Der gute Onkel Pinochet. Eine chilenische Familiengeschichte

Als im Oktober 1998 der chilenische Diktator Augusto Pinochet in London verhaftet wird, lebt Juan Diego Spoerer bereits seit 25 Jahren in Schweden im Exil. Er reist jetzt erstmals wieder nach Chile, um seine Familie zu besuchen. Sie haben einander nicht mehr gesehen, seit Pinochet im September 1973 an die Macht gekommen war. Spoerer will wissen, was seine Angehörigen von den letzten dreißig Jahren erzählen können. Nicht nur, daß sie Anhänger Pinochets waren, sie haben auch am Putsch gegen Salvadore Allende aktiv teilgenommen. Spoerer erinnert sich: "Mein Cousin Carlos hat Parties gefeiert mit seiner Tochter. Mein Onkel Humberto war sein Berater. Alberto, der Cousin meines Vaters war sein Minister für Gesundheit und Soziales. Onkel David war sein Schulkamerad". Spoerers Reise nsch Chile bedeutet eine Rückkehr in unveränderte soziale Verhältnisse. Sein Feature erzählt die Geschichte Chiles, am Beispiel einer einzigen Familie. "Sie bewegten sich in einem unaufhörlichen Sonntagnachmittag mit Glacehandschuhen und bunt bemalten Seidenschals über ihren Frisuren. Die Männer rochen nach schweren Parfums und Whiskey, ihre Schuhe glänzten stets und sie trugen knielange weiße Socken, nach dem Vorbild von Gary Cooper, James Stewart und Rock Hudson".