Auf Laut - Diskussion mit Gästen [2014.11.04]

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Katalogzettel

Titel Auf Laut - Diskussion mit Gästen [2014.11.04]
Titelzusatz Thema: Polyamorie
Spieldauer
Urheber/innen und Mitwirkende Lee, Conny [Moderation]
Datum 2014.11.04 [Aufnahmedatum]
Schlagworte Gesellschaft ; Sexualität ; Radiosendung-Mitschnitt
Typ audio
Format DFMP2 [Dateiformat: MP2]
Sprache Deutsch
Signatur E53-00489_K01, E53-00489 e53-00489
Medienart Mediendatei

Information

Inhalt

FM4 Auf Laut - Das Diskussionsformat am Dienstagabend auf FM4 vertieft Themen anhand von Betrachtungen von Studiogästen und den Erfahrungen anrufender HörerInnen. Thema heute: Polyamorie
Das Prinzip Polyamorie beschreibt eine Form der Liebesbeziehung zu mehr als einem einzelnen Menschen. Es geht hier darum, eine zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen, mit allem, was eben dazu gehört: einander verstehen lernen, aufeinander eingehen, Liebe, Vertrauen, sich zusammenraufen, gegenseitige Erwartungen klären und in langen Gesprächen die gemeinsame Beziehung reflektieren, definieren, ergründen. Das gehört mehr oder weniger zu jeder Liebesbeziehung dazu. Nur dass die Polyamorie diesen Prozess nicht auf eine einzige Person beschränkt.

Menschen, die polyamor leben, können Beziehungen zu mehreren Menschen eingehen. Das wichtigste Prinzip ist dabei immer die Ehrlichkeit. Jemanden mit anderen zu betrügen ist nicht Polyamorie. Alle, die an einer Beziehung beteiligt sind, wissen Bescheid und sind einverstanden. Das ist die unumstößliche Voraussetzung.
Ich will dich nicht teilen

Für viele ist diese Form der Beziehung völlig unvorstellbar, weil sie ihren Partner oder ihre Partnerin "nicht teilen" wollen. Eifersucht ist natürlich auch ein Gefühl, das in polyamoren Beziehungen vorkommt. Allerdings setzt man sich dann intensiv mit diesem Gefühl auseinander, um es zu überwinden. Man geht davon aus, dass Eifersucht auf ein Besitzdenken zurückgeht ("Dieser Mensch gehört mir und ich will ihn mit niemandem teilen!"). Außerdem kommt Eifersucht daher, dass man davon ausgeht, Liebe sei wie ein Glas Milch, das immer weniger wird je mehr davon trinken ("Wenn du jemand anderen auch liebst, liebst du mich um so viel weniger."). Und drittens wird Eifersucht als ein Symptom verstanden, das von Angst und Unsicherheit herrührt ("Wenn du jemand anderen liebst, wirst du mich verlassen und vergessen.").

In polyamoren Beziehungen versucht man also dieses Gefühl zu analysieren, um herauszufinden, was dahintersteckt, um im Endeffekt die Eifersucht zu überwinden. Die Partner bringen füreinander das Vertrauen auf, dass, selbst wenn da jetzt ein anderer Mensch ist, die eigene Beziehung trotzdem nicht an Wert verliert. Das, was in monogamen Beziehungen als Treue verstanden wird - dass man einander nicht betrügt, nicht mit jemand anderem eine Beziehung eingeht -, bezeichnet man in polyamoren Beziehungen als Loyalität. Die Loyalität bedeutet eben, dass man die eine Beziehung nicht einfach fallenlässt, sobald jemand anderer auf der Bildfläche auftaucht, sondern sich nichtsdestoweniger liebt und wertschätzt.

In der Polyamorie gibt es einen Begriff, der der Eifersucht gegenübersteht, nämlich die Mitfreude. Das bedeutet, dass man sich mit dem Partner freut, wenn dieser auch jemand anderen liebt und glücklich ist.
Theorie und Praxis

Das ist die Theorie hinter Polyamorie, die natürlich in der praktischen Umsetzung nicht immer so rational und einfach sein kann. Wir sprechen schließlich immer noch von zwischenmenschlichen Beziehungen. Allerdings wird in polyamoren Beziehungen großer Wert darauf gelegt, die Probleme und Gefühle immer wieder neu miteinander zu besprechen und zu reflektieren. So wie schon jede Zweierbeziehung anders ist, potenziert sich dieser Umstand mit jeder weiteren Person. Deswegen ist jede polyamoröse Beziehung anders und die beteiligten Partner müssen ihre Freiheiten oder auch Regeln individuell festlegen. Das lässt sich selbstverständlich auch über jede traditionelle Zweierbeziehung sagen, allerdings steht die Reflexion der Beziehung in der Polyamorie viel stärker im Fokus, da man sich nicht an den Konventionen oder gesellschaftlichen Richtlinien, die für monogame Beziehungen gelten, orientieren will, sondern seine eigenen Wege finden möchte. Es kann also sein, dass beide mehrere Partner haben, oder nur einer von beiden, oder dass drei Leute sich gegenseitig lieben, oder dass eine Person in der Beziehung selbst nicht polyamor ist, aber damit klarkommt, dass die andere Person es ist. Die Varianten sind unbegrenzt.

Polyamorie stößt immer wieder auf Unverständnis, weil sich viele nicht vorstellen können, dass sie oder ihr/e Partner/in mit mehreren Menschen gleichzeitig eine Beziehung eingehen. Andere können sich aber auch nicht vorstellen, polyamor zu leben, weil es natürlich mit erhöhtem Aufwand zusammenhängt. Wieder andere lehnen Polyamorie ab, weil sie vielleicht ganz andere Vorstellungen davon haben, wie diese Beziehungen aussehen.
FM4 Auf Laut: Polyamorie

Aber schaut die Realität aus? Wie lebt es sich tatsächlich in eine polyamoren Beziehung? Wie sieht der Alltag aus? Mit was für Problemen ist man konfrontiert und wie einfach oder schwierig lässt sich die obige Theorie wirklich umsetzen?

Diesen Fragen wollten wir am Dienstag in FM4 Auf Laut auf den Grund gehen. Ab 21 Uhr im Radio und danach für sieben Tage zum Anhören unter fm4.orf.at/7tage.
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