Mittagsjournal 1976.06.09

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    Mittagsjournal.
    Guten Tag meine Damen und Herren, Präsentator der Mittagsinformation des aktuellen Dienstes ist heute Bruno Berger.
    Im Parlament legt heute die Bundesregierung ihren Bericht zur Lage der österreichischen Wirtschaft vor.
    Wir werden im Anschluss an die Nachrichten Näheres dazu berichten.
    Heute finden auch die wahrscheinlich entscheidenden drei Parteien Gespräche über das Minderheitenproblem in Kärnten statt.
    Wir kommen auf die Ausgangspositionen zu sprechen.
    Das Südtirol-Paket ist nunmehr erfüllt, eine Analyse haben wir in unser Programm aufgenommen.
    Zitate aus den österreichischen Zeitungen runden unsere Inlandsberichterstattung ab.
    Auslandskorrespondenten beschäftigen sich heute mit den Ergebnissen der Außenministerkonferenz in Kairo und mit den israelischen Reaktionen dazu und mit den Überschwemmungen in Jugoslawien.
    Grundsätzlich kommen wir noch auf die Problematik zu sprechen, Atomenergie, Gefahr, ja oder nein.
    Beiträge der Kulturredaktion schließlich bringen wir dann wie immer am Schluss der Sendung.
    Soweit also, meine Damen und Herren, ein kurzer Programmüberblick.
    Zunächst aber Wetter und Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Henry Goldhahn, Sprecher Herbert Slavik.
    Österreich.
    Im Plenum des Nationalrates liegen in diesen Minuten Bundeskanzler Kreisky und Finanzminister Androsch den Wirtschaftsbericht der Regierung vor.
    Dieser 146 Seiten umfassende Bericht weist unter anderem darauf hin, dass es aufgrund der bereits 1974 ergriffenen Maßnahmen zur Konjunkturbelebung gelungen sei, die Auswirkungen der schwersten und am längsten dauernden Rezession der Nachkriegszeit auf Österreich in engen Grenzen zu halten.
    Während die durchschnittlichen Arbeitslosenzahlen in den OECD-Staaten 1974 bei 4 Prozent und 1975 bei 6 Prozent lagen, betrugen die vergleichbaren Zahlen für Österreich 1,5 beziehungsweise 2 Prozent.
    Die Regierung, heißt es weiter, orientiere sich am Prinzip der Gesamtstabilität.
    Diese umfasse die bestmögliche Sicherung der Kaufkraft, die Stabilität der Beschäftigung, die kontinuierliche Entwicklung der Gesamtwirtschaft und ein geordnetes soziales Klima.
    In einem Ausblick auf die künftige Wirtschaftsentwicklung wird das reale Wachstum des Bruttonationalproduktes auf zweieinhalb Prozent geschätzt, wobei die Auslandsnachfrage allerdings rascher wachsen dürfte als die Inlandsnachfrage.
    Die durchschnittliche Arbeitslosenrate für 1976 wird mit 2,6 Prozent, die Inflationsrate mit 7,5 Prozent prognostiziert.
    Der Index der Großhandelspreise für Mai dieses Jahres ist gegenüber Mai 1975 um 6 Prozent gestiegen, teilt das Statistische Zentralamt mit.
    Gegenüber April betrug die Steigerung der Großhandelspreise 0,8 Prozent.
    Hauptursachen für diese Entwicklung sind Preissteigerungen beim Großhandel mit Rohstoff- und Halberzeugnissen sowie bei Agrarerzeugnissen, Lebens- und Genussmitteln.
    Das Statistische Zentralamt stellt fest, dass die Indexentwicklung bereits wieder von steigenden Zuwachsraten gekennzeichnet sei.
    Italien Die Regierung in Rom hat gestern die Durchführungsbestimmungen zu zwei der wichtigsten Punkte des sogenannten Südtirol-Pakets erlassen, nämlich zum ethnischen Proport bei der Besetzung öffentlicher Stellen und zum Gebrauch der deutschen Muttersprache in öffentlichen Ämtern.
    Dies bedeutet, dass bis zum Jahr 2000 an die 6000 staatliche und halbstaatliche Stellen in Südtirol nach dem zahlenmäßigen Verhältnis der drei Volksgruppen besetzt werden können.
    Die Südtiroler werden sich also verstärkt am öffentlichen Dienst beteiligen und italienische Beamte sind verpflichtet, in den Ämtern auch Deutsch zu sprechen.
    Landeshauptmann-Stellvertreter Benedikter bezeichnete dieses Ergebnis als Verwirklichung eines wichtigen Bestandteiles des Pariser Abkommens und als Wiedergutmachung des faschistischen Unrechtes an den Südtirolern.
    Nahe Osten.
    Während einer Nachtsitzung in Kairo haben die Außenminister der 20 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga sechs Resolutionen zur Beendigung des Bürgerkrieges und zur Lösung des Libanon-Konfliktes verabschiedet.
    Die Minister appellierten an die rechts- und linksgerichteten Milizeinheiten, alle Kampfhandlungen sofort einzustellen.
    Darüber hinaus soll eine symbolische arabische Sicherheitsstreitmacht unter der Kontrolle der Liga die Sicherheit und Stabilität im Libanon gewährleisten und die syrischen Truppen ersetzen.
    Die Dauer des arabischen Mandates wird vom gewählten Staatspräsidenten Sarkis bestimmt werden.
    Eine weitere Resolution der Außenminister, eine Delegation des Ligarates zu Verhandlungen mit den Konfliktparteien zu bilden, ist bereits erfüllt.
    Das Komitee, bestehend aus dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Riad, dem Außenminister von Bahrain, Mubarak, sowie mehreren hohen Beamten aus Libyen und Algerien, traf heute Vormittag in Damaskus ein, um mit Staatspräsident Assad die jüngste Entwicklung im Libanon-Konflikt zu erörtern.
    Nach Meldungen des von Moslems kontrollierten Beirutter Rundfunks ist Assad mit den Beschlüssen der arabischen Liga einverstanden.
    Die gegenwärtige strategische Situation im Libanon ist weiterhin unklar.
    Nach jüngsten Agenturberichten sind um Beirut schwere Kämpfe zwischen syrischen Streitkräften und Palästinensern im Gange.
    Vor allem die Straße zum Flughafen ist Schauplatz heftiger Gefechte.
    Vermutlich wollen die Syrer mit ihren Angriffen die Zufahrtsstraßen nach Beirut unter ihre Kontrolle bringen, um möglichst bald in die Hauptstadt einrücken zu können.
    USA
    Präsident Ford auf Seiten der Republikaner und Ex-Gouverneur Carter bei den Demokraten sind die aussichtsreichsten Kandidaten für die Präsidentenwahlen im kommenden November.
    Zum Abschluss der Vorwahlen konnten Ford und Carter in Ohio und New Jersey die erwarteten Siege verzeichnen und damit die wahrscheinlichen Niederlagen in Kalifornien aufwiegen.
    Ein endgültiges Ergebnis in diesem wichtigen Bundesstaat Kalifornien liegt derzeit noch nicht vor.
    Nach ersten Hochrechnungen führt jedoch bei den Demokraten der derzeitige Gouverneur Brown überlegen vor Kater und bei den Republikanern Ex-Gouverneur Reagan knapp vor dem amtierenden Präsidenten.
    In einem Referendum für schärfste Sicherheitsvorkehrungen beim Bau von Kernkraftwerken haben sich die kalifornischen Wähler mit überwältigender Mehrheit gegen diesen sogenannten Vorschlag 15 ausgesprochen.
    Konsumentenschützer Ralph Nader beschuldigte Stromversorgungsbetriebe und Industriefirmen, eine, wie er wörtlich sagte, lügnerische und die Tatsachen verdrehende Kampagne gegen die Einführung der Sicherheitsauflagen geführt zu haben.
    Der Vorschlag 15 wurde mit mehr als zwei Drittel Mehrheit zurückgewiesen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    In einer öffentlichen Anhörung werden heute mehrere Sachverständige vor dem Innenausschuss des Bundestages in Bonn zur Problematik der Kernkraftwerke Stellung nehmen.
    Im Mittelpunkt der Debatten steht die Frage der Lagerung und der Wiederaufarbeitung nuklearer Abfälle.
    Anlässlich der Außenministertagung der OAS, der Organisation amerikanischer Staaten, hat der amerikanische Außenminister Kissinger in Santiago die Verletzung der Menschenrechte in Chile und Kuba in äußerst scharfer Form verurteilt.
    Unter Berufung auf die von der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte vorgelegten Berichte betonte Kissinger, jede Regierung, die die Rechte der Bürger mit Füßen trete, verzichte damit auf ihre Existenzgrundlage.
    Der Bericht über Kuba bestätigt nach den Worten Kissingers die schlimmsten Vorstellungen.
    Belgien.
    In Brüssel beginnt heute die Ministerrunde der sogenannten Euro-Gruppe, der die europäischen NATO-Staaten mit Ausnahme Islands und Portugals angehören.
    Wichtigstes Thema der Beratungen dürfte die Zusammenarbeit in der Rüstung sein.
    Morgen treffen die Verteidigungsminister des Nordatlantikpaktes in der belgischen Hauptstadt zusammen.
    Großbritannien.
    Die Abgeordneten des Unterhauses in London werden heute über einen Misstrauensantrag der konservativen Opposition gegen die Labour-Regierung unter Premierminister Callaghan abstimmen.
    Mit dem gestern eingebrachten Antrag wollen die Konservativen Neuwahlen erzwingen.
    Die Opposition begründete ihren Schritt damit, dass die Labour-Regierung durch eine verfehlte Politik an der schlechten wirtschaftlichen Lage Großbritanniens die Verantwortung trage.
    Eine Annahme des Misstrauensantrages gilt als unwahrscheinlich, weil die Liberalen für die Sozialisten abstimmen werden.
    Italien.
    Eine linksextremistische Organisation, die sich Roter Revolutionärer Stern nennt, hat sich in der vergangenen Nacht als vierte Bewegung für den Mord an dem Genueser Generalstaatsanwalt Francesco Cocco verantwortlich erklärt.
    Cocco, sein Chauffeur und ein begleitender Polizist, wurden gestern von unbekannten Tätern erschossen.
    Bereits am Abend bekannten sich zwei linksextreme Gruppen und eine rechtsextreme Organisation zu dem Attentat.
    Deutsche Demokratische Republik.
    In Ostberlin beginnt heute die entscheidende Sitzung des Redaktionsausschusses der Konferenz der Kommunistischen Parteien Europas.
    Im Mittelpunkt der Beratungen steht die Vorbereitung der KP-Konferenz in der ostdeutschen Hauptstadt.
    Dieses Treffen könnte Ende Juni stattfinden, wenn bei der heutigen Sitzung Einigung erzielt werden sollte.
    Die Abhaltung der Gipfelkonferenz ist bisher an Meinungsverschiedenheiten zwischen den einzelnen kommunistischen Bewegungen gescheitert.
    Während die Parteien Rumäniens, Jugoslawiens und Italiens ihre Eigenständigkeit betonen, streben die Sowjetunion und die meisten Parteien des Ostblocks eine zentrale Leitung des internationalen Kommunismus an.
    Das waren die Meldungen.
    Untertitel der Amara.org-Community
    Und nun der Wetterbericht.
    Die Wetterlage.
    Eine Hochdruckzone verläuft von den Alpen zu einem mächtigen Hoch über Skandinavien.
    Damit ist der Fortbestand des Schönwetters gesichert.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Größtenteils heiter, mäßige nördliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 21 bis 27 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 7 bis 15 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Donnerstag heiter oder leicht wolkig.
    Winde überwiegend aus Süden.
    Frühtemperaturen 8 bis 17 Grad, Tageshöchstwerte 22 bis 28 Grad.
    die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, Wolkig, 23 Grad, Nordostwind, Geschwindigkeit 15 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt, Wolkig, 22 Grad, Nordwestwind 15, Linz, Heiter, 24, Ostwind 2,
    Salzburg, Heiter 25°, Wind still.
    Innsbruck, Heiter 25°, Ostwind 5 km in der Stunde.
    Bregenz, wolkenlos 22°, Südostwind 10.
    Graz, Heiter 25°, Wind still.
    Und Klagenfurt, Heiter 25°, Südostwind, Geschwindigkeit 5 km in der Stunde.
    Es ist jetzt drei Minuten vor Viertel eins.
    Im Mittelpunkt der heutigen Plenarsitzung des Nationalrates stehen die Wirtschaftsberichte der Bundesregierung, die von Bundeskanzler Kreisky und Finanzminister Hannes Androsch den Abgeordneten vorgelegt werden.
    Diese Berichte geben einen Überblick der Wirtschaftsentwicklung der abgelaufenen Jahre und sind außerdem die Basis für eine Prognose der Entwicklung in der kommenden Zeit.
    Die Debatte über die Wirtschaftsberichte findet allerdings erst morgen statt.
    Aus dem Parlament meldet sich nun Markus Sommersacher.
    Mit dem Wirtschaftsbericht des Bundeskanzlers und des Finanzministers steht heute die Politik der sozialistischen Bundesregierung generell auf dem parlamentarischen Prüfstand.
    Dieser Bericht fällt heuer zum ersten Mal seit drei Jahren in eine Phase, in der man wieder einen Silberstreifen am dunklen Horizont der wirtschaftlichen Situation zu erkennen glaubt.
    Für die Bundesregierung also ein Zeitpunkt, um einerseits auf die Arbeit in der Rezession zurück und bereits auf eine hoffnungsvollere Zukunft vorauszublicken.
    Für die Opposition ein Anlass, die Sünden des Kabinetts Kreisky II und III, die sie zu erkennen glaubt, anzuprangern.
    Diese bereits erwähnte Janus-Kopf-Charakteristik im Bericht Kreiskys und Androschs zieht sich wie ein roter Faden durch die 146 Seiten starken Erklärungen der beiden Kabinettsmitglieder.
    Die Erläuterungen beginnen mit einem Hinweis darauf, dass die weltweite Rezession, die 1973 eingesetzt habe, auch Österreich nicht verschont habe.
    Allerdings, so heißt es in den wirtschaftspolitischen Ausführungen, sei es gelungen, die Auswirkungen der Flaute auf Österreich in Grenzen zu halten.
    Während im vergangenen Jahr nämlich das Brutto-Nationalprodukt in Europa im Durchschnitt um 2,2 Prozent zurückgegangen sei, habe der Schrumpfprozess in Österreich nur im Ausmaß von 2,0 Prozent eingesetzt.
    Die Arbeitslosenrate habe in ganz Europa im Durchschnitt zwischen 4 und 6 Prozent, bei uns aber nur eineinhalb bis zwei Prozent betragen.
    Auf dem beschäftigten Sektor wird von der Regierung eine Entspannungstendenz festgestellt.
    So habe man im Vorjahr mit 2.656.400 Beschäftigten die Marke des Vorjahres halten können.
    Dagegen seien freilich die Löhne generell schwächer gestiegen als 1974.
    Außerdem habe die Nachfrage nicht mehr zugenommen und dadurch habe der Privatkonsum des einzelnen Staatsbürgers im Vorjahr mit zweieinhalb Prozent das schwächste Wachstum der vergangenen 20 Jahre aufgewiesen.
    Am härtesten habe die Rezession in Österreich bei der Industrie zugeschlagen, wo lediglich die Energiewirtschaft positive Bilanzen vorweisen könne.
    Dagegen habe sich der Fremdenverkehr in der vergangenen Saison mehr sehr günstig entwickelt.
    Das hohe Niveau von 1973 sei wieder erreicht, stellt die Bundesregierung zufrieden fest.
    Zufriedenheit, vielleicht sogar gewisse Zuversicht, spricht auch aus der Prognose, die Kanzler und Finanzminister für heuer und die kommenden beiden Jahre wagen.
    Es sei, so meinen sie, für heuer mit einer anhaltenden, wenn auch nicht dramatischen Konjunkturbelebung zu rechnen.
    Das Wirtschaftswachstum dürfte nach den Schätzungen der Regierung wieder um zweieinhalb Prozent im Durchschnitt zunehmen.
    Aufgrund dieser Aussichten werde man bei der Erstellung der Budgets für die nächsten drei Jahre, wie Andros sagt, das Erbe der Rezession bewältigen müssen und die durch Kreditaufnahmen bewirkte Schere zwischen Ausgaben und Einnahmen wieder enger schließen.
    Dies soll einerseits durch Einschränkungen bei den Ausgaben und andererseits durch Erschließung neuer Einnahmen erreicht werden.
    Die Wirtschaftspolitik werde neben diesen beiden Komponenten vom Bemühen um eine Milderung der Inflation, der Fortsetzung des sogenannten harten Schillingkurses in der Währungspolitik und Anstrengungen um eine dauernde Verbesserung der Leistungsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft gekennzeichnet sein, kündigt die Regierung an.
    Soweit also ein Abriss des Wirtschaftsberichtes des Finanzministers und des Kanzlers, der vor wenigen Minuten mit seinen Ausführungen begonnen hat.
    An diesem Bericht schließt sich heute die Debatte über die restlichen 18 Punkte der Tagesordnung an.
    Erst für morgen ist die Erörterung der wirtschaftspolitischen Erklärungen im Plenum vorgesehen.
    Und nach bisherigen Andeutungen ist nicht anzunehmen, dass die Oppositionsparteien diese Debatte bereits heute etwa mit einer dringlichen Anfrage vorwegnehmen werden.
    Danke Markus Sommersacher für diesen Direktbericht aus dem Parlament und wir zitieren nun aus Meinungen und Kommentaren der österreichischen Zeitungen.
    Wesentlichstes Thema der Kommentare in der heutigen österreichischen Tagespresse ist die aktuelle Diskussion um die Senkung der Zinsen für die verschiedenen Sparformen.
    Hermann Polz bezieht sich in den oberösterreichischen Nachrichten im Speziellen auf die Ankündigung von Finanzminister Androsch, wonach neue Bausparverträge ab 1977 nur mehr 17 Prozent staatlichen Zuschuss erhalten werden, die alten bis gestern abgeschlossenen Verträge jedoch weiterhin den 25-prozentigen Zuschuss behalten.
    Dazu meint nun Hermann Polz.
    Ohne sich auch nur im Geringsten zu genieren, verkündigte Finanzminister Andros gestern im Rundfunk, wie ein besonderes Zugeständnis, die Kürzungen beim Bau und Prämien sparen würden nicht rückwirkend sein und bestehende Verträge nicht angetastet werden.
    Was hier im gönnerhaften Tone gewissermaßen als anerkennenswerte Leistung dargeboten wurde, sollte doch wohl die banalste Selbstverständlichkeit sein, über die kein Wort zu verlieren wäre.
    Der Staat hat die Bedingungen voll und ganz zu erfüllen, mit denen er viele seiner Bürger zum Abschluss von Bau- und Prämiensparverträgen verlockt hat.
    Jeder Gedanke, der von diesem Grundsatz abweicht, wäre Betrugsabsicht.
    Der Kurier resümiert die Diskussionen zur Sparzinssenkung in einem Kurzkommentar.
    Hier liest man.
    Wenn übers Jahr wieder Weltspartag ist und der Herr Bundespräsident im Fernsehen eine schöne Rede halten wird, dann werden sich viele an diesen Dienstag im Juni erinnern.
    Und sie werden sich, bevor sie zur Sparkasse gehen, an deren eigenen Spruch von 1976 erinnern.
    Morgen kann es schon zu spät sein.
    Heute Mittwoch ist morgen.
    Ist es ab heute zu spät fürs Sparen?
    Andere Aspekte stellt Ronald Barazon in seinem Kommentar in den Salzburger Nachrichten in den Vordergrund.
    Er meint, die Tatsache, dass nur die mit den Krediten verdienten Zinsen das Maß der Einlagenverzinsung darstellen können, hat eine wichtige Konsequenz, die in der Diskussion oft übersehen wird.
    Eine Relation zwischen der Verzinsung von Einlagen und der Höhe der Inflationsrate ist nicht herstellbar.
    Wollte man dies versuchen, so käme es zwar zu sehr hohen Sparzinsen, aber zu extrem hohen Kreditzinsen, die niemand zahlen würde.
    Ohne Kredit bricht aber die Volkswirtschaft zusammen.
    Und Barazon schließt?
    Wenn diesen Zusammenhängen auch die Gewerkschafter als Verfechter eines hohen Eckzinssatzes Tribut zollen, indem sie einer Senkung von 5 auf 4,5 Prozent zustimmen, so sei dies als Sieg der Vernunft gefeiert.
    in einem Kurzkommentar in der Presse liest man.
    Das Zusammentreffen negativer Faktoren, Rezession und starke Inanspruchnahme der Sparförderung zwangen Androsch rascher als erwartet in die Knie und zur unpopulären Entscheidung.
    Sie wird nicht die letzte bleiben, wie die Diskussion um die Milchpreisstützung zeigt.
    Nur allzu deutlich rächen sich jetzt die Wahlversprechen der Vergangenheit, wird auch dem fröhlichsten Sparer und Milchtrinker klar, dass er sich seine Subvention letztlich selbst gezahlt hat.
    Wenn mit der Verschlechterung der Sparförderung auch diese Erkenntnis übernachgekommen sein sollte, könnte dies zumindest mehr Skepsis gegenüber künftigen Wahl- und sonstigen Politikerversprechen bedeuten.
    Und das kann unser aller Brieftaschen künftig nur gut tun.
    Soweit also unsere heutige Presseübersicht zusammengestellt von Wilfried Seifert.
    Heute Nachmittag treffen im Parlament wieder die drei Bundesparteiobmänner und Vertreter der Kärntner Landesparteien zu einem sogenannten Slowenengipfel zusammen.
    Nach fast dreieinhalbjähriger Verhandlungsdauer werden heute voraussichtlich die Weichen für das weitere und endgültige Vorgehen in der Minderheitenfrage gestellt.
    Was mit beständiger Regelmäßigkeit in diesem Zusammenhang beinahe allwöchentlich diskutiert, vorgeschlagen oder abgelehnt wird, soll nach dem Wunsch der drei Parlamentsparteien bald als erledigt gelten.
    Die komplette Erfüllung der noch offenen Punkte des Staatsvertrages.
    Die Ausgangspositionen für die heutigen Gespräche fasst nun Eugen Freund zusammen.
    Wenn alles programmgemäß verläuft, könnte heute am frühen Abend ein weiteres Kapitel österreichischer Innenpolitik zumindest vorläufig ad acta gelegt werden.
    Ähnlich wie beim Streit um die Wirtschaftsgesetze wird zwar das Parlament erst in etwa einem Monat die endgültige Entscheidung treffen, doch einmal mehr über ein größtenteils in außerparlamentarischen Rahmen ausgehandeltes Gesetz.
    Genauer gesagt über zwei Gesetze, die aber zumindest in mittelbarem Zusammenhang stehen.
    Das Volksgruppenförderungs- und das Volkszählungsgesetz.
    Wir haben über den Inhalt beider Gesetze bereits des Öfteren berichtet, nur so viel sei kurz zusammengefasst.
    Das Volksgruppengesetz soll alle bisherigen oder noch zu schaffenden Förderungsmaßnahmen für in Österreich lebende Minderheiten auf eine neue Basis stellen, auch die Aufstellung zweisprachiger Ortstafeln.
    Und das geänderte Volkszählungsgesetz soll es möglich machen, die Zahl der in Österreich lebenden Volksgruppenangehörigen zu ermitteln.
    Während bis vor kurzem noch feststand, dass diese beiden Gesetze gemeinsam Anfang Juli vom Parlament verabschiedet werden würden, haben vergangene Beratungen dies wieder in Frage gestellt.
    Freilich nur in der Form, nicht in der Sache selbst.
    Und genau darüber sollen sich die sechs Parteiobmänner, drei aus Wien und drei aus Kärnten, heute einig werden.
    Vor allem wird Folgendes zur Klärung anstehen.
    Wird man die im geänderten Volkszählungsgesetz vorgesehene Erhebung der Umgangssprache fallen lassen und derartiges an eine Personenstandserhebung im Herbst anhängen, was rascher zu Ergebnissen führen würde?
    Welcher Prozentsatz soll nun endgültig zumindest für die Aufstellung zweisprachiger topografischer Aufschriften herangezogen werden?
    Die bisher kolportierten 25% sind noch nicht fixiert.
    Können Förderungsmaßnahmen noch vor einer Zählung bzw.
    vor den Ergebnissen in Kraft treten?
    Und schließlich ist nicht vielleicht eine pragmatische Lösung sozusagen die Lösung?
    Zur Verdeutlichung, in diesem Fall würden Maßnahmen nicht einheitlich, sondern von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich getroffen werden.
    Verschiedenartige Auffassungen gibt es nicht nur zwischen den Parteien, sondern auch nördlich und südlich des Alpenhauptkammes.
    Bei der SPÖ.
    Bundeskanzler und Parteivorsitzender Kreisky hat bisher die Auffassung vertreten, es könne von den Ortstafeln einmal abgesehen, durchaus erst gefördert und dann gezählt werden.
    Landeshauptmann und Parteiobmann Wagner hat erst kürzlich für sich reklamiert, Schöpfer des Gedankens, erst zählen, dann fördern zu sein.
    Auch beim Prozentanteil hat Kreisky zu verstehen gegeben, ihm wären weniger als 25 Prozent lieber gewesen.
    In der ÖVP, der Minderheitenexperte und Hauptverhandler der Volkspartei, Professor Erma Kora, hat mit ÖVP-Landesobmann Bacher, wie er selbst sagt, Formulierungsdifferenzen über den Inhalt einer pragmatischen Lösung, jene Möglichkeit über die in jüngster Zeit besonders intensiv beraten wurde.
    Und ÖVP-Bundesobmann-Stellvertreter Mock ist mit der 25-Prozent-Klausel, wie sie seine Kärntner-Parteifreunde haben wollen, nicht ganz glücklich.
    Bei den Freiheitlichen schließlich verhandelt der Minderheitenexperte Dr. Orator in, wie immer wieder betont wird, konstruktiven Beratungen über eine pragmatische Lösung mit, die Kärntner FPÖ bezeichnet eine derartige Möglichkeit als nicht akzeptabel.
    Neuerdings gibt es auch bei den an sich auf ein gemeinsames Vorgehen eingeschworenen Kärntner-Parteien Meinungsdifferenzen.
    ÖVP-Chef Bacher hält, wie sein freiheitlicher Kollege Ferrari Brunnenfeld, nichts vom jüngsten Wagner-Vorschlag, die 25-Prozent-Klausel nur für Ortstafeln, nicht aber für andere Förderungsmaßnahmen heranzuziehen.
    Übrigens, ein Teilnehmer hat sich für die heutigen Gespräche, die, wie man sieht, noch genug kontroversielles beinhalten, entschuldigen und vertreten lassen.
    Kärntners Landeshauptmann Leopold Wagner.
    Aktuelle Minderheitenprobleme dargestellt von Eugen Freund.
    Wenn Sie die Zeit vergleichen wollen, es ist eine halbe Minute, fünf Minuten vor halb eins.
    Untertitel der Amara.org-Community
    Und nun zur Außenpolitik im Mittagsjournal.
    Im Libanon wird immer noch erbittert gekämpft.
    Die syrischen Invasionstruppen rücken weiter vor, weil sie treffen auf heftige Gegenwehr der palästinensischen Verbände und der linken Moslem-Milizen.
    Die Anhänger von Kemal Jumblatt und Yasser Arafat sind nicht bereit, vor den einstigen Freunden, die sie jetzt als Verräter betrachten, zu kapitulieren.
    In der arabischen Welt fürchten nun viele ein syrisches Massaker an den Palästinensern.
    Um das brudermörderische Blutvergießen zu beenden, sind nun gestern in Kairo die Außenminister von 15 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga zusammengetreten.
    Über das Ergebnis ihres Treffens berichtet aus der ägyptischen Hauptstadt Matthias Hart.
    Die zu einer außerordentlichen Konferenz des Rates der Arabischen Liga in Kairo versammelten Außenminister und Ministervertreter haben sich in einer bis in den frühen Morgen dauernden Nachtsitzung nicht zu einer Verurteilung der syrischen Militärintervention in Libanon durchringen können.
    Sie haben aber fast einstimmig die Aufstellung einer, wie es heißt, symbolischen arabischen Friedensstreitmacht beschlossen, die in Libanon die syrischen Truppen ablösen soll.
    Gleichzeitig forderten die Minister alle in Libanon streitenden Parteien auf, die Kämpfe sofort einzustellen und sich mit dem gewählten, aber noch nicht in sein Amt eingeführten neuen libanesischen Präsidenten Eliezer Kis zu versammeln, um eine politische Lösung des libanesischen Konflikts zu ermöglichen.
    Bisher sind die Beschlüsse der Liga, auch wenn sie mit großem moralischem Gewicht verabschiedet wurden, nur Appelle.
    Ihre Verwirklichung hängt von den Regierungen in Damaskus und Beirut ab.
    Deshalb hat man eine vom Generalsekretär der Liga, Mahmoud Riad, geführte Delegation nach Damaskus und Beirut in Marsch gesetzt, um die dortigen Führungen zu unterrichten oder, besser, um Zustimmung zu den in Kairo gefassten Beschlüssen zu bitten.
    Diese Delegation soll im Laufe des Tages nach Kairo zurückkehren und am Abend den Außenministern über die Ergebnisse ihrer Besprechungen berichten.
    Man hofft, so hört man aus arabischen diplomatischen Kreisen, dass man Syriens Zustimmung gewinnen werde, nachdem man auf jede Verurteilung des syrischen Vorgehens verzichtet habe, obwohl eigentlich kein arabischer Staat das massive syrische militärische Eingreifen in Libanon sanktioniert.
    Es hat aber durchaus den Anschein, als ob Syrien, ehe es den arabischen Wünschen nachgeben wird, in Libanon vollendete Tatsachen schaffen will.
    Wie man hört, setzen die syrischen Truppen ihren Vormarsch auf die Hauptstadt Beirut langsam, aber sicher fort.
    Unklar ist, was die arabischen Außenminister unter einer symbolischen pan-arabischen Friedensstreitmacht verstehen.
    Bisher gibt es in Kairo drei Erklärungen für diesen Begriff.
    Einmal heißt es,
    Man wolle damit deutlich machen, dass es den arabischen Ländern nicht darum gehe, Libanon zu besetzen und zu kontrollieren.
    Man hat an dem Beschluss, diese nach dem Muster der UNO-Friedensgruppen aufgestellten Streitkräfte zusammenzustellen, auch die Bedingungen geknüpft, dass sie abgezogen werden müssten, wenn dies vom libanesischen Präsidenten Sarkis verlangt werde.
    Außerdem soll sie unter dem Kommando des Generalsekretärs der Arabischen Liga stehen.
    Angeblich haben Ägypten, Sudan, Libyen, Algerien und Irak Truppenkontingente zur Entsendung nach Libanon angeboten.
    Die einschränkende Bezeichnung symbolisch könnte aber nach Ansicht politischer Beobachter auch als ein Hinweis an die israelische Regierung verstanden werden, sich wegen dieses Expeditionskurs keine besonderen Sorgen zu machen und etwas zu befürchten, dass Libanon nun zu einem pan-arabischen Schlachtfeld gegen Israel werden würde.
    Zum Dritten ließ man den Begriff symbolisch dahingehend, dass die Truppe, deren Aufstellung einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte, als symbolische Geste der Araber verstanden werden will, nicht aber als wirklicher Faktor in der libanesischen Krise.
    Das hieße, dass die Schaffung politischer Fakten vorerst weiterhin den Syrern überlassen bleibt.
    Soviel also von Matthias Hart.
    Wie haben nun die Israelis auf die Beschlüsse von Cairo reagiert?
    Hören Sie dazu Moshe Meisels.
    Offizielle Kreise in Jerusalem erklärten heute, dass eine Durchführung des Beschlusses der arabischen Außenministerkonferenz, ein interarabisches Gruppenkontingent in den Libanon zu entwenden, die Situation für Israel erheblich eskalieren könnte.
    In Jerusalem ist man noch immer der Ansicht, dass die derzeitige militärische Aktion Syriens im Libanon darauf hin zielt, die Ruhe und Ordnung herzustellen.
    und die Machtübernahme des neu gewählten Präsidenten Elias Sarkis zu ermöglichen.
    Bisher haben sich die im Libanon operierenden syrischen Truppen auch an die von Israel festgelegte rote Linie gehalten und den Litani-Fluss nicht überschritten.
    Im von der arabischen Außenministerkonferenz vorgeschlagenen interarabischen Truppenkontingent könnten sich auch Soldaten aus radikalen arabischen Ländern wie Libyen, Algerien und dem Irak befinden,
    was die israelischen Sicherheitsinteressen gefährden und die bisherige Zurückhaltung Israels ändern könnte.
    Für Jerusalem ist es klar, dass ein solches interarabisches Truppenkontingent besonders als Schirmherr und Schüttenhelfer der PLO unter linksradikalen Moslems dienen und die gespannte Situation im israelisch-libanesischen Grenzgebiet verschärfen würde.
    Im Westjordanland ist heute eine Welle des Zornes gegen die syrische Intervention im Libanon
    unter Solidarität mit den palästinensischen Brüdern der PLO und den linksradikalen Moslems losgebrochen.
    In den Städten des Westjordanlandes wehen schwarze Fahnen als Zeichen der Trauer für die umgekommenen Opfer der PLO und der Moslems in den Kämpfen und des Protests gegen das Blutbad der Syrer im Libanon.
    Studenten und Mittelschüler haben einen Tag des Libanons proklamiert und zu Proteststreiks
    und Demonstrationen gegen die syrische Aktion aufgerufen.
    Die kürzlich gewählten Bürgermeister des Westjordanlandes verurteilten in einer gemeinsamen Erklärung die syrische Intervention im Libanon.
    Sie betonten, dass diese darauf hin zielt, die Möglichkeit eines selbstständigen palästinensischen Staatswesens zu torpedieren und die palästinenser und demokratischen Kräfte im Libanon zu liquidieren.
    Die Bürgermeister beschuldigten Damaskus, ein Blutbad unter den Palästinensern im Libanon durchzuführen und appellierten an die Vereinten Nationen, Arabische Liga und demokratischen Staaten der Welt, das syrische Komplott zu vereiteln.
    In Nablus, Kulkaren und anderen Städten des Westjordanlandes wurden vor einigen Monaten neue Schulen auf den Namen des syrischen Präsidenten Hafez Assad als Würdigung seiner Unterstützung der palästinensischen Sache benannt.
    Nun wird gefordert, diese Schulen umzubenennen.
    Die in Ost-Jerusalem erscheinende arabische Zeitung El Shab forderte heute von den arabischen Staaten, sofort im Libanon zu intervenieren und der syrischen Gewaltpolitik einen Riegel vorzuschieben.
    Die syrische Intervention im Libanon würde das palästinensische Volk, das einem furchtbaren syrischen Massaker ausgesetzt ist, ins Verderben stürzen.
    Was im Libanon vorgehe, sei nur die Sache der Libanesen.
    Das Blatt veröffentlicht eine Umfrage in den Städten des Westjordanlandes, in der eine einheitliche Aktion der Bewohner dieses Gebiets gegen die syrische Intervention im Libanon gefordert wird.
    Eine zweite aus Jerusalem erscheinende Zeitung El Fajar appellierte an die arabische Welt, der Tragödie der Palästinenser und demokratischen Kräfte im Libanon unverzüglich ein Ende zu setzen.
    Das also war der Bericht von Moshe Meisels aus Tel Aviv.
    Die bevorstehenden italienischen Parlamentswahlen werfen ihre Schatten auch auf Südtirol.
    Gestern hat die Regierung des christdemokratischen Ministerpräsidenten Aldo Moro den Südtirolern plötzlich zwei wichtige Zugeständnisse gemacht, um die die Südtiroler Volkspartei in der Vergangenheit vergeblich gekämpft hat.
    Es geht um den ethnischen Proport, also um die Besetzung von Posten im öffentlichen Dienst im Verhältnis der Stärke der Volksgruppen und um die Zweisprachigkeit im Behördenverkehr.
    Josef Koderner fasst die neuen Bestimmungen zusammen.
    Was Aldo Moro vor wenigen Tagen bei einer Wahlveranstaltung in Bozen angekündigt hatte, wurde nun Wirklichkeit.
    Rund 6.000 Staatsstellen in Südtirol sollen in den nächsten 25 Jahren auf die drei Volksgruppen, die deutschsprachigen Südtiroler, die Italiener und die Ladiner, verteilt werden.
    Bei allen öffentlichen Ämtern müssen in Zukunft Beamte sitzen, die doppelsprachig sind.
    Das sind die beiden Zugeständnisse der Regierung Moro an die Südtiroler Volkspartei, die sich in diesem Wahlkampf offen hinter die Argumentation der italienischen Christdemokraten und gegen die Kommunisten gestellt hat.
    Damit sollen zweifellos die Südtiroler, die drei Senatssitze bringen könnten, auf die christdemokratische Linie gebracht werden.
    Es handelt sich dabei allerdings nicht um die noch offenen Fragen aus dem Paket, jene berühmten Maßnahmen 111 und 118, die Frage der Elektrizitätswirtschaft und der Aufteilung der Senatswahlkreise, wohl aber um die Lösung eines Problems, das in den letzten Jahren auftauchte und zunehmend an der Substanz der deutschen Volksgruppe in Südtirol zehrte.
    Hatten doch die Italiener seit dem 20.
    Jänner 1972, dem Tag, da die volle Autonomie Südtirols in Kraft treten sollte, aber wegen der noch fehlenden Bestimmungen 111 und 118 nicht verabschiedet wurde, noch schnell rund 2000 junge italienische Beamte in die Verwaltung Südtirols eingeschleust und damit den ethnischen Proporz sehr zu Ungunsten der Südtiroler verschoben.
    Die Maximalforderung der SVP hatte zwar auf Entfernung dieser 2000 Beamten aus der Verwaltung gelautet, doch nun wurde zumindest ein Zeitplan festgesetzt, der diesen Proporz verwirklichen soll.
    Damit wird einerseits die Mitsprache der Südtiroler Volksgruppe in der öffentlichen Verwaltung gesichert sein, zum anderen werden dringend benötigte Arbeitsplätze für Südtiroler geschaffen.
    Der Gebrauch beider Sprachen im öffentlichen Dienst hat sich zwar seit dem Pariser Vertrag 1946 zunehmend durchgesetzt, aber etwa vor Gericht mussten Südtiroler, die auf dem Gebrauch der deutschen Sprache bestanden, mit einem Dolmetsch agieren.
    Dort wurde die deutsche Sprache wie eine Fremdsprache behandelt.
    Diesem Zugeständnis dürfte aber trotzdem eher moralische, denn effektive Bedeutung zukommen.
    Dieser Schritt der noch im Amt befindlichen Regierung Moro bedeutet eine wesentliche weitere Etappe bei der Verwirklichung der Autonomie Südtirols.
    Geht es doch bei den noch ausstehenden Maßnahmen 111 und 118 eher um materielle Fragen, bei den jetzt erfolgten Zugeständnissen aber um Probleme, die die Volksgruppe erhalten helfen.
    An der Verschleppung der Maßnahmen 111 und 118 sind die Südtiroler selbst nicht ganz unschuldig, da sie in Verhandlungen mehr herauszuholen versuchten, als in den ursprünglichen Vereinbarungen drin war.
    Dass sie damals den Absprung für eine zeitgerechte Verabschiedung des Paketes versäumten, stellt sich jetzt unter dem Eindruck der italienischen Parlamentswahlen möglicherweise als richtiger Weg heraus.
    Denn mit dem Stopp der weiteren Zuwanderung italienischer Beamter kann man in Zukunft ohne Zeitdruck die noch offenen Fragen weiter verhandeln.
    Soviel zum nunmehr kompletten Südtirol-Paket von Josef Koderner.
    Die heftigen Regenfälle der vergangenen Tage haben in Teilen Jugoslawiens und Bulgariens zu katastrophalen Schäden geführt.
    In Serbien sind zahlreiche Menschen in den Wassermassen oder durch Erdrutsche ums Leben gekommen.
    Tausende verloren ihre Heimstätten.
    Tausende Hektar fruchtbaren Ackerlandes sind überflutet, Fabriken zerstört und Straßen unpassierbar.
    Aus Belgrad berichtet Gustav Kalupa.
    Erschreckende Ausmaße nehmen die Überschwemmungen im Südosten Jugoslawiens an.
    Die Städte Leskowac, Lebanes, Svetozarevo, Bujanovic, aber auch um Titovo und weiter in Richtung Mazedonien stehen unter Wasser.
    Ein riesiger Seemausmaß von rund 50 Quadratkilometern bedeckt Äcker und Wiesen.
    14 Bezirksstraßen sind völlig unterbrochen, die Brücken eingestürzt oder unterwaschen.
    Mehrere Bahnlinien zeitweilig, auch die Hauptverkehrsstrecke von Belgrad über Skopje nach Griechenland.
    Reisende mussten mit Autobussen weiter befördert werden, bevor sie in einen bereitgestellten Hilfszug umsteigen konnten.
    Die Europastraße 5 von Belgrad nach Saloniki wird von den weiter vordringenden Wassermassen, das den Ufern getretenen Flüsse bedroht, weshalb entlang der stark befahrenen Fernstraße an gefährdeten Punkten Wachen aufgestellt wurden, um nötigenfalls den Verkehr sofort zu stoppen.
    Allein in Lebanien und Serbien stehen 5000 Wohnhäuser unter Wasser,
    Einige hundert wurden von den mit unheimlicher Gewalt fordernden Fluten der Jablanice einfach hinweggespült.
    Hier und in den umliegenden Dörfern und Städtchen sind rund 10.000 Menschen obdachlos geworden.
    Auch drei Todesopfer sind zu beklagen, ältere Menschen, die sich nur noch auf die Dächer ihrer Häuser retten konnten und unter den Trümmern ihrer zusammenstürzenden Häuser begraben wurden.
    Einige Personen werden vermisst.
    Für Monate dürfte die Produktion in den Textilfabriken und eisenverarbeitenden Betrieben stillgelegt werden müssen, da Werkzeilen und Maschinen zerstört oder unbrauchbar wurden.
    Aber auch eine Zink- und eine Bleigrube wurden von einbrechenden Wassermassen überschwemmt und mussten geräumt werden.
    Auf einigen 10.000 Hektar fruchtbaren Ackerlandes wurde die Ernte vollkommen vernichtet.
    Weitere tausende Hektar werden von den erst jetzt anschwellenden Fluten der beiden Arme der Morava bedroht.
    Eilig versuchen Militäreinheiten, hier Dämme aufzuwerfen, um das Schlimmste zu verhüten.
    Die Wasserstandsmeldungen der einzelnen Flüsse werden sorgsam verfolgt.
    Sie haben allesamt die Hochwassermarke erreicht oder schon überschritten.
    Dabei halten die Regenfälle in manchen Teilen Serbiens, des Kosovo und Mazedonien weiterhin an.
    In einzelnen Orten wurde in den letzten zwei Tagen eine Niederschlagsmenge von 50 Liter je Quadratmeter gemessen.
    Die serbische Landesregierung hat für weite Teile des Landes den Notstand ausgerufen.
    und als Soforthilfe für die in Auffanglagern untergebrachten Katastrophenopfer 10 Millionen Dinar, also etwa 10 Millionen Schilling bereitgestellt.
    Angesichts der vorläufigen Schadensschätzungen in Höhe von etwa 800 Millionen Schilling nur ein Tropfen in den Wassermassen.
    Verheerende Überschwemmungen in Jugoslawien aus der jugoslawischen Hauptstadt aus Belgrad berichtete Gustav Kalupa.
    Es ist jetzt fünf Minuten vor dreiviertel eins.
    Der Weltenergieverbrauch wird derzeit zu rund 70 Prozent aus den natürlichen Öl- und Gasquellen bestritten.
    Der Rest wird aus Kohle, Holz und aus der Wasserkraft gewonnen.
    Vier Milliarden Menschen bevölkern derzeit die Erde, im Jahr 2000 werden es etwa sieben Milliarden sein.
    Der Weltenergiebedarf wird also weiter steigen und Experten sind nun vielfach der Meinung, dass mit den konventionellen Quellen dieser Bedarf nicht mehr zu decken sein wird.
    Etwa ein Drittel der benötigten Energie wird fehlen, so nicht revolutionäre Entwicklungen eintreten.
    Manche Fachleute sprechen dabei schon von einem bevorstehenden Weltenergie-Notstand und denken dabei an den vermehrten und gesteigerten Einsatz von Atomenergie, mit der dieses Problem spielend zu lösen sei.
    Ja, wenn in der Problematik der Atomenergie nicht zwei grundsätzliche Meinungen existierten.
    Das Problem ist bekanntes, geht um die Gruppe der Befürworter und der Gegner der Atomenergie und ihre unmittelbar angeschlossenen Lobbys, also die Werbetrommler Pro- und Kontra-Atomenergie.
    Und an dieser Stelle ist es sicher interessant, ein aktuelles Referendum anzumerken, das gestern im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien abgehalten wurde und bei dem das sicher überraschende Ergebnis zu verzeichnen war, dass die kalifornischen Wähler mit überwältigender Mehrheit schärfste Sicherheitsvorkehrungen für den Bau von Kernkraftwerken abgelehnt haben.
    Ein Sieg der Befürworter der Kernenergie.
    Also einer der Experten, der dieser Gruppe zuzurechnen ist, also der Gruppe der Befürworter der Kernenergie, ist der amerikanische Atomphysiker Dr. Keller.
    Atomenergie pro und contra.
    Damit beschäftigt sich nun Georg Siegert.
    Teller weist darauf hin, dass in Amerika nicht ein einziger Mensch durch Auswirkungen eines Atomreaktors zu Schaden gekommen ist.
    Nicht ein einziger.
    Es hat Unfälle gegeben, die teuer waren, aber nicht mehr als das.
    Es gab keine Schädigung, keinen Krankheitsfall und natürlich keinen einzigen Todesfall.
    Dr. Teller macht durchaus klar, dass solche Atomreaktoren nur in industriell hochentwickelten Ländern aufgestellt werden sollen, wo sie korrekt und sicher betrieben werden können.
    Dr. Teller meint, dass auf diese Weise die Länder, die Atomenergie benutzen, Öl für die Länder freimachen, denen Atomenergie nicht zur Verfügung steht und wohl auch nicht zur Verfügung stehen sollte.
    Wörtlich sagte Teller, jede Tonne Öl, die die Vereinigten Staaten importieren, geht anderen Ländern verloren, wo der Bedarf größer ist.
    Zweifellos ein starkes Argument für Atomenergie.
    Ebenfalls für Atomenergie trat vor einem Kongressausschuss Elliot Richardson, der amerikanische Handelsminister, ein, in dem er über technologische Fortschritte berichten konnte, die es ermöglichen, den so sehr gefürchteten Atomabfall zu beseitigen.
    Und zwar so, dass er keine Gefahr für die Menschheit mehr bedeutet.
    Auch Richardson glaubt, dass wassergekühlte Atomreaktoren eine große Rolle bei der Energieversorgung der Zukunft spielen müssen.
    Es sind aber gerade diese Reaktoren, bei denen radioaktiver Abfall entsteht.
    Die Wissenschaft ist heute laut Richardson in der Lage, Atomabfall in fester Form als Kapseln unter geologischen Erdformationen zu begraben, so dass jede Ausstrahlung unmöglich ist.
    Es war unvermeidlich, dass das Problem Atomenergie auch in den amerikanischen Wahlkampf hineinspielen würde.
    Bei den kalifornischen Vorwahlen haben verschiedene Gruppen ein Referendum durchgesetzt.
    Dr. Edward Teller weist darauf hin, dass dies nicht etwa eine Maßnahme zur Erhöhung der Sicherheit darstellt, auf jeden Fall aber die Reaktoren total unwirtschaftlich machen würde.
    Oregon und ein Dutzend anderer Staaten könnten sich anschließen.
    mit dem Erfolg, dass die amerikanische Atomenergieindustrie in gut zwei Jahren tot sein würde.
    Damit würde Amerika, so Atomphysiker Teller, dem größten Weltproblem einer globalen Hungersnot den Rücken gekehrt haben.
    Es ist interessant zu vermerken, dass in keinem einzigen amerikanischen Bundesstaat der Bau von Atomkraftwerken gesetzlich verboten ist.
    Folglich wenden sich die Gegner der Atomenergie jetzt an die Massen, die aber, wie Dr. Teller betont, durchaus nicht immer in der Lage sind, die Probleme der Atomenergie zu verstehen.
    Vor allem, weil sie ihre Informationen meist aus sensationell aufgemachter Propaganda beziehen.
    Die Frage, die Dr. Teller aufwirft, lautet,
    Können wir in unserer demokratischen Gesellschaft Angst überwinden?
    Können wir den großen internationalen Problemen, die jeden einzelnen von uns berühren, die Prioritäten beimessen, die ihnen zukommen?
    Oder wird provinzielles Denken und Bange machen vorherrschen?
    Atomenergie pro und contra aus den Vereinigten Staaten, berichtete Georg Siegert.
    Es ist jetzt genau dreiviertel eins und wir kommen zu den Kulturberichten im Mittagsjournal.
    Im Wiener Theater der Tribüne gastieren ab morgen Abend die beiden Kabarettisten Dieter Hildebrandt aus der Bundesrepublik und der Österreicher Werner Schneider mit ihrem Programm Lametta und Co.
    Wien 76.
    Dieses Programm wurde im November vergangenen Jahres erstmals in der Lach- und Schießgesellschaft in München vorgestellt und inzwischen in vielen Städten der Bundesrepublik und der Schweiz gezeigt.
    Hören Sie ein Interview, das Koschka Hetzer mit dem Kabarettisten Dieter Hildebrandt führte und einen kurzen Ausschnitt aus Lametta & Co., einem Kabarett, das vor allem politisch sein will.
    Herr Hildebrandt, gibt es so etwas wie eine Kabarett-Szene in der Bundesrepublik und wie sieht die aus?
    Diese Szene wird von vielen nicht so als Szene aufgefasst werden, aber ich behaupte, es ist eine.
    Es sind natürlich linkslastige Kabarettisten.
    Ich habe übrigens noch keinen Rechtskabarettisten erlebt.
    Ich weiß nicht, woran das liegt.
    Es ist also vor allem ein politisches Kabarett?
    Es ist vor allem ein engagiertes politisches, halb literarisch, halb politisches Kabarett.
    was da betrieben wird.
    Und diese Szene besteht, wir haben zwar keine Nationalmannschaft der deutschen Kabarettisten, aber hin und wieder sieht es fast so aus, wir machen zum Beispiel jetzt eine Sendung in Berlin zum 75.
    Geburtstag des deutschen Kabaretts.
    Nun wird ja bei uns, das wissen Sie, alles institutionalisiert.
    Also das deutsche Kabarett ist fast ebenso ein Begriff und eine Institution wie die allgemeine Krankenkasse.
    Kann man andeuten, warum dieses Programm Lametta & Co.
    heißt?
    Das kann man andeuten, ja.
    Auch der Titel stammt von Schneider.
    Ich hatte auch erst etwas Bedenken, weil man vielleicht das Publikum ein bisschen verunsichert.
    Man wird sie dadurch verunsichern, dass sie
    Lamedda immer vergleichen mit dem Lamedda, das vom Christbaum herunterhängt oder das Lamedda, das man damals im Dritten Reich nannte, Orden, Litzen und dergleichen, Schmuck.
    Es hat mit beidem nichts zu tun.
    Lamedda ist ein Synonym für Varieté.
    Wir wollten die Magie der Manipulation.
    Das Magische in der Volksverdummung, in der Volksverhetzung, in der Falschinformierung, das wollten wir mit diesem Wort Lametta ausdrücken.
    Inwiefern kommt der Gegensatz Österreich-Deutschland-Stark in Ihrem Programm zum Ausdruck?
    Schneider ist ein Liberaler und vielleicht kann man sogar sagen ein Linksliberaler.
    Das bin ich auch.
    Nur wie sich Linksliberalismus
    verschieden äußern kann im Denken, das ist das Komische an unserem Programm.
    Ich habe langsam den Eindruck, dass dieses Land wirklich von einem Magier regiert wird.
    Wieso halten Sie Kreisky von einem Magier?
    Naja, weil unter ihm das einzige Schattenkabinett der Welt existiert, das an der Regierung ist.
    Sie haben auch ein Schattenkabinett.
    Wir haben kein Schattenkabinett.
    Aber natürlich ist es eine reine Definitionsfrage.
    Schmidt steht im Schatten von Brandt.
    Brandt leidet unter dem Schatten seiner Vergangenheit.
    Wiener ist nur mein Schatten von einst.
    Genscher möchte endlich aus dem Schatten treten.
    Kohl kann aber seinen Schatten nicht springen.
    Und Strauss wirft seinen Schatten mächtig voraus.
    Was wollen Sie denn überhaupt?
    Ich mache Sie ja auch nicht für Ihre bedeutenden Politiker verantwortlich.
    Bedeutung verantwortlich... Nachdem Sie über die Regierung gesagt haben, meinen Sie offenbar die ÖVP.
    Also... ÖVP... Unter dieser Partei kann ich mir gar nichts Rechtes vorstellen.
    Na, kreuzen Sie die CDU mit einem Trachtenverein.
    Dann kommen Sie hin.
    Oh, Moment, da fällt mir etwas ein.
    Was ist bei der ÖVP?
    Da gibt es doch Bünde.
    Was sind Bünde?
    Das sind drei Parteien in einer, Lametta und Kohl.
    Ist da auch eine Linkspartei dabei?
    Aufgrund von Profilneurose, der österreichische Arbeiter- und Angestelltenbund ÖAAB.
    ÖAAB?
    Ich verstehe.
    Und die SPÖ?
    hält sich die Jungsozialisten, damit sie vom ÖAAB nicht links überholt werden kann.
    Sie beginnen österreichische Politik zu begreifen.
    Lametta und Co., Wien 76, ab morgen Abend im Wiener Theater der Tribüne.
    Die beiden Kabarettisten, die dieses Programm bestreiten, sind der deutsche Dieter Hildebrandt und der Österreicher Werner Schneider.
    Und nun zum zweiten Kulturbeitrag.
    Mit der Eröffnung der Objekteausstellung beginnt heute Abend am oberen Naschmarkt in Wien die von der Coop Himmelblau organisierte Veranstaltungsserie Supersommer.
    Der Supersommer, der bis zum 30.
    September dauern wird, ist aus der früher in Wien üblichen Freiluftausstellung im Wiener Stadtpark hervorgegangen.
    Hören Sie zum Supersommer Heidi Grundmann.
    Noch stehen auf dem Naschmarkt Farbtöpfe herum, noch klettern Arbeiter mit Spritzpistolen auf hohen Leitern, um der riesigen schrägen Ebene der Architekturgruppe Hausrucker & Co.
    die letzte Farbschicht zu geben.
    Am Hutobjekt der Gruppe Missing Link wird bereits der schwarze Hutrand gereinigt, über den man ins Innere der Hutkuppel gelangt,
    in der eine Fotodokumentation über Wiener hängt, denen der Hut das einzige Dach über dem Kopf war und die deshalb in den Schächten und dem Kanal der Wien rund um den Naschmarkt Zuflucht gesucht haben.
    Die Künstler des italienischen Superstudios stellen Vitrinen zu ihrem Projekt Erinnerungen für Wien auf.
    Zwischen einem hohen Baustangengerüst schwebt 15 Meter über dem Boden die von der Coop Himmelblau entworfene Wolkenkulisse, die in ihrer Künstlichkeit den Wienern den richtigen Himmel wieder bewusst machen soll.
    Auf einem Podest passen Konstrukteure dem Zybister, einem mit Menschenkraft angetriebenen Flugzeug des belgischen Objektemachers Panamarenko, den zweiten Flügel an.
    Und schon gibt es die ersten Gerüchte, dass das Flugzeug zu schwer geraten sei, als dass es, wie Panamarenko prophezeit hat, tatsächlich fliegen könnte.
    Und am Rande des Naschmarktgeländes steht in einem genau berechneten Winkel zur früher als Reklamewand dienenden, jetzt schäbig abgebröckelten, fensterlosen Seitenfassade eines Hauses jenseits des Naschmarkts das blau-rot-gelbe Mauereckmonument des Österreichers Roland Göschel.
    Das Mauereckmonument wird ein Fragment bleiben, denn zu ihm hätte als wesentlicher Bestandteil die übrigens vom Hauseigentümer begrüßte blau-rot-gelbe Bemalung der abgebröckelten, schäbigen Hausfassade gehört.
    Im Katalog des Supersommers, das reich bebilderte, die Objekte und die Intentionen des Supersommers erläuternde Heft ist für 25 Schilling erhältlich,
    Im Katalog also kann man sehen, wie Göschels Mauereckmonument ausgesehen hätte, wenn es nicht in der Magistratsabteilung 19 der Gemeinde Wien eine für Stadtgestaltung zuständigen Senatsrat gebe, der etwas gegen farbenfroh bemalte Hausfassaden hat.
    Was genau er dagegen hat, teilte der Senatsrat den Super-Sommer-Veranstaltern nicht mit.
    Göschels Mauer Eckmonument ist so jedenfalls zum Denkmal einer Geisteshaltung und eines Bürokratismus geworden, die der Supersommer überwinden will.
    Gegen die zur Selbsthilfe zu greifen, die Aktion Supersommer die Wiener Bevölkerung aufruft.
    Denn auf dem Naschmarktgelände sollen zwischen den Objekten nicht nur feste Theateraufführungen, Pop- und Jazzkonzerte stattfinden und ein Kindermahlplatz eingerichtet werden,
    sondern unter der Leitung von Dr. Helmut Silk auch Diskussionen stattfinden, zu denen auch Gemeindepolitiker eingeladen werden sollen.
    Thema der Publikumsdiskussionen ist der große Publikumswettbewerb des Supersommers.
    Ein Wettbewerb, der sozusagen der harte Kern der ganzen Veranstaltung ist.
    Denn in diesem Wettbewerb sind die Bewohner Wiens aufgefordert, Vorschläge und Projekte, die der Verbesserung des Lebens in ihrer Stadt dienen, zu Papier zu bringen und einzuschicken.
    Gesucht werden Vorschläge aller Art, die von den Wienern selbst mit Hilfestellung der Aktion Supersommer verwirklicht werden können.
    Fünf von einer Jury ausgewählte Vorschläge sollen auf jeden Fall realisiert werden.
    Dem Experiment Supersommer könnte in seiner Kombination von Kunst, übrigens wird im Laufe des Sommers der berühmte Verpackungskünstler Christo, dem das Museum des 20.
    Jahrhunderts eine Ausstellung widmen wird, einen der Wiener Flaggtürme verpacken und Publikumsaktivierung in Sachen Verbesserung der städtischen Lebensqualität
    beispielhafte über Wien hinausgehende Bedeutung zukommen.
    Bleibt nur zu hoffen, dass der Supersommer auch die Beamten und Senatsräte der zuständigen Wiener Magistratsabteilungen in sommerlich farben- und aktivitätsfreundliche Stimmung versetzen wird.
    Supersommer in Wien ab heute Abend am oberen Naschmarkt in Wien.
    Die Veranstaltungsserie, organisiert von der sogenannten Coop Himmelblau, dauert bis 30.
    September.
    Unser Programm ist damit abgeschlossen.
    Wir bringen jetzt noch zum Abschluss Kurznachrichten.
    Ich gebe ins Nebenstudio zu Herbert Slavik.
    Österreich Bundeskanzler Kreisky und Finanzminister Androsch legen zur Stunde dem Plenum des Nationalrates ihre Wirtschaftsberichte vor.
    Die Berichte weisen unter anderem darauf hin, dass es aufgrund der von der Bundesregierung bereits 1974 ergriffenen Maßnahmen zur Konjunkturbelebung gelungen sei, die Auswirkungen der schwersten und am längsten dauernden Rezession der Nachkriegszeit auf Österreich in engen Grenzen zu halten.
    In einem Ausblick auf die künftige Wirtschaftsentwicklung wird das reale Wachstum des Bruttonationalproduktes für 1976 auf 2,5% geschätzt, die durchschnittliche Arbeitslosenrate mit 2,6%, die Inflationsrate mit 7,5% prognostiziert.
    Der Index der Großhandelspreise für Mai dieses Jahres ist nach Angaben des Statistischen Zentralamtes gegenüber Mai 1975 um 6 Prozent gestiegen.
    Gegenüber April 1976 betrug die Steigerung der Großhandelspreise 0,8 Prozent.
    Italien.
    Die Regierung in Rom hat die Durchführungsbestimmungen zu zwei der wichtigsten Punkte des sogenannten Südtirol-Paketes erlassen, nämlich zum ethnischen Proport bei der Besetzung öffentlicher Stellen und zum Gebrauch der deutschen Sprache in öffentlichen Ämtern.
    Die Südtiroler werden verstärkt am öffentlichen Dienst beteiligt.
    Italienische Beamte sind verpflichtet, in den Ämtern auch Deutsch zu sprechen.
    Libanon Die Außenminister der 20 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga haben bei einer Konferenz in Kairo die Bürgerkriegsparteien im Libanon zur sofortigen Einstellung aller Kampfhandlungen aufgefordert und die Bildung einer symbolischen arabischen Sicherheitsstreitmacht beschlossen.
    Nach jüngsten Agenturenberichten sind derzeit um Beirut schwere Gefechte zwischen syrischen Streitkräften und Palästinensern im Gange.
    USA
    Bei zwei der letzten drei Vorwahlen für die Nominierung der Kandidaten bei den Präsidentenwahlen im kommenden November haben auf republikanischer Seite Präsident Ford und auf demokratischer Seite der ehemalige Gouverneur Carter bedeutende Erfolge in Ohio und New Jersey erzielt.
    In Kalifornien dürften die beiden Favoriten dagegen Niederlagen erleiden.
    Mit überwältigender Mehrheit haben die kalifornischen Wähler in einem Referendum schärfste Sicherheitsvorkehrungen für den Bau von Kernkraftwerken abgelehnt.
    Eine Annahme des Vorschlages hätte die schrittweise Schließung der Atomkraftwerke in diesem amerikanischen Bundesstaat zur Folge gehabt.
    Deutsche Demokratische Republik.
    In Ostberlin beginnt heute eine Sitzung des Redaktionsausschusses der Konferenz der Europäischen Kommunistischen Parteien zur Vorbereitung der KP-Konferenz in der ostdeutschen Hauptstadt.
    Dieses Treffen könnte Ende Juni stattfinden, wenn bei der heutigen Sitzung Einigung erzielt wird.
    Großbritannien.
    Die Abgeordneten des Unterhauses in London werden heute über einen Misstrauensantrag der konservativen Opposition gegen die Labour-Regierung unter Premierminister Callaghan abstimmen.
    Die Opposition beschuldigt die Labour-Regierung für die schlechte wirtschaftliche Lage Großbritanniens verantwortlich zu sein und will mit dem gestern eingebrachten Antrag Neuwahlen erzwingen.
    Unser Programm-Pensum, meine Damen und Herren, ist erfüllt.
    Alle Korrespondentenberichte und Beiträge sind eingetroffen.
    Was bietet Ihnen der aktuelle Dienst in der weiteren Folge?
    Zu jeder vollen Stunde in jeweils einem unserer Hörfunkprogramme aktuelle Nachrichten.
    Und ausführlicher werden wir dann wieder ab 18.15 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendjournal.
    Guten Tag, auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.06.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.06.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wirtschaftsbericht im Parlament, Nationalratsdebatte
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Sparzinsensenkung
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor entscheidenden Beratungen über slowenische Minderheiten
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Arabische Friedenstruppe für den Libanon: Israelische Reaktionen
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italienische Konzessionen an Südtiroler Volksgruppe
    Mitwirkende: Kuderna, Josef [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Hochwasser in Jugoslawien und Griechenland
    Mitwirkende: Chalupa, Gustav [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Diskussion um Einsatz von Atomenergie in den USA, Edward Teller als Befürworter von Atomenergie
    Mitwirkende: Siegert, George [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gastspiel "Lametta & Co" bei den Wiener Festwochen
    Einblendung: Interview Dieter Hildebrandt, Szene mit Werner Schneyder und Dieter Hildebrandt
    Mitwirkende: Hetzer-Molden, Koschka [Gestaltung] , Schneyder, Werner [Interpret/in] , Hildebrandt, Dieter [Interpret/in] , Hildebrandt, Dieter [Interviewte/r]
    Datum: 1976.06.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Humor ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beginn des "Supersommers" auf dem Wiener Naschmarkt
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung]
    Datum: 1976.06.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Bildung ; Wirtschaft ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.06.09
    Spieldauer 00:57:56
    Mitwirkende Berger, Bruno [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.06.09 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-760609_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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