Mitwirkende:
Torneck, Harro [Komponist/in]
, Reed, Henry [Text]
, Schröder-Jahn, Fritz [Regie]
, Riphahn, Marlene [Darsteller/in]
, Westphal, Gert [Darsteller/in]
, Baas, Balduin [Darsteller/in]
, Timpe, Friedrich-Wilhelm [Darsteller/in]
, Sinjen, Sabine [Darsteller/in]
, Wiedemann, Elisabeth [Darsteller/in]
, Friedrich, Gerhard [Darsteller/in]
, Friedrichsen, Uwe [Darsteller/in]
, Amann, Dorit [Darsteller/in]
, Feudell, Karl Friedrich [Darsteller/in]
, Paetsch, Hans [Darsteller/in]
, Bünte, Gerhard [Darsteller/in]
, Klam, Walter [Darsteller/in]
, Wegener, Jo [Darsteller/in]
, Bürger, Marita [Darsteller/in]
, Reuter, Alexander [Darsteller/in]
, Marks-Rocke, Annemarie [Darsteller/in]
, Johannes, Albert [Darsteller/in]
, Hansen, Kurt Heinrich [Übersetzer/in/Dolmetscher/in]
Datum:
1966 [Produktionsdatum]
1966.08.24 [Erst-Sendedatum]
1978.12.02 [Sendedatum]
| Schlagworte: |
Literatur
;
Hörspiel
;
Radiosendung-Mitschnitt
|
Typ:
audio
Inhalt:
Über die sonnenheißen Straßen und Plätze der toten Stadt am Fuß des Vesuv wandern die Fremden. Alle Geheimnisse scheinen ihrer Neugier zugänglich, von Archäologen ans Licht gezogen, von Fremdenführern an den Mann gebracht. Doch die dunkel raunende Sibylle und ihr Gesprächspartner, der "Wanderer", wissen es besser: Es sind nur kleine Heimlichkeiten, etwa die belanglosen Obszönitäten aus dem Haus der Vettier und andere Darstellungen vergangener Lebensfreude, die nun am Tag liegen und als Abgüsse am Tor verkauft werden. Die beiden jungen Paare aus England erleben, wie die meisten Besucher, nicht viel mehr als solche Sensatiönchen, sie werden wohl mit einem Geschmack von Lüsternheit im Mund und etlichen belichteten Filmen in die Welt der Lebenden zurückkehren. Auch den schottischen Gelehrten MacBride und MacFarlane, die mit trockener Pedanterie die Fresken der Mysterienvilla zu enträtseln suchen, tun sich die letzten Geheimnisse vermutlich nicht auf, sie verstricken sich in Hypothesen. Doch das alte Ehepaar, das die Ruinen schweigend durchwandert, ist empfänglich für die "ewige Weile" dieser toten und zugleich vom alten Eros belebten Stadt. Und weil sie denken, daß sich die Mysterien der Liebe in den neunzehnhundert Jahren seit Pompejis Untergang vermutlich nur wenig verändert haben, sehen sie freundlich zu Attilio und Francesca hinüber, dem sechzehnjährigen Burschen aus Neapel und dem noch jüngeren Mädchen, das sich von ihm durch die Ausgrabungen führen läßt. Francesca hat sich an einer Distel verletzt, und Attilio besitzt zufällig ein sauberes Taschentuch. Er müßte blind für Schönheit sein, wenn er es bei der Ersten Hilfe bleiben ließe. Geschickt umgeht er die beunruhigenden Denkmäler des vulgären Eros, und während die englischen Paare sich in den Schatten schlafen legen und sich dabei wie die Paare in Shakespeares Sommernachtstraum vorkommen, hüten Francesca und Attilio abwechselnd einer des anderen kurzen Schlummer und finden, indem sie über ihre Liebe nachsinnen, keine Vergleiche. Mögen der Wanderer und die Sibylle den Tag des Untergangs beschwören, gegen die rührenden Zärtlichkeiten der Jungen kommen die Bilder des Schreckens nicht auf. Bei ihnen beginnt das Geheimnis von neuem, unwandelbar wie das Sonnenglück der kleinen Eidechse, die, züngelnd und in Menschensprache wispernd, die Glut der Steine und des Marmors genießt.