Wo die Schlangen Ohren tragen

Sie lebten in Savannen, sammelten wilde Früchte und jagten Antilopen. Wenn ihnen hier in der Ebene das Trinkwasser ausging, wanderten sie auf den mächtigen Berg, den sie als nachtblauen Schatten über dem Horizont immer sehen konnten. Dort hielt sich das Wasser am längsten. Heute ist der Brandberg verlassen. Die Steinzeitmenschen, die vor 4.000 Jahren über seine Pässe zogen, hinterließen keine Spuren - außer tausende von Felsbildern. Der österreichische Graphiker Harald Pager hat in den 70er und 80er Jahren wie ein Eremit auf dem Berg gelebt und die Bilder der Steinzeitmenschen nachgezeichnet. Auf jedes Bild, das er finden konnte, heftete er eine Plastikfolie und zog darauf mit Bleistift die Pinselstriche der Künstler von damals nach. So schuf er eine weltweit einzigartige Dokumentation von Steinzeitkunst. Im Keller der Kölner Universität, in deren Diensten Pager stand, lagern heute sechs Zentner Plastikfolie. Pager konnte seine Arbeit nicht vollenden, er starb 62jährig an Krebs. Auf seinen Spuren, mit seinem Tagebuch in der Hand, sind die beiden Autoren unseres Features auf dem Berg von Bild zu Bild geklettert.