Das Porträt: Margarete Schütte-Lihotzky (1-4)

Die "Frankfurter Küche", als neues Paradigma einer Reorganisation der Hauswirtschaft in den Zwanzigerjahren, ist weltbekannt. Ihre Schöpferin, die 1897 in Wien geborene Architektin Margarete Schütte-Lihotzky hat dagegen nur in Fachkreisen die ihr zustehende Berühmtheit. Das hängt auch damit zusammen, daß die Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich keine angemessenen Wirkungsmöglichkeiten auf ihrem Spezialgebiet, dem sozialen Wohnbau erhielt. Auch offizielle Ehrungen kamen spät: 1980 der Architekturpreis der Stadt Wien, 1987 die Ehrenmitgliedschaft der Hochschule für Angewandte Kunst und 1989 das Ehrendoktorat der Technischen Universität Graz. Vieles kann nur als später Wiedergutmachungsversuch an einer Frau angesehen werden, deren Architekturkonzept den "ganzen" Menschen und seine soziale Umwelt berücksichtigte. Funktionalismus, als wesentlicher Beitrag zur Architektur dieses Jahrhunderts, bedeutete bei ihr nicht nur Reduktion auf bloße Fuktionen, sondern (ästhetische) Gestaltung des Raumes nach Kriterien einer zukunftorientierten, die Emanzipation fördernden Lebensführung. Dazu gehören Raummodelle einer zeitgemäßen Kindererziehung, eine Verbesserung der Wohnsituation nach sozialen Modellen und die Einführung typisierter Standards im Wohnungswesen. (orf)