Das Kasperlspiel vom Meister Siebentot

Mediathek

Dieses Medium ist nur vor Ort im Publikumsbetrieb der Österreichischen Mediathek verfügbar.

Information

Inhalt

Kasperl: Michael Rastl, Amanda: Eva Hosemann, Teufel: Rainer Frieb, Lehrer: Roger Murbach, Schuster: Wolfgang Klivana, Mitzi: Christine Hohenester, Franz: Matthias Rehrl, Herr: Uwe Falkenbach, Köpfler: Albert Misak
Bereits 1935, zwei Jahre nach dem Beginn des Naziterrors in Deutschland, schrieb der österreichische Dichter Albert Drach dieses Parabelspiel über den Aufstieg eines „großen Diktators“. Ein mörderischer Kasperl hetzt seine Umwelt in Krieg und Rassenverfolgung. Doch Drachs Parabel ist nicht nur auf den damals so schrecklich konkreten Fall anwendbar; sie entwirft ein Modell der Funktionsweise von Demagogie. So spielt sie, wie es einer gelungenen Parabel ansteht, zugleich „immer und überall“. Drachs Führer einer neuen Bewegung ist eine blut-, herz- und sprachlose Puppe, die ihrer Mitwelt ihre Phrasen ablauscht und sie mit genau diesen Phrasen manipuliert. Daß eine Kasperlpuppe letztlich selbst ein Objekt der Manipulation ist, versteht sich.
Drach knüpft an Märchenmotive an und an die schönen, bösen Traditionen des österreichischen Volksstücks und entgeht so der Parabeln gerne anhaftenden Trockenheit. Als das „Spiel vom Meister Siebentot“ in den frühen Sechzigerjahren endlich uraufgeführt wurde, schien die Warnung vor der Gewalt der Demagogie und der Macht hetzerischer, verhetzter Sprache politisch vielleicht nicht gerade aktuell. Heute ist das Stück leider wieder von hoher Aktualität.
Premiere [16.06.1994], Wiederaufnahme Spielzeit 1994/95 (Szenische Lesung des Stücks in memoriam Albert Drach am 10. April 1995, plafond)
Mediathek Logo