Mittagsjournal 1993.10.09

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    Rechtliches

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    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsjournal des aktuellen Dienstes und das planen wir für die kommende knappe Stunde.
    Schwere Unwetter in Kärnten.
    Am Vormittag hat sich die Situation in den gefährdeten Gebieten weitgehend beruhigt.
    Europaratsgipfel in Wien.
    Wir berichten über die Beratungen des Vormittags und ziehen in einem Gespräch mit Kanzler Branitzki Bilanz über diese Konferenz.
    Kärntner Suchtgiftexperten meinen, die Zahl der Alkoholkranken nimmt entgegen anderslautenden Berichten zu statt ab.
    Deutsche Grüne beraten auf einem Sonderkongress, ob sie an ihrer pazifistischen Grundposition festhalten sollen.
    In Griechenland dürfte es morgen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Mehrheit im zuwählenden Parlament geben.
    Reportage von der grünen Grenze im Burgenland, wo weit weniger illegale Grenzgänger festgestellt werden als noch im Vorjahr.
    und Kongress über Teleworking, die Heimarbeit am Bildschirm, in Wien.
    Im Journal zu Gast ist schließlich der niederländische Schriftsteller Harry Molish, der Star der diesjährigen Frankfurter Buchmesse.
    Nun aber zur Meldungsübersicht, die Elisabeth Manners zusammengestellt hat.
    Sprecherin ist Susanne Rousseau.
    Russland.
    Präsident Jelzin ist wieder unter Beschuss geraten.
    Einerseits kritisierte ihn der frühere sowjetische Präsident Gorbatschow, andererseits kündigte Anatoly Sobchak, der Bürgermeister von St.
    Petersburg, seine mögliche Kandidatur bei den Parlamentswahlen an.
    In einem Interview für die Zeitung Komsomolskaya Pravda schloss Gorbatschow eine Rückkehr in die Politik nicht aus.
    Er forderte gleichzeitige Präsidentschafts- und Parlamentswahlen.
    Sie sollten seiner Meinung nach spätestens im Februar oder März stattfinden.
    Gorbatschow sagte wörtlich, sollte es zur Rettung des Landes notwendig sein, werde er selbst in die Politik zurückkehren und alles andere liegen lassen.
    Seiner Ansicht nach hat Jelzin bei der Niederschlagung des Aufstandes der nationalistischen und altkommunistischen Opposition schwere Fehler begangen.
    Der frühere sowjetische Präsident deutete an, dass er bei den Präsidentenwahlen im Juni kandidieren könnte.
    Anatoly Sobchak will möglicherweise ebenfalls gegen Yeltsin antreten.
    In einem Gespräch mit deutschen Journalisten sprach sich Sobchak außerdem für die Verschiebung der Parlamentswahlen aus.
    Wegen Verletzung der Ausgangssperre sind in der vergangenen Nacht in Moskau mehr als 3.800 Personen vorübergehend festgenommen worden.
    Die Lage in Moskau blieb ruhig.
    Auch die Situation rund um das Weiße Haus, dem Sitz des Parlaments.
    Die nächtliche Ausgangssperre ist bis zum 18.
    Oktober verlängert worden.
    Österreich Der Wiener Europarat-Gipfel wird heute abgeschlossen.
    Die Staats- und Regierungschefs der 32 Mitgliedstaaten wollen Verbesserungen in Menschenrechtsfragen und Minderheitenschutz verabschieden.
    Die Teilnehmer haben gestern eine eigene Russland-Erklärung verabschiedet.
    Sie unterstützen darin die Reformen von Präsident Yeltsin, fordern aber auch freie und faire Wahlen.
    Bundespräsident Klestil bezeichnete in seiner Rede den Schutz der Minderheiten als Schlüssel für den Aufbau eines friedlichen und stabilen Europas.
    Bosnien-Herzegowina.
    Bosnische Kroaten sollen in Nowitravnik ein Blutsbad angerichtet haben.
    Mindestens acht Moslems wurden getötet und etwa 20 verletzt.
    Dies berichtete Radio Sarajevo.
    Demnach sollen die Opfer vorher als lebende Schutzschilde missbraucht worden sein.
    Nahosten.
    Ein Angriff von Palästinensern auf Nordisrael ist vereitelt worden.
    Die israelische Armee konnte zwei mutmassliche Terroristen auf sogenannten Jet-Skis, Wassermotorrädern sichten und stellen.
    Mindestens einer der beiden soll tot sein.
    Der Vorfall ereignete sich vor der libanesischen Küste bei Rojhanikra.
    Eine radikale Palästinensergruppe sprach von einem regelrechten Gefecht mit israelischen Soldaten.
    Diese Behauptung wird von israelischer Seite mit Stillschweigen übergangen.
    Somalia, USA Mogadischu war wieder Schauplatz schwerer Kämpfe.
    Konkrete Informationen liegen nicht vor.
    Nach dem derzeitigen Wissensstand dürften Anhänger des Rebellenführers Aydit mit amerikanischen Truppen zusammengeprallt sein.
    Der UNO-Sicherheitsrat sucht Möglichkeiten für eine politische Lösung der Krise.
    Pakistan
    Benazir Bhutto gibt sich optimistisch.
    Sie ist sicher, dass ihr die Regierungsbildung gelingen wird.
    Die pakistanische Volkspartei Benazir Bhuttos hat die jüngsten Parlamentswahlen zwar gewonnen, die zur Regierungsbildung notwendige Mehrheit der Mandate fehlt ihr aber.
    In der Nacht auf heute sind in London wieder Bombenanschläge verübt worden.
    Bei der Explosion zweier sogenannter Autobomben entstand hoher Sachschaden, verletzt wurde aber niemand.
    Als Urheber vermutet die Polizei die IRA.
    Indien.
    Im Westen Indiens ist es zu einem mäßig starken Erdbeben gekommen.
    In dem Gebiet waren Ende vergangenen Monats tausende Menschen umgekommen.
    Diesmal erreichte das Beben eine Stärke von 5,2 auf der Richterskala.
    Unter der Bevölkerung brach Panik aus.
    Angabenüberschieben oder Opfer liegen derzeit nicht vor.
    Soweit also die Meldungsübersicht im Mittagsjournal und nun zu den Wetteraussichten und zu Gerhard Steiner und seiner Prognose.
    Die Regenzone, die in Kärnten die Flüsse schwellen ließ, zieht jetzt mit weniger dramatischen Auswirkungen über Österreich hinweg.
    Der Schwerpunkt des Regens hat sich entsprechend nach Norden verlagert.
    Das dokumentieren auch die aktuellen Meldungen.
    Wien, Regen 13 Grad, Westwind 25 Kilometer pro Stunde, Eisenstadt stark bewölkt 16 Grad, Nordwestwind 20 Kilometer pro Stunde, St.
    Pölten leichter Regen 11, Linz Regen 11 Grad, Westwind 25 Kilometer pro Stunde,
    Salzburg stark bewölkt 11 Grad, Innsbruck und Bregenz heiter 14, Graz stark bewölkt 16 und Klagenfurt heiter 15 Grad.
    In Kärnten gibt es am Nachmittag nur noch einzelne Regenschauer.
    In Vorarlberg und Tirol kommt bereits die Sonne durch und bis zum Abend ist es in ganz Österreich mit dem Regen vorbei.
    Einstweilen regnet es aber vor allem noch in der Steiermark sowie in Ober- und Niederösterreich.
    Hier bleibt es auch windig.
    In den Bergen hat es abgekühlt.
    Am Feuerkugel in 1600 Meter Höhe gibt es Schneeregen bei plus zwei Grad.
    Im Allgemeinen ändern sich die Temperaturen heute nur noch wenig.
    Sie liegen meist zwischen 10 und 16 Grad.
    Die kommende Nacht wird teilweise klar.
    Tiefstwerte daher 3 bis 8 Grad.
    Morgen Sonntag kann es in der Früh stellenweise neblig sein.
    Tagsüber wird es aber im Großteil Österreich sonnig.
    Höchstwerte dann zwischen 16 und 18 Grad.
    Nur in Vorarlberg, Tirol und Osttirol ziehen erneut Wolken auf und es kann leicht regnen.
    Temperaturen hier nur bis 14 Grad.
    Und am Montag wird es etwas wärmer, es halten sich aber die Wolken über Westösterreich.
    So weit also die Wetteraussichten und wir kommen dann gleich auch wieder zur Wettersituation in Kärnten.
    Vorher ist aber das Wichtigste von der Europaratskonferenz in Wien.
    Seit gestern tagen sie ja in der österreichischen Bundeshauptstadt die Staats- und Regierungschefs der 32 Mitgliedsländer des Europarates.
    Dieser erste Gipfel seit der Gründung im Jahr 1949
    widmen sich vor allem den Fragen der Menschenrechte, dem Minderheitenschutz, aber auch der neuen Situation in Europa.
    In einer Erklärung zur Lage in Russland stellten sich die Teilnehmer des Wiener Gesprächs hinter die Reformen von Boris Jelzin, forderten aber auch möglichst bald freie und faire Wahlen.
    Im Folgenden informiert sie Elisa Wasch über die Verhandlungen des Vormittags.
    Der heute zu Ende gehende Europaratsgipfel hat ein konkretes Ergebnis gebracht, das sich sehen lassen kann.
    Im österreichischen Außenministerium spricht man von einer revolutionären Entwicklung im Völkerrecht.
    Das Dokument, um das es geht, ist zwar noch nicht verabschiedet, aber es gibt einen politischen Konsens darüber, dass es dieses Dokument geben wird.
    Die Rede ist von einem Zusatzprotokoll zur Europäischen Menschenrechtskonvention, in dem es um die Rechte der nationalen Minderheiten geht.
    Die Probleme bei der Erstellung dieses Dokuments waren vielseitig.
    Es gab zum Beispiel die Schwierigkeit, dass die Menschenrechte eben für alle Menschen gelten müssen, dass die Minderheitenrechte aber nur einzelne Gruppen betreffen.
    Hier hat man sich auf einen Vorschlag Frankreichs geeinigt.
    In dem Zusatzprotokoll ist von kulturellen und traditionellen Rechten die Rede und konkret festmachen kann man diese Rechte an der Sprache.
    Das Recht auf den Namen in der eigenen Sprache soll festgeschrieben werden, ebenso das Recht auf Unterricht der und in der Muttersprache und das Recht auf Verwendung der Muttersprache bei den Behörden.
    Denn diese Bestimmungen gelten dann sowohl für die Minderheiten als auch für die nationale Mehrheit eines Staates.
    Was genau eine Minderheit ist, darüber gibt es allerdings nach wie vor keinen Konsens.
    Österreich, Deutschland und Ungarn etwa vertreten die Ansicht, dass nur schon lange ansässige Volksgruppen als Minderheiten gelten sollen.
    Schweden und die Niederlande wollen die Minderheitenrechte auch neu zugewanderten Personen gewähren, also etwa Asylanten und Gastarbeitern.
    Über die genaue Definition werden sich die Politiker wohl noch lange streiten.
    Frankreich und Großbritannien haben sich bis zum Schluss heftig gegen ein Minderheitendokument gewährt.
    Dass sie letzten Endes doch zugestimmt haben, kann als Erfolg gewertet werden.
    Das Neue an dem Dokument ist aber nicht nur, dass nun auch Mitglieder von Minderheiten auf ihre Menschenrechte pochen werden können.
    Neu ist auch, dass sie diese Rechte beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte werden einfordern können.
    Dieser wiederum soll reformiert und damit effektiver gemacht werden.
    Auch das ist ein Ergebnis des Wiener Gipfels.
    Die Kommission, die bis jetzt die Zulänglichkeit der Beschwerden geprüft hat und damit Zwischenkläger und Gerichtshof zwischengeschaltet war, soll abgeschafft werden.
    Ab jetzt soll es nur mehr den Gerichtshof in Straßburg geben, allerdings mit wesentlich mehr Personal und einer besseren Infrastruktur.
    Auch soll er ständig tagen.
    In den letzten Jahren hatte sich die Anzahl der Beschwerden laufend erhöht.
    Zum Schluss musste man im Durchschnitt fünf Jahre auf sein Verfahren warten.
    Das soll nun, wie gesagt, besser werden.
    Bis dahin kann es allerdings noch eine Weile dauern.
    Denn erst im Mai kommenden Jahres wird das Ministerkomitee des Europarats das entsprechende Dokument unterzeichnen, dann erst müssen es die einzelnen Staaten ratifizieren.
    Weitere Ergebnisse des Wiener Gipfels sind die Unterzeichnung einer Konvention und einer Rahmenkonvention zur Frage des Minderheitenschutzes.
    Im Gegensatz zum vorhin erwähnten Zusatzprotokoll handelt es sich hierbei allerdings nur um politische Absichtserklärungen, die im Übrigen auch noch genauer ausgearbeitet werden müssen.
    Auch eine Erklärung gegen Rassismus, Fremdenhass und Antisemitismus sowie ein Aktionsplan gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus wurden ausgearbeitet.
    Ziel ist hier vor allem eine koordinierte Aufklärung und gemeinsame Jugendarbeit.
    Schon gestern haben die 32 Staats- und Regierungschefs eine Russland-Erklärung unterzeichnet, in der sie Präsident Jelzin ihre volle Solidarität ausdrücken.
    Allerdings wurde Jelzin auch dazu aufgefordert, möglichst bald faire und freie Wahlen abzuhalten.
    Präsident Yeltsin hatte zuvor eine Grußbotschaft an die Gipfelkonferenz gerichtet, in der er den Wunsch äußerte, dass Russland möglichst bald in den Europarat aufgenommen werden würde.
    Sobald wird das allerdings nicht der Fall sein.
    Der Europarat möchte abwarten, wie sich die Lage in Russland entwickelt.
    Mit finanzieller Hilfe werden Russland und die anderen osteuropäischen Staaten allerdings bald rechnen können.
    Außenminister Mock kündigte heute an, dass Österreich vorerst einmal 5 Millionen Schilling für die Stärkung und Förderung von demokratischen Institutionen zur Verfügung stellen wird.
    In der sogenannten Wiener Erklärung schließlich betonen die Mitgliedstaaten des Europarats die historische Bedeutung des Gipfels in einer Zeit der europäischen Neuordnung.
    Dem Europarat, so heißt es darin, kommt bei der Demokratisierung Osteuropas eine besondere Rolle zu.
    Denn der Europarat sei die einzige Institution, die die neu entstandenen Demokratien schnell als Mitglieder aufnehmen würde.
    soweit Elisa Wasch aus dem Austria Center in Wien.
    Das Gipfeltreffen des Europarates soll in der nächsten Stunde mit einem Bekenntnis zur Verbesserung im Menschenrechts- und Minderheitenschutz zu Ende gehen.
    Roland Machatschke hatte knapp vor Beginn des Mittagsschonals Gelegenheit, mit Kanzler Wranicki, der auch Vorsitzender der Konferenz ist, zu sprechen und dieses Gipfeltreffen analytisch Revue passieren zu lassen.
    Herr Bundeskanzler, man hat offensichtlich nicht geschafft, wozu man am Anfang Hoffnung hatte, nämlich eine Definition der Minderheitenfrage, eine Definition der Minderheiten.
    Wie ist es gekommen, dass jetzt diese Europaratskonferenz keine Minderheitendefinition im ursprünglich gedachten Sinne, sondern eine, wenn man vielleicht so will, auch abgeschwächte verabschieden wird?
    Man muss bei so großen internationalen Vereinbarungen natürlich immer davon ausgehen, dass man Kompromisslösungen erzielt und dass Kompromisse eben nicht die hundertprozentige Erfüllung der Wünsche der einen oder die Ablehnung der Wünsche der anderen ist.
    Und so gesehen ist der Kompromiss sicherlich nichts zu Verwerfendes.
    Es ist ein wichtiger Zwischenschritt und wie jeder Zwischenschritt eine Vorstufe zu einem nächsten endgültigen Schritt, so sehe ich das.
    Und ich muss auch hervorheben, und habe das gestern schon in meiner Schlussansprache hier gesagt, es ist niemand hier gewesen, der gesagt hätte, es ist Resignation oder Frustration angezeigt, weil eben nicht das 100%-Ideal erreicht wurde, sondern dass alle gesagt haben, wir sind hier zusammengekommen, wir haben erste Schritte gesetzt, aber wir müssen jetzt kämpfen und uns bemühen, um zu weiteren Fortschritten zu kommen.
    Inwiefern, wenn einmal diese Minderheitenfrage Eingang gefunden hat in die verschiedenen Strukturen des Europarates, inwiefern werden Minderheiten es dann besser haben als jetzt im Rahmen des Europarates?
    Ich meine vor allem deshalb, weil beispielsweise der französische Vorschlag eines Stabilisierungsplanes
    dazu beitragen wird, dass ein dichteres Netzwerk geflochten wird zwischen den einzelnen Institutionen.
    Das heißt also zwischen denen, die sich mit der wirtschaftlichen Verbesserung beschäftigen, also Unterstützung an Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Bekämpfung der Teuerung etc.
    auf der einen Seite und denen, die sich mit den Rechtsverhältnissen beschäftigen auf der anderen Seite.
    sodass man also nicht nur dürre Gesetze und Verträge vereinbart und unterschreibt, sondern auch konkrete Maßnahmen setzt, wenn in einem Land eine Minderheit ist und diese Minderheiten ja auch oft wirtschaftlich und sozial benachteiligt sind, dass man durch die wirtschaftliche und sozialpolitische Unterstützung diesen vielleicht etwas juristischen Vertrag wirkliches Leben gibt.
    Jetzt sind sich alle Politiker in Europa einig, dass ethnische Fragen von ganz besonderer Brisanz sind und man muss nicht erst an die Katastrophe des Krieges in Ex-Jugoslawien denken.
    Ist das nicht ein bisschen zu wenig, was bei diesem groß angekündigten Europaratsgipfel auf diesem Gebiet herausgekommen ist?
    Nein, ich glaube nicht, dass das wenig ist, denn wir dürfen ja nicht vergessen, dass wir hier wirklich etliche Fortschritte erzielt haben.
    Ich verweise auf den gemeinsamen Arbeitsplatz zur Bekämpfung von Rechtsextremismus.
    Da ist medial etwas untergegangen, weil niemand dagegen war, weil es nicht kontrovers war.
    Ich verweise darauf, dass hier ein großes, europaweit angelegtes Programm entworfen wird,
    zur Erziehung der Kinder und der Jugendlichen in Bezug auf Rechtsstaatlichkeit, Minderheitenschutz, Kampf gegen Rassenfeindlichkeit, Antisemitismus etc.
    Ich habe vor der Konferenz einen Zuruf des Internationalen Roten Kreuzes bekommen und habe das auch hier in der Versammlung zum Ausdruck gebracht.
    nämlich in die Richtung Verletzung von Menschenrechten international zu tribunalisieren.
    Jetzt gibt es ja den Gerichtshof und gibt andere Initiativen.
    Das heißt, wir werden auch hier zusammenfassend vorgehen gegen die, die eben die Rechte, über die Übereinstimmung erzielt wurde, verletzen.
    Eine andere Frage auf dieser Konferenz, Herr Bundeskanzler, war die Erweiterung des Europarates um neue Mitglieder.
    In erster Linie natürlich die beiden größten Staaten zu nennen, die in den Europarat wollen, Russland und die Ukraine.
    lässt sich ein Zeitrahmen absehen.
    Nein, das kann man nicht sagen, dass sich ein konkreter Zeitrahmen absehen lässt, aber hier ist hervorzuheben, dass die Bewerber, also die Kandidaten, die in den Europarat aufgenommen werden möchten, gestern ihre grundsätzlichen Positionen bekannt gegeben haben und dass das nicht einfach so war, dass die hier ihre Sprüche abgesagt haben und das war es dann schon, sondern die haben sich dann Fragen stellen müssen,
    Also beispielsweise, wie sieht es aus in dem einen Land mit der Pressefreiheit, in einem anderen Land mit noch bestehenden Anhaltelagern, in einem dritten Land mit bestimmten Grenzsituationen.
    Und das waren eigentlich, muss ich sagen, beachtlich kontroversielle Anfragen und Antworten und Debatten.
    Und daher glaube ich, dass die Gemeinschaft des Europarats sicher davon ausgeht, dass die eine oder andere Unzulänglichkeit tatsächlich beseitigt werden muss, ehe eine solche Aufnahme stattfinden kann.
    Herr Bundeskanzler, auch wenn der Europarat einmal ausgeweitet ist auf sämtliche europäische Staaten, hat man sich im Kreise des Staats- und Regierungschefs Gedanken gemacht darüber, dass das vielleicht ein ähnlich unwirksames Instrument sein könnte, wie es jetzt bei der KSZE den Anschein hat, die zum Beispiel in dem ganz großen europäischen Konflikt in Jugoslawien überhaupt nicht effektiv geworden ist?
    Wir kommen eigentlich immer wieder zu denselben Themen zurück, nämlich wie weit gediehen ist und wie weit entwickelt kann der politische Wille und die politische Absicht solcher internationalen Operationen durchzuführen sein oder werden.
    Ich glaube, man muss das ganz realistisch sehen.
    Hier werden Verträge geschlossen, hier werden Abkommen abgeschlossen, hier werden Pläne unterzeichnet und
    Das alles ist eine Voraussetzung.
    Die eigentliche Durchführung hängt dann vom politischen Willen ab.
    Und wo ich den Fortschritt sehe, ist, dass hier nicht nur der politische Wille deklariert wurde, sondern dass auch eine Klammer gebaut wurde zwischen den einzelnen Abkommen auf der einen Seite und dem politischen Willen auf der anderen Seite.
    Anders ausgedrückt, der hier zum Ausdruck gebrachte politische Wille ist so stark, dass ich meine, dass die verschiedenen Verträge dann auch zu tatsächlichem Leben umgesetzt werden können.
    Sie haben die KSZE erwähnt.
    Die KSZE ist meines Erachtens nicht zuletzt deshalb ein einigermaßen zahnloses
    Tier geblieben, das nicht wirklich bei Problemfällen zuschnappen konnte, weil sie entwickelt wurde in der Zeit des Kalten Krieges und weil sich die Grundpfeiler des Helsinki-Gedankens orientiert haben an der Ost-West-Trennung.
    und noch nicht zur Kenntnis genommen hat, nicht vorweggenommen hat, dass Europa nach dem Wegfall des Ost-West-Konflikts eben in eine Vielzahl von Einzelthemen, Einzelproblemen, Einzelfölkern, Einzelgruppen sozusagen aufgebrochen ist, im Positiven wie im Negativen.
    Und dass wir in Wirklichkeit ungefähr vor der Situation stehen, dass jetzt ein Werkstück zu bearbeiten ist, für welches die alten Werkzeuge nicht mehr gelten und ein neues Werkzeug gebaut werden muss.
    Bundeskanzler Franitzski im Gespräch mit Roland Machatschke zum Abschluss der Europaratskonferenz in Wien.
    12.20 Uhr ist es, Sie hören das ORF-Mittagschanal nun zur Wettersituation in Kärnten.
    Mit dem Nachlassen der Regenfälle bessert sich die Situation in den Kärntner Hochwassergebieten.
    Betroffen waren ja Geil, Trau und Lesachtal.
    Dort wurden in den letzten Stunden Felder überschwemmt, etliche Straßen waren und sind vermuert und zahlreiche Keller stehen noch immer unter Wasser.
    Aber der Wasserstand von Geil und Trau sinkt weiter, berichtet Gudrun Maria Leb.
    Als Folge der tagelangen heftigen Regenfälle gehen immer noch Muren ab und blockieren die Straßen.
    Seit heute Vormittag ist die B99, die Katschbergbundestraße, wegen Vermurung unbefahrbar.
    Und noch immer sind in ganz Kärnten etliche Keller überflutet und müssen von der Feuerwehr ausgebombt werden.
    In der letzten Nacht waren Jahrhunderte Feuerwehrmänner und Gendarmen in ganz Kärnten in Alarmbereitschaft.
    Im Lesachtal mussten zwei Familien evakuiert werden.
    Als am Morgen wieder heftige Regenfälle einsetzten, begann die völlig übermüdete Katastrophenmannschaft allmählich zu verzweifeln.
    Aber gegen halb zehn nahm der Dauerregen ein überraschendes Ende und damit auch die hektischen Einsatzstunden.
    Die Hochwasserentwarnung wurde gegen 11 Uhr vormittags gegeben.
    Inzwischen sind die Geil und die Trau um etliche Zentimeter gesunken.
    Aber nach den bangen Wartestunden in der letzten Nacht macht man sich nur vorsichtig Hoffnungen, dass das auch so bleiben wird.
    Immerhin hat sich die Lage so sehr beruhigt, dass nur noch ein neuerlicher stundenlanger Dauerregen Hochwassergefahr bedeuten könnte.
    Was bleibt, sind überflutete Felder und Wiesen im Gail, Lesach und Trautal und damit gravierende Ernteeinbußen für die betroffenen Bauern.
    Der Schaden kann derzeit noch nicht beziffert werden, beläuft sich aber schätzungsweise auf Millionenhöhe.
    Ein Bericht von Gudrun Maria Leb.
    Eine diese Woche zur Alkoholproblematik veröffentlichte Umfrage hat für Aufsehen gesorgt.
    Demnach wäre Österreich auf dem besten Weg aus der Alkoholproblematik und die Abstinenzen langsam in der Überzahl.
    So wurde vor allem in den Medien Alkohol Entwarnung gegeben und das in Österreich ohnehin tabuisierte Problem Alkoholismus weiter verharmlost.
    Für die unmittelbar mit der Krankheit befassten Therapeuten ist damit die Umfrage ungeachtet ihrer Bedeutung für die Fachwelt zu einem neuen Problem geworden.
    So sei nun die intensive Aufklärungsarbeit der letzten Jahre infrage gestellt, befürchtet werden auch Schwierigkeiten bei der Finanzierung neuer Therapieeinrichtungen, wenn Alkoholismus durch einfache Rechenoperationen
    Methoden zu einem Randproblem degradiert werden, wie heute bei einer Fachtagung der österreichischen Suchtexperten in Kärnten es geheißen hatte, Gerhard Roth berichtet.
    Anlass für das Konsilium der österreichischen Alkoholismusbäbste ist das Jubiläum meiner Kärntner Therapie-Einrichtung.
    Das Sonderkrankenhaus de la Tour feiert seinen zehnjährigen Bestand.
    Die Geschichte der Alkoholtherapie in Kärnten geht freilich zurück auf die Mitte des letzten Jahrhunderts, als hier eines der ersten Trinker-Asyle Österreichs eingerichtet wurde.
    Es fehlt also nicht an Erfahrungen, schlechten Erfahrungen vor allem, mit Therapieerfolgen und dem Misstrauen der Kostenträger gegenüber dem Phänomen Alkoholismus, das er seine Anerkennung als Krankheit relativ spät erfahren hat.
    Das sensationelle Ergebnis der IFES-Umfrage zum Problemkreis Alkohol wird hier entsprechend skeptisch aufgenommen und in dieser Beurteilung sind sich die aus allen Bundesländern angereisten Therapeuten auch ziemlich einig.
    Die Umfrage sei durch ihre Veröffentlichung eher zum Schaden der ganzen Sache geworden, meint unter anderem Universitätsdozent Herwig Scholz.
    Er leitet die wichtigsten Therapieeinrichtungen in Kärnten.
    Die Studie wird meiner Meinung nach absolut fehlinterpretiert.
    Der einzige mögliche positive Aspekt, den auch Marder hervorgehoben hat, ist, dass offensichtlich der Trinkdruck nach den Angaben in diesen Interviews gesunken ist.
    Es ist aber, und das haben die Fachleute auch bei der Interpretation ganz klar herausgestellt, in keiner Weise eine Entwarnung gegeben,
    für die Alkoholkrankheit.
    Die Alkoholkrankheit ist nach wie vor ein eher gleichbleibendes Problem und möglicherweise im Jugendbereich sogar anwachsendes Problem.
    Dort haben sich auch keinerlei Zahlenveränderungen ergeben zwischen den beiden Studien.
    Das heißt, ich habe so ein bisschen den Verdacht, dass sehr viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen die paar positiven Aspekte sehr gerne hören und maßlos überinterpretieren.
    Und dass wieder einmal etwas passiert, was wir ja so oft erleben, nämlich dass man die Alkoholkrankheit am liebsten gar nicht zur Kenntnis nehmen würde.
    Wie sehen Sie die Situation aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrungen in Ihrem Krankenhaus die Natur?
    Wir sehen die Situation so, dass zwar der Alkoholabsatz offensichtlich stagniert und dass hier keine extreme Weiterentwicklung da ist, weil eine gewisse Absättigung der Bevölkerung schon eingetreten ist, dass aber die Zahl der Abhängigen in keiner Weise abnimmt und die Zahl der jugendlichen Alkoholkranken in vielleicht nicht extrem dramatischer Art, aber doch im Steigen ist.
    Wenn Sie jetzt eine Prognose wagen würden, wie wird sich das Problem in Österreich entwickeln?
    Österreich ist ein Land, in dem man den Alkohol sehr schätzt, das Trinken schützt, den Patienten lange nicht sagt, dass sie Alkoholprobleme haben und sie erst fragt, ob sie krank sind, wenn sie dann nach gelungener Therapie Apfelsaft bestellen.
    Dementsprechend bin ich nicht sehr optimistisch.
    Ich glaube, dass a. wirtschaftliche Interessen, b. seelische Not vieler Menschen und c. völlig falsches und fehlendes Wissen über die Vor-, aber auch Nachteile des Alkohols eigentlich vorhanden sind und dementsprechend ist noch viel präventive Arbeit notwendig, bis da eine bessere Situation entstehen wird.
    Soweit der Beitrag von Gerhard Roth.
    Zwölf Uhr und 26 Minuten ist es.
    Sie hören das ORF-Mittagsjournal.
    Im ersten Teil unserer Sendung informierten wir Sie über die Europaratskonferenz, die in dieser Stunde zu Ende gehen wird, und zogen in einem Gespräch mit Kanzler und Konferenzvorsitzenden Franz Franitzski eine Bilanz dieser zweitägigen Beratungen.
    Wir konnten Sie darüber informieren, dass die Kärntner Hochwassersituation sich in den Vormittagsstunden gebessert hat.
    Und wir planen noch bis zum Ende des heutigen Mittagsschonals eine Reportage von der sogenannten grünen Grenze im Burgenland, wo weitaus weniger Grenzgänger festgestellt werden als im vergangenen Jahr, einen Vorbericht auf die morgen stattfindenden Parlamentswahlen in Griechenland und wir haben schlussendlich den niederländischen Schriftsteller Harry Mulisch im Schonal zu Gast.
    Nun aber nach Deutschland.
    Dort beraten die Grünen und entscheiden auch heute auf einer außerordentlichen Bundesversammlung in Bonn, ob die Partei an ihrer pazifistischen Grundposition festhalten soll.
    Hintergrund des Sonderparteitages ist ein Beschluss des Länderrates der Partei vom Juni, der eine Militärintervention in Bosnien sowie eine deutsche Beteiligung an UNO-Einsätzen befürwortete.
    Diese unter unklaren Abstimmungsbedingungen zustande gekommene Erklärung hat einen Proteststurm an der Parteibasis ausgelöst, der schließlich zur Einberufung der Außerordentlichen Bundesversammlung führte.
    Aber hören Sie Kurt Rammersdorfer.
    Die 600 Delegierten in der Bonner Beethoven-Halle haben heute die delikate Aufgabe, ihren eigenen Beschluss vom Juni zu revidieren.
    Damals rutschte nämlich im allgemeinen Abstimmungschaos ein spektakulärer Beschluss durch.
    Angesichts der schrecklichen Ereignisse von Jugoslawien hatte eine Mehrheit des Länderrates der Ökopartei eine Militärintervention in Bosnien sowie eine deutsche Beteiligung an UNO-Blauhelm-Einsätzen befürwortet.
    Ein Beschluss, der nicht ganz zufällig zustande gekommen war.
    Der Zusammenschluss zum Bündnis 90 Die Grünen, das Zusammengehen der politerfahrenen, streitbaren Grünen aus dem Westen mit den bodenständigen, pragmatischen Bürgerrechtlern aus dem Osten hat das Gefüge der Partei mit Nachdruck verändert.
    Neue Denkansätze haben Einzug gehalten, die Zeit der grünen Fundamentalisten dürfte endgültig abgelaufen sein.
    Die Bürgerrechtler aus dem Osten haben den Blick fürs Realistisch Machbare geschärft.
    Dass jetzt so heftig und auch kontrovers darüber diskutiert wird, ob die bisherige pazifistische Position zumindest ein wenig aufgeweicht werden soll, macht diesen Wandel auch nach außen sichtbar.
    Marianne Biertle in der Bürgerbewegung der DDR groß geworden und jetzt Vorstandssprecherin vom Bündnis 90 die Grünen.
    Im Verzicht auf internationale, auch militärische Hilfeleistung sehe ich eine Ermutigung an jegliche expansionsbedürftigen Nationalstaaten, sich mit brutaler Gewalt zu nehmen, wonach es ihnen gelüstet.
    Der Krieg vor unserer Haustür hat mich herausgefordert, meine Haltung zu überprüfen.
    Es geht für mich um nicht weniger als den Anspruch der Völkergemeinschaft, für bedrohte und schutzwürdige Völker das Überleben und damit die Hoffnung auf Frieden und Menschenrechte zu sichern.
    Es geht darum, Mördern die Waffen wegzunehmen.
    Dass ihr ein Großteil der Delegierten hier nicht folgen wird, gilt als sicher.
    Zu viele grüne Vertreter aus dem Westen müssen über ihren eigenen Schatten springen.
    Zu einer Zerreißprobe zwischen Ost und West wird es dennoch heute nicht kommen.
    Trotz aller Differenzen gibt es nämlich ein gemeinsames Ziel und das heißt wieder Einzug in den Bundestag.
    Die Umfragedaten signalisieren einen gewaltigen Aufwärtstrend.
    Die Grünen dürfen aus heutiger Sicht mit rund 10 Prozent der Stimmen rechnen.
    Das will man nicht aufs Spiel setzen.
    Dass mit Zanken und Streiten kein Staat zu machen ist, diese politische Lektion haben inzwischen auch die Grünen gelernt.
    Und so kann man davon ausgehen, dass heute zumindest ein kleinster gemeinsamer Nenner gefunden wird.
    Berichterstatter war Kurt Rammersdorfer.
    Knapp 8,5 Millionen Griechen sollen morgen ein neues Parlament wählen.
    Regierungschef Mitsotakis hat mit seiner konservativen Bewegung Neue Demokratie seine absolute Mehrheit im Parlament verloren, als sich mehrere Abgeordnete abspalteten, als Initiative zu den beiden traditionellen griechischen Parteien eine neue Bewegung mit dem Namen Politischer Frühling gründeten.
    Bei den morgigen Wahlen dürfte es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen kommen, da noch dazu die Kommunisten und viele Splitterparteien Kandidaten um Sitze im Parlament ins Rennen schicken.
    Harald Weiß widmet sich im Folgenden der Ausgangslage und setzt sich auch mit dem bisherigen Wahlkampf in Griechenland auseinander.
    Das Niveau des griechischen Wahlkampfs hat in den letzten Tagen vor dem Urnengang einen bemerkenswerten Tiefpunkt erreicht.
    Die Wahlkämpfer, der konservative bisherige Ministerpräsident Mitsotakis,
    Sozialistenführer Papandreou und der nationalistische Eiferer Samaras überbieten sich in gegenseitigen Beschimpfungen.
    Während sich Konstantinos Mitsotakis über den Gesundheitszustand des schwer angeschlagenen Papandreou lustig macht, meint Ex-Außenminister Samaras über seinen politischen Ziehvater Mitsotakis, zum ersten Mal erscheine das widerliche Phänomen, dass die Jauche und der Ministerpräsident das gleiche Gesicht hätten.
    Während es zwischen fanatisierten Anhängern der Parteiführer immer wieder zu zum Teil schweren und äußerst gewalttätigen Ausschreitungen kommt, sieht die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung dem Urnengang am Sonntag mit erstaunlichem Desinteresse entgegen.
    Viele Menschen in Griechenland nehmen es den beiden 74-jährigen Dinosauriern der Athenapolitik übel, dass sie nicht bereit sind, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und jüngeren Politikern Platz zu machen.
    Die angesehene konservative Tageszeitung Kathimerini schreibt,
    Wenn uns die Kameras die Wahlkämpfer zeigen, so hören wir leere Reden, gegenseitige Beschimpfungen und die alten Argumente, die wir satt haben.
    Wir werden erpresst, unsere Stimme abzugeben für Männer, die nichts gelernt haben, die es nicht schaffen, ein anderes Gesicht zu zeigen.
    Wir sind zornig darüber, dass wir nur das geringste Übel wählen können.
    Glaubt man den Umfragen der Athena-Tageszeitungen, so wird das Schicksal der Hellenen in den kommenden vier Jahren tatsächlich wieder in den Händen von Ex-Premier Andreas Papandreou liegen?
    Eine Perspektive, die nicht nur die griechische Wirtschaft zittern lässt, sondern auch in Brüssel und den Hauptstädten Westeuropas auf sichtliches Unbehagen stößt.
    Andreas Papandreou hat während seiner Amtszeit von 1981 bis 1989 sicherlich viel für die Liberalisierung der von der obristen Diktatur geschädigten politischen Szene Griechenlands getan.
    Er hat aber auch durch eine verheerende Wirtschaftspolitik das Land in eine Katastrophe geführt.
    Die Griechen haben sich während der Regierungszeit von Papandreous PASOK an einen auf Pump finanzierten Wohlfahrtsstaat gewöhnt.
    und reagieren, wie Mitsotakis mittlerweile erkennen musste, höchst ungehalten auf den Appell, den Gürtel künftig enger zu schnallen.
    Letztlich stürzte Mitsotakis allerdings über seine kompromissbereite und europaorientierte Balkanpolitik.
    Sein politischer Zögling Samaras, ein vor allem in der leidigen Mazedonien-Frage engagierter, national extremer Eiferer, stachelte Abgeordnete der regierenden, konservativ näher Demokratia zum Aufruhr an und nahm damit Mitsotakis, die Parlamentsmehrheit,
    Mit seiner neuen Partei namens Politischer Frühling will sich Samaras am Sonntag als die künftige konservative Kraft Griechenlands profilieren.
    Für die Staaten Westeuropas bleibt die Hoffnung, dass ein radikaler Kurswechsel in der griechischen Außenpolitik, gleich unter welchem Ministerpräsidenten, unwahrscheinlich ist.
    Die finanzpolitische Abhängigkeit der hochverschuldeten Griechen von Brüssel beschränkt die Möglichkeit allzu skurriler Alleingänge weit mehr als in den Jahren zuvor.
    Erste ausführliche Ergebnisse von diesen Parlamentswahlen in Griechenland bieten wir Ihnen dann am Montag im Morgenjournal ab 7 Uhr im Programm Österreich 1.
    Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs an der ungarisch-burgenländischen Grenze versuchten Zehntausende Flüchtlinge und Asylanten illegal nach Österreich einzureisen.
    Seit September 1990 leisten auch Präsenzdiener des Bundesheeres an dieser nunmehr grünen Grenze Assistenzeinsatz für Bundesgendarmerie und Zollwache.
    Und wie immer man auch die Bemühungen Österreichs, der neuen Völkerwanderung Herr zu werden, beurteilt, die Maßnahmen haben gegriffen.
    Seit 1991 ist die Zahl der aufgegriffenen illegalen Einreisenden drastisch zurückgegangen.
    Aus der Sicht der Zollwache, die die Grenze mit Hunden kontrolliert, auch ein Erfolg der vierbeinigen Kontrollorgane.
    Dazu eine Reportage von Fritz Besater.
    Mehr als 340 Kilometer lang ist die grüne Grenze Burgenlands von Kitze im Norden bis nach Kalkim Südburgenland an der Grenze zu Ungarn und Slowenien.
    Kontrolliert wird dort, wo früher der eiserne Vorhang war.
    Durch Bundesschandormarie, rund 200 Bundesheersoldaten und etwas weniger Zollwachebeamten, ausgestattet mit Diensthunden, zumeist deutschen Schäferhunden.
    Das tägliche Einsatzgebiet vom Revierinspektor Josef Tod ist ein rund zehn Kilometer langer Grenzstreifen zwischen Schattendorf und Leupersbach, nur wenige Kilometer vom ungarischen Einkaufsort Sopron entfernt.
    Hier marschiert Inspektor Tod täglich tagsüber wie nächtens mit seinem Django, einem zweijährigen Schäferhund.
    So ist brav, so ist brav der Hund.
    An einem Feldstück, welches in einen Wald übergeht, demonstriert der Zollinspektor das Aufspüren und das Anhalten einer offenkundig illegal einreisenden Person.
    Dazu heißt es in der Dienstvorschrift, Anhalten ist die Hinderung der Fortbewegung, um die Person über die Absicht zu befragen und zur Ausweisleistung aufzufordern.
    Halt zurück!
    Halt zurück!
    Voran!
    Bei der Durchsuchung der verdächtigten Person assistiert Abteilungsinspektor Josef Stupitsch, seit 31 Jahren Diensthundeführer und Hundereferent für Niederösterreich und Burgenland.
    Oft, so die Grenzkontrolleure, kommt es vor, dass die Illegalen, zumeist sind es Rumänen oder Leute aus anderen ehemaligen Ostblockländern, versuchen, Reise auszunehmen.
    Voran!
    Natürlich!
    Voran!
    Zum zweiten Mal hat der Illegale keine Chance.
    Platz!
    Also auch das zweite Mal ist Missglück.
    Fuß!
    Die Flucht.
    Fuß!
    Platz!
    Jetzt wird uns nichts anderes überbleiben, also ein bisschen besser aufpassen oder wir müssen ihm die Handschellen anlegen.
    Der Diensthundereferent erklärt, dass normalerweise die Hundeführer und ihre vierbeinigen Gefährten zumeist allein ihren Streckenabschnitt kontrollieren.
    Der Hundeführer spürt das sofort, wenn zwei Beamten plaudern, ist die Aufmerksamkeit nicht so groß.
    Am liebsten gehe ich alleine und kann mich nie überraschen.
    Das ist ja das Wichtige.
    Der Überraschungseffekt wird ausgeschaltet für die Fremden.
    Also mir ist lieber der Hund als mir die Waffen.
    Die Zahlen, die das Innenministerium über die durch Gendarmerie, Bundeswehr und Zoll aufgegriffenen Grenzgänger nennt, sind aufschlussreich.
    Im Jahre 1991 versuchten es noch mehr als 11.000.
    Im Vergleichszeitraum des Vorjahres nur noch 6.300 und heuer waren es bis Ende September bloß 3.417.
    Abteilungsinspektor Stubitz glaubt, dass sich die Effizienz seiner Hunde bis hin zu den Schleppern durchgesprochen hat, auch wenn ihn manches Mal das Los der Flüchtlinge bedauern sagen lässt.
    Wir haben ja eigentlich ein Gesetz und wir müssen nach diesem Gesetz als Beamte agieren und arbeiten.
    Es geht einfach nicht anders.
    Obwohl, es tut oft auch das Herz weh.
    Das Leben und die Karriere der hundeführenden Zollwachebeamten gleicht denen der Beamten ohne Vierbeiner.
    Lediglich eine Schmutzzulage von 800 Schilling wird den streifengehenden Beamten zugestanden, sowie ein Futtergeld für den Hund.
    Zehn bis zwölf Jahre sind die Hunde im Einsatz, dann gehen sie sozusagen in Pension.
    Sie werden ihren Hundeführern kostenlos überlassen.
    Am Beginn einer solchen Liaison zwischen Hund und Mensch ist das für den Letzteren oft gar nicht so einfach, weiß Diensthundereferent Josef Tupic.
    Wenn heute ein junger Beamter, ein lediger Beamter an sich einen Hund nimmt, sage ich, du heiratest jetzt praktisch, weil deine Freiheit ist beraubt.
    Bisher hat er niemanden
    Er hat seinen Dienst gemacht, hat sich ins Auto reingesetzt, ist weggefahren.
    Was ist jetzt, wenn er den Hund hat?
    Er ist ein Kind.
    Auch bei der Ehe wird man freilich.
    Also man ist ja nimmer so frei, also über das brauchen wir nicht reden.
    Ein Bericht von Fritz Pesata.
    Es ist 12 Uhr und 42 Minuten.
    Sie hören das ORF-Mittagsjournal in den Programmen Österreich 1 und Österreich 3.
    Im Journal zu Gast.
    Auf der Frankfurter Buchmesse steht heuer die Literaturs Holland und Flandern im Mittelpunkt.
    Niederländische Autoren beherrschen seit kurzem auch die deutschsprachigen Bestsellerlisten.
    Star ist der 66-jährige Harry Mullisch, dessen Vater aus Gablon stammt, das damals zur österreichischen Monarchie gehörte.
    Mullisch ist Dramatiker, Lyriker, Philosoph und ein höchst erfolgreicher Romancier.
    Heuer im Frühjahr erschien sein Opus Magnum auf Deutsch, der Roman Die Entdeckung des Himmels.
    Bei der Frankfurter Buchmesse hielt Mullisch auch den Festvortrag bei der Eröffnung.
    Volkmar Parshalk sprach mit Harry Mullisch.
    Herr Mullisch, die niederländische Literatur ist im Vormarsch, zumindest Sie, C.S.
    Noteboom und Hugo Claus sind so etwas wie Weltliteratur geworden.
    Worin sehen Sie diesen plötzlichen Aufbruch einer fast unbekannten Literaturszene?
    Ja, das ist völlig irrational, das weiß man nicht.
    Warum waren die Holländer im 17.
    Jahrhundert solche hervorragende Maler?
    Und warum war das Schluss im 18.
    Jahrhundert?
    Weiß man nicht.
    Warum ist in Deutschland jetzt so still?
    Im Literarischen.
    Und in Frankreich auch.
    Das hat natürlich auch damit zu tun.
    Das weiß man nicht.
    Das sind ja irgendwie Glücksfälle.
    Wieso hatte man auf einmal Goethe und Schiller und all die anderen?
    Haller-Lehne, weiß ich wie, alles noch.
    Wenn wir das wüssten, könnten wir das...
    Steuern, aber das kann man nicht.
    Na, vielleicht kann man das in einiger Zeit mit der Gentechnik.
    Sie selbst bezeichnen sich ja als keinen echten Holländer.
    Ihre Mutter wurde in Antwerpen geboren.
    Sie ist ja eine Jüdin aus Frankfurt.
    Ihr Vater kommt aus Österreich, aus dem alten Böhmen, aus der österreichisch-ungarischen Monarchie.
    Sie sind eine Mischung.
    Und Sie haben bei der Frankfurter Buchmesse gesagt, Sie sind ein Individuum.
    und als solches eigentlich der beste Beweis, dass man den Nationalitätenhass nicht braucht und dass diese Nationalitätenfrage im Grunde genommen lächerlich ist, die uns jetzt so viele Schwierigkeiten bereitet.
    Ja, und dabei bleibe ich auch und denke, dass die Nation höher steht als das Individuum, das habe ich auch gesagt.
    Wieso soll ein Begriff höher stehen als ein menschliches Wesen?
    Und wenn der Serbe einen Bosnier tötet, dann tötet eben nicht ein Serbe einen Bosnier, sondern der eine Mensch den anderen.
    Und das ist doch idiotisch.
    Warum?
    Warum macht er das?
    Im Namen irgendetwas höheren.
    Serbien.
    Aber was ist Serbien?
    Das ist da diese Gruppe Leute und weiter ist es nichts.
    Das ist auch ein Denkfehler.
    Aber ja, es scheint doch, dass der Mensch sowas nötig hat.
    Damals war es der Kommunismus, die Idee einer strahlenden Zukunft, die degenerierte.
    Und jetzt ist die Idee der Nation, die gleich degeneriert.
    Und man soll versuchen, als Individuen, als unteilbare Lebewesen, miteinander umzugehen.
    Und da gibt es immer Schufte und nette Leute.
    Aber man ist nicht ein Schuft oder ein netter Mann.
    weil man ein Serbe ist oder nicht.
    Es hat in Ihrer Eröffnungsrede fast den Anschein gehabt, als ob Sie dem Kommunismus ein bisschen nachtrauern würden.
    Sie haben gesagt, zehn Jahre war der Kommunismus sozusagen die ideale Botschaft, jetzt ist er seit drei Jahren tot und schon beweint man ihn oder betrauert man das Ende des Kommunismus.
    Wie ist das zu verstehen?
    Ja, ich denke, manch einer denkt doch, wo ist Tito, wenn wir ihn wirklich nötig haben?
    Denn solange er da war, geschah dies nicht, geschahen andere Sachen.
    Andere, da gab es keine Freiheit und so.
    Die gibt es, aber es gibt auch die Freiheit zu töten.
    Und dann kann man sich doch fragen, was wiegt jetzt schwerer als das andere.
    Nicht nur ich, ich denke, viele Leute denken so, in Polen haben die Wahlen das doch auch schon ausgewiesen.
    Kann man auch nicht zurückwollen, das wäre ja ein Blödsinn, das gibt es gar nicht.
    Und deshalb habe ich mir gefragt in dieser Rede, wie artlos sind wir eigentlich schon.
    Das möchten wir nicht, aber das andere geht auch nicht.
    Andererseits bin ich kein Pessimist und ich bin überzeugt, das wird eines Tages auch wieder vorbei sein.
    Der Zweite Weltkrieg ist doch auch gut ausgegangen, nicht wahr?
    Aber ist es nicht so, dass Sie viel mehr an der Vergangenheit leiden, als Sie es jetzt im Gespräch zugeben wollen?
    Denn all Ihre Bücher sind doch auf irgendeine Weise Vergangenheitsbewältigung.
    Ihr Vater war Kollaborateur oder ist zumindest als Kollaborateur verurteilt worden zu drei Jahren Gefängnis als Kollaborateur der Nazis, nämlich in Holland.
    Ihre Mutter war Jüdin.
    und wurde dann später von ihrem Vater getrennt, konnte aber dank seiner Kollaboration überleben.
    Aber ich bin nicht zerknirscht.
    Sie sagen, ich leide an der Vergangenheit.
    Ich weiß nicht, ob ich das Wort hier selber benutzen sollte.
    Aber ich vergesse es auch nicht.
    Es ist, wie es ist, und in meiner Situation war natürlich besonders ironisch, weil der Vater auf der einen, der war kein Nazi übrigens, aber hat doch mitgemacht, und die Mutter auf der anderen Seite stand.
    Also, ich bin kein Maßstab, ich bin da eine fremde Ausnahme.
    Aber als das so war, da war ich 15 und da habe ich nicht auf meine merkwürdige Stelle reflektiert.
    Das war einfach so.
    Das war mein Vater, das war meine Mutter und das war die Situation.
    Und erst später, nach dem Krieg, als ich das erzählte an Leuten und die Gesichter sah, wenn sie sich das anhörten, da begriff ich, dass es doch eigentlich ziemlich merkwürdig war.
    Aber Sie müssen auch nicht vergessen, wenn es um diese Gräueln der Nazis geht und der Zweite Weltkrieg und alles das, da ist es völlig anders, wenn ein Holländer wie ich darüber schreibt oder ein Deutscher.
    Denn um damit anzufangen, schreibt ein Deutscher sein Buch, sein Roman in der Sprache, die auch die Mörder benutzt haben.
    Es wurde ja in Auschwitz Deutsch geredet von den Wachmannsleuten.
    Und Hitler sprach doch Deutsch.
    dann wird es gleich viel schwieriger, über diese Sachen zu schreiben, als wenn man auf Holländisch schreibt.
    Kein Deutscher sprach Holländisch.
    Und da steht man irgendwie freier gegenüber.
    Übrigens muss ich sagen, dass die meisten in Holland auch Österreichisch sprachen.
    Denn das war ja Sainz Inquiet, der Reichskommissar.
    Und der höhere SS-Polizeiführer war auch ein Österreicher.
    Also wir haben von diesen Barbaren viel mehr das Österreichische
    Akzent im Ohr als das Deutsche.
    Und dazu kommt noch, dass es in Deutschland doch die Neigung gibt, man hat hier den Ernst und man hat da den Humor.
    Und das soll man nicht verwischen.
    Und wenn es ernst ist, dann soll es auch ernst sein, dann soll man keine Witze reißen.
    Und wenn es humoristisch ist, ja, da kann man lachen.
    Das finde ich nicht.
    Das soll nicht getrennt sein in einem guten Roman.
    Natürlich, wenn man reflektiert über den Zweiten Weltkrieg.
    Aber in einem Roman, der doch Kunst ist, und was ist Kunst?
    Das ist Spiel, letzten Endes.
    Soll das zusammengehen.
    Wie das auch in allen großen Meisterwerken der Weltliteratur der Fall ist.
    Zum Beispiel der Don Quixote.
    Ist das ernst?
    Ist das zum Lachen?
    Beides.
    Und da sollen Ihnen viele... Goethe hat ja von seinem Faust gesagt, das ist ein sehr ernster Scherz.
    Das ist es genau.
    Wenn Sie gerade Faust sagen, ist Ihr Roman die Entdeckung des Himmels, ist das sozusagen der holländische Faust?
    Ja, es gibt kein holländisches Buch, was mehr der holländische Faust sein könnte, als dieses Buch, was ja einen Prolog im Himmel gibt und einen Pakt mit dem Teufel sogar, aber auch mit Gott.
    Davon wird viel geredet in dem Buch.
    Und das gibt es in den holländischen Büchern nicht.
    Die sind ja meist sehr realistisch, so wie die holländische Malerei auch im 17.
    Jahrhundert schon war.
    Element mit Himmel und Teufel und so, das kennen die Holländer gar nicht.
    Es gibt, glaube ich, in dem Buch einmal den Satz, dass der junge Mann sagt, es muss doch jemanden geben, der da zuschaut, dass das alles so schön sein kann und dass die Erde da sein kann, dass die ganzen Kunstschätze da sein können.
    Glauben Sie doch an einen Gott?
    Nein, nein, nein, ich glaube nicht an einen persönlichen Gott im christlichen Sinne oder in irgendeinem anderen Sinne, auch nicht an
    Osiris und auch nicht an Jupiter und auch nicht an Allah.
    Da glaube ich also erst nicht dran.
    Aber ich glaube schon, dass es in der Wirklichkeit manche ja merkwürdige und unerklärliche Zusammenhänge gibt, sagen wir es mal so.
    Aber die, die nicht gut zu erklären sind.
    Aber die möchte ich nicht personifizieren.
    in einem Gott.
    Das finde ich zu einfach und auch zu logisch.
    Man sagt, dass der Glaube an Gott unlogisch ist, sagen die Atheisten.
    Aber das ist nicht wahr, es ist eben so logisch.
    Denn die sagen, es gibt die Welt, also muss die doch von einem gemacht sein.
    Also gibt es auch einen Ingenieur, der die Welt gemacht hat, und das ist Gott.
    Das ist so logisch, der Gottesglaube.
    Deshalb ist das nichts für mich.
    Sie haben in Ihrer Buchmessen-Rede die Schriftsteller aufgefordert, zum Frieden beizutragen.
    Glauben Sie also, dass Kunst etwas bewirken kann?
    Nein, das glaube ich nicht.
    Es war ja auch keine Kunst, das war eine Rede und da kann man versuchen, ein bisschen Einfluss zu üben.
    Macht hat man sowieso nicht, als Künstler soll man auch nicht haben.
    Ja, das hilft vielleicht ein bisschen, aber ich finde, wenn man wirklich etwas
    für wahr hält, dann soll man kein Roman darüber schreiben, sondern ein Sachbuch oder ein Manifest.
    Und dann soll man sehen, dass man Gefolgsleute bekommt.
    Das Kommunistische Manifest zum Beispiel ist ja auch geschrieben.
    Und das Neue und das Alte Testament ist ja auch geschrieben.
    Und die Bibel und die Schriften von Marx und Engels haben sehr viel Einfluss gehabt.
    Und das war ein Schriftsteller.
    Also in diesem Sinne können Schriftsteller schon viel Einfluss haben.
    Manchmal war ich auch eifersüchtig, sah man auf dem Roten Platz diese riesige Parade und da hing der Marx von 10 bei 10 Meter oder Engels.
    Das waren doch alles Schriftsteller, das waren doch alles Kollegen irgendwie.
    Aber dass ein Kunstwerk, ein literarisches Kunstwerk einen Einfluss hat,
    haben kann, glaube ich, kaum.
    Ja, ein bisschen vielleicht, aber kaum.
    Möchten Sie, dass Harimulisch in Amsterdam auf so großen Plakaten hängt und einen Einfluss hat?
    Na, na gut, das ist natürlich auch ein Witz.
    Ich meine es auch ironisch.
    Aber es ist ein Schriftsteller.
    Und der liebe Gott ist doch selber das Wort.
    Am Anfang war er das Wort.
    Also es ist alles Wort, Schriftstellerei.
    Das ganze Leben.
    Fühlen Sie sich eigentlich noch ein bisschen als Österreicher?
    Sie meinen, wenn ich so rede, da redet ein typischer Österreicher?
    Ja, und weil Ihr Vater aus diesem Raum kommt und Sie immer wieder diese Länder auch bereist haben.
    Ja, ich kann nicht sagen, dass ich mich als Österreicher fühle.
    wenn ich ein Österreicher reden höre und ich bin da, dann ja, dann, ich kann auch nicht sagen, dass ich zu Hause bin.
    Aber da hab ich doch etwas, ja hier, die Roots, das sind meine Wurzeln.
    Vielen Dank für dieses Gespräch.
    Folgen wir partiell, sprach mit unserem heutigen Gast im Mittagschanal mit Harry Mullisch und nach diesem Interview nun eine Zusammenfassung der wichtigsten Meldungen.
    Österreich.
    Der Europaratsgipfel in Wien geht zu Ende.
    Die Staats- und Regierungschefs der 32 Mitgliedstaaten haben sich darauf geeinigt, dass es zu einem Zusatzprotokoll zur Europäischen Menschenrechtskonvention über Minderheitenschutz kommen soll.
    Die Einigung gilt als Fortschritt.
    Einzelheiten des Zusatzprotokolls müssen aber noch ausgehandelt werden.
    Wann es unterzeichnet wird, ist also noch nicht klar.
    Außerdem soll der Europäische Menschenrechtsgerichtshof reformiert werden.
    Er soll ständig tagen und mehr Verfahren behandeln.
    Bundeskanzler Franitzki ist mit dem Ergebnis des Europaratsgipfels zufrieden.
    Er sieht es nicht als Problem an, dass es noch keine klare Definition gibt, was Minderheiten sind.
    Franitzki sagt, es gebe eine Kompromisslösung.
    Er spricht von einem wichtigen Zwischenschritt.
    Die Minderheiten werden künftig besser geschützt sein, meinte Franitzki, und zwar nicht nur durch, wie er sagt, dürre Gesetze, sondern durch konkrete Maßnahmen wie wirtschaftliche und sozialpolitische Unterstützung.
    In Kärnten gibt es Hochwasserentwarnung.
    Der Wasserstand der Flüsse Trau und Geil ist zurückgegangen.
    Einige Straßen, die gestern durch Murenabgänge blockiert waren, sind jetzt wieder befahrbar, so zum Beispiel die Blöckenpassbundestraße und das Lesachtal.
    Zahlreiche Keller sind allerdings noch überflutet, der Sachschaden dürfte in die Millionen gehen.
    Russland.
    Präsident Jelzin hat den Ausnahmezustand in Moskau verlängert.
    Die nächtliche Ausgangssperre wurde beim blutigen Putschversuch verhängt.
    Sie soll jetzt bis zum 18.
    Oktober gelten.
    Jelzin sieht sich wieder mit scharfer Kritik des früheren sowjetischen Präsidenten Gorbatschow konfrontiert.
    Gorbatschow warf Jelzin indirekt vor,
    Er sei für das Blutvergießen bei der Erstürmung des Parlaments in Moskau mitverantwortlich.
    Man habe die Armee gezwungen, Blut zu vergießen, sagte Gorbatschow.
    Gleichzeitig hat Gorbatschow bekräftigt, er könne sich eine Rückkehr in die Politik vorstellen.
    Nahe Osten
    Die israelische Armee konnte nach eigenen Angaben einen Angriff von Palästinensern verhindern.
    Ein Kontrollboot der Marine habe zwei mutmassliche Terroristen auf Wassermotorrädern vor der libanesischen Küste gesichtet und beschossen, heißt es.
    Wahrscheinlich sind beide Männer tot.
    Jetzt noch zum Wetter für heute Nachmittag.
    In Vorarlberg und Tirol sowie im Süden mehr und mehr sonnig, Regen vor allem noch östlich von Salzburg.
    Im Donauraum windig, Temperaturen meist 11 bis 16 Grad.
    Und damit sind wir am Ende unserer heutigen Mittagsinformation.
    Bis morgen, sagt Herbert Oprowolny.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1993.10.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1993.10.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Europaratskonferenz: Interview Vranitzky
    Einblendung: Vranitzky
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Vranitzky, Franz
    Datum: 1993.10.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Minderheiten ; Menschenrechte ; Justiz und Rechtswesen ; Konferenz ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Unwetter und Hochwasser in Kärnten
    Muren blockieren Straßen, unzählige Keller sind überflutet. Felder und Wiesen überflutet.
    Mitwirkende: Leeb, Gudrun Maria [Gefeierte Person]
    Datum: 1993.10.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Straßenverkehr ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zahl der Alkoholkranken nimmt zu
    Einblendung: Herwig Scholz, Univ.-Doz
    Mitwirkende: Roth, Gerhard [Gestaltung] , Scholz, Herwig [Interviewte/r]
    Datum: 1993.10.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Ernährung ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Sucht ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sonderversammlung der deutschen Grünen
    Einblendung: Marianne Birtel
    Mitwirkende: Rammerstofer, Kurt [Gestaltung] , Birtel, Marianne [Interpret/in]
    Datum: 1993.10.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Friede ; Zivilgesellschaft ; Militär ; Parteien / Grüne ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Harry Mulisch
    Interview: Harry Mulisch.
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Mulisch, Harry [Interviewte/r]
    Datum: 1993.10.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Literatur ; Kultur ; Porträt ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1993.10.09
    Spieldauer 00:55:52
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1993.10.09 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-931009_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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