Mittagsjournal 1996.12.07

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsschornal.
    Herzlich willkommen zum Mittagsschornal.
    Begrüßt Sie Hans Christian Scheidt.
    Die Demonstrationen in Belgrad gegen die kommunistische Regierung von Slobodan Milošević halten an.
    Der internationale Druck auf Serbien wächst und ein Teil der Opposition will eine Gegenregierung bilden.
    Davon mehr in unserer Sendung.
    Fünf Jahre sind bereits nach der Auflösung der Sowjetunion vergangen.
    Die Russen trauern mehrheitlich der Sowjetunion nach.
    Unsere Moskau-Korrespondentin bilanziert für uns fünf Jahre nach dem Ende der Sowjetunion.
    In Belgien kommt es nach dem Kinderschänderskandal Dutroux nun zu einer Justizreform.
    Die Bevölkerung war ja über das Verhalten von Teilen der Justiz in dem Skandal empört.
    Aus Österreich kommen unter anderem Beiträge zum Thema Integration von Flüchtlingskindern an den Schulen und den erbitterten Konkurrenzkampf bei den Baumärkten im Land.
    Im Journal zu Gast ist heute der Generaldirektor der Bundesforste Richard Ramsauer.
    Ab erst im Jänner werden die Bundesforste in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
    Und die Kulturredaktion bringt ein Interview mit Riccardo Mutti aus Anlass der heutigen Premiere an der Mailänder Skala mit Plucks Opa Armit.
    Am Beginn die Nachrichten verfasst von Elisabeth Manners und gesprochen von Josef Fenzl-Natek.
    Vereinte Nationen.
    Vier afrikanische Kandidaten sind jetzt offiziell ins Rennern um das Amt des UNO-Generalsekretärs getreten.
    Dies wurde vom UNO-Sicherheitsrat bekannt gegeben.
    Der vor allem von den Vereinigten Staaten unerwünschte Generalsekretär Boutros-Ghali hat vor kurzem erklärt, er wolle seine Wiederkandidatur bis auf Weiteres ruhen lassen, um anderen Kandidaten eine Chance zu geben.
    Nach dem Gewohnheitsrecht steht Afrika eine weitere Amtszeit an der Spitze der UNO-Verwaltung zu, auch wenn Butros Ghali nicht weitermachen kann.
    Das Mandat von Butros Ghali läuft Ende Dezember aus.
    USA
    Die designierte amerikanische Außenministerin Madeleine Albright hat schon damit begonnen, sich auf die Übernahme ihres neuen Amtes vorzubereiten.
    In Washington traf die bisherige amerikanische UNO-Botschafterin mit dem bisherigen Amtsinhaber Warren Christopher zusammen.
    Als Albrights Nachfolge in der Botschaft bei den Vereinten Nationen ist der frühere Bosnien-Beauftragte Holbrooke als aussichtsreichster Kandidat im Gespräch.
    Bundesrepublik Jugoslawien, USA.
    Der internationale Druck auf den serbischen Präsidenten Milosevic verschärft sich zusehends.
    Die USA haben die serbische Führung aufgefordert, die Opposition im Land an der Macht zu beteiligen.
    Präsident Clinton hat die eingefrorenen Guthaben der Bundesrepublik Jugoslawien für ein weiteres Jahr blockiert.
    Der amerikanische Präsident erklärte, solange der Friedensvertrag von Dayton und eine entsprechende UNO-Resolution nicht völlig respektiert würden, komme eine Aufhebung der Finanzsanktionen nicht infrage.
    Vor der Bekanntgabe dieser Maßnahmen hatten die USA die serbische Führung nochmals dazu aufgefordert, einen Dialog mit der Opposition zu beginnen und die Ergebnisse der Kommunalwahlen anzuerkennen.
    Belgien
    Die belgische Regierung zieht Konsequenzen aus den Kinderschänderskandalen.
    Das Kabinett billigte eine umfassende Justizreform.
    Wesentlicher Punkt ist die Erweiterung der Rechte der Opfer einer Straftat.
    Dazu gehören unter anderem Einsicht in die Akten und das Recht, die Anklagebehörde anzurufen.
    Nordirland
    Die nordirische Polizei hat in einem Haus in Belfast drei Sprengsätze sichergestellt.
    Eine 35-jährige Frau wurde verhaftet.
    Sie soll heute wegen terroristischer Aktivitäten angeklagt werden.
    Sicherheitskräfte vermuten, die Bomben sollten bei einer Bombenkampagne in der Vorweihnachtszeit verwendet werden.
    Schon in der Nacht davor, gestern, wurden in Nordirland wieder Brandanschläge auf katholische Schulen verübt.
    Vermutlich protestantische Extremisten überfielen katholische Familien in ihren Häusern.
    Birma.
    Eine Sitzblockade von Studenten in Rangoon ist von der Polizei aufgelöst worden.
    263 Studenten und Sympathisanten wurden vorläufig festgenommen.
    Soldaten und paramilitärische Polizeieinheiten waren im Einsatz, um die Sitzblockade gewaltsam aufzulösen.
    In der Umgebung der Universität Rangoon demonstrieren Studenten schon seit Montag für das Recht, sich eigenständig organisieren zu dürfen.
    USA.
    Der oberste Gerichtshof der USA wird in einem Grundsatzurteil über Zensur im weltweiten Computernetz Internet entscheiden.
    Präsident Clinton will die Pornografie im Internet einschränken.
    Mehrere Bürgerrechtsbewegungen wandten sich aber an den obersten Gerichtshof, um das Gesetz zu Fall zu bringen.
    Die Regierung rief deshalb den obersten Gerichtshof an.
    Österreich.
    Der Nestroy-Ring 1996 wird an Brigitte Svoboda und an HC Artmann verliehen.
    Die 1976 erstmals vergebene Auszeichnung wurde anlässlich der 175.
    Wiederkehr des Geburtstages von Johann Nestroy gestiftet.
    Der Ring wird für die satirisch-kritische Darstellung Wiens und seiner Bevölkerung im Sinne Nestroys zuerkannt.
    Im Großraum Linz ist gestern eine Aktion scharf der Polizei gegen alkoholisierte Autofahrer durchgeführt worden.
    Mehr als 60 Beamte hatten in einem Plan Quadrat alle Stadtein- und Ausfahrten von Linz abgesperrt.
    Auch auf der Autobahn gab es kein Entkommen.
    Die Bilanz der langen Nacht, 140 Strafmandate, 20 Anzeigen und 42 Führerscheinabnahmen.
    Es war dies die größte Planvertradaktion in Oberösterreich.
    Auf der Südautobahn bei Wiener Neudorf hat sich heute früh eine Serienkarambolage ereignet.
    Sechs Fahrzeuge waren darin verwickelt.
    Bei dem Unglück wurden fünf Personen verletzt, eine davon schwer.
    Die Südautobahn war während der Bergungsarbeiten in der Fahrt Richtung Wien etwa eine Stunde lang gesperrt.
    Ja, wir haben ein wenig geschmunzelt über die Nachrichtenformulierung, kein Entkommen bei dieser Führerscheinkontrolle und bei dieser Alkokontrolle.
    Jetzt führt kein Weg vorbei an Herbert Carters von unserer Radio-Wetterredaktion.
    Nun, ich kann melden, das typische herbstliche Inversionswetter bleibt uns erhalten.
    Dem kommen wir also auch nicht aus.
    Das wissentliche an dieser oft sehr beständigen Wetterlage ist eine Temperaturumkehr in einer bestimmten Höhe.
    So hat es etwa über Wien in 1000 Meter Seehöhe minus 8 Grad und in 1500 Meter plus 7 Grad.
    Und diese Schicht mit diesem inversen Temperaturverlauf ist ziemlich ident mit der Hochnebelschicht.
    Und hier nun die vernebelten Meldungen der Landeshauptstädte.
    Wien, Eisenstadt, St.
    Pölten, Linz und Salzburg Hochnebel bei minus 1 Grad, in Eisenstadt zudem leichtes Nieseln.
    In Innsbruck Heiter minus 1 Grad, Bregenz Hochnebel plus 1 Grad, Graz Hochnebel minus 2 und Klagenfurt Hochnebel minus 5 Grad.
    Nebel und Hochnebel bedecken also das gesamte Flachland und füllen auch viele Becken und Täler aus.
    Die Obergrenzen liegen zwischen 700 Meter, etwa im Rheintal, im Unterinntal und im Klagenfurter Becken und 1100 Meter in Niederösterreich.
    Aus dem Hochnebel kann es stellenweise leicht nieseln.
    Und oberhalb des Nebels und im Bergland ist es recht sonnig, allerdings ziehen auch einige hochliegende Wolkenfelder durch.
    Der Wind weht nur schwach aus Südost.
    Die Temperaturen liegen meist nur zwischen minus 3 und plus 3 Grad, am wärmsten ist es in Höhen zwischen 1200 und 1600 Meter, hier sind plus 8 Grad möglich.
    In der Nacht kühlt es dann ab auf knapp unter 0 Grad in den Nebelzonen und auf minus 4 bis minus 14 Grad bei klarem Himmel.
    Die Gefahr von gefrierendem Nieseln steigt wieder, also Vorsicht auf den Straßen.
    Am Sonntag ändert sich so gut wie nichts.
    In den Niederungen bleibt es meist den ganzen Tag über nebelig trüb mit zeitwilligem Nieseln oder Schneekriseln.
    Die Obergrenze des Nebels könnte ein wenig sinken auf 700 bis 1000 Meter.
    Auf den Bergen gibt es wieder Sonnenschein mit einigen kompakten, aber hochliegenden Wolkenfeldern.
    Der Südostwind wird schon etwas stärker, auf den Bergen mitunter recht lebhaft.
    Und die Temperaturen liegen, so wie heute, meist knapp um 0, im Mittelgebirge um plus 6 Grad.
    Am Montag ziehen dann vermehrt Wolken heran und bei lebhaftem Südostwind ist es leicht föhnig.
    Damit bestehen aber geringe Chancen, dass sich der Nebel ein wenig lichtet.
    In der Nacht auf Dienstag könnte es zwischen Vorarlberg und Salzburg ein wenig schneien.
    in den tiefen Lagen regnen und damit droht neuerlich stellenweise Glatteis.
    Dann aber scheint sich wieder teils nebelig trübes, teils föhniges und zumindest zeitweise sonniges Wetter zu etablieren.
    Ja, Vorsicht also vor Glatteis, hat der Kollege von der Radiowetterredaktion gesagt und bitte, wenn Sie jetzt in der Faschingszeit Alkohol konsumieren, lassen Sie das Auto bitte stehen und lassen Sie sich von Taxi nach Hause führen.
    Jetzt zur ausführlichen Mittagsjournalberichterstattung.
    Massenproteste in Serbien und kein Ende.
    Gestern sind wieder allein in Belgrad 150.000 Menschen dem Aufruf des Oppositionsbündnisses Zajedno gefolgt und haben gegen die Annullierung der Lokalwahlen durch das Milošević-Regime protestiert.
    Es war der 18.
    Tag in Folge, an dem Zehntausende für mehr Demokratie in Serbien auf die Straße gegangen sind.
    Auch der internationale Druck auf Milošević wird immer größer, Elisabeth Hasch berichtet.
    Es sind wenige konkrete Maßnahmen, die der Westen als Antwort auf das undemokratische Vorgehen der jugoslawischen Machthaber ergriffen hat.
    Aber ihre Zielrichtung ist klar.
    Sie sollen Serbien und Montenegro wirtschaftlich treffen.
    US-Präsident Clinton hat gestern beschlossen, die eingefrorenen Guthaben des ehemaligen Jugoslawien für ein weiteres Jahr zu blockieren.
    Dabei geht es um enorme Summen, die Serbien und Montenegro nach der Auflösung des Vielvölkerstaates für sich alleine beanspruchen.
    Die Außenminister der Europäischen Union haben sich gestern darauf geeinigt, die geplanten Handelserleichterungen für Jugoslawien weiter zu verschieben.
    Dabei geht es hauptsächlich um günstigere Zölle für Importgüter.
    Bereits vor vier Tagen haben die USA Serbien von der Genfer Konferenz über wirtschaftliche Zusammenarbeit in Südosteuropa ausgeladen.
    Und auch der ersehnte Wiedereintritt Jugoslawiens in Weltbank und internationalen Währungsfonds wird sich nun weiter verzögern.
    Von wirklich schmerzenden Maßnahmen wie der neuerlichen Einführung von Wirtschaftssanktionen, die Serbien während des Bosnienkriegs an den Rand des Ruins gebracht haben, hat der Westen vorerst abgesehen.
    Amerika hat damit allerdings gedroht, sollte das Regime Gewalt gegen die Demonstranten anwenden.
    Vielleicht ist die serbische Polizei auch deshalb bis jetzt friedlich geblieben.
    Präsident Milosevic scheint nach wie vor auf den Faktor Zeit zu setzen und zu hoffen, dass sich die Massenproteste bald totlaufen.
    Im Beitrag von Elisa Wasch war gerade eben von den Sanktionen der EU und der USA gegen Serbien die Rede.
    Ich bin nun telefonisch verbunden mit unserer ORF-Korrespondentin in Belgrad, Veronika Seier.
    Grüß Gott, Frau Seier.
    Wie stark wirken sich solche Maßnahmen bei der serbischen Bevölkerung nun aus?
    Ist zu befürchten, dass die Falschen bestraft werden, nämlich die Bevölkerung und nicht die Regierung Milošević?
    Die Frage ist deswegen schwer zu beantworten, weil der Maßnahmenkatalog konkret noch nicht genau bekannt ist.
    Man kann davon ausgehen, dass es sich um Grundlagenprodukte handelt.
    Das ist das Einzige, was die serbische Wirtschaft dem Westen anzubieten hat.
    Es ist davon die Rede, dass Handelserleichterungen, Vollerleichterungen geplant waren und die sind jetzt auf Eis gelegt worden.
    Also es würde sich wahrscheinlich um
    Energieexporthandel, Grundlagenindustrie, Serbien ist reich an Bodenschätzen, Gold, Silber, edle Metalle und ähnliches.
    Das wird sich auf die Bevölkerung direkt nicht auswirken, wenn das die EU jetzt in ihrem Katalog drinnen hat.
    Weil das sind natürlich staatliche Betriebe, das ist keine Privatwirtschaft.
    Also es geht nicht darum, dass plötzlich hier die Milka-Schokolade oder das
    Schweineschmalz nicht mehr zu haben ist oder nicht verkauft werden kann ins Ausland.
    Das heißt, Sie befürchten also nicht die Auswirkungen auf die Bevölkerung?
    Nicht.
    Außerdem muss man sagen, dass die Läden ja gut gefüllt sind, nur die Dinge sind sehr, sehr teuer.
    Der Lebensstandard, die Löhne, Gehälter, Pensionen sind sehr niedrig.
    Die Menschen können sich sehr wenig leisten.
    Schließlich hat ja auch das, was Sie jetzt gerade gesagt haben, die Unzufriedenheit bei der Bevölkerung mit dem Regime Milosevic ausgelöst, nicht?
    Nach dem Krieg.
    Frau Seier, die Demonstrationen gegen das Regime in Belgrad sind bisher friedlich verlaufen.
    Vorbilder dieser gewaltfreien Demonstrationen könnten der Volksaufstand in der DDR 1989 sein,
    Ausgangspunkt waren damals in der DDR die Friedensgebete in der Nikolaikirche in Leipzig.
    Die Opposition in Serbien vergleicht ihre Aktionen aber auch gerne mit der Revolution in der damaligen Tschechoslowakei in Prag.
    Dort wurde das Regime mit Schlüsseln von der Macht geklingelt.
    Wird es auch in Belgrad so friedlich bleiben?
    Ja, diese Symbole führt man auch in Belgrad mit sich, das ist sehr schön.
    Man hat Kerzen, man hat Fackeln, man hat Taschenlampen, man will damit Serbien erleuchten und erwärmen.
    Man hat die Schlüsselbunde, das Kochtopf schlagen, verschiedene Geräte, Instrumente aufwecken.
    Serbien soll aufgeweckt werden und von innen heraus erwärmt werden.
    Das ist der Grundkonsens der hunderttausend von Demonstranten, sowohl bei der Opposition als auch bei den Studenten und ist bewundernswürdig,
    wie die Menschen Disziplin halten.
    Die Oppositionsführer sagen immer wieder, wir können das auch, was die Tschechen konnten.
    Wir wollen auch diese sanktionäre Revolution durchführen, friedlich, keine Provokationen, die werden aus den Reihen entfernt.
    Und immer wieder, was mir besonders gut gefällt, die Serben können zeigen, wir sind ein Volk von Gandhis.
    Damit ist der friedliche Widerstand in Indien gemeint.
    Frau Seyer, wenn von der Opposition in Belgrad gesprochen wird, um bei diesem Stichwort Opposition zu bleiben, so hört man immer wieder den Namen Vuk Draskovic.
    Der Chef der serbischen Erneuerungsbewegung, der kündigte gestern ja auch an, eine Gegenregierung bilden zu wollen zum Regime und zur Regierung Milosevic.
    Ich glaube, Frau Seyer, es ist aber ein Irrtum... Ja, Vuk Draskovic ist eine sehr bekannte Persönlichkeit in Serbien.
    Er gilt als Messias, er sieht aus wie eine orthodoxe Ikone und ist sehr stark in Worten.
    Und es fällt ihm immer wieder sehr, sehr, sehr Pathetisches ein, mit dem er die Leute befeuern kann.
    Das ist politische Rhetorik, das ist Demonstrationsgetöse, das darf man nicht als Realkolitik bezeichnen.
    Das heißt umgekehrt kann man Traskowitsch also als nicht lupenreinen Demokraten bezeichnen?
    Raškovič hat viele Wandlungen in seinem politischen Leben durchgemacht.
    Er war ja ein hartgesotterter Kommunist als solcher, war als Korrespondent in afrikanischen Ländern im Ausland.
    Dann ist er der schärfste Nationalist geworden, hat seine eigene paramilitärische Truppe gehabt, die serbische Garde, die in der Kraina
    in Kroatien Schlimmstes angerichtet hat am Anfang des Krieges und hat sich dann langsam und mühselig zu demokratischen, friedlichen, westlichen, liberalen Positionen entwickelt.
    Er rutscht aber immer wieder aus.
    Vor kurzem hat er auf einer Demonstration gesagt, wir werden die serbische Fahne in Knien, das ist die Hauptstadt der kroatischen Krainer, wir werden die serbische Fahne in Knien wieder aufpflanzen.
    Also man muss mit Raskovic vorsichtig sein.
    Innerhalb der Opposition Serbiens, da fallen dann noch weitere Namen und zwar ein gewisser Soran Cinic von der Demokratischen Partei Serbiens und eine gewisse Vesna Besic von der Bürgerallianz.
    Welche Bedeutung kommt diesen beiden Persönlichkeiten zu?
    Die jetzige Position des Soran Cinic von der Demokratischen Partei ist eine gemäßigte nationalistische.
    Er hat die Rolle innerhalb dieses Koalitionsbündnisses, die sozusagen Ewiggestrigen, die enttäuschten Nationalisten und die Träumer von einem Großserbien, zu verbinden mit dem liberalen, nach Europa orientierten, offenen Serbien.
    Das ist ein fast unmöglicher Spagat.
    Er spricht sehr, sehr gut Deutsch.
    Er hat in Deutschland Philosophie studiert und auch unterrichtet.
    Er sieht westlich orientiert aus.
    Juppi, ein Bankbroker oder sonstiges sein.
    Und er hat ein sehr kluges, politisches, zurückhaltendes Auftreten.
    Ich glaube, er ist der kommende Star im Gegensatz zu Draschkowitsch, der der sinkende Stern ist.
    Und Frau Wessner-Pesic, eine studierte Soziologin, ist eigentlich die einzige politisch ganz saubere Person in dieser Wahlkoalition, die von Anfang an fast
    wie eine einsame Ruferin in der Wüste gegen den Krieg, gegen den nationalistischen Hass aufgetreten ist.
    Die ersten kleinen Antikriegsdemonstrationen hat sie organisiert und dabei ist sie auch geblieben.
    Sie ist halt als Person nicht so sehr in den Vordergrund getreten.
    Sie hat einfach nicht das politische Auftreten, angefangen davon, dass sie sehr, sehr klein und zierlich ist, bis zu einer pipsigen Stimme.
    Eine sehr, sehr kluge Frau, eine durch und durch Demokratin, aber sie kommt einfach
    in diesem Macho-Volk, auch bei Frauen übrigens, nicht so besonders gut an.
    Dankeschön Veronika Sair für dieses Gespräch und auf Wiederhören nach Belgrad.
    Sowjetnostalgie ist heute für viele Menschen in den ehemaligen sowjetischen Republiken nichts Fremdes mehr.
    Immerhin 65 Prozent der Russen finden laut einer Umfrage, dass das Ende der UdSSR dem Land mehr Schlechtes als Gutes gebracht habe.
    Morgen jährt sich nämlich zum fünften Mal der Tag, an dem drei Präsidenten in Weißrussland das Aus für die Sowjetunion besiegelten.
    Übrigens bei Wildschweinjagd, Sauna und gutem Kognak, wie sich einer von ihnen erinnert.
    Wie es dazu kam, berichtet Susanne Scholl aus Moskau.
    Das Ende der Sowjetunion wurde ziemlich unspektakulär eingeläutet.
    In einer weit abgelegenen Datscha an der weißrussisch-polnischen Grenze bei Brest saßen am 7. und 8.
    Dezember 1991 drei Männer zusammen und beschlossen, dass das Imperium keine Zukunft mehr habe.
    Russlands Präsident Boris Yeltsin, der ukrainische Präsident Kravchuk und der weißrussische Präsident Shushkevich.
    Vorangegangen war dem denkwürdigen Treffen eine viermonatige Agonie.
    Nach dem Putschversuch im August 1991 hatte sich eine Sowjetrepublik nach der anderen für unabhängig erklärt.
    Die Sowjetunion bestand de facto nur noch aus einem Mann, dem sowjetischen Präsidenten Michael Gorbatschow.
    Der wehrte sich nach der Entscheidung der drei Präsidenten noch zehn Tage lang.
    Dann erklärte er im Fernsehen seinen Rücktritt.
    Angesichts der Gründung der Gemeinschaft unabhängiger Staaten erkläre ich hiermit meinen Rücktritt, und zwar aus prinzipiellen Überlegungen.
    Ich war immer für die Unabhängigkeit der einzelnen Völker, aber ich war auch immer für die Erhaltung eines gemeinsamen Staates.
    Doch die Dinge haben sich leider anders entwickelt.
    Dass das Ende der Sowjetunion unaufhaltsam war, schien damals tatsächlich nur Gorbatschow nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen.
    Die Präsidenten der einzelnen Sowjetrepubliken allerdings hatten das längst begriffen.
    Vor allen anderen Boris Jelzin.
    Noch vor dem August Putsch hatte er die Zentralmacht zu untergraben begonnen.
    Parteiaktivitäten in Betrieben und Instituten verbot er in seinem Russland.
    Steuern an die Zentralmacht sollte seine Republik nur in sehr verringertem Maße zahlen.
    Wir müssen jetzt leider unpopuläre Maßnahmen ergreifen, zumindest für einige Monate.
    Das ist notwendig, um die Reformen schnell und energisch voranzutreiben.
    Wirtschaftliche Reformen, aber natürlich auch Reformen unserer Machtstrukturen.
    sagte der russische Präsident damals voller Optimismus.
    Doch tatsächlich sollten die unpopulären Maßnahmen nicht nur ein paar Monate in Anspruch nehmen und die Reformen der Machtstrukturen, wenn es sie denn überhaupt gegeben hat, verliefen mehr als schleppend.
    Und trotzdem hat das Ende der Sowjetunion einen wichtigen ersten Anstoß zu einem wirklichen Umbruch gegeben.
    Allerdings fast ausschließlich in Russland.
    In allen anderen ehemaligen Sowjetrepubliken tut man sich mit dem Umbau des gesamten Systems noch wesentlich schwerer als in Russland.
    In Weißrussland zum Beispiel ist man mit dem neuen Präsidenten Lukaschenko auf dem besten Weg zu einer neuen Parteiendiktatur.
    Nicht zufällig hat übrigens gerade dieser Lukaschenko erst kürzlich erklärt, seiner Meinung nach hätten Jelzin, Kravtchuk und Shuschkewitsch damals mit ihrem Beschluss, die Sowjetunion aufzulösen, einfach die geltende Verfassung gebrochen.
    Und viele in allen ehemaligen Sowjetrepubliken, die dies vielleicht offen nicht sagen würden, stimmen demnach den Erfahrungen der vergangenen fünf Jahre heimlich zu.
    Die Sowjetunion ist zwar offiziell tot, aber bevor nicht eine neue Generation herangewachsen sein wird,
    wird sie auch nicht endgültig begraben werden können.
    Susanne Scholl berichtete aus Moskau.
    Die belgische Regierung zieht Konsequenzen aus dem jüngsten Kinderschänder-Skandal um Marc Dutroux.
    Das Kabinett billigte eine umfassende Justizreform.
    Wesentlicher Punkt ist die Erweiterung der Rechte der Opfer einer Straftat.
    Dazu gehören unter anderem Einsichten in die Akten und das Recht, die Anklagebehörde anzurufen, Günther Schmid berichtet.
    Die belgische Regierung hat jetzt auf den Kinderschänder-Skandal reagiert und eine Reform der Justiz und des Polizeiapparats beschlossen.
    Solche Reformen waren vor einigen Wochen bei einer Demonstration von 300.000 Menschen in Brüssel gefordert worden, nachdem die Untersuchungen im Fall Dutroux geradezu unglaubliche Fehler und Versäumnisse aufgezeigt hatten.
    In Zukunft werden vor allem die Opfer einer Straftat und ihre Angehörigen mehr Rechte bekommen.
    Sie werden Einblick in die Akten erhalten und sie werden die Möglichkeit haben, weitere Ermittlungen zu verlangen.
    In Zukunft soll auch das Verfahren neu geregelt werden, wie Häftlinge vorzeitig entlassen werden können.
    Der Hauptverdächtige in der Kindermordserie Dutroux war seinerzeit nach Verbüßung von nur drei der 13 Jahre eine Haftstrafe entlassen worden, obwohl es auch ein Gutachten gab, das sich dagegen aussprach.
    In Zukunft werden neue Kommissionen über die Freilassung entscheiden, wobei auch die Opfer ein gewisses Mitspracherecht haben sollen.
    Und auch die Zeit der politischen Besetzungen im Justizapparat soll vorbei sein.
    Es soll die Bestimmung fallen, dass bei Beförderungen in den Reihen der Staatsanwaltschaft auf ein politisches Gleichgewicht zu achten ist.
    Sieben Minuten vor halb eins jetzt nach Österreich.
    Vor vier, fünf Jahren, da ging in Österreichs Schulsystem die Angst vor den Ausländern um.
    Oder besser gesagt vor den Kindern der Bosnien-Flüchtlinge und der Einwanderer aus dem Osten.
    Das heimische Schulwesen würde bei der Einbeziehung dieser Kinder zusammenbrechen, hieß es damals.
    In Volksbegehren wurden Ausländerhöchstquoten für Volksschulklassen gefordert und auch die Bildung von Ghetto-Schulen für diese Schüler war plötzlich Diskussionsgegenstand.
    Heute haben diese Kinder, die damals ins heimische Schulsystem integriert wurden, meist schon einen Schulwechsel ins Gymnasium oder in die Hauptschule hinter sich.
    Fritz Dietlbacher hat eine Zwischenbilanz gezogen.
    Das Problem der Ausländerquote in der Schule ist vor allem ein städtisches und im Besonderen eines der Bundeshauptstadt Wien.
    Dort beträgt der Ausländeranteil in manchen Klassen bis zu 70 Prozent.
    Für viele ist das eine Horrorzahl, am wenigsten jedoch noch für die betroffenen Lehrer und Schüler, erklärt der Wiener Stadtschulratspräsident Kurt Scholz.
    Aus meiner Sicht ist die Bilanz sehr positiv.
    Wie ich überhaupt glaube, dass das eher die Leidenschaften der Eltern- und der Großeltern-Generation gewesen sind.
    Die Kinder in der Schule haben eigentlich immer gut miteinander können.
    Kinder sind international.
    Die Probleme haben immer eher in den Köpfen der Erwachsenen stattgefunden.
    Im Übrigen hat sich in den letzten vier Jahren aber auch die Lage selbst geändert.
    Seit 1992 geht der Ausländeranteil an den Wiener Schulen langsam aber stetig zurück.
    In den Volksschulen von über 25 auf knapp 23 Prozent, in den Hauptschulen von fast 38 auf nur mehr 31 Prozent.
    Nur in den Sonderschulen ist der Anteil der Ausländer gegenüber 1992 leicht gestiegen.
    Sie stellen hier immer noch fast 40 Prozent der Schüler.
    Erstmals in nennenswerter Zahl vertreten sind die Ausländerkinder dafür in den Wiener Gymnasien.
    Mit 12 Prozent Anteil hat dort mittlerweile jeder neunte Schüler eine andere als die österreichische Staatsbürgerschaft.
    Für Kurt Scholz ist das auch ein Zeichen dafür, dass die Ausländerkinder auch wissens- und erfolgsmäßig dabei sind, gleichzuziehen.
    Die Frage, welche Staatsbürgerschaft ein Kind hat, darf in der Schule keine Rolle spielen.
    In der Schule ist etwas anderes entscheidend.
    Die Begabung, das Leistungsvermögen und die Leistungsbereitschaft eines Kindes, das sind die einzigen pädagogischen Kriterien.
    Welchen Reisepass ein Kind hat, darf in der Schule nichts bedeuten.
    Mittlerweile ist es so, dass bereits 35 Prozent aller Ausländerkinder nach der vierten Klasse Volksschule ins Gymnasium wechseln.
    Wenn man dies als eine Art Note für die meist zu diesem Zeitpunkt schon sehr gut deutsch sprechenden Kinder betrachtet, so hat sich diese in den letzten Jahren extrem verbessert.
    Denn vor vier Jahren betrug diese Übertrittsquote bei Ausländern gerade 10 Prozent, also nur jedes zehnte Kind ging in ein Gymnasium.
    Vor acht bis zehn Jahren waren Gastarbeiter- oder Flüchtlingskinder im Gymnasium überhaupt Einzelerscheinungen, heißt es im Stadtschulrat.
    Bevor nun neue Ängste über die Verdrängung von Inländern aus dem höheren Schulwesen aufkommen, deutet Kurt Scholz die Ausländerquote als Wettbewerbsvorteil auch für die Österreicher im Klassenverbund.
    In Wirklichkeit haben die österreichischen Kinder in ausländerreichen Klassen eine Betreuungsdichte, die höher ist als in Klassen ohne ausländische Kinder.
    Und aus diesem Grund gibt es ja auch das eindeutige Ergebnis, dass österreichische Kinder auch in ausländerreichen Klassen in genau demselben Maß in das höhere Schulwesen übersteigen, wie in solchen Klassen, in denen es keine Ausländer gibt.
    Also das Märchen von der Benachteiligung österreichischer Kinder durch Ausländer ist eben ein Märchen, es ist eine Angstfantasie der Erwachsenen, für die es statistisch nicht den geringsten Beleg gibt.
    Ein Bericht von Fritz Dietlbacher war das.
    Das Sparbudget hat in die Haushaltsbudgets der Österreicher deutliche Löcher gerissen.
    Logische Folge, sie geben weniger Geld aus.
    Sie können weniger Geld ausgeben.
    Das widerspüren viele Branchen, die über sinkende, zumindest aber stagnierende Umsätze klagen.
    Eine der Ausnahmen die Baumärkte.
    Sie freuen sich über gute Wachstumsraten, denn weil das Geld für den teuren Handwerker fehlt, legen die Österreicher immer öfter selbst Hand an und verlegen sich den Fußboden oder die Tapete selbst.
    Und das zu immer günstigeren Preisen, denn unter den Baumärkten tobt ein erbitterter Konkurrenzkampf, berichtet Michael Tschoklich, stimmlich unterstützt von Markus Langer.
    Das Match heißt Deutschland gegen Österreich.
    Im Fußball längst ein Klassiker, ist es am Baumarktsektor ein Novum.
    Allein heuer starteten die Ableger von drei deutschen Baumarktketten ihr Engagement in Österreich und zwar Obi, Hornbach und Praktika.
    Doch der 21 Milliarden Schilling große heimische Heimwerkermarkt ist praktisch gesättigt und es gibt kaum mehr freie, attraktive Flächen für neue Standorte.
    So wird der Wettbewerb zum Verdrängungswettbewerb.
    Jeder gegen jeden heißt die Devise.
    Unangefochten die Nummer 1 in Österreich ist das Baumax-Imperium von Karl-Heinz Essel mit 35% Marktanteil und mehr als 7 Milliarden Schilling Umsatz.
    Essel ist sich sicher, den Angriff der Deutschen parieren zu können.
    Derzeit wird ein neues Marketingkonzept umgesetzt, das den Konsumenten ein wahres Einkaufserlebnis bescheren soll, wie Essel hofft.
    Zudem setzt Baumax voll auf den neuesten Trend der Megamärkte mit mehr als 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche.
    Krems und Stadtlau wurden bereits eröffnet, Wien und die Landeshauptstädte sollen folgen.
    Überall dabei ein Gartencenter, mit dem vor allem die Frauen als neue Kundenschicht angesprochen werden sollen.
    Eine Milliarde Schilling will Baumax allein im nächsten Jahr investieren.
    Gleichzeitig wird intern der Rotstift angesetzt.
    Das Logistikzentrum für 90.000 Artikel wird ausgelagert und von einer englischen Firma betrieben.
    Die machen das professioneller und billiger, sagt Essl.
    Keinerlei Auskunft gibt die Nummer zwei in Österreichs Baumarktlandschaft Bauhaus, wie Baumax ein rein österreichisches Unternehmen.
    Seit vorigem Jahr in Österreich vertreten ist Obi.
    Obi hat die Bauwelten und IMO-Märkte geschluckt, die jetzt auf Franchise-Basis unter dem Obi-Dach auftreten.
    29 Märkte machen derzeit zwei Milliarden Schilling Umsatz.
    Mit drei Milliarden Umsatz im nächsten Jahr will Obi die Nummer zwei mit 15 Prozent Marktanteil werden.
    Die entsprechenden Verträge für neue Standorte seien bereits unterzeichnet, sagt Geschäftsführer Peter Langer, der wie Baumarx auf den Trend der Megamärkte setzt.
    Weniger Rolle spielen derzeit noch die deutschen Neulinge Hornbach und Praktika, die erst je zwei Märkte betreiben.
    Gewinner des Konkurrenzkampfes sind die Konsumenten.
    Sie können unter einem breiteren Angebot wählen, bei gleichzeitig sinkenden Preisen.
    Gerade rechtzeitig, denn der Trend zu do-it-yourself ist nicht zuletzt wegen des Sparpaketes ungebrochen.
    Um zu sparen, packen die Hobbybastler immer öfter auch bei komplizierteren Arbeiten selbst zu und verzichten auf den teuren Professionisten.
    Die niedrigen Preise allerdings setzen die Firmen zunehmend unter Druck.
    Die Erträge gehen trotz steigender Umsätze zurück.
    Starke Partner sind daher sehr gefragt und werden meist in Deutschland gefunden.
    So wie die Bauwelt und IMO-Märkte bei Obi gelandet sind, haben sich die Bautreff-Märkte mit Hagebau zusammengeschlossen.
    Wer nicht kooperiert, wird nicht überleben, glaubt Obi-Geschäftsführer Langer.
    Das weiß auch der Platzhirsch Baumax.
    Hartnäckige Beteiligungsgerüchte weist Baumax-Chef Essel entschieden zurück.
    Er plant derzeit aber eine Einkaufsgemeinschaft mit bis zu fünf europäischen Baumarktbetreibern.
    Sie soll bis zum Jahresende stehen.
    Mit einem Einkaufsvolumen von dann 50 Milliarden Schilling seien jene Preise erzielbar, die langfristig das Überleben sichern, sagt Essel.
    Die Baumärkte in Österreich florieren also, Sie hörten Michael Zschoglich.
    In dieser Woche hat der Ministerrat den Gesetzentwurf über die Ausgliederung der Bundesforste aus dem Budget und die Schaffung einer österreichischen Bundesforste-Aktiengesellschaft beraten.
    Der Beschluss im Parlament soll noch heuer gefasst werden, sodass die Bundesforste am 1.
    Jänner 1997 ein selbstständiger Betrieb sein sollen.
    Die neue Firma Bundesforste wird als Aktiengesellschaft dem Staat gehören,
    und jene 840.000 Hektar Grundverwalten, die dem Bund gehören.
    Über dies alles herrscht derzeit der bisherige Generaldirektor der Bundesforste, Diplom-General Richard Ramsauer.
    Ein erfahrener Forstmann, der aus der Privatwirtschaft kommt und die Geschicke der Bundesforste seit 1.
    März 1992 leitet.
    Wie lange er noch auf dem Chefsessel sitzen wird, ist derzeit ungewiss.
    Diplom-General Richard Ramsauer ist heute bei Hans Adler.
    im Journal zu Gast.
    Herr Generaldirektor Ramsauer, als man Sie am 1.
    März 1992 als Generaldirektor der Bundesforste bestellt hat, hat sich die APA als Unternehmer in der Holzverarbeitung und Wirtschaftsführer des Forstamtes Hohenberg vorgestellt.
    Was sind Sie davon heute noch?
    Ich bin davon heute beides nicht mehr, denn mit meinem Eintritt in die österreichische Bundesforst habe ich natürlich diese Aktivitäten beenden müssen.
    Der damalige Landwirtschaftsminister Fischler hat ihnen gleich von vornherein die Aufgabe gestellt, die Privatisierung vorzubereiten, ein Konzept zu erarbeiten und da waren einige Vorgaben drinnen.
    Sie hätten an der Schaffung und Verwaltung von Nationalparks aktiv mitwirken müssen.
    Inzwischen ist der Nationalpark Donauauen geschaffen worden und ich habe eher den Eindruck, das ist über den Kopf der Bundesforster hinweg passiert.
    Drückt dieser Eindruck und vor allem
    was die Verwaltung der Nationalparks betrifft?
    Ich glaube, dass wir diese Aufgabe eigentlich schon sehr ernst genommen haben.
    Ich darf daran erinnern, dass wir schon im 92.
    Jahr, das heißt ein halbes Jahr nach meinem Dienstantritt bei den Bundesforsten, ein Nationalparkkonzept für den Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich vorgestellt haben und das auch mit dem Herrn Landeshauptmann gemeinsam präsentiert hatten.
    Das heißt, wir haben versucht sofort eine aktive Rolle bei der Gestaltung und Schaffung von Nationalparks zu übernehmen.
    Wir haben darüber hinaus in dieser Phase auch
    in Absprache mit dem Bundesminister die Nutzungen in den Nationalparkplanungsgebieten entsprechend zurückgenommen.
    Das heißt, wir haben schon versucht, auch für jeden nach außen sichtbar, hier eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Nationalparks, vor allem bei der Schaffung von Nationalparks einzunehmen.
    Natürlich ist es so, dass die Vereinbarung, die der Bund mit den Ländern trifft, grundsätzlich eine Vereinbarung ist, die über die Bundesforste getroffen wird.
    Das heißt, der Eigentümer trifft eine Vereinbarung für das Unternehmen mit einem Bundesland.
    So wird letztlich ein Nationalpark geschaffen.
    Die Bundesforste verwalten ein riesiges Areal.
    Das sind über 10 Prozent der gesamten Staatsfläche, 8400 Quadratkilometer oder ein Hektar 840.000, davon sind 540.000 Hektar Wald.
    Das ist der bei weitem größte österreichische Forstbetrieb, aber wie viel von diesem Wald ist inzwischen noch wirtschaftlich nutzbar?
    Im Grunde genommen nützen wir wirtschaftlich große Teile des gesamten Bereiches.
    Auch jene Teile werden zum Teil wirtschaftlich genutzt, wo kein Wald draufsteht.
    Ich darf Sie erinnern, dass wir Jagdbetrieb auch dort betreiben und auch dort wirtschaftlich verwerten, wo kein Wald ist, im ganzen Hochgebirgsbereich, aber letztlich auch
    Die touristischen Aktivitäten, die auf Bundesforstegrund stattfinden, denken Sie nur an die Skigebiete teilweise im Westen Österreichs, finden in Bereichen statt, wo die Bundesforste keinen Wald haben.
    Der Wald insgesamt, den Sie hier anführen, wird von den Bundesforsten wirtschaftlich genutzt, nur mit unterschiedlichen Prioritäten natürlich.
    Der Nationalpark Donauauen, beziehungsweise auch
    Das Planungsgebiet des Nationalparks Kalkalpen, das ja schon abgestimmt ist in der Größe mit den Bundesforsten, das sind zwei Bereiche.
    In dem Fall rund, wenn Sie die Gesamtwaldfläche mit 540.000 Hektar in etwa hier hernehmen, rund 20.000 Hektar davon sind, also von der Waldfläche nicht einmal ganz, 15.000 bis 20.000 Hektar bei beiden nationalparksbetroffenen Flächen, die jetzt der traditionellen Forstwirtschaft entzogen sind.
    Dann bleibt natürlich die Frage, welche Gewinne haben die Bundesforste bisher, seit sie Chef sind, an den Staat abgeführt?
    Die Bundesforste haben im Jahr 1992 117 Millionen mit Grundverkehr 143 Millionen an den Staat abgeliefert.
    Wir haben im Jahr 1993 ein Minus von über 100 Millionen gehabt, das waren noch die Auswirkungen der Windwurfkatastrophe, haben aber sofort im 94er Jahr wieder den Törnerrand geschafft und wieder über 100 Millionen an den Staat abgeliefert und haben voriges Jahr inklusive Grundverkehrsüberschuss über 200 Millionen an den Staat abgeliefert.
    Jetzt spricht der Finanzminister von einer Budgetentlastung, wenn die Bundesförster eine Aktiengesellschaft werden.
    Wenn er bisher von ihnen Geld bekommen hat, wovon wird er dann entlastet?
    Na ja, wenn man sich den Entwurf des Bundesforstergesetzes anschaut, dann ist sozusagen unübersehbar auch im Entwurf vorgesehen, dass die Bundesforste auch weiterhin an das Budget Beträge abliefern.
    Darüber hinaus steht in dem Entwurf schon ganz konkret der Betrag für das nächste Jahr, das ist ja ein beträchtlicher Betrag, der uns hier auferlegt wird.
    Das sind über 700 Millionen Schilling, rund 750 Millionen Schilling, wovon wieder 200 Millionen als Kapital an die Bundesforste rückfließen.
    Aber letztlich eine Nettoabfuhr von über 500 Millionen Schilling für das nächste Jahr sind vorgesehen.
    Und das sind Beträge, an denen die Bundesforster noch ein paar Jahre sozusagen verdauen werden müssen.
    Es steht im Gesetz, Sie müssen 50% vom Fruchtgenuss.
    an den Staat abführen.
    Was ist Fruchtgenuss?
    Warum verwendet man bei einer Aktiengesellschaft das Wort Fruchtgenuss und nicht etwa die Bezeichnung Dividende?
    Der Fruchtgenuss hat schon eine natürlich sehr große Berechtigung hier, denn die Bundesforste sind ja dann so etwas wie eine Betreibergesellschaft.
    Und das heißt, sie betreiben das staatliche Waldvermögen.
    Und der Fruchtgenuss, der Usus fructus, beinhaltet ja die gesamte Nutzung.
    Die Bundesforster würden das nutzen wie der Eigentümer.
    Und daher ist also Fruchtgenuss, nämlich sozusagen das Genießen aller Früchte, die da entstehen, sehr wohl eine richtige Bezeichnung.
    Wobei der Überschuss sich, und das steht auch im Gesetz drinnen, nach dem Handelsgesetzbuch dann errechnet.
    Im Prinzip geht es darum, dass der operative Überschuss nach Steuern zu 50 Prozent an den Staat abzuliefern ist, sodass also hier nicht
    vor Steuern der operative Überschuss in irgendwelchen Rücklagen oder ähnlichen Konstruktionen geparkt wird.
    Der Eigentümer möchte einfach auch in Zukunft Dividende haben.
    Und das muss man einfach verstehen, auch als Staatsbürger.
    In Ihrem neuen Aufsichtsrat wird ein Beamter des Finanzministeriums sitzen und der wird ein Vetorecht haben.
    Warum hat der ein Vetorecht?
    Soweit so hier der Entwurf vorsieht, soll der Landwirtschaftsminister drei Mitglieder des Aufsichtsrates entsenden, wobei man hier nicht sagen kann und absolut nicht davon ausgehen kann, dass das drei Beamte des Landwirtschaftsministeriums sein sollen.
    beim Finanzminister.
    Ich weiß nicht, also wenn der Finanzminister entsendet, auch dort ist es nicht zwangsläufig der Fall, dass das ein Beamter ist, aber selbst wenn, so sieht das Vetorecht vor, dass die beim Finanzminister verbleibenden Vermögensteile, nämlich das, was die Bundesverwaltungsgesellschaft wirklich betreibt, dass wenn es dort zu Grundtransaktionen kommt, ist es klar, dass also der Vertreter des Finanzministers hier ein entsprechendes Mitspracherecht haben möchte.
    Letztlich
    führen wir ja für den Eigentümer, für die Eigentümervertreter Grundtransaktionen durch.
    Und da kann durchaus der Eigentümervertreter sagen, ich möchte die eine oder andere Transaktion einfach nicht haben.
    Vielleicht sollten wir an dieser Stelle erklären, wie die Konstruktion sein wird.
    Die Aktiengesellschaft, die österreichische Bundesforst, die hat natürlich auch eigenen Besitz und verwaltet nicht nur den Besitz des Staates.
    Wie viel ist der eigene Besitz und wie viel ist der staatliche Besitz?
    Der eigene Besitz, der beziffert rund 4,3 Milliarden Schilling wert ausmacht, besteht in erster Linie aus den Gebäuden, aus Baugrundstücken, einigen landwirtschaftlichen Grundstücken und etwas Wald, rund 30.000 Hektar Wald.
    Das heißt also, von der Größenordnung her sehen Sie schon, dass das alles sich in einer Größenordnung von unter 5 Prozent des Gesamtvermögens der Bundesforste abspielt, auf der anderen Seite aber doch eine beträchtliche Eigenkapitalausstattung darstellt.
    Unsere Eigenkapitalausstattung wird unter anderem dafür gegeben, dass wir zur Stabilisierung von Ergebnissen unter Umständen hier auf ein Vermögen zurückgreifen können.
    Die Bundesforster haben bisher eine eigene Kasse für Grundstückstransaktionen gehabt und ich habe gelegentlich Klagen darüber gehört, dass die Finanzminister immer wieder in diese Kasse gegriffen und Geld herausgenommen haben, unter Umständen Geld, das vorher noch gar nicht drinnen gewesen ist, das man erst hineinlegen musste, damit es der Finanzminister überhaupt nehmen kann.
    was natürlich kein wirklich erfreulicher Zustand ist.
    Was wird aus dieser Grundstückstransaktionskasse nun unter der neuen Konstruktion?
    Es gibt eine Verfassungsbestimmung zur Erhaltung des Vermögens und ich gehe davon aus, dass das von allen Beteiligten sehr ernst genommen wird.
    Darüber hinaus ist es so, dass es dem Eigentümer oder den Eigentümervertretern dieser Republik zusteht, natürlich grundsätzlich per entsprechende Gesetzesbeschlüsse hier in das Vermögen der Gesellschaft einzugreifen.
    Ich möchte das nicht kommentieren, weil das eine Eigentümerfrage ist, die vielleicht besser das Finanzministerium beantworten kann.
    Die Bundesforste besitzen, und Sie haben das im Zusammenhang mit der Vermögensausstattung erwähnt, eine ganze Menge Gebäude.
    Zuletzt haben Sie, ich glaube, das war im Jahr 1995, das Schloss Ort an die Gemeinde Gmunden verkauft.
    Haben Sie noch einige solche Objekte im Beton?
    Natürlich haben wir einige Objekte im Beton.
    Wir verwalten das Lamberg, Schloss Lamberg in Steyr zum Beispiel, oder verschiedene andere Gebäude von auch großem historischen Wert.
    Grundsätzlich stehen ja die Gebäude praktisch alle unter Denkmalschutz bei den Bundesforsten.
    Und wenn nun, so wie beim Schloss Ort, eine örtliche Gemeinde oder ein Bundesland, so wie zum Beispiel beim Stift Ossi auch in Kärnten, besonderes Interesse an dem Gebäude hat, so sind die Bundesvorräte natürlich bereit, wie sich gezeigt hat auch, hier diese Gebäude entsprechend zum Verkehrswert natürlich abzutreten.
    Und ich schließe das auch für die Zukunft nicht aus, dass wir vielleicht das eine oder andere Gebäude verkaufen, wenn besonderes öffentliches Interesse daran ist.
    Das ist ja auch irgendwo, glaube ich, der Sinn an der ganzen Sache.
    Und dann haben sie noch ein ganz besonderes Vermögen, und das sind die 120 Kilometer Seeufer, habe ich gelesen.
    Insgesamt nicht weniger als 44 Seen in Österreich.
    Und 26 Seen gehören überhaupt dem Bund, darunter immerhin der Rosausee, der Fuschlsee, der Hallstättersee.
    Die Zersiedelung der Seeufer war schon unter dem Landwirtschaftsminister Fischl einmal ein großes Problem, weil sich die Anrainer Grundstücke auf Kosten der Bundesforste verschafft haben, indem sie die Seeufer aufgeschüttet und damit ihren Landbesitz vergrößert haben.
    Wird es jetzt eine härtere Gangart gegen solche Leute geben, wenn die Bundesforste eine Aktiengesellschaft sind?
    Nein, ich glaube, das kann man so nicht sagen.
    Die Bundesforste werden nur natürlich mit großer Konsequenz das Vermögen des Staates verwalten und die Aufgaben, unter anderem auch die Seeufer, entsprechend der bisherigen Politik weiterführen.
    Der Sinn ist ja, dass diese Seeufer für die Öffentlichkeit freigehalten werden, dass darüber hinaus auch teilweise Seeufer, was wir ja gemacht haben in den letzten Jahren, angekauft wurden, teilweise mit Gemeinden.
    um sie öffentlich zugänglich zu machen und um sie von der totalen Verbauung zu schützen.
    Das wird auch in Zukunft die Strategie des Unternehmens sein und da sehe ich keine Änderung zur bisherigen Vorgangsweise.
    Die Gründung dieser Bundesforst der Aktiengesellschaft war vor allem aus dem grünen Lager und aus dem Bereich der Naturschützer von lauten Nebengeräuschen begleitet.
    Der Naturfreunde Obmann, Nationalratspräsident Fischer, hat vor wenigen Tagen die Befürchtung geäußert, der Gedanke des Gemeinwohls könnte zu kurz kommen, wenn eine kapitalorientierte Gesellschaft die Flächen des Bundes verwaltet.
    Die Grünen fürchten, die Gewinnmaximierung könnte auf Kosten der Ökologie gehen.
    Andere Organisationen fürchten offensichtlich um ihren Einfluss.
    Was tun die Bundesforste ab 1.
    Jänner?
    Wir werden eine Aktiengesellschaft und werden das Unternehmen so betreiben wie bisher.
    Ich meine, dass die Bundesforste, wenn man etwas gutwillig und objektiv anschaut, was die Bundesforste in den letzten Jahren getan haben, auch am Naturschutzsektor, welche Initiativen wir selbst gesetzt haben, wie wir versucht haben, auch hier Opinion-Leader in der Forstwirtschaft zu sein, wenn man sich das mit etwas Objektivität ansieht, dann sieht man auch,
    dass die Vorwürfe, die vielleicht da und dort aus dem Naturschutzbereich kommen, einfach nicht zu Recht sind.
    Und Sie haben ja selbst schon irgendwie durchklingen lassen, dass hier auch gewisse Eigeninteressen von Naturschutzorganisationen im Spiel sind.
    Wenn Sie nur davon ausgehen, dass zum Beispiel bei den Nationalparks es darum geht, wer hier die Betreiberfunktion hat.
    Das heißt, es ist hier eine gewisse Konkurrenz
    Und ich denke, dass niemand Sorgen haben muss, dass das Vermögen der Bundesvorsteher in Zukunft sozusagen ausschließlich nach den Gesichtspunkten der finanziellen Ergebniserzielung bewirtschaftet wird.
    Sie haben jetzt die Aufgabe nach der Gründung der Aktiengesellschaft mit 1.
    Jänner einen neuen Zweiervorstand für die Leitung des Unternehmens auszuschreiben.
    Werden Sie sich bewerben?
    Ich werde mich natürlich wiederum für eine Funktion bei den Bundesforsten bewerben.
    Es ist sicherlich abhängig davon, wie diese Konstruktion im Endeffekt aussieht.
    Letztlich muss ja das Gesetz noch dem Nationalrat passieren und letztlich muss die Frage einer weiteren Beschäftigung bei den Bundesforsten mit einem Aufsichtsrat, den ich noch nicht kenne, geklärt werden.
    Und jetzt eine rein hypothetische Frage.
    Wenn Ihre Bewerbung abgelehnt werden sollte, was tun Sie dann?
    Gehen Sie zurück in die Privatwirtschaft?
    Haben Sie diesen Weg offen?
    Ich bin als Forstwirt, selbst als Forstwirt und als Zivilingenieur zu den Bundesforsten gekommen.
    Wenn ich meine Tätigkeit bei den Bundesforsten beenden würde, dann würde ich wieder als Forstwirt in die Steiermark zurückgehen und wieder als Zivilingenieur zumindest, sicherlich als Zivilingenieur meine Tätigkeit aufnehmen, aber ich denke, dass es auch verschiedene andere Möglichkeiten gibt, in Zukunft tätig zu sein.
    Noch einmal, ich werde mich sicher für diese Position bewerben, aber man muss natürlich, wenn man ein Fünfjahresvertrag unterschrieben hat, immer damit rechnen, dass es nach fünf Jahren aus ist.
    Und darauf habe ich mich auch die letzten fünf Jahre natürlich eingestellt.
    Dankeschön für das Gespräch.
    Noch ist die berufliche Zukunft von Diplom-Ingenieur Richard Ramsauer, dem bisherigen Generaldirektor der Bundesforste, also ungewiss.
    Er war heute bei Hans Adler im Journal zu Gast.
    Gerade im Spätherbst und im frühen Winter klagen viele Menschen über Depressionen.
    Hilfe bei Depressionen war deswegen gestern Abend das Thema eines Vortrages des Wiener Psychoanalytikers Alfred Pritz.
    Ein Bericht von Christoph Guggenberger.
    Zwar passt sich der Mensch in seiner seelischen Grundstimmung auch an die jahreszeitlichen Schwankungen an.
    Doch die eigentliche Depression wird vom Wetter nicht beeinflusst, sagt Alfred Pritz.
    Nur bei der seltenen Endogenendepression seien die Ursachen rein körperlicher Natur.
    Die meisten Depressionen haben ihre Ursprünge schon in der Kindheit.
    Alfred Pritz?
    Und zwar in der Gestalt, dass das Kind
    häufig erlebt, dass es mit seinen Aktivitätsbestrebungen nicht durchkommt.
    Also es resigniert und wendet sich etwas anderem zu und erlebt, es wird wieder bestraft, es darf wieder etwas nicht.
    Verstärkte Selbstzweifel sind die Folgen.
    Kritik kann nur schlecht verarbeitet werden.
    Depressionen müssen sich nicht immer nur durch eine passive Niedergeschlagenheit äußern.
    Oft kann eine Aggressivität, die sich gegen jeden richtet, Kennzeichen einer versteckten Depression sein.
    Ein wichtiges Kennzeichen von Depressionen, so Alfred Pritz, sind außerdem fixierte Gedankengänge.
    negative Gedanken auf Konzepte.
    Ein amerikanischer Forscher hat es einmal verglichen, ein Depressiver ist wie ein Schauspieler, der ein Gedicht aufsagen muss und er muss immer das gleiche Gedicht aufsagen, egal ob das Publikum jetzt wechselt oder nicht.
    Obwohl es nicht so wirkt, haben depressive Menschen oft sehr viel Energie, sagt Alfred Pritz.
    Doch gleichzeitig eine Unfähigkeit, mit ihr auch richtig umzugehen.
    An diesem Punkt kann die Psychotherapie ansetzen.
    Alle Depressiven verfügen eigentlich über sehr viel Energie.
    Diese Energie richten sie aber nicht nach außen, wie der gesunde Mensch, sondern gegen sich selbst.
    Sie grübeln und sie finden alles negativ und verbrauchen unglaubliche Energien dafür.
    Und ein Ziel der Psychotherapie ist es, diese Energien umzusetzen, helfen in befriedigende neue Unternehmungen.
    In manchen Fällen reiche eine Psychotherapie zur Behandlung der Depressionen nicht aus und es werden zusätzlich Medikamente notwendig.
    Der Vorteil der Psychotherapie ist jedenfalls, so Alfred Pritz, dass der Therapeut sich auf die unterschiedlichen seelischen Ausgangssituationen der Patienten einstellen kann.
    Christoph Guckenberger, informierte.
    Riccardo Mutti ist der Dirigent des kommenden Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker.
    Heute Abend eröffnet er die neue Saison der Mailander Scala, wo er ja Musikdirektor ist, mit Klug's Oper Armide, französisch ausgesprochen.
    Es wird in Mailand auch in französisch aufgeführt.
    Italienisch würde man Armide sagen.
    Ein Bericht von der Generalprobe von Reinhard Frauscher.
    Ohne dich, ohne dich, ohne dich.
    Sopran Anna Caterina Antonacci als Titelheldin Armide.
    Die ist, kurz gesagt, eine schöne Frau, die aus Todesgefahr vom Herrscher gerettet und geliebt wird.
    Die Oper hat vier Stunden Spielzeit.
    Kein Wunder, denn das Libretto stammt aus dem Frankreich des 17.
    Jahrhunderts.
    Es diente schon Lully am Hof von Versailles zu einem großen Erfolg.
    100 Jahre später hat Gluck mit diesem Stoff seine Armide geschrieben und obwohl in der Zeit Mozarts entstanden, ist sie eine Barockoper geblieben.
    Mit allegorischer Handlung und vielen Szenen höfischen Lebens.
    Dementsprechend schwierig ist der Zugang zum Werk noch dazu, wenn es wie in Mailand in französischer Urfassung gesungen wird.
    Trotz vieler musikalischer Kostbarkeiten würden sich viele der heutigen Premierengäste wohl langweilen.
    Wäre da nicht die aufregende Regie von Pierre Luigi Pizzi.
    In üppigster barocker Dekoration lässt er Gemälde wie von Tiepolo und den Franzosen des 17.
    Jahrhunderts entstehen.
    Die Bühne wird zum Verschubbahnhof kostbarster Kulissen.
    Es gelingen ihm eindringliche Bilder, die die Musik nicht verdrängen, sondern überhöhen.
    Mit Hilfe dieser gelungenen Inszenierung zieht Musikdirektor Ricardo Mutti nach der Generalprobe zufrieden seine Bilanz.
    Ich glaube, dass eine der Funktionen des Musikdirektors ist, das Publikum zu erziehen, aber nicht von oben herab, sondern es ihm einfach anzubieten, in eine Richtung zu gehen, eine von vielen, die Geist und Seele anspricht.
    Glück war eines meiner wichtigen Projekte an der Scala.
    Vier große Zyklen habe ich hier präsentiert.
    Mozart, Wagner, Verdi und schließlich eben Glück.
    Und Armide hielt Glück selbst für sein Hauptwerk.
    Auf die Frage, was ihm sonst noch gelungen scheint in den zehn Jahren seiner Direktion, verweist Riccardo Mutti vor allem auf seine Arbeit mit und für die Jugend.
    Ich wollte der Oper neue Schichten erschließen.
    Ich habe systematisch zu allen Proben bis zu den Hauptproben hin Schüler und Studenten in die Skala geholt.
    Jetzt nach zehn Jahren haben wir ein jüngeres Publikum, eines das sich für die Oper begeistert, unser künftiges Publikum.
    Riccardo Mutti ist also der kommende Dirigent des kommenden Neujahrskonzertes.
    Heute Abend fiebert er zunächst einmal der Premiere von Gluck's Oper Armide an der Mailänder Skala entgegen.
    Und jetzt noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Bundesrepublik Jugoslawien, USA.
    Der internationale Druck auf Präsident Milosevic wächst.
    Die USA haben beschlossen, die eingefrorenen Guthaben Serbiens für ein weiteres Jahr zu blockieren.
    Präsident Clinton forderte die serbische Führung auf, die Opposition an der Regierung zu beteiligen.
    Auch die EU hat auf die anhaltenden Massendemonstrationen in Serbien reagiert.
    Geplante Handelserleichterungen für die Bundesrepublik Jugoslawien, etwa günstigere Zölle für Exportwaren, sollen weiter verschoben werden.
    Belgien.
    Die Regierung will Justiz und Polizei reformieren.
    Damit werden Konsequenzen aus dem Kinderschänder-Skandal rund um Marc Dutroux gezogen.
    Regierungschef Jean-Luc Dehane hat mehrere Gesetzesentwürfe vorgelegt.
    Darin ist vorgesehen, den Opfern von Straftaten mehr Hilfe zukommen zu lassen.
    Außerdem soll die Zusammenarbeit der Behörden verbessert und die vorzeitige Haftentlassung von Tätern erschwert werden.
    Österreich.
    Die Integration von Ausländerkindern an heimischen Schulen macht Fortschritte.
    In den Gymnasien ist bereits jeder neunte Schüler nicht österreichischer Abstammung.
    Insgesamt besuchen etwa 35 Prozent der Ausländer Kindergymnasien.
    An Wiener Schulen ist der Ausländeranteil seit 1992 leicht rückläufig.
    In den Volksschulen Sanker von 25 auf 23 Prozent, in den Hauptschulen von 38 auf 31 Prozent.
    Nur in den Sonderschulen sind etwa 40 Prozent der Kinder Ausländer.
    Bürma.
    Die Regierung geht zunehmend mit Gewalt gegen Regimekritiker vor.
    Eine Demonstration von Studenten wurde in der frühen Rangon gewaltsam aufgelöst.
    Die Polizei ging mit Schlagstöcken und Wasserwerfern gegen die Menge vor.
    260 Menschen wurden vorübergehend festgenommen.
    Die Demonstranten sind Anhänger der Opposition und kritisieren das Militärregime in Bürma.
    Die Studenten fordern das Recht, sich eigenständig organisieren zu dürfen.
    Algerien.
    Die neue Verfassung ist jetzt offiziell in Kraft getreten.
    Staatspräsident Serwal hat die neuen Verfassungsbestimmungen unterzeichnet, die von der Bevölkerung bei einem Referendum Ende November gebilligt worden waren.
    Das Wetter heute Nachmittag und morgen Sonntag in den Niederungen neblig, stellenweise nieseln, oberhalb von 700 bis 1100 Metern recht sonnig, die Temperaturen meist nur minus 3 bis plus 3, zwischen 1200 und 1600 Metern Seehöhe bis zu plus 8 Grad.
    Ja, das war das Mittagsjournal von Samstag, dem 7.
    Dezember 1996.
    Regie Udo Bachmeier, Tontechnik Toni Benedikt und der Mikrofon war Hans-Christian Scheid.
    Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende.
    Auf Wiederhören!

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Mitwirkende: Manas, Elisabeth [Gestaltung] , Hnatek, Josef Wenzel [Sprecher/in]
    Datum: 1996.12.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Mitwirkende: Kartas, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1996.12.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Klima und Wetter ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationaler Druck auf Belgrader Führung nimmt zu
    In Belgrad sind erneut 150.000 Menschen demonstriert. Sie haben damit gegen die Aufhebung der Kommunalwahlen durch das Milosevic-Regime protestiert. Es war der 18. Tag in Folge. Der internationale Druck wächst unterdessen an.
    Mitwirkende: Vass, Elisa [Gestaltung]
    Datum: 1996.12.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Handwerk und Gewerbe ; Wirtschaftspolitik ; Demonstration ; Widerstand ; Exekutive ; Regierung ; Außenpolitik ; Diplomatie ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Serbien und Montenegro
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Moderatorgespräch mit Veronika Seyr
    In Belgrad sind erneut 150.000 Menschen demonstriert. Sie haben damit gegen die Aufhebung der Kommunalwahlen durch das Milosevic-Regime protestiert. Es war der 18. Tag in Folge. Der internationale Druck wächst unterdessen an. Ein Gespräch mit der ORF-Korrespondentin Veronika Seyr. Interview: Korrespondentin Veronika Seyr.
    Mitwirkende: Scheid, Hans-Christian [Interviewer/in] , Seyr, Veronika [Interviewte/r]
    Datum: 1996.12.07 [Sendedatum]
    Ort: Belgrad
    Schlagworte: Politik ; Demonstration ; Regierung ; Opposition ; Handwerk und Gewerbe ; Diplomatie ; Außenpolitik ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Serbien und Montenegro
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Fünf Jahre nach dem Ende der Sowjetunion
    Der Jahrestag des Endes der Sowjetunion jährt sich zum 5. Mal. Ein Rückblick über das Ende der UdSSR. Einblendung: Vorsitzender Michail Gorbatschow, Einblendung: Präsidentschaftskandidat Boris Jelzin.
    Mitwirkende: Scholl, Susanne [Gestaltung] , Gorbatschow, Michail [Interviewte/r] , Jelzin, Boris [Interviewte/r]
    Datum: 1996.12.07 [Sendedatum]
    Ort: Moskau
    Schlagworte: Politik ; Jubiläum ; Friede ; Regierung ; Marxismus und Kommunismus ; Rückblick ; Reden und Ansprachen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Sowjetunion ; Russland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Radikale Justizreform in Belgien
    Die belgische Regierung zieht Konsequenzen aus dem jüngsten Kinderschänderskandal um Marc Dutroux. Das Kabinett billigte eine umfassende Justizreform. Zentraler Punkt ist die Erweiterung der Rechte der Opfer einer Straftat.
    Mitwirkende: Schmidt, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1996.12.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Straftaten ; Exekutive ; Justiz und Rechtswesen ; Regierung ; Skandal ; Kinder und Jugend ; Sexualität ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Belgien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zwischenbilanz der Integration von Flüchtlingskindern in den Schulen
    Im Zuge des Bosnienkrieges kamen viele schulpflichtige Flüchtlingskinder nach Österreich. Diskussion über ein etwaiges Absinken des Schulniveaus waren die Folge. Mittlerweile sind die meisten Kinder bereits in einer neuen Schule integriert. Eine Zwischenbilanz. Interview: Stadtschulratspräsident Kurt Scholz.
    Mitwirkende: Dittlbacher, Fritz , Scholz, Kurt
    Datum: 1996.12.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Bildung ; Kinder und Jugend ; Migration ; Asyl ; Interview ; Bildungspolitik ; Bildung und Schulwesen ; Rückblick ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich ; Bundesland / Wien
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    Inhalt: Nachrichten
    Baumärkte boomen
    Das Sparpaket hat in die Geldtaschen der Österreicher ein großes Loch gerissen. Viele Branchen klagen über sinkende oder stagnierende Umsätze. Die Baumärkte sind dabei eine Ausnahme. Unter den Baumärkten herrscht ein Konkurrenzkampf um die Heimwerker.
    Mitwirkende: Csoklich, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1996.12.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Handwerk und Gewerbe ; Bauen ; Reportage ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Generaldirektor der Bundesforste Richard Ramsauer
    Der Ministerrat hat den Gesetzesentwurf über die Ausgliederung der Bundesforste aus dem Budget und die Schaffung einer Bundesforste-AG beraten. Der Beschluss im Parlament soll noch 1996 erfolgen. Der bisherige Generaldirektor Richard Ramsauer leitet die Geschicke der Bundesforste und ist im "Journal zu Gast". Interview: Generaldirektor Richard Ramsauer.
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Ramsauer, Richard [Interviewte/r]
    Datum: 1996.12.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Politik Österreich ; Landschaft ; Landwirtschaft und Forstwirtschaft ; Umweltpolitik ; Interview ; Porträt ; Finanzwesen und Kreditwesen ; Regierung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hilfe bei Depressionen
    Viele Menschen klagen über Depressionen. Der Wiener Psychoanalytiker Alfred Pritz ist im Zuge eines Vortrages in Wien auf dieses Phänomen eingegangen. Interview: Psychoanalytiker Alfred Pritz.
    Mitwirkende: Guggenberger, Christoph [Gestaltung] , Pritz, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1996.12.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Gesellschaft ; Psychologie ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gluck-Rarität "Armide" in der Scala
    Riccardo Muti eröffnet die neue Saison der Mailänder Scala mit Glucks Oper "Armide". Ein Bericht von der Generalprobe. Einblendung: Opernausschnitt "Armide", Interview: Musikdirektor Riccardo Muti.
    Mitwirkende: Frauscher, Reinhard [Gestaltung] , Muti, Riccardo [Interviewte/r]
    Datum: 1996.12.07 [Sendedatum]
    Ort: Mailand
    Schlagworte: Kultur ; Vokalmusik - Oper ; Vorschau ; Interview ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kurzmeldungen
    Mitwirkende: Hnatek, Josef Wenzel [Sprecher/in]
    Datum: 1996.12.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1996.12.07
    Spieldauer 00:55:55
    Mitwirkende Scheid, Hans-Christian [Moderation] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1996.12.07 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-961207_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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