Mittagsjournal 1976.08.10

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    Guten Tag meine Damen und Herren, die Mittagsinformation des aktuellen Dienstes präsentiert Bruno Berger.
    Die Schlagzeilen.
    Erstes Expertengutachten zum Einsturz der Wiener Reichsbrücke.
    Interview mit dem Präsidenten der Bundesingenieurkammer Müller-Hartburg zum Reichsbrückeneinsturz.
    Verluste der DDSG durch die Brückenkatastrophe.
    Das wäre der erste Block, sozusagen der Inlandsblock.
    Nun zum Ausland, hier die Themen.
    Kammerdebatte in Rom über Regierungserklärung von Giulio Andreotti.
    Frankreichs Initiativen im Atomgeschäft und Persien kauft Waffen in den USA.
    Und im Kulturteil bringen wir ein Gespräch mit Gundula Janowicz zu ihrem Salzburger Liederabend.
    Das also, meine Damen und Herren, wäre unser Programm kurz gefasst.
    Zu Beginn hören Sie Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Adolf Poindl, Sprecher Peter Fichner.
    Österreich
    Bürgermeister Graz hat heute im Wiener Rathaus den ersten Zwischenbericht über die Ursachen des Einsturzes der Wiener Reichsbrücke vorgelegt.
    Die Experten kamen zu der Auffassung, dass der Einsturz der Brücke am 1.
    August vom flussabwärts linken Pfeiler der Brücke ausgegangen ist.
    Dieser Brückenpfeiler war zum Teil aus ungenügend verdichtetem Beton errichtet worden.
    Die Kommission schließt Sprengstoffeinwirkung, Erdbeben oder Instabilität der Brücke als Ursache des Einsturzes aus.
    Libanon Die jüngst zwischen den Bürgerkriegsparteien vereinbarte Waffenruhe, die eine Dauer von drei Tagen haben und zur Reparatur von Starkstromleitungen, Wasserleitungen und der Fernmeldeverbindungen genützt werden sollte, wird nicht eingehalten.
    Die Kämpfe zwischen den christlichen und muslimischen Milizverbänden dauern mit unverminderter Heftigkeit an.
    Die Vermittlungsbemühungen des Vertreters der arabischen Liga Kohli scheinen hoffnungslos festgefahren zu sein.
    Der sozialistische Moslemführer John Blood gab zu verstehen, dass er keine Hoffnung für einen Waffenstillstand oder gar ein Ende des Bürgerkriegs habe.
    John Blood lastet die Schuld dafür den Christen an.
    Die christliche Seite wirft unterdessen Moslems und Palästinensern vor, ihre Kriegsanstrengungen zu verstärken.
    Portugal.
    Der frühere Staatschef General Spinola ist heute Vormittag überraschend nach Lissabon zurückgekehrt.
    Spinola kam mit einer Linienmaschine aus New York.
    Der frühere Präsident wurde nach dem Verlassen des Flugzeuges von einem Polizeifahrzeug aufgenommen.
    Italien.
    Die Witwe des Lastwagenfahrers Benito Corgi, der in der Vorwoche von DDR-Grenzern erschossen und gestern in seiner Heimatstadt in der Nähe von Reggio Emilia begraben worden ist, traf vor der Beisetzung mit einem Bevollmächtigten der DDR-Botschaft in Rom zusammen.
    Frau Corgi, wie ihr Mann, Mitglied der KPI, erklärte dem ostdeutschen Diplomaten, man verteidige den Sozialismus nicht mit Morden.
    Der DDR-Bevollmächtigte überbrachte der Frau das Beileid seiner Regierung und bezeichnete den Zwischenfall als das Ergebnis einer tragischen Kette von Ereignissen.
    Der DDR-Diplomat versprach der Witwe eine Entschädigung seitens der Regierung in Ostberlin.
    Rhodesien.
    Ein Regierungssprecher in Salisbury gab heute bekannt, dass rhodesische Streitkräfte jenseits der Grenze zu Mosambique einen Stützpunkt schwarzer Freischeller angegriffen und den Terroristen schwere Verluste zugefügt hätten.
    Der Sprecher fügte hinzu, der Handstreich sei eine Vergeltungsaktion für einen Angriff der Untergrundkämpfer gewesen, die vergangene Woche bei einem Überfall auf einen grenznahen Stützpunkt der rhodesischen Armee fünf weiße Soldaten getötet hatten.
    Südafrika.
    Nach den gestrigen Unruhen, die sich auf alle Provinzen des Landes ausbreiteten, melden die Sicherheitsbehörden heute eine Beruhigung der Lage.
    Lediglich im schwarzen Wohnghetto Mohlakeng bei Renfontaine kam es nach Angaben der Polizei noch vereinzelt zu kleineren Zusammenstößen.
    In Alexandra, nördlich von Johannesburg, hatten die Sicherheitskräfte gestern im Verlauf von Unruhen von der Schusswaffe Gebrauch gemacht und zwei schwarze Jugendliche getötet.
    Frankreich Der amerikanische Außenminister Kissinger, zurzeit auf Kurzurlaub in Frankreich, hat heute seine Warnungen an die Adresse Pakistans vor einem Atomgeschäft mit Frankreich abgeschwächt.
    Nach einer Meldung des französischen Rundfunks soll Kissinger noch vor seinem 36-stündigen Privatbesuch an der Atlantikküste in Lahore festgestellt haben, die Vereinigten Staaten würden in dieser Angelegenheit auf Pakistan keinen Druck ausüben.
    Kissinger betonte, er habe lediglich die Besorgnis der USA für eine Verbreitung atomarer Technologie ausgedrückt.
    In den vergangenen Tagen war von amerikanischer Seite wiederholt erklärt worden, Pakistan könnte seiner Wirtschafts- und Militärhilfe aus den Vereinigten Staaten verlustig gehen, wenn es auf der Abmachung mit Frankreich bestehen sollte.
    Schweiz
    Eine interkonfessionelle Studiengruppe hat den Weltkirchenrat in Genf in einer heute veröffentlichten Studie in eindringlicher Form aufgefordert, sich für die bedrängten Christen in der Sowjetunion einzusetzen.
    In der Dokumentation heißt es unter anderem, der Weltkirchenrat dürfe nicht schweigen, wenn so viele Christen aus der Sowjetunion an die Kirchen appellieren, sie zu unterstützen, weil elementare Menschenrechte verletzt würden.
    Anhand von Analysen und Dokumenten versuchen die Autoren der Studie zu verdeutlichen, wie stark Theorie und Praxis der Religionsausübung in der Sowjetunion auseinanderklaffen.
    Die Dokumentation ist als Material für die Beratungen des 130 mitgliederumfassenden Zentralausschusses des Weltkirchenrates gedacht, der heute in Genf seine für neun Tage anberaumte Jahresversammlung beginnt.
    USA.
    Ein Hurricane hat in der Nacht auf heute im Raum New York schwere Flutschäden angerichtet, aber die von vielen befürchtete Wirbelsturm-Katastrophe ist ausgeblieben.
    Das Unwetter forderte ein Todesopfer und zwang tausende Bewohner der östlich von New York gelegenen Halbinsel Long Island zur Flucht in höher gelegene Gebiete.
    Viele Strom- und Telefonleitungen wurden unterbrochen sowie hunderte Bäume entwurzelt.
    Die Stadt New York wurde nur von Ausläufern des Hurrikans berührt.
    Über Long Island hat man Windgeschwindigkeiten von 160 km Niederstunde gemessen.
    Radio und Fernsehen hatten die Bewohner New Jerseys, New Yorks und Connecticuts gestern nahezu pausenlos vor dem aus dem Süden heranziehenden Wirbelsturm gewarnt.
    Etwa 12.000 an der Küste von Long Island lebende Personen wurden evakuiert.
    An den Stränden von Connecticut und Massachusetts brachen zehntausende Touristen ihren Urlaub ab.
    Auf den Autobahnen im Küstengebiet kam es zu einem Verkehrschaos.
    Formosa, China.
    Nach Angaben der Nationalchinesischen Nachrichtenagentur sind viele der in Taiwan gestatteten Ballons mit Hilfsgütern für die Opfer des schweren Erdbebens von rotchinesischen Militärmaschinen abgeschossen worden.
    Die Nationalchinesische Nachrichtenagentur wertet dies als Furcht der kommunistischen Behörden vor der psychologischen Wirkung der Hilfsgüter aus Nationalchina und fügt hinzu, die Ballonaktion werde fortgesetzt.
    Seit Monatsbeginn sollen von Formosa 170.000 Pakete mit Hilfe von Ballons in Richtung chinesisches Festland abgelassen worden sein.
    Die Regierung in Peking hat Hilfsangebote aus allen Teilen der Erde mit dem Hinweis abgelehnt, das chinesische Volk könne aus eigener Kraft die Folgen des schweren Erdbebens überwinden.
    Beamte des chinesischen Außenministeriums haben die in der Hauptstadt lebenden Ausländer heute neuerlich vor der Gefahr heftiger Erdstöße gewarnt.
    In Telefonanrufen bei Journalisten und Botschaften wurde darauf hingewiesen, neue Beben bedrohten vor allem das Gebiet um die Industriestadt Tangshan und könnten sich auch auf Peking auswirken.
    Die offiziellen Sprecher wiesen darauf hin, dass das Katastrophengebiet in Nordchina gestern insgesamt sechsmal von Beben mit Stärke von mehr als fünf Punkten auf der Richterskala erschüttert worden sei.
    Jugoslawien.
    In Belgrad ist eine Statistik veröffentlicht worden, aus der hervorgeht, dass der Straßenverkehr in Jugoslawien im vergangenen Jahr 4.300 Menschenleben und 60.000 Verletzte gefordert hat.
    Diese Zahlen bedeuten ein Ansteigen der Verkehrsunfälle im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent.
    In erster Linie machen die Behörden dafür die veraltete Infrastruktur des Straßennetzes und die Disziplinlosigkeit der jugoslawischen Autofahrer verantwortlich.
    Im Zusammenhang mit Verkehrsdelikten wurden im Vorjahr 48.000 jugoslawischen Autofahrern der Führerschein vorübergehend entzogen.
    In Jugoslawien sind zurzeit 1,6 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen, wozu während der sommerlichen Hauptreisezeit noch einige Millionen ausländische Wagen kommen.
    Das waren die Meldungen.
    Untertitel der Amara.org-Community
    Das Wetter.
    Der Ostalpenraum bleibt weiterhin im Randbereich des flachen, aber ausgedehnten Tiefdruckgebietes, das Frankreich, die Schweiz und Oberitalien bedeckt.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Norden und Osten Österreichs vielfach sonniges Wetter.
    Im Süden und Westen meist starke oder geschlossene Bewölkung und Bereitschaft zu strichweisen, teils gewittrigen Niederschlägen.
    Winde aus Ost bis Süd.
    Nachmittagstemperaturen 17 bis 24 Grad.
    Frühtemperaturen morgen 8 bis 15.
    Die Aussichten für morgen.
    Im Süden und Westen meist starke Bewölkung und strichweise Regen oder Regenschauer.
    Im Norden und Osten zeitweise aufgelockert bewölkt und nur einzelne teils gewittrige Regenschauer.
    Winde aus Ost bis Süd.
    Tageshöchsttemperaturen 17 bis 23 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien, heiter, 24 Grad, Südostwind 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt, wolkig, 24, Südostwind 15.
    Linz, stark bewölkt, 22 Grad, Ostwind 15.
    Salzburg, heiter, 21 Grad windstill.
    Innsbruck, bedeckt 18, Westwind 3.
    Bregenz bedeckt 17 Grad Windstill.
    Graz bedeckt 17 Windstill.
    Klagenfurt bedeckt 17 Grad Ostwind, 10 Kilometer in der Stunde.
    Es ist jetzt in drei Minuten Viertel eins.
    Heute, vor genau zehn Tagen, am ersten August, ist einer der größten Verkehrsträger Österreichs und die am meisten befahrene Straßenstrecke des Landes, die Wiener Reichsbrücke, eingestürzt.
    Nach der Katastrophe haben Bautenminister Moser und der Wiener Bürgermeister Graz eine Untersuchungskommission eingesetzt, die die Ursachen des Einsturzes zu untersuchen hatte.
    Diese Kommission setzte sich aus vier Experten, und zwar aus den Universitätsprofessoren Karl Lötzsch, Hans Reifenstuhl und Peter Stein von der Technischen Universität Wien,
    sowie aus dem ehemaligen Universitätsprofessor Sattler von der Uni Graz zusammen.
    Der Kommission gehörte außerdem der Zivilingenieur Alfred Pauser an.
    Die Expertenkommission sollte bereits am vergangenen Wochenende einen ersten fundierten Zwischenbericht vorlegen.
    Dieser Termin wurde später auf Montag, also auf gestern, und schließlich auf heute korrigiert.
    Bürgermeister Graz legt in diesen Minuten einer Pressekonferenz im Wiener Rathaus diesen ersten Zwischenbericht über die Ursachen des Einsturzes der Wiener Reichsbrücke vor.
    Und wir schalten dazu direkt zu Erich Aichinger ins Wiener Rathaus.
    Elf Seiten, sieben Beilagen und 15 Bilder.
    Das ist der heute nach einem kurzen Einleitungsstatement von Bürgermeister Graz von Professor Reifenstuhl präsentierte, wörtlich erste Bericht der Expertenkommission zur Beurteilung der Ursache des Einsturzes der Wiener Reichsbrücke.
    Die wesentlichste Schlussfolgerung, laienhaft zusammengefasst, Mängel im Beton des flussabwärts gesehen linken, also der Wiener Innenstadt, ferneren Pfeilers.
    Folgt man dem Aufbau des Gutachtens, dann findet sich zunächst ein Hinweis auf die verwendete Literatur.
    Ein Aufsatz aus dem Jahr 1939 mit dem Titel Die neue Reichsbrücke über die Donau in Wien.
    Ein Artikel Die Instandsetzungsarbeiten an der Brücke der Roten Armee, wie die Reichsbrücke im Erscheinungsjahr dieses Artikels 1953 hieß.
    Und dann etwas überraschend, ein Artikel aus 1913 mit dem Titel Der zweite engere Wettbewerb um den Bau einer Rheinstraßenbrücke in Köln.
    Die Erklärung dafür kommt zehn Seiten später im Gutachten in Sätzen, aus denen Kritik an der Art des Baues der Reichsbrücke spricht.
    Ich zitiere.
    Anlass für die späteren Schäden, die letztlich zum Einsturz führten, war die Wahl eines Stahlträgerrostes auf einem unbewährten Betonsockel des Pfeilers.
    Und, wieder wörtlich, wären die beiden Sockel des Strompfeilers durch einen Zuggurt verbunden gewesen, dann hätten auch unbewährte Pfeilersockel die Lasten mit Sicherheit aufnehmen können.
    Ebenso heißt es weiter, wäre es möglich gewesen, den Pfeilerkopf ganz ohne Walzträgerrost nur als Stahlbetonkonstruktion auszuführen, wie es zum Beispiel, und jetzt die Erklärung, schon 1929 bei der Rheinbrücke Köln-Mülheim der Fall war.
    Im Einzelnen ist im Gutachten dann aufgezählt, was als Einsturzursache auszuschließen ist.
    Nämlich Sprengung, ein Erdbeben, Ausweichen eines Versteifungsträgers, Knicken eines Pylons, Abreißen der Ketten oder der Hänger.
    An anderer Stelle findet sich dazu die generelle Bemerkung,
    Der allgemeine Eindruck des Stahltragwerkes ergab einen guten Erhaltungszustand der tragenden Bauteile.
    Weiters auszuschließen als Einsturzursache nach dem Gutachten ein ausreißender Zugverankerungen an beiden Widerlagern und Korrosion.
    An anderer Stelle als unbedeutend dargestellt, ein von 1951 bis 1956 beobachteter Riss am linken Pfeilerkopf, der sich nach einem Protokoll in fünf Jahren nur um sechs Zehntel Millimeter erweitert hat und außerhalb der statisch wirksamen Pfeilerteile liegt.
    Weitere Bemerkung, eine Vermessung des linken Strompfeilers hat keine Veränderungen der Pfeilerlage ergeben.
    Unter der Position vermutliche Einsturzursachen, nämlich eben Betonmängel im stromabwärts gesehenen linken Pfeiler, ließte sich streckenweise recht technisch so.
    Das teilweise Vorhandensein von Sand und von Brocken unverdichteten Betons im Füllmaterial des Auflagerrostes erleichterte das Eindringen von Wasser und Frosteinwirkung und so weiter.
    Unvorhergesehene Wechselbelastungen, gemeint ist, wie woanders ausgeführt wird, wie die Brücke Temperaturdifferenzen verkraftet, ich zitiere weiter, führten im Laufe der Jahrzehnte zu einer fortschreitenden Zurücktung des von der Steinverkleidung verdeckten, unbewährten Betons.
    Weiters ist dann von Aussinterungen die Rede.
    Das heißt, laienhaft Kalk wird aus dem Beton ausgewaschen, die, so das Gutachten, auch bei sonst völlig außer Diskussion stehenden rechten Brückenpfeiler in den Fugen der Steinverkleidung sichtbar sei.
    Hätte das nicht ein Alarmsignal sein müssen?
    Heute Professor Reifenstuhl in der Pressekonferenz.
    Sicherlich gibt es einige Eisenbahntunnels, wahrscheinlich wird es auch Brücken geben, wo solche Aussinterungen beobachtet werden.
    Es gibt auch eine Norm, eine deutsche Norm über die Überwachung von Brücken.
    Das ist die DIN 1076, die die Aussinterungen wohl als bemerkenswert kennt, aber daran keine Konsequenzen knüpft.
    Noch einmal zusammenfassend, die Menge in Bau und in der Bauüberwachung, in der Füllung, habe man nach Professor Reifenstuhl nicht voraussetzen können.
    Soweit die wesentlichsten Positionen des Gutachtens.
    Kein Wort im Gutachten aber davon, ob einige Feststellungen, die die Experten jetzt getroffen haben, vielleicht schon vor dem Einsturz hätten getroffen werden können.
    Zur Frage der laufenden Brückenüberprüfungen heute Professor Reifenstuhl.
    Eine Überprüfung mit der Kommission
    hat sich mit den Möglichkeiten, mit der Aufgabe der Überprüfung ja nicht auseinandergesetzt, sondern die Kommission hat sich in erster Linie befasst mit der Feststellung der Ursachen.
    Welche Überprüfungen und mit welchen Mitteln da zur Verfügung standen, da würde ich sagen, bin ich nicht kompetent, um das zu beantworten.
    So viel aus dem Wiener Rathaus über den ersten Zwischenbericht der Expertenkommission.
    Es soll ja weiter untersucht werden.
    Danke, Erich.
    Eichinger und wir schließen hier gleich nahtlos an.
    Markus Sommersacher hat dem Präsidenten der Bundesingenieurkammer, Diplom-Ingenieur Müller-Hartburg, telefonisch erreicht und wird nun einige Fragen an ihn richten.
    Herr Diplom-Ingenieur Müller-Hartburg, das Expertengutachten, das heute der Öffentlichkeit präsentiert wurde, kommt zum Schluss, dass die Ursachen für die Schäden, die jetzt aufgetreten sind, möglicherweise oder fast sicher im Betonsockel des linken Pfeilers der Brücke zu suchen seien.
    Es heißt im Expertengutachten, dass in diesem Betonsockel fallweise Sand und unverdichtet, also schlechter Beton,
    vorhanden war, der das Eindringen von Wasser und das Wirken des Frostes erleichtert habe.
    Glauben Sie persönlich oder glauben Sie aus Ihrer Erfahrung, dass man diese Ursachen, dass man also diese Mängel hätte erkennen können oder hätte erkennen müssen?
    Ich glaube zunächst, dass was immer Experten sich gewissenhaft erarbeitet haben, eines steht doch fest.
    Wir können ein für alle Mal zusperren,
    wenn ein solches Bauwerk nicht auf seine Betriebssicherheit hin überprüfbar wäre.
    Es wäre ja dann ein reines Roulette, ob man über eine Brücke lebend rüberkommt oder nicht.
    Also überprüfbar ist das ohne jeden Zweifel, aber sicher nicht durch eine Begehung durch einen Werkmeister.
    Unsere Wiener Gemeindeverwaltung glaubt eben leider zu oft, alles selbst machen zu müssen und glaubt damit, die beste und billigste Lösung gefunden zu haben.
    Wie billig und wie gut das ist, darüber kann man ja jetzt in Ruhe nachdenken und es nachrechnen.
    Schauen Sie, unsere technischen Universitäten bieten mit viel Geld, mit öffentlichem Geld wohlgemerkt, hochspezialisierte Fachleute heran.
    Bei uns in Bagdad braucht man die scheinbar erst dann, wenn es nachher gilt, Unglücksursachen festzustellen.
    Das ist aber auch dann grundfalsch, wenn tatsächlich höhere Mächte die Reichsbrücke umgekippt haben sollten.
    Möglich.
    Was den Brückenpfeiler selbst betrifft, so meine ich, dass natürlich diese von den Experten nunmehr bekanntgegebenen wahrscheinlichen Ursachen sicherlich gründlich erforscht wurden und sicherlich auch mit ein Grund waren.
    Ich glaube aber ganz sicher, dass es
    sozusagen denkunmöglich ist, dass ein solches Bauwerk nicht laufend auf seine Betriebssicherheit überprüfbar sein sollte.
    Wenn das der Fall wäre, dann würde kein Mensch mehr über die Golden Gate Bridge fahren.
    Das heißt also, Ihrer Ansicht nach hätten die Mängel dem Stand der Technik nach wohl erkannt werden können oder müssen.
    Man hat jedoch verabsäumt, diese Kontrollen durchzuführen.
    Ich bin wirklich sehr überzeugt davon,
    Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass natürlich unabhängige Freiberufler, Ziviltechniker sehr unbequeme Leute sind, wenn man sie mit solchen Prüfungen beauftragt.
    Die fühlen sich nämlich nur und ausschließlich ihrem fachlichen Gewissen verpflichtet und sind in keiner Weise beeinflussbar.
    Das soll gar nicht heißen, dass ein Werkmeister eventuell beeinflusst worden wäre.
    Um Gottes Willen, nein.
    sondern der unabhängige Fachmann, auf dem lastet in voller Wucht die ganze Verantwortung.
    Bedenken Sie doch bitte, was passiert wäre, wenn etwa zwei, drei namhafte Ingenieurbüros mit der Kontrolle dieser Brücken beauftragt gewesen wären.
    Dann müsste man heute nach Schuldigen in den Reihen der Politiker nicht so sehr
    Herr Diplomingenieur Müller-Hartburg, Sie sind auch befasst in dieser Kommission, die sich befasst mit der Zukunft der Infrastrukturprojekte, die jetzt an der Einsturzstelle der Wiener Reichsbrücke gebaut werden sollen.
    Wie sollte Ihrer Meinung nach nun vorgegangen werden?
    Schauen Sie, auf keinen Fall darf nun die zuerst noch von offiziellen Persönlichkeiten geäußerte Ansicht Platz greifen,
    wonach man für die Errichtung einer sozusagen schönen und langwierig diskutierten Reichsbrücke keine Zeit hat.
    Das wäre ein neuerlicher, katastrophaler Fehler.
    Jede unglückselige Vernichtung von Bauwerken gibt der Menschheit auch immer wieder eine Chance.
    Nach Kriegszerstörungen etwa konnte da und dort großartiges Neues geschaffen werden.
    Denken Sie an Hamburg oder Ähnliches.
    Und gerade die Reichsbrücke
    die einen bestehenden Stadtkern und ein Hoffnungsgebiet verklammern soll, die uns durch den Einsturz die Möglichkeit bietet, die U1 in das Brückenbauwerk zu integrieren, deren Neuplanung die Möglichkeit vergrößerter Kapazität gibt.
    Gerade diese Reichsbrücke muss nun, dessen bin ich mir sicher, mit aller nur denkbaren Sorgfalt von den besten Kräften des Landes geplant werden, da sonst die Chance, die in diesem Unglück liegt, leider vertan würde.
    Und das, glaube ich, wäre nicht im Sinne der Wiener, die diese Brücke zu Spitzenzeiten mit 18.000 Fahrzeugen pro Stunde frequentiert haben.
    Nördlich auf dem anderen Ufer der Donau liegt bekanntlich auch die UN-City.
    Und diese UN-City jetzt mit einer neuen Reichsbrücke noch besser erschließen zu können, das ganze Gelände dort besser erschließen zu können, letztlich auch die neue Donau, das Hochwasserschutzbauwerk, entsprechend integrieren zu können, das sind Chancen, die man unter gar keinen Umständen durch sogenannte Geschwindigkeit
    vertun dürfte.
    Vielen Dank für das Gespräch, Herr Präsident.
    Interviewer war also Markus Sommersacher.
    Am stärksten betroffen vom Einsturz der Reichsbrücke ist zweifellos die Donauchschifffahrt.
    Nachdem gestern das Bautenministerium Zusagen über die baldige Schaffung einer Fahrrinne gemacht hat, liegen nun erste Schätzungen über die Höhe des Schadens fest, den die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft, also die DDSG, durch den Brückeneinsturz erleidet.
    Mit ihrem Generaldirektor Lutschenski sprach Herbert Hutar.
    Herr Generaldirektor Luczenski, das Bautenministerium hat gestern zugesagt, dass in drei bis dreieinhalb Wochen eine Fahrrinne am linken Donauufer fertiggestellt werden wird.
    Gleichzeitig beabsichtigt die DDSG eine Durchfahrt durch den Donaukanal zu schaffen.
    Welche der beiden Projekte ist das vorteilhaftere für die Donauschifffahrt?
    Aufgrund der letzten Besprechung und der Zusage des Bautenministeriums halten wir in erster Linie also fest, dass für uns die bessere Lösung die Freimachung der Schifffahrtslinie am Strom ist.
    Aus zweierlei Gründen.
    Erstens, bei dem Durchstieg beim Donaukanal sind noch umfangreiche Sicherungs- und Packungsarbeiten durchzuführen, die einen Zeitraum von ungefähr zwei bis zweieinhalb Wochen dauern werden.
    Nummer zwei wird also die Schifffahrtsrinne am Strom aufgrund der Zusage des Bautministerium in drei bis dreieinhalb Wochen fertig.
    Daher glauben wir von Seiten der DDSG, dass das erste Projekt, nämlich die schnellste Freimachung der Schifffahrtsrinne am Donaustrom, linkseitiges Donauufer, vorteilhaft wäre.
    Wie wird sich der Schiffsverkehr in der Fahrrinne abspielen?
    Die Schiffe werden ja wahrscheinlich nicht aus eigener Kraft die Fahrrinne bewältigen können.
    Ja, das stimmt.
    Wir werden gezwungen sein, sowohl oberhalb der eingestürzten Reichsbrücke als auch unterhalb je ein Schiff der DDSG zu stationieren, um hier also die Durchfahrtschiffe zu remarkieren, also nicht aus eigener Kraft.
    Und aufgrund dieser Manöver wird es nicht möglich sein,
    mehr als 10 bis 14 Schiffe täglich durchzuschleusen.
    Wir beabsichtigen jedoch, auch in der Nacht diese Durchstiege durchzuführen.
    Es müssen hier noch umfangreiche Vorarbeiten getätigt werden wegen Beleuchtungen, sodass hier sämtliche Vorkehrungen zu diesem Ziel führen, doch innerhalb von 24 Stunden 25 Schiffe durchschleusen zu können.
    In welchem Verhältnis würde dieser Notbetrieb zum Normalbetrieb an der Donau stehen?
    Wäre das die volle Kapazität?
    Nein, es ist nicht nur, dass wir die volle Kapazität nicht erreichen, sondern es ist natürlich auch mit erhöhten Mehrkosten zu rechnen.
    Ich darf in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass die beiden Schiffe, die für die Durchfahrt stationiert werden müssten, für die DDSG Selbstkosten pro Schiff 30.000 Schiening am Tag ausmachen.
    Das heißt, bei einem 24-Stunden-Tunnel 60.000 Schiening Selbstkosten.
    Sie können sich vorstellen, wenn hier der Donaustrom noch etliche Wochen oder zwei bis drei Monate dauert, wie hoch also die täglichen Kosten aufwachsen werden.
    um hier die Verbände, sei es von Osten oder von Westen, durch die Rhine durchschleusen zu können.
    Wie hoch schätzt man die Gesamtverluste der DDSG bzw.
    der Donausschifffahrt durch den Brückeneinsturz?
    Insgesamt von den anderen Schiffsrätereien liegen uns keine Unterlagen vor.
    Vorsichtige Hochrechnungen innerhalb der DDSG ergeben, dass bei der derzeitigen Situation unserer Firma ein Schaden von 1,5 Millionen Schillingen erwächst.
    1,5 Millionen Schillingen in welchem Zeitraum?
    Pro Tag.
    Bisher war die Rede vom Entfall der Einnahmen aus dem reinen Schiffsverkehr, aus dem Fahrtverkehr.
    Unmittelbar unterhalb der zusammengestürzten Reichsbrücke befindet sich ja die Hauptschiffsstation der DDSG.
    Sind hier ebenfalls Schäden aufgetreten und wenn ja in welcher Höhe?
    Ja, unsere Kosten rekrutieren nicht nur aus dem Einnahmeentfall, sondern aus zusätzlichen Belastungen.
    Zum Beispiel, wie Sie bereits richtig erwähnt haben, bei unserer Hauptstation, also Wien-Reichsbrücke.
    Hier wurde durch die eingestürzte Brücke im Mittelteil, also des Donauabschnittes,
    ein sehr starkes Wassergefälle am rechtzeitigen Donauufer spürbar, wo hierbei unsere Schiffstation unter Spinnungen bis zu 14 Meter Tiefen eingetreten ist.
    Daraus resultiert, dass ein Großteil unserer Kehanlagen zerstört ist und wir
    aufgrund der derzeitigen Situation in der nächsten Zeit eine Generalsanierung unserer Kehranlagen am Wien-Prandack durchführen müssen.
    Vorsichtliche Schätzungen ergeben hier einen zusätzlichen Bedarf von sieben bis zehn Millionen.
    Dazu kommen natürlich noch zusätzliche Kosten, wenn wir hier vor allen Dingen die Personenschifffahrt auch mit in Bedacht ziehen, dass der gesamte Verkehr von Wiener Reichsbrücke verlagert werden musste nach Wien-Nussdorf.
    Und hier improvisierenderweise ein neuer Verkehrsknotenpunkt im Entstehen ist, was gleichfalls mit wesentlichen Zusatzbelastungen für die Firma bedeutet.
    Die Personenschifffahrt ist, wie gesagt, ebenfalls sehr stark betroffen worden.
    Jetzt wird es erst bekannt, dass das DDSG-Schiff Passau zum Zeitpunkt des Unglücks unmittelbar unter der Brücke seinen Liegeplatz hatte und verankert lag.
    Wie konnte die Passau dieses Unglück überstehen?
    Die Passau kam einen Tag vorher nach Wien, um hier bei der Wiener Reichsbrücke Station zu machen und war vorgesehen am Sonntag in der Früh um 7.30 Uhr von Wien aus abzufahren.
    Wir hatten also bereits Gäste an Bord, die am Abend eingestiegen sind, gelächtigt haben und nur der Aufmerksamkeit der Schiffsbesatzung in erster Linie von den Kommandanten Kapitän Hillerer, der mit einem Teil der Besatzung sehr zeitig auf war und nur seiner Geistesgegenwart zu verdanken, dass sofort bei Eintreten der ersten
    der ersten Schwierigkeiten bei der Brücke, das Schiff sofort losgemacht wurde und zu dem Zeitpunkt, wo praktisch der gesamte Brückenreinsturz vor sich gegangen ist, die Passau sich bereits aus dem Gefahrenbereich befunden hat.
    Unsere Passagiere, die auf der Passau die Nacht genächtigt haben,
    Es wurde ihnen erst praktisch zum Bewusstsein gebracht, von welchem Unglück sie betroffen waren, aber da waren sie bereits fast unten in der Lobau bei der Brücke, also weit aus dem Gefahrenbereich heraus.
    Soviel also zu den Verlusten der DDSG und den unmittelbaren Konsequenzen.
    Es ist jetzt eine Minute nach halb eins.
    Kärnten mit seinem Minderheitenproblem kommt nicht zur Ruhe.
    In den vergangenen Wochen häuften sich im südlichsten Bundesland Österreichs Veranstaltungen, die jeweils die Gegenseite zu Provokationen veranlassen.
    Noch sind es verbal Angriffe, wenngleich die Diktion immer schärfer zu werden droht.
    Das Vokabular reicht von Mörder, Faschisten, Nazis bis zum bekannten Rüber über den Läubel.
    Und das wenige Monate vor der geplanten Volkszählung besonderer Art, die statistische Unterlagen zur Erfassung der slowenischen Volksgruppe in Kärnten liefern soll.
    Von jener Atmosphäre der Toleranz, von der Kärntner Landespolitiker immer sprechen, wenn über die Situation in ihrem Land die Rede ist, scheint nicht mehr viel übrig geblieben zu sein.
    Bislang letzter Höhepunkt, die Einweihung eines Abwehrkämpferdenkmals in Sankt Kantzjan, bei der es auch zu tätlichen Auseinandersetzungen, zwar nicht direkt zwischen den beiden Volksgruppen, aber immerhin doch zwischen jungen Slowenen und der Gendarmerie gekommen ist.
    In diesem Zusammenhang wurden auch 26 Slowenen für kurze Zeit festgenommen.
    Wie sieht nun Kärntens Landeshauptmann Wagner die aktuelle Situation?
    Mit ihm sprach Hans Mieser vom Landesstudio Kärnten.
    Herr Landeshauptmann, Sie haben von einigen Ereignissen erfahren müssen, die ein bisschen Unruhe in unser Land gebracht haben.
    Man sprengt Denkmäler, man stört Versammlungen, man hält Partisanen-Ehrungen ab, lauter Dinge, die nicht zur Ruhe beitragen.
    Was kann in nächster Zeit geschehen, um die Ruhe wieder einigermaßen herzustellen?
    Zuerst darf ich einmal sagen, dass ich das Gefühl habe, dass nicht die gesamte Kärntner Bevölkerung in diesen Fragen, die hier zutage getreten sind, engagiert ist.
    Es ist daher der Kreis abgegrenzt, der hier aktiv in Erscheinung tritt und ich glaube, dass es richtig ist, wenn wir, also das heißt die gesamte Gärtnerbevölkerung, mit größtem Nachdruck alle versuchen zu beeinflussen, solche Maßnahmen zu unterlassen.
    Gäbe es eine Möglichkeit, diese gesamte Bevölkerung zu aktivieren?
    In einer Demokratie ist die Aktivierung der Bevölkerung nur unter Mitwirkung der Medien möglich.
    Und ich glaube, dass man die Menschen in Kärntner suchen sollte,
    dass jeder einzelne, der in irgendeiner Organisation oder Institution tätig ist, Einfluss darauf nehmen soll, dass man bei der Festlegung von Maßnahmen, die gesetzt werden sollen, Überlegungen anstellt, ob damit wohl auch gewährleistet bleibt, dass der Friede im Lande nicht gestört wird.
    und vor allem, dass die wirtschaftliche Entwicklung im Lande nicht gestört wird.
    Denn sehen Sie, wir haben unerhört viel Zeit aufzuwenden gehabt, um die Bereitschaft von Industrieunternehmungen herbeizuführen, die notwendig war, hier Industrieansiedlungen zustande zu bringen.
    Und es hat gigantische Anstrengungen bedurft, um den Fremdenverkehr auf seine heutige Höhe zu bringen.
    Ich glaube, dass alle diese Erscheinungen, die es in jüngster Zeit
    von kleinen Gruppen ausgelöst gegeben hat, nicht dazu beitragen, um dieses Klima des Vertrauens zu verstärken.
    Könnte nicht ein Aktionskomitee zur Befriedung ein bisschen beitragen, dass die Ruhe wieder besser wird und die Unzufriedenheit vielleicht ein bisschen abflaut?
    Ich glaube, ein Aktionskomitee allein wird dazu nicht in der Lage sein, eine solche Situation herbeizuführen.
    Es wird nur möglich sein, wenn alle Akteure selbstkritisch genug sind und wenn sie durch die Verhaltensweise der Bevölkerung zu dieser selbstkritischen Haltung gezwungen werden und wenn als Ergebnis davon zu erreichen ist, dass die Menschen eben Überlegungen einstellen, ob das notwendig ist, was hier gemacht wird.
    Die politischen Parteien haben es durch drei Jahrzehnte hindurch zustande gebracht, ihre politischen Veranstaltungen so zu gestalten, dass sie zwar der Konfrontation nicht aus dem Wege gegangen sind, aber dass letzten Endes durch jeder im Sinne einer wohlverstandenen Demokratie die Veranstaltungen des anderen in Ruhe verlaufen ließ.
    Herr Landeshauptmann Wagner, können Sie an die Selbstkritik der Akteure glauben?
    Ich glaube, dass eben die Verhaltensweise der Bevölkerung dazu beitragen wird, dass diejenigen, die mit Gewalt die Situation im Lande verändern wollen, dazu gebracht werden, zur Erkenntnis zu gelangen, dass sie in einer sehr exponierten Situation sind.
    Was werden Sie von innen aus in nächster Zeit planen?
    Ich werde heute in einer Bitte an die Öffentlichkeit herantreten und im Großen und Ganzen das, was ich Ihnen jetzt gesagt habe, auch den Menschen näher bringen und ich werde darüber hinaus an alle Veranstalter in einem Brief die Bitte aussprechen, dass sie die von mir vorhin zitierten Überlegungen einstellen sollten, ehe sie daran gehen, irgendwelche Aktionen zu setzen.
    Hans Mieser im Gespräch mit Kärntens Landeshauptmann Wagner.
    Mit dem Thema Kärnten befasst sich auch unsere heutige Presseübersicht.
    In der Kärntner Volkszeitung schreibt Ingmar Pust unter dem Titel Terror in Kärnten unter anderem
    In den Störversuchen liegt System.
    Heimattreue und Exekutive sollen bis zur Weißglut gereizt werden.
    Jugoslawische Mikrofone und Kameras lauern dann darauf, ihre Reaktionen in Hassausbrüche gegen die unterdrückten Slowenen umzufälschen.
    So wird dann die jugoslawische Öffentlichkeit gegen Österreich aufgeputscht.
    In der sozialistischen Kärntner Tageszeitung versucht Ernst Primoz einen positiven Aspekt aus den jüngsten Auseinandersetzungen während der Denkmalweihe herauszufinden.
    Er schreibt, der überwiegenden Mehrheit der mehr denn je an einem friedlichen Zusammenleben interessierten Kärntner Slowenen wird nun von Tag zu Tag eindrucksvoller vor Augen geführt, wo die Hintermänner zu suchen sind und welcher Methoden sie sich bedienen.
    Der Missbrauch von Jugendlichen ist eine davon.
    Auch in Maosreich wurde die Jugend für den Kulturkampf missbraucht.
    Und Kinder und Jugendliche sind es, die in Jugoslawien gegen Österreich gerichtete Hassflugschriften verteilen.
    Je unverfrorener sich der kommunistische Untergrund zutage wagt, desto notwendiger ist es für alle Kärntner, ob deutscher oder slowenischer Zunge, sich ein für allemal und unmissverständlich von denen zu distanzieren, die Hass, Säen und Blut ernten wollen.
    Soweit die sozialistische Kärntner Tageszeitung.
    In der Kärntner Kleinen Zeitung fasst Heinz Stritzl seinen Kommentar zu diesem Thema folgendermaßen zusammen.
    Klar muss für beide Volksteile in diesem Land sein, dass die Entwicklung nicht in Richtung auf eine weitere Entzweiung fortgesetzt werden darf.
    Beste Absichten könnten, wenn der Rubikon einmal überschritten ist, und wir sind diesem Augenblick gefährlich nahe, keine Umkehr mehr herbeiführen.
    Nach diesem Blick in die Kärntner Tageszeitungen Auszüge aus Blättern außerhalb des betroffenen Bundeslandes, die wie stets die Situation in Kärnten etwas anders beurteilen.
    So etwa schreibt der Kurier unter dem Titel Öl ins Feuer.
    In Kärnten stehen alle Beteiligten um das Feuer und gießen fleißig Öl hinein.
    An der Spitze Landespolitiker von ÖVP und SPÖ, deren Verantwortungslosigkeit bald das Maß des Erträglichen überschreiten wird.
    Und deswegen wird es gut sein, wenn der Bundeskanzler nach seiner Rückkehr aus dem wohlverdienten Urlaub dieses Problem ganz oben auf seine persönliche Arbeitsliste schreibt, meint der Kurier.
    Die kommunistische Volksstimme bemerkt in einem Kommentar, dass in St.
    Kanzjan auch Flugblätter verteilt worden seien, in denen neonazistisches Gedankengut enthalten war.
    Dazu die Volksstimme.
    Diese Politik ist nicht nur gefährlich für die Demokratie und für das Ansehen Österreichs in der ganzen Welt.
    Sie ist lebensgefährlich für Österreich selbst.
    Denn die Leute, die als Drahtzieher gegenwärtig mit antislowenischen nationalistischen Emotionen ihr politisches Geschäft machen wollen, sind in Wirklichkeit heute, so wie 1938, die Todfeinde eines freien und unabhängigen Österreichs.
    Der ihnen die Mauer macht, macht sich mitschuldig an der Gefährdung unserer Heimat, resümiert die Volksstimme.
    In der grazer sozialistischen neuen Zeit schließlich fasst Helmut Gries seine Gedanken über die Auseinandersetzungen am vergangenen Sonntag in Kärnten folgendermaßen zusammen.
    Es folgt Provokation auf Gegenprovokation und auch der Kärntner Gendarmerie kann den Vorwurf nicht ersparen, dass sie sich an diesem Spiel beteiligt.
    Im Jahre 1972 war man klugerweise nicht in der Lage auch nur einen einzigen der Ortstafelstürmer zu erwischen.
    Am Sonntag gab es dafür gleich 26 Verhaftungen.
    Mit dem Ergebnis, dass man im Laibacher Fernsehen noch am selben Abend österreichische Gendarmen beobachten konnte, wie sie Slowenen in Handschellen legen.
    Noch ein paar solcher Auftritte und die Regierung kann sich alle Informationskampagnen über die Warenverhältnisse in Kärnten ersparen, weil sie wirkungslos bleiben müssen.
    Das war unsere heutige Presseübersicht.
    Eugen Freund hat sie zusammengestellt.
    Es ist jetzt fünf Minuten vor dreiviertel eins.
    Wir kommen ins Ausland, zunächst nach Italien.
    Nach dem Senat hat gestern Nachmittag die italienische Abgeordnetenkammer mit der Vertrauensdebatte begonnen.
    Auch hier war vorweg gesichert, dass die Minderheitsregierung Giulia Andreotti keine Schwierigkeiten bekommen und mit den Stimmen der Demokratie Christiana und der Südtiroler Volkspartei die formale Bestätigung erlangen kann, dank der Stimmenthaltung, welche die liberalen Sozialdemokraten, Republikaner, Sozialisten und auch die Kommunisten gewähren.
    Opposition haben lediglich die extremen Parlamentsflügel angekündigt.
    Einerseits die Neofaschisten, andererseits die Radikalen und die Proletarier.
    Bei dieser also etwas platonischen Kammerdebatte ergreifen sämtliche Parteiführer das Wort.
    Aus Rom meldet sich Rolf Gallus.
    Es redeten nacheinander der neue Parteileiter der Sozialisten, Bettino Caxi, und der Chef der kommunistischen Partei, Enrico Berlinguer.
    während der christlich-demokratische Generalsekretär Benigno Zaccanini erst vor wenigen Minuten das Wort ergriffen hat.
    Craxi sagte, dass die Regierung Andriotti zwar keine sommerliche Übergangs-, wohl aber eine Überleitungslösung von relativer Dauer sein wird.
    Der neue Parteisekretär der Sozialisten nahm dann sowohl gegenüber den Kommunisten als auch gegenüber den Christlich-Demokraten Stellung.
    Zur KPI gewandt, erklärte er,
    Die Sozialisten würden niemals einer kommunistischen Machtübernahme Türen und Tore öffnen.
    Vielmehr seien gegenseitige politische Garantien unter den Parteien unerlässlich.
    Dem Euro-Kommunismus stellte Kraxi erstmals den Euro-Sozialismus gegenüber, doch sei die offensichtliche demokratische Entwicklung der KPI zu ermutigen und zu fördern.
    Danach gab der Generalsekretär der KPI, Berlinguer, seine Erklärung ab.
    Die Kommunisten sind gewiss nicht begeistert von dieser Regierung, meinte Berlinguer.
    Sie weise allzu viele negative Elemente auf.
    Doch entschied sich die KPI für die indirekte Unterstützung des Andriotti-Kabinetts.
    Deshalb, bemerkte der Redner, weil sonst in Italien eine gewaltige innenpolitische Konfusion zum Schaden vor allem der unter der Krise leidenden Volksmassen entstanden wäre.
    Das habe die Parteibasis und das hätten die Arbeiter erkannt, sagte Berlinguer, folglich unsere von hohem Verantwortungsbewusstsein getragene Entscheidung gut geheißen.
    Aber die Regierung Andreotti wird in ihrer täglichen Programmarbeit von der KPI ab sofort sehr kritisch verfolgt werden, so Berlinguer.
    Andreotti wird sich mit der Realität der parlamentarischen Situation, so wie sie nach den Wahlen vom 20.
    Juni entstanden ist, ständig auseinandersetzen müssen.
    Im Übrigen stellt auch für den Kommunistenchef die Andreotti-Regierungsbildung lediglich eine Überleitungsphase dar.
    Gleichwohl habe sie mit der langjährigen, totalen Diskriminierung der KPI gegenüber endlich Schluss gemacht, unter Strich Berlinguer.
    In der Zukunft aber müsse in Italien die teilweise noch vorhandene antikommunistische politische Konzeption endgültig fallen, mahnte Berlinguer.
    Die Kommunisten werden eines Tages einer regelrechten Regierungsmehrheit ohne weiteres beitreten.
    Soviel also von Rolf Gallus aus der italienischen Hauptstadt.
    Spätestens seit dem Tag, an dem das Entwicklungsland Indien seine erste Atombombe gezündet hat, macht sich die Welt Sorgen über die Gefahren der Ausbreitung der tödlichen Kernwaffen über den Club der Großmächte hinaus.
    Jetzt ist das Problem neuerlich aktuell geworden.
    Pakistan, Indiens Rivale, will von Frankreich eine nukleare Anlage kaufen.
    Gestern hat Amerikas Außenminister Kissinger derzeit auf Blitzreise zwischen Asien und Europa, hat also Kissinger den pakistanischen Ministerpräsidenten vor diesem Kauf gewarnt.
    Heute will er in Frankreich dem französischen Industrieminister seine Bedenken vorbringen.
    Wer wem Atomkraftwerke weiterverkaufen darf, diese Frage belasten nun auch die Beziehungen zwischen den USA und Frankreich.
    Aus Paris meldet sich Christophe Schwerin.
    Außenminister Kissinger habe Pakistan die Einstellung der amerikanischen Militär- und Wirtschaftshilfe angedroht, wenn es von Frankreich ein atomares Kraftwerk kaufe.
    Diese Äußerung, die gestern ein hoher amerikanischer Beamter, der Kissinger auf seiner Reise nach Pakistan begleitet hat, gegenüber Journalisten tat, wurde in der Forum heute, nicht aber in der Substanz, vom amerikanischen Außenminister dementiert, als er zu einem Ferienaufenthalt in Frankreich eintraf.
    Die Vereinigten Staaten, selber ein Exportland von Atomkraftwerken, haben es sich zur strikten Politik gemacht, die Installierung von Atommüllaufbereitungsfabriken in Drittländern zu verhindern.
    Dies war der Fall in Brasilien, wo jedoch es Washington nicht gelang, die Installation eines deutschen Werkes zu unterbinden.
    So war es in Südkorea, wo die Regierung dem amerikanischen Druck nachgab und das Abkommen mit Frankreich nicht unterzeichnete.
    Der Vertrag, den Frankreich letzten Monat mit Südafrika abschloss, war nicht Gegenstand eines amerikanischen Vetos, weil dort nur zwei Atomkraftwerke installiert werden, nicht aber die Aufbereitungsanlage, die den höchst radioaktiven Atommüll neutralisiert, wobei in geringsten Mengen aber auch Plutonium frei wird, jener Brennstoff, den man zur Herstellung von Atombomben verwendet.
    Die Franzosen haben Anfang Juli gegen die Bedenken der Vereinigten Staaten, die seit sechs Monaten Gegenstand heftiger Differenzen zwischen Paris und Washington sind, mit Pakistan einen Liefervertrag über ein Atomkraftwerk und über eine Aufbereitungsanlage abgeschlossen.
    Der Vertrag basiert nach französischem Verständnis auf einer Garantie Pakistans, im März in Wien unterzeichnet, die die Überwachung der Aufbereitungsanlage durch die internationale Atombehörde vorsieht.
    Juristisch hat sich damit Frankreich gegen den Vorwurf der Verbreitung von Atomwaffen abgesichert, ein Abkommen übrigens, dem Paris nie zugestimmt hat.
    Diese formelle Wiener Garantie ist aber den Vereinigten Staaten nicht sicher genug.
    Nach ihrer Erfahrung gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, diese internationale Überwachung zu umgehen.
    Das Beispiel Indiens habe das gezeigt und im gegenwärtigen amerikanischen Wahlkampf hat die atomare Aufrüstung des südasiatischen Subkontinents durch die Schuld Amerikas eine Rolle gespielt.
    Das Argument Frankreichs, der Transport der Atomabfälle in eine der nationalen Aufbereitungsfabriken, die in Amerika und Frankreich bestehen, sei zu gefährlich, wird von Washington mit der Forderung begegnet, dass Aufbereitungsanlagen zwar in Drittländer auch errichtet werden können, aber die internationale Kontrolle genüge nicht.
    Die Aufbereitungsanlagen müssten international geleitet werden.
    Frankreich hat eine diplomatische Demarche durch seinen Botschafter in Washington angekündigt.
    Die Antwort dürfte in Paris seit einem halben Jahr bekannt sein.
    Frankreich will also Kernanlagen an außereuropäische Staaten liefern, auch wenn dies den USA nicht passt.
    Aber wie hält es die amerikanische Regierung ihrerseits mit dem Waffengeschäft?
    Kurz vor seinem Zwischenstopp in Pakistan hat Außenminister Kissinger im Iran über die Lieferung von Waffen an die Regierung des Shah verhandelt.
    Und gegenüber diesem Land, vielfach als Bollwerk gegen den Kommunismus im vorderen Orient bezeichnet, erwiesen sich die Amerikaner als wesentlich großzügiger.
    Es ist ein Geschäft in Milliarden-Dollar-Höhe.
    Hans Kirchmann kommt auf die Konsequenzen zu sprechen.
    Über die Konsequenz des Geschäfts mit dem Tode, wie Kritiker das Ganze nennen, hat man zu wenig nachgedacht.
    Die Konsequenz des Exports hochwertiger, moderner Waffensysteme in Länder mit ansonsten eher geringem technologischem Stand aber heißt, dass die USA nicht nur das Kriegsgerät zu liefern haben, sondern auch das Personal dazu.
    Das Pentagon selbst hat sich dieser Aufgabe weitgehend entzogen und sie an die Privatindustrie übertragen.
    Es besteht aber kein Zweifel, dass hier ein neuer Söldnertyp heranwächst,
    der keiner parlamentarischen Kontrolle unterworfene Implikationen mit sich bringt.
    Im Fall des Iran stellt der Senat dazu fest, dieser Waffenkunde sei ohne amerikanischen Beistand nicht einen Tag lang im Stande, selbstständig Krieg zu führen.
    Erinnerungen an die Anfänge Vietnams werden wach.
    Das gilt aber nicht für den Iran allein, der Käufe von mehr als 10 Milliarden Dollar tätigen will und dessen Regierung Kissinger gegenüber jetzt bedauerte, dass der Kongress dieses Geschäft nicht als Errichtung eines Bollwerks gegen den Kommunismus begreifen will.
    Die fatale Verstrickung von Außenpolitik und Waffenhandel führt zu ähnlicher Abhängigkeit von Washington auch in Kenia und Sair, wenn nicht auch in Jordanien und Saudi-Arabien.
    So beachtlich die infrage kommenden Waffen, wie etwa neuzeitliche Raketenabwehrsysteme auch sind, noch bedrohlicher wird der Handel mit Kernreaktoranlagen und dazu gehörigen Materialien, wenn sie die belieferten Länder in den Stand setzen, eine eigene Atombombe zu bauen.
    In einem Brief an den Senator Rybikow hat Außenminister Henry Kissinger erst jetzt eingestanden, was vorher strikt geleugnet wurde, dass Indien seine als nationale Großtat gepriesene Nuklearexplosion ohne amerikanische Lieferung sogenannten leichten Wassers wahrscheinlich nicht zustande gebracht hätte.
    Washington fühlt sich von der Regierung Gandhi getäuscht.
    Kissinger ist anscheinend jedoch bereit, einer iranischen Selbstverpflichtung zu trauen,
    Nuklearprodukte in von Amerika gelieferten Reaktoren nicht zu bösen Zwecken zu gebrauchen.
    Solches Zutrauen hat er wiederum nicht gegenüber Pakistan, dem er für den Fall eines Reaktorhandels mit den Franzosen wirtschaftliche Pressionen ansagte.
    Nicht Grundsätze, sondern außenpolitische Vorteile regieren offensichtlich das amerikanische Waffengeschäft.
    Wenn Kissinger heimkehrt, muss er sich darum sagen lassen, dass Erfolg
    und Glaubwürdigkeit zweierlei sind.
    Und von Waffen und Kernkraftwerken zur wesentlich ungefährlicheren Kultur, Kultur in Österreich.
    Eine der prominentesten österreichischen Sängerinnen der Gegenwart, Kundula Janowicz, gestaltet heute Abend bei den Salzburger Festspielen den dritten Liederabend im kleinen Festspielhaus.
    Als Programm hat Frau Janowicz Frauenschicksale im Schubertlied ausgewählt.
    Mit Kundula Janowicz spricht Volkmar Paschalk.
    Frau Kammersängerin, Frauenschicksale im Schubertlied, wie ist Ihnen die Idee zu diesem Liederabend gekommen und ist es immer so, dass Sie versuchen, Ihre Liederabende abweichend von den üblichen Wald- und Wiesenprogrammen zu gestalten und immer ein literarisches Thema in den Vordergrund zu stellen?
    Ich muss als erstes Ihre letzte Frage beantworten.
    Wir haben, Irving Gage und ich, seit 1970 immer versucht, speziell für die Salzburger Festspiele ein besonderes Liederabendprogramm zu machen.
    Wir begannen mit dem Marienleben, dann haben wir Schubert und seinen Freund Hüttenbrenner gehabt, dann Liszt und Debussy und diesmal sind wir ganz auf Schubert gegangen und da muss ich auch sagen, dass die Idee von Irving Gage kam,
    Frauenschicksale im Schubert-Lied, das ist eine so ungeheure Welt, die sich einem da auftut, diese zu machen.
    Man denkt ja natürlich vor allem an Gretchen am Spinnrad und Mignon, aber das ist ja nur ein Teil.
    Das ist nur ein Teil.
    Gretchen am Spinnrad gehört in die Gruppe der Vier-Faust-Gesänge.
    Das ist der König in Thule, dann kommt Gretchen am Spinnrad, dann Gretchen vor der Marta Dolorosa, also Neige Dich, du Schmerzenreiche, und zum Schluss die Szene im Dom, wo eigentlich drei Stimmen sind, der böse Geist, Gretchen und dann der Chor mit dem Dies Ihre.
    Also es umfasst eigentlich das ganze Gretchen-Schicksal in diesen vier Liedern.
    Und es gibt auch unbekanntere Schubert-Lieder in diesem Programm?
    Ja, sicher.
    Zum Beispiel, ich glaube, dass außer Gretchen am Spinnrad und der Königin Thule natürlich, dass die anderen beiden Faustszenen fast nie oder sehr selten gesungen werden.
    Zumal das Gebet, also Neige dich, du Schmerzenreiche, ist gar nicht vollständig und es hört auf, es bricht ab.
    Schubert hat es nicht zu Ende komponiert.
    Es gibt ja einen eigenen Band nur mit Fragmenten von Schubert-Liedern und aus diesem haben wir das dann eben auch genommen.
    Sind diese Lieder sehr schwer zu singen?
    Wie immer bei Schubert.
    Schubert ist immer schwer, so wie Mozart, weil es in der Einfachheit eben die Schwierigkeit liegt.
    Frau Kanalsängerin, Sie sind gefeierte Opernsängerin und treten verhältnismäßig selten als Liedersängerin auf.
    Was ist der Unterschied in der Technik zwischen einer Lieder- und einer Opernsängerin?
    Wie muss man sich da umstellen?
    Und was sind die Schwierigkeiten, die besonderen Schwierigkeiten, jemandes der Lieder singt?
    Ich muss sagen, ich singe vielleicht wenig Liederabende in Österreich, aber ich singe sonst eigentlich sehr viel Liederabende, vor allem in romanischen Ländern und auch in Deutschland.
    Wenn es manchmal als selten erscheint, dann ist es das, dass ich finde, dass man Liederabende nur in einer Serie singen kann.
    Also man kann nicht heute
    Oper singen und morgen wieder einen Liederabend.
    Also ich zumindestens kann es nicht.
    Und deswegen einige ich mich immer darauf hin, dass ich zum Beispiel einen Monat nur Liederabende mache.
    Und da immer nur ein Programm oder höchstens ein zweites Programm, denn ich bin nicht so variabel, also dass ich so hin und her springen kann.
    Ich nehme auch meistens nur zwei Komponisten, weil ich finde, dass es für den Zuhörer und auch für mich in dem Fall, muss ich sagen, einfacher ist.
    also nur zwei Komponisten zu interpretieren.
    Sie haben in Salzburg
    Heuer wieder die Fiori Litschi gesungen.
    Sie werden das wahrscheinlich auch im nächsten Jahr tun.
    Cosi Fan Tutte soll ja im nächsten Jahr wiederkommen.
    Ja, es soll noch einmal kommen.
    Und werden Sie auch im Don Giovanni mitwirken im nächsten Jahr?
    Nein, nein, nein.
    Ich gehe nach Israel im nächsten Jahr und mache dort Fidelio in einer Serie und gehe dann auch noch Anfang August damit nach Frankreich, nach Orange und komme dann für diese drei Vorstellungen von Cosi Fan Tutte, die geplant sind, Ende August nach Salzburg.
    Ist das ein Rollendebüt für Sie, Fidelio?
    Nein, ich habe es im Februar in Berlin gesungen und singe jetzt auch gleich am 2.
    September in der Wiener Staatsoper Fidelio.
    Aber das wird dann eine ziemlich große Sache in Israel.
    Ich glaube, es ist lange Zeit nicht dort gemacht worden oder wenn überhaupt szenisch und es dirigiert zu Vimita und so, wie ich gehört habe, Otto Schenk inszenieren, weil es natürlich reich wäre.
    Würden Sie sagen, das ist für Sie ein Übergang in ein neues Rollenfach?
    Ich möchte eigentlich sagen nein, denn ich sehe die Fidelio Leonore von einer anderen Seite aus.
    Nicht als Heroine, sondern als leidende junge Frau.
    Eigentlich eine Art Fortsetzung wie Dona Anna.
    Es ist ungeheuer schwer, aber ich glaube, dass ich es schaffe.
    Sie haben vorhin erwähnt, Sie werden Leonore auch an der Wiener Staatsoper singen.
    Sie haben ja sehr viel vor im nächsten Monat in der Wiener Staatsoper.
    Sie werden dort Arabella singen und Sie werden auch in der kommenden Spielzeit Ariadne singen.
    Ja, die Ariadne kommt im November heraus.
    Und ich bin sehr froh, dass ich da auch nicht so viel zwischen Komponisten hin und her springen muss.
    Denn es zeigt sich doch immer mehr, zumindest bei mir, je mehr man eine Zeit lang einen Komponisten singt, desto besser ist es.
    Und da jetzt so eine Strauß-Serie kommt, vor allem Arabella und Ariadne, darüber freue ich mich besonders.
    Und wir bringen jetzt noch Kurzmeldungen.
    Österreich.
    Bürgermeister Graz hat dem Wiener Rathaus den ersten Zwischenbericht über die Ursachen des Einsturzes der Wiener Reichsbrücke vorgelegt.
    Die Experten vertreten die Ansicht, dass der Einsturz vom flussaufwärts linken Pfeiler der Brücke ausgegangen ist.
    Dieser Pfeiler ist, wie die ersten Untersuchungen ergaben, teilweise aus ungenügend verdichtetem Beton errichtet worden.
    Sprengstoff, Erdbeben, Instabilität und Korrosion des Metalls werden als Ursachen ausgeschlossen.
    Der Präsident der Bundesingenieurkammer, Müller-Hartburg, betonte in einem Interview, nach dem heutigen Stand der Technik hätte es möglich sein müssen, die Reichsbrücke ständig auf ihre Betriebssicherheit zu überprüfen.
    Müller-Hartburg warf der Stadtverwaltung vor, sie habe versäumt, für solche genügenden Kontrollen zu sorgen.
    Die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft erleidet durch den Einsturz der Reichsbrücke Schäden in der Höhe von eineinhalb Millionen Schilling pro Tag, teilte Generaldirektor Luczynski
    in einem Interview mit.
    An der Kehranlage der DDSG unmittelbar unter der Reichsbrücke sind durch Unterspülungen Schäden in der Höhe von 10 Millionen Schilling entstanden.
    Italien.
    Die Regierung in Rom hat für die von Giftgaskatastrophe von Seveso betroffene Bevölkerung 50 Milliarden Lire.
    Das sind etwa 110 Millionen Schilling bereitgestellt.
    Aus der unmittelbaren Gefahrenzone sind 720 Personen evakuiert worden.
    4500 werden sich vermutlich jahrelang regelmäßigen medizinischen Untersuchungen unterziehen müssen.
    Portugal.
    Der frühere Staatschef General Spinola ist überraschend nach Lissabon zurückgekehrt.
    Spinola traf am Vormittag auf einer Linienmaschine aus New York kommend in der portugiesischen Hauptstadt ein.
    Er fuhr vom Flugplatz begleitet von einem Polizeibeamten in die Stadt.
    Rhodesien.
    Im bisher schwersten Vergeltungsschlag für Angriffe der Untergrundkämpfer haben rhodesische Streitkräfte auf dem Staatsgebiet von Mozambique einen Stützpunkt schwarzer Freischeller zerstört und den Terroristen schwere Verluste zugefügt.
    Südafrika.
    Die Rassenunruhen sind heute weitestgehend abgeflaut.
    Lediglich aus der von Farbigen bewohnten Stadt Molakeng bei Renfontein werden kleinere Zwischenfälle gemeldet.
    Lissabon.
    Verzeihen Sie, Libanon.
    Der zwischen den Bürgerkriegsparteien vereinbarte Waffenstillstand für den Bereich der Hauptstadt Beirut wird ebenso wenig eingehalten wie die früheren Abkommen.
    Die Kämpfe zwischen den christlichen und muslimischen Milizverbänden dauern mit unverminderter Heftigkeit an.
    Großbritannien.
    Auf dem Londoner Flughafen Heathrow sind gestern Abend 654 Flugzeuginsassen knapp dem Tod entgangen.
    Der Pilot einer israelischen Boeing 747 zog seine Maschine nur vier Sekunden vor dem geplanten Aufsetzen auf der Landebahn noch einmal hoch, als er auf der Piste eine zweite Düsenmaschine des gleichen Typs bemerkte, die noch nicht zum Abstellplatz gerollt war.
    Das waren die Kurzmeldungen und zum Abschluss noch ein Programmhinweis auf die Sendung Bilanz.
    Dazu kurz die Schlagzeilen.
    Österreichs chemische Industrie im Aufschwung, Wirtschaftspartner Kuba gewinnt zunehmende Bedeutung und Wirtschaftspolitik in den europäischen Gemeinschaften um 21.40 Uhr im Programm Österreich 1.
    Das war's für heute Mittag.
    Guten Tag, auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.08.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.08.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reichsbrückeneinsturz: Expertengutachten zum Einsturz der Reichsbrücke vorgelegt
    Einblendung: Professor Reifenstuhl
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Reiffenstuhl, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1976.08.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reichsbrückeneinsturz: Dipl. Ing. Herbert Müller-Hartburg, Präsident der Bundesingenieurkammer, nimmt zu Expertengutachten Stellung
    Interview: Dipl. Ing. Herbert Müller-Hartburg
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Müller-Hartburg, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1976.08.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Reichsbrückeneinsturz: Millionenschäden der DDSG durch Brückeneinsturz
    Interview: Gen. Dir. Luczensky
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Luczensky, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1976.08.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Landeshauptmann Wagner zur jüngsten Spannung in Kärnten
    Interview: Landeshauptmann Wagner
    Mitwirkende: Misar, Helmut [Gestaltung] , Wagner, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1976.08.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Kärntner Auseinandersetzungen
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung]
    Datum: 1976.08.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konflikt Paris-Washington um Atomanlagengeschäft mit Pakitstan
    Mitwirkende: Schwerin, Christoph [Gestaltung]
    Datum: 1976.08.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    USA verkauft Waffen an den Iran, Kongreß muß zustimmen
    Mitwirkende: Kirchmann, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1976.08.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Gundula Janowitz zu ihrem Salzburger Liederabend
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Janowitz, Gundula [Interviewte/r]
    Datum: 1976.08.10 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.08.10
    Spieldauer 00:59:59
    Mitwirkende Berger, Bruno [Moderation]
    Brandl, Hellfried [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.08.10 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-760810_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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