Mittagsjournal 1993.02.13

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    Willkommen beim Samstag-Mittag-Journal im Studio Louis Glück.
    Die Themen Zugsunglück auf der Westbahn bei Melk, zwei Tote, mehrere Schwerverletzte, Verkehrsbehinderungen durch den Urlauberschichtwechsel in ganz Österreich, zufriedene Zwischenbilanz im heimischen Wintertourismus,
    Deutschland verliert den IG-Bananenkrieg.
    Amerikanisch-russische Bosnien-Konsultationen in Moskau.
    Die explosive Lage im Kosovo.
    Ein Gespräch mit der grünen Abgeordneten Theresia Stoichitz, die gerade dort war.
    Und im Journal zu Gast ist Thomas Barmüller, einer von Heide Schmidts neuem liberalem Forum.
    Kultur, eine zeitgenössische Oper, Alfred Schnittges Leben mit einem Idioten, demnächst an der Wiener Kammeroper.
    Dazu ging Ende der Sendung eine Vorschau.
    Am Beginn Georg Schalkrupers Nachrichtenüberblick, Sprecher Heimo Gottler.
    Österreich.
    Im Bereich des Bahnhofs Melk in Niederösterreich hat sich heute ein schweres Zugunglück ereignet.
    Zwei Männer sind ums Leben gekommen, drei Menschen wurden schwer, 13 leicht verletzt.
    Einer der Toten ist der Lokomotivführer des Eilzuges.
    Ein in Richtung Salzburg fahrender Güterzug ist mit einem Eilzug frontal zusammengestoßen.
    Der Eilzug kam aus Salzburg.
    Unglücksursache war wahrscheinlich menschliches Versagen.
    Die Aufräumungsarbeiten sind noch nicht abgeschlossen.
    Der Urlauberverkehr auf der Schiene ist schwer behindert.
    Es gibt zahlreiche Zugsumleitungen.
    Der Gesundheitszustand von Außenminister Mock ist stabil.
    Mock ist gestern beim Skifahren in Tirol gestürzt und hat unter anderem eine Gehirnerschütterung sowie eine Schulterluxation erlitten.
    Der Vorstand der Innsbrucker Universitätsklinik berichtete, Mock habe die erste Nacht im Spital recht gut überstanden.
    Mock habe keine wesentlichen Schmerzen.
    Die Situation sei nicht so dramatisch, fügte der Mediziner wörtlich hinzu.
    Genaue neurologische Untersuchungen des rechten Schulternervs werden folgen.
    Mock wird voraussichtlich eine Woche in der Klinik bleiben müssen.
    In Wien findet heute wieder eine Konferenz der OPEC statt.
    Die Ölminister beraten über eine Senkung der Fördermengen.
    Der Ölpreis ist in den vergangenen Monaten stark gesunken.
    Jetzt soll der Ölpreis gestützt werden, indem man die Förderung drosselt.
    Russland.
    In Moskau berät heute der amerikanische Sonderbeauftragte, wie der Krieg in Bosnien beendet werden kann.
    Reginald Bartholomew ist am Mittwoch von Präsident Clinton ernannt worden.
    Heute trifft er unter anderem mit dem russischen Präsidenten Jelzin und Außenminister Kozyrev zusammen.
    Kozyrev hat zuletzt erklärt, Russland verfolge eine unabhängige Politik, um ein Ende des Blutvergiftens im ehemaligen Jugoslawien zu erreichen.
    Der Friedensplan der Jugoslawien-Vermittler Vance und Owen wird aber laut Kosirev voll unterstützt.
    Bartholomew hält sich bis morgen in Moskau auf.
    In den ostbosnischen Städten Čerska und Gorazde dürften mindestens 160 Menschen verhungert sein.
    Dies jedenfalls meldet Radio Sarajevo.
    Die Menschen seien in den vergangenen Wochen ums Leben gekommen, weil jede Hilfe ausblieb, meldet Radio Sarajevo.
    Unter den Toten sind angeblich auch 40 Kinder.
    Die bosnische Hauptstadt Sarajevo verweigert aus Solidarität mit den Hungernden im Osten der ehemaligen Jugoslawischen Republik die Verteilung von Hilfslieferungen aus dem Ausland.
    International wird dies teilweise scharf kritisiert.
    Sowohl in Kroatien als auch in Bosnien dauern unterdessen die Kämpfe an.
    Vereinte Nationen Der Sicherheitsrat hat in der Frage der deportierten Palästinenser einen Kompromiss akzeptiert.
    Demnach wurde das Angebot Israels angenommen, 100 der etwa 400 Abgeschobenen sofort heimkehren zu lassen.
    Der derzeitige Präsident des Sicherheitsrates sprach von einem Schritt in die richtige Richtung.
    Er forderte Israel aber auch auf, die restlichen Palästinenser möglichst bald zurückkehren zu lassen.
    Eine offizielle Erklärung über die jüngsten Beschlüsse des Sicherheitsrates gibt es nicht.
    Das höchste UNO-Gremium plant vorerst auch keine weiteren Schritte.
    An einer Wiederaufbereitungsanlage im nordenglischen Sellafield hat sich ein Störfall ereignet.
    Bei Abbrucharbeiten sind geringe Mengen Radioaktivität ausgetreten.
    Sie entwichen aus einem Schornstein, der noch in Betrieb war.
    Zu keiner Zeit seien die zulässigen Grenzwerte erreicht worden, sagte der Sprecher der Betreiberfirma.
    Japan.
    Bei der Ski-WM in Morioka wurde der Österreicher Thomas Stangassinger im Herdenslalom Dritter.
    Es gewann Kjetil Andre Amod, Norwegen, vor Marc Girardelli, Luxemburg.
    Vierter wurde der Österreicher Hubert Strolz.
    Der Herren Super-G und der Super-G der Damen mussten auf Norden verschoben werden.
    Sieben Medaillen bisher für die Österreicher in Morioka.
    Medaillenverdächtig, weil recht schön in dieser Woche auch das Wetter, wie es weitergeht, sagt Gunnar Schuller.
    Bereits seit zwei Wochen liegt ein Hoch über Europa.
    Nun zeichnet sich ein Wetterumschwung ab.
    Mit dem Tauwetter im Gebirge ist es ab morgen vorbei.
    In der nächsten Woche wird es auch in den Niederungen kälter und es kommt Schnee.
    Wann genau und ob viel, lässt sich allerdings heute noch nicht sagen.
    Die aktuellen Meldungen, Wien Hochnebel 0°, Eisenstadt Nebel minus 1°, St.
    Pölten Hochnebel minus 1°, Linz Nebel minus 2, Salzburg Hochnebel minus 2, Innsbruck wolkenlos 5, Bregenz Hochnebel 1°, Graz gefrierender Nebel minus 2 und Klagenfurt wolkenlos 1°.
    Nebel und Hochnebel lichten sich heute Nachmittag nur zum Teil.
    Oberhalb von 900 Metern sowie in den Alpen-Tälern bleibt es sonnig.
    Die Temperaturen liegen in den nebeligen Gebieten um 0, in den sonnigen um 7.
    In 1500 Meter hat es heute noch plus 5 Grad.
    Morgen wird es im Bergland den ganzen Tag übersonnig sein.
    Im Süden der Steiermark und des Burgenlands gibt es aber Nebel.
    Von Oberösterreich bis ins Nordburgenland am Vormittag einige Wolkenfelder, später ziehen hier Wolken auf und am Abend kann es leicht schneien.
    In der Früh minus 9 bis 0 Grad, Höchstwerte 1 bis 6, in Tirol wieder bis 10.
    In 2000 Metern kühlt es vor allem im Gebirge östlich von Salzburg auf minus 5 Grad ab.
    Am Montag wechselnd bewölkt und einige Schneeschauer.
    In Vorarlberg und Tirol ist es aber noch sonnig.
    Dort kommen Schnee und kalte Luft an am Dienstag.
    Ja, und wir kommen zum Thema Urlauber, Schichtwechsel.
    Fünf Bundesländer wie Niederösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg haben die Semesterferienwoche heute zu Ende und die Steirer, die Oberösterreicher und die Kärntner, die beginnen nun damit, Schichtwechsel also und damit relativ viel Verkehr, vielleicht sogar ein Chaos.
    Mehr darüber von Thomas Ruttner von unserer Verkehrsredaktion.
    Um die Verkehrssituation in einem Satz zu beschreiben, im Westen Österreichs hat der Urlauberreiseverkehr bereits voll begonnen.
    Das betrifft vor allem Vorarlberg, Tirol und Salzburg.
    Grund wie gesagt sind die Ferien, Ferienbeginn in Kärnten und in der Steiermark und in Oberösterreich und gleichzeitig auch in Deutschland, in einigen Bundesländern, in einigen Teilen Deutschlands pardon.
    Nun, wie schaut es derzeit aus auf Österreichs Straßen?
    In Fadlberg auf der 14.
    Rheintal-Autobahn Richtung Adlberg gibt es vor dem Amberg-Tunnel zwei Kilometer Stau und in weiterer Folge auf der S16 der Adlberg-Schnellstraße bei Dallas vor dem Tunnel sechs Kilometer Stau.
    Größere Verkehrsprobleme gibt es in Tirol, so auf der Inntal-Autobahn bei Landegg Richtung Westen.
    Hier wird der Verkehr vor dem Perrien-Tunnel nur blockweise abgefertigt.
    Auf der B169 der Zillertaler Bundesstraße bei Straß Richtung Zillertal sowie auch Richtung Inntal haben sich die Stauungen aufgelöst.
    Auf allen Bundesstraßen rund um Sankt Johann in Tirol sehr starker Verkehr.
    Das betrifft vor allem die Lofarer Bundesstraße und die Pasturmbundesstraße.
    Wie schaut es aus in Salzburg?
    Da gibt es nur Probleme auf der A10 der Taunenautobahn bei Golling in beiden Richtungen.
    Wie gesagt sehr zäher Kolonnenverkehr.
    In Oberösterreich gibt es auf der A1 der Westautobahn zwischen Regau und Steiermühl Richtung Wien einen Unfall, der ist zwar geräumt, die Auffahrt Regau ist jetzt wieder frei, die war vorher gesperrt, aber vor der Unfallstelle und rund um die Unfallstelle Staunen.
    Noch ein Blick an die Grenzen.
    An den Grenzübergängen vor allem Richtung Deutschland sehr starker Verkehr.
    Spitzenreiter ist der Grenzübergang Kufstein-Kiefersfelden.
    Hier hat sich ein Rückstoff von etwa zwölf Kilometern gebildet.
    Das sind etwa 30 Minuten Wartezeit.
    Ja und nicht nur viel Straßenverkehr, natürlich auch bei diesem Urlauberschichtwechsel viel Eisenbahnverkehr.
    Trotzdem gerade heute Einzugsunglück und zwar in der Nähe von Melk.
    Details von Reporter Hannes Eigelsreiter.
    Die Unglücksstelle kurz vor dem Bahnhof Melk ist ein einziger Trümmerhaufen.
    Die Wucht des Zusammenstoßes des Eilzugs 1565 aus Amstetten und dem Güterzug aus Wien war so gewaltig, dass die beiden Triebfahrzeuge nahezu vollkommen zerdrückt worden sind.
    Die ersten Waggons der Zugskarnituren haben sich pyramidenartig übereinander geschoben.
    Ein Waggon hängt teilweise sogar auf dem etwa 5,60 Meter hohen Fahrbahntreten.
    Zwei Tote wurden in den Trümmern bereits entdeckt.
    Bei einem Opfer handelt es sich um den Lokführer des Eilzugs.
    Der zweite Tote dürfte der Schaffner sein.
    Beide konnten aber noch immer nicht geborgen werden.
    Eine weitere Person wird noch vermisst.
    Insgesamt wurden 16, zum Teil schwer verletzte Menschen, in die umliegenden Krankenhäuser nach Melk, Krems, Amstetten und St.
    Pölten eingeliefert.
    80 Soldaten des Bundesheeres sichern seit vier Stunden die Unfallstelle.
    Sie können jedoch mit den Bergarbeiten noch nicht beginnen, da zum einen noch die Tardot-Gruppe der Kriminalpolizei ermittelt und zum anderen die notwendigen Bergepanzer noch nicht eingetroffen sind.
    Und das heißt nun zum Hergang des Unfalls.
    Dazu Michael Battisti.
    Im Bahnhofsbereich von Melk gibt es vier Hauptgleise.
    Auf einem hätte der tonnenschwere Güterzug anhalten müssen, damit der Eilzug in den Bahnhof Melk einfahren kann.
    Um 8.03 Uhr steht das Haltesignal für den Güterzug auch auf rot.
    Aus bisher unbekannter Ursache überfährt der Lokführer des Zuges aber das Signal.
    Die ÖBB nehmen derzeit menschliches Versagen an.
    Ob die induktive Zugsicherung reagiert hat, also den Zug automatisch zum Stehen gebracht hat, ist nach Aussagen der ÖBB derzeit nicht maßgeblich.
    Denn vom Haltesignal bis zu dem Punkt, wo sich die beiden Gleise kreuzen, also dem Punkt des Zusammenstoßes, sind es nur etwa 100 Meter.
    Wie schnell der Güterzug unterwegs war, weiß die ÖBB noch nicht.
    Fest steht, dass der Eilzug mit rund 60 Kilometern pro Stunde gefahren ist.
    Die Westbahnstrecke ist im Bereich Melk mindestens noch einen Tag gesperrt.
    Die Reisezüge werden über die Südbahnstrecke und teilweise auch über die Franz-Josefs-Bahn umgeleitet.
    Es kommt aber zu stundenlangen Verspätungen im Zugsbereich.
    Michael Battisti hat berichtet, es gibt also eine Reihe auch von Umleitungen durch die Blockade der Westbahn über die Südbahn oder auch über die Wachau.
    Es wird jedenfalls zu Verspätungen kommen.
    Wir werden Ihnen in dieses Handy noch eine Telefonnummer durchsagen.
    Und wir bleiben
    Beim Thema Fremdenverkehr, beim Thema in dem Fall jetzt wegen dieses Unfalles, die Berichte von den Staus auf den Straßen zeigen es deutlich.
    An diesem Wochenende erlebt die Wintersaison im Fremdenverkehr einen Höhepunkt.
    Trotz anders lautender Ansichten aus den letzten Jahren, das Skifahren ist für die Wintergäste die Attraktion Nummer eins und wenn die weiße Pracht vom Himmel ausbleibt, wird mit Schneekanonen nachgeholfen.
    Die Wintersportorte sind jedenfalls mit dieser Saison bisher hoch zufrieden.
    Herbert Huter berichtet.
    Wintersportorte mit Liften und Seilbahnen über 12 bis 1500 Metern, die haben selbstverständlich nicht die geringsten Sorgen mit dem Schnee, auch wenn die Sonne in den letzten Wochen recht kräftig war.
    Weggeschmolzen ist die weiße Pracht natürlich weiter unten, aber Schneekanonen haben auch da kräftig mitgeholfen.
    Typisch die zufriedenen Meldungen aus der Dachstein-Tauern-Region, aus den steirischen Skiorten wie Schladming oder Haus im Enstal,
    Orte, denen schon so manche Rennsaison im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen ist.
    Wer in Kärnten Skiurlaub macht, der sollte nicht allzu weite Schwünge ansetzen, neben den Abfahrten grünt es bereits.
    Insgesamt der Tenor in Österreich sehr gut belegt, aber nicht bis zum letzten Bett ausgebucht.
    Das gilt selbstverständlich für den Adelberg, aber auch für die Wintersportorte in Tirol.
    Im Jänner konnten sie zum Teil mehr als 10 Prozent mehr Gäste begrüßen.
    Zweitwichtigstes Winterfremdenverkehrsland ist Salzburg mit plus 6 Prozent.
    Fremdenverkehrsmanager Peter Weichselbaumer.
    Das Salzburger Land ist ja das Inländer Urlaubsland Nummer eins im Winter und daher haben die Energieferien für uns natürlich ganz besondere Bedeutung.
    Wir haben im vergangenen Winter 3,11 Millionen
    inländische Übernachtungen gezählt.
    Das ist mehr als alle anderen Bundesländer im Verzeichnen.
    Und daher spielen natürlich die Semesterferien eine große Rolle.
    Und da sind wir natürlich nicht immer ganz glücklich.
    Wir sind vor allem daran nicht glücklich, wenn, wie in den letzten Jahren, sehr oft die Ferientermine der einzelnen Bundesländer wechseln.
    Wir hatten ja lange schon das Problem, dass
    durch die früher eingeführten Semesterferien, in denen Ostösterreich immer traditionell in der ersten Februarwoche und Westösterreich in der zweiten Februarwoche war, viele andere Urlauber, vor allem aus Deutschland, gesagt haben, naja, in der ersten Februarwoche ist es nicht, also in Salzburg sind die Inländer, da kommen wir zu einem anderen Termin.
    Nun ist plötzlich, heuer zum Beispiel, in der ersten Februarwoche überhaupt nur mehr das Burgenland,
    auf Semesterferien gewesen.
    Im nächsten Jahr, so viel wir jetzt schon wissen und wir hoffen, dass heute, ist überhaupt kein Bundesland in der ersten Februarwoche auf Urlaub.
    Das mag pädagogische Gründe haben und wir müssen uns natürlich auch bemühen, jetzt im Ausland wieder zu erklären, dass diese Woche wieder freie Quartiere bieten.
    Je gleichmäßiger die Ferien verteilt sind, desto angenehmer auch für die Wintergäste, argumentiert Weichselbaumer.
    Die Osten sind heuer erst im April, es wird also eine lange Wintersaison und gegen Ende überlegen es sich schon viele, ob sie nicht doch lieber schon im Süden Urlaub machen sollen, statt dem Schnee nachzufahren.
    Zuvor haben aber ja noch einige Bundesländer Winterferien, die Niederländer haben ihre sogenannten Pulpenferien und dann gibt es noch aus Deutschland die sogenannten Karnevalsflüchtlinge.
    Sie gehen lieber Skifahren, statt sich vom närrischen Treiben in den deutschen Metropolen mitreißen zu lassen.
    Herbert Hutter hat berichtet, wir kommen um Viertel Eins vorerst ins Ausland.
    I would begin with aircraft.
    Das war Bill Clintons Wahlkampf-Standardsatz zum Bosnienkrieg.
    Ich würde mit Luftangriffen beginnen, um die Serben zu stoppen.
    Damals brandmarkte Clinton Amtsinhaber Bush als Zauderer.
    Doch der Clinton-Plan für Bosnien, drei Monate nach dem Wahlsieg endlich präsentiert, ist so zahnlos wie die bisherige Vance-Owen-Politik.
    Es würde überraschen, wenn sich die Kampfparteien davon beeindrucken ließen.
    Neu am Kindenpapier ist eigentlich nur der zusätzliche Sondervermittler Reginald Bartholomew, der seine Arbeit schon aufgenommen hat.
    In Moskau konferiert er mit der politischen Führung, doch die Rolle Russlands ist zweischneidig.
    Der für den Balkan zuständige Vizeaußenminister Russlands jedenfalls lobt die konstruktive Rolle Belgrads und geht zu den Kroaten scharf auf Distanz, Susanne Scholl berichtet.
    Die Tatsache, dass sich Reginald Bartholomew sofort nach seiner Ernennung zum amerikanischen Sonderbeauftragten für Bosnien auf den Weg nach Moskau gemacht hat, war für Russland ein wohlwollend zur Kenntnis genommenes Signal amerikanischen Entgegenkommens.
    Darüber hinaus aber bekam Außenminister Kosiriev gestern dadurch auch Schützenhilfe bei seinem Auftritt im Parlament.
    Besser hätte er den mit seiner Vorgangsreise prinzipiell ziemlich unzufriedenen Parlamentariern wohl gar nicht beweisen können.
    dass Russland immer noch den Rang einer Weltmacht einnehme.
    Der amerikanische Sonderbotschafter hat heute früh die sicherlich nicht ganz einfachen Gespräche mit seinen russischen Partnern aufgenommen.
    Zunächst traf er den Vorsitzenden des Außenpolitischen Ausschusses im Parlament, Georgian Bartsumov, dann Außenminister Kozyrev.
    Dieser hatte gestern im Parlament nicht nur Russlands Weltbedeutung unterstrichen, sondern auch die Absicht, gerade auch im Jugoslawien-Konflikt eine eigenständige Politik zu betreiben.
    Er, so sagte Kozyrev, halte den Friedensplan der beiden Vermittler Sarah Swains und Lord Owen für die einzig mögliche Lösung.
    Er habe den Eindruck gewonnen, dass Serbien dabei sei, seine Politik in der richtigen Weise zu ändern, sodass man bald die Sanktionen werde lockern können.
    Und die bosnischen Moslems sollten sich nur ja nicht der Illusion hingeben, dass sie eine internationale militärische Intervention oder eine Aufhebung des Waffenembargos gegen Bosnien durchsetzen könnten.
    fügte Kozyrev noch hinzu.
    Eine doch ziemlich deutliche Festlegung, noch bevor er mit Bartholomew auch nur ein Wort gewechselt hatte.
    Tatsächlich erreichte der bis dahin vom Parlament meistgehasste Minister Russlands damit, dass er von unangenehmen Abgeordnetenfragen und neuerlichen Rufen nach seinem Rücktritt verschont blieb.
    Schließlich hatte der Hauptvorwurf gegen ihn bisher immer gelautet, er habe, so wie Präsident Yeltsin auch, die serbischen Brüder im Stich gelassen und verraten.
    Basolomys Aufgabe in Moskau ist also, wie gesagt, durchaus keine ganz einfache.
    Allerdings hat Moskau, noch vor Kozyrevs Rede im Parlament, die neue amerikanische Jugoslawien-Initiative prinzipiell begrüßt.
    Und der amerikanische Sonderbotschafter meinte heute Vormittag, er sei sicher, dass seine Gespräche in der russischen Hauptstadt zielführend und positiv sein werden.
    Sofern er sich an die von Kozyrev gestern sehr deutlich unterstrichene Vorgabe hält, die da lautet,
    Die historisch bedingten Empfindlichkeiten Russlands und seiner derzeitigen Parlamentarier in dieser Frage müssen berücksichtigt werden.
    Bartholomäus russischer Gegenpart, Vizeaußenminister Vitaly Tchurkin, ist als altgedienter Mitarbeiter des Moskau-Außenministeriums zumindest für diesen Teil seiner neuen Aufgabe bestens gerüstet und hat dies nach mehrmaligen Reisen in ehemalige Jugoslawien auch schon unter Beweis gestellt, indem er immer wieder betonte,
    Russland unterstütze zwar prinzipiell die UNO-Beschlüsse und halte sich auch an diese, der Westen müsse aber seine ziemlich einseitige Sicht dieses Krieges revidieren.
    Und wir bleiben nach dem Beitrag von Susanne Scholl in Moskau beim Thema.
    Aus den Vereinigten Staaten hört man immer wieder, für Amerika wäre eine Eskalation im Kosovo das Startsignal für eine echte Intervention.
    Denn wenn das Pulverfass Kosovo, wo 10% Serben, 90% Albaner unterdrücken, explodiert, dann droht jener Flächenbrand am Balkan, der auch Albanien, Mazedonien, vielleicht auch Griechenland und damit die NATO mit hineinziehen könnte.
    Die grüne Abgeordnete Theresia Stojicic war mit einer internationalen Parlamentarier-Delegation im Kosovo und sie schildert am Telefon ihre Eindrücke so.
    Ja, mein Eindruck war ein sehr, sehr negativer.
    Der Kosovo ist heute eine Gegend, wo die Menschen, ich würde es so sagen, mit der geballten Faust in der Hosentasche in der Gegend herumgehen.
    Die Beteuerungen des Kosovo-Parlaments und des Präsidenten Rugova, dass alle eine friedliche Lösung des Problems auf dem Kosovo wollen, sind zwar sehr beeindruckend, sind aber nach den Eindrücken, die ich in den letzten Tagen gewonnen habe, etwas, was also nicht langfristig so weitergehen kann oder nicht für die Dauer.
    Es ist eine ganz, ganz deprimierende Stimmung da, obwohl alle versuchen, Optimismus zu versprühen.
    Wir haben eine Bergwerksstadt, Kosovo-Mitrovica, besucht, wo also 2700 albanische Bergwerksarbeiter entlassen wurden, die heute alle ohne Arbeit sind.
    Und die Zustände dort sind, also was ich mit eigenen Augen wahrnehmen konnte, wirklich
    ganz katastrophal.
    Die Menschen leiden zwar nicht an Hunger, haben aber keine Perspektive.
    Und das, glaube ich, macht die Stimmung dort höchst explosiv und höchst gefährlich, wenn nicht bald es eine Lösung für das Kosovo gibt.
    Das heißt, die serbische Repression ist allgegenwärtig spürbar?
    Die serbische Repression ist allgegenwärtig.
    Man spürt es nicht nur als Bewohner des Kosovo, sondern auch als internationaler Parlamentarier.
    Unsere Delegation wurde ständig von der serbischen Miliz aufgehalten.
    Wir wurden also kontrolliert, ausgefragt, was wir denn hier wollen, in wessen Auftrag wir unterwegs sind, warum überhaupt internationale Delegationen in den Kosovo kämen, wodurch alles in Ordnung sei.
    Also nicht nur als Kosovo-Bürger oder Bürgerin spürt man diese allgegenwärtige Repression, sondern auch als Besucher aus dem Ausland.
    Es ist nun die albanische Sprache im Prinzip verboten, es sind die Schulen geschlossen, es sind Zeitungen, Fernsehen, die Medien der Kosovo-Albaner verboten.
    Wie funktionieren denn eigentlich diese antiserbischen Parallelstrukturen, die ja eigentlich im Untergrund nur existent sind?
    Also wir haben sowohl die albanische Zeitung als auch albanische Mittelschulen besucht und ich war sehr beeindruckt,
    von dem Eifer, den die Schüler dort in einem privaten Wohnhaus in einem Zimmer am Boden hockend zu 30 entwickelt haben.
    Es ist wirklich faszinierend, diese
    diesen Enthusiasmus, der dort im Untergrund innerhalb der Schüler und auch der Kranken in diesen Ambulanzen, die errichtet wurden, zu sehen.
    Aber ich glaube nicht, dass Zustände wie diese auf noch längere Zeit aufrecht zu erhalten sind.
    Ist eigentlich jetzt vom Winter her die Not groß?
    Die Not ist insofern groß, als man zwar nicht den Eindruck hat, dass es Hunger direkt im Kosovo gibt, aber beispielsweise
    auch in dem Hotel, in dem wir untergebracht waren, gab es keine Heizung.
    Denn der Kosovo ist ja durch das Embargo, das Serbien betrifft, ja auch betroffen.
    Und jetzt von meiner eigenen Wahrnehmung war es so, es war nicht nur innerliche Kälte zu spüren, sondern es war überall, wo wir hingekommen sind, einfach bitterkalt.
    wirklich, weil es scheinbar auch zu wenig Heizmaterial und Möglichkeiten gibt.
    Nicht nur in den Städten, sondern auch in den Wohnungen und Häusern, die wir auf dem Land besucht haben, war es einfach überall kalt und das ist ein Eindruck, der wirklich sehr bleibend ist.
    Es gibt keine Anzeichen für einen Aufstand, aber wie geht es denn Ihrer Meinung nach weiter, wenn sich diese drückenden Verhältnisse für die Kosovo-Albaner nicht ändern?
    Es gibt keinen augenscheinlichen Ausdruck oder Anzeichen für einen Aufstand.
    Aber es sind die Kosovo-Albaner, also ihre offiziellen Vertreter und auch die Bevölkerung, mit der wir in Kontakt gekommen sind, fest entschlossen an der Unabhängigkeit ihrer Republik Kosovo festzuhalten und diese auch umzusetzen.
    Es wird zwar immer wieder beteuert, es nicht mit Waffengewalt oder mit militärischen Mitteln zu versuchen.
    Dazu, glaube ich, werden die Albaner im Kosovo auch nicht imstande.
    Aber die Konzentration geht vor allem in das Ausland, vor allem in das westliche Ausland, dass dieser Zustand, zu dem die Bevölkerung wirklich so massiv leidet,
    durch eine Intervention von außen jetzt nicht eine militärische, sondern vor allem eine politische beendet wird.
    Und darauf erstützen sich die Hoffnungen der dortigen Bevölkerung.
    Die Amerikaner sagen ja immer, Ihr Point of No Return wäre erreicht, wenn im Kosovo die Situation eskaliert.
    Hofft man da auf Amerika?
    Ja, man hofft auf Amerika.
    Man hofft vor allem auch auf die europäische Gemeinschaft.
    Und ich bin immer, immer wieder mit der Frage konfrontiert worden,
    was unser Besuch dem bewirken wird, denn vor allem auch Kinder sagen, es waren schon so viele Journalisten da und für uns hat sich nichts verändert.
    Wann werden wir endlich ein freies Land und ein freies Volk sein?
    Also die Menschen legen all ihre Hoffnungen sozusagen in die
    in die Welt hinaus, weil sie alleine diesen Zustand nicht imstande sind zu ändern und zu beenden, weil sie eben an diesem friedlichen Widerstand festhalten.
    Nach den Erfolgen unter Anführungszeichen der internationalen Jugoslawien-Diplomatie muss man da ja pessimistisch sein.
    Ich bin nicht sehr optimistisch.
    Ich hoffe aber doch, dass jetzt auch im Zuge der Bewegung rund um die Krise und um den Krieg in Bosnien es auch eine Lösung für das Kosovo geben wird und ich werde auch versuchen, also meine Eindrücke jetzt hier auch so wiederzugeben, dass auch Österreich seinen Teil oder einen Teil jetzt leisten kann, vor allem dann auch für humanitäre Hilfe für die Bevölkerung dort, die wirklich in ganz argen Nöten und
    Letzte Frage, ist der große Wunsch die Rückkehr zur Autonomie, die vor drei Jahren aberkannt wurde, oder gibt es doch auch eine starke Achse mit Albanien für ein geeintes Albanien?
    Es ist weder der Wunsch nach der Autonomie noch nach einer Vereinigung mit Albanien, sondern in allen Gesprächen kam ganz klar zum Ausdruck der Wunsch nach einer unabhängigen Republik.
    Kosovo auf dem Territorium der ehemaligen autonomen Provinz Kosovo.
    Kosovo-Eindrücke der Nationalratsabgeordneten Theresia Stoischitz.
    Zurück noch einmal kurz zum Zugunglück auf der Westbahn.
    Bei Mail-Informationen über Fahrplanänderungen und Verspätungen erteilt die zentrale Zugauskunft mit der Wiener Telefonnummer 0222
    5800 durch Wahl 33 378.
    5800 33 378 in Wien, die zentrale Zugauskunft.
    Und im ORF-Teletext erfahren Sie diese Fahrplanänderungen und absehbare Verspätungen ab Seite 290.
    Übrigens erste Fernsehbilder vom Unglück bei Melk in ORF 1 um 13 Uhr in der Zeit im Bild Sendung.
    Was die Sonntagsreden vom freien Welthandel und von der notwendigen Öffnung der Märkte für die Entwicklungsländer in der Praxis wert sind, das hat die europäische Gemeinschaft wieder einmal eindrucksvoll bewiesen.
    Brüssel hat nun entschieden, die Einfuhr von Bananen aus Zentralamerika einzuschränken und mit einem Sonderzoll zu belegen.
    Bis zuletzt hat sich Bonn gegen diese Maßnahme, die 100.000 Arbeitsplätze im karibischen Raum kostet, gewährt.
    Deutschland ist Weltmeister im Bananenessen und konnte bisher zollfrei und billig einführen.
    Nun wollen die Deutschen beim Europäischen Gerichtshof klagen und die Erzeugerländer, wie etwa Costa Rica, Honduras oder Venezuela, die wollen beim GATT klagen.
    Waltraud Langer berichtet.
    Wir haben die Bananenschlacht gewonnen.
    Darüber hat sich der französische Landwirtschaftsminister Soisson schon einmal gefreut und jetzt darf er sich seines Sieges wohl endgültig gewiss sein.
    Was politisch bereits im Dezember entschieden worden ist, wurde beim gestrigen Bananengipfel in Brüssel kurz vor Mitternacht endgültig beschlossen.
    Eindeutiger Verlierer der Schlacht ist Deutschland.
    In Deutschland werden sich die Bananenpreise deutlich erhöhen.
    Worum geht es?
    IG-Staaten mit eigenen Anbaugebieten wie Frankreich, Spanien oder Großbritannien haben sich dafür stark gemacht, dass ihre Produzenten vor den sogenannten Dollarbananen aus Lateinamerika geschützt werden.
    Wortführer war Frankreich, das in seinen Überseegebieten Martinique und Guadeloupe über eine umfangreiche Bananenproduktion verfügt.
    Diese Bananen sind teurer als die lateinamerikanischen, da die Anbaugebiete schlechter sind.
    Der Beschluss, der nun gefasst wurde und dessen Marktordnung der deutsche EG-Kommissar Bangemann als hellen Wahnsinn bezeichnet hat,
    sieht vor, dass ab Juli das Kontingent Zoll begünstigter Bananen aus Lateinamerika auf 2 Millionen Tonnen beschränkt wird.
    Hier wird ein Zoll von 1.400 Schilling je Tonne erhoben.
    Für jede Tonne mehr beträgt der Zollsatz ca.
    12.000 Schilling.
    Dollarbananen werden damit auf das Preisniveau der EG-Bananen hinaufgedrückt.
    Das sichert zwar die Existenz der EG-Bananenproduzenten, doch die Bananenbauern Lateinamerikas bangen um ihre Arbeitsplätze.
    Es wird befürchtet, dass wegen höherer Preise und damit niedrigerem Absatz 600.000 Menschen ihre Existenzgrundlage verlieren.
    In zweiter Linie sind die Deutschen betroffen, für die die Bananenpreise steigen.
    Die Deutschen müssen im Früssel ohnehin viele Witze darüber ertragen, eine Bananenrepublik zu sein, da sie in der EG mit Abstand am meisten Bananen essen.
    Bereits vor der Wiedervereinigung
    ein Drittel des EG-Absatzes von Bananen nach Deutschland verkauft worden.
    Das hat nicht zuletzt mit dem niedrigen Preis zu tun, für den sich schon Bundeskanzler Adenauer bei der Gründung der EG-Staat gemacht hat.
    Er setzte damals ein Protokoll zu den Gründungsverträgen der Gemeinschaft durch, dass Deutschland bis zur Stunde die zollfreie Einfuhr von Bananen erlaubte.
    Deutschland hatte sich bereit gezeigt, den für andere EG-Staaten geltenden Zollsatz von 20 Prozent zu akzeptieren.
    Doch die Niederlage der letzten Nacht
    die die Preise wahrscheinlich noch viel mehr ansteigen lässt, die will Deutschland nicht einfach hinnehmen.
    Wie der deutsche Landwirtschaftsminister Borchardt noch in der Nacht ankündigte, werde die deutsche Regierung prüfen, ob sie den nach Meinung des Ministers rechtswidrigen Beschluss beim europäischen Gerichtshof anfechten wird.
    Ein Beitrag zum Brüsseler Bananenstreit und wir kommen um halb eins zu unserer Samstagsserie.
    im Journal zu Gast.
    Das ist heute Mag.
    Thomas Bahrmüller.
    Er ist einer der fünf Abgeordneten, die vor zehn Tagen aus der FPÖ ausgetreten sind, mit der dritten Nationalratspräsidentin Heide Schmidt an der Spitze.
    Der Parteiaustritt Bahrmüllers hat besonders überrascht.
    Der Kaider hat ihn stark protegiert.
    Bahrmüller galt umgekehrt als großer Fan Heiders.
    Thomas Barmüller ist 29 Jahre alt, stammt aus dem steirischen St.
    Veit am Vogau nahe der Grenzstadt Spielfeld und ist Rechtsanwaltsanwärter.
    Seit wenigen Tagen ist er arbeitslos, weil er die Kanzlei des früheren FPÖ-Justizministers Harald Ofner verlassen hat.
    Mit Thomas Barmüller spricht Hans Biesenböck.
    Herr Mag.
    Barmüller, 1988 haben Sie Jörg Haider kennengelernt, schon 1989 sind Sie in der steirischen FPÖ-Leitung gesessen, 1990 waren Sie dann schon für die Freiheitlichen im Nationalrat und jetzt, vor zehn Tagen, sind Sie spektakulär mit Heide Schmid ausgetreten.
    Lieben Sie diese Blitzkarrieren der besonderen Art?
    Nein, das hat nichts damit zu tun, dass ich besonders auffällig sein will, sondern ich habe im Jahr 1988 Heidi Schmidt, Jörg Haider, überhaupt damals die ganze FPÖ-Crew kennengelernt und habe die Auffassung vertreten, dass die Probleme in Österreich ansprechen und auch lösen wollen, die wirklich wichtig sind und die auch für mich ein Anliegen waren, habe mich deshalb für die FPÖ interessiert.
    Und es hat sich jetzt nur zugetragen, dass die FPÖ nach meiner Meinung
    sich sehr verändert hat und das hat mich letztlich dann auch zu diesem Schritt bewogen.
    Wir kommen inhaltlich noch zurück auf diesen Schritt.
    Ich möchte zunächst einmal fragen, Sie haben in der Südsteiermark, ich habe da mit einigen Leuten gesprochen, die Sie kennen, Sie und auch Ihr Bruder, der damals beinahe Landesparteisekretär der FPÖ in der Steiermark werden sollte, die haben schon als Stars von Jörg Haider gegolten.
    Haben Sie das genossen damals?
    Ich bin damals durchaus nicht im Vordergrund gestanden, das war, was die ganze Organisation dieser Veranstaltung angeht, die wirklich ein großer Erfolg war.
    Mein Bruder, das muss ihm auch als Erfolg bleiben, er war derjenige, der das eigentlich erst angestartet hat.
    Für mich hat das Ganze erst begonnen, als er aufgehört hat.
    Einen gewissen Drang ins Rampenlicht entspüren Sie gar nicht?
    Nein, das war auch so in der Arbeit des Nationalrats.
    Ich gehöre eher zu jenen, die lieber in den Ausschüssen inhaltlich arbeiten, als sich besonders noch vorzudrängen.
    Also eher graue Maus als großer Star, wenn ich es ein bisschen polarisiere?
    Wenn Sie es so polarisieren wollen, ja, aber Sie werden sehen, dass das nicht der Fall ist.
    Was hat Sie denn damals fasziniert so sehr an Jörg Haider und der FPÖ, dass Sie so schnell dazugekommen sind und auch so schnell so weit hinaufgekommen sind?
    Was mich fasziniert hat an der FPÖ, war der Umstand, dass es die FPÖ war, die ganz wesentliche Probleme in dem Land, die viele, sagen wir mal so richtig angezipft haben, aufgegriffen haben.
    Das war die ganze Sache mit der Parteibuchwirtschaft, das ist Privilegien, Proporz, das ist die Verkrustung im Kammerstaat selbst.
    Mir hat auch, das muss ich ehrlich sagen, die Art gefallen, mit der das gemacht wurde.
    Ich sehe aber nur heute, dass offenbar die Meinung vertreten wird, dass doppelt so viel von dieser Art auch doppelt so gut ist und das ist nicht richtig, denn die Dosis macht es aus, ob es Medizin oder Gift ist.
    Können Sie die Art, die Ihnen damals gefallen hat und jetzt nicht mehr gefällt, ein bisschen beschreiben?
    Das war so ein bisschen das Freche auch, was dahinter war, was sich heute zu einem ausgeprägten Freund-Feind-Schema entwickelt hat, was auch eigentlich in der Aussage gipfelt, man müsse dieses System zerschlagen, damit man es besser machen kann.
    Ich meine, dass man das System verändern muss, nicht zerschlagen und dann behaupten, man baut das neu auf, sondern man muss wirklich versuchen, mit inhaltlicher Arbeit hier anderes in den Vordergrund zu rücken.
    Übertreibt das Haider Ihrer Meinung nach sozusagen nur oder hat er sich auch inhaltlich verändert?
    Beides.
    Es ist von der Art heute her, das habe ich bereits vorhin gesagt, ein ausgeprägtes Freund-Feind-Schema.
    Das ist aber bitte von den Grundsätzen einer parlamentarischen Demokratie her nicht sinnvoll.
    Es muss eine Konsensbrücke offen sein.
    Keine Kompromissbrücke, sondern es muss ein Konsens sein.
    Und die inhaltliche Veränderung, meine ich auch zu sehen,
    Das ist, wenn Sie die ganze Entwicklung anschauen, von den Themen, die aktualisiert werden, bis hin, wer heute eigentlich innerhalb der Partei ideologisch oder weltanschaulich das Sagen hat.
    Aber muss ein Parteichef, ich frage jetzt mal methodisch dagegen, muss ein Parteichef nicht darauf schauen, dass er Erfolg hat?
    Und wenn ein Kurs wie in Haider Fair zum Erfolg führt, und er gewinnt ja Wahlen, ist es dann nicht irgendwo legitim, diesen Kurs fortzusetzen?
    Zumindest verständlich?
    Wenn Sie den Erfolg darin sehen, Wahlen zu gewinnen, und zwar ausschließlich Wahlen zu gewinnen, dann haben Sie recht.
    Wenn Sie sagen, es geht mir bitte darum, Inhalte durchzusetzen, dann haben Sie nicht recht.
    Und zwar, ich erinnere etwa ans Fremdengesetz, das von den Freiheitlichen, das war im Zuge
    des Beginns der Werbung für das Volksbegehren verhandelt worden ist, auch in den Ausschüssen, wo es geheißen hat, bitte wir bringen alles durch, was wirklich unsere Anliegen sind.
    Wo wir dann aber im Plenum das abgelehnt haben und zwar aus der Begründung heraus, bitte wir können diesem Gesetz nicht zustimmen, denn sonst sagt man, wozu macht ihr ein Volksbegehren, wenn ihr eh schon den Gesetzen zustimmt, wenn also die Regierung am richtigen Weg ist.
    Es muss aber irgendwo nach meinem Dafürhalten
    die politische Agitation aufhören, nämlich dann, wenn ich meine Inhalte wirklich durchbringe.
    Wofür stehen Sie politisch?
    Möglichst konkret, nennen Sie drei Werte, die Ihnen ganz besonders wichtig sind.
    Wir haben etwa, und das war ein wesentlicher Punkt, der in der ganzen Zeit jetzt schon eine Diskussion war, die EG-Frage, dass wir gesagt haben, bitte, Österreich wird an der EG nicht vorbeikommen, das ist eine politische Realität.
    Das zweite ist etwa im Bereich der Justizpolitik, wo heute nach meinem Dafürhalten die FPÖ eine sehr starke Law-and-Order-Mentalität hat.
    Und wenn Sie etwa die ganze Diskussion jetzt ansehen, mehr Rechte für Verbrecher, weil man, was weiß ich, im Bereich jetzt dann untersuchungshaft Änderungen machen will, dann ist das auch ein Weg, den man nicht unterstützen soll, wie wohl vielleicht einige meinen, dass das gut klingt.
    Und, und das ist das dritte wirklich Wichtige, dass man im Stil der Opposition, in der Art der politischen Auseinandersetzung etwas anderes macht.
    Junge Menschen wie Sie, die ein bisschen auch der Protest gegen gesellschaftlich etablierte Strukturen motiviert, Sie haben es ja vorher selber gesagt, die der Protest gegen verkrustete Strukturen motiviert, die könnten ja auch
    zu den Grünen gegangen sein.
    Und viele Leute sind aus ähnlichen Motiven zu den Grünen gegangen.
    Warum sind Sie damals zu den Freiheitlichen gegangen, jetzt zum Liberalen Forum?
    Ich habe mich, das war in der Ende, das war gegen Ende meiner Schulzeit, sehr für die Grünen auch interessiert.
    Es war eine Partei, die einfach auch, weil sie neu war, für uns damals faszinierend war.
    Ich habe aber den Eindruck, dass die Grünen in ihrem Anliegen
    bei weitem nicht diesen Konsens haben.
    Sie sind eigentlich auch Fundamentalisten.
    Und sie lassen ebenfalls nicht die Möglichkeit des Konsenses offen, denn sie haben sehr oft in politischen Fragen Positionen, wo sie sagen, wenn ihr nicht hundertprozentig meine Position einnehmt, dann ist das Ganze nicht mitzutragen von uns.
    Und darüber hinaus glaube ich, dass auch die Grünen das Problem haben, dass sie eigentlich eine Angstpartei sind, weil sie durch die Umweltzerstörung, die Umweltverschmutzung, die existiert gerade auch bei jungen Leuten, dieses Potenzial aufreißen.
    Wie weit hat denn Ihre Familie Ihre politische Entwicklung geprägt?
    Nach meinem Dafürhalten gar nicht so sehr, mit Ausnahme des Umstandes, dass ich bei mir zu Hause immer die Möglichkeit gehabt habe, mir eine eigene Meinung zu bilden und auch für das einzustellen.
    Ihr Vater war Sonderschullehrer, eher der ÖVP zugeneigt, ist noch Sonderschullehrer, pardon.
    Ihr Großvater war Arbeiter in der Obersteiermark, eher der SPÖ zugeneigt.
    Hat es da nicht Diskussionen gegeben?
    Hat sich das nicht irgendwo ein bisschen geformt?
    Mein Vater, der auch heute noch Lehrer für schwer erziehbare Kinder ist, das war richtig, war der ÖVP oder ist auch heute noch der ÖVP zugeneigt.
    Das hat wohl auch damit zu tun, dass ich aus der Südsteiermark komme, die ein traditionell öVP-dominiertes Gebiet ist, was auch genügend Probleme deshalb gibt.
    Aber das hat niemals dazu geführt, dass er jetzt besonders auf mich eingewirkt hätte, in dem Bereich aktiv zu werden, zumal er auch gesehen hat, welche Fehler in den Parteien oder in dieser Partei existieren.
    Und von meinem Großvater her, der, wie Sie richtig sagen, aus der Obersteimer kommt, und zwar mütterlicherseits jetzt, der bei Felten gearbeitet hat, ich glaube, von ihm kommt es her, dass ihm durchaus auch soziale Anliegen wichtig sind.
    Man darf eins nicht übersehen, mein Großvater hat mit 14, weil sein Vater damals die Familie verlassen hat, eine ganze Familie erhalten müssen.
    Er hat zusammen mit meiner Großmutter fünf Kinder durchgebracht.
    Die Enkelkinder haben alle die Gelegenheit gehabt zu studieren.
    Das darf man nicht übersehen, dass man dafür auch eine Verantwortung trägt.
    Das war nämlich in diesem Staat notwendig oder möglich.
    Und daher muss man jetzt auch sagen, okay, dann muss man, wenn man die Gelegenheit hat, etwas einzubringen, das auch tun.
    Sie haben, als Sie jetzt gemeinsam mit Heidi Schmidt und den anderen aus der FPÖ ausgetreten sind, das unter anderem mit all den Dingen begründet, die rund um das sogenannte Ausländervolksbegehren passiert sind.
    Aber Sie haben dieses Volksbegehren unterschrieben.
    Wie erklären Sie diesen Widerspruch?
    Ich habe das Ausländervolksbegehren nicht nur unterschrieben, ich habe es auch bei der Einleitung unterstützt, also als es mit Abgeordnetenunterschriften eingeleitet wurde.
    Das liegt daran, dass ich mich an der Diskussion über diese Punkte sehr beteiligt habe.
    Und zwar war das im Konkreten vor der Punkt 6, der sich bezieht auf die 30-Prozent-Klausel in den Klassen, wo der Ausdruck der nichtdeutschen Muttersprache vorkommt, den ich für sich genommen nicht problematisch halte.
    Ich habe dann gefragt, was denn das bedeutet, nichtdeutsche Muttersprache,
    Und nachdem sich herausgestellt hat, dass es dabei nicht darauf ankommt, ob jemand österreichischer Staatsbürger ist oder nicht, sondern ausschließlich man Bezug nimmt auf die kulturellen Probleme, die entstehen, wenn jemand anderen Glaubens ist oder eben auch anderer Abstammung, habe ich gesagt, ich unterschreibe das nicht.
    Und zwar deshalb, weil es ganz klar wieder der Gleichheitsgrundsatz ist.
    Es hätte auch die österreichischen Slowenen betroffen zum Beispiel.
    Es hätte auch die österreichischen Slowenen betroffen.
    Wir haben dann eine sehr hitzige Diskussion auch geführt in einer eigens einberufenen Club-Sitzung, wo es aber dann zu dem Kompromiss gekommen ist, dass dieser Punkt so zu verstehen ist, dass Staatsbürger davon nicht betroffen sind.
    Nichtsdestoweniger ist es als unehrlicher Kompromiss bezeichnet worden.
    Das heißt, man hat offenbar wirklich dahinter etwas anderes verfolgt, als jetzt nur rein geschrieben stand.
    Wäre dann nicht besser gewesen, nicht zu unterschreiben?
    Wenn ich damals schon den Gedanken gehabt hätte, aus der FPÖ auszutreten, nicht mehr dort mitzumachen, hätte es mir wurscht sein können, mit welcher Position ich dann in die zukünftigen Diskussionen gehe.
    Das war mir nicht wurscht, weil ich innerhalb der FPÖ auch weitermachen wollte und daher war es nach meinem Dafürhalten notwendig, diesen Weg zu gehen.
    Sie waren sozusagen bis zur Volksbegehrenswoche loyal zur FPÖ und die Woche darauf haben Sie alles hingeschmissen.
    Warum?
    Na, so klingt es jetzt aus Ihren Worten, wenn Sie sagen, Sie haben mitgemacht, Sie haben einen Kompromiss gesucht, Sie haben dann unterschrieben, um zur Sache zu stehen, auch wenn Sie Ihre inneren Zweifel hatten.
    Was war dann der Auslöser für den Bruch?
    Der Bruch oder der Entschluss war der, dass dann Heidi Schmidt gesagt hat, Thomas, pass auf, ich gehe.
    Ich sehe, ich kann innerhalb der FPÖ nichts bewirken.
    Es war nach dem Volksbegehren so, dass sich der Jörg gesagt hat, nach all den Aktionen, die vorher waren,
    Heide, du hast innerhalb der Partei keinen Stellenwert mehr, was auch ich so verstanden habe, dass das, was sie inhaltlich verträgt, keinen Stellenwert mehr hat.
    Und als sie gesagt hat, sie geht, habe ich mir überlegt, was bleibt jetzt über?
    Und in diesem Rahmen haben wir dann gesagt, okay, das, was überbleibt, ist eigentlich nicht die Partei, die ich unterstützen will.
    Und wie sehr hat eine Rolle gespielt, dass Sie das fünfte Mandat gebracht haben, der Gruppe im Schmid, und damit die Chance, eine Fraktion zu werden?
    War das je ein Thema?
    Sind Sie gebeten worden, auch deshalb zu kommen?
    Nein, ich bin nicht gebeten worden, auch deshalb zu kommen.
    Aber es ist richtig, dass es in meinen Überlegungen auch eine Rolle gespielt hat, dass man den Gruppestatus erreicht.
    Das ist richtig, denn nur wenn Sie den Gruppestatus erreichen, haben Sie wirklich von den organisatorischen Möglichkeiten her zu wirken.
    Und einen so schwerwiegenden Schritt zu tun, hätte keinen Sinn, wenn es eine reine Hassatzpartie wäre.
    Das wäre nach meinem Dafürhalten verantwortungslos.
    Dass Sie überhaupt im Parlament sitzen, das verdanken Sie letzten Endes Jörg Haider.
    der sie sehr gefördert hat und sie sehr rasch hat aufsteigen lassen, ist es, bewusst moralisch gesprochen, anständig, die Chance, die sie durch Haider und die FPÖ erhalten haben, jetzt gegen die FPÖ und Haider zu nützen.
    Das ist die Frage, wenn Sie meinen, dass Loyalität über alles zu stellen ist, und das ist auch ein Grundsatz, der offenbar innerhalb der FPÖ heute gilt, dann haben Sie damit recht.
    Ich meine nicht, ich frage nur.
    Nein, ich sage, das impliziert Ihre Frage ja.
    Und wenn ich der Ansicht bin, dass man letztlich noch eine Eigenverantwortung behalten muss,
    dann gebe ich in diesem Zusammenhang nicht recht.
    Ich stehe auf dem Standpunkt, dass ich eine Eigenverantwortung diesbezüglich wahrzunehmen habe und ob es so ist, dass man das so empfinden muss, dass es als Verrat zu empfinden ist, dann glaube ich, wird sich das auch bei den nächsten Wahlen niederschlagen.
    Ich glaube, dass der Gradmesser für die Richtigkeit dieses Schritts die nächsten Wahlen sein werden.
    Ich habe vor diesem Interview mit ein paar Menschen gesprochen, die sie kennen, und einer hat mir gesagt, ja, der Herr Mag.
    Paar-Müller, das ist ein Mann von Konsequenz, ja, von erschreckender Konsequenz.
    Betonung auf erschreckend.
    Was sagen Sie jetzt dazu?
    Erschreckt das jetzt Sie?
    Es wundert mich.
    Ich empfinde mich nicht so.
    Und insbesondere mir ist durchaus bewusst, dass auch andere Recht haben können.
    Und das ist auch etwas, was mich in meinem ganzen Leben auch geleitet hat.
    Und daher glaube ich zwar, dass man sich selber zu einem Gutmaß treu bleiben muss,
    Da jetzt dann zu behaupten, dass das von erschreckender Konsequenz ist, das ist eine Abschätzung.
    Ich teile diese Ansicht nicht.
    Mich erschreckt meine Konsequenz nicht.
    Vielen Dank für das Gespräch.
    Thomas Warmüller, einer der Neoliberalen, war im Journal zu Gast.
    Hans Besenböck hat mit ihm gesprochen.
    Zwischendurch zurück zu den Westbahnverspätungen im Gefolge des Zugunglücks bei Melk.
    Die von uns durchgegebene Telefonnummer der ÖBB, die ist, weil es nur eine Durchfallklappe ist, ziemlich überlastet.
    Rufen Sie bitte 17 17, um zu erfahren, welche Verspätungen durch das Zugunglück bei Melk auf der Westbahn eintreten.
    ORF-Teletextseite 290 und die folgenden informiert auch.
    Zurück ins Ausland.
    Das kleine Balkenvolk der Litauer, Vorkämpfer des Zerfalls der UdSSR Ende der 80er Jahre, wird zum zweiten Mal in drei Monaten in die Wahlzellen gerufen.
    Nach den Parlamentswahlen küren die 2,5 Millionen Stimmbürger morgen einen neuen Präsidenten.
    Favorit ist der Reformkommunist Algirdas Brasauskas, der mit seiner sozialdemokratisch orientierten Partei
    schon die nationale Rechte unter Ex-Präsident Vytautas Landsbergis in den Parlamentswahlen geschlagen hatte.
    Sein Rival erlebte bis vor kurzem im Ausland der Exil-Litauer Stasis Losoraitis, der sich als Kandidat präsentiert, der die verfeindeten Lager in Litauen versöhnen will.
    Christian Schüller aus Vilnius.
    Welten liegen zwischen den beiden Bewerbern um die litauische Präsidentschaft.
    Der eine hat den Großteil seines Lebens in den USA verbracht, der andere war ein Mann Moskaus.
    Der eine will Litauen in die westliche Gemeinschaft führen, der andere verspricht bessere Beziehungen zum russischen Nachbarn.
    Trotz dieser Kontraste wird nicht ausgeschlossen, dass der wahrscheinliche Sieger, der Kommunist Brazauskas, den wahrscheinlichen Verlierer, den Exil Litauer Lazaraitis, zum Regierungsschiff macht.
    Drei Jahre nach dem feierlichen Einholen der sowjetischen Flagge schlägt in Litauen die Stunde der Pragmatiker.
    Die politische Unabhängigkeit blieb das einzige Standbein des Landes.
    Und so heftig man sich auch im Kreis drehte, wirtschaftlich fand man keinen Boden unter den Füßen.
    Litauen hat nicht die Mittel, um die lebenswichtigen russischen Ölimporte zu Weltmarktpreisen zu bezahlen.
    Im vergangenen Herbst war die Unzufriedenheit mit der nationalen Regierung bereits so groß, dass die Reformkommunisten um Al-Ghiraspal-Rauskas die Mehrheit im Parlament zurückgewonnen.
    Die nationale Sammelbewegung Saiodist
    reibt sich seither in Flügelkämpfen auf.
    Der Ton gegenüber Moskau wurde gemildert und wer immer die morgigen Wahlen gewinnen mag, hofft man auf ein Arrangement mit Russland.
    Die Voraussetzungen dafür wären besser als in den beiden anderen baltischen Staaten.
    Weil in Litauen weit weniger Russen leben als in Estland und Lettland, wurden die Bedingungen für die litauische Staatsbürgerschaft nicht so scharf gefasst wie bei den Nachbarn.
    Anders als in Estland und Lettland braucht man keinen Ahnennachweis, um Litauer zu werden.
    Die russische Minderheit fühlt sich weniger ausgeschlossen und agiert weniger aggressiv.
    Die sowjetischen Truppen, die am Massaker von 1991 beteiligt waren, haben Vilnius zum Jahreswechsel verlassen.
    Im Gegenzug wurden Stacheldraht und Barrikaden vom Parlamentsgebäude entfernt.
    Eine Geste der Entspannung, die zugleich eine neue Phase im Verhältnis zu Moskau andeuten sollte.
    All das heißt nicht, dass es keine Anlässe für nationale Spannungen mehr gebe.
    Die Studentenbewegung Junges Litauen verlangt weiterhin die Aussiedlung aller Okkupanten und meint damit alle Russen und Ukrainer, die seit den 40er Jahren nach Litauen gekommen sind.
    Der Favorit bei den Präsidentenwahlen Brasovskas wird vielfach als Wendehals angesehen, hinter dem der alte kommunistische Apparat stehe.
    Doch die Ressentiments gegen den Mann Moskaus, die vor allem in den Städten verbreitet sind, dürften nicht ausreichen, um ihn zu besiegen.
    In den Fabriken und Kolchosen misstraut man dem Diplomaten Lazaraitis.
    Für Irritation sorgt vor allem die allmähliche Rückkehr wohlhabender Immigranten, die ihren Besitz aus der Vorkriegszeit zurückfordern.
    Gegen die persönliche Integrität des bürgerlichen Kandidaten Lazaraitis wird in Litauen allerdings wenig eingewendet.
    Er hat bis 1990 die Vertretung der litauischen Untergrundregierung in den USA geleitet und damit die Goldreserven verwaltet, auf die Moskau niemals Zugriff bekam.
    Seit der litauischen Unabhängigkeitserklärung ist Losoreitis offizieller Botschafter seines Landes.
    Präsidentenwahlen morgen in Litauen, morgen Wahlen, übrigens auch Stichwahlen um die Präsidentschaft in Zypern.
    Im April des Vorjahres feierten Publikum und Kritik Alfred Schnittkes erste Oper, das Leben mit einem Idioten, bei der Uraufführung in Amsterdam mit Ovationen.
    Ab Mittwoch ist das gesellschaftskritische Werk an Wiens Kammeroper zu sehen, inszeniert, betreut und gesungen vom Amsterdamer Erfolgsteam.
    Mehr über diese österreichisch-russische Koproduktion im folgenden Beitrag von Susanne Bruckner.
    An dessen Beginn Kammeroperndirektor Hans Gabor steht.
    Wir haben noch gar nicht gewusst, dass es überhaupt eine erfolgreiche Oper wird.
    Aber der Schnitt geht es interessant und in Wien.
    Und ich habe gedacht, man versucht.
    Wir versuchen immer.
    Mut zu Unbekannten mit großem Optimismus aufs richtige Pferd gesetzt, denn Schnittges Oper »Das Leben mit einem Idioten« hat sich als eine der erfolgreichsten Errungenschaften auf dem Sektor Oper erwiesen.
    Eine Dreierbeziehung mit tödlichem Ausgang als vordergründige Handlung, in Wirklichkeit aber eine der bissigsten und zynischsten gesellschaftspolitischen Satiren um das Russland der jüngsten Vergangenheit.
    Sowohl in Amsterdam als auch in Wien inszenierte ein Mann, der in den Entstehungsprozess vom ersten Tag an involviert gewesen ist, Boris Pokrovsky, Leiter der Moskauer Kammeroper, für die Schnittke seinen Opernerstling eigentlich komponiert hatte, der dort aber bis jetzt noch nicht zu sehen war.
    Ich möchte in meiner Arbeit weit über die ausschließliche Bearbeitung der politischen Aspekte hinausgehen.
    Es geht um die Psychologie des russischen oder sowjetischen Menschen.
    Politik ist nur die sichtbare Hülle, doch worauf es wirklich ankommt, sind die Umstände, die zu bestimmten Bewegungen geführt haben.
    Wir tun uns leicht, die Person Hitler, die Person Stalin oder den Faschismus anzuklagen.
    Aber wer hat es denn dazu kommen lassen?
    Wir!
    Diese Oper wurde in einer Periode geschrieben, die jetzt schon wieder vorbei ist.
    Aber sie ist doch die erste und letzte sowjetische Oper, die je geschrieben wurde, weil ihr nicht die Geschichte oder irgendein Märchen zugrunde liegen, sondern die Wirklichkeit.
    Mit der Wahl eines seiner philosophischen und geistigen Gedanken, wie sie beispielsweise auch in seinem Faust zu finden sind, wollte Schnittke an die nahe russische Vergangenheit erinnern.
    Und zwar so, wie sie in den winzigen Wohnungen eines dieser riesigen Einheitsbauten erlebt wird.
    Für das Libretto hat er mit Viktor Erofeyev einen der maßgebendsten russischen Schriftsteller hinzugezogen.
    Sänger, Schauspieler und Bühnenbildner sind ebenfalls aus Russland angereist, wie Dirigent Wladimir Ziva.
    An diesem Werk sieht man, dass nicht nur Schönheit bezaubern kann, sondern auch etwas Schreckliches und Scheußliches.
    Dieses Werk steht außerhalb jedes herkömmlichen Rahmens.
    Von der Musik, vom Inhalt und auch von der Inszenierung her.
    Das ist ein echter Präzedenzfall der Operngeschichte.
    Manchmal glaube ich, dass das Leben mit einem Idioten viel mehr als eine Oper ist.
    Es ist als der erste Schritt zu einer Art Anti-Oper zu sehen.
    Fantastisch.
    Schnittgis, das Leben mit einem Idioten, wird insgesamt nur zehnmal an der Wiener Kammeroper zu sehen sein.
    Mehr Vorstellungen würden die Kapazitäten des Hauses übersteigen.
    Direktor Hans Gabor.
    Eines ist schwierig in Wien, die Kooperation.
    Aber das ist eben Wien.
    Mit der Festung habe ich versucht, überhaupt Kontakt zu kriegen.
    Wie es Herrn Bachlers gekommen ist, habe ich ihm einen Brief geschrieben.
    Ich kenne ihn nicht, er hat mich bis jetzt nicht empfangen.
    Aber in Wien dauert alles ein bisschen.
    Die Rarität einer zeitgenössischen Oper, die nicht nur den Kritikern, sondern auch dem Publikum gefällt, das Leben mit einem Idioten ab kommender Woche in Wien in der Kammeroper zu sehen.
    Und hier die Schlussnachrichten.
    Österreich.
    Bei dem schweren Zugunglück im Bereich des Bahnhofes Melk sind mindestens zwei Menschen getötet worden.
    Ein Zuginsasse wird noch vermisst.
    16 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.
    Das Unglück ereignete sich, als ein in Richtung Salzburg fahrender Güterzug frontal mit einem Eilzug zusammenstieß.
    Die ersten Waggons der Züge haben sich wie Pyramiden übereinander geschoben.
    Als Unglücksursache nimmt die ÖBB derzeit menschliches Versagen an.
    Die Aufräumungsarbeiten konnten zum Teil noch nicht beginnen, da entsprechende Bergegeräte noch nicht am Unglücksort eingetroffen sind.
    Die Westbahnstrecke im Raum Melk wird mindestens einen Tag lang blockiert sein.
    Es gibt zahlreiche Zugsumleitungen und zum Teil stundenlange Verspätungen.
    Der Wechsel der Semesterferien in verschiedenen Bundesländern hat zu umfangreichen Staus geführt.
    Am Walserberg, am Steinpass, auf der Pinzrohr-Bundestraße und auf der Tauernautobahn sind die Autoschlangen teilweise mehr als zehn Kilometer lang.
    Die Wintersportorte sind mit der bisherigen Fremdenverkehrsbilanz zufrieden.
    Österreichweit melden Hotels und Gasthöfe, sie seien sehr gut belegt, aber nicht bis zum letzten ausgebucht.
    Bosnien-Herzegowina.
    In den ostbosnischen Städten Čerska und Gorazde sind angeblich mindestens 160 Menschen verhungert.
    Radio Sarajevo berichtete, die Menschen seien in den vergangenen Wochen ums Leben gekommen, da jede Hilfe ausgeblieben sei.
    Unter den Toten sind auch zahlreiche Kinder.
    Die Vereinten Nationen wollen ihre Hilfsflüge für Sarajevo heute von dem italienischen Flughafen Ancona aus wieder aufnehmen.
    Unterdessen sind die Kämpfe in Bosnien und in Kroatien weitergegangen.
    Russland.
    Der amerikanische Sonderbeauftragte Bartholomew berät heute mit der russischen Führung über eine Friedensregelung für Bosnien-Herzegowina.
    Der russische Außenminister Kozyrev erklärte vor kurzem, Russland verfolge eine unabhängige Politik.
    Basis jedes Friedens müsste aber der Plan der Vermittler Vance und Owen sein.
    Vereinte Nationen.
    Der UNO-Sicherheitsrat plant offenbar keine Sanktionen gegen Israel.
    In der Frage der deportierten Palästinenser hat das Gremium nun einen Kompromiss akzeptiert.
    Der Präsident des Sicherheitsrates bezeichnete das Angebot Israels, 100 der etwa 400 Abgeschobenen sofort heimreisen zu lassen als Schritt in die richtige Richtung.
    Das Wetter im Bergland wolkenlos und mild, im Flachland verbreitet Nebel oder Hochnebel, der nur zum Teil auflockert.
    Temperaturen in den Nebelgebieten um 0, sonst 1 bis 7 Grad.
    4 vor 1, das war das Mittagsscharnal.
    Nächstes Scharnal morgen um 17 Uhr und unsere Sonntagssendung, das Samstag-Team verabschiedet sich.
    Schönes Wochenende, auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1993.02.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1993.02.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verkehrslage
    Mitwirkende: Ruthner, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1993.02.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zugsunglück bei Melk: Bericht von Unglücksort, Hergang des Unglücks
    Zwei Toter, ein Vermisster, 16 zum Teil schwer verletzte Personen. Ein Güterzug und ein Eilzug sind zusammengestossen.
    Mitwirkende: Battisti, Michael [Gestaltung] , Eigelsreiter, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1993.02.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zwischenbilanz Fremdenverkehr
    Einblendung: Peter Weixelbaumer, Fremdenverkehrsmanager Salzburg. Sehr gute Bilanz der Wintersportorte.
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Weixelbaumer, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1993.02.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vermittler Bartholomew in Moskau
    US-Vermittler Reginald Bartholomew konferiert mit Vizeaußenminister Russlands über die Bosnienfrage.
    Mitwirkende: Scholl, Susanne [Gestaltung]
    Datum: 1993.02.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Theresia Stoisits berichtet über Kosovo-Reise
    Interview: Kosovo
    Mitwirkende: Glück, Luis [Interviewer/in] , Stoisits, Terezija [Interviewte/r]
    Datum: 1993.02.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    EG entscheidet im Bananenstreit
    Brüssel hat sich dazu entschlossen, Bananen mit einem Sonderzoll zu belegen, was vor allem Deutschland stört, das einer der Hauptabnehmer der exotischen Frucht ist und bis dato die Bananen zollfrei einkaufen konnte.
    Mitwirkende: Langer, Waltraud [Gestaltung]
    Datum: 1993.02.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Thomas Barmüller
    Interview: Barmüller
    Mitwirkende: Besenböck, Hans [Gestaltung] , Barmüller, Thomas [Interviewte/r]
    Datum: 1993.02.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Präsidentenwahl in Litauen
    Favorit ist der Reformkommunist Algirdas Brazauskas.
    Mitwirkende: Schüller, Christian [Gestaltung]
    Datum: 1993.02.13 [Sendedatum]
    Ort: Vilnius
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Kammeroper-Premiere "Das Leben mit einem Idioten"
    Einblendung: Hans Gabor, Boris Pokrowski, Vladimir Ziva
    Mitwirkende: Bruckner, Susanne [Gestaltung] , Gabor, Hans [Interviewte/r] , Pokrowsky, Boris [Interviewte/r] , Vladimir, Ziva [Interviewte/r]
    Datum: 1993.02.13 [Sendedatum]
    Schlagworte: Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1993.02.13
    Spieldauer 00:56:41
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1993.02.13 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-930213_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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