König Ottokars Glück und Ende

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Im 13. Jahrhundert ermöglichte es das Fehlen einer starken Zentralgewalt im Deutschen Reich dem Böhmenkönig Ottokar II., sich durch Heirat, Erbverträge und Kriege ein mächtiges Reich zu schaffen, das auch einen großen Teil des heutigen Österreich umfasste. Diese österreichischen Lande nahm ihm der zum deutschen Kaiser gekürte Rudolf von Habsburg in der Schlacht von Dürnkrut, in der Ottokar ums Leben kam, ab und schuf sich damit die Hausmacht, die ihm bis dahin gefehlt hatte.
Grillparzer nährte mit seinem Trauerspiel über den Fall des Böhmenkönigs und den Triumph des Habsburgers den Habsburger-Mythos und schuf mit dem Österreich-Lob des Ottokar von Hornek so etwas wie ein Nationalgedicht. Genau das machte „König Ottokar“ in der Vergangenheit zu einem der beliebtesten Grillparzerdramen, genau das macht es für uns zu einem der sperrigsten. Grillparzers Absicht war es dabei offenbar weniger gewesen, ein österreichisches Nationalepos zu schaffen, als die Phänomene Macht und Hybris zu thematisieren. Napoleon war es, der ihn fasziniert hatte, die Ähnlichkeiten, die er zwischen Napoleon und Ottokar entdeckte, ermöglichten es ihm, der Zeitgeschichte auszuweichen und ins unverfänglichere Mittelalter zurückzugehen. Bei Stückbeginn steht die Hauptfigur bereits am Höhepunkt ihrer Karriere, ein offenbar talentierter, kluger und charismatischer Politiker hat den Aufstieg geschafft und die Macht errungen, sein Reich nach seinen Vorstellungen zu ordnen. Was bringt ihn dazu, blind und blindwütig zu werden? Sind es Irrtümer, Fehler und Charakterschwächen von Einzelnen, die Macht so häufig in Tyrannei umschlagen lassen? Oder kreiert Macht unausweichlich Hybris, Selbstüberschätzung und Realitätsverlust? Ist sie eine Droge, von der der Süchtige immer mehr braucht, die ihn schließlich zerstört, oder kann Macht vernünftig und human ausgeübt werden? Ein unverändert aktuelles Thema.
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