Mittagsjournal 1998.08.07

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    Aus dem Studio meldet sich Werner Löw.
    Guten Tag.
    Auf unserem Programm für die kommende Stunde unter anderem der neueste Stand in der angeblichen Hormonfleisch-Affäre.
    Freiheitlichen Generalsekretär Westenthaler zu dem, wie er es nennt, tödlichen Skandal von Lassing.
    Westenthaler fordert die Abberufung von Wirtschaftsminister Fahnleitner.
    Und 109 Mitarbeiter von Atomic verlieren den Job von insgesamt 500.
    Aus dem Ausland folgen schwere Explosionen bei den US-Botschaften in Kenia und Tansania, verzweifelte Maßnahmen in China gegen die Fluten des Yangtze-Flusses und Präsidentenwechsel in Kolumbien im Zeichen einer Großoffensive der lehnten Guerilla.
    Aus Österreich wieder, ÖVP-Gesundheitssprecher Leiner meldet sich zu Wort zum Thema Sterbehilfe.
    Und wir nehmen das zum Anlass auch für ein grundsätzliches Pro und Contra und für eine Reportage aus einem Hospiz für Sterbebegleitung.
    Ein etwas leichteres Freitagsthema haben wir auch, die Schikaria von Salzburg.
    Who is who in der neuen Salzburger Szene.
    Und weil wir natürlich weiterhin im Programm Österreich 1 sind, ergänzend dazu Motivforscherin Karmazin über die psychologische Befindlichkeit der High Society.
    Eine VIP der ganz besonderen Art ist die Venus von Willendorf.
    Die rund 25.000 Jahre alte Lady aus Kalkstein wurde heute in einem Sicherheitskonvoi quer durch Wien geführt, zu ihrer ersten öffentlichen Ausstellung im Original.
    Ganz neu und aktuell jetzt natürlich die Nachrichten, zusammengestellt von Elisabeth Manners, gelesen von Ingeborg Cani.
    Kenia, Tansania.
    In den Hauptstädten der beiden benachbarten afrikanischen Staaten haben sich heute Vormittag fast gleichzeitig zwei mysteriöse Explosionen ereignet.
    Sowohl in Nairobi als auch in Dar es Salaam ist das Gebäude der jeweiligen amerikanischen Botschaft betroffen.
    Bei der Bombexplosion im Zentrum nahe der amerikanischen Botschaft und der Zentralbank kamen mindestens zwölf Menschen ums Leben.
    Hunderte wurden verletzt, unter ihnen auch der amerikanische Botschafter.
    Die Situation an dem Unglücksort wird als chaotisch beschrieben.
    Durch die Explosion wurden mehrere Brände ausgelöst.
    Indal Salam betonierte nach ersten Berichten ein Tanklastwagen auf dem Gelände der amerikanischen Botschaft.
    Hier wurden mindestens vier Menschen getötet.
    Über den Hintergrund der Explosionen herrscht Unklarheit.
    Auch ob ein Zusammenhang besteht, ist derzeit ungewiss.
    Vereinte Nationen USA.
    Trotz des Abbruchs der Zusammenarbeit seitens des Irak werden die Kontrollen der UNO-Abrüstungskommission ungehindert fortgesetzt.
    Die Regierung in Bagdad meinte, die Experten dürften ihre Arbeit fortsetzen, solange sie die Souveränität des Irak respektieren.
    Der UNO-Sicherheitsrat hat das Verhalten der irakischen Regierung im jüngsten Streit um die Waffeninspektionen als völlig unannehmbar kritisiert.
    In diesem Sinn
    äußerte sich auch der amerikanische Präsident Clinton.
    Bundesrepublik Jugoslawien.
    Russland beharrt auf einer politischen Lösung der Kosovo-Krise.
    Die USA wollen Belgrad in Mitmilitärübungen zum Einlenken zwingen.
    Das Verteidigungsministerium in Washington erklärte, die NATO-Manöver in Albanien und Mazedonien seien als Warnung für den jugoslawischen Präsidenten Milosevic gedacht.
    Heute berät der NATO-Rat über das weitere Vorgehen in der Krise.
    Nach einem Gespräch mit Milosevic erklärte der stellvertretende russische Außenminister Afanasjewski, die Entwicklung der letzten Zeit habe deutlich gemacht, dass das Problem militärisch nicht gelöst werden könne.
    Afanasjewski hat nach eigenen Angaben keine Zweifel, dass Bagdad zu Gesprächen mit den Kosovo-Albanern bereit sei.
    Ungeachtet dessen hat die Bundesrepublik Jugoslawien angekündigt, ihre Offensive gegen die Kosovo-Befreiungsarmee fortsetzen zu wollen.
    USA.
    Monica Lewinsky hat angeblich vor der Anklagekammer in Washington eine sexuelle Beziehung mit Präsident Clinton zugegeben.
    Dies berichtet der amerikanische Fernsehsender CNN unter Berufung auf zwei Personen, die mit der Aussage Lewinskys vertraut sein sollen.
    Demnach soll die frühere Praktikantin im Weißen Haus ausgesagt haben, sie und Clinton hätten verschiedene Möglichkeiten besprochen, wie ihre Affäre zu verheimlichen sei.
    Aber Clinton habe sie nie direkt gebeten, unter Eid zu lügen.
    Eine Sprecherin der Familie Lewinsky betonte, die junge Frau habe alle Fragen ehrlich und vollständig beantwortet.
    Offiziell wurden keine Einzelheiten bekannt gegeben.
    Österreich
    Atomic will 109 Mitarbeiter in der Skiproduktion im Altenmarkt kündigen.
    Das Unternehmen hat das sogenannte Frühwarnsystem in Kraft gesetzt und das Arbeitsmarktservice über die Kündigungen vorinformiert.
    Trotz steigender Aufträge steckt Atomic in den roten Zahlen.
    Der finnische Atomic-Mutterkonzern Amer trägt darauf, die Kosten zu senken.
    In Hochproduktionszeiten sollen Aushilfskräfte engagiert werden.
    Die Anklage gegen den mutmaßlichen Briefbombenbauer Franz Fuchs ist fertig, die Schrift umfasst 200 Seiten.
    Der sogenannte Vorhabensbericht liegt derzeit dem Justizministerium zur Prüfung vor.
    Enthalten ist darin auch eine Anklage wegen vierfachen Mordes im Zusammenhang mit dem Anschlag in Oberwart.
    Mit dem Prozessbeginn wird nicht vor dem Winter gerechnet.
    Die Einführung der 0,5 Promille-Grenze hat die heimische Gastronomie schwer getroffen.
    Dies jedenfalls meldete heute der Fachverband Gastronomie unter Berufung auf eine aktuelle Umfrage.
    Demnach wurden im ersten Halbjahr um 17 Prozent weniger Wein, um 15 Prozent weniger Bier und um 26 Prozent weniger Spirituosen konsumiert.
    Umgerechnet auf das ganze Jahr entspricht dies nach Angaben der Wirtschaftskammer einem Umsatzverlust von knapp 8 Milliarden Schilling.
    Und wir kommen zum Wetterbericht im Freitags-Mittags-Journal.
    Kurz und gut wird er sein.
    Der Wetterbericht hat mir Peter Sterzinger schon vor der Sendung gesagt und beides hört man gern.
    Druckwetter heute und ebenso in den nächsten Tagen samt großer Hitze.
    Zudem ist die Luft trocken, das Satellitenbild leer, es gibt kaum Wolken.
    Die über 100 in Österreich verteilten automatischen Sensoren der hohen Warte melden lückendos Sonnenschein und das kommt gar nicht so oft vor.
    Dementsprechend der aktuellen Meldungen
    In allen Landeshauptstädten ist es heiter, daher nur die aktuellen Temperaturen.
    Wien und Eisenstadt 26 Grad, schon St.
    Pölten, Linz und Salzburg 24, Innsbruck 22, Bregenz 21, Graz 24 Grad und 22 in Klagenfurt.
    Viel tut sich nicht heute Nachmittag, es bleibt oft sonnig, es bleibt sonnig, oft wolkenlos, nur ein paar Quellwolken bilden sich für einige Stunden, vor allem über den Bergen und in Ober- und Niederösterreich zeigen sich mitunter
    ganz hohe, dünne Wolken, die gegen Abend gleich wieder verschwinden.
    Der Wind bleibt schwach und die Temperaturen steigen auf 24 bis etwa 30 Grad, wobei die höchsten Werte auf den Osten, Süden und Westen Österreichs verteilt sind.
    Die durchwegs klare Nacht wird nicht mehr ganz so kühl wie die vergangene bei Tiefstwerten zwischen 19 und etwa 9 Grad.
    Ausgesprochen heiß dann das Wochenende.
    Morgen bei strahlendem Sonnenschein maximal 26 bis 32 Grad in 2000 Meter Höhe bis 17 und am Sonntag bis 34 oder sogar 35 Grad in 2000 Meter bis 20 Grad.
    Es wird also auch im Hochgebirge sehr warm, was bei Touren beachtet werden sollte.
    Die Wahrscheinlichkeit für Gewitter bleibt verschwindend klein.
    Wassersportler müssen sich darauf einstellen, dass mit dem Wind weiterhin nicht viel los sein wird.
    Peter Sterzinger mit den heißen News aus der Wetterredaktion.
    Die Freiheitlichen hätten sich bisher aus Gründen der Pietät und aus Respekt vor den betroffenen Bürgern gänzlich aus der politischen Diskussion um die Verantwortlichkeit rund um Lassing zurückgehalten, um sich nicht den Vorwurf einer billigen Verpolitisierung oder gar Polemik einzuhandeln.
    Das sagte heute der freiheitliche Generalsekretär Westenthaler.
    Dafür legte er heute los.
    Westenthaler behauptet, die Zünig und Unverfrorenheit der zuständigen Minister habe nur eine Grenze überschritten.
    Er spricht von einem tödlichen Skandal von Lassing.
    Wolfgang Fuchs berichtet.
    Peter Westenthaler, der FPÖ-Generalsekretär, hat in den vergangenen Wochen offenbar besonders aufmerksam die Zeitungen gelesen und so fallen ihm sofort wieder viele Zeitungstitel der vergangenen drei Wochen zu Lassing ein.
    Blankes Chaos, Todsünden von Lassing, gesetzlicher Notstand.
    Kein Katastrophenplan, dürftige Sicherheitslage, Behördentesaster, Kommunikationschaos, internationale Blamage, Bürokratie-Dschungel, Bergepfusch, Bevölkerung für dumm erklärt, Leitermenschen als Polizio, Bergleute für tot erklärt.
    Wenn Westenthaler über Bundeskanzler Klima, Innenminister Schlögl oder Wirtschaftsminister Fahnleitner spricht, dann fallen ihm Begriffe wie Zyniker, Dilettantisch oder Blamage ein.
    Klima, Schlögl, Fahnleitner seien ein Versagertrio, alle drei für den tödlichen Skandal von Lassing verantwortlich, so Westenthaler.
    Klima als Koordinator und Schlögl als verantwortlich für den Katastrophenschutz schont der FPÖ-General heute direkt noch.
    Doch für Fahnleitner gäbe es nur noch die Pension.
    Dieser Minister ist fällig.
    Dieser Minister hat in einer österreichischen Bundesregierung nichts mehr verloren.
    Wir fordern daher die ÖVP auf, den ÖVP-Obmann auf, Minister Vanleitner sofort aus der Regierung abzuberufen, weil sich sonst die gesamte ÖVP samt ihren Vorsitzenden mitschuldig macht.
    Und es stellt sich, und ich stelle an den Herrn Obmann der ÖVP, Vizekanzler Schüssel, die Frage, wie viele Tote eigentlich geborgen werden müssen, ehe dieser Minister politische Verantwortung trägt.
    Es werde ein heißer Herbst, kündigt Westental an.
    Untersuchungsausschüsse.
    Misstrauensanträge und so weiter, lautet die FPÖ-Devise.
    Inhaltlich fordert die FPÖ eine eigene Zivil- und Katastrophenschutz-Truppe nach dem Vorbild des Deutschen Technischen Hilfswerks.
    Und diese Truppe soll als Wehrersatzdienst eine Alternative zur Bundeswehr und Zivildienst für Freiwillige sein.
    Wirtschaftsminister Fahrenleitner sei fällig, meint freiheitlichen Generalsekretär Westenthaler.
    Seine Partei soll ihn aus der Regierung abberufen im Gefolge des Unglücks von Lassing.
    Die Skifabrik Atomic in Salzburg wird 109 Mitarbeiter kündigen.
    Das Unternehmen hat heute Vormittag das sogenannte Frühwarnsystem aktiviert und diese Kündigung also angekündigt.
    Die Kündigungen können frühestens zum 7.
    September ausgesprochen werden.
    Hören Sie die Hintergründe zu diesem drastischen Personalabbau von Matthias Vogt.
    Es ist der finnische Konzern Amer, Eigentümer der Skifabrik Atomic, der auf Kostensenkung drängt.
    Zwar ist die Auftragslage im alten Markt noch gut, aber Skiproduktion habe sich enorm gewandelt, sagt Atomic-Geschäftsführer Michael Schieneis.
    Der Hintergrund ist, dass wir uns am Markt mit einer Situation beschäftigen müssen, die von immer größerer Saisonalität gekennzeichnet ist.
    Nicht nur beim Skiverkaufen, sondern auch beim Skiproduzieren.
    Das heißt, wir bekommen immer später Aufträge von unseren Kunden,
    und müssen die Ware gleichzeitig immer früher liefern.
    Um riesige Produktionen zu vermeiden, heißt es extrem hohe Produktionsspitzen im Sommer und relativ niedrige Produktionen im Winter.
    Wir versuchen mit dieser Maßnahme diese Flexibilität zu erhöhen, um den Standort Altenmarkt langfristig wettbewerbsfähig zu halten.
    Das heißt, diese 109 Leute werden auf einen Schlag oder stufenweise?
    Nein, diese 109 Leute werden stufenweise mit dem Auslaufen der Produktion für die aktuelle Kollektion
    gekündigt und werden dann nächstes Jahr, wenn die Produktion wieder anläuft, als temporäre Mitarbeiter wieder in die Produktion genommen, soweit sie daran interessiert."
    Die Gewerkschaft Bauholz versucht mit dem Betriebsrat gemeinsam, die eine oder andere Kündigung zu verhindern.
    Auch sonst will man schauen, ob soziale Härten tatsächlich vermieden werden können.
    Matthias Vogt hat berichtet, 109 der 500 Atomic-Beschäftigten sollen also nach und nach gekündigt werden und dann je nach Produktionslage möglicherweise wieder zum Teil eingestellt werden.
    Am Sonntag am Abend soll die Öffentlichkeit erfahren, ob das von Österreich nach Italien gelieferte und dort beschlagnahmte Tiefkühlfleisch nun tatsächlich hormonverseucht ist.
    Stichproben aus der 60-Tonnen-Ladung werden derzeit von drei verschiedenen Labors untersucht.
    Inzwischen zeichnet sich ein Ende des Fleischexportstops ab.
    Katha De Gennaro mit den neuesten Informationen zum Hormonfleischfall.
    Mit Absatzrückgängen hatte es angefangen, jetzt hat die heimische Fleischwirtschaft Preisverfälle und eine Abnahme der Schlachtungen zu beklagen.
    Nach Auskunft des Landwirtschaftsministeriums ist der Frischfleisch-Kilopreis diese Woche unter dem Eindruck des Hormonverdachtes um einen Schilling zurückgegangen.
    Die Zahl der Schlachtungen hat sich halbiert.
    Diese Angaben stützen sich auf Umfragen in der Branche.
    Die Fleischwirtschaft wartet immer ungeduldiger auf ein Ende der Hormonfleischgeschichte, besonders aber auf die Aufhebung der Exportsperre für Rindfleisch.
    Das Konsumentenschutzministerium hat heute, wie es wörtlich hieß, sanfte Andeutungen aus dem Gesundheitsministerium in Rom bekommen, dass Italien bereit sei, die Einfuhr von Fleisch aus Österreich wieder aufzunehmen.
    Noch heute könnte Ministerin Rosi Bindi grünes Licht geben.
    Von der Untersuchungsfront wird man erst am Sonntagabend wesentlich Neues erfahren.
    Dann sollen die Ergebnisse der von der Bundesanstalt für Tierseuchenbekämpfung durchgeführten Hormontests bekannt werden.
    Die von Italien wegen Hormonverdacht zurückgeschickten Vorderviertel werden derzeit von drei verschiedenen Labors untersucht.
    In die Rindfleischgeschichte hat jetzt aber auch eine andere, weit aufwendigere Untersuchung Eingang gefunden, die man sonst eher von Mordermittlungen oder vom Vaterschaftsnachweis her kennt, nämlich der DNA-Test.
    In dem ebenfalls mit Hormontests beauftragten EU-Referenzlabor in den Niederlanden untersucht man derzeit auch mittels DNA
    ob die nach Italien gelieferten Vorderviertel und die im Amalager in Wien verbliebenen Hinterviertel wirklich von denselben Rindern stammen.
    Sollte sich herausstellen, dass die Teile nicht zusammenpassen, hieß es heute im Konsumentenschutzministerium, dann stehe Österreich wirklich vor einem Agrarkriminalfall, wie Innenministerin Prammer letzte Woche angedeutet hatte.
    Denn dann liege eine absichtliche oder unabsichtliche Verwechslung von Rindsteilen vor,
    die auf einiges Wirrwarr in Schlachthäusern und Lagerhallen schließen lasse.
    Katja De Gennaro mit dem neuesten Stand der Hormonfleisch-Affäre.
    Wir bleiben zunächst noch einmal im Inland und auch im Bereich Wirtschaft.
    Den Katalog eines Versandhauses durchzublättern und Bestellscheine auszufüllen, das ist für viele Österreicher und vor allem Österreicherinnen fast so schön wie ein Schaufensterbummel.
    Dabei stört es die Kunden kaum, dass der österreichische Versandhandel fest in deutscher Hand ist.
    Aber auch diese ausländischen Firmen liefern einander einen heftigen Kampf um Marktanteile in Österreich.
    Neue Formen des Fernkaufs wie Teleshopping oder Einkauf per Internet stecken noch in den Kinderschuhen, aber sie erfreuen sich doch zunehmender Beliebtheit.
    Josef Schweinzöll berichtet zusammenfassend.
    Vier von hundert Umsatzschillingen des Einzelhandels landen in den Kassen der Versandhäuser.
    In Summe sind das 16 Milliarden Schilling pro Jahr, die österreichische Kunden für Bestellungen per Katalog und Zahlschein ausgeben.
    Um diesen seit Jahren kaum veränderten Umsatzkuchen raufen vor allem vier Unternehmen, alles Tochterfirmen ausländischer Konzerne.
    Die Nummer eins heißt Quelle und gehört über die Quelle Deutschland zur deutschen Schicketanzgruppe.
    Auf Platz 2 liegt der Salzburger Universal-Versand, ein Unternehmen der Great Universal Stores mit Sitz in England.
    Nummer 3 ist der Neckermann-Versand, entstanden durch die Übernahme des steirischen Versandhauses Kastner & Oehler.
    Neckermann gehört zum deutschen Karstadt-Konzern
    in den die Quelle Mutterschicke-Danz einsteigen will.
    Auf Platz 4 des österreichischen Versandhandels findet sich neuerlich ein Konzern unseres nördlichen Nachbarn, der Otto-Versand.
    Auch dieser Österreich-Ableger entstand durch die Übernahme einer heimischen Firma, nämlich Modenmüller.
    Diese großen vier machen gemeinsam mehr als die Hälfte des gesamten Versandhandelsgeschäfts in Österreich.
    Aber auch auf den weiteren Rängen findet sich kein wesentlicher österreichischer Mitbewerber mehr, Namen wie Brigitte, Heine, Klingel, Kettler, Konrad, alle fest in deutscher Hand.
    Und die liefern einander einen heftigen Wettbewerb, eine Schlacht mit Katalogen, weiß Branchensprecher und Quelle Österreich-Chef Erich Höllweger.
    Unsere Mitbewerber sitzen ja nicht nur im Versandhandel, sondern auch im stationären Bereich und da ist der Konkurrenzkampf entsprechend stärker geworden, es sind immer mehr Ketten und Gruppen.
    da die im Markt auftreten und das spüren wir alle, also nicht nur im Versandhaus, sondern auch der gesamte Handel.
    Schließlich liefern immer mehr Handelsketten auch ins Haus, wie die Beispiele ADEC, Billa und Meindl zeigen.
    Immerhin, das Geschäft nimmt wieder zu, die Kunden kaufen und bestellen wieder.
    Wir merken also, dass eine gewisse positive Stimmung beim Konsumenten vorherrscht.
    Wir merken, dass im letzten Jahr die Einflüsse Euro-Information,
    Barpaket usw.
    offensichtlich überwunden sind und nicht nur der Versandhandel, sondern auch der gesamte Handel scheint einen guten Aufwärtstrend zu zeigen.
    Wir haben auch Messungen, da der Konsument wieder verstärkt zum Versandhandel greift und wir wissen, dass also jeder zweite Österreicher einmal mindestens im Jahr im Versandhandel einkaufen wird.
    Neue Umsätze kommen auch durch neue Medien.
    Internet und CD-ROM statt Katalog erschließen neue Vertriebskanäle, wenn auch nicht neue Kundenschichten.
    Internet und CD-ROM ist
    derzeit für den Versandlung noch nicht das große Geschäft.
    Wir sind als Quelle schon einige Zeit im Internet vertreten und stellen fest, dass wir eigentlich monatlich oder fast schon wöchentlich Zusatz
    Umsätze machen können.
    Es ist ein stark steigender Markt, aber noch nicht von der wesentlichen Bedeutung für den Handel innerhalb des Versandes.
    Die Zielgruppe der Versandhäuser sind nun einmal vorwiegend Familien und Frauen, die Renner bleiben Textilien und Bücher.
    Das Ende der Kataloge ist vom Internet noch lange nicht zu erwarten, muss Quelle-Chef Höllweger alle Hoffnungen der Briefträger enttäuschen.
    Das eine wird das andere nicht ersetzen.
    Die Postler werden sich hoffentlich mit den Katalogen abschleppen müssen und mit unseren Werbungen, denn es ist ja das Printmedium unser tragenes Werbemittel.
    Und ich persönlich bin überzeugt, dass es nicht ersetzt wird, sondern neue Medien, elektronische Medien werden additiv zu unseren Printmedien dazugehören.
    Ganz ohne Papier kommt Teleshopping aus, ein Geschäft auf das sich HOT, der Fernsehsender Home Order Television, eingestellt hat.
    HOT verkauft in einer Art Fernsehshow ein Sortiment von mittlerweile 6.000 Artikeln.
    Renner sind Schmuck- und Fitnessgeräte.
    Der Sender ist via Kabel und Satellit empfangbar, das sind in Österreich 1,2 Millionen Haushalte.
    Der Umsatz von HOT ist stark steigend und soll sich heuer in Österreich auf 180 Millionen Schilling fast verdoppeln.
    Selbstverständlich ist auch Home Order Television, trotz des englisch klingenden Namens, eine deutsch dominierte Gesellschaft.
    Zu je einem Drittel im Besitz des Quelle-Konzerns und des Kirchsohnes Thomas, der Rest entfällt auf den amerikanischen Know-How-Lieferanten HSN sowie auf ProSieben-Chef Georg Kofler.
    Neue Wege im Versandhandel und auch der Ist-Zustand am österreichischen Markt.
    Josef Schweinzer ist in seinem Beitrag unter anderem auch an die Quelle für Inside-Informationen gegangen.
    Zehn Minuten vor halb eins, wir wechseln zunächst zu Auslandsthemen.
    Der Yangtze, der längste Fluss Chinas, führt derzeit das schlimmste Hochwasser seit fast 50 Jahren.
    Nach offiziellen Angaben wurden bis jetzt 2000 Menschen durch die Überschwemmungen getötet, es dürften aber schon wesentlich mehr sein.
    Mehr als 14 Millionen Chinesen sind durch das Hochwasser des Yangtze obdachlos geworden.
    Die Bemühungen der Behörden, die Folgen der Flutkatastrophe möglichst gering zu halten, die werden immer verzweifelter.
    Man ist jetzt dazu übergegangen, Dämme zu sprengen.
    Ackerland wird absichtlich überflutet, um zu verhindern, dass große Städte, wie die Industriemetropole Wuhan, überschwemmt werden.
    Aus Peking ein Bericht von Eva Korel.
    Die vierte Flutwelle rollt flussabwärts durch die Provinz Hubei, wo gestern der Notstand verhängt wurde.
    Am Morgen passierte sie Yichang und damit die Baustelle des Dreischluchtenstaudamms.
    Gefahr schadlos überstanden, sagte der örtliche Beamte im Hauptquartier für Flutkontrolle am Telefon.
    Der Schiffsverkehr in diesem Abschnitt ist seit Tagen eingestellt, ebenso wie die Bauarbeiten an dem Milliardenprojekt.
    Weitaus schlimmer aber sieht es flussabwärts aus.
    Die Millionenstadt Wuhan ist so akut bedroht, dass zu ihrer Rettung vorgelagerte Gebiete geflutet werden.
    200 Kilometer flussaufwärts in der Gemeinde Gong an haben die Behörden bereits damit begonnen,
    an hundert Stellen Uferbefestigungen von Zuflüssen zu durchbrechen, um das Wasser kontrolliert abzuleiten.
    Die Evakuierung ist im Gange.
    Über eine halbe Million Menschen sollen vorsorglich in Sicherheit gebracht werden.
    Das Gebiet ist weiträumig abgesperrt.
    In Shashe, einer direkt am Yangtze gelegenen Stadt, bereitet man sich auf das Schlimmste vor.
    Wenn der Wasserstand nochmal um 70 Zentimeter steigt, dann werden wir die Dämme sprengen, sagte ein Provinzbeamter am Telefon.
    So wollen wir den Druck der Wassermassen von Wuhan ableiten.
    Das weckt böse Erinnerungen an die Rekordflut von 1954, als ebenfalls in Sharje die Deiche gesprengt wurden.
    Mehrere tausend Menschen starben.
    Insgesamt kamen damals 30.000 Menschen ums Leben.
    Die chinesische Regierung will jeden Vergleich mit dem Jahr vermeiden.
    Gestern noch hatte sie betont, dass man bisher keine Veranlassung sehe, zu dieser allerletzten Maßnahme zu greifen, nur um sich heute Lügen zu strafen.
    Die staatliche Nachrichtenagentur schweigt dazu in gewohnter Manier.
    Doch die Situation hat sich offenbar so verschärft, dass man riesige Flächen aufgibt, um Millionen Städte wie Wuhan zu retten.
    Wie weit dabei auch Menschenleben gefährdet sind, ist unbekannt.
    Gerüchten zufolge wurde flussabwärts von Wuhan die Kleinstadt Zhejiang aufgegeben.
    Nach einem Dammbruch am Dienstag waren die Uferbefestigungen auf breiter Front brüchig geworden und offenbar nicht mehr zu retten.
    Zwei Fluttore im Westen und Südosten wurden angeblich geöffnet.
    Die Stadt wäre damit schutzlos dem Ansturm der Flut ausgeliefert.
    Auch über Zhejiang kein Wort in den staatlichen Medien.
    Den dortigen Dammbruch hatten sie erst eingeräumt, als Augenzeugen und westliche Journalisten von Tausenden von Toten berichteten.
    Die Regierung behauptet dagegen, bis auf zwei Einwohner seien alle Menschen gerettet worden.
    Nicht nur aufgrund dieser Widersprüche bestehen begründete Zweifel, dass die offizielle Zahl von 2000 Hochwassertoten das wahre Ausmaß der Katastrophe verschleiert.
    Ivar Korel aus China über die schwerste Hochwasserkatastrophe seit mehr als 40 Jahren.
    In Kolumbien übernimmt heute der neu gewählte Präsident Andres Pastrana das Amt von seinem Vorgänger Ernesto Samper.
    Pastrana hat versprochen, mit der immer stärker werdenden Guerilla Frieden zu machen.
    Die seit über 30 Jahren kämpfenden linken Untergrundbewegungen haben ihn allerdings mit der größten Offensive seit Jahren empfangen.
    Eine Offensive, bei der seit Montag mehr als 200 Menschen getötet wurden.
    Ernst Kernmeier informiert.
    Der Abschied und Willkommensgruß für den scheidenden und den neuen Präsidenten durch die Guerrilla ist für die Kolumbianer nichts Außergewöhnliches, die Stärke der nunmehr viertägigen Offensive aber doch.
    An mehr als 40 Orten haben die Guerrilleros diese Woche zugeschlagen, zumeist mit kleinen Anschlägen, teilweise mit Großoffensiven.
    Mindestens 500 Kämpfer haben im Süden des Landes die wichtigste Basis im Antidrogenkampf im Dschungel mit Raketen und Granatwerfern in Schutt gelegt.
    Die dort stationierten Polizisten und Soldaten wurden getötet und vertrieben, einige wahrscheinlich von den Guerrilleros als Geiseln genommen.
    Der Angriff war lange vorauszusehen, die Logistik und Aufklärung der Militärs hat allerdings einmal mehr versagt.
    Dass die Guerilla in Kolumbien die Oberhand gewinnen könnte, glaubt der Journalist Alirio Fernando Bustos von der größten Tageszeitung El Tiempo aber dennoch nicht.
    Das ist ein verlorener Krieg für beide Seiten.
    Nigeria bleibt in ihren Hochburgen im Dschungel stark.
    Das Heer steht in den großen Städten, wo es auch weitgehend Sicherheit gewährleisten kann.
    Wenn sie aufeinandertreffen, sterben jedes Mal eine Menge Menschen.
    Aber in Wahrheit ist es ein Krieg, bei dem vorerst kein Ende abzusehen ist.
    Vier Jahre lang hat der scheidende Präsident Ernesto Samper sich gegen den Vorwurf verteidigen müssen, seinen Wahlkampf mit Drogengeld finanziert zu haben.
    Mit viel Pomp wird er heute in Bogotá sein Amt an den Nachfolger Andrés Pastrana übergeben.
    Dort und in den anderen Städten sehen die meisten Bewohner die Fernsehbilder vom Krieg im Dschungelswalz etwas weit entferntes.
    Doch wenn die Guerrilleros im Wochenendverkehr auf einer Hauptstraße zwei Stunden von Bogotá entfernt Straßensperren errichten und Ausweise kontrollieren, dann zeigt das vor allem ihr gestiegenes Selbstbewusstsein.
    Der neue Präsident Pastrana ist auch gleich nach seiner Wahl in den Hauptsitz der größten Guerillagruppe gefahren und hat Friedensverhandlungen zugesagt.
    Innerhalb der nächsten drei Monate will er ein Gebiet so groß wie halb Österreich demilitarisieren und den Guerilleros als Rückzugsgebiet überlassen.
    Ähnliche Initiativen hat es in den letzten 15 Jahren mehrfach gegeben.
    Sie sind allerdings vor allem am Widerstand der Armee gescheitert.
    Mit dem Empfang, den die Guerrilleros Pastrana bereitet haben, dürfte auch er es schwer haben, sich durchzusetzen.
    Zumal auch politische Verhandlungen schwierig seien, weil die Guerilla ihre sozialen Ziele längst aufgegeben habe, sagt der Journalist Alirio Fernando Bustos.
    Die Guerilla hat jede Vision verloren.
    Sie vertritt keineswegs die Armen, auch wenn sie das immer vorgibt.
    Dabei würde der kolumbianische Staat mit seiner Korruption und Ineffizienz tatsächlich Widerstand verdienen.
    Aber die Guerilla macht genau dasselbe und ist in Wirklichkeit nur mehr ein riesiges Geschäft.
    Rund 800 Millionen Dollar sollen die rund 20.000 Kämpfer der größten Guerilla-Gruppen im Vorjahr verdient haben, den Großteil davon durch Lösegelderpressung mit Entführungen und die Zusammenarbeit mit der Drogenmafia, den Schutz von Coca-Anbauflächen und Laboratorien.
    Bei den ersten Friedensverhandlungen zuletzt in Deutschland haben die Guerilleros einen gänzlichen Verzicht auf Entführungen auch vorerst ablehnen müssen.
    Das gehe nur, so teilten sie mit, wenn sie den Ausfall an Geld durch andere Quellen ersetzen könnten.
    Präsidentenwechsel in Kolumbien zu Zeiten eines verschärften Guerillakampfes, Ernst Kernmeier hat berichtet.
    Wenn Sie von Anfang an dabei waren bei unserem Mittagschanal, dann wissen Sie, die Spitzenmeldung der Nachrichten betraf mysteriöse Explosionen in den Hauptstädten von Kenia und Tansania, betroffen jeweils amerikanische Botschaften, zumindest in der Nachbarschaft von Botschaften haben sich diese Explosionen ereignet.
    Insgesamt stand bisher 14 Tote, mindestens.
    Unsere Redaktion arbeitet derzeit daran, den aktuellsten und auch gesicherten Stand über diese noch nicht ganz abgesicherten Meldungen zu erarbeiten und Neues zu erfahren.
    Wir berichten dann im Laufe des Mittagsschanals natürlich ausführlich.
    Machen aber jetzt weiter mit einem Hinweis auf unser Abendprogramm.
    Der polnische Schriftsteller Andrzej Szypiorski gilt in seiner Heimat als das moralische Gewissen der Nation.
    Wir haben alle erwartet die Freiheit und wir haben alle oder fast alle gekämpft, um die Freiheit zu erreichen.
    Und damals glaubte ich, jeder von uns weiß ganz genau, was die Freiheit für ihn, für uns alle bedeutet.
    Heute weiß ich schon, und das ist eine ganz bittere Überzeugung, wie naiv war ich.
    Auch im Ausland wurde der gläubige Katholik Szybiorski bekannt mit seinem 1968 entstandenen Roman »Eine Messe für die Stadt Arras«.
    Nach der Wende in Polen war er zwei Jahre lang Mitglied des Senats und setzte sich für einen europäischen liberal-demokratischen Kurs Polens ein.
    Im Rahmen der Sommerserie »Gespräche mit Europäern«
    ist Andrzej Szypiorski heute zu Gast im Europa-Journal.
    Joanna Ratziner hat mit ihm unter anderem über die europäische Kultur nach dem Ende des Kommunismus und vor dem Hintergrund der neuen europäischen Integration gesprochen.
    Europa-Journal, 18.20 Uhr, Österreich 1.
    Im Mittagsschanal setzen wir fort mit einem großen Thema, einem Tabuthema.
    Sterbehilfe.
    Die Liberalen waren es, die erst vor kurzem an diesem Tabu gerüttelt haben.
    Sie haben sich dafür ausgesprochen, dass in Österreich die Sterbehilfe straffrei werden sollte.
    Bei den anderen Parteien stößt dieser Vorschlag auf Ablehnung.
    Über die aktuelle Diskussion zur Sterbehilfe berichtet ausgegebenem Anlass, nämlich einer Wortmeldung des ÖVP-Politikers und Arztes Günter Leiner.
    Da berichtet Helma Poschner.
    Holland ist das einzige Land in Europa, in dem Sterbehilfe toleriert wird.
    In Österreich ist die Sterbehilfe gesetzlich verboten.
    Geht es nach den Liberalen, soll sich das ändern.
    Die liberale Parteichefin Heide Schmid ist dafür, dass ein Arzt straffrei bleibt, der einem schwer kranken Patienten auf Wunsch eine tödliche Injektion verabreicht.
    Die Entscheidung, wie man sein Leben beendet, ist eine der privatesten und ureigensten Bereiche des Menschen.
    Dies dürfe nicht unter Strafe gestellt werden, argumentiert Schmidt.
    Ihr widerspricht heute die ÖVP.
    Ihr Fraktionsführer im Gesundheitsausschuss, Günther Leiner, selbst Arzt, sagt ein klares Nein zur Sterbehilfe.
    Wir Ärzte haben einen weißen Mantel an und keine schwarzen.
    Eine direkte und aktive Tötung von Patienten durch Ärzte, Pflegepersonal und andere widerspricht einem über Jahrhunderte gültigen Ethos unseres Kulturkreises und der Europäischen Menschenrechtskonvention und wird eben von der ÖVP strikt abgelehnt.
    Auch die anderen Parteien sind im Gegensatz zu den Liberalen gegen jede Art von Sterbehilfe.
    Man habe mit der Sterbehilfe in diesem Jahrhundert schon einmal furchtbare Erfahrungen gemacht, sagte erst vor kurzem SPÖ-Klubchef Peter Kostelka in Anspielung auf die Tötung von Behinderten und Schwerkranken in der NS-Zeit.
    Nein zur Sterbehilfe, sagt auch die Ärztekammer.
    Ärzte werden weder von Schwerkranken noch von irgendjemand anderem Tötungsaufträge übernehmen, sagt Ärztekammerchef Michael Neumann.
    Statt Sterbehilfe fordert die ÖVP eine bessere Betreuung für Sterbende.
    Die Hospize müssten ausgebaut werden, verlangt ÖVP-Gesundheitspolitiker Leiner.
    Wir haben zurzeit in Österreich nur 40 Hospizbetten.
    Und man sagt so ungefähr, der internationale Vergleich wäre, dass man pro Million bei 25 bis 100 Betten bräuchte.
    Bis zu 750 Betten wären notwendig, sagt Leiner.
    Die Kosten dafür sollen seiner Meinung nach die Sozialversicherungen übernehmen.
    Hospizbetten seien billiger als Krankenhausbetten und in einem Hospiz könne man sich um Schwerkranke und Sterbende auch viel besser kümmern, so Leiner.
    Und wir bleiben bei diesem Stichwort Hospizbetten.
    Die Menschen beim Sterben nicht allein zu lassen, die letzten Wochen und Tage ihres Lebens so lebenswert wie möglich zu gestalten, das ist das Ziel der sogenannten Sterbebegleitung.
    Und ein Ort, wo das versucht wird, ist das Hospiz im Geriatriezentrum am Wienerwald.
    20 krebskranke und sklerose Patienten ohne Aussicht auf Heilung werden dort von insgesamt rund 50 ehrenamtlichen Helfern, Krankenschwestern und Medizinern betreut.
    Dazu ein Bericht von Franz Simbürger.
    Carpe diem, nütze den Tag, steht an der Eingangstür zum Hospiz im Geriatriezentrum am Wienerwald.
    Der erste Eindruck ist der einer ganz normalen Krankenhausabteilung.
    Blumen auf den Gängen, Bilder an den Wänden, Teeküche, Schwestern- und Ärztezimmer, ein Fernsehraum und natürlich die Patientenzimmer.
    Ein bis drei Betten pro Raum.
    Was als erster Unterschied zu üblichen Spitälern vielleicht auffällt, ist das herzliche Verhältnis zwischen Ärztin und Patienten.
    Als der Mann vor einiger Zeit hierher gekommen ist, konnte er sich kaum bewegen.
    Jetzt geht er täglich im Garten spazieren.
    Wieder alle Vernunft, möchte man meinen.
    Denn wer hierher kommt, den hat die Spitalsmedizin bereits aufgegeben.
    Eine Pflege zu Hause oder in einem Heim ist auch nicht mehr möglich.
    Die durchschnittliche Lebenserwartung jener, die hier ankommen, beträgt noch drei Wochen.
    und die Patienten wissen um ihren Zustand Bescheid.
    Relativ liegt der Tumor in der Blase.
    Der Tumor liegt in der Harnblase.
    Dennoch, was auch auffällt, es herrscht eine gelöste, fast fröhliche Stimmung auf der Station.
    Die Behandlung ist wunderbar.
    Das Essen lässt nicht zu wünschen weg.
    Es kann sonst nicht besser sein.
    Und Freundinnen, was wesentlich für mich ist, ist die Schmerzen, die man mehr halbiert, die sind noch weniger geworden.
    Erstens einmal ist die Pflege ausgezeichnet, zweitens ist der persönliche Verkehr ausgezeichnet, und drittens ist das Lokal ausgezeichnet.
    Also alles ist ausgezeichnet.
    Ich könnte mir nichts anderes wünschen.
    Und wie geht es Ihnen insgesamt?
    Diese Menschen sind oft in einem Stadium, wo sie jenseits von Theater und Spielen sind, und es kommt eine Ehrlichkeit hoch, die uns allen gut tut.
    Ich glaube aber auch wirklich, dass der Versuch, hier die Patienten ganzheitlich zu betreuen, das heißt pflegerisch, medizinisch, und auch sie nicht allein zu lassen, viel in der Stimmung ausmacht.
    sagt Andrea Hanusch, die Leiterin der 35 ehrenamtlichen Mitarbeiter im Hospiz.
    Diese Freiwilligen kommen je einmal pro Woche für einige Stunden, setzen sich zu den Patienten und hören zu, gehen mit ihnen spazieren oder erledigen Kleinigkeiten für sie.
    Denn das sei eigentlich Sterbebegleitung, sagt Hanusch.
    Ein Patient, der, ich weiß nicht, verzweifelt ist über seine Situation, der wütend ist über seine Situation, wenn er mal sagen kann, ich bin wütend, ich bin verzweifelt, warum ich?
    Ist, glaube ich, schon einmal ein erster Ansatz einer Erleichterung möglich.
    Oder ich bin traurig oder ich habe Angst, einmal diesen ersten Schritt durch Dasein, durch Zuhören zu ermöglichen.
    Die medizinische Betreuung konzentriert sich vor allem auf eines, die Schmerzen der Patienten zu lindern, erläutert die Ärztin Andrea Trenz.
    Die palliative Medizin, die wir hier betreiben, ist Symptomenkontrolle, Schmerztherapie, keine kurative Medizin.
    Mitfühlen, mit Schwingen, mit den Stimmungen der Patienten, mit ihren Ängsten, aber nicht mit Leiden, nicht aufopfern, denn das kostet Kraft, die anderen Patienten dann nicht mehr gegeben werden kann.
    Das ist die Maxime des Hospizes.
    Stationsschwester Karin Schekulin.
    Wir können niemandem das Pinkeln, das jeder auf seinem Rücken hat, abnehmen.
    Wir können es ihm nur so verteilen am Rücken, dass er es tragen kann.
    Der tägliche Umgang mit dem Sterben verändert auch das eigene Leben, sagt die Ärztin.
    Ich schätze die Dinge, die mein Leben ausmachen, wesentlich mehr.
    Ich weiß um meine begrenzte Zeit und möchte meine begrenzte Zeit so schön und so gut und so sinnvoll wie möglich nutzen.
    Sterbehilfe in jedweder Form, Euthanasie, das sei hier kein Thema, sagen Ärztin, ehrenamtliche Betreuerin und Krankenschwester gleichermaßen.
    Es gibt nicht nur eine Würde im Leben, es gibt auch eine Würde im Sterben.
    Und solange ich diese Würde im Sterben geben kann, wird der Ruf nach der letzten Spritze nicht da sein.
    Das Bewusstsein, dass jemand einfach durch sein Dasein oder so wie er ist, was wert ist.
    Das ist, glaube ich, auch etwas, was wir vermitteln versuchen.
    Man sagt oft, diese Patienten, die hier sind, sind hoffnungslos.
    Das stimmt nicht.
    Hoffnung entsteht nicht nur, indem ich an die Zukunft denke, sondern auch in der Vergangenheit.
    Wenn er aus seinem Leben erzählt, wenn er sich Bilder von früher anschaut.
    Aber das Hoffen ist auch ein schönes Sterben, ein humanes Sterben, ein würdevolles Sterben, ein netter Tag, ein gutes Essen.
    Und das sind Dinge, die ganz einfach diese Menschen zu schätzen gelernt haben vielleicht, wie sie das auch immer getan haben.
    Und immerhin, jeder zehnte Patient erholt sich soweit, dass er zumindest vorübergehend sogar wieder nach Hause entlassen werden kann.
    Sterbebegleitung.
    Eine Reportage aus dem Hospiz im Geriatriezentrum am Wiener Wald von Franzin Bürger war das.
    Die amerikanischen Botschaften in den ostafrikanischen Staaten Kenia und Tansania waren heute allem Anschein nach konzertierte Ziele von Bombenanschlägen.
    In der tansanischen Hauptstadt Dar es Salam kam es auf dem US-Botschaftsgelände zu einer starken Explosion und im Zentrum von Nairobi, der Hauptstadt Kenias, ereignete sich in einem Gebäude in unmittelbarer Nähe der amerikanischen Botschaft eine schwere Explosion.
    Was man jetzt über diese Ereignisse sagen kann, das fasst mit dem neuesten Stand Karin Koller zusammen.
    Die erste Meldung über eine Explosion kam aus Nairobi, der Hauptstadt von Kenia.
    Um 10.35 Uhr Ortszeit hat sich die Explosion ereignet, in einem der belebtesten Viertel der Stadt.
    Die Explosion zerstörte ein 26-stöckiges Business Center, in dem auch eine große Bank sowie ein Ministerium untergebracht sind.
    Das Business Center befindet sich in nächster Nähe zur amerikanischen Botschaft.
    Nach ersten Angaben sind zehn Menschen dabei ums Leben gekommen, 200 Menschen sollen verletzt worden sein, zum Teil sehr schwer, berichtet das kenianische Fernsehen.
    Durch die Wucht der Explosion wurden die angrenzenden Gebäude ebenfalls beschädigt.
    Türen und Fenster der US-Botschaft zerbrachen.
    Ein Gebäude zwischen dem Business Center und der US-Botschaft ist völlig zerstört worden.
    Über die Ursachen der Explosion gibt es keine Angaben.
    Unterschiedlich sind auch die Meldungen darüber, wo die Explosion überhaupt stattfand, im Gebäude des Business Center oder außerhalb neben der Botschaft.
    Unterschiedliche Meldungen auch darüber, ob es sich um eine einzige Explosion oder gar um mehrere handelte.
    Unbestätigten Angaben zufolge soll die amerikanische Botschafterin verletzt ins Krankenhaus gebracht worden sein.
    Sie hat sich während der Explosion im Business Center aufgehalten.
    Fast zur selben Zeit ereignete sich in der Hauptstadt des benachbarten Tansania, in Tadessalam, ebenfalls eine Explosion.
    Dabei wurde ein Flügel der US-Botschafterin
    der US-Botschaft zerstört, nach unbestätigten Meldungen sollen vier Menschen bei dieser Explosion umgekommen sein, 54 Menschen sind verletzt.
    Welche Ursachen diese beiden Explosionen gehabt haben, darüber gibt es zurzeit keine Information.
    Es ist auch noch unbekannt, ob es zwischen beiden Explosionen einen möglichen Zusammenhang gibt.
    Also noch viele Fragezeichen um die Explosionen heute in der unmittelbaren Nähe von US-Botschaften in Ostafrika.
    Und gerade wird auch gemeldet, dass die Amerikaner offenbar vorsichtig geworden sind.
    Es wird jetzt die amerikanische Botschaft in Ugandas Hauptstadt Kampala auch abgeriegelt und dort durchsuchen Bombenspezialisten Fahrzeuge in der Umgebung.
    Sie ist weltberühmt, aber im Original haben sie erst ganz wenige Menschen gesehen.
    Die Venus von Willendorf.
    Jene 25.000 Jahre alte kleine Frauenplastik mit den großen Brüsten und den breiten Gesäß.
    Die Plastik ist so gut, wie jeder Österreicher aus dem Schulbuch kennt.
    Erstmals wird jetzt das Original öffentlich ausgestellt.
    Ab heute im Rahmen der Ausstellung 4 Millionen Jahre Mensch, für die der Schönbrunner Tiergarten verantwortlich zeichnet und in der Orangerie des Schlosses Schönbrunn stattfindet.
    Heute Vormittag ist die Venus unter extremen Sicherheitsvorkehrungen aus dem Naturhistorischen Museum dorthin übersiedelt und unser Reporter Hans-Christian Unger war dabei.
    Fanfarenklänge haben die elf Zentimeter große Steinstatuette aus der Wachauer Ortschaft vor der Schönbrunner Orangerie begrüßt.
    Um den Ausflug hierher hat sie in einem Panduradpanzer, begleitet von Schönbrunn-Chef Helmut Pechlaner und Bernd Lötzsch, dem Direktor des Naturhistorischen Museums, unternommen.
    Mit ihren riesigen Brüsten, dem gewaltigen Hintern, präsentiert sich die Venus von Willendorf als Fruchtbarkeitssymbol, als in steingehauerner Ausdruck vollkommener Weiblichkeit.
    Und wie sich's eben für die Claudia Schiffer der Jungsteinzeit gehört, hat es hier in Schönbrunn einen gewaltigen Fotografenauftrieb gegeben.
    Helmut Pechlaner merkt man die Freude an, als er das Kunstwerk in einem Metallkoffer Richtung Ausstellung trägt.
    Es gibt für Österreich kaum etwas Wichtigeres als diese Venus, weil immerhin vor 25.000 Jahren Menschen, unsere Vorfahren, die genauso waren wie wir, ein Kunstwerk geschaffen haben mit unglaublich viel Symbolik.
    Und daher ist sie nicht so sehr für diese Ausstellung, sondern für Österreich wichtig und es ist fantastisch, dass man sie nun erstmalig sehen kann.
    Untergebracht ist sie hier in einer Hochsicherheitsvitrine, die 650.000 Schilling gekostet hat.
    Gesponsert wurde sie von der Tiroler Sparkasse.
    Und mangelnde Sicherheit, das war eben bisher der Grund, warum die Venus mit der komplizierten Lockenfrisur seit ihrer Entdeckung vor heute genau 90 Jahren nicht öffentlich zu bestaunen war, Museumsdirektor Bernd Loetsch.
    Weil sie als Welterbe der Menschheit so kostbar ist, dass man die höchsten Sicherheitsvorkehrungen hätte treffen müssen.
    Und die hat vor meiner Zeit das Museum nicht stellen können.
    Wert ist dieses Objekt überhaupt irgendwie schätzbar?
    Es ist in Geld nicht ausdrückbar.
    Der Versicherungswert wurde vorübergehend auf eine Milliarde gestellt.
    Aber schließlich hat der Bund, die Republik, die Haftung übernommen, wie für alle unsere Objekte.
    Nach dem Ende der Ausstellung wandert die Statue samt Vitrine zurück ins Museum, um dort dann permanent eine neue Besucherattraktion zu sein.
    Lötsch glaubt damit, eine wichtige Aufgabe erfüllt zu haben.
    Es ist ein magisches Kultobjekt.
    Es ist die Magie des Echten auch für den heutigen Menschen noch ein starkes Wirkmittel und Museen sollten die Magie des Echten zum Tragen bringen.
    Wenn man das nicht mehr zum Tragen bringt, gibt man das Museum auf.
    Es war an einem herrlichen Augustmorgen, als die Venus von Willendorf nach viel tausendjährigem Schlaf die sonnenhelle Wachau wieder sah.
    So beginnt ein Augenzeugenbericht über den Funk damals.
    Und ebenso sonnenhell war es für sie heute, nach 90 Jahren Museumsdunkelheit.
    Und wir wechseln von der historischen VIP zu denen von heute mit einem Blick nach Salzburg.
    In diesen Tagen jagt in und um Salzburg ja ein Society-Termin den nächsten und die Seitenblicke-Gesellschaft hat Hochkonjunktur.
    Wer prägt nun den Promi-Auftrieb von Salzburg?
    Wer, was ist die heutige Salzburger Szene?
    Matthias Vogt hat sich umgehört.
    Die Szene hat sich gewandelt.
    Herbert von Karajan ist seit 1989 tot und Dimitri Pappas veranstaltet aus gesundheitlichen Gründen keine großen Feste mehr.
    Sind die Salzburger Festspiele damit seinem Festival ohne Prominenz herabgestiegen?
    Nein, sagt Präsidentin Helga Rabel-Stadler.
    Es sind andere Leute da, aber ebenfalls es sind die Leute da, die in der Kunst, in der Wissenschaftsszene, in der Wirtschaft wichtig sind.
    Es haben sich exklusive Zirkel gebildet, zu denen natürlich weder Mikrofon noch Kamera zugelassen sind.
    Gestern Abend beispielsweise lud Galerist Thaddeus Ropac zu einem Fest ins Schloss Emslieb an der Hellbrunner Allee.
    Prominent besetzt sind auch die Treffen bei Bankier Michael Berger-Sandhofer und der Jura Fix jeden Sonntag bei Fürstin Mani Sein-Wittgenstein in Fuschl.
    Vergangenen Sonntag aber wurde der Jura Fix geschwind nach Anif verlegt.
    Da hat die Prominenz für Lassing Fußball gespielt und Spenden angehäuft und da musste die Fürstin auch dabei sein.
    Muss ich doch sehen, Thaddeus oder den Meier.
    Der Meier, das ist Ski-Superstar Hermann Meier und der Tadeusz, das ist wie gesagt Tadeusz Ropacz.
    Zu seinem Kreis gehört übrigens auch Eliette von Karajan.
    Während sich also die Prominenz eher diskret untereinander trifft, gibt es bekannte Menschen, die durchaus die Öffentlichkeit suchen.
    Münchens Modezar Rudolf Mooshammer gehört dazu.
    Er hat die Premiere von Brechts Aufstieg und Fall der Stadt Mahagoni nach der Pause verlassen.
    Drei nackte Schauspielerinnen auf der Bühne des großen Festspielhauses reichten zum Vorwurf der Pornografie und zur Entrüstung des Kaufmanns.
    Ich werde das mal seriös vorrechnen.
    Die Eintrittskarte kostet in den ersten Reihen 600 Mark, sind für zwei Personen 1200 Mark.
    Ich muss ein Hotel bezahlen, ich muss meinen Chauffeur bezahlen, ich muss die Anreise bezahlen und muss anschließend noch ein Essen für zwei Personen bezahlen.
    Das ist ein Abend von 2.000 Mark.
    Da muss ich als seriöser Kaufmann, muss ich 4.000 Mark fast verdienen brutto, um mir diesen Abend leisten zu können.
    Und für diese 4.000 Mark stelle ich Ansprüche.
    Da will ich dann kein Porno-Akt sehen, weil da gehe ich zur BATUse und hab's preiswert lang.
    4.000 D-Mark sind umgerechnet immerhin 28.000 Schilling.
    Des Modezaren Vorwurf wollte Herr Garabel-Stadler natürlich keinesfalls gelten lassen.
    Er wird als eine schillernde Persönlichkeit bezeichnet.
    Er hat besonders geschillert.
    Pornografisch war da gar nichts.
    Und wer nicht weiß, was ihn erwartet, wenn er Aufstieg und Fall der Stadt Mahagoni sieht, ist selber schuld.
    Das ist natürlich nicht Fidelio, was dort gezeigt wurde.
    Gestern Abend übrigens während dieses Ropac-Festes auf Schloss Emslieb, da wurde Dennis Russell Davies gefeiert und der dirigiert den Mahagoni.
    Das heißt, die Oper dürfte dem diskreten Teil der Prominenz durchaus gefallen haben.
    Gesellschaftstratsch der gehobenen Art von Matthias Vogt.
    Was ist nun eigentlich gesellschaftlich die High Society?
    Was sind ihre Motive?
    Das hat Christoph Lindenbauer die Motivforscherin Helene Karmersin, selbst ein Salzburg-Gast, gefragt.
    Zu High Society gehört sicher eine Darstellung in den Medien.
    Man könnte mal ganz humorisch sagen, High Society, das sind die Leute, die in den Medien als High Society erscheinen.
    Um zu den Eliten, zu den Spitzen der Gesellschaft zu gehören, brauchen sie drei Sorten von Kapital.
    Finanzielles, soziales und kulturelles Kapital.
    Sie brauchen Geld.
    Sonst brauchen wir eigentlich von Eliten oder High Society nicht sprechen.
    Aber sie brauchen auch Geschmack.
    Sie brauchen auch kulturelles Kapital.
    Also sie müssen wissen, wie man das macht.
    Und sie brauchen soziales Kapital, also sie brauchen Beziehungen.
    Bedeutet das, dass jene High Society, die über den Bildschirm vermittelt wird, nicht die eigentliche High Society ist?
    Das ist nur ein Ausschnitt.
    Und hier beklage ich, dass die Medien
    ihren Fokus auf sehr oberflächliche Selektionskriterien richten.
    Also erst mal haben die einen Fundus von Personen.
    Die werden immer abgebildet.
    Die müssen dabei sein, das ist der Stempel, dass man erkennt, das ist High Society, denn Herrn X, boah, der war auch da.
    Damit ist es klar.
    Damit schaffen sie immer aus dem selben Fundus.
    Und sie haben dieses Selektionskriterium, dass sie Leute, die kulturelles Kapital haben, eigentlich kaum abbildend zu Worte kommen lassen.
    Was sind denn die Motive für die High Society?
    Was ist da so reizvoll?
    Jede dieser Elitegruppen hat ein Bedürfnis und das heißt eingrenzen, abgrenzen, ausgrenzen.
    Also das sind Gruppen, die wollen sagen, da sind wir und wir sind etwas anderes und so verstehen sie sich eigentlich auch etwas besseres und die anderen wollen wir nicht haben, die wollen wir nicht dabei haben.
    Und das ist schon ein sehr gutes Gefühl zu sagen, wir sind eine besondere Gruppe.
    Ein weiteres Motiv dieser High Society ist natürlich, dass die soziales Kapital ansammeln.
    Salzburg ist ja ein traditioneller Tummelplatz für die High Society.
    Hat sich aber verändert, Stichwort Karajan, Stichwort Mortier, was ist Ihre Diagnose, was hat sich im Wesen geändert?
    Nun haben sie auch Leute da, die sehr wohl über kulturelles Kapital verfügen.
    In der Karajan-Ära hatten sie wirklich nur die Leute, die sind da hingekommen, haben ihre Kleiderspazieren geführt und haben Konversationen gemacht.
    Und jetzt haben sie Leute, die sind echt interessiert an dem, was da an aufregenden Dingen geboten wird.
    Das heißt nicht, dass die nicht auch schöne Kleider anhaben, also die können äußerlich gleich ausschauen, aber sie haben jetzt schon eine ganz neue Art der Elite.
    Sie haben zum Beispiel jüngere Personen und sie haben nun wirklich Personen mit Geschmack
    Und zwar mit Leuten, die sind interessiert an Kunst, an dem, was sich da an wirklich unglaublich aufregenden Dingen momentan in Salzburg tut.
    Würden Sie sagen, dass die Kommunikation, das Zusammensein an sich in der High Society auch von einer gewissen Oberflächlichkeit geprägt ist, dass Tratsch im Vordergrund steht?
    Selbstverständlich gibt es Tratsch, aber Tratsch, würde ich sagen, ist etwas ganz, ganz Wichtiges.
    Tratsch, das ist der soziale Kitt.
    Man interessiert sich doch für seine Nachbarn.
    Ich würde das nicht so negativ sehen.
    Und es ist auch eine Mischung, und ich glaube, das ist in Salzburg sehr, sehr deutlich.
    Die Leute diskutieren auch und sagen also, was ist das für eine Inszenierung, was ist das für ein Sänger und ich finde das aufregend, das ist toll, das ist das Beste, was ich je erlebt habe.
    Also es ist schon, es ist einfach eine Mischung und ich finde das macht den ganz besonderen Reiz von Salzburg aus, den wenige dieser Ereignisse haben, dass sie gleichzeitig dieses soziale Phänomen, ich arbeite an meinen Netzwerken, ich stelle heraldisch meine Zeichen zur Schau,
    Aber ich kann auch sprechen über ein ganz aufregendes kulturelles Ereignis.
    Diese Mischung ist unnachahmlich.
    Kann man sowas wie einen Inntreff eigentlich erfinden?
    Kann man einen Platz erfinden oder konstruieren, an dem sich die High Society trifft?
    Nicht so einfach und das finde ich schön.
    Also diese Sachen haben Geschichte, die müssen gewachsen sein.
    Also denken Sie an Baden-Baden, da hat man gesagt, na die Leute, die Geld haben und die ihre Kleider ausführen wollen, die kommen doch überall hin.
    Ja, denkste, so ist es eben nicht.
    Ist die Faszination für die Außenstehenden heute noch so groß, wie sie früher war?
    Das ist sie eigentlich immer noch.
    Das ist sie immer noch.
    Denn das gehört ja zu den Eliten dazu, dass sie selten sind, dass sie sich schließen, dass ihre Grenzen verteidigt werden.
    Und da sind immer noch Leute, die schauen sich das an und finden das schon sehr, sehr schön.
    Ich meine, eins ist natürlich schon klar, je mehr kulturelle Kompetenz einfließt, desto weniger wollen die Leute hinein.
    Kulturelle Kompetenz ist bei Weitem nicht so anziehend, wie es das finanzielle und das soziale Kapital ist.
    Gibt es so etwas wie eine Vorbildung, die man haben muss, um dazu zu gehören?
    Ja, richtig.
    Es gibt eigentlich sehr viel Wissen, um sich in diesen Gruppen richtig zu bewegen, richtig zu benehmen und auch die richtige Identität nach außen zu veröffentlichen.
    Also man muss semiotische Virtuosität haben.
    Das heißt, man muss wissen, wie man die Zeichen handhabt.
    Und da Zeichen, verstehe ich jetzt mal alles, was der Mensch
    an sich haben kann.
    Also das ist Kleider, Frisur, das ist Schmuck, das sind Autos, das ist Make-up bei Frauen.
    Und das muss man sehr genau wissen.
    Also man muss ganz genau wissen, was ist in der Situation richtig, was ist angemessen.
    Zum Beispiel versuchen Sie heute mal in einem Abenddirndl in Salzburg aufzutreten.
    Das ist mega out.
    Da outen Sie sich als Person, die keinen Geschmack mehr hat, die hoffnungslos hinterher ist.
    Und dieses Spiel der Zeichen ist natürlich schon etwas sehr interessantes.
    Und da müssen Sie eine ganz hohe Sensibilität haben.
    Riechen Sie bloß nicht nach dem Parfum vom vorigen Jahr.
    Das ist auch etwas sehr spielerisches.
    Hat ein Eliten zu jeder Zeit.
    Die Anleitung zum Innensein von Motivforscherin Helene Kamersin im Gespräch mit Christoph Lindenbauer in Salzburg.
    Bei den Bregenzer Festspielen gibt es heute Abend die dritte und letzte Opernpremiere dieses Sommers.
    Mit Nacht von Georg Friedrich Haas oder der Regie von Philipp Arlot wird die neue Werkstattbühne eingeweiht.
    Herz, hält das Schweigen gegen dich länger nicht aus?
    Was ist besser, sagen ihr's mir?
    Nacht ist eine Montage aus Texten Friedrich Hölderlins, in denen es um die ständige Wiederkehr des Gleichen unter anderen Umständen, um das Wissen, um Schuld und den Verlust von Utopien geht.
    So ist also der Begriff Nacht für Komponist Georg Friedrich Haas Metapher für Hoffnungslosigkeit und Realitätsverlust.
    Realitätsverlust unserer Gesellschaft, aber auch des Künstlers, der seine Position wieder einmal neu definieren muss.
    Für Regisseur Philippe Arlot der Kernpunkt des Werks.
    Das ist eine kritische Frage.
    Das ist irgendwo überall das Thema, warum machen wir noch Kunst.
    Es gibt natürlich was wir sagen, das ist sehr wichtig, wie immer.
    Aber welche Form wir sagen, ist noch viel mehr wichtig, weil ihm die Form liegt in der Politik.
    Und das ist irgendwo der Engagement von jedem Künstler.
    Dass gerade Philippe Barlot, der seit Jahren als Magier des Lichts gilt, mit Nacht ein Werk inszeniert, mit dessen Titel genau das Gegenteil assoziiert wird, vermag nur auf den ersten Blick zu verwundern.
    Georg Friedrich Haas, Komponist?
    In der Partitur des Stücks sind grundlegende Konzeptionen von Licht festgelegt.
    Ich selbst hatte während der Arbeit auch ganz konkrete Farbassoziationen zu jeder einzelnen Szene.
    Also hat Licht in einer allerdings sehr abstrakten Weise von Anfang an für mich eine große Rolle gespielt bei diesem Stück.
    Das Bühnenbild ist ein 8x8 Meter großes Quadrat, eine Ritualstätte umgeben von einem goldenen Weg und Kuben, auf denen jene Sänger stehen, die auf ihren Auftritt warten.
    Im Hintergrund eine 50 Meter breite, 9 Meter hohe Schale, die nicht nur Blickfang sein soll, sondern den Klang zum Zuschauerraum reflektiert.
    Durch filmschnittartige Lichteffekte werden die 24 Szenen aneinandergereiht.
    Wir suchen in einem ritualisierten Spiel drei Spielebene.
    Eine Natur-Ebene, wo die Sänger einfach ganz privat die Kostüme holen und sich vorbereiten.
    Eine Ritual-Ebene auf diesem Weg, die Rumerum ist auch auf dieser riesigen Schale.
    Und eine Surexpressionist-Ebene auf der Fläche, wo wir spielen, in der Mitte.
    Und wir suchen, mit diesen drei Arten zu spielen, die Artikulation eines Stückes zu verstärken.
    Zu hören ist das Klangforum Wien, das schon die Uraufführung im vergangenen Jahr gespielt hat.
    Die Aufführungen von Georg Friedrich Haas' Oper Nacht sind der erste Versuch, zeitgenössische Oper als festen Bestandteil bei den Bregenzer Festspielen zu installieren.
    Premiere heute Abend.
    Uns bleibt noch ganz schnell das wiederholte Versprechen eines sonnigen und hochsommerlich warmen Wochenendes.
    Das Mittagsschnellhalt geht damit zu Ende.
    Auf Wiederhören sagt Werner Löw.

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    Datum: 1998.08.07 [Sendedatum]
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    Datum: 1998.08.07 [Sendedatum]
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    Datum: 1998.08.07 [Sendedatum]
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    Datum: 1998.08.07 [Sendedatum]
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    Mitwirkende: Poschner, Helma [Gestaltung] , Leiner, Günther [Interviewte/r]
    Datum: 1998.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesundheitswesen und medizinische Versorgung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
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    Datum: 1998.08.07 [Sendedatum]
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    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Pechlaner, Helmut [Interviewte/r] , Lötsch, Bernd [Interviewte/r]
    Datum: 1998.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Kulturpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Wien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gesellschaftsleben rund um die Salzburger Festspiele
    Mitwirkende: Vogt, Mathias [Gestaltung]
    Datum: 1998.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Gesellschaft ; Kulturveranstaltung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Salzburg
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch über die "High Society" mit Motivforscherin Karmasin
    Mitwirkende: Lindenbauer, Christoph [Gestaltung] , Karmasin, Helene [Interviewte/r]
    Datum: 1998.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Gesellschaft ; Kulturveranstaltung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Uraufführung "Nacht" von G. F. Haas in Bregenz
    Mitwirkende: Bruckner, Susanne [Gestaltung]
    Datum: 1998.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Musik ; E-Musik ; Kulturveranstaltung ; Vokalmusik - Oper ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Vorarlberg
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1998.08.07
    Spieldauer 00:55:58
    Mitwirkende ORF [Produzent]
    Datum 1998.08.07 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-980807_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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