Mittagsjournal 1995.02.17

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    Rechtliches

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    Mittagsschornal.
    Zu einer Stunde Information in Österreich 1 begrüßt Sie heute Christian Moser.
    Die Themen in diesem Mittagsschornal.
    Löschnack, Sika und Kessler setzen sich zur Wehr.
    Die Verantwortlichen für die Bombenermittlungen nehmen Stellung zu Kritik an ihrer Arbeit.
    Was ändert sich für die Roma in Oberwart?
    Der Bürgermeister stellt die Pläne der Stadt zur Verbesserung der Lebensbedingungen für die Roma vor.
    Außerdem berichten wir von einer Pressekonferenz von Roma-Vertretern.
    Österreichische Bioprodukte sollen den EU-Bestimmungen angepasst werden.
    Wie ist die Stimmung in unserem Nachbarland Ungarn zum umstrittenen AKW Mochovce?
    Ein Monat nach dem verheerenden Erdbeben in der japanischen Stadt Kobe.
    Wir bringen einen Lokal-Augenschein.
    Nelson Mandela hält im südafrikanischen Parlament eine mit Spannung erwartete Rede.
    Erste große Kraftprobe in den USA.
    Die Republikaner wollen das Geld für die UNO kürzen.
    Präsident Clinton droht mit seinem Veto.
    Die spanische Regierung in Argumentationsnotstand.
    Hat sie terroristische Methoden zur Bekämpfung des Terrors angewandt?
    In Slowenien sorgen rechtsextreme Selbstschutztruppen für Aufregung.
    Eine oberösterreichische Firma bringt einen patschensicheren Fahrradreifen auf den Markt und die Kulturredaktion berichtet über Niki Lichts neuen Film, Der Schatten des Schreibers.
    Jetzt aber im Mittagsschonal die Nachrichten.
    Geschrieben hat sie Martina Schiedewey, gelesen werden sie von Michelle Kretzer.
    Österreich Innenminister Löschnack hat neuerlich Kritik im Zusammenhang mit den Ermittlungen nach dem Bombenterror im Burgenland zurückgewiesen.
    Löschnack betonte, es könne nur dann erfolgreich ermittelt werden, wenn man die Sicherheitsbehörden in Ruhe arbeiten ließe.
    Zum Bekennerbrief zur ersten Briefbombenserie, in dem der frühere Wiener Bürgermeister Zilk neuerlich bedroht worden war, sagte Löschnack, das Schreiben sei an die Wiener Rathausbehörde weitergeleitet worden.
    Deutschland.
    Der Vorstand des Arbeitgeberverbandes berät heute über einen Ausweg aus dem Tarifkonflikt in der deutschen Metallindustrie.
    Die Gewerkschaft Metall hat für Montag in Bayern eine Streik-Urabstimmung angesetzt.
    Stimmen mehr als drei Viertel der Gewerkschaftsmitglieder für eine Arbeitsniederlegung wird bereits Ende nächster Woche gestreikt.
    Die Metaller Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 6 Prozent.
    Die Arbeitgeber wollen Lohnerhöhungen nur dann zustimmen, wenn es in anderen Bereichen gleichzeitig Kostensenkungen gibt.
    Peru, Ecuador.
    Der Grenzkonflikt zwischen beiden Andenstaaten ist offenbar beigelegt.
    Die stellvertretenden Außenminister von Peru und Ecuador haben heute ein Friedensabkommen unterschrieben.
    Es sieht als ersten Schritt einen sofortigen Waffenstillstand in der Grenzregion zwischen beiden Staaten vor.
    40 internationale Beobachter sollen die Waffenruhe überwachen.
    Das Abkommen kam unter Vermittlung der vier sogenannten Garantiemächte USA, Argentinien, Brasilien und Chile zustande.
    In der Nacht hatte Ecuador der peruanischen Regierung Verzögerungstaktik vorgeworfen und mit dem Abbruch der Gespräche gedroht.
    Russland.
    Die vor kurzem vereinbarte Waffenruhe in Tschetschenien hält nicht.
    In der Nacht sind in der Hauptstadt Grosny neuerlich Gefechte zwischen russischen und tschetschenischen Einheiten aufgeflammt.
    Mehrere Stadtteile wurden beschossen.
    Unterdessen hat in der Nachbarrepublik Ingushetien eine neue Gesprächsrunde zwischen den Militärchefs beider Seiten begonnen.
    Dabei geht es unter anderem um den geplanten Gefangenenaustausch zwischen Russland und Tschetschenien sowie um die Bergung der Toten.
    Japan.
    In Kobe haben die Menschen der Erdbebenkatastrophe vor einem Monat gedacht.
    Der Gouverneur der Region hatte zum Mittag zu einer Schweigeminute aufgerufen.
    In Kobe leben noch immer mehr als 200.000 Menschen in Notunterkünften und Zelten.
    Der japanische Ministerpräsident Murayama sagte den Überlebenden neuerlich finanzielle Unterstützung zu.
    Bei dem verheerenden Erdbeben in Zentraljapan vor einem Monat kamen mehr als 5.300 Menschen ums Leben.
    Nahe Osten.
    Israel will die abgeriegelten Palästinensergebiete schrittweise öffnen.
    Ministerpräsident Rabin hat nach einem Treffen mit PLO-Chef Arafat angekündigt, dass zunächst insgesamt 15.000 Palästinenser aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen wieder zur Arbeit nach Israel ausreisen dürfen.
    PLO-Chef Arafat hat im Gegenzug ein hartes Vorgehen gegen palästinensische Extremisten angekündigt.
    Die Palästinensergebiete sind seit dem Terroranschlag muslimischer Extremisten in Netanya abgeriegelt.
    Türkei.
    Der Bombenterror in Istanbul geht weiter.
    In der Nacht sind vor Bank und Geschäftsgebäuden drei Sprengsätze explodiert.
    Eine vierte Bombe konnte die Polizei rechtzeitig entschärfen.
    Bei den Explosionen entstand großer Sachschaden, verletzt wurde niemand.
    Zu den Bombenanschlägen hat sich noch niemand bekannt.
    Indien.
    In Bombay gibt es neulich Verdachtsfälle auf Beulenpest.
    Zwei Patienten wurden mit Pestsymptomen in ein Krankenhaus eingeliefert.
    Im vergangenen September sind in den Bundesstaaten Maharashtra und Gujarat etwa 60 Menschen an Beulen- und Lungenpest gestorben.
    Im Nordosten Indiens hat es ein schweres Erdbeben gegeben.
    Die Erdstöße erreichten die Stärke 6,3 nach Richter.
    Meldungen über Opfer und Schäden liegen derzeit nicht vor.
    Österreich.
    Immer mehr Jugendliche greifen zu Alkohol.
    Nach einer Untersuchung des Antum-Proksch-Institutes trinken bereits 7 Prozent aller 14-Jährigen regelmäßig.
    Nach einer Studie an Linzer Schulen werden die jugendlichen Trinker immer jünger.
    Erst 10-Jährige haben angegeben, dass sie öfter als einmal in der Woche Alkohol konsumieren.
    Nach dieser Studie hat Österreich das niedrigste Einstiegsalter in ganz Westeuropa.
    Besonders besorgniserregend ist nach Meinung von Psychologen, dass die Jugendlichen auch immer öfter zu gefährlichen Kombinationen, Alkohol und Tabletten greifen.
    In den vergangenen Tagen war es ja ungewöhnlich mild für diese Jahreszeit mit Temperaturen über 10 Grad.
    Zwei Fragen jetzt an meinen Kollegen Christian Hundert von der Radio-Wetter-Redaktion.
    Erstens, bleibt so mild?
    Und die zweite Frage, die vor allem unsere Wintersport-Begeisterten höher interessieren wird, gibt es bald Schnee?
    Zur ersten Frage, es wird etwas kühler mit den ungewöhnlich milden Temperaturen mit bis zu 10 oder 15 Grad ist es am Wochenende auf jeden Fall vorbei.
    Die Höchstwerte werden morgen und übermorgen nur noch so um 4 oder 5 Grad liegen.
    Was den Schnee für die Wintersportler betrifft, so kann man sagen, dass heute Nacht und morgen Samstag einiges an Schnee hinzukommt.
    Wir rechnen mit etwa 20 bis 30 Zentimeter Neuschnee und sogar in tiefen Lagen klopft der Winter an.
    Es kann morgen immerhin bis 500 Meter herabschneien.
    Zum Skifahren oder Snowboardfahren der beste Tag wird eindeutig der Sonntag sein.
    Es gibt zeitweise Sonnenschein und wegen der frostigen Temperaturen auf den Bergen Pulverschnee.
    Vom Pulverschnee jetzt ein großer Sprung.
    Wir kommen zu den aktuellen Meldungen aus den Landeshauptstädten.
    In Wien stark bewölkt bei 10 Grad, Eisenstadt stark bewölkt 11, St.
    Pölten stark bewölkt 10, Linz stark bewölkt 5, Salzburg stark bewölkt 8, Innsbruck stark bewölkt 5,
    Bregenz stark bewölkt 11, Graz wolkig 7 Grad und Klagenfurt stark bewölkt und vorerst noch 2 Grad.
    Heute Nachmittag ziehen weiterhin Wolken durch, regnen wird es vorerst aber nur vereinzelt und ganz leicht und im Osten und Süden kommt zwischendurch ab und zu auch noch die Sonne hervor.
    Es bleibt mild mit 7 bis 13 Grad.
    In der Nacht regnet und schneit es allmählich in ganz Österreich.
    Regen und Schneefall werden dabei immer häufiger und stärker.
    Und nach und nach schneit es auch bis in tiefe Lagen herab.
    Die Schneefallgrenze sinkt allmählich bis 500 Meter Höhe.
    Das bedeutet in den Morgenstunden Schneefall in vielen Tälern, vielleicht schneit es sogar im Wiener Wald.
    Die Temperaturen heute Nacht plus vier bis minus zwei Grad.
    Mit Regen- und Schneefall bis etwa 500 Meter herab geht es morgen Samstag weiter.
    Am Vormittag regnet und schneit es dabei noch häufig, am Nachmittag dann immer weniger, im Flachland können die Wolken dann sogar etwas auflockern.
    Es kommt kräftiger Westwind mit Böen bis 60 Kilometer pro Stunde auf, die Temperaturen erreichen morgen nur noch 3 bis 6 Grad.
    Wer auf den Bergen unterwegs ist, sollte sich warm anziehen, es wird hier sehr frostig in 2000 Meter Höhe mit minus 6 Grad.
    Am Sonntag ist der feuchte Spuk vorbei, es wird zumindest zeitweise sonnig.
    Über Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich ziehen ab und zu auch dichte Wolken.
    Die Temperaturen am Sonntag bis etwa 5 oder 6 Grad, nicht mehr ganz so mild wie jetzt also, für den Februar aber durchaus normal.
    Es schaut also so aus, als ob der Winter zurückkommen würde, danke Christian Hundorf.
    Jetzt zum ersten Beitrag im Mittagsjournal.
    Ein leichtes Leben hat Innenminister Löschnack in den vergangenen Tagen nicht gehabt.
    Die Ermittlungen nach den Bombenattentaten in Oberwart und Stinaz haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
    Und von Tag zu Tag wurde die Kritik an den Behörden lauter.
    Eine Frage, die immer wieder gestellt wurde, wie viele schwarze Schafe oder braungefleckte Schafe im grünen Rock sind in den Reihen der Exekutive auszumachen?
    Und sind sie es, die die Ermittlungserfolge be- oder gar verhindern?
    Und dann musste das Innenministerium gestern auch noch eingestehen, dass ein Bekennerbrief zur ersten Briefbombenserie mehr als ein Jahr geheim gehalten worden ist.
    Die Folge waren Rücktritts-Aufforderungen an Innenminister Franz Löschnack, den Generaldirektor für öffentliche Sicherheit Michael Sieker und den Chef der Staatspolizei Oswald Kessler.
    Heute sind die drei so heftig kritisierten Herren zur Gegenoffensive angetreten.
    Von einer Pressekonferenz der drei berichten unsere zwei Reporter Robert Stopache und Hanno Settele.
    Wir haben da Probleme mit der Leitung ins Innenministerium.
    Wir hoffen, dass sich meine Kollegen Robert Stoppach und Hanno Sätteli noch in den nächsten Minuten melden werden.
    Wir gehen damit vorerst einmal zu einem anderen Beitrag im Mittagsschornal.
    Und wir bleiben beim Bomben-Terror von Oberwart und Stinatz.
    Einer, der sich nach den Bomben-Attentaten besonders heftig zu Wort meldete, war der Maler Karl Stoicker, selbst Roma und Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz.
    In einem besonders emotionellen Interview vor knapp zwei Wochen bei uns im Mittagjournal sprach Stoicker von feigen Mördern und Verbrechern, die das Attentat verübt haben.
    Besonders engagiert hat sich auch die grüne Minderheitensprecherin Theresia Stoischitz, selbst Angehörige der kroatischen Minderheit und Einwohnerin von Stinac, dem Schauplatz des zweiten Bombenanschlages.
    Heute haben diese beiden an einer Pressekonferenz des Roma-Vereins Romano Centro teilgenommen.
    Fürs Mittagsschonal dabei war Karl Jokowski.
    Die Roma fühlen sich in Österreich weiterhin unfair behandelt.
    Sie werden, auch wenn sie österreichische Staatsbürger sind, als Bürger der zweiten und dritten Klasse angesehen.
    Sie verrichten die miesesten Arbeiten in diesem Land.
    Nach den Morden in Oberwart ist dieser Roma-Siedlung Hilfe versprochen worden.
    Doch im Burgenland leben in anderen Orten Roma in noch unmenschlicheren Verhältnissen, wie die Oberwarta Romny Susi Baranay hier im Wiener Roma-Zentrum feststellte.
    Es gibt tatsächlich in Burgenland Häuser und Wohnungen, wo einfach ohne Wasser und Strom, geschweige von WC, Innen-WC, leben müssen.
    Und auch die gehört man unbedingt einbeziehen, weil die leben ja auch.
    Die leben mitten irgendwo im Wald, auch zwei Kilometer ohne Asphaltierung, gar keine Räte, es ist nicht einmal Güter weg.
    Wir sind da selber hingefahren und haben das angeschaut, wo ich selber als Burgenländerin nicht gewusst habe, dass es so etwas noch gibt.
    Und da wurde sehr unterschiedlich von den Gemeinden abhört,
    hängt, wie sehr die zu den Roma eingestellt sind.
    Also nur weg vom Blickpunkt, nur weg.
    Seit Jahren, seit Jahrzehnten fühlen sich die Roma in Österreich ausgegrenzt.
    Sie meinen auch, dass sie von der Polizei und Gendarmerie härter behandelt werden als andere Österreicher.
    Sie sind auf der untersten Stufe in Österreich angesiedelt und die Ausländergesetzgebung trifft sie am härtesten.
    In einem Appell bitten sie um Hilfe und um Verständnis.
    Niemand aber nimmt zur Kenntnis, dass die Mehrheit der Roma in Österreich weiterhin zunehmend verachtet wird.
    Sie leidet unter der brutal exekutierten Ausländergesetzgebung und wieder einmal trifft es vor allem die Roma.
    Müssen sie in die Herkunftsländer zurück, haben Roma nicht die mindestens Chance, irgendwo Arbeit zu finden.
    Wovon sollen die aus dem Ausland zurückgeschickten leben?
    In Österreich, einem reichen Land, interessiert das niemanden.
    Hier wird zur Zeit ein Keil zwischen guten Österreichischen und allen anderen bösen Roma getrieben.
    Damit ist den Bombenlegern wahrscheinlich ein guter Dienst erwiesen.
    Wie schwer es die Roma haben, soll ein Fall belegen.
    Ein österreichischer Roma hat 1993 eine Romni aus Mazedonien nach österreichischen Gesetzen geheiratet.
    Hat mit dieser Frau, die keine Österreicherin ist, zwei Kinder, das jüngste ein Jahr alt.
    Und jetzt soll die Mutter nach Mazedonien abgeschoben werden.
    Der Schwiegervater heute hier im Wiener Roma-Zentrum.
    Meine Sohn ist Stadtbürgerschaft hier in Österreich und hier geboren.
    in Österreich hat er sich Stadtburg geschaffen und vereinigte in Mazedonien eine Frau vor vier Jahren mit zwei Kindern.
    Ein Kind geboren in Mazedonien unten und ein Kind geboren hier in Österreich.
    Alle Kinder sind beide aus seinem Papapassport Österreich-Stadtburg geschaffen.
    Und die Kinder und ihre Schwiegertochter und ihr Sohn sind jetzt in Österreich?
    Alles ist in Österreich, nur haben wir Probleme wegen der Mutter.
    Und die Mutter soll jetzt wieder zurück nach Mazedonien?
    Das Kommissariat wollte sie schicken nach Mazedonien.
    Von einer Pressekonferenz des Roma-Vereins Romano Centro hat Karl Jekowski berichtet.
    So, ich hoffe jetzt, dass die Leitung ins Innenministerium klappt.
    Dort haben ja Innenminister Franz Löschnag, der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit Michael Sieker und der Chef der Staatspolizei Oswald Kessler zu einer Pressekonferenz geladen.
    Ich rufe unsere Reporter Robert Stoppacher und Hanno Sättele.
    Franz Löschnack wehrt sich.
    Punkt für Punkt versucht der Innenminister, die behaupteten Pannen bei der Exekutive zu widerlegen und kommt zu dem Schluss, mit Ausnahme der Fehlentscheidungen bei der Mahnwache auf dem Wiener Morzinplatz habe es keine Pannen gegeben.
    Löschnack?
    Niemand will etwas verduschen, niemand will etwas verheimlichen, niemand will die Öffentlichkeit nicht mit jenen Informationen versorgen, die sie braucht.
    Nur darüber hinausgehend muss man es, so meine ich, wie bisher der Exekutive überlassen, ob hier entsprechende Informationen gegeben werden, notwendig sind, nicht gegeben werden, nicht notwendig sind.
    Die kritischen Stimmen der vergangenen Tage weist der Innenminister Schroff zurück.
    Ein Erfolg der Ermittlungstätigkeit der Sonderkommission sei nur dann gewährleistet, wenn die Behörden in Ruhe arbeiten könnten.
    Zurufe!
    Wer wann?
    gehen sollte und wie man was wie machen sollte, sind nicht oder nur wenig hilfreich, um das einmal mit Deutlichkeit festzustellen.
    Angesprochen wurde natürlich dann auch der ominöse Bekennerbrief, der in den vergangenen Tagen für so viel Aufregung gesorgt hat.
    Der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit Michael Sicker verteidigte in der Folge neuerlich das Schweigen der Behörden zum damaligen Zeitpunkt.
    Sie können sich vorstellen, dass in einer Zeit, in der die Bevölkerung beunruhigt war,
    die Veröffentlichung der Tatsache, dass hier jemand behauptet, noch weitere 40 Bomben sozusagen im Talon zu haben, dass diese Veröffentlichung eine Katastrophe bedeutet hätte.
    Auf die Kritik von Helmut Silk angesprochen, erläuterte Sika dann, wie er in der Sache vorgegangen wäre.
    Ich wäre auch ins Fernsehen gegangen, ich hätte dort auch markig gesprochen und ich hätte Folgendes gesagt.
    Ich habe hier etwas fürchterliches gehört.
    Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass der Sicker, zu dem ich eigentlich Vertrauen habe, so etwas macht.
    Und ich fordere ihn auf, die Fakten auf den Tisch zu legen.
    Und dann hätte ich nach vorliegenden Fakten ein Urteil gefehlt.
    Aber ich hätte niemals ein Urteil gefehlt zu einem Zeitpunkt, wo ich eigentlich nichts gewusst habe von der Sache.
    Helmut Zilk hätte übrigens noch eine andere Chance gehabt, in den Besitz des Briefes zu kommen.
    Es gibt nämlich, wie heute bekannt wurde, zwei Exemplare davon.
    Das erste, schon bekannte, ging an Generaldirektor Sicker und das zweite ist an Helmut Zilk persönlich adressiert.
    Am Heiligen Abend 1993 kam es mit der gewöhnlichen Post ins Wiener Rathaus.
    Es wurde dort geprüft, geöffnet, gestempelt und dann direkt an die Sonderkommission weitergeleitet.
    Was die politischen Angriffe auf den Innenminister und die Sicherheitsbehörden betrifft, so nimmt Löschnerk diese gelassen entgegen.
    Von der Opposition sei er das ja gewohnt.
    Dass ÖVP-Generalsekretärin Ingrid Korosek über die Medien fünf Fragen an ihn gestellt habe, was die politische Verantwortung betrifft, verstehe er schon weniger.
    Sie hätte ja auch mit ihm persönlich reden können.
    Ob er, der Innenminister, an Rücktritt denke?
    Ich habe mir da schon öffentlich erklärt vor einigen Tagen, es wäre das Schlechteste in einer angespannten Situation, dann sozusagen das Schiff zu verlassen.
    Löschnack und Sika erneuerten heute übrigens einmal mehr, ihre Warnung, weitere Bombenanschläge seien nicht auszuschließen.
    Keine Entwarnung also.
    So weit unser Bericht aus dem Innenministerium und wir geben zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Franz Löschnack, Michael Sieker und Oswald Kessler setzen sich zur Wehr und sie denken nicht an Rücktritt.
    Berichterstatter waren Robert Stoppacher und Hanno Settele.
    Und wir bleiben beim Bombenanschlag von Oberwart und seinen Folgen.
    Als gestern vor einer Woche Bundeskanzler Wranitzki die Romersiedlung außerhalb von Oberwart besuchte, zeigte er sich besonders erschüttert über die Wohnverhältnisse der dort lebenden Menschen.
    Nur wenige Tage später meinte der Bundeskanzler wörtlich, solche Wohnverhältnisse gehören in Österreich beseitigt.
    Das darf Ende des 20.
    Jahrhunderts nicht geben.
    Frau Nitzki versprach Hilfe.
    Hilfe versprach auch der burgenländische Landeshauptmann Stix.
    Er kündigte an, dass die Roma-Siedlung mit Unterstützung des Landes und der Stadtoberwart befestigte Straßen und eine neue Infrastruktur bekomme.
    Das war vor etwas mehr als einer Woche.
    Heute hat nun der neue Oberwart vor Bürgermeister Ratz gemeinsam mit Roma-Vertretern bekannt gegeben, was konkret zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Roma passiert.
    Eva Hillinger berichtet von einer Pressekonferenz in Eisenstadt.
    Dem Oberwarter Bürgermeister ging es heute vor allem auch darum, überspitzte Medienberichte, wie er meinte, über die Lebens-, Wohn- und Arbeitssituation der Romer in Oberwart zu berichtigen.
    Ihn habe besonders die Äußerung des Bundeskanzlers anlässlich seines Besuchs in der Romersiedlung geschmerzt, sagt er heute.
    Wranitzgemeinde lege diese Siedlung nicht außerhalb der Gemeinde, hätte das Attentat nicht geschehen können.
    Ich weiß nicht, wie der Herr Bundeskanzler zu dieser Ansicht gekommen ist.
    fest steht, dass Bombenterror beklagenswerterweise auch in anderen Teilen Österreichs aufgetreten sind.
    Und wenn ich an Klagenfurt denke, so muss ich meinen, dass die durch Bombe bedrohte Schule, slowenische Schule, nicht abgelegen war und trotzdem dort auch dieser Bombenterror ausgeübt wurde.
    Es ist unbestritten, dass die Wohnverhältnisse der Roma zu wünschen übrig lassen.
    Es ist richtig, dass die Roma außerhalb des Stadtgeheimnisses, außerhalb der Stadt wohnen.
    Entgegen verschiedenen Medienberichten gäbe es aber befestigte Straßenkanalisation und Beleuchtung, versicherte Ratz.
    Der Oberwarter Bürgermeister hatte sich heute Verstärkung durch einen Vertreter der Roma geholt.
    Stefan Horwart hat bei dem Anschlag am 4.
    Februar einen Sohn verloren.
    Dieser schwarze Tag habe sein Leben verändert, meinte er.
    Es ist Angst in der Oberwart, Trauer.
    Aber kein Hass gegenüber einer Oberwatter Bevölkerung, gegen keine Burgenländer und gegen keinen Österreicher.
    Wir lieben unser Land, wir wollen in Oberwatt bleiben.
    Wir müssen seit dem 4.
    Februar umdenken.
    Selbst umdenken, die Bevölkerung umdenken.
    Wir müssen aufeinander zugehen.
    Wir müssen uns selbst öffnen.
    Wir müssen Schulen besuchen.
    Wir müssen uns integrieren.
    Stefan Horvath verwehrte sich dann ebenfalls gegen verschiedene Medienberichte über die Lebenssituation der Roma in Oberwatt.
    Es hat mir eigentlich wehgetan, muss ich sagen, wenn gewisse Artikel in den Zeitungen entschieden sind, die über Zustände berichtet haben, die nicht stimmen.
    Das muss man dazu sagen.
    Wir sind sicher nicht reich in Okhavat, das wäre ja vermessen zu sagen, aber wir sind wieder nicht so tief gesunken, dass wir in Wellblech-Baracken, so wie eine gewisse Zeitung geschrieben hat, leben, keinen Strom haben und kein Fließwasser haben.
    Das wäre ungerecht gegenüber der Gemeinde und gegenüber anderen Leuten auch.
    Das muss man dazu sagen.
    Ich bin selbst ein Betroffener von dieser Situation.
    Mein Sohn wurde dabei getötet.
    Aber ich muss sagen, für mich war das der vierte Feber.
    Nicht nur der Tod meines Sohnes, sondern auch der Versuch eines Neubeginns.
    Erste Pläne zur Verbesserung der Situation haben Roma-Vertreter aus Oberwart am vergangenen Mittwoch diskutiert.
    Laut einer Umfrage möchte die überwiegende Mehrheit in der derzeit bestehenden Siedlung wohnen bleiben.
    Die Häuser sollen saniert, zusätzlicher Wohnraum soll durch einen Neubau geschaffen werden.
    Dabei sollen Arbeitslose Roma Beschäftigung finden.
    Für die Kinder und Jugendlichen plant man die Gründung eines Ausbildungsfonds aus den nach dem Attentat eingegangenen Spendengeldern.
    Damit ihre Anliegen auf Gemeindeebene besser Gehör finden, wollen die Roma einen eigenen überparteilichen Vertreter in den Gemeinderat entsenden.
    Und damit gebe ich zurück nach Wien.
    Von einer Pressekonferenz des Oberwarther Bürgermeisters Ratz und dem Oberwarther Romer Stefan Horvath, Vater eines der ermordeten Bombenopfer, hat Eva Hillinger berichtet.
    Wir kommen jetzt im Mittagsschanal zu einem Bericht aus Slowenien.
    Dort sorgen nämlich seit Samstag sogenannte Selbstschutzträukers in den Städten für Ruhe und Ordnung.
    Weil sie der Meinung sind, dass die slowenische Polizei die Sicherheit ihrer Staatsbürger nicht mehr gewährleisten kann, schieben sie selbst allabendlich Wache.
    Im Kampf gegen vermeintliche Kriminelle.
    Dass mit diesen Kriminellen in erster Linie Ausländer gemeint sind, wird natürlich nicht öffentlich zugegeben.
    Aber die Selbstschusstreuker sind nicht die einzigen nationalistischen Organisationen, die sich in den vergangenen Monaten herausgebildet haben und gegen die das offizielle Slowenen nichts in der Hand hat.
    Ein Bericht von Cornelia Vospanik.
    Sie sind zu dritt und noch unbewaffnet.
    Formal sind die jungen Männer der Troikas also nichts weiter als drei slowenische Staatsbürger, die von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens spazieren gehen und eben Leute beobachten.
    Das kann ihnen niemand verbieten.
    Einschreiten könnte man nur, wenn die Männer wirklich einem vermeintlichen Kriminellen aufhalten wollten.
    Aber ihre Präsenz ist schlimm genug.
    Insgesamt 18 Mann hat der Nationalsoziale Bund, eines gewissen Herrn Berlands, schon für die Troikas zur Verfügung.
    Und sein Hintergrund ist bezeichnend.
    So kommt Berlands aus der Kohle- und Industriestadt Velenje, im Schatten des Kohlekraftwerks Shostan.
    In dieser Industriestadt, die zu jugoslawischen Zeiten Titovo Velenje hieß, gab es immer viele Arbeiter aus den anderen jugoslawischen Teilrepubliken.
    Seit auch Slowenen dort ihre Arbeitsplätze verlieren, wächst der Hass auf die Pajugovici, die ihre Arbeit behalten konnten.
    Ebenso wie in der Stahlstadt Jesenice im Dreiländereck Österreich-Slowenien-Italien, wo die Hälfte der Arbeiter abgebaut wurde.
    Armut heisst nicht Solidarität und daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Ausländer ohnehin in Elendsquartieren am Rand der Industrieruinenstadt wohnen.
    Ebenso für Recht und Ordnung in Slowenien sorgen will der Slowenski Sokol, der Falke, mit den Initialen SS.
    Die Slowenische Nationale Rechte ist sogar Parlamentspartei.
    Gemeinsam ist allen nicht nur ihre Gesinnung, sondern auch, dass das offizielle Slowenien nichts gegen sie unternehmen kann.
    Sie publizieren angeblich keine Hetzblätter und sollen auch keinen Kontakt zu ausländischen Neonazis haben.
    Den Blut- und Bodenkult müssen sie dennoch irgendwo gelernt haben, weiß man im ratlosen Innenministerium.
    Slowenien hat keine Staatspolizei.
    Das Hauptproblem ist aber die Gratwanderung zwischen Meinungsfreiheit und Verhetzung.
    Zu vielen Slowenen ist das jugoslawische Gesetz, nach dem man verurteilt werden konnte, wenn man anders dachte, noch in lebhafter Erinnerung.
    Man müsse eben nur darauf achten, dass aus Ideologien nicht Bomben werden, sagt das Innenministerium.
    Dass diese Ideologien auch von etablierten Parteien genährt werden, scheint man dabei zu übersehen.
    So hat sich die konservative Volkspartei vor allem Volk, Erde und Muttersprache auf ihre Fahnen geheftet und ist damit immerhin zur stärksten slowenischen Oppositionspartei geworden.
    Ein Bericht von Cornelia Fospanik.
    Der Terror der paskischen Separatistenorganisation ETA hat auch hierzulande für Schlagzeilen gesorgt.
    Doch dass die spanische Regierung zur Bekämpfung des Terrors ebenfalls terroristische Methoden angewandt hat, war bisher ein wohlgehütetes Geheimnis, das nur langsam gelüftet wird.
    Die Gegenterrororganisation GAL gerät immer mehr ins Kreuzfeuer der Kritik.
    In der Nacht auf heute wurde der ehemalige Staatssekretär für Innere Sicherheit, Rafael Beira, in Untersuchungshaft genommen.
    Er wird beschuldigt, öffentliche Gelder veruntreut zu haben sowie Mitwisser einer Entführung gewesen zu sein.
    Aus Madrid meldet sich Josef Manola.
    Die Opposition spricht von einer Staatskrise und fordert inzwischen den Rücktritt der Regierung.
    Hunderte Millionen Schilling sind gesetzwidrig aus dem Geheimfonds des Innenministeriums
    für diesen schmutzigen Krieg gegen den Terrorismus verwendet worden.
    Hohe und höchste Beamte wussten davon und sollen sich sogar persönlich bereichert haben.
    Eine Mehrheit der Bevölkerung ist inzwischen davon überzeugt, dass die zuständigen Innenminister und sogar Ministerpräsident Felipe González vom illegalen Kampf gegen den politischen Terror gewusst haben.
    Fünf angesehene Staatsdiener sitzen inzwischen in Untersuchungshaft.
    Heute Nacht wurde der ehemalige Staatssekretär für Innere Sicherheit und bis vor kurzem oberste Terrorfahnder Spaniens ins Gefängnis eingeliefert.
    Ein Verhör folgt dem anderen.
    Die Ereignisse überstürzen sich im Madrider Gerichtshof.
    Und schon spricht man davon, dass ein früherer Innenminister als nächster den schweren Weg in die Haftanstalt antreten könnte.
    Der Rechtsstaat wollte Anfang der 80er Jahre die baskischen Terroristen mit ihren eigenen Waffen schlagen und hatte sich illegaler Methoden bedient.
    200 Terrorbekämpfung tätige Polizisten wurden ausgeforscht, der Gründung einer kriminellen Organisation angeklagt und zu jeweils 108 Jahren Gefängnis verurteilt.
    Untersuchungsrichter Baltasar Garfon, der nach den beiden Beamten, auch ihre Vorgesetzten und die verantwortlichen Politiker zur Rechenschaft ziehen wollte, musste sechs Jahre lang warten.
    Kommissar Amedo und Inspektor Dominguez haben sich vor wenigen Wochen entschlossen, auszupacken.
    Mit dem Hinweis, er habe keine Familie, so sagte Kommissar José Armeda aus, sollte er alle Verantwortung auf sich nehmen.
    Als Gegenleistung versprachen seine Vorgesetzten, ihn schnellstens aus dem Gefängnis zu holen und beim Aufbau einer neuen Existenz zu helfen.
    Es ist jetzt eine Minute vor halb eins, etwa halbzeit im Mittagsschornal.
    Was planen wir noch in dieser Sendung unterzubringen?
    Nelson Mandela hält im südafrikanischen Parlament eine mit Spannung erwartete Rede.
    Erste große Kraftprobe in den USA, die Republikaner wollen das Geld für die UNO kürzen, Präsident Clinton droht mit seinem Veto.
    Ein Monat nach dem verheerenden Erdbeben in der japanischen Stadt Kobe, wir bringen einen Lokalaugenschein aus Kobe.
    Und eine oberösterreichische Firma bringt einen patschensicheren Fahrradreifen auf den Markt.
    Unsere Kulturredaktion berichtet dann schließlich über Nikilis' neuen Film, Der Schatten des Scheibers.
    Jetzt aber ein Bericht aus Ungarn.
    Das umstrittene Atomkraftwerk Mochovce in der Slowakei betrifft neben Österreich vor allem auch Ungarn, liegt durch das Kraftwerk nicht einmal 40 Kilometer von der slowakisch-ungarischen Grenze entfernt.
    Doch im Gegensatz zu Österreich gibt es in Ungarn praktisch keinen Widerstand gegen die Fertigstellung von Mochovce.
    Die Ungarn haben nämlich ihre Erfahrungen mit den Slowaken.
    Nachdem Ungarn aus dem gemeinsamen Donaukraftwerksprojekt Gabcikovo-Nagymarosch ausgestiegen war, reagierte nämlich die Slowaken mit einem Justament-Standpunkt und baute gegen den Willen der Ungarn das umstrittene Donaukraftwerk Gabcikovo alleine fertig.
    Seither scheut sich Ungarn davor, sich in innerslowakische Angelegenheiten einzumischen.
    Und außerdem betreibt Ungarn selbst ein Kernkraftwerk.
    Aus Budapest berichtet Karlstib Schitz.
    Der Kampf der österreichischen Regierung gegen den Bau von Mochovce wird in Ungarn sehr aufmerksam verfolgt.
    Die Budapester Regierung allerdings hat es bisher vermieden, den Bau des Atomkraftwerks zu kommentieren.
    Obwohl Mochovce nur 38 Kilometer von der ungarischen Grenze und 85 Kilometer von Budapest entfernt liegt, gibt es für das ungarische Zögern eine Reihe von Gründen.
    In den kommenden Wochen möchte man endlich einen Grundvertrag mit der Slowakei unterzeichnen.
    in dem die Rechte der Minderheiten klipp und klar festgeschrieben sind.
    Zum Zweiten hat man den slowakischen Nationalstolz schon einmal unterschätzt.
    Ungarn war zu Beginn der 90er Jahre einseitig aus dem Bau des Donaustausystems von Gabcikovo-Neutmarosch ausgestiegen, im Glauben, die Slowaken könnten ohne sie nicht weitermachen.
    Das aber hatte die slowakische Entschlossenheit zum Fertigbauen noch gestärkt.
    Eine ähnliche Erfahrung, so heißt es hier in Budapest, könnten auch die Österreicher machen.
    Man müsste darauf achten, die kleine Slowakei politisch und wirtschaftlich nicht zurück in die Arme der Russen zu treiben.
    Auch ungarische Atomphysiker bezweifeln offen, dass in Mokhovce wirklich alles für die Sicherheit des Atomkraftwerks getan wird.
    Die beiden Reaktoren von Bohunice, die mit der Inbetriebnahme von Mokhovce möglicherweise abgeschaltet würden, halten die Experten allerdings für weit gefährlicher.
    Ein weiterer Grund für das hartnäckige Schweigen der Budapester Regierung
    ist das Argument, dass französische Sicherheitseinrichtungen sicherer seien als die mögliche Alternative, russische Geräte.
    Das weiß man aus eigener Erfahrung.
    Im Kraftwerk Boksch an der Donau werden zwar ebenfalls Druckwasserreaktoren sowjetischer Herkunft verwendet, die Sicherheitseinrichtungen wurden in Zusammenarbeit mit deutschen Firmen aber von Grund auf neu entwickelt.
    Boksch arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt weitgehend störungsfrei.
    Das Kraftwerk liefert die Hälfte der in Ungarn verbrauchten elektrischen Energie
    und soll noch in diesem Jahr zur Hälfte privatisiert werden.
    Vergangene Woche hat die Budapester Regierung im Paksch den Bau eines Zwischenlagers für die Brennstäbe genehmigt.
    Das wurde notwendig, nachdem die Rücknahme der Brennstäbe von Russland nicht mehr als garantiert erscheint.
    Diese Meldung wurde aber kaum beachtet, denn so etwas wie eine Anti-Atomkraft-Bewegung gibt es in Ungarn kaum.
    Für die ungarischen Umweltschützer hat das Budapester Mokhovcehiring der vergangene Woche
    mehr Fragen offengelassen als beantwortet.
    So stellte sich heraus, dass trotz der Nähe des slowakischen Kraftwerks zur ungarischen Grenze keine Frühwarnung an Ungarn geplant ist.
    Um das und andere Dinge zu erfahren, wird das Budapester Umweltministerium 600.000 Schilling bezahlen müssen.
    Denn sowohl die Europäische Bank für Wiederaufbau als auch die slowakischen Kraftwerksbetreiber weigern sich, die Kosten des Hearings zu bezahlen.
    Karl Stipschitz über die Gründe, warum sich Ungarn in Sachen Mochovce so zurückhält.
    In Johannesburg wurde heute eine neue Sitzungsperiode des ersten demokratisch gewählten Parlaments eröffnet.
    Mit Spannung erwartete man vor allem die programmatische Rede von Staatspräsident Nelson Mandela, der jetzt seit fast zehn Monaten im Amt ist.
    Mandelas Regierung steht derzeit von zwei Seiten unter Druck.
    Einerseits muss sie Rücksicht nehmen auf die Ängste vieler Weißer, die um ihren Einfluss führten.
    Andererseits geht vielen Schwarzen in den Townships das Tempo der Reformen viel zu langsam.
    In den letzten Wochen ist es immer wieder zu Streiks und auch gewalttätigen Protesten, sowohl von Weißen als auch von Schwarzen Südafrikanern gekommen.
    Wie Nelson Mandela heute auf diese angespannte politische Lage angegangen ist, hören Sie im folgenden Bericht von Frank Räther aus Johannesburg.
    Afrikas Präsident Nelson Mandela hat heute scharfe Attacken gegen Anarchie, Korruption und noch immer anhaltenden Rassismus gerichtet.
    In seiner Rede zur Öffnung der Parlamentssaison in Kapstadt verurteilte er mit scharfen Worten die jüngsten Akte von Vandalismus, Plünderungen und Besetzung von öffentlichen Gebäuden als missverstandene Freiheit.
    Die Regierung hat nach den Worten Mandelas nur begrenzte Mittel zur Verfügung, um die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit und den ungleichen Lebensstandard zwischen den Weißen und Schwarzen zu beseitigen.
    Daher werde Zeit benötigt.
    Massenaktionen, so sagte Mandela, schaffen keine Ressourcen, die die Regierung ja nicht hat, sondern sie behindern nur.
    Gestern hatten schwarze Schüler in der Innenstadt von Kapstadt randaliert, weil weiße Anwohner sie daran hindern, in eine Schule des Weißen vor Ort Reuterwacht zu gehen.
    In Lenasia bei Johannesburg besetzten Hunderte wohnungssuchende Häuser und widersetzen sich der Polizei.
    Mehrfach war es in den letzten Wochen auch zu Geiselnahmen gekommen, um Gespräche mit der Regierung zu erzwingen.
    In seiner Rede heute Mittag machte der Präsident auch den mit einem landesweiten Streik um höhere Löhne und Beförderungen drohenden Angestellten des öffentlichen Dienstes klar, dass die Regierung sich nicht erpressen lassen werde.
    Es könne nur das Geld ausgegeben werden, das vorhanden sei.
    Der Staatspräsident kündigte an,
    dass ich morgen einen Rat konstituieren werde, in dem die Regierung, Arbeitgeber und Gewerkschaften zusammenarbeiten werden, um in einer Form der konzertierten Aktion die notwendigen Schritte zur Entwicklung des Landes zu gehen.
    Die Verbesserung der Lebenslage der bislang benachteiligten nicht-weißen Bevölkerung, so betonte er, sei weiterhin das vorrangige Ziel seiner Regierung.
    Doch dies sei ein Programm, das nicht von heute auf morgen umzusetzen ist, sondern Jahre benötigen wird.
    Die ersten Schritte seien bereits erfolgreich getan worden, indem für Millionen Grundschüler eine freie Schulspeisung und für Kleinkinder und Schwangere eine kostenlose medizinische Betreuung eingeführt wurden.
    In diesem Jahr stünden vor allem der Bau von Wohnungen, die Trinkwasserversorgung und die Schaffung von Arbeitsplätzen im Mittelpunkt.
    Der Präsident kündigte außerdem, wie er es nannte, einen Krieg gegen die Kriminalität an.
    Der Minister und der Polizeichef hätten bereits Instruktionen erhalten, mit voller Schärfe des Gesetzes gegen das organisierte Verbrechen vorzugehen, das Südafrika zu unterminieren droht.
    Unzufrieden zeigte sich der Staatschef auch mit der bisherigen Vorbereitung der Kommunalwahlen in diesem Jahr, mit der erstmals dann auch auf unterster Ebene demokratische Strukturen geschaffen werden sollen.
    Innerhalb des ersten von drei Monaten der Wählerregistrierung haben sich dafür nicht einmal 10 Prozent einschreiben lassen.
    Diese Wahlen aber seien neben der Ausarbeitung einer neuen Verfassung die wichtigste Aufgabe, die in Südafrika in diesem Jahr ansteht.
    Frank Räthi über die Rede Nelson Mandelas im südafrikanischen Parlament.
    Wir kommen jetzt zu einem Bericht aus den USA.
    Dort wird es nämlich jetzt ernst mit der von den Republikanern angekündigten neuen Außenpolitik.
    Seit Anfang des Jahres haben die Republikaner im Kongress die Mehrheit und schon hat das Abgeordnetenhaus beschlossen, die amerikanischen Beiträge an die UNO radikal zu kürzen und auch keine amerikanischen Truppen mehr für internationale Einsätze zur Zufügung zu stellen, bei denen nicht die Amerikaner das Kommando haben.
    Amerikanische UNO-Einsätze wären in Zukunft dann nicht mehr möglich.
    Alles läuft nun auf die erste große Kraftprobe zwischen dem Kongress und dem Präsidenten hinaus.
    Denn Bill Clinton wird aller Voraussicht nach sein Veto gegen den Plan der Republikaner einlegen.
    Aus Washington berichtet Raimund Löw.
    Das tagelange Sperrfeuer der Regierung war vergeblich.
    Auch die unverholene Drohung mit einem Veto des Präsidenten hat nichts gefruchtet.
    Mit klarer Mehrheit hat gestern das von den Republikanern vorgeschlagene sogenannte Gesetz zur Wiederbelebung der nationalen Sicherheit das Abgeordnetenhaus passiert.
    Jetzt setzt die Regierung ihre Hoffnung in den traditionellerweise vorsichtigeren, aber ebenfalls von den Republikanern beherrschten Senat, die zweite Kammer des Kongresses.
    Aber zumindest in einem Punkt ist im Senat die Stimmung nicht sehr viel anders als unter den Abgeordneten, in der unverhohlenen Ablehnung der Vereinten Nationen.
    In der gestrigen Kongressdebatte hatte ein Abgeordneter aus Arizona ein Säckchen mit Spielzeugsoldaten zur Schau gestellt.
    Die Empörung war groß, denn nicht GIs mitsamt dem Sternenbanner kamen zum Vorschein, sondern, oh schreck, Blauhelme mit der UNO-Fahne.
    Nach Meinung des Abgeordneten offensichtlich ein weiterer Beweis, wie sehr die Weltorganisation die Wehrhaftigkeit Amerikas schon unterminiert hat.
    Die Republikaner haben einen Ersatz für das abhandengekommene Reich des Bösen gefunden, liest man im konservativen Wall Street Journal, die Vereinten Nationen.
    Das Gesetz, das jetzt noch dem Senat unterbreitet werden muss, sieht vor, dass die USA die Kosten aller mit UNO-Sägen durchgeführter
    freiwilliger Militäraktionen, wie die Kosten des Golfkrieges oder der Haiti-Intervention, von ihren Beiträgen für die eigentlichen UNO-Friedensmissionen abziehen müssen.
    Da die USA laut UNO-Satzung fast ein Drittel der Blauhelme-Einsätze finanzieren, würde das den Handlungsspielraum der Weltorganisation drastisch einschränken.
    Kritiker aus dem Regierungslager meinen sogar, dass durch einen solchen Schritt über Nacht überhaupt allen Friedensmissionen der UNO vom Balkan über Angola bis nach Kambodscha der Boden unter den Füßen weggezogen würde, weil andere Staaten dem amerikanischen Beispiel rasch folgen würden.
    Der vom Abgeordnetenhaus verabschiedete Gesetzesantrag verbietet weiters den Einsatz amerikanischer Truppen unter nicht amerikanischem Kommando und verlangt eine rasche Ausweitung der NATO nach Osten.
    Gegen beide Bestimmungen haben sowohl Verteidigungsminister Perry als auch Außenminister Christopher Front gemacht.
    Der Verteidigungsminister erinnerte an die beiden Weltkriege, in denen die Erfordernisse der Allianz immer wieder ein nicht amerikanisches Kommando erfordert hatten.
    Er erreichte zumindest, dass der Präsident in Extremfällen vom generellen Verbot absehen kann.
    Außenminister Christopher warnte vor einer Destabilisierung Mitteleuropas, wenn die von den Republikanern für eine baldige NATO-Mitgliedschaft vorgesehenen Länder,
    Polen, Ungarn und die Tschechische Republik eine Sonderrolle zugesprochen bekommen.
    Im letzten Moment wurde daraufhin der ursprünglich mit 1999 angepeilte Aufnahmetermin gestrichen.
    Nur bei ihrem Versuch zu einem neuen großen Anlauf für die Entwicklung eines Raketenabwehrsystems in Anlehnung an Ronald Dragons Krieg der Sterne ist die republikanische Führung vorläufig gescheitert.
    Dissidente Republikaner verhalfen einem verwässernden Abänderungsantrag der Demokraten zum Sieg.
    Präsident Clinton war bisher stolz darauf, dass er anders als sein Vorgänger Bush nie von seinem Veto-Recht Gebrauch gemacht hat.
    Sollte dieses Gesetz jedoch den Senat forcieren, dann wird ihm allerdings kaum etwas anderes übrig bleiben, obwohl es im gegenwärtigen politischen Klima in den USA nicht sehr populär sein wird, das Veto-Recht des Präsidenten für die Idee multinationaler Operationen und für die Finanzierung der ungeliebten UNO einzusetzen.
    Raymond Löw über den Konflikt zwischen Kongress und Regierung in den USA.
    Heute ist es genau ein Monat her, dass ein schweres Erdbeben die japanische Industriestadt Kobe in Trümmer gelegt hat.
    Zehntausende Menschen leben nach wie vor in Notquartieren, die Krankenhäuser sind überfüllt mit Verletzten.
    Heute wurde in der Katastrophenstadt Kobe mit einer symbolischen Schweigeminute der Opfer des verheerenden Erdbebens gedacht.
    Noch immer ist es aber nicht klar, wie viele Menschen genau da ums Leben gekommen sind.
    Auf jeden Fall sind es mehr als 5.000.
    Mittlerweile wurde mit den Aufbauarbeiten begonnen.
    Ein langwieriges und mühsames Unterfangen.
    Aus Kobe berichtet Judith Brandner.
    Wie Kobe in ein paar Jahren aussehen wird, das vermag derzeit noch niemand zu sagen.
    Die Stadtpläne müssen auf jeden Fall neu gezeichnet werden.
    Wenn es nach dem Willen der Stadtväter gehen soll, so wird das Kobe der Zukunft
    eine ganz andere Stadt sein, Katastrophen und vor allem Erdbeben sicher gebaut.
    Ein lebenswerter Ort für Einheimische und die traditionell dort ansässige ausländische Kolonie gleichermaßen.
    Bis dahin bleibt noch viel Aufräum- und Aufbauarbeit zu tun, muss noch viel Geld fließen.
    Der direkte finanzielle Schaden des katastrophalen Bebens wird derzeit auf rund 1.000 Milliarden Schilling geschätzt.
    Das entspricht in etwa dem Wert aller österreichischen Exporte und Importe eines Jahres.
    Indirekte Schäden, zum Beispiel durch Produktions- oder Kaufkraftverluste, sowie Folgeschäden durch ein befürchtetes Abwandern von Produktionsfirmen in andere asiatische Länder, lassen sich kaum beziffern.
    Zur Finanzierung soll noch für das jetzt auslaufende Fiskaljahr ein Zusatzbudget in der Höhe von 90 Milliarden Schillen verabschiedet werden.
    Regierungsobligationen über weitere 150 Milliarden sind geplant.
    Sonderkredite sollen den vielen stark betroffenen Klein- und Mittelbetrieben helfen.
    Eine große Sorge gilt der Schaffung neuer Arbeitsplätze.
    Die heurige Frühjahrsoffensive der Gewerkschaften für die Lohnverhandlungen wird, das zeichnet sich deutlich ab, äußerst gemäßigt ausfallen.
    Fieberhaft wird an der Wiederherstellung der Infrastruktur gearbeitet, der Straßen- und Eisenbahnverbindungen, der Gasversorgung, die in manchen Gegenden weiterhin völlig fehlt.
    Nach wie vor ist kein Durchzugsverkehr per Bahn durch Grobe möglich, auf der Straße nur beschränkt.
    Vor allem vom raschen Wiederaufbau des internationalen Hafensgrube, der Hauptquelle für die Prosperität der Stadt vor dem Beben, wird das künftige Wohlergehen abhängen.
    Bisher wurden über den Hafengrube 30 Prozent des gesamten japanischen Außenhandels und 10 Prozent der Inlandseefracht abgewickelt.
    Mindestens zwei Jahre werden für die Wiederherstellung der stark beschädigten Anlagen anberaumt.
    Weiterhin ungemildert ist das Leiden der 220.000 Obdachlosen in den oft unbeheizten Notunterkünften.
    Quasi Tag und Nacht wird am Bau von provisorischen Häusern gearbeitet.
    Neue Grundstücke für weitere Häuser aufzutreiben, ist im Augenblick eines der dringendsten Probleme.
    Spätestens im Mai, so hat es der Präfekturgouverneur versprochen, sollen alle Obdachlosen untergebracht sein.
    Von privaten Freiwilligen kommt den Menschen in Kobe seit dem Beben vor einem Monat eine wahre Welle an Hilfe und Unterstützung entgegen.
    Etwas bislang eher Unübliches in Japan.
    In dieser Krisensituation, in der sich vor allem alte Leute an Kriegszeiten erinnert fühlen, entstehen Kontakte, Solidarität, Zusammenhalt neu.
    Seelisch und körperlich hat dieses vergangene Monat viele Überlebende ausgezehrt und erschöpft, auch jene, die helfen.
    Judith Brandner hat berichtet.
    Brasilien hat, zynisch betrachtet, bereits gute Erfolge beim Assimilieren und Zivilisieren der letzten 250.000 von einst 5 Millionen Indios erzielt.
    Ganz im Sinne vieler Politiker, vor allem der Amazonas-Gouverneure,
    Ein gutes Beispiel sind die Karalsche Indianer in der Landesmitte.
    Ihr Kontakt mit den Weißen Invasoren war besonders folgenreich.
    Einst waren es mehr als 100.000, übrig geblieben sind nur 2.000.
    Die meisten von ihnen leben heute demoralisiert in einem Dorf am Ufer des gewaltigen Flusses Aragaya und werden von der nicht-indianischen Landbevölkerung als Säufer und Vagabunden beschimpft.
    Tatsächlich ist der Alkoholismus ein großes Problem.
    Ein Lokalaugenschein von Matthias Hart.
    Der Augenschein in dem Dorf ist ziemlich deprimierend.
    Ein von Zuckerrohr-Schnaps gezeichneter Indio torkelt durch den Matsch der Palmstrohhütten-Siedlung, fällt immer wieder hin, leiht etwas von Pelé, tritt gegen einen aufgeschlitzten Plastikball.
    Einige Behausungen fingen offenbar Feuer und wurden teils zerstört verlassen.
    Niemand trägt irgendeine Art von Indio-Kleidung oder Schmuck.
    Derartiges wird nur für gelegentlich hereinbrechende Touristenhorten angefertigt.
    Der freundliche Häuptling mit der Beatles-Frisur sitzt am Steuer eines LKW.
    Der Indianerschutzbehörde Funai trägt ein Miami-T-Shirt.
    Aus seiner nagelneuen Schildmütze stechen die Markenzeichen von Ford und Goodyear hervor.
    Um die Carajá in ihrem Reservat auf der weltgrößten Flussinsel besuchen zu können, braucht man theoretisch eine schriftliche Genehmigung der Indianerbehörde in Brasilia.
    Laut Gesetz soll ja die kulturelle Identität der Indios bewahrt werden.
    Kalter Kaffee, jeder kann hinein.
    Indiorechte wurden ja noch nie ernst genommen.
    Die ersten Invasoren, darunter Großgrundbesitzer und Goldgräber, brachten in die Region Schafe, für die Indianerjagd abgerichtete Hunde mit.
    Totgebissenen oder abgeschossenen Karraja wurden sofort die Leber herausgeschnitten, Futter für die Hunde.
    Doch auch von den Invasoren eingeschleppte Krankheiten und Seuchen, Grippe, Tuberkulose, Bocken, Pest dezimierten die Karraja.
    Die Gründung der Indianerschutzbehörde in den 60er Jahren brachte keine Wende.
    Die damalige Diktaturregierung baute auf die wegen ihres Tier- und Pflanzenreichtums auch bei ausländischen Forschern geschätzte Flussinsel einen Luftwaffenstützpunkt.
    Und direkt neben das Indiodorf ein Luxushotel für Regierungsleute und Staatsgäste.
    Orgien und Gelage lösten dort einander ab.
    Die Männer waren geradezu wild auf sexuelle Erfahrungen mit den exotischen Indianerinnen.
    Der Stamm wusste bis dahin nicht, was Alkohol ist.
    Jetzt wurde er mittels Whisky und Rum gefügig gemacht.
    Indianerinnen prostituierten sich, Abhängigkeiten entstanden.
    Denn den Indianern, die traditionell von der Jagd von Fischen und Früchten lebten, war jetzt verboten, den Ort zu wechseln.
    Hinzu kam, dass ein Großteil des Inselwaldes von Farsenderos durch Brandrodungen vernichtet wurde.
    Im Indiogebiet weiden nunmehr Zehntausende von Rindern.
    Der zwangsläufige Kontakt mit den Weißen führte auch zum Verlust von Stolz und Selbstachtung.
    Immer mehr Indios verlegten sich aufs Betteln.
    Geld für Schnaps, der ihnen laut Gesetz nicht verkauft werden darf, verdienen sich inzwischen nicht nur die Karajan-Indios durch die eigentlich streng verbotene Vermarktung der selten gewordenen, bis zu 60 Kilo schweren Flussschildkröten.
    Aus den Federn des vom Aussterben bedrohten blauen Arara werden Kokarten für Touristen angefertigt.
    Ladenpreis umgerechnet 840 Schillinge.
    Auch europäische Naturfreunde finanzieren Tierschutzprogramme in Brasilien mit.
    Die im Zuge der Akkulturierung einem abrupten Wertewandel unterworfenen Indios sehen inzwischen wie Weiße in der Natur zuallererst eine Ware werden Umweltgegner.
    Bei den letzten Kommunalwahlen in der nahen Stadt São Félix da Araguaia wurden Sie sogar zur Manövriermasse rechtsgerichteter Politiker, verheißen Ihnen zum Wahlsieg im Tausch gegen Geld, Alkohol, Nahrungsmittel und T-Shirts.
    Jetzt entstand im Carajá-Dorf am Rio Araguaia die erste Sektenkirche.
    Matthias Hart mit einem Lokal-Augenschein aus Brasilien.
    Es ist ein Geräusch, das so manchen von uns das eine oder andere Schimpfwort über die Lippen rutschen ließ.
    Denn was ärgert einen Radlfahrer, abgesehen vom Schlechtwetter, mehr, als dass die Radtour von einem Patschen gebremst wird?
    Das könnte schon bald der Vergangenheit angehören.
    Denn eine oberösterreichische Firma beginnt in diesen Tagen mit dem österreichweiten Vertrieb von Reifen, denen kein Spitzer Stein, kein Glassplitter und auch kein Nagel etwas anhaben kann.
    Hören Sie Einzelheiten über den patschensicheren Reifen von Stefan May.
    Sie sehen aus wie normale Fahrradreifen, lassen sich auch auf allen Fahrrädern aufziehen und sind in den verschiedensten Farben, Profilen und Größen erhältlich.
    Wesentlicher Unterschied, mit den neuartigen Reifen gibt es keinen Patschen mehr.
    Mühelos quetschen sie sich über Nagelbretter, lassen sich wie der Stock im Eisen spicken und sind nachher einsatzfähig wie zuvor.
    Das liegt am Werkstoff, der mit der Tradition des althergebrachten Gummireifens bricht, sagt der Unternehmer Rudolf Wolfmeier.
    Das Material ist Polyurethan.
    ein Werkstoff, der sehr oft und sehr viel verwendet wird in der Industrie.
    Dieses Material besteht aus winzigen Mikrozellen, die hier im Inneren dieses Reifens sich befinden, mit Lufteinschlüssen.
    Außen besteht dieser Reifen aus einer harten Schale, die dem Reifen eine besondere Elastizität und Abriebfestigkeit verleiht und dadurch
    wird dieser Reifen nie mehr platt.
    Das heißt, der Reifen ist 100 Prozent nagelsicher oder pannensicher.
    Da haken aber die Kritiker ein.
    Der Fahrkomfort könnte durch die neuen Reifen vermindert werden, vermutet der ÖAMTC.
    In der Reifenbranche sieht man dem bunten Treiben – und das im wahrsten Sinn des Wortes, denn die Reifen sind in fast allen Farben erhältlich – gelassen zu.
    Teils hat man noch gar nichts von der Novität gehört, zum anderen tröstet man sich damit, dass das junge Produkt doch wohl nicht das gelbe vom Ei sein werde und es einmal abzuwarten gelte.
    Der oberösterreichische Vertreiber der bunten Rundlinge lobt mannigfache Vorteile seiner Lieblinge aus Polyurethan gegenüber den einheitsgrauen Vorläufern aus Gummi.
    Sie leben bis zu viermal länger, haben fast ein Drittel weniger Gewicht und kosten nahezu die Hälfte.
    Was kein Kunststück ist, werden sie doch im Billiglohnland Indien hergestellt.
    Und schließlich gilt der Werkstoff als umweltfreundlich, lässt sich durch ein ausgedienter Reifen zerschneiden, schmelzen und zu neuen Beinkleidern für Fahrräder, aber auch Rollstühle pressen.
    Übrigens wird das Werk im oberösterreichischen Goldworth für den Vertrieb der neuen Reifen 20 Arbeitsplätze schaffen.
    Für Autos gibt es die Polyurethanreifen nicht.
    Zum einen sind Gummireifen vom Preis her nicht zu unterbieten, zum anderen könnten das höhere Gewicht und die höhere Geschwindigkeit des Fahrzeugs, anders als bei Fahrrädern und Rollstühlen, das Material zu sehr erhitzen.
    Der Patschen im Reifen könnte also bald der Vergangenheit angehören.
    Ein Bericht war das von Stefan May.
    Wir kommen damit zum Kulturbericht im Mittagsschonal.
    Nikilists neuer Film, Der Schatten des Schreibers, wurde vom Publikum der Berliner Filmfestspiele freundlich aufgenommen.
    Am Sonntag feiert dieser Streifen seine Österreich-Premiere.
    Herrin Bauer hat sich Nikilists neuestes Werk angesehen.
    Du tauchst bei mir auf, du bringst mein Leben durcheinander.
    Sei so lieb und sprich leise.
    Der Schatten des Schreibers ist eine moderne Pygmalion-Geschichte.
    Ein Krimi-Autor erhält nach seinem ersten Erfolgsroman den Besuch einer merkwürdigen, schönen Frau, die ihn an seine Romanheldin Sarah erinnert, in Wirklichkeit aber wesentlich emanzipierter ist und nicht mit Kritik an seinem schwülstigen Text spart.
    Sarah entpuppt sich als Doppelwesen, das einerseits aus der Sicht des Autors gezeigt wird, andererseits aus der Sicht der Putzfrau des Schreibers, die heimlich Korrekturen am Roman vornimmt.
    Die Wiener Schauspielerin Gudrun Tilsch spielt diese Doppelrolle.
    Die Sarah, die der Schriftsteller sich beschrieben hat, ist eine tragische Heldin, eine Greta Garbo, eine Ingrid Bergmann, eine klassische Liebhaberin und letztlich eigentlich nur eine Stichwortgeberin für seine romantischen Szenen.
    Die Sarah der Charlotte, der Haushälterin, ist eine lebendige, neugierige, erdige, erfahrungssüchtige,
    junge Frau, die heutige ist.
    Eine Frau, die den vom deutschen Schauspieler Hans-Werner Meier dargestellten eingefleischten Junggesellen im Sturm erobert.
    Kann es sein, dass ich dich gar nicht mehr loswerden will?
    Ich liebe dich.
    Hör zu.
    Du musst den Roman ändern.
    Du kennst das Ende, also schreib's um.
    Kein Wort wird geändert.
    Gut.
    Dann wirst du sterben wie der Dichter im Roman.
    Der Dichter oder sein Geschöpf?
    Wer ist stärker?
    Das möchte ich wissen.
    Das Geschöpf.
    Aber ja.
    Regisseur Niki List setzt mit seinem neuen Streifen »Im Schatten des Schreibers« die stilisiert-parodistische Gestaltungsweise seiner Erfolgsfilme »Café Malaria« und »Müllers Büro« fort.
    Also ich würde es eine romantische Komödie nennen und diesen schmalen Grad zu treffen, also da nicht in den Plattenhumor auf der einen Seite und in eine
    Zu große Ernsthaftigkeit, aus der anderen Seite abzurutschen, das hat mich ja immer gereizt.
    Und ich denke, dass das hier auf einer ähnlichen, aber doch irgendwie, möchte ich sagen, höher entwickelten Ebene wieder passieren kann.
    Sei vorsichtig, mein Geliebter.
    Kein Abschied.
    Ich habe mich bemüht, intelligente Unterhaltung zu machen.
    Worum es mir sehr gegangen ist, war, dass ich versucht habe, Kino zu machen, an so eine klassische Tradition anzuschließen.
    Große Gefühle, große Bilder sozusagen.
    Robert!
    Robert!
    Kino-Premiere von Niki Lichts neuen Streifen in Österreich ist am Sonntag.
    Es bleibt noch Zeit im Mittagsschanal für einen Blick auf den Wetterbericht.
    Mild mit 7 bis 13 Grad, Wolken und etwas Sonne wechseln ganz vereinzelt, kann es leicht regnen.
    Morgen Samstag regnet und schneit es häufig, mitunter schneit es bis 500 Meter herab.
    Kühler mit 3 bis 6 Grad.
    Damit geht das Mittagsschanal zu Ende.
    An der Technik war heute Franz Trinker, Regie führte Hans-Christian Scheid und Moderator war Christian Moser.
    Wir wünschen noch einen angenehmen Tag.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1995.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1995.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz: Roma Zentrum Wien
    Einblendung: Susie Baranyai
    Mitwirkende: Jirkovsky, Karl [Gestaltung] , Baranyai, Susie [Interviewte/r]
    Datum: 1995.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Terror ; Rassismus ; Rechtsextremismus ; Minderheiten ; Ethnie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz: Löschnak - Kessler - Sika
    Einblendung: Löschnak, Sika, Kessler
    Mitwirkende: Stoppacher, Robert [Gestaltung] , Settele, Hanno [Gestaltung] , Löschnak, Franz [Interviewte/r] , Sika, Michael [Interviewte/r] , Kessler, Oswald [Interviewte/r]
    Datum: 1995.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Rassismus ; Rechtsextremismus ; Terror ; Regierung ; Sicherheit ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Roma-Situation Burgenland
    Einblendung: Bürgermeister Racz, Stefan Horvath
    Mitwirkende: Hillinger, Eva [Gestaltung] , Racz, Michael [Interviewte/r] , Horvath, Stefan [Interviewte/r]
    Datum: 1995.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Terror ; Rassismus ; Rechtsextremismus ; Minderheiten ; Ethnie ; Soziales ; Parteien / SPÖ ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Burgenland
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    Inhalt: Nachrichten
    Staatsterror in Spanien
    Die spanische Regierung hatte zur Bekämpfung des separatistischen baskischen Terrors durch die ETA selbst terroristische, illegale Maßnahmen verwendet.
    Mitwirkende: Manola, Josef [Gestaltung]
    Datum: 1995.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Terror ; Minderheiten ; Regierung ; Straftaten ; Militär ; Geheimdienste ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Mochovce-Stimmung in Ungarn
    Ungarn hält sich trotz der geographischen Nähe zum geplanten slowakischen AKW Mochovce auffallend zurück. Ungarn betreibt selbst ein AKW und will vor allem die Slowakei nicht noch mehr in eine Kooperation mit Russland treiben.
    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1995.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Energiewesen ; Atomenergie ; Sicherheit ; Diskussion ; Ökologie und Umweltschutz ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    USA: Republikaner blockieren UNO-Einsätze
    Aus Kostenüberlegungen wehren sich die Republikaner gegen UNO-Friedensinterventionen.
    Mitwirkende: Löw, Raimund [Gestaltung]
    Datum: 1995.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Militär ; Krieg ; Finanzpolitik ; Friede ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Sicherer Fahrradstreifen
    Einblendung: Rudolf Wolfmayer. "Patschn"-sicherer Fahrradreifen
    Mitwirkende: May, Stefan [Gestaltung] , Wolfmayer, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1995.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Sicherheit ; Konsum ; Handwerk und Gewerbe ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Neu im Kino Niki List-Film "Der Schatten des Schreibers"
    Einblendung: Gudrun Tilsch, Hans-Werner Meyer
    Mitwirkende: Baur, Karin [Gestaltung] , List, Niki [Interviewte/r] , Tilsch, Gudrun [Interviewte/r] , Meyer, Hans-Werner [Interviewte/r]
    Datum: 1995.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Film ; Spielfilm ; Unterhaltungsveranstaltung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1995.02.17
    Spieldauer 00:56:03
    Mitwirkende Moser, Christian [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1995.02.17 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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