Mittagsjournal 1976.09.28

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Es war soeben 12 Uhr.
    Durch die Mittagsinformationssendung des aktuellen Dienstes in den Programmen Österreich 1 und Ö3 führt Edgar Sterbens.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Nach den Nachrichten und dem Wetterbericht erwarten wir für das Mittagschanal Beiträge zu folgenden Themen.
    Sitzung des Ministerrates in Wien, ÖAAB legt Forderungspaket an neuen Sozialminister vor, Tauziehen um Lösung des Rhodesien-Problems hält weiter an, jugoslawisch-bulgarische Gespräche über Mazedonien-Frage vorerst gescheitert und nach palästinensischem Terroranschlag in Damaskus Verhältnis Syrer-Palästinenser besonders gespannt.
    Ergänzt wird das Journal durch den bereits obligaten Blick in die heutigen österreichischen Tageszeitungen, aus deren Leitartikeln und Kommentaren wir Zitate bringen.
    Außerdem informiert die Kulturredaktion über das Salzburger Humanismusgespräch und über die Situation der Literaten in der Tschechoslowakei.
    Soweit das bis 13 Uhr geplante Programm.
    Zunächst jedoch die neuesten Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Raimund Heller und gesprochen werden die Meldungen von Peter Fichner.
    Nahe Osten.
    Die syrischen Streitkräfte im Libanon dürften gegen die linksgerichteten Einheiten einen neuen Großangriff eingeleitet haben.
    Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA konzentriert sich der Angriff der Syrer auf das Gebiet von Sofar, etwa 20 Kilometer östlich von Beirut.
    Zur gleichen Zeit unternahmen auch die Phalangisten im Gebirge nordöstlich der Hauptstadt einen Vorstoß gegen die Stellungen der Moslems und der mit ihnen verbündeten Palästinenser.
    Aus der Gegend von Ajaltun, nordöstlich von Beirut, wurden heute früh starke Explosionen gemeldet.
    Augenzeugen berichteten, dass syrische Flugzeuge bereits gestern über den Kampfzonen im Bergland Erkundungsflüge durchgeführt hätten.
    Sambia, Südafrika.
    Die für heute geplanten Gespräche führender Vertreter der bedeutendsten rhodesischen Nationalistenbewegungen über die Bildung einer politischen und militärischen Allianz sind kurzfristig verschoben und von der Hauptstadt Sambias, Lusaka, nach Mabutu in Mozambique verlegt worden.
    Die Gründe für diese Maßnahmen sind derzeit nicht bekannt.
    In Mosambique befinden sich die meisten der schwarzafrikanischen Untergrundkämpfer.
    In Johannesburg wird heute der britische Staatsminister Rowland erwartet.
    Er will sich um das Zustandekommen einer Konferenz weißer und schwarzer Politiker Rhodesiens bemühen, die zur Bildung einer Übergangsregierung führen soll.
    Vereinte Nationen.
    In New York wird heute die Debatte der UNO-Vollversammlung fortgesetzt.
    Als erster Redner will der deutsche Außenminister Genscher eine Konvention gegen Geiselnahme vorschlagen und die Schaffung eines obersten Gerichtshofes für Menschenrechte anregen.
    Nach ihm steht der sowjetische Außenminister Gromyko auf der Rednerliste.
    Nach Meldungen aus New York will der jugoslawische Außenminister Minic heute zur Frage der Behandlung der Minderheiten prinzipiell und generell Stellung nehmen.
    USA.
    Verteidigungsminister Ramsfeld sagte auf einer Pressekonferenz in Washington, die Sowjetunion arbeite zurzeit an einem beispiellosen Raketenprogramm.
    In einer ersten Übersicht über die sowjetische Raketenmacht seit dem jährlichen Pentagon-Bericht an den Kongress im Jänner unterstrich der Minister, die Installation neuer Raketen mit Mehrfachsprengköpfen gehe in etwas schnellerem Tempo vor sich als damals vorgegeben.
    Die für Westeuropa bedrohlichen Raketen mit einer Reichweite von 5000 Kilometern seien allerdings entgegen früheren Erwartungen der amerikanischen Rüstungskontrollbehörde noch nicht installiert.
    Nach den Angaben Ramsfelds verfügt die Sowjetunion über mehr als 1500 Interkontinentalraketen zu Lande und über weitere 800 an Bord von Unterseebooten.
    Die Vereinigten Staaten hätten im Vergleich dazu 1054 Land- und 656 U-Boot-Raketen.
    Sowjetunion Die Regierung in Moskau hat heute die japanische Regierung und die westliche Presse im Zusammenhang mit dem Fall des sowjetischen Piloten Belenko scharf angegriffen.
    Ein Sprecher des sowjetischen Außenministeriums erklärte auf einer Pressekonferenz, die Japaner hätten Belenko, der am 6.
    September mit einer MiG-25 auf dem japanischen Flughafen Hakodate gelandet war, gegen seinen Willen festgehalten und ihn in die Vereinigten Staaten gebracht.
    Der Sprecher meinte, die Berichte der westlichen Presse, die darauf abzielten, Belenko als politischen Flüchtling darzustellen, seien frei erfunden.
    Der Sprecher behauptete, die japanischen Behörden hätten Gewalt angewandt und der Pilot sei in Handschellen mit einem Sack über dem Kopf weggebracht worden.
    Nach sowjetischer Darstellung hätten sich die japanischen Behörden wiederholt geweigert, eine ungestörte Zusammenkunft Belenkos mit einem sowjetischen Vertreter zu ermöglichen.
    Großbritannien.
    Auf dem Jahreskongress der Labour-Party im Blackpool hat Premierminister Callahan heute ein düsteres Bild der britischen Wirtschaft gemalt und sogleich vor der Vorstellung gewarnt, dass man mehr Gelder auszahlen könnte, als eingenommen werden.
    Die Erklärungen des britischen Regierungschefs werden in London als Warnung an die Gewerkschaften und den linken Parteiflügel interpretiert, die eine Aufhebung der Sparmaßnahmen als Teil des Anti-Inflationsprogramms gefordert hatten.
    Österreich.
    Die Funktion der Nebenerwerbslandwirtschaft für die Erhaltung des ländlichen Raumes, die Alternativen zur Idee des Gesundheitsschrumpfens und die unbefriedigende Einkommenssituation der Nebenerwerbslandwirte Österreichs.
    Das waren heute die wichtigsten Themen von Referaten und Diskussionen beim Agrarpolitischen Symposium in Attersee.
    Einhellig wurde darauf hingewiesen, dass ohne die nebenberufliche Landwirtschaft die Entvölkerung vieler besonders für den fremden Verkehr wichtiger Berggebiete Österreichs nicht aufzuhalten wäre.
    Diplom-Ingenieur Oberlehner von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich gab zu bedenken, dass die Zahl der in der Landwirtschaft Tätigern von derzeit 350.000 bis 1980 auf 281.000
    und in den Jahren bis 1985 auf 223.000 sinken werde.
    Professor Steinhauser von der Universität München führte an, dass in Bayern nur bei 20 Prozent der landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetriebe die Nachfolge gesichert sei, während 80 Prozent vor der Ungewissheit stünden oder keinen Nachfolger haben.
    Finnland
    Präsident Kekkonen hat heute Ministerpräsident Myrtonen mit der Bildung einer Drei-Parteien-Regierung beauftragt.
    Dem neuen Kabinett sollen die Zentrumspartei, die Liberalen und die Schwedische Volkspartei angehören.
    Der am 17.
    September wegen Meinungsverschiedenheiten bei der Haushaltsdebatte gescheiterten Volksfrontregierung hatten außer diesen drei Parteien auch die Sozialdemokraten und die Kommunisten angehört.
    Bundesrepublik Deutschland
    Ein Gericht in Hamburg hat heute acht Komplizen der Baader-Meinhof-Gruppe zur Gefängnisstrafen in der Höhe zwischen zwei und sieben Jahren verurteilt.
    Die Angeklagten wurden für schuldig befunden, illegal im Besitz von Waffen und Sprengkörpern gewesen zu sein, sowie Dokumente gefälscht zu haben.
    Die 26-jährige Christa Eckes erhielt die höchste Strafe von sieben Jahren, weil sie an einem Banküberfall in Hamburg im August 1973 beteiligt gewesen war.
    Brasilien.
    Bei der Generalkonferenz der Internationalen Atomenergieorganisation in Rio de Janeiro hat Jugoslawien die Schaffung eines Atomenergiepools vorgeschlagen.
    Die Mitgliedsländer sollen zu diesem Pool Geld, Kernbrennstoffe und technisches Wissen bei Steuern, aber auch Finanzmittel, technologische Kenntnisse oder Kernbrennstoffe aus dem Pool beziehen können.
    Das Projekt soll den Entwicklungsländern bessere Möglichkeiten zur Nutzung der Kernenergie bieten.
    Außerdem könnte der Markt für Uranbrennstoff stabilisiert werden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Im Kernkraftwerk Biblis läuft der wegen schwerwiegender technischer Mängel für vier Monate stillgelegte Atomreaktor wieder mit voller Leistung.
    Allerdings müssen die Turbinen am 24.
    Oktober neuerlich abgestellt werden.
    Experten werden umfangreiche Prüfungen vornehmen, um festzustellen, ob die Speisewasserbehälter, an denen ein Riss entdeckt wurde, den Betrieb ohne weitere Schäden überstanden hat.
    Der zweite Reaktorblock wird voraussichtlich im Oktober den Probebetrieb wieder aufnehmen können.
    Österreich.
    Nach einer Mitteilung des ÖAMTC werden ab 1.
    Oktober italienische Benzingutscheine in Österreich zu einem niedrigeren Preis abgegeben.
    Die Benzingutscheine für Superbenzin kosten dann statt bisher 6 Schilling 30 nur noch 5 Schilling 90, für Normalbenzin statt bisher 6 Schilling nur noch 5 Schilling 60.
    Die alten Benzingutscheine behalten weiterhin Gültigkeit.
    Für Dieseltreibstoff gibt es wie bisher keine Gutscheine.
    Das waren die Meldungen.
    Das Wetter.
    Der Alpenraum bleibt weiterhin in einer südwestlichen Höhenströmung, wobei schwacher Hochdruckeinfluss vorherrscht.
    Störungsausläufe des ostatlantischen Tiefs gelangen zwar bis Mitteleuropa, ihre Wetterwirksamkeit wird jedoch stark abgeschwächt.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Donauraum teilweise noch nebelig trüb.
    Sonst mäßig bewölkt in meist höheren Schichten.
    Gebietsweise aber auch heiter.
    Wind aus südlichen Richtungen.
    Nachmittagstemperaturen in Nebellagen um 15 Grad.
    Sonst 17 bis 23.
    Tiefsttemperaturen der kommenden Nacht 7 bis 13 Grad.
    Und die Wetteraussichten für morgen.
    Über den Niederungen lokale Frühnebelfelder, die sich meist am Vormittag auflösen.
    Tagsüber unterschiedliche Bewölkungen.
    An der Alpen-Nordseite teilweise föhnisch aufgeheitert.
    Im Westen und Süden bei im Durchschnitt stärkerer Bewölkung örtlich geringer Niederschlag.
    Winde aus südlichen Richtungen.
    Tageshöchsttemperaturen 16 bis 23 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien, bedeckt durch Hochnebel, 15 Grad, Südostwind 5 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt, Nebel, 14, Windstill.
    Linz, bedeckt durch Hochnebel, 15 Grad, Südostwind 5.
    Salzburg, wolkig, 23 Grad, Windstill.
    Innsbruck stark bewölkt, 20 Grad, Nordwestwind 10.
    Bregenz stark bewölkt, 20, Südostwind 5.
    Graz heiter, 22, Wind still und Klagenfurt heiter, 23 Grad, Westwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Das waren der Wetterbericht und die Nachrichten im Mittagsjournal.
    Ein Blick auf die Uhr.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 12 Minuten, drei Minuten vor Viertel eins.
    Und wir, meine Damen und Herren,
    sind jetzt, das heißt, ich hatte bis vor wenigen Sekunden noch unseren Korrespondenten Walter Krause in Beirut in der Leitung.
    Plötzlich habe ich wieder Musik und jetzt ist die Musik auch wieder weg.
    Ja, ich weiß also nicht, was mit der Leitung in Beirut ist.
    Wir wollten ursprünglich jetzt einen Beitrag... Ja, Herr Krause, sind Sie wieder da?
    Ja, großartig.
    Nun also, Korrespondent Walter Krause ist nach wie vor am Telefon und wir kehren in unserer Berichterstattung somit zu unserer Spitzenmeldung in den Nachrichten zurück.
    Es hat da die Meldung gegeben, die syrischen Streitkräfte im Libanon dürften gegen die linksgerichteten Einheiten einen neuen Großangriff eingeleitet haben.
    Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtnerin Dua Wafa konzentriert sich der Angriff der Syrer auf das Gebiet von Sofar, etwa 20 Kilometer östlich von Beirut.
    Herr Krause, was stimmt nun an diesen Meldungen?
    Gibt es eine neuerliche Großoffensive in Syrien?
    Hören Sie mich gut?
    Ja, jetzt höre ich Sie.
    Also, seit den frühen Morgenstunden ist sehr deutlich aus
    aus östlicher Richtung, also im Vorgebirge von Beirut, sehr starker und anhaltender Kanonendonner zu hören.
    Nach den ersten Meldungen der linken Sender in Beirut haben gleichermaßen die Syrer von Osten her und die christlichen Streitkräfte von Westen her den Sturm
    aus die im Gebirge noch sitzenden Progressisten des Jumlat-Lagers und der Palästinenser begonnen.
    Diese Säuberung des Gebirges war ja schon seit Wochen mehrere Male angedroht worden.
    Man hatte zwischen den Palästinensern und den Christen
    und den Syrern irgendeinen Modus vivendi zu finden.
    Einen Modus vivendi, wonach vor allen Dingen die Palästinenser oben aus dem Gebirge abziehen sollen und sich in die Lager zurück zu begeben.
    Aber die Palästinenser haben besonders durch ihren radikalen Sprecher Abu Iyad wiederholt erklärt, wir bleiben dort oben an der Seite der libanesischen Progressisten und kämpfen weiter.
    Sehr wahrscheinlich ist das nunmehr eine der Antworten aus Syrien aufgrund des gestrigen, vorgestrigen Zwischenfalles mit dem Hotel Semiramis.
    Und die Christen haben immer wieder gedroht, wenn die Enklaven nicht sofort geräumt werden, werden sie zu einer Großoffensive antreten.
    Diese Enklaven dort oben, etwa acht bis zehn im Hochgebirge, sperren einige christliche Bezirke.
    Zum Beispiel können die Christen aus dem Westen
    nicht zu den Christen im Beka-Tal hinüberwechseln.
    Es heißt also, nach den allerletzten Meldungen der linken Sender hier, dass nunmehr die Syrer und die Christen gemeinsam angetreten sind, uns zuerst einmal die Nachschublinien der Palästinenser und der Prognosisten zu durchschneiden und dann oben diese Enklaven wie Tel-Sattar bis auf die Wurzeln auszulöschen.
    Das heißt also, sämtliche Sympathien, um die die Palästinenser in der jüngsten Vergangenheit in Syrien gepult hatten, scheinen also durch diesen Terrorakt von Damaskus verspielt worden zu sein?
    Ja, darüber gibt es gar keinen Zweifel.
    Dieser Terrorakt im Herzen von Damaskus war eigentlich das erste spektakuläre Übergreifen und Eingreifen direkt von Palästinenser in syrische Hausangelegenheiten.
    Da die Palästinenser auch in Syrien nicht gerade sehr beliebt sind und das Volk sehr klipp und klar während des Aufhängens der drei Gorillas geschrien hatte, Tod allen palästinensischen Banditen, kann ich mir vorstellen, dass nunmehr die Badregierung mit Fraktur reden will.
    Das heißt, die PLO, die Palästinensische Befreiungsorganisation und die Untergrundorganisation El Fatah haben ja jeglichen Zusammenhang mit diesem Terrorakt abgelehnt.
    Die Ba'at jedoch, die Ba'at-Partei, das ist eher die radikale Partei der Palästinenser.
    Ist das richtig, Herr Krause?
    Nein, wir müssen unterscheiden zwischen dem Ba'at-Regime im Irak
    und den Batisten in Damaskus.
    Beide Regierungen sind ideologisch zunächst einmal total verfeindet.
    Die Batisten im Irak gehören der sogenannten Verweigerungsfront an und unterstützen die Palästinenser, während die Batisten in Damaskus gegen irgendwelche Einmischung der Palästinenser im Libanon sind.
    Sie wollen, dass die Palästinenser aus dem Gebirge abziehen, sich zurückbegeben in ihre Camps und ihre Gewehre, das hat gestern noch Harfis gesagt, dorthin richten, wo sie sie eigentlich richten sollen, in Richtung Palästina und Israel.
    Gut, Herr Krause, ich danke Ihnen für diese Informationen und auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören Wien.
    Und ja, jetzt schauen wir wieder auf die Uhr.
    Es ist genau zweieinhalb Minuten nach Viertel eins und wir kommen in unserer ausführlichen Berichterstattung nach Österreich.
    Der Dienstpostenplan für das kommende Jahr, Maßnahmen für die Landwirtschaft und eine Reihe von Finanzgesetzen standen heute auf der Tagesordnung der wöchentlichen Regierungssitzung.
    Im schon traditionellen Pressefoyer nach dem Ministerrat nahmen dann die Regierungsmitglieder und Bundeskanzler Kreisky zu diesen Themen sowie zu der seit längerem laufenden Diskussion um die Repräsentationsspesen der Regierung Stellung.
    Erich Eichinger berichtet.
    So still jene drei Kabinettsmitglieder, Vizekanzler Sozialminister Heuser, Landwirtschaftsminister Weiß und Außenminister Bielka, die heute zum letzten Mal an einer Regierungssitzung teilgenommen haben, den Sitzungssaal verließen, so eher gereizt wurde streckenweise wenig später die Atmosphäre der Journalistenrunde um Bundeskanzler Kreisky beim Thema, das die Medien derzeit nicht unbeträchtlich beschäftigt, nämlich die Repräsentationsspesen.
    Eingangs referierte Bundeskanzler Kreisky in knappen Worten über den wichtigsten heutigen Tagesordnungspunkt, den Dienstpostenplan 1977.
    Es sei gelungen, sagte Kreisky, die Vereinbarung ein Prozent weniger Beamte einzuhalten.
    Es sind also einige tausend Dienstposten weniger und die Einsparung für das Budget bewegt sich um eine halbe Milliarde Schilling.
    hat es ein hartes Ringen zwischen den Ministern gegeben?
    Leicht war es sicher nicht, aber es ist jedenfalls ein Zeichen der Disziplin, die es innerhalb der Bundesregierung gibt, dass derartige Vereinbarungen auch eingehalten werden.
    Woher kamen die stärksten Widerstände?
    Ja, das kann ich nicht sagen.
    Ich werde auch niemanden verpetzen, wie man das so hässlich sagt.
    Es hat jeder sich um seine Leute gewehrt, aber es wurde ja auch sehr nuanciert.
    Es wurde ja nicht einfach arithmetisch gekürzt.
    Nach diesen wenigen Sätzen gab es nur noch ein Thema.
    Aufwandsspesen.
    Dazu Kreisky.
    Der Aufwand, von dem momentan so viel die Rede ist,
    ist für mich ja nur ein Beweis dafür, dass Sie an politischen Fragen, die die Bundesregierung zu bewältigen hat, weniger Kritik zu übernehmen, denn Sie müssen den Fluchtweg zu Ausgaben, die insgesamt, wie mir jetzt gezeigt wurde, 0013 des Budgets ausmachen, also einen lächerlichen Betrag,
    den ein mittleres Unternehmen, ein mittlerer Konzern weit überschreitet durch das, was er zur Verfügung hat für diese Zwecke.
    Und vor allem, was Sie interessieren dürfte oder was Sie nicht interessiert, weil Sie es nicht erwähnen in den Zeitungen, sind die großen Verfügungsmittel der Herrn Landeshauptleute, die insgesamt das Doppelte ausmachen,
    wie die der Bundesregierung.
    Also entweder machen sie das eine, dann müssen sie auch das andere machen.
    Ich halte das Ganze nur für sehr lächerlich, dass sich jeder von uns, der sich um hunderte und hunderte Arbeitsplätze zum Beispiel kümmert und sich danach noch fragen muss, was die Torten oder was das oder jenes kostet, das kommt ja gar nicht über unseren Tisch.
    Unter anderem sprach Kreisky von einer unglaublichen Großzügigkeit, mit der argumentiert werde, von einem grotesken Niveau der Auseinandersetzung und von einer Hilfestellung für Superdemagogen.
    Hier rede er von Politikern, sagte Kreisky auf Fragen, Namen nannte er nicht und ergänzte, er finde, dass Journalisten in ihrer Kritik manchmal einseitig seien.
    Weiteres Kreisky-Zitat, es gebe eben Ausgaben, die nicht von jedem Steuerzahler eingesehen würden.
    Sei da auch die Zeitungsförderung gemeint?
    Kreisky, ich drohe nicht.
    Und dann, zusammenfassend?
    Ich werde mir das überlegen.
    Ich glaube ja nicht, dass ich auf solche Kampagnen in der Regel nachgebend reagiere.
    Ich werde den Österreichern das erklären, wie das meine Gewohnheit ist, sagen, ob sie das wirklich für richtig halten.
    Ich lasse mich halt nicht von ein paar Leuten terrorisieren.
    Finanzminister Androsch gab dann noch bekannt, dass die Firma Eumig 1977 bei Vohnsdorf in einem Zweigwerk den Betrieb aufnehmen werde, der zwischen 250 und 300 Arbeitsplätze schaffen soll.
    Ein besonders günstiger, einprozentiger Kritik
    Kredit fünf Jahre tilgungsfrei wird der Beitrag der Bundesregierung sein, mit der eine stufenförmige Eingliederung jener Arbeitnehmer in eine andere Berufsbranche erreicht werden soll, die durch die Schließung der Kohlengrube-Fonds darf ihre Arbeitsplätze verlieren.
    Soviel vom heutigen Ministerrat und damit zurück zum Studio des Mittagsjournals.
    Reporter war Erich Eichinger.
    Von allen neuen Regierungsmitgliedern, die am Freitag dieser Woche offiziell in ihre Funktion eingeführt werden, hat der jetzige Sozialversicherungspräsident und künftige Sozialminister Gerhard Weißenberg seine Vorstellungen ganz besonders präzisiert.
    Vor etwa einem Monat kündigte Weißenberg in einem Interview unter anderem die Einführung von Abfertigungen für Arbeiter und die längerfristige Verwirklichung der paritätischen Mitbestimmung in Großbetrieben an.
    Diese und andere Vorschläge Weißenbergs führten bereits zu heftigen innenpolitischen Diskussionen, wobei aber die grundsätzliche Zielvorstellung des neuen Ministers, dem Gedanken der Vorbeugung in der Sozialpolitik mehr als bisher zum Durchbruch zu verhelfen, auch von Sprechern der Opposition begrüßt wurde.
    Heute Vormittag legte nun der sozialpolitische Referent des Arbeiter- und Angestelltenbundes der ÖVP, Schwimmer, in einer Pressekonferenz in Wien die Forderungen seiner Organisation an Weißenberg vor.
    Hans Langsteiner bat den ÖVP-Abgeordneten aus diesem Anlass vor das Mikrofon.
    Herr Abgeordneter Dr. Schwimmer, in wenigen Tagen tritt der neue Sozialminister Weißenberg sein Amt an.
    Er hat seine Vorstellungen bereits mehrmals recht detailliert präzisiert.
    Welche Forderungen hat nun der ÖAB an den neuen Sozialchef?
    Ich erwarte mir vom neuen Sozialminister nicht nur den selbstverständlichen Wechsel im persönlichen Arbeitsstil, sondern einen grundsätzlichen Wechsel im Stil der Sozialpolitik.
    Die Sozialpolitik sollte mehr als bisher auf eine breite Basis gestellt werden und weniger einseitig von einem sozialistisch dominierten Sozialministerium
    vorbereitet und fast einzementiert und dann im letzten Augenblick von den Sozialpartnern der Feuerwehr gerettet werden.
    Welche Forderungen hat nun der ÖAB konkret an Weißenberg?
    Ich glaube nicht, dass man an die Gleichstellung Arbeiter, Angestellte vom reinen formalen Standpunkt aus herangehen soll.
    Es muss alles unbedingt bis auf den I-Topfen gleich geregelt sein.
    Für mich ist es wichtig als ÖAB-Sozialpolitiker, dass die Arbeiter
    mittelfristig gesehen gleichwertige Ansprüche mit den Angestellten erhalten.
    Dabei können aber durchaus moderne, unkonventionelle Lösungen ins Auge gefasst werden.
    Zum Beispiel werden wir vorschlagen, dass man die Neueinführung der gesetzlichen Abfertigung für Arbeiter von vornherein mit der Vermögensbildung für Arbeitnehmer verbindet.
    eventuell auf freiwilliger Basis, sozusagen die Wahlmöglichkeit zwischen Abfertigungsanspruch in der Zukunft und vermögenswirksamen Leistungen und können dazu das ÖAB-Modell für Vermögensbildung mit stillen Beteiligungen am Betrieb vorschlagen.
    Über diese Brocken hinaus fehlt uns in den Zielvorstellungen von Weißenberg eine Erweiterung der Rechte des einzelnen Arbeitnehmers.
    Wir haben schon bei der Arbeitsverfassung kritisiert, dass dieser Name zu hochtrabend ist.
    wenn man nicht im Vergleich zur staatlichen Verfassung auch dem Einzelnen gewisse Grundrechte einräumt.
    Das sind Persönlichkeitsrechte, das sind Rechte wie die Einsicht des Arbeitnehmers in seinen Personalakt.
    Schaut jetzt nach einer Kleinigkeit aus, ist aber für den betroffenen Arbeitnehmer sehr, sehr wichtig zu wissen, was wird im Personalbüro über ihn geführt.
    Und das sind
    Möglichkeiten der stärkeren Mitbestimmung des Arbeitnehmers an seinem Arbeitsplatz selbst.
    Zum Stichwort Mitbestimmung.
    Weißenberg hat sich ja für die Semiparität in Großbetrieben ausgesprochen, also für die gleichwertige Mitbestimmung der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber.
    Teilen Sie hier die Ansicht Ihres Parteifreundes Gassner, der sich ja in ähnlicher Richtung schon geäußert hat?
    Die Frage der paritätischen Mitbestimmung wird sicher noch diskutiert werden.
    Ich persönlich würde, bevor man in eine solche Diskussion näher einsteigt, einen Ausbau, wie gesagt, der Mitbestimmung am Arbeitsplatz vorziehen und erst gewisse Erfahrungen mit der Mitbestimmung des Arbeitsverfassungsgesetzes abwarten.
    Glauben Sie, mit Weißenberg kooperativer zusammenarbeiten zu können als mit Heise oder befürchten Sie, dass eine neue politische Front aufgemacht wird?
    Ich könnte mir vorstellen, dass mit Weißenberg doch eine etwas
    stärkere Zusammenarbeit in der Sozialpolitik möglich ist.
    Ich habe mich zwar persönlich in den Duellen mit Hauser sehr wohl gefühlt, aber eine breite gemeinsame Sozialpolitik halte ich doch für besser als eine ständig kontroversielle.
    Vielen Dank.
    Das Gespräch führte Hans Langsteiner.
    Und wir werfen nun einen Blick in die heutigen inländischen Tageszeitungen.
    Die Zitate aus Leitartikeln und Kommentaren hat Markus Sommersache ausgewählt.
    In den oberösterreichischen Nachrichten kommentiert Josef Laschober unter der Überschrift Spesen Stachel die durch Untersuchungen des Rechnungshofes bekannt gewordenen und von mehreren Zeitungen heftig kritisierten Repräsentationsausgaben verschiedener Ministerien und Bundeseinrichtungen.
    Dazu Laschober.
    Sicher wäre es verfehlt, einen Neidkomplex zu züchten und alles demagogisch aufzubauschen.
    Selbstverständlich müssen Staat und Prominente repräsentieren.
    Aber ebenso muss die Regel gelten, dass Spendierfreudigkeit angemessen ist und nicht zügellos ausartet.
    Die Kritik am freizügigen Geldausgeben für Empfänge und zu anderen Gelegenheiten muss ebenfalls Maß und Mitte bewahren, meinen die oberösterreichischen Nachrichten.
    Und resümieren?
    Mit gegenseitigem Vorhalten, wie Politiker auf dieser oder jener Seite das Steuergeld vergeuten, tut man nichts Gutes.
    Es führt nur dazu, die Politik noch mehr in Verruf zu bringen.
    Beseitigt gehört mancher Unfug in den provozierenden Details, um den Stachel aus dem Fleisch der Steuerzahler zu ziehen.
    Nur das allein kann einen Sinn bei dem in Überfülle publizierten Material haben.
    Nach diesem Kommentar von Josef Laschuba die Stimme von Rudolf Antoni in der Wiener Zeitung.
    Hier heißt es.
    Es soll jeder Groschen öffentlicher Mittel kontrolliert werden, peinlichst genau kontrolliert werden.
    Man sollte sich jedoch davor hüten, ohne Rückfrage und ohne dem Geprüften Gelegenheit zu geben, sein Verhalten zu motivieren, in den Augen der Öffentlichkeit zum bundesstaatlichen Halodreh zu stempeln.
    Allen Ernstes konnte ja der Rechnungshof nicht annehmen, dass der betreffende Abgeordnete die ihm zur Verfügung gestellten Angaben im stillen Kämmerlein aufbewahren würde.
    Mit einer Veröffentlichung war zu rechnen.
    Und diese hätte wie gesagt zur Voraussetzung, dass beide Seiten zumindest gehört werden.
    Soweit die Wiener Zeitung.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt setzt sich Peter Klar mit der bevorstehenden Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer am 1.
    Oktober, also am Freitag, auseinander.
    Klar führt dazu aus.
    Bis zum Dreifachen verlangt also unsere sozialdemokratische Regierung, damit sie das zu leisten vermag, was frühere Regierungen weit billiger und mit einem weit geringeren Defizit zustande brachten.
    Das sind Watschen auf Raten.
    Denn schon zu Jahresbeginn, als die Herren das beschlossen, kam es ja überfallsartig zu einer gewaltigen Benzinpreiserhöhung, die keineswegs allein auf dem Kamelmist der Ölscheichs gewachsen war, sondern in den Köpfen der Regierungsgewaltigen heranreifte.
    Woraus geschlossen werden kann, dass nicht nur Kamelmist fruchtbar ist.
    Nach diesem Kommentar im Neuen Volksblatt abschließend Ilse Keller im offiziellen Organ der Regierungspartei der Arbeiterzeitung.
    Sie schreibt unter dem Titel Dialog mit dem Volk über die jüngste Informationskampagne der Bundesregierung.
    Dass die Informationskampagne im Rahmen der Aktion SPÖ hält Wort genau ins Schwarze trifft, zeigt unter anderem eine bemerkenswerte Tatsache.
    Es kommen auch sehr viele Nicht-Sozialisten.
    Fernab vom Druck einer Wahl und Werbung um Stimmen nützt die Regierung die Gelegenheit zu einer Kampagne, um die Vorstellungen von ihr da oben und wir da unten, wo immer sie bestehen, abzubauen.
    Das war unsere Inlandspresse-Schau.
    Die Zitate hat Markus Sommersache ausgewählt.
    Falls Sie die Zeit vergleichen wollen, es ist jetzt 12.31 Uhr, eine Minute nach halb eins und wir kommen zur ausführlichen Auslandsberichterstattung.
    Die Ablehnung des Rhodesien-Plans des amerikanischen Außenministers Henry Kissinger durch die fünf schwarzafrikanischen Nachbarländer Rhodesiens hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst.
    Die amtliche sowjetische Nachrichtnerin Durtas meinte, die Afrikadiplomatie der Vereinigten Staaten habe eine schwere Niederlage erlitten.
    Südafrika hat die Haltung seiner schwarzafrikanischen Nachbarn mit Enttäuschung aufgenommen und von den Westmächten weitere Initiativen verlangt.
    Das weiße Minderheitsregime Rhodesiens führt die teilweise Ablehnung der britisch-amerikanischen Lösungsvorschläge auf einen Sieg des Kommunismus zurück.
    Dagegen versicherte Henry Kissinger, die Schwarzafrikaner hätten die Grundlagen seiner Friedensvorschläge akzeptiert und die Fortsetzung der Verhandlungen ermöglicht.
    UNO-Generalsekretär Waldheim befürwortete unterdessen die sofortige Einberufung einer Verfassungskonferenz für Rhodesien, die von den schwarzafrikanischen Nachbarstaaten und den rivalisierenden farbigen Befreiungsbewegungen Rhodesiens gefordert worden ist.
    Diese Forderung wendet sich dabei offensichtlich gegen den Vorschlag Kissingers, dass die weißen und schwarzen Bevölkerungsgruppen Rhodesiens in der geplanten Übergangsregierung keine Beschlüsse ohne Zustimmung des Kontrahenten fassen können.
    Nun, heute trifft der britische Staatssekretär Rowland in Rhodesien ein, um mit Ministerpräsident Ian Smith die Modalitäten des Machtwechsels zu besprechen.
    Smith ist ja bereit, innerhalb von zwei Jahren einer aus Schwarzen und Weißen gebildeten Übergangsregierung zu weichen.
    Aber welche Schwarze sollen die neuen Verantwortlichen sein?
    Die Struktur der schwarzen Opposition in Rhodesien analysiert Barbara Kuttenhove-Kalergi.
    Wenn es nach Rhodesiens Ministerpräsident Ian Smith geht, soll es in Rhodesien in Zukunft eine Herrschaft der Mehrheit geben, allerdings nur dann, wenn es eine verantwortungsvolle Herrschaft ist.
    Und wenn nun wirklich mit Verantwortung für die 6,5 Millionen schwarzen Rhodesier spricht, die bislang einer Herrschaft von 270.000 Weißen unterstehen, darüber gehen die Meinungen auseinander.
    Repräsentant der Schwarzen Mehrheit ist der African National Council, kurz ANC genannt.
    Er ist seit Jahr und Tag in zwei Fraktionen gespalten, in die radikalere Zimbabwe African National Union, ZANU, und die gemäßigte Zimbabwe African Peoples Union, ZAPU.
    Führender Kopf der ZANU ist der rundliche evangelische geistliche Sithole, bei der ZAPU führt Joshua Nkomo das Kommando.
    Obwohl beide Flügel sich 1974 in Lusaka kurzfristig vereinigt haben, sind sie inzwischen wieder über die Kernfrage der rhodesischen Opposition auseinandergebrochen.
    Soll die Unabhängigkeit Zimbabwes, so der afrikanische Name für Rhodesien, durch bewaffneten Kampf erobert werden oder durch Verhandlungen dem weißen Minderheitsregime abgerungen?
    Jetzt, da erstmals konkrete Zugeständnisse von Ian Smith auf dem Tisch liegen, wollen die Nationalisten noch einmal eine Einigung versuchen.
    Für heute anberaumte Gespräche in der sambischen Hauptstadt Lusaka wurden jedoch vertagt.
    Stattdessen will man in naher Zukunft in Maputo in Mozambique zusammenkommen.
    Dabei wird es zunächst vor allem um die Frage geben, ob sich die schwarzen Untergrundkämpfer an Smiths Forderung halten sollen, der Guerillakampf müsse eingestellt werden, bevor an eine gemischtrassige Übergangsregierung zu denken sei.
    Dieser Kampf wird mit zunehmender Intensität seit 1972 geführt.
    Bewaffneter Arm der rhodesischen Opposition ist die Zimbabwe Peoples Army, die zunächst von Zambia und Tansania aus Überfälle auf rhodesische Militärkonvois durchführte.
    Seit der Unabhängigkeit Mosambiks liegt die Operationsbasis der schwarzen Partisanen vor allem dort.
    Und in Mosambik haben die ZANU-Leute unter dem Oberkommandierenden der Untergrundarmee Roberto Mugabe eindeutig die Oberhand.
    Rhodesische Militärs schätzen die Stärke der regulären Guerilla-Streitkräfte in Mozambik auf rund 4.000 Mann, dazu kommen noch 30.000 sympathisierende Emigranten.
    In Rhodesien selbst sollen 1.000 bis 1.500 Untergrundkämpfer unter Waffen stehen.
    Seit Jahr und Tag führt die rhodesische Armee denn auch sogenannte Vergeltungsschläge gegen die Guarilia, die oft bis tief in mosambikesisches Gebiet hineingetragen wurden.
    Im August machten rhodesische Streitkräfte in Mosambik ein Flüchtlingslager dem Erdboden gleich, das von ihnen als Guarilia-Stützpunkt bezeichnet wurde.
    Die UNO-Flüchtlingskommission in Genf erklärte später, dabei seien zahlreiche Frauen und Kinder getötet worden.
    Wie die schwarz-zerotesische Opposition jetzt taktieren wird, darauf kann man aus der Erklärung der Präsidenten der sogenannten Frontstaaten vom Sonntag schließen.
    Vor allem die Präsidenten von Mozambique und Zambia haben dabei mit Sicherheit die Vertreter von ZANU und ZAPU konsultiert.
    Die Präsidenten haben zwar erklärt, der Kampf geht weiter, gleichzeitig aber eine Verfassungskonferenz außerhalb Rhodesiens gefordert, die über die Zusammensetzung der Übergangsregierung befinden soll.
    Das heißt, die schwarzen Oppositionellen wollen die Regierungsbeteiligung nicht von Smiths Gnaden und nach Smiths Auswahlkriterien als Geschenk entgegennehmen, sie wollen Verhandlungen aber auch nicht rundweg ablehnen.
    Eine Austreibung der Weißen haben selbst die Radikalsten nicht ins Auge gefasst.
    Sithole, der im Vorjahr in Wien war, hat dazu selber erklärt, wir wollen von den Weißen nicht beherrscht werden, aber wir wollen demokratisch mit ihnen zusammenleben.
    Das war ein Beitrag von Barbara Kuttenhove-Kalergi.
    Wie bereits erwähnt haben die Nachbarstaaten Rhodesiens, das sind Angola, Botswana, Mosambik, Sambia und Tansania, den angloamerikanischen Rhodesienplan, der auch die Zustimmung des rhodesischen Minderheitsregimes fand, abgelehnt.
    Der tansanische Staatspräsident Nyerere hat nun in einem der BBC gewährten Interview in Dar es Salaam erklärt, warum er die von Ian Smith definierte Form einer verfassungsmäßigen Übergangsperiode in Rhodesien für unakzeptabel hält.
    Hören Sie einen Beitrag des Deutschen Dienstes der BBC.
    Der Präsident sagte, dass dieses System einer Legalisierung der weißen Machtstruktur in Rhodesien gleichkommen würde.
    It's Minister of Defense?
    White.
    It's Minister of Law and Order?
    White.
    All this determined.
    We have to reject this.
    Because given that power structure,
    Wenn Sie das akzeptieren, sind Sie einfach eine Enttäuschung.
    Sie verweigern die Macht überhaupt nicht.
    Sie enttäuschen einfach die Macht und legalisieren sie.
    Der zweite Aspekt ist die Prozedur.
    Es ist Smith, es ist die Regierung, die wir verweigern, die jetzt die ganze Sache handeln wird.
    Es ist Smith, der für dieses Treffen anruft.
    Der Verteidigungsminister würde weiß sein, Sony Herrere, und der Minister für die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung ebenfalls.
    Durch all das, mit Akzeptierung einer solchen Struktur der Machtverhältnisse, würde man diese nur weiter stärken und es wäre keine Rede von irgendeiner echten Übertragung der Machtbefugnisse.
    Man würde das bisherige System nur festigen und legalisieren.
    Und der zweite Aspekt ist, dass diese ganze Regelung von Smith ausgeht, von der Regierung, die wir ablehnen und die jetzt alle diese Regelungen treffen soll.
    Smith wird die Konferenz einberufen und sie soll in Rhodesien stattfinden, unter der Leitung eben des Rates, den wir ablehnen.
    Und die Funktion Großbritanniens?
    Einfach darauf warten, bis alles beschlossen wurde und dann Gesetze erlassen.
    Nun, ich habe Nein zu beiden diesen Dingen gesagt.
    Nein zu allen Einzelheiten.
    Was uns betrifft, existiert das alles gar nicht.
    Und wir haben Nein zu dem ganzen Verfahren gesagt.
    Und deshalb fordern wir die Engländer auf, die volle Verantwortung für diese Konferenz zu übernehmen.
    Diese Konferenz einzuberufen.
    Die Frage, ob man es auch dem amerikanischen Außenminister Kissinger gegenüber klargemacht habe, dass eine Verfassungskonferenz in Salisbury als unakzeptabel betrachtet werde, bejahte Präsident Nyerere entschieden.
    Er habe dies völlig klargemacht und Kissinger sei mit dem Wissen von hier abgereist, dass hier eine sehr starke Meinungsverschiedenheit bestünde.
    und dass er, Nyerere, den afrikanischen Nationalisten nicht die Wiederholung der Farce von Konferenzen wie 1974 und 1975 empfehlen könne, sei es in Salisbury oder auf einer Brücke oder sonst irgendwo.
    Er war sehr klar, das habe ich ihm sehr klar gemacht, und das war eine unserer Unterschiede mit ihm, dass er hierher geflogen ist, als er wusste, dass es einen großen Unterschied zwischen mir und ihm gibt.
    dass ich nicht akzeptieren kann, dass ich meinen Kollegen nicht empfehlen kann, den afrikanischen Nationalisten zu empfehlen, dass wir über 1974-1975 wieder eine erste Kohl-Konferenz in Salisbury oder
    Der tansanische Staatspräsident Niyarere und das Tauzin um eine Lösung des Rhodesian-Problems geht also weiter.
    Minderheitenfragen, das ist derzeit das Hauptproblem der jugoslawischen Politik.
    Nicht zuletzt im Hinblick auf das hohe Alter Präsident Titos und auf die ständige Sorge der Jugoslawen, die von ihm geschaffene Landeseinheit könnte eines Tages wieder auseinanderbrechen.
    Deshalb gilt die besondere Aufmerksamkeit Belgrads auch den Jugoslawien verbundenen Minderheiten im Ausland.
    Den Slowenen in Österreich und den Mazedoniern in Bulgarien.
    Die Polemik gegen Österreich ist dabei in letzter Zeit etwas abgeflaut, dafür gibt es aber an der mazedonischen Front Neues.
    Soeben sind in Sofia bulgarisch-jugoslawische Gespräche unter anderem über das Thema Mazedonien ohne greifbares Ergebnis zu Ende gegangen.
    Christine Kohl berichtet aus Belgrad.
    Dass sich etwas in den Beziehungen zwischen Jugoslawien und seinem östlichen Nachbarn Bulgarien entwickelt, das scheint deutlich.
    Weil der bulgarische Staats- und Parteichef Todor Zhivkov die jugoslawische Delegation, die sich fünf Tage lang in Bulgarien auffiel, empfangen hat, meinen auch politische Beobachter, die sonst skeptisch die Beziehungen zwischen beiden Staaten und ihre Möglichkeiten für bessere Entwicklung betrachten, aufhorchen.
    Die jugoslawische Delegation, die im Rahmen der gemischten bulgarisch-jugoslawischen Kommissionstätigkeit nach Sofia gereist war, wurde von einem Mitglied des Parteisekretariats Dobrivoj Vidic geleitet.
    Fast noch wichtiger aber war, dass ihr der stellvertretende jugoslawische Außenminister Lazar Moisov angehörte.
    Moisov, einer, die man in Belgrad sagt, starrt in Mazedonien in der Bundesadministration, ist zudem Experte in Minderheitenfragen.
    Ihnen gegenüber saß am Verhandlungstisch in Sofia das Politbüro-Mitglied Alexander Lilow.
    In freundlicher und Arbeitsatmosphäre, im Geiste der Freundschaft und gemeinsamer Wertschätzung seien die Gespräche geführt worden, hieß es in einer abschließenden Erklärung.
    Eingehend seien auch strittige Fragen des Standes der Beziehung und der Möglichkeiten ihrer weiteren Beziehung erörtert worden.
    Das heißt im Klartext, dass die grundlegenden Meinungsverschiedenheiten über die Frage, ob es eine mazedonische Nation und Sprache gibt oder nicht, gesprochen wurde.
    Bekanntlich stehen die Bulgaren auf dem Standpunkt, Mazedonier seien Bulgaren, die mazedonische Sprache nichts anderes als ein bulgarischer Dialekt.
    Diese Meinung untermauern sie mit dem Hinweis auf die letzte Volkszählung in Bulgarien, bei der sich kaum einer der rund zwei Millionen den mazedonischen Dialekt sprechenden Bulgaren als Mazedonier deklariert hätte.
    Allerdings enthielt der betreffende Fragebogen auch keinen bezüglichen Hinweis.
    Vom jugoslawischen Standpunkt aus wollten die Bulgaren mit dieser Volkszählung die mazedonische Nation ausrotten.
    Ein Kompromiss zwischen den beiden Standpunkten konnten bisher trotz zahlreicher Ansätze nicht gefunden werden.
    Denn ebenso wie die Jugoslawen den Bulgaren versteckte Territorialansprüche an einem eventuellen Tag X unterstellen, auf der Basis, die Mazedonier in Jugoslawien seien eigentlich Bulgaren, ebenso stellen die Bulgaren die Haare hoch bei dem Gedanken,
    die jugoslawischen Mazedonier als Muttervolk von zwei Millionen ihrer Meinung nach bulgarischer Einwohner anzuerkennen.
    Eine eventuelle Formel, auf die beide Seiten sich einigen könnten, dürften es da so lauten, dass die Existenz einer mazedonischen Nation auf dem Territorium der jugoslawischen Teilrepublik strengstens darauf beschränkt anerkannt werden könnte.
    Aber noch ein anderes Thema wird Gegenstand der eingehenden Gespräche gewesen sein.
    1978 werden 100 Jahre vergangen sein, seit der Unterzeichnung des San Stefano-Vertrages.
    In diesem russisch-türkischen Friedensvertrag wurde das Gebiet Mazedoniens dem bulgarischen Staat zugeteilt, was jedoch vom Berliner Kongress niemals bestätigt wurde.
    Einen also niemals effektivierten Anspruch nimmt Bulgarien seither zum Anlass seiner historischen Trauer um dieses, wie es heißt, urbulgarische Gebiet, was wiederum zum Misstrauen der Jugoslawen seinerseits beträchtlich beitrug.
    Aber noch ein drittes kompliziertes Thema gilt es zwischen den beiden sozialistischen Balkan-Nachbarn zu klären.
    Gemeinsam mit der Sowjetunion hat sich in der bulgarischen Geschichtsschreibung die Meinung verbreitet, bulgarische Truppen hätten gemeinsam mit der Roten Armee beträchtliche Teile Ost- und Nordjugoslawiens im Zweiten Weltkrieg befreit.
    Und gleichzeitig wird in dieser Geschichtsschreibung die bis zu fünf Minuten vor zwölf während der Allianz Bulgariens mit Hitler-Deutschland in einen unbeleuchteten Hintergrund geschoben.
    Die jugoslawische Geschichtsschreibung hingegen hat weder die bulgarischen Soldaten, die im Dienste des Dritten Reiches jugoslawisches Gebiet besetzt hatten, vergessen, noch ist es bereit, seinen eigenen Beitrag zur Befreiung seines Landes vermindern zu lassen.
    All dies sind schwerwiegende Probleme zwischen Bulgarien und Jugoslawien, die vor allem, wie gesagt, von Misstrauen gezeichnet sind.
    Besserungen in den Beziehungen setzen daher ein erhebliches Quantum an gutem Willen voraus.
    Das Interessante an dem jetzigen Stand der Verhandlungen ist daher vor allem die Frage,
    Was hat beide Seiten bewogen, jetzt die Bereitschaft für eine bessere Beziehung hervorzukehren?
    Sie hörten Christine Kohl aus Belgrad.
    In den überwiegend von Basken bewohnten Provinzen Spaniens war gestern, am ersten Jahrestag der letzten Hinrichtungen unter dem Franco-Regime, das öffentliche Leben durch einen Generalstreik nahezu lahmgelegt.
    Mehr als 600.000 Menschen folgten dem Aufruf linksgerichteter Organisationen und erschienen nicht an ihrem Arbeitsplatz.
    Parallel dazu weitete sich der seit Tagen andauernde Streik der spanischen Briefträger aus, von denen allein in Madrid sich rund 4.000 im Ausstand befinden.
    Nun wird bereits in elf weiteren Provinzen keine Post mehr ausgetragen, die Straßenbriefkästen sind überfüllt und über vier Millionen Briefe warten allein in Madrid auf ihre Zustellung.
    Doch all dies ist nur vordergründiges, wie Robert Gerhardt berichtet.
    Gestern Nacht wurde im Zentrum von Madrid ein junger Student während einer Demonstration erschossen.
    Die Polizei wird es nicht gewesen sein.
    Sie spricht von Antikommandos, die zur Pistole griffen, um Manifestanten zu vertreiben, die den Aufruf zum Tag des Kampfes befolgt hatten.
    Dieser Tag des Kampfes, wie ihn die Organisatoren nannten, wurde vor allem zur größten Streikaktion in der Geschichte des spanischen Baskenlandes.
    Über 600.000 Personen, so lautet heute die Schlagzeile der Madrider Morgenzeitung El País, das Land, legten die Arbeit nieder.
    Das sind rund 90 Prozent der berufstätigen Bevölkerung des Baskenlandes.
    Fabriken, Banken, Geschäfte und selbst die Schulen blieben überall geschlossen.
    Und das trotz der verschiedenen Aufrufe der Zivilgouverneure der einzelnen Provinzen, sich nicht wie Provokateure und Feinde der Demokratie zu Demonstrationen verführen zu lassen.
    Doch die Aufrufe der Autoritäten halfen nichts.
    Die Basken, immer schon die schwierigsten Untertanen Spaniens und politisch stark engagiert, manifestierten gestern am Tag des Kampfes ihre Solidarität mit fünf jungen Spaniern, davon zwei Basken, die vor genau einem Jahr auf Befehl Frankos exekutiert worden waren, da sie Polizisten ermordet haben sollen.
    Doch nicht nur die Basken gingen auf die Straße.
    Auch in anderen spanischen Städten kam es zu Demonstrationen, wie eben in Madrid, wo dann der Psychologiestudent Carlos González Martínez tödlich getroffen wurde.
    Mit allen Mitteln hatten die zahlreichen Polizeibrigaden überall im Land versucht, die Protestaktionen zu unterbinden.
    Die Einsätze waren teilweise sehr hart.
    Das gab selbst der Generaldirektor für Staatssicherheit auf einer Pressekonferenz gegen Mitternacht in Madrid bekannt, als er Bilanz zog.
    Etwa 40 Personen wurden verhaftet, doch die Polizei hat nie von der Schusswaffe Gebrauch gemacht, so jedenfalls versicherte es der Chef der Einsatzkommandos.
    Die Demonstrationen gegen die Politik des Regimes waren nicht erlaubt und die Polizei sah sich wieder einmal im Recht als Beschützer von Ruhe und Ordnung.
    Doch nach diesem Kampftag sind die Streikaktionen noch lange nicht beendet.
    Schon eine Woche lang dauert jetzt der Boykott der spanischen Postbeamten und Briefträger.
    In Madrid hatte der Streik begonnen.
    Doch seit Beginn dieser Woche funktioniert der Postverkehr im ganzen Land nicht mehr.
    Allein in der spanischen Hauptstadt sollen rund vier Millionen Briefe, Päckchen, Karten, Checks und Wechsel unsortiert in den Hallen liegen.
    Rund 50.000 Angestellte der Post wollen nicht mehr zur Arbeit kommen, solange ihnen nicht die versprochenen Lohnerhöhungen überwiesen werden.
    Doch der Generaldirektor für das Postwesen zeigt sich hart.
    Einigen Streikführern will er jetzt den Prozess machen, da sie den Streik politisiert haben.
    Welche politischen Gruppen dahinter stehen, wird öffentlich nicht gesagt, wie es sonst eigentlich sofort geschieht.
    Normalerweise heißt es in solchen Fällen immer wieder, das sind die bösen Kommunisten.
    Doch diesmal, wie inzwischen in anderen Fällen, sind es nicht die Kommunisten, die Unruhe schüren.
    Sie wollen eher Frieden und einen Pakt mit der Regierung.
    Hinter diesen neuen Aktionen sind radikalere anarchistische und maoistische Verbände.
    Sie sprechen gegenüber den Arbeitern nicht von Ideologie und Parteiprogrammen, sondern gehen direkt auf die internen Probleme der Betriebe ein und finden damit entsprechenden Zulauf.
    Die Regierung in Madrid beginnt die Kontrolle über die politische Entwicklung zu ent... Der Regierung in Madrid beginnt die Kontrolle über die politische Entwicklung zu entleiten.
    Im Baskenland hat sich gezeigt, dass ihre Aufrufe kein Gehör fanden.
    Und auch die Postboten streiken weiter, trotz Druck und Drohungen der Autoritäten und trotz Mahnungen der großen demokratischen Oppositionsparteien, die Situation nicht auf die Spitze zu treiben.
    Immer schon hatten die Spanier einen Hang zur Anarchie.
    Das zeigt sich nun nach Franco ganz deutlich.
    Aus Madrid berichtete Robert Gerhardt.
    Es ist jetzt 12.50 Uhr, fünf Minuten nach dreiviertel eins, und wir kommen zum Kulturteil im Mittagschanal.
    Als die größten literarischen Erfolge dieses Herbst gelten in Prag zwei Bücher von Autoren, die seit 1968 nicht mehr gedruckt werden dürften.
    Es handelt sich um den Romanschriftsteller Bohomil Hrabal und den Lyriker Jaroslav Seifert.
    In Prag rätselt man derzeit, ob das Erscheinen dieser Bücher als Einschwenken der beiden Autoren auf den offiziellen Kurs oder als einsetzende Liberalisierung der tschechoslowakischen Kulturpolitik zu werten ist.
    Dazu aus Prag, Walter Tauber.
    Das Bücherangebot dieses Herbstes in der Tschechoslowakei brachte eine Überraschung.
    Erstmals sind zwei der bedeutendsten tschechischen Schriftsteller wieder auf dem einheimischen Buchmarkt vertreten.
    von denen man seit der sowjetischen Intervention im Jahre 1968 nichts mehr zu lesen bekommen hatte.
    Bohumil Rappal, auch im Westen unter anderem mit seinem Buch Tanzstunden für Erwachsene und Fortgeschrittene bekannt geworden, veröffentlichte eine Erzählung mit dem schwer übersetzbaren Titel Bostschischini, was so viel wie das Haareschneiden heißt.
    In recht hintergründiger und doppeldeutiger Manier erzählt der Autor darin von einem jungen Mädchen, dass sich der Mode antast und seine langen Haare abschneiden lässt.
    Auf zwei Ebenen macht Rabal deutlich, wie das Mädchen nach außen hin erfolgreich ist, weil es sich seiner Umwelt angepasst hat, wie es aber innerlich an seinem Konformismus leidet.
    Wenn man will, kann man darin ein Symbol für die heutige Situation eines großen Teils der tschechoslowakischen Jugend sehen.
    Das Buch in einer Auflage von 20.000 Exemplaren erschienen, wurde den Buchhändlern aus der Hand gerissen.
    Es war innerhalb weniger Tage vergriffen.
    Rabal selbst, einst im Prager Frühling engagiert, hat bereits vor knapp zwei Jahren zu erkennen gegeben,
    dass er seine grundsätzliche Gegnerschaft gegenüber der derzeitigen Führung aufgegeben habe und in gewissem Umfang einzulenken bereit sei.
    Anders verhält es sich mit dem 75-jährigen Jaroslav Seifert, dem unbestritten bedeutendsten tschechischen Lyriker der Gegenwart.
    Von ihm wurde jetzt der im Jahre 1940 erstmals erschienene Lyrikband der Fächer der Boschena Nemtsova neu aufgelegt.
    Seifert, einst Mitunterzeichner des Manifests der 2000 Worte, hatte seit dem Jahre 1968 abgelehnt, etwas zu veröffentlichen oder um Aufnahme in den neu gegründeten Schriftstellerverband nachzusuchen.
    Ihm, dem Grand Old Man der tschechischen Literatur, ist offenbar die politische Führung von sich aus ein Stück entgegengekommen.
    Zu seinem 75.
    Geburtstag vor einigen Tagen gratulierte der tschechische Kulturminister Klusak.
    Einige Zeitungen veröffentlichten frühe Gedichte von ihm und gleichzeitig wurde der erwähnte Gedichtband aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges wieder aufgelegt.
    Neuere Arbeiten von Jaroslav Seifert hat man freilich in der Tschechoslowakei noch nicht zu lesen bekommen.
    Das Erscheinen der beiden Bücher seit 1968 nicht gedruckter Autoren
    könnte auf eine gewisse Entspannung im Verhältnis der Kulturbürokratie zu der nach der sowjetischen Intervention ausgeschalteten Intelligenz schließen lassen.
    Man wird sich hier freilich vor voreiligen Prognosen hüten müssen.
    Einige Ereignisse der jüngsten Zeit deuten gerade in die entgegengesetzte Richtung.
    So wurde kürzlich der Chefredakteur der offiziellen kulturpolitischen Zeitschrift Warba, Yirishi Hayek,
    praktisch über Nacht aus bislang nicht ganz durchsichtigen Gründen seines Postens enthoben.
    Hayek, ein linientreuer, aber nicht dogmatischer Mann, hat es sich mit seiner Zeitschrift in letzter Zeit erkennbar, um ein differenzierteres Verhältnis zu den seit 1968 verfehmten intellektuellen Düngelzügen.
    Das war ein Beitrag von Walter Tauber aus der Tschechoslowakei.
    Wie berichtet, eröffnete gestern Vormittag der in Paris lebende österreichische Schriftsteller Manes Sperber mit einem Referat zum Thema Der prospektive Mensch das 8.
    Salzburger Humanismusgespräch.
    Es steht heuer unter dem Motto Abschied von Utopia und hat sich eine Diskussion über Anspruch und Auftrag der Intellektuellen heute zur Aufgabe gestellt.
    Über den bisherigen Verlauf des Humanismusgesprächs berichtet Herbert Fleck vom Landesstudio Salzburg.
    Der gestrige Nachmittag stand im Zeichen zweier Referate.
    Der Politologe Richard Löwenthal, Berlin, sprach über das Thema die intellektuelle Zwischengesellschaftswandel und Kulturkrise und stellte fest, dass in unserer heutigen Gesellschaft ein Paradoxon vorhanden sei.
    Einerseits funktioniere sie, andererseits werde sie aber gerade von vielen Intellektuellen abgelehnt.
    Zunehmend mache sich Sinnlosigkeit bemerkbar, die aber der Ansatz zu einer Erneuerung durch die Intellektuellen sei.
    Weniger positiv war der Vortrag des bekannten Schriftstellers und Essayisten Jean Améry.
    Er stellte einen Verrat der Intellektuellen an ihrer eigentlichen Aufgabe fest und wandte sich in erster Linie gegen einen wiederaufkommenden Irrationalismus, also das Ausachtlassen der Vernunft.
    Améry, der aus Österreich emigrierte und seit etwa 30 Jahren im französischen Kulturraum, heute in Brüssel lebt, stütze sich dabei vor allem auf das Werk und die Ansichten Julien Bendaz, eines im deutschen Sprachraum wenig bekannten Vertreters der Prinzipien Freiheit, Gerechtigkeit und Vernunft.
    Dazu Améry.
    Im strengen Sinne mag tatsächlich die Wertbesetzung der Begriffe Wahrheit, Freiheit, Gerechtigkeit, Vernunft eine irrationale sein.
    In unserer aller realer Existenz sind diese aber unerlässlich, so unerlässlich, dass wir sie mit Fug erregieren können zu Universalien, die nun nicht mehr bloß Nomina, sondern täglich erfahrbare Realia sind.
    Ja, ich gehe noch einen Schritt weiter und erkläre mit all dem mir zu Gebote stehendem Nachdruck, dass unsere Spezies nicht hätte überstehen können.
    werden die oberwähnten Grundkategorien nicht als universelle Werte, stilfschweigend freilich zumeist und ohne erkenntnistheoretische Begründung, anerkannt worden und dass sie nicht bestehen wird, wenn die Individuen, die Gesellschaft und die Völker aus diesem Konsensus, der sich eingewogen hat in der Geschichte, ausbrechen.
    Die intellektuellen Begehen verraten sich selbst und ihrer Verantwortung, sobald sie diese Prinzipien, die wesentlich moralischer Natur sind, preisgeben.
    Diese an und für sich uralten Prinzipien müssten mit persönlichen Einsatz und mit persönlichen Risiko erneuert werden, betonte Amery und meinte gegen Schluss seiner Ausführungen.
    Utopia wird bestehen, solange es halbwegs aufgekehrte Gesellschaften gibt.
    Die Clercs werden dafür sorgen, dass es bestehe.
    Ihre Sache wird und muss es sein, dem Land nirgendwo jene Farben und Konturen zu geben, die je als möglich und prinzipiell erreichbar scheinen.
    Sie werden, wie Sartre es gesagt hat, das Feld des möglichen ausdehnen, etendre les champs du possible.
    Hierbei müssen freilich ihre äußersten Referenzen stets die idealen ausdehnungslosen Punkte Freiheit, Vernunft, Gerechtigkeit, Wahrheit sein.
    Es kann dabei nicht abgehen ohne Irrtümer, das ist klar.
    Die anschließende Diskussion dauerte bis 7 Uhr abends und brachte massive Gegensätze zwischen konservativen und progressiven Denkern zutage.
    So vertrat der Publizist William S. Schlamm aus Lugano die Meinung, dass die Überwindung der Wirtschaftskrise der letzten Jahre ein Triumph des Kapitalismus sei.
    Daher Angriffe gegen dieses System nur teilweise verständlich.
    Sowohl Löwenthal wie Améry wurden in mancher Hinsicht heftig kritisiert, Löwenthal vor allem wegen seiner optimistischeren Einschätzung der Lage.
    Heute Vormittag sprach der Soziologe Robert Hetlage aus Basel über die Möglichkeiten und Chancen der Intellektuellen in der modernen Gesellschaft.
    Sein Vortrag war eine Sammlung von Zitaten über das Zukunftsbild des Intellektuellen, die allerdings den Zuhörern bekannt waren.
    Der Publizist Erik Kühnelt-Ledin legte anschließend seinen Standpunkt als stockkonservativer Liberaler, wie er selber formulierte, zu den Aufgaben und Wesen des Intellektuellen dar.
    Heute Nachmittag werden noch Helmut Schelsky aus Münster und Wilhelm Hennis aus Freiburg über die Themenkreise Demokratie, Unregierbarkeit oder Regierbarkeit sprechen.
    Nach diesem Bericht vom Salzburger Humanismusgespräch nun nun Kurznachrichten.
    Österreich
    Bundeskanzler Kreisky sagte nach der heutigen Sitzung der Bundesregierung, es sei gelungen, ein Prozent beim Dienstpostenplan für 1977 einzusparen, was einer Summe von etwa einer halben Milliarde Schilling entspreche.
    Es habe zwar Widerstände gegeben, meinte Kreisky, doch könne das Ergebnis als Zeichen der Disziplin innerhalb der Regierung gewertet werden.
    Der Sozialsprecher der ÖVP, Abgeordneter Schwimmer, präsentierte heute in einer Pressekonferenz in Wien Vorschläge des Arbeiter- und Angestelltenbundes an den neuen Sozialminister Weißenberg.
    Schwimmer forderte vor allem eine Erweiterung der Rechte der Arbeitnehmer, wie etwa eine stärkere Mitbestimmung im Betrieb und die Möglichkeit der Einsicht in die Personalakten.
    Zur Diskussion um die Gleichstellung der Rechte von Arbeitern und Angestellten schlug Schwimmer vor, die gesetzliche Abfertigung der Arbeiter mit einem Modell zur Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand zu verbinden.
    Im Ministerrat legte Finanzminister Androsch heute ein neues Finanzierungsgesetz für den Ausbau der Adlberg-Schnellstraße vor.
    Damit soll ein weiterer Ausbau wichtiger Engpässe in Tirol und Veradlberg durchgeführt werden.
    Mit diesen drei Kurzmeldungen ist das Mittagsjournal beendet.
    Im Namen von Redaktion und Technik verabschiede ich mich von Ihnen.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Invasion von Syrern im Libanon, Situation nach dem Terroranschlag in Damaskus
    Mitwirkende: Krause, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1976.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ministerrat: Dienstpostenplan, Repräsentationsspesen
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1976.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖAAB legt Forderungspakt an den neuen Sozialminister Gerhard Weißenberg vor
    Interview: Abgeordneter Walter Schwimmer (ÖVP)
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Schwimmer, Walter [Interviewte/r]
    Datum: 1976.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Repräsentationsspesen, Kfz-Steuer, Informationskampagne
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1976.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rhodesische Opposition sucht gemeinsamen Standpunkt
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1976.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tansanias Präsident Nyerere zu Rhodesienlösung
    Einblendung: Präsident Nyerere
    Mitwirkende: Nyerere, Julius [Interviewte/r]
    Datum: 1976.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Mazedonienfrage - Beziehungen Bulgarien - Jugoslawien
    Mitwirkende: Kohl, Christine von [Gestaltung]
    Datum: 1976.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Poststreik in Spanien, Unruhen im Baskenland
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1976.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    CSSR: Prag - Literaturerfolge gegen Kulturbürokratie
    Mitwirkende: Tauber, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1976.09.28 [Sendedatum]
    Ort: Prag
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Humanismusgespräch in Salzburg
    Einblendung: Jean Amery
    Mitwirkende: Fleck, Herbert [Gestaltung] , Améry, Jean [Interviewte/r]
    Datum: 1976.09.28 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.09.28
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Sterbenz, Edgar [Moderation]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.09.28 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-760928_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo