Mittagsjournal 1976.06.02

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    Rechtliches

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    Mittagsschornal.
    Zwölf Uhr, guten Tag meine Damen und Herren, Redakteurin des Mittagsschornals Ilse Vögel.
    Außenpolitisches Thema Nummer eins ist auch heute die syrische Intervention im Libanon.
    Das direkte militärische Eingreifen Syriens könnte ja einen Wendepunkt in diesem sinnlosen und mörderischen Bürgerkrieg signalisieren.
    Wir bringen zur momentanen Situation im Libanon selbst einen Bericht aus Beirut.
    Dazu kommen dann noch Reaktionen aus Israel.
    Denn eine der Gretchenfragen in diesem Konflikt ist ja, werden die Israelis nun ihrerseits auf die syrische Militärintervention reagieren?
    Nun Schlagzeilen zur Inlandsberichterstattung.
    Bundesregierung erwägt drastische Sparmaßnahmen in den einzelnen Ressorts.
    Wirtschaftsforscher Dr. Butzek nimmt zur österreichischen Arbeitsmarktsituation bis 1980 Stellung und Freiheitliche präsentieren ihre Vorstellungen zur Forschungsorganisation in Österreich.
    Wir planen dann noch Beiträge zu folgenden Themen.
    Familientherapie bei verhaltensgestörten Kindern und Berufungsmöglichkeiten gegen Nichtgenügend im Zeugnis.
    Die Kulturredaktion berichtet heute über die neu aufgeflammte Opernkrise in Paris, sowie über eine Ausstellung von Werken Georges Grosse im Museum des 20.
    Jahrhunderts.
    Wir beginnen aber mit Weltnachrichten, verantwortlicher Chef vom Dienst Feder Holi, Sprecher Wilfried Schirrlbauer.
    Österreich.
    Finanzminister Andros sprach sich auf der Volkswirtschaftlichen Tagung der Österreichischen Nationalbank für einen Ausgleich im Bundeshaushalt aus.
    Wie der Finanzminister ausführte, müsse das Nettodefizit des Budgets auf ein tragbares Maß zurückgeführt werden.
    Um im nächsten Jahr zu einem geringeren Defizit zu gelangen, seien allerdings neue Maßnahmen erforderlich.
    Was die Einsparungen betrifft, so sprach Minister Androsch von Maßnahmen bei der Wohnbeihilfe und der Milchgeldstützung.
    Was die Defizite bei den Spitälern anlangt, so werde sich der Abgang aufgrund des Fortschrittes der medizinisch-technischen Einrichtungen nicht verringern lassen.
    Androsch sprach von einem voraussichtlichen Kostenerhöhungen bei den Spitälern in der Größenordnung von 20 Prozent.
    Auch dafür sollten nach Meinung des Finanzministers zusätzliche Einnahmequellen erschlossen werden.
    Der Kärntner Landeshauptmann Wagner hat gestern Abend vor in- und ausländischen Journalisten in Klagenfurt zu Problemen der Minderheitenfragestellung genommen.
    Dabei meinte Wagner, er könne sich nicht vorstellen, dass es zu keiner Minderheitenzählung komme.
    Allerdings schienen die drei Parteien gewillt mit Ausnahme der Ortstafelregelung bei den Förderungsmaßnahmen auf eine Prozentklausel zu verzichten.
    Österreich mache seine Minderheitenpolitik und Förderung nicht von einer Volkszählung abhängig, sagte Wagner.
    In der Frage der Aufstellung zweisprachiger Ortstafeln gebe es aber große psychologische Schwierigkeiten, weil nach Ansicht Wagners neben den deutschsprachigen auch slowenische Kärntner gerade in ihren eigenen Gemeinden keine zweisprachigen Ortstafeln wollten.
    Das sogenannte Territorialprinzip wäre nicht durchzusetzen.
    Im Zusammenhang mit den jüngsten Landtagswahlen, bei denen eine eigene slowenische Liste kandidiert hatte, meinte der Kärntner Landeshauptmann, es habe sich gezeigt, dass die Sozialisten bei einer guten Politik die absolute Mehrheit auch ohne die Stimmen der Slowenern bekommen können.
    Heftige Niederschläge in der vergangenen Nacht haben in Vorarlberg Erdrutsche und Verkehrsunterbrechungen verursacht.
    Die Bundesstraße in das Montafon war von Mitternacht bis gegen 10 Uhr Vormittag durch einen Erdrutsch verlegt.
    Die Montafoner Bahn Bluedenz-Schrunz muss ihren Betrieb für mehrere Tage einstellen, weil die Gleisanlagen und die Fahrleitung unterspült worden sind.
    Die Bregenser Waldbahn von Bregens nach Bezau ist durch Überflutung und Steinschlag unterbrochen.
    Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.
    Nahe Osten.
    Die Regierung in Damaskus ist offensichtlich entschlossen, ihre militärische Intervention im Libanon zu einem erfolgreichen Ende zu bringen.
    Syrien versetzte heute seine Luftwaffe in Alarmbereitschaft, um die mehr als 12.000 regulären syrischen Soldaten auf libanesischem Territorium notfalls gegen die linken Moslem-Milizen und gegen die Palästinenser-Gruppen unterstützen zu können.
    Ein offizieller Sprecher erklärte, etwa 100 MiG-21-Jäger und Sukhoi-Jagdbomber sowjetischer Herkunft seien bereit, auf das erste Zeichen von Widerstand gegen das syrische Vorrücken hin einzugreifen.
    Unterdessen wurde bekannt, dass die syrischen Truppen bereits die Hafenstadt Sidon im Süden des Libanons und eine amerikanische Erdölraffinerie besetzt haben.
    Die Streitkräfte Syriens beherrschen ferner die nördliche Region von Akkar und die östliche Provinz Bekaa.
    Trotz der Kampfansage der linksgerichteten Muslimbewegungen gegen die syrische Truppeninfiltration gibt es derzeit keine Anzeichen von Widerstand.
    Aus Protest gegen den Einmarsch der Syrer in den Libanon haben die linksgerichteten Parteien des Landes für morgen einen Generalstreik ausgerufen.
    Ein Appell des libanesischen Sozialistenführers Djum Blatt an den sowjetischen Ministerpräsidenten Kassigin, Syrien zu einem Rückzug seiner Truppen zu bewegen, ist bisher unbeantwortet geblieben.
    Kossygin, derzeit zu einem offiziellen Aufenthalt in Damaskus, erklärte in einer Stellungnahme lediglich, die Sowjetunion widersetze sich mit Entschiedenheit jeder kolonialistischen Intervention im Libanon und befürworte eine Regelung des Konfliktes auf friedlichem Wege.
    Island, Großbritannien.
    Der isländische Ministerpräsident Hal Grimson hat das Abkommen von Oslo zur Beilegung des britisch-isländischen Fischereikonflikts als großen Sieg bezeichnet.
    Die linksgerichteten Oppositionsparteien und die Gewerkschaft kritisieren jedoch, dass Island 24 britischen Trawlern bis zum 1.
    Dezember das Recht zum Fischen innerhalb der 210-Meilen-Zone zugestanden hat.
    Nach ihrer Meinung sei die Anwesenheit britischer Fischdampfer in isländischen Gewässern überhaupt nicht akzeptabel.
    Nach Ansicht der britischen Hochseefischer bedeutet das Abkommen eine Kapitulation und die Liquidierung ihres Berufsstandes.
    In den Fischereihäfen Großbritanniens rechnet man damit, dass etwa 60 Fischereiunternehmen ihren Betrieb sperren müssen.
    Konservative Abgeordnete bezeichneten den Vertrag als Ausverkauf britischer Interessen.
    Nach einer Mitteilung des Außenministeriums in London haben Großbritannien und Island ihre im Februar abgebrochenen diplomatischen Beziehungen heute wieder aufgenommen.
    Großbritannien.
    Die nationalistische Partei Schottlands hat bei den Nachwahlen für die Distriktsräte zwei bisher von der Labour-Party gehaltene Sitze erobert und damit ihre wachsende Popularität unter Beweis gestellt.
    In den zwei Wahlkreisen Glasgow und Edinburgh konnte auch die vor sechs Monaten von der Labour-Party abgespaltene schottische Arbeiterpartei Erfolge verbuchen.
    Spanien.
    Der Oppositionspolitiker Camacho hat den Liberalisierungswillen der Regierung Arias Navarro angezweifelt.
    In einem Interview warf Camacho der Regierung in Madrid vor, durch reformistische Manöver das alte Regime erhalten zu wollen.
    Seit dem Tod Frankos habe sich nichts geändert, meinte Camacho.
    Die angeblichen Bemühungen der Regierung, die bisherigen autoritären Strukturen aufzulösen, seien nach Ansicht Camachos in Wahrheit nur dazu bestimmt, an der Diktatur herumzuflicken und sie so zu retten.
    Der Linkspolitiker nannte als Beispiel das kürzlich verabschiedete Gesetz für eine Liberalisierung des Demonstrations- und Versammlungsrechts, welches allein den politischen Gruppen der Ultrarechten und Rechten zugutekomme und den Behörden weiterhin die Möglichkeit gebe, Demonstrationen zu verbieten.
    Kanada.
    Nach Meinung des mexikanischen Staatspräsidenten Echeverria könnten die Industriestaaten mit ihrer ablehnenden Haltung gegenüber Ländern der dritten Welt den Frieden gefährden.
    Echeverria sagte bei der Habitat-Konferenz der Vereinten Nationen über Probleme des Siedlungswesens, die Industrienationen müssten den Entwicklungsländern Konzessionen einräumen.
    Andernfalls seien sie für eine mögliche gewaltsame Entwicklung verantwortlich.
    Die Vertreter Kanadas und der Vereinigten Staaten unterstrichen die Notwendigkeit bilateraler und multilateraler Hilfsprogramme.
    Dagegen trat die Sowjetunion für die Verstaatlichung der Baufirmen ein und bekräftigte die Forderung, die für Rüstungsmaterial vorgesehenen Mittel zur Errichtung von Siedlungen zu benutzen.
    USA.
    Nach Ansicht der Regierung in Washington haben die Ostblockstaaten bei der am vergangenen Wochenende beendeten UNO-Welthandelskonferenz in Nairobi den amerikanischen Vorschlag zur Schaffung einer internationalen Rohstoffbank mit Hilfe parlamentarischer Manipulationen zu Fall gebracht.
    In einer ungewöhnlich scharfen Erklärung beschuldigen die Vereinigten Staaten die Länder des Ostblocks, keinerlei eigenen Beitrag zur Entwicklung der ärmeren Nationen zu leisten.
    Die Regierung in Washington beabsichtigt ihren Vorschlag, eine internationale Rohstoffbank zu gründen, bei künftigen internationalen Wirtschaftskonferenzen wieder vorzulegen.
    Mit 66 Prozent der Stimmen hat Präsident Ford bei den Präsidentschaftsvorwahlen im Bundesstaat Rhode Island seinen republikanischen Gegenkandidaten Reagan mit 31 Prozent überlegen geschlagen.
    In South Dakota führt dagegen Reagan mit 50 Prozent vor Ford mit 45.
    Auch in Montana liegt Reagan mit 57 Prozent vor dem amtierenden Präsidenten mit 41 in Führung.
    Bei den Demokraten führte bisher aussichtsreichste Kandidat Carter in Rhode Island mit 30 Prozent vor Senator Church mit 28.
    In Montana erzielte Church 66 Prozent, Carter lediglich 20 Prozent der Stimmen.
    Drei der insgesamt 30 Vorwahlen für die Präsidentenwahlen am 2.
    November sind noch offen.
    Anlässlich seines Besuches in Washington wird der spanische König Juan Carlos heute von Präsident Ford empfangen.
    Anschließend wird Juan Carlos in einer Rede vor beiden Häusern des Kongresses die Reformpläne seiner Regierung erläutern.
    Der spanische Monarch plant auch ein Treffen mit Außenminister Kissinger und mit UNO-Generalsekretär Waldheim.
    Das waren die Meldungen.
    Untertitel der Amara.org-Community
    Und nun zum Wetter.
    Die Wetterlage.
    Ein flaches, aber sehr wetterwirksames Tief überquert Mitteleuropa.
    An seiner Rückseite hält der Zustrom feuchtkühler Atlantikluft in den Alpenraum weiter an.
    Das Wetter bleibt dadurch in Österreich sehr unbeständig.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Nur örtliche Aufhellungen, meist stark bewölkt oder bedeckt und verbreitet Regen und Regenschauer, stellenweise auch Gewitter.
    In freien Lagen lebhafter bis starker Wind aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen 10 bis 16 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 5 bis 12 Grad.
    Die Prognose für Donnerstag?
    Im Süden örtliche Aufheiterungen, im gesamten Bundesgebiet veränderliche, meist aber starke Bewölkung.
    An der Alpennordseite und im Alpenbereich zeitweise Niederschläge, im Osten und Süden lokale Regenschauer.
    In freien Lagen lebhafter West- bis Nordwestwind.
    Tageshöchsttemperaturen 12 bis 18 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 14 Grad Nordwestwind, 25 Kilometer pro Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 14° Nordwest 15, Linz wolkig 12° West 15, Salzburg stark bewölkt 12° West 20, Innsbruck stark bewölkt Regenschauer 14° Westwind 30 km pro Stunde, Spitzen bis 65 km.
    Pregenz stark bewölkt 11° Nordwest 3, Graz bedeckt 13° Südwest 5 und Klagenfurt bedeckt 10° Nordwind 3 km pro Stunde.
    Soweit also Weltnachrichten und Wetterbericht.
    12.13 Uhr ist es jetzt, zwei Minuten vor Viertel eins.
    In einer ganztägigen Klausur wird die Bundesregierung Mitte dieses Monats die Grundzüge für die Erstellung des Bundeshaushalts 1977 erarbeiten.
    Wie Bundeskanzler Kalske nach dem gestrigen Ministerrat ausführte, soll nach dem Prinzip absoluter Sparsamkeit in allen Belangen vorgegangen werden.
    Einerseits werde sich also der Bund so stark wie möglich bei seinen Ausgaben einschränken, andererseits werde es jedoch auch gewisse Opfer von Seiten der Bevölkerung geben müssen, meinte der Kanzler.
    Welche Einsparungsmaßnahmen man nun im Konkreten plant, das versuchte Markus Sommersacher zu recherchieren.
    Das Vorhaben des Finanzministers, bei der Erstellung des Budgetrahmens für das kommende Jahr sozusagen das Erbe der Rezession zu bewältigen, dürfte darauf hinauslaufen, dass das Tauziehen zwischen Finanzminister Androsch und seinen Ressortkollegen bei der endgültigen Festlegung des Bundeshaushalts heuer noch um etliche Grade hitziger sein wird als in den vergangenen Jahren.
    Geht es doch darum, für die nächsten Jahre das Budgetdefizit bei einer Marke von etwa 45 Milliarden einzufrieren.
    Das soll einerseits durch Sparsamkeit auf der Ausgabenseite des Bundes und durch flankierende Maßnahmen zu Lasten der Bevölkerung erreicht werden.
    Diese Sparsamkeit des Bundes soll, wie aus dem Finanzministerium verlautet, vor allem im Sinne von geringeren Zuwachsraten bei den Budgetansätzen und als Einschränkungen auf dem Personalsektor verstanden werden.
    Doch wie nicht anders zu erwarten, sind die einzelnen Ressorts der Meinung, bereits das ehrige zu den Stabilisierungsmaßnahmen des Bundes beigetragen zu haben und keine weiteren wesentlichen Abstriche von ihren Vorstellungen mehr machen zu können.
    So weist zum Beispiel Landwirtschaftsminister Weiß darauf hin,
    dass die Ansätze für sein Ressort mindestens die Höhe für das heurige Jahr erreichen müssten, wenn man von der Annahme eines Defizits von 45 Milliarden und einer 3-prozentigen Steigerung des Bruttonationalproduktes im heurigen Jahr ausgehe.
    Dazu würden, meinte Weisheute, allerdings noch Ausgaben kommen, die bereits durch gesetzliche Regelungen fixiert seien.
    Der Minister nannte in diesem Zusammenhang Ausgaben für die Grenzlangförderung.
    Im Finanzministerium werden für den Bereich Landwirtschaft allerdings noch einige Einsparungsmöglichkeiten überlegt, wobei man hier vor allem an Ausgaben denkt, die seit Jahren geleistet werden und heute, wie es heißt, möglicherweise nicht mehr zeitgemäß seien.
    Etwa die eineinhalb Milliarden Schilling, die zur Milchpreisstützung herangezogen werden und die, wie man in der Himmelpfortgasse meint, vielleicht für eine gezielte Unterstützung bedürftiger Personenkreise herangezogen werden könnten.
    Im Sozialministerium sind im Bereich der sozialen Verwaltung keine gravierenden Ausweitungen zu erwarten, allenfalls etwa bei der Arbeitsmarktförderung.
    Im Kapitel Sozialversicherung allerdings, so hört man aus dem Sozialministerium, habe Vizekanzler Häuser durch seine Novellen zum Allgemeinen und Gewerblichen Sozial- und Pensionsversicherungsgesetz und seine Neuerung der gesetzlichen Pensions- und Krankenversicherung für die Bauern bereits seinen Beitrag zur Stabilisierung des Budgets geleistet.
    insbesondere durch Beitragserhöhungen oder Anhebungen der Höchstbeitragsgrundlagen.
    Bei den Bauern erwarte man sich Mehreinnahmen von 600 Millionen Schilling im nächsten Jahr, denen allerdings auch Mehrausgaben von 550 Millionen gegenüberstehen würden.
    Aus dem Finanzministerium verlautet dazu, dass der geplante Finanzausgleich zwischen den Pensionsversicherungsanstalten der Arbeiter und Angestellten auch in anderen Gebieten übernommen werden könnte.
    Nach dem Grundsatz, dass überall dort, wo Überschüsse erarbeitet werden,
    diese zur Deckung von Defiziten im Bereich der Sozial- und Pensionsversicherung herangezogen werden sollten.
    Im Bautenministerium heißt es, dass der Spielraum für etwaige Einsparungen durch die budgetmäßige Bindung der meisten Einnahmen in diesem Ressort sehr klein sei.
    So seien zum Beispiel die Einnahmen aus der Mineralölsteuer gesetzlich fixiert und müssten für den Bundesstraßenbau verwendet werden.
    Die Ausgaben im Bereich des Bundeshochbaus, also für den Bau von Schulen, Universitäten und Amtsgebäuden, seien größtenteils von den Budgets anderer Ministerien abhängig.
    Den härtesten Strauß wird Finanzminister Androsch wohl mit den besonders personalaktiven Ministerien auszufechten haben.
    So erklärte heute Staatssekretär Lausecker, er rechne mit harten Dienstpostenplanverhandlungen für das kommende Jahr.
    Bezüglich eines etwaigen Aufnahmestops bei Lehrern teilte Lausecker mit, das Bundesrechenzentrum habe errechnet, dass nach dem Dienstpostenplan 1976 im Herbst noch Aufnahmemöglichkeiten für etwa 400 Lehrer bestanden hätten.
    Aus diesem Grund sei dieses Problem nicht so akut wie angenommen.
    Für das kommende Jahr, so Lausicker, gäbe es allerdings einige Bereiche, wo Einsparungen noch möglich sein müssten.
    Allerdings wollte der Staatssekretär diese Bereiche aus Verhandlungsgründen nicht nennen.
    Bereits fixierte zusätzliche Posten zum Dienstpostenplan 1976 könnten allerdings nicht mehr gestrichen werden, sagte er.
    In diesem Zusammenhang ist es bedeutsam, dass der Finanzausschuss heute zusätzliche 750 Posten genehmigt, nämlich 600 beim Bundesheer, 125 bei der Sicherheitswache und 25 für die Kriminalpolizei.
    Außerdem besteht die Möglichkeit, Vertragsbedienstete aufzunehmen, von der zum Beispiel die Post bereits Gebrauch gemacht hat, die für die vier Monate Juni bis September 1.800 Vertragsbedienstete zur Urlaubsvertretung aufgenommen hat.
    Aus dem Unterrichtsministerium verlautet, dass man sich am errechneten Bedarf an Bundespersonal werde orientieren müssen.
    Ein Abgehen von der Politik, freigewordene Lehrerposten durch neue zu besetzen, sei kaum vorstellbar.
    Auch das Schulentwicklungsprogramm werde so weitergeführt werden wie geplant.
    Wie ersichtlich werden also die Auseinandersetzungen zwischen Finanzminister Androsch und seinen Ressortkollegen über mögliche Einsparungen des Bundes ein hartes Ringen bringen.
    Dazu kommen, wie bereits angekündigt, Opfer, die die Bevölkerung wird bringen müssen.
    So sind zum Beispiel Erhöhungen der Bundesbahntarife um etwa 20 Prozent,
    Eine Verdoppelung der Stempelgebühren für Eingaben bei öffentlichen Stellen, eine Erhöhung der Vermögenssteuer und die Senkung der Kredit- und Sparzinsen, die am Wochenende in ihren Einzelheiten fixiert werden sollen, geplant.
    Die Grundsätze, die bereits bei der Erstellung des Budgetrahmens für das kommende Jahr angewendet werden sollen, will die Regierung auch als Maxime für die Budgets 1978 und 79 gelten lassen.
    Geplante Sparmaßnahmen also der Bundesregierung.
    Sie hörten einen Beitrag von Markus Sommersacher.
    Und wir setzen hier thematisch fort mit der Inlandspresseschau.
    Sparmaßnahmen des Finanzministers.
    Auszüge aus den Kommentaren und Leitartikeln in den österreichischen Zeitungen hat Johannes Fischer zusammengestellt.
    Eine Reihe von Tageszeitungen beschäftigt sich heute mit den von Finanzminister Andros angekündigten Sparmaßnahmen für das Budget 1977.
    So schreibt Eberhard Strohal in der Wochenzeitschrift die Wochenpresse.
    Angesichts einer noch nicht dagewesenen gigantischen Staatsverschuldung, die uns auf Jahre hinaus schwerstens belasten wird, müssen wir uns offenbar auf harte Zeiten gefasst machen, wenn das auch teilweise durch von außen hereingebrochene Umstände bedingt sein mag.
    Dabei können wir uns nicht einfach abputzen und sagen, geschieht denen da oben schon recht, wenn wir uns jetzt einschränken müssen.
    Genau genommen hätten wir nämlich schon sehr viel früher auf vieles verzichten müssen.
    Der Staat ist nämlich nicht nur der Staat der SPÖ, auch wenn sie das manchmal bereits zu meinen scheint, sondern unser aller Gemeinwesen.
    Die Volkswirtschaft geht uns alle an.
    Ihr Zusammenbruch, schon ihre Bedrängnis, ist für uns alle bedrohlich.
    So bleibt nichts, als Hannes zähneknirschend zu geben, was er fordert.
    Freilich auch scharf zu kontrollieren, dass mit den so gewonnenen Mitteln nicht wieder eine große Urasserei betrieben wird, deren Ergebnisse mehr dem Ruhmbedürfnis und den Erfolgschancen der Regierungspartei zugute kommen, als dem Staatsganzen.
    Josef Laschober meint dazu in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Schlagartig dürfte freilich allseits bewusst werden, dass die Lage verteufelt ernst aussieht.
    Zu hoffen bleibt nur, dass die Konjunktur in eine feste Erholungsphase gelangt und nicht ein neuer Rückschlag eintritt.
    In der kommunistischen Volksstimme erinnert Hans Volker im Zusammenhang mit den jüngsten Sparplänen des Finanzministers an die Steuererhöhungen früherer ÖVP-Regierungen und schreibt, derselbe Choren, der heute Androsch hart angreift, hatte 1968 als Finanzminister der ÖVP-Alleinregierung ebenfalls einen ganz gewaltigen Paukenschlag gemacht.
    Und die ÖVP, die sich jetzt nicht genug über die Tarif- und Gebührenerhöhungen der SPÖ-Regierung entrüsten kann, hatte 1968 eine ganze Belastungsflut auf die arbeitenden Menschen losgelassen.
    Gewiss ist die Wirtschafts- und Budgetlage, resümiert der Autor, heute anders als vor acht Jahren, aber, und das ist entscheidend, die Politik ist die gleiche geblieben.
    Professor Corin kann stolz darauf sein, in Androsch so einen gelehrigen Schüler gefunden zu haben.
    Gleich der ÖVP-Regierung sehen Kreisky und sein Team in der Massenbelastung das Um und Auf ihrer Budgetpolitik.
    Mit den konkreten Plänen zur Reduzierung der Sparförderung setzt sich Manfred Buchacher in der Presse auseinander.
    Er meint, solche Art wird nun der Wertbegriff Sparen, der immer noch zu einem wesentlichen Teil die Dispositionsfreiheit für den Einzelnen mit eingeschlossen hat, ausgehöhlt, der Sparer verunsichert.
    Zugleich setzt aber der Finanzminister selbst seinen Ministerkollegen das Sparen als oberste Maxime für die kommenden Budgetverhandlungen vor.
    Wenn zwei dasselbe meinen, so ist es eben noch lange nicht das Gleiche.
    Und wenn Androsch vom Sparen spricht, meint er damit Einschränken, Gürtel enger schnallen, verstärkte Opferbereitschaft, Amaltat der Vollbeschäftigung, für Vergangene und auch für künftige Zeiten.
    Mit der Kritik von ÖVP-Parteiobmann Tauß an den Sparreduzierungsplänen der Regierung beschäftigt sich Helmut Romé in der Sozialistischen Arbeiterzeitung.
    Er meint, wenn aber der ÖVP-Chef Tauß, der 1974 als Banker eine ganz andere Meinung vertrat im Abbau des Zinsniveaus, das ja niemals eine Einbahnstraße sein kann, eine Wegnahme eines Stückes Freiheit für den Menschen sieht, dann ist das plumpe Demagogie.
    Wenn über das Kreditzinsniveau auch die Inflation etwas abgebaut werden kann, so ist das ganz im vitalen wirtschaftlichen Interesse jedes Einzelnen.
    Das war die Inlandspresse-Show.
    Und wir, meine Damen und Herren, setzen inzwischen fort, da die weiters angekündigten innenpolitischen Beiträge jetzt noch nicht da sind, mit der außenpolitischen Berichterstattung.
    Eine Zeitansage ist sieben Minuten vor halb eins.
    In dem nun schon mehr als 14 Monate dauernden Bürgerkrieg im Libanon, ein Bürgerkrieg, der so sinnlos scheint wie mörderisch ist, könnte es nun zu einem entscheidenden Wendepunkt gekommen sein.
    Seit gestern befinden sich syrische Truppen auf libanesischem Territorium.
    Damaskus, das sich in den vergangenen Monaten immer stärker politisch und diplomatisch im Libanon-Konflikt engagiert hatte, zog nun auch militärisch die Konsequenzen.
    Was Syrien politisch anstrebt, nämlich eine endgültige Machtergreifung der linken Moslems im Libanon zu verhindern, das versucht es nun, da alle anderen Versuche gescheitert zu sein scheinen, auf militärischem Weg.
    Im Norden und im Osten des Libanon, aber auch in der zentrallibanesischen BK-Ebene haben syrische Soldaten, palästinensische Verbände und linksgerichtete libanesische Milizen teilweise total entwaffnet.
    Von den Linken gezogene Belagerungsringe um christliche Dörfer wurden gesprengt.
    Die Bürgerkriegsparteien scheinen derzeit noch unter dem Schock dieser syrischen Intervention zu stehen.
    Jedenfalls, so die Meldungen aus dem Libanon, haben die heftigen Kämpfe der vergangenen Tage abgenommen.
    Aber hören Sie näheres von Erwin Behrens aus Beirut.
    Die Situation im Libanon ist explosiv.
    Meine Damen und Herren, ich bitte um Entschuldigung, wir dürften hier einen kleinen Fehler bei unserer Bandabspielung haben.
    Wie ich von der Regie sehe, ist er noch nicht behoben.
    Wir spielen inzwischen Musik.
    Wir bitten Sie nochmals, die kurze Panne zu entschuldigen.
    Das ist eben Live-Sendung und wir setzen fort mit dem Bericht von Erwin Behrens aus Beirut.
    Die Situation im Lebanon ist explosiv.
    6.000 Soldaten der regulären syrischen Armee mit 260 Panzern haben die Grenze überschritten, um hier mit einer militärischen Intervention den Bürgerkrieg nach 14 Monaten zu beenden, obwohl das Regime in Damaskus nicht voraussehen kann, wie die nervös gewordenen Israelis reagieren werden.
    Syrien, wo der Islam Staatsreligion ist,
    hat jetzt die traditionelle Aufgabe der Europäer übernommen und beschützt mit eigenen Soldaten die Christen im Libanon vor den Angriffen der libanesischen Moslem-Truppen.
    Die syrischen Regimente haben bereits gestern im Bekaa-Tal zwischen der Grenze und den Bergen des Libanon damit begonnen, bewaffnete Einheiten der Moslems zu neutralisieren und die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldet, dass palästinensische Kommandos, die sich weigerten, ihre Waffen abzugeben, von den Syrern festgenommen wurden.
    Heute Mittag liegen Berichte vor, wonach die syrischen Truppen in Richtung auf den Mittelmeerhafen Zaida etwa 30 Kilometer südlich von Beirut vorstoßen.
    Zaida ist der Nachschubhafen für die bewaffneten Streitkräfte der Moslem-Allianz und der mit ihnen alliierten palästinensischen Kommandos.
    Die linksgerichteten Kräfte rufen zum Widerstand gegen die syrische Intervention auf.
    Die Beiruter Zeitung L'Oréal Le Jour erscheint heute mit der Schlagzeile Generalmobilmachung.
    Der mit dem Moslem-Führer Carmel-Jean-Blaque politisch Verbündete gemäßigte christliche Politiker Raymond Hedé appelliert an die Libanesen, ihr Land gegen die, wie er sagt, syrische Invasion zu verteidigen.
    Aber aus allen Berichten, die hier zur Stunde vorliegen, geht hervor, dass es nirgendwo im Libanon bisher zu Kämpfen zwischen syrischen Truppen und Einheiten der Moslem-Allianz und der palästinensischen Kommandos gekommen ist.
    und Jean Blatt, der vor zehn Tagen der erste Politiker der alten Garde war, der mit hysterischen Polemiken das Angebot der Franzosen zur Entsendung einer Friedenstreitmacht nach dem Libanon ablehnte, wendet sich heute an Frankreich und bittet um Hilfe gegen die Syrer.
    Die Syrer setzen sich über die Proteste hinweg, weil sie davon ausgehen, dass, wenn der Bürgerkrieg weitergeht, der Libanon so radikalisiert wird, dass das jetzige Regime in Damaskus selbst gefährdet werden könnte.
    Die Beiruter Radiostation der christlichen Phalangisten erklärt, die Syrer hätten beide Parteien im Bürgerkrieg aufgefordert, strategische Positionen zugunsten der syrischen Truppen aufzugeben.
    Das könnte bedeuten, dass die Syrer auch in den von Christen kontrollierten Gebieten einrücken werden.
    John Blood hat für sein Territorium morgen zu einem Generalstreik aufgerufen.
    Er hat sich gleichzeitig an mehrere arabische Regierungen und an die Sowjetunion mit der Bitte um politische Unterstützung gewandt.
    Die palästinensische Befreiungsorganisation unter Yassir Arafat verlangt die Einberufung einer Sitzung der Arabischen Liga zur Erörterung der Lage im Libanon.
    Die Palästinenser sagen, dass sie sich gegen die Syrer verteidigen werden.
    Aber das ist vielleicht nicht allzu ernst gemeint, weil die Palästinenser nicht daran interessiert sein können, dass es zu einem vollständigen Bruch mit Syrien kommt.
    Mit einem Land, das für die PLO mehr getan hat als jeder andere arabische Staat.
    So wie die Syrer die Lage sehen, hat ihre militärische Intervention nur ein Ziel, nämlich weiteres Blutvergießen zu verhindern.
    Und wichtiger als die Reaktion der Moslems und der Palästinenser muss für das Regime in Damaskus die Nachricht aus Washington sein, wonach das Weiße Haus die Rolle der Syrer im Libanon als konstruktiv charakterisiert hat.
    Soweit Erwin Behrens aus Beirut zur aktuellen Situation im Libanon einen Tag nach der syrischen Intervention.
    Syriens Militärintervention scheint in zweierlei Hinsicht geplant, ja sogar richtiggehend politisch getimt gewesen zu sein.
    Zum einen erfolgte die Invasion wenige Stunden vor dem Eintreffen des sowjetischen Ministerpräsidenten Kosygin in Damaskus.
    Syriens Präsident Assad demonstrierte hier politische Eigenständigkeit, liegt die Militärintervention doch nicht auf der ursprünglichen Linie der Sowjetunion, wenn Kosygin jetzt auch die Intervention im Nachhinein begrüßt hat.
    Und zum Zweiten, so vermutet man, muss Syrien auch indirekt davon in Kenntnis gesetzt worden sein, dass die Israelis im Fall einer syrischen Militärintervention stillhalten würden.
    was sie bis zur Stunde ja auch tatsächlich tun.
    Und Erklärungen aus Jerusalem machen deutlich, dass mit einem israelischen Eingreifen erst dann zu rechnen wäre, wenn syrische Truppen im libanesischen Grenzgebiet zu Israel aufmarschierten.
    Aber hören Sie Moshe Meisels.
    Die israelische Regierungsspitze, die den von Panzern unterstützten massiven syrischen Einmarsch im Libanon aufmerksam verfolgt, hat beschlossen, sich vorläufig einer militärischen Intervention zu enthalten,
    um Damaskus Gelegenheit zu geben, die christliche Bevölkerung zu retten und die libanesische Krise beizulegen.
    Die israelische Regierungsspitze, die seit gestern intensive Beratungen und fortwährende Kontakte mit Washington über die neue Situation im Libanon unterhält, stimmt mit den Vereinigten Staaten überein, dass der massive syrische Vorstoß in den Libanon noch keine Änderung der militärischen und politischen Maßnahmen Israels erfordert.
    Damaskus wurde heute über Washington von Jerusalem gewarnt, sich auf die Beilegung des Bürgerkrieges im Libanon zu beschränken und nicht die von Israel festgelegte rote Linie zu überschreiten.
    Diese Linie ist der Litani Fluss, der das sogenannte Fatah Land von den Golan Höhen und Südlibanon vom israelischen Grenzgebiet trennt.
    Obwohl die mit dem massiven militärischen Einmarsch verbundenen Ziele Syriens von Israel auf lange Sicht gefährlich und negativ gewertet werden, sieht man in der gegenwärtigen Konfrontation zwischen Damaskus und den radikalen muslimischen Linken und der PLO eine positive Entwicklung, die zu einer Vertiefung der Beziehungen zwischen Syrien und den Vereinigten Staaten und eventuell zu einer Wiederaufnahme der amerikanischen Friedensinitiative führen könnte.
    Auch Damaskus scheint letzten Endes eingesehen zu haben, dass die PLO für gewisse arabische Staaten und Regimes gefährlicher als für Israel sei, wurde heute in Jerusalem erklärt.
    Dabei wurden jedoch nicht die Möglichkeit einer Verschärfung der Situation und Verstärkung der Bedrohung Israels auf längere Sicht ausgeschlossen, laut denen nach Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung im Libanon von Syrien befehligte palästinensische Einheiten
    oder andere Truppen im israelischen Grenzgebiet tätig sein und Freischellerangriffen auf israelische Siedlungen Auftrieb verleihen könnten.
    Eine andere Gefahr besteht in der syrischen Absicht, eine sogenannte Bananenfront gegen Israel zu errichten, der außer Syrien, Jordanien, Libanon und der Irak angehören soll.
    Der israelische Außenminister Yigal Alon erklärte heute, Damaskus wisse genau, wo sich die rote Linie für Israel befindet.
    Allfällige Maßnahmen, die zu ergreifen sich Israel vorbehält, würden davon abhängen, wie weit die Entwicklungen im Libanon die Sicherheit der israelischen Nordgrenze gefährden sollten.
    Syrien hat vor 14 Monaten die Fundamente für den libanesischen Bürgerkrieg mit seiner massiven Schützenhilfe an die radikalen muslimischen Kräfte und die PLO gelegt.
    Je tiefgreifender die syrische Intervention im Libanon sein wird,
    desto mehr könnte sich die Situation verschärfen.
    Der israelische Verteidigungsminister Shimon Peres erklärte heute, die letzten Ereignisse im Libanon und die sich verschärfende Konfrontation zwischen Syrien und den radikalen muslimischen Kräften und der PLO hätten bewiesen, wie richtig die bisherige Haltung Israels war, sich einer verfrühten militärischen Intervention zu enthalten und eine abwartende Haltung einzunehmen.
    die von Israel bestimmte rote Linie sei von geografischen und quantitativen Ausmaßen des eindringenden syrischen Militärs bedingt.
    Israel wird im Libanon in dem Moment intervenieren, in dem seine Sicherheitsinteressen an der Nordgrenze gefährdet sein sollten.
    Soweit Moshe Meisels aus Tel Aviv.
    Der sogenannte Kabeljau-Krieg zwischen Großbritannien und Island ist zu Ende, zumindest momentan.
    Nachdem sich die beiden NATO-Staaten seit Jahr und Tag um die Fischereigründe vor der isländischen Küste in den Haaren gelegen haben, haben die Außenminister Crossland und August Zorn gestern Abend in Oslo den Streit begraben.
    Ein klares Sieg für das kleine Island gegenüber der großen Seemacht Großbritannien.
    Die Folgen für Großbritannien sind freilich eher fatal.
    Wie die Engländer auf die Einigung von Oslo reagieren, berichtet Heinz Peran.
    Die Briten hatten das Pech, in einem internationalen Streitfall nur das formale Recht auf ihrer Seite zu haben.
    Und was immer der internationale Gerichtshof in Den Haag dazu zu sagen hatte, der Kabeljau-Krieg war für die Briten nicht zu gewinnen.
    Deshalb hätte er natürlich überhaupt nicht stattfinden sollen.
    Aber auch solche reine Vernunftsgründe spielen keine sehr große Rolle.
    Außer man sieht ein, wo die Prioritäten liegen.
    Und das hat Großbritannien jetzt getan.
    NATO-Überlegungen müssen letzten Endes schwerer wiegen als das Schicksal von 9000 Arbeitern, die entweder selbst auf den Schleppfischbooten oder sonst an Land mit den Fischen beschäftigt sind.
    Der Außenminister Großbritanniens muss auf internationale politische Notwendigkeiten mehr Wert legen als darauf, dass er als Abgeordneter der Stadt Grimsby wahrscheinlich wegen seiner Beteiligung an der Beilegung des Kabeljau-Krieges bei den nächsten Wahlen in dieser Fischerstadt im Nordosten Englands viele Stimmen verlieren wird.
    Kabeljau-Preise werden jetzt go through the roof, heißt es, das heißt, durch die Decke gehen, so sagte ein Sprecher der Schleppfischföderation gestern.
    Die Restriktionen der Fischerei würden einen Verlust von etwa 100.000 Tonnen im Jahr bedeuten, meistens Kabeljau, und obwohl dieser Verlust durch Importe wieder gut gemacht werden könnte, vor allem wohl aus Island, würde dies sicher bedeuten, dass die Hausfrauen mehr dafür bezahlen müssen.
    Für die Fischerei-Industrie ist es eine Katastrophe.
    Es bedeutet dasselbe, als ob 60 Fabriken zusperren müssten.
    Wir haben ungefähr 110 Schleppnetzboote, die um Island fischen können, sagte der Sprecher, die woanders nicht eingesetzt werden können, entweder wegen ihrer Konstruktion oder deshalb, weil alle anderen Fischereigebiete schon ihre zugeteilten Quoten haben.
    Hull und Grimsby werden 45 Boote verlieren, Fleetwood 10 bis 12, die übrigen kommen aus Aberdeen und North Shields.
    Die Industrie wird jetzt um Kompensation ansuchen bei einer Regierung, der das Ausgeben öffentlicher Mittel schon vorher verübelt wurde.
    Kompensation für verlorene Fischfänge, für pensionierte Boote, für Leute, die ihre Arbeitsposten verloren haben.
    Wichtig ist, was geschieht nach den sechs Monaten, für die ja dieser Waffenstillstand gilt.
    Niemand weiß, was das bedeutet, wenn ein Hafen stirbt.
    Besonders wichtig für eine neue Fischereipolitik, und eine solche braucht Großbritannien jetzt, ist ein Arrangement mit den EG.
    Die Länder der EG nämlich hatten ihre Fischereipolitik festgelegt, bevor Großbritannien Mitglied wurde.
    Und während also Island jetzt schon auf seine 210-Meilen-Grenze pocht, können EG-Mitgliedsstaaten in Gewässern sehr nahe an der britischen Küste nach Herzenslust fischen, was die britischen Küstenfischer nicht wenig ärgert.
    Wenn dann die 200-Meilen-Grenze internationale beschlossene Sache ist, wird man auch neue Abmachungen hinsichtlich der engen Seegebiete um Großbritannien treffen müssen.
    Mittlerweile hat das Ende des Kabeljau-Krieges, das natürlich notwendig war, die wirtschaftlichen Sorgen der britischen Regierung nicht leichter gemacht.
    Soweit Heinz Beeren aus London und wir kommen nun in unserer Berichterstattung wieder zurück nach Österreich.
    Der Arbeitsmarkt in Österreich ist derzeit Gegenstand einer Untersuchung des Instituts für Wirtschaftsforschung.
    Der Grund für die eingehende Beschäftigung mit diesem Thema sind Schwierigkeiten, mit denen man in den kommenden Jahren wird rechnen müssen.
    Mit diesen Entwicklungen auf dem Arbeitsplatz befasste sich heute der arbeitsmarktpolitische Referent des Instituts für Wirtschaftsforschung, Dr. Felix Butschek, bei einer Tagung in Baden.
    Hans Adler fasst zusammen.
    Die große Unsicherheit der kommenden Entwicklung besteht nach Ansicht der Wirtschaftsforscher in den nächsten Jahrzehnten in einem jährlichen Zuwachs an 30.000 bis 40.000 Arbeitskräften und in der Bildungsexplosion.
    Um die zu erwartenden Arbeitssuchenden unterzubringen, müsste die österreichische Wirtschaft jährlich um drei bis vier Prozent wachsen.
    Kann sie das?
    War die zu Ende gehende Rezession nur eine Episode oder ein Knick in der Entwicklung, der den hohen Wachstumsraten der Vergangenheit ein Ende bereitet hat?
    Vieles spricht dafür.
    Dr. Felix Butschek nennt auch einen ganz besonderen Grund.
    Es gibt sicherlich eine Reihe von Argumenten dafür, dass das Wirtschaftswachstum sich verlangsamt.
    Natürlich nicht diese populären da, also was weiß ich, Umweltkrise und Rohstoffknappheit.
    Ich sehe auch eigentlich nirgends, und Fachleute bestätigen mir das, eine Verlangsamung des technischen Fortschritts.
    Aber es gibt natürlich sehr relevante Gründe, die so etwas möglich erscheinen lassen, nämlich dass wir mit einem relativ hohen Inflationssockel hineingehen in diesen Aufschwung und dass es möglich ist,
    dass die Staaten relativ bald sich genötigt sehen, den Aufschwung aus diesen Gründen wieder herunterzubremsen.
    Geschieht das, was gibt es für andere Möglichkeiten, den Überschuss an Arbeitskräften unterzubringen?
    Arbeitszeitverkürzung?
    Sie steigert zweifellos die Kosten der Produktion in Industrie und Gewerbe.
    Das kann für ein Land wie Österreich mit offenen Grenzen mitten in einem der Wirtschaftsballungsräume der Erde, in Europa, gefährlich werden.
    Will man das verhindern, dann muss die Arbeitszeitverkürzung Auswirkungen auf die Löhne und Gehälter haben.
    Vorverlegen des Pensionsalters?
    Meiner Meinung nach sozial außerordentlich problematisch.
    Sie wissen, dass ja schon heute darüber diskutiert wird, wie weit es überhaupt sinnvoll ist, so abrupt das Arbeitsleben zu beenden, dass man darüber nachdenkt, wie weit man hier einen schleifenden Übergang finden könnte, der per saldo wahrscheinlich eher auf eine Verlängerung der Erwerbstätigkeit im Alter
    herausläuft und zwar aus durchaus individuellen Gründen.
    Die Leute leben länger, sind relativ gesünder und haben anscheinend das Bedürfnis, längere Zeit zu arbeiten.
    Also das wäre sicherlich ein sozial gravierender Eingriff.
    Weitere Reduktion der Gastarbeiterzahlen?
    Allgemein wird die Auffassung vertreten, und ich möchte mich dieser anschließen,
    dass wahrscheinlich, je weiter man herunterkommt, dass es desto schwieriger wird, dass das gewisse Berufe sind, wie also schon der notorische Hausmeister, die mindestens auf mittelfristige Sicht von Österreichern nicht ohne weiteres übernommen werden würden.
    Teilzeitbeschäftigung für Frauen kaum anwendbar wegen der unangenehmen Frage.
    Wie verhalten sich Frauen in einer Rezession oder in einer länger andauernden Stagnation?
    Werden sie dann auch noch ein Interesse haben an Teilzeitarbeit?
    Oder werden sie nicht dann sehr viel lieber die Ganztagsarbeit beibehalten?
    bleibt das Wirtschaftswachstum.
    Und hier zeigt sich ein Lichtblick, falls folgende Überlegung der Wirtschaftsforscher stimmt.
    Ein wachsendes Arbeitskräftepotential ist zumindest nach Meinung einiger Ökonomen selbst ein Wachstumsimpuls.
    Das heißt, mehr Leute verbrauchen auch mehr.
    Und wenn mehr verbraucht wird, dann kann mehr produziert werden.
    Die Frage ist nur, wie viel.
    Bleibt das zweite Problem.
    Nach Ansicht Dr. Buczeks hat man den Bedarf der Wirtschaft an Akademikern überschätzt.
    Man hat auch nicht bedacht, dass Bildungsexplosion auch Karrierexplosion bedeutet, denn wer mehr lernt, will mehr verdienen.
    Und die Tatsache, dass es in Österreich keine gemeldeten arbeitslosen Akademiker gibt,
    sieht Pucek keinen Beweis dafür, dass alle gebraucht wurden.
    Ich glaube nicht, dass die Tatsache, dass es keine arbeitslosen Akademiker gibt, als Evidenz dafür betrachtet werden kann, dass diese Überschüsse nicht bestehen.
    Denn es ist natürlich klar, dass so hoch ausgebildete Arbeitskräfte, wie es Akademiker sind, irgendeinen Arbeitsplatz finden.
    Als Rezepten empfiehlt Bucek in Zukunft die Konzentration der Studienförderung auf Studienrichtungen, welche die Wirtschaft braucht, die Schaffung einer Studienrichtung für allgemeine Bildung als Basis für eine rasch gehobene Berufsausbildung und erwarnt vor einer Bildungsexplosion um jeden Preis mit dem Hinweis darauf, dass die Studenten zwar nur drei bis vier Prozent der Bevölkerung ausmachen, aber eine Minderheit sind, die bei anhaltender Unzufriedenheit und Frustration sehr explosiv werden kann.
    Soweit also mein Bericht aus Baden und ich gebe zurück ans Funkhaus.
    Das war ein Bericht von Hans Adler, eine Minute vor dreiviertel eins.
    In diesen Tagen, wenige Wochen vor Schulschluss, werden zahlreiche Eltern sogenannte blaue Briefe erhalten, die sie über die Schulleistung ihrer Kinder informieren.
    In den meisten Fällen wird den Eltern darin mitgeteilt, dass Sohn oder Tochter wegen eines Nichtgenügens nicht berechtigt sind, in die nächsthöhere Klasse aufzusteigen.
    Gleichzeitig hält der Brief aber auch fest, dass eine Wiederholungsprüfung im Herbst einen Aufstieg möglich macht.
    Aufgrund des neuen Schulunterrichtsgesetzes ist es aber auch möglich, gegen eine negative Klassifikation zu berufen.
    Wie dies nun im Einzelnen aussieht, hören Sie von Eugen Freund.
    Wenn Eltern in diesen Tagen darüber informiert werden, dass ihr Kind im Abschlusszeugnis ein oder zwei nicht genügend zu erwarten hat, muss dies noch nicht bedeuten, dass damit die Ferien der Familie verpatzt sind.
    Wie ein Verurteilter vor Gericht können die Erziehungsberechtigten gegen die negative Note berufen, mit der Chance bei berechtigter Begründung den Landesschulrat zu überzeugen, dass das Nichtgenügend nicht der tatsächlichen Leistung des Schülers entspricht.
    In welcher Familie kommt es schließlich nicht vor, dass alle davon überzeugt sind, der Sohn oder die Tochter hätten ohnehin viel Tag und Nacht gelernt, aber der Lehrer könne sie oder ihn halt nicht leiden, er oder sie würden ununterbrochen benachteiligt und auch bei der letzten Schularbeit hätte der Lehrer ruhig noch ein Genügend geben können und so weiter und so weiter.
    Was sollten nun Eltern in einem derartigen Fall tun?
    Der Weg sieht etwa so aus.
    In einem formlosen Schreiben bei Pflichtschülern an den Bezirksschulrat, bei Mittelschülern an den Landesschulrat, die Berufung wird aber direkt in der Schule abgegeben, wird gegen das Nichtgenügend berufen.
    Dabei muss begründet werden, warum man die negative Note für nicht gerechtfertigt hält.
    Aufgrund dieses Schreibens kann die Behörde das Nichtgenügend in ein Genügend umwandeln.
    Kommt diese positive Erledigung nicht, kann man sich immer noch an die nächsthöhere Stelle, in diesem Fall an das Ministerium, wenden.
    Man kann aber nicht nur gegen ein, sondern durchaus gegen mehrere Nichtgenügend berufen.
    Freilich nimmt die Chance einer positiven Erledigung mit der Anzahl der Nichtgenügend ab.
    Bei einem negativen Bescheid kann man im Herbst eine Wiederholungsprüfung absolvieren, sowohl bei einem als auch bei zwei Nichtgenügend.
    Im letzteren Fall allerdings nur dann, wenn man nicht schon im Jahr zuvor im gleichen Gegenstand negativ abgeschlossen hat.
    Wenn man nun bei der Nachprüfung in einem Gegenstand durchkommt, im zweiten aber wieder keine positive Note erreicht, so kann die Klassenkonferenz dennoch über einen Aufstieg entscheiden.
    Dies könnte vor allem in solchen Fällen eintreten, wo man in zwei artverwandten Fächern etwa Physik und Mathematik Wiederholungsprüfungen hat, in den anderen Gegenständen aber durchaus Talent zeigt.
    Noch einmal zurück zur Berufung.
    Die jeweilige Schulbehörde muss diese Berufung innerhalb von drei Wochen behandeln.
    Das bedeutet also, dass die Eltern erst nach Schulschluss erfahren, ob Sohn oder Tochter in die nächsthöhere Klasse aufsteigen dürfen.
    Auf jeden Fall aufsteigen dürfen Schüler der ersten Volksschulklasse, auch wenn sie negativ abgeschlossen haben.
    Vor allem in ländlichen Gebieten hat dies aber zu Problemen geführt.
    So müssen diese Schüler in der zweiten Klasse neuerlich den für jeden Schulfortgang grundlegenden Stoff der ersten Klasse eingebaut bekommen.
    Dies führte dazu, dass es wieder zu einem Abteilungsunterricht kommt, ein Unterrichtssystem, das man vor wenigen Jahren endgültig abschaffen wollte.
    Berufungsmöglichkeit also bei nicht genügendem Zeugnis, als informierte Eugen Freund.
    In Wien findet gegenwärtig die erste Arbeitstagung des Wiener Instituts für Erziehungshilfe statt.
    Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Fragen der Kindertherapie, Elternarbeit und Diagnostik.
    Einer der Referenten ist Dr. Gerlicher von der städtischen Jugend- und Familienberatung Erlangen.
    Dr. Gerlicher referierte zum Thema Familientherapie.
    Die Arbeit in Erlangen gilt diesbezüglich als Versuch einer Neuorientierung in der Erziehungsberatung.
    Mit dem Wissenschaftler sprach Wolfgang Steinwendner.
    Herr Dr. Gerlicher, die Zahl der verhaltensgestörten Jugendlichen ist konstant im Steigen.
    Gibt es statistisches Zahlenmaterial, wie viele Kinder, wie viele Jugendliche sind verhaltensgestört?
    Diese Frage wird seit Jahren untersucht und zwar gibt es da großflächigere und auch Einzeluntersuchungen.
    Die Ergebnisse decken sich.
    Es laufen die Zahlen etwa auf einen Prozentsatz von 20 hinaus.
    Das heißt, man rechnet mit etwa 20 Prozent verhaltensgestörter Kinder, die irgendwie eine
    mehr oder weniger intensive Hilfe brauchen.
    Sie kommen von der Jugend- und Familienberatung Erlangen.
    Ihr Institut geht seit einigen Jahren andere Wege als Wien.
    Worin unterscheiden sich die Methoden Ihres Instituts von den Methoden des Wiener Instituts?
    Der Unterschied besteht darin, dass wir von Anfang an versuchen, mit der ganzen Familie zu arbeiten.
    Der Unterschied zum Wiener Institut besteht darin, dass zunächst die Mutter gesehen wird, dann eine psychologische Untersuchung erfolgt und dann die Beratung der Eltern und anschließend vielleicht eine Therapie des Kindes, an der selbstverständlich die Eltern beteiligt sind, wie es dem Konzept der Child Guidance Link entspricht.
    Das heißt, im Mittelpunkt steht nicht nur das Kind, sondern im Mittelpunkt steht die Familie.
    Im Mittelpunkt soll die Familie stehen.
    Die Familie muss gewissermaßen lernen, dass das in den Mittelpunkt gestellte Kind im Grunde in seinen Schwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten das zum Ausdruck bringt, was an Konflikten unausgesprochen in der gesamten Familie vorhanden ist.
    Diagnostizieren Sie da nur oder kommt es zu einer echten Therapie innerhalb der Familie?
    Therapie findet vom ersten Augenblick des Zusammenseins mit der Familie statt, denn es wird im Institut in anderer Weise und bewusster miteinander umgegangen, als das in der Familie gewöhnlicherweise der Fall ist.
    Das heißt, Sie gehen nicht zur Familie hin, sondern die Familie kommt zu Ihnen ins Institut.
    Wie sieht diese Therapie praktisch aus?
    Die Familie kommt in die Beratungsstelle und wird gebeten, über die Fragen zu sprechen, die Anlass für die Anmeldung im Institut gegeben hat.
    Bei dem folgenden Gespräch werden zunächst die Eltern sprechen, aber der Therapeut wird versuchen, wenn die Kinder es nicht von selbst tun, die Kinder anzuregen, auch zu dem, was die Eltern sagen, sich zu äußern.
    Soweit das Kind die Fähigkeit hat, zu sprechen, wird nach unseren Erfahrungen das Kind auch durch die Hilfe des Therapeuten
    sich sprachlich artikulieren.
    Wenn das Kind nicht dazu in der Lage ist, wird es durch andere Verhaltensweisen Mitteilungen geben, auf die der Therapeut die Eltern hinlenkt.
    Das ist übrigens auch der Fall bei den Kindern, die sich sprachlich artikulieren können.
    Es besteht ja die
    Mitteilung nicht nur in den verbalen Äußerungen, sondern auch in den nicht-verbalen Informationen.
    Diese können zum Beispiel ein Spielverhalten sein oder können Verhaltensweisen sein wie plötzlich kriecht ein Kind unter den Tisch oder setzt sich auf den Schoß der Mutter oder geht von dort, wo es die ganze Zeit gesessen hat, plötzlich weg.
    Und man muss fragen, warum ist das Kind jetzt weggegangen?
    Was bedeutet das für das Kind?
    Was bedeutet das für die augenblickliche Situation in der Familie?
    Möglichkeiten der Familientherapie, das Gespräch führte Wolfgang Steinwendner.
    Und wir schließen das Journal sieben Minuten vor dreiviertel eins mit Beiträgen des Kulturmagazins.
    Nach der Krise der Mailänder Skala droht nun auch der Pariser Oper das Schicksal, entweder geschlossen zu werden oder ins gewohnte Mittelmaß zurückzufallen.
    Der künstlerische Gewinn der Pariser Oper unter Rolf Liebermann wird durch budgetäre Verluste ebenso gefährdet wie durch die Animosität vieler Franzosen gegen den deutschen Opernleiter.
    Hören Sie einen Bericht von Christoph Schwerin.
    Äußerlich geht es um die Unordnung der Finanzen.
    Die Ursache der Malaise ist aber psychologischer Art und erscheint gravierender.
    Die gegenwärtige Diskussion betrifft freilich nur das Anwachsen der jährlichen Unkosten um 50 Prozent und das letztjährige Defizit von 100 Millionen Schilling bei einem Opernbudget von 400 Millionen Schilling.
    Premierminister Chirac sah sich gezwungen, persönlich einzugreifen und radikale Sanierungsmaßnahmen vorzuschlagen.
    Er forderte den Abbau der Personalkosten, die 60 Prozent des Budgets ausmachen, genaue und definitive Kostenvoranschläge des künstlerischen Programms,
    Eine größere Verbreitung der Opernproduktion durch Gastspielreisen, Fernsehradio- und Schallplattenproduktionen und Übertragungen durch ein neuartiges Kabelfernsehsystem in die Kongresshalle für ein breites Publikum, dessen erster Versuch diese Woche technisch nur wenige überzeugte.
    All dieses war zwar einst geplant, als Rolf Liebermann vor fünf Jahren in Paris begann, aber solche Pläne scheiterten an den Bestimmungen der Tarifverträge mit den Gewerkschaften.
    Wollte man hier jedoch wieder einmal allein die Gewerkschaften an der Opernkrise für schuldig erklären, so wie es etwa stets in New York geschieht, wenn die Finanzen nicht stimmen, würde man der Sache nicht gerecht, das Übel ließe sich nicht beheben.
    Rolf Liebermann wurde von Pompidou's Kultusminister Duhamel vor fünf Jahren nach Paris geholt, um aus dem Nichts, mit einem Budget von damals 280 Millionen Schilling, eine Oper von Weltrang zu schaffen.
    Und es gelang ihm in kürzester Zeit, Chor, Orchester und Gastbesetzungen der Oper auf dieses Niveau anzuheben.
    Aber die Begeisterung der Pariser und internationalen Melomanen hat nicht die Gegner Liebermanns überzeugt.
    Denn diese Gegnerschaft ist begründet in der Überbürokratisierung der französischen Administration, im sturen Formalismus der Gewerkschaften und in der an Rassismus grenzenden Fremdenfeindlichkeit der Öffentlichkeit Frankreichs.
    Liebermann selbst reagierte oft zugereizt gegenüber den unsinnigen Schwierigkeiten, die man ihm hier bereitete und verschlimmerte dadurch nur die Lage.
    Und es ist vorauszusehen, dass sein Buch über die Erfahrungen an der Pariser Oper, das Ende dieses Monats erscheint, ihm keine Freunde schaffen wird.
    Und dennoch hat die forcierte Intervention von Ministerpräsident Chirac zu einem ersten, unerwarteten Ergebnis geführt.
    Die gezielten Angriffe gegen die Oper-Gewerkschaft scheinen die Bildung eines gewissen Chorgeistes bewirkt zu haben.
    Das Personal zieht heute eine interne Regelung mit, lieber Mann, einer von der Regierung aufgezwungenen neuen Ordnung vor.
    Liebermann selbst zeigte sich gestern optimistisch auf einer Pressekonferenz.
    Er glaubt an die Kompromissbereitschaft der Regierung und an die Möglichkeit einer Einigung innerhalb des Hauses.
    Sein soeben vorgelegtes Programm für die kommende Spielzeit mit Rheingold, Walküre, Zauberflöte und Pelléas et Mélisande ist prächtig und vielversprechend wie seit fünf Jahren.
    Sie hörten Christoph Schwerin.
    Im Wiener Museum des 20.
    Jahrhunderts wird heute eine Ausstellung von Werken des bedeutenden Satirikers der Zwischenkriegszeit, Georges Gros, eröffnet.
    Gros wurde am 26.
    Juli 1893 in Berlin geboren, ließ sich 1933 in den USA nieder und starb 1959, kurz nach seiner Rückkehr nach Berlin.
    Über die ihm gewidmete Ausstellung berichtet Konrad Zobel.
    Georges Gros, der Bürgerschreck.
    Georges Gros, die grafische Zuchtrute einer falschen und schmierigen Gesellschaft.
    Georges Gros, der aggressive Humanist.
    Alle Beinahmen, die mit diesem Künstler verbunden sind, zeugen von jener sozial-ethischen Motivation, die Gros 1924 so umschrieb.
    Kunst ist für mich keine ästhetische Angelegenheit.
    Zeichnen ist nicht Selbstzweck ohne Sinn.
    Kein musikalisches Gekritzel, das nur von feinnervigen Gebildeten zu erfühlen und zu erraten ist.
    Zeichnen hat wieder einen sozialen Zweck, sich unterzuordnen.
    Gegen das brutale Mittelalter und die Dummheit der Menschen unserer Zeit kann die Zeichenkunst eine wirksame Waffe sein.
    Nun, die Wirksamkeit muss angesichts der weiteren geschichtlichen Entwicklung angezweifelt werden, aber immerhin fühlte sich die herrschende Klasse genügend gefährdet, dass man seine Zeichnungen wiederholt beschlagnahmte und groß in einen jahrelangen Prozess verwickelte.
    Das Gesicht der herrschenden Klasse, so ein Bildtitel aus dem Jahre 1921, ist bei Gross ein brutaler Eintopf von karikierten Typen mit feisten Nacken, roten Nasen, Schmissen, Haifischzähnen, Monokeln und Schnauzbärten, die die stützende Weimarer Republik als Raubtiere von monströser Spießigkeit erscheinen lassen.
    1930 zeichnet er dann das neue Gesicht der herrschenden Klasse.
    Hitler als teutonischer Barbar.
    Haben die Arbeiten von Georges Grosz durch ihre unmittelbare Zeitbezogenheit heute an Aktualität eingebüßt?
    Der Direktor des Museums des 20.
    Jahrhunderts, Alfred Schmeller, glaubt nicht daran.
    Es gibt noch denselben Spießer wie damals, er lebt.
    Es gibt noch denselben Korruptionisten wie damals, er lebt und blüht.
    Es gibt noch denselben Germanen wie damals.
    Es gibt denselben Militaristen wie damals.
    Also im Grunde darf man natürlich nicht Gross jetzt als historische Erscheinung abtun, sondern muss durch die
    Zeichnung von Groß, die Situation von heute sehen.
    Auf die Frage, in welches Ausstellungskonzept diese Schau mit über 200 Grafiken aus allen Perioden von Groß schaffen, passe, erklärte Direktor Schmeller.
    Wir haben eine Reihe von Ausstellungen gemacht, die sich mit Zeitkritik beschäftigt.
    Das ist Saul Steinberg, das ist Tommy Ungerer.
    Das sind die Ausstellungen über die Comics gewesen.
    Das ist eine Linie, die durch unser Konzept hindurch geht, die sich mit Zeitkritik beschäftigt.
    Und ich bin also der Meinung, dass ein großer Teil der modernen Kunst ungeheuer wichtig ist, weil sie eben zeitkritisch Stellung nimmt.
    Und da gehört natürlich auch der Georges Gros klarerweise hinein.
    Die Ausstellung im Museum des 20.
    Jahrhunderts zeigt freilich nicht nur den zeitkritischen Georges Gros, sondern auch einige Landschaften aus seiner amerikanischen Zeit, die bezeugen, dass Gros auch das traditionelle künstlerische Handwerk beherrschte.
    Bei der Eröffnung der Ausstellung heute Abend wird der Schriftsteller Ulrich Becher, der mit dem Künstler sehr gut befreundet war, über seine Erfahrungen mit Georges Gros sprechen.
    Und nach diesem Beitrag von Konrad Sobel noch einmal kurz Nachrichten.
    Österreich.
    Finanzminister Androsch sprach heute von notwendigen Einsparungen im Bundeshaushalt, um das Budgetdefizit auf ein tragbares Maß zurückzuführen.
    Androsch nannte ihm konkrete Maßnahmen bei der Wohnbeihilfe und der Milchgeldstützung.
    Der Kärntner Landeshauptmann Wagner sagte vor Journalisten zur Minderheitenfrage, er könne sich nicht vorstellen, dass es zu keiner Minderheitenzählung kommen werde.
    Zur Frage der zweisprachigen Ortstafeln meinte Wagner, dass hier große psychologische Schwierigkeiten bestünden und fügte hinzu, neben den deutschsprachigen wollten auch viele slowenische Kärntner gerade in ihren eigenen Gemeinden keine zweisprachigen Ortstafeln.
    Durch heftige Unwetter ist die Bregenser Waldbahn von Bregens nach Bezau unterbrochen.
    Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.
    Diese Kurznachricht, meine Damen und Herren, steht am Ende des Journals.
    Redaktion und Technik verabschieden sich.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.06.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.06.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sparmaßnahmen des Bundes
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Sparen beim Budget
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Syrien interveniert militärisch im Libanon - linksgerichtete Moslems gegen Syrien
    Mitwirkende: Behrens, Erwin [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Israelische Reaktion auf syrische Intervention im Libanon
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Englische Reaktion auf isländischen Erfolg im Kabeljaukrieg
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Langfristige Schwierigkeiten auf dem österreichischen Arbeitsmarkt
    Studenten eine Minderheit die gefährlich und Explosiv werden kann , Einblendung: Dr. Felix Butschek 5x
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Butschek, Felix [Interviewte/r]
    Datum: 1976.06.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schulaufstieg trotz Fünfer
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Familientherapie als Versuch einer Neuorientierung
    Interview: Dr. Karl Gerlicher aus Erlangen
    Mitwirkende: Steinwendner, Wolfgang [Gestaltung] , Gerlicher, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1976.06.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Medizin ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Krise an der Pariser Oper, Rolf Liebermann, Premierevorhaben 1976/77
    Mitwirkende: Schwerin, Christoph [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.02 [Sendedatum]
    Ort: Paris
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Georg Grosz Ausstellung in Museum des 20. Jahrhunderts
    Einblendung: Direktor Alfred Schmeller
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Schmeller, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1976.06.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.06.02
    Spieldauer 00:59:59
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Steinwendner, Wolfgang [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.06.02 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-760602_k02
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