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Marker setzen in: Mittagsjournal 1996.08.17
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KI-generiertes Transkript
Mittagsjournal.
Zu einer Stunde ausführlicher Mittagsinformation begrüßt Sie heute im Studio Ernst Weinisch.
Vor den aktuellen Nachrichten und dem Wetter für das Wochenende gebe ich Ihnen einen Überblick über die Themen der Sendung.
Aus Moskau erwarten wir einen Beitrag zur Lage in Tschetschenien.
Boris Yeltsins Sicherheitschef Alexander Lebed vermittelt im Tschetschenien-Konflikt und hat gleichzeitig einen Politkrieg im Kreml ausgelöst.
In Jordanien gibt es Unruhen, nachdem die Brotpreise verdoppelt wurden.
Und die muslimischen Fundamentalisten gewinnen immer mehr Einfluss in Südafrika.
Sie haben bereits eine eigene, sehr gewalttätige Polizeitruppe aufgestellt.
Aus Österreich hören sie einen Beitrag zum Atomhaftungsgesetz.
Dieses ist veraltet und beinhaltet derzeit überhaupt keine Schadensersatzansprüche gegen ausländische Kraftwerksbetreiber im Falle eines Atomanstörfalls.
Weiters im Mittagsjournal, wie steht es um die Gesundheit des Papstes?
Das Kirchenoberhaupt hat zuletzt mehrere öffentliche Auftritte absagen müssen.
Um das Thema Gesundheit dreht sich auch der Beitrag der Wissenschaftsredaktion.
Die Modedroge Ecstasy, sie wird vor allem von Jugendlichen genommen, kann Langzeitschäden im Gehirn auslösen.
Im Kulturteil stellen wir das neue Buch einer Opernlegende vor.
Hans Hotter hat seine Lebenserinnerungen veröffentlicht.
Und in unserer Samstagbeilage im Journal zu Gast ist Professor Zhou Jun aus China.
Er arbeitete als Dolmetscher für Mao Zedong.
Jetzt aber gleich ins Nachrichtenstudio, zusammengestellt hat die Meldung an Elisabeth Manners.
Es liest Josef Wenzel-Natek.
Jordanien Nach den schweren Krawallen im Süden Jordaniens hat König Hussein allen Unruhestiftern mit harten Maßnahmen gedroht.
Hussein erklärte, er habe Anweisung gegeben, gegen die Randalierer mit eiserner Faust vorzugehen.
Er machte ausländischen Einfluss für die Unruhen verantwortlich, erwähnte aber keine Einzelheiten.
Die außerordentliche Sommersitzung des Parlaments wurde vom Monarchen per Dekret aufgelöst.
Ausgelöst wurden die Proteste durch eine drastische Erhöhung der Brotpreise in Jordanien.
Mehrere Personen erlieten Verletzungen.
Russland.
In Grozny, der Hauptstadt Tschetscheniens, ist die Feuerpause neuerlich verletzt worden.
Bei Gefechten mit den Unabhängigkeitskämpfern wurden zwei russische Soldaten getötet und vier weitere verletzt.
Ein Soldat wird noch vermisst.
Das russische Kommando hat die Rebellen beschuldigt, das Gebäude des Innenministeriums und des Geheimdienstes im Zentrum der Stadt angegriffen zu haben.
Sonst hieß es, die Lage in den anderen Teilen der Kaukasusrepublik sei normal.
Der Konflikt in Tschetschenien hat auch in Moskau innenpolitische Auswirkungen.
Sicherheitsberater Lebed soll vor der Führung des russischen Innenministeriums heute zu seinen schweren Vorwürfen gegen Innenminister Kulikow Stellung nehmen.
Lebed hatte wegen der Eskalation der Kämpfe in Tschetschenien die Entlassung Kulikows gefordert.
Kulikow hat Präsident Yeltsin gebeten, über seine politische Zukunft zu entscheiden.
Griechenland, Türkei.
Der Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei hat sich noch nicht entschärft.
In mehreren griechischen Städten haben Demonstrationen vor türkischen Einrichtungen stattgefunden.
Anlass war der gewaltsame Tod zweier griechischer Zyprioten an der Grenze zum türkischen Nordteil der Insel.
Eines der beiden Opfer wurde gestern beerdigt.
Mehr als 5000 Menschen nahmen an den Begräbnisfeierlichkeiten teil.
Die allgemein befürchteten Zwischenfälle blieben aber aus.
Der griechische Ministerpräsident Simitis kommt heute nach Zypern.
Er will mit der zypriotischen Regierung darüber beraten, wie es nach den blutigen Zusammenstößen in der Pufferzone weitergehen soll.
USA Das FBI verfolgt im Zusammenhang mit dem Anschlag von Atlanta die Spur der extremistischen republikanischen Miliz von Georgia.
Die Art der Bombe von Atlanta ähnelt jenen Sprengsätzen, die im April bei zwei Aktivisten der Miliz beschlagnahmt worden sind.
Derzeit sind drei Mitglieder der Miliz unter dem Vorwurf inhaftiert, etwa 40 Strängsätze gebart zu haben.
Der Anschlag vom 27.
Juli während der Olympischen Spiele war mit einer Rohrbombe verübt worden, die mit Nägeln gespickt war.
Zwei Menschen wurden dabei getötet, 112 verletzt.
Die Zwischenfälle mit Flugzeugen in den Vereinigten Staaten häufen sich.
In den Straßen New Yorks ist zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen ein Flugzeugteil eingeschlagen.
Bewohner des Stadtteils Queens fanden eine etwa drei Meter lange Flügelklappe einer Boeing 727.
Erst am Mittwoch hatte ein Flugzeug bei einer Notlandung einen Teil des Triebwerkes über New York verloren.
In allen Fällen wurde niemand verletzt.
Mit einer groß angelegten Kampagne will die UNO die Beschneidung von Frauen bekämpfen.
Pro Jahr werden weltweit zwei Millionen Mädchen sexuell verstümmelt.
Vietnam.
Ein Wirbelsturm an der Nordküste Vietnams hat mindestens 125 Menschenleben gefordert.
700 Menschen werden noch vermisst.
Der Wirbelsturm hatte schon am Mittwoch die Nordküste Vietnams erreicht und eine Flotte von Fischern überrascht.
Dabei wurden 30 Fischerboote zerstört.
Österreich.
Bei der sogenannten Affenjagd von Villach gibt es nun Erfolge.
Sechs bei Landskron entwichene Makakenaffen konnten bis jetzt wieder eingefangen werden.
Ein Tierarzt betäubte sie mit einem Gewehr.
Die Menschenkette, mit der man gestern Nachmittag Jagd auf die Affen machte, hatte nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
Daher wird bis auf weiteres in erster Linie das Betäubungsgewehr verwendet.
Es werden Affen im Bereich der Autobahn vermutet, daher würde für den Knoten Villach eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Kilometern in der Stunde erlassen.
Das waren die wichtigsten Meldungen der letzten Stunden.
Ganz wichtig aber auch gerade am Wochenende der Wetterbericht.
Ob sie mit Badewetter rechnen können oder besser einen Ausflug machen, sagt ihnen Jörg Stieber.
Nun im Westen Österreichs und zum Teil auch im Süden hat sich bereits die Sonne durchgesetzt.
Morgen sollte es dann zum Baden reichen, auch wenn es noch nicht gerade heiß ist.
Im übrigen Österreich aber ist man mit einem Ausflug oder einer kleinen Wanderung mit Regenschutz besser bedient.
Das hartnäckige Tief zieht zwar schon in Richtung Schwarzes Meer ab, ist aber immer noch so mächtig, dass seine Wolken bis nach Österreich hereinreichen.
Vor den genauen Aussichten aber zu den aktuellen Meldungen in Wien gibt es einen Regenschauer bei 19 Grad, Eisenstadtwolkig 20 Grad, Nordwestwind 20 Kilometer pro Stunde, St.
Pölten stark bebölkt 19, Linz stark bebölkt 20, Salzburg stark bebölkt 22, Innsbruck heiter 20, Bregenz heiter 21, Graz wolkig 23 und Klagenfurt heiter 23 Grad.
Auch heute Nachmittag überwiegen noch die Wolken.
Einige Regenschauer sind vor allem im Salzkammergut, in der Obersteiermark sowie in Niederösterreich und Wien möglich.
Hier weht auch lebhafter Nordwestwind.
In Vorarlberg und Tirol hingegen bleibt es durchwegs sonnig.
Zeitweise scheint die Sonne heute Nachmittag auch im Süden.
Die Temperaturen sind sehr unterschiedlich.
In den trüben Gebieten wie etwa in Mariazell erreichen sie kaum mehr als 17 Grad, meist aber 20 bis 24 im Westen und Süden bis zu 26 Grad.
Morgen Sonntag scheint in Vorarlberg und Tirol die meiste Zeit über die Sonne.
Auch in Oberösterreich, Salzburg und Kärnten ist es oft sonnig.
Ein paar Quellwolken bilden sich hier am Nachmittag.
In Niederösterreich, Wien, dem Burgenland und der Steiermark allerdings ziehen immer noch Wolken durch und man muss mit dem einen oder anderen Regenschauer rechnen.
Nur hin und wieder zeigt sich hier die Sonne.
Die Temperaturen erreichen morgen 20 bis 25 Grad, nach Westen hin sind auch 27 möglich.
In 2000 Meter Höhe hat es morgen Mittag 7 bis 11 Grad.
Am Montag in ganz Österreich zeitweise sonnig, wenn auch nicht wolkenlos und Höchstwerte bereits zwischen 24 und 28 Grad.
Und bis zum Donnerstag scheint dann häufig die Sonne.
Jeweils an den Nachmittagen sind einzelne Wärmegewitter zu erwarten.
Es wird warm mit Höchstwerten zwischen 24 und 29 Grad.
Vereinzelt sind auch 30 möglich.
Und jetzt zu den Beiträgen im Mittagschanal.
Der Krieg in Tschetschenien könnte bald aus sein.
Der Sicherheitschef von Präsident Boris Jelzin, Alexander Lebed, hat bisher recht erfolgreich mit den tschetschenischen Rebellen verhandelt.
Gleichzeitig aber hat Lebed, der neue starke Mann Russlands, einen Politkrieg im Moskauer Kreml begonnen.
Er stellt Boris Jelzin vor die Wahl.
Entweder Innenminister Kulikow geht oder Lebed will Jelzin nicht mehr als Sicherheitschef zur Verfügung stehen.
Lebed wirft dem Innenminister vor, maßgeblich am Chaos in Tschetschenien schuld zu sein.
Heute befasst sich nun in Moskau das Innenministerium mit den schweren Vorwürfen von Alexander Lebed, während in Grosny, der Hauptstadt Tschetscheniens, die Verhandlungen über eine stabile Waffenruhe weitergeführt werden.
Georg Dox informiert.
Der August-Putsch von 1991 ist graue Vorzeit.
Die Putschisten, wenn sie nicht in den Ruhestand getreten sind, tummeln sich in der Staatsduma oder beraten Banken.
Michael Gorbatschow hat sich nach einem bemitleidenswerten Ergebnis bei den letzten Präsidentenwahlen ebenfalls ins Ausgedinge verabschiedet.
Die letzten fünf Jahre gehörten ganz Boris Jelzin und wer den agilen Mann, der einmal auf den Panzer sprang und den Putschisten die Stirn bot, mit dem Greisvergleich, der mit Mühe eine Eidesformel abliest, der ahnt, dass auch diese Ära langsam zu Ende geht.
Dabei können Jelzins Verdienste gar nicht überschätzt werden.
Er hat der Opposition, des Parlaments getrotzt,
die Diktatur der Weltanschauung beendet.
Er hat die Planwirtschaft mit ihren eigenen Ergebnissen konfrontiert.
Das Resultat dieser Bilanz war so niederschmetternd, dass viele erschreckt zurückgewichen sind.
Bereit, KP-Chef Gennady Suganov zu folgen, wenn dieser nur die trügerische Idylle einer heilen sowjetischen Wirklichkeit zurückbringt.
Doch auch das hat Boris Jeltsin noch zu verhindern gewusst.
Nicht umsonst haben einige Kommentatoren in Moskau die Inauguration des Präsidenten als Wendepunkt begriffen.
Der Übergangsprozess, der mit dem gescheiterten Putsch vor fünf Jahren begonnen hat, geht mit dem demokratischen Wahlsieg über den kommunistischen Gegenspieler zu Ende.
In der Außenpolitik bedeutet das der Abschied von der Welt zur Großmacht.
Es führt zu der realistischen Einschätzung, dass die NATO-Osterweiterung zwar Emotionen weckt, ganz gewiss aber nicht Moskaus außenpolitisches Problem Nummer eins ist.
Die Grenze zu China, die territorialen Streitigkeiten mit Japan, der Einfluss der islamischen Welt auf die Muslime in Russland,
Das wird Moskau wesentlich mehr beschäftigen müssen als Entscheidungen in Brüssel.
Boris Jelzin hat sich in den letzten fünf Jahren gesundheitlich verausgabt und die derzeitige Führungsschwäche wurde politisch sofort spürbar.
Im Streit um die Führungskompetenzen im Tschetschenienkrieg und im Streit um die nicht gezahlten Löhne.
Die Gesundheitskrise des Präsidenten macht aber auch den entscheidenden Schwachpunkt des modernen Russland überdeutlich.
Immer noch wird in der Kategorie der Macht gedacht, also der persönlichen Macht des Einzelnen.
der Frieden stiftet und Gelder verteilt.
Und wenn er es nicht tut oder eben gesundheitlich nicht dazu in der Lage ist, verwirren sich die Fäden.
Persönliche Ambitionen verdrängen staatliches Interesse, Provinzadministrationen verwechseln dein und mein.
Die Tageszeitung Izvestia hat anlässlich des kommenden Jahrestages des Putsches von 1991 die Lage analysiert.
Sinngemäß heißt es da, die grundsätzlichen Weichenstellungen für Russland sind getan worden.
Nun gilt es aber auch, den neuen Strukturen zu vertrauen und sie mit Leben zu erfüllen.
In Jordanien gibt es wütende Proteste der Bevölkerung gegen eine drastische Brotpreiserhöhung.
Gleich das Doppelte kostete das Grundnahrungsmittel Brot, die Regierung hat damit eine Auflage für internationale Kredite erfüllt.
Die Bevölkerung will das aber nicht so einfach hinnehmen und reagiert mit gewalttätigen Protestkundgebungen.
Dabei wurden mehrere Menschen verletzt.
Die Polizei geht mit Tränengas gegen die Demonstranten vor.
Birgit Kasper.
König Hussein machte am Morgen deutlich, dass er eine Ausweitung der Proteste nicht zulassen werde.
In einem Statement, das die jordanische Nachrichtenagentur Petra veröffentlichte, kündigte er eine Politik der eisernen Faust an, falls, so wörtlich, irgendwelche Verrückten die innere Sicherheit des Landes bedrohten und die Menschen zur Auflehnung gegen den Staat aufriefen.
Die Warnung ist ernst zu nehmen.
Denn aus Regierungskreisen verlautete, falls die Proteste fortgesetzt würden, werde der König die Armee einsetzen.
Schon kleinere Demonstrationen im Vorfeld der Verdoppelung der Brotpreise am vergangenen Dienstag waren von der Polizei sofort unterdrückt worden.
Die Regierung hat die jordanischen Bürger lange auf die unpopuläre Maßnahme vorbereitet.
Die Abschaffung der Subventionen sei notwendig, um die Bedingungen des laufenden Wirtschaftsprogramms des internationalen Währungsfonds zu erfüllen, so die Begründung.
Sollten die IWF-Ziele bis 1998 nicht erreicht werden, bekäme Jordanien kein Geld mehr, das Land stünde vor dem Bankrott.
Aus diesem Grund warb König Hussein bei den Jordaniern um Verständnis.
Die Existenz des Landes und sein Bestand hängen von euch ab.
Ich bin einer von euch.
Mit unserer Entschlossenheit, Geduld, der Bereitschaft, Opfer zu bringen und unserem Glauben werden wir unsere Ziele erreichen.
Um sicherzustellen, dass die Bürger die Brotpreiserhöhung besser verkraften, zahlt die Regierung nun an jeden Jordanier einen monatlichen Ausgleich.
Doch das scheint die Menschen nicht zu beruhigen.
König Hussein befahl heute gleichzeitig den Abbruch der außerordentlichen Sommersitzungsperiode des Parlaments.
Sie war einberufen worden, um einige wichtige Maßnahmen zu beraten, unter ihnen die Erhöhung der Brotpreise.
Regierung und Opposition hatten sich allerdings nicht auf einen Kompromiss einigen können.
Der König machte für die Unruhen in Südjordanien in erster Linie linke Parteien mit ausländischen Verbindungen verantwortlich und nicht die Islamisten.
Zu den linken Oppositionsparteien gehören Kommunisten, radikale palästinensische Gruppen sowie pro-irakische und pro-syrische Parteien.
Die Lage in den südjordanischen Städten Kerak, Ma'an und Tafila war am Morgen wieder relativ ruhig.
Die Sicherheitskräfte hatten sich weitgehend aus dem Stadtzentrum von Kerak zurückgezogen, von wo die Unruhen gestern ausgegangen waren.
Die am Abend verhängte Ausgangssperre wurde wieder aufgehoben.
Doch die Ruhe blieb gespannt.
Überall auf den Straßen lagen Steine und Reste ausgebrannter Autos herum.
Einige öffentliche Gebäude waren gestürmt und angezündet worden.
Einer der Demonstranten in Kerak machte jedoch deutlich, dass sich die Proteste nicht gegen den König richteten.
Die 4,2 Millionen Jordanier ernähren sich hauptsächlich von Brot.
Rund ein Drittel von ihnen lebt unterhalb der Armutsgrenze.
Die Preiserhöhung für Brot ist nicht die einzige, die die Menschen in letzter Zeit wegstecken mussten.
Die Lebenshaltungskosten sind insgesamt drastisch gestiegen.
Eine weitere Steigerung ist abzusehen.
Die gestrigen Unruhen waren die ersten seit den heftigen Ausschreitungen im Frühjahr 1989, die zwölf Todesopfer forderten.
Damals reagierten die Menschen auf die Erhöhung der Preise für Benzin und Grundnahrungsmittel.
Birgit Kasper über die gespannte Lage in Jordanien.
In Südafrika führen radikale Moslem-Organisationen seit Wochen einen gewalttätigen Feldzug für Recht und Ordnung.
Sie halten Massenkundgebungen ab und bekämpfen mit zum Teil gut bewaffneten Bürgerwehrgruppen Drogenhandel und Kriminalität.
Die Moslems stellen zwar nur 500.000 von 40 Millionen Einwohnern, doch sie haben heute großen Einfluss in der Regierung, weil sie früher Seite an Seite mit dem ANC gegen die Apartheid kämpften.
Erst seit kurzem bilden sich radikale Gruppen, die der Regierung nun sogar den heiligen Krieg androhen, falls sie gegen die hohe Kriminalität nichts unternimmt.
In den vergangenen Tagen gab es mehrmals Straßenschlachten mit der Polizei.
Vorgestern flüchtete der Justizminister mit seiner Familie in ein schwer bewachtes Haus.
Um ein Wochenende sind wieder große Kundgebungen angesetzt.
Frank Rether berichtet aus Johannesburg.
Gestern demonstrierten über tausend aufgebrachter Bürger durch Dürpen.
Heute findet ein ähnlicher Marsch in Pretoria statt, morgen in Port Elizabeth.
Südafrika hat eine neue aktive Bewegung.
Besorgte Bürger gegen Gangstertum und Drogen, kurz Pagat genannt.
Es reicht, so erklären sie, die Gangster, Mörder und Drogendealer müssen endlich gestoppt werden, denn das soziale Gewebe am Kap droht zu zerreißen.
Allein in Kapstadt, wo die Bewegung vor zwei Wochen Schlagzeilen machte, als aufgebrachte Anhänger einen stadtbekannten Gangsterboss niederschossen und vorlaufenden Fernsehkameras bei lebendigen Leibe verbrannten, gibt es 18 Verbrechersyndikate,
127 Straßenbanden und 80.000 Gangster.
Doch die Polizei ist zum Teil nicht in der Lage und zum Teil nicht willens gegen diese Mafia vorzugehen.
Nicht in der Lage, weil ihr die entsprechend ausgebildeten Detektive fehlen und nicht willens, weil die Schmiergelder der Drogenbosse bis in die Chefetagen der Polizei und Justiz fließen.
Der getötete Gangsterboss Rashad Stahi zum Beispiel war in den letzten zwei Jahren sieben Mal verhaftet und immer wieder freigelassen worden.
Dreist erklärte er dem Richter, er schieße jeden aussagewilligen Zeugen gegen ihn nieder.
Und sein Bruder und Co-Bandenführer Rashid bekannte in die Fernsehkamera, dass er Menschen ermordet habe und mit Drogenhandel.
Auch er blieb ungeschoren.
Noch merkwürdiger dann der Vorfall am vergangenen Sonntag.
Da demonstrierten 1000 Gangster durch Kapstadt und überreichten der Polizei ein Ultimatum, dass bis zum Mittwoch derjenige festgenommen zu sein habe, der ihren Boss Rashad getötet hat.
Die Beamten nahmen nicht etwa die frechen Ganoven fest, obwohl für die meisten Steckbriefe aushängen, sondern verhafteten prompt am Dienstag, also vorfristig, einen Führer der Pagard-Bewegung wegen Mordes an Rashad.
Denn vor der Pagard haben die Oberen in Südafrika offenbar mehr Angst als vor der Verbrecherwelt.
Die meisten Anhänger von Pagard, also Menschen gegen Gangstertum und Drogen, sind muslimischen Glaubens.
Bei ihren Kundgebungen drohen sie mit dem heiligen Krieg, um die Drogendealer auszurotten, die vom Staat ungeschoren gelassen werden.
Sie schwenken die grünen Fahnen des Islam mit Koransprüchen und lassen auch denjenigen Raum, die eine islamische Revolution in Südafrika fordern.
Der südafrikanische Geheimdienst ist darauf besorgt und sieht hier den Versuch unter dem Vorwand der Verbrechensbekämpfung einen fundamentalistischen Krieg zu entfachen.
Drohungen des inzwischen abgetauchten Pagatführers Ali Parker, dass im Nahen Osten Glaubensbrüder der Hamas und Hezbollah bereitstünden, um, so wörtlich, flugzeugladungsweise ans Kap zu kommen, nähren diese Befürchtungen.
Justizminister Dula Omar, selber Moslem, ist von der Polizei vor drei Tagen aus seinem Haus in Kapstadt an einen sicheren Ort evakuiert worden, weil gefürchtet wird, dass er seine Familie und die Nachbarschaft
in ein Kreuzfeuer zwischen militanten Fundamentalisten und den sich inzwischen vereinigenden Gangsterbanden kommen könnten.
Gleichzeitig wurden Fallschirmjäger nach Kapstadt beordert.
Doch wie gesagt, das Hauptaugenmerk der Staatsmacht richtet sich verblüffenderweise nicht auf die Drogendealer und Gangsterbosse, die allen bekannt sind, sondern auf die besorgten Bürger, die dagegen protestieren und endlich ein Ende der ausufernden Kriminalität erreichen wollen, damit sie und ihre Familien in Frieden leben können.
Und sie werden heute in Pretoria und morgen in Port Elizabeth hunderte Polizisten im Einsatz sein, um die Demonstranten zu überwachen und die Häuser von Verbrechern vor Übergriffen zu schützen.
Merkwürdiges Südafrika.
Sie hörten einen Beitrag von Frank Räter und vielleicht haben Sie es vorher gehört, ein kurzes Pfeifen im Radio.
Das bedeutet, eine ganz wichtige Meldung ist hereingekommen und sie betrifft auch unseren ersten Beitrag.
Da ging es um Russland und um die Ablöse, die mögliche Ablöse von Innenminister Kulikow.
Soeben wird gemeldet, dass Boris Yeltsin an Innenminister Kulikow festhält und damit nicht seinem Sicherheitsberater Alexander Lebed nachgibt, der die Ablöse des Innenministers gefordert hat.
Wir werden Sie darüber im Journal noch informieren.
Jetzt aber noch Österreich.
Österreich braucht dringend ein neues Atomhaftpflichtgesetz.
Denn das alte ist so schrottreif wie die Atommeiler im Osten.
Zumindest in den Augen des ÖGNU, des Dachverbandes der heimischen Umweltorganisationen.
Am 1.
September tritt das sogenannte Lugano-Abkommen auch für Österreich als Mitglied in Kraft.
Es regelt gerichtliche Entscheidungen von Schadensersatzforderungen nach einem Atomunfall innerhalb Europas.
Eine Gesetzesreform sei deshalb notwendig, weil nach österreichischem Recht derzeit überhaupt keine Schadensersatzansprüche gegen ausländische Atomkraftwerksbetreiber geltend gemacht werden könnten.
kritisieren die Umweltschützer.
Aber hören Sie Näheres von Barbara Duftschmidt.
Das österreichische Atomhaftpflichtgesetz stammt aus dem Jahr 1962, also einer Zeit, in der verheerende Atomkatastrophen wie jene von Tschernobyl noch nicht ihre Schatten vorauswarfen.
Nach Ansicht des Umweltdachverbands ist es auch entsprechend zahnlos abgefasst.
Es regelt nämlich nur Schadenersatzansprüche der Bevölkerung bei Unfällen in österreichischen Atomkraftwerken.
Für den Arbeitskreisleiter für Umwelthaftung im ÖGNU, den zivilrechtlichen Universitätsprofessor Georg Wilhelm, ist diese Gesetzesregelung unhaltbar.
Es ist ein Schildbürgerstreich der Geschichte, weil dieses derzeitige Atomhaftpflichtgesetz will überhaupt nur angewendet werden auf inländische Anlagen, die es glücklicherweise nicht gibt.
und auf ausländische nicht.
Also das ist ja ein solcher, ich möchte sagen ein umgekehrter Zopf des Münchhausen, nicht?
Also ein eintauchendes Münchhausen mit eigenem Zopf.
Also ein Gesetz, das völlig unanwendbar ist.
Inländische Anlagen gibt es keine und auf ausländische kann man es nicht anwenden.
Wie also sollte nach Meinung Wilhelms ein neues Atomhaftpflichtgesetz aussehen?
Nach Inkrafttreten des Lugano-Abkommens könnten sich künftig auch österreichische Gerichte mit einem Atomunfall im Ausland beschäftigen und Schadenersatzforderungen geltend machen.
Das geht aber nur, wenn unser Haftpflichtgesetz auch im Ausland anwendbar ist, was ja bis jetzt nicht der Fall ist.
Die Haftungsregelung müsste also auf ausländische Atomanlagen erweitert werden.
Zweite Forderung Die Haftungsobergrenze von derzeit 500 Millionen Schilling für Sach- und Personenschäden ist zu streichen und an das tatsächliche Schadensausmaß anzupassen.
So verursachte der Supergau von Tschernobyl in Österreich allein Sachschäden von mehr als einer Milliarde Schilling.
Die Katastrophenfonds des Bundes und der Länder beglichen knapp 470 Millionen Schilling.
Die restlichen Schadenssummen wurden nicht abgegolten.
Der Umweltdachverband will auch die für Schadenersatzansprüche geltenden engen zeitlichen Schranken aufheben.
Nach geltendem Recht können opferzweire Forderungen in Österreich bis zu 30 Jahre lang geltend machen.
Unberücksichtigt bleiben dabei jedoch unabsehbare gesundheitliche Spätfolgen.
Nach den Bestimmungen der Pariser Konvention, die Österreich zu ratifizieren beabsichtigt, verjähren Schadenersatzansprüche überhaupt schon nach zehn Jahren.
Weiters will der Umweltdachverband die Haftungspflicht ausweiten.
Künftig sollen nicht nur Kraftwerksbetreiber für Atomschäden haften, sondern auch Transport- und Zulieferfirmen sowie Hersteller von Atomanlagen.
Ob diese Vorschläge alle EU-konform sind, kann Zivilrechtsexperte Wilhelm derzeit noch nicht sagen.
Mehr als allzu vorsichtig formulierte Gesetzestexte zählt für ihn ein mutiges Vorgehen.
Davon sollte man sich nicht stören lassen.
Man sollte, wenn man der EU schon angehört, auch die Möglichkeit ergreifen, durch eigene innovative Gesetzgebung die öffentliche Meinung in der EU, die ja nicht in allem atomfreundlich ist, nämlich die der Behörden möglicherweise, aber die der EU-Bürger ja keineswegs, die sollte man ja zu beeinflussen trachten.
Und das könnte man durch so ein Gesetz, also mit anderen Worten, ich würde mich auf gut wienerisch gesagt gar nicht darum pfeifen, was die EU dort macht,
würde ein Gesetz machen, das allgemein gilt, also auch für die sogenannten Reformstaaten und würde dann allenfalls der EU gegenüber eine Konzession machen.
Im Justizministerium ist man gerade dabei, eine Gesetzesnovelle auszuarbeiten.
Dass das neue Atomhaftpflichtgesetz noch bis zum Inkrafttreten des Lugano-Abkommens im September zustande kommt, ist allerdings so gut wie ausgeschlossen.
Und wir kommen jetzt um 12.25 Uhr zu unserer Samstag-Beilage im Journal zu Gaust.
Im Journal zu Gast ist heute Professor Zhou Jun aus China.
30 Jahre sind mittlerweile vergangen seit dem Beginn der sogenannten Kulturrevolution und vor ziemlich genau 20 Jahren, am 9.
September 1976, starb der Revolutionsführer und Staatsgründer Mao Zedong.
Professor Zhou stammt aus Shanghai, besuchte dort vor dem Krieg eine deutsche Schule und wurde später Dolmetsch im Pekinger Außenministerium, wo er auch für Mao Zedong und Chuen Lai übersetzte.
In den 50er Jahren fiel er als sogenannter bürgerlicher Rechtsabweicher einer der politischen Kampagnen zum Opfer.
22 Jahre musste er als politischer Häftling in chinesischen Straflagern verbringen, bevor er 1978 zu Beginn der Reformpolitik freigelassen und rehabilitiert wurde.
Doch nach der Niederschlagung der Studentenbewegung im Juni 1989 kehrte er von einem Forschungsaufenthalt in Deutschland nicht mehr nach China zurück.
Helmut Opletal sprach mit ihm über persönliche Erfahrungen und aktuelle Entwicklungen in China.
Herr Prof. Zhou Chuan, Sie wurden vor dem Zweiten Weltkrieg in Shanghai geboren, haben sich als junger Mann den Kommunisten angeschlossen und dann als Englisch- und Deutsch-Dolmetsch auch für Mao Zedong und Zhou Enlai gearbeitet und mussten dann ab 1957 aus politischen Gründen, ich glaube 22 Jahre, in chinesischen Gefängnissen und Straflagern verbringen.
Nach diesen bitteren persönlichen Erfahrungen, glauben Sie eigentlich, dass die chinesische Revolution und der Mao Zedong insgesamt ein großer Fehler gewesen ist, oder hat sie doch auch manches Positives für China gebracht?
Für mich hat Mao wenigstens drei Verdienste, die wir bis heute immer noch anerkennen müssen.
Erstens, Mao hat sämtliche militärischen Streitkräfte, ausländische meine ich, aus dem Land vertrieben und der Kolonialherrschaft ein Ende gemacht.
Und ein zweiter Verdienst, er hat die reaktionäre Regierung unter Chiang Kai-shek gestürzt und eine Volksrepublik gegründet.
Und drittens, er hat der Majorität des Volkes ein Existenzminimum gewährleistet.
Das heißt, wir Chinesen mussten nicht mehr massenhaft sterben wie vorher.
Egal ob vor Hunger oder Dürre oder in Beschwerden oder sowas.
Und das sind für mich seine drei Hauptverdienste, die ich bis heute immer noch anerkenne.
Und was sind dann die Dinge, die passiert sind, wo es sich dann zum Schlechteren gewendet hat?
Seine Fehler sind erstens diese sogenannte anti-rechtsabweichende Bewegung im Jahr 1957,
Und ich war auch einer dabei.
Und es gab auch eine offizielle Definition, das heißt Anti-Volk, Anti-Partei, Anti-Sozialismus-Elemente.
Aber dabei hat er die Meinungsäußerung des Volkes unterdrückt.
Und man kriegte Angst vor der KP.
Und zweitens diese Kulturrevolution natürlich 1966 bis 1976.
Diese Kulturrevolution, hat man die eigentlich aus westlicher Perspektive überhaupt richtig gesehen?
War das wirklich eine Massenbewegung, die etwas Neues geschaffen hat, oder war das eigentlich ein reiner Machtkampf?
Beides.
Eine Mischung eigentlich.
Man fragt sich manchmal, war die Kulturrevolution erstens eine Revolution, und zwar hatte diese Revolution mit Kultur zu tun?
Am Anfang ja.
Denn am Anfang hat Mao immer einen Traum gehabt.
Das heißt, er wollte sehen, neue Menschen in einem neuen Land, mit einer neuen Kultur.
Er hat versucht, alles Altes einfach zu vernichten.
und aus nichts eine neue Quote aufzubauen, was natürlich eben nicht gelungen war.
Und auf der anderen Seite war das eine Fortsetzung des Marktkampfes zwischen ihm und seinem Erstfeind Liu Shaoqi.
Beides.
Es ist jetzt fast genau 20 Jahre her, dass der chinesische Parteivorsitzende Mao Zedong gestorben ist.
Das war Anfang September 1976.
Nach Mao's Tod hat ja dann Deng Xiaoping, ohne Parteivorsitzender formell zu werden, praktisch die Führung Chinas in die Hand genommen.
Und auch Deng Xiaoping ist ja durchaus eine umstrittene Persönlichkeit.
Wie beurteilen Sie eigentlich seine Verdienste in diesem ganzen Reformprozess seit Mao's Tod?
Es ist ihm zum Beispiel zu verdanken, dass ich heute mit ihm reden kann, denn es war der Xiaoping, der eine Rehabilitationskampagne in China organisierte.
Ohne ihn wäre ich vielleicht nicht mehr.
Oder wäre ich immer noch in Arbeitslage oder wäre ich auch überhaupt nicht mehr am Leben.
Aber das ist nur persönlich gedacht.
Viel wichtiger sind seine politischen Verdienste.
Das war der Anfang einer neuen Ära in China.
Und es war ihm zu verdanken, dass wir erstens die Tür nach außen öffneten und zweitens Reformen im Land durchführten.
Nun gab es ja auch unter Deng Xiaoping die Ereignisse vom Juni 1989, Stichwort Tiananmenplatz.
Wie hat das eigentlich China verändert und wie fügt sich das in die Bewertung dieser Persönlichkeit von Deng Xiaoping ein?
Es dauerte ein bisschen, bis wir Chinesen den Xiaoping richtig verstehen konnten.
Am Anfang haben wir sehr, sehr viel von ihm erwartet.
Später haben wir verstanden, dass er eigentlich nur im Gebiet der Ökonomie etwas reformieren wollte, aber auf keinen Fall im Gebiet der Politik.
Deswegen ist die politische Struktur genau dieselbe geblieben wie unter Mao.
Wie geht das eigentlich, dass man in der Wirtschaft sich zur Welt öffnet und politisch die Einflüsse des westlichen politischen Systems fernhalten will?
Theoretisch scheint es unmöglich zu sein, aber wir sehen mehrere Länder, zum Beispiel in Asien, die auch keine Demokratien sind, aber sie sind wirtschaftlich sehr erfolgreich.
Also Südkorea oder Singapur?
Zum Beispiel.
Und es gibt auch Nicht-Chinesen, die mich immer wieder fragen, ist Demokratie in einem so großen Land wie China überhaupt möglich oder mit so vielen Menschen überhaupt möglich?
Und manche sind auch der Auffassung, nee, das ist nicht möglich in einem solchen größeren Land.
Denn die Hardliners sorgen für eine Stabilität, die auch für die Ausländer günstig ist.
Zum Beispiel für die Investitionen, für die ökonomische Zusammenarbeit, der Handel und so weiter.
Man ist verschiedener Meinungen.
Auf der anderen Seite waren es zum Beispiel 1989 auch chinesische Intellektuelle und Studenten, die nach Demokratie gerufen haben.
Stimmt, aber man versucht auch etwas zu machen, was man im Westen sieht, ohne zu wissen wie.
Und auf dem Thüringenplatz konnte man sie erstens,
Göttin der Freiheit aus den USA.
Und dann kam auch Gorbatschow dazu und Gorbi, Gorbi, helft uns.
Also alles durcheinander.
Die Studenten hatten keine Ahnung, was sie eigentlich wollten.
Nur sie wollten ein bisschen mehr Liberalisierung, mehr Freiheit, aber wohin damit?
Ich glaube nicht, dass sie wirklich den Begriff verstanden haben.
Einen großen kulturellen Streit, kann man sagen, gibt es ja derzeit auch um diesen Begriff Menschenrechte.
Meinen Sie, dass das etwas ist, was überall auf der Welt in ähnlicher Form gilt?
Oder muss man da doch kulturelle Zugeständnisse machen?
Bedeuten Menschenrechte zum Beispiel in der chinesischen Gesellschaft letztlich doch ein bisschen was anderes als in Europa?
Also ich habe 22 Jahre in der Verbannung verbringen müssen und ich denke, ich weiß schon, was Menschenrechte heißt.
Aber ich muss doch weiter sagen, auch dieser Begriff war nicht chinesisch.
Und das ist gar nicht schwer zu verstehen, denn wir Chinesen haben immer unter dem Kaisertum gelebt.
Und es ist kaum zu erwarten, dass die Chinesen unter einem Kaiser an ihre Rechte denken konnten.
Das war total unmöglich.
Und seitdem hatten wir zwar eine erste Republik und dann diese Volksrepublik und die Führer hießen und heißen nicht mehr Kaiser, aber die politische Struktur ist im Land eigentlich unverändert geblieben.
Deswegen ist es für mich dieser Begriff Menschenrechte genauso fremd wie der Begriff Demokratie.
Und zweitens, ich bin skeptisch, ob man wirklich sagen darf, das ist ein universal anerkannter Begriff.
Ich denke zum Beispiel, als Mensch muss jeder essen.
Das ist universal.
Aber was man isst, wie man isst und wo man isst, wie viel man isst,
Das kann nicht universal sein.
Und wenn das Volk überhaupt nicht darauf vorbereitet ist, und wenn man von diesem Volk verlernt, dass das Volk genauso demokratisch denkend sein soll oder genauso bewusst sein soll wie die westlichen Menschen, um ihre Rechte zu kämpfen, ich denke, das ist eigentlich eine gute Absicht, aber ein bisschen zu früh.
Wir Chinesen sind überfordert.
Haben Sie eigentlich Hoffnung in die heutige chinesische Jugend?
Ja, ich nehme es sehr gelassen.
Lassen die jungen Chinesen es so weitermachen.
Und sie müssen auch aus ihren eigenen Fehlern lernen.
Es ist heute zu früh, ihnen zu sagen, nein, das geht nicht.
Zuerst Ideal oder was Heiliges und so weiter, das hat keinen Sinn.
Und eines Tages werden die jungen Children auch selber lernen, ach so, Komfort, Konsum, Reichtum, nee, das ist nicht alles.
Wir brauchen noch ein bisschen mehr.
Aber jetzt ist es zu früh, ihnen das zu sagen.
Sie müssen es selber lernen.
Man sagt manchmal auch in China, dass dieser Verlust an
sagen wir mal, ideologischen Werten oder auch gesellschaftlichen Werten, dass das zum Teil, ähnlich wie das in Osteuropa passiert ist, ein bisschen ausgeglichen wird durch eine nationalistische Strömung.
Sehen Sie da nicht auch eine Gefahr, dass das einmal umschlagen könnte in Chauvinismus oder nationalen Größenwahn sogar?
Ich verstehe schon die Angst der Nüchenesen.
Man hat über die Gelbe Gefahr gesprochen oder die
blauen Ameisen und so weiter.
Aber eine Tatsache kann uns sehr gut beruhigen, denn was die Chinesen heute möchten, ist ein reiches Land, ein starkes Land und ein reiches Volk.
Und um diese Ziele zu erreichen, braucht man im Lande und außerhalb des Landes eine friedliche Umgebung.
Deswegen ist es für die Chinesen
unvorstellbar, dass sie zur gleichen Zeit zwei Ziele verfolgen können, das heißt im Lande ökonomischen Aufbau und nach außen Kriege führen.
Das ist total unlogisch.
Was müsste eigentlich passieren oder was müsste gemacht werden, damit sich diese
schlimmen Jahre des Maoismus und der Kulturrevolution, diese schlimmen Dinge, die Sie auch persönlich erfahren mussten, nicht mehr wiederholen?
Was ist das, was Ihre Generation den jungen Leuten da in China vielleicht mitgeben könnte?
Ich denke, alles ist nur ein Traum oder ein Wunsch, wenn das Kulturniveau des Volkes immer so bleibt wie heute.
Man kann von einem Anaphabeten auf dem Lande nicht erwarten, dass er von sich selbst den Begriff Demokratie oder Menschenrechte verstehen soll.
Volke soll dieses Bewusstsein bekommen.
Und es dauert ein bisschen, bis das Volk selber lernen kann, was wollen wir eigentlich.
Und komischerweise kann kein Volk von den Fehlern anderer Völker lernen.
Man muss selber die selben Fehler einmal gemacht haben, um zu verstehen, nee, das war ein Fehler.
Also lassen die jungen Schäden so weitermachen, Fehler machen, und dann, sie müssen selber auch lernen.
Und dann wird es anders werden.
Also Bildung ist letzten Endes auch der Schlüssel zu einer politischen Erneuerung in China.
Ja, ja.
Ich bin total Ihrer Meinung.
Das ist mein Wunsch.
Und ich sehe auch die Hoffnung meines Landes darin, eine Aufklärung, eine landesweite, andauernde Aufklärung.
Waren Sie eigentlich jemals verbittert über Ihr Land nach dem, was Sie selber mitgemacht haben?
Verpötet ja, aber nicht gegen mein Land oder gegen mein Volk, denn mein Land und mein Volk hat mir nie etwas angetan.
Ich bin ein Sohn des Landes und ein Sohn des Volkes und mein Prinzip
Es ist immer gewesen, die Politiker, die politischen Parteien, die Regierungen kommen und gehen, aber das Land bleibt, das Volk bleibt.
Und ich arbeite auch jetzt mit 70 und außerhalb Chinas für mein Land und für mein Volk weiter.
Herr Professor Zhou, danke für dieses Gespräch.
Helmut Opledal sprach mit Professor Zhou Jun über persönliche Erfahrungen und aktuelle Entwicklungen in China.
Ein erneutes Unwohlsein des Papstes hat diese Woche wieder für Spekulationen über seinen Gesundheitszustand gesorgt.
Johannes Paul II.
musste am Dienstag überraschend eine Messe absagen.
Mittwochabend unterzog er sich einer ärztlichen Untersuchung.
Er soll sich für Röntgenaufnahmen und einer Computertomographie kurz im Krankenhaus aufgehalten haben.
Nach Angaben des Vatikan habe es sich um eine geplante Arztvisite gehandelt.
Dennoch wirkt der Papst schwach und müde.
Ein müder Hirte, schrieb die römische Tageszeitung La Republica zum Jahreswechsel 94-95 und wies auf die offensichtlichen Schmerzen und die Schwäche von Papst Johannes Paul II.
hin.
Spätestens seit diesem Zeitpunkt häufen sich die Meldungen über gesundheitliche Probleme des katholischen Oberhirten.
Am Weihnachtstag des vergangenen Jahres wurden dann nicht nur die Gläubigen auf dem Petersplatz,
sondern Millionen Fernsehzuschauer Zeugen eines Schwächeanfalls, als Papst Johannes Paul II.
seine Glückwünsche abbrechen musste.
Der Vatikan sprach von fiebriger Unpestlichkeit und reagiert jedes Mal prompt mit einem Dementi, wenn Indizien für den angegriffenen Gesundheitszustand des Papstes an die Öffentlichkeit gelangen.
So auch im vergangenen März, als sich ein spanischer Jesuit zu Wort meldete.
Demnach leide der Papst nicht nur an Parkinson, sondern auch an einem Dickdarmkrebs, der in ursächlichem Zusammenhang mit dem Attentat stehen soll, durch das Johannes Paul II.
vor 15 Jahren lebensgefährlich verletzt wurde.
Je mehr Gerüchte und Dementi um die Gesundheit des Papstes entstehen, umso öfter taucht die Frage nach seiner Nachfolge auf.
Um die Gerüchtekirche in Grenzen zu halten, hat der Johannes Paul II.
per Erlass seinen Kardinälen verboten, zu Lebzeiten des Papstes und ohne Beratung mit ihm über die Wahl seines Nachfolgers zu verhandeln.
Trotz dieses Schweigegebotes tauchen in den Medien immer wieder die Namen von möglichen Nachfolgern auf.
So gilt nach wie vor der meilender Kardinal Carlo Maria Martini als Papabile, also als möglicher Kandidat für das nächste Papstamt.
Der Jesuit Martini, Bibelexperte und vielsprachig, gilt als sozial engagiert und erfreut sich in Italien grosser Beliebtheit.
Ebenfalls papabile scheint der Erzbischof von Bologna, Giacomo Biffi.
Anders als Martini lässt Biffi durch erzkonservative Äusserungen aufhorchen.
Zu den gehandelten Spitzenkandidaten gehören aber auch Kardinäle aus der sogenannten Dritten Welt.
Aus Lateinamerika, jenem Teil der Erde mit den meisten Katholiken, kommt der ehemalige Erzbischof von Medellin und jetzige Präsident des päpstlichen Rates für die Familie, Alfonso López Trujillo.
Trujillo gilt als einer der entschiedensten Gegner der Theologie der Befreiung.
Aus Schwarzafrika tauchen ebenfalls zwei Namen auf.
der aus Benin stammende Kurienkardinal Bernadin Gantin, der von Johannes Paul II.
zum Dekan des Kardinalskollegiums ernannt wurde, und der Nigerianer Frencis Arinze, der dem päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog vorsteht.
In letzter Zeit sind als ausgesprochene Favoriten noch der Kardinal von Sarajevo Vinko Puljic und der Prager Erzbischof Miloslav Vlk in die Liste der Favoriten eingegangen.
In dieser Liste scheint jedenfalls kein deutschsprachiger und kein Pole zu sein.
Ausschlaggebend für eine Papstwahl dürften ohne dies weniger die Person als die damit verbundene Amtsführung sein.
Die Frage lautet also, nimmt die katholische Kirche im nächsten Jahrtausend einen Reformkurs ein oder schließt sie sich ab?
Mathilde Schwabeneder hat berichtet.
Und wir bleiben beim Thema Gesundheit.
Jetzt geht es allerdings vor allem um die von Jugendlichen.
Die Modedroge Ecstasy kann Langzeitschäden bewirken.
Amerikanische Forschungen haben ergeben, dass die chemischen Stoffe der Droge die Nerven im Zentralgehirn schädigen können.
Die Folgen sind schwere psychische Störungen wie Angst, Verfolgungswahn oder Depressionen, Edith Bachkönig berichtet.
Seit den ersten Toten gilt Ecstasy nicht mehr als harmlose Partydroge.
Dennoch nehmen immer mehr Jugendliche diese kleinen, anregenden Pillen, um am Wochenende in Discos und auf Rave-Partys dazuzugehören.
10.000 Pillen werden allein in Wien an einem Wochenende geschluckt, sagt der Drogenberater Günther Juncke.
Seinen Schätzungen zufolge ist der Konsum der Ecstasy-Pillen in den letzten zwei Jahren um 100 Prozent gestiegen.
Fatal für manche Jugendliche ist, dass sie Ecstasy zusammen mit anderen Drogen nehmen, mit Haschisch, Alkohol, Kokain oder auch Schlaftabletten.
Bei den Drogentoten in der Wiener Arena Anfang des Jahres hat sich auch herausgestellt, dass nicht Ecstasy allein, sondern die Mischung mit Kokain den Tod verursacht hat.
Aber Ecstasy ist deshalb nicht harmlos, sagt der Psychologe Juncke.
Ecstasy hat die Eigenschaft, dass die positiven Wirkungen und Wirkungsweisen relativ rasch nachlassen und die negativen Begleiterscheinungen wie Ängste, Phobien und körperliche Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Kreislaufprobleme
relativ rasch auftreten und gibt es dann unter den Jugendlichen zwei Verhaltensweisen.
Das eine ist, dass die Jugendlichen eine Pause von mehreren Wochen machen und andere versuchen diese negativen Begleiterscheinungen durch Erhöhung der Dosis in den Griff zu kriegen und kommen immer stärker in diese negative
diese negativen Begleiterscheinungen rein und da wird dann die Drogen immer mehr zur Luststeigerung verwendet, sondern zur Betäubung, so wie es auch bei anderen Drogen der Fall ist.
Von psychischen Langzeitfolgen weiß man noch zu wenig, sagt der Drogenberater Günther Juncke, denn um diese zu erforschen, sei die Droge noch zu jung.
Allerdings zeigen amerikanische Studien bereits, dass die Nerven geschädigt werden können.
Versuche mit Amphetaminderivaten, den Grundsubstanzen von Ecstasy bei Affen und Ratten, haben gezeigt, dass sie Veränderungen im Zentralnervensystem bewirken.
Erste Versuche an Menschen haben ergeben, dass die Konzentrationsfähigkeit nachgelassen hat.
Die Wissenschaftler schließen aber aus den Tierversuchen auch ähnliche Reaktionen bei Menschen, und zwar depressive und ängstliche Verstimmungen, Störungen der Impulskontrolle, Appetits-, Schlaf- und Sexualstörungen und Beeinträchtigungen der Denkfähigkeit.
Über die Risiken beim Konsum von Ecstasy und auf was man achten sollte, wenn man Ecstasy nimmt, informiert ein neuer Folder des Gesundheitsministeriums.
Bestellen kann man ihn unter der Telefonnummer 0660 61 38.
Die Folder werden auch bei Rave-Partys verteilt.
Und jetzt nochmals zurück zum ersten Thema im Mittagsschanal, zum Thema Russland.
In Moskau hat der Machtkampf einen neuen Höhepunkt erreicht.
Präsident Boris Jelzin gibt der Forderung seines Sicherheitschefs Lebed nicht nach, Innenminister Kulikow wegen Fehler im Tschetschenien-Krieg zu entlassen.
Kulikow bleibt also im Amt.
Über die neueste Entwicklung berichtet Georg Dox aus Moskau.
Boris Jelzin möchte an Innenminister Anatoly Kulikow festhalten, der russische Sicherheitschef Alexander Lebed
hatte gestern ja ultimativ die Entlassung des Ministers gefordert und ihm vorgeworfen, für die Eskalation des Tschetschinienkrieges mitverantwortlich zu sein.
Lebed hat mit seinem Rücktritt gedroht, sollte Yeltsin dieser Forderung nicht nachkommen.
Er hat sich geweigert, an einer persönlichen Aussprache mit Kulikow teilzunehmen.
Nach einer Phase relativer Waffenruhe sollen die russischen Streitkräfte wieder Luftangriffe auf tschetschinische Stellungen geflogen haben, auch von Hubschrauberattacken auf die Ortschaft Agun war die Rede.
Das meldete zumindest der Pressesprecher der Tschetschinen.
Die Angriffe würden eine eindeutige Verletzung der Waffenruhe der letzten Tage darstellen.
Trotz der Zwischenfälle möchte sowohl die russische wie die tschetschinische Seite an einem Treffen der Militärchefs heute Nachmittag festhalten.
Die Lage hat sich also wieder verschärft, nachdem in den letzten Tagen schon ein Abklingen der Kämpfe zu beobachten war.
Georg Dox hat aus Moskau berichtet.
12 Uhr und 50 Minuten Zeit für die Kultur im Mittagsschanal.
Eine Opernlegende macht von sich reden.
Der 87-jährige Hans Hotter ist diese Woche nicht nur bei den Salzburger Festspielen aufgetreten, er hat auch seine Lebenserinnerungen veröffentlicht.
Das Buch heißt nach einem Liedzitat »Der Mai war mir gewogen«, ist im Kindler Verlag erschienen und wurde von seinem Autor soeben in Salzburg präsentiert.
Volkmar Pachschalk lässt am Beginn seines Beitrages jenes Musikstück erklingen, das Hotzers Buch den Namen gegeben hat.
Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus.
Der Mai war mir gewogen Mit manchem Blumenstrau.
Der Mai war mir gewogen.
Die optimistischeste Zeile aus Schuberts schwerblütiger Winterreise, die Hans Hotter so oft und so unvergleichlich gesungen hat, steht als Motto über den Lebenserinnerungen eines der größten Opern und Liedsänger unseres Jahrhunderts.
Der 87-Jährige, dessen Diskografie 18 Seiten umfasst und dessen Lied- und Rollenrepertoire aufzuzählen, die Sendezeit sprengen würde, ist bei bester Gesundheit und noch immer aktiv.
So war er in dieser Woche bei den Salzburger Festspielen ein faszinierend markanter Sprecher bei den Choreoliedern von Arnold Schönberg.
Hans Hotter wollte keine Biografie schreiben, sondern Geschichten aus der Sicht eines Künstlers erzählen, der dieses Jahrhundert durchschritten hat.
Ich wollte ihm keine Biografie schreiben.
Mich hat es geschreckt, dass es so viele
Sänger und Schauspieler, Biografien, die sich alle so sehr gleichen.
Nachdem ich in meinen Kollegenkreisen und bei meinen Freunden als Märchentante, als Geschichteerzähler bekannt bin, war es naheliegend, dass alle meinten, du musst einmal ein Buch schreiben über diese vielen Dinge, die du erlebt hast, die Anekdoten.
Im März nächsten Jahres wird Hans Hotter noch einmal als Sprecher in der Zauberflöte in der Wiener Staatsoper auftreten.
Bei dieser Gelegenheit wird er endlich österreichischer Kammersänger werden.
In dem Haus, in dem er ein geradezu zur Legende gewordener, in Statur, Gesang, Spiel und Artikulation idealer Wotan war in den 50er und 60er Jahren.
Und zuletzt als verkommener Skigolch in der Lulu dominierender Mittelpunkt war.
Auch aus der Geschichte der Bayreuther Festspiele der Nachkriegszeit ist der Name Hans Hotter nicht wegzudenken.
Seine Karriere dauert nahezu 66 Jahre.
Neben Geschichten über Dirigentenpersönlichkeiten wie Clemens Kraus, Knappertz-Busch, Klemperer, Erich Kleiber, Furtwängler und Karajan sind in dem Buch die Begegnungen mit Komponisten wie Hans Pfitzner und Richard Strauss besonders hervorgehoben.
Unter Strauss' Leitung hat Hotter auch sehr oft gesungen.
Er war ein Praktiker.
Für jeden Orchestermusiker hatte er einen Rat.
Er wusste, wie die Instrumente, welchen Umfang sie hatten, wie sie spielten.
Und er verstand vom Singen, technisch rein vom Singen.
Technisch vorgängig singt er so viel, das hat man ja gemerkt, wenn man seine Partituren angeschaut hat.
In seinem Telefonbuch
In Garmisch stand nicht den Dirigent-Komponisten, sondern den Kapellmeister.
Das sah er aus seinem eigentlichen Beruf an.
Soweit die Präsentation des Buches der Lebenserinnerungen von Opernlegende Hans Hotter.
Und Josef Wenzel Natik präsentiert Ihnen jetzt noch einmal die neuesten Meldungen.
Jordanien.
König Hussein hat nach heftigen Ausschreitungen im Süden des Landes mit harten Gegenmaßnahmen gedroht.
Wörtlich meinte der König, er habe Anweisung gegeben, gegen die Randalierer mit eiserner Faust vorzugehen.
Gestern hatten tausende Menschen in der Stadt Karak gegen die Verdoppelung der Brotpreise protestiert.
Bei Zusammenschlüssen mit der jordanischen Polizei wurden mehrere Menschen verletzt.
Zypern.
Der griechische Ministerpräsident Simitis wird heute zu einem Besuch in der zypriotischen Hauptstadt Nikosia erwartet.
Anlass für den Besuch sind die jüngsten Auseinandersetzungen zwischen griechischen und türkischen Zyprioten.
In der vergangenen Woche waren zwei griechische Demonstranten auf Zypern von türkischen Sicherheitskräften getötet worden.
Österreich.
Der Dachverband der Umweltorganisationen, ÖGNU, fordert eine Änderung des Atomhaftpflichtgesetzes.
Besonders kritisiert wird die derzeitige Regelung, wonach Schadenersatzansprüche bei Atomunfällen in Österreich nicht möglich sein, wenn sich das betroffene Kraftwerk im Ausland befindet.
Dies mache das gesamte Gesetz sinnlos, so der ÖGNU.
Nach der Vorstellung des Umweltdachverbandes sollte auch die Haftungspflicht ausgeweitet werden.
Italien.
Der frühere christdemokratische Senator Carmine Mensorio hat Selbstmord verübt.
Der 58-Jährige sprang in der Nähe des Adria-Hafens Ancona von einer Fähre ins Wasser und ertrank.
Hintergrund der Tat waren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den Politiker im Zusammenhang mit dessen angeblichen Verbindungen zur Mafia.
Das Wetter heute vom Norden her immer wieder Wolken, stellenweise auch Regen, weiter sonnig in Vorarlberg und Tirol, ab und zu auch im Süden.
Im Osten windig, die Temperaturen erreichen Werte zwischen 19 und 24 Grad bei Sonne etwas mehr.
Damit geht das Samstag-Mittag-Journal zu Ende.
Studio-Regie hatte Hans-Christian Scheidt, für die Technik war Toni Benedikt verantwortlich und durch die Sendung hat sie Ernst Wainisch begleitet.
"Im Journal zu Gast" ist Professor Zhou Chun aus China. Professor Zhou Chun war Dolmetscher im chinesischen Außenministerium, wo er auch für Mao Zedong übersetzte. In den 50er Jahren viel er einer politischen Kampagne zum Opfer und wurde für 22 Jahre politischer Häftling. 1978 wurde er freigelassen und rehabilitiert. 1989 kehrte er von einem Forschungsaufenthalt in Deutschland nicht mehr nach China zurück. Interview: Dolmetscher Zhou Chun.
Mitwirkende:
Opletal, Helmut [Gestaltung]
, Chun, Zhou [Interviewte/r]
Datum:
1996.08.17 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
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Regierung
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Widerstand
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Interview
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Porträt
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Rückblick
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Marxismus und Kommunismus
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
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China
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Die 87-jährige Opernlegende Hans Hotter hat seine Lebenserinnerungen veröffentlicht. Das Buch heißt "Der Mai war mir gewogen". Einblendung: Musikausschnitt "Der Mai war mir gewogen", Einblendung: Musikausschnitt Schönberg, Interview: Sänger Hans Hotter.
Mitwirkende:
Parschalk, Volkmar [Gestaltung]
, Hotter, Hans [Interviewte/r]
Datum:
1996.08.17 [Sendedatum]
Schlagworte:
Kultur
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Porträt
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Printmedien
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Rückblick
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Vokalmusik - Oper
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
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Österreich
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten