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Mittagsjournal.
Schönen guten Tag, Werner Heritsch begrüßt Sie zu aktuellen und hintergründigen Informationen.
Bis knapp vor eins planen wir Beiträge zu folgenden Themen.
Aus dem Ausland.
Milosevic weiter unter Druck, der innen- und außenpolitische Druck auf den serbischen Präsidenten wird immer stärker.
Die Lage in Belgrad ist auch Thema bei der Tagung der EU-Außenminister in Brüssel, die eigentlich zusammenkommen, um über eine Reform des Vertrages von Maastricht zu beraten.
Janomyrdins Budgetentwurf für 1997 im russischen Parlament, die russischen Kommunisten, die in der Duma die Mehrheit stellen, sind aber dagegen.
Drastische Zunahme der rassistisch motivierten Straftaten in Tschechien.
Wie kann die Exekutive die Vorgabe der Grazer Legislative, die frisch beschlossene Bettelverordnung, umsetzen?
SPÖ-Frauen für Frauenvolksbegehren.
ÖBB-Gehälter nach Beamtenvorbild.
Semperit hat so viele Winterreifen verkauft wie noch nie, mit immer weniger Beschäftigten.
Die Krankenkassen bieten Patienten Hilfe bei ärztlichen Kunstfehlern an.
Ein Wissenschaftsthema.
In Troja war vieles anders als bisher angenommen, das zeigen die neuesten Ausgrabungen.
Und in den Kinos wird ab heute der Film am 8.
Tag gezeigt.
Zuerst aber jetzt die Nachrichten.
Europäische Union Die Außenminister der Union sind in Brüssel zu einem Treffen zusammengekommen.
Sie sollen das Gipfeltreffen der EU-Staats- und Regierungschefs vorbereiten, das kommende Woche in Dublin stattfindet.
Irland, das derzeit die EU-Präsidentschaft inne hat, will Vorschläge zur Reform des Maastricht-Vertrages vorlegen.
Weiteres wichtiges Thema ist die Lage in Serbien.
Die Außenminister sollen prüfen, ob Serbien im Handel mit der EU wieder Vergünstigungen bekommt.
Bundesrepublik Jugoslawien.
Ein Ende der Massenproteste gegen Präsident Milosevic ist nicht in Sicht.
Gestern Abend zogen wieder mehr als 100.000 Demonstranten durch die Straßen Belgrads.
Die Regierung hat dem Druck der Opposition bis jetzt nur in einem Punkt nachgegeben.
Zwei unabhängige Radiosender, die von den Behörden geschlossen worden waren, dürften ihren Betrieb wieder aufnehmen.
Russland.
Die Duma, das russische Parlament, berät heute über das Budget für das kommende Jahr.
Zum Auftakt der Debatte berichtete Ministerpräsident Tschernomyrdin über die Lage der russischen Wirtschaft.
Er warnte davor, Korrekturen an der Wirtschaftspolitik dadurch vorzunehmen, dass mehr Geld gedruckt werde.
Dies würde der Tod der russischen Wirtschaft sein, sagte Tschernomyrdin wörtlich.
Nach dem gegenwärtigen Trend wird die Jahresinflation Ende Dezember bei 22 Prozent liegen.
In einem russischen Atomkraftwerk hat es einen Störfall gegeben.
Nach einem Defekt in der Steuerung musste ein Reaktor des Atomkraftwerkes Smolensk 300 Kilometer westlich von Moskau abgeschaltet werden.
Radioaktivität soll bei dem Zwischenfall nicht ausgetreten sein.
Deutschland.
Die Regierungskoalition hat sich mit der SPD auf das Jahressteuergesetz 1997 geeinigt.
Dieses sieht für die Länder einen Ausgleich von 57 Milliarden Schilling für den Wegfall der Vermögenssteuer vor.
Dafür sollen Erbschafts- und Grunderwerbssteuer angehoben werden.
Eine Geiselnahme in einer Bank in Leverkusen ist unblutig zu Ende gegangen.
Zwei Stunden lang hatte der Geiselnehmer mehrere Angestellte der Bank in seiner Gewalt, dann gab er auf und wurde von der deutschen Polizei festgenommen.
Verletzt wurde niemand.
Erst gestern hatte ein bewaffneter Mann bei einem Banküberfall in München mehrere Geiseln genommen.
Europäische Union Die Kommissarin für humanitäre Angelegenheiten, Emma Bonino, tritt für die Legalisierung von Drogen ein.
Nach Ansicht der italienischen Politikerin hat die Verbotspolitik bis jetzt völlig versagt.
Ergebnis der bisherigen Drogenpolitik sei, dass Drogenhändler große Gewinne machen könnten, während der Markt völlig unkontrollierbar geworden sei.
Bonino betonte zugleich, dass sie als Privatperson spreche und nicht als Mitglied der Europäischen Kommission.
Slowakei Auf den ehemaligen Stellvertreter von Ministerpräsident Mečiar ist ein Bombenanschlag verübt worden.
Der Sprengsatz explodierte vor dem Haus von František Gaulida, der vor wenigen Tagen aus Protest gegen die Politik von Mečiar aus der regierenden Partei HZDS ausgetreten war.
Die Regierung hatte dem Abgeordneten daraufhin sein Parlamentsmandat entzogen, was von Seiten der Opposition heftig kritisiert worden war.
Bei dem Attentat wurde niemand verletzt.
Sahire Die jüngsten Gräueltaten an Zivilisten sollen nun von einer internationalen Kommission untersucht werden.
Amnesty International hatte zuletzt wiederholt über schwere Menschenrechtsverletzungen im Osten des Landes berichtet.
Die Region wird größtenteils von Tutsi-Rebellen kontrolliert.
Diese haben nun ihr Einverständnis zur Überprüfung durch eine unabhängige Kommission gegeben.
Österreich.
Die neue Grazer Bettlerverordnung sorgt für Aufregung.
Das liberale Forum, das keinen Sitz im Gemeinderat hat, will die, so wörtlich, menschenverachtende Entscheidung beim Verfassungsgerichtshof überprüfen lassen.
Der Grazer Gemeinderat hat gestern beschlossen, dass künftig aggressive Formen der Bettelei und Betteln mit Kindern mit bis zu 3.000 Schillingen Strafe belegt werden können.
Die Initiative für die Verordnung ging von der ÖVP aus.
Die FPÖ schloss sich dem Vorschlag an.
Grüne, KPÖ und einige SPÖ-Mandatare waren gegen die Vorlage.
In Niederösterreich ist ein neuer Fall von Kindesmissbrauch bekannt geworden.
Ein 44-jähriger Mann aus dem Bezirk Amstetten gestand, seine neunjährige Nichte jahrelang sexuell missbraucht zu haben.
Er hatte das Kind mit Süßigkeiten, Geld und Gewalt gefügig gemacht.
Der Mann verging sich außerdem noch an zwei anderen Kindern.
Er sitzt in Untersuchungshaft."
Daniela Nicolai hat den Nachrichtenblog zusammengestellt und Josef Wenzel-Chnatek hat ihn gelesen.
Das Wochenende steht vor der Tür.
Peter Sterzinger sitzt im Nebenstudio und berichtet über das Wetter, das wir zu erwarten haben.
Ja, das gegenwärtige Hochdruckwetter ändert sich in den nächsten Tagen kaum und ist einfach zu beschreiben.
Über den tief gelegenen Gebieten hält sich die Kälte und hier reicht die an sich ja geringe Feuchtigkeit für langlebigen Nebel, der gefrieren kann und Hochnebel, aus dem es manchmal nieselt oder ein bisschen schneit.
Oberhalb von etwa 900 Meter aber wird es schnell wärmer und sehr trocken und hier scheint die Sonne bei vergleichsweise hohen Temperaturen.
Am kältesten ist es im Lungau mit stellenweise minus 10 Grad, am wärmsten auf den Bergen mit etwa plus 7 Grad in Höhen zwischen 1500 und 2000 Meter.
Im Süden Österreichs ist es auch in diesen Höhen ein bisschen kälter.
Wo die Sonne hinkommt, wird der Schnee natürlich angeknabbert, im Schatten kann das Tauwetter der Schneedecke aber wenig anhaben.
Insgesamt sind die Schneemengen im Gebirge beachtlich, die meisten Lifte und Bahnen schon in Betrieb, zumindest für dieses Wochenende.
Die aktuellen Meldungen der Landeshauptstädte Wien und Eisenstadt Hochnebel 0 Grad, St.
Pölten, Linz und Salzburg Hochnebel minus 1 Grad, Innsbruck Wolkig 0, Bregenz Hochnebel plus 2, Graz Hochnebel minus 3 und Klagenfurt gefrierender Nebel minus 4 Grad.
Auch am Nachmittag bleibt es trüb in den flachen Regionen vom Flachgau bis zum Burgenland, in der Steiermark südlich von Mur und Mürztal, stellenweise in Unterkärnten und rund um den Bodensee, zeitweise bewölkt in Vorarlberg und dem Tiroler Oberland.
Sonnig überall sonst, besonders oberhalb von 900 Meter Höhe.
Die Temperaturen erreichen bei Nebel minus 3 bis plus 1 Grad, bei gefrierendem Nebel ist Straßenglätte möglich, im sonnigen Mittelgebirge bis plus 8 Grad.
Über Nacht verdichtet sich der Nebel.
Im Gebirge bleibt es sternklar und im Mittelgebirge mild.
Sonst wird es frostig.
Morgen Samstag wird die Nebelsuppe unterhalb 900 Meter.
Noch dicker in den Bergen und den meisten Alpentälern aber scheint wieder die Sonne.
Das alles bei Temperaturen wie heute.
Und auch übermorgen Sonntag tut sich nichts Wesentliches.
Es bleibt bei Sonne oben und Nebel unten.
Peter Sterzinger mit dem Wetter.
Zu den ausführlichen Informationen, wir beginnen jetzt im Ausland.
Die Stunde des Volkes übertitelt die Deutsche Wochenzeitung Die Zeit, heute auf der Titelseite ihren Bericht über die Lage in Serbien.
Die Stunde des Volkes dauert in Serbien bereits seit nunmehr 20 Tagen.
Fast drei Wochen lang gehen die Menschen auf die Straße, um dort ihrem Unmut über den Wahlbetrug bei den Kommunalwahlen freien Lauf zu lassen und dabei den Sturz des Präsidenten Slobodan Milošević herbeizubeschwören.
Der erweist sich allerdings als zäher Sesselkleber, der sich auch von hunderttausenden Demonstranten nicht aus der Ruhe bringen lässt.
Die gestige Freigabe der beiden unabhängigen Radiosender Radio Index und B92 sind wirklich nur Peanuts, die Milosevic verteilt.
Der Opposition die Mandate wieder zurückzugeben, daran denkt er nicht im Traum.
Auch wenn der Druck aus dem Ausland, vor allem aus den USA, stärker wird, ein Trumpf in diesem Machtspiel ist für Milosevic paradoxerweise die Opposition, die ihn stürzen will.
Denn große Teile dieses Sayedno-Bündnisses waren im Bosnischen Krieg die größten nationalistischen Kriegshetzer und das hat der Westen nicht vergessen.
Ist Europa und den USA in Serbien also ein autoritäres Milošević-Regime lieber als eine unkontrollierte Demokratie mit möglicherweise nationalistischen Zügen oder lässt der Westen Milošević aufgrund des innenpolitischen Druckes doch fallen?
Zur Lage in Serbien, Soren Opra.
Für die meisten Bürger Belgrats ist heute Morgen die Welt wieder in Ordnung.
Das beliebte, unabhängige Radio B92 sendet ungestört.
Unter starkem internationalen Druck muss der Milošević
die Schließung des Senders wieder rückgängig machen.
Die offizielle Erklärung für den Rückzieher lautete, die Antennenkabeln seien vom Regen beschädigt gewesen.
Eine übliche Panne beim serbischen Rundfunk und Fernsehen, dessen Senderelays auch B92 benutzt.
Nach außen hat Milosevic die Wiederaufnahme der Sendetätigkeit von B92 als ein großes Zugeständnis darzustellen versucht.
Und tatsächlich haben die Regierungen der USA und der Europäischen Union
erst mit der Androhung von neuen Wirtschaftssanktionen das erreicht, was es in Serbien ohnehin schon gegeben hat.
Zwei unabhängige Rundfunkstationen in Belgrad mit schwacher Feldstärke.
Dieses Aussehen um B92 und Radioindex verdeutlicht noch einmal, Milošević ist ein gewiefter Taktiker, der nur unter stärkstem Druck ganz kleine Zugeständnisse macht und keinen Deut mehr.
Milošević ist der Alte geblieben.
Die Hauptforderung der Opposition und der internationalen Gemeinschaft, die Anerkennung des demokratischen Volkswillens und die Rückgabe von annullierten Parlamentssitzen will Milosevic vorerst nicht erfüllen.
Aber den Mechanismus des Wahlschwindels kommt immer deutlich ans Tageslicht.
Sogar die ganze Belgrader Wahlkommission hat den obersten Gerichtshof und die Staatsanwaltschaft aufgefordert, die entsprechenden Gerichtsurteile über die Annullierung von Wahlergebnissen zu überprüfen.
Die gleiche Forderung stellt auch die Koalition gemeinsam.
Fast jeden Tag distanzieren sich neue Richter vom politischen Druck auf die Justiz in Serbien.
Offensichtlich wollen einige bis vor kurzem treue Sozialisten im Richteramt nicht mehr beim Wahlbetrug mitmachen.
Der wichtigste Trumpf, den Milosevic noch in der Hand hält, ist eine Unterschrift unter das Vertragswerk von Dritten.
Das hat die amerikanische Regierung bis jetzt respektiert.
Jetzt steht sie vor einem Dilemma.
Lossi Milosevic halten oder eines der wichtigsten demokratischen Prinzipien verteidigen, Respektierung des freien Wählerwillens in freien Wahlen.
Denn davon hängt das weitere Schicksal der Demokratiebewegung in Serbien ab.
Soran Opara aus Belgrad.
Auch der außenpolitische Druck nimmt also auf Slobodan Milošević zu.
Die EU will die geplanten Handelserleichterungen für Jugoslawien auf Eis legen.
Bei ihrer heutigen Sitzung in Brüssel befassen sich die EU-Außenminister auch mit der Krise in Serbien.
Das Hauptthema ist aber die Reform des Vertrages von Maastricht, von der Währungsunion bis zur Osterweiterung.
Die irische EU-Präsidentschaft legt den Außenministern einen ersten Entwurf zur Änderung des Maastricht-Vertrages vor, der den Staats- und Regierungschef der 15 Mitgliedstaaten dann kommende Woche in Dublin vorgelegt werden soll.
Aus Brüssel, Günther Schmid.
Die Europäische Union als ein Raum der Freiheit, Sicherheit und Gerechtigkeit, bürgernah und mit einer wirkungsvollen und vernünftigen Außenpolitik.
Mit dieser schönen Vision beschäftigen sich heute die Außenminister und nächste Woche in Dublin die Regierungschefs der 15 EU-Staaten.
Enthalten sind diese Vorstellungen in einem 140-seitigen Dokument, das irische Diplomaten am Ende ihrer halbjährigen EU-Präsidentschaft verfasst haben.
Es ist das bisher erste umfassende Papier, das die weit unterschiedlichen Vorstellungen der Mitgliedsländer über eine Reform der Union in konkreten Gesetzestexten zusammenzufassen versucht.
Das sind der Übung nach einem halben Jahr der Bestandsaufnahme und einem weiteren halben Jahr der eher noch vagen Verhandlungen in der Regierungskonferenz wollen die Iren Konturen skizzieren, wie die Union in Zukunft aussehen könnte, wenn jeder ein bisschen kompromissbereit ist.
Kein Satz des Papiers ist beschlossene Sache.
Im Gegenteil, die Iren haben sich die Mühe gemacht, überall dazuzuschreiben, welches Land warum gegen eine bestimmte Lösung ist.
Zu den Reformern, wo es jetzt die wenigsten Einwände gibt, die also gute Chancen haben, verwirklicht zu werden, gehört das von Österreich und den skandinavischen Ländern vorgeschlagene Kapitel über Beschäftigung.
Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit soll zu einem vorrangigen Ziel der Union gemacht werden, ohne leere Versprechungen zu machen oder zu viele Kosten zu verursachen.
Jeder Staat soll regelmäßig berichten, wie er seine Beschäftigungspolitik zu führen gedenkt.
Auf europäischer Ebene soll das dann verglichen und überwacht werden und man könnte dann gegebenenfalls auch einzelnen Staaten Empfehlungen geben, schlagen die Iren vor.
Nach den Diskussionen in den Sitzungen und in Zweiergesprächen glauben die Iren, auch eine Bereitschaft entdeckt zu haben, mehr für das Sicherheitsbedürfnis der Europäer zu tun.
Da gibt es ja bisher nur eine eher lose Zusammenarbeit zwischen den Regierungen und keine gemeinschaftlichen Einrichtungen.
Etliche Staaten wehren sich dagegen, dass man Entscheidungen über Justiz- und Polizeifragen an Brüssel abtritt.
Andere finden, in einer Zeit, wo das organisierte Verbrechen und die Drogenhändler schon längst grenzübergreifend agieren, müsste man auch gemeinschaftlich dagegen vorgehen.
Die irische Ratspräsidentschaft versucht das zu überbrücken, indem sie vorschlägt, zunächst solle man halt die Zusammenarbeit der Polizei und Gerichtsbehörden auf zwischenstaatlicher Ebene vertiefen.
In einigen Jahren werde man dann schon weitersehen.
140 Seiten hat wie gesagt das Dokument.
Viele Ideen, viele Vorschläge.
Auch zur Außenpolitik, der Umwelt- und Konsumentenpolitik und zu vielen anderen.
Spätestens am Montag werden weitere Ideen dazukommen.
Da wollen die Deutschen und Franzosen gemeinsam einige Vertragstextentwürfe vorlegen.
Bis zum kommenden Juni soll die EU-Reform dann zumindest auf dem Papier fertig sein.
Die EU-Außenminister beratschlagen in Brüssel einen Entwurf zur Reform des Maastricht-Vertrages.
Mit einem Entwurf beschäftigt sich heute auch das Parlament in Russland mit dem Budgetvoranschlag für das Jahr 1997.
Den Entwurf von Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin hat das Parlament schon einmal im Oktober abgewiesen.
Vor allem die zu hohen Steuern und zu wenig Geld für Militär und Soziales wurden kritisiert.
Danach hat eine Kommission das Budget überarbeitet.
Das dürfte aber nicht viel helfen.
Die Chancen, dass sich heute in der Duma eine Mehrheit für das Budget finden wird, ist gering.
Den Kommunisten-Chef Gennadij Juganov hat schon sein Veto angekündigt und die Kommunisten haben die Mehrheit in der Staatsduma.
Aus Moskau, Karin Koller.
Allein gegen das Parlament, so könnte man die heutige Budget-Rede vom Ministerpräsidenten Viktor Tschernomyrdin nennen.
Die meisten der Duma-Abgeordneten lehnen nämlich den von Tschernomyrdin vorgelegten Budgetentwurf für das kommende Jahr ab.
Deshalb holte sich Jana Myrdin für die heutige Debatte auch Verstärkung aus den eigenen Reihen.
Sehr nachdrücklich wurde die gesamte Ministerriege aufgefordert, ihrem Ministerpräsidenten hilfreich bei der Verteidigung des Budgets zur Seite zu stehen.
Angesichts der massiven Opposition dürfte das aber äußerst schwierig sein.
Es sind vor allem die Kommunisten, die größte Opposition in der Duma, die den Budgetentwurf vehement ablehnen.
Erst gestern hatte Kommunistenchef Juganov laut Kritik an dem Entwurf geübt.
Dieser würde die Bedürfnisse der kleinen Leute nicht berücksichtigen.
Und die Kommunisten wissen damit all jene Menschen hinter sich, die seit Monaten auf die Ausbezahlung ihrer Löhne und Gehälter warten.
Seit Anfang dieser Woche streiken hunderttausende Bergarbeiter, eben weil sie seit sechs Monaten nicht mehr bezahlt wurden.
Zwar sicherte ihnen Ministerpräsident Schörner-Mürdingen die Ausbezahlung ihrer Löhne zu, bis jetzt haben die Arbeiter aber noch nichts erhalten.
Woher sollte der bankrotte Staat das Geld dafür denn auch nehmen?
Und so fordert die Opposition, dass einfach mehr Geld gedruckt werden soll.
Eine Forderung, die Janomir den vehement ablehnt.
Denn mehr Geld drucken bedeutet ein Ansteigen der Inflation und höhere Preise.
Und das will und kann Janomir den nicht zulassen.
Schließlich ist die halbwegs stabile Inflationsrate eine der wichtigsten Errungenschaften seiner Wirtschaftspolitik.
Und außerdem sichert sich Russland damit die so notwendigen Kredite des internationalen Währungsfonds.
Mehr Geld für die Ausbezahlung der Löhne zu drucken, würde für Janomyrdins Politik einen riesigen Rückschritt bedeuten.
Und für die Menschen würde es auch nur eine kurzfristige Verbesserung ihrer Situation sein.
Denn ist die Notenpresse einmal angekurbelt, dann steigen auch die Preise und dann können sich die Menschen mit ihren dann zwar ausbezahlten Löhnen doch nichts mehr kaufen.
Janomyrdins Argumente sind aus wirtschaftspolitischer Sicht und langfristig gesehen verständlich.
Doch die Menschen im Land wollen nach jahrelangen Versprechungen rasche Erfolge sehen.
Bei der heutigen Budgetdebatte in der Duma wird es wohl sehr hitzig zugehen.
Die Fronten sind verhärtet, ein Kompromiss ist derzeit noch nicht in Sicht.
Eine verfahrene Lage, eine Paz-Situation, aus der nur mehr ein Machtwort des Präsidenten heraushelfen kann.
Der russische Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin hat wenig Chancen, seinen Budgetvoranschlag für kommendes Jahr in der Duma durchzubringen.
Die Kommunisten verweigern die Zustimmung.
Karin Koller hat berichtet.
In Tschechien nehmen Rechtsextreme und rassistische Tendenzen dramatisch zu.
Obwohl es nicht viele Gastarbeiter gibt und auch der Zustrom an Flüchtlingen sich in Grenzen hält, sind rassistisch motivierte Straftaten stark angestiegen.
Und das, obwohl auch die Arbeitslosigkeit in Tschechien mit knapp drei Prozent gering ist.
Die Angst um den Arbeitsplatz scheint damit unbegründet.
Aber in der Bauwirtschaft kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen tschechischen Arbeitern und billigen Arbeitskräften, etwa aus der Ukraine oder von der Volksgruppe der Roma.
Vor allem die Minderheit der Roma bekommt den Fremdenhass der Tschechen zu spüren.
In einer Umfrage sprechen sich zwei Drittel der Tschechen für eine Verschärfung der Gesetze gegen Roma aus.
Die meisten Befragten begründen ihre Haltung damit, dass die Roma nicht arbeiten wollen und die Sozialhilfe missbrauchen.
Diese Haltung schlägt sich im Umgang der Tschechen mit den Roma nieder.
Zwischen 1994 und 1996 haben sich rassistische Straftaten verfünffacht, berichtet Rainer Koch aus Prag.
Gegen 116 Personen wurde 1994 in Tschechien wegen rassistischer Delikte ermittelt.
108 wurden angeklagt.
Zwischen Oktober 1995 und Oktober 1996 liefen Ermittlungen bereits gegen 652 Personen, eine Zunahme um fast 500 Prozent.
Mehr als die Hälfte davon kam vor den Richter.
Diese heute veröffentlichten Angaben der tschechischen Polizei machen eine unheilvolle Tendenz deutlich.
Hauptzielscheibe der Angriffe sind nach wie vor Angehörige der Roma-Minderheit.
Ihre Zahl wird auf 150.000 bis 200.000 geschätzt.
Doch immer häufiger trifft es auch Ausländer.
Etwa einen Pakistani, der an der Universität Olmütz Medizin studiert und dieses Jahr von drei Skinheads krankenhausreif geschlagen wurde, nur weil den Angreifern seine dunkle Hautfarbe nicht gefiel.
oder einen afrikanischen Hochschuldozenten aus Brünn, der mit einer Tschechin verheiratet ist und in diesem Jahr schon dreimal attackiert wurde.
Die dramatische Zunahme ist umso beunruhigender, als man davon ausgehen darf, dass viele Fälle gar nicht erst Eingang in die Statistik finden.
Entweder gehen die Überfallenden nicht zur Polizei oder die Beamten behandeln die Anzeigen als Bagatellsache und machen oft nicht einmal ein Protokoll.
Eine zu Wochenbeginn veröffentlichte landesweite Erhebung belegt zudem, dass Abneigung gegen Fremde kein Privileg radikaler rechter Schläger ist.
Deutlich mehr als die Hälfte der befragten Tschechen wollten keine Roma, Afrikaner, Vietnamesen oder Russen als Nachbarn haben.
Deutsche waren immerhin auch noch bei 28 Prozent unwillkommen.
Bürgerrechtler sind umso besorgter, als bislang noch relativ wenig Ausländer in Tschechien leben.
Die rund 200.000 Personen
machen nur etwa zwei Prozent der Bevölkerung aus.
Fast alle sind hier offiziell als Arbeitskräfte gemeldet, überwiegend für ausländische Unternehmen oder Einrichtungen.
Asylsuchende und die Migranten fallen so gut wie nicht ins Gewicht.
Und bei einer Arbeitslosenrate von rund drei Prozent muss kaum ein Tscheche fürchten, seinen Job an einen Ausländer zu verlieren.
Wie reagieren die Leute, fragen Prager Soziologen, wenn die Arbeitslosigkeit steigt und mehr Ausländer zu uns kommen?
Präsident Václav Havel hat im Oktober davor gewarnt, die rassistischen Tendenzen herunterzuspielen.
Die jüngsten Zahlen geben ihm recht.
Aber außer einigen Intellektuellen scheint niemand sehr beunruhigt.
Giri Chandra, Chef des Prager Demoskopischen Instituts des Stem, resümierte das Ergebnis der jüngsten Umfrage so.
Alle sind ein bisschen Rassisten und niemand schämt sich deshalb besonders.
Der Rassismus in Tschechien nimmt zu, die Straftaten haben sich in den vergangenen zwei Jahren verfünffacht, betroffen sind vor allem Roma.
In der slowakischen Hauptstadt Bratislava ist in der Nacht auf heute eine Bombe explodiert und zwar vor dem Haus des Politikers František Gaulider, der vor einem Monat aus der Parlamentsfraktion der Regierungspartei ausgetreten war und Regierungschef Mečiar scharf kritisiert hatte.
Verletzt wurde durch die Explosion niemand.
Gaulieder hatte in den vergangenen Wochen mehrfach erklärt, er fühle sich bedroht und zwar durch Handlanger der Regierungspartei, die ihn als Verräter sieht.
Mehr von Christian Lieninger.
Genauere Angaben zu den Umständen des Bombenanschlags will die Polizei in Bratislava nicht machen.
Nur so viel ist klar.
Der Sprengsatz explodierte kurz nach Mitternacht.
Gaulieders Frau und sein Sohn waren zu dem Zeitpunkt zu Hause, blieben aber unverletzt.
Die heutige Bombe war übrigens nicht der erste Versuch, auf Gaulieder einen Anschlag zu verüben.
Schon vor einigen Wochen hatte der Politiker nach eigenen Angaben einen Sprengkörper nach Hause geschickt bekommen.
Und immer wieder wurde ihm mit der Entführung seiner Kinder gedroht.
Für Gaulieder ist klar, wer hinter dieser Einschüchterungskampagne steht.
Die Regierungspartei von Ministerpräsident Mechia.
Gaulieder hat es nämlich gewagt, Mechias Partei zu kritisieren.
Er war für undurchsichtige Praktiken bei der Privatisierung vor,
und erforderte eine Kontrolle des Geheimdienstes auch durch die Opposition.
Dem Geheimdienst wird ihr von der Opposition eine Verwicklung in die Entführung des Sohnes des slowakischen Präsidenten Michal Kovac vorgeworfen.
Die HZDS sei eine reine Machtpartei geworden, die die Demokratie in der Slowakei gefährde, so die Kritik Gauliders.
Anfang November trat Gaulider aus diesen Gründen aus der HZDS aus.
Für die HZDS war das denkbar unangenehm, denn Gaulider war nicht irgendein Abgeordneter.
Er gehörte zu den Mitbegründern der Partei.
Und er kennt auch alle Parteiinternen.
Könnte der HZDS also gefährlich werden?
Und auch Gauliders Aussage, er hoffe, dass jetzt andere Parlamentarier seinem Beispiel folgen und ebenfalls aus der HZDS austreten werden, dürfte Mechie als Partei alarmiert haben.
Schon einmal im Februar 1994 hat der Jahrregierungschef Mechie seine Parlamentsmehrheit verloren.
Und zwar durch Übertritte von Abgeordneten zu anderen Parteien.
Als wilden Abgeordneten im Parlament, der vielleicht mit der Opposition stimmt, wollte die HZDS Gaulieder daher keinesfalls sehen.
Sie erkannte ihm vorgestern sein Parlamentsmandat ab.
Und zwar, indem ein nach Angaben Gaulieders gefälschtes Rücktrittsschreiben präsentiert wurde.
Die Reaktion des christdemokratischen Oppositionsführers Janogurski?
Die Slowakei habe sich nun auf eine Stufe mit Serbien und Weißrussland gestellt.
Sie sei kein freies und demokratisches Land mehr.
Gaulieder selbst will jedenfalls nicht aufgeben.
Er kündigte an, er werde sich gegen seinen Ausschluss aus dem Parlament wahrscheinlich beim slowakischen Verfassungsgericht und vielleicht auch beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte beschweren.
Bombenanschlag gegen einen ehemaligen Abgeordneten der Regierungspartei von Regierungschef Međija in der Slowakei.
12.25 Uhr nach Österreich.
Aggressives Betteln und Betteln mit Kindern wird in Graz bestraft.
Die Grazer Gemeinderäte haben gestern mehrheitlich eine sogenannte ortspolizeiliche Verordnung gegen aggressives Betteln beschlossen.
Stilles und unauffälliges Betteln bleibt weiterhin erlaubt.
Wo endet stilles Betteln und wo beginnt aggressives Betteln?
Damit muss sich jetzt die Exekutive in der steirischen Landeshauptstadt auseinandersetzen und die Verordnung umsetzen.
Aus Graz, Franz Renner.
Bei der Umsetzung dieser Bettlerverordnung wiehert jetzt der Amtsschimmel so laut, dass er bis Wien zu hören sein müsste.
Der Grazer Gemeinderat hat zwar seinen politischen Willen erklärt, zur Umsetzung braucht es aber die Polizei und damit die Unterstützung des Innenministeriums und der steirischen Landesregierung.
Das Innenministerium will man mit Geld ködern.
Die Stadt Graz ist bereit, allfällige Mehrkosten für den Polizeieinsatz gegen Bettler mit bis zu 1,5 Millionen Schilling abzugelten.
Darüber hinaus braucht es aber auch die Zustimmung der Landesregierung.
Erlässt die eine entsprechende Verordnung, wird es für die amtshandelnden Polizisten spannend.
Sie dürfen die aufdringlichen Bettler dann nämlich nicht gleich abkassieren, sondern müssen sie über den Umweg Wachstube im Rechtsamt des Grazer Magistrates vorführen.
Dieses Rechtsamt schließt täglich aber schon um 15.30 Uhr.
Will man die Polizisten in die Lage versetzen, das Strafmandat von den Bettlern gleich vor Ort zu kassieren, dann müsste ein eigenes Landesgesetz geschaffen werden.
Damit wäre die Sache im Steirischen Landtag und mit Sicherheit neuerlich Anlass für eine öffentlich geführte Debatte über diese Grazer Bettlerverordnung.
Das Ziel der Stadt Graz, die Bettlerverordnung bis zum Jänner in Kraft treten zu lassen, scheint jedenfalls kaum erreichbar zu sein.
Scharfe Kritik an der Grazer Bettlerverordnung kam heute von den steirischen Liberalen.
Es sei ein Schwachsinn, hieß es wörtlich, die Bettlerfrage auf dem Rücken der Polizei auszutragen.
Die Liberalen haben angekündigt, gegen diese Verordnung Verfassungsklage einbringen zu wollen.
Nach Meinung des Grazer Polizeidirektors Karl Müller ist die Bettlerfrage sowieso nur hochgespielt.
Für ihn ist das Problem aggressiver Bettler in der Grazer Innenstadt kaum mehr gegeben.
Der zusammenfassende Kommentar des Grazer Polizeidirektors zu dieser Diskussion, die Bettler seien in Graz ein Randproblem der unbedeutenden Art.
Die neue Grazer Bettlerverordnung sorgt für Aufregung und die Polizei hat Schwierigkeiten mit der Umsetzung.
In Wien sieht man im Gegensatz zu Graz offenbar keine Notwendigkeit verstärkt gegen Bettler vorzugehen.
Aggressives Betteln oder Betteln in den Stationen der U-Bahn ist allerdings in Wien schon jetzt verboten.
Über die Situation in der Bundeshauptstadt Werabrosa.
Tatsächlich gibt es in Wien eine verstärkte Tendenz zu organisierten Bettelei, so der Stadthauptmann des Ersten Bezirkes, Dr. Herbert Krolik.
Die kommen, wie wir ihnen vorangebracht haben, auch mit Autobussen her.
Die haben also schon vorbereitet, so kleine Tafeln oder Karten, wo draufsteht, also habe Familie und kein Geld und bitte halt um Geld, wenn in Not und dergleichen steht, also auf solchen Karten drauf.
Mit dabei immer häufiger Kinder.
Manche sind bereits unterkühlt, manche haben offensichtlich Beruhigungstabletten bekommen.
Sie werden nun von den Eltern getrennt und in ein Kriseninterventionszentrum der Stadt Wien gebracht.
Maximale Aufenthaltsdauer sechs Wochen, sagt Dr. Kurt Scherzer, stellvertretender Leiter des Wiener Jugendamtes.
interessiert, dass wir die Kinder bitte hier in Österreich, hier in Heimen geben und so weiter, sondern wir versuchen hier eine geordnete Rückführung in den Heimatstaat, wo eben die bettelnden Personen herkommen, zu fauen lassen.
Außerdem werden ab sofort Informationsblätter verteilt, damit bettelnde Familien erfahren können, wo sie Hilfe bekommen können.
Eine Aktion, um die Zunahme der Kinderbettelei zu verhindern.
Grundsätzlich ist die organisierte Bettelei in Wien bereits seit 1993 verboten.
Es drohen bis zu 10.000 Schillingsstrafe.
Diese Maßnahme kann allerdings kaum exekutiert werden, sagt Dr. Herbert Grolig.
Erfolgreich ist aber die Beschlagnahmung dieser Bettelten.
Wir haben schon gehabt Amtsverlangen, wo festgestellt wurde, es sind kleine Ringe bei den Bettlern gewesen, die sich gesagt haben, ja, die hat mir jemand geschenkt, die habe ich also erbettelt bekommen.
Das sind also alles Gegenstände, die für Verfallen erklärt werden können, und es geschieht auch, und das ist also das, was, glaube ich, die Bettler auch am meisten trifft.
Insgesamt wurden im 1.
Bezirk, dem betroffensten Wiener Gebiet, heuer etwa 100 Anzeigen erstattet.
Das entspricht dem Durchschnittswerte vergangenen Jahre, sagt die Polizei.
Zu Wirtschaftsthemen im Mittagschanal.
Wochenlang hat der Semperit-Standort in Dreiskirchen in Niederösterreich für Schlagzeilen gesorgt, nachdem die Deutsche Muttergesellschaft Kontinental eine radikale Produktionskürzung und Auslagerung nach Tschechien verkündet hat.
Streiks- und Kampfmaßnahmen waren angekündigt, Mitarbeiter wollten sich an Maschinenketten, um deren Abtransport zu verhindern, bis hinauf zum Bundeskanzler sind die Vermittlungsbemühungen gelaufen.
Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt.
Der Kontinentalvorstand Hubertus von Grünberg hat erreicht, was er wollte.
Am Standort Dreiskirchen schöpft man jetzt nach einem Rekordgeschäftsjahr mit Winterreifen sogar wieder neue Hoffnung, Christian Hunger berichtet.
Wenn es darauf ankommt, dann sind die Österreicher offensichtlich echte Patrioten, auch wenn es nur um Autoreifen-Mäd in Austria geht.
Mehr als 900.000 Winterreifen der neuen Semperit-Serie SLG sind heuer verkauft worden.
Das sind um 100.000 mehr als im Vorjahr.
Das beste Verkaufsergebnis in der Firmengeschichte.
Der Semperit-Verkaufschef Bernd Barther führt das nicht nur darauf zurück, dass die Qualität stimmt und dass die Österreicher im Europa-Vergleich an und für sich Winterreifen-Freaks sind.
Auf der anderen Seite gibt es auch einen ganz eindeutig positiven Effekt daraus, dass Semperit in den Sommermonaten eine laufende Berichterstattung über die Standortproblematik gehabt hat und damit ist die Popularität der Reifenmarke entscheidend gestiegen.
Und letztlich hat sich gezeigt, dass der Österreicher, sofern er von der Qualität überzeugt ist, auch zu österreichischen Produkten
Und das, obwohl nur 40 Prozent der verkauften Winterreifen Marke Semperit auch tatsächlich im Werk Dreiskirchen erzeugt wurden.
Der Verkaufserfolg in Österreich hat sich jedenfalls auch zum deutschen Eigentümer Continental durchgesprochen.
Bernd Barther ortet dort bereits ein Umdenken zugunsten des Standortes Dreiskirchen.
Wir haben eine Konzernstrategie, nachdem jeder Standort primär die Aufgabe hat, den Bedarf des Heimmarktes abzudecken.
In unserem Fall, was Semperit anbelangt,
demnach den Bedarf von Österreich.
Und wenn es uns gelingt, den Verkauf in Österreich zu steigern, da die Nachfrage nach Semperit steigt, so ist das für unseren Konzern der beste Grund, auch weiterhin Semperitreife in Österreich zu erzeugen.
Maßgeblich sind aber auch die radikalen Umstrukturierungsmaßnahmen, die bei Semperit Dreskirchen in den letzten Wochen und Monaten durchgezogen worden sind.
750 der einst 2.400 Mitarbeiter haben das Werk bereits verlassen.
Alle freiwillig, dank eines großzügigen Sozialplans.
Jeder einzelne bekam bei seinem Austritt zwischen 500 und 700.000 Schilling auf die Hand.
Umschulungen im Rahmen einer Arbeitsstiftung sind bereits angelaufen.
Wir haben etwa zwei Drittel unserer Vorhaben bereits umgesetzt und dafür etwa ein halbes Jahr benötigt.
Wir haben noch etwa zwölf Monate Zeit, unsere weiteren Projekte, die sehr schwierig sind, umzusetzen.
Aber von der Kosteneinsparungseite haben wir etwa zwei Drittel des gesamten Paketes bereits erledigt.
Die Voraussetzungen für das Frühjahrsreifengeschäft sind etwa ähnlich wie für die Wintersaison.
Wir haben auch im Frühjahr ein ausgezeichnetes Produkt und wenn die Popularität der Marke Semperit weiterhin in der Form anhält, was sie wirklich anzunehmen ist und der Österreicher weiter bereit ist, österreichische Qualität zu kaufen, dann erwarten wir auch einen starken Nachfolgedruck bei Sommerreifen, was natürlich unserer Gesamtproblematik sehr zugutekommen kann.
400 Mitarbeiter stehen jedenfalls noch auf der Kündigungsliste im kommenden Jahr.
Auch mit ihnen will man einvernehmliche Lösungen suchen.
Solidarität der Österreicher mit Semperit.
Semperit hat so viele Winterreifen verkauft wie noch nie.
Allerdings haben schon fast 800 Mitarbeiter gekündigt.
Bei den ÖBB laufen derzeit harte Verhandlungen über die Erhöhung der Eisenbahnergehälter.
Vorgabe ist die Lohnrunde der Beamten.
Auch die ÖBB-Führung will ein ähnliches Sparpaket durchziehen.
Die Verhandlungen sind trotzdem bereits weit fortgeschritten.
Der Abschluss wird noch heute erwartet.
Ein Zwischenstand von Josef Schweizer.
Die laufende Gehaltsrunde betrifft insgesamt 57.000 aktive Eisenbahner und mehr als 70.000 ÖBB-Pensionisten.
Rund die Hälfte der Aktiven ist im Bereich Infrastruktur der ÖBB zugeordnet, daher werden ihre Gehälter, ebenso wie die Pensionen, aus dem Bundesbudget gezahlt.
Damit steht fest, dass der Beamtenabschluss eine Richtlatte für die Eisenbahner ist.
Die Staatsdiener erhalten eine Einmalzahlung von 3.600 Schilling.
Eine solche Zahlung wird es auch bei den Eisenbahnern geben, Management und Gewerkschaft verhandeln nur noch über die Höhe.
Fest steht bereits, dass der Betrag im ersten Halbjahr ausgezahlt und erst im zweiten Halbjahr im Gehaltsschema wirksam werden soll.
Damit soll sich die Folgewirkung auf weitere Gehaltsrunden verringern.
Die Gewerkschaft verlangt darüber hinaus eine stärkere Anhebung der Zulagen und Nebengebühren, etwa der Nachtdienst- und Feiertagszulagen.
Der Abschluss wird für alle ÖBB-Bediensteten gelten, also auch für die Pensionisten und für jene Angestellten, die aus den Betriebseinnahmen der ÖBB bezahlt werden.
Gesondert wird über die extrem billigen Fahrten der Eisenbahner auf ÖBB-Zügen verhandelt.
Die ÖBBler sollen künftig höhere Kostenzuschüsse leisten.
Bei diesem Thema sei man noch nicht sehr weit gekommen, sagt Eisenbahner-Gewerkschafter Gerhard Nowak.
Stolz ist Nowak auf einen anderen Punkt, nämlich diesen.
350 Lehrlinge der ÖBB werden nicht wie eigentlich geplant entlassen, sondern im Betrieb behalten.
Und nächstes Jahr werden 250 neue Lehrlinge aufgenommen.
Die Pläne für Rationalisierungen und Personalabbau sind Gegenstand eigener Verhandlungen.
Josef Schweinzer über die Gehaltsverhandlungen der ÖBB.
Im Frühjahr wird es ein sogenanntes Frauenvolksbegehren in Österreich geben.
Ein überparteiliches Komitee hat sich dafür gegründet und wollte zur Einleitung die nötigen Unterschriften in der Bevölkerung sammeln.
Überraschend schnell haben sich aber genug Nationalratsabgeordnete gefunden, die durch ihre höher bewerteten Unterschriften das Volksbegehren damit auf leichtem Weg ermöglichen.
Heute haben fünf sozialdemokratische Nationalratsabgeordnete in einer Pressekonferenz versucht zu erklären, warum sie ein Volksbegehren sozusagen an sich selbst, nämlich an den Nationalrat unterstützen, Wolfgang Fuchs berichtet.
Vier SPÖ-Frauen und ein Mann marschierten heute bei dieser Pressekonferenz auf, um ihre Motive für die Unterschrift unter das Frauenvolksbegehren zu erläutern.
So sagte etwa Alfred Gusenbauer zu seinen Motiven.
Meiner Auffassung nach ist es nach wie vor ein zentrales Ziel sozialdemokratischer Politik, die Gleichberechtigung von Mann und Frau zu betreiben.
Und wenn man dieses Ziel verfolgt, muss man feststellen, dass neben sehr vielen Fortschritten der letzten beiden Jahrzehnte und dem natürlich auch Rückschläge gegenüberstehen, die damit zusammenhängen, dass es eine Verschärfung der wirtschaftlichen Situation gibt und eine Verschärfung des sozialen Klimas.
Und dass auch empirisch völlig klar ist,
dass Frauen die Erstbetroffenen dieser Verschärfung des sozialen Klimas sind und am stärksten spüren, wenn es ökonomisch enger wird.
Ilse Mertl betonte dagegen mehr das Erreichte der SPÖ.
Viel habe ihre Partei in den vergangenen Jahren für die Frauen gemacht.
Vor allem das Gleichbehandlungspaket 1993 sei ein Meilenstein gewesen, so Mertl.
Jetzt müsse es Eingriffe in Bereiche geben, die bisher fälschlich als Privatbereich gegolten hätten.
um das zu verändern, weiterhin Schritt für Schritt, das ist mir schon bewusst, dass da auch mit einem Frauenvolksbegehren ein Umsturz nicht möglich ist, durch einen klaren Schnitt, dass private und politische Lösungsstrategien notwendig sind.
Die privaten will ich nicht unerwähnt lassen, denn die Privatsphäre war ja bis dank die Grenze, an der Gleichbehandlung und Wahlfreiheit ihr Ende fanden.
Man hat immer gesagt, das Ganze soll privat zu schützen.
Das bedeutet aber auch, dass man die Vorteile der einen, nämlich der Männer, schützt und die Nachteile der anderen, nämlich die der Frauen, verschleiert.
Alle fünf SPÖ-Abgeordneten betonten, sie seien nicht mit allen Punkten des vorliegenden Volksbegehrens einverstanden.
An ihre Unterstützung ändere das aber nichts.
Fünf sozialdemokratische Nationalratsabgeordnete unterstützen mit ihrer Unterschrift das sogenannte Frauenvolksbegehren.
Wolfgang Fuchs hat berichtet.
Vor eineinhalb Jahren hat ein Amokläufer am Linzer Gericht ein Blutbad angerichtet.
Fünf Menschen wurden getötet.
Nach dem Blutbad in Linz sind die Personenkontrollen in den großen Gerichtsgebäuden verschärft worden.
Eineinhalb Jahre später zeigt sich aber, dass sich nicht viel gebessert hat.
Die Beamten in den kleineren Gerichten sind immer noch hoch gefährdet.
Edith Bachkönig.
Lokalaugenschein am Wiener Jugendgericht im dritten Bezirk in Wien.
Der Eingang ist offen, es wird nicht kontrolliert, am Gang ist kein einziger Justizwachebeamter zu sehen.
Der Leiter des Gerichts Udo Jesionek und seine Mitarbeiter fühlen sich ständig gefährdet.
Angst habe ich vor den Spinnern und vor den Nachahmungstätern.
Also wenn irgendwo etwas passiert, und das hatten wir ja schon, dann ist die Gefahr, dass irgendeiner auf die blöde Idee kommt.
Aha, ich kann mich jetzt rächen am Richter, an der Sozialarbeiterin, die schuld ist, und wäre der Richterin nicht so, dann wäre mir mein Kind nicht weggenommen.
Ich setze den Briefen.
Also wenn ein Bruchteil dessen, was ich da aus den Briefen kriege, Beschwerden, wenn das also tatsächlich umgesetzt würde, die Tat, was dahinter sitzt, dann wären wir permanent gefährdet.
Kontrollen am Eingang könnten Gewalttaten verhindern.
Diese gibt es aber nur ein-, zweimal pro Woche.
Wir haben also bis jetzt nur diese stichpromartigen Kontrollen ein paar Mal in der Woche.
Fast jedes Mal wird dann mindestens eine Faustfeuerwaffe abgenommen, manchmal sogar mehrere, zugespitzte Pfeilen, Messer, alles mögliche schleppen die Leute mit sich herum.
Und die Faustfeuerwaffen sind alle legal, also mit Waffenpass und Waffenbesitzschein.
Also etwas kann man erreichen, dass man eine gewisse Vorsiebung, wie am Flughafen, wie überall.
Auf die Sicherheitsmängel angesprochen hat das Justizministerium nun eine ständige Sicherheitsschleuse zugesagt.
Allerdings nur zu Gerichtszeiten von 8 bis halb 5 Uhr nachmittags.
Danach sind die Gerichtsmitarbeiter auf sich allein gestellt.
So etwa die Sozialarbeiter, die abends mit hochaggressiven Jugendlichen ein Antigewalt-Training absolvieren.
Während dieses Trainings ist kein einziger Wachbeamter im Haus.
Die Sozialarbeiterin Margrethe Essenter fürchtet, dass irgendwann einmal etwas Schlimmes passiert.
Jugendliche kommen von draußen ja herein, oftmals doch unter Drogeneinfluss oder Alkoholeinfluss und haben schon eine reduzierte Hemmschwelle.
Und da kann es natürlich sehr wohl, wenn ein etwas heikles Gesprächsthema angesprochen wird,
dann sehr wohl zu aggressiven Übergriffen kommen.
Nicht nur jetzt gegenüber der Sozialarbeiterin, sondern auch untereinander.
Im Notfall können die Sozialarbeiter zwar den Alarmknopf drücken, dieser löst bei der Polizei Alarm aus und sie kommt auch prompt.
Allerdings steht sie beim Gericht vor verschlossenen Türen.
Damit sie ins Gebäude können und auf der Schautafel auch nachschauen können, wo der Alarm ausgelöst wurde, muss, so die Vorschrift, erst der Verfügungsberechtigte des Gerichts verständigt werden.
Jetzt ist es so, dass ich und der Vizepräsident und die Geschäftsstellenleiterin Geschäftsstellenleiter angerufen werden, wenn was los ist.
Ja, ich meine, ich bin erstens nicht da und zu Hause, es ist auch nicht meine Verpflichtung, immer zu Hause zu sitzen und zu warten, ob vielleicht ein Alarm ist.
Und selbst wenn was kommt, dauert das auch sehr lange.
Also nehmen wir an, wenn wirklich ein Alarm ist, jetzt in der Nacht,
und ich werde angerufen und bin im Bett, muss ich mich mal anziehen, muss ich mich ins Auto schwingen, ich wohne also in Töbling, das ist also doch eine gute halbe Stunde oder länger hier, bis ich da bin, kann allem möglichst passiert sein.
Also was notwendig wäre, dass hier die hier anwesenden Stellen, also ich sage nochmal, die Justizwache, die ja hier sitzt und die Nachtdienst hat, dass die die Polizei reinlässt und die Polizei allenfalls dann hinweist auf die Schautafel, die hier im Präsidium ist, aus diesem Zimmer kommt der Alarm.
Mehr bräuchten wir gar nicht.
Die Justizwache, die im Jugendgefängnis nebenansitzt, fühlt sich für das Gericht aber nicht zuständig.
Die Sicherheitsvorschriften am Jugendgericht sind sehr mangelhaft, beklagen die dort Arbeitenden.
Edith Bachkönig hat berichtet.
Jetzt ein Programmtipp für heute Abend.
So klingen Nachrichten in der Sprache der Damara und Nama, früher Hottentotten genannt.
Ein gutes Dutzend verschiedener Sprachen sind in Namibia im staatlichen Radio zu hören.
Und auch die private Konkurrenz ist dreisprachig.
The time on Radio 99 is exactly 4 o'clock and coming up next is Kaia with a song called All I Do.
die Musikformate.
Jeder Sender hat seinen Star-DJ.
Unsere 90 Minuten sind fast um.
Das heißt für uns, dass wir uns langsam verabschieden müssen.
Wir sagen Tschüss einmal in der Technik Otto Müller und am Mikrofon Cliffy Hellau.
Keep on smiling.
Hier ist unser letzter Song von Bon Jovi, Keep the Faith, für Kirsten.
jede Menge Zeitungen und Fernsehen in Namibia.
Helmut Opletal stellt die Medienlandschaft vor.
Medienjournal, 18.20 Uhr, Österreich 1.
Bei uns geht es weiter mit einem Wissenschaftsthema.
Troja war anders.
Es stimmt fast gar nichts an den Mythen über die antike anatolische Stadt, sagt der deutsche Archäologe Manfred Korfmann, Leiter eines internationalen Forschungsprojektes.
So haben beispielsweise die neuesten Ausgrabungen gezeigt, dass Troja bedeutend größer war als bisher angenommen.
Und auch die Erkenntnisse über den legendären Schatz des Königs Priamos müssen revidiert werden.
Professor Korfmann hat über seine Forschungen in Graz referiert, Alois Kogler hat gelauscht.
Seit 25 Jahren gräbt Walter Korfmann in orientalischen Landen an antiken Städten.
In der Türkei ist er nicht unter seinem deutschen, sondern unter einem türkischen Namen bekannt.
In Troja lebt er seit neun Jahren.
Rund 100 Wissenschaftler aus 13 Nationen graben gemeinsam mit 100 Arbeitern eine Stadt aus, von der die Archäologen bisher gar nicht wussten, dass es sie gibt, nämlich die untere Stadt von Troja, die nun eine Großbaustelle der Archäologie
und der europäischen Geschichte ist.
Das, was Troja ausmacht und das, was eindrucksvoll jetzt ist, ist zehnmal größer, etwa 200.000 Quadratmeter.
Man muss sich also eine Unterstadt dazu vorstellen, die umgeben war von einer Holzmauer, wie wir im letzten Jahr zeigen konnten, also im letzten Sommer, und einem Verteidigungsgraben, der in den Felsen geschlagen war.
Diese Mauer kann allerdings nicht aus dem Trojanischen Krieg stammen, denn sie stammt aus dem 13.
Jahrhundert vor Christus.
Humier, der Dichter des Trojanischen Krieges, hat um 730 geschrieben, also 500 Jahre nachher.
Aber es ist einfach wichtig, dass wir im zweiten Jahrtausend Mauern dieser Art kennen überhaupt, und zwar aus Troja und auch Gräben dieser Art.
Beides ist zum ersten Mal in der Archäologie entdeckt worden und dann gerade in Troja, eben an der Region, an dem Platz,
von dem Homer solche Befestigungswerke beschreibt.
Korfmann ist in Treue auch auf ein Siegel gestoßen, also die erste schriftliche Aufzeichnung aus diesem Raum.
Interessant ist, dass dieses Siegel auch den Beruf des Siegelnden wiedergibt.
Es ist nämlich, er ist von Beruf Schreiber.
Und damit ist eine wichtige Frage nicht beantwortet, aber doch eine Antwort näher gebracht.
Gab es in Troja überhaupt Schrift?
Das internationale Grabungsteam hat, wie Weiland Schliemann, Goldstücke in Troja gefunden.
Und es ist mit Sicherheit nicht der Schatz des Priamos.
Wenn ein Priamos gelebt hat, dann hat er im 13.
Jahrhundert oder 12.
Jahrhundert gelebt.
Diese Schätze, um die sich alle streiten, sind mindestens 1000 Jahre älter.
Und es ist ja nicht ein Schatz, es sind viele Schätze.
Und mit Priamos hat das nichts zu tun, aber dass sich dieser Begriff hält, zeigt es wieder mal, dass hier Emotionen sehr stark im Spiele sind.
Es sind gefälschte Emotionen.
Der Historiker Korfmann würde sich wünschen, dass die Funde aus Troja, die jetzt auf 50 Museen verstreut sind, wieder nach Troja zurückkehren, wenigstens zeitweise und wenigstens in Kopien.
Aus dem Trojanischen Krieg könnte so ein Trojanischer Friede werden.
Die antike Stadt Troja muss ganz anders gesehen werden, sagt der Professor Korfmann.
Er ist Leiter eines internationalen Forschungsprojektes in der Türkei.
Ein französischer Film, der vorweihnachtliche Versöhnlichkeit ausstrahlen will, kommt heute in heimische Kinos.
Der Streifen Am 8.
Tag beschreibt, wie sich das Leben eines gestressten Managers durch die Zufallsbekanntschaft mit einem Behinderten verändert.
Die Darsteller dieses ungleichen Paares haben bei den Filmfestspielen von Cannes heuer den Schauspielerpreis des Festivals erhalten.
inszeniert hat den Film der Belgier Jaco van Dormey, der für sein Debüt «Toto der Held» vor fünf Jahren den Euro-Oscar Felix gewonnen hatte.
Seinen neuen Film «Am achten Tag» stellt nun Karin Baur vor.
Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, die beiden Freunde Arie und Georges.
Arie ist ein Karrieremann.
Diese Methode betrifft Sie alle, denn alle verkaufen etwas.
Jeder verkauft sich selbst, früher oder später.
Es gilt, die vier Grundregeln zu beachten.
Eins, sehen Sie Ihren Kunden gerade in die Augen.
Zwei, lächeln Sie.
Drei, vermitteln Sie den Eindruck von Erfolg.
Natürlich machen die Leute lieber Geschäfte mit einem, der erfolgreich ist, als mit einem Verlierer.
Und viertens, seien Sie ehrlich begeistert.
Die Begeisterung ist nämlich ansteckend.
Aris neuer Freund George ist ein Mongoloide, der in einem Heim wohnt.
Er schockiert Ari mit seiner direkten Art, völlig fremde Menschen anzusprechen.
Machen Sie Hochzeit mit mir?
Ich bin schon verheiratet.
Bin auch verheiratet, macht nix.
Zwei Augen.
Und zwei Hände.
Und zwei Ohren.
Zwei Verliebte.
Ähnlich wie in Rain Man geht vom sogenannten Kranken die Initiative für ein besseres Zusammenleben aus.
Dustin Hoffman, der Autist, oder der Mongoloide Georges wirken durch ihre unschuldige Naivität wie Wunderheiler auf die Karrieristen Tom Cruise oder wie im gegenständlichen Film am 8.
Tag Daniel Hôtel.
Das ist ein Typ, der von seiner Karriere, von seiner Arbeit, seinen persönlichen Ambitionen verschlungen wird.
Er vernachlässigt seine Frau, seine Kinder, er wird immer mehr zu einer Maschine, zu einer Art Roboter des Alltags, wie eben überall.
Ari, das können Sie sein, das kann auch ich sein.
Der belgische Regisseur Jacques Van Dormey ist auch ausgebildeter Clown und diese clowneske Seite kommt im achten Tag stark zum Ausdruck.
In den gegensätzlichen Freunden sieht er ein Paar wie Laurel und Hardy.
Da prallen Ordnung und Anarchie, Vernunft und Wahnsinn aufeinander.
Dormey arbeitete schon früher in seinen Kurzfilmen mit Mongoloiden zusammen.
Er schätzt vor allem ihre unkomplizierte Art zu leben.
Es ist eine alte Vorliebe von mir, dass ich solche Menschen mag und auch gerne mit ihnen arbeite.
Es ist eine spezielle Art von Arbeit.
Zu Beginn braucht man dazu mehr Zeit.
Da war ich nur fähig, zwei oder drei Worte zu behalten.
Nach einigen Monaten konnte er dann die ganze Szene ohne jegliche Hilfe sprechen.
Daumé gestaltete die Geschichte der ungleichen Freunde im achten Tag.
In kontrastreichen Bildebenen stellte Welt der Karrieremacher mit strengen Formen und kalten Farben der traumhaften Fantasiewelt von Georges gegenüber.
Ein Kunstgriff, der nicht bei allen Kritikern gut ankam.
Der Spiegel etwa schloss seine Rezension mit der Feststellung, die Traumpoesie, die da erblüht, ist höchstens die des Edelkitsches.
Der Film am achten Tag, vielleicht ein europäischer Rain Man, ist ab heute im Kino zu sehen.
Zum Abschluss bringen wir noch einmal Nachrichten.
Josef Wenzl-Chnatek, bitte.
Europäische Union Die EU-Außenminister bereiten derzeit in Brüssel das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Union in der kommenden Woche in Dublin vor.
Irland, das derzeit die EU-Präsidentschaft innehat, will Vorschläge zur Reform des Maastricht-Vertrages vorlegen.
Weiteres wichtiges Thema ist die Lage in Serbien.
Die Außenminister sollen prüfen, ob Serbien im Handel mit der EU wieder Vergünstigungen bekommt.
Bundesrepublik Jugoslawien.
Die Massenproteste gegen Präsident Milosevic dauern an.
Gestern Abend zogen wieder mehr als 100.000 Demonstranten durch die Straßen Belgrads.
Unterdessen dürfen zwei auf Anordnung der Behörden geschlossene, unabhängige Radiosender ihren Betrieb wieder aufnehmen.
Russland
In der Duma, dem Parlament in Moskau, findet heute eine zweite Debatte über den Haushaltsentwurf 1997 statt.
Den ersten Budgetentwurf der Regierung hatte die Duma im Oktober zurückgewiesen.
Russland müsse seine Wirtschaftspolitik korrigieren, sagte Ministerpräsident Tschernomyrdin.
Nach dem derzeitigen Trend wird die Jahresinflation Ende Dezember bei 22 Prozent liegen.
In einem russischen Atomreaktor hat sich wieder ein Störfall ereignet.
Nach einem Defekt in der Steuerung musste ein Reaktor des Atomkraftwerkes Smolensk 360 Kilometer westlich von Moskau abgeschaltet werden.
Radioaktivität soll nach offizieller Darstellung bei dem Zwischenfall nicht ausgetreten sein.
Slowakei.
Auf den ehemaligen Stellvertreter von Ministerpräsident Mečiar ist ein Bombenanschlag verübt worden.
Der Sprengsatz explodierte vor dem Haus von Frantisek Gaulida.
Er war vor wenigen Tagen aus Protest gegen die Politik von Ministerpräsident Medziar aus der Regierungspartei ausgetreten.
Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand.
Gaulida hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen zahlreiche Drohungen erhalten.
Österreich.
In Graz wird künftig aggressives Betteln mit bis zu 3000 Schilling Strafe bestraft.
Dies hat gestern der Grazer Gemeinderat beschlossen.
Initiiert wurde diese Maßnahme von der Volkspartei.
Die FPÖ schloss sich an.
Angesichts der SPÖ-Verluste bei den EU-Wahlen gab Bürgermeister Stingl von der SPÖ dem Druck nach und legte einen Entwurf für eine Verordnung vor, wonach aggressives Betteln und Betteln mit Kindern bestraft wird.
Die Grünen, die KPÖ und einige SPÖ-Mandatare stimmten dagegen.
Das Liberale Forum will Verfassungsklage einbringen.
In Niederösterreich ist ein neuer Fall von Kindesmissbrauch bekannt geworden.
Ein 44-jähriger Mann aus dem Bezirk Amstetten gestand, seine neunjährige Nichte jahrelang sexuell missbraucht zu haben.
Mit einer bedingten Geldstrafe und einem Freispruch ist heute in Wien der Prozess um die irrtümliche Entfernung von Hoden beendet worden.
Der Fall ereignete sich im Oktober 1995 im AKH.
Der Anästhesist übergab den 65-jährigen Patienten dem Chirurgen, ohne die Identität des Mannes noch einmal zu überprüfen.
Der Patient wurde mit einem anderen verwechselt.
Der Chirurg entfernte irrtümlich die Hoden.
Der Anästhesist wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung zu einer bedingten Geldstrafe von 16.000 Schilling verurteilt.
Für den Chirurgen gab es Freispruch.
Die Urteile sind noch nicht rechtsgültig.
Das Wetter im Flachland und im Rheintal neblig, trüb, etwas nieseln und Schnee grieseln auf den Bergen und in den meisten Alpentälern oft sonnig, nur im Westen einige Wolken.
Temperaturen meist minus drei bis plus vier Grad.
Damit endet dieses Mittagsjournal, tontechnisch betreut von Ewald Feiss.
Verantwortlich für die Sendung ist als Regisseur Hubert-Anim Ellison und am Mikrofon verabschiedet sich Werner Heritsch.
Seit 20 Tagen demonstrieren in Serbien die Massen. Sie lassen damit ihren Unmut über den Betrug bei den Kommunalwahl in Serbien ihren freien Lauf. Dabei wird der Sturz des Präsidenten Milosevic gefordert. Die Freigabe zweier unabhängiger Radiosender war das größte Zugeständnis. Der Druck aus dem Ausland wird permanent stärker. Die Opposition ist ihrerseits teilweise nationalistisch geprägt und wird dementsprechend vom Ausland abgelehnt.
Mitwirkende:
Opra, Zoran [Gestaltung]
Datum:
1996.12.06 [Sendedatum]
Ort:
Belgrad
Schlagworte:
Politik
;
Opposition
;
Widerstand
;
Demonstration
;
Radio
;
Regierung
;
Diplomatie
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Serbien und Montenegro
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Die russische Duma beschäftigt sich mit dem Budgetreformanschlag für 1997. Der Entwurf von Ministerpräsident Tschernomyrdin wurde bereits einmal vom Parlament abgewiesen. Zuwenig Geld für das Militär und Soziales sowie zu hohe Steuern wurden kritisiert. Eine Kommission hat das Budget bisher überarbeitet. Die Chancen für den Budgetbeschluss stehen schlecht.
Mitwirkende:
Koller, Karin [Gestaltung]
Datum:
1996.12.06 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
;
Regierung
;
Opposition
;
Parlament
;
Wirtschaftspolitik
;
Finanzpolitik
;
Widerstand
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Russland
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Im Frühjahr 1997 wird es Frauen-Volksbegehren in Österreich geben. Ein überparteiliches Komitee hat sich dafür gegründet. 5 sozialdemokratische Abgeordnete haben durch ihre Unterschrift das Volksbbegehren unterstützt. Einblendung: SPÖ-Abgeordneter Alfred Gusenbauer, Einblendung: SPÖ-Abgeordnete Ilse Mertl.
Mitwirkende:
Fuchs, Wolfgang [Gestaltung]
, Gusenbauer, Alfred [Interviewte/r]
, Mertl, Ilse [Interviewte/r]
Datum:
1996.12.06 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik Österreich
;
Parteien / SPÖ
;
Frauen
;
Direkte Demokratie
;
Pressekonferenz
;
Parlament
;
Familie
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Österreich
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Der deutsche Archäologe Manfred Korfmann leitet ein internationales Forschungsprojekt zur Erforschung der anatolischen Stadt Troja. Ersten Ausgrabungen zur Folge war Troja viel größer als bisher angenommen. Interview: Archäologe Manfred Korfmann.
Mitwirkende:
Kogler, Alois [Gestaltung]
, Korfmann, Manfred [Interviewte/r]
Datum:
1996.12.06 [Sendedatum]
Schlagworte:
Wissenschaft und Forschung
;
Archäologie
;
Geschichtswissenschaft
;
Interview
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Türkei
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Der französische Film "Am 8. Tag" kommt in die österreichischen Kinos. Darin verändert sich das Leben eines gestressten Managers schlagartig durch das Kennenlernen eines behinderten Menschens. Einblendung: Filmausschnitt "Am 8. Tag", Interview: Schauspieler Daniel Auteuil, Interview: Regisseur Jaco Van Dormael.
Mitwirkende:
Baur, Karin [Gestaltung]
, Auteuil, Daniel [Interviewte/r]
, Van Dormael, Jaco [Interviewte/r]
Datum:
1996.12.06 [Sendedatum]
Schlagworte:
Kultur
;
Vorschau
;
Spielfilm
;
Interview
;
Soziales
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 90er Jahre
;
Frankreich
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten