Mittagsjournal 1991.07.20

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    Rechtliches

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    Guten Tag beim Samstag-Mittag-Journal, sagt Christel Reis.
    Folgendes Beitragsprogramm haben wir in der kommenden knappen Stunde zu bieten.
    Für viele Autofahrer, die Richtung Ungarn unterwegs sind, ist der heutige Tag ein verlorener Urlaubstag.
    Es staut sich seit den frühen Morgenstunden an den Grenzen.
    Aufatmen aber doch noch einige offene Fragen nach dem vom Staatspräsidium beschlossenen Rückzug der Bundesarmee aus Slowenien.
    Skandal um die unabhängige Gewerkschaft der Bergbauern in der Sowjetunion.
    Der Gewerkschaftsboss hat Gewerkschaftsgelder abgezweigt.
    Justizminister Michalek kündigt die Entkriminalisierung des Straßenverkehrsrechtes an und erntet postwendend dafür Kritik.
    Kollegen aller Bundesländer ziehen eine Zwischenbilanz des sommerfremden Verkehrs in Österreich.
    Im Journal zu Gast ist heute der Wiener Weihbischof, der neue Wiener Weihbischof, Pater Christoph Schönborn.
    Und die Kulturredaktion bringt ein Gespräch mit dem deutschen Designer Karl Lagerfeld.
    Vor diesen Beiträgen die Nachrichten verfasst hat sie Wolfgang Wittmann.
    Gelesen werden sie von Christian Neber.
    Sowjetunion.
    Aus Moskau kommen neue Abrüstungssignale.
    Der sowjetische Außenminister Besmertnich hat in einem Brief an UNO-Generalsekretär Peres de Cuellar angekündigt, dass alle sowjetischen Militärbasen im Ausland geschlossen werden sollen.
    Besmertnich erklärt, die sowjetischen Streitkräfte sollten in Zukunft nur noch innerhalb der Sowjetunion stationiert werden.
    Der Außenminister schreibt ferner, die sowjetische Militärdoktrin werde zur Zeit im Sinne der Abrüstung umgebaut.
    Einseitige Abrüstungsschritte wie etwa ein Abbau von Truppen, die Einschränkung militärischer Produktion und die Abschaffung von Angriffswaffen seien im Gange.
    Wirkliche Sicherheit könne aber nur die Abschaffung aller Atomwaffen und anderer Massenvernichtungsmittel gleichzeitig mit einem drastischen Abbau der konventionellen Bewaffnung bringen, hebt es merklich hervor.
    Moskau strebt grundsätzliche und umfassende internationale Verhandlungen über Verteidigungsfragen an und will der UNO bei der Abrüstung mehr Bedeutung als bisher geben.
    Jugoslawien.
    Die Armee hat dem Staatspräsidium eine Frist bis Mitte August gesetzt, um eine politische Lösung der Krise zu finden.
    Verteidigungsminister Kadijewitsch sagte unter anderem, der Generalstab habe sofortige Gespräche vorgeschlagen.
    Erste Verhandlungen werden schon am Montag in Mazedonien beginnen.
    Der Armeerückzug aus Slowenien ist nach Angaben des Ministers ebenfalls auf eine Initiative des Oberkommandos zurückzuführen.
    In Laibach ist die jüngste Entwicklung allgemein positiv als Schritt in Richtung Unabhängigkeit kommentiert worden.
    Sorge herrscht dagegen in Zagreb.
    Der oberste Rat Kroatiens, dem Präsident Tudjman und mehreren Minister angehören, hat eine Krisensitzung abgehalten.
    Gefordert wird vor allem, dass sich die Armee nicht nur aus Slowenien, sondern auch aus Kroatien zurückzieht.
    Vereinte Nationen, Irak.
    Unter internationalem Druck hat das Regime in Bagdad nun ein militärisches Geheimnis gelüftet, über das es bis jetzt nur Spekulationen gab.
    Der Irak gibt zu, eine sogenannte Superkanone gebaut und auch schon getestet zu haben.
    Das Geschütz ist 52 Meter lang und hat ein Kaliber von 35 Zentimetern.
    Die Reichweite beträgt fast 1000 Kilometer.
    Zugegeben wird auch, dass schon Bestandteile für eine zweite Kanone mit einem Kaliber von 100 Zentimetern angeschafft worden sind.
    Westliche Geheimdienste vermuten schon seit langem, dass Bagdad derartige Supergeschütze entweder konstruiert oder einkauft.
    Unter anderem ist vor Monaten in London eine verdächtige Ladung von Rohren beschlagnahmt worden, der Irak argumentierte aber seinerzeit, es seien Rohre für Erdöltransporte gewesen.
    Aus dem Nordirak werden wieder Kämpfe zwischen irakischen Regierungstruppen und Kurden gemeldet.
    Verlässliche Angaben über die Zahl der Opfer gibt es nicht.
    UNO-Vertreter sprechen in Genf von bis zu 500 Toten oder Verletzten.
    Die Kämpfe dürften unterdessen abgeflaut sein.
    Die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates haben Bagdad zum Rückzug der irakischen Armee aus den Sumpfgebieten im Süden des Landes aufgefordert.
    Tausende Schiiten haben sich in diese Region geflüchtet.
    Österreich.
    Der Urlauberreiseverkehr Richtung Ungarn hat in Ostösterreich wieder zu umfangreichen Stauungen und langen Grenzwartezeiten geführt.
    Vor allem vor den Grenzübergängen Nickelsdorf und Klingenbach stehen lange Kolonnen, fallweise wird der Verkehrsstrom in Richtung anderer, kleinerer Übergänge umgeleitet.
    Grund für die Reisewelle ist unter anderem der Ferienbeginn im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen.
    Die Urlauberreisewelle brachte auch starke Belastungen der Nord-Süd-Transitrouten in Westösterreich.
    Das Wetter bis morgen früh.
    Vom Atlantik strömt feuchte Luft in den Alpenraum.
    Die Bewölkung nimmt weiter zu und es kommt ab Mittag zu Regenschauern und auch zu Gewittern.
    Nur im Osten ist es zeitweise sonnig.
    Am Nachmittag weht im Donauraum lebhafter Westwind.
    Die Höchsttemperaturen erreichen je nach Bewölkung 21 bis 27 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag unterschiedlich bewölkt, einzelne Regenschauer, im Westen und Süden auch Gewitter.
    Höchsttemperaturen nur bis 26 Grad.
    Eine Vorschau auf übermorgen Montag, zunehmend freundlich, kein Regen, Temperaturen unverändert.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 24 Grad.
    Eisenstadt stark bewölkt, 22.
    St.
    Pölten heiter, 24.
    Linz wolkig, 22.
    Salzburg stark bewölkt, 23 Grad.
    Innsbruck heiter, 25.
    Bregenz wolkig, 24.
    Graz stark bewölkt, 22. und Klagenfurt stark bewölkt, 24 Grad.
    Von einer Befreiung Sloweniens sprach gestern der Chef des slowenischen Regierungsbündnisses Demos, Jože Bučnik, als Reaktion auf den vom Staatspräsidium angeordneten Rückzug der derzeit 25.000 Bundesarmeesoldaten aus Slowenien innerhalb der nächsten drei Monate.
    Kroatien hat eine Schlacht verloren, so kommentierten hingegen westliche Beobachter in Zagreb diese Entscheidung des Präsidiums.
    Denn Kroatien ist es nicht gelungen, dass die Bundesarmee auch Kroatien verlässt.
    Außerdem hat die zweitgrößte jugoslawische Republik sozusagen ihren Bundesgenossen in Sachen Unabhängigkeit eben Slowenien verloren.
    Euphorie in Slowenien, steigende Nervosität in Kroatien, aber auch in Bosnien-Herzegowina, wo ein Teil der aus Slowenien abziehenden Bundesarmisten stationiert wird.
    Nach dem Beschluss des Staatspräsidiums und vor der für Montag anberaumten Verhandlungsrunde zwischen Präsidium und Regierungsvertretern eine Analyse von Gerhard Seyfried.
    Die Erfahrung über den Armeeabzug aus Slowenien lässt das Land sichtlich aufatmen.
    In Laibach sieht man slowenische Fahnen an Häusern hängen, wo dies vor zwei Tagen noch nicht der Fall war.
    Anders als an den vergangenen, von Unsicherheit geprägten Wochenenden fahren die Slowenen kolonnenweise ans Meer, nach Istrien, um versäumte Sommervergnügen nachzuholen.
    Die fortschreitende Normalisierung der Zustände lässt sich nicht zuletzt an der Passierbarkeit der Straßen ablesen.
    Die Verbindung Laibach-Sagreb ist seit kurzem wieder ohne Behinderungen zu benutzen.
    Wenige ausgebrannte Autos am Straßenrand südlich von Novo Mesto zeugen von den erbitterten Kämpfen, die hier noch vor drei Wochen tobten.
    Dem Rückzug der Armee wird nicht mit Verbitterung entgegengesehen.
    Eher versuchen die Leute Verständnis für die Situation der Soldaten in der Volksarmee aufzubringen.
    Es wird jedoch klar unterschieden zwischen Führung und den einfachen Rängen.
    Die Zeitungen zeigen einerseits Bilder von gelösten telefonierenden Soldaten, die Kommentatoren versuchen aber hinter diese überraschende Entscheidung des Staatspräsidiums zu blicken.
    In einem balkanesischen Gasthaus heißt es etwa, sei eben alles möglich, auch das Unmögliche.
    Dennoch weiß niemand so recht, wer welche Kompromisse eingegangen ist, wer was gegeben und wer andererseits was bekommen hat.
    Es wird auf die strategischen Interessen der Militärs in Kroatien und Bosnien-Herzegowina verwiesen.
    Allein aus Slowenien soll technisches Militärgerät im Wert von 7 Milliarden Dollar hinaus geschafft werden.
    An anderer Stelle wird einmal mehr auf die bevorstehenden Herausforderungen Sloweniens aufmerksam gemacht, die vor allem wirtschaftlicher, finanzieller Natur sind.
    Was wird mit den zahlreichen Kasernen in Slowenien geschehen?
    Wie werden sie abgelöst?
    Einen Teil wird wohl die slowenische Territorialverteidigung beziehen.
    Für die große Metelkova-Kaserne im Laibacher Stadtzentrum liegen seit Monaten fertige Pläne für den Umbau in ein Kulturzentrum vor.
    Dass es für Slowenien nach dem Armeeabzug in 90 Tagen noch eine Zukunft in einer gemeinsamen jugoslawischen Nation gibt, schließen die Bürger aus.
    Einer heute veröffentlichten Meinungsumfrage zufolge glauben mehr als 60% der Befragten nicht mehr an diese Möglichkeit.
    Abgefragt wurde auch die Meinung hinsichtlich der Anerkennung eines selbstständigen Staates Slowenien.
    Und hier ruhen die Hoffnungen eindeutig auf Österreich.
    61,5% der Befragten rechnen damit, dass Slowenien zuallererst von Österreich anerkannt wird.
    5% setzen auf Italien.
    4,7% auf Deutschland und 3% auf Australien.
    Gerhard Seyfried zur Jugoslawienkrise.
    Die Sommerfremdverkehrssaison in Österreich ist in vollem Gang.
    Bis auf die von der Jugoslawienkrise betroffenen Grenzgebiete in Kärnten und in der Steiermark herrscht Land auf Landabzufriedenheit über die Buchungssituation in den Hotels, Gasthöfen, Pensionen und Privatquartieren.
    Von Euphorie keine Spur allerdings und viele Orte setzen auf ein hervorragendes Geschäft im Herbst.
    Und wird das Wirklichkeit, dann darf Österreichs Tourismus einen neuen Nächtigungsrekord verbuchen, weil schon bis Mai die Zahl der Nächtigungen gegenüber dem Vorjahr um mehr als 5% gestiegen ist.
    Über die aktuelle Situation in den einzelnen Bundesländern berichten unsere Kollegen aus den ORF-Landestudios.
    In Vorarlberg ist die Hauptsaison nach einem Buchungsplus in Mai und Juni eher ruhig angelaufen.
    Die erste Juli-Hälfte unterschied sich kaum von den Vorjahren.
    Da in den bevölkerungsstarken deutschen Bundesländern die Ferien Mitte Juli begonnen haben, ziehen die Buchungen jetzt allerdings merklich an.
    Dazu kommt ein verstärkter Trend zu Kurzbuchungen.
    Nur noch vereinzelt Quartiere gibt es in der Bodensee-Region.
    Der festspielbedingte Boom dürfte bis Mitte August anhalten.
    In Regionen wie dem Bregenzer Wald, dem Montafon und dem Kleinwalsertal herrscht eine errege Nachfrage nach Ferienwohnungen und qualitativ guten Quartieren.
    Der Arlberg wird zunehmend zum Ziel italienischer Sommertouristen, während Busgruppen aus der früheren DDR vermehrt durch Individualreisende aus diesen Bundesländern abgelöst werden.
    In Tirol sind die Hoteliers und Gastwirte mit der bisherigen Sommersaison durchaus zufrieden.
    Der Mai, gleich am Sommerbeginn, war mit einem Plus von 30 Prozent ein Saisonstart nach Mars.
    Dafür dürften die vielen Feiertage und das schöne Wetter verantwortlich gewesen sein.
    Für den Juni liegen noch keine konkreten Zahlen vor, er ist aber schwächer gelaufen.
    Und jetzt, für den Juli, erwartet man einen kräftigen Aufwärtstrend.
    Mehrere große Fremdenverkehrsorte melden ab diesem Wochenende kräftige Nachfrage, der Großteil der Betten ist bereits vergeben.
    Nach dem traditionell starken August liegen die Hoffnungen dann auf dem September, wo man sich auch einen gewissen Effekt von der österreichweiten Kampagne Servus im Herbst erhofft.
    Weniger groß sind die Erwartungen in verhinderte Jugoslawien-Urlauber, die Tirol als Ausweichziel anpeilen könnten.
    Dafür dürften die neuen deutschen Bundesländer den Bergmythos Tirol heuer so richtig für sich entdecken.
    In Salzburg wird allgemein mit einer guten Sommersaison gerechnet.
    Denn trotz des schlechten Wetters stieg im Mai die Zahl der Übernachtungen um ein Viertel an.
    In der vergangenen Sommersaison waren es insgesamt mehr als elf Millionen,
    Ein Wert, der aufgrund der derzeitigen Buchungslage heuer deutlich übertroffen werden dürfte.
    Das Schild Zimmer belegt wird wieder vor allem in den Orten an den Salzburger Seen und in der Landeshauptstadt an den Hotels, Pensionen, Gasthäusern und bei privaten Zimmervermietern hängen.
    Einzig in einigen Gebirgsregionen verlief die Saison bisher unterschiedlich.
    Der Mai bescherte zum Beispiel dem Lungau einen guten Saisonstart, der Juni war aber schlechter ausgelastet als im Vorjahr.
    In den Gebirgsorten hofft man allgemein wieder auf einen sonnigen Herbst.
    Immer mehr Urlauber bruchen spontan im September und im Oktober einen Wanderurlaub.
    In Oberösterreich sind die Tourismusverantwortlichen über die derzeitige Buchungssituation sehr erfreut.
    Der Vorjahreswert ist bereits erreicht.
    Besonders das Seengebiet im Salzkammergut scheint Gäste sowohl aus dem Inland wie auch aus dem Ausland anzuziehen.
    Hier ist ein Großteil der 45.000 Betten belegt, freie Kapazitäten sollen für den Oberösterreicher selbst genützt werden.
    Reisen für den Oberösterreicher nach Oberösterreich werden immer stärker beworben und finden auch großen Zuspruch.
    Die Donauregion übertrifft selbst die kühnsten Erwartungen.
    Der Radtourismus hat hier voll eingesetzt.
    Und auch das Müllviertel, früher oft als das Stiefkind im oberösterreichischen Fremdenverkehr bezeichnet, gewinnt durch das Angebot als Radwander- und Kulturziel an Bedeutung.
    Nicht gefragt sind kleine, ruhige Orte.
    Der Gast erwartet sich zwar Ruhe im Quartier, will aber außerhalb eine entsprechende Infrastruktur.
    In vielen Kärntner Fremdenverkehrsorten beginnt an diesem Wochenende mit dem Ferienanfang in Nordrhein-Westfalen die Hochsaison.
    Erst jetzt sind die Quartiere gut ausgelastet, obwohl die Temperaturen der Seen seit Wochen zum Baden einladen.
    Von ausgebucht will aber auch in diesen Tagen keiner der Verantwortlichen sprechen, denn ein freies Zimmer ist fast überall noch zu haben, wenn auch vielleicht nicht in der gewünschten Kategorie oder Lage.
    Die Vorsaison, die heuer bis Mitte Juli dauerte, entsprach in Kärnten nicht den Erwartungen.
    Als Gründe dafür werden das schlechte Wetter im Juni, die Jugoslawien-Krise und der deutliche Rückgang des Transitverkehrs Richtung Südosten genannt, von dem Kärnten offenbar doch in der Vergangenheit mit profitierte.
    Die große Ausnahme von dieser Regel bilden die Wörthersee-Gemeinden Felden und Pertschach.
    Dort erreichten die Unternehmen auch in der Vorsaison Zuwächse, nicht zuletzt wohl auch wegen der Fernsehserie Ein Schloss am Wörthersee.
    Heuer sei es eine richtige Berg- und Talfahrt, hat einer der Touristik-Chefs im Süden der Steiermark gesagt.
    Damit hat er die Fremdenverkehrssituation im steirisch-slowenischen Grenzgebiet treffend beschrieben.
    Noch im Frühsommer hat man hier mit einem Buchungsplus von 10 Prozent gerechnet.
    Dann kamen die kriegerischen Auseinandersetzungen in Slowenien und damit der totale Einbruch im Fremdenverkehr.
    Nun geht es wieder aufwärts.
    Die Stammgäste sind da.
    Es bleiben eigentlich nur jene Kurzurlauber aus, die auf der Rückfahrt vom Jugoslawien-Urlaub zum Akklimatisieren einige Tage im südsteirischen Weinland Halt gemacht haben.
    Zufriedenheit signalisieren die Beherbergungsbetriebe in der Oststeiermark.
    Die Thermen in Bad Leupersdorf und in Bad Waltersdorf ziehen nach wie vor.
    In der Obersteiermark ist bei guter Auslastung der Gästezimmer alles beim Alten geblieben.
    Stärker noch als in den letzten Jahren zeichnet sich ab, dass die Urlauber den Spätsommer entdeckt haben.
    Gerade die Bergregionen sind um diese Zeit fast ausgebucht.
    In Niederösterreich wird die Buchungslage derzeit als recht gut bezeichnet.
    Dennoch gibt es in allen Regionen noch freie Unterkünfte.
    Zu einem Bettenengpass kommt es lediglich an Wochenenden und da vor allem in der Wachau.
    Das Weinviertel profitiert heuer recht kräftig von der Grenzöffnung zur Tschechoslowakei.
    Nächtigungszuwächse von bis zu 30 Prozent werden gemeldet.
    Auffällig ist weiters, neben den schon traditionellen Herkunftsländern der Niederösterreich-Besucher, Deutschland, Holland und Belgien, kommen heuer auch vermehrt Gäste aus der früheren DDR und aus Italien.
    Im Burgenland lassen sich für die Monate Mai, Juni und Juli, was die Nächtigungszahlen betrifft, keine dramatischen Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr feststellen.
    Zwar waren am Neusiedler See wegen des Schlechtwetters im Juni starke Einbußen zu verzeichnen, diese werden aber durch ein großes Plus bei den Nächtigungsziffern im Mai wettgemacht.
    und die Zeit von Mitte Juli bis Mitte August gilt, was die Buchungssituation angeht, ohnehin immer als sehr gut.
    Im burgenländischen Fremdenverkehr hofft man daher, dass die Gesamtzahl der Nächtigungen, die 1990 knapp über zwei Millionen lag, leicht ansteigen wird.
    Bestätigt werden diese Erwartungen durch die sehr gute Buchungssituation für den Herbst, so sind im südlichen Burgenland bereits jetzt etliche Betriebe für Oktober ausgebucht.
    Der Trend zum Urlaub im Herbst ist im Burgenland in den letzten Jahren immer deutlicher zu beobachten.
    Dagegen dehnt sich der Radtourismus, eine der klassischen Urlaubsformen in Vor- und Nachsaison, immer mehr auch auf die Hauptsaison aus.
    Radfahren im Burgenland ist heuer auch ein Hit bei Temperaturen von 30 Grad.
    In Wien leidet der Fremdenverkehr noch immer unter den Nachwirkungen des Golfkrieges.
    Die Hälfte der US-Amerikaner, die im Vorjahr Wien besucht haben, ist auch im Juni ausgeblieben.
    Die Auslastung der Hotels sank auf unter 60 Prozent, die Zahl der Gästenächtigungen lag 8 Prozent unter den Rekordwerten des Vorjahres, das mit 7,5 Millionen Nächtigungen das erfolgreichste Jahr für den Wiener Fremdenverkehr gewesen war.
    Besonders hart traf die Spitzenhotels der Ausfall der Incentive-Reisen, jener Reisen, die vor allem US-Firmen als Belohnung für erfolgreiche Mitarbeiter buchen.
    Durch verstärkte Werbung in den Nahmärkten will man den Ausfall der Gäste aus Übersee wettmachen.
    Die stärksten Zuwächse gab es daher im Juni durch Besuche aus Spanien und Frankreich.
    Ein weiteres Hoffnungsgebiet ist der Kongress-Tourismus.
    Nach Monaten des Rückganges ist die Buchungslage für das zweite Halbjahr wieder zufriedenstellend.
    Eine Bundesländer-Zwischenbilanz des Sommerfremdenverkehrs war das.
    Und jetzt zu einer für alle Betroffenen durchaus lästigen Randerscheinung des Fremdenverkehrs.
    Man muss nur Samstag fahren, wenn alle fahren, dann ist ein beginnender oder endender Urlaub im Stau sicher, so auch an diesem Wochenende.
    Gestern war Ferienbeginn im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands in Nordrhein-Westfalen und nach wie vor weichen viele Urlauber auf ihrem Weg Richtung Süden, Richtung Griechenland wegen der Jugoslawien-Krise über Ungarn aus.
    Diese Umstände, aber auch eine zusätzliche Verschärfung durch eine Demonstration im südlichen Burgenland führte heute Vormittag zu kilometerlangen Staus an den Grenzübergängen nach Ungarn.
    Aus dem Landesstudio Burgenland ein Stau-Stimmungsbericht von Edith Lindner.
    Verkehrslawinen zu Beginn der Urlaubsaison sind für die Bewohner der burgenländischen Grenzgemeinden nichts Außergewöhnliches.
    Sie kennen die Zustände wie auf der Tauernautobahn mit mehr als 40.000 Fahrzeugen pro Tag.
    Heuer ist es allerdings besonders schlimm.
    Schwer- und Reiseverkehr weichen Jugoslawien nach wie vor aus und benutzen die burgenländisch-ungarischen Grenzen, um nach Südosteuropa zu kommen.
    Und auch heute ist einer der Tage, der für die Leute in den Grenzgemeinden Lärmbehinderungen für Fußgänger und Unmengen von Abgaswolken bedeuten.
    Und unter Umständen glauben wir, wir wissen das nicht genau, aber dass die Ozonbelastung, die hier wahrscheinlich stärker ist als in Wien, dem Kind das Schaf macht, wirklich unlebbar.
    Ich finde, die Lebensqualität ist total eingeschränkt.
    Und ich lebe eigentlich lieber in Wien schon.
    So war das immer unser Wochenendaufenthalt.
    Vor allem jetzt mit dem Kind wäre das schön, aber so ist die Qualität sehr eingeschränkt.
    Das ist schlimm.
    Untertags fast noch schlimmer als jetzt.
    Da sind Tage, wo tausende Fahrzeuge durchgehen.
    Tausende.
    Und auch die Stimmung der Leute, die im Stau stecken, wird deutlich.
    Naja, es ist schon ein bisschen peinlich, wenn solche langer Wartezeiten jetzt, wie sie im Radio angekündigt wurden, sich wirklich auftun würden.
    Ihr erster Stau heute?
    Nö, das war schon der dritte oder vierte.
    Herr Staufer, wo kommen Sie?
    Von Köln.
    Wie steht man das eigentlich durch?
    Drei, vier Staus an einem Tag?
    Mit Gelassenheit.
    Staus sind nicht nur an den Grenzen im Norden, sondern auch im Südburgenland bei Heiligenkreuz nichts Neues.
    Ungewöhnlich ist allerdings, dass man von der Steiermark nicht direkt zur Grenze kommen kann.
    Bürger der Gemeinde Eltendorf haben heute Vormittag die Zufahrtsstraßen nach Heiligenkreuz gesperrt.
    Der Grund?
    Der Gendarmerie-Posten Eltendorf ist eine der Dienststellen, die Innenminister Löschner schließen will.
    Die Blockade bedeutet für den Verkehr 25 Kilometer Umweg ab Fürstenfeld über die Steiermark wieder ins Burgenland Richtung Heiligenkreuz.
    Ein Bericht von Edith Lindner war das aus dem Landesstudio Burgenland.
    Justizminister Nikolaus Michalek hat Mitte dieser Woche konkrete Schritte zu einer Entkriminalisierung im Straßenverkehrsrecht angekündigt.
    Fahrlässige leichte Körperverletzung durch einen Verkehrsunfall soll demnach künftig nicht mehr vom Strafgericht, sondern von den Verwaltungsbehörden abgehandelt werden.
    Einige tausend Verfahren jährlich würden dadurch von den Gerichten zu den Verwaltungsbehörden verlagert.
    Die Gerichte würden ent- die Bezirkshauptmannschaften aber belasten.
    Für den Autofahrer hätte die Neuregelung den Vorteil, dass er wegen eines Verkehrsunfalls nicht mehr in jedem Fall eine gerichtliche Verurteilung und damit eine Vorstrafe verbunden wäre.
    Allerdings, an dem Michalek-Vorstoß gibt es bereits heftige Kritik.
    Schon im Mai, als zum ersten Mal darüber diskutiert wurde, die fahrlässige leichte Körperverletzung nach einem Verkehrsunfall nicht mehr gerichtlich zu verfolgen, hatte das Kuratorium für Verkehrssicherheit vor einer Bagatellisierung von Verkehrsunfällen gewarnt.
    Ernste Bedenken gegen den Michalek-Plan seien anzubringen, sagt der Geschäftsführer des Kuratoriums, Franz Bogner.
    Denn erstens, die sogenannte Entkriminalisierung sei ja gar keine.
    Es würde nur von den Gerichten auf die Verwaltungsbehörden umgeschichtet, bestraft werde dennoch.
    Das Kuratorium für Verkehrssicherheit verlangt stattdessen im Strafverfahren den Ersatz von Strafen, z.B.
    durch verkehrserzieherische Maßnahmen.
    Bogner.
    Derzeit ist es ja bereits möglich, bei Jugendlichen statt einer Strafe in Form von Haft- oder Geldstrafe
    Nachschulungskurse oder den Dienst bei einer karitativen Institution in einem Unfallkrankenhaus beim Roten Kreuz, wo immer, anzuordnen vom Richter.
    So etwas können wir uns sehr gut vorstellen.
    Aber dass ganz einfach die Gerichte wahrscheinlich auch aus Arbeitsüberlastung diese Fälle nun an die Verwaltungsstrafbehörden abgeben, diese sind sowieso schon überlastet, bis geht nicht mehr.
    Und es würden ja dann noch mehr Handzeigen verjähren, als das jetzt schon der Fall ist.
    Bei der Anwendung von verkehrsozialistischen Maßnahmen trifft sich Bogner noch mit den Autofahrerclubs und den Verkehrssprechern der Parlamentsparteien.
    Manche schlagen auch vor, diese Möglichkeit auch in das Verwaltungsverfahren zu übernehmen.
    Das Kuratorium für Verkehrssicherheit ist aber prinzipiell gegen die Verlagerung zu den Verwaltungsbehörden und führt dafür eine Reihe von Argumenten ins Treffen.
    Erstens die Bagatellisierung von Unfällen.
    Denn die Verwaltungsbehörde bestrafe ja nur die Verletzung einer Verkehrsvorschrift, nicht aber die Körperverletzung.
    Körperverletzung werde damit zu einem Kavaliersdelikt wird befürchtet.
    Zweites Argument.
    Die Verwaltungsbehörden können keine bedingten Strafen aussprechen.
    Sie neigten daher unter Umständen dazu, die Strafhöhe niedriger anzusetzen.
    Außerdem falle das erzieherische Moment einer Straftrohung bei Wiederholung weg.
    Weiters.
    Die Verwaltungsbehörden überprüfen nicht, ob nur leicht oder grob fahrlässig gehandelt wurde.
    Es werde auch die Schuldfrage nicht ausreichend gestellt.
    Zum Beispiel bei Gelb noch in die Kreuzung hineinzufahren, passiere ja häufig nicht fahrlässig, sondern sogar vorsätzlich.
    Die Verwaltungsbehörden haben auch keine Möglichkeit, bei Wiederholungstätern das Strafausmaß letztlich bis zu einer Haftstrafe zu steigern, sagt das Kuratorium für Verkehrssicherheit.
    Und schließlich, auch geringfügige Eigentums- oder Ehrendelikte oder Tierquälerei in jeder Form seien weiterhin Angelegenheit der Strafgerichte.
    Dass die Verletzung von Menschen dies nicht mehr in allen Fällen sein soll, sei nicht einzusehen.
    Immerhin sei leichte Körperverletzung auch dann noch gegeben, wenn jemand 24 Tage berufsunfähig oder gesundheitlich beeinträchtigt ist.
    Kuratoriumsgeschäftsführer Bogner zu den Auswirkungen des Michalek-Planes.
    Es geht auch aus Äußerungen aus dem Justizministerium selbst hervor, dass hier wirklich eine Gefährdung, eine weitere Gefährdung der Verkehrssicherheit stattfindet und das können wir nicht hinnehmen und wir müssten auch die Verantwortlichen, die das verfügen, entsprechend verantwortlich machen, wenn die Unfälle dadurch vermehrt werden und wenn die Moral im Straßenverkehr dadurch weiter absetzt.
    Na, rechnen Sie mit einer Vermehrung von Unfällen und mit einem Absinken der Moral im Straßenverkehr?
    Ja, die Gefahr ist natürlich gegeben, wenn es sozusagen heißt, na ja, und der Herr Justizminister hat das einmal im Fernsehen gesagt, na ja, ein Unfall kann an jedem passieren und dann ist halt einer verletzt.
    Das ist doch nichts so Schlimmes.
    Wenn diese Methode und diese Haltung Platz greift, dann ist natürlich die Gefahr, dass noch mehr Personenschadenunfälle leichtfertig herbeigeführt werden, umso größer.
    Die Warnung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit dürfte allerdings vergeblich sein, denn, so ist zu vernehmen, die Koalitionsparteien sind im Prinzip über die vorgesehene Entkriminalisierung des Verkehrsstrafrechtes einig.
    Und vier Minuten vor halb eins kommen wir zu unserer Samstagsserie.
    Im Journal zu Gast.
    ist heute Pater Christoph Schönborn, der neue Weihbischof von Wien.
    Seine Ernennung hat große Zustimmung auch bei jenen Katholiken hervorgerufen, die den derzeitigen Führungsstil Roms kritisieren.
    Denn der erst 46-jährige Universitätsprofessor für Dogmatik gilt zwar als konservativer Verfechter des römischen Kurses, aber auch als Persönlichkeit, die nicht mit den Mitteln der Macht, sondern durch das überzeugende Gespräch sein Amt ausüben werde.
    Im Gespräch mit Hubert Adam Ellison zieht Christoph Schönborn Bilanz über die letzten 30 Jahre, in denen das Zweite Vatikanische Konzil das Gesicht der katholischen Kirche verändert hat und noch immer zu internen Machtkämpfen führt.
    Der neue Wiener Weihbischof wollte allerdings ausdrücklich nicht zu seinem Vorgänger Kurt Grain und zu den ihn erwartenden Problemen in Wien Stellung nehmen.
    Pater Schönborn, die Menschen verlieren augenscheinlich das Interesse am Mitleben in der Kirche, denn immer mehr Menschen verlassen die Kirche.
    Aber das Interesse am Leben der Kirche ist nach wie vor groß.
    Wenn ein neuer Bischof kommt, dann wollen die Leute wissen, wer das ist.
    Wie erklären Sie sich dieses Interesse?
    Ich könnte mir vorstellen, dass an die Kirche im Großen und Ganzen eben doch
    viele auch verborgene Erwartungen gestellt werden, religiöser Art, gesellschaftlicher Art, dass diese Erwartungen oft Ausdruck einer vielleicht diffusen religiösen Erwartungshaltung sind.
    Vielleicht deshalb auch die Enttäuschung darüber so groß, wenn die Kirche diesen Erwartungen nicht entspricht.
    Aber diese Erwartung ist sicher auch eine Chance, der entgegenzukommen eine der großen Aufgaben der Hirten in der Kirche ist.
    Für Sie selber sind diese Erwartungen in der Kirche erfüllt?
    Zweifellos.
    Ja, ich gehöre vielleicht zu den
    glücklichen Menschen, die in der Kirche glücklich sind.
    Das sage ich ganz einfach und ehrlich.
    Es ist so.
    Ich bin in der Kirche zu Hause und gerne zu Hause.
    Und das vielleicht deshalb, weil ich das Glück gehabt habe, von Kind an in einer kirchlichen Atmosphäre aufzuwachsen, in der Kirche als zu Hause erlebbar war.
    Ich denke da besonders an meinen Heimatpfarrer,
    in Schronsimon davon, dessen Güte und strahlende Gläubigkeit allen Menschen, auch denen, die der Kirche ferngestanden sind, etwas von der Wärme der Geborgenheit gezeigt haben, die in der Kirche möglich sind, die in der Kirche sozusagen die verborgene Innenseite der Kirche sind.
    Ich habe das Glück gehabt,
    gute Religionslehrer gehabt zu haben, mit denen ich zwar gestritten habe als Bub, aber mit denen ich auch gewachsen bin und an denen ich etwas von Kirche sein gelernt habe.
    Und dann habe ich das große Glück gehabt, eine Ordensgemeinschaft zu finden,
    mit einer sehr großen, lebendigen Tradition und sicher nicht einer krisenfreien Gegenwart, aber doch eine Ordensgemeinschaft, in der ich Evangelium sehr konkret erlebt habe.
    Und hat es da zwischendurch mal auch eine revolutionäre Phase des Christoph Schönborn gegeben?
    Ich würde das nicht als revolutionär bezeichnen.
    Die deutschen Mitstudenten haben mir immer vorgeworfen, damals in der turbulenten, revolutionären Zeit der Mitte der 60er Jahre, dass wir Österreicher ja für die Revolution ungeeignet seien, weil wir eben die Dinge nicht so radikalisieren können wie die Deutschen.
    Gut, wie dem auch sei.
    Ich habe sicher diese Krisenzeit, diese große Umbruchszeit nach dem Konzil, auch selber als eine große persönliche Krise erlebt.
    Und für mich bleibt es eigentlich ein Geheimnis, ein unerklärbares Rätsel, warum es mir geschenkt gewesen ist, durch diese Krise hindurchzukommen und in der Kirche
    weiter Heimat haben zu dürfen und weiter auch gerne in der Kirche zu sein.
    Worin hat diese Krise bestanden?
    Es war damals sicher ein Umsturz, der Priester, die so in der Mitte ihres Lebens gestanden sind, auch verunsichert haben muss, weil sie plötzlich sich während der Christi-Feier dem Volk zuwenden sollten.
    zum Beispiel, oder in der Muttersprache die Messe zelebrieren sollten.
    Sie hatten ja da den Vorteil, dass Sie in diese neu erwachte Kirche hineinwachsen konnten.
    Worin hat da Ihre Krise bestanden?
    Ich glaube, es war eine Krise, die eine ganze Generation erfasst hat.
    Eine Krise, die zuerst einmal als ein ganz großer Aufbruch erlebt wurde, mit sehr vielen positiven Seiten.
    Es war eine fast euphorische Stimmung des Neuanfangs im Konzil und nach dem Konzil.
    Aber es ist gleichzeitig sehr bald deutlich geworden, dass diese Euphorie nicht durchgehalten hat.
    Die zivilen Gesellschaft ähnlich, dieser Aufbruch des Jahres 68, hat in dieser Weise sich nicht verwirklichen lassen, vielleicht weil er zu utopisch war, zu fantastisch, zu träumerisch.
    Und es ist dann eben das passiert in der Kirche, was für meine Generation so markant ist und was auch heute noch das Bild der Kirche zum Teil mitprägt, dass eben sehr, sehr viele damals gegangen sind.
    Aus den Klöstern, aus den Pfarren, aus den Seminaren.
    Zu einer Zeit, in der Sie eigentlich eingetreten sind.
    In der ich schon mitten im Ordensleben war.
    Ich bin ja 1963 eingetreten.
    Und in dieser Zeit zwischen, ich würde sagen, 1965 und 1975 war die große Wendezeit in der Kirche, Konfliktzeit.
    Dieser große Neuaufbruch hat eben vielfach auch zu einem Abbruch geführt.
    Ich habe das im Kloster sehr stark erlebt, in den Klostergemeinschaften, in denen ich gelebt habe.
    Es wurde zwar vieles neu entdeckt, aber es wurde auch einfach viel über Bord geworfen.
    Sicher manches, das einfach verzopft war, das nicht mehr gelebt war, das erstarrte Tradition geworden war.
    Aber mit diesen Traditionen und mit diesen vielleicht Erstarrten ist auch viel Erfahrung und viel Lebensweisheit von Jahrhunderten über Bord geworfen worden.
    Und dann kam eine Ernüchterung, die bei vielen eben dazu geführt hat, dass sie den priesterlichen Dienst, die Klöster, verlassen haben.
    Ich sage das Ganze ohne Urteil, ohne Verurteilen, denn jeder hat seinen eigenen Weg gehabt und das waren oft sehr dramatische und sehr schmerzliche Wege.
    Aber ich glaube, dass wir vieles in der heutigen Kirchensituation nur verstehen, wenn wir uns an diese Zeit erinnern.
    Heute stehen doch dann die Fronten in der Kirche einander gegenüber.
    Die einen, die nach wie vor diesen nachkonziliaren, wie Sie sagen, eher nüchternen Weg weitergehen wollen.
    Die anderen, die sich auf diese Schätze der vorkonziliaren Zeit wieder besinnen wollen.
    Und daraus entsteht aber dann ein Spannungsfeld, kaum ein Miteinander.
    Ich glaube, dieses Spannungsfeld ist
    Vielleicht manchmal wäre es vermeidbar, aber es ist im Großen und Ganzen ein unvermeidlicher Prozess, weil das Leben eben selber nicht ohne Spannungen geht und auch das Leben der Kirche.
    Nach der Zeit dieses nachkonziliaren Aufbruchs, der aber, wie ich es zumindest empfinde, in vielem auch ein Abbruch war,
    musste eine Gegenreaktion kommen.
    Das war unvermeidlich.
    Es mussten Dinge wieder in Erinnerung gerufen werden.
    Vielleicht jetzt in einem Pendelschlag, der manchmal aggressiv geschieht, manchmal sehr verletzt auch geschehen ist, das darf man nicht vergessen.
    Es hat ja Wunden sozusagen auf beiden Seiten gegeben.
    Und ich glaube, das, was uns heute Not tut, ist, dass wir uns einfach auf die wahre Mitte des Glaubens und die gemeinsame Mitte des Glaubens zurückbesinnen.
    Was heißt es eigentlich, in dieser doch sehr säkularisierten Gesellschaft Christ und Katholik und Gläubiger zu sein?
    Was heißt es, dass wir das gemeinsam sein wollen?
    Dieser Prozess der
    Neue Identitätsfindung, der ist im Moment im Gange und das ist wie auch im persönlichen Leben, wenn man eine Midlife-Krisis hat oder auch die Alterskrise oder die
    Wenn man solche Wandlungskrisen durchmacht, dann ist es immer sehr schwer, die Identität neu zu finden.
    Das braucht Geduld und das braucht Besinnung auf stabile Werte, auf die man sich wieder zurück abstützen kann, um den nächsten Schritt zu gehen.
    Kritiker meinen, Pater Schönborn, dass Sie mit diesem Begriff katholischer Identität Nabelschau betreiben.
    Das meine ich absolut nicht.
    Ich glaube im Gegenteil, dass nur von einer
    einer soliden Identität her eine große Offenheit gegenüber den Fragen der Zeit, den Fragen der Nicht-Christen, der Anderen Christen, der Nicht-Katholischen Christen her möglich ist.
    Ich habe das einmal sehr eindrucksvoll gehört in einem Wort eines jungen italienischen Philosophen, der gesagt hat, nur von festen Pfeilern aus kann man weite Brücken bauen.
    Brücken wohin?
    Und was hat die Kirche ihrer Erfahrung nach der Welt von heute zu geben?
    Die Kirche ist anerkannt im Bereich der Sozialarbeit.
    Überall sind die Caritas-Organisationen die anerkannten Vertreter von Kirche.
    Wo es aber darüber hinausgeht, verliert sich das Interesse sehr rasch.
    Das ist dann der Altar, der Sakristeiraum, die Kirche wieder zurück in die Sakristei.
    Es gab vor ein paar Jahren in Frankreich eine große soziologische Untersuchung von einem französischen Soziologen Serge Bonnet.
    Da wurden an zwölf großen Wallfahrtsorten in Frankreich die Gebetsintentionenbücher studiert.
    140.000 Gebetsintentionen aus solchen Wallfahrtsorten.
    Und das Interessante, die Gebete der Franzosen von heute sind die Gebete der Franzosen von eh und je.
    Das sind aber nicht nur bestimmte Leute.
    Nein, gerade das war das Interessante dieser soziologischen Untersuchung, dass es alle Schichten, alle Altersschichten, alle Bildungsniveaus,
    alle Bevölkerungsgruppen betrifft, und zwar in einer erstaunlichen Komplettheit.
    Aber eben noch diejenigen, die in der Kirche integriert sind?
    Eben nicht nur, ganz und gar nicht nur die, die in der Kirche integriert sind, sondern Menschen, die vom kirchlichen Vollzug her
    vom, sagen wir, der Sonntagspraxis her oder dem kirchlichen ausdrücklichen Engagement her eher als fernstehende gelten würden.
    Gerade auch unter diesen Menschen findet diese soziologische Untersuchung ganz erstaunliche Konstanz, ganz erstaunliche Beständigkeit in den großen
    menschlichen Anliegen, die religiös an solchen Wallfahrtsorten dann zum Ausdruck kommen.
    Und ich glaube, das wird unterschätzt, wenn man heute fragt, was ist eigentlich die Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft.
    Sie ist immer noch
    Und das ist vielleicht ihre verborgene Stärke, gar nicht ihre politische oder ihre Machtstärke, sondern ihre verborgene Stärke als religiöse Wirklichkeit, dass sie, wie Paul Michael Zulehner das einmal genannt hat, Fahrzeug in die Welt Gottes ist.
    Und mit einem der Lenker dieser Fahrzeuge mit dem neuen Wiener Weihbischof, Pater Christoph Schönborn, sprach Hubert Arnim Ellisen.
    Hauptsächlich moralische Unterstützung für die Wirtschaftsreformen in der Sowjetunion hat Michael Gorbatschow vom Treffen der Großen Sieben aus London mitgebracht.
    Die Marktwirtschaft setzt sich im Vielvölkerstaat nur langsam durch, wesentlich schneller breitet sich hingegen die Wirtschaftskriminalität aus.
    Der Begriff Mafia ist aus gegebenen Anlässen in aller Munde und immer neue Querverbindungen zwischen altem Apparat und neuem Geld werden aufgedeckt.
    Besonders peinlich ist nun aber der jüngste Fall, betrifft jedoch ausgerechnet die unabhängige Gewerkschaft der Bergarbeiter, die durch ihren Zehnwiderstand gegen den Kreml berühmt geworden ist.
    Aus Moskau, Christian Schüller.
    Um wie viele Rubelmillionen die sowjetischen Bergarbeiter betrogen worden sind, das wird derzeit noch intern geprüft.
    Fest steht, es geht um Beträge, die unvorstellbar sind für einen Durchschnittsverdiener in der Sowjetunion.
    Unvorstellbar vor allem für die Bergarbeiter im Kurzbass und im Donbass.
    die während der großen Streiks im Frühjahr am Rande des Hungers stand.
    Unermesslich scheint auch der politische Schaden.
    Versteht sich doch gerade die Bergarbeiterbewegung als Speerspitze demokratischer Reformen und hat bis heute mit dem Druck des alten Machtapparats zu kämpfen.
    Die Ungereimtheiten begannen mit dem finanziellen Zusammenbruch einer Bank im sibirischen Toms.
    Die Überprüfung der Papiere ergab, dass die Bank kurz vor dem Konkurs einen sechsstelligen Betrag als Spende an die Freie Bergarbeitergewerkschaft überwiesen hat.
    Alleiniger Empfänger war allerdings deren Chef, der ehemalige Bergarbeiter Ivan Shushpanov aus dem Donbass.
    Die interne Kontrolle der Gewerkschaft wurde aktiv und fand unglaubliche Querverbindungen zwischen sowjetischen und amerikanischen Geschäftsleuten einerseits und dem weit verzweigten Netz der Gewerkschaftsbewegung andererseits, Chicago in Sibirien.
    Da sind Auslandsspenden für die Streikkomitees in der Höhe von 100.000 Rubeln verschwunden.
    Computer, die zur Unterstützung der jungen Arbeiterbewegung dienen sollten, hat Schuss Bahnhof eingesetzt, um seine eigenen Kampfgefährten zu erpressen.
    Die Computer wurden zuerst als Spende geliefert.
    Dann kam eine Rechnung in der Höhe von 100.000 Rubeln direkt zu bezahlen an den Gewerkschaftsschiff persönlich, der widrigenfalls mit saftigen Strafen drohte.
    Mit gleicher Post schickte er ein Angebot, das die Streikkomitees schwer ablehnen konnte.
    Um ihre Schulden zu bezahlen, sollten sie beim Aufbau von neuen Betrieben in ihrer Region behilflich sein.
    Dahinter steht ein 10-Millionen-Rubel-Vertrag, den Shushpanov hinter dem Rücken seiner Vorstandskollegen mit dem mächtigen Verband der Privatunternehmer abgeschlossen hat.
    Nach seiner eigenen Darstellung nichts Ungewöhnliches, nur durch erfolgreiche Geschäfte könnte die Bergarbeitergewerkschaft mächtig werden, war von Anfang an seine Linie, die an der Basis bei den Streikkomitees allerdings heftig umstritten ist.
    Wie viel Schulspan auch in seiner nicht einmal einjährigen Tätigkeit verdient haben muss, das zeigt ein Vorfall aus letzter Zeit.
    Nach der jüngsten Werkwerkskatastrophe in Donbass, bei der Ende Juni 32 Arbeiter umgekommen sind, begab sich der Gewerkschaftschef an den Ort des Unglücks und bemühte sich dabei, seinen bereits angeschlagenen Ruf zu verbessern.
    Hatte der Vorstand der Gewerkschaft offiziell 32.000 Rubel als Nothilfe an die Familien der Opfer geschickt,
    so zog Shushpanov jetzt einen Scheck über 300.000 aus der Tasche.
    Es war eine persönliche Spende, denn der Zugriff zum Gewerkschaftskonto war zu diesem Zeitpunkt bereits entzogen worden.
    Der Fall Shushpanov soll nächste Woche bei einer Pressekonferenz in Moskau offiziell an die Öffentlichkeit gebracht werden.
    Schon jetzt löst er heftige interne Diskussionen über die eigentlichen Ziele der freien Gewerkschaften aus.
    Während die Basis-Kampfmaßnahmen gegen die zunehmende Belastung auf die Regierungspolitik will,
    besteht sich ein Teil der Funktionäre als Wegbereiter des neuen sowjetischen Big Business und beruft sich dabei auf Erfahrungen, die man bei ausgedehnten Amerika-Reisen sammeln konnte, als sowjetische Bergarbeiter eingeladen waren, um über den Überlebenskampf in den Kohlegruppen zu gewinnen.
    Skandal in der sowjetischen Bergarbeitergewerkschaft aus Moskau hat Christian Schüller berichtet.
    Eine Minute vor 3,41.
    Vor drei Wochen begann in Stuttgart der vermutlich letzte große Kriegsverbrecherprozess in Deutschland.
    Angeklagt ist der jetzt 79-jährige Josef Schwamberger, 1987 in Argentinien verhaftet und im Vorjahr an Deutschland ausgeliefert.
    Die Staatsanwaltschaft legt ihm zur Last, als Kommandant von Arbeitslagern in Polen zwischen 1941 und 1944 mindestens 50 jüdische Frauen und Männer selbst ermordet und bei der Ermordung von mehr als 3.300 Menschen bei Hilfe geleistet zu haben.
    Über den Prozessverlauf ein Bericht von Roland Adrovica.
    Vier Verhandlungswochen sind nun in einem der wohl letzten großen Naziverbrecherprozesse in Deutschland vorbei und es ist einfach grauenhaft, was die aus aller Welt angereisten Zeugen vor Gericht ausgesagt haben.
    Der ehemalige SS-Oberscharführer Josef Schwamberger wird durch die Bank als Bestie in Menschengestalt beschrieben.
    Die Überlebenden aus polnischen Ghettos und Zwangsarbeitslagern haben von schrecklichen Gräueltaten, Misshandlungen, Folterungen und willkürlichen Morden berichtet.
    Zum Teil sei Schwamberger dafür verantwortlich gewesen, zum Teil habe er mit eigener Hand Häftlinge gequält oder ermordet.
    Ein 67 Jahre alter Mann sagte aus, sein Onkel sei während eines Lagerappells von Schwamberger grundlos niedergeschossen worden.
    Der Schwerverletzte sei stöhnend auf den Boden gelegen, ohne dass sich jemand um ihn gekümmert hätte.
    Der Zeuge musste außerdem später mit ansehen, wie sein Vater und sein Bruder von Wachleuten ermordet wurden.
    Ein anderer Zeuge berichtete, dass er gesehen habe, wie Schwamberger einen Rabbi erschossen hätte.
    Danach habe Schwamberger gesagt, bringt den Haufen Dreck fort.
    Ein heute in Israel lebender 81 Jahre alter Überlebender des NS-Arbeitslagers Roswadoff sagte aus, er sei auf Befehl des damaligen Lagerkommandanten Schwamberger häufig geschlagen und
    Stücken gefoltert worden.
    Am Tag danach habe ihm Schwamberger befohlen, sich ein Grab zu schaufeln, weil er am Abend erhängt werde.
    Der alte Mann bestätigte außerdem andere Zeugenaussagen über Morde oder Mordbefehle Schwambergers.
    Der 79 Jahre alte Angeklagte, der nur für zwei Tage pro Woche jeweils maximal vier Stunden für verhandlungsfähig erklärt wurde, folgt diesen Schreckensberichten mit meist unbewegter Miene.
    Er hat zu Prozessbeginn angegeben, sich an vieles nicht mehr erinnern zu können, mit Mordaktionen nichts zu tun gehabt zu haben, und hat lediglich zugegeben, einen Juden unter besonderen Umständen, wie er sagte, erschossen zu haben.
    Manche spontane Äußerungen während der Verhandlungen scheinen aber den wiederholten Klagen des Angeklagten zu widersprechen, er könne der Verhandlung nicht richtig folgen.
    Einmal sagte er zum Beispiel mit ungewohnter Schärfe, die Angaben sind fantastische Erfindungen, ich bestreite.
    Ich kann mir das nur aus dem Hass der Juden gegen mich als Mitglied der Waffen-SS erklären.
    Und dann fügte Schwamberger hinzu, Juden unterstehen anderen Gesetzen gegenüber Nichtjuden hinsichtlich der Wahrheitspflicht.
    Der Prozess gegen den ihm damals zu Österreich gehörenden Brixen geborenen Schwamberger wird angesichts der mehr als 100 geladenen Zeugen noch lange dauern.
    Roland Adrowiczat berichtet aus Bonn.
    In zwei bis drei Jahren wird die Stadt Rom um eine Sehenswürdigkeit reicher sein.
    Dann will man nämlich den ehemaligen geheimen Fluchtweg der Päpste aus dem Vatikan in die Engelsburg restauriert haben und der Öffentlichkeit zugänglich machen.
    Der jahrhundertealte Gang ist verfallen, weil er beim Abschluss der Lateranverträge zwischen Italien und dem Vatikanstaat im Jahre 1929 einfach vergessen wurde und eine Art Niemandsland bildete.
    Die Engelsburg, die Zuflucht vieler Päpste in kriegerischen Zeiten, war Italien zugefallen, aber Kompetenzstreitigkeiten zwischen Ministerien verhinderten jahrzehntelang alle Erhaltungsarbeiten.
    Aus Rom ein Bericht von Rolf Carlos.
    Den von Arkaden durchbrochenen, überdachten Verbindungsgang, der aus dem Innern des Vatikans fast schnurgerade in die Engelsburg hineinführt, ließ Nikolaus III.
    1277 bis 1280 als Wall errichten, Alexander VI.
    um 1500 ausbauen und weiter befestigen.
    Jahrhundertelang diente der Passetto, wörtlich kleiner Laufstieg, den Päpsten bei den Belagerungen Roms als Fluchtweg in das alte Mausoleum des Hadrian direkt am Tiber, erbaut 136 bis 39 nach Christus.
    Beim Angriff deutscher Landsknechte und spanischer Soldatesker am 6.
    Mai 1527, als die Schandtat des Sacco di Roma in die Geschichte eingegangen, fiel die Schweizer Garde bis auf wenige Mann bei der Rettung Papst Clemens VII., der noch rechtzeitig in die Engelsburg fliehen konnte.
    Als letzter Pontifex benutzte Pius IX.
    im Revolutionsjahr 1848 den Schutzweg durch den gedeckten Korridor, um sich dann in Gaeta in Sicherheit zu bringen.
    Bereits 1939 hatte man einen Versuch zur Lösung der Kontroverse über den Passetto unternommen, doch blieb er infolge des bald darauf eingetretenen Kriegsgeschehens stecken.
    Ein neuerlicher Vorstoß wurde 1946 gemacht, aber dieser verirrte sich letztlich im Labyrinth der Bürokratie und der Kompetenzstreitigkeiten.
    Unterdessen verfiel der 775 Meter lange Verbindungsgang zusehends und befindet sich heute in einem ziemlich prekären Zustand.
    Nur etwa 100 Meter des Passetto vom Apostolischen Palast bis zur Staatsgrenze mit Italien wurden vom Vatikan ausgebessert, um in den Korridor Wasser- und Elektroleitungen zu legen.
    Der Rest war gleichsam Niemandsland.
    Wenn jetzt das Versehen von 1929 endlich ins Reine gebracht worden ist, dann nicht zuletzt dank einem Bürgerkomitee des Borgo, jenem malerischen, verwinkelten, entlang dem Passetto verlaufenden Altstadtviertel, unmittelbar am Vatikan.
    Komitee,
    das vor einiger Zeit eine Initiative zur Rettung der Arkadenmauer startete und vor allem die Klarstellung des Besitzes forderte.
    Auch viele Touristen, die die Engelsburg besteigen oder durch die Gassen des Borgo schlindern, fragten und fragen sich, warum eigentlich dieser eigenartige Festungsgang, der wie eine lange Brücke aussieht, nicht zugänglich ist und nicht besichtigt werden kann.
    Doch das wird nun kommen, zwar nicht sofort, erst in etwa zwei bis drei Jahren.
    Für die Instandsetzungsarbeiten sind bereits 13 Milliarden Lire vorgesehen, umgerechnet rund 124 Millionen Schilling.
    Ist der Passetto erst einmal restauriert, wird im überdachten Gang selbst ein interessantes Museum seiner 600-jährigen Geschichte eingerichtet.
    ist der Bericht unserer Kulturredaktion.
    Die einzige echte Schauspielpremiere bei den heurigen Salzburger Festspielen gilt Hugo von Hofmannsdals Lustspiel Der Schwierige.
    Premiere ist am 26.
    Juli.
    Inszeniert hat Jürgen Flim, das Bühnenbild schuf Erich Wonder und für die Kostüme konnte man den international renommierten deutschen Designer Karl Lagerfeld gewinnen.
    Mit ihm hat Volkmar Paschal das folgende Gespräch geführt, in dem Lagerfeld unter anderem auch seine Auffassung von der Rolle der Kostüme auf dem Theater darlegt.
    Theaterkostüme sind nur dann richtig, wenn sie der Regie und dem Rahmen entsprechen.
    Wie sie aussehen.
    Ja, zum Beispiel hatte ich Lust, dass die Männer sehr, vor allem die alten Adeligen, dass die eine sehr, wie soll ich sagen, grafische Silhouette hatte.
    So habe ich sie gebeten, alle Korsetts zu tragen zum Fraggler.
    Der spielt ja meistens abends.
    Und dadurch haben sie eine ganz andere Silhouette, eine ganz andere Linie, eine ganz andere Art.
    sich zu bewegen und zu gehen und sich zu halten.
    Und das ist sehr wichtig.
    Und auch die Proportionen der Fraxen und so sind ganz anders wie die heutigen.
    Denn es sollte ja nicht aussehen wie eine Party mit Fraxen aus dem Leihhaus.
    Warum arbeiten Sie so selten fürs Theater?
    Weil ich nicht viel Zeit habe.
    Ich habe in Italien ziemlich viel für das Theater mit Ronconi gearbeitet.
    Da habe ich mehrere Schnitzler-Stücke auch gemacht.
    Und ich habe auch mal in Wien vor zehn Jahren ein Stück von Schnitzler angezogen.
    Hollein hatte den Dekor gemacht und ich hatte die Kostüme gemacht.
    Ich hatte nicht so viel Zeit, wissen Sie.
    Denn außer all meinen Kollektionen mache ich ja auch noch sehr viel Fotografie, Mode und Werbung und auch für Zeitungen.
    Da bleibt nicht so viel Zeit über.
    muss man ein großer Österreich-Kenner sein, um ein Stück von Schnitzler oder von Hoffmannsthal auszustatten.
    Ein bisschen Allgemeinkultur kann ja nie schaden.
    Und ich habe irgendwie immer für Schnitzler und vor allem auch für Hoffmannsthal und Zweig geschwärmt und auch Max Reinhardt.
    Und für mich ist das alles sehr familiär, weil ich das schon als Kind irgendwie gekannt habe und gelesen habe.
    So ist das für mich auf jeden Fall nichts Fremdes.
    Was reizt Sie am Theater?
    Ist das für Sie eine auf längere Zeit perpetuierte Modenschau?
    Nein, nein, ich sehe das ganz anders.
    Das ist eine Idee, mehr eine Vision von etwas, was vielleicht ganz anders war, aber was man symbolisch auf eine verschiedene Art darstellen kann.
    Ist das das erste Mal, dass Sie für die Salzburger Festspiele arbeiten?
    Ja, in Salzburg habe ich noch nie was gemacht.
    Ich habe, wie gesagt, in Wien die Komödie der Verführung gemacht von Schnitzler, aber in Salzburg habe ich noch nie was gemacht.
    Wie gefällt Ihnen Salzburg?
    Ja, ich meine Salzburg kenne ich gut, ich bin ja als Kind schon gewesen.
    Aber ich habe ja noch nie gearbeitet.
    Ich bin ja nur privat gewesen oder als Gast oder als Zuschauer.
    Wird es eine künftige Zusammenarbeit mit der neuen Direktion Mortier geben?
    Das kann ich nicht beurteilen, das hängt nicht von mir ab.
    Ich habe zum Beispiel gerade in Monte Carlo, weil ich in Monte Carlo lebe, habe ich gerade die Rondine von Puccini angekleidet und die Korse entworfen, weil das eine Oper ist, die zum Beispiel in Monte Carlo 1917 zum ersten Mal gespielt worden ist.
    Und so ist das ganz amüsant.
    Werden Sie in Zukunft öfter fürs Theater arbeiten?
    Reine Zeitfrage und es kommt auch an die Stücke, die man mir vorschlägt, zum Beispiel griechische Tragödien und Schlachtfeld-Szenen und so, das ist nicht mein Stil.
    Ich liebe, wie soll ich sagen, Strauß-Opern, Hoffmannsthal-Stücke, Schnitzler-Stücke und so, das liegt mir mehr.
    Alles, was im Mittelalter spielt, Antiquität und so, das ist nicht mein Fall.
    Warum leben Sie jetzt hauptsächlich in Frankreich?
    Also in Monte Carlo, haben Sie gesagt, oder in Paris?
    Ja, ich habe immer in Frankreich gelebt.
    Ich bin da schon als Kind zur Schule gegangen.
    Da habe ich so gut wie immer gelebt.
    Also Sie haben eine Zeit lang auch in Wien sozusagen eine Dependance gehabt?
    Ja, zwei Jahre, dann ging ich einmal im Monat hin, um an der Hochschule für angewandte Kunst die Modeklasse zu leiten.
    Es war eine amüsante Experienz, aber mir war technisch noch möglich, jeden Monat nach Wien zu kommen.
    Karl Lagerfeld arbeitet für die Salzburger Festspiele, Volkmar Parschalk hat mit dem Designer gesprochen.
    Und jetzt die Mittagschanal noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Sowjetunion.
    Außenminister Besmertnich hat in einem Brief an UNO-Generalsekretär Peres de Coelho angekündigt, dass alle sowjetischen Militärbasen im Ausland geschlossen werden sollen.
    Besmertnich schrieb, die sowjetischen Streitkräfte sollten künftig nur noch innerhalb der Sowjetunion stationiert sein.
    Die bisherige Militärdoktrin Moskaus werde zur Zeit im Sinne der Abrüstung umstrukturiert.
    Besmert nicht betonte, wirkliche Sicherheit könne nur die Abschaffung aller Atomwaffen und anderer Massenvernichtungsmittel parallel zu einem drastischen Abbau der konventionellen Bewaffnung bringen.
    Jugoslawien.
    Die Armee hat dem Staatspräsidium in Belgrad und allen Konfliktparteien eine Frist bis Mitte August gesetzt, um eine politische Lösung für die gegenwärtige Krise zu finden.
    Verteidigungsminister Kadijewitsch sagte, der Generalstab habe sofortige Gespräche vorgeschlagen.
    Erste Verhandlungen sollen schon am Montag in Mazedonien beginnen.
    In Laibach wurde der Rückzug der Bundesarmee als positiver Schritt in Richtung Unabhängigkeit Sloweniens bezeichnet.
    Besorgnis herrscht hingegen in Zagreb.
    Der Oberste Rat Kroatiens, dem Präsident Tudjman und mehrere Minister angehören, hielt eine Krisensitzung ab.
    Es wird vor allem gefordert, dass sich die Armee auch aus Kroatien zurückzieht.
    Türkei.
    Präsident Bush hat nach seiner Ankunft in Ankara eine Aussöhnung zwischen der Türkei und Griechenland verlangt.
    Bush sprach im Besonderen das Zypern-Problem an.
    Der Präsident wird der türkischen Führung eine Botschaft des griechischen Ministerpräsidenten Mitsotakis überreichen, die er bei seinen Gesprächen in Athen erhalten hat.
    Der türkische Staatspräsident Özal begrüßte Bush in Ankara als einen großen Führer der freien Welt.
    Irak.
    Aus dem Nordirak werden wieder Kämpfe zwischen irakischen Regierungstruppen und Kurden gemeldet.
    Über die tatsächliche Zahl der Opfer herrscht Unklarheit.
    UNO-Vertreter in Genf sprachen von bis zu 500 Toten oder Verletzten.
    Die Kämpfe dürfen allerdings wieder abgeflaut sein.
    Die fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates haben Bagdad zum Rückzug der Armee aus den Sumpfgebieten im Süden des Iraks aufgefordert.
    In diese Region haben sich tausende Schiiten geflüchtet.
    Österreich.
    Der künftige Wiener Weihbischof Christoph Schönborn hat sich kritisch mit den Auswirkungen des Zweiten Vatikanischen Konzils auseinandergesetzt.
    Schönborn sagte, das Konzil sei sicher nicht nur Aufbruch, sondern auch Abbruch in vielen kirchlichen Bereichen gewesen.
    Mit dem Erstarrten und Traditionellen seien auch Erfahrung und Lebensweisheit von Jahrhunderten über Bord geworfen worden.
    Das Wetter heute stark bewölkt, einige Regenschauer und Gewitter, im Osten zeitweise sonnig.
    Höchstwerte 21 bis 27 Grad.
    Morgen Sonntag wenig Veränderung, etwas kühler.
    Und damit endet ein Journal, ein Mittagssjournal am Samstag.
    Im Namen aller Mitarbeiter dieser Sendung verabschiedet sich Christel Reis.
    Noch ein schöner Nachmittag, schönes Wochenende.
    Auf Wiedersehen.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1991.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1991.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abzug der Jugoslawischen Bundesarmee aus Slowenien
    Erleichterung in Laibach nach den erbitterten Kämpfen vor drei Wochen und dem Abzug der jugoslawischen Truppen in 90 Tagen. Auch zahlreiches technisches Militärgerät soll aus dem Land geschafft werden. Der Verbleib der Kasernen im Land ist unklar.
    Mitwirkende: Seifried, Gerhard [Gestaltung]
    Datum: 1991.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Slowenien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Buchungssituation in Österreich
    Allgemeine Zufriedenheit mit Buchungslage in Österreich, mitverantwortlich dafür waren die günstig liegenden Feiertage und das gute Wetter.
    Datum: 1991.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Tourismus ; Freizeit ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Österreich
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Stau an den Grenzübergängen im Burgenland
    Einblendung: Passanten
    Mitwirkende: Lindner, Edith [Gestaltung] , Anonym, Passantin, Passant, Passanten [Interviewte/r]
    Datum: 1991.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Tourismus ; Freizeit ; Straßenverkehr ; Umweltverschmutzung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bundesland / Burgenland
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Michalek zu Straßenverkehrsrecht
    Einblendung: Franz Bogner, Kuratorium für Verkehrssicherheit
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Bogner, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1991.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Straßenverkehr ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Christoph Schönborn
    Interview: Christoph Schönborn
    Mitwirkende: Arnim-Ellissen, Hubert [Gestaltung] , Schönborn, Christoph [Interviewte/r]
    Datum: 1991.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Religion ; römisch - katholische Kirche ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Russland-Diskussion um Gewerkschaft
    Chef der Gewerkschaft der Bergarbeiter hatte Mitgliedsbeiträge in großem Stil abgezweigt
    Mitwirkende: Schüller, Christian [Gestaltung]
    Datum: 1991.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Straftaten ; Arbeitnehmerverbände ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Sowjetunion
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Restaurierung in der Engelsburg
    Der Fluchtweg für Päpste zwischen dem Vatikan und der Engelsburg wird restauriert.
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1991.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Bildende Kunst ; römisch - katholische Kirche ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Vatikanstadt
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gespräch mit Karl Lagerfeld
    Interview: Karl Lagerfeld
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Lagerfeld, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1991.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bekleidung und Mode ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1991.07.20
    Spieldauer 00:57:49
    Mitwirkende Reiss, Christl [Gestaltung]
    ORF [Produzent]
    Datum 1991.07.20 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-910720_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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