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KI-generiertes Transkript
Mittagsjournal.
Aus dem Studio meldet sich Werner Löw, guten Tag, mit folgendem Themenangebot.
Aus dem Ausland, Deutschland vor den Wahlen.
Bei uns im Journal zu Gast ist heute der deutsche Politikwissenschaftler Professor Jürgen Falter mit seiner Einschätzung, wollen die Deutschen die große Wende?
Und Amerika vor der Ausstrahlung des Videos mit Bill Clintons Aussage vor der Grand Jury, wird dem Präsidenten die Veröffentlichung von 4 Stunden Peinlichkeit schaden oder eher nützen?
Aus dem Inland tagt der Leutnante heute in der Militärakademie Wiener Neustadt.
Ein Anlass auch für Sorge im Offizierskorps.
Das Bundesheer ist weiter auf Sparkurs und für manche Offiziere schon zu leicht.
Gewalttätige Kinder, eine Folge der viel propagierten anti-authoritären Erziehung.
Manche Psychologen sehen das so in neuen Untersuchungen.
und ein kleiner Schwerpunkt Bergsteigen.
Zum einen bereitet sich eine österreichische Expedition vor auf die Bezwingung des acht höchsten Gipfels der Welt und zum anderen treffen sich an diesem Wochenende in Obergurg im Ötztal Bergrettungsleute aus aller Welt zu ihrem 50.
Internationalen Kongress.
Vom Titel her dazu passend unser Kulturbeitrag, Helden in Tirol.
Da geht es allerdings um den neuesten Film von Niki List.
Zu Beginn der Meldungsüberblick in den Nachrichten, zusammengestellt von Elisabeth Mahners, gelesen von Christian Neheber.
USA.
Die Lewinsky-Affäre nimmt kein Ende.
Das Repräsentantenhaus hat das Video mit der Aussage Klimpens vor der Anklagekammer zur Sex- und Meinheit-Affäre freigegeben.
Die vier Stunden lange Aufzeichnung kann ab kommenden Montag von Fernsehanstalten in voller Länge ausgestrahlt werden.
Das Weiße Haus hat die Freigabe scharf kritisiert, man spricht von einer versuchten Vorverurteilung des Präsidenten.
Clinton selbst erwähnte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Ausschussentscheidung das bevorstehende neue Medienspektakel mit keinem Wort.
Clinton soll bei seiner Befragung durch den Sonderermittler Starr mehrmals die Beherrschung verloren haben.
Ob das Video den Präsidenten politisch schadet, erscheint fraglich.
In jüngsten Meinungsumfragen halten mehr als zwei Drittel der Amerikaner die Veröffentlichung für geschmacklos und überflüssig.
Deutschland.
Der bayerischen Polizei ist offenbar ein Schlag gegen den saudi-arabischen Terroristenführer Osama Bin Laden gelungen.
In der Nähe von München wurde ein Araber aus dem Umfeld Bin Ladens festgenommen.
Möglicherweise ist er der Finanzchef der Terrorgruppe Bin Ladens.
In engem Kontakt mit den amerikanischen Behörden wird derzeit die Identität des Festgenommenen und die Gründe für seinen Aufenthalt in Deutschland geprüft.
Der Multimilliardär Osama bin Laden gilt als Drahtzieher der Anschläge auf die amerikanischen Botschaften in Nairobi und Dar es Salaam Anfang August.
Dabei sind mehr als 260 Menschen umgekommen.
Algerien.
Bei einem neuerlichen Bombenanschlag in Algerien sind nach jüngsten Informationen mindestens 29 Menschen getötet worden.
60 Personen erlitten Verletzungen.
Schauplatz des Terroraktes war ein Marktplatz in der Stadt Tiaret, 230 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Algier.
Die algerische Regierung beschuldigt muslimische Extremisten, die zahlreichen Anschläge und Massaker verübt zu haben.
Russland.
Die Regierungen in Moskau und Kiew wollen gemeinsam gegen die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise vorgehen.
Dies vereinbarten die Präsidenten Russlands und der Ukraine Jelzin und Kutschmar bei Gesprächen in Moskau.
Die Ukraine ist in den vergangenen Wochen zusehends in den Sog der Krise in Russland geraten.
Unter anderem soll nun eine Antikrisengruppe gebildet werden.
Sie wird sich nach den Vorstellungen der beiden Präsidenten mit konkreten Problemen in der bilateralen wirtschaftlichen Zusammenarbeit befassen.
Kotschmar und Jelzin bekannten sich in einer Erklärung auch zu einer Fortsetzung der wirtschaftlichen und politischen Reformen.
Albanien.
Oppositionführer Salih Berischer zeigt sich nach wie vor kampfbereit.
Er hat zu weiteren Demonstrationen gegen die sozialistische Regierung in Tirana aufgerufen.
Vorher hatte das albanische Parlament die Immunität des früheren Staatschefs aufgehoben.
Die Staatsanwaltschaft kann nun ein Verfahren gegen Berischer wegen Anstiftung zur Rebellion einleiten.
Ministerpräsident Fatos Nanor ließ aber durchblicken, dass er Berischer nicht verhaften lassen wolle.
Der Europarat und die OSZE, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, entsenden morgen eine hochrangige Delegation nach Tirana.
USA, Deutschland.
Die Aktionäre der Autokonzerne Daimler-Benz und Chrysler haben der Fusion beider Unternehmen zugestimmt.
Bei getrennten Hauptversammlungen in Stuttgart und Wilmington sprachen sich die Aktionäre mit großer Mehrheit für die Bildung des drittgrößten Autokonzerns der Welt aus.
General Motors und Ford sind nach wie vor die größten Autoproduzenten.
Die zukünftige Daimler Chrysler AG soll ihren Hauptsitz in Stuttgart haben.
Der Konzern wird etwa 428.000 Menschen beschäftigen.
Deutschland.
Beim ICE sind wieder technische Probleme aufgetreten.
Wie die Deutsche Bahn AG heute in Frankfurt mitteilte, wurden vier Züge vom Typ ICE 2 vorübergehend stillgelegt.
Bei einem Triebkopf war eine defekte Schweißnaht am Unterboden festgestellt worden.
Daraufhin wurden alle 45 ICE 2 Triebköpfe untersucht.
In drei weiteren Fällen ergab sich der Verdacht auf einen Schaden.
Philippinen.
Nach dem schweren Fährenunglück vor der Küste der Philippinen werden noch mehr als 100 Menschen vermisst.
Fünf Personen wurden tot aufgefunden, fast 300 der 453 Passagiere und Besatzungsmitglieder der Fähre konnten gerettet werden.
Das Schiff war auf der Fahrt von Manila nach Cebu in einen Taifun geraten und gesunken.
Das waren die Nachrichten und wir kommen zum Wetter.
Es ist nicht zu leugnen, dieses Wochenende ist das letzte Sommerwochenende dem Kalender nach.
Und was sich der Sommer zum Abschied in Sachen Wetter einfallen lassen wird, das sagt uns Thomas Wostal.
Das letzte Sommerwochenende ist gleichzeitig das erste Wochenende in diesem September, an dem es nicht in nahezu ganz Österreich regnet.
Ganz im Gegenteil, es bleibt heute und morgen weitgehend trocken und in der Westhälfte Österreichs auch überwiegend sonnig.
Gleich ein Blick zum aktuellen Wetter in den Landeshauptstädten.
Wien momentan stark bewölkt bei 15 Grad, Eisenstadt wolkig 16.
In St.
Pölten ist vor kurzem ein Regenschauer durchgezogen, 13 Grad hat es jetzt.
Linz stark bewölkt 14, Salzburg und Innsbruck heiter 14.
In Bregenz lichtet sich jetzt langsam der Hochnebel, es hat 11 Grad, Graz wolkig 17 und Klagenfurt stark bewölkt momentan bei 13 Grad.
Überwiegend sonnig bleibt es heute Nachmittag von Veradelberg bis zum Innviertel und auch in Osttirol und in Oberkärnten.
Weiter im Osten, etwa östlich einer Linie Linz-Glagenfurt, zeigt sich die Sonne nur zeitweise und es sind einzelne Regenschauer möglich.
In Niederösterreich und im Burgenland weht außerdem kräftiger Wind.
Die Temperaturen erreichen noch je nach Sonne 14 bis 21 Grad.
Morgen liegt in der Früh vor allem in den Tälern Nebel oder Hochnebel.
Noch am Vormittag kommt aber im Großteil Österreichs die Sonne hervor und dann bleibt es einigermaßen sonnig.
Einige dichte Wolkenfelder gibt es morgen im Gebiet vom Weinviertel über das Burgenland und die südlichen Teile der Steiermark bis nach Unterkernten.
Der Nordwind legt morgen zu und die höchsten Temperaturen liegen, so wie heute, zwischen 14 und 21 Grad.
Auf den Bergen in 2000 Meter um 3 Grad.
Am Montag scheint oft die Sonne, der Nebel lichtet sich im Laufe des Vormittags.
Mehr Wolken könnten sich übermorgen im Süden halten, es bleibt aber trocken.
Ziemlich ähnlich geht es am Dienstag und am Mittwoch weiter, die zweite Wochenhälfte sieht dann aber wieder unbeständig aus.
In Wiener Neustadt werden heute 72 Schüler der Theresianischen Militärakademie als Berufsoffiziere in das Bundesheer übernommen.
Die 72 Leutnante sind der letzte Jahrgang, der unter den langjährig gültigen Richtlinien drei Jahre lang ausgebildet wurde.
Nächstes Jahr werden bereits Absolventen des länger dauernden Fachhochschulstudienganges Militärische Führung Wiener Neustadt verlassen.
Die 72 jungen Offiziere kommen in ein unruhiges Bundesheer, denn derzeit wird nicht nur wieder einmal umgegliedert und verkleinert, das in Teilen frustrierte Offizierskorps wartet auch weiter auf Milliardeninvestitionen.
Hören Sie Wolfgang Fuchs mit den Sorgen des Bundesheeres.
Der Niedergang des kommunistischen Ostens macht's möglich, das Bundesheer wird kleiner.
Die Politik verordnete, dass im heurigen Frühjahr die Berufssoldaten in den Kasernen nahmen diese Entscheidung nur mit Zähneknirschen zur Kenntnis.
110.000 Mann, das ist nun die maximale Größe des Heeres im sogenannten Mobilmachungsfall.
Bisher galten 40.000 Soldaten mehr als Maximum.
Weniger Soldaten bedeuten allerdings nicht automatisch weniger Aufwand, denn die Zahl der Berufs- und Zeitsoldaten und die des zivilen Personals sinkt naturgemäß nur langsam.
Schließlich sind unter diesen 28.000 viele pragmatisierte Beamte.
In zwei Jahren sollen allerdings 1.800 die Kasernen verlassen haben.
Und ein kleineres Heer heißt ohnehin nicht weniger Geldaufwand, warnt Brigadier Rolf Vödisch, der Leiter der militärischen Gesamtplanung.
Wir sparen uns in erster Linie bei den mobilmachungsabhängigen Kräften einen gewissen Anteil.
Das heißt, wir reduzieren von derzeit 15 auf 5 Brigaden, wovon in erster Linie die mit leichten Waffen versorgten Jägerverbände betroffen sind.
Jene Verbände, die mit schwerem Gerät, also unsere klassischen mechanisierten Verbände, bleiben in ihrer Anzahl prinzipiell erhalten.
Wir nehmen dort nur ein Kommando heraus.
Das Bundesheer braucht also in Zukunft weniger billige Gewehre, aber genauso viele teure Panzer.
Was aber schwerer ins Gewicht fällt, der Zustand des Geräts ist so schlecht, dass trotz aller Verkleinerung kräftig investiert werden muss.
Brigadier Vötisch.
In den nächsten Jahren steht besonders dringend heran die Verbesserung der Führungsfähigkeit, die Verbesserung unserer Luftraumüberwachung, der Ersatz von auslaufendem Gerät.
Wir müssen bedenken, dass ein erheblicher Anteil unserer Ausrüstung, vor allem die Schützenpanzer und ein Teil der GAF-Fahrzeuge nunmehr 30 Jahre und mehr alt sind.
Also der Ersatz dieses Materials.
Neue Funkgeräte, neue Hubschrauber, neue Abfangjäger, neue Lastautos – unklar ist, wie viel das alles kosten soll.
Im Verteidigungsministerium hält man sich, was die Zahlen betrifft, völlig bedeckt.
Aber unrealistische Hoffnungen macht sich der Planungschef Fötisch ohnehin nicht mehr.
Die Militärs wünschen sich natürlich eine Erhöhung des Budgets insgesamt, weil wir innerhalb unseres Budgets nur einen relativ kleinen Anteil für Neuinvestitionen und für den Betrieb verfügbar haben.
Aber, wenn Sie sagen, die Militärs wünschen sich's?
Wir müssen davon ausgehen, dass wir in der unmittelbaren Zukunft mit einem etwa gleichbleibenden Budget, das sicher nicht alle Forderungen abdecken kann, leben müssen.
Und darauf haben wir uns in der Planung einzustellen.
Ein Beitrag von Wolfgang Fuchs zur Situation im Bundesheer und des Bundesheeres.
Heute ist Tag der Leutnants in Wiener Neustadt.
Und wir kommen zum viel zitierten Filmtitel Sex, Lügen und Videotapes.
Gemeint ist natürlich die Affäre Lewinsky.
Gemeint ist das Schicksal, möglicherweise politische Schicksal des amerikanischen Präsidenten Clinton.
Nachdem Clinton unfreiwillig zum vielgefragten Star im Internet geworden war, dank des dort veröffentlichten Star-Berichts,
Kann er damit rechnen, dass er in der nächsten Woche auch ein Fernsehstar wird und zwar mit einem vierstündigen, vermutlich ununterbrochenen Auftritt in vielen Fernsehstationen?
Es hat gestern das amerikanische Repräsentantenhaus, der zuständige Ausschuss, entschieden, dass die ursprünglich unter strengster Geheimhaltung gefilmte Aussage des Präsidenten vor der Grand Jury freigegeben und ausgestrahlt werden darf.
Was bedeutet das für die Situation von Clinton?
Dazu eine Analyse von Eugen Freund.
Wer hat nun Recht?
Selten in der jüngeren amerikanischen Geschichte ist die Kluft zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung so groß gewesen.
Fast jeder Journalist, der sich mit der Präsidentschaft von Bill Clinton einigermaßen beschäftigt, ist auch für seinen Rücktritt.
Andererseits sind gut zwei Drittel der Amerikaner dafür, dass Bill Clinton im Amt verbleibt.
Diese Umfrage ist freilich erhoben worden, noch ehe die Kontroverse um die Video-Aussage von Bill Clinton die Gemüter neuerlich erhitzt hat.
Aber selbst hier sind sich Medien und Öffentlichkeit nicht einig.
Wieder ist es eine Mehrheit, die diese Bänder nicht sehen will.
Pardon, sehen wollen sie die Amerikaner schon, aber sie sind eindeutig dagegen, dass die abgefilmten Aussagen des Präsidenten über den Bildschirm flimmern.
In den Zeitungen oder auch in den Fernsehanstalten findet man kaum eine Stimme, die sich gegen die Ausstrahlung aussprechen würde.
Das ist so ein Wunder auch wieder nicht.
Schließlich machen die Medien mit einem Präsidenten, der wegen einer Sexaffäre Gefahr läuft, gestürzt zu werden, mehr Geschäfte
als mit einem Langeweiler in der Innenpolitik.
Warum aber steht das Volk weiterhin hinter den Präsidenten immer unter der Voraussetzung, dass man den Meinungsumfragen Glauben schenken darf?
Nun, wenn das Wahlverhalten in den USA insgesamt nach der Regel Voting-the-pocket-box abläuft, also dass die Menschen dann, wenn ihre Brieftaschen gefüllt sind, auch den Kandidaten unterstützen, der ihnen den Wohlstand verschafft hat, echt oder vermeintlich,
Dann bleiben sie diesem Motto anscheinend auch dann treu, wenn dieser Wohltäter in Schwierigkeiten geraten ist.
Dazu kommt, dass Clinton offenbar die Früchte für seine Schmerzbekundungen erntet.
Er hat die, die in Notlage waren, immer mit salbungsvollen Reden getröstet.
I feel your pain.
Zum Beispiel die Hinterbliebenen des Bombenanschlags in Oklahoma City.
Damals hat er mit seinem Auftreten die Präsidentschaft aus einem Tiefpunkt herausgeholt.
Und ähnlich staatsmännisch tröstend ist er nach dem Absturz der TWA 800 oder dem Anschlag auf die Botschaften in Ostafrika aufgetreten.
Diese Sympathiebekundung kommt nun an ihn zurück.
We feel your pain.
Das lässt ihn jetzt zumindest ein Teil des Volkes wissen.
Mittlerweile fordern weit über 100 amerikanische Zeitungen den Rücktritt des Präsidenten.
Keine der wirklich ganz großen, aber viele der mittelgroßen und für ihre Region meinungsbildenden Zeitungen.
Die Chicago Tribune, die Denver Post, das Atlanta Journal.
Alle sind entrüstet über die Art, wie Bill Clinton das Amt missbraucht und außerdem über sein Verhältnis mit Monica Lewinsky gelogen hat.
Alle blicken jetzt gespannt auf den kommenden Montag.
Ein weiterer Tag, an dem sich das Schicksal dieser Präsidentschaft entscheiden könnte.
Denn es ist keineswegs sicher, dass die Mehrheit der Zuseher die Ansicht der Journalisten teilt, die jetzt schon zu wissen glauben, dass der Präsident dort eine peinliche Vorstellung geben wird.
Es kann genauso gut sein, dass die Entrüstung über die detaillierten Fragen der Sonderermittler zu Clintons Sexualverhalten größer ist, als über die ausweichenden
und angeblich sogar zornigen Antworten des Präsidenten.
Eugen Freyend aus Washington.
Das Rennen für die deutschen Wahlen, morgen in einer Woche am 27.
September, scheint wieder offen.
Dem bedrängten Kanzler Kohl und seiner CDU hat der große CSU-Erfolg in Bayern wieder Auftrieb gegeben, beziehungsweise eine Steilvorlage geliefert, wie es der bayerische Wahlsieger Stoiber in der Fußballersprache formulierte.
Der Umfrage-Rückstand von mittlerweile nur mehr drei oder gar nur zwei Prozentpunkten auf die führende SPD sei noch aufzuholen, hoffen die Strategen der Unionsparteien jetzt und sie verweisen darauf, dass noch etwa 30 Prozent der Wähler unentschieden seien.
SPD-Kanzlerkandidat Schröder gibt sich scheinbar ungerührt weiterhin siegesicher.
Über die Situation im Endspurt des deutschen Wahlkampfes hat unser Bonner Korrespondent Paul Schulmeister mit Professor Jürgen Falter gesprochen, einem der bekanntesten Parteienforscher Deutschlands.
Professor Falter lehrt politische Wissenschaft an der Uni Mainz.
Er ist heute im Journal zu Gast.
Herr Professor Falter, die CDU hat wieder neuen Mut geschöpft nach dem Erfolg der CSU bei der Bayern-Wahl, aber gibt es überhaupt so etwas wie einen Stoiber-Effekt für die Bundestagswahl?
Es gibt einen Effekt des guten Abschneidens der CSU.
Dieses gute Abschneiden ist zurückzuführen auf Stoiber, nicht zuletzt, nicht alleine, aber nicht zuletzt auf Stoiber.
Insofern gibt es einen indirekten Stoiber-Effekt.
Was man messen kann, ist in einer gewissen Hinsicht sozusagen der neue Optimismus, der CDU-Anhänger befällt.
Sie waren ja relativ verzweifelt angesichts der Konstanz der schlechten Umfrageergebnisse.
Aber CDU, CSU ist relativ nah auf Bundesebene der SPD jetzt ran.
Es sind gerade noch drei Prozentpunkte, die die beiden trennt.
Das heißt, ein Aufschwung der Union um anderthalb Punkte und ein Abschwung der SPD um auch anderthalb Punkte würde die praktisch auf die gleiche Ebene bringen.
Und das ist allemal noch drin, weil wir sehr, sehr viele Unentschiedene noch haben.
SPD-Kanzlerkandidat Schröder plakatiert von Anfang an die Losung, ich bin bereit.
Aber wenn man in diesen Wahlkampf schaut, kann man eine wirkliche Wechselstimmung, eine Wechsellust
in der Öffentlichkeit kaum feststellen.
Ein großer Teil der Öffentlichkeit hätte nichts dagegen, wenn es einen Wechsel in den Personen gäbe.
Einen grundlegenden Wechsel in der Politik will nur eine Minderheit, eine gar nicht so irrsinnig große Minderheit.
Die ist eher in den Parteien zu finden als in der Bevölkerung.
Das heißt also, es gibt sicherlich eine gewisse Scheu vor Rot-Grün und darauf setzt ja auch die Bundesregierung.
Was sind eigentlich die größten Handicaps der Unionsparteien?
Die Massenarbeitslosigkeit?
Oder vielleicht der sogenannte Reformstau?
Oder eben der Überdruss an den Gesichtern, die man seit 16 Jahren kennt?
Ich glaube, zunächst einmal Überdruck an Gesichtern.
Man hat sich an Kohl etwas satt gesehen, man erkennt seine historische Leistung an.
Aber es gibt bei uns in der Zwischenzeit politische Generationen, die ja überhaupt nie anders regiert worden sind als von Kohl.
Und da macht sich so etwas Müdigkeit breit.
Man will ihn nicht unbedingt weghaben, man möchte eigentlich ihn durch einen jüngeren Kohl ersetzt haben, wenn ich das richtig sehe.
Und diese Karte versucht Schröder auch zu spielen.
Das zweite wirklich große Handicap der Unionsparteien oder der jetzigen Bundesregierung ist die Tatsache,
dass sie die Reformen, die sie angepackt hat, sehr spät angepackt hat, und so spät angepackt hat, dass sie in den Vorwahlkampf hineingeraten sind, der ja im letzten Jahr schon angefangen hat, und durch die SPD blockiert worden sind im Bundesrat.
Das heißt, viele Dinge sind nicht vollendet worden, die man versucht hat eigentlich zu ändern, wie etwa die große Steuerreform.
Aber diese Blockade wird ja weniger der SPD mittlerweile angekreidet als der Bonner Regierung, so scheint es.
Das ist eines der Künste der politischen Propagandaagitation und des Imageschaffens.
Das ist so ähnlich wie zu sagen, Adolf Hitler war ein Deutscher und Beethoven ein Österreicher.
Das ist ja auch ganz gut geglückt, nicht wahr?
Mit anderen Worten, es ist geglückt praktisch dieses Blockadeargument, das ja objektiv richtig ist, das vorhanden ist.
So in den Hintergrund drängen zu lassen durch andere Dinge, die Bundesregierung hat einfach nicht gewuchert mit diesem Pfund, wie sie überhaupt einen ganz elenden Wahlkampf bisher geführt hat.
Es gibt eine alte Erfahrung in Deutschland, Wahlen kann man nicht links gewinnen.
Nun hat Kanzlerkandidat Schröder von der SPD die neue Mitte für sich beansprucht.
Was ist das überhaupt?
Die neue Mitte ist zunächst mal eine Erfindung von Peter Glotz, der zu Zeiten als er Bundesgeschäftsführer der SPD war.
in den 70er Jahren.
Er hatte darunter sozusagen die neue technische Intelligenz verstanden.
Leute, die parteipolitisch nicht oder schwach gebunden sind, die sich politisch in der Mitte definieren, die einen immer größeren Teil der Bevölkerung umfassen, was einfach etwas mit der sozialen Entwicklung, der Bildungsexpansion zu tun hat, die man ansprechen möchte, weil nämlich diese Mitte es ist, die die Wahlen entscheidet.
Die Flügel entscheiden Wahlen praktisch nie.
SPD-Chef Lafontaine hatte die lange Zeit zerstritten gewesene Partei geeinigt und damit eine zentrale Voraussetzung geschaffen für die derzeitigen guten Umfragedaten der SPD.
Aber wird die Geschlossenheit der SPD den Wahlabend überleben?
Vermutlich deswegen wird sie den Wahlabend überleben, die Geschlossenheit der SPD, weil La Fontaine sich gegen Schröder durchsetzen wird.
Es sei denn, Schröder würde einen gloriosen Wahlsieg einfahren.
Und das sieht nicht danach aus.
Wenn es auf Rot-Grün rausgeht, wird die SPD sicherlich sich weiter wegbewegen von Schröder, also Schröder sie überhaupt lieb sein kann.
Aber Schröder hat nicht die Battaglione in der SPD, die hat La Fontaine.
Die größten Probleme für Schröder, auch im Falle eines Wahlsieges, entstehen für ihn erst danach.
Ohne Zweifel.
Denn dann geht es daran, sich durchzusetzen in Koalitionsverhandlungen bei Rot-Grün mit einem sehr schwierigen Gesprächspartner, der zwar unbedingt an die Macht möchte, aber nicht zugleich die ganze Seele aufgeben möchte deswegen, gegen einen linken, ökologisch orientierten, umverteilungsorientierten Flügel der SPD.
Und ob er sich da durchsetzen kann, trotz aller Versprechungen, ist doch sehr zweifelhaft.
Herr Professor Falter, der CDU-CSU-Fraktionsvorsitzende Schäuble hatte ursprünglich einen sachargumentativen Wahlkampf gefordert, der den Wählern unbequeme Reformzwänge nicht verschweigt.
Er hat sich damit nicht durchgesetzt.
Und auch die Grünen sind ja, wenn man so will, gescheitert mit ihrem Versuch, die Wahrheit zu sagen, konkret zu werden.
Fünf Mark Benzinpreisforderung, da sind sie bestraft worden.
Kann man heute mit Aussicht auf Erfolg nur einen amerikanisierten Wahlkampf führen?
Also möglichst viel Show, möglichst wenig verbindliche Inhalte?
Es spricht einiges dafür, dass diese Amerikanisierung von Wahlkämpfen in der Tat eine realistische Grundlage hat.
Ich glaube, das hat etwas mit unserer Umwandlung der Mediengesellschaft zu tun.
Der Tatsache, dass das Medienangebot ein ganz anderes ist, als es vor 20 oder 30 Jahren war, als es zwei große Kanäle gab, die ARD und das ZDF.
In der Zwischenzeit gibt es sehr viel mehr Unterhaltungsfernsehen, was eine Form der Amerikanisierung der Medien ist.
Um mediengerecht verpackte Politik zu bereiten,
scheuen sich die Politiker, einen ehrlichen, klaren, offensiven Wahlkampf zu führen.
Schäuble ist leider gescheitert.
Wäre die Öffentlichkeit in Deutschland bereit zu schmerzhaften Reformen ihrer Meinung nach und sind es eigentlich nur die Parteien, die hier ein wenig furchtsam zu feige sind, die Wahrheit zu sein?
Ich glaube, die Parteien unterschätzen die Wähler.
Die Wähler mögen es natürlich nicht, dass sie so gering geachtet werden, dass man sagt, die wollen praktisch nur unterhalten werden, durch Images getäuscht werden und dann machen wir das schon nach dem Wahltag.
Die Wähler möchten eigentlich gerne durchaus aufgeklärt werden, was denn wirklich nach dem Wahltag kommt.
Viele Wähler wollen das zumindest.
Der Punkt ist der, dass unsere Medienlandschaft so zerlegt ist, dass jede Partei Angst hat, jeder Politiker Angst hat, dass das, was er an Konkretem sagt, sofort gegen ihn verwendet wird.
Sehen Sie eigentlich eine wachsende Politik- oder Politikerverdrossenheit in Deutschland?
Also wir haben deutliche Anzeichen von Politikverdrossenheit oder sagen wir mal Politiker- und Parteienverdrossenheit.
Und damit ist zunächst einmal ein Missbehagen der Bürger an bestimmten Formen des demokratischen Spiels gemeint.
Es ist ein Spiel.
Es geschieht ja so wie bei einem Ritterspiel praktisch.
Man reitet mit Lanzen aufeinander los.
Am Ende aber geht man nachher ein Bier trinken.
Mit anderen Worten, Demokratie besteht aus dem Zwang zum Kompromiss, zumindest in unserem System.
Im englischen Westminster-System ist das anders, wo eine Partei praktisch dann die absolute Herrschaft für vier Jahre hat.
Aber in unserem System mit Koalitionen ist es so, immer ein Kompromiss zwischen Koalitionspartnern, ein Kompromiss zwischen Bundestagsentscheidung und Bundesratsentscheidung.
Die Politiker spielen das Spiel nur ganz anders, so wie bei Tarifverhandlungen.
da fühlen sich die Bürger ein bisschen an der Nase rumgeführt.
Und bestimmte Austragsformen dieses politischen Spiels haben ja auch durchaus ihre unappetitlichen, unschönen Seiten.
So in Brülltalkshows kommt das eigentlich am besten raus.
Vor wenigen Monaten bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt hat ein Drittel der Wähler dort für links- oder rechtsextreme Parteien gestimmt.
Umfragen zeigen, dass zwei Drittel der Ostdeutschen kleine oder größere Zweifel an der Demokratie haben.
Entsteht hier ein Problem für die Demokratie in Deutschland?
Es könnte entstehen, wenn das sehr lange so weiterging.
Nun muss man diese Umfrage weder sich ganz genau anschauen.
Demokratieunzufriedenheit heißt nicht unbedingt, dass man mit den Regeln und Austragsformen der Demokratie unzufrieden ist, sondern mit der konkreten Verwirklichung, wie sie im Augenblick stattfindet.
Und dass es in Ostdeutschland mehr hapert, als man es sich wünschen könnte, dass die blühenden Landschaften nur als Oasen entstehen und nicht als flächendeckende Landschaften,
Das eröffnet sich ja jedem ohne weiteres.
Und in Ostdeutschland hat sich eine besondere Form, sagen wir einmal, des regionalen Sonderbewusstseins entwickelt.
Sozusagen ein Mezzogiorno in einer gewissen Hinsicht des regionalen Sonderbewusstseins.
Man fühlt sich abgekoppelt, man fühlt sich kolonialisiert durch die Westdeutschen, bevormundet.
Und das führt dann zu solchen Reaktionsformen.
Wenn Sie die Ostdeutschen fragen, welche Staatsform ist denn die bessere, Diktatur oder Demokratie, bekommen sie andere Werte.
Da bekommt die Diktatur zwar höhere Werte als im Westen, aber nicht etwa 60 Prozent, die das sagen würden.
Da schneidet die Demokratie deutlich besser ab.
Umfragen sind zwar gerade in Ostdeutschland besonders unzuverlässig, aber wenn man sie zunächst einmal als Richtschnur nimmt, dann muss man sagen, die CDU liegt derzeit in den Umfragen in Ostdeutschland unter 30 Prozent, vor vier Jahren knapp 40 Prozent.
Werden die Wahlen in Ostdeutschland entschieden?
Die Ostdeutschen sind in der Tat ein anderer Wählertypus, oder dort gibt es ihn häufiger, es gibt ihn auch hier.
im Westen, aber es gibt ihn wesentlich häufiger in Ostdeutschland.
Das ist der Partei ungebundener Wähler, der weder durch ein soziales Milieu, doch durch eine besondere politische Erziehung und Sozialisation in Richtung auf eine Partei, auf ein politisches Lager hingeformt wäre.
Es gibt nicht den selbstverständlichen SPD-Wähler und schon gar nicht den selbstverständlichen CDU-Wähler.
Sondern es gibt Leute, die sich viel stärker an Kandidaten und politischen Streitfragen orientieren, wo die Wahlentscheidung relativ spät fällt.
Und je später sie fällt, umso mehr kann sich ereignen.
Und es ist durchaus möglich, dass die Missstimmung im Osten, die unbestreitbar ist, dazu führt, dass die Bundesregierung nicht mehr die notwendige Mehrheit erhält.
Bundeskanzler Kohl spricht von einer entscheidenden Richtungswahl zwischen der Koalition der Mitte
und Rot-Grün plus eventuell PDS.
Aber ist eine solche Behauptung überhaupt glaubhaft, wenn man auf die große Annäherung der zwei großen Volksparteien schaut?
Ich weiß nicht, ob die Annäherung nicht nur eine scheinbare Annäherung ist.
In der Tat werden wir von einer stillschweigenden Großen Koalition schon seit längerem regiert.
Das liegt in der Struktur des deutschen Regierungssystems.
Was im Bundestag beschlossen wird, muss durch den Bundesrat, die Kammer der Länder, abgesegnet werden.
Dort hat die SPD seit längerem
Rot-Grün eine Mehrheit, das heißt die SPD regiert bei allen wirklich wichtigen Sachen eigentlich schon seit längerem mit.
Insofern eine gewisse Annäherung, aber gleichzeitig auch wieder eine Entfernung, wenn Sie sich das sozialdemokratische Sofortprogramm anschauen, dann besteht das ja nun gerade in der Rücknahme,
Dereformen, die von der Union und der FDP als die wichtigsten Reformen ihrer Regierungszeit angesehen werden.
Also etwa hinsichtlich Lohnfortzahlung, hinsichtlich der Kürzung oder Streckung, müsste man genauer sagen, von Renten über eine längere Lebensalterszeit und einiges mehr.
Es gibt immer wieder Klagen zu hören, dass es zu wenig Kontraste in der deutschen Politik gebe.
Industriepräsident Henkel hat sogar einmal vom Konsensgesülze gesprochen.
Ist das vielleicht ein Grund für die hohe Zahl unentschlossener Wähler?
Es gibt in der Tat so etwas, was man vielleicht Sozialdemokratisierung der deutschen Politik nennen könnte.
Sowas kennen Sie auch aus Österreich natürlich durch.
Die lang immerwährende Große Koalition und bei uns eben diese verschwiegene, stillschweigende Große Koalition.
Das hat etwas damit zu tun, dass die SPD sich in den 50er Jahren sehr stark an Unionspositionen angenähert hat.
Soziale Marktwirtschaft etwa, die Integration in den Westen, das sind Konsensobjekte, da wird nicht mehr drüber gestritten.
Es geht eigentlich nur um die Ausgestaltung des Ganzen.
Es gibt einen großen Konsens hinsichtlich etwa des Sozialstaates, des Wohlfahrtsstaates, der nur aufgebrochen wird durch neoliberale Kräfte innerhalb der FDP und eines kleineren Flügels der CDU.
Insgesamt sind die beiden sich relativ nahe gewesen, bis in die späten 80er Jahre.
Dort hat aber dann die SPD eine Annäherung an die Grünen vollzogen.
Und diese Annäherung hat neue Konflikte mit sich gebracht, potenzielle Konflikte, etwa
Atomkraft, Abschaltung von Atomkraftwerken, also ein ganz wichtiger Punkt.
Oder der Vorrang von Ökologie vor Ökonomie.
Oder die Frage einer ökologischen Steuerreform.
Das sind alles Dinge, die Sie in dieser Form mit der Union glaube ich nicht machen lassen, noch nicht machen lassen.
Könnte die postkommunistische PDS
die Bildung der künftigen Regierung in Bonn und dann in Berlin mitbestimmen, indem sie in den Bundestag kommt und damit zum Beispiel eine rot-grüne Mehrheit, so scheint es, unmöglich macht.
Das Abschneiden der PDS ist in der Tat das A und O praktisch der kommenden Regierungsbildung.
Wir können davon ausgehen, dass die beiden Lager relativ nah beieinander liegen, schwarz-gelb und rot-grün.
Wenn die PDS drin ist, wird es bei einer knappen rot-grünen Mehrheit nicht reichen zu einer Kanzlermehrheit, zu einer regierungsfähigen Mehrheit.
Genauso wenig wie für CDU, CSU und FDP auf der anderen Seite.
sodass der Zwang zur Großen Koalition in der Tat durch das Einziehen, das Wiedereinziehen der PDS in den Bundestag geschaffen werden könnte.
Ist das das wahrscheinlichste Ergebnis?
Das ist gegenwärtig das wahrscheinlichste Ergebnis, das an der Großen Koalition rauskommt und zwar einfach aufgrund der Mehrheitsverhältnisse und außerdem gibt es einen Zwang der Reformagenda,
der eigentlich schreit nach einer großen Koalition, denn wirklich tiefgreifende Reformen können sie nur in einer Übereinstimmung der beiden großen politischen Kräfte in diesem Lande durchführen.
Eine große Koalition auf Zeit, wenn sie sich auf ein Programm einigen könnte, dann könnte sie erfolgreich sein.
Kann es in der letzten Woche vor der Bundestagswahl noch einen Last-Minute-Swing zugunsten der Union geben?
Das ist nicht auszuschließen.
Das haben wir in Bayern in einer gewissen Hinsicht auch gehabt.
Die CSU hat in den letzten Wochen vor der Wahl doch nochmal deutlich aufgeholt, etwa 3 Prozentpunkte, 4 Prozentpunkte zulegen können.
Die Union brauchte etwas weniger bundesweit, um mit der SPD aufzuschließen.
Und diese Stimmungen, die wir im Augenblick haben, sind noch nicht so fest, dass wir daraus exakte Prognosen ableiten könnten.
Vielen Dank, Herr Professor Falter.
Der deutsche Politikwissenschaftler Jürgen Falter, im Journal zugast bei Paul Schulmeister.
Morgen in einer Woche wählen die Deutschen einen neuen Bundestag.
Bald ist schon wieder Halbzeit im halbjährigen Vorsitz Österreichs in der EU.
Die ganz großen Gipfeltreffen unter österreichischer Ägide kommen noch, aber die Arbeitstreffen gehen unterdessen weiter.
Morgen sind die Agrarminister, ab morgen die Agrarminister der Europäischen Union dran.
Sie kommen nach St.
Wolfgang im Salzkammergut.
Die letzte Strecke mit dem Schiff, wie es sich gehört, und natürlich ins Weiße Rössel am Wolfgangsee.
Man will über alles mögliche sprechen, über Wirtschafts- und Sozialpolitik, über Siedlungs- und Strukturpolitik im ländlichen Raum, aber das beherrschende Thema ist doch jener Teil der europäischen Agenda 2000 mit dem Titel Reform der Marktordnung.
Das betrifft die Bauern unmittelbar, denn darin ist die künftige Preis- und Förderungspolitik enthalten.
Damit müssen sie in Zukunft leben und davon müssen sie in Zukunft leben.
Worum es geht, analysiert Hans Adler.
Es ist der Einzug der Weltwirtschaft in den Agrarbereich, der ist immer noch jener Teil der Wirtschaft, der national geregelt ist, weil man unter Landwirtschaft auf jedem Kontinent, in jeder Klimazone und in jeder Gesellschaft etwas anderes versteht.
Beim amerikanischen, neuseeländischen oder australischen Farmer spielt der Kapitaleinsatz die wesentliche Rolle.
Im größten Teil Europas heißt Bauer sein, einen Beruf ausüben, in den man hineingeboren wird.
den man von den Eltern übernimmt und möglichst an die Kinder weitergeben soll.
Der europäische Bauer produziert nicht nur Lebensmittel, sondern auch Landschaft, Erholung, Umweltschutz.
Und er produziert etwas, das man überhaupt nicht wirklich messen kann, belebtes Land.
Es gibt keine Dörfer ohne Bauern, nur zersiedeltes Land.
Der Bauer ist mitverantwortlich für die Qualität des Trinkwassers.
Er ist Waldpfleger und Auftraggeber für viele Gewerbebetriebe im ländlichen Raum.
Das alles sind Dinge, die bisher mit dem Preis für die Produkte des Bauern abgegolten waren.
Und um diesen Preis zu schützen und auf einer Höhe zu halten, der den Bauern genug Verdienst verschafft, dass sie nicht aufgeben und in die Städte ziehen.
hat man eine Marktordnung geschaffen, die bereits 1992 reformiert worden ist, weil die WTO, die Welthandelsorganisation der Vereinten Nationen, Preisstützungen grundsätzlich abschaffen will.
Preisstützungen, so die WTO, verzerren den Wettbewerb.
Jetzt ist der nächste Schritt in der Reform der Marktordnung und damit des Preisregimes fällig.
Und weil die Farmer der Konkurrenten auf dem Agrarweltmarkt den ganzen Nebennutzen der Landwirtschaft, der in Europa so wichtig ist, nicht mitproduzieren müssen, können sie billiger als die europäischen Landwirte anbieten.
Also muss man die Zahlungen für den Nebennutzen von den Preisen trennen und in Form von Förderungen extra berechnen und bezahlen.
Das ist die Reform der Marktordnung in der Agenda.
Sie ist nur ein kleiner, aber der derzeit am heißesten diskutierte Teil dieser Agenda und er wird die Gespräche in Mondsee beherrschen, bestätigt auch der Ratsvorsitzende, Österreichs Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer.
Es ist auch richtig, dass die Vorschläge der Kommission über den anderen Teil der Agrarreform, nämlich über die Marktordnungsprämien, sehr kritisch beurteilt werden und über die Marktordnungsreformen.
Hier muss es Verbesserungen geben, um diesen Teil der Reformen verträglich zu gestalten.
Die Agenda 2000 sieht eine Senkung der Agrarpreise bei einzelnen Produktgruppen um bis zu 30 Prozent vor und sie verspricht den Bauern dafür einen Ausgleich in Form von den erwähnten Zahlungen aus neu zu gründenden Strukturfonds für alles Mögliche, bloß nicht als Preisstützung.
Die Bauern und ihre Vertreter, einschließlich der meisten Landwirtschaftsminister, sagen, diese Rechnung geht nicht auf.
Umso mehr, als die Agenda von steigenden Weltmarktpreisen ausgeht, weil sie sagt, die Weltbevölkerung nimmt ständig zu, der Wohlstand steigt auch in Ländern, die jetzt noch Schwellen- oder Entwicklungsländer sind.
Damit würden die Agrarpreise bis 2002, wenn die Agenda endgültig wirksam wird, sowieso auch in Europa steigen.
Falsch, sagen die Bauern.
Man sieht ja, die Russen können nicht einmal Geschenke annehmen, weil sie wenigstens den Transport bezahlen müssten und nicht einmal das können sie.
Und wann sich der Wirtschaftsraum ferner Osten aus seiner Finanzkrise herauswursteln wird, ist nicht abzusehen.
Und jetzt kommen mit der Osterweiterung Länder zur EU, die eher dem amerikanischen als dem europäischen Landwirtschaftsmodell entsprechen, wie Ungarn und Tschechien.
Man verhandelt mit südafrikanischen Staaten um Importerleichterungen und das alles alarmiert die Bauern in Europa.
Daher Molterers Vorgabe für den Rat.
Mein Ziel ist, die Kollegen davon zu überzeugen, dass diese neue Politik für den ländlichen Raum, für die positiven Entwicklungschancen der ländlichen Regionen und der Landwirtschaft ein zentrales Zukunftsziel für Europa sein muss.
Und das alles hat nur noch Zeit bis März nächsten Jahres, denn bis dahin soll die Agenda fertig behandelt und dem Ministerrat vorgelegt sein.
Hans Adler mit Hintergründen zum bevorstehenden EU-Agrarministertreffen in St.
Wolfgang im Salzkammergut.
In Frankreich könnten homosexuelle und lesbische Paare, aber auch heterosexuelle Erwachsene, die zusammenleben, schon bald einen gesetzlich geregelten Vertrag, eine Art Zivilehepakt abschließen.
Zumindest die Linksregierung will über ein solches Gesetz in den nächsten Wochen im Parlament abstimmen lassen, aber schon jetzt gibt es darüber heftige Diskussionen.
Die konservative Opposition sieht eine kaschierte Ehe für Homosexuelle, die Kirche einen Angriff auf die Familie.
Für die Linke ist es eine Gesetzesreform, die den veränderten Lebensformen Rechnung trägt.
Hören Sie mehr von Lorenz Galmetzer.
Was ursprünglich als gesetzlich geregelter Vertrag für schwule und lesbische Lebensgemeinschaften gedacht war, wird jetzt zu einer Art Vertrag den sämtlichen Erwachsenen vor Gericht abschließen können.
Die Partner versprechen dabei, zusammenzuleben, für den anderen seelisch und materiell zu sorgen und wenn nötig dessen Schulden zu übernehmen.
Dafür können sie eine gemeinsame Sozialversicherung und Steuererklärung haben und gewisse Steuererleichterungen im Erbschaftsfall.
Wohnungsmietverträge gehen automatisch auf den Partner über, wenn der Lebenspartner umzieht oder stirbt.
Und von den Kritikern besonders beanstandet, Ausländer, die zwei Jahre mit einem Franzosen in der neuen Zivilpaktunion leben, hätten Anspruch auf eine Aufenthaltsgenehmigung.
Zur Auflösung dieses Lebensgemeinschaftsvertrages genügt der Wille eines Partners.
Nicht erlauben würde die neue Regelung die Adoption von Kindern sowie die Zeugung von Kindern durch künstliche Befruchtung, also schwule und lesbische Familien mit Kindern.
Vielen Vertretern der französischen Schwulen und Lesben geht der Gesetzesvorschlag nicht weit genug.
Sie fordern das Recht auf eine echte Ehe.
Die konservative Opposition und die Kirche sehen darin hingegen eine kaschierte Form der schwulen Ehe und einen Angriff auf die Familie.
Für die Linksregierung handelt es sich hingegen um eine wichtige Gesellschaftsreform, die nicht nur Gleichgeschlechtliche, sondern auch heterosexuelle Paare betrifft.
Immerhin insgesamt fünf Millionen Franzosen.
Lorenz Gollmitzer aus Paris.
Für acht Bergsteiger aus Österreich beginnt nächste Woche eine Expedition, die sie auf den Manaslu, den achthöchsten Berg der Welt, bringen soll.
Der Manaslu liegt im Himalaya-Gebiet in Nepal.
Die Expedition hat 1000 Kilogramm Ausrüstung mit dabei.
An der Nordostflanke des Berges müssen vier Höhenlager aufgebaut werden.
Der Gipfel des Manaslu, zu deutsch Haus der Geister, soll dann ohne Sauerstoff bezungen werden.
Die österreichischen Bergsteiger werden zwar Sherpas beschäftigen, aber keine professionellen Bergführer.
Leiter dieser Expedition ist der 53-jährige Bundeswehroffizier Johann Ebner.
Und Fabio Polli hat mit ihm unter anderem über die Entwicklung des Extremalpinismus zum Fast-Massensport gesprochen.
Herr Ebner, in den letzten Jahren ist das Bergsteigen immer mehr touristisch geworden.
Es gibt immer mehr Bergführer, die
das professionell anlegen, Leute auf besonders hohe Berge hinaufzubringen.
Wie sehen Sie als nicht-professioneller Bergsteiger diese Entwicklung?
Ja, es ist schade, dass diese Entwicklung auf dieses kommerzielle Bergsteigen hinausläuft, wenn irgendwo diese Ursprünglichkeit verloren geht.
Ich meine, es soll jeder, der in die Berge geht, irgendwo das schöne Naturerlebnis haben,
und möglichst stressfrei in die Berge gehen, möchte ich sagen.
Aber bei diesen Expeditionen, da kriegt jeder sozusagen sein Ticket zum Gipfel.
Und da ist schon ein Riesengerangel drum, wer die bessere Chance hat, zum Gipfel zu kommen, wer die schlechtere Einteilung hat.
Und dadurch gibt es also in diesen Gruppen schon von Haus aus Reibereien und eine Unstimmung.
Ist Ihnen sowas schon mal passiert, dass eine Gruppe zerfallen ist nach einer Expedition?
In den Gruppen, in denen ich mit dabei war, eigentlich nicht.
Schon einmal waren extreme Individualisten mit dabei.
Einiges organisiert, es ist alles gut ausgegangen.
Aber so der Zusammenhalt, wie ich es mir für eine Expedition wünsche und wie man es auch für eine 8.000er Expedition braucht, war es halt nicht.
Das kommerzielle Bergsteigen hat gerade auf den höchsten Bergen der Welt ganz schöne Spuren hinterlassen.
Man kennt die Bilder von zerfetzten Zelten, diversen Lagern, die dort übrig geblieben sind, hunderten Sauerstoffflaschen, die herumliegen.
Man könnte ein bisschen salopp sagen, diese Berge verkommen mehr oder weniger zum Müllhalden.
Wie sieht das ein nicht professioneller Bergsteiger?
In Nepal unternimmt man jetzt einiges, um diese Müllhalden zu beseitigen.
Es werden also
Gebühren eingehoben zur Beseitigung des Mülls und wenn eine Expedition den Operationsraum so verlässt, dass eben Ausrüstung zurückbleibt, aus welchen Gründen immer, dann wird diese Gebühr einbehalten und um dieses Geld machen dann also
Scherpas diese Drecksarbeit und bringe das ganze Zeug herunter.
Für die ist es eine Einnahmequelle, auch eine Arbeitsplatzbeschaffung, könnte man sagen.
Aber es ist oft nicht zu verdenken, wenn eine Expedition in Schwierigkeiten kommt, wenn es Tote gibt, wer soll von der Expedition das Zeug noch herunterholen.
Wenn man in Österreich so mit dem Bergsteigen beginnt, mit dem Bergwandern beginnt, dann wird man sehr oft aufgefordert, das, was man hinaufgetragen hat, auf die Berge auch wieder mit herunterzunehmen.
Zählt das bei Achttausendern nicht mehr?
Ja, das zählt dann schon auch, aber es ist eine Frage des Leistungsvermögens.
Aber man weiß ja, dass in einer derartigen Höhe das Leistungsvermögen relativ gering ist.
Das heißt, es ist schon irgendwie gezielt, dass zum Beispiel Sauerstoffflaschen einfach liegen gelassen werden.
Das liegt in der Planung jeder Expedition.
Also bei uns ist das nicht vorgesehen.
Wir wollen natürlich bergsteigen, das heißt also irgendwo schon an die Leistungsgrenze des Menschen gehen, aber den Gipfel ohne Sauerstoff machen.
Ist es nicht für jeden Bergsteiger ein Traum, auf den höchsten Berg der Welt hinaufzukommen?
Ich sehe das nicht so.
Für mich ist der Manneslur ein großes, ein bergsteigerisches Ziel.
Und für mein Alter, ich bin jetzt 53 Jahre alt, muss ich sagen, ist der Everest
unter normalen Umständen nicht mehr machbar.
Und mit der ganzen Technik und Sauerstoff und weiß Gott woher Hilfestellung will ich also einen Berg nicht gerade noch ankratzen wollen.
Wenn dann mit eigener Kraft und ohne Sauerstoff hinauf.
Das ist also mein Ziel.
Also ein sauberer Gipfelgang, wollen wir sagen.
der Bundesheeroffizier Johann Ebner, Expeditionsleiter der österreichischen Expedition auf den Manaslu.
Wir bleiben beim Thema Bergsteigen.
Im Tiroler Ötztal organisiert an diesem Wochenende der österreichische Alpenverein ein Treffen von Bergrettern aus aller Welt.
Die internationale Kommission für alpines Rettungswesen hält da ihren 50.
Kongress ab in Obergurgl an dem Ort, wo 1948 das erste IKAR-Treffen stattfand.
Alpin-Spezialisten aller wichtigen Bergrettungsorganisationen aus dem In- und Ausland werden hier neue Rettungsmethoden besprechen und auch testen.
Wie wichtig das ist, das sagt uns Peter Daser.
20.000 Alpinunfälle im Winter, 3.000 Alpinunfälle im Sommer.
Wobei die wenigen Unfälle im Sommer weitaus schwerere Verletzungsfolgen haben als die vergleichsweise vielen im Winter.
Der Sportmediziner Martin Burca, ein Spezialist für Höhenmedizin und Bergunfälle, erstellt seit zehn Jahren eine österreichweite Statistik aller Alpinunfälle.
Es ist so, dass sich innerhalb der zehn Jahre die von uns
analysierten beziehungsweise vom Bundesministerium für Ingenieurserfahrung erfassten Unfälle etwa verdoppelt haben, die Anzahl der Todesfälle aber in etwa gleich geblieben sind.
Alljährlich werden so zwischen 250 und 300 Todesfälle im alpinen Raum bei der Alpinsportausübung erfasst, inklusive der Skiunfälle.
Das bedeutet, dass der Anteil der tödlichen Unfälle im Gebirge insgesamt abgesunken ist, erklärt Martin Burtscher, der auch Leiter des Rettungswesens beim österreichischen Alpenverein ist.
Nun wissen wir aber auch, dass die Gesamtsportausübungen ebenfalls angestiegen sind, dass das Risiko insgesamt etwa gleich geblieben oder aufgrund der Ausrüstung, der Fortbildung, Ausbildung der Initiativen des österreichischen Alpenvereins insgesamt von alpinen Vereinen und Rettungsinstitutionen vermutlich sogar eher abgesunken ist.
Somit hat sich vor allem das tödliche Risiko reduziert und diese Reduktion
ist sicherlich vor allem auf die verbesserte Möglichkeit der Rettung zurückzuführen.
Und das ist in erster Linie die Rettung per Hubschrauber.
Universitätsprofessor Gerhard Flora, ein ebenfalls auf Bergunfälle spezialisierter Mediziner, hat in den 70er Jahren in Innsbruck den weltweit ersten alpinen Rettungsdienst mit fliegendem Notarzt eingerichtet.
Die so gewonnene Zeit sei der wichtigste Rettungsfaktor, sagt Professor Flora.
Eine terrestrische Bergrettungsaktion zum Beispiel am Habicht, am Mistbachferner im Habicht, also in unserer näheren Umgebung, hat im Durchschnitt zwei bis drei Tage gedauert.
Wenn Sie jetzt mit einer Kniegelenksluxation am Mistbachferner verunglücken durch Absturz, dann können Sie mit dem Hubschrauber gebogen werden.
und sie sind in ungefähr drei bis vier Stunden bereits in der Klinik und können dort ärztlich versorgt werden.
Ich glaube sicher, dass eine Reihe von Leben nur damit gerettet worden sind, weil die Schnelligkeit der Bergung und vor allem auch die ärztliche Begleitung vom Unfallort bis ins Krankenhaus ein wesentliches ist.
Woran stirbt man am Berg?
Wir fragen noch einmal den Sportmediziner Martin Burtscher.
An erster Stelle steht der klassische Absturz in steilem Gelände.
Bereits an zweiter Stelle der plötzliche Herztod.
Jeder dritte Bergtote stirbt an Herzversagen, erklärt Burtscher anhand der Statistik.
Zu den Risikofaktoren gehören
eben hoher Cholesterinspiegel, hoher Blutdruck, Rauchen, Übergewicht und wenig sportliche Aktivität.
Das sind die Hauptrisikofaktoren.
Wenn diese Personen dann am Berg sich diesen großen Belastungen des steilen Geländes unterwerfen,
ist natürlich die Herzbelastung und damit das Risiko eines solchen Notfalls besonders groß.
Überschätzung der eigenen Fähigkeiten und Unterschätzung der Gefahren des Berges.
Hugo Hecher, seit über 40 Jahren einer der erfahrensten Alpinisten Tirols, gilt unter Bergrettern als Legende.
Hochalpine Kletterer kennen meist ihre Grenzen.
Es sind die einfach aussehenden Wanderungen, die wegen schlechter Vorbereitung tödlich enden, sagt Hecher.
Vorbereitung besteht darunter, dass man sich erkundigt oder die Karte anschaut.
und auch das Wetter einschließt.
Das wird meistens unterschätzt.
Und da fehlt es eben an der Beziehung zur Natur.
Das dürfte wohl, weil man die Zeichen der Natur eben nicht kennt und den Berg nur als Sportgerät betrachtet.
Der Berg als Sportgerät.
Wer nur einen Kurzurlaub oder gar nur ein Wochenende hat, um möglichst viele Höhenmeter zu ersteigen, ist gefährdet, meint Hecher.
Es ist ein Erfahrungswert.
Leute, die ihren Urlaub, ihren Kurzurlaub verwenden, möglichst viel unternehmen wollen in dieser Zeit, nehmen sich eben nicht die Zeit, sich vorzubereiten, kennen den Umgang mit der Natur nicht.
Die Natur selbst bietet ja genug Möglichkeiten und Zeichen, die man lesen sollte können.
Und dann eben der Zwang, etwas Bestimmtes zu unternehmen, das durchzuführen.
Und das wird den Bergrettern weiterhin zum Teil extrem schwierige Rettungsaktionen bescheren, immer wieder unter Einsatz ihres eigenen Lebens.
Peter Daser berichtete aus Tirol.
Ein Familienthema noch in diesem Mittagsschanal.
Immer mehr Kinder misshandeln ihre Eltern.
Psychologen berichten von Beschimpfungen, Erpressungen, Bedrohungen und sogar Handgreiflichkeiten von Kindern gegenüber ihren Eltern.
Und laut Psychologen ist diese neue Gewalt eine Folge von anti-autoritären Erziehungsmethoden.
Fachleute der Universitäten Graz und Berlin haben das untersucht, berichtet Edith Bachkönig.
Vier Jahre lang haben die Psychologen Diskussionen zwischen Eltern und aggressiven Jugendlichen mit der Videokamera aufgezeichnet.
Immer wieder zeigte sich, die Eltern, vor allem die Mütter, waren zu sanft zu ihren Engelchen.
Heute sind sie Monster.
Die anti-autoritäre Beziehung wird später oft zu einem großen Problem.
Denn die Kinder haben keine Grenzen kennengelernt, sagt die Psychologin Christiane Spiel von der Grazer Franzens Universität.
Und vor allem in der Pubertät gehen sie dann oft ein paar Schritte zu weit.
Das heißt, sie sind sehr aggressiv zu den Eltern.
Sie sind so, dass sie die Eltern richtig schlecht behandeln.
Und da sollten sich die Eltern wehren und sagen, du willst zwar erwachsen sein, aber das lasse ich mir nicht gefallen.
Oder so will ich nicht, dass du mit mir umsprichst.
In Zahlen kann man nicht sagen, wie oft solche aggressiven Zwischenfälle passieren, aber sicher ist, es kommt vor allem in gut situierten Familien vor.
Die Eltern tun meist alles, um die Vergehen ihrer Monster zu vertuschen.
Etwa wenn der Sohn das Auto des Vaters zu Schrott fährt oder die Tochter nur mehr bereit ist, gegen Bezahlung für die Schule zu lernen.
Die Psychologen raten den Eltern, mehr Grenzen zu setzen und sich selbst mehr in den Vordergrund zu stellen.
Edith Bachkönig.
Unser nächster Beitrag ist in Abänderung unseres Programms leider ein Nachruf.
Während diese Sendung gelaufen ist, haben wir die Meldung erhalten, dass Dr. Wolfgang Kraus gestorben ist.
Wolfgang Kraus, Kritiker und Essayist, Gründer und langjähriger Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, ist heute nach langwierigen Operationen und nach langer Krankheit im Alter von 74 Jahren gestorben.
Wolfgang Kraus hat viel getan für das Ansehen der Literatur in Österreich und für die Öffnung zum literarischen Osten.
Hören Sie einen Nachruf von Volkmar Paschalk.
Von körperlichen Leiden, Operationen, die zuletzt notwendig waren, ließ sich Wolfgang Kraus nicht entmutigen.
Nach Wochen der Intensivstation war er voll Optimismus, mit zwei neuen Buchprojekten beschäftigt, besuchte Freunde im Krankenhaus und ermunterte sie.
Wolfgang Kraus war nie nur Essayist, Scharfsinniger, Kritiker, Literat, sondern immer zuerst Mensch.
Hilfsbereit, unter die Arme greifend, bewundernd, kluger Gesprächspartner, nicht nur der österreichischen Schriftsteller, sondern vor allem war die Österreichische Gesellschaft für Literatur auch Heimstätte von Weltliteratur und für die Dichter und Denker des ehemaligen Ostblocks, die er nach Wien einlud, das Tor zum Besten.
Mannes Sperber, Zbigniew Herbert, FM Edkins, Labomir Mroszek, Vaclav Havel, Canetti, aber auch ein Peter Hanke erkannten das humanistische Bemühen dieses Om de Lettre und wurden seine Freunde.
Nicht seine sehr lesenswerten und erfolgreichen Essay-Bände über den fünften Stand, das sind für ihn die intellektuellen, über Kultur und Macht, über den Verlust und die Wiederkehr der Ideale, sondern die Gründung und über 30-jährige Leitung der österreichischen Gesellschaft für Literatur sind seine zentrale Leistung.
1961 hat er sie ins Leben gerufen und zum Literarischen Zentrum in Österreich gemacht, österreichische und ausländische Schriftsteller ans Publikum herangeführt und den Dichtern den Platz in unserem Lande erkämpft, den sie verdienen.
Wolfgang Krauß selbst erinnerte sich einmal an diese Zeit.
Damals hat Elias Canetti mit 23 Personen in einem kleinen Raum in meinem Büro
der ein Salon eigentlich ist, wo ich meinen Schreibtisch stehen habe, begonnen und am Schluss habe ich das Auditorium Maximum und den Mozartsaal mieten müssen.
Handke war gleich sehr bekannt, aber Thomas Bernhardt, das begann sehr bescheiden ungefähr in dieser gleichen Entwicklung.
Es kam dann eine Krise in den sogenannten 68 Jahren und da waren Schwierigkeiten.
Da hatte ich aber noch meine Emigranten wie Jean Amery, der dieser Generation sagte, was das Leben eigentlich ist und was Diktatur eigentlich ist und was Not und Elend sind.
und Stalinismus tatsächlich bedeutet.
Und Marianne Gruber, die Nachfolgerin von Wolfgang Kraus in der österreichischen Gesellschaft für Literatur, meint über ihren Vorgänger.
Er hat eine ganze Reihe von kulturpolitischen Maßnahmen initiiert, wie zum Beispiel den
Staatspreis für europäische Literatur, den Staatspreis für Publizistik.
Er hat die Kafka-Gesellschaft gegründet.
Er hat als Kulturjournalist und Kulturphilosoph, wenn man so will, publiziert.
Und dann gab es natürlich seine sagenhaft interessanten Nachtjournale, die Sendungen im Fernsehen mit den europäischen Geistesgrößen eben unserer Zeit.
Dr. Wolfgang Kraus, der österreichische Literaturmensch wohl, ist gestorben im Alter von 74 Jahren heute.
Ein Nachruf von Volkmar Parschalk war das.
Eine Meldung hätten wir noch anzubringen in eigener Sache.
Der ORF war heute Vormittag beim PRI Italia erfolgreich.
Das vom ORF mitproduzierte und im Wiener Funkhaus hergestellte Hörspiel Raffael Sanches erzählt Spiel mir das Lied vom Tod wurde von einer Jury mit einer lobenden Erwähnung gewürdigt.
Autor Eberhard Petschinger schildert das Leben eines jungen Spaniers, dessen Schicksal immer mehr mit der Handlung des berühmten Wild-West-Films zusammenfällt.
Hier ein kurzer Ausschnitt.
Du willst mich erschießen, weil ich deine Frau geliebt habe?
Los, komm.
Komm, sag.
Ich will, dass du mit mir hinauskommst, auf die Straße, dass ich dich erschießen kann, weil du meine Frau geliebt hast.
Ich schieße dich gleich hier.
Okay?
Weißt du, was ich dir gesagt habe?
Während du im Kino warst, während du zuschauen musstest, wie dieses Arschloch von Henry Fonda mit seinen dreckigen Fingertippen Rüstete Claudio Gardinale angreift, habe ich eine Pepita.
Das preisgekrönte Hörspiel Raphael Sánchez erzählt Spiel mir das Lied vom Tod.
Das sindet Österreich 1 am kommenden Dienstagabend im Hörspielstudio Termin um 20.30 Uhr.
Das Mittagschanal an diesem Samstag, dem 19.
September geht damit zu Ende.
Den ursprünglich angekündigten Beitrag über
Den neuen Niki-List-Film holen wir in einem der nächsten Journale nach.
Wir bitten um Verständnis.
Es bleibt gerade noch Zeit für die Wetterübersicht übers Wochenende.
Im Westen und im Süden überwiegend sonnig, sonst immer wieder Wolken.
Heute auch ganz vereinzelt Regenschauer.
Tageshöchsttemperaturen je nach Sonne zwischen 14 und 21 Grad.
Das war's.
Unser Techniker war Rainer Kaiser, Regie Udo Bachmeier und der Moderator Werner Löw.