Lust auf's Leben - Kultur aus allen Richtungen [2017.09.10]

Mediathek

Dieses Medium ist nur vor Ort im Publikumsbetrieb der Österreichischen Mediathek verfügbar.

Katalogzettel

Titel Lust auf's Leben - Kultur aus allen Richtungen [2017.09.10]
Titelzusatz Baumeister und Brückenbauer - Franz Salesius Zauner
Urheber/innen und Mitwirkende ORF Radio Oberösterreich [Sendeanstalt]
Datum 2017.09.10 [Sendedatum]
Schlagworte Medien und Kommunikation ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Rückblick ; Radiosendung-Mitschnitt
Typ audio
Format DFMP2 [Dateiformat: MP2]
Sprache Deutsch
Signatur E53-02341

Information

Inhalt

[Sendungsinformation]
Nach Edmund Aigner, Ludwig Bernaschek, Heinrich Gleißner, Ernst Koref und Franz Hillinger steht am Sonntag ab 21.03 Uhr ein Nichtpolitiker im Mittelpunkt der Reihe „Baumeister und Brückenbauer des Landes“: Franz Salesius Zauner.
Er war römisch-katholischer Bischof der Diözese Linz von 1956 bis 1980. Er kam 1904 auf die Welt und starb am 20. Februar 1994 in Linz.
Schweigen und Resignation zum Anschluss
Als am 12. März 1938 deutsche Truppen in Österreich einmarschierten und Adolf Hitler noch am selben Tag vom Balkon des Linzer Rathauses verkündete, dass er den ihm von der Vorsehung erteilten Auftrag, seine „teure Heimat dem Deutschen Reich wiederzugeben“, erfüllt habe, gab es gewiss viel echte Begeisterung. Tatsache ist aber auch, dass es Menschen gab, die schweigend und resigniert abseits standen oder sogar gegnerisch eingestellt waren.
Kirche von Nazis kontrolliert und überwacht
Sogleich nach dem Anschluss begann der „Kirchenkampf“, sahen doch die Nationalsozialisten in der Kirche einen ihrer entschiedensten Gegner. Die Religionsausübung in den Kirchen und Gotteshäusern war in der NS-Zeit grundsätzlich zwar gestattet, wurde aber überwacht und nicht selten durch Parallelveranstaltungen unterlaufen oder gestört.
Die Gottesdienstzeiten wurden beeinträchtigt, Predigten inspiziert, Wallfahrten und Prozessionen behindert. Kirchenglocken und Orgelpfeifen mussten ab 1941 der Kriegswirtschaft geopfert werden. Dem Bistum Linz wurden mit 1. Jänner 1940 die südböhmischen Dekanate Hohenfurth, Oberplan, Kaplitz und Krumau unterstellt. Das bedeutete einen Zuwachs von 50 Pfarren mit zusammen über 100.000 Katholiken. Linz erreichte damit eine Katholikenzahl von fast 944.000 und war nun die zweitgrößte Diözese der Ostmark, wie Oberösterreich damals hieß.
Gebetsbuch aus der „Zaunermühle“
Am 11. Mai 1941 übernahm Josephus Calasanz Fliesser nach dem Tod seines Vorgängers Johannes Maria Gföllner die Leitung des Bistums Linz. Unter seiner Federführung kam das Diözesangebet- und –gesangbuch „Vater unser“ heraus, das zu einem echten Volksgebetbuch wurde. Not macht erfinderisch, die Vervielfältigung der notwendigen liturgischen Texte besorgte zum größten Teil Franz Zauner auf einer von ihm mit einem Elektromotor versehenen Abziehmaschine, die unter dem Namen „Zaunermühle“ bekannt wurde. Nach seiner eigenen Mitteilung wurden damit während der NS-Zeit zwei Waggons Papier bzw. sechs Millionen Seiten bedruckt. Es wurden auch Soldatenbriefe vervielfältigt, die die Verbindung der Diözese mit den Priesteramtsanwärtern herstellen sollten. Die „Zaunermühle“ überstand sogar eine Hausdurchsuchung, die am 11. März 1940 in allen kirchlichen Gebäuden durchgeführt wurde.
Die Kirche in der Nachkriegszeit
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges war eine der vorrangigen Aufgaben der Kirche, die sich ihr stellten, die Mithilfe bei der Linderung der herrschenden Not.
In dieser Situation setzte Bischof Josephus Fliesser klare Prioritäten. Vor der Wiederherstellung der Kirchenruinen sollte den bedürftigen Menschen geholfen werden. Die Caritas der Diözese, die damals als Organisation stark in den Vordergrund trat, war vor schwierige Aufgaben gestellt, die sie mit großem Einsatz zu lösen versuchte, nämlich den Menschen materiell helfen. Ihr Sitz war das Haus Seilerstätte 14 in Linz. Nach und nach setzte auch die kirchliche Bautätigkeit ein. Der Bedarf an Seelsorgestellen, vor allem in den Ballungsräumen der Städte, war schon im Krieg gegeben.
Baracken als Notkirchen
Die Nachkriegssituation ließ es aber nicht sofort zu, überall dort, wo es nötig gewesen wäre, Gotteshäuser zu errichten. So behalf man sich zunächst mit dem Bau von Notkirchen in Form von Baracken wie in Linz am Bindermichl, am Froschberg, im Keferfeld und in Traun St. Martin.
Durch die Errichtung des „Katholischen Bildungswerkes“ erhielt das kirchliche Bildungswesen neue Impulse. Das Priesterseminar, dem die Philosophisch-theologische Lehranstalt angeschlossen war, konnte in die Harrachstraße zurückkehren. Dagegen war dem Knabenseminar Kollegium Petrinum die Übernahme des alten Gebäudes erst möglich, nachdem die dort einquartierten russischen Besatzungstruppen ausgezogen waren.
Neue Betreuungsstätten errichtet
Für Menschen, die aufgrund ihrer physischen oder psychischen Situation eine besondere Betreuung benötigten, entstand eine Reihe von Instituten: das Caritas-Kinderdorf St. Isidor in Leonding für behinderte Kinder, das Institut St. Pius in Steegen-Peuerbach für geistig und körperlich Schwerbehinderte.
Zauner folgt auf Bischof Fliesser
Bischof Fliesser hatte an all diesen Aufbauarbeiten wesentlichen Anteil. Doch die große Beanspruchung in der NS-Zeit und in den schwierigen Jahren danach hatte seine Gesundheit über Gebühr beansprucht. Er erleidet 1948 einen Schlaganfall, ein weiterer veranlasst ihn, seinen Rücktritt einzureichen. Schon damals wird ihm in der Person des Seminarregens und Theologieprofessors Franz Salesius Zauner ein Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge beigestellt. Mit 1. Jänner 1956 tritt dieser die Nachfolge an. Damit sind wir bei Franz Zauner angelangt.
Mediathek Logo