Oral History Interview mit Maria Fragner

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Katalogzettel

Titel Oral History Interview mit Maria Fragner
Titelzusatz Geboren 1933 in Plankenstein / Texingtal (Niederösterreich): Zeitzeugin des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit, Landwirtin, Mutter, Witwe
Kooperation mit dem Verein MERKwürdig – Zeithistorisches Zentrum Melk zum Schwerpunkt "Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit aus Niederösterreich"
Urheber/innen und Mitwirkende Fragner, Maria [Interviewte/r]
Grubner, Melanie [Interviewer/in]
Österreichische Mediathek [Produzent]
Datum 2024.08.20 [Aufnahmedatum]
Ort St. Pölten [Aufnahmeort]
Schlagworte Gesellschaft ; Interview ; Alltag ; Familie ; Arbeitsbedingungen ; Besatzung ; Christentum ; Diktaturen und totalitäre Regime ; Ernährung ; Faschismus und Nationalsozialismus ; Frauen ; Kinder und Jugend ; Konservative ; Landwirtschaft und Forstwirtschaft ; Senioren ; Zweite Republik ; Zweiter Weltkrieg
20. Jahrhundert - 30er Jahre
20. Jahrhundert - 40er Jahre
20. Jahrhundert - 50er Jahre
20. Jahrhundert - 60er Jahre
20. Jahrhundert - 70er Jahre
20. Jahrhundert - 80er Jahre
20. Jahrhundert - 90er Jahre
21. Jahrhundert - Nullerjahre
21. Jahrhundert - 10er Jahre
21. Jahrhundert - 20er Jahre
Typ audio
Format DFMP3 [Dateiformat: MP3]
DFWAV [Dateiformat: Broadcast WAV]

Information

Inhalt

Gesprächsthemen: Alter – Arbeit – Bauern – Bauernhaus – Bauernhof – bäuerliches Milieu – Beruf – Besatzung – Bruno Kreisky – Denunziation – Deserteur – Desertion – Dialekt – Diktaturen und totalitäre Regime – Dorf – Ehe – Ehefrau – Eltern – Ernährung – Erwachsenwerden – Familie – Frauen – Frauenarbeit – Frauenbilder – Frauenrollen – Freizeit – Geschlechterrollen – Geselligkeit – Glaube – Hausarbeit – Hausfrau – Haushalt – Heirat – Hitlerjugend – Jugend – Kameradschaftsbund – katholisch – katholische Kirche – Katholizismus – Kind – Kinder – Kinderbetreuung – Kindheit – Kindheit im Nationalsozialismus – Konservative – Krieg – Kriegskindheit – Land – Landwirtschaft – landwirtschaftliche Arbeit – landwirtschaftliche Fortbildungsschule – Lebensmittel – Leopold Figl – Menstruation – Mundart – Mutter – Nachkriegszeit – Nahrung – Nationalsozialismus - Niederösterreich – NS – NS-Zeit – Österreichischer Staatsvertrag – ÖVP – Patriarchat – Pensionistin – Politik – Religion – Religiosität – russische Besatzung - Senioren – sexuelle Aufklärung – soziale Schicht – sowjetische Besatzung – St. Georgen an der Leys – technischer Fortschritt – Texingtal – traditionelle Geschlechterrollen – verheiratet – Vorfahren – Wehrmachtsdeserteur – Zweiter Weltkrieg
Maria Fragner wurde als zweites von später insgesamt sechs Kindern 1933 in Hinterberg, damals Gemeinde Plankenstein, heute zur Gemeinde Texingtal gehörig, geboren. Ihre Eltern betrieben eine Landwirtschaft. 1939 wird ihr Vater für die Wehrmacht in den Zweiten Weltkrieg eingezogen. Später kommt er verletzt zurück, wird jedoch gegen Ende des Krieges noch einmal eingezogen. Gegen Ende des Krieges machte sie zahlreiche Beobachtungen von desertierten Soldaten, die sich in ihrer Nachbarschaft versteckten und teilweise von nationalsozialistisch gesinnten Nachbar*innen verpfiffen wurden. Maria hat zahlreiche Erinnerungen an „verbissene“ Nationalsozialist*innen in ihrer Umgebung. Auch ihre Schulzeit war vom Nationalsozialismus geprägt. Maria erinnert sich an das Singen des „Deutschlandliedes“, Hitlergrüße und tägliche Propaganda zum Kriegsfortschritt.
1946 bekamen Marias Eltern Zwillinge, die 13jährige muss sich viel um sie kümmern. Auch war es ihre Aufgabe der Mutter bei der Hausarbeit und beim Kochen zu helfen. Doch auch draußen war Marias Arbeitskraft gefragt: Sie half beim Heu machen, Ochsen weisen, mit der Sense mähen und vielem mehr. Als sie etwas älter war, half sie auch bei Nachbarn aus und verdiente dabei ein bisschen Geld. Gerne wäre sie Schneiderin geworden, aber Lehrplätze waren rar und Maria wurde am elterlichen Hof zur landwirtschaftlichen Arbeit gebraucht. Anfang der 1950er Jahre lernte sie ihren späteren Ehemann Leopold kennen, 1954 heirateten sie. Maria zog in den Nachbarort auf den Hof des Ehemanns. Dort musste sie sich umstellen: Es gab kein fließendes Wasser im Haus, nur im Stall gab es einen Brunnen. Von dort musste das Wasser ins Haus getragen werden. Auch Strom gab es noch keinen. Im Allgemeinen hat sie den Eindruck, dort nur für die Arbeit gebraucht zu werden. Ihr Mann nimmt sich viele Freiheiten, Maria bleibt stets zuhause und arbeitet.
1955 wurde der gemeinsame Sohn Anton, genannt „Tonerl“ geboren. Nur eineinhalb Jahre später, rund um das Jahresende 1956 starb er an einer Atemwegserkrankung, was für Maria ein sehr schwerer Schlag war. Im Sommer 1959 kam Tochter Maria zur Welt. 1962 Sohn Gerhard. Ein Jahr später bekam das Paar Tochter Monika, bei der Maria später leben wird. 1967 kam Tochter Ludmilla, 1976 Nesthäkchen Brigitte.
2002 starb Marias Ehemann Alois. 2006 siedelte Maria zu Tochter Monika und Schwiegersohn Willi nach St. Pölten, wo sie sich sehr wohl fühlt. Sie ist in der Pfarre und im Kameradschaftsbund in die örtliche Gemeinschaft eingegliedert. Dort traf sie 2013 auch Ferdinand, bei einem gemeinsamen Tanz funkte es. Im Mai 2014 heirateten die beiden, allerdings nur kirchlich. Maria beschreibt die gemeinsame Zeit als wunderschön und Ferdinand als eine große Liebe. Im Dezember 2020 endete die Ehe, Ferdinand starb. Maria hat seither große Sehnsucht nach ihm.
Das politische Geschehen hat Maria immer verfolgt. Zeit ihres Lebens hat sie ÖVP gewählt. Warum kann sie jedoch nicht so genau sagen. Sie ist auch Mitglied beim Kameradschaftsbund und hat sich in der Pfarre engagiert.
Als das Wichtigste, dass sie in ihrem Leben gelernt hat, gibt Maria an, sparsam zu sein und aufzupassen auf alles, das man hat. Stolz ist sie auf ihre Kinder und Enkelkinder, die sie auch heute noch glücklich machen. Ihren Tag verbringt Maria gerne im großen Gemüsegarten, den sie gemeinsam mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn liebevoll hegt und pflegt.

Anmerkung: St. Georgen an der Leys wird in der Gegend „Brindl“ genannt, so auch durchgängig im Interview mit MF. Diese Bezeichnung beruht auf einer Sage, die sich um heilendes Wasser in einem Brunnen – Dialekt: „Brindl“ – dreht.
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