Die Mehrheit ist gegen uns - Die Situation der Intellektuellen in Österreich

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Die Mehrheit ist gegen uns – Die Situation der Intellektuellen in Österreich
(1) Wer sind die Intellektuellen , (2) Die Ausgebürgerten
Mitwirkende: Schuh, Franz [Gestaltung] , Lahner, Sylvia [Gestaltung] , Friedl, Fritz [Sprecher/in] , Groll, Florentin [Sprecher/in] , Jeannée, Michael [Interviewte/r] , Dvorak, Johann [Interviewte/r] , Haslinger, Josef [Interviewte/r] , Leser, Norbert [Interviewte/r] , Luhmann, Niklas [Interviewte/r] , Scharang, Michael [Interviewte/r] , Pataki, Heidi [Interviewte/r] , Münz, Rainer [Interviewte/r] , Evers, Adalbert [Interviewte/r] , Teuber, Charlotte M. [Interviewte/r]
Datum: 1989.05.22 [Sendedatum] 1989.05.23 [Sendedatum]
Schlagworte: Bildung ; Radiosendung-Mitschnitt
Typ: audio
Signatur: 6-26494_b, 6-26494_a
Inhalt: Priesterherrschaft oder Avantgarde? Es ist sehr schwierig zu definieren,wer eigentlich "die Intellektuellen" sind. Sind es Leute, die sogenannte intellektuelle Berufe ausüben - Richter, Ärzte, Lehrer und dergleichen? Die Geschichte des Begriffs hat eine andere Definition: Intellektuelle sind danach Leute, die auf ihrer Wahrheitssuche in Schwierigkeiten mit den Vertretern der etablierten Mächte und Meinungen geraten. Mit dieser Definition will nicht gesagt sein, daß ein Establishment in vorhinein gegenüber den Intellektuellen im Unrecht ist, sondern nur, daß "der Intellektuelle" erst in solchen öffentlich ausgetragenen Konflikten entsteht. Diese Konflikte können sehr weit gehen. Sowohl die französische Revolution als auch die Russische wäre ohne die Mitwirkung der Intellektuellen schwer denkbar gewesen. Aber Intellektuelle sind - auch wenn sie sich darin selbst gefallen - nicht notwendigerweise revolutionär. Sie sind ja, sowie sie Konflikte verschärfen können, auch in der Lage, Konflikte zu verschleiern. Aber heute fragt es sich überhaupt, ob nicht auch die Protestkultur der Intellektuellen längst schon eine sehr herrschaftliche Attitude einer Kaste geworden ist. (orf) , Die Ausgebürgerten oder: Österreichs verstaatlichte Intelligenz. Schon in der ersten Sendung stellte sich beim Versuch, den Begriff "Intellektueller" zu definieren heraus, daß bei allen Gemeinsamkeiten doch sehr starke nationale Unterschiede etwa zwischen amerikanischen, russischen und bundesdeutschen Intellektuellen bestehen. In der BRD waren es besonders der Soziologe Jürgen Habermas und seine Schüler, die auf die "institutionalisierung der Intellektuellenrolle" als einen Zeichen der westlichen Demokratie hinwiesen. Die Intellektuellen Debatten wie z.B. der "Historikerstreit" geben der Öffentlichkeit fundierte Orientierungshilfe in nationalen Fragen und sind so ein Teil der demokratischen Kontrolle. In Österreich kann davon keine Rede sein. Hier, so die These des Sozialwissenschaftler Adalbert Evers, hätte sich keine zivile Intelligenz entwickelt. Unter zivil ist eine bürgerliche, also vom Staat und seinen Institutionen unabhängige Intelligenz gemeint. Die österreichischen Intellektuellen sind Universitätsangestellte, sind in der Arbeiterkammer beschäftigt oder sie arbeiten an Projekten für wissenschaftliche Institute,die wiederum nur staatliche Geldquellen haben. Aus dieser Nähe zum Staat ensteht die eigentümliche Isolation der österreichischen Intellektuellen, die sich in ihren Abhängigkeiten zusätzlich noch selber blockieren, und die so kaum Vorschläge zur Verbesserung von Staat und Gesellschaft machen können. (orf)
Die Mehrheit ist gegen uns – Die Situation der Intellektuellen in Österreich
(3) Die Opposition der Künstler
Mitwirkende: Schuh, Franz [Gestaltung] , Lahner, Sylvia [Gestaltung] , Friedl, Fritz [Sprecher/in] , Groll, Florentin [Sprecher/in] , Jeannée, Michael [Interviewte/r] , Zykan, Otto M. [Interviewte/r] , Gerstl, Elfriede [Interviewte/r] , Patak, Heidi [Interviewte/r] , Haslinger, Josef [Interviewte/r] , Scharang, Michael [Interviewte/r] , Leser, Norbert [Interviewte/r] , Baier, Lothar [Interviewte/r]
Datum: 1989.05.24 [Sendedatum]
Schlagworte: Bildung ; Publizierte und vervielfältigte Aufnahme
Typ: audio
Signatur: 6-26495_a
Inhalt: Wo die Rolle der Intellektuellen nicht institutionalisiert - d.h. nicht als konstruktiv für die Demokratie anerkannt - ist, dort kommt es sehr leicht zu Konflikten. Ein derartig absoluter Gegensatz, wie er zwischen der breiten Öffentlichkeit und Thomas Bernhard im Fall seines Stückes "Heldenplatz" entstanden ist, wäre wohl in anderen Ländern mit bürgerlich parlamentarischer Demokratie nicht denkbar. Nicht zuletzt an diesem Konflikt zeigt sich aber auch die grundsätzliche Schwäche der österreichischen Intellektuellen. Die einen, die Theoretiker, sind so nahe an der Politik, und die Anderen, die Künstler, sind so fern von ihr, daß beide die Chance nicht wahrnehmen können, eine unabhängige politisch-reformistische Rolle zu spielen. Die österreichischen Künstler sind im wesentlichen eine fundamentalistische Opposition, und wenn es nicht geling sie zu übersehen oder zu dekorativen Zwecken auszustellen, dann erweist sich die breite österreichische Öffentlichkeit aggressiv erstaunt darüber, in welchem Gegensatz die einheimischen Intellektuellen und Künstler sich zu ihr befinden. (orf)
Die Mehrheit ist gegen uns - Die Situation der Intellektuellen in Österreich
(1) Wer sind die Intellektuellen , (2) Die Ausgebürgerten
Mitwirkende: Schuh, Franz [Gestaltung] , Lahner, Sylvia [Gestaltung] , Friedl, Fritz [Sprecher/in] , Groll, Florentin [Sprecher/in] , Jeannée, Michael [Interviewte/r] , Dvorak, Johann [Interviewte/r] , Haslinger, Josef [Interviewte/r] , Leser, Norbert [Interviewte/r] , Luhmann, Niklas [Interviewte/r] , Scharang, Michael [Interviewte/r] , Pataki, Heidi [Interviewte/r] , Münz, Rainer [Interviewte/r] , Evers, Adalbert [Interviewte/r] , Teuber, Charlotte M. [Interviewte/r]
Datum: 1989.05.22 [Sendedatum] 1989.05.23 [Sendedatum]
Schlagworte: Bildung ; Radiosendung-Mitschnitt
Typ: audio
Signatur: 9-10526
Inhalt: Priesterherrschaft oder Avantgarde? Es ist sehr schwierig zu definieren,wer eigentlich "die Intellektuellen" sind. Sind es Leute, die sogenannte intellektuelle Berufe ausüben - Richter, Ärzte, Lehrer und dergleichen? Die Geschichte des Begriffs hat eine andere Definition: Intellektuelle sind danach Leute, die auf ihrer Wahrheitssuche in Schwierigkeiten mit den Vertretern der etablierten Mächte und Meinungen geraten. Mit dieser Definition will nicht gesagt sein, daß ein Establishment in vorhinein gegenüber den Intellektuellen im Unrecht ist, sondern nur, daß "der Intellektuelle" erst in solchen öffentlich ausgetragenen Konflikten entsteht. Diese Konflikte können sehr weit gehen. Sowohl die französische Revolution als auch die Russische wäre ohne die Mitwirkung der Intellektuellen schwer denkbar gewesen. Aber Intellektuelle sind - auch wenn sie sich darin selbst gefallen - nicht notwendigerweise revolutionär. Sie sind ja, sowie sie Konflikte verschärfen können, auch in der Lage, Konflikte zu verschleiern. Aber heute fragt es sich überhaupt, ob nicht auch die Protestkultur der Intellektuellen längst schon eine sehr herrschaftliche Attitude einer Kaste geworden ist. (orf) , Die Ausgebürgerten oder: Österreichs verstaatlichte Intelligenz. Schon in der ersten Sendung stellte sich beim Versuch, den Begriff "Intellektueller" zu definieren heraus, daß bei allen Gemeinsamkeiten doch sehr starke nationale Unterschiede etwa zwischen amerikanischen, russischen und bundesdeutschen Intellektuellen bestehen. In der BRD waren es besonders der Soziologe Jürgen Habermas und seine Schüler, die auf die "institutionalisierung der Intellektuellenrolle" als einen Zeichen der westlichen Demokratie hinwiesen. Die Intellektuellen Debatten wie z.B. der "Historikerstreit" geben der Öffentlichkeit fundierte Orientierungshilfe in nationalen Fragen und sind so ein Teil der demokratischen Kontrolle. In Österreich kann davon keine Rede sein. Hier, so die These des Sozialwissenschaftler Adalbert Evers, hätte sich keine zivile Intelligenz entwickelt. Unter zivil ist eine bürgerliche, also vom Staat und seinen Institutionen unabhängige Intelligenz gemeint. Die österreichischen Intellektuellen sind Universitätsangestellte, sind in der Arbeiterkammer beschäftigt oder sie arbeiten an Projekten für wissenschaftliche Institute,die wiederum nur staatliche Geldquellen haben. Aus dieser Nähe zum Staat ensteht die eigentümliche Isolation der österreichischen Intellektuellen, die sich in ihren Abhängigkeiten zusätzlich noch selber blockieren, und die so kaum Vorschläge zur Verbesserung von Staat und Gesellschaft machen können. (orf)
Die Mehrheit ist gegen uns - Die Situation der Intellektuellen in Österreich
(3) Die Opposition der Künstler
Mitwirkende: Schuh, Franz [Gestaltung] , Lahner, Sylvia [Gestaltung] , Friedl, Fritz [Sprecher/in] , Groll, Florentin [Sprecher/in] , Jeannée, Michael [Interviewte/r] , Zykan, Otto M. [Interviewte/r] , Gerstl, Elfriede [Interviewte/r] , Patak, Heidi [Interviewte/r] , Haslinger, Josef [Interviewte/r] , Scharang, Michael [Interviewte/r] , Leser, Norbert [Interviewte/r] , Baier, Lothar [Interviewte/r]
Datum: 1989.05.24 [Sendedatum]
Schlagworte: Bildung ; Radiosendung-Mitschnitt
Typ: audio
Signatur: 9-10527
Inhalt: Wo die Rolle der Intellektuellen nicht institutionalisiert - d.h. nicht als konstruktiv für die Demokratie anerkannt - ist, dort kommt es sehr leicht zu Konflikten. Ein derartig absoluter Gegensatz, wie er zwischen der breiten Öffentlichkeit und Thomas Bernhard im Fall seines Stückes "Heldenplatz" entstanden ist, wäre wohl in anderen Ländern mit bürgerlich parlamentarischer Demokratie nicht denkbar. Nicht zuletzt an diesem Konflikt zeigt sich aber auch die grundsätzliche Schwäche der österreichischen Intellektuellen. Die einen, die Theoretiker, sind so nahe an der Politik, und die Anderen, die Künstler, sind so fern von ihr, daß beide die Chance nicht wahrnehmen können, eine unabhängige politisch-reformistische Rolle zu spielen. Die österreichischen Künstler sind im wesentlichen eine fundamentalistische Opposition, und wenn es nicht geling sie zu übersehen oder zu dekorativen Zwecken auszustellen, dann erweist sich die breite österreichische Öffentlichkeit aggressiv erstaunt darüber, in welchem Gegensatz die einheimischen Intellektuellen und Künstler sich zu ihr befinden. (orf)

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Titel Die Mehrheit ist gegen uns - Die Situation der Intellektuellen in Österreich
Urheber/innen und Mitwirkende SHB [Produzent]
Schlagworte Bildung ; Radiosendung-Mitschnitt
Typ audio

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