Mittagsjournal 1977.03.08

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Mittagsjournal.
    Vor wenigen Sekunden war es 12 Uhr.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Redakteur am Mikrofon ist Karl Jekowski.
    Kurz die Schlagzeilen unseres Programms.
    Erdbebenkatastrophe in Rumänien.
    Mindestens 4000 Tote und mehr als 80.000 Obdachlose.
    Österreichische Bundesregierung beschließt Hilfsmaßnahmen für Rumänien.
    ÖVP-Parteitag in Linz.
    Neuer Höhepunkt in der Kontroverse um den Atomwissenschaftler Traube und Innenminister Mayhofer in der Bundesrepublik Deutschland und Parlamentswahlen in Pakistan.
    Im Kulturteil des Journals bringen wir unter anderem eine Vorschau auf die morgige Burgtheater-Premiere von Schnitzlers Der Ruf des Lebens.
    Zu Beginn hören Sie nun das Tagesgeschehen zusammengefasst in den Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Rainer Warnecke und Sprecher Wolfgang Riemerschmidt.
    Rumänien.
    Nach jüngsten Berichten sind nach dem Erdbeben bisher etwa 1.500 Tote und mehr als 6.000 Schwerverletzte geborgen worden.
    Mehr und mehr wird nun auch das Ausmaß der wirtschaftlichen Schäden erkennbar.
    Drei Fünftel des rumänischen Wirtschaftspotenzials liegen in der Katastrophenzone.
    Vor allem in Bukarest sind metallverarbeitende Industrie-, Chemie-, Elektro- und Textilfabriken sowie Nahrungsmittelindustrie konzentriert.
    Die Hauptstadt vereinigt allein ein Fünftel der Produktionskapazitäten Rumäniens.
    Durch den Ausfall der Erdölförderung im Gebiet von Proiest steht auch die Produktion in den petrochemischen Werken still.
    Schwer beeinträchtigt wird die Wirtschaft ferner durch den Bruch von Wasser- und Stromleitungen.
    Auch die landwirtschaftlichen Betriebe, besonders die Glashauskulturen, sind in Mitleidenschaft gezogen worden.
    Bulgarien.
    Das in der Erdbebenzone gelegene bulgarische Atomkraftwerk bei Russe an der Donau hat nach offiziellen Angaben keine Schäden davon getragen.
    Die Nachrichtenagentur BTA berichtet, Spezialisten hätten die ganze Station genau überprüft und weder im Bereich des Kraftwerkes noch in der Umgebung Folgen einer eventuell erhöhten Strahlung festgestellt.
    In Bulgarien sind nach jüngsten Meldungen bei dem Erdbeben 83 Menschen getötet worden.
    50 werden noch vermisst.
    Die Zahl der Verletzten wird von der Regierung mit 140 angegeben.
    Österreich.
    Der 19.
    Ordentliche Bundesparteitag der Volkspartei wurde heute mit den Rechenschaftsberichten der Parteiführung fortgesetzt.
    In seinem Referat führte Parteiobmann Taus unter anderem aus, die Wähler hätten jetzt in vielen Ländern erkannt, dass die sozialistischen Verheißungen nicht erfüllt werden könnten.
    Auch die österreichischen Sozialisten hätten sich von der Zukunft abgewarnt, sagte Taus, und blickten nunmehr vertrauensvoll in die Vergangenheit.
    Auf die Grundsatzdiskussion eingehend meinte Taus, die ÖVP hätte viele Jahre hindurch den Linken die Diskussion im grundsätzlichen Bereich überlassen.
    Den Fehler hätte man mit Wahlniederlagen bezahlt.
    Jetzt müsste das verlorengegangene Terrain wieder zurückerobert werden, forderte der Bundesobmann der Großen Oppositionspartei.
    Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Wien wird das Bundesheer bei der Steuer Daimler-Puch AG im heurigen Jahr Fahrzeuge und Waffen im Wert von mehr als 360 Millionen Schilling kaufen.
    Wie ferner mitgeteilt wird, sieht das Bundesheer aufgrund eines 1975 geschlossenen Garantievertrages ab dem Frühjahr 1978 den Ankauf von weiteren 80 Jagdpanzern des Typs Kürassier vor, falls es den Steuerwerken nicht gelingt, die Jagdpanzer ins Ausland zu verkaufen.
    Unter dem Vorsitz von Bundeskanzler Kreisky ist heute in Wien der Ministerrat zusammengetreten.
    Unter anderem genehmigte die Bundesregierung eine Vereinbarung zwischen Österreich und der Bundesrepublik Deutschland über Erleichterungen der Grenzabfertigung im Eisenbahn-, Straßen- und Schiffsverkehr.
    Der Außenminister wurde ferner ermächtigt, Verhandlungen über einen Vertrag zwischen Österreich und der Sowjetunion über kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit zu führen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Innenausschuss des Bundestages beschäftigt sich heute in einer Sondersitzung in Bonn mit der jüngsten Abhöraffäre des Verfassungsschutzes und mit dem Verhalten von Innenminister Mayhofer.
    Mayhofer hat gestern Bundeskanzler Schmidt einen schriftlichen Bericht vorgelegt.
    Beamte des Verfassungsschutzes sind Ende vergangenen Jahres in das Haus des Atomwissenschaftlers Traube eingedrungen und haben Abhörgeräte angebracht.
    Einzelheiten des Berichtes von Mayhofer und die Reaktion von Bundeskanzler Schmidt sind bis zur Stunde nicht bekannt.
    Der Parteitag der christlich-demokratischen Union wird heute in Düsseldorf mit einer Grundsatzdiskussion zur Deutschlandpolitik fortgesetzt.
    In einer Entschließung des CDU-Vorstandes wird die Verwirklichung der Menschenrechte als Mittelpunkt der Deutschlandpolitik der CDU bezeichnet.
    Grundsätzlich wird keine Änderung des deutschlandpolitischen Kurses der christlichen Demokraten erwartet.
    Ministerpräsident Suárez wird heute in Bonn mit Bundespräsident Scheel und Bundeskanzler Schmidt zu Gesprächen über den geplanten Eintritt Portugals in die Europäische Gemeinschaft zusammentreffen.
    Suárez erhofft von einem Beitritt Portugals in die neue Gemeinschaft eine verbesserte Wirtschaftsentwicklung.
    Vor allem muss die portugiesische Handelsbilanz saniert werden.
    Im Vorjahr waren die Einfuhren nur zu 43 Prozent durch Ausfuhren gedeckt.
    Bei einer Tagung der Außenminister der europäischen Gemeinschaften in Brüssel wird heute die Haltung der neuen Gemeinschaft zu dem erwarteten Beitrittsantrag Portugals besprochen.
    USA.
    Die durchschnittliche Inflationsrate der Industriestaaten ist nach einer heute veröffentlichten Statistik des Internationalen Währungsfonds im vergangenen Jahr auf 7,7 Prozent gesunken.
    1975 lag die durchschnittliche Inflationsrate in den industrialisierten Ländern noch über 10 Prozent.
    Pakistan.
    Bei den Parlamentswahlen hat die regierende Volkspartei mindestens 119 der 200 Sitze errungen.
    Die siegreiche Partei wird noch zusätzlich 16 Mandate erhalten, die mit Frauen und Vertretern von Minderheiten besetzt werden.
    Die stärkste Oppositionspartei, die Nationale Allianz, wurde mit nur 19 Sitzen weit abgeschlagen.
    USA.
    Der israelische Regierungschef Rabin trifft heute mit Präsident Carter zu einem zweiten, ursprünglich nicht vorgesehenen Gespräch zusammen.
    Bei ihrem ersten Treffen erörterten gestern die beiden Politiker vor allem die Möglichkeit einer Wiedereinberufung der Genfer Konferenz und die Lage im Nahen Osten.
    Heute sollen in erster Linie bilaterale Fragen zur Sprache kommen.
    Ägypten.
    Die afro-arabische Gipfelkonferenz in Kairo wurde heute Vormittag mit Reden zu Grundsatzfragen fortgesetzt.
    Gestern hat der Außenminister Saudi-Arabiens Faisal angekündigt, sein Land werde für die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas eine Finanzhilfe in der Höhe von einer Milliarde Dollar zur Verfügung stellen.
    USA.
    UNO-Botschafter Young hat die Möglichkeit einer Beteiligung amerikanischer Soldaten an einer UNO-Friedenstruppe in Rhodesien in Erwägung gezogen.
    Young versicherte jedoch, amerikanische Soldaten würden niemals zu militärischen Operationen nach Rhodesien oder Südafrika entsandt werden.
    Der Sprecher des Weißen Hauses, Powell, stellte zu den Aussagen Youngs fest, die Regierung beabsichtige gegenwärtig nicht, Truppen nach Rhodesien zu entsenden.
    Seiner Meinung nach hat Young lediglich von einer hypothetischen Situation gesprochen.
    Rhodesien.
    In die Maßnahmen gegen die schwarz-nationalen Untergrundkämpfer sind nun auch die Schulen einbezogen worden.
    Die Regierung in Salisbury hat Experten für psychologische Kriegführung in zahlreiche Schulen entsandt, um den Einfluss der Freischärler auf die Schulkinder zu verringern.
    In den vergangenen sieben Monaten sind mehr als 1.000 Kinder aus Westrodesien nach Sambia gebracht und dort zu Untergrundkämpfern ausgebildet worden.
    Italien Linksradikale Studenten haben gestern Abend neuerlich in drei Großstädten gegen die Verurteilung eines ihrer Kollegen wegen der Ermordung eines rechtsextremen Hochschülers protestiert.
    In Bologna zogen etwa 3.000 Studenten durch die Straßen.
    Bei Zusammenstößen nahm die Polizei vier Demonstranten fest.
    In Mailand verliefen die Demonstrationen ruhig.
    In Rom besetzten linksextreme Hochschüler mehrere Schulen.
    Frankreich.
    Mit 21 Monaten Verzögerung durch Kundgebungen und Terroranschläge ist gestern der Reaktor des Kernkraftwerkes in Vessenheim in Oberelsass in Betrieb genommen worden.
    Das Atomkraftwerk mit einer Leistung von 890 Megawatt im Dreiländereck zwischen Frankreich, der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz hat zu zahlreichen Protesten von Umweltschützern geführt.
    USA Die Entscheidung über die Lande- und Starterlaubnis des Überschallflugzeuges Concorde in New York ist gestern neuerlich verschoben worden.
    Die Techniker sollen bis zur endgültigen Entscheidung neue lärmmindernde Maßnahmen für die Concorde vorschlagen.
    Das waren die Meldungen und nun die Wetterlage.
    Eine schwache Kaltfront überquert den Alpenraum.
    Durch den hier herrschenden Hochdruckeinfluss wird ihre Wetterwirksamkeit jedoch weitestgehend abgeschwächt.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Vorübergehend vielfach starke Bewölkung und örtlich Regenschauer.
    Im weiteren Verlauf wieder Bewölkungsrückbildung.
    Winde aus Süd bis West.
    Nachmittagstemperaturen 9 bis 15 Grad.
    Frühwerte morgen minus 3 bis plus 5 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Nach Auflösung örtliche Frühnebelfelder, allgemein heiter oder leicht wolkig.
    Schwache bis mäßige Winde aus Süd bis West.
    Tageshöchsttemperaturen 12 bis 18 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien bedeckt 12° Südostwind, 3 km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 13° Ost, 10 km.
    Linz bedeckt 7° Windstill.
    Salzburg stark bewölkt, 11° Südost, 5 km.
    Innsbruck heiter, 14° West, 10.
    Pregenz bedeckt 13° Süd, 5.
    Graz bedeckt 7° Windstill und Klagenfurt heiter, 8° Windstill.
    Es ist jetzt 10,5 Minuten nach 12.
    Vier Tage nach dem schweren Erdbeben in Rumänien ist die Nachrichtenlage über das Ausmaß der Katastrophe nach wie vor verworren.
    Die Zahl der Toten, der Verletzten und der Obdachlosen ist nach wie vor unbekannt.
    Die Welt hat bisher vielleicht manches aus der Hauptstadt Bukarest erfahren.
    Einzelheiten aus den Industriegebieten und Landgebieten sind aber nach wie vor unbekannt.
    In den rumänischen Massenmedien wird nur berichtet, wie Staats- und Parteichef Ceausescu Anweisungen für die Beseitigung der Schäden gibt und die Menschen hätten ihn dabei mit tiefer Liebe umgeben und hätten ihre Bewunderung für seinen Einsatz geäußert.
    Wir haben kurz vor der Sendung wieder mit unserem Korrespondenten Gustav Kalupa in Bukarest Verbindung aufgenommen und meine erste Frage an ihn war, ob es heute Mittag schon nähere Einzelheiten über das Ausmaß der Erdbebenkatastrophe gibt.
    Die Angaben in Bukarest sind nach wie vor widersprüchlich.
    Wir haben offizielle Zahlen und wir haben Schätzungen, wobei die Schätzungen langsam der Wirklichkeit näher kommen als die offizielle Zahl.
    Man schätzt, dass die Todesopfer mindestens 4.000 bis 5.000 Menschen erreichen werden, dass über 10.000 bis 15.000 Verletzte, sogar Schwerverletzte sein dürften und in ganz Rumänien beziehungsweise in den von Erdbeben betroffenen
    In letzter Zeit hat es ja auch Behinderungen von Journalisten gegeben.
    Die Journalisten konnten sich nicht frei bewegen in Rumänien.
    Hat sich das geändert?
    geändert.
    Die Behinderungen waren ja vor allem an den ersten zwei Tagen sehr spürbar.
    Ich möchte sagen unangenehm spürbar.
    Sie haben etwas nachgelassen.
    Und heute zeichnet sich ab, dass das Informationsministerium hier den Journalisten Badges aushändigen will.
    die sozusagen einen freien Durchlass gewähren und so auch den Journalisten in dem Fall eben eine Bewegungsmöglichkeit in ganz Rumänien einräumen, das heißt eben in den Erdbebengebieten.
    Dann natürlich stellt sich wiederum die Frage, ob alle Stellen über diese Absichten der Regierung bereits informiert sind und ob sie dann diese Durchlassscheine überhaupt akzeptieren.
    Eine Frage, wie schaut es mit den Hilfsmaßnahmen aus?
    Werden diese Hilfsmaßnahmen koordiniert und treffen die ausländischen Hilfsmaßnahmen auch in Rumänien ein?
    Ja, sie treffen sie hier ein.
    Es stehen einige große Flugzeuge am Flughafen, die hier bei allem Sanitätsmaterial eingeflogen haben.
    Aber hier herrschen natürlich auch wieder die gleichen Unklarheiten.
    Die Maschinen wurden ausgeladen, aber niemand weiß genau, wo das hinkommen soll, wer das übernimmt.
    Deswegen kommt sogar die Vermutung auf, dass manche Stellen überhaupt nicht davon wissen, andere davon nicht informiert wurden.
    Es ist die Frage, was eigentlich damit bezweckt wird.
    Es ist denkbar, da die Spender nachträglich Auskunft über den Verwendungszweck verlangen, dass man hier eine falsche Empfindlichkeit an den Tag legt.
    Und offenbar der Meinung ist, dass das eine Art Einmischung in innere nationale Angelegenheiten bedeutet.
    Über die Hilfsmaßnahmen erfährt man mehr aus ausländischen Quellen als aus inneren.
    Über die Schäden, über das Ausmaß der Schäden, ich glaube, das kann Wochen dauern, bevor man das feststellen kann.
    Denn es ist ja kein Haus in Bukarest, welches nicht, zumindest geringe Schäden aufweist, von den ganz schweren Gravierenden abgesehen.
    Das gleiche gilt natürlich für die Industrien und wie sich jetzt herausstellt auch weitgehend für die landwirtschaftlichen Einrichtungen.
    Also es wird sicherlich lange dauern, bevor Fachleute detaillierte Schadenslisten aufstellen können.
    Sehr spärlich sind ja bis jetzt noch die Meldungen, die aus dem Epizentrum des Erdbebens dringen, das circa 110 Kilometer nordöstlich von Bukarest liegt.
    Gibt es hier etwas schon nähere Angaben?
    Es gibt keine näheren Angaben.
    Ich habe heute im Morgenjournal erwähnt, dass Angaben praktisch nur von den Plätzen kommen, die der Staats- und Parteichef Ceausescu auf seinen Besichtigungsreisen besucht.
    Alles andere liegt mehr oder weniger im Dunkeln.
    Und es kann da natürlich noch zu sehr großen Überraschungen kommen, dass plötzlich Schadensmeldungen von Stellen eintreffen, die wir gar nicht für möglich halten.
    Herr Kalber, was glauben Sie sind die Gründe, dass Rumänien diese Informationspolitik so spärlich durchführt?
    Warum informiert Rumänien die Welt nicht über das Ausmaß der Schäden?
    Das kann viele Gründe haben.
    Es kann sein, dass man hier grundsätzlich eine Informationspolitik in diesem Zusammenhang betreibt.
    die bis zu einem gewissen Grad zurückhaltend ist, einerseits um die Bevölkerung nicht in den Unruhe zu versetzen, andererseits um die Bevölkerung anzuhalten, wirklich jede Anstrengung zu unternehmen, von sich aus die Schäden zu beheben und drittens ganz einfach, um vielleicht dann mit massierten Wünschen vor die Weltöffentlichkeit zu treten, die die rumänische Regierung
    Soviel von Gustav Kalupa aus Bukarest.
    Auch die Bundesregierung hat sich in ihrer heutigen Sitzung mit der Koordinierung der österreichischen Hilfsmaßnahmen für die Erdbebenopfer in Rumänien befasst.
    Weiters wurden heute auch die neuesten Zahlen vom Arbeitsmarkt bekannt gegeben.
    Demnach ist die Arbeitslosenrate Ende Februar dieses Jahres gegenüber Ende Jänner von 3,2 auf 2,9 Prozent zurückgegangen.
    Ende Februar 1977 waren im gesamten Bundesgebiet etwa 80.000 Personen als arbeitslos registriert.
    Das sind mehr als 7.000 weniger als Ende Jänner.
    Damit wurde der höchste Beschäftigungsstand erreicht, der je im Februar verzeichnet wurde.
    Im Jahresvergleich zeigt sich eine Abnahme der Arbeitslosenzahl um mehr als 14.000.
    Über die Ergebnisse der Journalistenfragen im traditionellen Pressefoyer nach dem Ministerrat informieren Sie nun Hans Langsteiner und Johannes Fischer.
    Tragisch aktuelles Hauptthema der Regierungssitzung, die jüngste Erdbebenkatastrophe in Rumänien.
    Bundeskanzler Kreisky kündigte an, die Regierung werde, wie schon nach dem Erdbeben von Friaul, alle aus der Bevölkerung eingegangenen Spenden verdoppeln, um private Initiativen zu fördern.
    Darüber hinaus deutete der Kanzler auch noch die Möglichkeit weiterer Hilfsaktionen an.
    Kreisky?
    Das geht in die Richtung der
    europäischen Staatengemeinschaft.
    Es liegt in Europa.
    Dieses Land hat politische Beziehungen, diplomatische Beziehungen, es hat wirtschaftliche Beziehungen.
    Es ist ein Signatarstaat der Helsinki-Dokumente.
    Ich glaube, dass man, wenn das Ausmaß erkennbar ist, sich überlegen wird müssen, inwieweit darüber hinausgehende Solidaritätsaktionen mit dem rumänischen Volk zweckmäßig sind.
    Doch zurück zur eigentlichen Innenpolitik.
    Wenige Tage nach der Veröffentlichung einander widersprechender Meinungsumfragergebnisse über das Abschneiden von ÖVP-Chef Taus bei seiner jüngsten Fernsehkonfrontation mit Kreisky wurde dieser erneut nach seiner Haltung zu solchen Umfragen befragt.
    Kreiskes Antwort fiel differenziert aus.
    Einerseits sei er ein Anhänger von Meinungsumfragen, da sie relativ verlässliche Resultate lieferten.
    Andererseits aber werde mit der bloß Auszugsweisen Veröffentlichung von Ergebnissen oft politische Propaganda betrieben.
    Kreiske plädierte für eine vollständige Veröffentlichung und wandte sich dabei vor allem an die Adresse der ÖVP.
    Wenn sie bereit ist, die ÖVP unter entsprechender
    Gewehr für die Richtigkeit dieser Meinungsumfrage, also dass es die Meinungsumfrage ist, zu veröffentlichen, dann wird auch die sozialistische Partei ihre Meinungsumfrage veröffentlichen.
    Dann wird das geschehen, was es in anderen Ländern auch gibt, dass man genau Bescheid weiß, wie viele Leute gefragt wurden, wer gefragt hat, welches Büro es gemacht hat, wozu die Verdächtigung von Büros.
    Das ist meine Meinung.
    Zur Spitalsfinanzierung, sagte Kreisky, die Tür zu weiteren Verhandlungen in dieser Frage sei nach wie vor offen.
    Den Brief der Landesfinanzreferenten, in dem diese ein weiteres Spitalsgipfelgespräch vorschlagen, werde er, Kreisky, sobald er ihn erhalten habe, unverzüglich beantworten.
    Justizminister Christian Broder, möglicherweise schon in allernächster Zeit mit einem Volksbegehren konfrontiert, dass alle Bemühungen um eine Fortsetzung der Idee des humanen Strafvollzugs deutlich zurückzuwerfen geeignet ist, machte heute so wie schon gestern deutlich, dass hier eine Warnung vor allzu viel öffentlicher Emotion angebracht sei.
    Die Rede ist vom jüngsten Verbrechen im niederösterreichischen Glocknitz.
    Das, glaubt man zumindest einigen Tageszeitungen, die Nation erschüttert und gleichzeitig zumindest atmosphärisch den Boden für eine neue Auge-um-Auge, Zahn-um-Zahn und Law-and-Order-Justiz aufbereitet zu haben scheint.
    Nicht anders ist es erklärlich, dass die Einleitung eines Volksbegehrens zur Wiedereinführung der Todesstrafe allen Ernstes erwogen, der Ruf nach dem Henker wieder laut wird.
    Christian Broder legte heute unmissverständlich seinen Standpunkt zu einem solchen immerhin möglichen Volksbegehren dar.
    man muss über alle Fragen der Demokratie immer von Neuem diskutieren, man muss immer von Neuem die Öffentlichkeit mit den Problemen der Gesellschaft vertraut machen und ich lasse keinen Zweifel daran, dass ich dazu
    aufrufen werde, ein solches Volksbegehren nicht zu unterstützen, ein solches Volksbegehren, das sich auf Wiedereinführung der Todesstrafe richten würde, gegen alle erfahrungswissenschaftlichen Erkenntnisse und alle praktischen Überlegungen der Kriminalpolitik und der Kriminalistik sprechen.
    Broder ergänzte, die Todesstrafe sei mit Entschließung aller drei Fraktionen des Nationalrates vom 7.
    Februar 1968 endgültig aus der heimischen Rechtsordnung gestrichen worden und sollte auch nicht mehr aktiviert werden.
    Zu Fragen der lebenslänglichen Inhaftierung und eventuellen vorzeitigen Entlassung meinte der Justizminister, es habe 1976, also im Vorjahr, nur drei bedingte Entlassungen bei lebenslänglich Inhaftierten gegeben.
    Und das auch nach einer Strafverbüßung von mehr als 25 Jahren beim einzelnen Häftling.
    Seit 1960 habe es auch keinen Rückfall bei einem bedingt Entlassenen gegeben.
    Zum Fall des Glocknitzer-Mordes ergänzte Broder noch, habe die Justiz in keinem Fall Vorsorge treffen können.
    Soweit unser Bericht vom Ministerrat und damit wieder zurück zum Studio des Mittagschannals.
    Reporter waren Johannes Fischer und Hans Langsteiner.
    Der heutige zweite Tag der Beratungen des 19.
    Ordentlichen Bundesparteitages der ÖVP in der Linzer Brucknerhalle ist sozusagen der eigentliche Arbeitstag für die Delegierten.
    Eingeleitet wurde dieser Tag mit Rechenschaftsberichten des Bundesparteiobmanns Tauß und des Generalsekretärs Lanner.
    Für heute ist auch die Erörterung der Resolutionen zu den angekündigten Alternativprogrammen der Volkspartei vorgesehen.
    Aus Linz melden sich nun Eugen Freund und Erich Eichinger.
    Meine Damen und Herren, die Leitung nach links klappt nicht.
    Wir versuchen eine neue Leitung zu bekommen und spielen einige Takte Musik.
    Wie mir die Regie mitteilt, soll nun die Verbindung mit Linz klappen in die Brucknerhalle und ich rufe Eugen Freund und Erich Eichinger.
    Ja, entschuldigen Sie noch einmal, dass wir auch heute wieder technische Pannen haben, aber Linz scheint offenbar so weit von Wien entfernt zu sein, dass es nicht ohne Pannen geht.
    Nun also zum Parteitag der ÖVP.
    Beurteilt werden wir nach unseren Programmen gewogen, aber vom Wähler nach unseren Taten.
    Dieser Satz, ausgesprochen heute hier am Parteitag in Linz von ÖVP-Generalsekretär Sixtus Lanner, ist jener rote Faden, nach dem die österreichische Volkspartei sich zu richten beabsichtigt.
    Zwei Jahre hat sie noch Zeit, bis dahin müssen Programme und Taten der Mehrheit der Österreicher ins Bewusstsein gedrungen sein.
    Programme, die neue Wege für Österreich, so das Parteitagsmotto, signalisieren soll.
    Neben den Alternativen, die nun zur Regierungspolitik präsentiert werden, sollen aber noch drei weitere Schwerpunkte der ÖVP zum Sieg verhelfen.
    ÖVP-Obmann Taus hat heute die Strategie in seiner nur halbstündigen Rede, die aber dennoch an seinen ersten Auftritt nach dem Tod Karl Schleinzers im Juli 1975 erinnerte, in einer sehr deutlichen Rede.
    Also hat Josef Taus heute die ÖVP-Strategie erläutert.
    Freilich nicht ohne Kritik an den regierenden Sozialisten zu üben, den Sozialisten, die den Wählern weismachen wollten, eine Gebrauchsanweisung für die Zukunft zu besitzen.
    Unterdessen haben sich auch die österreichischen Sozialisten von der Zukunft abgewandt und blicken vertrauensvoll in die Vergangenheit.
    Die sozialistischen Positionen beginnen zu bröckeln.
    Und meine lieben Parteifreunde, je zielbewusster, je energischer, je selbstbewusster wir werden, umso schneller werden diese Positionen noch mehr abbröckeln.
    Die Volkspartei verspürte die Verpflichtung, so Taus weiter, wieder die Verantwortung im Lande zu übernehmen.
    Eine Verantwortung, die sie 25 Jahre getragen hatte.
    Aber ohne Grundsatzdiskussion gehe es nicht.
    Taus selbstkritisch.
    Was ich hier bekennen möchte, ist etwas sehr Einfaches.
    Manche christdemokratische Partei, auch wir und auch ich selbst höchstpersönlich, wir haben einfach viele Jahre hindurch der Linken die Diskussion im grundsätzlichen Bereich überlassen.
    Ob das in der Literatur gewesen ist, ob das in der Psychologie, in der Soziologie gewesen ist, in der Politologie.
    Die Literatur war voll von linken Autoren und von niemanden oder wenigen Leuten von uns und sie sind in der Öffentlichkeit auch nicht diskutiert worden.
    Aber, meine lieben Freunde, wir haben die Rechnung dafür bezahlt, alle christdemokratischen Parteien.
    Wir haben sie bezahlt.
    Wir sind schwächer geworden.
    Wir haben Terrain verloren.
    Und diese Grundsatzdiskussion ist ja etwas, das uns eine Wiedereroberung dieses intellektuellen Terrains geben soll.
    Verstärkte Diskussion also als erster Schwerpunkt der kommenden Parteiarbeit.
    Zweitens, Straffung der Organisation.
    Ohne diese Organisation könne das Ziel, nämlich die Regierungsübernahme, nicht erreicht werden.
    Die Sozialisten, das möchte ich auch sagen, sind eine Partei, die seit 100 Jahren immer größtes Augenmerk auf Organisation gelegt haben.
    Ich bekenne es auch offen.
    Wir haben diese organisatorische Tradition nicht.
    Aber ich sage Ihnen hier etwas.
    Organisation kann man nur mit Organisation bekämpfen und mit sonst gar nichts.
    Wenn jemand glaubt, das kann man mit der linken Hand machen, dann irrt er.
    Das geht nicht.
    Seit einiger Zeit habe die Volkspartei nun eine kräftige Kritik- und Kontrollphase begonnen, meinte Taus weiter.
    Welche Auswirkungen die Kritik der ÖVP gezeigt habe, fasste der Obmann der Volkspartei im folgenden Satz zusammen.
    Was wir wirtschaftspolitisch, sozialpolitisch, allgemeinpolitisch gesagt haben in der Wahl, jeder Satz ist erfüllt worden von unserer Kritik.
    Und zwar durch die sozialistische Regierung.
    Es war damals gar kein besonderes Kunststück, das vorauszusehen.
    Aber ich möchte es nur betonen, weil es einem natürlich freut, wenn eine Linie sich als richtig erwiesen hat, obwohl es den Österreicher und uns alle letztlich nicht freut, wenn es in dem Land nicht sehr gut geht.
    Taus weiter, die Regierungspolitik habe versagt.
    Beispiele Bildungsbereich, Sozialpolitik, Wirtschaftspolitik.
    Die Sorgen der Menschen zu erkennen und Lösungen zu bieten, dies könne nur eine soziale Integrationspartei, wie er die Volkspartei nannte.
    Auf diesem Bundesparteitag steht eine selbstbewusste Volkspartei, die in die Phase der Sachdiskussion über die politischen Alternativen für dieses Land eintritt.
    einer SPÖ gegenüber, die doch abbaut, die an einer sachlichen Diskussion kaum interessiert ist, sondern nur von dem einen an Gedanken bewegt ist, mit welchen Mitteln sie sich an der Macht halten kann.
    Wir halten das für keine sehr gute Position.
    Wir glauben, dass nun der Wähler sieht, dass der Versuch in Österreich, wie auch in anderen Staaten, eine sozialistische Gesellschaft einzuführen, einfach in eine Sackgasse geraten ist.
    Und wir müssen das diesen Wählern sagen.
    Taus schloss mit der Überzeugung, im Ideenwettstreit mit den Sozialisten bei den nächsten Wahlen zu siegen.
    Nächster Redner am heutigen Parteitag war dann ÖVP-Generalsekretär Sixtus Lanner.
    Er steht ja erst seit fünf Monaten auf diesem Posten, dennoch fiel sein Rechenschaftsbericht etwa doppelt so lang aus als der seines Parteiobmannes.
    Auch Lanners Rede enthielt viel Optimismus, sparte aber auch nicht mit Selbstkritik.
    Offenbar aufgrund jüngster Meinungsumfragen stellte Lanner zu Beginn seines Referates gleich fest, die Front zwischen der Regierung Kreski und der von Daos geführten großen Opposition ist nicht mehr starr, sie ist in Bewegung geraten.
    Das Vertrauen in diese Regierung, in die jetzige Regierung, hat tiefe Einbrüche erlitten.
    Und in diese Lücken kann eine starke Opposition vorstoßen, wenn sie hart arbeitet, geschlossen auftritt und glaubwürdige Alternativen entwickelt.
    Nur unter diesen Voraussetzungen.
    Dann kam auch Ideologisches zur Sprache.
    Lanner erwähnt in diesem Zusammenhang die sozialistische Doppelstrategie, die seiner Worten nach auf Gesellschaftsveränderung unter dem Deckmantel der Gefälligkeit angelegt sei.
    Diese Strategie müssen wir aufdecken.
    Wir müssen der Bevölkerung zeigen, was diese Regierung vorhat, mit Geschenken ihre wahren Absichten verschleiern.
    Und wir müssen eines sagen, diese Regierung kann auch nur das geben, was wir uns alle vorher gemeinsam hart erarbeitet haben.
    Breitenraum widmete Lanner auch den Alternativen, die nun verstärkt präsentiert werden sollen.
    Dabei dürfe allerdings nicht nur die Bundesebene aktiv werden.
    Das Erstellen von Alternativen
    beginnt bereits in der Gemeindestube.
    Ich glaube überhaupt, dass wir den Gemeinden noch viel mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen sollen, dass die Kommunalpolitik eine viel bedeutende Rolle spielen sollte, noch als es bisher schon tut in dieser Partei.
    Ich bin überzeugt davon, der Weg zum Ballhausplatz führt über die Gemeinden
    Schließlich wandte sich Lanner dem Problem des Miteinanderredens zu.
    Er meinte, dass es in Österreich immer schwerer sei, zwischen den politischen Parteien zu reden, und nannte dazu dann das Beispiel... Sehen Sie meine Damen und Herren, und hier habe ich Sorge!
    Und hier habe ich Sorge, wenn ich mich erinnere an das Wort des Bundeskanzlers Kreisky, der eine geordnete Bauerndemonstration mit dem Kommunistenputsch verglich.
    Und hier habe ich Sorge, wenn ich mich erinnere an den Landeshauptmann Graz, der offenbar unter dem Brückendelema die Nerven verloren hat und gesagt hat,
    Es gibt Leute in Österreich, die lieber über Ruinen regieren, als dass ein glückliches Österreich von Sozialisten regiert wird.
    Das, meine Damen und Herren, ist eine Verleumdung.
    Das lassen wir uns auch nicht bieten.
    Und das ist kein Stil.
    Ich sage es noch einmal, das ist in Verleumdung.
    Den Stil lassen Sie uns nicht bieten und mit diesem Stil werden wir die Probleme dieses Landes nicht bewältigen.
    An die Adresse des Herrn Graz, bitte.
    Soweit Redeausschnitte aus den Rechenschaftsberichten des Parteiobmannes und des Generalsekretärs.
    Mit der Behandlung des Tagesordnungspunktes 7 hier in der Linzer Brucknerhalle hat vor nicht ganz einer Stunde die ÖVP auch formal den Startschuss zur Alternativphase gegeben.
    Ausgewählt wurden bekanntlich drei Schwerpunkte, nämlich Bildung, Einkommenssicherung und Gesundheit.
    Wobei Generalsekretär Lanner die Erarbeitung des Ideenkatalogs zur Bildungsthematik ab Mai ankündigte, den Katalog zur Gesundheit ab Ende des Jahres und für das nächste Jahr die Sammlung zur Einkommenssicherung.
    Zu diesen drei Bereichen gibt es Resolutionen, die sozusagen eine aktuelle Bilanz der Parteimeinung darstellen.
    Es wird hier in Linz also der Rohbau des Hauses aufgeführt.
    Innenausbau, Installationen und Verputz müssen vorerst noch warten.
    Das fertige Haus soll dann das ÖVP-Programm für die Wahlen 1979 sein.
    Einige Auszüge aus der Resolutionserbildung, die von Schulsprecher Gruber repräsentiert wird.
    Die kleine und überschaubare Klasse ermöglicht die individuelle Förderung des Schülers, heißt es beispielsweise, und die gegenwärtige Klassenschülerzahl nach Gesetz 36 ist in einem Mehrjahresplan schrittweise zu senken.
    Für die künftige Stellung der Nebenerwerbsbauern sei die Ausbildung eine Schlüsselfrage zur Arbeitsplatzsicherung.
    Und dann ein klares Bekenntnis zur Fünf-Tage-Woche in der Schule.
    Ich zitiere wörtlich.
    Das Beispiel Oberösterreich, heißt es weiter in dem ÖVP-Papier, hat bewiesen, dass die Einführung der 5-Tage-Schulwoche einem breiten Wunsch der Familien und Lehrer entspricht.
    Im Rahmen der 5-Tage-Schulwoche im Pflichtschulbereich ist die Beschränkung des Unterrichts auf den Vormittag anzustreben.
    Die Einführung der 5-Tage-Schulwoche darf nicht dazu dienen, daraus eine verpflichtende Ganztagsschule abzuleiten.
    Soweit das Zitat.
    Zweiter Schwerpunkt Gesundheit.
    Repräsentant Gesundheitssprecher Wiesinger.
    Stellvertretend auch hier ein wörtliches Zitat.
    Der vermehrte Finanzaufwand, heißt es im Papier, geht nicht konform mit der Leistungssteigerung der medizinischen Versorgung.
    Die eingesetzten Mittel erzielen nicht die optimale Wirksamkeit und stehen nicht im Einklang mit dem gesundheitspolitischen Erfolg.
    Es ergibt sich daher die politische Notwendigkeit der Kostenbeschränkung im Gesundheitswesen.
    Eine solche darf jedoch nicht zu mehr Dirigismus oder Verschlechterung der gesundheitlichen Versorgung führen.
    Weiterer Wunsch der ÖVP ein Spitalsfinanzierungsgesetz im Verfassungsrang.
    dritter Schwerpunkt Einkommenssicherung, repräsentiert von ÖAHB Obmann-Mock.
    Hier wünscht sich die ÖVP unter anderem ein mehrjähriges Arbeitsplatz- und Strukturprogramm, eine durchgreifende Neuordnung der Staatsfinanzen, eine Minderung des Steuerdrucks, eine neue Wohnbauförderung, Stärkung des Konsumenten und des Mittelstandes und dann aus dem Papier wieder zitiert das generelle Bekenntnis der ÖVP, die Wirtschaft ist die Leistung aller und sie muss allen ein gerechtes Einkommen sicherstellen.
    Der wirtschaftliche Fortschritt muss die persönliche Freiheit und Selbstverwirklichung mit sozialer Gerechtigkeit und Sicherheit verbinden.
    Das ist die soziale Marktwirtschaft, zu der wir uns bekennen.
    Die Diskussion hier in der Linster-Bruckner-Halle ist inzwischen angelaufen.
    Wie man hört, besteht unter den Delegierten des Parteitages großes Diskussionsbedürfnis.
    Insgesamt 80 Personen haben sich angeblich bereits in die Rednerliste eintragen lassen.
    Die Redezeit ist auf vier Minuten beschränkt.
    Für etwa 16 Uhr ist angekündigt, dass sich rund 20 ÖVP-Spitzenpolitiker in Linz Diskussionen mit Passanten stellen.
    Mehr jedenfalls aus Linz im Abendjournal.
    Vom 19.
    Bundesparteitag der ÖVP berichteten aus der Linzer Brucknerhalle Erich Aichinger und Eugen Freund.
    Und nun ein Blick in die heutigen österreichischen Tageszeitungen.
    Thema der innenpolitischen Kommentare ist natürlich der ÖVP-Parteitag in Linz.
    Die Zitate für die folgende Presseschau stellte Markus Sommersacher zusammen.
    Im Kurier kommentiert Fritz Pesata das Parteitagsmotto in Linz folgendermaßen.
    Die Chance der Volkspartei besteht, einmal rückblickend sagen zu können, von Linz aus neue Wege für Österreich beschritten zu haben.
    Bisher allerdings sind die Wege, sprich die drei Alternativprogramme, noch sehr schlecht auszumachen.
    Sichtbar ist lediglich das Ziel, ein Sonntag im Oktober des Jahres 1979.
    Bekannt ist ferner, wen die große Opposition an diesem Tag gegen Bruno Kreisky ins Rennen schicken wird.
    Von den drei P's in der Politik, Personen, Programm, Politik, ist also derzeit nur der erste Punkt einigermaßen abgedeckt.
    Durch den Kanzlerkandidaten Josef Taus.
    Soweit der Kurier.
    Zur eben erwähnten Person des Parteiobmanns meint Kurt Vorhofer in der Grazer Kleinen Zeitung.
    Im eigentlichen Wahlkampf ist die gesamte ÖVP voll da.
    Aber in der wahlentscheidenden Zeit vorher reduziert sich die Oppositionsarbeit dieser Partei auf ganz wenige.
    Insofern könnte mit der Kührung des Josef Taus zum Kanzlerkandidaten eine weitere Schwächung eintreten.
    Als Kandidat für das höchste Regierungsamt kann Taus nicht mehr der Hauptstreiter seiner Partei sein.
    Klopapmann-Korin aber gilt als aussichtsreicher Kandidat für das Amt des Nationalbankpräsidenten, bisher kein Dementi der vielen Zeitungsmeldungen und dürfte somit spätestens im Jahr 1978 als Kritiker der Regierungspolitik verstummen.
    Da nun auch Erhard Busek überwiegend mit Problemen im eigenen Bereich zu tun hat, ist die ÖVP in der Bundespolitik in Gefahr, beim Kampf gegen die SPÖ noch schwächer zu werden.
    Taus steht somit vor dem Problem, andere politische Talente seiner Partei zu finden und zu mobilisieren, schreibt Kurt Vorhofer in der kleinen Zeitung.
    Zu den Beratungen der Frauenbewegung der ÖVP vor den eigentlichen Parteitagsverhandlungen in Linz nimmt Walter Salzmann im ÖVP-Organ neues Volksblatt Stellung.
    Auf die allgemeine Zustimmung eingehend, die von Seiten der Frauen immer dann hervorgehoben wurde, wenn der Ruf nach mehr Frauen in der Politik hörbar wurde, meint Salzmann, Zurecht, wie ich meine, ist die Präsenz der Frauen in der Politik im Vergleich zu den weiblichen Wählern in Österreich doch eher verschwindend.
    Selbst wenn man in Kauf nimmt, dass die berufstätige und verheiratete Frau kaum noch Zeit aufzubringen vermag, sich in der Politik zu engagieren, so muss der Taus-Order von der anzustrebenden 10-prozentigen Vertretung der Frau in den Parteigremien doch absoluter Vorrang eingeräumt werden.
    Die Gefahr nämlich, dass Frauen in der Politik zu Auslagestücken der jeweiligen Parteien degradiert werden, ist noch immer nicht gebannt und bedarf auch bei der Volkspartei noch des Gegenbeweises.
    Soweit das ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Ilse Keller bezieht sich im offiziellen Organ der Regierungspartei der Arbeiterzeitung auf die Tatsache, dass gleich nach der Eröffnung der Frauenberatungen in Linz ein Großteil der männlichen ÖVP-Funktionäre den Saal verließ.
    Dazu Ilse Keller.
    Was haben die ÖVP-Frauen eigentlich erwartet?
    Die vom ÖVP-Obmann in Sonntagsreden vielstrapazierte, in konkreten Auseinandersetzungen allerdings eher als Geheimnis behandelte ÖVP-Grundsatzpolitik hätte die Damen Schmitz, Fleming, Haider, Moser und die anderen ohne dies sehr bescheidenen Mitstreiterinnen warnen müssen.
    Zwar hat die ÖVP nach der Bilanz der verlorenen Wahlen des Jahres 1975 die Frauen sozusagen als Schwerpunktthema angekündigt.
    Doch war diese Ankündigung so rasch vergessen, wie die Peinlichkeit verflogen war, dass die ÖVP in der Vorwahlzeit die Frauen aufs Abstellgleis gestellt und Kandidatinnen wie Rochus und Bauer entgegen den Vorwahlergebnissen zugunsten männlicher Kandidaten zurückgereiht hatte.
    Und nach diesem Kommentar aus der Arbeiterzeitung abschließend die Salzburger Nachrichten, in denen die Frage nach der Frauenpolitik der ÖVP so beantwortet wird.
    Die Politik der Frauen in der Volkspartei schien sich am gestrigen Montag vor Beginn des offiziellen Bundesparteitages bei einer internationalen Frauentagung zu verrennen.
    Den mächtigsten Beifall erhielt eine Sprecherin, die sich darüber beklagt hatte, die Männer in der Volkspartei hätten anscheinend Wichtigeres zu tun, als den Frauen bei der Erörterung ihrer politischen Probleme zuzuhören.
    Ist das ein wesentlicher Bestandteil der Frauenpolitik, das sie Männer als Zuhörer braucht?
    Dann ist sie armselig und schwach.
    Das war die Inlandspresseschau, zusammengestellt von Markus Sommersacher.
    Und nun ein Programmhinweis für eine Sendung heute Abend.
    Und heute Abend Pilanz, das Wirtschaftsmagazin des aktuellen Dienstes.
    Wir bringen Beiträge zu folgenden Themen.
    Mehr Geld muss nicht mehr wert sein.
    Eine Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstitutes über das Geldmengenwachstum.
    Euphorie am Ende.
    Der Osthandel geht zurück.
    Und der Westen zieht die Brücke hoch.
    Protektionismus in der westlichen Welt.
    Die Protektionisten sind es, die eines Tages den freien Welthandel und damit das Ende allen Wohlstands in Westen auf dem Gewissen haben könnten.
    Weitere Beiträge, Offenbarungseid der Wirtschaftspolitik.
    Deutschland fürchtet noch immer die Arbeitslosigkeit.
    So muss ein führendes Elektrounternehmen bei Köln wegen Auftragsmangels und Produktionsumstellung, wie es heißt, fast zehn Prozent seiner Belegschaft nach amtlichem Ausdruck freisetzen.
    während im Saargebiet über 12 Prozent der Belegschaft eines Stahlwerkes arbeitslos werden.
    Heute Abend in Österreich 1.
    Bilanz, das Wirtschaftsmagazin.
    Jetzt ist es drei Minuten vor dreiviertel eins.
    Die Abhöraffäre um den Atomwissenschaftler Traube hält weiterhin die deutsche Innenpolitik in Atem.
    Jedoch verschanzen sich die deutsche Bundesregierung und die Koalition in den letzten Tagen hinter einer Mauer des Schweigens.
    Dennoch herrschte der Eindruck vor, dass sich die Entscheidung über das politische Schicksal des Bundesministers Mayhofer anbahne.
    Mayhofer hatte die Vorgänge des Verfassungsschutzes gebilligt und sich dann, nachdem die ganze Affäre in die Öffentlichkeit gelangt war, in Widersprüche verwickelt.
    Heute sind nun in Bonn verschiedene Parteigremien und der Innenausschuss zu einer Sondersitzung in der Abhöraffäre zusammengetreten und hier erwartet man neue Einzelheiten.
    Klaus Emmerich berichtet.
    Die Bonner Abhöraffäre quält sich weiter.
    Als politisch wichtigstes Zwischenergebnis zeitigt sie die Bereitschaft der Freien Demokraten, Bundesinnenminister Prof. Werner Mayhofer, der ihnen angehört, weiterhin vollzudecken, also den zuständigen Ressortchef die Gefolgschaft zu erhalten, nachdem dieser den Einbruch des Bundesverfassungsschutzes in die Wohnung des Atomphysikers Prof. Traube voll in seine, Mayhofers, politische Verantwortung gezogen hat.
    Das Präsidium der Freien Demokraten hatte heute Morgen überraschend noch einmal beraten, nachdem Bundesinnenminister Mayerhofer gestern spätabends mit Bundeskanzler Schmid zusammengetroffen war und das Parteipräsidium der Sozialdemokraten heute ebenfalls sich mit der Abhöraffäre beschäftigt.
    Hinter diesen verschiedenen Parteiaktivitäten steckt die nun sichtbar gewordene Absicht des sozialdemokratischen Bundeskanzlers Helmut Schmidt, die Koalition seiner Partei der SPD mit den Freien Demokraten gerade in der jetzigen schwierigen Phase unter allen vertretbaren Umständen zu erhalten und nicht weiter zu belasten.
    Schmidt verführt in diesen Stunden allem Anschein nach nach einem Reichshälftenschema, wonach jede Koalitionspartei in ihrem eigenen Bereich die politischen und damit auch personellen Verantwortlichkeiten prägt.
    Schon am Wochenende hatte Schmidt mit dem frei-demokratischen Vizekanzler und Außenminister Genscher dieses Verfahren abgesprochen.
    In der Sicht von Bundeskanzler Schmidt ist es dann auch Sache der Freien Demokraten, ob Walser-Mayhofer Innenminister bleibt oder nicht.
    Und in der Sicht von FDP-Parteichef Genscher ist es wiederum Sache von Mayhofer selber, ob er glaubt, den politischen Sturm um die Abhöraffäre überstehen und als Linksliberaler sein politisches Gesicht als Bundesinnenminister wahren zu können.
    Mayhofer hat in den letzten Stunden immer wieder zu erkennen gegeben, dass er um das Amt des Innenministers kämpfen, also nicht resignieren und zurücktreten wolle.
    Die Bonner Diskussion dreht sich dabei vordergründig um die Frage, wann Mayhofer als Bundesinnenminister die sogenannte Lauschoperation des Verfassungsschutzes gegen Traube erfahren und genehmigt hat und ob der Verfassungsschutz in dieser rechtlichen Grauzone eigenmächtig verfahren ist.
    Ursprünglich hatte Bundesinnenminister Mayhofer den Eindruck erweckt, als ob er nach einem akuten außergesetzlichen Notstand verfahren sei, als nämlich der westdeutsche Terrorist Klein, der am OPEC-Überfall im Dezember 1945 in Wien teilgenommen hatte, als Bekannter des damals schon beobachteten Atomwissenschaftlers Traube ausgemacht worden war.
    Jetzt stellt sich heraus, dass Mayhofer wohl erst viele Tage nach dem OPEC-Überfall über einige Einzelheiten der Abhöraktionen des Verfassungsschutzes informiert wurde.
    Aufgefallen ist in Bonn auch, dass Traube von früheren Kollegen seiner Firma, die ihn inzwischen entlassen hat, volle Rückhalt erhält.
    Was Bonn nun politisch beschäftigt, ist die Frage, ob Mayhofer als Bundesinnenminister den Bundestag unter Öffentlichkeit absichtlich oder unabsichtlich in eine falsche Richtung gelenkt oder gar den Eindruck einer falschen Aussage erweckt hat.
    Zu diesen Fragen hat Mayhofer in einem weiteren Bericht an Bundeskanzler Schmidt in den letzten Stunden Stellung genommen.
    Noch in der Nacht und heute Morgen war dieser schriftliche Bericht, in dem Mayhofer jede Schuld bestreitet, gleichzeitig aber die volle politische Verantwortung übernimmt, Gegenstand hektischer Betriebsamkeit hinter den Bonner Kulissen.
    Schmidt beriet sich mit seinen engsten Mitarbeitern, auch dem Klubobmann der Sozialdemokraten, Herbert Wehner.
    Die Parteigremien von Sozialdemokraten und Freidemokraten befassen sich heute Abend noch einmal mit der Angelegenheit.
    Außerdem tagt derzeit der Innenausschuss des Bundestages.
    Aus Bonn hörten Sie Klaus Emmerich.
    Es ist jetzt eine Minute nach Dreiviertel Eins.
    Eine ungewöhnliche Pressekonferenz gab es heute Vormittag in Pregens.
    Eine Abordnung der im Bezirk Pregens registrierten Prostituierten hatte den Rundfunk und die Presse zu einem Gespräch über ihre Probleme eingeladen.
    Der Grund?
    Die Gemeinden Vorarlbergs haben ortspolizeiliche Verordnungen erlassen, wonach die Straßenprostitution gänzlich verboten ist.
    Die Folge?
    Alle Tierinnen werden jede Nacht von Polizei und Gendarmerie auf der Straße kontrolliert und streng bestraft.
    Dieser Zustand sei für die Prostituierten langsam untragbar, wurde betont.
    Roland Beuger berichtet von der Prostitierten-Pressekonferenz aus Bregenz.
    Das älteste Gewerbe der Menschheit ist aus der Dunkelheit ins Licht der Öffentlichkeit getreten.
    Die Liebestienerinnen haben die Initiative ergriffen und verlangen von den Behörden eine klare Regelung des Prostitutionsproblems.
    Allerdings war diese Pressekonferenz mit Schwierigkeiten verbunden, denn es fand sich in Bregenz kein Gastlokal, das den Vertreterinnen für die Journalistengespräche Unterkunft gegeben hätte.
    Also traf man sich im Seepark am Bodensee im Freien unter Bäumen, streng überwacht von Gendarmerie und Polizei, die offensichtlich Wind von dieser Veranstaltung bekommen haben.
    Die Straßenprostitution hat seit dem Fallen des sogenannten Landstreicher-Paragrafen im Jahre 1973 in Vorarlberg stark zugenommen.
    besonders im Dreiländereck Bregenz.
    Man versuchte zunächst, die gewerbsmäßige Umzucht mit einem Sperrbezirk in den Brief zu bekommen.
    Das Land hat dann aber ein Sittenpolizeigesetz beschlossen, aufgrund dessen die Gemeinden durch ortspolizeiliche Verordnungen ein rigoroses Verbot der Prostitution auf Straßen und Plätzen verfügt haben.
    Und das seien nun unerträgliche Arbeitsbedingungen, sagen die Dirnen, denn abgenommen hat der Straßenstrich bei weitem nicht.
    Wohl zugenommen haben die Verfahren gegen die Damen auf der Straße und die Kontrollen durch die Exekutive.
    Sie kommen ohne Haftbefehl, ohne irgendeinen Grund, fordern dich auf zum Aussteigen, du steigst nicht aus, sie reißen dich an den Haaren raus, dann rufen sie Verstärkung an und dann gehen sie erst den Haftbefehl holen, den sie normal vorweisen müssen bei so einer Sache.
    Dann nehmen sie die ganzen Sachen vom Auto raus und zurück bekommst du gar nichts mehr.
    Wir haben einen Ausweis und wenn du dafür bestraft bist, ist es dasselbe wie wenn ich einen Führerschein habe und kann fahren ohne Führerschein.
    Schlimmer wie es jetzt ist momentan kann es gar nicht werden.
    Es ist nur ein Versuch unsererseits.
    Was heißt schlimmer?
    Von welcher Warte aus sehen Sie das schlimmer?
    Für sich oder für... Schwierigkeiten mit der Polizei.
    Also Schutz ist überhaupt keiner da.
    Im Gegenteil, wir werden provoziert von der Polizei, wir werden eingesperrt.
    Wir kriegen Strafen, die gar nicht normal sind, wegen Anbahnung.
    Laut dem Gemeindegesetz stehen wir unter Hausarrest.
    Dürfen wir gar nicht aus dem Haus gehen, weil wir die Kontrollkarte haben.
    Und es gibt nur, weil man uns gesehen hat, irgendwo dort und dort stehen, auf eine Freundin warten oder vor einem Lokal.
    Heißt ja, wegen Anbahnung.
    Jedes Mal sechs Wochen.
    Inzwischen haben die ganzen Frauen Strafen von zwei Jahren aufwärts.
    Die registrierten Damen klagen über eine Zunahme der Geheimprostitution, während sie sich, so sagen die Betroffenen, regelmäßig der ärztlichen Kontrolle unterziehen und dafür noch bestraft werden.
    Von einem Wegziehen aus Bregenz wollen sie allerdings nichts wissen.
    Wenn es einen Sperrbezirk oder ein Bordell gäbe, dann wären auch die Prostituierten bereit, Steuern zu zahlen, so bedeuten sie.
    Das Vorarlberger Sittenpolizeigesetz sieht vor, dass bis zum Jahre 1978 ein öffentliches Haus eingerichtet werden soll.
    Bleibt die Frage wo, denn bis jetzt hat sich keine Gemeinde gefunden, die ein Bordell aufnehmen will.
    Von einer nicht alltäglichen Pressekonferenz berichtete aus Pregens Roland Poiger.
    Und nun Kulturberichte im Mittagssjournal.
    Die Bedeutung des großen österreichischen Dramatikers der Jahrhundertwende, Arthur Schnitzler, wird erst in den letzten Jahren voll gewürdigt.
    Am Burgtheater waren in den letzten Jahren seine Stücke Fräulen Else, Liebelei und Anatol zu sehen.
    Morgen hat der Ruf des Lebens Premiere.
    Brigitte Hofer gibt einen Vorbericht.
    Der Ruf des Lebens geht an Menschen, die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts während eines fiktiven Krieges leben.
    Am Schicksal einer jungen Frau, die von ihrem egoistischen Vater tyrannisiert wird und ihn vergiftet, die liebt und den geliebten Mann verliert und die den Aufruf zu einem selbstlosen, hilfreichen Leben trotz ihres Leids doch nicht überhört, am Schicksal dieser Marie Moser und der sie umgebenden Personen zeigt Schnitzler das Verhalten der Menschen zum Leben.
    Zum Leben, das als einzige Gewissheit den Tod vor sich hat.
    Ein ungewöhnliches Schnitzler-Stück, das der damals 43-jährige Dramatiker verfasste, das ein Jahr später, 1906, in Berlin und zur gleichen Zeit in Russland aufgeführt wurde.
    Auch in New York kam es Mitte der 20er Jahre zu einer erfolgreichen Aufführungsserie, in Wien wurde der Ruf des Lebens nur 1914 und 1919 am Volkstheater gespielt.
    Später nicht mehr.
    Auf die Frage, ob der Grund für die seltene Einstudierung durch die Qualität des Stückes bedingt wäre, sagt Regisseur Johannes Schaaf,
    Ich glaube nicht, dass es an der Qualität dieses Stückes liegt.
    Es liegt daran, dass das Stück, was seine Qualität anbelangt, erst mal lange Zeit verkrankt worden ist.
    Und zum anderen, dass es der Schnitzler-Vorstellung eben fast überhaupt nicht entspricht.
    Das ist ein Stück, wenn Sie das lesen würden, und es würde nicht der Name Schnitzler davorstehen, dann würden Sie also eher sagen, das ist ein Pinter oder irgend so was.
    Und es dauert wirklich einige Zeit, bis man kapiert, wie verwandt dieses Stück zum Beispiel dem Reigen ist.
    nicht, aber es beschreibt eigentlich einen Schnitzler, den man sehr wenig kennt, wo die ganzen Zwischentöne, diese ganzen leichten Andeutungen von Schicksal, von Tragik oder sowas nicht da sind, sondern wo das ganz hart und ganz unmittelbar und ganz direkt abläuft.
    Johannes Schaaf, der erst vor kurzem an der Volksoper Hoffmanns Erzählungen inszeniert hat, arbeitet das erste Mal als Regisseur am Burgtheater.
    Wenn ihn auch der Ruf seiner Leons-und-Lena-Inszenierung in Salzburg, seiner Filme wie Trotter und Traumstadt vorangeht, wurde seine Schnitzlerinterpretation nicht von allen Schauspielern vorbehaltlos akzeptiert.
    Vor allem Attila Hörbiger, der die psychologisch schwierige Rolle des an den Rollstuhl gefesselten, aber geistig hellwachen Vaters spielt, hatte Bedenken.
    Ich sag's ganz ehrlich, ich war nicht begeistert von ihm, bevor ich ihn kannte.
    Denn er hat ein Schnitzlerstück, ein österreichisches Stück in der Diktion der Berliner Aufführung gelassen.
    Er hat es nicht ändern wollen, obwohl ich natürlich auch gesagt habe, es ist so schade, man kann doch einen steirischen Adjunkten oder einen Wiener Rittmeister oder das und dieses, was als absolut österreichisch gesehen ist, kann man nicht in einer fremden Diktion aufführen.
    Es ist ja, ich will nicht sagen ganz, also gerade berlinisch, aber zumindest norddeutsch.
    Und da hat er mir etwas sehr Kluges gesagt, und darum sage ich, meine Sympathien hat er da mitgebracht.
    Das hat mit dem gar nichts zu tun.
    Denn das wollte auch Schnitzel nicht haben, dass er da ein Lokalstück schreibt.
    Aber er hat es dadurch gehoben.
    Und die Dramaturgie ist absolut richtig.
    Richtig finden die Schauspieler jetzt auch Karl-Ernst Hermanns Bühnenbilder und Kostüme, die nicht realistisch, sondern stilisiert, dabei aber klar und einfach gestaltet sind.
    Nicht Atmosphäre, sondern psychologische Motivation ist das Wesentliche bei Schnitzlers Spiel.
    Er zeigt, wie sehr alle Beziehungen vergänglich und alle menschlichen Verhältnisse von steter Unsicherheit bedroht sind.
    Die Sehnsucht, die Größe des Lebens, nicht nur zu ahnen, sondern zu begreifen, ist in allen Werken des Dichters und Psychiaters Schnitzler zu spüren.
    Zweifel, Resignation, vielleicht auch Hoffnung lassen ihn Sätze schreiben wie diesen im Ruf des Lebens.
    Wer nur an sich denkt, stirbt in jedem Augenblick.
    Wer die Zusammenhänge begreift, lebt ewig.
    Brigitte Hofer gestaltete diesen Beitrag.
    Bereits in der Vorwoche haben wir Sie über das Programm der Alfred-Hitchcock-Filmretrospektive im Österreichischen Filmmuseum informiert, die ab 24.
    März auch einen integralen Bestandteil der diesjährigen Viennale bilden wird.
    Eine weitere Retrospektive wird dem berühmten Filmregisseur und Theatermann Erich Engel gewidmet sein.
    Im Hauptprogramm der Viennale werden 36 Filme aus 26 Ländern gezeigt.
    Hören Sie dazu ein Gespräch, das Konrad Sobel mit dem Organisator dieser Veranstaltung Edwin Spohnig führte.
    Die diesjährige Viennale bringt wie immer Filme aus einer Reihe europäischer Länder, aus Amerika und aus der dritten Welt.
    Mehrere dieser Filme haben sie unter dem Generalnenner der junge Mensch zusammengefasst.
    Dann gibt es eine Reihe preisgekrönter Filme, auch eine Serie neuer österreichischer Filme, relativ wenig international brandneue Filme.
    Wohin bestand eigentlich die Notwendigkeit für gerade diese Auswahl, die Sie getroffen haben?
    Dieses Festival findet in einer Stadt statt, in der relativ wenig an interessanten neuen Filmen vorgeführt wird.
    Das wichtigste, glaube ich, Kriterium, das die Viennale immer wieder haben wird und muss, ist das ursprüngliche Motto, das es einmal hatte, das die Veranstaltung einmal hatte, das war Filme, die uns nicht erreichten.
    Es sind bis auf zwei Filme in diesem Programm und einer davon ist der Eröffnungsfilm, sind das lauter Filme, die uns nicht erreichten und die auch keine Chance haben, uns zu erreichen im Moment.
    Also es ist der Versuch, ein Bedürfnis nach gewissen Filmen, nach einer gewissen Filmkultur, ein Bedürfnis zu schaffen.
    Nun ist es doch so, dass uns also von der internationalen Filmproduktion überhaupt nur ein ganz kleiner Bruchteil je erreicht.
    Wie haben Sie also die Auswahl aus dem großen Reservat der übrigen Filme getroffen?
    Das Reservoir ist heuer gar nicht so groß gewesen, wie es aussieht.
    Denn es ist so komisch, seit zwei Jahren schwindet ein bisschen das Angebot, nämlich das Angebot der Qualität, auch auf den anderen Festivals.
    Es wird weniger Erstklassiges erzeugt, als bisher erzeugt wurde.
    Wir sind in einem Wellental drinnen.
    Und das geschieht so, dass die Auswahl ist dann eine Arbeit eines Jahres.
    Wenn es für die Österreicher natürlich sehr interessant ist, diese Filme jetzt zu sehen, wie steht es mit der internationalen Profilierung der Viennale?
    Die Viennale hat ein eigenartiges Schicksal in der Beziehung.
    Sie ist im Ausland viel besser angeschrieben als in der eigenen Stadt.
    Wir haben jedes Jahr nach der Viennale überraschend
    gute Urteile, positive Urteile.
    Die Italiener zum Beispiel haben voriges Jahr die Vianale ausgerufen als den ersten vollgültigen Ersatz für das venezianische Festival und das ist etwas, was mich sehr freut, weil eigentlich Venedig war für mich immer das entscheidende Festival und ich finde es immer so schade, dass das jetzt nicht mehr existiert.
    Eine Reihe der Filme werden ja frei zugänglich sein.
    Die 1430-Vorstellungen werden frei zugänglich sein.
    Das ist eine Einführung, die wir jetzt seit drei Jahren laufen haben.
    Und in diesen 1430-Vorstellungen soll man gratis eine Reihe von hochinteressanten Nicht-Unterhaltungsfilmen sehen.
    Nach diesem Gespräch, das Konrad Sobel mit dem Organisator der Viennale Edwin Spohnig führte, gebe ich nochmals ins Nachrichtenstudio.
    Rumänien.
    Nach jüngsten Berichten sind nach dem Erdbeben bisher etwa 1.500 Tote und mehr als 6.000 Schwerverletzte geborgen worden.
    Das Ausmaß der wirtschaftlichen Schäden ist noch nicht abzusehen.
    Drei Fünftel des rumänischen Wirtschaftspotenzials liegen in der Katastrophenzone.
    Bulgarien.
    Das Atomkraftwerk bei Russe an der Donau hat nach offiziellen Angaben keine Schäden davongetragen.
    In Bulgarien sind nach jüngsten Meldungen 83 Menschen getötet worden, 50 werden noch vermisst.
    Die Zahl der Verletzten wird mit 140 angegeben.
    Jugoslawien.
    Größere Schäden als bisher angenommen hat das Erdbeben in Ostserbien verursacht.
    Fast 1500 Häuser sind beschädigt, 180 mussten abgerissen werden.
    41 Wirtschaftsunternehmen wurden in Mitleidenschaft gezogen.
    Österreich Bundeskanzlerkreis hat angekündigt, die Regierung werde die Spenden der österreichischen Bevölkerung für die Erdbebenopfer verdoppeln.
    Nach der Sitzung des Ministerrates kündigte Justizminister Broda an, er werde dazu aufrufen, ein Volksbegehren zur Wiedereinführung der Todesstrafe nicht zu unterstützen, falls ein solches initiiert werden sollte.
    Der ÖVP-Parteitag in Linz ist heute mit den Rechenschaftsberichten der Parteiführung fortgesetzt worden.
    Parteiobmann Tau sagte, die österreichischen Sozialisten hätten sich von der Zukunft abgewarnt und blickten nunmehr vertrauensvoll in die Vergangenheit.
    Generalsekretär Lanner kündigte an, Diskussionsschwerpunkt für das heurige Jahr würden Alternativen der ÖVP zur Bildungspolitik sein.
    Mit diesen Kurznachrichten, meine Damen und Herren, ist die Mittagsinformation des aktuellen Dienstes beendet.
    Ausführliche Berichte hören Sie wieder um 18.15 Uhr im Programm Österreich 1, bis dahin zu jeder vollen Stunde in einem der drei Hörfunkprogramme Nachrichten.
    Für Redaktion und Technik verabschiedet sich Karl Jokowski.
    Guten Tag.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.03.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.03.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aufräumungsarbeiten in Rumänien
    Mitwirkende: Chalupa, Gustav [Gestaltung] , Jirkovsky, Karl [Moderation]
    Datum: 1977.03.08 [Sendedatum]
    Ort: Bukarest [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ministerrat: Rumänienhilfe, Justizminister Broda zu Todesstrafe, TV-Diskussion und ihre verschiedenen Ergebnisse bei Meinungsumfragen
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky, Justizminister Broda
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Fischer, Johannes [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Broda, Christian [Interviewte/r]
    Datum: 1977.03.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    VP-Parteitag: Taus Referat, Lanner zu Bildungspolitik
    Einblendung: Taus, Lanner
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung] , Taus, Josef [Interviewte/r] , Lanner, Sixtus [Interviewte/r] , Eichinger, Erich [Gestaltung]
    Datum: 1977.03.08 [Sendedatum]
    Ort: Linz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: ÖVP-Parteitag
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1977.03.08 [Sendedatum]
    Ort: Linz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer: Bilanz
    Datum: 1977.03.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Weiter Entwicklung um Traube-Abhöraffäre in der BRD
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1977.03.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonfernz Bregenzer Prostituierter wegen Berufsbehinderung
    Einblendung: 2 Prostituierte
    Mitwirkende: Poiger, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1977.03.08 [Sendedatum]
    Ort: Bregenz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau Burgtheaterpremiere "Der Ruf des Lebens" von Arthur Schnitzler
    Einblendung: Regisseur Johannes Scharf
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Schaaf, Johannes [Interviewte/r] , Hörbiger, Attila [Interviewte/r]
    Datum: 1977.03.08 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Burgtheater [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf die Viennale 1977
    Interview: Edwin Zbonek
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Zbonek, Edwin [Interviewte/r]
    Datum: 1977.03.08 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.03.08
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Berger, Bruno [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.03.08 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770308_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo