Private Alltagsdokumentation ; Sammlung V (Jahrgang 1935) #‍43

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Katalogzettel

Titel Private Alltagsdokumentation ; Sammlung V (Jahrgang 1935) #‍43
Titelzusatz Persönliches Interview #‍2 zu der Videotätigkeit.
Spieldauer
Urheber/innen und Mitwirkende M.V. [Interviewte/r]
Grundei, Stephan [Interviewer/in] [GND]
Datum 2016.04.07 [Aufnahmedatum]
Ort Wien, Hietzing [Aufnahmeort]
Schlagworte Gesellschaft ; Interview ; Familie ; Reise ; Geschichtswissenschaft ; Unveröffentlichte Aufnahme
Örtliche Einordnung Österreich
Wien
21. Jahrhundert - Nullerjahre
Typ audio
Format DFMP3 [Dateiformat: MP3]
DFWAV [Dateiformat: Broadcast WAV]
Sprache Deutsch
Signatur e12-00420_K01, e12-00420_or, e12-00420
Medienart Mediendatei

Information

Inhalt

Interview V. e12-00420:
I: Ich möchte jetzt auch ein bisschen konkreter auf ein bestimmtes Genre, dass sie gefilmt haben. Und zwar möchte ich fragen: Warum haben sie Reisen gefilmt?
V: Hmmm. Ja, damals hat es ja eigentlich noch keine Reise berichte oder Reise –es gab auch kein Fernsehen – und meine ganze Familie, die kaum wo hingekommen ist, waren irrsinnig neugierig immer. Wenn ich von der Maturareise zurückkam und wie es war. Oder man hat einen Ausflug gemacht und eine Wanderung und die anderen konnten nicht mit. Die haben sich immer schon gefreut auf meine Filme. Das war immer ein Familienfest. Die Leinwand musste man aufziehen und dann musste es finster sein und mit dem Projektor das Geräusch, das verursacht hat, war ja auch schon spannend. Und eigentlich habe ich immer große Aufmerksamkeit erlebt bei meinem Filmen – muss ich auch sagen. Oder hat die ganze Familie aus Sympathie applaudiert oder haben sie sich auch selber gerne gesehen, vor allem auch. Das war schon ein Erlebnis jedes Mal. Und die Geburtstagsfeste, also da hat es ja einiges gegeben. Oder man ist aufs Land gefahren. Die Schwiegereltern waren aus der Weinbaugegend. Dort war die Weinlese. Das waren ja Ereignisse. Für mich als Großstadtkind war eine Weinlese schon einmal ein Abenteuer. Und dabei zu sein. Nein, ich Schuhe und Stiefeln alleine. Wie es da ausgeschaut hat. War alles interessant. Aber ich habe immer gerne die Detailaufnahmen auch schon damals gemacht. So wie wenn ich fotografiert hätte, um es dann jemanden zu zeigen.
I: Ich werde dann gleich auch in dieser Hinsicht nachfragen. Zuerst möchte ich aber noch auf das Thema Reise bzw. Wegfahren bzw. Ausflug. Aber was macht für sie eine Reise zur Reise?
V: Ja, jede Reise ist ja wie ein spannendes Abenteuer Man erlebt und sieht ständig was Neues und was anderes. Und man war oft gar nicht so vorbereitet. Ich war noch nie…Ich weiß, die Maturareise ging bei uns nach Bozen und Meran und das war schon eine Sensation und mit den Eltern sind wir damals einmal in Salzburg gewesen. Schloss Hellbrunn und diese Wasserspiele und das alles war dermaßen spannend. Und das plätschern und das Wasser und die Bewegung. Also das war alles interessant und eben für die Kamera zum Filmen genau richtig. Das kann man mit einem Foto ja nie festhalten.
I: Also was – sie haben schon das Abenteuer angesprochen – was wären so typische oder welche Eigenschaften bzw. Charakteristika sollte eine Reise für sie aufweisen?
V: Es muss was neues sein,, auf jeden Fall. Es muss was neues sein, es muss interessant ein, dass man irgendwas wieder kennenlernt. Das Land und die Leute und die Menschen und die Gebräuche und oder ein fest. Auf jeden Fall irgendetwas besonderes, was man zu Hause im Alltag nicht erleben kann.
I: Und als Anschlussfrage: Ab wann wäre eine Reise dementsprechend filmenswert?
V: Ich glaube die allerkleinste Reise kann interessant s ein. Alleine wenn man nach Schönbrunn geht oder in den Tiergarten sind ja schon genug Motive vorhanden. Man muss gar nicht weiß Gott wo in die weite Welt hinaus. Inzwischen tut man es ja auch, dass man rundherum reisen kann. Aber das war damals nach dem Krieg, alles nicht so üblich. Das hat sich erst im Lauf der Zeit entwickelt. Gott sei Dank bin ich da mitgeschwommen – mehr oder weniger – mit der Entwicklung und dem Fortschritt.
I: Wir kommen jetzt speziell zu den Reisevideos, die wir digitalisiert ahben. Es geht jetzt in den nächsten 2, 3 Fragen um die Eigenschaft von Reisevideos. Also was macht für sie ein gelungenes Reisevideo aus bzw was macht eine Resiedokumentation zur Reisedokumentation?
V: Ja, man muss da schon der Reihe nach vorgehen und es können die Reisevorbereitungen dazukommen. Wenn man Führer hat oder Landkarten, dass man die schon von vornherein schon ein bisschen zeigt oder die Reiseroute auf der Landkarte einzeichnet und dann gibt es ja immer einen Reiseleiter. Den lass ich dann natürlich auch gerne zu Wort kommen auch. Nur man wirft mir vor, ich lasse die Leute nicht ausreden. Das würde zu lange dauern. Ursprünglich komme ich ja vom Stummfilm. Beim Stummfilm war das sowieso nicht möglich. Weder selber sprechen, noch die Gespräche aufzunehmen. Dadurch bin ich jetzt beim digitalisierten Aufnehmen auch genau dort, dass ich niemanden ausreden lasse, weil das dauert zu lange. Es werden halt kurze Szenen aber dafür viele.
I: Was war Ihnen bei der Reisedokumentation wichtig? Was sollte abgebildet werden?
V: Ich habe immer die Ankunft gleich einmal aufgenommen. So den ersten Eindruck und der erste Eindruck ist ja besonders interessant und faszinierend. Nach zwei, drei Tagen ist das alles zur Gewohnheit geworden und dann sieht man das womöglich gar nicht. Also für mich war der erste Eindruck immer, dass man sehr aufmerksam sein musste, sofort aufnehmen weil im nächsten Moment war es dann vergessen oder alltäglich geworden – mehr oder weniger.
I: Ich möchte im nächsten Fragenkomplex zu der Frage gehen: Der Film, die Filmerin als Regisseur, Regisseurin – als Übertitel. Haben sie andere Personen bei ihren Reisevideos inszeniert bzw für ihre Videos eingesetzt?
V: Oja , ich habe meine Freunde dann jeweils eingeteilt, dass sie irgendwo stehen oder gehen oder genau in diese Richtung schauen oder womöglich was zeigen sollen und wie hinweisen, was besonders wichtig ist. Später dann natürlich, habe ich sie Erklärungen sagen lassen, wo wir gerade sind und warum und weshalb aber – wie gesagt – beim Stummfilm war das ohnedies nicht möglich. Da waren die Bilder wichtiger. Das sich die Straßennamen aufgenommen habe und ein Ortsschild oder das Wahrzeichen und so weiter, damit man auch erraten kann, wo man ungefähr ist. Ohne das man reden hat müssen oder man hat ja nicht können.
I: Jetzt in der Videozeit. Haben sie beim Filmen selber mitkommentiert?
V: Schaff ich immer nicht – Gelächter -. Das schaff ich nicht. Das bin ich leider über Jahrzehnte nicht gewohnt. Aber es ist dann so, dass ich zu einer Freundin sag: du pass auf, jetzt sag vielleicht was da, die Jahreszahl die dazugehört oder ich lass den Reiseleiter sprechen und nehme die Sequenzen auf, die er genau dann wissenschaftlich oder begründen kann, weshalb, warum und wieso es dort besonders interessant ist.
I: Haben sie auch andere Leute filmen lassen bzw. wenn ja, zu welchem Zweck?
V: Jaja manchmal und sehr wenig. Weil das ist meistens schief gegangen. Ich war dann jeweils unglücklich weil mir um jeden Filmmeter leid getan hat, der sozusagen nicht zum Brauchen war – mehr oder weniger. Auch bei den Hochzeiten hab ich die Kamera nicht aus der Hand gegeben. Es hätte Leute gegeben, die sie nicht einmal nehmen wollten, mehr oder weniger .Ich habe sie dann schon im Verwandtenkreis jemanden, der sie unbedingt haben wollte, gegeben, aber es ist nie was Gescheites herausgekommen - Leider.
I: Inwiefern haben sie sich selber abgebildet?
V: Wenn ich so bei spiegel den Flächen vorbeigekommen bin – bei einer Auslage, oder wenn das Licht gerade so nett einfällt, dann habe ich mir gedacht: da mache ich ein Selfie. Einfach nur mir mit der Kamera aufzunehmen, das gelingt mit jetzt in letzter Zeit immer wieder, weil ich schon darauf warte, dass sich sowas ereignet und so wie die Kinder heutzutage alle diese Selfies machen, denk cih mir, ich versuch das und kann das vielleicht auch. Und es geht ja manchmal sogar.
I: Als letzte Frage und Übergang zur nächstem Fragenkomplex: Für welche Zielgruppe wurde gefilmt?
V: Ja, eigentlich nur für mich und meine Freunde und Familie und Kinder. Auch für die Kinder. Die Kinderfilme waren ja immer so dann ein Mordstheater, wenn sich die Kinder selber sehen konnten und da waren sie höchst interessiert. Und man hat auch manchmal was korrigieren können. So das man gesagt hat: hearst, das war nicht richtig, schau wie schlecht du dort stehst oder ich habe sie laufen oder springen lassen oder schwimmen und so weiter. Und dann hat man genau auch einen Fehler gesehen und darauf hinweisen, können das das beim nächsten Mal besser klappt. Die Schwimmfehler von den Kindern hat man ja schön sehen können. Ob sie es dann wirklich – oja ich glaube sie haben es berücksichtigt, ist eh klar, wenn man sie darauf aufmerksam macht. Aber es war richtig spannend manchmal mit den Kindern. Und sie waren auch immer neugierig. Kinder kann man dann auch begeistern für die Filmerei, wenn sie die Hauptdarsteller sind, mehr oder weniger.
I: Und gerade bei Reeise. War das Publikum bei Reisefilmen bzw Reisevideos…
V: Bei Reisen war es ja auch so, dass immer andere Leute auch Kameras hatten und dann hat man natürlich geschaut: wo steht der? Ah, der steht dort was? Aber manchmal haben sie sich dann hinter mich gestellt, weil ich auch einen guten Blick oder eine andere Perspektive hatte. Sodass wir dann gegenseitig schon geschaut haben: ah da ist der beste Platz, für den besten Blick, für die Aussicht und so weiter. Das war immer dann auch ein Zusammenspiel dann auch mit den Leuten die auch Kameras hatten. Muss ich schon sagen. Ja, war interessant.
I: Ein nächster Fragenkomplex. Es geht um die Rezeption der Videos. Wie oft haben sie die Videos angesehen bzw mit wem haben sie die Videos angesehen?
Ich komme oft gar nicht dazu, dass ich sie mir selber anschauen. Aber das sind dann Reisebegleiter oder meine Freunde die dann kommen….
(Kuckucksuhr)
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