Mittagsjournal 1995.05.20

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    Redakteur im Studio ist Werner Löw.
    Guten Tag.
    Auf dem Programm der kommenden Stunde Mittagsinformation unter anderem wieder Diskussion und im Selbstbehalt bei Schulbüchern.
    Die gerade erst eingeführten zehn Prozent sollen wieder fallen, wenn es nach den ÖVP-Ministerinnen Moser und Gera geht.
    Der Papst besucht die tschechische Republik.
    Die Heiligsprechung eines Priesters der Gegenreformation bringt Verstimmung bei den tschechischen Protestanten.
    Morgen ist Wahltag in Belgien.
    Die Liberalen gelten als starke Herausforderung der schwarz-roten Koalition unter Ministerpräsident Dehane, aber auch die Radikalen, die Rechten, könnten zulegen.
    Und die russische Mafia entdeckt Israel als Anlegerparadies.
    Aus dem Innern wieder ein Fachkongress in Wien über Schlafstörungen, Schlafmedizin und Schlafforschung und Gerd Jonkes neues Stück, die Gegenwart der Erinnerung, am Wiener Volkstheater.
    Im Schnellzugast heute der Hartberger Pfarrer August Janisch, prominentes Briefbombenopfer und in Anerkennung seines Einsatzes für Flüchtlinge seit kurzem Preisträger der Bruno-Kreisky-Stiftung.
    Vor dem aber die Nachrichten zusammengestellt von Edgar Heider, gelesen von Andreas Silavski.
    Tschechien.
    Papst Johannes Paul ist vor einer Stunde in Prag eingetroffen.
    Es ist die erste Station seiner dreitägigen Auslandsreise, die ihn nach Tschechien und in seine Heimat Polen führt.
    In Prag zelebriert der Papst heute eine Freiluftmesse, zu der zehntausende Menschen erwartet werden.
    Höhepunkt der Tschechienreise ist die Heiligsprechung zweier katholischer Märtyrer im mehrischen Olmütz.
    Im Falle des Priesters Jan Sarkander ist die Heiligsprechung umstritten.
    Die Protestanten nehmen Anstoß daran, dass ein Militant der Vertreter der Gegenreformation auf diese Weise gewürdigt wird.
    Sie bleiben den ökumenischen Feiern deshalb fern.
    Sarkander wurde 1620 von protestantischen Adeligen zu Tode gemattert.
    Anlässlich des Papstbesuches sind auch der Wiener Erzbischof Grohe und der Salzburger Erzbischof Eder nach Tschechien gereist.
    Vereinte Nationen, USA Zwischen der UNO und den USA zeichnet sich keine Annäherung der Standpunkte zum UNO-Einsatz in Bosnien ab.
    Dies wurde nach einer Unterredung zwischen dem amerikanischen Verteidigungsminister Perry und UNO-Generalsekretär Budrus Ghali deutlich.
    Die USA sind dagegen, die UNO-Schutztruppe in Bosnien in größerem Umfang zu verringern und auch ihren Mandatsauftrag grundlegend zu ändern, wie dies Budrus Ghali vorschlägt.
    Er möchte damit den zunehmenden Angriffen auf UNO-Soldaten wirksam begegnen.
    Die USA haben in jüngster Zeit mehrfach deutliche Kritik an der UNO geübt.
    Grund dafür ist der Umstand, dass die UNO trotz der Angriffe der bosnischen Serben auf Sarajevo keine NATO-Luftunterstützung angefordert hat.
    Serbenführer Karadzic hat heute damit gedroht, bei einem eventuellen internationalen Eingreifen in den Bosnien-Konflikt die UNO-Soldaten als Geiseln zu nehmen.
    Er ist für einen Abzug der UNO-Truppen aus Bosnien.
    USA.
    Präsident Clinton ist im Senat mit seinem Budgetentwurf für 1996 gescheitert.
    99 Senatoren stimmten gegen die Vorlage, kein einziger dafür.
    Damit lehnten auch die Senatoren von Clintons demokratischer Partei den Haushaltsentwurf ab.
    Anschließend setzte der Senat die Debatte über einen Entwurf der Republikaner fort.
    Er hat den völligen Abbau des Budgetdefizits bis zum Jahr 2002 zum Ziel.
    Das Repräsentantenhaus, in dem die Republikaner ebenfalls die Mehrheit haben, hat diese radikale Vorlage bereits verabschiedet.
    Nach Ansicht Clintons gefährdet das Sparpaket der Republikaner mehrere Sozialprogramme.
    Er hat sein Veto angekündigt.
    Frankreich Die neue Regierung unter Vorsitz von Staatspräsident Jacques Chirac ist zu ihrer ersten Sitzung zusammengetreten.
    Chirac will die Grundzüge des Regierungskurses bekannt geben.
    Dazu gehört vor allem der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit.
    Sie war wichtigstes Versprechen Chiracs im Wahlkampf um das Präsidentenamt.
    Ministerpräsident Alain Juppé wird Anfang der kommenden Woche dem Parlament das Regierungsprogramm zur Abstimmung vorlegen.
    Seine bürgerlich-konservative Koalition hat in beiden Häusern eine klare Mehrheit.
    Deutschland.
    Bei den Freien Demokraten wird für heute eine wichtige Vorentscheidung um den Parteivorsitz erwartet.
    Der stellvertretende FDP-Chef Wolfgang Gerhardt will seine Kandidatur für die Nachfolge von Klaus Kinkel offiziell anmelden.
    Nach einer Serie schwerer Wahlniederlagen bei Landtagswahlen will sich der amtierende FDP-Chef, Außenminister Klaus Kinkel, beim Parteitag im Juni nicht wieder um den Parteivorsitz bewerben.
    Er will allerdings seine Regierungsfunktionen als Vizekanzler und Außenminister beibehalten.
    Zaire In dem afrikanischen Staat sind bisher 89 Menschen am Ebola-Virus gestorben.
    Die Weltgesundheitsorganisation registrierte insgesamt 124 Infektionsfälle.
    In der Hauptstadt Kinshasa haben rigorose Sicherheitsvorkehrungen bereits eine Lebensmittelknappheit verursacht.
    Für heute rechnet man mit einer Lockerung der Einreise- und Zulieferungsbestimmungen.
    Deutschland.
    Auf dem Gelände eines Stahlwerkes in Dillingen im Saarland ist heute früh ein Gasometer explodiert.
    Zehn Menschen wurden verletzt, fünf von ihnen schwer.
    Im Anschluss an die Explosion brach ein Brand aus, der im Umkreis von etwa 100 Metern alles vernichtete.
    Die Ursache der Explosion steht noch nicht fest.
    Soweit ein erster Überblick über die Meldungen dieser Samstagmittagsstunde und wir kommen zum extremen Frühlingswetter dieses Wochenendes.
    Christian Hundorf bitte.
    Mit extrem meint Werner Löw offenbar die kalte Pranke der Eismänner.
    Die Eismänner können nämlich immer noch nicht genug bekommen von Grönland über das Nordmeer, schicken sie auch in den nächsten Tagen ausgesprochen kalte Luft zu uns.
    Für den Mai normal wären Höchsttemperaturen so um die 20 Grad, heute liegen die Werte mancherorts um rund 10 Grad darunter.
    Auf den Bergen macht sich noch einmal der Winter bemerkbar.
    Für so manche Passstraße benötigt man Winterreifen.
    Es schneit, wenn auch nicht allzu viel, bis 1200 Meter herab.
    Ein Ende der für den Mai zu kalten Wetterperiode ist zumindest bis Dienstag noch nicht in Sicht.
    Wie sieht es jetzt in Österreich aus?
    In Wien ist es bedeckt bei 11 Grad, am Flughafen in Schwechat regnet es ganz leicht.
    Eisenstadt bedeckt 11 Grad, Nordwestwind 25 Kilometer pro Stunde.
    St.
    Pölten bedeckt 12, Linz ganz leichter Regen und 11 Grad, Salzburg leichter Nieselregen 8, Innsbruck leichter Regen und nur 7 Grad, Bregenz stark bewölkt 9, Graz stark bewölkt 13 und Klagenfurt leichter Regen 10 Grad.
    Höchstens 8 bis 13 Grad sind heute Nachmittag im Großteil Österreichs möglich, im Grazer Raum 15.
    Meistens ist es bewölkt, regnen wird es aber nur wenig und leicht.
    In Vorarlberg, Osttirol und der südlichen Steiermark können die Wolken auflockern und ein bisschen die Sonne durchlassen.
    Der Nordwestwind legt noch zu und wird böig mit bis zu 50 km pro Stunde.
    Am Abend und in der Nacht wird der Regen im Osten Österreichs stärker, die Temperaturen sinken bis morgen früh auf 10 bis 3 Grad.
    Morgen Sonntag regnet es vor allem am Vormittag in Niederösterreich, Wien, dem Burgenland und der Steiermark.
    Sonst aber wechseln Wolken und etwas Sonne und es sind höchstens einzelne kurze Regenschauer am Nachmittag zu erwarten.
    Die Temperaturen erreichen morgen 11 bis 17 Grad.
    Die höchsten Werte wird es wieder im Süden geben.
    Der Nordwestwind tut sein Übriges, damit man die Luft noch kälter empfindet.
    Im Donauraum und im Nordburgenland erreicht er Böen um 60 Kilometer pro Stunde.
    Der Montag beginnt zwar sonnig, rasch aber bilden sich Quellwolken und ab Mittag im Großteil Österreichs auch einige Regenschauer, nur im Süden könnte es trocken und weiterhin sonnig bleiben.
    Es ist weiterhin windig und sehr kühl mit 12 bis etwa 16 Grad.
    Christian Hundorf mit der Wetterprognose.
    Der Selbstbehalt bei den Schulbüchern ist wieder in Diskussion.
    Dieser Selbstbehalt wurde ja im jüngsten Sparpaket verankert und soll für die Budgetkasse 100 Millionen Schilling bringen.
    Die ÖVP, konkret Familienministerin Moser und Unterrichtsministerin Gehrer, wollen erreichen, dass dieser Selbstbehalt fällt.
    Bei den Sparpaketsverhandlungen hat sich die ÖVP ja damit nicht durchsetzen können.
    Jetzt gibt es einen neuen Anlauf.
    Helma Poschner informiert.
    Zwischen 50 und 300 Schilling müssen die Eltern für das neue Schuljahr an Selbstbehalt für die Schulbücher berappen.
    Wenn es aber nach dem Willen von Familienministerin Sonja Moser und Unterrichtsministerin Elisabeth Gera geht, kommt dieser Selbstbehalt weg.
    Die Familien sind belastet genug, sagt Moser.
    Für die Unterrichtsministerin ist der Selbstbehalt kein Sparen, sondern eine wenig sinnvolle Umverteilung der Kosten.
    Moser ist der Ansicht, mit der neuen Unterrichtsministerin eine ideale Gesprächspartnerin bekommen zu haben.
    Zunächst wurde eine Arbeitsgruppe aus beiden Ministerien eingerichtet.
    So viel ist bisher klar.
    Das Konzept geht in Richtung Schulbudgethoheit.
    Das heißt, die Schulen sollen ein bestimmtes Budget erhalten, das sie autonom verwalten können.
    Mit dem Geld können sie beispielsweise eine Schulbuchlade einrichten.
    Der Vorschlag der ÖVP ist zwar nicht neu, warum Ministerin Moser aber glaubt, dass es diesmal funktioniert?
    Die Schulen werden mehr und mehr in Eigenverantwortlichkeit gegeben und das möchten sie auch.
    Es sind Schulgemeinschaften da, die sehr gut arbeiten.
    Eltern, Lehrerschaft, Schülerschaft spricht sich zusammen und sucht das Modell aus, das für sie also am wichtigsten erscheint und das ihnen am wertvollsten ist.
    Und die Einsparungsmöglichkeiten sind bereits gegeben.
    Wir haben im Ministerium bereits die Briefe vorliegen.
    Wir haben heuer so und so viele Prozente eingespart.
    Was bekommen wir dafür?
    Also eine gewisse Motivation ist natürlich, dass darüber hinausgehen.
    Und darum sind wir also auch von der Limitvariante überzeugt.
    Wie glauben Sie, dass Sie sich mit Ihrem Vorschlag, den Selbstbehalt wegzubekommen, bei der SPÖ durchsetzen können?
    Ich glaube nicht, dass es allzu große Schwierigkeiten geben wird.
    Wir sind natürlich noch beim Koordinieren.
    Es ist noch lange nicht das letzte Wort gesprochen.
    Aber die Grundzüge, darüber sind wir uns einig,
    Hier werden wir sicher einen Kontext finden.
    Zuversichtlich zeigt sich auch Unterrichtsministerin Gera.
    Gera glaubt auch zu wissen, warum sich der Selbstbehalt bei den letzten Sparpaketsverhandlungen nicht verhindern ließ.
    Es war so, dass in der Eile, wo die ganzen Dinge durchgezogen worden sind, einfach keine vernünftige Diskussionsbasis vorhanden war.
    Die vernünftige Diskussionsbasis ist jetzt vorhanden.
    Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die SPÖ einem vernünftigen Vorschlag widersetzt.
    Ich glaube an und für sich, dass wir mit den Sozialdemokraten da eigentlich einer Meinung sind.
    Die meinen auch, dass Einsparungen im Schulbuchbereich gemacht werden können.
    Und ich sehe da eigentlich keine irgendwelche Streitpunkte.
    Im Finanzministerium teilt man diesen Optimismus nicht.
    Die Abschaffung des Selbstbehalts bei den Schulbüchern wird auch für das nächste Schuljahr unter anderem aus finanziellen Gründen als nicht denkbar bezeichnet.
    Es wird argumentiert, mit dem Selbstbehalt werde Kostenbewusstsein geschaffen.
    Außerdem sei die Höhe des Selbstbehalts sozial durchaus verträglich.
    Einen Fürsprecher haben die beiden ÖVP-Ministerinnen allerdings aus der anderen Reichshälfte sozusagen, wie wir seit kurzem, seit diesem Vormittag wissen.
    Dem ÖGB-Präsidenten Fritz Fertzenitsch ging beim Sparpaket ja auch nicht alles nach Wunsch.
    Wie sieht er jetzt die neue Initiative gegen den Schulbuch-Selbstbehalt?
    Absolut positiv, weil ja im Zusammenhang mit den Debatten um das Arbeitsübereinkommen von uns immer die Auffassung vertreten worden ist, dass dieser Selbstbehalt der schlechteste Weg ist.
    sondern es viel vernünftiger wäre, über die Art und Weise der Schulbuchaktion nachzudenken, wo Kosteneinsparungen möglich sind, und daher den Weg den vorzugeben, darüber nachzudenken, wie kann man mit den vorhandenen Mitteln das Ziel des kostenlosen Schulbuchs erreichen, und nicht das Ziel dadurch, indem man sagt, jetzt brauchen wir einen Selbstbehalt.
    Aber Nachdenken braucht doch immer Zeit, fehlen dann nicht kurzfristig 100 Millionen Schilling im Budget, mit denen man bereits fix gerechnet hat?
    Ja, es geht ja darum, dass diese 100 Millionen Schilling für eine Aufgabe im Unterrichtsministerium bzw.
    im Familienministerium vorgesehen war.
    Und wenn jetzt sogar beide Ministerinnen darüber nachdenken, dass das auch anders geht, haben sie die volle Unterstützung, wenn der gleiche Effekt herauskommt.
    Stichwort Budget.
    Seit zwei Monaten gibt es einen neuen Finanzminister, Andreas Starrybacher.
    Erste Vorschläge hat er bereits präsentiert.
    Wie sind Sie, wie ist die Gewerkschaft eigentlich mit dem Latianer Nachfolger zufrieden?
    Es geht hier nicht um die Bewertung des Laziener Nachfolgers, hier gilt natürlich auch die 100-Tage-Frist, sondern es geht darum, wie wir zu der allgemeinen öffentlichen Diskussion stehen.
    Und wenn jetzt zum Beispiel hier angemerkt wird, dass aus Wirtschaftskreisen man darüber froh ist, dass die Geschäftsessen vielleicht wieder steuerlich absetzbar sein werden, so glaube ich, dass es wichtiger wäre, auch über den Wurstsemmelerlass nachzudenken.
    Aber ich halte mich an die Debatte, die hier in dieser Woche geführt worden ist und glaube, dass der Bundeskanzler zu Recht angemerkt hat, jetzt einmal alle Vorschläge auf den Tisch in einer gemeinsamen Diskussion.
    Der Wirtschafts- und Sozialbeirat, der Sozialpartner wird diese Vorschläge auch in einer Prüfung unterziehen und dann mit konkreten Punkten in die öffentliche Diskussion einsteigen, um das Verwirrspiel, das in der letzten Zeit stattgefunden hat, einem Ende zuzuführen.
    Ist das ein Verwirrspiel, das auch zum Teil vom neuen Finanzminister ausgegangen ist?
    Das ist ein Verwirrspiel, das allgemein öffentlich betrieben worden ist.
    Wo der Finanzminister aber dann wohl auch beteiligt war?
    Wenn der Finanzminister gefragt wird, muss der Finanzminister auch antworten, wenn wir auch nicht mit all dieser Antworten zufrieden sind.
    Haben Sie den Eindruck, dass der neue Finanzminister zuletzt vor allem in Richtung Steuererleichterung für Freiberufler nachgedacht hat und weniger in Richtung Steuererleichterung für unselbstständige Erwerbstätige?
    Ich glaube nicht, dass man die Debatte um die Steuer auf eine Person reduzieren kann.
    Ich wiederhole mich, mir ist es wichtiger, dass wir über die gesamte Steuer nachdenken und debattieren und nicht über die Wunschvorstellungen einzelner Gruppen.
    ÖGB-Präsident Fritz Ferzendnitsch vor wenigen Minuten am Telefon mit meinem Kollegen Fritz Dittlbacher.
    Sparprogramme sind auch der Hintergrund für unseren nächsten Beitrag, in dem es um den geplanten Ausbau der Brennerstrecke geht.
    Dreistellige Milliardenbeträge wären dafür nötig, die Realität aber sind eben leere Staatskassen und das nicht nur in Österreich.
    Österreichs Verkehrsminister Klima denkt an eine Privatfinanzierung.
    Und vielfach ist auch von Geld aus Brüssel die Rede.
    Die EU allerdings hat für Österreich und die anderen beiden Länder, Deutschland und Italien, die da betroffen sind, eher ernüchternde Nachrichten.
    Das wurde heute auf einem ÖBB-Seminar in Zell am See von der Europäischen Investitionsbank erklärt.
    Herbert Hutter berichtet.
    Die Brennerstrecke ist von der EU zwar unter die 14 wichtigsten Projekte Europas eingereiht worden.
    Der Ausbau der Brennerstrecke und des Inntales ist im Transitvertrag zwischen Österreich und der EU festgeschrieben.
    Wer allerdings glaubt, dass jetzt die Europäische Union ihr Füllhorn über dieses gigantische Dreiländer-Projekt von Deutschland, Österreich und Italien ausgießt, der muss sich eines Besseren belehren lassen.
    Denn nicht einmal 10 Prozent der Bausumme wird Brüssel dazu zahlen.
    Das stellt der Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank, Wolfgang Roth, eindeutig klar.
    Und nicht nur das.
    Die EU hat die beteiligten Länder, Deutschland, Österreich und Italien, ausdrücklich auf ihre nationalen Budgets zurückverwiesen.
    Mit anderen Worten, es entsteht eine riesige Finanzierungslücke.
    Wie die zu stopfen wäre, ist völlig offen.
    Vizepräsident Wolfgang Roth meint zwar, seine Investitionsbank könnte schon etliche Milliarden locker machen und etwa ein Viertel des 400-Milliarden-Schilling-Projektes vorfinanzieren.
    Die Eisenbahnen werden nicht in der Lage sein, diese Kredite auch wirklich durch den Betrieb der Strecke zu verdienen.
    Nicht einmal zu den Bedingungen der ohnehin günstigen europäischen Investitionsbank.
    Was private Geldgeber betrifft, so ist der Eurobanker skeptisch.
    Das Finanzdesaster des Eurotundus hat der Idee der Privatfinanzierung von Großprojekten zweifellos einen Rückschlag versetzt, meint er.
    Ist das Projekt des Brennerbasistundus überhaupt noch zu realisieren?
    Vielleicht.
    wenn eine politische Großtat gelingt.
    Wenn es nämlich den Ländern Deutschland, Österreich und Italien gelingt, in Brüssel das Budget der EU regelrecht umzukrempeln.
    Wenn sich auch andere EU-Länder dazu bereit finden.
    Der Vorstand der österreichischen Bundesbahnen drängt indessen trotz leerer Staatskassen auf einen forcierten Bahnausbau.
    Große Transitstrecken dienen letztendlich auch der österreichischen Import- und Exportwirtschaft,
    Wenn Österreich den Anschluss verliert, erleidet die gesamte Wirtschaft Nachteile, so ÖBB-Chef Helmut Draxler.
    Auch er geht auf die Finanzierung ein und will von privaten Interessenten folgendes.
    Der Semmering-Basistunnel soll als Einzelprojekt bloß eine Teststrecke sein, ansonsten müssen die Maut-Einnahmen auf teuren Strecken aufgeteilt werden.
    Keiner soll sich Rosinen herauspicken können.
    Stichwort Streckennetz, da haben die ÖBB erklärt,
    Von den 5.600 Kilometern in Österreich sind 1.700 Kilometer, also rund ein Drittel, so unrentabel, dass sie eigentlich eingestellt werden müssten, wenn niemand dazu zahlt.
    Vor allem sind das Stichbahnen und Nebenbahnen in Niederösterreich, in Oberösterreich und in Kärnten.
    Gemeinsam haben die Großprojekte und die Nebenbahnen also das Problem.
    Wer soll das bezahlen?
    Die Banken jedenfalls dämpfen die Erwartungen an Europa-Geld für den großen Ausbau der Brennerstrecke.
    Herbert Hutter hat von einem Bundesbahnseminar in Zell am See berichtet.
    Vor rund einer Stunde ist Papst Johannes Paul II.
    in Prag eingetroffen.
    Drei Tage wird sein Besuch in der Tschechischen Republik dauern, am Ende ist noch ein kurzer Abstecher in seine Heimat Polen vorgesehen.
    In Tschechien geht es in Gesprächen mit den Politikern um das Verhältnis zwischen Staat und Kirche und es geht um das Verhältnis zu den böhmischen Protestanten, die irritiert sind über den geistlichen Hauptanlass für den Papstbesuch, die Heiligsprechung eines Märtyrerpriesters aus der Zeit der Religionskriege im 17.
    Jahrhundert.
    Für Österreich besonders interessant das bevorstehende Zusammentreffen des Papstes mit dem zu den Feierlichkeiten anreisenden Wiener Kardinal Erzbischof Groar.
    Darüber gibt es aber noch nichts zu berichten.
    Zur Ankunft des Papstes zunächst Susanne Biedorf aus Prag.
    Pünktlich um 11 Uhr landete die Sondermaschine aus Italien auf dem Prager Flughafen.
    Vorsichtig und langsam kam Johannes Paul II., der vorgestern seinen 75.
    Geburtstag feierte, die Gangway herunter und segnete einen Korb tschechischer Erde.
    Er wurde begrüßt vom tschechischen Präsidenten Vaclav Havel, der an die unwiederholbare Atmosphäre vor fünf Jahren erinnerte, als der Papst zum ersten Mal nach Prag kam.
    Es war ein großes Fest für uns in der neu gewonnenen Freiheit", sagte Vaclav Havel, der damals gerade zum tschechoslowakischen Präsident gewählt worden war.
    Sechs Monate zuvor hatte das Volk die Kommunisten von der Macht vertrieben.
    Damals wurde Papst Johannes Paul II.
    begeistert gefeiert für seine Verdienste im Widerstand gegen die Kommunisten.
    Das Land, das der Heilige Vater an diesem Wochenende besucht, hat sich verändert.
    Damals hatte der Kommunismus den Glauben verdrängt, jetzt regieren Konsum und Egoismus.
    Die Veränderungen, so Havel heute, müssen begleitet werden von einer moralischen Erneuerung.
    Und an den Papst gerichtet, sprach er die Hoffnung aus, dass er zur geistigen Erneuerung des tschechischen Volkes beitragen kann.
    Johannes Paul II.
    sprach seine Anerkennung aus für die Entwicklung des Landes in den letzten fünf Jahren.
    Ich wünsche Ihnen, dass Sie die angefangenen Bemühungen zu Ende führen können, sagte der Papst, und Ihren Weg zum Glauben finden.
    Die katholische Kirche war im Land des Kirchenreformers Jan Hus noch nie besonders beliebt.
    Seit ihn das katholische Konzil in Konstanz im Mittelalter verbrannte, hadert das tschechische Volk mit dem Vatikan.
    Heute am späten Nachmittag wird der Papst eine Messe im Prager Strahovstadion zelebrieren.
    Danach fährt er in die alte Bischofsstadt Olmütz nach Meeren, wo er morgen eine Laien und einen Priester aus dem Mittelalter heilig sprechen wird.
    Stiesler war von Lemberg als Schutzheilige der Familie, die sich im 13.
    Jahrhundert um Kinder und Kranke gekümmert hat, und den märischen Landpfarrer Jan Sarkander, den die protestantischen Stände 1620 bei einem Verhör zu Tode folterten.
    Die Heiligsprechung Jan Sarkanders ist hier sehr umstritten, weil der Priester als erbitterter Verfechter der katholischen Gegenreformation gilt und Protestanten verfolgt und ermordet haben soll.
    Die evangelische Kirche
    wird deshalb auch dem ökumenischen Treffen mit dem Papst fernbleiben.
    Sie hatte ein Protestschreiben an den Vatikan geschickt, dass man Sarkander nicht als Heiligen des tschechischen Volkes akzeptieren könne.
    Soweit Susanne Bittdorf.
    Hören Sie mehr über die weltlichen und kirchlichen Hintergründe dieses zweiten Papstbesuchs in Prag von Barbara Kunow für Karl Jarek in ihrer folgenden Analyse.
    Die Stimmung der Öffentlichkeit rund um diesen Papstbesuch ist reserviert und eher kühl.
    Kein Vergleich mit der erfreudigen Sympathie, die Johannes Paul II.
    bei seinem ersten Besuch in der Tschechoslowakei kurz nach der Wende entgegengeschlagen ist.
    Das Interesse für Kirche und Religion ist bei den Tschechen traditionell niedrig, Streitigkeiten um die Rückgabe des von den Kommunisten enteigneten Kirchenbesitzes haben das Verhältnis von Staat und Kirche, aber auch von Bevölkerung und Kirche in letzter Zeit noch weiter verschlechtert.
    Wir haben erkennen müssen, dass wir nur eine kleine Minderheit sind, hat der Prager Erzbischof Miloslav Vlk vor kurzem selbstkritisch erklärt.
    Die umstrittene Heiligsprechung von Johannes Sarkander, eines katholischen Priesters aus der Barockzeit, hat zusätzlich für Zündstoff gesorgt.
    Sarkander, gebürtig im heute polnischen Schlesien, ist in der Zeit der Glaubenskriege des 17.
    Jahrhunderts von evangelischen Adeligen zu Tode gefoltert worden.
    Er war des Landesverrats beschuldigt.
    Man warf ihm vor, als Beichtvater seines katholischen Gutsherrn polnische Truppen ins Land gerufen zu haben, die danach das damals protestantische Meeren verwüsteten.
    Ein Jahr später siegten die Katholischen in der Schlacht auf dem Weißen Berg, es begannen Jahrhunderte harter Unterdrückung der Protestanten.
    Für die evangelische Kirche gilt Sarkanda daher als Symbol der gewaltsamen Rekatholisierung des Landes durch die Habsburger.
    Bis heute ein nationales Trauma.
    Alle evangelischen Pfarrer Tschechiens haben deshalb mitsamt ihrer Kirchenleitung an den Papst appelliert, von der Heiligsprechung abzusehen.
    Sie bedeute einen schweren Rückschlag für alle ökumenischen Bemühungen.
    Vergeblich.
    Die Protestanten werden deshalb heute Nachmittag auch nicht an dem ökumenischen Gottesdienst in Prag teilnehmen.
    Die tschechische katholische Kirche hat indessen versichert, die Sarkander-Heiligsprechung sei nicht anti-evangelisch gemeint.
    Für sie ist Sarkander ein Märtyrer, ein Symbol der Treue und Standhaftigkeit und so etwas wie ein märischer Johannes von Neukpamuk.
    Seine Heiligsprechung ist noch in der kommunistischen Ära von polnischen und märischen Bischöfen gemeinsam eingeleitet worden.
    Ein schönes Fest wird es also morgen in Olmütz zweifellos geben.
    Aber der Versöhnung der Konfessionen und auch der Annäherung zwischen Kirche und Gesellschaft in Tschechien wird es keinen guten Dienst leisten.
    Es ist sieben Minuten vor halb eins.
    Im Journal zu Gast.
    Am 3.
    Dezember 1993, 5 Minuten nach 9, explodierte in der Steiermark die erste der unseligen Briefbomben in der linken Hand des Stadtpfarrers von Hartberg, Michael Janisch.
    Der Geistliche wurde an der Hand und durch viele kleine Splitter der Briefbombe im Gesicht verletzt.
    Da Pfarrer Janisch Brillenträger ist, blieben seine Augen von den Splittern verschont.
    Als Bombenadressat wurde Farajanisch offenbar deshalb ausgewählt, weil er seit Jahren Flüchtlinge aus verschiedenen Staaten, etwa aus dem Iran, dem ehemaligen Jugoslawien und vielen anderen mehr half, Asyl in Österreich zu bekommen.
    Diese Woche entschied die Bruno Kreisky Stiftung, Pfarrer August Janisch mit einem Preis der Stiftung auszuzeichnen, als Anerkennung für die Verdienste um die Menschenrechte.
    Aus der Begründung der Jury ist herauszulesen, dass dem Geistlichen mit der Auszeichnung auch Mut gemacht werden soll, seine Arbeit fortzusetzen.
    Der Stadtpfarrer von Hartberg, August Janisch, heute bei Michael Kerbler im Journal zu Gast.
    Wie geht es Ihrer linken Hand?
    Wie geht es den Fingerspitzen?
    Fingerspitzen, vom physischen her geht es ganz gut.
    Ich hoffe auch, dass ich es im psychischen, ein Fingerspitzengefühl habe und dass ich mit diesen Narben an der linken Hand, die herrühren von dieser ersten Briefbomben-Serie, dass ich mit denen leben kann.
    Mit diesen Narben kann ich leben, es leben andere mit größeren Narben.
    Holt Sie da manchmal die Erinnerung ein, wenn Sie einen Brief aufmachen?
    Ja, das schon.
    Und auch mich holt die Erinnerung immer wieder ein, wenn ich danach gefragt werde.
    Ansonsten denke ich nicht mehr so oft dran.
    In Ihrer täglichen Arbeit, Sie haben damals sich sehr für Flüchtlinge engagiert, egal ob Sie jetzt Kosovo-Albaner sind oder ob das Flüchtlinge waren, die aus dem Iran gekommen sind zum Beispiel.
    Hat sich an dieser Arbeit etwas verändert?
    Haben Sie Ihre Arbeit zurückgeschraubt?
    Haben Sie sich schüchtern lassen?
    Also ich habe die Arbeit in keiner Weise, was meine persönliche Arbeit betrifft, zurückgeschraubt.
    Sondern zurückgeschraubt wurde es nur insofern, dass also die Caritas Flüchtlingsberatungsstelle Hartberg geschlossen worden ist, dass einfach kein Geld mehr da war.
    Insofern ist es weniger geworden für den ganzen Pfarrhof, aber nicht für mich persönlich, denn der Pfarrhof ist nach wie vor Anlaufstelle für viele.
    Es ist die Arbeit insgesamt zurückgegangen, weil also weniger Fremde da sind, weniger hilfsbedürftige Fremde.
    Und diejenigen, die paar Dutzend, die es jetzt noch in dem Raum gibt, die sind natürlich schon da.
    Warum gibt es weniger Hilfsbedürftige?
    Nur weil weniger hereinkommen nach Österreich.
    Durch die Fremdengesetze ist es ja nicht möglich oder kaum möglich und auch für die wirklichen Asylsuchenden, für die wirklichen Flüchtlinge gar nicht so leicht möglich nach Österreich zu kommen.
    Hier möchte ich schon eine Kritik anbringen an der jetzigen Fremdengesetzgebung.
    Da muss manches modifiziert werden.
    Wie sollte diese Asylgesetzgebung denn modifiziert werden?
    Wie sollte eine Integrationspolitik Ihrer Meinung nach aussehen?
    Na ja, Integrationspolitik, das ist ein Begriff, der vielleicht erst nachher ansetzt, wenn jemand schon da ist.
    Aber es setzt ja schon vorher an.
    Wie kann einer überhaupt nach Österreich flüchten?
    Es gibt ja schon so viele sichere, sogenannte sichere Drittländer.
    Und ich habe auch wiederholt, was jemand einmal gesagt hat, man kommt nach Österreich nur mit einem Visum über den Flug, oder man springt mit dem Vollschirm ab.
    Ansonsten ist es kaum mehr möglich, nach Österreich zu kommen als Flüchtling.
    Und das hat sehr viel Wahres an sich.
    Hier muss Österreich einfach nachdenken.
    Und ich würde sagen, die Drittlandsklausel gehört weg.
    Es muss auch das persönliche Gefühl des Zuflüchtenden, glaube ich, erfüllt werden.
    Nicht nur sagen, ja offiziell ist Ungarn und offiziell ist Kroatien und Slowenien ein sicheres Drittland.
    Mag ja stimmen, ich möchte es nicht, aber wenn der
    aus Bulgarien oder aus der ehemaligen, aus Georgien flieht, für den ist die Slowakei oder Ungarn als ehemaliges kommunistisches Land gefühlsmäßig kein sicheres Drittland.
    Also hier müsste was geändert werden in dieser ganzen Problematik.
    Und die Integration, das ist dann ein nächster Schritt.
    Wer also wirklich legal hier Aufenthalt hat, sei es als
    als einer, dem Asyl gewährt worden ist, oder als einer, der es in dem Verfahren drinnen steht, das geprüft werden muss, selbstverständlich, ganz korrekt, oder der als Gastarbeiter hier ist, da muss man sich vieles einfallen lassen.
    Und da ist natürlich auch die Kirche gefragt und sind alle Menschen gefragt.
    Tun Sie sich in Ihrer konkreten Alltagsarbeit für Flüchtlinge leichter
    weil Sie ein Opfer dieses Briefbomben-Terrors geworden sind und weil Sie vielleicht auch dadurch widersinnig zwar, aber an Autorität gewonnen haben gegenüber den Behörden, wenn Sie für Flüchtlinge Eingaben machen zum Beispiel?
    Ich arbeite ja schon seit, nicht erst seit Dezember 1993, sondern seit dem Jahr 82, 83, wie die Polen gekommen sind und die Ungarn.
    Und dann eben verstärkt 87, 88, 89.
    Ich habe mir grundsätzlich nicht leicht getan, auf Fremde zuzugehen.
    Ich bin kein Sprachgenie.
    Mein Englisch ist sehr holprig.
    Also es ist mir grundsätzlich nicht leicht gefallen, aber ich habe wirklich es gelernt, gerade auch auf die Fremden zuzugehen, sie anzusprechen.
    Sie sind gekommen und das war dann so eine Wechselwirkung.
    Und ich glaube, ich habe auch für mich gelernt, dadurch leichter auf Österreicher zuzugehen.
    auch auf verschiedene Randgruppen, dass ich auch mit denen leichter reden kann.
    Und es war für mich früher vielleicht gar nicht so leicht, auf einen politisch Andersdenkenden zuzugehen, mich wirklich in den hineinzudenken.
    Jetzt fällt es mir wesentlich leichter.
    Und ich bin sicher auch toleranter geworden gegenüber der Zeit vor 10 oder vor 15 Jahren.
    Hat es da ein Schlüsselerlebnis gegeben damals?
    Könnte ich nicht so von einem Schlüsselerlebnis sagen.
    Das ist einfach die Arbeit, wie sie halt so täglich passiert ist.
    Und ich habe wirklich so viele wertvolle, großartige Menschen kennengelernt.
    Fremde.
    Und ich habe auf der anderen Seite, ich kenne schon lange wertvolle, großartige Österreicher, aber ich habe auch gerade durch die Beschäftigung mit den Fremden sehr viel an Egoismus erlebt bei Österreichern, sehr viel Neid und Ängste, muss man auch dazu sagen.
    Verstehen Sie diese Ängste?
    Die Angst vor Schlagwort Überfremdung?
    Ja, ich möchte sie schon verstehen.
    Es gibt sicher in manchen Gebieten Österreichs hier etliches, was nicht gut gelaufen ist.
    Also das verstehe ich schon.
    Aber ich erlebe schon auch, dass vor allem jene große Angst haben vor Fremden, wo gar keine Fremden sind.
    Und wie erklären Sie sich das?
    Ja, weil denen geht es genauso wie mir vor 15 Jahren.
    Der hat noch nie mit einem Afrikaner geredet.
    Der hat noch nie mit einem Rumänern gesprochen, sondern der hat nur immer irgendwas gehört über diese Leute.
    Aber wenn einer so vis-à-vis mit einem redet und vielleicht auch
    Botschardt redet und dann plötzlich entsteht etwas und er schaut einen in die Augen und er spürt, ja schau, das ist ja auch ein Mensch, der ist auch kein Engel, aber er hat einen guten Wün und er hat seine Lebensgeschichte und seine Hoffnungen und plötzlich kann man sich mit dem leichter identifizieren.
    Hat Ihre Pfarre, Ihre Mitarbeiter, haben die von Anfang an ihre Arbeit mitgetragen oder war es manchmal auch schwer, Verständnis in der eigenen Pfarre dafür zu finden, dass man auch, wenn man nicht anders kann, illegale Flüchtlinge hier in Hartberg unterbringt?
    Also die Pfarre hat sicher, genauso wie ich, gelernt.
    Und wir haben viel miteinander gesprochen, mit Mitarbeitern, vor allem auch im Pfarrgemeinderat.
    Und der Pfarrgemeinderat, wenn ich es heute so anschaue, steht voll hinter mir und tragt die Arbeit.
    ganz gut mit und nicht nur die kirchliche Seite auch, selbstverständlich die weltliche Seite, also wird viel von dem oder der Großteil von dem, was ich tue, wirklich auch unterstützt, auch von den Behörden.
    Und das nicht erst seit der Briefbomben-Geschichte.
    Sie haben früher deutlich werden lassen, dass Sie die Asylpolitik vom ehemaligen Innenminister Franz Löschnack nicht wirklich verstanden haben, was ihn dazu bewegt, restriktivere Flüchtlingsgesetzgebung zu machen.
    Jetzt gibt es einen neuen Innenminister.
    Kaspar Einem.
    Und den haben Sie in dieser Woche auch getroffen.
    Der hat sich mit einer ganzen Reihe von Pfarrern im Stift Vorau getroffen, auch mit Leuten aus der Exekutive.
    Welchen Eindruck haben Sie von Kaspar Einem gehabt?
    Wenn ich vielleicht zu Löschnack noch was sagen kann oder zu seinem Mitarbeiter Dr. Matzka, man hat hier manchmal wirklich an der Basis den Eindruck gehabt, dass also ein gewisser Zynismus da ist.
    Und dass man eigentlich einer FPÖ
    keine Argumente liefern möchte.
    Man hat also wirklich den Eindruck gehabt, die großen Parteien, ich sage jetzt bitte, wirklich beide großen Parteien, haben nichts anderes oder Besseres zu tun, als die Forderungen zu erfüllen, die von einer FPÖ gekommen sind.
    Den Eindruck habe ich gehabt und viele auch.
    Jetzt, glaube ich, ist auch die Zeit weitergegangen.
    Und man hat gesehen, man kann erstens einmal vernünftig auch mit anderen Gruppierungen darüber reden.
    Es hat auch vielleicht von manchen Seiten zu viel Forderungen gegeben.
    Ich muss auch offen sagen, ich bin auch nicht für einen ungeregelten Zuzug.
    Das wäre dumm.
    Selbstverständlich brauchen wir einen geregelten Zuzug.
    Aber mit allem, was halt dazu gehört.
    Und man hat also jetzt schon den Eindruck, dass der jetzige Innenminister sehr die Basis kennt, auch ein Mensch ist mit Solidarität, insofern ist er mir sympathisch, und dass er von dieser Basis ausgegangen ist und gewachsen ist und jetzt eben Minister ist.
    Und das so in seiner Behutsamkeit, so wie er gesagt hat, bis Oktober sicher
    den Wunsch hat, im Gespräch mit allen Parteien doch manches an dieser Ausländergesetzgebung zu modifizieren.
    Das war glaubwürdig und wir werden natürlich auch dann als Innenminister messen, wie weit es ihm gelingt, wirklich menschenwürdig umzugehen mit den Fremden.
    Kommen zu Ihnen Gläubige, die mit Ihnen auch nicht nur über Flüchtlingsfragen, sondern auch über die aktuelle Diskussion in der Kirche, über die Orientierung in der Kirche, die Frage rund um Kardinal Kroa etc.
    diskutieren wollen?
    Und die sagen, wie stehen Sie dazu?
    Ja, sicher, das ist also auch ein Thema.
    Ich habe auch am Ostersonntag in der Predigt gedacht, da sind ja die meisten Leute in der Kirche, ja, da habe ich auch gedacht, ja, du musst halt auch jetzt als Pfarrer einige Dinge sagen.
    Ja, und... Was haben Sie denn gleich gesagt?
    Ich habe, wenn Sie mich jetzt so schnell fragen, also das Wichtigste war sicher, dass wir auch als Kirche vermehrt an die Brust klopfen müssen.
    Schuld oder Mitschuld eingestehen müssen.
    Das ist also etwas Wesentliches.
    Und dass man die Kirche oder den Gläubigen nicht als einen Heiligen anschauen darf, das wäre eine ganz fatale Geschichte.
    Sondern wir müssen sagen, gerade weil wir gläubige Menschen sind, dass wir vieles nicht erreichen, was wir erreichen müssten, unser Soll nicht erreichen.
    Ob das jetzt, dass wir zu wenig mutig sind, zu wenig Zivilcourage haben oder wirklich fehlerhaft sind oder diese Forderungen Christi bei weitem nicht erfüllen können.
    Das müssen wir sagen.
    Und ich glaube auch insofern leben wir beim konkreten Menschen.
    Und das ist das Wichtige.
    Nicht abgehoben, sondern wirklich an der Basis.
    Oder so wie es im Sozialhirtenbrief der Bischöfe ziemlich vor genau fünf Jahren festgeschrieben ist.
    Der Mensch ist der Weg der Kirche.
    Also das ist mir, glaube ich, sehr wesentlich.
    Oder der Umgang mit der Wahrheit.
    Jetzt nicht nur mit der Wahrheit, was die eigene Lebensgeschichte betrifft, auch das.
    Selbstverständlich, ich glaube, in jedem Menschenleben gibt es Situationen,
    über die man sich schämt, wo man traurig wäre, wenn das in der Öffentlichkeit breitgetreten wird.
    Das muss einmal jeder mal für sich selber auch einmal bejaden.
    Aber es geht auch ein zweites, wie gehe ich mit der Wahrheit in einem theologischen, umfassenderen Sinn um.
    Ich kann mit dieser Wahrheit so umgehen, dass ich sie wie einen lieben Mantel eigentlich um den Menschen lege.
    was man auch im Umgang mit den Sterbenden und mit den Schwerkranken ja tut und tun muss, dass er sich wirklich erkennen kann, wo sein Platz ist.
    Oder ich kann wie einen lossen Fetzen den ins Gesicht schleudern.
    Das ist die Art.
    Und ich freue mich und ich bin dankbar für unseren Bischof und die Kirche in der Steiermark, dass wir wirklich in diesem Dialog mit den Menschen bleiben, wirklich im Gespräch mit den Menschen.
    Es gibt hier keinen anderen Weg.
    Das ist also bei den Menschen leben, mit den Menschen reden, zu den Menschen gut sein, vor allem zu jenen, denen es schlecht geht, die am Rand leben.
    Das ist die Kirche.
    Und nicht irgendwelche Machtpositionen, irgendwelche Ängste schüren bei den Leuten oder ausgrenzen.
    Das war nicht der Weg der Kirche oder war nie ein guter, ein richtiger Weg der Kirche.
    Gibt es eine Stelle in der Heiligen Schrift, die Sie aufschlagen oder nachlesen, wenn Sie das Gefühl haben, es verlässt Sie der Mut oder auch die Kraft, für die Pfarrgemeinde oder für hilfesuchende Flüchtlinge da zu sein?
    Es gibt mehrere Worte, aber eines davon habe ich schon seit Jahren.
    Umsonst hast du es empfangen, umsonst soll es das auch weitergeben.
    Das ist im Matthäus-Evangelium drinnen.
    Umsonst hast du es empfangen.
    Das, was du bist, was deine Fähigkeiten sind, was deine Talente ausmachen, das hast du umsonst bekommen und das gibt weiter.
    Das setzt einfach ein.
    Und dann bist du auf dem richtigen Weg.
    Das ist ein Wort, das mir sehr wichtig ist.
    Danke für das Gespräch.
    August Janisch, der Stadtpfarrer von Hartberg, bei Michael Kerber im Journal zu Gast.
    Morgen wählen rund sieben Millionen Belgier ein neues Parlament.
    Oder genauer neue Parlamente.
    Denn die Wahlen sind nicht nur ein Test für die zentrale Koalitionsregierung aus Konservativen und Sozialisten unter dem Christdemokraten de Hane.
    Auf dem Prüfstand steht auch erstmals die neue bundesstaatliche Verfassung Belgiens.
    Aus Brüssel, Günter Schmid.
    Die letzten Kommentare der belgischen Zeitungen vor den allgemeinen Wahlen sind alarmierend.
    Die Zukunft Belgiens stehe auf dem Spiel.
    Möglicherweise drohe ein schwarzer Sonntag mit großen Gewinnern für die Rechtsextremisten.
    Hinter den Befürchtungen stehen zwei große Fragezeichen.
    Erstens haben die Wähler zum ersten Mal Gelegenheit zu zeigen, was sie von der großen Verfassungsreform halten, die aus dem Einheitsstaat vor zwei Jahren einen Bundesstaat gemacht hat.
    Dabei wurden viele Kompetenzen von der belgischen Zentralregierung auf die drei jetzt weitgehend autonomen Regionen verlagert, auf die französischsprachige Wallonie, das flämischsprachige Flandern und die gemischtsprachige Region der Hauptstadt Brüssel.
    Damit hat man versucht, den nationalistischen Tendenzen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    Die Koalition aus Christdemokraten und Sozialisten wartet gespannt, ob die Wähler ihr das danken werden oder ob sie von beiden Seiten einen Denkzettel bekommen wird, also von denen, die dem alten Belgien nachtrauern und von jenen, die noch weniger mit der anderen Sprachgruppe zu tun haben wollen.
    Das zweite große Fragezeichen ergibt sich daraus, dass die Meinungsforscher praktisch aufgegeben haben.
    Noch immer zeigen ihre Umfragen, dass jeder dritte Wähler nicht weiß, wie er morgen abstimmen wird.
    Zu Hause bleiben kann er nicht, obwohl vier von zehn der Befragten das am liebsten täten.
    Denn in Belgien herrscht Wahlpflicht.
    Die unentschlossenen und die widerstrebenden Wähler sind ein gewaltiges Protestpotenzial.
    Ein Teil dieser Proteststimmen wird den rechtsextremen Parteien zufließen, vor allem dem flemisch-nationalistischen Flams Block.
    Der Block hat einen aggressiven Wahlkampf geführt.
    Jetzt abrechnen steht auf seinen Plakaten, die auch noch eine geballte Faust zeigen, die er für einen Tisch schlägt.
    Abrechnen sollen die Flamen mit allem, was ihrem vermeintlichen Glück im Weg steht.
    Mit dem belgischen Staat, mit den afrikanischen und asiatischen Einwanderern, mit der Korruption.
    Zwölfeinhalb Prozent hatte der Flams-Block zuletzt, 13 bis 15 Prozent will er diesmal erhalten.
    In der alten Kultur- und Handelsstadt Antwerpen war der Block zuletzt mit 30 Prozent bereits zweitstärkste Partei.
    Nicht jeder, der den Block wählt, unterstützt sein Programm.
    Der Block wirbt mit seiner Negativkampagne unverhohlen um Wähler, die denen da oben einen Denkzettel verpassen wollen.
    Je mehr das sind, umso schwieriger wird anschließend die Regierungsbildung.
    Alles, was sich die Meinungsforscher zu sagen trauen, ist, dass wahrscheinlich in der Wallonie die Sozialisten, in Brüssel die Liberalen und in Flandern die Christdemokraten des Ministerpräsidenten Jean-Luc Dehane am stärksten sein werden.
    Ob es eine Kombination von zwei dieser drei etablierten Parteien schafft, die Mehrheit zu bekommen, ist fraglich.
    Dehane könnte wegen seiner vorsichtigen Politik der Budgetsanierung ein sozialer Protest schaden.
    Die Sozialisten machen im Zusammenhang mit einer Schmiergeldaffäre schwere Zeiten durch.
    Und die Liberalen haben sich mit ihrer Forderung nach einer Teilprivatisierung der Sozialversicherung weit aus dem Fenster gehängt.
    Die belgischen Grünen halten sich erstmals zur Regierungsbeteiligung bereit, wollen aber dafür einen starken Einfluss auf das Regierungsprogramm.
    Nach den letzten Wahlen hat die Regierungsbildung drei Monate gedauert.
    Diesmal könnte es länger werden, prophezeien hier viele.
    Wahlenmorgen in Belgien.
    Günter Schmidt hat berichtet.
    Österreich sei ein Paradies für Geldwäscher.
    Das haben erst vor kurzem wieder Spitzenleute der internationalen Verbrechensbekämpfung bei einer Europatagung beklagt.
    Insbesondere unser dichtes Bankgeheimnis wurde da geradezu als Lockmittel für kriminelle Syndikate kritisiert.
    Ob das nun die alte italienische oder die neue russische Mafia sei.
    Aber Österreich steht mit solchen Vorwürfen nicht allein.
    Seit neuestem muss sich auch Israel Kritik gefallen lassen, eine Drehscheibe für internationales Schwarzgeld zu sein.
    Vor allem der russischen Mafia bietet Israel offenbar günstige Bedingungen, berichtet Ben Segenreich.
    650.000 Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion sind in den letzten sechs Jahren in Israel eingetroffen.
    Das bedeutet, dass die Einwohnerzahl um fast 15 Prozent gestiegen ist.
    Und die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende, denn noch immer kommen Monat für Monat, ohne großes Aufsehen, rund 6.000 Immigranten in das kleine Land.
    Dieser Ansturm war für Israel im Großen und Ganzen ein Segen.
    Die Wirtschaft erhielt einen starken Impuls und Israel hat plötzlich ein großes, fast zu großes Reservoir an erstklassigen Künstlern, Wissenschaftlern, Sportlern und Schachspielern.
    Die glänzende Medaille hat aber auch eine Kehrseite.
    Manchmal werden die finanziellen Vorteile, die Einwanderer genießen, in betrügerischer Weise missbraucht und auch die Unterwelt und die Prostitution scheinen infolge der Einwanderungswelle eine beispiellose Hochkonjunktur erreicht zu haben.
    Einen zwielichtigen Aspekt beleuchtet jetzt ein Bericht der Tel Aviver Tageszeitung Ma'arif.
    Demnach sind israelischen Banken in den letzten Monaten hunderte Millionen Dollar aus Russland zugeflossen.
    Russische Geschäftsleute sollen diesen Kanal benutzen, um redlich oder vielleicht doch nicht so redlich verdiente Riesensummen ins Trockene zu bringen.
    Dabei besteht der Verdacht, dass auch das organisierte Verbrechen, die sogenannte russische Mafia, auf diese Weise Geld wäscht.
    Die Moskauer Polizei soll die israelischen Kollegen diesbezüglich gewarnt haben.
    Einer Version zufolge ist der Geldfluss aus Russland die Erklärung dafür, dass Israels Devisenreserven zuletzt deutlich gestiegen sind.
    Die russischen Unternehmer bevorzugen offenbar Israel, weil sie hier unter den hunderttausenden Einwanderern leicht Partner finden, die ihre Sprache sprechen und ihre Mentalität verstehen.
    Ein Teil der Gelder bleibt auf den Konten liegen, der andere Teil wird in Israel in Immobilien und in Geschäfte investiert.
    Israels Polizeiminister Moshe Schachal hat bestätigt, dass es Informationen gebe, wonach die russische Mafia große Geldsummen nach Israel verschiebe und schon Einfluss auf wichtige israelische Wirtschaftsbetriebe habe.
    14 Minuten vor 1 zurück nach Österreich.
    Ein Viertel aller Österreicher leidet an mehr oder weniger ausgeprägten Schlafstörungen.
    Diese Schlafstörungen sind nicht nur auf Umweltfaktoren wie Lärm oder Reizüberflutung zurückzuführen, sondern sie können auch schwerwiegende organische Ursachen haben.
    Das einer breiten Öffentlichkeit bewusst zu machen, das ist eines der Hauptanliegen der heute in Wien stattfindenden Jahrestagung der österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung.
    Hören Sie dazu mehr von Eveline Schütz.
    Heute leidet bereits jeder vierte Österreicher an einer Schlafstörung.
    Die Tendenz ist steigend.
    Eine Schlafstörung, die sich vordergründig darin äußert, dass man sich am Tag trotz ausreichenden Schlafes müde und weh erschlagen fühlt, entweder durch die relativ unkritische Einnahme von Schlafmitteln zuzudecken
    oder aber sich damit einfach abzufinden, ist nach Prof. Josef Zeitelhofer von der Wiener Universitätsklinik für Neurologie der falsche Weg.
    Denn das Wichtigste ist, die Ursache der Schlafstörung zu klären.
    Die können einerseits in Erkrankungen liegen, wirklich körperliche Erkrankungen, neurologische Erkrankungen, psychiatrische Erkrankungen, interne, internistische Erkrankungen.
    Sie können aber auch in anderen Störungen liegen, Störungen zum Beispiel von außen, von der Umgebung, durch Lärm, durch Lichteinfluss, durch die Schlafumgebung.
    Wie eine Studie des Instituts für Sozialmedizin zeigt, sind Durchschlafstörungen weit häufiger als Einschlafschwierigkeiten.
    Und bei 80 Prozent der Betroffenen ist die Schlafstörung bereits chronisch, das heißt, dass sie bereits länger als ein Jahr andauert.
    Eine gezielte Therapie ist nur möglich, wenn die Ursache geklärt ist.
    Das scheint aber zu wenig bewusst, denn wie die Studie ebenfalls gezeigt hat, hat nur in etwa ein Drittel der Schlechtschläfer je mit einem Arzt darüber gesprochen.
    Auch sollten sich Patienten, wenn sie schon zum Arzt gehen, nicht einfach mit einem Schlafmittel abspeisen lassen.
    Denn Schlafmittel sind hochwirksame Medikamente, die nicht nur die Schlafregulation, sondern auch andere Gehirnfunktionen beeinflussen.
    Wenn ein Betroffener sagt, ich kann nicht schlafen, dass man dem sofort ein Medikament verordnet und dann sozusagen die Schlafstörung medikamentös zudeckt und das kann oft auch sogar die falsche Behandlung sein.
    Denn es kann, wie gesagt, eine schwerwiegende Erkrankung dahinterstecken, auch zum Beispiel ein bösartiger Tumor.
    Eine Schlafstörung zeigt somit, wenn Umwelteinflüsse ausgeschlossen werden können, immer an, dass in der Psyche oder im Körper des Betroffenen etwas nicht stimmt.
    Der Schlaf kann auch gestört sein, wenn es durch Schnarchen zu einem Zusammenfallen der Schlundmuskulatur und dadurch zu einer Unterbrechung der Atmung kommt, zu sogenannten Atemaussetzern, auch Schlafapnoe genannt.
    Das verhindert nicht nur, dass der Patient in die so wichtige Tiefschlafphase fällt, sondern es kann dadurch zu einer Sauerstoffunterversorgung nicht nur des Gehirns kommen.
    können dann erhöhter Blutdruck, Durchblutungsstörungen die Folge sein, aber auch natürlich, das Gehirn ist ja besonders empfindlich, aber auch Störungen im Gehirnstoffwechsel, vorzeitige Abbauerscheinungen, also Demenzen und so weiter, können die Folge einer dauernden Unterversorgung mit Sauerstoff sein.
    Auch psychische Störungen wie Depressionen können die Folge sein.
    Daher ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung unbedingt notwendig.
    Informationen von Eveline Schütz.
    Das Wiener Volkstheater bringt am kommenden Sonntag zum dritten Mal ein Stück des 1946 in Klagenfurt geborenen Gerd Jonke heraus.
    Gegenwart der Erinnerung.
    Zuvor waren es zwei Dramen, die sich mit Beethoven und seiner Musik beschäftigten.
    Sanftwut oder Der Ohrenmaschinist sowie Opus 111.
    Das neue Werk ist eine komische Parabel auf die Künstlerexistenz in der österreichischen Provinz.
    Maria Rennhofer war bei einer der letzten Proben.
    Ein Festspiel nennt Gerd Jonke sein neues Stück, das Sonntagabend im Wiener Volkstheateruhr aufgeführt wird.
    Gegenwart der Erinnerung, so der Titel, ist eine satirische, kritische Parabel auf die Verzweiflung des Künstlers an der Realität.
    Einem jeden mir unterkommenden Menschen, der mir heutzutage noch etwas auf einem Instrument vormusizieren will, kann ich nur mitleidig lächeln sagen.
    Gehen Sie nach Hause, werfen Sie Ihre Trompete in den Fluss.
    Einheizen!
    Kann man dann nur sagen, heizen Sie sofort die Mandoline ein!
    Ich will Ihren guten Lieden wohl anerkennend vermerken, Frau Pfeiffer, doch erscheinen mir Ihre soeben gerade geäußerten Andeutungen gelingend gesagt zu endstirnig und ohne ausreichenden Weitblicke.
    Denn nicht nur die Instrumente sind störende Krüppel, die weggeworfen werden müssen, sondern auch alle Arten von hörbaren Tönen und Klängen stören die reine Empfindung von Musik.
    Volkstheaterchefin Emmy Werner hat in Übereinstimmung mit dem Autor aus der Materialfülle einen Handlungsablauf herausgefiltert und Regie geführt.
    Der zentrale Gestanke ist die Einsamkeit des Künstlers, das Leugnen von Realität, der Glaube des Künstlers eigentlich an die Utopie und auf der anderen Seite ein Bürgertum, das es auch gibt, das den Künstler zwar hätschelt und pflegt, aber eigentlich, wenn er ihm auf die Nerven geht, am liebsten in einen hohlen Baum steckt und verdursten lassen möchte.
    Ausgangspunkt des intellektuellen Sprachspiels, das Schauspielern wie Zuhörern höchste Konzentration abverlangt, ist ein Fest, das der Fotograf Diabelli mit seiner Schwester für die Künstler und Honoratoren einer Provinzkleinstadt gibt.
    Dabei soll alles genau wie im Jahr zuvor sein, sollen Gegenwart und Erinnerung zu vollkommener Übereinstimmung gebracht werden.
    Es ist in der vergangenen Nacht tatsächlich ganz genau das gleiche Fest gewesen wie im vorigen Jahr.
    Und zwar bis in eine die geringsten Einzelheiten.
    Das spurlose verschwimmten Waldstein war heute das erste, das nicht so gewesen ist wie im vorigen Jahr.
    Womöglich war es notwendig.
    Sonst hätte sich über diesen Zeitpunkt hinaus alles weitere, weiterhin wie im vorigen Jahr abgespielt und abgespult und immer wieder wiederholt.
    Georg Schuchter, Gundula Rapp, Schwerer Borek, Heinz Petters und Erwin Ebenbauer sind unter den Gästen und Gastgebern, die Gerd Jonkes komplizierten, bisweil in ihrer Komplexität ungeheuer komischen Satzgebilden zum Leben verhelfen.
    Gerd Jonke?
    Dinge für ein Übersetzungsmedium schreibt, für Darsteller und Interpreten, dass man immer damit rechnen muss.
    Und das ist ja eigentlich das Schöne, dass zum Kopf des Autors jetzt noch die anderen Köpfe, die das Übersetzungsmedium darstellen und herstellen, dazu kommen.
    Und durch die Summierung und Potenzierung
    vieler künstlerischer Köpfe hoffentlich kein Wasserkopf, sondern ein richtiger Gemeinschaftskopf entsteht.
    Peter Pongratz hat für die Lokalisierung des Seltsamen Festes eine Art Insel auf der Drehbühne des Theaters entworfen, die den verschiedenen Episoden und Begegnungen zwischen den Provinzspießern und den Künstlern fantasievolle und vielseitige Umgebungen schafft.
    Premiere von Gerd Jonkes Gegenwart der Erinnerung ist am kommenden Sonntag im Wiener Volkstheater.
    Und im Mittagschanal schalten wir noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Der Selbstbehalt bei Schulbüchern im Ausmaß von 10 Prozent ist umstritten, schon ehe er im Herbst in Kraft tritt.
    Im Sparpaket ist vorgesehen, dass dieser Selbstbehalt, den die Eltern zahlen müssen, dem Budget 1995 etwa 100 Millionen Schilling bringen soll.
    Die ÖVP-Ministerinnen für Familie und Unterricht Sonja Moser und Elisabeth Gehr wollen erreichen, dass der Selbstbehalt fällt.
    ÖGB-Präsident Ferdzett-Nitsch beurteilt den Vorstoß als absolut positiv und klassifiziert den Selbstbehalt als schlechtesten Weg.
    Weiters hat Ferdzett-Nitsch, wie er sich ausdrückte, Unruhe über die Vielzahl von Steuervorschlägen konstatiert.
    Bei der Landeskonferenz des ÖGB Steiermark forderte Verzetnitsch, dass nicht jene belastet werden, die es sich nicht leisten können, sondern dass den Leistungsfähigen Solidarität abverlangt werde.
    Europäische Union Die Finanzierung der geplanten neuen Brennerstrecke, insbesondere des Brennerbasistunnels, stößt auf finanzielle Schwierigkeiten.
    Brüssel will für dieses gigantische Bauvorhaben nicht einmal 10 Prozent der Bausumme beisteuern.
    Der Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank, Wolfgang Roth, sagte heute, Deutschland, Italien und Österreich würden ausdrücklich auf die nationalen Budgets zurückverwiesen.
    Deutschland.
    Der hessische FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhard hat erwartungsgemäß offiziell seine Kandidatur für den FDP-Bundesvorsitz angemeldet.
    Gerhard kann beim FDP-Parteitag in drei Wochen mit einer breiten Unterstützung der Landesverbände rechnen und dürfte somit Nachfolger von Klaus Kinkel werden.
    Dieser will allerdings seine Regierungsfunktionen als Vizekanzler und Außenminister beibehalten.
    Und nun zum Wetter heute Nachmittag.
    In Westösterreich lockern die Wolken zeitweise auf.
    Sonst bleiben sie eher dicht und es kann ab und zu leicht regnen.
    In Niederösterreich, Wien und dem Burgenland weht lebhafter Wind.
    Temperaturen meist zwischen 9 bis 15 Grad.
    Das Mittagschanal geht damit zu Ende.
    Für die Technik verantwortlich, Ingenieur Robert Korherr.
    Die Regie besorgte Ilse Oberhofer.
    Ihr Moderator war Werner Löw.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1995.05.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1995.05.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP-Ministerinnen gegen Selbstbehalt bei Schulbüchern
    Einblendung: Moser, Gehrer
    Mitwirkende: Poschner, Helma [Gestaltung] , Moser, Sonja [Interviewte/r] , Gehrer, Elisabeth [Interviewte/r]
    Datum: 1995.05.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Bildung ; Politik Österreich ; Regierung ; Diskussion ; Kinder und Jugend ; Bildungspolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    dazu: Zustimmung von ÖGB-Präsident Verzetnitsch
    Interview: Verzetnitsch
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz [Gestaltung]
    Datum: 1995.05.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Bildung ; Politik Österreich ; Regierung ; Diskussion ; Kinder und Jugend ; Bildungspolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖBB-Tagung: Ausbaupläne und Infrastruktur
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1995.05.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Eisenbahn ; Bauen ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Papst in Tschechien: Analyse
    Stimmung um Papstbesuch ist reserviert, die katholische Kirche ist in Tschechien nicht sehr beliebt, da sie als Repräsentantin der Habsburger und deren Unterdrückung gesehen wird.
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1995.05.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Religion ; römisch - katholische Kirche ; Diskussion ; evangelische Kirche ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Tschechien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Pfarrer Janisch
    Interview: Janisch, Preisträger der Kreisky-Stiftung und Flüchtlingshelfer
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Janisch, August [Interviewte/r]
    Datum: 1995.05.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Religion ; römisch - katholische Kirche ; Terror ; Straftaten ; Hilfe ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf Wahlen in Belgien
    Vermutlicher hoher Anteil an Prostestwählern die wohl den rechtsextremen Vlaams Block wählen werden, welcher sich gegen Einwanderer und den belgischen Staat an sich wendet.
    Mitwirkende: Schmidt, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1995.05.20 [Sendedatum]
    Ort: Brüssel
    Schlagworte: Politik ; Wahlen ; Regierung ; Opposition ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kongress für Schlafmedzin und Schlafstörungen
    Einblendung: Josef Zeitlhofer, Neurologe
    Mitwirkende: Schütz, Eveline [Gestaltung] , Zeitlhofer, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1995.05.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Medizin ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1995.05.20
    Spieldauer 00:55:55
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1995.05.20 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-950520_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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