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Marker setzen in: Mittagsjournal 1995.05.23
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KI-generiertes Transkript
Mittagsjournal.
Bei einer Stunde Mittagsinformation von Österreich 1 begrüßt Sie Hubert Arne Melissen.
Zunächst einmal die Schlagzeilen.
Das Geißeltrama von Zelle wurde heute Vormittag beendet.
Geißel und die beiden Ausbrecher sind unverletzt.
DDR-Spione gehen in der Bundesrepublik Deutschland frei.
Lokalaugenschein im ölverseuchten Gebiet von Komi im Norden Russlands, wo vor mehr als einem halben Jahr 60.000 Tonnen Öl ins Erdreich gelangten.
Frauenförderung im öffentlichen Dienst orientiert sich an den EU-Maßstäben.
Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst feiert den 50.
Geburtstag.
Aus dem Ministerrat erwarten wir Informationen vor allem zum Sparkurs.
Die Koalition hat sich in Sachen Zivildienst geeinigt und die Zinsenlandschaft ist wieder einmal in Bewegung.
Die Kulturbeiträge heute, Gespräch mit Liebkart Schwarz, dem Star der Berliner Schaubühne.
Und in New York gibt es eine Österreich-Ausstellung zum Thema der kulturelle Exodus.
Zunächst einmal der Nachrichtenüberblick, gelesen von Andrea Silowski, verfasst hat in Christian Werschütz.
Deutschland.
Die deutsche Geiselnahme ist beendet.
Die Spezialeinheiten der Polizei haben die Geiselnehmer in der Innenstadt von Osnabrück überwältigt und festgenommen.
Die Geisel, ein 35-jähriger Justizwache-Beamte, ist unverletzt.
Auch die Geiselnehmer sind unversehrt.
Die Polizei hat sich zu dem Zugriff entschlossen, da die Geiselnehmer, wie es heißt, in eine chaotische Phase geraten waren.
Das Geiseldrama ging bereits in die 52.
Stunde.
Die Männer schienen übermütet und zum Äußersten entschlossen.
Frühere DDR-Spione dürfen nicht mehr strafrechtlich belangt werden.
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat die Strafverfolgung für verfassungswidrig erklärt.
Das Urteil gilt uneingeschränkt für alle Spionagemitarbeiter, die vom Boden der DDR aus tätig waren.
Für jene, die in der Bundesrepublik gearbeitet haben, gibt es Milderungsgründe.
Westdeutsche Staatsbürger, die für die frühere DDR spioniert haben, sind von dieser Straffreiheit nicht betroffen.
Das Urteil gilt als historisch bedeutsam.
Nach dieser Entscheidung müssen voraussichtlich mehrere hundert Verfahren eingestellt bzw.
die Urteile aufgehoben werden.
So wird etwa voraussichtlich der frühere DDR-Spionageschef Markus Wolf wieder freikommen, der von einem Gericht in Düsseldorf zu einer sechsjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden war.
Trotz der deutschen Einheit von 1990 hatten die meisten deutschen Gerichte frühere DDR-Agenten als Straftäter eingestuft und sie damit anders behandelt als Mitarbeiter des westdeutschen Geheimdienstes, die keiner Strafverfolgung unterliegen.
Österreich.
In Sachen Zivildienst gibt es eine Einigung.
Innenminister Einem und Verteidigungsminister Fasslabend einigten sich darauf, dass der Zivildienst auch künftig elf Monate dauern wird und dass es auch künftig keine Gewissensprüfung geben wird.
Die Zahl der Drogensüchtigen in den Jugendstrafanstalten nimmt ständig zu.
Der Präsident des Jugendgerichtshofes Jesionek sagt im ORF-Morgenjournal, dass mehr als 40 Prozent der jugendlichen Gefangenen drogenabhängig seien, bei den Mädchen seien es sogar bis zu 100 Prozent.
Jesionek plädiert für mehr Entzugsplätze und Psychotherapiemöglichkeiten für süchtige Straftäter.
Niederlande.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace blockiert das Hauptquartier des Ölkonzerns Shell in Den Haag.
Die Polizei hält sich derzeit zurück.
Die Umweltschützer protestierten gegen die geplante Versenkung einer Ölplattform von Shell vor der schottischen Küste.
Nach ihren Angaben lagern im Inneren der Anlage rund 130 Tonnen Giftschlamm, radioaktive Abfälle und andere gefährliche Stoffe.
Greenpeace-Aktivisten hatten die Boa Insel 21 Tage lang besetzt gehalten.
Heute früh wurde sie von einem Spezialkommando geräumt.
Sahire.
Die Ebola-Epidemie in Sahire ist offenbar zum Stillstand gekommen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf ist zum ersten Mal seit Ausbruch der Seuche vor sieben Wochen gestern kein neues Opfer registriert worden.
Bislang starben 101 Menschen an der tödlichen Virusinfektion.
35 weitere Infektionsfälle sind registriert.
Frankreich.
Der neue Regierungschef Alain Juppé stellt sein Regierungsprogramm vor.
Vordringliches Ziel ist die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
Ein Punkt dazu dürfte sein, Unternehmen befristet von Steuern zu befreien, wenn sie Langzeitarbeitslose aufnehmen.
In Frankreich sind mehr als drei Millionen Menschen arbeitslos, das sind mehr als zwölf Prozent der Bevölkerung.
Frankreich hat damit einer der höchsten Arbeitslosenraten der westlichen Industrienationen.
In der nordfranzösischen Hafenstadt Le Havre ist in der Nacht zu Ausschreitungen gekommen.
Etwa 150 Jugendliche verwüsteten eine von Skinheads besuchte Bar.
Die Jugendlichen protestierten gegen den Tod eines jungen Afrikaners Anfang Mai.
Skinheads hatten ihn in die Sehnen gestoßen, der junge Mann ertrank.
Nahe Osten.
Die arabischen Länder sind erleichtert über den Verzicht Israels, Land in Ost-Jerusalem zu enteignen.
Der arabische Sondergipfel in Marokko zu dem Thema wurde verschoben.
Gegen die geplante Enteignung von arabischem Grundbesitz hat es heftige Proteste gegeben.
Mit dem gestrigen Verzicht ist die israelische Regierung einem Misstrauensvotum zuvor gekommen.
Bosnien-Herzegowina Die bosnischen Regierungstruppen haben bei Bihać wieder Geländegewinne erzielt.
Nach Angaben des bosnischen Rundfunks haben die Moslems sieben Dörfer bei Bihać eingenommen.
Unterdessen hat sich Bosniens Regierungschef Zelejčić optimistisch geäußert.
Er ist überzeugt, dass der serbische Präsident Milošević Bosnien-Herzegowina anerkennen werde.
Dies sei der einzige Weg und der erste Schritt zum Frieden, so Selajcic.
Bereits früher hatten westliche Politiker angedeutet, sie erwarten eine Anerkennung Bosniens durch Milosevic.
China, USA.
Zwischen Peking und Washington könnte es wieder zu Spannungen kommen.
China hat die Entscheidung der USA scharf verurteilt, dem taiwanesischen Staatschef die Einreise zu gestatten.
Der chinesische Außenminister, Kuiang Kuishen, hat den amerikanischen Botschaft in Peking bereits zu sich zitiert.
Die Einreiseerlaubnis sei ein Angriff auf die chinesische Souveränität und laufe den amerikanisch-chinesischen Beziehungen zuwider.
China erhebt nach wie vor Ansprüche auf Taiwan.
Von Andreas Silavski, der uns die Nachrichten gelesen hat, zu Peter Sterzinger mit einem Blick auf das schöne Wetter.
Hochdruckwetter über dem Großteil Europas lässt es auch bei uns frühsommerlich werden.
Große Temperaturunterschiede innerhalb kurzer Zeit gehören zum Mai ebenso wie sommerliche Wärme oder frostige Tiefstwerte in den Nächten.
Es wird vorerst täglich wärmer, übermorgen sommerlich.
Die aktuellen Meldungen Wien-Heiter 16 Grad, Eisenstadt wolkenlos 17, St.
Pölten-Heiter 15, Linz-Heiter 17, Salzburg-Wolkig 20 Grad, Innsbruck-Heiter 17,
Pregensheiter, 14 Grad hier dämpft, der Bodensee in Feldkirch hat es schon 20 Grad.
und Graz und Klagenfurt heiter, 17 Grad.
Heute Nachmittag bleibt es sonnig, vielfach wolkenlos und der Wind schwach.
Die Temperaturen erreichen 19 bis 24 oder 25 Grad, wobei es im Vorarlberger Rheintal am wärmsten werden dürfte.
Im Gebirge gibt es ausgezeichnete Fernsicht, ebenfalls kaum Wind und Temperaturen um 11 Grad in 1500 Meter Höhe, zwischen 5 und 8 Grad in 2000 Meter.
Die Nacht wird durchwegs sternklar und nach Mitternacht recht kühl.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 11 und 0 Grad.
Wie heute früh könnte es vereinzelt leichten Bodenfrost geben.
Möglich wäre das zum Beispiel noch einmal im Lungau, Mühl und Waldviertel sowie etwa im oberen Urtal.
Ein paar flache Bodennebelfelder lösen sich nach Sonnenaufgang schnell auf.
Morgen Mittwoch Sonne in ganz Österreich und Höchsttemperaturen von 22 bis 27 Grad.
Auch im Gebirge wird es weiterhin wärmer.
Und übermorgen am Feiertag Sonne wie am Mittwoch, allerdings erreichen die Temperaturen meist schon 24 bis 28 Grad, in Vorarlberg sogar 29, also Badewetter.
Ab Freitag bleibt es zwar warm, doch wechseln Sonne und Wolken und an den Nachmittagen wird es schwül und immer mehr gewittrig.
Also Gottlob gibt es doch ein paar Feiertage während der Woche, damit wir auch einmal ein schönes Wetter haben.
Um 11.05 Uhr, so meldete es die deutsche Polizei, wurde das Zeller-Geisel-Drama in der Osnabrücker Innenstadt unblutig beendet.
Nach 51 Stunden konnte die Polizei mit Spezialkräften die Geisel befreien und die beiden Täter festnehmen, Peter Strüdinger und Günther Fineisen, beide HIV-positiv und sehr gefährlich.
Ich bin nun mit Wolfgang Gwerth verbunden, unserem Korrespondent in Deutschland.
Wie haben sich denn die letzten Stunden abgespielt?
Der Vormittag war etwas chaotisch, auch bezüglich der Medieninformationen, die die Polizei herausgegeben hat.
Dann hat es wieder mal geheißen, es gibt Nachrichten, Sperre.
Tatsache ist, dass die Polizei stundenlang das Fluchtfahrzeug, nämlich jenen roten Golf, den die Geiselnehmer in der Früh in Bad Eilsen gestohlen hatten, aus den Augen verloren hatte.
Und dann gab es eben wieder Anschluss an dieses Fluchtfahrzeug.
Über Medien hatten die Polizisten ständig die Autonummer verlautbart, um die es da geht.
Und sie hatten die Bevölkerung der Region um Hinweise gebeten.
Schließlich klappte dann wieder der Sichtkontakt zum Auto.
Und was man da sah, das stimmte die Einsatzleiter doch sehr bedenklich.
Die offenbar völlig übermüdeten Geiselnehmer agierten chaotisch.
Sie warfen Geldscheine aus dem fahrenden Auto, fuhren auf einer Ausfallstraße bei Osnabrück in den Gegenverkehr hinein.
Und angeblich hatte die Polizei sogar Hinweise darauf, dass die beiden Täter ihre Geisel nun wirklich töten wollten.
Daraufhin hat sich die Polizei entschlossen, das zu tun, was in ihrem Jargon Zugriff heißt.
Nämlich ein Einsatzwagen rammte das Auto der Geiselnehmer.
Die Geiselnehmer, aber auch die beiden Schwerverbrecher sollten umgesetzt sein.
Das ist ja schon einmal sehr schief gegangen, das Auto zu rammen.
Da hat es ja schon einmal Katastrophen gegeben.
Hat man das dann diesmal jetzt einfach auch riskiert?
Ich glaube, dass das eine Risikoabwägung des Einsatzleiters ist.
Man muss sich vorstellen, wenn also so ein Auto mit sichtlich übermüdeten Lenkern, die also nichts mehr zu verlieren hat, auf einer Ausfallstraße dahin rast im Gegenverkehr, werden ja letztendlich dann auch noch mehr Leute als die bedauernswerte Geisel im Auto gefährdet.
Und da hat sich offenbar der Einsatzleiter entschlossen zuzugreifen.
Und wie man eben hört, ist das heute erfolgreich gelungen.
Und wie geht es jetzt der Geisel?
Die Geissler ist derzeit in Untersuchungen, in ärztlichen Untersuchungen, aber angeblich soll sie gesund sein.
Ich kann mir vorstellen, dass dieser Justizwachebeamte jetzt sehr, sehr müde ist, aber Näheres werden die ärztlichen Untersuchungen zeigen.
Die deutsche Polizei hat also mit den Medien zusammengearbeitet.
Andererseits ist gestern Kritik laut geworden, weil eine private Fernsehstation ein Interview gemacht hatte mit den Geiselnehmern.
Wie hat sich dieses Zusammenspiel abgespielt?
Das ist ja an sich offenbar eine sehr zwiespältige Sache, ein zwiespältiges Verhältnis.
Ja, das ist durchaus ein zwiespältiges Verhältnis.
Tatsache ist, dass dieses Interview mit den Geiselnehmern, aber auch der Geisel am gestrigen Vormittag ausgestrahlt wurde und nichts beigetragen hat, um den Fall zu lösen.
Ja, man kann darüber diskutieren.
Es waren immer wieder Medienvertreter an Ort und Stelle.
Man hört sogar, dass einige Reporter minutenweise mehr wussten als die Einsatzleitung der Polizei.
So gab es heute in der Früh dann einen Appell.
Die Journalisten mögen doch Medieninformationen nicht hinter dem Berg halten.
Das soll sich offenbar darauf beziehen, dass also die Polizisten tatsächlich auch Informationen von den Medienvertretern haben wollten.
Das ist etwas chaotisch verlaufen und ich könnte mir vorstellen, dass die Polizei in Wirklichkeit es lieber gehabt hätte, wenn die Medienvertreter nicht an Ort und Stelle gewesen wären.
Aber das hat sich einfach so entwickelt.
Wolfgang Wert, ich danke herzlich mit diesem Bericht aus Deutschland.
Und wir bleiben nun in Deutschland, kommen aber zu einem anderen Thema.
Es geht um DDR-Spione.
DDR-Spione gehen frei in der Bundesrepublik Deutschland.
Das Deutsche Verfassungsgericht hat festgestellt, dass Anklagen wegen Landesverrates gegen die früheren Leiter des DDR-Geheimdienstes verfassungswidrig wären.
Der bekannteste unter den Spionen war Markus Wolf, er geht nun ebenso frei wie sein Nachfolger im Leitungsamt Werner Großmann und die übrigen hauptamtlichen Mitarbeiter der Spionageabteilung des Ministeriums für Staatssicherheit.
Bereits ausgesprochene Urteile müssen aufgehoben werden.
Kurt Rammersdorfer informiert mit weiteren Details.
Das heutige Urteil der Karlsruher Verfassungsrichter ist spektakulär, überraschen kann es allerdings nicht.
Denn die bisher geübte Praxis der Verurteilung von ehemaligen DDR-Spionen wegen Landesverrates an der Bundesrepublik war nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss.
Schließlich brauchen auch die Agenten des westdeutschen Bundesnachrichtendienstes nicht mit Strafverfolgung rechnen, weil sie Führerland geschnüffelt haben.
Nichts anderes hätten die Schlapphüte der Stasi betrieben, eben Führerland, die DDR, war vielfach Rechtsmeinung.
Eine Argumentation, der sich die Karlsruher Richter heute weitgehend angeschlossen haben, wenn auch knapp mit 5 zu 3 Stimmen.
Frühere DDR-Bürger, die vom Boden der DDR aus gegen die Bundesrepublik spioniert haben, dürfen nach der Wiedervereinigung nicht mehr wegen ihrer Spionagetätigkeit verfolgt werden.
Das ist die Konsequenz des Urteils von heute.
Nicht nur Markus Wolf, ehemaliger sagenumwobener Chefspion von Erich Mielke, darf heute aufatmen.
Im Dezember 1993 war der einstige Stasi-General wegen Spionage zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.
Der mangelnden Rechtssicherheit zollte das Düsseldorfer Gericht jedoch Tribut.
Der Haftbefehl gegen die schillernde Agentenlegende wurde bis heute nicht vollzogen und so wird es wohl auch bleiben.
Das Urteil gegen Markus Wolf und auch andere bereits verurteilte Spione wird aufgehoben werden müssen.
Zweifellos ein Triumph, nicht nur für den graumelierten Frauenliebling.
Auch Sonja Lüneburg alias Johanna Olbrich darf sich freuen.
Eine DDR-Spionin, die aus Überzeugung in die Kälte ging.
Ausgestattet mit der Identität einer psychisch kranken Frau, die aus West-Berlin in die DDR ging und schließlich in der Psychiatrie landete, lebte Johanna Olbrich als Sonja Lüneburg im Westen und landete schließlich im Sekretariat des damaligen FDP-Wirtschaftsministers Bangemann.
Johanna Olbrich war von einer unglaublichen Emsigkeit.
Die FDP war dank ihrer Maulwurst-Tätigkeit ein offenes Buch für die SED-Bonzen in Ostberlin.
1991 wurde das PDS-Mitglied festgenommen, nachdem sie längst in den wohlverdienten Ruhestand gewechselt war.
Auch ihr Urteil von zweieinhalb Jahren wird wohl aufgehoben werden müssen.
Sie darf seit heute mit besonderen Milderungsgründen rechnen.
Weder auf Verfahrenseinstellung noch auf Strafmilderung können hingegen Bundesbürger hoffen, die Spionage für die DDR betrieben haben.
Sie wird die volle Härte des Gesetzes auch in Zukunft treffen, sofern sie überhaupt noch enttarnt werden können.
Kurt Rammersdorfer, Wadershaus Bonn, es ist 12.15 Uhr.
Wir kommen ins Inland.
Es bleibt bei der derzeitigen Zivildienstregelung.
Auch in Zukunft wird es keine Gewissensprüfung geben.
Darauf haben sich jetzt Innenminister Einem und Verteidigungsminister Fasselabend geeinigt.
Die Novelle zum Zivildienstgesetz passiert heute den Ministerrat und soll noch vor dem Sommer vom Nationalrat beschlossen werden.
Einzelheiten dieser Einigung von Wolfgang Fuchs.
Der Zivildienst dauert derzeit elf Monate und soll auch in Zukunft elf Monate dauern.
Darauf hat sich die Koalition nach jahrelangen Provisorien jetzt geeinigt.
Diese Regelung gilt nun unbefristet.
Mit einer Ausnahme, die das neue Gesetz gleich vorsieht.
Es gilt nämlich weiter,
Wenn sich innerhalb eines Halbjahres mehr als 3.000 junge Männer zum Zivildienst melden, dann wird auch in Zukunft die Dauer auf 12 Monate verlängert.
Sinkt die Zahl wieder unter 3.000, dann wird automatisch wieder auf 11 Monate reduziert.
Zum Vergleich, der Präsenzdienst beim Bundesheer dauert 8 Monate.
Endgültig ist damit auch, dass es keine Gewissensprüfung durch eine Zivildienstkommission geben wird.
Bisher wäre ja die Kommission nach Auslaufen des Provisoriums automatisch wieder aufgelebt.
Der Ministerrat berät, diese Einigung derzeit mit Einwänden ist nicht zu rechnen.
Und auch im Nationalrat dürfte diese Novelle keine Probleme bereiten.
Innenminister Einem und Verteidigungsminister Fasslabend werden ihre Einigung heute noch der Presse auch offiziell mitteilen.
Aus dem Verteidigungsministerium heißt es vorab,
Die Bedürfnisse des Innenministeriums wie jene des Verteidigungsministeriums konnten in einer sachlichen Gesprächsatmosphäre und ohne die hektischen Begleitumstände der Debatte von Ende 1993 unter einen Hut gebracht werden.
Für mich ist wichtig, dass die Einsatzbereitschaft des Bundesheeres durch diese Regelung gewährleistet bleibt, meinte Verteidigungsminister Fasslabend gegenüber dem ORF-Radio.
Im Austria Center in Wien feiert der Goethe, die Gewerkschaft öffentlicher Dienst, sein 50-jähriges Bestehen.
Der Vorsitzende des Goethe, der Christgewerkschafter Siegfried Dohr, steht ja unter Kritik seiner eigenen Fraktion.
Der FCG, der Landessektion Landesverteidigung Tirol, distanziert sich von den Rücktrittsforderungen an Innenminister Einem, mit der sich Dohr, so die Tiroler Gewerkschafter, aus wahltaktischen Gründen von F-Gedankengut tragen habe lassen.
Der Festakt im Austria-Center ist jedoch grundsätzlicheren Themen gewidmet.
Der öffentliche Dienst steht im derzeitigen Klima des Staatssparens unter besonderen Herausforderungen.
Thomas Langpaul hat sich unter die pragmatisierten Gewerkschafter gemischt.
Das eben abgeschlossene Sparpaket und die bereits begonnenen Verhandlungen für eine weitere Besoldungsreform bei den Beamten waren bei den 50-Jahr-Feiern der Gewerkschaft öffentlicher Dienst allgegenwärtig.
Gewerkschaftsvorsitzender Siegfried Dohr kam in seiner Eröffnungsrede sehr bald darauf zu sprechen.
Nun scheint in der Öffentlichkeit, in den Medien immer wieder die Diskussion auf, dass dies ein Sparpaket nur für das Jahr 1995 wäre.
Ich erinnere daran und benütze diesen heutigen Tag dazu, wieder klarzustellen, dass wir mit unserem Dienstgeber ein Sparpaket geschlossen haben, ein Belastungspaket, das für vier Jahre Geltung hat, was den öffentlichen Dienst anbelangt.
Für die gesamte Legislaturperiode.
ein nicht unbeträchtlicher Beitrag des öffentlichen Dienstes, der sich auf 22 Milliarden Schilling summieren wird.
Herr Bundeskanzler, wir werden und wir tragen das Ergebnis, das wir gemeinsam beschlossen haben, mit.
Wir wollen aber keine außertürlichen Belastungen mehr für unseren Berufsstand.
Der angesprochene Bundeskanzler Franitzki sprach von dem traditionell guten Gesprächsklima zwischen der Beamtengewerkschaft und den Vertretern der Republik, erinnerte aber auch an den jüngsten Versuch der freiheitlichen Polizeigewerkschafter, den Rücktritt des Innenministers herbeizuführen.
Es wird daher all den Kräften in unserem Land,
entgegenzuwirken sein, deren vordringliches Ziel die Polarisierung, deren vordringliches Ziel das Schüren von Polarisierung und Konfrontation ist.
Und es wird auch wichtig sein, sehr genau nachzudenken und Entwicklungen zu vermeiden, die beispielsweise darauf abzielen,
ein Mandat als Dienstnehmervertreter zu politischen Aktivitäten dort einzusetzen, wo in Wirklichkeit andere demokratische Einrichtungen im Staat berufen sind, solche Aktivitäten zu setzen.
Bundespräsident Thomas Klestil, selbst lange Jahre Beamter, würdigte die Leistungen des öffentlichen Dienstes beim Wiederaufbau Österreichs nach dem Krieg.
Ohne funktionierende Beamtenschaft hätten auch die neu gebildeten demokratischen Parteien den Staat nicht führen können.
Und ohne öffentlich Bedienstete wäre der damals 1945 gegründete überparteiliche Gewerkschaftsbund ein Torso geblieben.
Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst war und ist daher unverzichtbar.
Sparmaßnahmen seien zwar notwendig, so Klestil, dürften jedoch nicht ausschließlich zu Lasten der Beamten gehen.
Thomas Langpaul aus dem Austria Center, wo der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst sein 50-jähriges Jubiläum, seinen Geburtstag feiert, mit harten Gegenwartsthemen.
Irmgard Carlsson, die Gleichbehandlungssprecherin der SPÖ und gleichzeitig die stellvertretende Vorsitzende des Gleichbehandlungsausschusses, hat am Vormittag den Vergleich der Frauenförderung im öffentlichen Dienst zwischen Österreich und der Europäischen Union gezogen.
Die Weltfrauenkonferenz, die im September dieses Jahres in Peking stattfinden soll, wird sich ja vor allem mit Fragen der Gleichstellung von Mann und Frau in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens befassen.
Für den Bereich des öffentlichen Dienstes kann da noch einiges geschehen.
Helma Poschner berichtet aus dem Klubvorstandszimmer der SPÖ im Parlament, wo ihrem Traut Karlsson die Erkenntnisse für Österreich aus einer Studie über Frauenförderung mit den EU-Staaten herausgelesen hat.
Etwa 100 Unternehmen in der EU wurden im Vorjahr für die Studie über Frauenförderung befragt.
Untersucht wurde zum Beispiel, in welchen Bereichen Frauenförderung besonders stattfindet, wie die Frauen gefördert werden und das Ziel von Gleichstellungsprogrammen.
Das wesentliche Ergebnis der Studie – rechtliche Garantien für die Gleichstellung der Frauen sind zwar wichtig, nützen aber nichts, wenn es keine Bewusstseinsänderung gibt.
Frauenförderung muss demnach mehr bedeuten als gleiche Rechte, sondern muss Benachteiligungen in der Realität korrigieren, sagt die Studie.
Dennoch ist es wichtig für Frauen besondere Programme anzubieten, um den Einstieg bzw.
Wiedereinstieg in den Beruf zu ermöglichen.
Aus- und Fortbildungsmaßnahmen, die psychologische Schulung und Kinderbetreuungsdienste anbieten, bringen den Frauen besonders gute Zukunftschancen.
Nicht nur höhere Quoten für Frauen, sondern auch eine Bewusstseinsänderung wünscht sich SPÖ-Gleichbehandlungssprecherin Irmtrud Karlsson.
Mittels der Förderpläne in Österreich soll der Anteil der weiblichen Beschäftigten im öffentlichen Dienst auf mindestens 40 Prozent erhöht werden.
Vor allem in höheren Positionen ist der öffentliche Dienst davon noch weit entfernt, meint Karlsson.
Von den 200.000 Bundesbediensteten sind derzeit 70.000 Frauen.
Das sind 35 Prozent.
Um ihre Forderungen durchzusetzen, wünscht sich Carlson beispielsweise eine verfassungsrechtliche Ergänzung des Gleichheitssatzes.
Es soll darin sinngemäß heißen, Frauen dürfen vorübergehend bevorzugt werden, um die tatsächliche Gleichstellung von Mann und Frau herbeizuführen.
In Bosnien ist der Krieg wieder heftig aufgeflammt und so etwas produziert immer wieder neue Flüchtlingsströme.
In Österreich geht erstaunlicherweise dennoch langsam die Zahl der aus Bosnien-Herzegowina stammenden sogenannten de facto Kriegsflüchtlinge zurück.
Das Innenministerium registriert derzeit rund 22.500 Bosnier, davon allein rund 5.000 in Wien.
Zum Teil haben diese Menschen Arbeit, zum großen Teil aber auch nicht und vor allem ihre Wohnungssituation ist äußerst prekär.
Die Wiener Volkshilfe hat nun gemeinsam mit dem Wiener Integrationsfonds und dem Innenministerium eine Aktion gestartet,
mit der heuer noch insgesamt 40 Wohnungen anzumieten sind.
Und diese 40 Wohnungen sollen an Flüchtlinge weitergegeben werden, die derzeit in Großquartieren unter unmenschlichen Bedingungen hausen.
Über die Schwierigkeiten der Integration dieser Flüchtlinge sagt der Präsident der Volkshilfe, Josef Weidenholzer, im Gespräch mit Fritz Pesata.
Wir haben ungefähr nur mehr als 22.000 bosnische Kriegsflüchtlinge.
Ist das so schwer, diese 22.000 Leute zu integrieren?
Ich glaube, dass es an sich nicht schwer wäre, wenn man sich nur einmal bemüht und sich überlegt, was man tun kann.
Es ist natürlich nicht so, dass alle Menschen das gleiche Problem haben und das gleiche Schicksal haben.
Aber was wir momentan betreiben, ist, dass mehr oder weniger seit drei Jahren hier eine Gruppe eigentlich auf das weitere Schicksal wartet, ohne wirklich etwas dazu beitragen zu können.
Warum ist das so?
Fehlt der politische Wille den bosnischen Kriegsflüchtling, den de facto Flüchtling, der wahrscheinlich, so wie es derzeit ausschaut, noch lange nicht, wenn überhaupt, zurückkehren kann in seine Heimat, politisch gleichzustellen mit lang in Österreich lebenden Ausländern, mit Österreichern selbst?
Ich meine schon, dass das auch am politischen Klima liegt und dass es am Willen liegt, das Problem zu lösen.
Mir scheint es, dass man momentan das Problem einfach immer wieder hinausschiebt.
Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, was jetzt auch das Innenministerium versucht, einmal die de facto Aktion um ein Jahr zu verlängern, aber das wird das Problem insgesamt nicht lösen.
Vier Jahre oder drei Jahre sind auch im Leben eines Menschen eine sehr lange Zeit und wenn ich drei Jahre in einer
eine Time-Situation, die unter denkbar schlechten sanitären Bedingungen abläuft, verbringe, dann werde ich irgendwann einmal auch psychisch kaputt werden.
Und ich glaube, auch aus diesem Grund ist es notwendig, das Problem so schnell wie möglich zu lösen.
Es gibt zwei große Problemgleise für die Flüchtlinge.
Das eine ist die Arbeit, die geregelte legale Arbeit und das zweite sind die Wohnungen.
Warum glauben Sie, Herr Prof. Weidenholzer, wollen die großen Kommunen, im speziellen Wien, nicht den Zugang der de facto Flüchtlinge der Bosnier zu den geförderten und den Gemeindewohnungen?
Weil man Angst davor hat, dass es politische Auswirkungen hat und dass hier auch ein gewisser Neid in der Bevölkerung angesprochen wird.
Ich glaube aber, wir müssen etwas tun.
Es gibt keine Möglichkeit, das Problem aufzuschieben.
Die Situation ist unerträglich, weil ja die Leute auch nirgendwo richtig zurück können.
Es ist eigentlich eine Situation,
die nicht besser wird, wenn man sie nicht löst.
Darum, glaube ich, ist es wichtig, dass einmal die Frage der Arbeitsbewilligung gelöst wird.
Das ist insbesondere das Sozialministerium, wo halt immer noch Widerstände sind, wo man immer noch versucht, den Arbeitsmarkt hier freizuhalten und das Zweite ist einfach
auch der Bereich der Wohnungen und da muss man sicher auch neue Modelle finden.
Die Lösung gibt es noch nicht, aber es geht einmal darum, den Willen zu haben, das zu lösen.
Fritz Pessater hat dieses Interview geführt.
Heute im Morgenjournal hat der Präsident des Jugendgerichtshofes, Udo Jesionek, kritisiert, dass es den Richtern schwer gemacht wird, jugendlichen Drogensüchtigen, die straffällig geworden sind, zu helfen.
Die gesetzliche Möglichkeit, eine Therapie zu verordnen, anstelle einer Strafe auszusprechen, sei, so sagte Esionek, in der Praxis schwer umzusetzen.
Darüber hinaus sei der Druck auf die Richter, eher zu bestrafen als zu helfen, sehr groß und wenn einmal verurteilt, dann würden die Drogenabhängigen nur äußerst mangelhaft psychologisch betreut.
Jesionek meinte auch, dass in den Gefängnissen, vor allem in den Jugendgefängnissen, die Drogenabhängigkeit ungeheuer überhandgenommen habe.
Fritz Titelbacher hat heute im Anschluss an den Ministerrat Justizminister Nikolaus Michalek zu diesem Thema befragt.
Michalek gab zu, dass an der Kritik Jesioneks etwas dran sei und Michalek sagte, es müsse etwas geschehen.
Der Bereich der Sonderdienste in den Justizanstalten ist einer jener Bereiche, die wir auch für das kommende Budgetprogramm zusätzliche Ausweitungen angemeldet haben.
Und wie man sieht, ist das wirklich ein Problem.
das täglich auftritt, das natürlich von der Justiz nicht repariert werden kann, aber auf die die Justiz auch reagieren muss.
Wichtig scheint mir auch vor allem, und darauf hat er ja mit Recht hingewiesen, dass bei der Suchtgriff-Gesetznovelle, die demnächst ministerratsreif, allerdings unter der Federführung natürlich der Gesundheitsministerin,
gemacht werden soll, man auf den bewährten Grundsätzen aufbaut, ausweitet die Therapiestratsstrafe und das auch damit erreicht, dass geringfügige Begleitkriminalität nicht unbedingt vom Staatsanwalt verfolgt werden muss, sondern wenn
eine Therapie angenommen wird und wenn Chancen auf eine Entwöhnung bestehen, er diesbezüglich eine Zurücklegung vornehmen kann.
Genau bei dieser Suchtgift-Novelle gibt es aber nun Kritik von anderen
Juristen, die wiederum sagen, diese Novelle würde auf eine völlige Entkriminalisierung der Suchtgiftkriminalität hinauslaufen.
Also das kann man so nicht sagen.
Eine Entkriminalisierung ist überhaupt nicht vorgesehen, war nie vorgesehen, habe ich auch immer gesagt und ich bin vollkommen einvernehmlich mit dem
Gesundheitsministerium.
Es soll nur die Möglichkeit zu therapieren, statt sofort zu strafen, erweitert werden.
Unterwirft sich oder nimmt jemand das Therapieangebot an und macht da Fortschritte und bleibt er dabei, soll nicht sofort ein Einsperren stattfinden, sondern kann eine Aussetzung stattfinden, sowohl des Verfahrens als auch nach dem Urteil des Strafantrittes.
Aber einen Grabenkampf zwischen Helfern und Strafern gibt es nicht.
Also innerhalb der Justiz ist mir davon überhaupt nichts bekannt.
Dass es in der Begutachtung unterschiedliche Meinungen gegeben hat, das gebe ich schon zu.
Ein leichter Widerspruch zwischen den Aussagen von Justizminister Nikolaus Michalek und seinem Jugendgerichtshof-Präsidenten Udo Jesionek.
Beiden ist aber bewusst, dass der blühenden Subkultur in Österreichs Gefängnissen, vor allem auch im Jugendgefängnis Gerersdorf, etwas getan werden muss und hier der Drogenabhängigkeit begegnet werden muss.
Durch welche Verordnungen, das wird man noch sehen.
Edith Bachkönig hat sich aber nun daran gemacht, einen Vergleich anzustellen, wie in Österreich umgegangen wird mit straffälligen Drogenabhängigen und wie das in Deutschland und der Schweiz aussieht.
Es gibt keinen Süchtigen, der nicht einmal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist.
Entweder er hat Rezepte gefälscht, Geld für die Droge gestohlen oder hat selbst gedealt.
Dennoch besteht ein Konsens in ganz Europa, dass man Süchtige nicht bestrafen soll, sondern ihnen helfen.
In Österreich kann der Staatsanwalt von einer Bestrafung wegen dem Besitz und Erwerb von Suchtgift bei einer geringen Menge von Rauschgift absehen.
Wenn der Abhängige mit Stoff erwischt wird, der unter dieser Grenze liegt, muss der Staatsanwalt die Anzeige sogar zurückziehen.
Aber der Süchtige muss eine Therapie machen und wird dabei zwei Jahre lang beobachtet.
Die Therapie ist sozusagen die Rute im Fenster, sagt der Richter Horst Häkl vom Justizministerium.
Wenn die Therapie erfolgreich ist, wird die Strafe getilgt.
Wenn nicht, muss er die ganze Strafe absitzen.
In Deutschland wird das großzügiger geregelt.
Die Anzeige wird auch zurückgelegt, wenn der Abhängige keine Therapie macht.
Er muss die Strafe auch nicht voll absitzen, wenn er keinen Therapieerfolg hat, denn die Zeit der Therapie wird ihm angerechnet.
Anders ist in Deutschland auch, dass die Anzeigen in Zusammenhang mit Haschischbesitz und Erwerb zurückgelegt werden müssen.
Das heißt nicht, dass der Haschischkonsum freigegeben wurde, sondern dass die Strafverfolgung des Süchtigen verhindert wird.
In Österreich ist der Besitz von Haschischprodukten ab 2 Gramm der reinen Cannabis-Substanz verboten, also 2 Gramm des ungestreckten Stoffes.
Bei reinem Heroin liegt die Grenze bei 0,2 Gramm.
Das sind rund 1-2 Gramm des gestreckten Stoffes.
Bei Kokain ist die Grenze 1,5 Gramm.
Das soll auch nach dem Entwurf des neuen Suchtgiftgesetzes künftig so bleiben.
Neu ist aber, dass auch Aufputsch-, Beruhigungs- und Schlaftabletten ins Suchtgiftgesetz aufgenommen werden sollen.
Rohypnol soll also künftig auch als Suchtgift gelten.
In Deutschland sind die Mengen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt, sind aber im Durchschnitt höher als bei uns.
Noch liberaler ist das Schweizer Gesetz.
Dort dürfen auch Ärzte Suchtgifte abgeben.
Die Schweiz ist das einzige Land in Europa, das diesen Weg geht.
Man will damit die Folgewirkungen der Sucht vermindern, denn das Gift am Markt ist oft unrein und man kennt die Konzentration nicht, was oft tödlich für die Süchtigen endet.
Mit der kontrollierten Abgabe will die Schweiz die Verwahrlosung hintanhalten.
In Österreich ist die Abgabe von Opiaten oder Cannabisprodukten durch den Arzt nicht denkbar, sagt der Richter Horst Häckl, der am Entwurf zum neuen Suchtgiftgesetz mitgearbeitet hat.
Der Grund ist, Österreich will der internationalen UN-Konvention beitreten, die zwar dezidiert für die Therapie statt Strafe ist, aber gegen die kontrollierte Suchtgiftabgabe.
Im Gegenteil, man verpflichtet sich sogar, die Abgabe von Suchtgift strafbar zu machen.
Die Schweiz ist also international das einzige Land, das einen anderen Weg geht.
Das österreichische Suchtgiftgesetz soll dennoch offener werden, sagt der Jurist Häckl.
Nach dem Entwurf des neuen Gesetzes soll die Zurücklegung der Anzeige auch bei leichten Beschaffungstaten wie Diebstahl oder Rezeptfälschung möglich sein.
Außerdem soll die Möglichkeit eines Strafaufschubes für bereits verurteilte Süchtige von zwei auf drei Jahre ausgeweitet werden.
Noch ein Zusatz zum Thema.
Der Leiter der Straflegislativsektion im Justizministerium, Roland Miklau, hat Jesionek ebenfalls kritisiert und gemeint, wenn anderswo die Not noch größer sei, dann müsse man eben dort geben.
Und er begründet diese Aussage,
an diese Kritik, an der Justizkritik Jesioneks, damit Auslastungsberechnungen hätten ergeben, dass der Personalmangel an anderen Gerichten noch größer sei als am Jugendgerichtshof.
Jesionek habe zwar im vergangenen Jahr zwei Planstellen verloren und das könne er mit klar verstehen, dass jetzt der Präsident des Jugendgerichtshofs sauer sei.
Wir machen einen gewagten Sprung, bleiben aber doch irgendwie beim Thema Gesundheit.
Die Befürchtung, dass es in weiten Teilen Österreichs derzeit eine Masern-Epidemie gibt, wird jetzt durch neue Fakten aus der Linzer Landeskinderklinik bestätigt.
Eine genaue Auswertung von statistischem Material für den Zeitraum von Jänner vergangenen Jahres bis Ende März 1995 zeigt, dass allein in dieser Einrichtung in Linz in den genannten Monaten nicht weniger als 218 Fälle von schweren Komplikationen nach und nach der Masernerkrankung zu verzeichnen waren.
Immer öfter sind davon auch Säuglinge betroffen.
In Niederösterreich zum Beispiel starb ein Baby an den Folgen von Masernkomplikationen.
Werner Hofer berichtet.
Die Mediziner warnen schon seit geraumer Zeit vor einem gehäuften Auftreten der Masern in weiten Teilen Österreichs, bedingt durch eine zu geringe Impfrate.
Die jetzt in der Linzer Landeskinderklinik ermittelten Daten und Fakten zeigen aber erstmals die Tragweite und die Folgen dieser Situation seit Beginn des Jahres 1994, wie Primarius Klaus Schmidt von der Linzer Kinderklinik erläutert.
Nachdem wir in den Jahren vorher Masernfälle eigentlich
nur ganz wenige pro Jahr gesehen haben, hat es jetzt im letzten Jahr eine Häufung gegeben.
Wir haben also über 200 Kinderstädte näher gehabt.
Man muss davon ausgehen, dass ja die Kinder ins Krankenhaus kommen, die einfach häufiger und schwerere Komplikationen haben.
Aber sehen Sie diese Entwicklung als bedenklich an, vor allem diese Häufung der Komplikationsfälle?
Ganz sicher sehe ich es als bedenklich an, weil, wie gesagt, weil man ja sehr viel tun könnte, diese Folgen und überhaupt die Erkrankung zu verhindern.
Lungenentzündung,
Ohrenerkrankung und in einigen Fällen auch Hirnentzündung, das sind die häufigsten Masern-Komplikationen, wobei in letzter Zeit immer öfter auch Säuglinge betroffen sind.
In Niederösterreich starb im vergangenen Jahr ein Baby, das nach Masern eine gefährliche Hirnentzündung bekommen hatte.
Und nicht zuletzt stellten die
wieder Neugeborene mit Behinderungen auf die Welt kommen, wo die Vorgeschichte dann zeigt, dass die Mutter während der Schwangerschaft an Masern erkrankt war.
Einzige Konsequenz der Mediziner, gegen Masern impfen.
Denn mögliche Reaktionen auf diese Impfung seien harmlos im Vergleich zu den geschilderten Komplikationen einer voll ausgebrochenen Masernerkrankung.
Es ist 12.38 Uhr, wir kommen jetzt zu Geldgeschäften.
Die Banken beraten in diesen Tagen über eine Senkung der Sparzinsen.
Entschieden ist vorerst noch nichts, aber dass es demnächst fürs Sparen weniger Zinsen geben wird, das steht jetzt schon fest, Josef Schweizer informiert.
In den heimischen Banken und Sparkassen wird derzeit intensiv über die Senkung der Sparzinsen nachgedacht.
Bei den größten Banken Österreichs finden in den nächsten Tagen Beratungen zum Zinsenthema statt.
Die Reduktion der Sparzinsen ist zwar noch nicht beschlossene Sache, aber sie kommt, spätestens Anfang nächster Woche.
Auch das Ausmaß ist schon abzuschätzen.
Ein Viertel bis einen halben Prozentpunkt wird die Senkung ausmachen, je nach Sparvertrag und Bindungstauer.
Die Verzinsung eines einjährigen Kapitalsparbuchs dürfte dann statt derzeit rund 4,5% nur mehr 4% betragen.
Die Verzinsung für das sechsjährige Kapitalsparbuch dürfte ebenfalls um einen halben Prozentpunkt auf 6% sinken.
Der nur mehr theoretische Mindestzinssatz für täglich fällige Einlagen, der ehemalige Exzinssatz, wird nach der Senkungsrunde bei 2,25% bis 2,5% landen.
Während die Senkung der Sparzinsen so gut wie sicher ist, ist von einer gleichzeitigen Senkung der Kreditzinsen keine Rede.
Der Grund, die Banken klagen über schlechte Erträge.
Das erste Quartal dieses Jahres ist für die Branche gar nicht gut gelaufen.
Und eine der Einkünfte einer Bank ist die Differenz zwischen den Zinsen, die sie den Sparern zahlen muss und jenen Zinsen, die sie verlangt, wenn sie das Geld der Sparer als Kredite weiter verleiht.
Diese Zinsspanne könnten die Banken auch durch die Erhöhung der Kreditzinsen vergrößern.
Doch das verhindert erstens die geringe Nachfrage nach Krediten und zweitens der Konkurrenzkampf um die wenigen guten Schuldner.
Und weil das Sparen offenbar nichts nützt, sind die Österreicher im Goldfieber.
Diesen Eindruck muss man nach der Bilanz der Münze Österreich für das Jahr 1994 gewinnen.
Neben Münzen kaufen die Österreicher nun auch vermehrt Goldbarren.
Der Grund für den Goldrausch dürfte unter anderem auf eine Verunsicherung der Österreicher zurückzuführen sein.
Stichworte BHI-Bank oder Konsum.
Jedenfalls boomt Gold wie selten zuvor, berichtet Kurt Tonka.
Der Gold-Boom hat zwar schon in der zweiten Jahreshälfte 1994 eingesetzt, seit Anfang des Jahres ist Gold bei den Österreichern aber beliebter denn je.
Das liegt nach Meinung der Münze Österreich aber nicht nur an den Gold-Bahnen, auf die seit dem EU-Beitritt keine Mehrwertsteuer mehr eingehoben wird.
Auch das Geschehen rund um die Grazer BHI-Bank und den Konsum hat die Österreicher demnach auf die relativ sichere Wertanlage Gold zurückgebracht.
Münze Österreich Generaldirektor Paul Berger zur aktuellen Entwicklung.
Die stärkste Nachfrage war ja im März.
Und ich glaube, es war Ende Februar, Anfang März, dass viele Leute im Fernsehen gesehen haben, ich kriege nur 200.000 Schilling von meinem Sparkonto und was mit dem Rest geschieht, weiß man nicht.
Das hat sicherlich eine Rolle gespielt.
Jedenfalls konnte die Münze Österreich nach einem schwachen ersten Halbjahr 1994 letztendlich ein Jahresergebnis von fast 2,5 Milliarden Schilling Umsatz vorweisen.
Das bedeutet ein Plus von knapp 111 Millionen Schilling gegenüber 1993.
So konnte beim Zugpferd und Aushängeschild der Münze Österreich, dem Philharmoniker, der Umsatz fast verdoppelt werden, obwohl der Weltgoldmarkt insgesamt ein Minus von 22 Prozent verzeichnen musste.
Die Münze Österreich setzt seit einiger Zeit aber nicht nur auf Altbewährtes, wie etwa die ständige Prägung neuer Münzen, die nach wie vor begehrte Sammelobjekte und Geschenke sind.
So wird seit einiger Zeit das österreichische Know-how beim Prägen auch ins Ausland geliefert.
In der Ukraine hat die Münze Österreich eine Münzstätte errichtet.
Das Auftragsvolumen liegt bei 300 Millionen Schilling.
Mit der Tschechischen Republik, Kasachstan und China steht man derzeit in Verhandlungen.
Fix ist ein Auftrag Malaysias, die Gedenkmünzen für die nächsten Olympischen Spiele zu prägen.
Rückläufig war das Geschäft der Münze Österreich allerdings bei Silbermünzen.
So wurde die Auflage im Vorjahr wegen der geringeren Nachfrage von bisher 280.000 auf 250.000 Stück reduziert.
Für das laufende Jahr ist man aber mehr als optimistisch.
Nachdem in den ersten vier Monaten ein wahrer Goldrausch in Österreich eingesetzt hat, rechnet die Münze Österreich sogar mit einer Verdoppelung des Goldabsatzes.
In unserem nächsten Beitrag schauen wir noch einmal ins Ausland, in den Norden Russlands.
Die Erdölkatastrophe von Komi wird noch ein halbes Jahrhundert die Gegend verseuchen.
Im August und September des vergangenen Jahres waren nach einem Pipeline-Bruch mindestens 60.000 Tonnen Öl ins Erdreich gelangt.
Die russische Regierung hatte zunächst die Sache verharmlost.
Mittlerweile können die Fakten aber nicht mehr weggeleugnet werden, berichtete Lisa Wasch aus Moskau.
Ust-Usam-Fluss Pechora knapp 100 Kilometer vom Gebiet der Katastrophe entfernt.
Eineinhalbtausend Menschen leben hier in kleinen, einfachen Holzhäusern.
Und auf den ersten Blick ist alles in Ordnung.
Es liegen keine toten Vögel mit Öl verklebt beim Federkleid herum, wie bei der Exxon Valdez Ölpest vor Alaska.
Und dennoch ist das, was hier passiert, eine Katastrophe, wenn auch eine schleichende.
Früher haben hier alle gefischt, sagt ein Dorfbewohner.
Jetzt nach dem Ölausfluss im letzten Herbst gibt es viel weniger Fische.
Wir essen praktisch keinen Fisch mehr, denn er riecht nach Erdöl.
Der Fluss ist heute dreckig.
Man kann das Wasser nicht mehr trinken.
Früher haben wir immer das Flusswasser getrunken.
Diese Veränderungen sind keinesfalls nur auf den Pipeline-Bruch im vergangenen Herbst zurückzuführen.
Schon seit Jahren fließt Öl aus tropfenden Rohren in die kleinen Bäche der Tundra und gelangt so in die Flüsse.
Eine ältere Frau aus dem Dorf erinnert sich an einen Vorfall, der etwa 20 Jahre zurückliegt.
Mein Sohn hatte im Fluss gebadet und ist ganz schwarz zurückgekommen.
Sein ganzer Körper war schwarz.
Ich konnte mir zuerst gar nicht vorstellen, woher das kam.
Aber als ich dann Wasser holen ging, merkte ich, dass Erdöl im Fluss war.
Je älter die Rohre wurden, umso mehr Öl kam in den Fluss.
Trauriger Höhepunkt war die Katastrophe letzten Herbst.
als etwa 100.000 Tonnen aus der Pipeline flossen.
Die lokale Ölgesellschaft Comineft hat die Pipelines viel zu nachlässig gewartet und viel zu lange verwendet.
Jonathan Brown von der Weltbank erklärt, wie die Lecks zustande gekommen sind.
Ursprünglich war das eine Pipeline für hochwertiges, reines Erdöl.
Mit der Zeit wurde aber das Öl, das von Comineft gefördert wurde, immer wässriger.
Das salzige Wasser setzte sich am Boden der Pipeline ab und zersetzte sie, sodass sie am Ende wie Schweizer Käse ausnahm.
Die Weltbank hat nun einen Kredit von umgerechnet einer Milliarde Schilling für die Reparatur der Pipeline und die Beseitigung der Schäden gewährt.
Doch dass die neue Pipeline besser gewartet wird als die alte, ist nicht sicher.
Immerhin hat aber die Weltbank eine Bedingung an den Kredit von umgerechnet einer Milliarde Schilling geknüpft.
Die schwierigeren Teile der Aufräumarbeiten müssen von Profis durchgeführt werden.
Die amerikanische Firma Hartec, die auch schon bei den Arbeiten nach dem Exxon Valdez Unglück im Einsatz war, wurde engagiert.
Das Öl wird von den verseuchten Wasserläufen abgepumpt und in Spezialbehältern aufbewahrt.
Ein Teil davon kann zurück in die Pipelines.
Dämme werden gebaut, um zu verhindern, dass noch mehr Öl in die Bäche und weiter in die Flüsse fließt.
Doch Wunder könne man keines vollbringen, sagt Sam Sacco von der Firma Harteck.
Bei einem Öleausfluss dieses Ausmaßes wird es sicherlich Folgen für die Natur geben.
Unsere Aufgabe ist es lediglich, diese Folgen zu minimieren.
Experten schätzen, dass es mindestens ein halbes Jahrhundert dauern wird, bis die Schäden in der Tundra mehr oder weniger beseitigt werden.
Vorausgesetzt, es gibt nicht wieder ein Pipeline-Unglück.
Um 12.47 Uhr ein Programmhinweis auf das Journal Panorama heute Abend um etwa 18.20 Uhr im Programm Österreich 1 Südtirol 1945.
Elisabeth Baumgartner versucht darin die Ereignisse des Jahres 1945 in Südtirol nachzuzeichnen, denn dort hat mehr als anderswo das Kriegsende völlig unterschiedliche Empfindungen ausgelöst.
Österreich 1, Journal Panorama, heute Abend.
Wir kommen jetzt zu unseren Kulturberichten.
Jörg Haider ist zu früh aus den USA wieder zurückgeflogen nach Österreich.
Haider wurde ja von einigen Politikern Österreichs heftig kritisiert, nachdem er Österreich als Art letztes stalinistisches Land in Europa mit China, Nordkorea oder dem Irak bezeichnet hat.
In New York wurde gestern Abend in Anwesenheit von Minister Scholten die Ausstellung Vertreibung der Vernunft – The Cultural Exodus from Austria eröffnet.
Eine Ausstellung, die Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus sein soll.
Aus New York meldet sich Raimund Löw.
Ein Bürohochhaus unweit der Fifth Avenue im Herzen von Manhattan.
Der Wiener Multimedienkünstler Peter Weibel hat einen riesigen ehemaligen Geschäftsraum zu einer Computerinstallation über die Vertreibung der geistigen Elite aus dem Österreich von 1934 bis 1945 umgebaut.
Viele alte Menschen sind gestern zur Eröffnung gekommen, manche werden in Rollstühlen herangefahren.
Am Boden des Ausstellungsraumes sind Computermonitore angebracht, in denen in einem Endlosband Namen und Kurzbiografien der Vertriebenen durchlaufen.
Viele Besucher suchen ihren Namen in der langen Reihe.
Es ist ein brutaler Raum, sagt der Künstler Peter Weibel, eine Art elektronisches Grab für die durch Austrofaschismus und Nationalsozialismus zum Exodus gezwungenen Intellektuellen.
Emil Abel, Paul Abraham, Manfred Ackermann, Alfred Adler,
Acht Stunden lang braucht das Band mit den Namen und biografischen Daten, bis es durchgelaufen ist.
Paul Wittgenstein und Stefan Zweig, Guido Zernatto und Wilhelm Reich sind unter den 4.000 Vertriebenen, die vom Emigrationsforscher Friedrich Stadler erfasst wurden.
Es sind Musiker und Literaten, Chemiker und Architekten, Filmemacher und Maler.
Die Installation ist schon vor zwei Jahren in Venedig und im April dieses Jahres in der Wiener Staatsoper gezeigt worden.
Aber so emotional wie in New York war die Präsentation noch nie, sagt Wissenschaftsminister Rudolf Scholten, der die Eröffnung vornahm.
New York ist einer jener Städte, in der viele ehemalige Vertriebene eine neue Heimat gefunden haben.
Und nicht wenige haben gestern den Weg zur Ausstellung gefunden.
Ein wissenschaftliches Symposium hatte zuvor die Ergebnisse der österreichischen Immigrationsforschung mit den konkreten Erfahrungen der Betroffenen konfrontiert.
In Wien ist das eine abstrakte Diskussion, sagt Immigrationsforscher Friedrich Stadler.
In New York gibt es plötzlich einen lebendigen Dialog.
Dauernd kommen Leute mit Hinweisen auf Personen, die wir bisher nicht aufgenommen haben.
Es ist eine ganz andere Art der Diskussion.
Dass das offizielle Österreich die Vertriebenen nach 1945 ganz und gar nicht willkommen geheißen hatte, war eine der immer wieder angesprochenen bitteren Erfahrungen.
Die Ausstellung der Cultural Exodus from Austria über die Vertreibung der Vernunft aus Österreich ist bis Ende Juni in New York zu sehen.
Sie soll dann nach Washington und möglicherweise später auch nach Los Angeles kommen.
Nun zu unserem zweiten Kulturbeitrag.
Einer der großen Stars der Berliner Schaubühne gastiert derzeit im Rahmen der Festwochen in Wien.
Liebgard Schwarz.
Sie ist in Kärnten geboren und seit vielen Jahren in der Spree-Metropole erfolgreich.
In Wien ist Liebgard Schwarz mit einer Borchesbearbeitung zu sehen.
Günter Keindlsdorfer hat die große Schauspielerin in einem Kaffeehaus getroffen und aus diesem Treffen den folgenden Beitrag gestaltet.
Ein wunderbarer Abend, eine Theaterdelikatesse, begeisterter Beifall für eine hervorragende Schauspielerin.
So urteilte die Berliner Kritik über den Borchesabend, den Liebgart Schwarz gemeinsam mit Andrea Breth erarbeitet hat.
In seiner zehnseitigen Erzählung »Averroes auf der Suche« schildert Jorge Luis Borges, wie Averroes, der berühmte arabische Gelehrte des Mittelalters, über der Poetik des Aristoteles brütet und die beiden Worte Komödie und Tragödie nicht verstehen kann.
Theater ist im islamischen Kulturkreis nämlich so gut wie unbekannt.
Liebgard Schwarz über Averroes.
Es war ein ganz wichtiger, eben ein äußerster Gelehrter und der hat sich aber einfach nicht vorstellen können, was es ist.
Aber das ist eben vielleicht auch durch das Bilderverbot im Islam und weil es das Theater da nicht gibt, sondern weil da eben die Erzähltradition einfach vorherrscht, da in Arabien, da kann man einfach alles erzählen.
Seit 20 Jahren ist Liebgard Schwarz an der Schaubühne am Lieniner Platz engagiert, mit einigen Unterbrechungen.
Sie hat die Höhen und Tiefen dieser Bühne aus allernächster Nähe miterlebt.
Derzeit findet im deutschsprachigen Theater ein Generationswechsel statt, meint sie, weg vom alten Regie-Theater hin zu einer jungen, anarchischen und exzessiven Bühnenkunst.
Eine Entwicklung, die Liebgard Schwarz mit äußerstem Unbehagen verfolgt.
Über die jungen Wilden unter Deutschlands Regisseuren, meint sie,
Da frage ich mich dann auch, wozu spielen sie denn dann ein Stück, wenn sie Dramaturgie oder so etwas gar nicht interessiert, sondern es ihnen nur sozusagen um Freiheit nur geht und Freiheit in dem Sinne, dass sie einfach sich ausleben und weiterleben und exzessiv sind.
Eine substanzlose Vergnügungssucht, einen leeren Hedonismus ortet Liebgart Schwarz nicht nur auf dem Theater, sondern aller Orten in der heutigen Gesellschaft.
Ich glaube, wir sind in einer Zeit, jetzt tatsächlich, so wie sie vergleichbar war in Griechenland, nachdem also die Mythen verblassten und bevor Christus kam.
Das Theater müsse sich gerade in solchen Zeitläuften auf seine uralten Aufgaben besinnen, sagt Liebgart-Schwarz.
Reflexion, Ernsthaftigkeit und Freude am Spiel.
Die finanzielle Situation der Berliner Theater sei im Moment nicht eben erfreulich.
Die Schließung des Schiller-Theaters sei doch ein Schock gewesen, wenngleich die Schaubühne, so Liebgart-Schwarz, von drastischen Kürzungen bisher verschont geblieben ist.
Bei uns im Theater toll, toll, toll.
Also spüren wir es irgendwie nicht so sehr.
Liebgart-Schwarz-Borches-Abend, Averroes auf der Suche, ist noch heute Abend im Casino am Schwarzenbergplatz zu sehen.
Und ich sage Ihnen jetzt noch, dass der Sekretär der österreichischen Bischofskonferenz, Monsignore Michael Wilhelm, bekannt gegeben hat, dass es im kommenden Jahr jetzt definitiv keinen Papstbesuch in Österreich geben wird.
Die Weltnachrichten hören Sie jetzt von Andreas Silavski.
Japan.
Das Zentrum der Insel Hokkaida ist von einem Erdbeben erschüttert worden.
Die Erdstöße nördlich von Sapporo erreichten eine Stärke von 5,6 auf der nach oben offenen Richterskala.
Berichte über Opfer oder Zerstörungen liegen noch nicht vor.
Österreich.
Verteidigungsminister Fasselabend und Innenminister Einem haben sich auf eine endgültige Regelung des Zivildienstes geeinigt.
Der Zivildienst dauert somit elf Monate, die Zivildienstkommission bleibt abgeschafft.
Eine Verlängerung des Wehrersatzdienstes auf zwölf Monate ist jedoch möglich, wenn in einem Halbjahr die Anzahl der Zivildienstmeldungen 3000 überschreitet.
Bei einem Absinken unter diesem Wert wird auch der Zivildienst wieder auf elf Monate beschränkt.
Verteidigungsminister Fasselabend und Innenminister Aynem gehen davon aus, dass diese endgültige Regelung noch vor dem Sommer vom Parlament verabschiedet werden kann.
Und nun zum Wetter heute Nachmittag.
Durchweg sonnig bei Temperaturen zwischen 19 und 24 Grad.
Auch morgen Mittwoch ist es meist sonnig, in der Früh noch kühl, am Nachmittag aber frühsämmerlich warm mit 23 bis 27 Grad.
Damit sind wir am Ende unserer Mittagsinformationen.
Robert Koerer von der Technik, Werner Löw für die Regie und Hubert Arnem-Ellissen am Mikrofon sagen Auf Wiederhören.
Einblendung: Passanten, Jonathan Brown, Weltbank, Sam Sacco, Oil-Tech. Die Naturkatastrophe offenbart sich erst auf den zweiten Blick: es gibt viel weniger Fische, die Flüsse verdreckt vom Erdöl, man kann das Wasser nicht mehr trinken.
Mitwirkende:
Vass, Elisa [Gestaltung]
, Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r]
, Brown, Jonathan [Interviewte/r]
, Sacco, Sam [Interviewte/r]
Datum:
1995.05.23 [Sendedatum]
Schlagworte:
Natur
;
Ökologie und Umweltschutz
;
Umweltverschmutzung
;
fossile Energieträger
;
Sicherheit
;
Alltag
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten