sollen.
    sodass das Bundesheer ein Heer wird, das mit der Bevölkerung nicht nur auf Durchfüllung ist, sondern wo es ein Geben und Nehmen ist.
    Wobei das Prinzip des lebenslangen Lernens beim Kaderpersonal keineswegs auf Freiwilligkeit beruhen soll, denn mit einer Beförderung könnte ein Ausbildner nur dann rechnen, wenn er ein solches Führungsseminar auch positiv absolviert hat.
    Die Verhandlungen mit der ÖVP über die Ausbildungsreform sollen in den nächsten Wochen beginnen.
    Nächstes Thema der Gipfel der Staatschefs der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten in der kirgisischen Hauptstadt Bishkek.
    Dieser Gipfel ist gestern zu Ende gegangen.
    Es war bereits das siebente Gipfeltreffen dieser Gemeinschaft Unabhängiger Staaten.
    Ergebnis hat es wieder keines gegeben.
    Die Frage an unseren Moskauer Korrespondenten Christian Schüller, ist diese Ergebnislosigkeit irgendwo der Beginn des Endes der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten?
    Wie lange soll es die GOS noch geben?
    Es ist ein bisschen früh, diese Frage jetzt zu beantworten, denn man sollte solche Treffen vielleicht nicht überfordern.
    Die Alternative zu diesen scheinbar ergebnislosen Treffen wäre ja die Einstimmigkeit, die es früher mal gegeben hat im Politbüro, wenn man so will, weil das ja der Vorläufer dieser Konferenzen der GOS war, wo alle Entscheidungen einstimmig gefällt werden mussten.
    Die Dokumente übrigens jetzt erweisen sogar der Einmarsch in Afghanistan.
    musste damals sogar von dem damaligen Politbürokandidaten Gorbatschow mit unterstützt werden.
    So groß war der Druck, so groß war der Zwang, einstimmig zu entscheiden.
    Jetzt ist das genaue Gegenteil der Fall.
    Oft sind es ja Politiker, die diese sowjetische Einstimmigkeit, diese sowjetische politische Kultur noch in den Knochen haben und die jetzt versuchen, einen anderen Weg zu gehen, versuchen, überhaupt einmal die Interessen ihrer
    Konkret herausgekommen ist vielleicht nur eines, dass man innerhalb dieser 11.
    Gemeinschaft EOS mehrere Gruppen wahrnehmen kann.
    Es gibt so einen Kern um Russland herum, den vor allem die zentralasiatischen Republiken bilden, mit Weißrussland dazu.
    Dieser Kern von Staaten will die Wirtschaftspolitik enger koordinieren in Zukunft, in welcher Form
    Klar, sind das Staaten, die Amarubel zum Beispiel festhalten wollen, die sich vorstellen können, eine gemeinsame Zentralbank, obwohl das bedeuten würde natürlich eine gemeinsame Steuerpolitik, gemeinsame Politik gegenüber den harten Währungen.
    Das alles ist im Anfangsstadium und was am Ende übrig bleibt, ob aus dieser GOS jetzt zwei oder drei Gebilde entstehen, das kann jetzt doch
    Ziel der GOS war es ja unter anderem auch bei diesem jüngsten Gipfel, die Ausweitung der eskalierenden Konflikte in den einzelnen Republiken, in Randrepubliken der früheren UdSSR Einhalt zu gebieten.
    Ist man da irgendwo einen Schritt weitergekommen oder drohen mehrere Bürgerkriege in einzelnen Republiken ohne Ende weiterzugehen?
    Ja, könnte man sagen, ist dieser GOS-Gipfel auch
    auf halben Wege stehen geblieben, weil der konkreteste Fall oder die beiden konkretesten Fälle waren nun einmal der Krieg in Georgien und der in Tajikistan.
    In Georgien stellt sich das Problem, dass Georgien selbst ja nicht Mitglied der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten ist und daher die dort Anwesenden ja nur allgemein verbindliche Erklärungen abgeben konnten, aber in dem Sinn Georgien nicht einbeziehen können in eine Lösung, selbst wenn es eine solche gäbe.
    Tajikistan wiederum ist zwar Mitglied der Gemeinschaft unabhängiger Staaten.
    Es wurde auch beschlossen, bei dieser Konferenz eine Friedensgruppe nach Tajikistan zu schicken.
    Allerdings setzt das voraus das Einverständnis der Regierung in Tajikistan und die ist wiederum dermaßen von den derzeitigen Turbulenzen zwischen Moslems, Demokraten und alten Kommunisten noch immer in einer sehr unstabilen Situation.
    so dass dort eine Entscheidung überhaupt im Land zu treffen schon sehr schwer ist.
    Es ist bis jetzt natürlich dieses Forum der Gemeinschaft unter den Staaten der Präsidenten nicht mehr als ein Diskussionsklub.
    Bis jetzt gibt es keine verbindliche gemeinsame Politik und kann sie auch nicht geben, weil ja in jedem Einzelnen dieser Staaten erst so etwas wie ein politischer
    Ein wichtiger Punkt, Christian Schüller, war auch die Frage der Oberbefehlsherrschaft über die in der Ukraine gelagerten Atomwaffen.
    Da gibt es ja Meinungsverschiedenheiten zwischen Russland und der Ukraine.
    Hier gab es aber auch offensichtlich keine Fortschritte.
    Das war ein wichtiges Thema, bei dem es gar nicht so sehr um eine konkrete Gewalt über diese Atomwaffen geht.
    also um einen eher symbolischen Streit, wenn man so will.
    Die Atomraketen, die derzeit in der Ukraine noch stationiert sind, können ja nicht von der ukrainischen Führung, selbst im Extremfall, nicht gestartet oder betätigt werden, aber es geht hier um die Prestigeposition, eine Atommacht zu sein, ein Land zu sein, das Atomwaffen auf seinem Gebiet hat und die Hoffnung der Ukraine, dass immer noch in Verhandlungen mit dem Westen,
    auch in Verhandlungen mit Russland, das in die Waagschale werfen zu können.
    Es gab so eine Voreinigung, dass man ab 1994 die Kontrolle sämtlicher Atomwaffen in russischer Hand konzentriert, bis dahin eine Übergangsphase geben soll.
    Jetzt will Yeltsin diesen Übergang beschleunigen.
    Er will jetzt schon, dass der russische Verteidigungsminister allein die Kontrolle über diese Waffen haben soll.
    Und darüber konnte man sich natürlich nicht einigen, weil das ja ein Verhandlungsjeton ist für die Ukraine und für Russland.
    Und hier wird es wahrscheinlich jetzt, nach diesem Gipfeltreffen in Bishkek, noch bilaterale Verhandlungen zwischen
    Kommen wir noch kurz auf die wirtschaftliche Situation und hier speziell Russlands, wenn man das geflügelte Wort des russischen Winters nimmt, der ja vor der Tür steht.
    Ist eigentlich die Wirtschaft in den letzten Monaten vorangekommen oder droht der Bevölkerung Russlands auch wieder ein harter Winter?
    Ein harter Winter sicherlich.
    Ob es ein Katastrophenwinter wird, darüber gehen allerdings die Meinungen hier der Politiker und der Ökonomen auseinander.
    Auch diesmal scheint es doch so zu sein, dass genügend Reserven in den Haushalten, in den Städten im Land überhaupt genügend Reserven da sind, um über diesen Winter nicht viel schlechter zu kommen als bisher.
    Aber eben das Stichwort russischer Winter ist immer so ein Schreckgespenst, dass alle Reformbemühungen und alle politischen Ansätze auch sofort im Keim wieder erstickt.
    So war es auch heuer wieder.
    Es gab im ersten halben Jahr eine
    zügig vorangetriebene Reformpolitik von Yeltsins Regierungschef Gaidar, die umstritten ist im Land, weil sie große soziale Opfer in einer ersten Phase zumindest bedeutet, andererseits aber darauf abzielt, die Marktwirtschaft in Russland einzuführen.
    Diese Reform ist jetzt auf halbem Weg stecken geblieben, eben mit dem Argument, dass man gerade im Hinblick auf Herbst und Winter eine Massenarbeitslosigkeit
    riskieren kann, dass es zu Unruhen kommen könnte, dass die Regierung destabilisiert werden könnte, sodass jetzt eine Art Kompromiss, eine Art große Koalition innerhalb der russischen Führung zustande gekommen ist, bei der auf der einen Seite die radikalen Marktreformer versuchen, ihre Pläne voranzutreiben, auf der anderen Seite aber die Vertreter des alten Systems, wenn man will, die Direktoren der Staatsbetriebe, genügend Machtpositionen haben, um zu bremsen.
    ob bei dieser Art von Koalition und bei dieser Art von Kompromiss mitten in einer Umbruchsphase wirklich etwas rauskommen kann am Ende.
    Letzte Frage an Sie, Christian Schüller über unser Satellitentelefon.
    Der Mann, der eigentlich all das in Bewegung gebracht hat, diese Reformen in der Sowjetunion, Michael Gorbatschow, der Mann scheint jetzt, speziell in der letzten Woche, durch das Verbot einer Ausreise, durch das Einziehen seines Passes, zur unbeliebten Person geworden zu sein.
    Gerät Michael Gorbatschow jetzt in die Gefahr, der Buhmann Russlands zu werden?
    Ich glaube, dass ohne jetzt Yeltsin und seiner Regierung etwas zu unterstellen, im Hintergrund dieser ganzen Affäre um Gorbatschows Zeugenaussage vor dem Verfassungsgericht sicherlich dieser Wunsch gestanden ist, Gorbatschow auf die eine oder andere Art auf die Anklagebank zu setzen und vielleicht damit auch die Entbehrungen und auch die Unzufriedenheit und die Kritik an der Regierung ein bisschen beiseite zu schieben, indem man jetzt
    ein Opfer gefunden hat, einen Sündenbock gefunden hat.
    Interessanterweise hat aber Jelzins hartes Vorgehen gegenüber Gorbatschow, er hat ihm ja sogar sein Büro weggenommen, mit Polizei umstellen lassen, die Türen versiegeln lassen, hat jetzt zu einem Stimmungsumschwung geführt.
    Instinktiv meint ein Großteil der Russen, auch derer, die sehr kritisch und sehr negativ gegenüber Gorbatschow eingestellt waren, dass Jelzin hier zu weit geht.
    spürt irgendwie die Absicht, die dahinter gesteckt ist, Gorbatschow zu demütigen.
    Und das ist wiederum nicht gut geheißen.
    Das heißt, es hat jetzt eine schlechtere Presse, als er noch vor einer Woche hatte.
    Wenn man sich umhört, unter Bekannten, vor allem in Moskau, aber wahrscheinlich wird das auch in der Provinz ähnlich gesehen werden, wo die Stimmungsumschwünge natürlich langsamer gehen.
    Geldzins sich damit demaskiert hat als neuer Diktator und einen neuen Diktator, kaum hat man die alte Diktatur abgeschüttelt, will man nicht ab.
    Vielen Dank Christian Schiller für dieses analytische Gespräch und auf Wiederhören nach Moskau.
    In neun Minuten wird es halb eins.
    Nun zum Bundeskongress der Grünen-Alternative, der gestern in Bad Gleichenberg in der Steiermark begonnen hat und bis morgen dauern wird.
    Dort werden relativ wichtige Entscheidungen fallen.
    Zunächst ging es einmal heute am Vormittag darum, ob die Unvereinbarkeit von Parteifunktion und öffentlichem Mandat aufrecht bleibt oder nicht.
    Wie Sie an den Meldungen zu Beginn des Schnalls gehört haben, ist diese Unverheinbarkeit gefallen.
    Nähere Details im folgenden Beitrag nun von Ingrid Thurnherr und Fritz Dietlbacher.
    Die Unverheinbarkeit ist mit hauchdünner Mehrheit, nämlich einem Überhang von nur zwei Stimmen, und zwar vor etwa einer Stunde, gefallen.
    Damit ist nun also der Weg für Peter Pilz zu einer Kandidatur für die Funktion des Vorstandssprechers der Grünen frei.
    Er wird es aber nicht ganz so leicht haben, wie viele vermutet hatten.
    Denn der Abstimmung über den Unvereinbarkeitspassus war eine überaus hitzige Debatte vorausgegangen, in der es an Gegenargumenten nicht mangelte.
    Sie kam in etwa vom Bundesvorstandsmitglied Wolfgang Friedrich.
    Die Kontrolle der Macht durch das Instrument der Unvereinbarkeit müsse unbedingt erhalten bleiben, meinte er.
    Macht hat auch eine pervertierende Wirkung für jeden von uns.
    Grüne sind keine besseren Menschen als alle anderen Menschen auf der Welt.
    Und das wissend, liebe Freundinnen und Freunde, haben wir eben bei der Gründung dieses Projekts dieser Macht einen ganz bestimmten Rahmen gesetzt.
    Und dieser Rahmen bestand insbesondere einerseits aus dem Rotationsprinzip, andererseits aus der Unvereinbarkeit.
    Umso, finde ich, hat die Unvereinbarkeit für die Parteispitze nach wie vor eine wichtige Funktion.
    Vehemente Rednerin für die Aufhebung dann die Tiroler Landtagsabgeordnete Eva Lichtenberger.
    Sie wählte für die Diskussion folgenden Vergleich.
    Das liebste Spiel der Grünen ist das Völkerball.
    Man teilt sich in zwei Gruppen.
    und schießt dann jeweils die Besten ab, damit sie vom Rand aus eine käppeln.
    Und ich glaube, vor der Situation stehen wir.
    Und ich möchte alle die, die aus ernst gemeinten, wohlmeinenden Gründen
    an diesem Ideal der Unvereinbarkeit festhalten wollen, darauf aufmerksam machen, dass es sehr, sehr schwierig ist auf die Dauer, sich gegen politische und mediale Realitäten
    auf die Dauer zu stellen, ohne dabei Schaden zu nehmen, nämlich Schaden an Realitätsverkennung.
    Schwer hatte es dann der Parlamentarier Johannes Foggenhuber, seine Kehrtwende in Sachen Unvereinbarkeit zu erklären.
    Noch beim letzten Bundeskongress im Frühling hatte sich Foggenhuber vehement gegen die Aufhebung dieses Passus ausgesprochen.
    Vor wenigen Wochen gab er grünes Licht, wohlwissend, dass seine Meinung für viele Delegierte ausschlaggebend sein würde.
    Foggenhubers Erklärungsversuch heute?
    Wer sich gewundert hat über meine Stellungnahme der letzten Woche, wo ich gesagt habe, es ist möglich auf die Unvereinbarkeit zu verzichten, der möge mir da nicht irgendeinen seltsamen Meinungswandel unterstellen, sondern ich glaube, dass einige sich erinnern können, dass ich zwar ein kontroverser Politiker bin, aber sowohl im Heimburger Einigungskomitee als auch beim Rücktritt von Geyer oder Friedermeister Blau versucht habe, die Verantwortung auch
    für das Gesamtprojekt zu sehen und entsprechend zu handeln.
    Ich halte es nicht für sinnvoll und ich halte es nicht für angemessen, die Frage der Unvereinbarkeit hoch zu stilisieren und darüber einen Kampf ausbrechen zu lassen.
    Wir brauchen in diesem Österreich eine politische Offensive.
    Wir sind in dieser Frage zum Teil entmutigt durch Landtagswahlen, durch Misserfolge.
    Wir stehen einem Meinungskartell in der EG-Frage gegenüber.
    Wir stehen einer sehr schwierigen politischen Situation gegenüber und wir brauchen eine große politische Offensive.
    Und wer Grundsätze vertritt, muss auch die realen Strategien dafür anbieten können.
    Also ich trete dafür ein, diese
    Unvereinbarkeit nicht zum heiligen Dogma hoch zu stilisieren und hier die Lager aufeinander prallen zu lassen, sondern hier eine gewisse Mäßigung vorzunehmen und schlage vor, die Unvereinbarkeit für fünf Jahre aufzuheben.
    Ganz ohne Fristen wurde der Unvereinbarkeit dann eine Abfuhr erteilt.
    Die Organisatorin des Kongresses, Doris Pollet-Kammerlander, verkündet das Ergebnis der geheimen Abstimmung.
    Stimmberechtigt waren 207 Delegierte.
    205 Stimmen wurden abgegeben.
    5 Stimmen sind ungültig, daher sind 200 gültige Stimmen.
    Mit Ja haben 136 gestimmt, mit Nein 64.
    Das ist die Zweidrittelmehrheit.
    Nach dem knappen Ergebnis für den Fall der Unvereinbarkeitsklausel kommen schließlich die beiden Kandidaten fürs Vorstandssprecheramt zu Wort.
    Zuerst geht Franz Floss zum Rednerpult.
    Er beginnt mit der grundsätzlichen Frage nach der Zukunft der Grünen.
    Die Partei, die grüne Alternative ist eine Partei, entstanden aus einer Bewegung, steht heute an einem Scheideweg.
    an dem Weg zu einer normalen vierten Parlamentspartei, die nachvollzieht, was andere Parteien schon längst vollzogen haben, wo zum Teil Populismus mit Populismus bekämpft wird, eine Partei, die sehr stark unter dem Druck steht, der Ereignisse reagieren zu müssen und die zu selten, viel zu selten imstande ist, selber eigenständig offensiv zu werden.
    Das ist ein Weg einer Partei,
    der nicht zielführend ist, der keine Offensive bedeutet, ein Weg einer Partei, wo wir nicht die Alternative zu den anderen Parteien sind.
    Und es gibt einen anderen Weg, einen anderen Weg, der vielleicht etwas mühsamer ist, wo wir uns noch viel mehr bemühen müssen als bisher.
    wo wir aufhören müssen mit diesen grünen Streitigkeiten, wo wir die Kräfte sammeln müssen, aber eine Partei aufzubauen eines neuen Typs.
    Eine Partei, die offen ist, die demokratisch ist und die die Menschen einbezieht und aktiviert.
    Floss empfiehlt sich selbst mit einer klaren Anti-EG-Haltung.
    Er fordert offene Grenzen für Kriegsflüchtlinge.
    Und er kritisiert scharf und unter großem Applaus die Äußerung von Peter Pilz, der sich für einen Militäreinsatz in Bosnien ausgesprochen hat.
    Peter Pilz, der unmittelbar nach Floss zu Wort kommt, verteidigt und erklärt daraufhin in seiner Rede gleich die ersten zehn Minuten lang seine Bosnien-Linie.
    Er sei deklarierter Antimilitarist und trotzdem für einen Militäreinsatz zur Verhinderung eines Genozids, wiederholt Pilz.
    Und dann nimmt Pilz zu seiner IG-Linie Stellung.
    Dort, wo Floss kompromisslos gegen die IG ist, differenziert Pilz.
    50 Prozent der Grünwähler und interessanterweise verändert sich das.
    seit einiger Zeit nicht, sind für die EG, sind für den Beitritt zur EG.
    Jetzt kann ich sagen, naja, wir finden uns damit ab, dass uns relativ viele Verrückte wählen und man soll nicht hinter jedem stehen und sagen, was denkst du, es müssen uns auch solche Leute wählen können, sind wir froh über jede Stimme, wir können es brauchen.
    Ich halte das nicht für sinnvoll und auch nicht für zielführend.
    Ich behaupte, ein großer Teil dieser Menschen
    gehört zu den intelligentesten, politisch aufgeschlossenen und kultiviertesten Menschen, die es in dieser Republik gibt, zum politischen Hoffnungspotenzial dieser Republik.
    Und diese Leute, mit denen ich ständig in Veranstaltungen, in Arbeitsgruppen, im Rathaus und sonst wo zu tun habe, sind Leute, die sagen, ihr habt in fast allen Punkten eurer Kritik recht, aber
    Erstens könnt ihr uns nicht sagen, wie das andere Europa ausschauen soll.
    Und zweitens, und das ist uns noch viel wichtiger, ihr könnt uns nicht sagen, wie ein Nein zur EG nicht automatisch zu einem Triumph der Rechten in Europa führt.
    Und das ist der entscheidende Punkt.
    Für Peter Pilz ist die Linie der Grünen daher konkret Nein zu Maastricht, Nein zur zentralistischen politischen Union und Nein zur Verteidigungsunion.
    Welcher der beiden Kandidaten die Delegierten mehr überzeugt hat, wird sich bei den Wahlen herausstellen, die aller Voraussicht nach noch heute über die Bühne gehen.
    Soviel aus Bad Gleichenberg, ich gebe zurück ins Studio.
    Berichterstatter vom Bundeskongress der Grünen Alternative waren Fritz Titelbacher und Ingrid Thurnherr.
    Eine Minute nach halb eins kommen wir nun zu unserer Samstagsserie.
    Im Journal zu Gast.
    Am 12.
    Oktober 1492 hat der genuesische Seefahrer im Dienste der spanischen Krone, Christoph Kolumbus, eine der zahlreichen Inseln vor dem amerikanischen Kontinent entdeckt.
    Heute lässt sich der genaue Ort seiner Landung nicht mehr feststellen.
    Kolumbus hatte den Seeweg nach Indien gesucht, in der entgegengesetzten Richtung zur Ostroute der Portugiesen.
    Ohne es zu erkennen, hatte er einen neuen Kontinent angesteuert.
    Die Geschichte dieses Doppelkontinents Amerika hat durch die Entdeckung des Kolumbus eine Wendung, sogar eine Umwälzung erfahren.
    Aber auch die Geschichte Europas ist zutiefst davon beeinflusst und geprägt worden.
    Beide Seiten, Europäer und Nordamerikaner auf der einen und die Nachkommen der Ureinwohner und der nach Amerika verschleppten Schwarzafrikaner auf der anderen Seite, sehen das historische Ereignis und seine Folgen jeweils ganz anders.
    Ein Mann, der beide Seiten kennt, ist der Österreicher Hans Schmidt.
    Pater Schmidt ist Missionar und Pfarrer in Brasilien.
    Seine Pfarrer Belmonte im Bundesstaat Bahia umfasst 2000 Quadratkilometer, auf denen 23.000 Menschen leben.
    Pater Schmidt hat sich immer für die landlosen Bauern eingesetzt und wurde dafür von der Klique der herrschenden Großgrundbesitzer mehrfach mit dem Tode bedroht.
    Das Gespräch mit ihm führte Roland Machatschke.
    Dieses Kolumbusjahr 1992, Pater Schmidt, was bedeutet das eigentlich für die Menschen in Amerika, vor allem in jenem Amerika, das nicht europäisch geprägt ist, also außerhalb von USA und Kanada?
    Mich beeindruckt diese Frage schon, denn diese Frage wird mir zum ersten Mal gestellt, was Menschen drüben, was die Betroffenen denken.
    Und ich glaube, das ist auch die einzig richtige Frage, auf die man eine Antwort geben kann.
    Wir haben in Brasilien sehr viel mit, und ich darf das ohne Wertung sagen, mit politischen Anafabeten zu tun.
    Menschen, denen man Identität genommen hat, Menschen, denen man nicht nur Land und Eigentum genommen hat, sondern eben das Menschsein, die sind heute noch nicht fähig, das zu beurteilen.
    Aber Leute, die nachgedacht haben, die Geschichte kennen, die sehen diese 500 Jahre eben ganz anders als wir.
    Was diese Menschen denken, sie sagen, es handelt sich hier um eine Invasion, die nicht nur Geschichte ist, sondern bis heute weitergeht.
    Diese Invasion, diese Landnahme, diese Eroberung, diese Unterdrückung ist ein Prozess, der nicht abgeschlossen ist.
    Es handelt sich hier nicht um ein geschichtliches Faktum, sondern es geht um einen Prozess, in dem die Menschen heute mittendrin stehen und unter dem sie heute genauso leiden.
    Geschichtlich gesehen lassen sich ja die Unterdrücker der Zeit des 15. und der späteren Jahrhunderte klar festmachen.
    Die Konquistadoren, die Goldsucher in Nordamerika, dann die europäischen Siedler, in Südamerika zum Teil auch.
    Aber wer sind denn heute die Unterdrücker?
    Darf ich einen Vergleich verwenden?
    Als die ersten Europäer nach Lateinamerika oder nach Amerika überhaupt gekommen sind, hat man sie als Götter angesehen.
    Man wusste nicht, woher sie kamen, und man hat ihnen Opfer dargebracht, damals sogar Menschenopfer.
    Ich glaube, Götter gibt es auch heute.
    Und ich darf das als Missionar auch ganz vielleicht grob sagen,
    Heute das internationale Geldwesen ist genauso undurchschaubar und hat genauso Hochheitsansprüche wie Götter.
    Und wir stehen eigentlich hier vor einem Rätsel und wir schauen hier nicht mehr durch und wir bringen auch, gleich ob das jetzt in Südamerika ist oder auch hier in Europa, wir bringen diesen Göttern Opfer.
    Denn das sind heute die Weltmacher.
    Und ich war heute in einem Geschäft.
    Gestern.
    Ich habe mich erkundigt, ein Kilo Äpfel, die wachsen hinter dem Haus, 30 Schilling.
    Ein Kilo Bananen aus Costa Rica kosten 24 Schilling.
    Für mich ist das ein unheimlich simples Beispiel, aber das mir sagt, hier stimmt doch etwas nicht.
    Wie können wir Produkte, die Zehntausende von Kilometern herkommen, konsumieren mit einem Preis, wo für den Erzeuger einfach nichts mehr übrig bleibt?
    Ich komme aus einer Kakao-Gegend, wo es sehr viel Monokultur von Kakao gibt.
    Das Produkt des Kakaos ist Schokolade.
    Man könnte sich doch vorstellen, dass dort, wo das Produkt landesüblich ist, dass dieses Produkt dort billiger ist.
    In Wirklichkeit kann kein Kind bei uns sich Schokolade leisten.
    Und hier bei uns, wo nie jemals eine Kakao-Staude und eine Kakao-Bohne gesehen hat, muss man den Kindern sagen, bitte schlägt nicht so viel Schokolade, denn das schadet der Gesundheit.
    Und das sind so ganz einfache Beispiele, die vielleicht Strukturen aufzeigen, die beweisen, dass heute Menschen genauso ausgebeutet werden.
    Das heißt, Sie plädieren für eine Art Wiedergutmachung, für eine ausgleichende Gerechtigkeit.
    Ist das realistisch?
    Wie kann man so etwas tun?
    Es gibt ja das Beispiel von einer Universitätsarbeit in Bolivien, wo
    eine Person, der Autor dieses Werkes, schreibt, dass Spanien heute Bolivien 211 Milliarden US-Dollar schuldig wäre für die Bodenschätze, die Spanien damals gestohlen hat.
    Und damit würden automatisch die Auslandsschulden fallen.
    Ich glaube, das ist unrealistisch.
    Und ich sehe auch keine Chance,
    dass es zu einer Rückzahlung oder auch zu einem Schuldenerlass kommt, solange sich die Betroffenen nicht selbst wehren.
    Wir können vielleicht Akte der Solidarität setzen.
    Die werden aber keine Strukturen verändern.
    Strukturen werden sich nur dann verändern, wenn die Betroffenen
    anfangen, um ihr Recht sich einzusetzen und auch um dieses Recht zu kämpfen.
    Und kämpfen heißt nicht mit Waffen kämpfen.
    Aber kämpfen heißt, sich zu verteidigen.
    Ich sehe nur von hier eine Chance.
    Das ist auch manchmal eine persönliche Enttäuschung für mich hier in Europa.
    Denn es ist so schwer beizubringen, dass unser ganzer Wohlstand nicht nur unsere Leistung ist.
    Und wenn dieses Thema 500 Jahre schon so abgedroschen ist und die meisten Menschen nichts mehr davon hören wollen, dann muss man doch bedenken, wenn wir mit diesem ganzen, sagen wir mal, mit der sogenannten ganzen dritten Welt nichts zu tun hätten, dann könnte man dieses Thema ohne Weiteres ad acta legen.
    Aber nachdem wir von diesen Menschen und von diesem Kontinenten leben, auch heute,
    Jedenfalls teilweise ist es einfach zu einfach zu sagen, das Thema existiert nicht.
    Gibt es für Sie eigentlich positive Aspekte in dieser 500-jährigen gemeinsamen Geschichte von Lateinamerika oder überhaupt der beiden Amerikas und Europas?
    Oder ist eigentlich alles von Anfang an, von der ersten Begegnung an, von dem Augenblick an, wo Kolumbus seinen Fuß an Land setzte, nur negativ gewesen?
    Ich sehe zuerst das Positive von der anderen Seite her, denn 500 Jahre Widerstand, wo Völkermord passiert ist, ist zuerst einmal eine einmalige Leistung.
    Aber man darf auch nicht verheimlichen, unterschlagen, dass es auch von europäischer Seite
    Auch wenn es sich vielleicht um kleinere Gruppen handelt, aber es hat immer Menschen gegeben, die sich auch eingesetzt haben, sei es Menschen von der Kirche, sei es außerhalb der Kirche.
    Es hat Menschen gegeben, die damals vielleicht auch unter die Räder gekommen sind.
    Ich nenne das immer Propheten, von meiner Sicht der Kirche her.
    Menschen, die aufgestanden sind und gesagt haben, es kann nicht so weitergehen, es handelt sich hier um Menschen, wir dürfen nicht Menschen einfach zu Dingen degradieren und zu einer Sache.
    Diese Menschen hat es immer gegeben.
    Nur was mir dabei wieder sehr leidtut, dass diese Menschen sehr wenig ins Licht gerückt worden sind früher.
    Heute, gerade durch diese 500 Jahre Bedenken,
    Bedenkens, kommen diese Leute doch mehr zum Tragen, und das ist auch für mich etwas Positives.
    Sie haben die Kirche erwähnt, Pater Schmidt, als Positivum, zumindest von bestimmten Kreisen in der Kirche wird gesehen, dass die Heiden in Anführungszeichen in diesen Ländern bekehrt worden sind, und tatsächlich ist da der höchste Anteil an Katholiken in Lateinamerika zu finden.
    Das wird also, wie gesagt, in bestimmten Kreisen der Kirche als positiv gesehen.
    Sehen Sie als Missionar und als Pfarrer in Brasilien das ebenso, oder haben Sie da eine eher differenzierte Ansicht dazu?
    Historisch ist es nun einmal so, dass Menschen eine Religion, unsere Religion, aufgezogen wurde.
    Das ist das Historische.
    Ich sehe als Priester
    das Eingreifen Gottes, was wir als Gnade bezeichnen, auch darin, dass Gott sogar auf den unmöglich krummen Linien noch etwas Positives herausholen kann.
    Wenn heute Südamerika der Kontinent ist,
    wo es am meisten Christen gibt, dann ist das sicher etwas Positives.
    Aber ich glaube, ich würde das eher Gott zuschreiben als unserer Kirchengeschichte.
    Denn diese 500 Jahre waren ja doch eine Ehe zwischen Macht und Kirche.
    Dieses ehebrecherische Verhältnis, wie die Bibel es nennt im Alten Testament,
    hat sicher damit dazu beigetragen, dass nun tatsächlich ein Völkermord, und zwar der größte Völkermord aller Zeiten, geschehen ist.
    Es hat immer in der Kirche Menschen gegeben, die sich wirklich dem Evangelium und dem Menschen verpflichtet haben, verpflichtet gefühlt haben, und es hat Menschen gegeben, die sich mehr mit Macht und mit
    dem Kapital zusammengetan haben.
    Das ist aber zugleich auch der tiefe Graben oder sogar schon die Schlucht zwischen Teilen der Kirche, nicht nur in Südamerika, die auf der Seite der Mächtigen stehen und jener anderen Kirche, der sie angehören, der die Befreiungstheologen angehören,
    die so im Sinne der Bischofskonferenzen von Medellin und Puebla eine Kirche der Armen sein wollen.
    Ist diese Kluft überbrückbar?
    Glauben Sie, wird zum Beispiel der Papst bei der Bischofskonferenz in Santo Domingo diese Kluft überbrücken können und wollen auch?
    Ich glaube, wir werden die Kluften nur gemeinsam vermindern können und vielleicht auch mit der Zeit überbrücken.
    Bezüglich Santo Domingo, ich habe in diesen letzten Wochen gehört, dass die Vorbereitungspapiere, die zuerst sehr weit weggeführt haben von einer Befreiungstheologie im Sinne einer Sorge auch um das menschliche und leibliche Wohl der Menschen, heute schon eine Änderung erfahren haben.
    zum Gesamtmenschlichen, dass wir sagen, wir sind nicht nur Seelsorger, wir sind Menschensorger.
    Es geht um den gesamten Menschen.
    Und dort, wo dieser Mensch und seine Kultur nicht respektiert werden, dort müssen wir uns einsetzen, und zwar eine prophetische Stimme.
    Ihr Einsatz für die Menschen, Pater Schmidt, hat Sie persönlich in Lebensgefahr gebracht.
    Stehen Sie eigentlich noch auf der Todesliste der Großgrundbesitzer?
    Heute hat sich diese Sache
    differenziert.
    Ich werde weiterhin natürlich bedroht.
    Diese Bedrohung hört nur dann auf, wenn man mit dieser Aufgabe aufhört.
    Ich komme heute aber auch
    in die Mühle von gerichtlichen Anklagen, von polizeilichen Untersuchungen.
    Ich bin heute angeklagt, dass meine Gegenwart eine Gefahr für den sozialen Frieden ist.
    Ich bin zur unerwünschten Person deklariert.
    Ich werde weiterhin bedroht.
    Es wird mir vorgeworfen, dass ich den atlantischen Urwald abholze.
    Und ich habe drei Prozesse laufen, die auch rein vom Legalistischen her unmöglich sind, die keine Basis haben.
    Diese ganzen Vorgangsweisen haben aber meines Erachtens zum Ziel, zu demoralisieren, damit man aufgibt.
    Und wenn ich in die Geschichte hineinschaue, und ich möchte mich da nicht mit großen Figuren der Geschichte vergleichen, aber es hat sich nichts geändert.
    Wer vor 500 Jahren sich eingesetzt hat für einen Versklaven in den Indianer oder für einen Afrikaner, der aus seiner Welt herausgerissen und praktisch zum Tier degradiert wurde, der hat die gleichen Symptome der Verfolgung und der Verleumdung und des Hochverrats erfahren.
    Es hat sich nicht geändert.
    Ich möchte auf der anderen Seite aber auch erwähnen, dass gerade was damals Menschen nicht erfahren haben, heute da ist Solidarität.
    Solidarität durch so und so viele Mitmenschen, sei es aus Europa und sei es von dort.
    Wenn ich heute meine Arbeit weiterführen kann, dann ist es aufgrund dieser, wenn ich so sagen darf, weltweiten Solidaritäter.
    Warum nimmt eigentlich ein österreichischer Priester diese Gefahren, diese Mühen auf sich?
    Vielleicht nicht einmal aus großem Idealismus,
    Mir ist folgende Erfahrung begegnet, dass einfach durch ein wenig Kontakt durch die Leute, dass man plötzlich sieht, was hier geschieht.
    Und dann kommt man zu dem Punkt, wo man sagt, entweder hörst du auf, in der Kirche noch von Schwestern und Brüdern zu sprechen und von Liebe zu sprechen, oder du ziehst Konsequenzen und sagst, ich muss hier etwas tun, sonst werde ich zum professionellen Lügner.
    Wenn man aus der Nähe mit den Menschen kommt, dann gibt es kein Zurück mehr.
    Und dann sieht man auch in dieser Aufgabe etwas sehr Sinnvolles, auch wenn es sehr belastend ist.
    Denn es ist nicht einfach, wenn man tagtäglich aus dem Haus geht und man begegnet nur Menschen, von denen man weiß, die möchten entweder deinen Tod oder sie möchten, dass du im Gefängnis endest.
    oder dass du moralisch und gesundheitlich zugrund gehst.
    Und das jahrelang durchzustehen, ist sicher kein Pappenstil.
    Aber ich glaube, die Motivierung, gleich wo sie herkommt, vom Religiösen oder vom Menschlichen, einfach, was wir in der Bibel lesen, ich will beim Herzigkeit, das Mitfühlen, das ist etwas, was mich dazu gebracht hat, dass ich von diesem Weg nicht mehr abgehen kann.
    Danke für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast war heute Pater Hans Schmidt, mit ihm sprach Roland Machatschke.
    Anfang der Woche, genau gesagt in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, ist Bosansky Brot gefallen.
    Seit damals waren die Berichte von dort
    relativ unauthentisch, da es keinem Journalisten gelungen ist, in die gefallene Stadt zu kommen.
    Mein Reporter-Kollege Karl Jekowski hat sich am Wochenende aufgemacht und meldet sich jetzt direkt über Satellitentelefon aus Bosanskij Brod.
    Herr Jekowski, wie sieht es in dieser Stadt aus?
    Der Bosanski-Brot ist total zerstört.
    Man kann sich das nicht vorstellen.
    Die Raffinerie ist zerstört.
    Die Brücke wurde gesprengt.
    Bei der Brücke fehlt ein Element.
    Also über diese Brücke kann niemand mehr hinüber.
    Die Häuser Richtung Bosanski-Brot, total zerstört.
    Überall liegen ausgebrannte Panzer, ausgebrannte Wracks.
    Ich stehe hier gerade beim letzten Verteidigungswahl der Kroaten.
    Und hier ist gerade eine Brigade, eine Kompanie von Leichenausgräbern der serbischen Armee eingetroffen.
    Hier werden jetzt die Leichen ausgegraben, die noch hier liegen, denn niemand hat sie weggeräumt.
    Also es schaut sehr fürchterlich aus.
    Die Truppen, die Posanski-Prott eingenommen haben, die serbischen Truppen, halten sich die noch in der Stadt auf oder sind die jetzt weitergezogen?
    sind zum Teil noch da, aber die richtigen Kampftruppen sind bereits abgezogen.
    Sie sind in den Süden hinuntergezogen, denn hier beginnt der nächste große Kampfschauplatz.
    Seit heute Morgen ist der Korridor, also der Lebensnerv zwischen Westjugoslawien und Banja Luka wieder gesperrt.
    Es gibt um Orasje und Brčko heftigste Kämpfe.
    Die muslimischen kroatischen Truppen greifen vom Norden an und die muslimischen Truppen vom Süden und wollen diesen Korridor zurückerobern.
    Die kroatischen Truppen haben ihre Truppen, die sie abgezogen haben, hier in Bosanski Brod nach Süden hinunter verlegt und die sind in der Nacht über die Saabe mit Fähren hinübergezogen auf das andere Saabeufer und es spielen sich dort wirklich heftigste Kämpfe derzeit ab.
    Vielen Dank für diesen Direktbericht aus Bosanski Brod und auf Wiederhören.
    Zwölf Uhr und 50 Minuten wird's in wenigen Sekunden Kultur im Mittagsschornal.
    Richard Wagners Tetralogie, der Ring der Nibelungen, ist einer der einzigen, Spielzeit neu herauszubringenden.
    Mit diesem Kraftakt wollte der inzwischen verstorbene Eberhard Wächter sein zweites Direktionsjahr krönen und einen markanten Akzent zur Repertoirerneuerung setzen.
    Wächters Co-Direktor und Nachfolger Johann Holländer ist nun der Vollstrecker von Wächters Plänen geworden.
    Am kommenden Mittwoch wird mit Rheingold begonnen, die Walküre folgt im Dezember, Siegfried und Götterdämmerung werden im Frühjahr 1993 herausgebracht.
    Im Mai wird es erstmals seit vielen Jahren in der Wiener Staatsoper einen vollständigen Ring geben, der dann in den nächsten drei Spielzeiten jährlich zweimal wiederholt werden soll.
    Das österreichische Fernsehen begleitet diese Großproduktion mit einer Probendokumentation.
    Vorhang auf für Wiens neuen Ring.
    Heute Nachmittag um 15.15 Uhr in FS2.
    Morgen wird Marcel Pravi Wagners Ring für Anfänger erklären um 21.10 Uhr in FS1.
    Zu Rheingold hat Volkmar Parschalk den folgenden Beitrag gestaltet.
    Reingold werden wir sehr deutlich als Vorspiel behandeln.
    Und er sagt zeitlos, wir werden es sogar in unserer Zeit oder in einer Zeit, die für uns gar nicht historisch erscheint, ansiedeln.
    So sieht der Regisseur Adolf Dresen das Reingold, das Vorspiel zu dem vielleicht größten Gesamtkunstwerk der Menschheitsgeschichte, das die griechische Tragödie zum Vorbild hat.
    Das Satirespiel kommt dabei vorweg.
    Es ist auch besonders leicht, kommt ein wenig sogar salopp daher.
    Ich habe schon ein paar Mal gesagt, es erinnert stark an Offenbach.
    Wir lachen auch auf den Proben relativ häufig, aber wir lachen niemals über Wagner, sondern ich denke, wir lachen immer mit ihm.
    Was die Zeit betrifft, so hat der Bündner auch noch etwas gemacht.
    Er hat also dieses Stück sehr häutig angesiedelt, die Götterwelt.
    Und das letzte Stück, die Götterdämmerung, äußerst historisch, sodass das Stück, wenn Sie so wollen, zeitlich sogar in gewisser Weise rückwärts läuft.
    Trotz der Verschiedenartigkeit der vier Teile haben Adolf Dresen und Bühnenbildner Herbert Kappelmüller den Gesamtzusammenhang im Auge und ein durchgehendes Konzept bereits realisiert bzw.
    zu Ende gedacht.
    Kappelmüller?
    Grundstruktur, also das Rheingold als Vorspiel, da gibt es auch den Begriff bei Wagner immer wieder wie Kasperltheater, also jetzt unter Anführungszeichen, und dann ist die Walküre das Winterstück, Siegfried das Sommerstück, also das hellste Licht im Siegfried, aber das man immer nur durch bestimmte Ritzen wie in einem Wald durchsieht, das Licht.
    und die Götterdämmerung, das Herbststück.
    Dresen und Kappelmüller kennen die interessantesten Regiekonzepte der letzten 20 Jahre und glauben dennoch, einen neuen Blick auf ein nie ganz enträtselbares Kunstwerk beitragen zu können.
    Weniger Wagners Kapitalismuskritik steht im Mittelpunkt, als vielmehr Siegfrieds Vergessen, in dem Dresen einen Verlust der Kultur und damit einen Rückfall in Barbarei gerade auch in unserem technischen Zeitalter sieht.
    Kappelmüller wiederum nimmt Wagners Regieanweisungen wörtlich und deutet sie für unsere Zeit.
    Realistisch würde ich es vielleicht nicht sagen, weil das immer auch so stark verwechselt wird mit Naturalismus, aber es ist konkret.
    Also es gibt einen Walhall und es gibt einen Walkürenfelsen, so ist es.
    Genauso ist es.
    Es gibt auch eine Hundingshütte.
    Worum es im Ring geht, das bringt der Dirigent Christoph von Dochnany, der im Regieprozess aktiv beteiligt ist, auf den Punkt.
    Das Kapital und Kapitalismus spielen bestimmt eine Rolle, das wissen wir alle.
    Aber eigentlich ist es doch wohl ein ganz, ganz eklatantes Problem, wie sich Emotion, Liebe zu Macht verhält.
    Als Dirigent hat Dohnany auch schon im Rheingold die Götterdämmerung vor sich.
    Zum Beispiel, wenn Sie das Verzichtsmotiv
    dirigieren in der ersten Szene von Rheingold, müssen sie wissen, dass das ganze Werk irgendwo dem ganzen Werk als Basis dient.
    Immer wieder in verschiedener Form.
    Es gibt also Dinge, die natürlich jenen, der den Ring kennt, wenn er das eine Stück interpretiert, irgendwo Assoziationen zum anderen Stück eingeben oder in ihm wachrufen.
    Adolf Dresen hat seine Gedanken über die Dialektik von Natur und Kultur in Wagners Ring in einem Buch niedergelegt und will dennoch das Märchen betonen.
    Aber ich glaube, wir werden hier sehr wohl mit den Märchenzügen des Stückes, sogar, wenn Sie wollen, mit den mythischen Zügen des Stückes ernst machen, wenn Sie Mythos nicht verstehen als etwas Dumpfes, als etwas, was an die Nazizeit gebunden wäre.
    Ich denke, da spielt Mythisches, auch Märchenhaftes eine Rolle.
    Aber natürlich spielt die ganze Wagnerzeit und unsere Zeit eine Rolle.
    Wenn Sie wollen, ist es ein fantastisches Märchen, eine abgründige Geschichte.
    Und sie ist keine Geschichte mit einer platten Moral.
    Das ganz sicher nicht.
    Aber ich wäre glücklich, wenn die Leute, die es sehen, das als ihre Geschichte oder als unsere Geschichte, die Geschichte unserer eigenen Zeit, sogar unserer eigenen Misere ansehen könnten.
    Auf dem Besetzungszettel finden wir Robert Hale als Wotan, Heinz Zetnig als Mime, Franz Josef Kapellmann als Alberich und Siegfried Jerusalem als Loge, der in einem Probenausschnitt die Götter vor dem Verlust von freiers Äpfeln und damit von ewiger Jugend warnt.
    Von freier Sucht genossen die Leute noch nicht die geordnete Welt.
    Sie machten uns süß, ewig und jung.
    Nach diesem Ring-Segment nun noch einige Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Beim Bundeskongress der Grün-Alternativen in Bad Gleichenberg ist die Unvereinbarkeit von Parteifunktion und Mandat gefallen.
    In geheimer Abstimmung wurde für die Entscheidung die notwendige Zweidrittelmehrheit erreicht.
    136 Delegierte stimmten für die Aufhebung der Unvereinbarkeit, 64 dagegen.
    Bundesgeschäftsführer Floss und der Klubobmann der Grün-Alternativen im Wiener Rathaus, Pilz, stellen sich der Wahl für die neue Funktion des Vorstandssprechers.
    Staatssekretär Kostelka hat die Vorstellungen der SPÖ zur Ausbildungsreform im Bundesheer präsentiert.
    Generell fordert die SPÖ mehr Demokratie im Heer.
    Die Soldaten sollen künftig an der Ausarbeitung von Befehlen mitwirken und sich ihre Gruppenkommandanten selbst wählen können.
    Kostelka sagte, diese Mitbestimmung auf unterster Ebene sei auch in einigen Autowerken möglich und habe dort die Effizienz gesteigert.
    Das Kaderpersonal soll nach den Vorstellungen der SPÖ künftig auch in zivilen Bildungseinrichtungen geschult werden, um das Führungsverhalten zu verbessern.
    Die Verhandlungen mit der ÖVP über die Ausbildungsreform sollen in den nächsten Wochen beginnen.
    In Wien-Leopoldstadt ist aus Anlass des 50.
    Jahrestages des Höhepunktes der Judendeportationen in nationalsozialistische Konzentrationslager eine Gedenkfeier abgehalten worden.
    Der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Paul Groß sagte, man dürfe niemals vergessen, was damals geschehen sei.
    Man müsse die Verpflichtung erkennen, dagegen zu kämpfen, dass nach nur 50 Jahren Damaliges wieder heraufbeschworen werde.
    Das Wetter, heute bleibt es in ganz Österreich kühl und regnerisch.
    Die Temperaturen 8 bis 13 Grad.
    Auch morgen Sonntag wird es trüb und es regnet zeitweise.
    Damit sind wir am Ende des heutigen Mittagsschanals.
    Für das Team für Regie und Technik verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.
    Das war's.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1992.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1992.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ-Bundesheer-Reformvorschläge
    Einblendung: Kostelka
    Mitwirkende: Stoppacher, Robert [Gestaltung] , Kostelka, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1992.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    GUS-Gipfel ohne Ergebnis
    Einblendung: Schüller. Auch interne Konflikte zwischen den Mitgliedern des Staatenbundes, der "harte Kern" um Russland, Weißrussland will eine gemeinsame Wirtschaftspolitik. Meinungsverschiedenheiten zwischen Rußland und der Ukraine um die Lagerungen von Atomwaffen.
    Mitwirkende: Schüller, Christian [Interviewte/r] , Dobrovolny, Herbert [Interviewer/in]
    Datum: 1992.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bundeskongreß der Grünen in Gleichenberg zu Unvereinbarkeit
    Einblendung: Friedrich, Lichtenberger, Voggenhuber, Pollet-Kammerlander, Floss, Pilz
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung] , Thurnher, Ingrid [Gestaltung] , Friedrich, Wolfgang [Interviewte/r] , Lichtenberger, Eva [Interviewte/r] , Voggenhuber, Johannes [Interviewte/r] , Floss, Franz [Interviewte/r] , Pilz, Peter [Interviewte/r] , Kammerlander, Doris [Interviewte/r]
    Datum: 1992.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Pater Hans Schmid
    Interview: Schmid
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Schmid, Johann [Interviewte/r]
    Datum: 1992.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bosanski Brod- Live-Bericht
    Die Stadt ist völlig zerstört, serbische Kampftruppen sind weiter Richtung Süden gezogen, bosnisch-muslimische Truppen wollen den Korridor wieder zurückerobern, heftige Kämpfe.
    Mitwirkende: Jirkovsky, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1992.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: "Ring"-Inszenierung an der Staatsoper
    Einblendung: Regisseur Adolf Dresen, Bühnenbildner Herbert Kapplmüller, Christoph von Dohnanyi
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Dresen, Adolf [Interviewte/r] , Kapplmüller, Herbert [Interviewte/r] , Dohnányi, Christoph von [Interviewte/r]
    Datum: 1992.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Bildung ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1992.10.10
    Spieldauer 00:57:45
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1992.10.10 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-921010_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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