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[https://emmywerner.at/volkstheater/daten/eingang/index.html] Ein Krimi als Märchendrama, eine politische Tragödie von Aufstieg und Fall, ein Besserungsstück des Wiener Vorstadttheaters, das - ironisch nahezu - Resignation gegen die Emanzipation zum Mörder setzt, ein Psychothriller, der – lange vor Freud – präzise von Wesen und Leistung der Traumarbeit erzählt, ein sprachmächtiges „dramatisches Gedicht“, das die Sprachskepsis moderner Philosophie und Literatur vorwegnimmt: „Der Traum ein Leben“. Rustan wird das idyllisch-beruhigte Landleben im Kreise seines patriarchalisch-starren, gleichzeitig mild-mahnenden Onkels Massud und dessen Tochter Mirza, mit der er verlobt scheint, zum Käfig der Abhängigkeit und Langeweile. Angestachelt vom Sklaven Zanga, der ihn – im Interesse eigener Befreiung – mit Kriegs- und Abenteuerromantik traktiert, bittet er um „Urlaub“ und will als „Held“ erst wiederkehren oder nie mehr. In der Nacht vor seinem Aufbruch aber träumt er einen Alptraum seiner Emanzipation, in dem sein Minderwertigkeitsgefühl in Größenwahn kippt, Sehnsucht nach Selbstbestimmung in eine Giftmörder- und Tyrannen-Karriere mündet und zuletzt in Scheitern und Tod. Die Einsicht Rustans beim erleichterten Erwachen, daß „Größe gefährlich“ und der „Ruhm ein leeres Spiel“ ist, sein Verzicht auf den Aufbruch in die Welt, die Zurücknahme des Ehrgeizes, sein Sich-Fügen in die Ordnung der kleinen Welt, wurde und wird oft als Lob biedermeierlicher Selbstbeschränkung mißverstanden, als anti-emanzipatorisches Preisen dumpfer Untertanentugenden. Tatsächlich aber kritisiert Grillparzer kenntnisreich diese biedermeierliche Welt (in der seine Begabung nur mühsam und gegen viele Widerstände sich entfalten konnte) scharf-pessimistisch: er zeigt, daß diese unterwürfig-selbstgefälligen Bürger nur zu einem „Fortschritt“ imstande sind, der Ohnmacht in Machtmißbrauch verkehrt, nur eine Freiheit meinen, die mit der Knechtschaft anderer rechnet, und keinen anderen Lebensentwurf entwickeln können als ein Schwanken zwischen Größenwahn und Resignation. So gesehen ist „Der Traum ein Leben“ heute auch als hellsichtiger Kommentar dazu zu begreifen, daß das „Böse“ nicht aus einem irgend „Dämonischen“ herzuleiten ist, sondern sich als gleichsam tugendhafte Normalität zu entfalten versteht.
Hasija Boric (Racha/Eine Dame), Hannes Gastinger (Der Mann vom Felsen/Der alte Kaleb), Fritz Karl (Rustan), Michael Rastl (Massud/König von Samarkand), Georg Schuchter (Zanga), Anna Franziska Srna (Mirza/Gülnare), Brigitte Swoboda (Ein Altes Weib), Peter Uray (Karkhan)
Sammlungsgeschichte
Sammlung Volkstheater
Art der Aufnahme
Theatermitschnitte
Technische Anmerkungen
Videodigitalisierung an der Österreichischen Mediathek