Von der Glühlampe zum Mobiltelefon

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Dieses Medium ist Teil des Gesamtwerks zeit.geschichte

Katalogzettel

Titel Von der Glühlampe zum Mobiltelefon
Titelzusatz Erfolgsgeschichten in Rot-Weiß-Rot
Urheber/innen und Mitwirkende Herz-Kestranek, Miguel [Präsentator/in] [GND]
Hipfl, Klaus [Gestaltung] [GND]
ORF 3 [Sendeanstalt]
Datum 2019.04.28 [Sendedatum]
2019 [Jahr des Copyright]
Schlagworte Technik ; Technik ; Dokumentation ; TV-Mitschnitt
Typ video
Format DFMPG [Dateiformat: MPG]
Sprache Deutsch
Signatur E52-21412
Gesamtwerk/Reihe zeit.geschichte

Information

Inhalt

[Senderinformation] Herausragende Persönlichkeiten standen am Beginn der österreichischen Elektroindustrie. Carl Auer von Welsbach (1858-1929) war nicht nur Wissenschaftler und Erfinder, sondern auch erfolgreicher Unternehmer. Seine Metallfadenglühlampe setzte sich weltweit gegen die Kohlenfadenlampe des Thomas Edison durch. Dem exzentrischen Altösterreicher Nikolaus Tesla (1856-1943) gelangen in den USA geniale Erfindungen und er war einer der Pioniere des Wechselstroms. Nach ihm ist die Elektro Auto Marke Tesla benannt.

Aus dem heutigen Slowenien stammt der Begründer der Firma Kapsch, die seit Generationen als Familienbetrieb erfolgreich ist. Seit mehr als 125 Jahren entwickelt das Unternehmen Datenübertragungsvorrichtungen - vom Telegraphen, Telefon, Radio, Fernseher bis zum elektronischen Maut- und Verkehrsmanagement, ein Bereich, in dem die Firma inzwischen Weltmarktführer ist. Kapsch war in der Zwischenkriegszeit auch einer der Gründer der RAVAG, der Radio-Verkehrs-AG, dem Vorläufer des österreichischen Rundfunks. Am 1. Oktober 1924 wurde die erste Radiosendung aus einem provisorischen Studio am Stubenring ausgestrahlt. Mit großem Erfolg, nach 3 Monaten gab es schon an die 100.000 Hörer. Was zuerst noch ein unpolitisches Unterhaltungsmedium war, wurde nach dem Nazi Putschversuch 1934, bei dem auch die RAVAG gestürmt worden war, zum Propagandainstrument des Ständestaates. Und schließlich zum Medium, in dem die letzte Botschaft eines unabhängigen Österreich die Hörer erreichte: „Gott schütze Österreich“ war der Schlusssatz des damaligen Bundeskanzlers Kurt Schuschnigg, bevor er sich dem unabwendbaren Anschluss beugte.

Für das Nazi Regime war die Elektroindustrie besonders wichtig. Man errichtete Kraftwerke, baute die Stromversorgung aus und der „Volksempfänger“ war das zentrale Organ der Partei zur Volksverhetzung. All das zu einem hohen Preis für die Bevölkerung: Betriebe wurden arisiert, Zwangsarbeiter eingesetzt - die Branche war ein bedeutender Teil der Kriegswirtschaft. Um die Grundversorgung sicherzustellen und die Betriebe vor dem Zugriff der Besatzungsmächte zu schützen, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Unternehmen der elektrotechnischen Industrie verstaatlicht.

Die traditionsreiche Firma Elin etwa war maßgeblich am Bau des Kraftwerks Kaprun, eines der Symbole des Wiederaufbaus, beteiligt und entwickelte sich zum größten Unternehmen Österreichs im Starkstromsektor. Eine wissenschaftliche Glanzleistung war die Erfindung des ersten europäischen Transistoren Computers durch Heinz Zemanek (1920-2014) an der Technischen Hochschule in Wien. Amerikanische Forscher hatten ihre damals schnellen Geräte „Orkan“ oder „Wirbelwind“ genannt. Zemanek sah bei seinem Rechenautomaten zumindest ein „Mailüfterl“. Ende der 50er Jahre fehlte hierzulande das wirtschaftliche Umfeld, um ein österreichisches Silicon Valley zu gründen. Stattdessen nahm der internationale Großkonzern IBM die Gelegenheit wahr und richtete in Wien ein Forschungslabor ein, in welches Zemanek und seine Gruppe übersiedelte.

In der Zeit des Wirtschaftswunders gab es österreichische Firmen, die höchst erfolgreich elektrische Haushaltsgeräte herstellten. Aber selbst so bekannte Unternehmen wie Eumig, Elektra Bregenz oder Eudora konnten sich im internationalen Wettbewerb nicht durchsetzen und gingen pleite. Die renommierten Markennamen wurden von ausländischen Investoren aufgekauft und haben sich bis heute erhalten, auch wenn es in Österreich keine Produktionsstätten mehr gibt. Im Elektronikbereich dagegen waren und sind einige österreichische Betriebe als „Hidden Champions“ erfolgreich. Aus der ehemaligen Verstaatlichten Industrie entstand durch einen Manager Buy Out, an dem der ehemalige Finanzminister Hannes Androsch federführend beteiligt war, die Austria Technologie & Systemtechnik AG, kurz AT&S. Das in der Öffentlichkeit wenig bekannte Unternehmen ist inzwischen einer der weltweit führenden Hersteller von High Tech Leiterplatten, das sind Träger für elektronische Bauteile, die man in jedem Mobiltelefon findet.

Für den renommierten Wirtschaftshistoriker Roman Sandgruber war die Stärke der österreichischen Elektroindustrie die Innovationskraft, die Schwäche der kleine Markt. Durch das wirtschaftspolitisch wichtigste Ereignis der letzten Jahrzehnte, den EU-Beitritt, gelang es zumindest teilweise diesen Nachteil zu überwinden.

Der anfänglich kleine Familienbetrieb Zumtobel aus Dornbirn entwickelte sich mit außergewöhnlichen Beleuchtungssystemen zum erfolgreichen, börsennotierten global tätigen Unternehmen. Das Start-up Loxone aus Oberösterreich zählt zu den weltweit am schnellsten wachsenden Firmen der „Smart Home“ Branche.

Nach dem Wahlsieg Bruno Kreiskys 1970 begann die Diskussion über die Koordinierung der beiden großen verstaatlichten Stahlkonzerne, der VOEST und der Österreichischen Alpine-Montangesellschaft. 1972 wurde die „große“ Stahllösung verkündet und der sechsgrößte Stahlkonzern Europas geschaffen.

Außenpolitisch bedenkliche Geschäfte und der Rückschlag in der Stahlkonjunktur ließ 1975 eine Bombe platzen. Die folgenden Jahre waren geprägt von der Zerstörung des Mythos VOEST als unsinkbares Flaggschiff der Verstaatlichten Industrie. Unter Bundeskanzler Franz Vranitzky kam es zum wirtschaftspolitischen Umschwung in Richtung Privatisierung. Seit 2000 sichert das Modell der Mitarbeiterbeteiligung die Stabilität des Unternehmens. Die eigene Belegschaft ist der verlässlichste Eigentümer, der an einer langfristigen Entwicklung des Konzerns interessiert ist.

Die Dokumentation ist dem Mythos VOEST mit Archivmaterial und Interviews auf der Spur. Obwohl eine knappe Mehrheit der Mitarbeiter im Ausland beschäftigt ist, bleibt der Gründungs- und Konzernsitz in Linz.
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