Mittagsjournal 1998.07.15

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    Herzlich willkommen zu Mittagsjournal.
    Begrüßt Sie Hans-Christian Scheidt.
    Eine Stunde mit einer Fülle von Informationen erwartet Sie.
    Das sind die Hauptthemen.
    Präsentation des Berichtes der Internationalen Expertenkommission zum umstrittenen slowakischen Atomkraftwerk Mochovce.
    Österreichs Außenminister Schüssel hielt am Vormittag in Straßburg eine Rede vor dem Europaparlament.
    Anlass dazu ist der österreichische EU-Ratsvorsitz.
    Der internationale Währungsfonds, eine Finanzinstitution zur Krisenhilfe, kommt jetzt selbst etwas in die Krise.
    Auslöser für die Probleme ist die Hilfe für Russland.
    Geht dem Währungsfonds selbst das Geld aus, ist die Frage, die wir stellen.
    Das russische Parlament diskutiert heute übrigens in Moskau über die russische Wirtschaftssituation.
    Im Mittagsschanal bildet dann das für Freitag vorgesehene Begräbnis des letzten russischen Zaren Nikolaus II.
    in Sankt Petersburg einen Schwerpunkt.
    Wir berichten über die Vorbereitungen in Russland auf dieses Ereignis und bringen auch einen historischen Rückblick samt Einordnung durch einen Historiker.
    Ein weiteres Thema, die Lage von Österreichs Studenten.
    Sie haben mit zahlreichen Problemen zu kämpfen, sagt die Hochschülerschaft.
    Die Hälfte muss arbeiten, um die Existenz zu sichern, heißt es.
    Und die Kulturredaktion schließlich, die berichtet heute Mittag über die geplante Thomas-Bernhard-Stiftung.
    Und jetzt erster Programmpunkt im Mittagsschanal, die Nachrichten.
    Österreich.
    Die Sicherheitsstandards im slowakischen Atomkraftwerk Mokovce sind Gegenstand eines Expertenberichtes, der heute von der Regierung präsentiert worden ist.
    Die Arbeiten an dem Bericht haben zweieinhalb Monate gedauert.
    An der Erstellung beteiligt waren Wissenschaftler aus mehreren Nationen.
    Vertreter der Bundesregierung haben das Kraftwerksprojekt in Mokovce mehrfach wegen möglicher Sicherheitsmängel kritisiert.
    Außenminister Schüssel hat seine Absicht bekräftigt, die Verhandlungen über eine Erweiterung der EU ab November zu forcieren.
    In einer Rede vor dem Europaparlament anlässlich der Präsentation des Programms für die österreichische Ratspräsidentschaft sagte Schüssel, wegen der gemeinsamen Grenze mit vier der Bewerberstaaten habe Österreich ein besonderes Interesse am Erweiterungsprozess.
    Die Finanzierung der Erweiterung müsse außer Streit gestellt werden.
    Österreich werde sich während seiner Präsidentschaft besonders darum bemühen, sagte der Minister.
    Im Nationalrat berät die Präsidiale über die mögliche Aberkennung des Mandats von Peter Rosenstingl.
    In einer Sondersitzung des Parlaments am Freitag könnte ein entsprechender Antrag an das Verfassungsgericht beschlossen werden.
    Der Anwalt Rosenstingls erklärte, die Geschäftsordnung des Nationalrats lasse eine Mandatsaberkennung nicht zu.
    Der frühere FPÖ-Politiker Rosenstingl befindet sich nach wie vor in Auslieferungshaft in Brasilien.
    Nordirland
    In der Stadt Portadown ist es neuerlich zu Ausschreitungen von Anhängern des protestantischen Oranierordens gekommen.
    Nach Angaben der Behörden attackierten die Oranier Polizisten mit Brandbomben und Feuerwerkskörpern.
    Die Polizei feuerte gummige Schoße ab.
    Über Verletzte ist nichts bekannt.
    Seit mehr als einer Woche protestiert eine Gruppe von Oraniern gegen das behördliche Verbot, die traditionelle Parade des Ordens durch ein katholisches Wohngebiet zu führen.
    USA Präsident Clinton hat den Kongress aufgefordert, den Zahlungen an den Internationalen Währungsfonds zuzustimmen.
    Clinton meinte, eine Bewilligung der Beträge würde die weltweite Stabilität voranbringen.
    Der stellvertretende Direktor des Internationalen Währungsfonds hatte zuvor darauf aufmerksam gemacht, dass die Reserven der Organisation auf den niedrigsten Stand seit Beginn der 80er-Jahre zu fallen drohen.
    Tschechien.
    Das neu gewählte Parlament tritt zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen.
    Stärkste Partei sind die Sozialdemokraten unter Milos Zeman.
    Sie kommen auf 74 Mandate.
    Die Demokratische Bürgerpartei unter dem früheren Ministerpräsidenten Klaus ist mit 63 Sitzen im neuen Parlament in Prag vertreten.
    Die Sozialdemokraten werden eine Minderheitsregierung bilden, die von der Bürgerpartei toleriert wird.
    Eine entsprechende Vereinbarung haben Vertreter beider Fraktionen vor einer Woche fixiert.
    Russland.
    Die Staatsduma hat die Debatte über die sogenannten Antikrisengesetze gestartet.
    Von der Verabschiedung dieser Gesetze hängt es ab, ob Russland von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds Milliardenkredite erhalten wird.
    Die kommunistische sowie die nationalistische Opposition kritisieren, dass die Souveränität des Landes durch diese Auflagen auf unannehmbare Weise eingeschränkt würden.
    Präsident Yeltsin hat die Abgeordneten der Duma gestern neuerlich aufgefordert, den Gesetzen zuzustimmen.
    Die sterblichen Überreste der ermordeten Zarenfamilie werden heute in der Stadt Yekaterinburg in Serge gebetet.
    Zar Nikolaus II., seine Frau und die fünf gemeinsamen Kinder waren im Jahre 1918 von einem bolschewistischen Kommando erschossen worden.
    Die Leichen waren in einem Wald nahe Yekaterinburg vergraben worden.
    Erst im Jahre 1991 wurden die Skelette wiederentdeckt.
    Übermorgen sollen die sterblichen Überreste der letzten Zahnfamilie in St.
    Petersburg beigesetzt werden.
    USA.
    Richard McDonald, der Mitbegründer der nach ihm benannten Restaurantkette, ist gestorben.
    Er stand im 90.
    Lebensjahr.
    Richard McDonald hatte im Jahre 1940 im US-Bundesstaat Kalifornien das erste McDonald's-Restaurant eröffnet.
    Mittlerweile umfasst die Schnellimbisskette mehr als 23.000 Restaurants in 111 Ländern.
    Josef Enselnatek war das mit den Nachrichten und jetzt folgt die Wetterprognose mit Thomas Vostal.
    Der große Regen ist vorbei und in den nächsten Tagen geht es wieder wechselhaft weiter.
    Einmal mit mehr Sonne, dann wieder mit mehr Wolken.
    Auf jeden Fall bleiben die Temperaturen vorerst unter den für Mitte Juli normalen Werten.
    Momentan hat es etwa in Wien und Eisenstadt 21 Grad und es ist wolkig.
    St.
    Pölten und Linz wolkig 19, Salzburg und Innsbruck wolkig 18, Bregenz heiter 18, Graz stark bewölkt 20 und Klagenfurt jetzt stark bewölkt bei nur 15 Grad.
    Heute Nachmittag zeigt sich überall, zumindest zeitweise, die Sonne.
    Auch in Unterkernten und in der südlichen Steiermark lockern die Wolken weiter auf.
    Der eine oder andere Regenschauer lässt sich allerdings nicht ganz ausschließen.
    Am ehesten kann es an der Nordseite der Alpen ein wenig regnen, so im Gebiet von Vorarlberg bis zum Mostviertel.
    Die höchsten Temperaturen liegen heute Nachmittag zwischen 17 und 23 Grad.
    Sogar ziemlich frisch wird es dann morgen in der Früh sein, bei Temperaturen um 10 Grad.
    Aber besonders der Vormittag sollte einigermaßen sonnig verlaufen und mit der Sonne steigen die Temperaturen, ähnlich wie heute, auf 19 bis 23 Grad, in 2000 Meter Höhe auf etwa 7 Grad.
    Am Nachmittag werden die Wolken allerdings mehr und vor allem zwischen Vorarlberg und Oberösterreich könnte es ein wenig regnen.
    Im Donauraum frischt der Westwind auf.
    Am Freitag überwiegen dann die Wolken und man muss am Nachmittag überall mit Regenschauern rechnen, auch Gewitter könnten dabei sein.
    Die Sonne kommt übermorgen nur zwischendurch hervor, aber es wird eine Spur wärmer.
    Erstes Beitragsthema bei uns im Mittagsjournal, das umstrittene Atomkraftwerk Mochovce in der Slowakei.
    Die Sicherheitsstandards im slowakischen Atomkraftwerk sind Gegenstand eines Expertenberichtes, der heute von der Bundesregierung präsentiert worden ist.
    Die Arbeiten an dem Bericht haben zweieinhalb Monate gedauert.
    An der Erstellung waren Wissenschaftler aus mehreren Nationen beteiligt.
    Die Details aus dem Bericht von Franz Simbürger.
    Insgesamt sei das Sicherheitsniveau des Atomkraftwerkes Mohovce vergleichbar mit dem westlicher bereits genehmigter Atomkraftwerke, sagen die Experten in ihrem Mohovce-Bericht.
    Mit zwei allerdings wesentlichen Ausnahmen.
    Nämlich einerseits der Widerstandsfähigkeit des Reaktordruckgefäßes, also des Herzstückes eines Atomkraftwerkes gegen Versprüden.
    Das Innere eines Reaktors ist ja, sobald die Atombrennstäbe aktiviert sind, einem ständigen Strahlenbeschuss ausgesetzt.
    Und der führt zur Ermüdung der Schutzwände, zu Materialschäden und im schlimmsten Fall wird das Ganze undicht.
    Der zweite schwerwiegende Mangel ist das Fehlen eines sogenannten Containments, also einer zusätzlichen Schutzhülle um den Reaktorkern für den Fall der Fälle.
    Über diese zentralen Fragen gab es, auch das bemängeln die Experten, auch keine ausreichenden Unterlagen, um wenigstens theoretisch die Haltbarkeit des Materials zu erfassen.
    In den Stellungnahmen der einzelnen Wissenschaftler aufgelistet sind auch noch eine Reihe weiterer Sicherheitsprobleme.
    So etwa die Frage, wie weit die Installationen in Mohofdsee gegen Blitzschlag geschützt sind.
    Derzeit, so meint der dafür zuständige Experte, sei das Risiko noch zu groß, dass Blitzschläge Schäden im Kraftwerk auslösten.
    Auch die Erdbebengefahr müsse neu analysiert werden, meinen andere Experten.
    Probleme gibt es auch mit dem Brandschutz.
    Einige Fenster, so heißt es im Bericht, bieten überhaupt keinen Brandschutz und auch andere Brandschutzeinrichtungen müssten noch verbessert werden.
    Geregelt werden sollte auch, wie viele Menschen zu welchen Bereichen des Kraftwerks Zugang haben, fordern die Experten.
    Zurzeit dürfen einfach zu viele Menschen auch in heikle Bereiche des Atomkraftwerks, was natürlich die Gefahr menschlicher Fehler erhöht.
    Ebenfalls kritisiert wird, dass die Betreiber selbst noch nicht einmal über alle technischen Unterlagen von den Herstellerfirmen verfügen.
    Und schließlich, und das ist wieder ein schwerwiegenderer Punkt, wurde noch nicht getestet, wie weit das Druckabbausystem mit einer möglichen Überhitzung und mit Überdruck im Kühlwasserkreislauf fertig wird.
    Alles in allem, so die Experten, braucht es, um Mohof C angemessen sicher zu betreiben, ständige Wachsamkeit und hohe weitere Investitionen, auch in den nächsten Jahren.
    Mit der Fertigstellung und in Betriebnahme ist es jedenfalls nicht getan.
    Franz Simbürger informierte.
    Die Interpretation des MOCH-FC-Berichtes bei einer Pressekonferenz lieferten am Vormittag in Wien Konsumentenschutzministerin Brammer und der Risikoforscher Professor Kromp.
    Er war der Leiter der internationalen MOCH-FC-Expertenkommission.
    Dieter Baunemann berichtet.
    Mehrfach gab es bei der Präsentation des Sicherheitsberichtes Kritik an der Slowakei.
    Die slowakischen Betreiber haben es dem Experten-Team nicht leicht gemacht, sagt der Leiter der Expertenkommission Wolfgang Kromp.
    Der ursprünglich vereinbarte Ablauf, und zwar vereinbart mit slowensker Elektrarne und seitens unseres Institutes, konnte nicht eingehalten werden.
    Der Grund war, dass eben Unterlagen nicht in der international üblichen Form zugänglich gemacht wurden, insbesondere Unterlagen, die wichtigste Komponente des Kernkraftwerks, nämlich den Reaktordruckbehälter, betreffend.
    Auch Ministerin Barbara Brammer hat sich mehr Kooperation mit der Slowakei gewünscht.
    Bedeutlicherweise hat im Laufe dieses Prozesses, auch dieses Walkdowns 2, diese Transparenz eben nicht zur Gänze stattgefunden.
    was uns in Österreich die österreichische Bundesregierung veranlasst hat, auch weitere Überlegungen anzustellen, um eines zu erreichen, nämlich Klarheit darüber zu schaffen, wie tatsächlich jetzt die Sicherheitsstandards in Mochovce gegeben sind oder nicht gegeben sind.
    In weiteren Gesprächen wird es notwendig sein, so Brammer, die slowakischen Betreiber des Atomkraftwerkes davon zu überzeugen, warum Österreich Sicherheitsbedenken habe, sagt Brammer.
    Ich denke, es ist wesentlich und wichtig zu signalisieren, auch an die Slowakei, dass das Wissen um die Sicherheit von Atomkraftwerken nicht etwas ist, das Einmischung von außen bedeutet, sondern das grundsätzliches Interesse bedeutet für die jeweiligen Staaten, also auch die Slowakei, aber auch anderer Nachbarstaaten.
    Österreich halte aber weiterhin an seiner Forderung nach einem Gesamtausstieg aus der Atomkraft fest, doch gleichzeitig müsse man auch auf verbesserte Sicherheitsstandards setzen, um als Verhandlungspartner glaubwürdig zu sein.
    Mit dem Experten-Team auch der amerikanische Atomsicherheitsspezialist Professor Harold Denton.
    Er ist mit den technischen Verbesserungen im Großen und Ganzen zufrieden, allerdings eben mit Einschränkungen.
    Auf die Frage, ob es ungefährlich ist, in der Nähe von Mokhovce zu leben, sagt Denton,
    Ich würde es als sicher ansehen, wenn sie auf unsere Vorwürfe reagieren.
    In einigen Gebieten sind sie auf westlichem Standard.
    Sie haben alte sowjetische Geräte ersetzt und wesentliche Kritikpunkte unseres Reports ausgeräumt.
    Wenn sie mich auch in den restlichen Punkten zufriedenstellen können, die wir kritisiert haben, würde ich es als sicher ansehen, dort zu leben.
    Ähnlich argumentiert auch der Leiter der Expertenkommission Wolfgang Kromp.
    Kann er sich vorstellen, in der Nähe des slowakischen Kernkraftwerkes zu wohnen?
    Ich muss persönlich sagen, dass ich persönlich für mich bereit bin, relativ großes Risiko auf mich zu nehmen und ich persönlich würde mich nicht fürchten, in einer Hofze zu leben.
    Ich würde allerdings sehr viel Energie verwenden,
    um erstens den tatsächlichen Sicherheitsstandard von der Hofze herauszubekommen und zweitens um alles in meiner Macht Stehende zu tun, um den Sicherheitsstandard zu verbessern.
    Soweit mein Bericht hier von der Pressekonferenz der Expertenkommission.
    Ich gebe zurück zum Studio des Mittagschanals.
    Danke Dieter Bornemann.
    Jetzt die Mittagschanal zu einem Russland-Schwerpunkt.
    Historisches und aktuelles werden wir behandeln.
    Wir beginnen mit Historischem.
    Für die russische Führung ist es eine Frage der Ehre.
    Zum Ausgang des 20.
    Jahrhunderts will sie einen Beweis der Versöhnung mit der Geschichte liefern.
    Auf Anordnung von Präsident Boris Jelzin werden am 17.
    Juli, also am Freitag, genau 80 Jahre nach der Ermordung des letzten russischen Zaren Nikolaus II.
    und dessen Familie, deren sterbliche Überreste in St.
    Petersburg, zu Grabe getragen.
    Das Zeremoniell in der Peter- und Pauls-Festung der Familienkruft der Romanovs wird jedoch ein bescheidenes Staatsbegräbnis finanziert mit mageren Mitteln aus dem Budget.
    Den Strich durch die Rechnung der Regierung machte die russisch-orthodoxe Kirche Patriarch Alexej II.
    sagte seine Teilnahme an dem historischen Akt ab.
    Daraufhin verzichtete auch Präsident Jelzin auf die Reise nach St.
    Petersburg.
    Und selbst der russische und westeuropäische Adel hält zum großen Teil Distanz zum Zarenbegräbnis, das seltsamste Begräbnis des 20.
    Jahrhunderts, so titelt eine Moskauer Zeitung.
    Georg Dox aus Moskau.
    Die Initiative zur Wiederauffindung der Zarengebeine ging vom sowjetischen Innenministerium aus.
    Ein Dokumentarfilm und ein Historiker machten sich Ende der 70er Jahre auf, die verscharrten Überreste in der Nähe von Jekaterinburg zu suchen.
    Trotz der unzähligen Legenden rund um die Ermordung der Zahnfamilie und trotz der falsch gelegten Fährten während des Bürgerkriegs waren die Privatforscher tatsächlich erfolgreich.
    Die Untersuchungen einer gerichtsmedizinischen Kommission haben dann die Echtheit der Funde bestätigt.
    Prinz Philipp, ein Großneffe der letzten Zarin, hat daran mit einer Blutprobe mitgewirkt.
    Die Leiche des früh verstorbenen Bruders des ermordeten Zahn wurde zu Untersuchungszwecken exhumiert.
    Doch die orthodoxe Kirche folgt anderen Gesetzen.
    Zwar wurde allgemein angenommen, die Kirche würde die Auffindung der sterblichen Überreste und die Arbeit der Wissenschaftler begrüßen, doch es kam anders.
    Immer noch herrscht die Angst vor einem gravierenden Fehler zu begehen.
    Die orthodoxe Kirche möchte Nikolaus II.
    im Jahr 2000 heilig sprechen.
    Die sterblichen Überreste werden dann reliquien.
    Die Anbetung falscher Reliquien aber würde der Kirche schwersten Schaden zufügen.
    Der Patriarch wird also nicht nach St.
    Petersburg kommen.
    Die Automatik aber, mit der Boris Jelzin daraufhin seinerseits seine Teilnahme abgesagt hat, hat Befremden ausgelöst.
    Zu deutlich wurde klar, dass Hierarchie und Staat in Russland nach wie vor eins sind.
    Dass Jelzin in seiner Zeit als erster Parteisekretär des Sverdlovsker Kreises auf Befehl von Andropov den Tatort hat niederwalzen lassen, also das Ipatiev-Haus im damaligen Sverdlovsk, kann eine gewisse Rolle bei seiner Entscheidung gespielt haben.
    Auch entspricht es nicht dem Selbstverständnis von Boris Jelzin, sich vor jemandem zu verbeugen oder gar Schuldeingeständnisse zu machen.
    Nach der Entscheidung des Präsidenten setzt dann geradezu eine Fluchtbewegung ein.
    Weder der Ministerpräsident noch der Moskauer Bürgermeister, auch die von Moskau unterstützte Thronanwärterin wird nun nicht nach St.
    Petersburg kommen.
    Die Euphorie der Reformperiode unmittelbar nach dem Ende der Sowjetunion ist vorüber.
    Damals, Anfang der 90er Jahre konnte man noch hoffen, der Umgang mit der Geschichte würde nun ein radikal anderer.
    Von der Möglichkeit, nun endlich die ganze Wahrheit über Lenin, Stalin und die letzten Jahre des Zarismus zu erfahren, hat man sich viel für den Genesungsprozess der Gesellschaft erwartet.
    Heute haben sich andere Probleme in den Vordergrund geschoben.
    Die Wirtschaftskrise und ihre politischen Konsequenzen dominieren die öffentliche Diskussion.
    Die Auseinandersetzung über einen umstrittenen Herrscher kann warten.
    Wer war dieser letzte russische Zaren Nikolaus II.?
    Was führte zu seinem Sturz und zu seiner Abdankung und dann schließlich zu seiner Ermordung?
    Eine historische Einordnung seiner Personen und der damaligen Ereignisse von Elisa Wasch.
    Bereits die Krönung Nikolaus II.
    im Jahr 1894 stand unter keinem guten Stern.
    In der Menge brach Panik aus, weit über 1000 Menschen wurden totgetreten.
    Trotzdem sagte der neue Zar die Feiern nicht ab, der Hofstaat tanzte weiter.
    Das Ignorieren von notwendigen Änderungen, das unbedingte Festhalten an Traditionen war ein Wesenszug des letzten Zaren von Russland.
    Obwohl das Reich dringend politische Reformen brauchte, klammerte er sich an die überlieferte Autokratie.
    Fantasien von Demokratie bezeichnete er als unsinnig.
    Unter großem politischen Druck willigte er erst 1905 in die Bildung eines Parlaments der Duma ein.
    Doch sie hatte wenig Rechte, der Zar konnte sie überstimmen.
    All das führte schliesslich zur Revolution.
    Nikolaus II.
    wird häufig als sanfter Familienmensch beschrieben, dem die Staatsgeschäfte eigentlich zutiefst zuwider waren.
    Er war mit der deutschen Prinzessin Alice von Hessen-Darmstadt verheiratet, die den russischen Namen Aleksandra Fjodorovna annahm.
    Die Zarin bekam vier Töchter, Olga, Tatjana, Maria und Anastasia, bevor der ersehnte Thronfolger Alexej geboren wurde.
    Alexej litt an der damals unbehandelbaren Bluterkrankheit, er war schwächlich und musste jegliches Verletzungsrisiko vermeiden.
    Nicht zuletzt wegen der Krankheit des Zarewitsch kam der ebenso legendäre wie zweifelhafte sibirische Wunderheiler Rasputin am Hof zu großen Ehren.
    Vor allem die Zarin vertraute ihm blind.
    Er beeinflusste zunehmend die Staatsgeschäfte.
    Nikolaus stand dem religiösen Wahn seiner Frau hilflos gegenüber.
    Immer wieder bezeugen Biografen dem letzten Zarin Willensschwäche und Schicksalsergebenheit.
    Der erste Weltkrieg verlief für Russland katastrophal.
    Acht Millionen Gefallene, Vermisste und Gefangene, Lebensmittelknappheit und vor allem Kriegsmüdigkeit führten 1917 zur Februar-Revolution.
    Zar Nikolaus II.
    wurde zur Abdankung gezwungen.
    Die über 300 Jahre währende Herrschaft der Familie Romanov war damit zu Ende.
    Nikolaus wurde mit seiner Familie dorthin verschickt, wohin die Zaren traditionellerweise ihre Gegner verbannt hatten, nach Sibirien.
    Nach der Oktoberrevolution der Bolschewiken 1917 wurden die Romanovs nach Yekaterinburg im Ural gebracht.
    Als die zahntreuen Weißen im Sommer 1918 immer näher an Yekaterinburg heranrückten und die Bolschewiken fürchten mussten, die Stadt nicht mehr halten zu können, wurde schliesslich der Befehl zur Hinrichtung der Zahnfamilie gegeben.
    Für die neuen Herrscher war es eine Genugtuung, die verhassten Repräsentanten der alten Ordnung beiseite zu schaffen.
    In der Nacht vom 17. auf den 18.
    Juli 1918 wurde die Familie samt einer kleinen Dienerschaft unter dem Vorwand, sie würde fotografiert werden, in den Keller ihres Hauses geführt und durch ein Erschießungskommando brutal niedergestreckt.
    Doch das war der Anfang des Mythos, der sich bis jetzt um die letzte Zahnfamilie rankt.
    Die Bolschewiken befürchteten einen Märtyrerkult um die Gebeine und verscharrten sie in einem Wald bei Yekaterinburg.
    1979 fanden ein Geologe und ein Filmemacher nach privaten Nachforschungen das Grab, doch das blieb, bis zu Gorbatschows Glasnost, ein wohlgehütetes Geheimnis.
    Die Echtheit der Knochen ist durch eine moderne DNA-Analyse mittlerweile bestätigt.
    Ungeklärt bleibt jedoch, warum die Gebeine von Thronfolger Alexej und einer seiner Schwestern, Anastasia oder Maria, fehlen.
    Möglicherweise wurden sie verbrannt.
    Diese Ungewissheit wurde von zahlreichen Menschen ausgenutzt, die sich für Alexei bzw.
    Anastasia ausgaben.
    Die bekannteste Anastasia Usurpatorin Anna Anderson wurde allerdings als Schwindlerin entlarvt und zwar ebenfalls durch eine Genanalyse.
    Soweit der Beitrag von Elisa Wasch über den letzten Zaren.
    Bei mir im Studio jetzt der Osteuropa-Experte und Historiker-Universitätsprofessor Walter Leitsch, mit dem ich ein wenig über die historische Bedeutung der Romanov-Herrschaft in Russland sprechen will.
    Mehr als 300 Jahre lang hat die Romanov-Dynastie über Russland geherrscht.
    Unter ihrem autokratischen Regime wurde das Reich zur stärksten slawischen Macht und dehnte sich bis in den fernen Osten aus.
    Innenpolitisch und besonders wirtschaftlich konnte es jedoch nicht mit der Entwicklung vergleichbar damals im Westen Schritt halten.
    Herr Professor, würden Sie einer solchen Interpretation zustimmen?
    Er könnte nicht Schritt halten.
    Um das wirklich zu erklären, müsste man sehr weiter ausgreifen.
    Es war wohl nicht die Schuld der Dynastie, oder zumindest nicht die Schuld der Dynastie allein, dass die Wirtschaft im Vergleich zu Westeuropa rückständig war.
    Es war die Sozialstruktur, die man begann in den 60er-Jahren zu
    reformieren, da sind diese Reformen so auf halbem Weg stecken geblieben, sodass auch am Ende des 19.
    Jahrhunderts Russland noch weit davon entfernt war, auch nur gute Aussichten zu haben, die hochindustrialisierten Länder Westeuropas einzuholen.
    Wenn wir in die Geschichte blicken, es gab insgesamt 17 Romanov-Zaren.
    Die bedeutendsten vielleicht die Namen, die sozusagen auch aus dem Schulunterricht bekannt sind, das waren die Namen von Peter dem Großen und Katharina der Großen.
    Katharina war eine Anhaltsherbst, also eine Deutsche und stammte aus einem ganz kleinen deutschen Fürstenhaus.
    Sie hat überhaupt kein russisches Blut, sie hat nur einen Zahn geheiratet, den sie sehr schnell beseitigte.
    Sie führte das Land aber zu einer kulturellen Blüte und eigentlich zu einer europäischen Grausmacht.
    Kann man das so grob vereinfacht sagen?
    Da würde ich doch Peter dem Großen die wirkliche Leistung zuschreiben und nicht dir.
    Sie war allerdings im Vergleich zu Peter viel geschickter in der Eigenreklame.
    Sie hat Intellektuelle gekauft in Westeuropa, die ihren Ruhm verbreiteten dort.
    Das hat der Peter nicht gemacht.
    Was ist aus heutiger Sicht von den Romanovs sozusagen übrig geblieben in Russland, wenn man das so sagen kann?
    Na ja, eine ganze Reihe von sehr prächtigen Schlössern.
    Und natürlich lernen die Russen in der Geschichte, was diese Zahnten gemacht haben.
    Und es ist schwer zu überblicken, was man da jetzt unterrichtet.
    Das ist eher chaotisch.
    Aber auch in den kommunistischen Zeiten hat man ja seit Stalin den Geschichtsunterricht völlig reformierte,
    sozusagen die Heldenleistungen, wenn immer es solche gab, der Romanov sehr unterstrichen und auch betont.
    Also es ist nicht so, dass man das unter den Tisch hätte fallen lassen.
    Hat sich in Russland so etwas wie ein Romanov-Mythos entwickeln können oder entwickelt?
    Etwa vergleichbar dem Habsburger Mythos, sag ich jetzt, in Österreich, wo man heute noch sozusagen in Österreich der Vergangenheit auf Schritt und Tritt begegnet und dies auch durchaus sehr stark touristisch nutzt.
    Ja, und gibt es auch bei uns seit Ende der Monarchie und das war also ein riesen Krach, aber
    Einige Gesellschaftsschichten haben den Krach überdauert.
    Die 20er-Jahre waren in Wien noch eine große Zeit unserer Aristokratie, und die waren in Russland weg.
    Und die hätten wohl die Möglichkeit und auch das Interesse gehabt, vielleicht eine solche Wertschätzung der Monarchie noch weiter zu verfolgen.
    Aber irgendwelche Leute in Russland selbst
    die vernehmbar ihre Meinung verbreiten konnten.
    Und diese Ansicht gab es ja gar nicht.
    Denn die kommunistische Regierung hat natürlich dafür gesorgt, dass niemand da irgendwelche Ideen verbreiten konnte, die den ihren zuwiderliefen.
    Und das wäre ja in dem Fall
    gewesen.
    Nach 80 Jahren jetzt, nach dem Tod des letzten Zaren, gibt es auch eigentlich in Russland doch immer wieder Gerüchte, die hauptsächlich in den Zeitungen auftauchen, nach Rückkehr von Verwandten aus der Romanov-Dynastie nach Russland.
    Und da gibt es immer wieder Spekulationen, dass Verwandte Repräsentationsaufgaben im heutigen Russland übernehmen könnten.
    Messen Sie diesen Spekulationen irgendwelche Bedeutung bei?
    Naja, man muss dabei bedenken, dass natürlich diejenigen Menschen, die vielleicht an solch einer Rückkehr im Prinzip Interesse hätten,
    dass die die kommunistische Zeit als eine Leidenszeit sehen und die Vertreter der Dynastie haben sich diese Leiden erspart und haben fröhlich in Paris oder sonst wo gelebt in der Zwischenzeit.
    Und das ist natürlich ihr Handicap.
    Außerdem kennen sie ihr eigenes Land eigentlich gar nicht mehr.
    Man kann natürlich fragen, wie weit die Zahlen des 19.
    Jahrhunderts
    wussten, was ihr Volk denkt und was ihr Volk will.
    Wahrscheinlich wussten sie es weitgehend nicht.
    Auch aufgrund der Größe des Landes einfach.
    Ja, aber die heutigen noch lebenden Vertreter der Dynastie sind ja aufgewachsen im Ausland.
    Natürlich wird die Sprachtradition gepflegt, die können natürlich alle Russisch, das ist ja gar keine Frage.
    Aber sie kennen Russland nicht.
    Danke, Herr Prof. Leitsch, für dieses Gespräch.
    Das zahren Begründnis ist übrigens auch ein Thema in der ORF-Fernsehberichterstattung.
    Dazu einige Programmhinweise.
    Die feierliche Umbettung der Särge in der Katerinburg wird heute in ORF 2 ab 13.35 Uhr übertragen.
    Morgen zeigt ebenfalls wieder ORF 2 die Überführung der Särge nach St.
    Petersburg.
    Beginn der Übertragung morgen, 12.05 Uhr.
    Und am Freitag dann die feierliche Einsegnung und Beisetzung von 9.05 Uhr bis 10.35 Uhr ebenfalls in ORF 2.
    Während nun also in Russland die Vorbereitungen für das Begräbnis der Zarengebeine in vollem Gange sind, etwas von imperialem Glanz der Geschichte aufkommt, haben viele Menschen im heutigen Russland mit dem täglichen Überleben zu kämpfen.
    Die Ausbezahlung ihrer Löhne lässt weit auf sich warten.
    Die russische Wirtschaft hat mit enormen Problemen zu kämpfen.
    Ein Milliardenkredit des internationalen Währungsfonds soll eine Katastrophe verhindern.
    Doch für diesen Kredit muss die russische Regierung ein strenges Reformpaket umsetzen, könnte dabei aber am Widerstand des russischen Parlaments scheitern.
    Heute jedenfalls berät die Duma das russische Parlament in einer Sondersitzung in Moskau über die von der Regierung vorgeschlagenen Reformen.
    Hier ein Bericht von Karin Koller.
    Ein Rettungsanker für die russische Wirtschaft ist greifbar nahe.
    Der vergangene Woche vom Internationalen Währungsfonds und der Weltbank genehmigte Kredit in der Höhe von umgerechnet fast 290 Milliarden Schilling an Russland.
    Das Geld kann zwar nicht alle anstehenden wirtschaftlichen Probleme des Landes lösen, doch fürs nächste Mal kann damit der Rubel stabil gehalten werden, was den Abfluss ausländischen Kapitals zunächst einmal verhindern hilft.
    Und was vielleicht ebenso wichtig ist, der Kredit ist ein Beweis dafür, dass der Westen weiterhin Vertrauen in die russische Wirtschaft und die russische Regierung hat.
    Vertrauen, das Ministerpräsident Kiriyenko und auch Präsident Boris Yeltsin angesichts streikender Bergarbeiter im Land und angesichts wachsenden Unmuts in der Bevölkerung mehr als nötig haben.
    Doch noch hat Russland das Geld nicht.
    An den Kredit sind strenge Auflagen geknüpft, die russische Regierung muss ein rigoroses Sparpaket durchziehen.
    Ministerpräsident Sergej Kyrienko hatte nach Anfang des Monats sein Reformprogramm der Duma, dem Unterhaus des russischen Parlaments, vorgelegt.
    Doch damit begann wieder einmal ein für die russische Innenpolitik
    Nur allzu bekanntes Spiel.
    Die Regierung will Reformen, die von den Kommunisten dominierte Duma blockiert.
    So auch diesmal.
    Bei der ersten Abstimmung über das Reformpaket am 1.
    Juli wurde nur ein Teil der Vorschläge von den Abgeordneten angenommen.
    Über die noch offenen Punkte wird eben heute und morgen debattiert.
    Doch angesichts der jüngsten Aussagen von Kommunistenchefs Juganov, der von einem unantnehmbaren Programm spricht, scheint es mehr als möglich, dass die Duma noch weitere Sondersitzungen zu diesem Thema einberufen wird.
    Doch die Zeit drängt.
    Der Kredit des IWF ist dringend notwendig, um den Fall der russischen Wirtschaft ins Bodenlose zu verhindern.
    Eine Abwertung des Rubels hätte neben den wirtschaftlichen auch unabsehbare soziale Folgen.
    Die Menschen würden um ihre Ersparnisse gebracht, die Inflation würde rapid ansteigen, die Preise auch.
    Für die meisten Menschen in Russland, die sich schon jetzt mehr schlecht als recht das Überleben sichern, wäre das eine Katastrophe.
    Die Stimmung ist dennoch angespannt, das zeigen auch die Aussagen von Präsident Jelzin in den vergangenen Tagen.
    Boris Jelzin drohte damit der Auflösung des Parlaments, eine Drohung, die er kurz darauf wieder zurücknahm.
    Und der Präsident nahm besorgniserregende Worte wie Putsch und Umsturzpläne in den Mund.
    Worte, die eine Reihe von Spekulationen über die politische Krise in Russland auslösten.
    Sofort wurde er aber wieder beruhigt.
    Keine Rede von Putsch, versicherte erst gestern wieder Präsidentensprecher Jastrzejewski.
    Niemand kann derzeit sagen, was an den Worten Yeltsin wirklich dran ist.
    Viele vermuten, er wolle mit solchen Horrorszenarien die Kommunisten zu einer Zusammenarbeit mit der Regierung bewegen.
    Und vielleicht geht diese Rechnung auch auf und die Kommunisten lenken, wie schon so oft in letzter Minute, wieder ein.
    Karin Koller berichtete.
    Beim internationalen Währungsfonds läuten die Alarmglocken.
    Die Finanzspritze für Russland wird den Fonds derart in Anspruch nehmen, dass der Tank der Krisenfeuerwehr praktisch ausgepumpt ist.
    IWF-Chef Michel Camdessus sucht jetzt als Feuerwehrhauptmann nach neuen Löschteichen.
    Er stößt dabei aber zunehmend auf Widerstände, vor allem beim größten Beitragszahler bei den USA.
    Die Weigerung des Kongresses, zusätzliche Geldmittel locker zu machen, lässt mittlerweile laut Zeitungsberichten sogar Finanzminister Rubin an den Rücktritt denken.
    Doch wie pleite ist der Weltwährungsfonds wirklich?
    Ist die scheinbar mächtige Organisation am Ende?
    Antworten darauf im folgenden Beitrag von Josef Schweizer.
    Eines gleich vorweg, der internationale Währungsfonds ist weit entfernt von jeder Pleite.
    Wollte man den IWF mit einer Firma vergleichen, dann könnte man höchstens vom Aufbrauchen der Eigenmittel sprechen.
    Doch der IWF ist keine Firma, er ist eher eine Versicherung auf Gegenseitigkeit, in der Tat eine Art freiwillige Feuerwehr.
    Gegründet wurde der Weltwährungsfonds vor 54 Jahren, um das internationale Finanzsystem nach dem Zweiten Weltkrieg auf stabile Füße zu stellen.
    Die Mitglieder, mittlerweile 182 Staaten, zahlen einen Art Mitgliedsbeitrag.
    Diese sogenannte Quote richtet sich nach der Wirtschaftskraft des jeweiligen Landes.
    Die Quote entscheidet über die Stimmrechte in den Entscheidungsgremien des Fonds und auch über die Mittel, die man selbst einmal im Notfall in Anspruch nehmen kann.
    Die größte Quote entfällt mit 18% auf die USA, Deutschland hat etwa 5%, Österreich rund ein Zehntel davon.
    Der so ermittelte Mitgliedsanteil Österreichs beträgt 20 Milliarden Schilling.
    Drei Viertel davon hat der Währungsfonds bis jetzt tatsächlich in Anspruch genommen, den Rest kann der Fonds jederzeit abrufen und das wird er wohl auch tun.
    Denn diese regulären Mitgliedsbeiträge sind so gut wie erschöpft.
    Die bereits vereinbarte Aufstockung ist von wichtigen Beitragszahlern wie den USA noch nicht umgesetzt.
    Doch der IWF hat noch andere Reserven.
    Die haben zwar nicht mehr den Charakter von Eigenmitteln, sondern eher den von Kreditlinien.
    Doch sie haben den Vorteil, dass die Vereinbarungen seit langem bestehen.
    Gemeint ist die sogenannte allgemeine Kreditvereinbarung, ein Abkommen des IWF mit den zehn wichtigsten Industriestaaten.
    Es erlaubt ihm bis zu 220 Milliarden Shilling als Kredit abzurufen.
    Bisher wurde dieses Mittel aber noch nicht eingesetzt, weil es den Charakter einer extremen Notmaßnahme hat und von den Finanzmärkten als Alarmsignal betrachtet wird.
    Noch einmal so viele Mittel erschließt die sogenannte neue Kreditvereinbarung, die mit dem größeren Teilnehmerkreis abgeschlossen wurde und demnächst formell abgezeichnet werden soll.
    Wenn der IWF derzeit also an finanzielle Grenzen stößt, dann liegt das vor allem am politischen Unwillen mächtiger Beitragszahler, die Mittel aufzustocken.
    Warnungen vor Geldknappheit sind als Appelle zu verstehen, das Geld doch endlich einzuzahlen.
    Berichterstatter war Josef Schweizer.
    Einen politischen Auftritt Österreichs gab es heute im EU-Parlament in Straßburg.
    Direkt aus Brüssel vom Außenministerrat kommend, präsentierte Außenminister Wolfgang Schüssel den Abgeordneten des EU-Parlaments das Programm der österreichischen Präsidentschaft.
    Beschäftigung, EU-Osterweiterung und Reformen waren die wichtigsten Punkte der 40-minütigen Redeschüssels, der bei den Abgeordneten auch um gute Zusammenarbeit warb.
    Herrn Sehr Straßburg, Michael Czocklich.
    Das Plenum war recht schütterbesetzt, Parlamentspräsidium und EU-Kommission hingegen waren vollzählig, als Außenminister Wolfgang Schüssel das Wort als amtierender Ratspräsident ergriff.
    In Europa-blauem Anzug und bunten Mascherl gab Schüssel einen Abriss über die Arbeitsvorhaben der österreichischen Präsidentschaft.
    Oberste Priorität hat die Beschäftigungspolitik.
    Europa muss mehr tun, um die Arbeitslosigkeit zu senken, betonte Schüssel und verwies auf die Leitlinien für Beschäftigung, die beim Gipfel in Wien beschlossen werden sollen.
    Mit den vor der EU-Türe stehenden osteuropäischen Ländern will Österreich noch im Herbst mit konkreten Verhandlungen beginnen.
    Schüssel legte dabei ein klares Bekenntnis für die Erweiterung der EU ab.
    Gerade aufgrund unserer besonderen Lage, früher Randlage, heute Herzlage, sind wir wie kaum ein anderes Land am Erfolg dieser Erweiterung interessiert.
    Ich füge hinzu,
    Man muss ehrlich sein zu den Bürgern.
    Die Erweiterung kostet etwas.
    Aber diese Erweiterungskosten, niedergelegt in der Vorbeitrittsstrategie und in den Beitrittsgeldmitteln, die im Vorschlag der Kommission, ich glaube, zurecht und sehr richtig angesprochen wurden, sind wahrscheinlich die beste Investition in unsere eigene Zukunft.
    Um für die Erweiterung gerüstet zu sein, müsse die EU allerdings erst einige Hausaufgaben erledigen, betonte Schüssel.
    Die Reform der Agrar- und Strukturpolitik, die Frage der Finanzierung, aber auch die Institutionenreform müssten zielstrebig ausverhandelt und erledigt werden.
    Schüssel begrüßte die jüngste Debatte um mehr Bürgernähe in der EU.
    Mit Lippenbekenntnissen werde man die Menschen nicht für Europa begeistern, warnte Schüssel.
    Allerdings, ohne Europa gäbe es für die Nationalstaaten keine Antwort auf die globalen Herausforderungen.
    Zum Thema Kosovo sagte Schüssel, die EU müsse in dieser Krisenregion Flagge zeigen und dürfe nicht den Amerikanern allein die Verhandlungen überlassen.
    Wie reagierten die Abgeordneten auf das österreichische Präsidentschaftsprogramm?
    Wir gratulieren der Ratspräsidentschaft zu ihrem Programm, sagte der sozialdemokratische Europaabgeordnete Hannes Wobuter.
    Wenn sie nur 80 Prozent ihrer Vorhaben verwirklichen kann, ist ihnen unser Applaus sicher.
    Wilfried Martens von der Europäischen Volkspartei forderte die EU zu mehr Weitblick auf.
    Was für ein Europa wollen wir eigentlich, fragte Martens.
    Überraschend zahm war die freiheitliche Daniela Raschhofer.
    Mit der österreichischen Küche verglich die grüne Abgeordnete Claudia Roth die Pläne Österreichs.
    Europa brauche mehr Demokratie und mehr Beschäftigung und keine Salzburger Lockerln, die bei Berührung zusammenfallen und aus Luft bestehen.
    Michael Tschocklich berichtete aus Straßburg.
    Zum Thema EU ein Hinweis, was Sie schon immer über die EU wissen wollten, das können Sie nun kompakt auf einer Doppel-CD hören.
    Meine Kollegin Konstanze Ripper hat unter dem Titel EU-Erklärung des Unbekannten akustisch hinter die Kulissen der Europäischen Union geblickt.
    Die Doppel-CD zum Preis von 199 Schilling ist im ORF-Shop erhältlich oder kann unter der Wiener Telefonnummer 01, die Vorwahl von Wien, 501 01 88 81 bestellt werden.
    Jetzt nach Österreich.
    Der mutmaßliche Millionenbetrüger Peter Rosenstingl könnte sein Mandat als Nationalratsabgeordneter schon bald verlieren.
    Sollte Rosenstingl am Freitag bei der letzten Sitzung des Nationalrats vor der Sommerpause nicht aufkreuzen, was wahrscheinlich ist,
    wird der Nationalrat den Verfassungsgerichtshof mit einem Mandatsaberkennungsverfahren beauftragen.
    Die Präsidenten des Nationalrats und die Klubobleute der fünf Parlamentsparteien beraten derzeit über den Parlamentsfahrplan für den Freitag.
    Mehr von Helma Poschner.
    Schon seit zweieinhalb Monaten sitzt die Hauptperson, um die es heute geht, im fernen Brasilien.
    Seit mehr als fünf Wochen hat Peter Rosenstingl dort allerdings das gemütliche Appartement am Strand gegen eine karge Zelle eingetauscht.
    Dort sitzt der mutmaßliche Millionenbetrüger und ehemalige FPÖ-Verkehrssprecher nun und wartet, was weiter geschieht.
    Über seinen Auslieferungsantrag ist noch nicht entschieden mit der Aperkennung des Mandats, könnte es aber bald ernst werden.
    Am Freitag will der Nationalrat den Verfassungsgerichtshof mit der Aperkennung des Mandats beauftragen.
    Dann endet nämlich eine weitere 30-Tage-Frist, binnen derer Rosenstingl sich hätte im Parlament einfinden müssen.
    Zumindest hätte er aber einen triftigen Grund angeben müssen, warum er bei den Nationalratssitzungen fehlt.
    Der Entschuldigungsgrund, untersuchungshaft in Brasilien, hat dem Nationalrat nicht gereicht.
    Rosenstingl ist ja nicht verschleppt worden, er habe Österreich freiwillig verlassen.
    Außerdem habe er es in der Hand gehabt, auch freiwillig wieder zurückzukehren, so die Argumentation im Hohen Haus.
    Rosenstingls Anwalt Manfred Eineter ist trotzdem überzeugt, Rosenstingl dürfe das Mandat nicht weggenommen werden.
    Stimmt nicht, erwidert Nationalratspräsident Heinz Fischer.
    Es ist deshalb falsch, weil es sehr wohl vom Verfassungsgerichtshof aberkannt werden kann.
    Das steht in der Verfassung und in der Geschäftsordnung.
    Und zu prüfen ist nur, ob die Voraussetzungen dafür vorliegen und das wird der Verfassungsgerichtshof zu entscheiden haben.
    Und Ihrer Meinung nach liegen die Voraussetzungen für eine Aberkennung sehr wohl vor?
    Wir werden darüber am Freitag im Hauptausschuss und dann im Plenum diskutieren, aber ich gehe davon aus, dass der Herr Abgeordnete Rosenstingl sich absichtlich und wohlüberlegt aus Österreich entfernt hat und eine Gelegenheit zur Rückkehr nicht wahrgenommen hat und dass der Herr
    es driftige Gründe gibt, einen solchen Antrag an den Verfassungsgerichtshof zu stellen und dass dafür die Rechtsgrundlagen vorhanden sind und dass der Verfassungsgerichtshof die Kompetenz hat, darüber zu entscheiden, das kann ja nicht ernsthaft bestritten werden.
    Der Präsident des Verfassungsgerichtshofs Ludwig Adamowitsch hat angekündigt, es werde eine rasche Entscheidung in der Sache Rosenstinkl geben, sollte der Nationalrat am Freitag den erwarteten Antrag stellen.
    Wann die Entscheidung vorliegen wird, ist aber noch unklar.
    Will Rosenstingl sein Mandat noch retten, müsste er am Freitag zur Nationalratssitzung im Hohen Haus erscheinen.
    Aber daran glaubt niemand mehr.
    Auch wenn die Studenten derzeit Sommerpause haben, ist ihre Situation ein Thema in unserem Mittagschanal.
    Die sozialen Unterschiede unter Österreichs Studenten werden immer größer, das sagt jetzt eine neue Studie der Hochschülerschaft.
    Ein Viertel der Studiose hängt voll im Existenzkampf, weitere 25 Prozent müssen immer nebenbei jobben, um studieren zu können.
    Und das Gefälle wird immer größer, näheres von Martin Heidinger.
    Lediglich die Hälfte der Studenten kommt relativ sorgenfrei über die Runden.
    Das sind meist jene, deren Eltern am Studienort wohnen und die so unmittelbare Unterstützung bekommen.
    Extrem benachteiligt sind die Studenten, deren Eltern in keiner Universitätsstadt leben und ihren Kindern auch keine geförderte oder Eigentumswohnung zur Verfügung stellen können.
    ÖH-Vorsitzender Wolfgang Gattringer will daher die Studienbeihilfen erhöht wissen.
    Es ist notwendig, die Studienbeihilfe massiv auszudehnen, einer grundlegenden, umfassenden Reform zu unterziehen.
    Sie muss ausgeweitet werden, der Bezirkheiz muss ausgeweitet werden, auch in den Mittelstandskategorien, sie muss erhöht werden.
    Und andererseits ist es auch notwendig, die Studien selbst zu reformieren, sodass sie auch in dieser Mindestzeit zu studieren sind, weil wir auch sehen, dass gerade nach dem fünften Semester, wo die ersten Beihilfen verloren gegangen sind, die Nebenjobtätigkeit massiv zunimmt.
    der große erste Einschnitt passiert und die finanzielle Situation sich ab da wirklich massiv verschlechtert.
    Undenkbar ist für Gattringer in dieser Situation die oft diskutierte Einführung von Studiengebühren.
    Wir haben jetzt, bereits nach dem letzten Sparpaket, einen sozialen Numerus clausus.
    Wir haben
    ganz massive soziale Ungerechtigkeiten im System.
    Das System deckt nicht alle Schichten ab, was es sollte.
    Wenn man Studiengebühren hat, wird die Situation noch drastisch verschärft.
    Statt 20 Prozent dieses Studiums ohne einen Job nicht mehr leisten zu können, werden wir 40 bis 50 Prozent haben, die sich ein Studium ohne nebenbei Berufstätigkeit nicht leisten können.
    Hier werden bewusst soziale Schichten ausgeschlossen vom Studium, vor allem aus Unterein- bzw.
    aus Mittelstandsfamilien.
    In den unteren Einkommenskategorien greift die soziale Absicherung, sie greift aber nicht in der Mitte.
    Und wer Studiengebühren will, will bewusst einige Gruppen der Bevölkerung von einer höheren Ausbildung ausschließen.
    Schon jetzt zeige sich, so der Studentenvertreter, dass durch die steigende studentische Berufstätigkeit die Zahl der Studienabbrecher wächst, ein Schaden für die Volkswirtschaft.
    Interessantes Detail der Studie, in Wien lebt es sich für Studenten noch immer am billigsten.
    Dort zahlen 33 Prozent weniger als 1.000 Schilling Miete im Monat.
    In den anderen Bundesländern sind es nur knapp 29 Prozent, die sich einer derart niedrigen Miete erfreuen.
    Martin Heidinger berichtete.
    Und jetzt ein Programmhinweis für heute Abend.
    In den beiden Wiener Hilton Hotels, Wiener Hilton und Wiener Plaza, sind wir von den Anfragen her bis jetzt ausgebucht für Silvester 99-2000.
    Die Gruppen, die angefragt haben, müssen eineinhalb Jahre vorher schon die erste Anzahlung leisten und die Anzahlungen sind dann nicht mehr rückvergötet, wenn sie stornieren sollten.
    Da gibt es Reiseangebote, zum Beispiel auf die Insel Tonga,
    als erstes das Jahr 2000 erreichen wird, weil das bei der Datumsgrenze liegt.
    Und es erreicht uns also die Nachricht, dass also Tonga praktisch schon ausgebucht ist.
    Und was erwartet den Tonga-Reisenden zu Hause, wenn der Computer vom Jahrtausendwechsel überrascht wurde?
    Da kommen die Lagerarbeiter um sechs Uhr in der Früh rein, sperren die Halle auf und plötzlich war die halbe Halle leer voll Konserven.
    Was ist passiert?
    Der sogenannte Roboter, der die Regale richtet, abhängig vom Datum,
    hat auf der Konserve gelesen 00 als Datum, also es wurde produziert übers Jahrtausenddatum hinaus, Ablaufdatum, konnte nichts damit anfangen, assoziiert das ist Müll und hat automatisch die guten Dosen auf die Müllhalde geführt.
    Cash 2000, eine Vorschau von Ulrike Schmitzer, Journal Panorama, 18.20 Uhr, Österreich 1.
    Hierzulande in Österreich wird derzeit heftig über das Wetter gesprochen.
    Viele klagen über das vorherrschende Wetter.
    Wir würden uns nicht gerade eine Hitzewelle wünschen, aber doch ein etwas besseres Wetter, mehr Sonne.
    In Teilen der USA würde man sich wahrscheinlich eher ein Wetter wie bei uns derzeit wünschen.
    In Texas macht nun nämlich eine extreme Hitzewelle den Menschen zu schaffen.
    Auch Todesopfer sind bereits zu beklagen, wie unser Korrespondent Peter Fritz berichtet.
    Das schlimmste Hitzeunglück ereignete sich in Gallup im Bundesstaat New Mexico.
    Vier Kinder kletterten in den Kofferraum eines Geländewagens.
    Das Schloss schnappte zu.
    Drei der Kinder starben einen qualvollen Hitzetod.
    Das vierte schwebt in Lebensgefahr.
    In der Stadt Dulles in Texas haben die Behörden einen gesundheitlichen Notstand ausgerufen.
    Die Hitzewelle hat allein in dieser Stadt schon 16 Menschenleben gefordert.
    Die meisten Toten waren ältere Leute, oft zu Hause in behelfsmäßig adaptierten Quartieren ohne ausreichende Kühlung.
    Mit dem Notstand verbindet die Stadt Dallas eine ganze Reihe von Maßnahmen.
    So werden öffentliche Gebäude, wie etwa Büchereien, länger offen halten, damit sie mit ihren Klimaanlagen als Zufluchtsort dienen können.
    Ein eigener Hitzenotruf wird rund um die Uhr erreichbar sein und alle Einwohner wurden aufgefordert, sich besonders intensiv um ältere oder kranke Verwandte zu kümmern.
    Seit vielen Tagen hält die Hitzewelle in Texas an.
    Den Höhepunkt hatte sie am Sonntag mit 43 Grad Celsius erreicht.
    Ein Ende ist aber nicht abzusehen.
    Die berühmten Rinderherden in Texas werden heuer schrumpfen.
    Viele Rancher müssen ihre Tiere früher verkaufen.
    Das Gras auf den Weiden ist vielerorts verdorrt.
    Ein Rancher sagt, wir sind von einem Extrem ins andere gefallen.
    Zuerst war es zu früh zu feucht und jetzt ist es zu trocken und zu heiß.
    Wir sind von einem Extrem zu dem anderen gegangen.
    US-Vizepräsident Al Gore hat die Hitzewelle als Alarmsignal gedeutet.
    Er sagt, die weltweite Erwärmung ist Realität und er fordert schärfere Maßnahmen gegen die Anreicherung der Atmosphäre mit Schadstoffen.
    Bei den Gesetzgebern auf dem Kapitol hat er dafür bisher aber kaum Verbündete gefunden.
    Ganz allgemein sagen Experten voraus, dass die Extreme schärfer werden.
    Der Meteorologe Brian Norcross sagt, es wird mehr Überschwemmungen geben, mehr Kälte, mehr Hitze und auch mehr Wirbelstürme.
    Es wird sich radikaler verändern.
    Wir werden mehr Flusses sehen, mehr Hitze, mehr Kälte und wahrscheinlich mehr Hurrikanen.
    Wie zum Beweis für diese Aussage haben Überschwemmungen nach einem Gewitterregen in Tennessee vier Tote gefordert.
    100 Menschen mussten vor dem Fluten in Sicherheit gebracht werden.
    Aus den USA jetzt wieder zurück nach Österreich und hier zur Kultur.
    In Wien wurde heute endlich offiziell die sogenannte Thomas-Bernhard-Stiftung präsentiert, von der in den vergangenen Wochen und Monaten viel die Rede war.
    Der Vorstand, aber auch die testamentarischen Nachtlassverwalter Peter Fabian und Siegfried Unseld waren heute anwesend.
    Gernot Zimmermann informiert.
    Im noblen Rahmen des Französischen Kulturinstituts im Wiener Palais Clamgalas wurde heute Vormittag die Thomas Bernhard Privatstiftung vorgestellt.
    Nicht von ungefähr, sollte dabei doch das Verhältnis des Autors zur französischen Literatur und die internationale Bedeutung der Stiftung betont werden.
    Auch im dreiköpfigen Vorstand der Stiftung sitzt ein Franzose, der Sorbonne-Professor Jean-Marie Waincler, neben dem Leiter des österreichischen Literaturarchivs Wendelin Schmidt-Dengler,
    und Thomas Bernhards Halbbruder Dr. Peter Fabian.
    Auf ihn geht ja die Initiative zur Gründung der Stiftung zurück.
    Lange Zeit war allerdings vom zweiten Verwalter des Nachlasses Siegfried Unseld, dem Leiter des Frankfurter Surkamp Verlages, keine Stellungnahme zu haben.
    Für ihn fiel in der letzten Zeit eines seiner schwersten Entscheidungen als Verleger.
    Für ihn, Thomas Bernhard, war es
    Einerseits klar, dass es sozusagen so einen Nachlass gar nicht geben sollte.
    Er wollte die Idee des Nachlass gar nicht.
    Und wenn er der Meinung war, es gibt sozusagen keinen Nachlass, und ein paar Tage später hat er dann im Testament festgelegt, dass Herr Fabian und ich doch Nachlassverwalter sind, also war ihm doch auch klar,
    Es gab hier da etwas zu verwalten.
    Die beiden haben sich also zu diesem Schritt durchgerungen, um den Nachlass Thomas Bernhards wissenschaftlich zu sichten, das Thomas Bernhard Archiv zu errichten und die Immobilien in Oberösterreich zu betreuen.
    Am wichtigsten aber scheint der Fall des von Thomas Bernhard für Österreich im Testament festgelegten Publikations- und Aufführungsverbotes.
    Dazu Peter Fabian heute Vormittag.
    Die zwölf Beiratsmitglieder der Stiftung, sie werden im Herbst an der konstituierten Sitzung teilnehmen.
    Sie haben nicht ohne Vorbehalt und mit Ausnahme eines einzigen in einer ersten Brieflichen Befragung zum Faktum des testamentarisch verfügten Verbots für Österreich für das Beenden der bisherigen Praxis und für dessen Aufheben gestimmt.
    Für Sie und mich sind vor allem Vernunftgründe ausschlaggebend gewesen.
    Die eigenen Worte des Dichters, nämlich, mein Stern wird strahlen und vom Ausland her werde ich zurückkommen, mögen uns dies erleichtert haben.
    Die Stiftung soll dafür der notwendige Rahmen sein.
    Siegfried Unseld zur Vorgangsweise bei der Handhabung des Aufführungsverbotes für Österreich, Vorhaben für das Burgtheater und die Salzburger Festspiele gibt es ja bereits.
    Wir werden prüfen,
    Es wird also im Einzelfall geprüft werden.
    Die Bernhards Stiftung ist privater Natur.
    Das wurde auch dadurch klar, dass die Vertreter der Republik, die zu ihrer Gründung zuschießen, heute im Auditorium saßen.
    Man will überhaupt in Zukunft eher durch private Geldgeber existieren.
    Wohl ein Zeichen dafür, dass man Bernhards Angst vor Vereinnahmung durch den Staat nur zu gut kannte.
    Durch die Stiftung ist das Werk dieses gleichermaßen schwierigen wie hierzulande geliebten Autors in seinem Weiterbestehen gesichert, abschließend Siegfried Unseld.
    Ich habe das sehr begrüßt, dass Herr Fabian diese Stiftung gegründet hat.
    Diese Stiftung kann in der Tat jetzt eine Brücke sein zwischen einem neuen Verstehen von Thomas Bernhardt hier, auch seinem Verstehen gegenüber Österreich,
    Wie fast alle großen Autoren war es ja nicht nur seine Kritik an Österreich, sondern es war Liebe.
    Es war, wenn Sie wollen, Hass-Liebe.
    Heute wurde also in Wien die sogenannte Thomas-Bernhard-Stiftung präsentiert.
    Jetzt noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Konsumentenschutzministerin Prammer hat heute den internationalen Expertenbericht über das umstrittene slowakische Atomkraftwerk Mochovce präsentiert.
    Bemängelt wird, dass um den Reaktorkern keine zusätzliche Schutzhülle errichtet worden sei.
    Die Widerstandsfähigkeit des Reaktordruckgefäßes gegen Versprödung sei ebenfalls unklar, heißt es in dem Bericht.
    Außenminister Schüssel kündigt für November substanzielle Verhandlungen zur Erweiterung der EU an.
    Vor dem Europaparlament sagte Schüssel, Österreich werde sich während seiner EU-Präsidentschaft darum bemühen, dass die Finanzierung der Erweiterung außer Streit gestellt werde.
    Im heimischen Lebensmittelhandel sind die Umsatzzuwächse 1997 erstmals nach drei Jahren wieder über der Inflationsrate gelegen.
    Gewinne verzeichneten vor allem die großen Lebensmittelketten wie Billa oder Spar.
    Präsident Khatami hat einen Reformer als neuen Innenminister nominiert.
    Abdul Wahed Lari war bisher für Rechts- und Parlamentsangeregenheiten in der Regierung zuständig und gilt als Vertrauter des Präsidenten.
    Türkei.
    Bei Kämpfen zwischen der türkischen Armee und kurdischen Rebellen im Osten des Landes sind 17 Soldaten getötet worden.
    Der Zwischenfall ereignete sich in der Nähe der Grenze zum Irak.
    Näheres ist nicht bekannt.
    Südkorea.
    Am zweiten Tag des Generalstreiks sind Haftbefehle gegen vier Gewerkschaftsführer erlassen worden.
    Damit hat die Regierung ihre Ankündigung wahrgemacht, massiv gegen illegale Arbeitsniederlegungen vorzugehen.
    Das Wetter heute Nachmittag, zeitweise sonnig, im Donauraum windig, ein paar Regenschauer am ehesten an der Nordseite der Alpen zwischen Vorarlberg und Niederösterreich.
    Die Höchstwerte 17 bis 23 Grad.
    Das war unser heutiges Mittagsschanal von Mittwoch.
    Regie hatte Werner Löw, Tontechnik Anton Benedikt und als Moderator verabschiedet sich Hans-Christian Scheid auf wiederhören schönen Tag noch.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Wostal, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Mochovce-Bericht im Detail
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Technik ; Atomenergie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Slowakei
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ministerin Prammer präsentiert Mochovce-Bericht
    Mitwirkende: Bornemann, Dieter [Gestaltung] , Prammer, Barbara [Interviewte/r] , Danton, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Technik ; Atomenergie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich ; Slowakei
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beginn der Feierlichkeiten zur Zaren-Beisetzung: Russisches Tauziehen um Begräbnis
    Mitwirkende: Dox, Georg [Gestaltung]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Staatsakte ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Russland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zaren-Beisetzung: Historischer Rückblick
    Mitwirkende: Vass, Elisa [Gestaltung]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Staatsakte ; Rückblick ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Russland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beginn der Feierlichkeiten zur Zaren-Beisetzung: Moderationsgespräch mit Historiker Prof. Walter Leitsch
    Mitwirkende: Scheid, Hans-Christian [Gestaltung] , Leitsch, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Staatsakte ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Russland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Moskauer Duma debattiert Wirtschaftskrisenplan
    Mitwirkende: Koller, Karin [Gestaltung]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wirtschaftspolitik ; Krisen und Konflikte ; Regierung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Russland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Geht dem internationalen Währungsfonds das Geld aus?
    Mitwirkende: Schweinzer, Josef [Gestaltung]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Außenminister Schüssel vor Europa-Parlament: Österreichs EU-Programm
    Mitwirkende: Csoklich, Michael [Gestaltung] , Schüssel, Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; EU ; Parlament ; Außenpolitik ; Parteien / ÖVP ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Frankreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nationalrats-Präsidiale bereitet Sondersitzung zu Rosenstingl vor
    Mitwirkende: Poschner, Helma [Gestaltung] , Fischer, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Parlament ; Parteien / FPÖ ; Parteien / SPÖ ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖH zur sozialen Lage der Studenten
    Mitwirkende: Haidinger, Martin [Gestaltung] , Gattringer, Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Bildung ; Universität ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Panorama Trailer: Cash 2000 - das Geschäft mit dem Millenium
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wirtschaftspolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hitzewelle in Texas
    Mitwirkende: Fritz, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; USA - Vereinigte Staaten von Amerika
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konstituierung der Thomas Bernhard Stiftung
    Mitwirkende: Zimmermann, Gernot [Gestaltung]
    Datum: 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Literatur ; Kulturpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1998.07.15
    Spieldauer 00:55:36
    Mitwirkende ORF [Produzent]
    Datum 1998.07.15 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-980715_k02
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    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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