Don Juan kommt aus dem Krieg

Mediathek

Dieses Medium ist nur vor Ort im Publikumsbetrieb der Österreichischen Mediathek verfügbar.

Information

Inhalt

„… Ich habe es mir also erlaubt, einen Don Juan unserer Zeit zu schildern. Scheinbar gehört zwar auch dieser Don Juan bereits der Vergangenheit an, denn er starb während der großen Inflation 1919–23, also in einer Zeit, in der sich im banalsten Sinn alle Werte verschoben haben. Es ist aber nur eine scheinbar vergangene Zeit, denn von einer etwas höheren Warte aus gesehen, leben wir noch immer in der Inflation, und es ist nicht abzusehen, wann sie zu Ende gehen wird …
Don Juan sucht immer die Vollkommenheit, also etwas, was es auf Erden nicht gibt. Und die Frauen wollen es ihm, und auch sich selbst, immer wieder beweisen, dass er alles, was er sucht, auf Erden finden kann. Erst da sie es schaudernd ahnen, dass er nicht das Leben sucht, sondern sich nach dem Tode sehnt, schrecken sie vor ihm zurück. Die tragische Schuld des Don Juan ist, dass er seine Sehnsucht immer wieder vergisst oder gar verhöhnt, und so wird er zum zynischen Opfer seiner Wirkung, aber nicht ohne Trauer.“ (Ödön von Horváth)
Horváth schildert Don Juans Reise durch die Zeit der Inflation des Geldes, der Moral, der Wertvorstellungen; durch eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, der radikalen Veränderungen. Verändert findet der Kriegsheimkehrer auch die Frauen. Immer noch voll Sehnsucht nach dem metaphysischen Verführer, doch inzwischen mehr und mehr Verführerinnen als Verführte, mehr und mehr bereit zu nehmen als genommen zu werden.
Horváths magische Schilderungen der kleinen zwischenmenschlichen Verletzungen verbinden sich in diesem Schauspiel aus dem Jahr 1935 zu einem großen Entwurf über schicksalsträchtige Jahre.
Mediathek Logo