Mittagsjournal 1993.04.24

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    Rechtliches

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    Guten Tag beim Samstag-Mittag-Journal, sagt Christl Reis, unser Themenangebot für die kommende knappe Stunde.
    Russland, einen Tag vor dem Referendum, ein Stimmungsbericht aus Moskau.
    Wie erwartet wurde heute Vormittag Michael Häupl zum neuen Vorsitzenden der Wiener Sozialdemokraten gewählt.
    Ein aktueller Bericht vom Landesparteitag und ein Häupl-Portrait im Journal.
    Zwischenbilanz des USA-Einsatzes in Somalia.
    Im Journal zu Gast ist heute Nikolas Hajek, Vater der Swatch-Uhr, Retter der Schweizer Uhrenindustrie.
    Zu hören bei uns auch Österreichs erste Frau als Lokführer.
    Und die First Lady des Jazz Ella Fitzgerald feiert morgen ihren 75.
    Geburtstag.
    Vor diesen Beiträgen und vor einem ausführlichen Wochenend-Wetterbericht in Nachrichten verfasst hat sie heute Andrea Maiwald, Sprecherin ist Sibylle Norden.
    Österreich Die Wiener SPÖ hat einen neuen Parteichef.
    Umweltstadtrat Michael Häupl wurde beim Landesparteitag mit 83,1 Prozent der delegierten Stimmen zum Vorsitzenden der Wiener Sozialdemokraten gewählt.
    Der 43-jährige Häupl löst Hans Meier ab, der fünf Jahre an der Spitze der stärksten Landesorganisation der SPÖ stand.
    Meier bleibt jedoch forstweiter Vizebürgermeister und Finanzstadtrat.
    Bosnien-Herzegowina EG-Vermittler Lord Owen will die Serben doch noch zur Annahme des Bosnien-Friedensplans bewegen.
    Owen traf am Vormittag zu neuen Verhandlungen mit dem bosnischen Serbenführer Karadzic in Belgrad zusammen.
    Dabei geht es vor allem um die Forderung der Serben, eine Verbindung zwischen den von Serben bewohnten Gebieten in Nordbosnien und Serbien zu schaffen.
    Owen ist angeblich bereit, den Friedensplan entsprechend abzuändern.
    Er kann sich solche Landkorridore aber nur als entmilitarisierte Zonen vorstellen, die unter dem Schutz der UNO stehen.
    Eine Delegation des UNO-Sicherheitsrates ist heute in Sarajevo eingetroffen.
    Sie will mit Vertretern der drei Kriegsparteien verhandeln und sich ein Bild über die Lage in den umkämpften Gebieten machen.
    Serbische Einheiten haben in der Nacht wieder die ostbosnische Stadt Gorazde angegriffen.
    Dabei sollen mindestens drei Menschen getötet worden sein.
    Heftige Gefechte werden auch aus der Umgebung von Sarajevo gemeldet.
    Dänemark.
    Die Außenminister der IG beraten heute über einen möglichen Militäreinsatz im früheren Jugoslawien.
    Bei dem Treffen in der dänischen Stadt Myselfart stehen unter anderem Luftangriffe auf serbische Stellungen und Nachschubwege zur Debatte.
    Einig ist man darüber, dass ein Alleingang der IG nicht in Frage kommt.
    Auch der amerikanische Präsident Clinton hat gestern ein militärisches Eingreifen ohne die Verbündeten der USA ausgeschlossen.
    Russland.
    Beim morgigen Referendum zeichnet sich nach Umfragen zumindest ein Teilerfolg für Präsident Jelzin ab.
    Die Mehrheit der Russen dürfte demnach mit der Amtsführung Boris Jelzins zufrieden sein.
    Völlig offen ist, wie die Bevölkerung seine Wirtschaftspolitik bewerten wird.
    Nach den Umfragen ist eine Mehrheit gegen vorgezogene Präsidentenwahlen, aber für die Neuwahl des Parlaments.
    Großbritannien.
    In der Londoner Innenstadt hat sich am Vormittag eine schwere Explosion ereignet.
    Das teilte die Polizei vor wenigen Minuten mit.
    Über mögliche Opfer oder die Ursache der Detonation ist noch nichts bekannt.
    Südafrika.
    Der frühere Chef des afrikanischen Nationalkongresses Oliver Tambo ist tot.
    Er starb im Alter von 75 Jahren an Herzversagen.
    Der Politiker war maßgeblich am Aufstieg des ANC zur wichtigsten schwarzen Organisation Südafrikas beteiligt.
    Seit 1991 wird der afrikanische Nationalkongress von Nelson Mandela geleitet.
    Europäische Gemeinschaft Die Umweltminister der Gemeinschaft konnten sich gestern nicht auf eine europaweite Energiesteuer einigen.
    Die Verhandlungen in Luxemburg scheiterten am Widerstand der Briten.
    Ziel der Steuer ist eine Beschränkung der Kohlendioxid-Emissionen.
    Vor allem Dänemark tritt vehement für einen EG-Beschluss über eine Energiesteuer ein.
    Österreich.
    Nächste Woche wird Benzin teurer.
    Spätestens ab Dienstag wird Benzin um 20 Groschen pro Liter mehr kosten, Diesel um 10 Groschen.
    In Graz hat heute der Europäische Kulturmonat 1993 begonnen.
    Bis zum 6.
    Juni präsentiert die steirische Landeshauptstadt mit mehr als 800 Veranstaltungen Beispiele ihres Kulturlebens.
    Schwerpunkte sind Literatur, Architektur und Jazz.
    Nach Krakau ist Graz die zweite europäische Stadt, die von der EG mit einem derartigen Festival betraut wurde.
    Kammer-Schauspieler Helmut Lohner feiert heute seinen 60.
    Geburtstag.
    Lohner trat im Burgtheater und an allen wichtigen deutschen Bühnen auf.
    Einen der größten Publikumserfolge erzielte er bei den Salzburger Festspielen mit Nestreus' Zerissenem.
    Derzeit ist Lohner an der Josefstadt in Tschechows Möwe zu sehen.
    Frankreich.
    Bei einem Konzert in der südfranzösischen Stadt Valence wäre es beinahe zu einer Katastrophe gekommen.
    Kurz vor Beginn des völlig ausverkauften Konzerts stürzte ein Riesenzelt über dem Zuschauerraum ein.
    Mehrere Stahlpfeiler fielen um, vier Arbeiter wurden verletzt.
    Die etwa 6000 Zuschauer waren zum Glück noch nicht auf ihren Plätzen.
    Sie waren zum Auftritt des Chansonsängers Michel Sardou gekommen.
    USA.
    Der Start der Raumfähre Columbia ist zum sechsten Mal verschoben worden.
    Wegen Problemen mit dem Navigationssystem wird das Space Shuttle frühestens am Montag abheben.
    Die sieben Astronauten, unter ihnen zwei Deutsche, sollen während des neuntägigen Fluges medizinische und technische Experimente durchführen.
    Sechseinhalb Minuten nach 12 Uhr und jetzt die Frage nach dem Wochenendwetter.
    Eine Antwort von Harald Seidel.
    Nun, seit Mitte dieser Woche hat sich an der Wetterlage in Mitteleuropa nur wenig geändert.
    Das Wesentliche, vom Süden strömt sehr warme Luft nach Österreich.
    Und das nächstgelegene Tief befindet sich über Spanien.
    Es kommt auch in den nächsten Tagen kaum näher.
    Jetzt die aktuellen Meldungen.
    Wien wolkenlos 21 Grad, Südostwind 20 Kilometer pro Stunde.
    Eisenstadt wolkenlos 21, Südost 25, St.
    Pölten wolkenlos und sogar 24 Grad, Linz heiter 20, Salzburg heiter 21, Innsbruck heiter 19 Grad und Südostwind 20 Kilometer pro Stunde, Bregenz heiter 22, Graz heiter 18 und Klagenfurt heiter 17 Grad.
    Und vielleicht noch ein paar Worte zum Föhn.
    Auf den Bergen bläst er noch um einiges kräftiger als in den Alpentälern.
    Vom Patscherkofel wurden zuletzt Spitzengeschwindigkeiten von 110 Kilometer pro Stunde gemeldet.
    Daran wird sich heute und morgen wenig ändern.
    Sonne und warmer Südwind bringen außerdem frühsommerliche Temperaturen.
    Heute Nachmittag währte etwa zwischen 20 und 26 Grad und in 2000 Metern um 7 Grad.
    Also auch im Hochgebirge ist es sehr mild.
    Tourengeher sollten daher sehr zeitig aufsteigen und auch wieder abfahren.
    Die Schneedecke wird durch den starken Wind stärker aufgeweicht als bei einer ruhigen Hochdrucklage und damit ist die Lawinengefahr bereits ab dem späten Vormittag sehr groß.
    Noch zum Nachmittag.
    Haufenwolken werden sich heute nicht so rasch bilden wie gestern.
    Nur in Osttirol und Oberkärnten sind gegen Abend einzelne Regenschauer oder kurze Gewitter wahrscheinlich.
    Wenig nahe ist auch morgen Sonntag.
    Es bleibt überwiegend sonnig und zumindest tagsüber windig.
    Der Föhn in den Tälern der Alpen-Nordseite kann während der Nacht kurz aussetzen, bis Mittag sollte er aber wieder aufleben.
    Wolken gibt es weiterhin nur wenige und die vor allem entlang des Alpenhauptkammes.
    Gegen Abend sind dann im Westen und auch in Osttirol und Oberkärnten einzelne Regenschau oder Gewitter möglich.
    Nun die Temperaturen.
    In der Früh meist 6 bis 13 Grad, in einigen Tälern auch nur um 4 Grad, ähnlich wie heute.
    Und Höchstwerte allgemein zwischen 21 und 26 Grad, in 2000 Meter ähnlich wie heute um 7.
    Zu Wochenbeginn bleibt es im größten Teil Österreichs sonnig, nur in Westösterreich und in Oberkärnten ist es meist bewölkt und es gibt einige Regenschauer.
    Warm bleibt es aber in ganz Österreich.
    Ja, alles in allem also frühsommerliches Wetter an diesem Wochenende.
    Danke für die Prognose, Harald Seidel.
    Fast 106 Millionen wahlberechtigte Russen haben morgen Gelegenheit über die Zukunft Russlands, über die Zukunft Boris Jelzins mitzuentscheiden.
    Genau genommen beginnt das Referendum schon heute 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
    Das russische Territorium umfasst elf Zeitzonen und so öffnet das erste der 97.000 Wahlbüros schon heute Abend.
    Vier Fragen werden gestellt, die man mit Ja oder Nein beantworten kann.
    Und das sind sie, diese vier Fragen.
    Erstens.
    Vertrauen Sie dem Präsidenten der Russischen Föderation, Boris Jelzin?
    Zweitens.
    Befürworten Sie die Wirtschafts- und Sozialpolitik, die seit 1992 vom Präsidenten und von der Regierung der Russischen Föderation durchgeführt wurde?
    Drittens.
    Sind Sie für vorgezogene Neuwahlen des Präsidenten der Russischen Föderation?
    Viertens.
    Sind sie für vorgezogene Neuwahlen der Volksdeputierten der Russischen Föderation?
    Boris Jelzin wirbt heftigst dafür, dass alle Fragen mit Ja beantwortet werden.
    Im Wahlkampf, geprägt von verbalen Wortgefechten, warnte er sogar davor, dass die Welt erbeben könnte, falls er sich bei dieser Volksbefragung nicht durchsetzen könne.
    Anders Jelzins größter politischer Gegenspieler, Parlamentspräsident Kaspulatov.
    Jelzins politischer Weg führe ins Elend, ins Chaos.
    Yeltsin wird sich noch heute Abend im Fernsehen zu Wort melden und dabei vielleicht auch neuerlich für seinen erst gestern gemachten Vorschlag werben, nämlich für einen von ihm präsentierten neuen Verfassungsentwurf.
    Im Kern ist darin eine Präsidialrepublik vorgesehen und auch eine grundlegende Parlamentsreform.
    Russland am Tag vor dem Referendum.
    Unsere Frau in Moskau, Susanne Scholl, hat sich umgesehen und umgehört.
    Ein Kind geht einen Weg zwischen grünen Wiesen entlang und dazu spricht eine sonore Männerstimme.
    Das ist unser Referendum, das ist unser Land, das ist unsere Zukunft.
    Ihre Stimme muss gehört werden.
    Ein Fernsehwerbespot für den Präsidenten.
    Ein sehr russischer Werbespot.
    Bevor die politische Botschaft vermittelt werden kann, muss dem Publikum erst erklärt werden, wie man überhaupt wählt.
    dass alle vier Wahlzettel, je einer für jede Referendumsfrage, die Unterschriften von zwei Mitgliedern der jeweiligen Wahlkommission tragen müssen, wenn sie Kritik sein sollen.
    Dass man jene Antwort, die man nicht geben will, ausstreichen muss.
    Dass die Wahllokale zwischen 7 Uhr früh und 10 Uhr abends geöffnet sein werden, sodass auch jene, die den Sonntag auf ihrer Datschau verbringen wollen, bequem wählen gehen können.
    Schließlich hängt für Boris Yeltsin viel auch von der Wahlbeteiligung ab.
    In diesem kurzen Wahlkampf blühten gerade auch aus diesem Grund die Prognosen.
    Jeden zweiten Tag wurden Ergebnisse von Meinungsumfragen veröffentlicht.
    Die meisten mit positiven Ergebnissen für Jelsin.
    Als Teil des Wahlkampfes faktisch.
    Seriöse Meinungsforscher allerdings gehen davon aus, dass die Wahlbeteiligung zwischen 50 und 60 Prozent liegen wird.
    Was Jelsins Gegner dazu veranlasst, schon jetzt zu erklären, auch wenn von jenen, die zur Wahl gehen, eine Mehrheit für Jelsin stimmen sollte,
    bedeutet das immer noch nicht, dass tatsächlich die Mehrheit aller russischen Bürger für den Präsidenten ist.
    Denn obwohl das Verfassungsgericht entschieden hat, dass Jelzin sich als vom Volk bestätigt betrachten kann, wenn mehr als die Hälfte jener für ihn stimmt, die tatsächlich zur Wahl gehen, gehen Jelzins Gegenspieler weiterhin davon aus, dass man nur dann von einer breiten Zustimmung für den Präsidenten sprechen kann, wenn ihm mehr als die Hälfte aller Wahlberechtigten ihre Stimme gibt.
    Parlamentspräsident Raspulato verklärte denn gestern auch, falls Helsing keine absolute Stimmenmehrheit bekommen werde, dann müsse er zurücktreten und das Parlament werde dann eine Regierung der nationalen Einheit bilden, die die Reformen tatsächlich in die Tat umsetzen soll.
    Allerdings setzt Raspulato freundlich die Möglichkeit ein, dass Helsing gewinnt und wirft vor allem den Intellektuellen in diesem Zusammenhang vor, sie seien dabei eine neue Art von Personenkult zu entwickeln.
    einen Personenkult mit tragikomischen Zügen allerdings.
    Gestern Abend hätte der Parlamentspräsident dann an einer Fernsehdiskussion mit Regierungsmitgliedern, also Yeltsin-Leuten, teilnehmen sollen.
    Aber er ließ wissen, er ziehe es vor, heute Nachmittag allein im Fernsehen aufzutreten.
    Sein Sessel blieb in der Fernsehsendung demonstrativ leer und die Regierungsmitglieder hatten solche Art leichtes Spiel.
    Zum Beispiel, als aus dem Publikum die Frage kam,
    ob Yeltsin für den Tag nach dem Referendum tatsächlich die Verhängung einer Art Ausnahmezustand plane.
    Der erste stellvertretende Ministerpräsident Schumeyko antwortete darauf.
    Wenn Boris Nikolaevich sagt, dass nach dem 25.
    April der 26. kommt, dann meint er das natürlich nicht so wörtlich.
    Er will damit nur sagen, dass man das Leben nicht einteilen darf in die Zeit vor und nach dem Referendum.
    Und was die von ihm angekündigten Maßnahmen betrifft, so weiß ich von einer, die ja jetzt auch schon öffentlich gemacht worden ist.
    Das ist der Entwurf für eine neue Verfassung.
    Der Präsident ist Demokrat und wird keine undemokratischen Mittel einsetzen, lautet die Botschaft.
    Als Recht und Gesetz und irgendwie der Demokratie und den Reformen verpflichtet, bezeichnen sich heute in Russland aber eigentlich fast alle politischen Kräfte.
    Allen voran der Parlamentspräsident,
    und Vizepräsident Ruth Coy, der übrigens bei seinen Ambitionen auf das Amt Jelsins in den letzten Tagen einige Konkurrenz bekommen hat.
    Selbst einer der engsten Jelsin-Vertrauten, der stellvertretende Ministerpräsident Sergej Szakhailis, wissen, er spiele mit dem Gedanken, für das Präsidentenamt zu kandidieren.
    Allein die alten Kommunisten und die neuen Nationalisten sagen heute in Russland ganz offen, dass sie von Demokratie und Reformen nichts wissen wollen und die alte Ordnung zurückwünschen.
    Zum Beispiel bei dieser Demonstration gestern in Moskau.
    Aber selbst sie riefen dazu auf, zur Wahl zu gehen.
    Und sei es auch nur, um alle Referendumsfragen, mit Ausnahme jener nach vorgezogenen Präsidentenwahlen, mit Nein zu beantworten.
    Und zwar traut sich heute niemand hier so recht vorauszusagen, was das Referendum tatsächlich bringen wird.
    Aber inzwischen scheint es ganz so, als ob sich viele schon auf den nächsten Wahlkampf vorbereiten würden.
    Sei es auf einem Wahlkampf um das Präsidentenamt, sei es auf einem Wahlkampf um die Sitze im Parlament.
    Morgen Referendum in Russland.
    Ab Dienstag sollen Teilergebnisse veröffentlicht werden.
    Um 22 Uhr schließt morgen das letzte Wahllokal in Russland.
    Wir hoffen dann schon über erste Trends berichten zu können, und zwar in den Nachrichten.
    Generationenwechsel heute an der Spitze der SPÖ Wien.
    Nach fünf Jahren als Vorsitzender der Wiener Sozialdemokraten scheidet Hans Maier aus dieser Position aus.
    Michael Häupl ist nach Paul Speiser, Franz Novi, Franz Jonas, Felix Slavik, Otto Probst und eben Hans Meier 8.
    Vorsitzender der Wiener SPÖ seit 1945.
    Der Wechsel an der Spitze stand schon seit langem fest.
    Seit Mitte Februar weiß man, dass der 43-jährige Umweltstadtrat Häupl dem 64-jährigen Hans Meier nachfolgen soll.
    Die Mitkandidaten Franz Löschnerk und Johann Hatzl blieben auf der Strecke, sie werden Stellvertreter.
    Vor knapp einer Stunde ging in der Kurhalle Wien-Oberlau auf dem Landesparteitag der Wiener SPÖ die Wahl über die Bühne.
    Ich darf die Ergebnisse des Wiener Wahlvorstandes im Einzelnen nunmehr bekannt geben.
    Vorsitzender Dr. Michael Häupl, 631 Stimmen, 83,1 Prozent.
    Ich darf den Genossen Häupl herzlichst gratulieren.
    Keine Überraschung also, 631 Delegierte, das sind 83 Prozent, stimmten für Michael Häupl.
    Der Generationswechsel vom 65-jährigen Hans Meyer zum 43-jährigen Häupl war damit vollzogen.
    Große Zustimmung auch für seine Stellvertreter, unter ihnen Innenminister Franz Löschnag.
    Ihn wählten über 85 Prozent.
    Wie überhaupt, diese Wahl von großer Einigkeit geprägt war.
    Alle Vorstandsmitglieder bekamen ebenfalls über 85 Prozent der Stimmen.
    Johann Hatzl, lange Zeit selbst als Kandidat für den Wiener SP-Vorsitz gehandelt, würdigte dann als erster den neuen Vorsitzenden.
    Michael Häupl entspricht dem, was wir wollen, sagte Hatzl.
    Nämlich, dass auch in Zukunft Bürgermeister und amtsführende Stadträte nicht von der Gnade anderer abhängen.
    Häupl und seine Mannschaft könnten diese Aufgabe bewältigen, gab sich Hatzl zuversichtlich.
    Der Parteitag ist noch im Gange.
    Michael Häupl wird sein Grundsatzreferat in Kürze beginnen.
    Rainer Hasiper hat berichtet.
    Wer ist nun der neue Mann an der Spitze der Wiener SPÖ?
    Jener Landesorganisation, die 173.000 Mitglieder zählt, jener Partei, die den Bürgermeister stellt, die im Rathaus über die absolute Mehrheit an Mandaten verfügt, jener Partei, die aber bei den letzten Wahlen erstmals seit 1949 die absolute Stimmenmehrheit eingebüßt hat.
    Michael Häupl, ein Porträt von Katharina Assis.
    die Schädelstruktur tropischer Echsen.
    Über dieses Thema hatte Michael Häupl einst promoviert.
    Und dieser Hauch des Exoten umgibt den Kommunalpolitiker noch heute.
    Als Sohn einer ÖVP-nahen Lehrerfamilie im niederösterreichischen Altlenkbach geboren, besuchte Häupl zunächst das Konvikt in Seitenstätten.
    Wegen Aufmüpfigkeit musste er die Schule aber vorzeitig verlassen, um dann im Gymnasium Krems zu maturieren.
    Danach verbrachte Häupl neun Monate in Soldatenuniform.
    Eine bewusste Entscheidung, wie er heute sagt.
    Denn Häupl bezeichnet sich als bedingungslosen Anhänger eines Volksheeres.
    Die Österreicher müssten im Notfall ihre Heimat selbst verteidigen und könnten diese Aufgabe nicht an ein Berufsheer delegieren.
    In Wien begann Häupl dann sein Biologiestudium und seinen politischen Werdegang.
    Josef Tschapp holte ihn zum Verband sozialistischer Studenten, wo er später über die Arbeit in der jungen Generation 1983 den Sprung in den Wiener Landtag schaffte.
    1988 löste er Helmut Braun als Umweltstadtrat ab.
    Seither werden ihm gute Kontakte zu Grün-Gruppierungen und Bürgerinitiativen attestiert.
    Der 43-jährige Ottakringer ist leidenschaftlicher Fußballspieler und Mitbegründer des FC Gemeinderat, wo ihn seine Fußballkollegen als taktischen Spieler mit guter Übersicht bezeichnen.
    Eine Fähigkeit, die er für den Parteivorsitz durchaus brauchen wird.
    Denn die SPÖ liegt mit 47,8 Prozent bei den letzten Gemeinderatswahlen auf ihrem historischen Tiefstand.
    Jedes Jahr treten rund 6.000 Mitglieder aus.
    Die Reform der stark überalteten Partei sieht der neue Obmann daher als vordringliche Aufgabe.
    Wir haben uns im Besonderen darum zu bemühen, dass wir unseren derzeitigen Mitgliederabfluss vor allem in den Nichtwählerbereich entsprechend stoppen.
    Meine Bemühungen gehen in diese Richtung hin.
    Und wir wollen uns natürlich vor allem auch um die jüngeren Wähler bemühen.
    Das ist ein inhaltlich attraktives Angebot und das muss ein Angebot zur Mitbestimmung sein.
    In den Sektionen, aber genauso in den Themeninitiativen, die für Nichtparteimitglieder offen sind.
    Die SPÖ müsse sich gleichzeitig zu ihren traditionellen Anliegen wie der Wiedererlangung der Vollbeschäftigung bekennen, meint Häupl.
    Dass er im Vergleich zu seinem Vorgänger Hans Mayer nicht die klassische Parteikarriere über eine Sektion absolviert hat, sieht Häupl nicht als Nachteil.
    Natürlich bin ich nicht in die Sozialdemokratie hineingeboren worden, aber der Vergleich mit meinem Lieblingssport im Fußball sei angebracht.
    Ich bin wahrscheinlich so etwas wie ein Jugendspieler der SPÖ, der jetzt die Kampfmannschaft und Kapitän der Kampfmannschaft wird.
    Michael Häupl, seit ziemlich genau einer Stunde, ist neuer Wiener SPÖ-Vorsitzender und folgt somit Hans Mayer nach.
    Ins Ausland jetzt im Mittagsschanal.
    Nach einer neuerlichen Verschiebung soll nun Ende Mai das Kommando der Interventionstruppen in Somalia von den Amerikanern auf die UNO übergehen.
    Die Bilanz der Operation Restore Hope, was man mit Neue Hoffnung übersetzen könnte, bleibt aber zwiespältig.
    Zwar konnten das schlimmste Chaos und die große Hungerkatastrophe gestoppt werden, doch eine nationale Aussöhnung und ein gangbarer Plan für die politische Zukunft Somalias liegen noch in weiter Ferne.
    Ein Bericht von Helmut Opletal.
    Von den 26.000 US-Marines im Dezember sind jetzt nur mehr 12.000 in Somalia.
    Bis Ende Mai sollen davon höchstens 4.000 zurückbleiben.
    Und der amerikanische Befehlshaber wird das Kommando an einen UNO-General, den Türken Cevik Bir, übergeben.
    Vor allem Afrikaner, Asiaten und Soldaten kleinerer europäischer Länder sollen dann die neuen Blauhelm-Kontingente stellen.
    Ob sie mehr für eine Befriedung Somalias tun können, daran zweifeln allerdings viele Beobachter.
    Die Alliierte Operation Neue Hoffnung jedenfalls konnte ihre Ziele nur zu einem geringen Teil erreichen, lautet die Bilanz jetzt, viereinhalb Monate nach dem Beginn.
    Unter den ausländischen Soldaten hat sich Resignation breit gemacht und in der somalischen Bevölkerung herrscht eher Skepsis als Zufriedenheit.
    Denn es wurden zwar Symptome des Konflikts gemildert, vor allem konnte die große Hungerkatastrophe gestoppt werden.
    Doch die Ursachen der somalischen Katastrophe konnten nicht beseitigt werden.
    Fast täglich kommen neue Meldungen, dass die alliierten Soldaten selbst in Feuergefechte verwickelt sind.
    Während die ausländischen Truppen bisher erst 16 Mann verloren haben, starben schon hunderte Somalis, darunter auch viele Unbeteiligte.
    Denn Franzosen, Belgier und Amerikaner feuern oft wahllos.
    So wurde zum Beispiel ein 13-jähriger Bub erschossen, der hinter einem Militärfahrzeug herlief, nur weil die US-Marines Angst hatten, er wolle eine Granate auf sie werfen.
    Den Alliierten ist es nie gelungen, die Städte Somalias wieder halbwegs sicher zu machen.
    Die Entwaffnung der Kriegsparteien blieb eine halbe Sache, während die eigentlichen Kriegstreiber nämlich
    der Clan-Milizen bis heute unbehelligt bleiben.
    Sogar eingeladen wurden, bei der Konferenz in Addis Abeba Ende März eine zukünftige Friedensordnung auszuhandeln.
    Ein nationaler Übergangsrat mit 74 Mitgliedern soll Somalia zwei Jahre lang regieren und Ende Juni sollen alle Verbände vollständig entwaffnet sein.
    Doch niemand hält dies ernsthaft für möglich.
    Auf die Blauhelme einschließlich der Soldaten der deutschen Bundeswehr kommt eine schwierige politische und humanitäre Aufgabe zu, deren Lösung wahrscheinlich noch Jahre in Anspruch nehmen wird.
    Somalias noch sehr langer Weg zur nationalen Aussöhnung, Helmut Opletal hat berichtet.
    Als Retter der Schweizer Uhrenindustrie, als Vater der Swatch wurde er berühmt.
    Nikolaus Hayek, die wahrscheinlich schillerndste Persönlichkeit der schweizerischen Wirtschaftsszene und weit darüber hinaus.
    Der 65-jährige Unternehmer wurde in Beirut als Sohn einer Libanesin und eines Amerikaners geboren, wuchs aber in der Schweiz auf.
    Nach einem Mathematikstudium begleitete er verschiedenste wirtschaftliche Führungspositionen, gründete die Hayek Engineering AG, ein Industrieberatungsunternehmen, mit dem er sich durch Sanierungs- und Optimierungspläne bald einen guten Ruf erwarb.
    Zu seinem Kundenkreis in diesem Bereich gehören 300 Unternehmen in 30 Ländern, Konzerne der Stahl-, Maschinen- und Autoindustrie ebenso wie Staatsbetriebe und Behörden.
    Wirklich prominent wurde Nikolaus Hayek, als er Anfang der 80er Jahre die Schweizer Uhrenindustrie sanierte, die unter dem Konkurrenzdruck der Japaner danieder lag.
    Hayek fusionierte wesentliche Teile der Schweizer Uhrenindustrie zur Gesellschaft für Mikroelektronik und Uhrenindustrie.
    Seit 1968 ist Hayek nun Verwaltungsratspräsident und Chef dieses größten Schweizer Uhrenkonzerns, der Marken wie Omega, Longines, Rado, Tissot, Certina umfasst und natürlich die mittlerweile zu einem Kultprodukt avancierte Billiguhr namens Swatch, von der vor etwa einem Jahr die 100 Millionste vom Band lief.
    Gisela Hopfmüller hatte bei der Basler Uhrenmesse Gelegenheit, mit Nikolaus Hayek zu sprechen, für unsere Samstagsserie
    im Journal zu Gast.
    Herr Hayek, was macht denn einen erfolgreichen Unternehmer aus?
    Ich weiß es wirklich nicht.
    Was einen richtigen Unternehmer ausmacht, kann ich Ihnen sagen.
    Ob er erfolgreich wird oder nicht, das ist so ungefähr wie in Musik.
    Was macht einen erfolgreichen Komponisten aus?
    Mozart hat nie gewusst am Anfang, dass alles, was er komponiert, wahnsinnig gut ankommen wird.
    Was ein Unternehmer sein soll, ist risikofreudig, fantasievoll und nicht viel zu ernst.
    Sich und die anderen nehmen nicht so wichtig.
    Man muss sich immer daran erinnern, dass wir alle Asche sind und wieder zur Asche kommen.
    Die Fantasie seine Kindheit behalten.
    Und die Leute um sich herum erlauben sich zu entwickeln.
    Das heißt, wenn sie Ideen haben, dass sie darüber sprechen dürfen, ohne dass man sie auslacht und zum Teufel jagt, er muss Hindernisse bereit sein zu überwinden und nicht bei jeder Schwierigkeit aufgeben und sagen, so jetzt geht's nicht mehr.
    Stichwort Hindernisse.
    Was macht einen erfolgreichen Unternehmer in Zeiten der Wirtschaftskrise aus?
    Wissen Sie, der Konsument auch in Wirtschaftskrise braucht immer noch etwas.
    Wenn Sie der richtige Produkt, bei der richtigen Qualität, bei dem richtigen Preis, dem Konsument zeigen und kommunizieren, haben Sie immer in der Zeit der Krise noch die Möglichkeit, Ihre Produktion aufrechtzuerhalten.
    Ich habe bei der Vorbereitung auf dieses Gespräch ein Zitat von Ihnen gefunden, wo Sie gesagt haben, ein Manager, der Leute auf die Straße setzt, um Kosten zu senken, hat keine Fantasie.
    Gilt das auch für Zeiten der Krise?
    Ja, aber ganz sicher.
    Ganz sicher.
    Erst hat er keine Fantasie, weil wir können alle darüber nachdenken, dass eine Krise irgendwann kommt.
    Also Krisen sind nicht irgendeine zufällige, unerwartete Situation.
    Das sind regelmäßig zurück
    kehrende Wirtschaftssituation.
    Also muss man sich so bewaffnen, dass erst ihre Fixkostenanteile in einem Unternehmen, wenn ihre Produktion nach unten geht, nicht so massiv sind, dass sie Hals über Kopf Leute auf die Straße setzen müssen.
    Das ist der erste Punkt.
    Der zweite Punkt, sollen sie um sich herum sehen, wie viel Papier gewälzt wird vom einen Tisch zum anderen, wie viel Red Tape, wie viel
    Administration, wieviel Kosten die unnötig sind, und um sie abzubauen, muss man ein wenig Fantasie, ein wenig Überlegungen, was kann man besser machen.
    Und die Kosten sind nicht nur im Personal, die Kosten sind in viele andere Teile des Unternehmens.
    Wie sehen Sie denn jetzt so die Situation der europäischen Wirtschaft im Moment?
    Es ist ununterbrochen von Krise die Rede.
    Wie gehen Sie, der Retter der Schweizer Uhrenindustrie, wie gehen Sie damit um?
    Im Moment ist es sehr schwer für mich.
    Es gibt drei verschiedene Reaktionen.
    Einerseits werde ich überall gerufen, um Reden zu halten und als Vorzeigeunternehmer zu sein von Politikern.
    und Leute von der EG, oberste Stufe und so weiter und so fort.
    Das ist mir sehr unangenehm, weil ich kein Vorzeigeunternehmer bin.
    Ich habe Glück gehabt, ich habe einmal Erfolg gehabt in einer großen Industrie.
    Das bedeutet nicht, dass ich ein bereites Rezept habe für alle und sage, drücken Sie auf Knopf Nummer 12, da passiert nichts mehr.
    Das Zweite ist einfach,
    die Situation, dass sie sehr verzweifelt sind, dass wir in Europa sehr wenig echte Unternehmer im Moment am Ruder haben.
    Wir haben sie sehr wahrscheinlich, aber die sind nicht am Ruder, sie sind nicht an der Macht.
    Warum?
    Wir haben
    Nach dem Krieg 50 Jahre unwahrscheinliche Wachstum und Reichtum in Europa gehabt, verglichen mit dem Rest der Welt.
    Das sind alle soft gewesen.
    Wir haben wieder Strukturen, die total unflexibel sind.
    Wenn Sie heute Deutschland angucken, und ich kenne Deutschland besser als alle europäischen Länder, inklusive die Schweiz.
    Ich bin dort industriell professionell groß geworden.
    Die haben überhaupt keine Flexibilität mehr.
    Also sie machen sich gegenseitig kaputt, weil sie einfach Zement und Stahl in alle ihre Strukturen, Organisationen, Verbände und alles Mögliche aufgebaut haben.
    Haben das perfektioniert, wie die Deutschen allein das machen können und gehen daran langsam kaputt und sinken alle mit ihrem Schiff und sagen Halleluja, bis irgendjemand wach wird und etwas dagegen macht.
    Das heißt, ein fehlender, ein Mangel an Fantasie, Mangel an Kreativität, Mangel an Flexibilität, Mangel an Änderung.
    So ungefähr, wenn Sie mit einem Auto über der Autobahn rasen während drei Stunden, sehr gut, weil die Autobahn immer geradeaus ist.
    Und da kommt eine Kurve und Sie können nicht mehr ändern, weil Ihre Waren so gestaltet sind, dass Sie immer geradeaus 300 Kilometer, da gehen Sie direkt rein.
    Und das sehe ich.
    Das probieren wir die Leute zu erklären.
    Dieser Mangel an unternehmerischer Kraft, an Kreativität, an Fantasie, am Wille, etwas anderes zu machen gemeinsam, existiert nicht.
    Kann Kreativität der Unternehmer allein ausreichen, um die Probleme zu bewältigen, die etwa in Deutschland durch die Zusammenführung von Deutschland Ost und Deutschland West entstanden sind oder überhaupt durch die Öffnung Osteuropas?
    Also was ich unter Kreativität verstehe, ist nicht nur, dass sie irgendein neues Produkt erfinden.
    Das bringt sehr viel, natürlich.
    Eine der Haupttätigkeiten in einer industriellen Gesellschaft, wie wir sind, bringt ihnen 50 Prozent der Lösung der Probleme.
    Unter Kreativität verstehe ich auch Phantasie.
    Phantasie, dass wir eine Lösung gemeinsam finden.
    Dass wir neue Ideen, neue Strukturen, neue Möglichkeiten machen.
    Ich war ja beteiligt an dieser ganzen Diskussion über Deutschland.
    Der Tag, wo die Mauer gefallen ist, war das Radio von West-Berlin bei mir, haben wir interviewt, da habe ich mehrere Interviews gegeben, da habe ich einen Auftrag bekommen von der Regierung Modrow damals, um einen Plan zu machen.
    Ich habe gewarnt, in der Süddeutschen Zeitung, in der Frankfurter Allgemeine, im Spiegel, dass wir eine Revolution bekommen in Ostdeutschland, wenn wir das machen, was wir jetzt gemacht haben.
    Aber die Politiker hören sich nicht darauf, haben keine Fantasie, und dann haben wir ein Problem.
    Im Moment, wo sie das getan haben, was sie getan haben, der D-Mark überall eingeführt haben,
    Und die anderen gesagt haben, du musst weniger verdienen als dein Bruder.
    Keine neue Ideen, keine neue Produktionssysteme.
    Die Treuhand, die versucht, mit massiven Geldspritzen irgendeine Fabrik um irgendjemanden zu verkaufen, ob er Franzose, Türke, Chinese oder Deutsche ist.
    Das alles ist keine Lösung der Probleme.
    Da haben wir 230 Milliarden D-Mark verpulvert.
    vom Steuerzahler Deutschland plus andere europäische Länder, die daran beteiligt waren, ohne dass wir die Ergebnisse kriegen, die wir hätten kriegen können, wenn wir im Voraus geplant hätten mit ein wenig Fantasie.
    Was müsste denn jetzt passieren, wo die Situation nun mal so ist, wie sie ist?
    Ja, jetzt machen sie das Richtige.
    Die verschiedenen Parteien reden zusammen, haben verschiedene Lösungen gefunden.
    Die Deutschen reagieren auf so etwas positiv.
    Aber sie haben immer noch diese unwahrscheinliche, rigide, unflexible Struktur der deutschen Wirtschaftsverbände, der deutschen Industrie, der deutschen Gesetzgebung im Rahmen der Industrie.
    Alles, was jetzt in Deutschland passiert, ist nicht dazu angetan, um rasch eine Verbesserung zu bringen.
    Ich hoffe trotzdem, dass ohne revolutionäre Einwirkung in Deutschland, dass diese Situation sich verbessert.
    Trauen Sie sich auch eine Diagnose für Österreich zu?
    Die österreichische Wirtschaft ist ja sehr eng verknüpft mit dem, was im Osten Europas passiert.
    Nein, da traue ich mich wirklich zu wenig zu.
    Erst, weil das Schlimmste
    Was in Osteuropa passieren kann, ist schon passiert.
    Ich meine, das massive Rückgang der Importe und der Wirtschaftsgeschehen in Russland und alle Satelliten, ehemalige Satellitenstaaten, außer Ungarn vielleicht und Polen und Tschechoslowakei,
    Ich glaube, sie sind schon hinter uns.
    Im Moment sind sie in der Talsohle, wie man sagt, und sie müssen ein wenig besser werden mit allen Hilfen, die es der Westen in Russland gibt.
    Ich hoffe aber wirklich, dass hier eine starke Belebung kommt.
    hat sehr viel zu tun natürlich mit dem Osten, wirtschaftlich, aber hat auch sehr viel zu tun mit Deutschland.
    Da wird eine Belebung in Deutschland kommen müssen, hat viel zu tun mit der Schweiz und mit der europäischen Gemeinschaft.
    Und hier sehe ich keine andere Entwicklung der österreichischen Wirtschaft als allgemein, was wir jetzt in der Schweiz und in Deutschland und vielleicht Frankreich und Norditalien sehen.
    Stichwort Zusammenarbeit zwischen Österreich und der Schweiz.
    Da ist in der letzten Zeit etwas in Österreich in Diskussion im Zusammenhang mit den Austrian Airlines.
    Die kooperieren ja jetzt schon bis zu einem gewissen Grad mit der Swiss Air, der sie auch einmal empfohlen haben, flexibler zu sein.
    Es geht darum, dass die Austrian Airlines im Zuge des integrierten Europa eine Form der Kooperation finden möchte mit Swiss Air, KLM und SAS.
    Das hat jetzt nun eine Menge Kritik ausgelöst, dahingehend, dass viele in Österreich befürchten, dass dadurch sowas wie die nationale Identität der österreichischen Fluglinie gefährdet wäre.
    Wie würden denn Sie so ein Problem lösen?
    Also, ich werde nicht einmal versuchen, ihn zu lösen, ich werde nur lachen.
    Aus mehreren Gründen.
    Erst, ich wurde auch von der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft, also vom Fernsehen, interviewt vor ein paar Monaten über die Swissair, hauptsächlich.
    Und ich habe gesagt, die Swissair ist einfach viel zu klein allein, um in diese heute sich integrierende Welt, nicht nur Europawelt, sich behaupten zu können.
    Also, wir können damit allein nicht funktionieren, also muss sie Partner finden.
    Damals hatte ich nicht Angst.
    dass wir eine Schweizer Identität damit verlieren würden.
    Dass die AUA kooperieren muss, ist eine ganz klare Sache.
    Aber wir haben doch ganz andere Möglichkeiten, unsere nationale Identität zum Durchbruch zu gelangen.
    Und zweitens, wenn irgendein Mensch jetzt in diesen Raum kommen wird, aus Japan, China oder Mars oder Venus, und wir fragen eben, welche Nationalitäten sind da versammelt,
    Wie will er jetzt Schweizer vom Österreicher, vom Deutschen, vom Franzosen sein?
    Haben wir andere Merkmale, andere kulturelle Änderungen?
    Was ist dieser riesige Unterschied in der Kultur Österreicher und Schweizer?
    Vielleicht der Käse ist anders und der Regierungsvorsitzende ist anders und einen Herrn Haider haben wir nicht, der heißt anders bei uns.
    Wir waren ungefähr gleich wie Sie.
    Wir haben keinen Krieg gehabt, da haben wir eine bessere Bahnhofstraße gehabt nach dem Krieg als die Hauptstraßen von Wien.
    Aber unser Schweizerdeutsch ist vielleicht schöner als der Wiener Dialekt.
    Ich bin nur provokativ.
    Ich will, dass Sie eine Hoffnung haben.
    Natürlich je näher
    Sie, äh, daran kommen, dass finden Sie Unterschiede.
    Da finde ich in Österreich eine riesige Menge Unterschied vom Dorf zu Dorf.
    Aber wenn Sie vom Weltall einmal gucken, ist der Unterschied.
    Nationale Identität ist ja auch etwas, was in der Schweiz sowas wie eine heilige Kuh ist.
    Wenn wir jetzt das einmal bei der europäischen Integration anlegen.
    Die Schweiz hat einen Beitrittsantrag gestellt, um in die EG aufgenommen zu werden.
    Die EWR-Volksabstimmung ist daneben gegangen.
    Jetzt stockt irgendwie die ganze Sache.
    Hat das nicht auch was mit der Betonung der nationalen Identität zu tun?
    Ja, natürlich.
    Die Schweizer haben Angst gehabt.
    weil eben Politiker und Unternehmer, die für den EEG-Beitritt waren, ihnen nicht klar, wie sie es gemacht haben, dass die Identität der Schweiz, nicht die nationale Identität, sondern die Gesamtidentität, geändert wird, weil man ihnen gesagt hat, da kommen Herren aus Portugal oder Damen aus Portugal,
    Griechenland und Spanien und werden in der Schweiz für die halbe Gehälter unserer Mitarbeiter dort die Arbeitsplätze nehmen.
    Und da haben wir nicht klar genug ihnen gesagt, dass das gar nicht wahr ist, dass das nicht vorgesehen war in diesem EG-Vertrag.
    Und diese Art Angst und das eigene Fortkommen hat am meisten gewirkt und nicht eine Art Egoismus der Schweizer Volk, der nicht dagegen war.
    Und übrigens waren 50 Prozent auch dafür, was an sich sehr, sehr viel, bis wir die Fähigkeit der Wahlrechte der Frauen durchgesetzt haben.
    In der Schweiz haben wir dreimal an die Urne gehen müssen.
    Und innerhalb mehrerer Jahre.
    Und dann bei der nächsten Abstimmung werden mehr als 50 Prozent dafür sein.
    Sehen Sie zum Beispiel, nach diesen Ergebnissen, die wir in der Schweiz hatten, haben viele Bürger in der Schweiz gesagt, ach, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich anders abgestimmt.
    Und was haben unsere Nachbarn, die Liechtensteiner, gemacht?
    Haben davon profitiert.
    Zwei Sonntage später haben sie sich für die EG entschieden und damit haben sie uns eine riesige Menge Probleme kreiert.
    Uns, die EG und sich selber.
    Und das ist auch gesund so.
    Bravo.
    So haben sie die Strukturen durcheinander gewirbelt.
    Herr Hayek, kommen wir zu Ihrem berühmtesten Produkt, Ihrem am meisten diskutierten Produkt, das Watch.
    Glauben Sie eigentlich, dass sich in Zeiten wie diesen ein Produkt, das darauf spekuliert, gekauft zu werden, auch wenn man es gar nicht dringend braucht, trotzdem so gut weiterhalten wird?
    Ja, an sich, die Beschreibung, die sie gemacht haben, trifft zu, für 7% unsere Käufe.
    Das haben wir analysiert.
    Das sind Leute, die eben kaufen und eben irgendwo lagern.
    Und eben kaufen als Sammler.
    Alle anderen benutzen dieses Wort.
    Das Wort ist ein Ur.
    Und alle Menschen benutzen Uhren.
    Es werden in der Welt 880 Millionen Uhren gemacht pro Jahr.
    Also, das bedeutet, dass es 880 Millionen Menschen gibt, die eine Uhr jedes Jahr brauchen und kaufen.
    Wieso sollen sie nicht ein Swatch kaufen?
    Und das ist ungefähr wie die Levi's.
    Die Amerikaner nennen das Levi's Blue Jeans.
    Sie brauchen nicht mehrere Blue Jeans, aber die verkaufen trotzdem pro Jahr 150 Millionen Stück davon.
    Weil die Qualität gut ist, der Preis auch gut ist, und der Konsument will das haben.
    Diese Auswüchse, die Sie jetzt gesehen haben mit der Swatch, die ich persönlich gar nicht billige... Sie meinen jetzt den Schwarzmarkt und die enormen Preise?
    Schwarzmarkt und die riesigen Preise für Sammlerobjekte und so, sind wirklich nur in einigen Ländern Europa und Nordamerika erschienen.
    Wir haben jetzt eine riesige Wachstum in Japan,
    im gesamtpazifischen Raum.
    Diese Auswüchse sind noch nicht dort, vielleicht kommen sie einmal.
    Aber die Leute kaufen einen Trotsch, um sie zu tragen, genau wie ich.
    Sie haben gleich mehrere nebeneinander gefunden.
    Das ist die erste Swatch, die vom Band gelaufen ist.
    Und das sind zwei Omegas.
    Und das ist ein Blondpin.
    Das ist eine seltene Uhr.
    Ich sage Ihnen lieber den Preis nicht.
    Das ist eine Grand Complication, nennen sie das.
    Eine sehr komplizierte Uhr mit Planeten und Mond und alles Mögliche.
    Die kostet ein Vermögen, fast wie ein Einfamilienhaus.
    Tragen Sie immer mehrere Uhren?
    Sie haben jetzt, glaube ich, vier, fünf Stück.
    Tragen Sie das nur an Tagen, wo Ihnen viele Journalisten begegnen oder sonst auch?
    Erst begingen mir leider, oder Gott sei Dank, jeden Tag sehr viele Journalisten.
    Also da können Sie da Unterscheidungen nicht mehr machen.
    Das ist kein Witz, das ist die Wahrheit.
    Nein, auch bevor ich mit der Ohrenindustrie etwas zu tun gehabt habe, habe ich immer sehr viele Ohren getragen, weil ich ein Mann bin, der mit emotionalen Produkten wie diesen umgehen will und kann.
    Früher hatte ich eine Entschuldigung, ich fliege öfters nach Amerika oder immer in eine andere Zeitzone, deswegen brauche ich zwei Uhren.
    Jetzt haben wir Uhren entwickelt, wie diese Omega, wo sie die verschiedenen Zeitzonen auch dabei haben.
    Jetzt habe ich die andere Entschuldigung, dass die Leute glauben, okay, der Hayek, der hat diese Konzern, der hat zwölf Marken, das ist ein wenig verrückt, lassen wir ihm die Uhren tragen, dann trage ich sie.
    Apropos emotionales Projekt, ganz zum Schluss, wie geht es denn dem Projekt Swatch Auto?
    VW ist ja ausgestiegen.
    Sehr, sehr gut.
    Sehr, sehr gut.
    Wir haben wesentlich mehr Fortschritte gemacht.
    Wer ist denn der neue Partner, verraten Sie?
    Das sagen wir Ihnen gegen Ende des Jahres.
    Ich setze jetzt Bedingungen, die sehr hart sind.
    Wir haben drei Partners, mit denen wir diskutieren.
    Alle drei mindestens ebenbürtig.
    Ich würde sagen, sogar besser als unser Partner VW.
    Also das Projekt ist noch nicht abgeschrieben?
    Überhaupt nicht.
    Nie abgeschrieben gewesen.
    Deswegen hat VW aufgrund der Tatsache, dass wir nicht ausschreiben wollen, ausgestiegen.
    Danke für das Gespräch.
    Danke Ihnen.
    der Vater der Swatch, der Retter der Schweizer Uhrenindustrie.
    Nikolaus Hajek war heute im Journal zu Gast.
    Das Gespräch führte Gisela Hopfmüller.
    Knapp vor Beginn dieser Sendung hat uns eine Meldung aus London erreicht.
    Sie haben es vielleicht am Beginn dieser Sendung im Nachrichtenblock gehört.
    Es habe in der Londoner City heute Vormittag offenbar eine größere Explosion gegeben, ein größerer Sprengsatz sei explodiert.
    Bis jetzt gab es über die Agentur noch keine genaueren Meldungen, was da alles genau passiert ist.
    Wir sind deshalb verbunden mit unserer London-Korrespondentin Brigitte Fuchs.
    Was lässt sich denn bis jetzt sagen über diese Explosion?
    Es gibt ja schon Meldungen, dass es sogar zwei Explosionen gegeben hat.
    Ja, es sind zwei Explosionen gewesen.
    Die eine in Bishopsgate, das ist also mitten in der Londoner City, dem Bankenviertel.
    in der Nähe auch von St.
    Paul's Cathedral, wo ja sehr viele Touristen an einem Frühlings-Samstag-Vormittag sein werden.
    Die zweite Explosion war in einer U-Bahn-Station, Moorgate, auch in der Londoner City.
    Was dabei passiert ist, ist, es hat sehr viele Fensterscheiben sind rausgefallen, vor allem auch im Net West Tower, das ist ein Banken-Wolkenkratzer mitten im Bankenviertel von London.
    In diesem Gebäude sind im vergangenen Jahr, am 9.
    April, bei der großen Explosion, die die IAA verursacht hatte und wo es damals drei Tote gegeben hat, alle Fensterscheiben in Bruch gegangen.
    Tote dürfte es heute keine gegeben haben.
    Die umliegenden Spitäler wurden aber aufgefordert, sich auf Verletzte, und zwar auf ungefähr 40 bis 60 Verletzte, vorzubereiten.
    Das Viertel war an und für sich evakuiert worden.
    weil es eine telefonische Warnung, was als Urheber dieser Explosion die IAA vermuten lässt, es gab eine Warnung bei der Polizei, man hat versucht, das Viertel rechtzeitig zu evakuieren, aber das ist nicht gelungen.
    Bei der zweiten Explosion in Moorgate, der U-Bahn-Station, dürfte die Station rechtzeitig evakuiert worden sein.
    Im Moment gibt es noch eine große Rauchfahne, schwarzer Rauch über der Londoner City,
    Aber wie gesagt, es dürfte keine Toten bei diesem Anschlag der IAA gegeben haben.
    Besten Dank Brigitte Fuchs für diese Direktinformationen aus London.
    Und jetzt im Mittagschanal weiter mit einem Thema aus Österreich.
    Frauen in typischen Frauenberufen ärgern kaum aufsehen, auch dann nicht, wenn sie als berufstätige Mutter etwa einer Doppelbelastung ausgesetzt sind.
    Anders ist das bei Frauen, die in sogenannten typischen Männerberufen Fuß gefasst haben, ihre Frau stellen.
    Bewundert werden sie oder bestaunt oder beides.
    Und so geht es derzeit wahrscheinlich auch einer jungen Frau in der Steiermark.
    Sie arbeitet in Niklasdorf, einem Ort zehn Kilometer von Bruck an der Mur entfernt.
    Es gibt dort nicht nur eine große Papierfabrik, sondern auch einen ungewöhnlich großen Verschubbahnhof.
    Und die Frau, die dort arbeitet, hat Hans Adler besucht.
    Annegret, Bremse anlegen.
    Bremse anlegen.
    Bremse lösen.
    Bremse lösen.
    Bremsprobe beendet.
    Seit dem 23.
    November 1837, als die erste Lokomotive mit einem Zug von Wien nach Deutsch-Wagram im Markfeld fuhr, hat es das noch nie gegeben.
    Eine Frau auf dem Führerstand einer Lokomotive.
    Da ist sie.
    Die Monika Lechner aus Vordermberg in der Steiermark.
    Mittelgroß, sehr blond, ein bisschen mollig, mit rundlichem, fröhlichem Gesicht.
    Schwarze Jeans, schwarzer Sweater mit etwas draufgedrucktem.
    Nach dem Alter darf man eine Dame nicht fragen, aber schätzen darf man.
    Irgendwo zwischen 20 und 23.
    Die erste Triebfahrzeugführerin der ÖBB.
    Seit einem halben Jahr macht sie Verschubdienst in Niklasdorf.
    Nichts von Romantik und Jugendträumen säumt ihren Berufsweg, eher das Problem, als junger Mensch in einem industriellen Krisengebiet eine Existenz aufzubauen.
    Für mich war immer ausschlaggebend, ich will irgendetwas Technisches machen, entweder Kfz-Mechaniker oder Elektriker.
    Privat haben sie mich nicht genommen, weil die Lehrherren bzw.
    die Chefs von den Kfz-Werkstätten gesagt haben, sobald ein Mädchen bei ihnen in der Werkstatt arbeitet, kommen ihnen die Kunden nicht mehr.
    Früher haben sie sich rausgekriegt auf die sanitären Anlagen usw.
    und dann habe ich gesagt, sie haben ja Reinigungspersonal auch, meine Damen, die müssen auch irgendwo hingehen können.
    Dann haben sie sogar Ausschläge gegeben, dass die Kunden nach einem Jahr kommen würden, wenn da ein Mädchen in der Werkstatt ist.
    Und dann habe ich mich bei der Völster Alpine beworben und da habe ich dann als Elektriker angefangen.
    Und dann, als ich fertig gelernt habe, war ich noch vier Monate Facharbeiterin in der Albine, also im Werk drinnen.
    Und dann bin ich in einen Privatbetrieb gegangen, als Elektriker.
    Und da hat es nachher einmal ganz hingekaut.
    Und dann haben sie mich darauf angesprochen, dass sie bei der Eisenbahn Personen suchen.
    Und ob ich mich nicht bewerben will, weil ich einen technischen Beruf gelernt habe.
    Ja, und daraufhin habe ich die Bewerbung noch viel auch in die Direktion geschickt.
    Dann haben sie gesagt, nein, schreibst du dir eine Bewerbung, weil Chancen hast du eh keine als Mädchen.
    Ja, und dann habe ich das Schreiben gekriegt für die Aufnahmeprüfung.
    Ja, und jetzt bin ich dabei.
    Auf dem Dienstplan des Verschub-Lokführers stehen immer viele Nachtdienste, auch bei Monika Lechner.
    Und wenn sie einmal auf der Strecke fahren wird, muss sie mit vielen Tagen auf der Maschine und Nächten in Kasernen den Eisenbahnerquartieren auf den Bahnhöfen rechnen.
    Nicht gut für eine Familie, aber keine Sorge.
    Über das mache ich mir noch keine Gedanken, weil das habe ich nicht vor in den nächsten Jahren.
    Und wie es beruflich weitergeht, weiß sie auch schon ganz genau.
    Ich mache jetzt Verschub bis Mitte Mai.
    Mitte Mai fahre ich dann nochmal fünf Wochen Kurs nach St.
    Pölten.
    in die Zentralschule nach Wörth, da mache ich nochmal einen Dienstprüfungskurs und dort lege ich dann meine Dienstprüfung ab, die wird mir von der Generaldirektion abgenommen und wenn ich die Prüfung dann habe, wenn ich dann zurückkomme auf meine Dienststelle, fahre ich weiter in den Verschub, mache aber Streckenschulung.
    Also die acht Monate lang, zweimal im Monat fahre ich mit einem Lehrführer auf die Strecke und wenn ich die acht Monate dann hinter mir habe, dann darf ich alleine auf die Strecke fahren.
    40 Kilometer sind es von Vordenberg, wo sie zuhause ist, nach Niklasdorf.
    Mit dem Auto.
    Denn der eigene Dienstgeber, die ÖBB, fährt nicht immer, wenn Frau Lechner Dienstbeginn oder Dienstende hat.
    Wenn der Auspuff ein Loch hat, das repariere ich mir schon, erzählt sie.
    Aber Öl wechseln, das ist mir zu schmutzig.
    Realistisch auch ihr beruflicher Zukunftswunsch.
    Ja, wünschen.
    Ich wünsche mir einzig, dass nie was Gräberes passiert, dass ich immer gut heimkomme und dass so keine Unfälle passieren.
    Seit wir eine Frau unter den Kollegen haben, ist der Ton schon feiner geworden, erzählt der Vorstand des Bahnhofes Niklasdorf.
    Und im Übrigen?
    Die Kollegen waren ganz begeistert, weil einmal eine Dame mit so einer großen Maschine fahren kann.
    Das Echo war positiv.
    Da gibt es keinen Unterschied eigentlich.
    Geht mit uns essen und Kaffee trinken.
    Und Probleme, wenn es gibt, besprechen wir miteinander.
    Und als er sich unbeobachtet glaubt, erzählt er einem Kollegen, sind's schon wieder doof in unserer Puppe.
    Alle paar Tage andere.
    Der Bahnhof Bruck an der Mur ist wie immer voll von Fahrgästen, Zügen und Eisenbahnen.
    Bis Frau Lechner zum ersten Mal einen der hier durchfahrenden Reisezüge führt, werden vielleicht noch Jahre vergehen.
    Aber was wäre, wenn eine Frau vorne auf der Lok die Fahrgäste meinen?
    Es wird mich zumindest nicht stören.
    Eventuell auch freuen.
    Ich habe keine Ahnung, zumindest keine Erfahrung mit einer Lokführerin.
    Warum nicht?
    Herzlich gern.
    Es fliegen die Frauen, es fahren die Frauen mit Motorrad, mit Auto.
    Muss wohl ein Grund sein, nicht mit dem Zug zu fahren.
    Fein.
    Bei ihrer Aufnahmeprüfung war Monika Lechner eine von vier Frauen, die sich um einen Posten als Triebfahrzeugführer, so der Fachausdruck, beworben hatten.
    Bisher ist keiner weiteren der Sprung in die Ausbildung gelungen.
    In den ehemaligen Ostblockstaaten in England, Deutschland, Dänemark, Holland und Frankreich, sogar in Italien, sitzen Frauen schon auf den Führerständen.
    Monika Lechner heißt die erste ÖBB-Lokführerin, Hans Adl heißt der Kollege, der diesen Beitrag gestaltet hat.
    Eine Jazz-Legende feiert morgen Geburtstag.
    Ella Fitzgerald, die First Lady des Jazz, wird 75.
    Seit mehr als einem halben Jahrhundert genießt die Sängerin ungebrochene Popularität.
    Wie kaum eine andere war sie für den Jazzgesang stilbildend.
    Robert Bilek beginnt seine Würdigung mit einem der ersten großen Hits von Ella.
    A tisket, a tasket, a brown and yellow basket.
    I send a letter to my mummy on the way.
    Es waren simple Songs wie A Tasket A Tasket, mit denen Ella ihre Karriere als der weltgrößte und populärste Jazz-Vokalistin begonnen hat.
    Damals in den 30er Jahren war sie wohl nichts weiter als eine begabte Schlagersängerin, ein Street-Kid, das froh war, über das Showgeschäft der Gosse von Harlem entronnen zu sein.
    Und eigentlich wollte die First Lady des Jazz anfänglich ohnehin Tänzerin werden.
    Erst als die Konkurrenz bei jenem legendären Amateurwettbewerb im Apollo Theater zu groß war, entschloss sie sich kurzerhand ein Liedchen im Stil ihres Vorbilds Connie Boswell zu trailern und gewann damit den ersten Preis.
    I lost my nerve when I got on the stage because there were too many lights and there were two sisters called the Edward Sisters and they were the stars of the show and they danced so there was no way in the world I was gonna try to go on that stage and dance behind them.
    So the man said, do something, you're out here.
    And I tried to sing.
    And I tried to sing like Miss Connie Boswell and I won first prize.
    Etwa ab 1937 ging Ellas Karriere dann steil nach oben.
    Nur vier Jahre nach ihrem ersten Auftritt galt sie als die First Lady des Swing.
    1949 erreichte ihre Laufbahn mit dem Solo-Debüt in der Carnegie Hall einen Höhepunkt.
    Neben Oscar Peterson und Duke Ellington wurde sie der große Star der Jazz at the Philharmonics Konzerte von Norman Grant.
    Sie tourte durch Europa, wurde 1953 in Tokio mit einer Konfetti-Parade empfangen und sie produzierte gemeinsam mit den Größten des Jazz, wie etwa mit Louis Armstrong.
    Should have seen the signal to stop What a flop, this is how the story ends I let him turn me down and say Can't we be, can't we be, can't we be Can't we be, can't we be, can't we be
    Ella Fitzgerald hat es geschafft, rund 60 Jahre hindurch als Star präsent zu bleiben.
    Nicht durch Skandale, sondern allein durch die Kraft ihrer Stimme.
    Eine Stimme, die, obgleich gänzlich umgeschult, die höchsten Höhen gesanglicher Virtuosität ermöglichte.
    Ellas Spezialität war nicht so sehr der tiefgehende Ausdruck, als vielmehr die Leichtigkeit atemberaubend-artifizieller Improvisationen.
    Du, du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du, du, du, du.
    Du, du, du,
    Die Bühne und der Applaus ihres Publikums waren und sind das Leben der First Lady of Jazz.
    Und der großen bescheidenen Entertainerin dürfte dies wohl immer noch wichtiger sein, als das Bewusstsein, längst ein wichtiges Kapitel Musikgeschichte des 20.
    Jahrhunderts geschrieben zu haben.
    Ella Fitzgerald feiert morgen ihren 75er.
    Groß gefeiert wird dann morgen in Beverly Hills.
    Bei uns noch Kurznachrichten.
    Österreich.
    Michael Häupl wurde heute erwartungsgemäß neuer Vorsitzender der Wiener Sozialdemokraten.
    Häupl ist 43 Jahre alt und war bis jetzt Umweltstadtrat.
    Beim Landesparteitag der SPÖ Wien erhielt Häupl knapp mehr als 83 Prozent der Delegierten Stimmen.
    Häupl löst den 64-jährigen Hans Mayer ab.
    Russland.
    Zumindest ein Teilerfolg für Boris Jelzin zeichnet sich beim morgigen Referendum ab.
    Dies lässt sich aus Umfragen schließen.
    Die Mehrheit der Russen dürfte demnach mit der Amtsführung Jelzins zufrieden sein.
    Offen ist, wie seine Wirtschaftspolitik bewertet wird.
    Großbritannien.
    In der Innenstadt Londons ist ein großer Sprengsatz explodiert.
    Mehrere Personen wurden verletzt, Tote gibt es nicht.
    Die Detonation war meilenweit zu hören und ereignete sich in der Nähe der St.
    Paul's Cathedral.
    Die Bombe war wahrscheinlich in einem Lastauto versteckt.
    Bosnien-Herzegowina.
    Jugoslawien-Vermittler Lord Owen ist heute mit dem bosnischen Serbenführer Karadzic in Belgrad zusammengetroffen.
    Owen will die Serben doch noch dazu bewegen, den Bosnien-Friedensplan anzunehmen.
    Die Serben sollen demnach noch vor Inkrafttreten neuer UNO-Sanktionen umdenken.
    Und jetzt noch ein Blick auf die Wetterlage.
    Sonnig und warm, lebhafter Südwind, nördlich der Alpen Vöhnig.
    Höchstwerte 20 bis 26 Grad.
    Über dem Berg langt jeweils am Nachmittag einige Quellwolken und im Westenmorgen einige Regenschauer.
    Das war das Mittagsschonal am Samstag.
    Im Namen aller Mitarbeiter dieser Sendung verabschiedet sich Christl Reis.
    Noch einen schönen Nachmittag, schönes Wochenende.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1993.04.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1993.04.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Russland vor dem Referendum
    Boris Jelzin befragt das Volk nach seinem Vertrauen in ihn, seine Wirtschaftsreformen und vorgezogenen Neuwahlen des Präsidentenamts und Volksdeputiertenkongresses.
    Mitwirkende: Scholl, Susanne [Gestaltung]
    Datum: 1993.04.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wahlen ; Parlament ; Direkte Demokratie ; Personalfragen ; Verfassung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Landesparteitag der Wiener SPÖ
    Michael Häupl ist neuer Chef der Wiener SPÖ.
    Mitwirkende: Hazivar, Rainer [Gestaltung]
    Datum: 1993.04.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Personalfragen ; Wahlen ; Parteien / SPÖ ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Porträt des neuen Wiener SPÖ-Chefs Michael Häupl
    Einblendung: Michael Häupl.
    Mitwirkende: Aziz, Katharina [Gestaltung] , Häupl, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1993.04.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Personalfragen ; Wahlen ; Parteien / SPÖ ; Porträt ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Nicolas Hayek, Vater der Swatch
    Interiew: Hayek
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Hayek, Nicolas [Interviewte/r]
    Datum: 1993.04.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Technik ; Porträt ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Schweiz
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bombenanschläge in der Londoner City
    Zwei Explosionen in der Nähe von St. Paul's Cathedral und einer U-Bahnstation.
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung]
    Datum: 1993.04.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Terror ; Straftaten ; Sicherheit ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreich: 1. Weiblicher Lokführer
    Einblendung: Monika Lechner, Passanten. Monika Lechner aus der Steiermark ist die erste Lokführerin der ÖBB. Ausschlaggebend für ihre Berufswahl waren weniger romantische Vorstellungen als Schwierigkeiten als Frau im technischen Bereichen der Privatwirtschaft unterzukommen und in einem krisengeschüttelten Teil der Steiermarkl zu leben.
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Lechner, Monika [Interviewte/r] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r]
    Datum: 1993.04.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Eisenbahn ; Frauen ; Arbeitsbedingungen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Ella Fitzgerald 75
    Die "First Lady des Jazz" blickt auf eine über 50-jährige Karriere zurück.
    Mitwirkende: Bilek, Robert [Gestaltung] , Fitzgerald, Ella [Interviewte/r]
    Datum: 1993.04.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Musik ; U-Musik ; Porträt ; Moderne Musikformen - Jazz ; Jubiläum ; Moderne Musikformen - Swing ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; USA - Vereinigte Staaten von Amerika
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1993.04.24
    Spieldauer 00:55:53
    Mitwirkende Reiss, Christl [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1993.04.24 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-930424_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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