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KI-generiertes Transkript
Mittagsjournal.
Willkommen zu einer Stunde Mittagsinformation am Samstag.
Ihr Begleiter durch die Sendung ist Wolfgang Wittmann.
Gleich ein Blick auf unser Beitragsprogramm.
Wir bringen das Neueste über die gestern aufgedeckte, verhängnisvolle Patientenverwechslung im Wiener Allgemeinen Krankenhaus.
Wie berichtet, wurden dort einem Mann irrtümlich die Hoden entfernt.
Dann Informationen zu den Fragen, wer kandidiert bei der Dezemberwahl für den Nationalrat,
Wer kommt, wer geht im Hohen Haus?
Wir haben bei den Parteien recherchiert.
Im Journal zu Gast ist heute der Präsident der Nationalbank, Klaus Liebscher, mit einem Aufruf zur Budgetsanierung von den Ausgaben her.
Aus dem Inland dann noch ein Beitrag über den gar nicht so seltenen Analphabetismus in Österreich und eine kurze Vorinformation zum morgigen großen Sirenenheulen in Wien, einem lautstarken Probealarm am Sonntagmittag.
Auslandsthemen in diesem Mittagschanal sind die morgigen Wahlen in Kroatien, das Unabhängigkeitsreferendum in Quebec am Montag, ein grotesker Prozess gegen einen Kritiker des russischen Verteidigungsministers Kratschow und eine Reportage über die nach wie vor geheimnisvollen russischen Atomstädte.
Von der Kulturredaktion ein Beitrag über das Gastspiel des Jazz-Saxophonisten Ornette Coleman in Wien.
Soweit die Themenvorschau.
Jetzt ein Nachrichtenüberblick, den Georg Schalgruber verfasst hat.
Sprecher ist Josef Wenzel-Natek.
Russland.
Der Gesundheitszustand des 64-jährigen Präsidenten Boris Jelzin hat sich nach offiziellen Angaben nicht geändert.
Yeltsin ist am Donnerstag zum zweiten Mal mit Herzbeschwerden in das Zentralkrankenhaus von Moskau eingeliefert worden.
Gestern wurde bekannt gegeben, dass er bis Ende November unter strenger ärztlicher Kontrolle bleiben muss.
Der Chefarzt hat heute von Besuchen am Krankenbett abgeraten.
Ursprünglich hat man angenommen, dass Yeltsin offiziellen Besuch möglicherweise von seinem Berater Ilyushin bekommen könnte.
USA.
Washington und Moskau haben sich über wichtige Details der russischen Beteiligung an der geplanten Friedenstruppe in Bosnien geeinigt.
Russland wird sich nach einem Friedensschluss in Bosnien mit mehreren tausend Mann an einer multinationalen Spezialeinheit beteiligen.
Diese Einheit wird aber nicht Teil der NATO-Friedensstreitmacht sein.
Die Truppe soll Aufgaben in den Bereichen Transport, Wiederaufbau und Ingenieurwesen übernehmen.
Auch der US-Senat hat nun für einen Gesetzentwurf gestimmt, wonach das Budget innerhalb von sieben Jahren kein Defizit mehr haben soll.
Harter Kern dieser Pläne sind drastische Kürzungen im Sozial- und Gesundheitswesen.
Die Abstimmung im Senat fiel ähnlich wie im Repräsentantenhaus äußerst knapp aus.
Präsident Clinton hat bereits sein Veto angekündigt.
Dadurch würde er den von den Republikanern beherrschten Kongress vor eine hohe Hürde stellen, denn ein Präsidentenveto kann nur durch eine Zweidrittelmehrheit überstimmt werden.
Französisch-Polynesien.
Ungeachtet der internationalen Proteste hat Frankreich den dritten Atombombentest der neuen Versuchsreihe durchgeführt.
Auf dem Mourouro-Atoll explodierte ein Sprengsatz mit einer Stärke von weniger als 60 Kilotonnen.
Er war somit schwächer als die ersten beiden Versuche.
Staatspräsident Chirac hat vor wenigen Tagen erklärt, es werde statt der geplanten acht nur sechs Tests geben.
Dies würde bedeuten, dass noch drei bevorstehen.
International gab es neuerlich Proteste, vor allem von Greenpeace.
Kanada.
Etwa 150.000 Menschen haben in Montreal dafür demonstriert, dass die Einheit Kanadas erhalten bleibt.
Am Montag findet in der französischsprachigen Provinz Quebec eine Volksabstimmung über eine Loslösung von Kanada statt.
In Montreal ist es zu riesigen Verkehrsstauungen gekommen, zumal viele Bürger von weit her angereist sind, um bei dieser Veranstaltung mitzumachen, die vielfach als Kreuzzug für Kanada bezeichnet wird.
Auch Regierungschef Crétien hat immer wieder für die Einheit des Landes geworben.
Italien.
In Mailand sind 22 Angeklagte, darunter zwei frühere Regierungschefs, wegen Korruption verurteilt worden.
In dem Prozess ging es um Schmiergeldzahlungen beim seinerzeit geplanten Zusammenschluss der staatlichen Energiefirma Eni
und der Monte Edison Gruppe.
Der Prozess hatte daher den Namen Enimont verfahren.
Verurteilt wurde unter anderem die ehemaligen Ministerpräsidenten Bettino Craxi und Arnaldo Forlani, weiters der Vorsitzende der Lega Nord Umberto Bossi.
Die meisten der mehrjährigen Haftstrafen wurden auf Bewährung ausgesetzt.
Alle Angeklagten haben Berufung angekündigt.
Deutschland.
Das international organisierte Verbrechen breitet sich dramatisch aus.
Zu diesem Schluss kamen Fachleute aus Politik, Polizei und Justiz bei einem Seminar der Konrad-Adenauer-Stiftung in Celle.
Der Polizei und den Ermittlungsbehörden fehlt es dagegen an technischen Hilfsmitteln und an Personal.
Der Schaden, den das international organisierte Verbrechen verursacht, wird inzwischen auf mehrere hundert Milliarden Dollar jährlich geschätzt.
Griechenland.
Im Süden der Insel Kreta, nächst dem Hafendorf Agia Galini, ist eine deutsche Touristin von herabstürzenden Gestein- und Erdmassen erschlagen worden.
Vier britische Urlauber sind schwer verletzt worden.
Möglicherweise findet man noch weitere Opfer.
Der schmale Sandstrand wird in dieser Region von steilen Felsen überragt.
Das Meer wäscht den Felsen aus, dadurch kommt es häufig zu Erdrutschen.
In diesem Gebiet Kretas sind schon zahlreiche Menschen auf diese Weise ums Leben gekommen.
Nach diesen Mittagsmeldungen ein ausführlicher und langfristiger Blick aufs Wetter von und mit Gerhard Steiner.
Am Wochenende fließt feuchte Luft nach Österreich und sie bringt uns nach vier Wochen Trockenheit den ersten nennenswerten Regen.
Trotzdem sich die Sonne eher rar macht, bleibt es relativ mild.
Und damit zu den aktuellen Meldungen aus den Landeshauptstädten.
Wien Regen 8 Grad, Eisenstadt leichter Regen 7, St.
Pölten stark bewölkt 13, Linz stark bewölkt 12, Salzburg stark bewölkt 14 Grad, Innsbruck wolkig 15, Bregenz wolkig 16, Graz stark bewölkt 10 und Klagenfurt wolkig 9 Grad.
Heute kann es besonders von Salzburg ostwärts noch den einen oder anderen Regenschauer geben, zwischendurch lockert es aber ein wenig auf.
Zeitweise sonnig wird der Nachmittag dagegen in Vorarlberg, Tirol und in Kärnten.
Die Temperaturen können je nach Sonne noch 13 bis 19 Grad erreichen.
In der Nacht kann es nur ganz vereinzelt regnen, stellenweise bildet sich aber Nebel.
Immerhin bleibt es, wie schon in der vergangenen Nacht, frostfrei.
Es kühlt auf 11 bis 4 Grad ab.
Der Sonntag wird oft Wolken verhangen oder nebelig trüb.
Es kann immer wieder regnen.
Schwerpunkt ist am Vormittag der Osten Österreichs, am Nachmittag dann der Westen.
An den Temperaturen ändert sich wenig, auch morgen 13 bis 19 Grad und etwa 4 Grad in 2000 Meter Höhe.
Die Arbeitswoche beginnt ähnlich, trüb und zeitweise regnerisch, aber immerhin noch Höchstwerte zwischen 12 und 17 Grad.
Und jetzt noch wie an jedem Samstag der Ausblick auf das Wetter der ganzen kommenden Woche.
Am Dienstag und Mittwoch wird es windig sein, zumindest zeitweise scheint aber die Sonne, die Temperaturen erreichen allerdings kaum mehr als 8 bis 14 Grad.
Am Donnerstag sprechen dann sämtliche Computermodelle für einen stürmischen Kaltlufteinbruch.
Wenn die Prognosedaten stimmen, was aus heutiger Sicht noch eher fraglich ist, dann könnte es bis weit herunter schneien.
Und entsprechend rau und eher winterlich würde es auch am Freitag weitergehen.
Unser Meteorologe Gerhard Steiner mit der Langfristprognose.
Wir kommen zu den Beiträgen um 12 Uhr und 8 Minuten.
Im Wiener Allgemeinen Krankenhaus ist also, wie berichtet, so etwas wie ein medizinischer Super-GAU passiert.
Etwa zwei Wochen ist es her, als ein 63-jähriger Mann zu einer harmlosen und alltäglichen Behandlung das AKH betrat.
Unter noch mysteriösen Umständen wurde er aber Opfer einer Verwechslung, landete auf einem Operationstisch und wachte schließlich ohne Hoden wieder auf.
Alles fragt sich, wie konnte das passieren?
Wie stellt sich die Schadenersatzfrage?
Und vor allem, was tut der riesenhafte Spitalsapparat AKH, um weitere Fehler dieser Art auszuschalten?
Dazu ein Bericht von Markus Pohanka.
Fahrlässigkeit der Ärzte, das dürfte die Ursache für die tragische Fehloperation gewesen sein.
Bei der Identifizierung des Patienten im Operationssaal haben die Ärzte offensichtlich jegliche Sorgfalt vergessen.
Das bestätigt nun auch eine offizielle Stellungnahme aus dem AKH.
Demnach dürften die Ärzte gar nicht auf das Namensband geschaut haben, das der 63-jährige Mann am Handgelenk befestigt hatte.
Sie haben versucht ihn anzusprechen, allerdings mit einem falschen Namen.
Die Ärzte glaubten ihn dennoch zweifelsfrei identifiziert zu haben und sie führten die Operation durch, die eigentlich an einem Krebspatienten durchgeführt werden sollte.
Dem Mann wurden beide Hoden entfernt.
Vorgesehen war eine Beschneidung.
Wehren konnte sich der Patient gegen den falschen Eingriff nicht.
Ein früherer Schlaganfall hatte ihn sprechunfähig gemacht.
Erst nach einer halben Stunde haben die Mediziner den Irrtum bemerkt.
Sie schlossen daraufhin die richtige Operation noch an.
Der Vorfall hat sich bereits vor zwei Wochen ereignet.
Zunächst haben Ärzte und Angehörige aber stillschweigend darüber vereinbart.
Vom Pressesprecher des verantwortlichen Wiener Gesundheitsstadtrats Rieder hieß es heute dazu, es handele sich mit Sicherheit um menschliches Versagen.
Momentan werde intern untersucht, wie es dazu kommen konnte und wer schlussendlich die Verantwortung dafür zu tragen hat.
Bis jetzt hat es keine unmittelbaren Konsequenzen gegeben, bei der Staatsanwaltschaft wurde Anzeige erstattet.
Markus Poranka hat berichtet.
Nächstes Thema Wahlkampf.
Wird der glücklose SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Zschab wieder in den Nationalrat einziehen?
Bleibt der lang gediente Ex-ÖVP-Außenminister Alois Mock im Hohenhaus?
Schafft Kurzzeitfinanzminister Staribacher den Einzug?
Mit dem Wahlkampf hat für so manchen Politiker das Rittern um die begehrten Sitze im Nationalrat begonnen.
Nur ein guter, also meist ein vorderer Platz auf einer der Wahllisten der fünf Parteien garantiert aber den Einzug ins Hohe Haus.
Zwar haben die Parteien die Reihung ihrer Politiker auf den Regional-, Landes- und Bundeslisten noch nicht endgültig fixiert, doch lässt sie schon einiges absehen, berichten Helmer Poschner und Robert Stoppacher.
Für Andreas Starrybacher hatte es noch vor kurzem so ausgesehen, als würde er nach einer eher glücklosen Zeit als Finanzminister in die politische Versenkung verschwinden.
Jetzt könnte ihm zumindest der Weg ins Parlament offen stehen.
Noch ist die Kandidatenreihung nicht fixiert, SPÖ-indern werden dem Finanzminister aber durchaus Chancen eingeräumt.
So gut wie sicher können Ex-Innenminister Franz Löschnerk und sein Nachfolger Kaspar Aine mit einem Nationalratsmandat rechnen.
Fraglich ist, ob Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Zschapp wieder in den Nationalrat einzieht.
Er selbst sagt, er werde sich wohl sehr bemühen müssen.
In der Bundesgeschäftsführung hingegen heißt es, wenn das Wahlergebnis nur halbwegs ausfällt, bekommt Zschapp ein Mandat.
Sein ehemaliger Kompagnon als Bundesgeschäftsführer Peter Marizzi hat ebenfalls wieder Chancen in den Nationalrat zu kommen, obwohl Parteikollegen immer wieder auf seinen Rückzug gedrängt haben.
Bei der ÖVP gilt es als gesichert, dass die Abgeordneten Michael Graf und Sixtus Lanner aus dem Nationalrat ausscheiden.
Ex-Außenminister Alois Mock hingegen will sicher wieder kandidieren, heißt es in der ÖVP.
Auch die beiden Generalsekretäre Ottmar Karas und Maria Rauch-Kallert dürfen auf einen Sitz im Nationalrat hoffen.
Bei den Frauen hat sich die ÖVP ja das Ziel gesetzt, eine Quote von 30 Prozent zu erlangen.
Auf den neuen Landeslisten etwa soll daher jeweils an erster oder zweiter Stelle eine Frau stehen.
Bei den Freiheitlichen dürfte eine Frau im Herbst nicht mehr im Plenum sitzen.
Karin Braxmarer, seit neun Jahren im Hohen Haus, konnte sich bei den oberösterreichischen Freiheitlichen offenbar nicht mehr durchsetzen.
Für Sicherheitssprecherin Helene Patik-Pablé hingegen scheint der Sessel im Nationalrat schon wieder reserviert zu sein.
Patik Pablé steht auch diesmal wieder als Nummer 1 auf der Wiener Landesliste.
Spekulationen um eine mögliche Ablöse Patik Pablés wurden vom Obmann der Wiener Freiheitlichen, Rainer Pafkowicz, prompt zurückgewiesen.
Auch das Gerücht, dass die Wiener Baumeistergattin Christine Lugner in den Nationalrat kommt.
Veränderungen bei der Listenbesetzung behält sich die FPÖ aber vor.
Von einem süßen Geheimnis ist in der Bundes-FPÖ die Rede.
Bei den Grünen ist vor allem noch unklar, wer die Tiroler Landesliste anführt, nachdem Friedenssprecher Severin Rehnold dann nicht mehr kandidiert.
Die Entscheidung in Tirol fällt am Sonntag.
Immobilienmanager Pius Strobl hat nach mehrmaligen Anläufen erstmals gute Chancen, über die Bundesliste einen Sitz im Nationalrat zu ergattern.
Beim Liberalen Forum sind zwei wichtige Änderungen auf den Landeslisten fix.
In Niederösterreich wird Landessprecher Reinhard Fierlinger an der Spitze der Landesliste stehen und nicht mehr Wehrsprecher Hans-Helmut Moser.
In Salzburg tritt Friedhelm Frischenschlager nicht mehr als Spitzenkandidat an.
Er ist dafür auf der Bundesliste abgesichert.
Auf der Bundesliste ist auch Karel Smolle, ehemaliger Abgeordneter der Grünen, erst an die zwölfte Stelle gereiht.
Die Liberalen hoffen ja, dass sie über ihre bisherigen elf Mandate im Nationalrat hinauskommen.
Auf den Nationalratslisten der Parteien wurrelt es, also noch viele kommen, einige gehen, manches steht noch nicht fest.
Es ist 12 Uhr und 14 Minuten, wir kommen zu unserer Samstagsserie Im Journal zu Gast.
Wenn es um die Stabilität der Wirtschaft geht, so hat die Österreichische Nationalbank eine Schlüsselrolle.
Ihre Aufgabe ist es, für einen harten Schilling zu sorgen.
Sie ist unabhängig, hat aber doch auf die Wirtschaftspolitik der Regierung Bedacht zu nehmen.
Wie sieht Nationalbank-Präsident Klaus Liebscher die Situation nach dem Auseinanderbrechen der Koalitionsregierung?
Wie steht er zur Budgetproblematik, was hält er von Steuererhöhungen und befürchtet er einen Abfluss von Spargeldern in die Schweiz?
Und die weitere Frage, hat die Eurowährung wirklich Chancen bei der immer noch breiten Ablehnung durch die Bevölkerung?
Mit Nationalbankpräsident Klaus Liebscher führte Herbert Hutter das folgende Gespräch.
Herr Präsident Lipscher, wir befinden uns in der Anfangsphase eines Wahlkampfes.
Es ist ein Wahlkampf, in dem es auch um Wirtschaftspolitik geht.
Das war nicht immer so.
Es geht ums Budget.
Die Koalitionsregierung ist ja am Budget 1996 gescheitert.
Kommt jetzt eigentlich der Schilling ins Gerede?
Zweifelsohne bin ich der Ansicht, dass es für Österreich einmal etwas Neues ist, dass eine Koalitionsregierung an einem Budget gescheitert ist und die berühmte Konsenspolitik, die uns bis jetzt immer ausgezeichnet hat, sehr hart auf die Probe gestellt wurde und wahrscheinlich auch wird auf der anderen Seite.
Ist aber das meines Erachtens nichts Neues, wenn man es sich international anschaut.
Es gibt viele Länder, in denen Budgetfragen, also sehr harte Spannungen hervorrufen.
Der Schilling kommt dadurch meines Erachtens sicher nicht ins Gerede, denn die gesamten Eckdaten der österreichischen Volkswirtschaft, und das sollte man nicht vergessen, sind nach wie vor in einem sehr guten Tod.
Am Tag, als die Koalition auseinandergegangen ist, hat ja die österreichische Nationalbank die Nachricht verbreitet, sie hat vorgesorgt gegen
Spekulationen.
Also wenn jemand schlagartig Schilling-Anleihen im Ausland oder im Inland verkauft, falls Anleger Schilling-Guthaben in Milliardenhöhe gegen andere Währungen eintauschen und damit den Schilling unter Abwertungsdruck bringen könnten.
Was macht da die Nationalbank eigentlich?
Welche Mittel hat sie da hier zur Verfügung?
Wie schaut das technisch aus?
Also vorweg möchte ich einmal sagen, die Nationalbank hat über 200 Milliarden an Reserven Schilling.
Das ist also ein sehr, sehr beachtlicher Betrag.
Zum Zweiten stellen wir nach wie vor nicht fest, dass es größere Abgaben von Schilling-Emissionen gibt, genauso wie ich auch nicht feststellen kann, dass es also Umwandlungen von Schilling in andere Währungen nennenswerten Ausmaßes gibt.
Nun, es gibt aber doch Unsicherheiten der Sparer.
Das Sparkapital in Österreich ist sehr, sehr hoch, 1.500 Milliarden Schilling.
Es gibt Unsicherheiten, es gibt Nachfragen.
Ist das Geld nicht in der Schweiz schon sicherer?
Können Sie das bestätigen?
Dass es eine gewisse Verunsicherung gibt, das kann ich natürlich bestätigen, das höre ich auch, aber was ich feststelle, ist, dass es sich im Wesentlichen auf Fragen beschränkt.
Es gibt meines Erachtens keine Veranlassung hier jetzt Veranlagungen in anderen Währungen, außer im Wege einer normalen Diversifikation, die immer vorgenommen wurde,
vorzunehmen.
Wenn nun ein Österreicher seinen Koffer mit Tausenden vollpackt und in die Schweiz fährt und das Geld dort anlegt, dort bekommt er zwar weniger Zinsen, kann sich aber auf den harten Schweizer Franken verlassen und auf das Schweizer Bankgeheimnis.
Er kann sich meines Erachtens weiterhin auf den sehr stabilen österreichischen Schilling verlassen.
Er kann sich weiters auch auf das österreichische Bankgeheimnis verlassen.
Und er darf im Übrigen nicht vergessen, wenn er in eine Auslandswährung, vor allem beispielsweise in den Schweizer Franken, geht, dass er hier doch ein sehr hohes Wechselkursrisiko mitnimmt, denn der Schweizer Franken steht derzeit auf einem Höchstkurs und weiters auch das Zinsniveau wesentlich niedriger ist als in unserem Lande.
Herr Präsident Liebscher,
Wenn es ums Budgetdefizit geht, bei höheren Ausgaben und Steuern kann man ja unter dem Strich dann doch das Defizit drücken, wenn auf der einen Seite die Steuern erhöht werden, auf der anderen Seite die Ausgaben erhöht werden.
Kommt da unter dem Strich nicht das Gleiche heraus?
Nein, sicher nicht.
Ich könnte mir vorstellen, dass man doch soweit ins Auge fasst, sagen wir 60 Prozent, 50 bis 60 Prozent des zu erwarteten Defizits über ausgabenseitige und damit längerfristig wirksame Maßnahmen einzubremsen und erst in der Restgröße dann von 30 oder 40 Prozent maximal
noch mit weiteren Maßnahmen wie beispielsweise Privatisierungserlösen im verstärkten Ausmaß und sicherlich auch gewissen steuerlichen Maßnahmen in befristeter Form auf befristete Zeit eben das Auslangen findet.
Ist eigentlich der Wohlfahrtsstaat Österreich mit den bisherigen Mitteln nicht mehr weiterfinanzierbar?
Was droht uns, wenn wir so weitermachen?
Wir brauchen einen Sozialstaat.
Wir brauchen aber sicher keinen Wohlfahrtsstaat.
Man hat in Österreich
in den letzten Jahren verschiedene Segnungen eingeführt, die in guten Zeiten durchaus verständlich und akzeptabel sind.
Die Frage ist nur, kann man sie sich auch in schwierigeren Zeiten, in anderen Wettbewerbsphasen, wie wir sie jetzt haben, weiterhin leisten?
Herr Präsident Lipscher, Ihr Beruf ist es, für die Stabilität des Schillings zu sorgen.
Sie haben soeben ein Plädoyer gehalten für ein ausgabenseitiges Einbremsen des Budgetdefizits.
Sie kommen aus dem bürgerlichen Lager, schwingt da nicht Ihre politische Herkunft mit?
Nein, sicher nicht.
Ich glaube, das ist eine ganz natürliche
Tatsache ist, dass wenn man sieht, dass gewisse Ausgaben, für die man ja in der Vergangenheit durchaus Verständnis aufbringen konnte, aber jetzt möglicherweise aus dem Lot geraten, dass man hier Einbremsmanöver ziehen muss.
Und die Grenzen von Steuererhöhungen, die sind natürlich gegeben.
Im Übrigen auch möchte ich durchaus darauf verweisen, dass Österreich
eine sehr, sehr glaubwürdige Wirtschaftspolitik bis jetzt und die österreichische Regierung betrieben hat und die gilt es auch aufrecht zu erhalten.
In ganz Europa sind ja die Arbeitslosenraten sehr hoch, höher als jemals zuvor.
Wäre es da nicht im Interesse der Beschäftigungspolitik, im Interesse des sozialen Friedens vielleicht verzeihlich, dass man das Budgetdefizit, dass man die Budgetdefizite nicht ganz so stark einbremst?
Es gibt ja Ökonomen, die bezweifeln, ob die Stabilität, ob die Haushaltsdisziplin wirklich das alleroberste Ziel jeder Wirtschaftspolitik sein muss.
Ich glaube, dass Haushaltsdisziplin, so wie für jeden kleinen Haushalt, auch für eine Familie, ein sehr erforderliches Vorgehen in die Zukunft ist, um uns den erworbenen Wohlstand, den wir zweifelsohne in diesem Land, und ich sage Gott sei Dank, auch haben,
absichern zu können.
Es geht ja hier darum, Wohlstandssituationen nicht dramatisch zu verschlechtern, allerdings auch wahrscheinlich die Grenze zum Wohlfahrtsstaat in einer gewissen Form eben zu ziehen.
Herr Präsident Lipscher, wenn man sich die Nachbarländer ansieht, Italien hat abgewertet, wenn die Österreicher nach Italien in ein Abwertungsland einkaufen fahren, könnte man doch sagen, die Italiener haben was davon.
Die Österreicher
machen eine Stabilitätspolitik, da gibt es Kaufkraftabflüsse.
Nun, was die Reiseausgaben der Österreicher anbelangt, so darf man natürlich nicht vergessen, dass seit 1.
Januar 1995 mit der Mitgliedschaft bei der EU sich viele neue Freiheiten, wenn ich so sagen kann, eröffnet haben, von denen offensichtlich in den ersten Monaten dieses Jahres oder in den ersten acht Monaten dieses Jahres Gebrauch gemacht wurde.
Aber beispielsweise, weil es immer wieder angeschnitten wird, also wie billig Italien ist, ich habe mir das selbst auch angeschaut und habe den Eindruck, dass also nur das, was man als wirklich billige Ware bezeichnet, auch wirklich billig ist, währenddessen die Markenartikel sehr wohl in etwa auch auf unserem Niveau preislich gesehen liegen.
Und im Übrigen darf man nur eines dabei auch nicht übersehen, gerade beispielsweise Italien hat mit einer nahezu sechsprozentigen Inflationsrate eine dreimal so hohe wie Österreich und mit einem Zinsniveau, das über zehn Prozent liegt, auch ein
zweieinhalb mal so hohes Zinsniveau wie wir haben.
Was heißt, dass dort der Kaufkraftschwund wesentlich höher ist als bei uns und zweitens sicherlich Investitionen wesentlich schwieriger oder wesentlich teurer sind für die Wirtschaft als es bei uns der Fall ist.
Österreich als Stabilitätsland ist daher auch aufgefordert und seine verantwortlichen Kräfte sind aufgefordert, nicht sich an der Politik vielleicht jener Länder zu orientieren, die notorisch im Verschuldungsbereich und in der Staatsverschuldung etwas lockerer umgehen, sondern ist aufgerufen dazu, eine straffe Budgetpolitik weiterhin zu führen.
und sich in dieser Politik auch mehr am Stabilitätsblock innerhalb Europas zu orientieren.
Herr Präsident Lipscher, es kommt ein weiteres Problem auf Österreichs Währungspolitik zu.
Was uns in Zukunft noch bewegen wird, das ist ja die gemeinsame europäische Währung.
Da gibt es große, große Unsicherheiten.
Die Notenbanken, die Wirtschaftspolitiker sagen, diese gemeinsame europäische Währung ist notwendig, es wird eine harte Währung sein und diese gemeinsame Währung ist gut für alle, aber
Es glaubt Ihnen fast niemand, weder in Deutschland noch in Österreich, in Österreich ja noch viel weniger.
Ist es eigentlich wirklich notwendig, dass man die Bevölkerung von wirtschaftlich stabilen Ländern wie Österreich und Deutschland in eine solche Unsicherheit hineintreibt?
Ich sehe darin den ganz, ganz großen Vorteil, dass wir mit einer gemeinsamen Währung viele, viele Hindernisse, die heute den Wettbewerb kennzeichnen, beispielsweise eben Abwertungen, eliminiert werden können, dass Transaktionskosten für das Umwechseln von verschiedenen Währungen wegfallen.
dass im Zahlungsverkehr schneller, günstiger gearbeitet werden kann.
Ich bin daher fest der Überzeugung, dass das gemeinsame Wohl einer derartigen stabilen Währungszone, ausgedrückt dann durch eine einheitliche Währung, zweifelsohne vorhanden ist.
unter der Voraussetzung, und ich betone das immer wieder, unter der Voraussetzung, dass die europäische Währung eine stabile Währung ist, dann wird auch die Akzeptanz in unserer Bevölkerung zu gewinnen sein.
Wobei
das Ziel, Mitglied der Währungsunion zu sein, völlig loszulösen, ist von dem Ziel und der Notwendigkeit, unsere eigenen Probleme, die zweifelsohne doch etwas hier sind, in den Griff zu bekommen.
Und wenn man zur Ansicht gelangt, und ich glaube, diese Ansicht ist überwiegend vorhanden, dass nicht all das, was eingeführt wurde, so weiter gemacht werden kann und verantwortet werden kann,
dann heißt das nur, wir wollen einen gesunden Staatshaushalt haben, der der sozialen Absicherung auf alle Fälle dient, der damit Zukunftssicherung für dieses Land bedeutet, der damit die Sicherung der Arbeitsplätze bedeutet und der damit den Wirtschafts- und Industriestandort Österreich ebenfalls absichert in die Zukunft.
Und wenn dieses
gelingt.
Und noch einmal, ich bin überzeugt davon, dass es gelingt.
Dann brauchen wir uns auch um die Zukunft dieses Landes in keiner Weise Sorgen machen.
Dann brauchen wir uns um die Währungspolitik, um die Währungsstabilität in keiner Weise Sorgen machen.
Herr Präsident Lipscher, ich danke für das Gespräch.
Im Journal zu Gast war heute Nationalbank-Präsident Klaus Lipscher.
Mit ihm sprach Herbert Huthal.
Wir kommen zu einem auch für Österreich gar nicht so exotischen Bildungsphänomen, dem Analphabetismus.
Sekundärer Analphabetismus bedeutet, dass man Texte zwar lesen kann, aber den Inhalt nicht versteht.
Ein Lehrerteam am Berufspädagogischen Institut des Bundes in Linz hat in einer Studie die Lesefähigkeit von Berufsschulanfängern getestet.
Das Ergebnis, jeder zehnte Berufsschulanfänger ist ein sekundärer Analphabet.
Christoph Guggenberger berichtet.
Die Leseleistung von 10% der Berufsschüler muss als sehr schwach bezeichnet werden, heißt es in der Linzer Studie.
Diese Schüler können mit einem Text nahezu nichts anfangen, weil sie ihn nicht sinnentnehmend lesen können.
Die Pädagogin Antje Doberer-Bay leitet Lesekurse an der Volkshochschule Florezdorf.
Sie sagt, Analphabeten entwickeln gewisse Strategien, um ohne das Lesen auszukommen.
Das reicht von zu sagen, ich habe meine Brille heute nicht mit, ich kann das nicht lesen oder den rechten Arm einfach in eine Binde legen und sagen, man hat sich verletzt und kann jetzt nicht schreiben, das muss man zu Hause für sich machen lassen oder den Beamten oder wen immer bitten, das für einen zu tun.
Und meistens eben sich diese Formulare, oder wenn etwas zu verstehen ist oder zu lesen ist, mitzunehmen und dann jemandem zu bitten, es zu übersetzen.
Die Gründe für den Analphabetismus liegen oft darin, dass manche Schüler in einer entscheidenden Phase überfordert wurden.
Professor Walter Rieder vom Berufspädagogischen Institut in Linz ist einer der Studienautoren.
Aus der Sicht des Schülers heißt das, wer etwas langsamer lernt,
und zu Weihnachten es nicht geschafft hat zu lesen, so wie der größere Teil, also etwa zwei Drittel der Klasse, der bleibt jetzt hinten.
Er kriegt nicht das notwendige Training, um den Lesevorgang zu automatisieren.
Wenn jemand nach der Pflichtschule noch nicht lesen kann, dann wird er in Zukunft das Lesen vermeiden.
Antje Dobarabay,
Unsere Erfahrung ist auch, dass Schüler oder Personen, die in der Hauptschule waren oder die Pflichtschule absolviert haben, im Deutschen immer schlecht waren und dieses Bild von sich haben, dass sie eigentlich kein Deutsch können, weil sie immer schlechte Noten hatten, vielleicht auch deswegen, weil sie mit dem Lehrern nicht zurechtgekommen sind.
Später einfach nicht mehr lesen, nichts mehr schreiben, das einfach immer beiseite schieben oder delegieren an Bezugspersonen.
Wichtig wäre es, gezielt mit jenen Kindern noch einmal zu arbeiten und zu lernen, die sich offensichtlich mit dem Lesen schwer tun.
immer wieder vielleicht in der zweiten Klasse noch einmal ihnen die Gelegenheit zu geben, Dinge nachzuholen, die sie vielleicht in der ersten Klasse nicht gelernt haben, dass das Kind das Gefühl kriegt, es kann irgendwo zugreifen oder anfangen und ansetzen.
Die Autoren der Linzer-Studie schlagen vor, dass die Schüler den Inhalt der Lesetexte in einer Art Partnerarbeit besprechen, weil den Leseschwachen dann das Gefühl genommen wird, dass sie mit dem Text alleingelassen werden.
Guggenberger über den sekundären Analphabetismus ein Problem für jeden zehnten Berufsschulanfänger.
Wir wenden uns jetzt dem Zivilschutz zu.
Keine Angst, keine Panik bitte morgen in Wien, wenn zwischen 12 und 12.45 Uhr mehrmals die Sirenen heulen.
In der Bundeshauptstadt wird bloß wie jedes Jahr das über alle Bezirke verteilte Alarmsystem getestet, damit es auch im Ernstfall funktioniert, wenn etwa ein gesundheits- und lebensbedrohender Austritt von Giftgas auftritt oder gefährliche radioaktive Strahlung frei werden sollte.
Einzelheiten von Hans Christian Unger.
Viermal werden die Sirenen morgen über dem Stadtgebiet von Wien ertönen.
Das erste Mal um Punkt zwölf Uhr mit einem drei Minuten anhaltenden Dauergeheul, dem Warnton.
Fünfzehn Minuten später dann ein auf- und abschwellender Heulton von einer Minute, dem Alarm.
Um zwölf Uhr dreißig wird dann in dieser Probe mit einem gleichbleibenden einminütigen Dauerton Entwarnung gegeben.
Und um 12.45 Uhr dann erfolgt ein letzter Test von 15 Sekunden.
Insgesamt sind über Wien 130 Sirenen verteilt, die entweder von der Katastrophenleitzentrale im Rathaus oder von der Feuerwehrzentrale aus gesteuert werden.
Die Alarmauslösung ist einzeln, bezirksweise oder eben für das komplette Stadtgebiet möglich.
Um im Ernstfall schnell und flächendeckend alarmieren zu können, sind in das Sirenensystem 55 Millionen Schilling investiert worden.
Ein Test morgen nur.
Aber was wäre im Ernstfall zu tun?
Ertönen die Signale, Warnung und Alarm, dann sollte jeder so schnell wie möglich die Straße verlassen und eine feste Unterkunft aufsuchen.
Informationen über die Art der Katastrophe und die notwendigen Verhaltensmaßregeln werden dann so schnell wie möglich über Radio und Fernsehen erfolgen.
Eine Vorsorgemaßnahme übrigens, ein batteriegetriebenes Radiogerät schützt vor Nichtwissen im Falle eines Stromausfalls.
Was man keinesfalls tun soll, darum ersucht der Leiter des Katastrophenschutzes-Dezernats Werner Hiller.
Ja, da ist es wichtig, dass auf keinen Fall die Notrufe, also Polizeinotruf, Feuerwehr oder auch Rettung angerufen wird, weil diese freigehalten werden sollen für tatsächliche Notfälle.
Die Information kommt sicher über Radio und Fernsehen und wir werden in einem solchen Fall auch dann eine Auskunftsnummer anbieten, wo weitere Informationen über das Geschehen vom Einzelnen erhalten werden können.
Übrigens, was der Morgen in Wien erprobt und den einen oder anderen erschrecken wird, das ist in den meisten Gemeinden Österreichs wöchentlich gang und gäbe.
Der Sirenenton am Samstag um 12 Uhr mittags.
Bürger hört die Signale morgen Mittag in Wien, aber regt euch nicht auf, es ist nur ein Probealarm.
12 Uhr und 33 Minuten jetzt ins Ausland.
In Kroatien finden morgen vorverlegte Parlamentswahlen statt.
Der starke Mann Kroatiens
Präsident Franjo Tudjman und seine Partei HDC lassen um neun Monate früher als geplant wählen, um, wie ihre Kritiker meinen, die nationale Euphorie nach den erfolgreichen Gegenoffensiven in den Serbengebieten zu nützen.
Die Tudjman-Partei hat schon jetzt eine solide Parlamentsmehrheit, sie strebt aber nach Mehrsitzen, nach der Zweidrittelmehrheit und nach der völligen Macht im Staate.
Und Franjo Tudjman denkt darüber nach, sich zum Präsidenten auf Lebenszeit machen zu lassen.
Kroatien vor der Wahl, ein Bericht aus Zagreb von Christian Lieninger.
Ihr alle wisst, dass 1991 und 92 und 95 dieselben Leute gekämpft haben.
Ihr wisst, wie es 1991 ausging und wie es 95 ausgegangen ist.
Ihr wisst, dass jemand das alles führen musste, organisieren musste und Befehle erteilen musste.
Und das war die HTC.
Liebe Freunde, Herr Präsident, es lebe ein freies, souveränes und unabhängiges Kroatien.
Gojko Susak, der Verteidigungsminister Kroatien bei der Abschlusswahlveranstaltung der Regierungspartei HTZ in Zagreb.
Knapp drei Monate ist es her, dass Kroatien den Großteil des Staates der Krainer Serben zurückerobert hat.
Damals haben die Kroaten gejubelt.
Wer für den Sieg verantwortlich ist, das versucht die HTZ den Bürgern.
nun in unzähligen Wahlveranstaltungen und auf riesigen Plakaten klarzumachen.
Präsident Tutschmann und seine Partei, die HDZ eben, die Partei, die die Kommunisten aus dem Amt vertrieben hat, die Kroatien in die Unabhängigkeit geführt hat und die nun auch noch den Großteil des von den Serben gehaltenen Gebiets zurückgewonnen hat.
Die Opposition sieht durch die Ansetzung der Wahl knapp nach der Militäraktion ihre Aussichten auf einen Erfolg vermindert.
Stravko Tomac, Vizevorsitzender der Sozialdemokraten,
Ja, wir hätten sicher Chancen gehabt, wenn man die Wahlen sechs Monate nach Kriegsende abgehalten hätte.
Deshalb wurden die Wahlen eben auf diese Weise organisiert, bevor man die Frage von Vukovar und Bosnien gelöst hat, um das Volk zu erpressen, indem man ihm sagt, ändert ja nichts, denn Kroatien ist immer noch in Gefahr.
Vor der Kriener Offensive wären die Chancen der Opposition eigentlich gar nicht so schlecht gewesen.
Denn den Bürgern Kroatiens hat die Herrschaft der HDZ nicht nur Gutes gebracht.
Fast zwei Drittel sagen, sie hätten vor dem Krieg besser gelebt.
Mit dem Krieg und der Umstrukturierung in Richtung Marktwirtschaft kam nämlich auch die wirtschaftliche Misere.
Das Versprechen, etwas für die verarmte Bevölkerung zu tun, haben praktisch alle Oppositionsparteien in ihrem Wahlprogramm.
Und auch sonst tritt die bis vor kurzem wild zersplitterte Opposition nun einig auf.
Gerade noch rechtzeitig vor der Wahl haben sich sieben größere Koalitionsparteien zu einem lockeren Wahlbündnis zusammengefunden.
Um so zu verhindern, einander gegenseitig die Stimmen abzujagen und damit der HDZ das Feld zu überlassen.
Als chancenreichste Partei in dem Bündnis gelten die Bauernpartei und die Liberalen.
Bozo Kovacevic, Generalsekretär der Liberalen.
Wir haben uns vereinigt, weil wir zusammen stärker sind.
Weil wir uns gemeinsam all dem widersetzen können, von dem alle in diesem Staat genug haben.
Von der Plünderung und der Gesetzlosigkeit.
Wir haben genug vom Nepotismus.
Genug von den Kriegsgewinnlern.
Genug vom sozialen Elend auf der einen Seite und der gesetzwidrigen Bereicherung auf der anderen Seite.
Genug von dieser Demokratie nach lateinamerikanischem Vorbild, wo 200 Familien alles in ihren Händen halten.
Was Kovacevic hier anspricht, ist der zweite Punkt, in dem sich die gesamte Opposition einig ist, der Kritik an Korruption und Selbstherrlichkeit innerhalb der HDZ.
Die Partei Tutschmanns kontrolliert inzwischen nämlich nicht nur die Politik, auch mit der Führung der wichtigsten Wirtschaftsunternehmen sind hohe Parteifunktionäre und deren Verwandte betraut.
Viele fühlen sich an die Nomenklatura der Zeit des Kommunismus erinnert.
Und in noch einem Punkt ist die HDZ den Kommunisten nicht unähnlich.
Sie kontrolliert die wichtigsten Medien.
Über die Opposition wurde vor der Wahl kaum berichtet.
Ja, sogar die Sendung bezahlter Werbespots wurde verhindert, sagt Jojo Radosch, der Vize-Vorsitzende der Liberalen.
Uns ist zum Beispiel passiert, dass unsere Werbespots verboten wurden, obwohl die staatliche Wahlkommission in ihrem Urteil nichts Anstößiges an den Spots gefunden hat.
Der staatliche Fernsehen hat aber einfach abgelehnt, unsere Spots zu senden.
Danach hat man uns auch den besten Sendetermin vor der Hauptnachrichtensendung gestrichen.
Das Fernsehen hat einfach im letzten Augenblick ohne Begründung das Programm geändert.
Und das hat die Television so gemacht, dass sie die Programmsregeln in der letzten Zeit geändert hat.
Ist sich die HDZ ihres Sieges doch nicht so sicher, dass sie zu derart repressiven Maßnahmen greift?
Laut Umfragen liegt die Partei Tutschmanns in der Wählergunst zwischen 40 und 50 Prozent.
Doch auch wenn sie nur 40 Prozent der Wählerstimmen bekommt, kann die HDZ mit einer satten Parlamentsmehrheit rechnen, dank eines ausgeklügelten Wahlsystems.
Ob sie die für Verfassungsänderungen notwendige Zweidrittelmehrheit erreicht, ist allerdings ungewiss.
Morgen Sonntag, Wahl in Kroatien, mehr darüber morgen um 17 Uhr im Sonntagssjournal.
Einen Tag später, übermorgen Montag, entscheidet Quebec über seine mögliche Unabhängigkeit von Kanada.
Die Provinz ist ja so gut wie französischsprachig und nicht nur das, die meisten Einwohner fühlen sich ganz dem französischen Kulturkreis zugehörig.
Ein ziemlich krasser Gegensatz zum quasi-amerikanischen, englischsprachigen Kanada.
Was eine Unabhängigkeit Quebecs betrifft, so waren ihre Befürworter lange in der Minderheit.
Aber in jüngster Zeit änderte sich diese Quote, angeheizt durch verschiedene innerkanadische Missstände.
Und nun könnten die Quebec-Nationalisten das Referendum gewinnen.
Am Montag fällt also die Entscheidung, ein Vorbericht aus Kanada von Herbert Bobb.
Seitdem die Quebecer Regierung beschlossen hat,
Per Volksabstimmung über das Schicksal der zu 80 Prozent französischsprachigen Provinz entscheiden zu lassen, scheint es unter den sieben Millionen Bewohnern zwei Sorten Mensch zu geben.
Separatisten und Föderalisten.
Oui ou non c'est la question, lautet einer von vielen Slogans der Referendumskampagne.
Oui steht für die Trennung von Kanada, non für den Verbleib bei Ottawa.
In einer eigenen Volksbefragung haben sich Cree, Indianer und Inuit bereits mit überwältigender Mehrheit zu Kanada bekannt.
Die Ureinwohner wollen nichts von einem selbstständigen Staat Quebec wissen.
Meinungsumfragen zufolge liegen die Separatisten knapp vorn.
Allerdings gibt es noch 14 Prozent Unentschlossene.
Und genau an die appellierten der kanadische Premierminister Jean Chrétien und andere Bundespolitiker jetzt bei einer Massenkundgebung, zu der zigtausende aus allen Teilen Kanadas nach Montreal gereist waren.
Ob es der selbst aus Quebec stammende Regierungschef Chrétien noch schaffen wird, bis zum Montag den Loslösungstrend zu stoppen, ist fraglich.
Schon 50 Prozent plus eine Stimme genügen, um aus Quebec einen unabhängigen Staat zu machen.
Den wollen die Separatisten unter anderem, weil sie sich unter der angeblichen Dominanz der Anglophonen Kanadier unterdrückt fühlen.
Die letzte französischsprachige Bastion auf dem nordamerikanischen Kontinent müsse geschützt werden, heißt es, sonst verschwinde Québec im englischen Sprachenmeer.
Die Loslösung von Kanada werde die Sternstunde der Québecer werden, glaubt Jacques Parizeau, Ministerpräsident und gleichzeitig Vorsitzender der Parti Québécois.
Den Oui Wähler versucht er mit der Zusage zu gewinnen, dass ein selbstständiges Québec durch eine Art Wirtschaftsunion mit Kanada
gutnachbarschaftliche Beziehungen pflegen würde.
Doch Ottawa winkt ab.
Die Trennung wäre endgültig und unwiderruflich, sagt Premierminister Jean Chrétien.
Wie immer die Volksabstimmung ausgehen wird, eines steht schon jetzt fest.
Die Referendumsdebatte hat tiefe Wunden in das Verhältnis zwischen dem frankofonen Québec und dem Rest Kanadas Gericht.
Quebec entscheidet übermorgen Montag über seine Unabhängigkeit von Kanada.
Herbert Bobb hat informiert.
Jetzt ein Russland-Thema.
Der russische Verteidigungsminister Gradschow, der derzeit in Washington ist, hat zu Hause einen Prozess gewonnen.
Ein Journalist, der ihn als Dieb bezeichnet hatte, wurde wegen Verleumdung zu einem Jahr gemeinnütziger Arbeit und zu einer Geldstrafe verurteilt.
Das Urteil wurde jedoch sofort im Zuge einer allgemeinen Amnestie aufgehoben.
Der Journalist hatte Kratzschow in einem Artikel mit dem Titel Mercedes Paulchen vorgeworfen, bei den russischen Streitkräften in der ehemaligen DDR, Gelder veruntreut und für private Zwecke genutzt zu haben.
Diese Vorwürfe waren nicht Prozessgegenstand.
Aus Moskau, Elisa Wasch.
Schuldig der ungebührlichen Beleidigung von Verteidigungsminister Pavel Kratzschow,
So lautet der Urteilsspruch des Moskauer Bezirksgerichts in dem Fall Kraschow gegen Poegli.
Vadim Poegli, Journalist und einer der Herausgeber der beliebten Tageszeitung Moskowski Komsomolets, sollte ein Jahr Strafarbeit leisten, befand das Gericht.
Das heißt, Arbeit an einer ihm zugewiesenen Stelle zu vermindertem Lohn.
Doch kaum verurteilt, wurde Poegli auch schon wieder amnestiert.
Er falle unter das im heurigen Frühjahr verabschiedete Amnestie-Gesetz für leichte Delikte, verkündete die Richterin.
Anlass für die Beleidigungsklage war ein Artikel, den Vadim Poegli vor einem Jahr geschrieben hatte.
Der Artikel druckte den Titel Pasha Mercedes, also Mercedes Pauli, in Anspielung auf den Vornamen von Pavel Gradschow.
Der Untertitel lautete, ein Dieb sollte im Gefängnis sitzen, nicht im Verteidigungsministerium.
Poegli legt Gradschow zur Last, während des Abzugs der russischen Truppen aus der ehemaligen DDR Armeegelder abgezweigt und sich dafür zwei Autos der Marke Mercedes-Benz
um jeweils rund eine Million Schillen gekauft zu haben.
Poegli führte in dem Artikel mehrere Dokumente zum Beweis seiner Anschuldigungen an, doch das war gar nicht Gegenstand der gerichtlichen Untersuchung.
Es ging nur darum, ob Poegli Kratzschow durch seine Wortwahl beleidigt habe.
Als Dieb darf man einen Menschen nur bezeichnen, nachdem ihn ein Gericht für einen Dieb erklärt hat, sagte Kratzschow vergangenen Mittwoch vor Gericht.
Die Untersuchung über den Mercedes-Kauf selbst ist aber schon vor langem eingestellt worden.
Es war ein Prozess mit Hindernissen, der gestern zu Ende gegangen ist.
Der Kläger, der russische Verteidigungsminister, war mehrmals nicht vor Gericht erschienen mit der Begründung, er wolle nicht, dass der Prozess zu einem Spektakel werde.
Die Richterin ordnete schließlich an, Gratschow mit Polizeigewalt vorzuführen, wenn er wieder nicht erscheine.
Auch Präsident Yeltsin verlor die Geduld und befahl seinem Verteidigungsminister persönlich, vor Gericht aufzutauchen, worauf Gratschow dann doch kam.
Bezeichnenderweise fuhr er in einem blauen Mercedes vor.
Mit dem gestern gefällten Urteil ist keine der beiden Seiten zufrieden.
Im Verteidigungsministerium gab man sich entsetzt darüber, dass der Journalist amnestiert worden war.
Der wiederum besteht darauf, die Wahrheit geschrieben zu haben und weist sowohl Schuldspruch als auch Amnestierung zurück.
Ich brauche keinen Strafverlass.
Ich gehe in die nächste Instanz, sagte Buegli als Reaktion auf die Urteilsverkündung.
Ein seltsamer Prozess in Moskau, geschildert von Elisa Vash.
Wir bleiben in Russland.
In der alten Sowjetunion war ein großer Teil des Territoriums für Ausländer und oft auch für gewöhnliche Sowjetbürger gesperrt.
Sensible Grenzregionen genauso wie die Umgebung von Militärstützpunkten oder von wichtigen Rüstungsbetrieben.
Erst vor drei Jahren hat die russische Regierung die meisten Restriktionen aufgehoben.
Sondergenehmigungen braucht man aber immer noch, um jene Städte zu besuchen, die in der Sowjetzeit nicht einmal auf den Landkarten verzeichnet werden durften.
Nämlich jene Orte, wo die Atom- und Wasserstoffbomben produziert werden.
Doch im Zuge der weltweiten atomaren Abrüstung suchen auch diese Städte eine Neuorientierung und bessere Kontakte zur Außenwelt.
Zehn geschlossene russische Atomstädte haben sich jetzt in Moskau in einer spektakulären Ausstellung als Wirtschaftspartner präsentiert.
Ein Bericht von Stephanie Markert.
Russische Volksweisen werden auf einem Video eingespielt.
Da feiern wir gerade den Tag unserer Stadt, erklärt ein Herr in dunklem Anzug.
An den Messeständen ringsherum werden geschnitzte Holzfiguren oder Küchengefäße aus Birkenrinde ausgestellt.
Doch dies ist keine Messe des russischen Handwerks, denn auch Kühlschränke und Medizintechnik sind im Angebot, sowie Messgeräte für Gammastrahlen, womit man der Sache näher kommt.
Zum ersten Mal stellen sich in diesen Tagen die zehn geschlossenen russischen Atomstädte von ihrer harmlosen Seite in Moskau vor.
Und zwar nirgendwo anders als im Internationalen Handelszentrum.
Ein Ereignis, das von den angereisten Bürgermeistern der geheimen Siedlungen selbst als historisch eingestuft wird.
Denn ihre Städte waren noch vor wenigen Jahren auf keiner Landkarte verzeichnet.
Die Verwaltungschefs haben sich zu einer Assoziation zusammengetan, um künftig ihre Interessen gemeinsam zu vertreten.
Einer von ihnen ist Wladimir Schukin.
Niemand wollte hier natürlich eine Bombe ausstellen, obwohl wir amerikanischen Experten in unserer Stadt schon die größten Sprengkörper unseres Landes gezeigt haben.
Der Sinn dieser Ausstellung aber liegt darin, dass die Atomstädte wohl oder übel begriffen haben, auf lange Sicht liegen die Perspektiven wegen des Kernwaffentestmoratoriums und der Abrüstung in der Entwicklung ziviler Industrien.
Außerdem hatten wir untereinander kaum Vorstellungen vom zivilen Potenzial der anderen.
Denn die geschlossenen Städte waren auch voreinander abgeschirmt.
Wladimir Schukin ist Bürgermeister in der Oralstadt Chelyabinsk 70 mit ihren rund 46.000 Einwohnern.
Dort wurde die weltgrößte Wasserstoffbombe gebaut, dazu Atombomben und strategische Raketen für U-Boote.
Doch inzwischen hat sich nicht nur der Name der Stadt geändert.
Aus dem unpersönlichen Tscheljabinsk mit der Postbezirksnummer 70 ist Zneijinsk geworden, also Schneeflockenstadt.
Erst seit 1992 leben die geschlossenen Städte mit einigen Ausnahmeregelungen nach den russischen Gesetzen.
Die Atomproduktion bleibt nach wie vor in staatlicher Hand, doch sonst zieht man inzwischen im Landesrhythmus mit.
So ist eine der Atomstädte mit Hilfe eines deutschen Konzerns zu Europas zweitgrößten Produzenten von Audio- und Videokassetten geworden.
Der Bürgermeister von Snezinsk verheimlicht jedoch nicht, dass jeder Tag damit beginnt, Geld aufzutreiben.
Denn Moskau hat Rüstungsaufträge gestrichen oder bezahlt sie nur mangelhaft.
Und Konversion ist teuer.
In den einst privilegierten Siedlungen steigt die Arbeitslosigkeit.
Wandern die besten Köpfe ab?
Viele Mitarbeiter unserer Institute arbeiten direkt mit ihren Kollegen in den USA zusammen.
Es gibt keinen Fall, dass ein Wissenschaftler in den Westen abgewandert ist.
Diese Tendenz existiert in unserer Stadt bislang nicht.
Das ist Patriotismus und hohe Disziplin.
Die Bürgermeister der zehn geschlossenen russischen Atomstädte versuchen sich in Moskau gut zu verkaufen.
Die gravierenden Umweltprobleme bei der Produktion und Lagerung von radioaktiven Materialien werden heruntergespielt.
Schließlich solle jetzt ja auch ein ökologischer Überwachungsdienst aufgebaut werden.
Dafür preist man viel lieber die hohe Aufklärungsrate bei Verbrechen in den abgezirkelten Siedlungen.
Man verweist darauf, dass in Russland nur noch acht Prozent des Landesterritoriums gesperrt seien, weniger als in den USA.
Und ein Besuch für eine geschlossene Siedlung könne inzwischen schneller genehmigt werden, als die Schengener Staaten ein Visum erteilen.
Die Stadtväter der zehn russischen Atomsiedlungen geben sich weltoffen.
Sie müssen ihren Bürgern eine Zukunft sichern.
Stefanie Markert über die russischen Atomstädte, die jetzt auch freie Wirtschaft betreiben wollen.
Zu guter Letzt im Samstag-Mittagsjournal Kultur.
Eine der lebenden Legenden der afroamerikanischen Musik, der Free-Jazz-Pionier Ornette Coleman, gastiert am Sonntagabend im Wiener Konzerthaus.
Er und seine Band Primetime treten im Rahmen einer großen Multimedia-Show
mit Tänzern, Rappern und Videoprojektionen auf.
Hören Sie mehr von und über Ornette Coleman im folgenden Beitrag von Robert Bilek.
Klar, dass der Saxophonist Ornette Coleman Anfang der 60er Jahre kein Massenpublikum für seinen Free Jazz begeistern konnte.
Doch seine Kollegen, auch jene aus der traditionelleren und ganz seriösen Jazz-Ecke, erkannten schnell, dass Ornettes New Think keineswegs Chaos und Anarchie darstellte, sondern vielmehr System hatte.
Gerry Mulligan?
Hört auf zu hören.
Ich denke nicht, dass er freies Jazz bezeichnet, weil er sehr definierte Chordprogressionen und sehr definitiv melodisch gemacht hat.
1975 hat Coleman seine Band Primetime gegründet, lautelektrisch mit Hip-Hop und Afrobeats, sowie Gitarren, Bässen und Drums in doppelter Besetzung.
Wie in den Electric-Bands von Miles Davis wurde der Sound modernisiert, das System Free Jazz aber blieb und ist für Coleman heute aktueller denn je.
I don't think what they call Free Jazz has gone around.
I think it's still around.
Und es ist jetzt mehr alive als jemals.
Harmonologisch organisiert ist auch das multikulturelle Multimedia-Spektakel, das im Wiener Konzerthaus stattfinden wird.
Die Nardo Coleman, Ornette Sohn, Manager und Schlagzeuger.
Der Publikum bekommt Informationen auf verschiedenen Ebenen, zusammen mit der Musik.
Ich denke, die harmonologische Philosophie unterstützt die multiple Ausdrückung der Informationen.
Abseits der bunten Show freilich pflegt Coleman, der auch schon Streichquartette und Symphonien komponiert hat, seinen Traum vom großen Orchester.
Ich spiele gern in einem kammermusikalischen Ensemble und ich verspüre immer noch den Wunsch nach einem großen Orchester.
Wäre ich in einer Gesellschaft, die mir das erlaubte, wie sie es heute weißen, klassischen Komponisten erlaubt, ich würde sofort damit arbeiten.
Andererseits möchte ich nicht als Speechsteller einer benachteiligten Minderheit in Erscheinung treten, sondern die Herausforderungen auf meinem Gebiet annehmen.
Deshalb habe ich die Band Primetime, mit der ich größere Kompositionen umsetzen kann.
Ornette Coleman und Primetime in einer großangelegten Multimedia-Show morgensonntag im Wiener Konzerthaus.
Zur Abrundung des Mittagsjournals noch einmal Kurzmeldungen.
Slowakei.
In einem Stahlwerk in der Stadt Kožice hat sich ein schwerer Unfall ereignet.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Slovakia ist gestern durch ein Leck im Stahlwerk Kohlenmonoxid freigesetzt worden.
Neun Personen kamen ums Leben, mindestens 170 wurden verletzt.
Zahlreiche Verletzte sollen sich in kritischem Zustand befinden.
Aus den umliegenden Häusern wurden Menschen in Sicherheit gebracht.
Weitere Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
Russland.
Der Gesundheitszustand von Präsident Yeltsin ist unverändert.
Ein Präsidentensprecher sagte, die Therapie werde fortgesetzt.
Er nannte allerdings keine Einzelheiten.
Der Chefarzt des Moskauer Zentralkrankenhauses habe aber von allen Besuchen am Krankenbett des Präsidenten weiterhin abgeraten.
Der 64-jährige russische Präsident war am Donnerstag wegen Durchblutungsstörungen des Herzmuskels ins Spital eingeliefert worden.
Es war der zweite Herzanfall Yeltsins innerhalb von drei Monaten.
Französisch Polynesien.
Der jüngste Atombombentest Frankreichs ist auf weltweite Ablehnung gestoßen.
Proteste kamen von der Umweltschutzorganisation Greenpeace sowie von den Regierungen Neuseelands, Australiens und Japans.
Australische Gewerkschafter weigerten sich auf dem Flughafen in Sydney eine Air France Maschine abzufertigen.
Die USA äußerten ihr Bedauern über den jüngsten Atomwaffentest.
Der Versuch war gestern Abend unter dem Mororoa-Atoll im Südpazifik durchgeführt worden.
Der Sprengsatz hatte eine Stärke von weniger als 60 Kilotonnen.
Er war damit schwächer als die ersten beiden Versuche.
Österreich.
Nationalbankpräsident Lipscher hat nachdrücklich Maßnahmen verlangt, um das Budget auf der Ausgabenseite zu sanieren.
In der Radioreihe im Journal zu Gast sagte Lipscher wörtlich, wir brauchen einen Sozialstaat, wir brauchen aber keinen Wohlfahrtsstaat.
Es sei die Frage, so Lipscher, ob man sich Sozialleistungen, die in guten Zeiten eingeführt worden sind, in schwierigeren Zeiten noch leisten könne.
Nur durch Disziplin beim Staatshaushalt könne der Wohlstand Österreichs abgesichert werden.
Das Wetter oft bewölkt, stellenweise etwas Regen, Sonne am ehesten in Vorarlberg, Tirol und Kärnten, Temperaturen 13 bis 19 Grad.
Morgen Sonntag dann meist trüb durch Wolken, Nebel oder starken Dunst, ab und zu Regen, höchstwerte Morgen 13 bis 19 Grad.
Das war das Mittagsschonal vom 28.
Oktober.
Regie führte Ilse Oberhofer, Tonmeister war Toni Benedikt, durch die Sendung führte Wolfgang Wittmann.
Einblendung: Antje Doberer-Bey, Pädagogin, Walter Rieder. Sekundärer Analphabetismus betrifft ein Zehntel der Berufsschulanfänger, die nicht sinnerfassend lesen können.
Mitwirkende:
Guggenberger, Christoph [Gestaltung]
, Doberer-Bey, Antje [Interviewte/r]
, Rieder, Walter [Interviewte/r]
Datum:
1995.10.27 [Sendedatum]
Schlagworte:
Bildung
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Bildung und Schulwesen
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Kinder und Jugend
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Einblendung: Gojko Susak, kroatischer Verteidigungsminister, Zdrvko Tomac, Vize-Vorsitzender der Sozialdemokraten, Jozo Rados, Vizepräsident der Sozial-Liberalen Partei Kroatiens. Tudjmans Partei HDZ ist klarar Favorit, indessen überlegt Franko Tudjman, sich zum Präsidenten auf Lebenszeit zu ernennen.
Mitwirkende:
Lininger, Christian [Gestaltung]
, Šušak, Gojko [Interviewte/r]
, Tomac, Zdravko [Interviewte/r]
, Rados, Jozo [Interviewte/r]
Datum:
1995.10.27 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
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Wahlen
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Regierung
;
Parlament
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Direkte Demokratie
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
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Kroatien
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Ein Journalist, der den Verteidigungsminister als Dieb und "Mercedes-Pauli" , in Anspieldung auf Gratschows Vornamen, bezeichnet hatte, war ursprünglich zu einem Jahr Strafarbeit verurteilt worden, wurde aber im Zuge einer Generalamnestie begnadigt. Gratschow wird vorgeworfen, im Rahmen des Abzugs der sowjetischen Truppen aus der DDR Geld abgezweigt und sich dafür zwei Autos der Marke Mercedes gekauft zu haben.
Mitwirkende:
Vass, Elisa [Gestaltung]
Datum:
1995.10.27 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
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Justiz und Rechtswesen
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Straftaten
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Diskussion
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Radiosendung-Mitschnitt
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20. Jahrhundert - 90er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten