Alte Heimat Kärnten - ein Roadmovie von Friedrich Orter

Mediathek

Dieses Medium ist Teil des Gesamtwerks Menschen & Mächte

Katalogzettel

Titel Alte Heimat Kärnten - ein Roadmovie von Friedrich Orter
Urheber/innen und Mitwirkende Orter, Friedrich [Gestaltung] [GND]
ORF 2 [Sendeanstalt]
Datum 2019.06.06 [Sendedatum]
Schlagworte Gesellschaft ; Dokumentation ; TV-Mitschnitt
Örtliche Einordnung Kärnten
Typ video
Format DFMPG [Dateiformat: MPG]
Sprache Deutsch
Signatur E52-13546
Gesamtwerk/Reihe Menschen & Mächte

Information

Inhalt

Genau vor 100 Jahren, am 6. Juni 1919, besetzten Truppen des Königreiches Jugoslawien die Stadt Klagenfurt, um ihre Gebietsansprüche auf die slowenisch-sprachigen Teile Süd- und Südostkärntens neuerlich militärisch durchzusetzen. Auf Befehl der Siegermächte mussten sie sich jedoch wieder zurückziehen. Die Besetzung Klagenfurts war der Höhepunkt bewaffneter Konflikte zwischen den Kärntner Abwehrkämpfern und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen um die Südgrenze.

Spurensuche in der eigenen Heimat
100 Jahre nach dem Kärntner Abwehrkampf, dem geschichtsträchtigen Mythos der Kärntner Seele, begibt sich der ehemalige ORF- Kriegsreporter Friedrich Orter auf Spurensuche in seine eigene Heimat. Er reist in der Beifahrermaschine eines schönen alten Motorrades, gesteuert von Heinz Schottak. Optisch dokumentiert und visualisiert vom international tätigen Kameramann Stephan Mussil.

Ein sehr persönlich gehaltenes Roadmovie mit tiefen Einblicken in ein Land, das alten Klischees heute nicht mehr entspricht, auch wenn der Kärntner Historiker Hellwig im ORF-Interview meint: „Es fehlt in Kärnten ein selbstbewusstes Bauern- und Bürgertum, es fehlt auch eine selbstbewusste Arbeiterschaft, möglicherweise eine Folge der wirtschaftlichen Schwäche des Landes.“

„Karawanken-Flüchtling“
Orter, seit seiner Wiener Studienzeit ein „Karawanken-Flüchtling“, trifft in den Orten seiner Jugend auf ein auch mental verändertes Land, das mit verklärter Deutschtümelei nicht mehr viel anzufangen weiß. In seiner engeren Heimat, dem Lavanttal, besucht Orter mit seinem ehemaligen Schulkollegen Peter Simonischek das Stiftgymnasium St. Paul, in dessen Konvikt der 2016 mit dem „Europäischen Filmpreis“ Ausgezeichnete seine ersten Bühnenauftritte feierte.

„Die große Masse will keinen Streit mehr...“
Nach den polarisierenden Haider-Jahren herrscht im Land, wo man laut Landeshymne „mit Blut die Grenze schrieb“, ein neues Klima, wie die offen zur Schau gestellte Eintracht ehemals politischer Gegner bestätigt. Marjan Sturm, der langjährige Obmann des Zentralverbandes slowenischer Organisationen in Kärnten, sagt heute: „Die große Masse will keinen Streit mehr. Ich merke schon, wenn ich auf die Straße gehe, gibt es einen großen Unterschied. Vor 20 Jahren habe ich gemerkt, wenn Blicke töten könnten, wäre ich einige Tode gestorben.“

Zu diesem Stimmungswandel trug auch die 2011 ausgehandelte Lösung des Ortstafel-Konflikts wesentlich bei. „Natürlich wird es immer Randgruppen geben, die mit dem Weg der Versöhnung nicht einverstanden sind“, meint der Obmann des Kärntner Heimatdienstes Josef Feldner, heute gemeinsam mit Sturm Proponent eines Versöhnungswerkes. Der Abwehrkampf, der von Kärntnern mitgetragene Überfall Hitler-Deutschlands auf Jugoslawien 1941, die brutale Annexion von Teilen Sloweniens an Kärnten, die Verfolgung der slowenischen Minderheit und der Partisanenkrieg - die Aufarbeitung dieser zum Teil verdrängten Geschichte hat begonnen.

Gespräche über die „Alte Heimat“
Über seine „Alte Heimat“ und deren Verwandlungsprozesse führte Friedrich Orter auch Gespräche mit dem Maler Manfred Bockelmann, dem Bruder von Udo Jürgens, aber auch mit dem österreichischen Spitzendiplomaten Wolfgang Petritsch, dem jungen Zeithistoriker Alexander Verdnik, dem Film- und Theater-Regisseur Bernd Liepold-Mosser, dem Autor Josef Winkler, der Schriftstellerin Anna Baar und dem Komponisten und Saxophon-Virtuosen Edgar Unterkirchner.
Mediathek Logo